Lost Places

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Fotografiert von Thomas Deicke www.urbex-online.de



Location Spreepark Deutschland

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Central Thermique Luxemburg

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GSSD-Krankenhaus Deutschland

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Château J. B. Bokassa Frankreich

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Ruhestätte Citroën DS Luxemburg

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Ideal Lederwarenfabrik Luxemburg

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Freibad Koblenz Deutschland

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Haftanstalt Birkhausen Deutschland

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Kloster St. Anna Niederlande

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Heilstätte Grabowsee Deutschland

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Château de la Source Luxemburg

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Maison Heinen Luxemburg

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Cristallerie Saint Lambert Belgien

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Kraftwerk ECVB Belgien

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Puits Simon II Frankreich

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Agrarlabor Belgien

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Sanatorium Villemin Frankreich

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Solebad Wittekind Deutschland

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Bureau Central Frankreich

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Universität Lüttich Belgien

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Lindow-Kaserne Deutschland

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Autofriedhof Châtillon Belgien

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Technische Universität Deutschland

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Konsum-Fleischwaren Deutschland

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Station Montzen Belgien


Spreepark – Deutschland Die Geschichte des Spreeparks im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick reicht ins Jahr 1969 zurück. Damals eröffnete auf einer Fläche von 29,5 Hektar der Kulturpark Plänterwald. Er war der erste und lange Zeit auch der einzige ständige Vergnügungspark in der DDR und weit über die Grenzen Berlins bekannt. Im Gegensatz zu westlichen Freizeitparks, die meist einem thematischen Konzept folgen und mit perfekt in die Landschaft eingebetteten Fahrgeschäften werben, war das Konzept des Kulturparks Plänterwald schlicht: Einen großen Teil der Anlage nahm eine einfache Asphaltfläche ein, auf der Fahrgeschäfte und Kirmesbuden dauerhaft aufgebaut wurden. Die Hauptattraktion des Parks war das Riesenrad, welches 1989 nochmals erneuert wurde und mit 36 Gondeln 45 Meter in die Höhe ragt. Es war das Wahrzeichen der umliegenden Gegend. Zu DDR-Zeiten besuchten jährlich bis zu 1,7 Millionen Menschen den Kulturpark Plänterwald.

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Spreepark – Deutschland


Spreepark – Deutschland

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Spreepark – Deutschland


Nach der Wende wurde die Betreibergesellschaft VEB Kulturpark Berlin zügig abgewickelt. Den Zuschlag erhielt die Spreepark Berlin GmbH, dessen Geschäftsführer Norbert Witte war. In der Folgezeit gestaltete er den Freizeitpark nach westlichem Vorbild komplett um. Es entstanden unter seiner Regie viele neue Attraktionen, die Witte vom Freizeitpark Mirapolis bei Paris übernahm. Außerdem führte er einen pauschalen Eintrittspreis ein. Erwachsene zahlten 29 DM und Kinder 27 DM. Zuvor wurde das Geld direkt am Fahrgeschäft kassiert. Obendrein ließ er die riesige Asphaltfläche rund um das Riesenrad aufbrechen, um eine attraktive Wasserlandschaft mit Wikingerschiff zu gestalten. Anfänglich wurde das neue Konzept des Spreeparks gut angenommen. Mit der Zeit häuften sich jedoch die Probleme, so dass der Park 1999 wegen Überschuldung Insolvenz anmelden musste. Zum Schluss besuchten den Park noch 400.000 Personen.

Spreepark – Deutschland

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GSSD-Krankenhaus – Deutschland Die GSSD (Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland) ging 1954 aus den russischen Besatzungstruppen hervor, die seit Ende des Zweiten Weltkriegs in Ostdeutschland stationiert waren. Die Kasernierte Volkspolizei und Nationale Volksarmee waren der GSSD untergeordnet. Alle Institutionen hatten die Aufgabe, die DDR gegen die NATO zu sichern. Zeitweise unterhielt die GSSD im Staatsgebiet der DDR an 276 Orten 777 Kasernen. Das Oberkommando befand sich in Wünsdorf. Nach der deutschen Wiedervereinigung begann die größte Truppenverlegung der jüngsten Zeit. Zu dem Zeitpunkt umfasste die GSSD ... -

337.800 Soldaten 208.400 Zivilangestellte 4.116 Kampfpanzer 7.948 gepanzerte Fahrzeuge 94.129 Kraftfahrzeuge 623 Flugzeuge 615 Hubschrauber 677.000 Tonnen Munition

Für ihren Abzug nutzten die GSSDStreitkräfte den Seeweg (z.B. über den Rostocker Hafen) oder den Schienenweg über Polen. Der Abzug der GSSD-Truppen gestaltete sich schwierig, weil die Sowjetunion selbst zerfiel. 1994 war er abgeschlossen.

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GSSD-Krankenhaus – Deutschland


GSSD-Krankenhaus – Deutschland

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Jüterbog ist heute eine eher beschauliche Gemeinde in Brandenburg. Sie war zeitweise allerdings eine der größten Garnisonsstädte Deutschlands. Mitte des 19. Jahrhunderts fasste das Militär den Beschluss, in Jüterbog einen königlich-preußischen Artillerieschießplatz zu errichten. Schnell folgten weitere Einheiten, sodass bald auch ein rein militärisch genutzter Stadtteil entstand. Nach dem 1. Weltkrieg fand der Garnisonsbetrieb in Jüterbog anfangs nur eingeschränkt statt. Das änderte sich nach der Machtübernahme der Nazis. Nach und

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GSSD-Krankenhaus – Deutschland

nach siedelte die Wehrmacht in Jüterbog Einheiten des Heeres, der Luftwaffe und der Waffen-SS an. Nach dem 2. Weltkrieg war das Örtchen bis 1994 – dem Abzug der GSSD-Truppen – die wichtigste Militärbasis der UdSSR bzw. GUS in Deutschland. Man schätzt, dass bis zu 40.000 Soldaten dort stationiert waren. Natürlich benötigten die Soldaten auch entsprechende ärztliche Versorgung. Die Russen nutzen dazu ein mitten im nahen Wäldchen gelegenes Areal.


GSSD-Krankenhaus – Deutschland

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Ruhestätte Citroën DS – Frankreich Hast du schon einmal einen Händler entdeckt, der ausschließlich die „Göttin“ zum Verkauf anbietet? Das war früher nicht ungewöhnlich. Heute ist es eher selten. Und noch seltener ist sicher ein Händler, der seine „Schätze“ so dekorativ und frei zugänglich aufreiht. Insofern möchte ich diesen besonderen Ort auch nicht als Schrottplatz bezeichnen, sondern von der „Ruhestätte der Göttin“ sprechen. Das erscheint mir angemessen. Die Göttin – also der Citroën DS – ist ein zwischen 1955 und 1975 produzierter Klassiker. Dieses Fahrzeug löst die zuvor 23 Jahre äußerlich kaum veränderten Modelle der Baureihe Traction Avand ab. Das ausschließlich mit Vierzylinder-Reihenmotor ausgestattete Fahrzeug zählte zur Oberen Mittelklasse bzw. Oberklasse. Seine stromlinienförmige Karosserie und die neue hydropneumatische Federung waren ihrer Zeit weit voraus. Von 1955 bis 1975 baute Citroën 1.46 Mio. Fahrzeuge.

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Ruhestätte Citroën DS – Frankreich

Die Bezeichnung DS war eine Ableitung bzw. ein Wortspiel der Prototypenbezeichnung als D-Modelle. Die interne Bezeichnung war ursprünglich VGD (voiture à grande diffusion), sinngemäß „Fahrzeug mit großer Verbreitung und Stückzahl“. Aus den verschiedenen VGD-Versionen, intern als D mit der entsprechenden Zahl dahinter (D1, D2 usw.) bezeichnet, wurden mit der Zeit die DS. Irgendwann ist man sich bei Citroën dann wohl des sprachlichen Gleichklangs von (la) déesse (= die Göttin) mit dem Buchstabenkürzel bewusst geworden; dieses Wortspiel wurde dann für die Modellbezeichnung übernommen. Auch mit der Modellbezeichnung anderer Citroën-Modelle wurden ähnliche Wortspiele möglich, im Französischen wie im Deutschen etwa assoziiert das Sparmodell ID das Wort Idee, die Buchstabenkombination des DS-Nachfolgers CX steht im Französischen für den CW-Wert.

Es gab die DS ab Werk als viertürige Limousine (Berline) und als fünftürige Kombiversionen. Sie hießen Break, Familiale bzw. Commerciale und unterschieden sich in Zahl und Anordnung der hinteren Sitze. Als Besonderheit waren bei diesen Versionen im Heckbereich zwei Kennzeichen angebracht, damit auch bei heruntergeklapptem Unterteil der Heckklappe das Fahrzeug zu identifizieren war, beispielsweise bei Transporten mit herausragender Ladung. In sehr kleiner Stückzahl gab es das zweitürige Cabriolet, dazu gesellten sich im Laufe der Zeit einige Sonderversionen. Die Limousinen der DSModelle waren ab 1964 als Luxusversion Pallas erhältlich. Bei der Vorstellung auf dem Pariser Autosalon 1955 wurden bereits am Abend des ersten Tages knapp über 12.000 Bestellungen gezählt.


Ruhestätte Citroën DS – Frankreich

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Ruhestätte Citroën DS – Frankreich


Ruhestätte Citroën DS – Frankreich

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Freibad Koblenz – Deutschland Mitten im Sommer – es ist bewölkt und dennoch unerträglich heiß – jetzt eine Abkühlung, einen Sprung kopfüber ins kühle, erfrischende Nass. Was für ein Genuss! Diese Freuden kann man im ehemaligen Freibad von Koblenz heute nicht mehr unbeschadet genießen. Es wurde vor Jahren geschlossen und dümpelt seither vor sich hin. Alle Versuche, es erneut zu beleben, scheiterten. Insofern erscheint es logisch, dass in zwischen die Bagger angerückt sind, um es abzureißen.

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Freibad Koblenz – Deutschland


Freibad Koblenz – Deutschland

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Freibad Koblenz – Deutschland


Freibad Koblenz – Deutschland

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Kloster Sankt Anna – Niederlande Die Geschichte dieses ehemaligen Klosters Sankt Anna in den Niederlanden reicht bis in das Jahr 1686 zurück. Zuletzt wurden die Gebäude von einem Institut für geistig Behinderte genutzt. Sie zogen vor einigen Jahren in einen Neubau um. Seither verkommt der einstige Ort des Glaubens.

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Kloster Sankt Anna – Niederlande


Kloster Sankt Anna – Niederlande

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Kloster Sankt Anna – Niederlande


Kloster Sankt Anna – Niederlande

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Château de la Source – Luxemburg Château de la Source ist ein Kleinod für Urban Explorer. Zum ehemaligen Gutshaus gehören natürlich auch Ländereien. Nachdem letztere an einen Großbauern der Region verkauft wurde, blieb das Château übrig. Inzwischen hat der Eigentümer auch dieses veräußert. Die Gemeinde interessierte sich dafür, weil es aufgrund seiner zentralen Lage im Dörfchen, in Sichtweite der Kirche, ein optimaler Standort für ein neues Gemeindezentrum plus angeschlossenem Kindergarten wäre.

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Château de la Source – Luxemburg


Château de la Source – Luxemburg

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Château de la Source – Luxemburg


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Cristallerie Saint Lambert – Belgien Die Cristallerie Du Val Saint Lambert – ein Lost Place, der einem Fotografen mehr zu bieten hat als Schmutz und Verfall. Denn das Unternehmen, welches seit 1826 handgemachte Schmuckstücke aus Glas produziert, ist heute noch tätig. Insofern ist die Kristallerie ein Ort voller Gegensätze: Man kann den Glasbläsern bei Ihrer anstrengenden Arbeit zusehen und verfolgen, wie aus einem unscheinbaren Klumpen Glas eine wohl geformte Vase entsteht. Andererseits (dies allerdings auf eigene Faust) kann man sich die ehemaligen Produktions- und Lagerstätten des Unternehmens ansehen.

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Cristallerie Saint Lambert – Belgien


Cristallerie Saint Lambert – Belgien

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Im wallonischen Kohlegürtel gehörte die Kunst der Glasherstellung und -verarbeitung seit dem 17. Jahrhundert zu den wichtigen Industriezweigen der Region. Die Lage war hervorragend dafür geeignet. Es gab reiche Kohlevorkommen, ausgedehnte Wälder, Bleiminen und Kalksteinbrüche. Obendrein hatte die Region schon früh eine gut ausgebaute industrielle Infrastruktur bzw. ein ausgezeichnetes Verkehrsnetz. Noch heute verfügt Lüttich nach Duisburg und Paris über den drittgrößten Binnenhafen in Europa. Die Geschichte der Cristallerie Du Val Saint Lambert ist eng mit der Geschichte der lothringischen Kristallerie Saint Louis und Baccarat verbunden. Denn 1802 gründete der Pariser Geschäftsmann Aimé-Gabriel

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Cristallerie Saint Lambert – Belgien

d’Artigues bei Namur die erste „cristallerie industrielle“. Wenige Jahre später – um 1826 – gründeten ehemalige Mitarbeiter von d'Artigues in Seraing bei Lüttich die heutige Kristallerie. Der Vertrieb erfolgte anfangs nicht unter eigenem Namen, sondern über ein Vertriebsnetz. In den Jahrzehnten danach expandierte die Kristallerie. Anfang des 1. Weltkriegs beschäftigte sie 2.800 Mitarbeiter; sie produzierten täglich mehr als 120.000 Glasgegenstände. Die beiden Weltkriege führten das Unternehmen wiederholt an den Rand des Ruins. Letztlich erholte es sich nicht von diesen Veränderungen. Heute arbeiten in dem Traditionsunternehmen noch etwas 60 Personen.


Cristallerie Saint Lambert – Belgien

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Puits Simon II – Frankreich Urban Exploring der besonderen Art – selten konnte ich mir einen solch interessanten Ort wie Puits Simon II ansehen, wo Sicherheitskräfte und Fotografen ein Wettrennen veranstalten. Die Grube wird regelmäßig verschlossen, um dann wieder von Fotografen geöffnet zu werden. Neuerdings brachte der Eigentümer sogar Videokameras an, vor denen sich Besucher hüten sollte. Der Name der Grube, zu der fünf Schächte gehörten, geht auf seinen ersten Geschäftsführer zurück. Es war der Ingenieur William Simon. Er war CEO des Unternehmens Houillères Petite-Rosselle (1905 - 1913). Im Jahr 1904 begann das unterirdische Leben an diesem Ort – man begann mit dem Abteufen in den Schacht Simon I. Die erste Kohle förderte man dann am 22. Februar 1907. Kurze Zeit später begannen die Arbeiten am zweiten Schacht und dem Bau der Kohlenwäsche, die heute leider nicht mehr erhalten ist.

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Puits Simon II – Frankreich


Puits Simon II – Frankreich

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Sanatorium Villemin – Frankreich Krankheiten kannten und kennen keine Grenzen. Dieser kluge Spruch galt im 19. Jahrhundert natürlich auch für die Tuberkulose. Sie war nicht nur in Deutschland eine Volkskrankheit – sondern auch im Nachbarstaat Frankreich. Beide Nationen wendeten viel Energie und Geld auf, um sie einzudämmen. Insofern entstanden in dieser Zeit in beiden Ländern große Heilstätten, in denen man die Patienten isolierte, um sie angemessen behandeln zu können.

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Sanatorium Villemin – Frankreich

In dieser Zeit und mit dieser Intention entstand auch das Sanatorium Villemin. Als Bauplatz wählte man einen Landstrich abseits großer Städte – nämlich eine ländlich geprägte Region westlich von Paris. Man errichtete das Sanatorium auf der Südseite einer kleinen Anhöhe. Von dort aus hatten die Patienten einen herrlichen Blick über das Land. Die Gebäude waren vor den kalten Winden aus dem Norden geschützt. Auf dem Plateau errichtete man die Verwaltungsbauten.

Der Architekt nutzte Erfahrungen, die er beim Bau ähnlicher Heilstätten in Deutschland machte. Daher ist eine Ähnlichkeit des Sanatoriums mit anderen Heilanstalten hierzulande unverkennbar. Die technische Ausstattung des Sanatoriums lag auf der Höhe der Zeit. Es hatte eine Zentralheizung, Kesselhäuser und eine eigene Stromerzeugung. In den Maschinenhäusern befand sich ein Kraftwerk; die Dampfmaschinen trieben einen Dynamo an, der 110 Volt Gleichstrom produzierte.


Sanatorium Villemin – Frankreich

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Sanatorium Villemin – Frankreich


Das Sanatorium Villemin nahm nach kurzer Bauzeit bereits 1899 erste Patienten auf. Seinerzeit sprach man von einem Meilenstein hinsichtlich der Isolierung und Behandlung von TBC-Patienten. Bis zum 1. Weltkrieg beherbergte das Sanatorium nur Männer, die an TBC erkrankt waren. Während der Kriegsjahre mussten Patienten und Pflegepersonal evakuiert werden, weil das Militär den gesamten Komplex für sich in Anspruch nahm. Es gab zwar keine Kämpfe in der Region, aber dennoch hinterließ die Armee bleibende (bauliche) Spuren. Umfangreiche Renovierungsarbeiten führten dazu, dass das Sanatorium Villemin erst 1920 neue Patienten aufnehmen konnte. Diesmal waren es ausschließlich Frauen, um deren Heilung man sich bemühte. Der 2. Weltkrieg brachte erneut eine Wende in der Geschichte des Sanatoriums. Erneut mussten die Patienten weichen, damit Soldaten einziehen konnte. Die letzten Offiziere verließen die Anstalt 1949. 1963 änderte sich die Ausrichtung des Sanatorium Villemin abermals. Man widmete sich der Gerontologie – also der Pflege älterer Menschen. Obendrein beherbergte das Krankenhaus Empfänger von Sozialhilfe und Frauen mit chronischen Erkrankungen. Anfangs stellte man dafür knapp 700 Betten zur Verfügung. Mit den Jahren schrumpfte diese Zahl auf 247 Betten im Jahr 1998. Im Folgejahr wurde das Sanatorium Villemin geschlossen.

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Sanatorium Villemin – Frankreich


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Bureau Central – Frankreich


Bureau Central – Frankreich Ein Ort mit großer Vergangenheit: Bureau Central de la Maison de Wendel Die Familie de Wendel ist eine alte Industriellendynastie. Sie hat deutsche Ursprünge, gehörte aber zu den großen Familien Frankreichs. Man nannte sie in einem Atemzug mit Krupp, Klöckner, Otte Wolff, Stinnes, Mayrisch und Schneider-Creusot. Alles große Gründer, die ihre Reiche aus Fördertürmen und Hochöfen aufbauten und der Parole folgten „Eisen will zu Kohle – Kohle zu Eisen ...“. Henri Paul François de Wendel († 1906) war Mitglied des Deutschen Reichstags. Zurück zum Bureau Central – der ehemaligen Zentrale des Hauses de Wendel: Dieser beeindruckende Bau entstand 1892 und wurde 1926 erweitert. Heute ist dieser Lost Place verrammelt und verriegelt. Das Gebäude schläft, wobei es Pläne gibt, das Bureau Central wieder herzurichten. Das wäre wünschenswert; ich besuchte selten einen so eindrucksvollen Bau. Derzeit sind jedoch noch alle Fenster verschlossen und im Inneren dringt einzig spärliches Licht durch die Decke, die teilweise verglast ist. Dieses Dämmerlicht war für mich bzw. meine Fotografie ein besonderer Reiz.

Bureau Central – Frankreich

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Bureau Central – Frankreich


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Lindow-Kaserne – Deutschland Die Geschichte der ehemaligen GSSDKaserne Lindow bei Bernau begann 1936. Seinerzeit entstand hier die Heeresbekleidungsanstalt Bernau. Ihre Aufgabe war die logistische Versorgung der Wehrmacht mit Bekleidung – ergänzt um weitere Leistungen wie Reinigung, Anfertigung und Lagerung.

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Kaserne Lindow – Deutschland


Kaserne Lindow – Deutschland

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Auf den ersten Blick denkt man beim Betrachten der Bauten an die typisch norddeutsche Ziegelbauweise. Weit gefehlt. Die Gebäude haben ein für die damalige Zeit modernes Stahlbetonskelett und wurden nur äußerlich mit Ziegeln verblendet. Das erklärt den guten Zustand der Bauten – auch wenn das Land Brandenburg alle Bauten mit Schildern wie „Achtung Einsturzgefahr“ versah. Ferner unterscheidet sich der Komplex seiner Bestimmung entsprechend in einer weiteren Hinsicht von üblichen Kasernen dieser Zeit. Die Etagen der Gebäude werden jeweils durch große Arbeitshallen geprägt, die einen Großteil der Grundfläche einnehmen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Gelände von der GSSD genutzt – hier war die Garde Rotbanner Panzerregiment stationiert. Sie nutzte die 65.000 Quadratmeter von 1945 bis zu ihrem Abzug im Jahr 1994 für ähnliche Zwecke. Allerdings ging sie mit den Kohlenwasserstoffen, die sie zur chemischen Reinigung nutzte, sorglos um, so dass die Böden stark kontaminiert sind.

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Kaserne Lindow – Deutschland


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Kaserne Lindow – Deutschland


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Technische Universität – Deutschland Das Gebäude der Technischen Universität in Chemnitz ruht seit Jahren. Im ersten Obergeschoss reiht sich ein Vorlesungsaal an den anderen. Damit die Studenten durch die Plage des vielen Lernens nicht verhungerten, gab es eine eigene Küche im Keller bzw. einen großen Speisesaal im Erdgeschoss.

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Technische Universität – Deutschland


Technische Universität – Deutschland

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Central Thermique – Luxemburg Die Central Thermique (kurz CT) war das ehemalige Heizkraftwerk der Stadt Eschsur-Alzette in Luxemburg. Sie wurde 1951 erbaut und 1997 geschlossen. In der Zwischenzeit befeuerte man das Kraftwerk mit den toxischen Gasen der nahegelegenen Hochöfen und gewann so den Strom für die Haushalte bzw. die vielfältige Industrie vor Ort. Das Heizkraftwerk ist unter den Fotografen, die sich für Lost Places interessieren, ein Klassiker. Und: Die CT ist ein Abenteuerspielplatz für die Großen und Kleinen. Leider hinterließen die Besucher entsprechende Spuren, sodass sie in einem schlechten Zustand ist. Dennoch lohnt sich ein Besuch.

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Central Thermique – Luxemburg


Central Thermique – Luxemburg

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Central Thermique – Luxemburg


Central Thermique – Luxemburg

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Château J. B. Bokassa – Frankreich Dieses schicke Château war zuletzt Wohnsitz von Jean Bédel Bokassa und dessen Familie. Er war ein gefürchteter Gewaltherrscher, der sich 1966 an die Macht seines afrikanischen Heimatlandes putschte. Bokassa übernahm dort zunächst die Macht als Staatspräsident, ernannte sich zum Vorsitzenden der einzigen Partei des Landes, löste das Parlament auf und schaffte die Verfassung ab. Diese mächtige Stellung reichte ihm allerdings nicht. Sechs Jahre nach der Machtübernahme ließ er sich zum „Präsidenten auf Lebenszeit“ ausrufen und vier Jahre später ernannte er sich sogar zum Kaiser seines Landes. Den Machterhalt sicherte sich Bokassa mit größter Härte. Etliche Gräueltaten gehen auf sein Konto, Morde und Folter gehörten dazu. Politische Gegner wanderten ins Gefängnis, um dann von der Bildfläche zu verschwinden. Man sagt ihm auch nach, dass er sich nicht zu schade war, selbst Hand anzulegen.

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Château J. B. Bokassa – Frankreich

1979 beendete ein erneuter Militärputsch seine Herrschaft. Bokassa flüchtete über die Elfenbeinküste, wo er vier Jahre lebte, ins Exil nach Frankreich. Dort bezog er mit zehn seiner Kinder und einer Freundin dieses Château, wo er von 1983 - 1986 lebte. Nach der Rückkehr in sein Heimatland blieben die Verwandten in Frankreich. Sie waren die letzten Bewohner des kleinen Schlosses. Bokassa wurde während seiner Abwesenheit von der Justiz seines Landes wegen Mordes, Folter, Korruption und Kannibalismus zum Tode verurteilt. Das Urteil wandelte man 1986 in lebenslange Zwangsarbeit. 1993 kam er in den Genuss einer Generalamnestie anlässlich der Rückkehr des Landes zur Demokratie. 1996 verstarb der ehemalige Diktator.


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„Ein Schloss, ein Pförtnerhaus, ein weitläufiger Park mit Bäumen und einer Doppelgarage“ hatte es in der Anzeige geheißen, die in einschlägigen Zeitungen erschien, um die Zwangsversteigerung im Dezember 2010 anzukündigen. Das Anfangsangebot für das Anwesen lag bei 735.000 Euro. Bokassas Familie, die das Herrenhaus bewohnte, versuchte gegen die Zwangsversteigerung vorzugehen. Zuletzt schrieb einer seiner zahlreichen Söhne einen flehenden Brief an den französischen Präsidenten. Nicolas Sarkozy habe ihm „mit Verspätung“ geantwortet und nahegelegt, sich ans Justizministerium zu wenden, sagte der Sohn des Diktators bei der Auktion. Letztlich waren all seine Bemühungen, die Versteigerung zu verhindern, vergebens. Das Château kam Ende 2010 unter den Hammer. Es gab drei Bieter. Für 915.000 Euro ging der Zuschlag an den heutigen Eigentümer. „Es wird in der Presse viel Wirbel um den ehemaligen Diktator gemacht, aber das war nicht ausschlaggebend für meinen Mandanten“, so die Beteuerung des Anwalts des neuen Eigentümers. Er möchte das Château komplett sanieren. Dafür wird er nochmals einen Millionenbetrag in die Hand nehmen müssen.

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Château J. B. Bokassa – Frankreich


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Ideal Lederwerke – Luxemburg Die Geschichte dieser weitläufigen und ziemlich verwinkelten Fabrik beginnt gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Seinerzeit gründeten zwei Kaufleute die Ideal Lederwarenfabrik und wählten als Produktionsstandort ein Städtchen im Nordosten des Großherzogtums Luxemburg. Dem Handelsregisterauszug aus dem Jahr 1914 ist zu entnehmen, dass das Kapital der Gesellschaft unglaubliche 2 Mio. Luxemburgische Francs betrug. Eine für die damalige Zeit ungewöhnlich hohe Summe. Die Kaufleute konnten allerdings mit der Herstellung von Leder und Lederwahren aller Art (insbesondere jedoch Industrieriemen) schnelles und gutes Geld verdienen. 1929 wurde die Ideal Lederwarenfabrik von einem der größten Konzerne der europäischen Lederindustrie übernommen. Die Mehrheit an dem Unternehmen hielten deutsch-jüdische Familien. Dies war seinerzeit noch kein Problem. Während der Nazi-Zeit traf jedoch auch dieses Unternehmen die „Arisierung“. Es gab einen Eigentümersowie Namenswechsel (1940/1941). Nach dem Krieg folgte für das Unternehmen eine kurze Periode des Aufstiegs. Doch der Strukturwandel in der Lederindustrie ging an dieser Fabrik nicht spurlos vorüber und bedeutete 1961 sogar ihr Ende. Zwei Jahre später zog ein neuer Eigentümer ein. Es war ein weltweit tätiger Hersteller von Bodenbelägen aller Art, der hier eine seiner europäischen Produktionsstätten aufbaute. Warum das Unternehmen diesen Produktionsstandort wieder aufgab, kann ich leider nicht sagen. Es ist jedenfalls noch heute erfolgreich mit dem Verkauf von PVCBöden, Holz- und Laminatböden, Linoleum und Sportböden.

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Ideal Lederwerke – Luxemburg


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Ideal Lederwerke – Luxemburg


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Abschiebehaftanstalt – Deutschland


Abschiebehaftanstalt – Deutschland Viele Menschen würden sich wünschen, in einer so vorzüglichen Gegend zu wohnen. Ein Haus im Grünen, welches abseits von jeglichem Verkehr liegt. Man wird morgens vom Vogelgezwitscher geweckt und kann abends zusehen, wie sich Hase und Igel eine gute Nacht wünschen. Herrlich. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob die Bewohner der Abschiebehaftanstalt Birkhausen für diese Schönheit einen Blick hatten. Ich glaube es nicht. Die Regierung von Rheinland-Pfalz hat den Bauplatz 1996 mit Bedacht gewählt. Zuerst entstand hier ein Freigängerhaus der Justizvollzugsanstalt Zweibrücken, dem auch eine Gärtnerei und eine Baumschule angeschlossen waren. Die 880 Ausreisepflichtigen der anschließenden Abschiebehaftanstalt Birkhausen kamen nicht mehr in den Genuss der Arbeit im Grünen. Sie warteten auf Ihre Abschiebung. Ende 2005 schloss Rheinland-Pfalz die Abschiebehaftanstalt und verlegte alle Insassen in andere Haftanstalten des Landes – unter anderem Ingelheim. Seither stehen die Gebäude leer. Im Verlauf der Jahre gab es etliche Vorschläge zur Nachnutzung. Besonders reizvoll fand ich den Vorschlag, dort ein Seniorengefängnis zu errichten. Er wurde natürlich nicht realisiert.

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Heilstätte Grabowsee – Deutschland Die Entstehung der Lungenheilstätte Grabowsee ist auf das Wirken des Stabsarztes Gotthold Pannwitz zurückzuführen. Er setzte sich seit 1895 im Kaiserlichen Gesundheitsamt für die Gründung einer Heilstätte für Lungenkranke ein. Die Tuberkulose war seinerzeit eine Volkskrankheit. Insbesondere mittellose Kranke hatten damals kaum Aussichten auf Genesung, weil die Behandlung viel zu viel Geld kostete. Diesen Menschen wollte Gotthold Pannwitz mit seiner Initiative helfen. Da ihm die notwendigen finanziellen Mittel zur Verwirklichung seiner Idee fehlten, gründete er einen Verein und begann, unermüdlich Spenden zu sammeln. Sein Vorhaben begeisterte viele Menschen, so dass er kurze Zeit später eine beträchtliche Summe zur Verwirklichung seiner Idee vorweisen konnte.

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Heilstätte Grabowsee – Deutschland

Bereits im März 1896 entstand ein Vorläufer der späteren Lungenheilanstalt Grabowsee – nämlich die „Volksheilstätte des Roten Kreuzes“. Sie war anfangs eine „Versuchsanstalt“ zur Behandlung der Tuberkulose der Berliner Arbeiterschicht, die sich eine Kur in den Schweizer Höhenlagen nicht leisten konnten. Eine kaiserliche Pionierkompanie baute im Rahmen einer Übung 27 Baracken für Lungenkranke. Im April 1896 zogen die ersten 30 Patienten ein. Ähnlich wie in Beelitz kombinierten die Architekten einen ausgefeilten Baustil mit den Errungenschaften der damaligen Technik. So sollen beispielsweise noch heute die Überreste einer elektrischen Mini-U-Bahn unter der Klinik erhalten sein. 1920 übernahm die Landesversicherungsanstalt Brandenburg die Lungenheilstätte Grabowsee.

Nach Entwürfen und unter Bauleitung des Architekten Arnold Beschoren erfolgten großzügige Aus- und Umbauten, die das heutige Erscheinungsbild der Anlage prägen. Damals wurde auf dem Gelände am See auch eine kleine Kirche errichtet, die allerdings 2007 einer Brandstiftung zum Opfer fiel. Die in den 20er Jahren errichteten Operations- und Röntgenräume nutzte nach dem Zweiten Weltkrieg die Sowjetarmee. Sie funktionierte die Lungenheilstätte zum Lazarett um. Seit dem Abzug der GSSDTruppen prägt Verfall, Vandalismus und das Werk von Kupferdieben das Bild der ehemaligen Lungenheilstätte.


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Maison Heinen – Luxemburg


Maison Heinen – Luxemburg Das Maison Heinen ist ein ehemaliger Bauernhof in einem beschaulichen Dorf im Norden Luxemburgs. Das Anwesen steht seit Jahren leer. Während die Nebengebäude allesamt einsturzgefährdet sind, ist das ehemalige Wohnhaus in einem erstaunlich guten Zustand. Das schlichte Äußere des Bauernhauses lässt nichts von den vielen Überraschungen im Inneren vermuten. Die einstigen Bewohner hatten einen Sinn für Besonderes. Sie verzierten ihr Heim mit allerlei schönen Dingen – beispielsweise wundervollen Fließen und herrlicher Wandmalerei. Sie scheinen auch keine armen Zeitgenossen gewesen zu sein. Anders kann ich mir den großen Safe im Erdgeschoss nicht erklären. Denn einen solchen findet man üblicherweise nicht in einem schlichten Bauernhaus. Insofern ist ein Rundgang durch das Gebäude voller Überraschungen.

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Kraftwerk ECVB – Belgien Es ist schon erstaunlich, dass ein Unternehmen eine solche eindrucksvolle Anlage schließt und schlummern lässt. Einst versorgte dieses belgische Kraftwerk mehrere Papiermühlen in der Umgebung mit Energie. Heute hat diese Aufgabe eine neue und hochmoderne Anlage ganz in der Nähe übernommen.

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Agrarlabor – Belgien Der 2004 aufgegebene Laborkomplex war einst ein kleiner, aber wichtiger Ableger eines der ältesten Träger für Forschung und Lehre in den Bereichen Pflanzenanbau und Bioingenieurswesen in Belgien.

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Agrarlabor – Belgien


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Agrarlabor – Belgien


Für die umliegende Landwirtschaft war das Schaffen der Wissenschaftler der „station de chimie et de physique agricoles“ wichtig. Sie hatten einen guten Ruf wegen ihres Wissens in den Bereichen Toxikologie, Molekularbiologie etc.. Und sie betrieben Studien, mit denen sie die Auswirkungen der chemischen, physikalischen und mikrobiologischen Beschaffenheit des Bodens auf Pflanzen untersuchten. Das dreistöckige Haus des BiologieChemie-Labors hat selbst keinen nennenswerten architektonischen Wert. Der Komplex beherbergt einen Verwaltungstrakt und etliche Labore unterschiedlicher Größe. Das Innere dieses Lost Places ist fast ein Labyrinth. Ich benötigte einige Zeit, um mich dort zu orientieren. Hervorzuheben ist, dass – einmal abgesehen von Dreck und Staub – keine Zerstörung vorzufinden ist.

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Solebad Wittekind – Deutschland Das Solebad Wittekind in Sachsen-Anhalt wurde 1846 erbaut und erlebte kurz darauf seine Blütezeit – nämlich in den Jahren 1850 - 1880. Damals befand sich die Anlage mitten in der Natur vor den Toren der Stadt Halle an der Saale. Zu den Gästen gehörte auch Friedrich Nietzsche, der hier nach Ende seiner Militärzeit einen Sturz vom Pferd kurieren wollte. Die heutige noch vorhandenen Gebäude des Solebads entstanden in den Jahren 1923 - 1925 nach den Entwürfen von Wilhelm Jost. Das von ihm erschaffene Badehaus im Art Deco-Stil ist das zentrale Gebäude der Anlage. Es wurde auf halbovalem Grundriss als eingeschossiges Gebäude erreichtet. Dort befindet sich eine Vielzahl kleiner Räume für Reinigungs- und medizinische Bäder. Jeweils am Ende der Anlage befinden sich zweigeschossige Kopfbauten, die u.a. die Verwaltung bzw. Wohnungen beherbergten. Das Solebad grenzt unmittelbar an eine Parkanlage, in deren Zentrum sich ein Brunnen befindet. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der Verfall der außergewöhnlichen Kuranlage. 1977 mündete das in der teilweisen Schließung des Solebads. Das endgültige Aus folgte im Jahr 1992.

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Wissenswertes zur Namensgebung des Solebads: Im 8. Jahrhundert führt Wittekind das Land als Herzog der Sachsen. Nicht nur sein Widerstand gegen Karl den Großen machte Wittekind zu einer Legende, sondern auch seine Taten im humanitären Bereich. In ganz Sachsen findet man deshalb Wittekind-Statuen.

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Universität Lüttich – Belgien Die Bergbau-Universität im Herzen der belgischen Stadt Lüttich ist für interessierte Fotografen ein Lost Place der Extraklasse. Obwohl große Teile der ehemaligen Bildungsstätte in einem erbarmungslosen Zustand sind, kann man noch immer Räume vorfinden, bei denen man den Eindruck hat, sie seien erst gestern verlassen worden. Dort ist noch das gesamte Mobiliar inklusive Computer und Literatur vorhanden. Einst gehörte die Bergbau-Universität in Lüttich zum grenzüberschreitenden Hochschulverband ALMA. Die Ursprünge der Universität reichen in das Jahr 1817 zurück – also in die Zeit des Vereinigten Königreichs der Niederlande unter König Wilhelm I.. Der Akademiesaal wurde nach den Plänen von Jean-Noël Chevron zwischen 1819 und 1824 aus wiederverwendeten Steinen einer alten Jesuitenkirche erbaut.

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Der Aachen-Lüttich-Maastricht-Austausch (kurz ALMA) ist eine grenzüberschreitende Kooperation zwischen vier Universitäten in der Euregion Maas-Rhein. Die Ziele des 1991 gegründeten Verbandes sind es, die Zusammenarbeit der beteiligten Bildungsstätten hinsichtlich Forschung und Lehre, den Austausch von Studenten sowie die Weiterbildung zu fördern. Der ALMA gehören die Universität in Aachen, zwei Universitäten in Belgien (Lüttich und Hasselt) und die Universität im niederländischen Maastricht an.

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Autofriedhof Châtillon – Belgien

Der Wald der vergessenen Autos – das kann nur der legendäre Autofriedhof im belgischen Châtillon sein. Früher gab es in dem kleinen Örtchen Châtillon einmal vier Schrottplätze allererster Güte, von denen heute leider keiner mehr übrig ist. Zuletzt verschwand der Schrottplatz, den ich besuchte. Er war eine Ruhestätte der besonderen Art. Die Autos, die dort schlummerten, stammten überwiegend aus den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhundert. Einst gehörten sie zu einer „privaten Sammlung“ eines Bewohntes von Châtillon. Er war Schrotthändler und begeisterte sich für die ausrangierten Fahrzeuge der amerikanischen Soldaten, die ganz in der Nähe stationiert waren. Er kaufte sie, um sie in einem kleinen Nadelwäldchen aufzubewahren.

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Konsum-Fleischwaren – Deutschland Die Geschichte der Konsumgenossenschaft Berlin und Umgebung e.G. (kurz KGB) reicht bis in das Jahr 1899 zurück. Da die KonsumGeschäfte an Mitglieder bei jedem Kauf auch Rabattmarken (sog. Konsum-Marken) ausgaben und jeweils zum Jahresende eine Rückvergütung erfolgte, hatten in der DDR die meisten Privathaushalte mindestens ein Konsum-Mitglied. Dies führte dazu, dass die KGB bis zur Wende die größte Konsumgenossenschaft in der DDR und die viertgrößte weltweit war. Noch heute sind dort gut 75.000 Mitglieder organisiert.

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Konsumgenossenschaften hatten ihren Ursprung in England, weil sich dort Handwerksbetriebe gegen die wachsende Industrie und deren Absatzchancen schützen wollten. In Deutschland folgten 1850 erste Genossenschaften, die vor allem Lebensmittel und Artikel für den Haushalt in großer Menge einkauften, um sie preisgünstig an Mitglieder abzugeben. Obendrein profitierten sie vom Gewinn der Genossenschaft, weil es jährlich zu einer Ausschüttung kam. Die Jahre ab der Jahrhundertwende bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs bzw. Gründung der DDR waren für die Konsumgenossenschaft bewegt. Anfangs stieg die Mitgliederzahl enorm. Man überschritt im Jahr 1930 die 100.000er-Marke. Im Gegensatz dazu war die Zeit vor und während des Zweiten Weltkriegs deutlich schwieriger. Denn seinerzeit eingeführte Gesetze wie beispielsweise das Rabattgesetz erschwerten das Handeln der Konsumgenossenschaften erheblich. In den Anfangsjahren der DDR kam der Genossenschaft eine wichtige Bedeutung bei der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln etc. zu. Der Konsum wickelte in Berlin um 1950 etwas 20 Prozent des Einzelhandelsumsatzes ab, was sich bis 1958 (Abschaffung der Lebensmittelkarten) auf etwa 30 Prozent erhöhte. Mit der späteren Preisangleichung zwischen den Verkaufsstellen der Handelsorganisation und dem Konsum sowie dem stetigen Verschwinden privater Geschäfte wurde eine Mitgliedschaft im Konsum immer attraktiver.

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Die Mitglieder erwarben für 50 Mark einen Genossenschaftsanteil. Fortan erhielten sie am Ende des Jahres eine Rückvergütung. Sie betrug lange Zeit drei Prozent des Einkaufswerts. Natürlich konzentrierten sich die Konsumgenossenschaften nicht nur auf den Einund Verkauf von Waren in den eigenen Geschäften. Von Anfang an betrieben sie eigene Betriebe wie Bäckereien oder Wurst- & Fleischwarenfabriken. Dieses führt mich auch zu der Location: Das heute unter Denkmalschutz stehende Bauensemble entstand um die Jahrhundertwende. 1900 erwarb die Konsumgenossenschaft Berlin und Umgebung e.G. ein ca. 124.000 Quadratmeter großes Gelände, um dort durch den Architekten Leberecht Paul Ehricht repräsentative Verwaltungs- und Vorstandsgebäude sowie Wohnblocks und eine Bäckerei errichten zu lassen. Der Grundstein wurde 1910 gelegt. Mit der Zeit wurde das Gelände immer mehr erweitert und es entstanden weitere Produktionsstätten. Zum Schluss waren dort neben einer Großbäckerei (BaKo), eine Konditorei, eine Pfefferkuchenfabrik und eine Fleischwarenfabrik mit entsprechenden Räucheröfen und einer Pökelei angesiedelt.


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