#07 Frühling 2013

Page 1

FrĂźhling 2013

#07 KĂślner Kulturen Magazin | www.null22eins-magazin.de

Freiexemplar | ehrenamtlich | Wert 3 Euro


#07


Editorial

03

Editorial 3 Waagerecht und 17 Senkrecht überschnei- Im Umfeld kreativer Köpfe, geprägt von den sich bei „a“. 1 Senkrecht und 7 Waa- Eigenheiten kölscher Mentalitäten und ingerecht treffen bei „r“ aufeinander. Ein „t“ novativen (Selbst-) Versuchen, laden wir ergibt sich bei Kreuzungen immer irgend- ein, eigene Sehnerven zu aktivieren. Und wie. Ein Kunstwort mit „art“ ist auch artis- zu koppeln an Gedanken – zur Lektüre von hocke – und etwas Verworrenes und Rätsel- null22eins #07, Frühling 2013. haftes ebenso. Das zeigt auch dieser Frühling. Denn er verzaubert, neue Lebendigkeiten Viel Spaß beim Lesen! erwachen. Vorbei sind eingefrorene Gedanken. Entwirrt begibt sich eine neue Ausgabe null22eins auf den Weg, zu entzerren, selbst zu verzaubern, auf manchem Gebiet aber auch zu verwirren – also so wie das Leben tagein, tagaus dem Menschen begegnet. In unserem Frühling sind unter anderem Künstler im Visier kreativer Studenten, Wirtschaften im kulturellen Blick, Räume in Verwendung und Momente festgehalten für die Ewigkeit. null22eins betrachtet neben immer wiederkehrenden Räumen auch weitere Aspekte des kreativen Milieus Köln. Dabei stehen diesmal neue Formen des Malens, des Musizierens oder selbst des Essens im Fokus. Einen chaotischen Blick setzen wir bei uns selbst an: Geplant ist viel, um weiteres angehen zu können und neue Ziele im Jahr 2013 zu verwirklichen. Ordnung suchen wir noch auf den Gebieten „Raum“, „Internet“ und „Nachhaltigkeit“. Wir ermuntern auch in diesem Frühling, Bestandteil zu werden – von null22eins und von frischen Ideen.

#07


04

Inhalt

26

22

SEMF Freunden ur ene /// lt it Köln Sz l Essen M ere Essku el nt ie S c hn effiz eine für ür hlab n f l a s ur e i en // F pt r af ke / Skul tog o rec e t o s t ä r de F ns n F o t or Ku m p n i er e r Te i sz fü Fa KK s 125 MA au d /// tzh wir um a n se ch i g Mu s S De s Da d un

20

16 Zw isch

en

Fr

/

au PLa t f ag Mil tform ed d e s er e s s We K t t l im er ai st s

r aum Ein E /// Zw xp ischen r ä r e er t e für un g e N u t z e n R äum n e: Ro l a nd u t z t e t e mp o S c hm itz

14 Wissenschaft /// Shared anthropology Gemeinsam für Objektivität und im film festgehaltene Forschung

au f on

uc h jek t d er S un d P r o Vo n e n rn S t er ste h e für g on uc i n v er a b o d R /// er, h a u fek t c s r k W e r npe h t 08 Ein U u s t e z da

ti

10

Art

s“ „C h a o D o g m a r t en / / / . e e.v ch O ishock e na e

06

Al

März – Mai #07

i ne

de t | d e r i Ne u r nd /// sp u B ur s t a h n ri el g e l l e än n de re vo lu

inhalt

18 Kö l n Wa er Or ke rten te //

Impressum Herausgeber

V.i.s.d.P

Redaktionsschluss

artishocke e. V. Genovevastraße 65 • 51063 Köln redaktion@null22eins-magazin.de

Redaktion u. redaktionelle Mitarbeit

Miriam Barzynski, Anne-Sarah Fiebig, Robert Filgner, Katarina Fritzsche, Christina Kuhn, Maike Lautenschütz, Şehnaz Müldür, Adam Polczyk, Saskia Rauchmann, Maximilian Voigt, Britta Wanderer, Christine Willen.

Robert Filgner robert@null22eins-magazin.de

Layout

Şehnaz Müldür sehnaz@null22eins-magazin.de

Fotos

Evi Blink, Alessandro De Matteis, Anne-Sarah Fiebig, Anna Shapiro.

Illustrationen

Zeinab (Zena) Bala, Nadine Magner, Ion Willaschek, Robin von Gestern.

Ausgabe #07: 15. Februar 2013

Stefanie Grawe, Nadine Magner, Leo Pellegrino, Stephanie Personnaz, Julia Ziolkowski.


05

30

P

o Vo n rtr at der ät /// i a v tr u itä wir Aufw o - tr t tu i Ak oc nd s c h a nd ft Ku us k“ l tu ti st M k r st at t usi k at K / t ra // m on utr Rau ot oc te on k , 3 4 ie re

rK

Kö l n e

r Or

te /// Die A Kneip us g e hl an en und Vis ein S ionen dsc pielp l atz haf t Köl für Visio n: n en

28

Inhalt

hin

te

n 3 kö l n i n u s ik s t e

pe // M or ik / , T h s A M u s er e o Y un a St n,

„R

ek El

6

In aa Up l a h g l n Ca ki ht Wa wer, b y Ni g o Draw t und / P / / e en uns Köln Szm Hobby K werken tz e Vo en N ativ n r e alt vo m

38

Kunst /// Kunst in ihrer Vielseitigkeit 42 Kunst ohne Hindernisse: Eine Ausstellung die inspiriert

Mi t H S p or t än // einbl den und / Kicken un FüSS i ck e en: f d boxen 44 in ein Ne t e n hart eminine Su zwer en Sp ch k o rt e n en /

/ ac h / Sze t r I d e n ne n i ff e t t D ität: ines D es i g n S c h a e s ign us s st ud p en i el te n

Au

46

sb

l ic i // k/ mJ un i 51

Coverbild Druck

Anzeigen http://

Zeinab (Zena) Bala Druckpunkt Medien GmbH Robert-Bosch-Str. 6 • 50181 Bedburg www.druckpunktmedien.de Telefon: 0221. 20 43 22 25 redaktion@null22eins-magazin.de null22eins-magazin.de facebook.com/null22eins issuu.com/null22eins-magazin

Bankverbindung

artishocke e. V. Deutsche Skatbank Konto-Nr.: 4680715 • BLZ: 830 654 10

Urheberrechte für Beiträge, Fotos und Illustrationen sowie der gesamten Gestaltung bleiben beim Herausgeber oder den Autoren. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers! Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr.


06

Alt | Neu

Gleise im kulturellen Glanze O

rte der Kultur: Hinterlassenschaften von Eisenbahnen aus vergangener Zeit sind sowohl industrieller Natur als auch Abbilder der Geschichte. Ein Mediapark in Köln, ein Clubbahnhof in Ehrenfeld, ein Odonien in Nippes, aber auch ein engagierter Kunstverein in Frechen namens Linie 7, ein historisches Kleinod namens Bahnhof Belvedere in Müngersdorf oder ein Kultur-Arbeits-Verein namens Jack in the Box – sie alle haben dem Glanz und der Bedeutung des eisernen Ursprungs der industriellen Revolution ihre heutige Heimat zu verdanken. Und sie alle sind eine Bereicherung für das kulturelle Leben. FOTOS /// Anne-Sarah Fiebig


Alt | NEu

07


Werkschau

Der Unperfekte

08

Darin erkennen sich sicher viele wieder: Robin von gestern steht zu seinem unvollendeten Tatendrang. Von unz채hligen Anf채ngen und seltenen Enden. Wenn die Figuren und Gegenst채nde in den Illustrationen unvollendet wirken, weil sie mittendrin haltmachen, dann hat das System. Robin von Gestern will der aufpolierten Optimierung etwas entgegensetzen und zelebriert die Unperfektheit in seinen Arbeiten. Ein Fleck auf dem Papier wird in den Hintergrund eingebaut und mit Acrylfarbe und Kugelschreiber, mit Schreibmaschine und

Text /// MAIKE Lautensch체tz FOTO /// Alessandro de matteis


Werkschau

Stempel komplettiert. „Der menschliche Aspekt soll drinbleiben, und dann gehört der Fleck eben dazu“, konstatiert der Querdenker. Im Sommer hat Robin von Gestern sein Studium der visuellen Kommunikation in Maastricht beendet und ist anschließend auf gut Glück nach Köln gezogen. Ursprünglich kommt er aus der Graffitiszene und war schon als Teenager in seiner Umgebung als Sprayer aktiv.

Unvollendete Durchmischung Durch sein Interesse für Zeichnungen entwickelte sich parallel der Wunsch nach einer Verflechtung beider Stile. So erinnern seine Fassadenwerke heute sehr an Skizzen auf dem Papier statt an die klassischen Graffitiformen. Leute zu überraschen und etwas scheinbar Bekanntes aufzubrechen, ist der ausschlaggebende Impuls für seine Arbeiten. Daher kommt es nicht von ungefähr, dass er neben der zweidimensionalen Arbeit auch performative Aktionen betreibt: Er bietet Passanten im Supermarkt einfach so selbstgemachte Häppchen an, beklebt Parkautomaten mit übriggebliebenen Enter-Tasten aus seinem Fundus und macht eine ausrangierte Weihnachtskrippe zum Vogelhäuschen im Baum. Konzerte als Singer-Songwriter gehören ganz nebenbei auch zu seinem Œuvre. Ein Tausendsassa sozusagen, der sich nicht eingrenzen lassen will – und nun auch für null22eins illustriert.

Weitere Infos /// www.robinvongestern.de

09


10

Artishocke

Dogma „Chaos“ Das Chaos (von griechisch cháos) Bezeichnet einen Zustand vollständiger Unordnung oder Verwirrung und ist damit der Gegenbegriff zu Kosmos, der im griechischen für die (Welt-) Ordnung oder das Universum Steht. Es herrscht Chaos – überall, umschließt uns – über uns, unter uns, neben uns, um uns herum. „Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können“, sprach Friedrich Nietzsche zur Bedeutung von Gefühlen und Gedanken für den persönlichen Fortschritt, für ein glückliches und genutztes Leben. Manch Sternchen wie beispielsweise die Mitglieder im artishocke e.V. suchen noch ihren Platz zum Tanzen, zum Scheinen, Erscheinen, Bescheinen … und Ausstellen von Bildern. Auch diese Bilder von geordnetem Chaos und chaotischer Ordnung sind ein artishocke-Projekt, das Raum sucht.


Artishocke

11


12

Artishocke


Artishocke

Fotos /// aLessandro De Matteis alessandrodematteis.com Make Up /// Sarah Hartgens sarah-hartgens.com Model /// Karina Syndicus (Foxy Lascar) Outfit /// Anna Krus Polyestershock Vintage Store polyestershock.com BADEANSTALT /// Sabine Maas & Lena Overbeck Presse & Kommunikation Deutsche Sporthochschule Koeln dshs-koeln.de SUPPORT /// Philipp Dreber & Britta Wanderer

13


14

Wissenschaft

Gemeinsame Wissenschaft

Shared Anthropology Etwas zu teilen, ist eine zentrale Motivation von null22eins und artishocke e.V. – etwas gemeinsam zu erschaffen mindestens genauso. Der Ethnologe und Filmemacher Arjang Omrani verbindet beides in seinen Filmprojekten. „Shared Anthropology“ nennt der gebürtige Iraner das Konzept, mit dem er die Erforschten, also die Gefilmten, als aktiv Schaffende in den Entstehungsprozess seiner Filme einbezieht. Arjang überschreitet mit seiner Methode – oder eher Perspektive – althergebrachte Grenzen, indem er die Fähigkeit des (Geistes-) Wissenschaftlers objektiv zu forschen, infrage stellt und für mehr Partizipation und Selbstreflexion im Forschungsprozess plädiert. Die Akteure in seinen Filmen sind in die Entstehung des Werks direkt involviert, z.B. indem sie ihr Feedback zum entstandenen Material einfließen lassen und über die Auswahl der Szenen mitbestimmen. Oder sie erlangen Kenntnisse über das Filmemachen und nehmen die Kamera im Zuge des Projekts selbst in die Hand.

beispielsweise indem sie ihr Feedback gaben oder die Auswahl der Szenen diskutierten. Als Regisseure integrierten Rouch und Morin die eigene Sicht in Form von Kommentaren. Diese Vorgehensweise hatte für Rouch damals ebenso pragmatische Gründe wie für Arjang heute: „Rouch came up with this idea: ,I chose film as a medium because this is the way I can show to my subjects how I see them […]. There has to be something to share if I am getting something from them […]., He was giving voice and right to the people.”

Dem Ungehörten Gehör verschaffen

Ethnologie versteht sich als interkulturellvergleichende Wissenschaft menschlicher Lebensweisen und als Vermittlerin zwischen Die ursprünge des Objektiven filmemachens „Shared Anthropology“ geht in den Grundgedanken auf Jean Rouch dem Eigenen/Bekannten und dem Anderen/ (1917-2004) zurück, einen französischen Filmemacher und Ethnolo- Fremden. Durch Ethnographien, schriftliche gen, der als einer der Pioniere der „Nouvelle Vague“ und der Visuellen Dokumentationen fremder Kulturen, sollen Anthropologie, sowie als Begründer der „Ethnofiction“ gilt. Regional die Lebensweisen anderer Menschen für die konzentrieren sich seine über 120 Filme hauptsächlich auf Afrika, the- Mitglieder der Kultur des Ethnologen veroretisch und methodisch werden sie vor allem der „Cinéma Vérité“- ständlich gemacht werden. Neben der klasSchule zugeordnet. Der Begriff des „Cinemá Vérité“ wiederum, des sischen Ethnographie bildeten sich im 20. „wahrhaften“ oder „realistischen“ Kinos, wurde in den 1960er Jahren Jahrhundert die Produktion ethnographivon dem französischen Soziologen und Philosophen Edgar Morin scher Filme und die visuelle Anthropologie/ (*1921) geprägt und entstand aus der Auseinandersetzung mit den Ar- Ethnologie als eigenständige Arbeits- bzw. beiten des sowjetischen Filmemachers Dziga Vertov (1896-1954; Kino Forschungsbereiche heraus. Diese EntwickPravda, 1922). Von diesen Einflüssen sowie dem Surrealismus inspi- lung wurde innerhalb des Fachs stark diskuriert, wollte Rouch die Realität in all ihrer Spontaneität und Subjektivi- tiert, wobei ethnographische Filme vor allem tät abbilden. Neben Dziga Vertov diente ihm vor allem der US-ameri- für ihren Mangel an Objektivität und klaren kanische Dokumentarfilmer Robert Flaherty (1884-1951), der Macher methodischen und theoretischen Bezügen von „Nanook of The North“ (1922), als Vorbild. Auf der Suche nach kritisiert wurden. Die Idee einer „Shared Anthropology“ einer angemessenen Darstellungsweise der Realität entstand 1961 gemeinsam mit Morin der Film „Chronique d‘un Été“ (1961), bei dem die formulierte Rouch in Grundzügen bereits Gefilmten in den Entstehungsprozess des Films einbezogen wurden, vor über 50 Jahren und im Kontext einer allgemeinen Identitätskrise inDen Filmemacher Arjang omrani interessiert, was seine Mitmenschen nerhalb der Ethnologie, bei der vor allem Fragen der Repräsenaus Köln unter dem Begriff der Integration verstehen und was er tation der Erforschten durch für sie ganz persönlich bedeutet. Hiermit verbunden stehen Fragen den Ethnologen diskutiert wurden. Forschungsgeschichtlich wie: „Wer wird integriert?“ und „Wohinein eigentlich?“ betrachtet beinhaltete dies auf den Bereich des ethnographischen Films bezogen durchaus auch eine politische Botschaft: Durch Einbeziehung der Informanten in den Entstehungsprozess der Filme sollte den „Ungehörten“ Gehör und Handlungsvermögen verschafft werden. Basis dieser Forderungen bildete die Reflexion der Geschichte der Informanten. Im Zentrum standen hierbei die Erkenntnis und die Kritik, dass die Informanten und deren Vorfahren als Bewohner


Wissenschaft

15

ehemaliger Kolonien von den Fremdmächten objektiviert, (fehl-)interpretiert und (falsch) repräsentiert worden waren.

Stereotype und Parallax Heute, gut ein halbes Jahrhundert nach Rouch und seinen Überlegungen zu einer „Shared Anthropology“, zeigt Arjang, wie diese Idee in der Praxis funktioniert. Sein Kurzfilm „Stereotype“ beispielsweise setzt sich mit Vorurteilen, Klischees und Stereotypen als Phänomenen menschlichen Zusammenlebens auseinander. Dies geschieht in Form von biographischen Erzählungen verschiedener Akteure, die im Film zusammengeführt werden. Der von Arjang als Doku-Fiction bezeichnete Film „Parallax“, der größtenteils in Köln gedreht wurde, stellt das gemeinschaftlich erarbeitete Ergebnis einer Serie von Dialogen zwischen ihm und seinen Informanten über das Konzept von „Heimat“ einerseits und die Themen Desorientierung und Deplatzierung andererseits dar. Arjang: „Each of us conceptualized our ideas differently (individually or collaboratively) and then interpreted and authored them into different audio-visual forms and created this collage of short films as a reflection of the process of doing this project.“ Gerade arbeitet Arjang an seiner Doktorarbeit, die er an der KHM und am Institut für Ethnologie der Universität Köln schreibt. In diesem Zusammenhang plant er einen Film zum Thema Integration und sucht Menschen, die Teil seines Projekts werden möchten. Ihn interessiert, was seine Mitmenschen aus Köln unter dem Begriff der Integration verstehen und was er für sie ganz persönlich bedeutet. Hiermit verbunden stehen Fragen wie: „Wer wird integriert?“ und „Wohinein eigentlich?“ Wir artishocken werden das Projekt mit Spannung verfolgen. Und wer weiß, vielleicht trifft man sich ja – vor oder hinter Arjangs Kamera …

Text /// Katarina Fritzsche Illustration /// ION Willaschek Weitere Infos /// sharedanthropology.org Filme: vimeo.com/user8915537/videos/all


16

Zwischenraum

Zwischen Nutzen


Zwischenraum

Ein Experte für Zwischennutzung: Roland Schmitz macht aus Brachflächen und ungenutzten räumen Bühnen für Partys und Events. Köln ist wie jede große Stadt ein Ort im Wandel. Das sieht man täglich an den Baustellen – sei es an der Nord-Süd-Fahrt, an der Universität zu Köln, im Gerling-Viertel oder am Waidmarkt. Zahlreiche Räume der Stadt bekommen so ein neues Erscheinungsbild. Meist sollen dabei moderne Transportwege, Wohnviertel oder Gewerbegebiete entstehen. Bei einigen Bauflächen und Brachen steht jedoch nicht genau fest, wie sie eigentlich weitergenutzt werden sollen und können. So bleiben sie oft über Monate oder Jahre unberührt. Doch was passiert eigentlich in dieser Zeit mit diesen brachliegenden Flächen? Einer, der sich speziell mit dieser Frage auseinandergesetzt hat, ist Roland Schmitz. Der 40-Jährige, der aus der Nähe von Ravensburg stammt und über Konstanz seinen Weg nach Köln gefunden hat, sieht sich in erster Linie als Projektentwickler. Eines seiner ersten Projekte im Bereich Zwischennutzung war im Jahr 2006 das Odonien. In den Hallen des ehemaligen Ausbesserungswerkes der Deutschen Bahn in Nippes veranstaltete er zusammen mit Partnern bis 2009 zahlreiche Veranstaltungen und Partys. Einige Monate später begann sein nächstes Vorhaben in einer einstigen Autowerkstatt in Ehrenfeld. Die Zwischennutzung, die unter dem Namen Papierfabrik bekannt wurde, währte 15 Monate. „Obwohl es nur ein kurzes Zeitfenster war, sprechen die Leute heute noch immer darüber“, schwärmt Roland. Es

Text /// Adam Polczyk Foto /// Evi Blink Weitere Infos /// Heinz Gaul Vogelsanger StraSSe 197 50825 Köln www.facebook.com/heinzgaul197

17

war von Beginn an klar, dass die Anmietung des Geländes nur für eine befristete Zeit sein sollte. Das war ein Risiko, das er erneut in Kooperation einging und das sich, wie sich zeigen sollte, gelohnt hat. Das Ende der Papierfabrik im März 2011 war nach Rolands Worten brutal, jedoch ein ganz normaler Akt, wenn man sich auf eine Zwischennutzung einlässt. Deswegen heißt es ja auch „Zwischennutzung“.

Zwischennutzung kann nicht jeder

In Köln sind solche befristeten und flexiblen Nutzungen von brachgefallenen Flächen nur schwer realisierbar. Zum einen liegt es daran, dass für diese Form der Subkultur einfach die Örtlichkeiten fehlen. Zum anderen mangelt es oftmals an der Bereitschaft der Eigentümer. „Sie ersparen sich lieber den entstehenden Ärger durch die Zwischenmieter und verzichten auf die Einnahmen“, stellt Roland sachlich fest. Um dennoch die Eigentümer zu überzeugen, braucht es gewisse Referenzen wie beispielsweise den richtigen Umgang mit Bau- und Ordnungsamt. Aus diesem Grund kommen die Leute auf den Projektentwickler zu – sie möchten, dass ihr Konzept in sichere Bahnen gelenkt wird. Neben Odonien und Papierfabrik hauchte der Zwischennutzungsexperte auch dem ehemaligen Polizeipräsidium am Waidmarkt neues Leben ein. Leider konnten dort aufgrund des Zusammensturzes des Stadtarchivs nur zwei Veranstaltungen stattfinden. Eine weitere Zwischennutzung, besonders für Galerien und Ausstellungen, fand sich von Juni 2012 bis zum März dieses Jahres in einem mehrstöckigen Altbau am Hansaring, in dem unter anderem die Galeristin Mela Chu kurzzeitig ihre PopUp-Kunst ausstellte.

Vom Schrott zur Party

Sein neuestes Projekt läuft seit Herbst 2012 und ist nach einem ehemaligen Schrotthändler benannt, dessen Örtlichkeit in Ehrenfeld nun zwischengenutzt wird. Obwohl Heinz Gaul bereits verstorben ist, finden unter seinem Namen nun jeden Freitagund Samstagabend Veranstaltungen mit subkulturellem Musikprogramm statt. Wie lange dieses Projekt auf der Vogelsanger Straße jedoch laufen wird, weiß übrigens nur ein Scheich aus Dubai, der das Grundstück erworben hat (kein Scherz!).


18

Kölner Orte

Warten auf milderes Klima Mit der Plattforms Gallery in Ehrenfeld hat Lutz Dedermann eine Bühne für Kreative geschaffen, auf der sie ihre Werke zeigen und sich mit anderen austauschen können – ohne sich um etwaige Kosten kümmern zu müssen. Ein Konzept, das bei den Multiplikatoren der Kölner Kulturlandschaft noch nicht so ganz ankommen will.

Text /// ehnaz Müldür Fotos /// Evi Blink /// Alessandro De Matteis

Weitere Infos /// PLattforms Venloer Strasse 457 50825 Köln www.plattforms.de

Seit einem Jahr schon lässt Lutz Dedermann täglich viel Blut, Schweiß und vor allem Geld aus der eigenen Tasche in seine Räumlichkeiten auf der Venloer Straße fließen. Was ihn dazu antreibt, ist eine einfache und mutige Idee: „Von Anfang an ging es mir darum, Menschen kostenfrei einen Raum für ihre Kunst anzubieten, ohne dass ich selbst als Galerist auftreten muss“, erklärt er. Plattforms soll mittels Schneeballprinzip Interessierte zum Austausch und zur Umsetzung eigener kreativer Projekte anregen. „Meistens kommen die Leute einfach vorbei, fragen, was hier im Laden so passiert und ob sie sich irgendwie beteiligen können. Auf diesem Weg ist hier schon einiges ins Rollen gekommen“, erzählt Lutz. Alles scheint möglich zu sein: familiär gehaltenes Filmfestival mit ordentlichem Splattergehalt am einen, in jeder Hinsicht überschäumende studentische Veranstaltung am anderen Abend. So geschehen im vergangenen Spätsommer, als bei der Gruppenausstellung „we don‘ t work – we play“ aus dem Hause KISD „alles ausgeartet“ sei, wie der Gastgeber lachend berichtet. Auf dem Straßenabschnitt zwischen den Eingängen zur U-Bahnstation Leyendeckerstraße stapelten sich die Menschen, die Polizei kam und bis heute sind dem Galeristen zwei Nachbarparteien im Haus nicht mehr allzu wohlgesonnen. Ein Preis, den Lutz Dedermann mit stoischer Gelassenheit in Kauf nimmt. Eine Eigenschaft seines Wesens, die ihm noch nicht einmal die bürokratischen Mühlen der Kölner Kulturförderung rauben konnten. Denn leider – so


Kölner Orte

19

muss man schon fast sagen – kennt der Plattforms-Inhaber sich auch auf diesem Gebiet aus.

Subhead: Bebas Neue 13Pt Repercid mollorro cusdamet ut latet alissimendit il et estium quo exerspis dollenda quisci tore ium rerumquo exped modio molendis dolo occum quidi que maio et audaepudis eat re mi, ut porestiunt ut aut

Mit den ersten Überlegungen für seine Location suchte Lutz das Gespräch mit verschiedenen Multiplikatoren der Stadt. Zunächst erkundigte er sich bei der IHK über seine Möglichkeiten. Schließlich befassen sich ja schon viele Galerien in Köln mit freier Kunst. Deswegen wollte er sich, auch aufgrund der eigenen Erfahrung in diesem Bereich, erst einmal in Richtung Grafikdesign und Typografie vorwagen. Recht schnell kam vom Kulturamt die Zusage für eine finanzielle Unterstützung, die dann aber wieder zurückgezogen wurde. Man könne nur professionelle Kunstschaffende fördern, hieß es. Also im Klartext nur solche, die schon einmal andernorts ausgestellt haben. „Das ist natürlich Quatsch“, findet Lutz, „irgendwo müssen die Leute ja auch mal anfangen können, ihre Sachen zu zeigen.“ Bedauerlich ist auch, dass das Kulturamt sich erst im Nachhinein so positionierte. Es folgten verschiedene Streitgespräche, in denen schon allein die Begrifflichkeiten ein großes Thema waren. Man könne nur freie Kunst fördern, hieß es. Eigentlich eine durchaus sinnige Regelung, die aber völlig ignoriert, dass Grafikdesign natürlich auch einen gestalterischen und kreativen Anspruch erfüllt. Weitere Rahmungen wie die Prämisse vieler Stiftungen, dass für die Förderung ein gemeinnütziger Verein bestehen sollte, kommen hier noch erschwerend hinzu. Als Einzelperson mit einem bewusst sehr offenen Konzept hat man da nicht so gute Karten. Einerseits ist das zwar verständlich – „mein Ansprechpartner bei der Stiftung muss sich ja auch an anderer Stelle rechtfertigen und braucht dafür seine Vorlagen“, räumt der Idealist ein – aber andererseits bewegen sich genau aus diesem Grund erhaltenswerte Projekte wie Plattforms stets am Abgrund. Lutz Dedermann plant trotzdem weiter. Künftig möchte er Workshops für Jugendliche und Menschen mit Behinderung umsetzen und die Ergebnisse ausstellen. Daneben steht noch die Zusammenarbeit mit einer Street-Art-Künstlerin an. Und auch die Studierenden der KISD sollen bald wieder die Gelegenheit zur Gruppenausstellung erhalten. „Da müssen wir aber noch auf milderes Klima warten“, sagt er. Mehr als auf Wetterprognosen trifft dieser Satz wohl auf die Kölner Förderlandschaft zu.


20

Museum

kunst und design im dialog

EIN SCHATZHAUS FÜR KUNST UND DESIGN Das MAKK, Museum für Angewandte Kunst Köln, wird 125. Sind die Lampen von IKEA Kunst? Ist das Design von Apple-Produkten künstlerisch so wertvoll, dass es für die Zukunft bewahrt werden muss? Waren die ersten Flügeltüren im Mercedes 300SL in den 1950er Jahren eine künstlerische Glanzleistung? Mit solchen Fragen beschäftigen sich Kuratorinnen und Kuratoren im MAKK, wenn sie sich bei der Ausstellungsplanung mit der Auswahl der Exponate auseinandersetzen. Ob als „Kunstgewerbe“ oder als „Angewandte Kunst“ definiert, die Ausstellungsstücke haben im MAKK seit 125 Jahren einen Bewahrungsort gefunden, der zum Wandeln durch Zeiten ebenso wie zu Diskussionen einlädt. Gebrauchsgegenstände mit einem gewissen künstlerischen Anspruch, seien sie handwerklich, maschinell oder industriell hergestellt, faszinieren und polarisieren schon immer. Denn sie werfen Fragen auf, deren Beantwortung letztendlich im Auge des Betrachters liegt. Über die Auslegung und Interpretation von Kunst im Spiegel ihrer Zeit haben und hatten schon immer viele Menschen unzählige Meinungen. Das MAKK thematisiert diese Geschichte und stellt dem Besucher hierbei auch provokante Fragen – wie zum Beispiel in der noch bis 21. April gezeigten Ausstellung „Isn‘ t it romantic? Zeitgenössisches Design zwischen Poesie und Provokation“, die sich mit den Leitthemen Romantik, Schönheit und Natur sowie den heutigen Vorstellungen von Produktion und Design auseinandersetzt. Im Jubiläumsjahr 2013 präsentieren sich die Sammlungen des MAKK in vier weiteren Sonderausstellungen

in ihrem Facettenreichtum. Einen Höhepunkt des Museumsjahres stellt das Jubiläumswochenende am 15. und 16. Juni dar, an dem die Besucher neben freiem Eintritt ein besonderes Programm mit Design-Markt, Führungen und Vorträgen erwartet – eine schöne Gelegenheit, vorbeizuschauen und sich selbst einen Eindruck zu verschaffen. Ihren Ursprung haben die heutigen Sammlungen des MAKK in einer Bürgerinitiative, auf deren Grundlage am 11. Juni 1888 das Kölner „Kunstgewerbe-Museum“ entstand. Als zweitältestes Museum der Stadt zeichnen sich die Bestände durch Vielschichtigkeit aus: Gezeigt wird Gebrauchskunst – Dinge von Nutzen mit konkreter Funktion – ebenso wie Objekte, bei denen die Funktion deutlich hinter den dekorativen Charakter oder bestimmten Ästhetik-Vorstellungen zurücktritt. Neben Sammlungen zum europäischen Kunsthandwerk vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert (mit Schwerpunkten, die auf Glas, Keramik, Schmuck, Gemälde und Skulptur, Möbeln und Raumkunst oder Textilien und Mode liegen) trifft der Besucher im MAKK auch auf eine umfangreiche Designsammlung aus Nordamerika und Westeuropa mit aktuellsten Entwicklungen aus der freien und angewandten Kunst – eine Zeitreise durch 800 Jahre Kunst und Design. Ästhetik-Vorstellungen im Spiegel der Zeit.

Der Museumsbau – eine bewegte Geschichte So wie die Sammlungen viele Räume gesehen und unterschiedliche Zeiten erlebt haben, blickt auch der heutige Museumsbau selbst


Museum

auf eine spannende Geschichte zurück. Das von dem bedeutenden Kölner Architekten Rudolf Schwarz entworfene Gebäude An der Rechtschule wurde 1957 als „Schatzhaus für die Kunst“ auf dem Areal eines mittelalterlichen Klosters errichtet und ist der erste Museumsneubau nach dem Zweiten Weltkrieg. Es wurde direkt an die erhaltene Minoritenkirche (St. Mariä Empfängnis) angebaut und zeichnet den Grundriss der 1855 abgerissenen Klosteranlage nach. Zentraler Mittelpunkt des MAKK ist der Innenhof, der den Kreuzgang des früheren Klosters nachbildet. Bis 1989 war das Schatzhaus Herberge des Wallraf-Richartz-Museums und des Museums Ludwig. Zuvor hatten die Sammlungen in einem eigenen, neogotischen Museumsbau am Hansaring ihren Platz. Dieser entstand nach dem Entwurf des Architekten Franz Branztky (1871-1945), der in den 1920er und 1930er Jahren auch Karnevalswagen für den Kölner Rosenmontagszug gestaltete. Der Eigelstein Torburg als Interimsquartier war es zu verdanken, dass die Sammlung bei der Zerstörung des Gebäudes im Zweiten Weltkrieg fast vollständig gerettet wurde. Von 1961 bis 1986 waren die Museumsbestände auf mehrere „Notquartiere“ verteilt, das romanische Overstolzenhaus in der Rheingasse diente zur Präsentation für Sonderausstellungen. Mit der Wiederöffnung 1989 bezog das MAKK seine heutigen Räumlichkeiten und beweist seitdem, dass es auch in das „Schatzhaus“ gehört. Spätestens seit der Eröffnung der Designabteilung „Kunst + Design im

Dialog“ im Jahr 2008 ist das MAKK ein Ort, der auf eindrucksvolle Art und Weise altes Handwerk und modernes Design zusammenführt. Es bewahrt, was gerade in unserer heutigen durchdesignten Welt von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist. Denn welcher oder welche der so unzählig gewordenen kleinen Designer und welche innovativen Produkte von heute auch morgen und übermorgen im Gedächtnis bleiben werden, entscheiden letztlich auch die künftigen Gestalter eines Museums wie dem MAKK mit.

21

Text /// Katarina Fritzsche /// Robert Filgner Fotos /// Promo

Weitere Infos /// www.makk.de


22

Fotostrecke

Tempor채re Skulpturen

Extracts from Fotos /// flashlab Weitere Infos /// www.Flash-lab.de /// www.moi-toi.de Support /// Broncolor & Leica Camera


Fotostrecke

Visuelle Highspeed-Experimente im Labor: flashlab entschleunigt Prozesse für die verborgene Schönheit im Moment. Fotografische Still-Leben temporärer Skulpturen. Drei selbsternannte Laboranten, die der Schnelllebigkeit begegnen – das Projekt „Flashlab“ von Frank Hoffmann, Jerome Michel und Olivier Pol Michel spielt im Experiment mit Materialien, mit Licht, mit Farbe, mit der Zeit – letztlich mit Momenten und dem Gefühl. Das nicht Sichtbare, eher Fühlbare, reale physikalische Kräfte – festgehalten in einem achttausendstel Moment… Fotografisch-skulptural nennt Olivier diese Verbindung von Natur und Technik, von Objekten und Licht – diese Bewahrung eines Ausschnittss aus einem bestimmten Prozess.

Entschleunigung der Beschleunigung Der künstlerische Fotograf Olivier Pol Michel entschleunigt auch in einem weiteren Projekt einen Prozess, der heute sonst eher schnell abgearbeitet wird. Für seine Porträts sucht er im Wesen von Menschen das Hintergründige und Langlebige – und verlangsamt dafür bewusst den kreativen Prozess. Die Motive zeichnen ein Gesicht hinter den markanten Merkmalen nach, sie gehen in die Tiefe der Persönlichkeit. Oliviers „Salonfotografie“ schafft ein Abbild eines lebendigen Moments, der den gesamten Menschen verkörpern kann. Interessierte können sich unter www.moi-toi.de ein eigenes Bild davon machen.

23


24

Fotostrecke


Fotostrecke

25


26

Köln Szene

Mehr SEMF für alle! Anders essen

Weitere Infos /// www.facebook.com/schnellessenmitfreunden www.semf24.de

Köche und Esser sollten sich viel häufiger verabreden – eine neue Art der Mahlzeiten-Kooperation zeigt die Netzgruppe Schnell Essen Mit Freunden Text /// Britta Wanderer Fotos /// Alessandro De Matteis

Der gemischte grüne Salat mit getrockneten Tomaten, Apfelstücken, Kernen und einer Vinaigrette aus süßem Senf ziert bereits den Tisch. Teller, Besteck und Gläser stehen für meine Gäste bereit. Das Wasser für die Pasta lasse ich heiß werden, in der Pfanne werden die Zwiebeln langsam glasig … Ein bisschen aufgeregt bin ich schon: Heute Abend habe ich mir unbekannte Gäste zum Essen eingeladen. Meine vier Gäste kommen pünktlich um 20 Uhr, sind höflich und setzen sich brav an meinen Küchentisch. Anfangs ist es noch etwas still, man stellt sich vor, redet über das Wetter. Ich koche derweil meine Linguine in einem viel zu kleinen Topf, gebe den Radicchio mit Sahne und Ricotta in die Pfanne – es duftet herrlich – und höre mit einem Ohr der Konversation zu. Schnell redet man über dieses interessante neue Konzept, bei anderen günstig verköstigt zu werden. Die Pasta ist gar, ich gieße sie ab, vermische sie mit Radicchio und befülle die Teller möglichst gleichmäßig. Noch ein wenig frisches Basilikum darüber verteilt und fertig! Wir öffnen den Wein, stoßen an, schauen uns in die Augen und ich denke: „Das ist eine nette und entspannte Runde.“ Das lockere Gespräch ist bald bei Sternzeichen und lustigen Anekdoten über Fremdsprachen-Patzer angelangt. Es wird laut gelacht, die Stimmung ist gut und ich entschließe mich, noch einen Limoncello als Absacker anzubieten; natürlich ohne Aufpreis. Die aus-

gemachten drei Euro einzusammeln ist gar kein Problem, alle haben es passend dabei und nach zwei Stunden wird auch mein Satz „Darf ich euch jetzt ‘rausschmeißen?“ von keinem übel genommen, sondern ganz ehrlich verstanden. Mir bleibt lediglich das dreckige Geschirr – das schnell in der Spülmaschine verschwindet – und ein kleines Häufchen Hartgeld, dass die Spesen des Einkaufs wieder einbringt. Mit dem warmen Gefühl nach einem geselligen und kurzweiligen Abend kann ich sogar noch ein wenig vor dem Fernseher entspannen.

SEMF – die Idee Diede Slembrouck, ein junger in Belgien geborener und in Köln lebender Student, ist der Gründer von SEMF – Schnell Essen Mit Freun-


Köln Szene

den. Er führt viele Gründe für sein außergewöhnlich soziales und ökologisches Projekt ins Feld: Als Esser sollte man nicht mehr auf Lieferservice, Fertiggericht oder Restaurant zurückgreifen müssen, sondern günstig und gesund eine warme Mahlzeit bekommen können, neue Leute kennenlernen und trotzdem nicht den ganzen Abend verplanen müssen. Als Koch könne man aus den vorhandenen oder frisch gekauften Lebensmitteln einfach eine größere Portion kochen, das Gericht teilen und das Geld für den Einkauf wieder bekommen. Wie bei vielen guten Ideen (diese hat beim Gründerseminar der Uni Köln den 3. Platz belegt) kam der Anstoß aus eigener Not: Meist war Diede selbst der Koch unter seinen studentischen Freunden, was ihm auf Dauer einfach zu teuer wurde. Daher kam ihm die Idee, eine Facebook-Gruppe zu gründen, um die Verabredungen zu koordinieren. Sie zählt bereits über 325 Mitglieder. Diede möchte andere Kölner (gerade auch alleinlebende) dazu bewegen, häufiger zu kochen und das Ergebnis gemeinsam zu genießen. Die Vorbilder für SEMF, Websites wie etwa mitfahrgelegenheit.de oder auch foodsharing.de, zeigen, dass das so oft zitierte anonyme Internet auch viele sehr offene und gesellschaftliche Plattformen hervorbringt. Wir sind bereit zu vertrauen, in fremde Haushalte zu gehen oder andere in unser Heim zu lassen, und vor allem: zu teilen. Im Sommer geht die eigene Website unter www.semf24.de an den Start und die Benutzer werden sich dann noch komfortabler zum Essen verabreden können. Daher: Öffnet eure Herzen, Kühlschränke und Türen und werdet so ein Teil der sozial-kulinarischen Bewegung!

27


28

Kölner Orte

Spielplatz für Visionen

Text /// christinA Kuhn Illustration /// Nadine Magner

Kölns Aura für Kneipen, Bars und Clubs leuchtet hell. Und bunt: Die Stadt rockt, sie elektrisiert und vibriert. Während einige Clubs seit gefühlten Jahrzehnten die Feiernden anlocken, müssen neue Locations stets erst überzeugen. Von den Herausforderungen im Wandel der Ausgehlandschaft Köln. Ein Blick in den Kölner Veranstaltungskalender verrät: Konzerte, Partys, Kneipenkultur, Bar- und Clubsounds – egal, wie es um die Ausgehlaune gerade bestellt ist, das Angebot für Feierlustige ist groß. Neben länger bekannten Locations wie MTC, Scheinbar, Sixpack oder ARTheater eröffnen im Monatstakt neue Clubs. In den Augen des Kölner DJs und Veranstalters Karsten John ist das eines dieser ganz besonderen Kölner Mysterien. „Köln ist ein vergleichsweise dankbares Pflaster. Hier wird gern gefeiert, und die in den letzten Jahren immens gestiegene Anzahl von Möglichkeiten, dem nachzugehen, scheint von einem gleichermaßen steilen Zuwachs an dankbarem Publikum begleitet zu werden.“

Verwirklichung einer musikalischen Vision Für den Erfolg neuer Veranstaltungsorte gibt es allerdings kein Geheimrezept. „Prinzipiell kann es nie schaden, wenn hinter einer Location nicht nur eine Geschäftsidee, sondern eine Vision steht, sei sie musikalischer Art oder auch erlebnisorientiert“, so Karsten John, der bei seiner eigenen Reihe „Vinyl Vibes“ mit ebenjenem Credo viele Jahre lang Erfolg hatte und mit den elektronischen „Love.Beats“ daran anknüpft. Nicht alles ist also gutes Marketing. Auch das allgemeine Bedürfnis einer bereits existierenden Szenebewegung nach einer festen Heimat kann entscheidend zur Langlebigkeit eines Clubs beitragen. So geschehen zum Beispiel beim Studio 672 im Stadtgarten, welches 1998 mit den mittlerweile dienstältesten Kölner Partyreihen „Vinyl Vibes“ und „Total Confusion“ auf neue Trends setzte und der damaligen Elektro-Szene ein Zuhause gab. Heinz Gaul, Reineke Fuchs, Subway, Roxy, Schrebergarten – inzwischen gibt es gerade im elektronischen Bereich eine Vielzahl von Locations, die schwerpunktmäßig ein durchaus ähnliches musikalisches Terrain bearbeiten. Aber auch Hip-Hop-Fans sowie Anhänger von Funk, Soul oder Global Beats finden in alten und neuen Läden wie dem Stadtgarten, Gloria oder Club Bahnhof Ehrenfeld ein großes Angebot an entsprechenden Veranstaltungen.

Szene mit Identität Gute Partys vermitteln eben auch ein gutes Lebensgefühl. Während häufiger mal Veranstaltungsorte dauerhaft (Papierfabrik) oder zeitweise schließen, um eventuell andernorts neu zu öffnen (Werkstatt), hat die Kölner Szene wieder eine stärkere eigene Identität entwickelt, die sich im Nachtleben widerspiegelt. Junge DJs und Veranstalter wie zum Beispiel Polar setzen konsequent auf eine musikalische Idee und legen großen Wert auf die Auswahl ihrer DJ- und Livebookings. Mit dem 2011 wiedereröffneten neuen Gewölbe gibt es sogar erstmalig einen erfolgreichen Club, der komplett darauf verzichtet, sich die gängigen Sure Shots der lokalen Veranstaltungen ins Boot zu holen, und konsequent auf ein hochwertiges eigenes Programm setzt. Damit haben die Betreiber zwar ganz neue Herausforderungen, leben aber auch ihre Vision.

Weitere Infos /// www.love-beats.com www.morgengrau.net www.gewoelbe.net


Kรถlner Orte

29


30

Porträt

Kultur- und Kreativwirtschaft sind die Schlagworte für künftigen Erfolg – zumindest in den Großstädten Deutschlands und in den Vorstellungen für die Wirtschaft von morgen. Die Kölner Szene und ihre Aussichten im Blick. Kölns Bedeutung als Medienstadt ist wohl jedem bekannt. Gleiches gilt für den Stellenwert der Industrie, denkt man an Ford oder die vielen Chemiekonzerne, die in der Region angesiedelt sind. Über die Bedeutung der Hochschulen und des Tourismus kann man Ähnliches markieren. Aber Köln als kreativer Ort, als Kulturstadt? So sehr das historische Vermächtnis der großen Kunstepoche zwischen den 1960er und 90er Jahren bei vielen Menschen die Verbindung von Köln und Kunst bewahrt, so wenig ist klar, was das in der Jetzt-Zeit heißt. Betrachten wir zuerst die wahrnehmbare Kultur: Okay, hier ist eine Oper, hier sind Theater, diverse überregional bedeutende Festivitäten. Das alleine ist aber eben nicht die Definition von Kultur, und erst recht nicht die einer Kulturwirtschaft. Eine Oper ist zwar auch eine Arbeitsstätte und erwirtschaftet Geld. Wenn man aber bedenkt, wie die Gewichtung im Kultur-Budget der Stadt aussehen muss, so oft wie über die Oper gestritten wird und wurde, kann der wirtschaftliche Nutzen so groß nicht sein. Es gibt definitorisch klare Grenzen in der Kulturwirtschaft. Diese genau nachzuziehen, wird aber gar nicht erst versucht. Zu unterschiedlich und weitgefächert gehen die Begrifflichkeiten auseinander. Und durch das Bestehen auf Definitionsgrenzen entstehen erst häufig diese entfernten Blickwinkel von Menschen, die sich eigentlich um das gleiche kümmern – und zwar um eine Belebung von Kultur,

von Unterhaltung, und gleichzeitig um die Schaffung von Arbeitsplätzen, einem Mitwirken am Gestalten der Zukunft und von Innovationen, wie es jetzt in einer Ministeriumsbroschüre stehen würde. Der Blick direkt vor der Nase ist manchmal aber schon völlig ausreichend.

Warum ist das eine Wirtschaft? Ein Autobauer hat am Ende ein fertiges Produkt, das im Idealfall direkt vom Werksgelände fahren kann. Ein Tischler oder eine Näherin, bzw. eine Tischlerin oder ein Näher bekommen im Idealfall das glückliche Gesicht des Kunden direkt am Ende ihrer Arbeit zu sehen. Und hier setzt der Begriff Kultur- und Kreativwirtschaft auch schon an. Denn der Tischler im Museum Ludwig, der alte Schätze vergangener Zeit handwerklich bearbeitet, wird eindeutig dem Sektor Kultur zugeordnet. Der Designer, der den Innenraumklang eines Fahrzeugs optimiert und auf menschliche Empfindungen abstimmt, ist ein kreativ Wirtschaftender. Und sobald die Näherin in ihren Räumlichkeiten Kaffee anbietet und Nähmaschinen auf Stundenbasis frei zugänglich macht, ordnet man auch sie dem Milieu der Kreativität zu. Es ist ein riesiges Feld, das sich durch die zunehmenden anderen Formen von „Arbeit“ erweitert. Das zeigen einerseits die Entwicklungen von Bürogemeinschaften für Designer, Gestalter, Journalisten. Andererseits wird man in Köln auch mit größeren Initiativen konfrontiert,

Aufwind Die Wirtschaft: Kreativität

Text /// Robert Filgner Illustrationen /// Zeinab (Zena) Bala

Weitere Infos /// www.creative.nrw.de


Porträt

die sich zum Ziel setzen, Kunst, Kultur, Kreativität in ein Markenbild für die Außenwahrnehmung der Stadt zu verwandeln. „Kreative spielen eine zunehmend wichtige und unentbehrliche Rolle für den Arbeitsmarkt der Zukunft. Ihre Vorreiterrolle bei der Entstehung sozialer Innovationen ist unbestritten“, nennen es beispielsweise Christian Boros und Werner Lippert vom Clustermanager CREATIVE.NRW im aktuellen Kreativ-Report NRW, der die ökonomische Bedeutung und Potenziale der Kultur- und

Kreativwirtschaft in Nordrhein-Westfalen untersucht. Auch Dr. Ulrich S. Soénius von der IHK Köln findet solche erklärenden Worte und kann sie auf die Domstadt anwenden: „Die Kölner Kultur- und Kreativwirtschaft ist heute ein wesentlicher Bestandteil der wirtschaftlichen Entwicklung in der Region. Abgesehen von einigen größeren und mittleren Unternehmen sind es in der Mehrzahl kleinere, die das Bild der Teilbranchen bestimmen. Es ist bisher gut gelungen, die Branchen untereinander zu vernetzen.“ Der

31

Geschäftsführer des IHK-Geschäftsbereichs Standortpolitik, Verkehr, Unternehmensförderung benennt dafür beispielsweise das von der IHK und der Stadt Köln eingerichtete Branchenforum Kultur- und Kreativwirtschaft.

Kölner Mentalitäten Andere kreative Köpfe, die in Vereinsstrukturen großes für die Kultur in Köln bewegen, benennen den gleichen Inhalt anders: „In ihrem künstlerische Schaffen müssen sich Kre-


32

Porträt

ative untereinander und miteinander austauschen, inspirieren und vernetzen. Die Kölner Mentalität kommt dieser Herausforderung sehr entgegen, weshalb Köln für Künstler und Kreative stets ein guter Nährboden war und ist“, sagt beispielsweise Iren Tonoian vom artrmx e.V. dazu. Sie und ihre Mitstreiter gestalten in dem Kunstverein schon lange diese Vernetzung von Kunst, Gewerbe und Öffentlichkeitsarbeit. Die Eröffnung ihres neuen Kunst- und Kulturzentrums in Ehrenfeld am 1. März hat außerdem gezeigt, dass auch die Vernetzung mit Ämtern der Stadt funktionieren kann. Der Ausbau von

vom städtischen Schaffen, und leben bereits seit Jahren das, was das Förderkonzept Bildende Kunst der Stadt Köln erst seit dem 4. Dezember 2012 als neu und innovativ angehen möchte: Künstlern die Barrieren in die Kölner Szene nehmen. Pia, Matthias und Julia von CAT Cologne beweisen schon länger, wie das geht – auch ohne viel Bürokratie, und gerade in einer Stadt wie Köln: „Es weht ein dynamischer Engagementwind durch die Stadt. Es ist unheimlich toll, dass sich in den verschiedenen Stadtteilen vermehrt kleine Initiativen und Kollektive bilden, die die Sache ‚Kultur‘ dort selber in die Hände nehmen und sich auch untereinander vernetzen und stärken. Angefangen bei der Musikszene über die Theaterszene bis hin zur freien Kunst- und Kulturszene bietet Köln ein breites Spektrum, ohne dass man gleich den Überblick verliert. Außerdem hat Köln die perfekte Größe für gutes Netzwerken. So lassen sich die verschiedenen Disziplinen miteinander kombinieren, und interessante Leute, die interessante Arbeit machen (und das nicht immer hauptberuflich), finden schnell zueinander.“

Kleines stärken

Ateliers und Büroeinheiten sowie temporären und flexiblen Arbeitsplätzen und einer großen Ausstellungshalle wurde vom Kulturamt bezuschusst. Aber Iren findet auch kritische Worte: „Als Kulturschaffende habe ich den Eindruck, dass die Kultur- und Kreativwirtschaft in Köln und NRW auch von Seiten der Politik gewünscht und zumindest ideell unterstützt wird, weil sie identitätsbildend ist. Leider beweisen zahlreiche praktische Beispiele aber auch, dass Taten oft weit weg von Wünschen entfernt sind: Aufgrund maroder Haushalte kürzen viele Städte und Länder vor allem im Kultur- und Kreativsektor finanzielle Mittel, oft überproportional im Verhältnis zu anderen Branchen.“ Das ist einerseits die Krux der Branche, andererseits aber in den vergangenen Jahren auch eine Chance. Und so zeigen sich drei weitere kreative Köpfe unbeeindruckt

Ein kleines und daher sehr kreatives, ein übersichtliches und daher handlungsfähiges Milieu von Kreativ-Schaffenden – so sehen es die, die selbst mitgestalten. „Die Vielfalt an Orten, an denen in Köln Kultur gemacht wird oder werden sollte, muss aber stärker wahrgenommen werden – von der Stadt wie auch von den etablierten Kulturorten. Wir hoffen auf eine stärkere Vernetzung der vielen freien Szenen besonders mit den großen Institutionen“, merken die Initiatoren von CAT Cologne dementsprechend an. „Beide können voneinander lernen und richtig was in Gang bringen.“ Deshalb freuen auch sie

sich auf die neue Akademie der Künste der Welt, die so etwas als Ziel angekündigt hat. Kultur und Kulturwirtschaft sollen künftig fest mit Köln verbunden bleiben bzw. auf manchen Gebieten erst verbunden werden. Dieser Wachstumsmarkt der Zukunft, der sowohl für die Industrie, als auch für die Gesamtwirtschaft wesentliche Impulse gibt, ist also auch in der Domstadt erkannt worden: „Für die Zukunft bleibt die Aufgabe, noch stärker die Bedürfnisse der kleineren Unternehmen in den Blick zu nehmen – Förderung, Immobilien und Plattformen zur Vernetzung mit anderen Branchen sind einige Stichworte. Zudem gilt es, die Branchenthemen deutlicher in das Bewusstsein von Medien und Plattformen zu befördern. Events wie c/o pop, new talents, Art Fair oder Chic Belgique, die als „Leuchttürme“ der Kultur- und Kreativwirtschaft über die Grenzen Kölns hinaus strahlen, sollte wenig Bürokratie und mehr Wohlwollen entgegengebracht werden. Sie tragen als private Initiativen wesentlich zur „Marke Köln“ bei. Wünschenswert wären ein kontinuierlicher Kulturwirtschaftsbericht mit Handlungsempfehlungen und die Beibehaltung von kompetenten Ansprechpartnern in der Stadtverwaltung“, fasst daher Dr. Ulrich Soénius von der IHK zusammen. Und um eine weitere große Gestalterin von Kultur zu Wort kommen zu lassen, bestätigt auch Gesche Gehrmann, geschäftsführender Vorstand der RheinEnergieStiftung Kultur diesen Blick: „Nachdem die RheinEnergieStiftung Kultur Anfang 2008 den Kulturwirtschaftsbericht Köln veröffentlichte, gab es eine ganze Reihe von erfolgreichen Initiativen und Projekten aus der Kulturszene, die sich auf die Aussagen und Handlungsempfehlungen des Berichtes bezogen. Das damalige Sonderthema „Kreativwirtschaft“ wird von der Stiftung inzwischen zwar nicht mehr aktiv verfolgt, aber durch unsere Projektförderungen im Kunst und Kulturbereich sind wir an vielen Stellen mit den Akteuren verbunden und wissen, dass Köln nach wie vor über ein großes kreatives Potenzial verfügt.“ Es gilt also, die kreative Atmosphäre, die durch die bereits funktionierende Vernetzung von Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Kultur in Köln besteht, auszubauen und zu fördern. Die jahrelangen Diskussionen um die Kulturförderung und die Zukunft bisher ungenutzter Räume, wie in Deutz und Teilen Ehrenfelds, sind gar nicht unbedingt notwendig, wenn man die Kreativen und Wirtschaftenden einfach mal machen lässt.


Anzeige

Lecker Sachen

Rock n Burger Weitere Infos /// Thomas WielpĂźtz Lecker Sachen Subbelratherstr. 280 50825 KĂśln 0221 - 170 649 62

www.lecker-sachen.de


34

Musik

„RAutrock“ STATT KRAUTROCK

Text /// Maximilian Voigt FOTO /// ANNA SHAPIRO


Musik

35

Wer Fan von Elektro ist, aber auf den KlaNg von akustischen instrumenten nicht verzichten möchte, der könnte Fan von Raute werden.

S

timmengewirr, Zwischenrufe, vereinzelte Pfiffe – dann, erst kaum hörbar, drängt sich ein tranciger Synthesizer in das laute Treiben. Schwillt an und – gerade als man die Augen schließen will – unterbricht die Hi-Hat den kurzen Traum und treibt den Bass in die Kniekehlen, die nicht anders können, als mitzuwippen. Im verspielten Wechsel fallen Keyboard und Gitarre in den Beat und plötzlich fühlt man sich wie auf einer Jamsession, als würde das Lied gerade erst entstehen und man ist live dabei. Mit geschlossenen Augen träumen oder tanzen?

„Die Jungs sind richtig geil!“ „Das ist zwar voll nicht meine Musik, aber die Jungs sind richtig geil!“, brüllt ein MetalHead in den nicht enden wollenden Applaus. Wir sind in einem Ehrenfelder WG-Wohnzimmer. Vorher hatten zwei Metal-Bands gespielt, dann sprengte Raute mit ihrem ersten Konzert das Genre: „Als wir das Publikum sahen, ging uns schon das Hemd“, sagten sie später. Aber dann wollte man sie gar nicht mehr gehen lassen. Ein Beweis mehr, dass gute Musik genreunabhängig ist.

Denn das kann Raute, gute Musik Mit ihrem Mix aus analogen und digitalen Klängen treffen sie den Puls der Zeit, in der Analoges und Digitales immer stärker ineinander wachsen. So bildet bei jedem Titel ein Synthesizerteppich die Grundstruktur, in die sich dann Schlagzeug, Bass, Keyboard und Gitarre flechten. Dabei entstehen komplizierte Rhythmen, mit treibenden Bässen, experimentellen Gitarren Sounds und zuweilen jazzigen Keyboard Parts: Das mit einem Augenzwinkern selbsternannte „Rautrock“Genre.

Die Mischung macht’s Und das hat Potenzial, denn die musikalische Herkunft der Bandmitglieder verspricht einen interessanten Mix: Bassist Murat war lange Mitglied in Reggae-Bands, Gitarrist Roman kommt aus den Weiten des IndieGenre, Christoph bringt rhythmische FunkBeats ein, genau wie der Synthesizer-Meister

Thomas, der sich zusätzlich lange mit Hip Hop beschäftigt hat. Abgerundet wird der Genre-Eintopf mit frischen Jazz-Sounds, von Keyboarder Daniel. So erinnert die Mischung an Bands wie Brandt Brauer Frick, Bonobo, Megashira oder Cinematic Orchestra.

Fehler erlaubt! Dabei ist Raute Klangerzeugung besonders wichtig. Jedes Instrument wird für sie zum Klangkörper, dessen Sound sie in frischen Kontexten nutzen wollen. So ist die Gitarre nicht gleich Rock, sondern Soundmaschine. Das Schlagzeug nicht Sampler, sondern vielseitiger Beatgeber: „Im Sinne einer Rücktransformation der elektronischen Musik in eine analoge Welt, die wärmer ist, aufgrund ihrer Fehlerbehaftung, in der nicht jeder Song gleich klingt,“ beschreibt es Schlagzeuger Christoph.

Relaxed gegen den Trend So viel Spaß sie auch am Jammen und Ausprobieren haben, ihr Ziel war von Beginn an die Bühne, die sie ganz ohne Verbissenheit ansteuern: „Im Moment sind die Proben ein Genuss. Der Rest ergibt sich“, sagen sie. Diese Lässigkeit zeigte sich auch bei der Entstehung ihres Namens, der sich eine Woche vor dem ersten Auftritt, im November 2012, beim Rumblödeln ergeben hat. Schlagzeuger Christoph fiel der schwarz-graue Rautenmuster-Pulli des Bassisten Murat ins Auge, da endet auch schon die Geschichte. „Was wichtig ist, damit etwas gut wird, ist, dass man sich selbst nicht so ernst nimmt und dem affigen Trendscheiß hingibt“, sagt Gitarist Roman. Und so arbeiten sie weiter daran, ihre musikalischen Vorstellungen umzusetzen und zu perfektionieren. Immer nach dem Motto: „Mal gucken wie‘s ankommt.“ Und dabei nie die Begeisterung für die eigene Musik verlieren. Denn nur mit ihr kann der Funke auch auf die Hörer überspringen. Raute, eine Band mit großen Ambitionen, auf die man sich freuen kann und von der noch einiges zu hören sein wird. Weitere Infos /// www.raute-sound.de


36

Anzeigen

Musik in KÖLN Hier erhalten Musiker eine Plattform, sich zu präsentieren. Die Talente unterstützen ihren Auftritt und helfen, diese Seite zu produzieren. Interesse? E-Mail an: redaktion@null22eins-magazin.de

Zwei Brüder, Selten ein Gedanke

Waking Up In Stereo

Das Konzept ist die Intuition. Angetrieben durch Alltägliches, Paranoia und die endlosen Dualismen dieser Welt zieht sich diese Thematik durch das gesamte Programm hindurch. Mal laut, mal leise. Ob akustisch oder elektronisch. Oder beides. Das Projekt distanziert sich von festen Bandstrukturen, um die Individualität jedes einzelnen Songs entfalten zu können. Dabei ist es der Song, der die Richtung angibt. Der oft zitierte rote Faden ist in diesem Zusammenhang meist nur zu erahnen, wobei der Zufall und die Absicht im ständigen Wechsel sind. Dies inszeniert Waking Up In Stereo bis ins Detail, ohne sich auf einen Musikstil zu einigen. Warum sollten sie? Es geht doch auch in Stereo. weitere Infos /// www.wakingupinstereo.de www.facebook.com/wakingupinstereo

Von 69 bis heute

Thorsten Powers Thorsten Powers sind die Kölner Spione in geheimer Missionarsstellung: von 69 bis heute. Und sie sind neun Kölner „Immis“. Ihre Musik steht wohl zwischen dem Funk Jan Delays und dem Hip-Hop und Wortwitz Dendemanns. Ihre Bühnenshow ist zwischen gut gelaunter Familienatmosphäre und schweißtreibender Stringenz einzuordnen. Im Kölner Raum haben sie sich in den letzten Jahren ein großes Publikum erspielt und an diesem Erfolg wollen sie 2013 anknüpfen. weitere Infos /// www.thorstenpowers.de www.facebook.com/thorstenpowers

Bereit für neue Taten

Callahaan

Sie sind durch Usbekistan gezogen – haben eine „sibirische Kuriositäten-Zirkus-Tour“ gemacht, wie sie sagen. Sie haben sich sämtliche Tattoos entfernen lassen – O-Ton: „Unsere Haut vertrug den Autolack nicht.“ Und sie wollen alles bis ins kleinste Detail perfektionieren: Callahaan ist eine Alternative-Rock Band aus Speyer, die vom Prinzip her schon seit 1999 existiert. Aber eben auch auf anderen Wegen recht alternativ unterwegs ist. Nach einer berufsbedingten Pause haben sie 2008 wieder richtig losgelegt und schon überall in Deutschland gespielt. Mit „Pussies & Hangovers“ kommt im April ihr lang erwartetes zweites Studioalbum. Reinhören lohnt!

weitere Infos /// www.callahaan.com


Lust auf Neues ausleben

yunas ape

yunas ape sind ein weibliches Duo aus dem Ruhrgebiet, das sich zwischen Indie und Elektropunk bewegt. Die Songs von Jules und Jihni entstehen nach Lust und Laune, Drums sind mit elektronischen Beats und Sounds unterlegt, die Texte sind Selbsttherapie. Zuvor tourten die beiden schon mit Pristine quer durch Deutschland und die Schweiz über kleine und große Bühnen. Durch die musikalische Leidenschaft und einen Veränderungsimpuls entstand schnell die neue Combo. Doch zwei Frauen sind manchmal nicht Band genug, um neben Bass, Gitarre und Gesang auch an Drums zu agieren. Deshalb haben sie kurzerhand sieben Schlagwesen integriert, die live auf die Leinwand projiziert werden und yunas ape audiovisuell begleiten. Um ihre Lust auf Neues auszuleben und sich nicht festzulegen, singen sie ihre Songs einfach auch mal auf koreanisch. Die neue EP „coffer“ gibt es ab März. weitere Infos /// yunasape.wordpress.com


38

Köln Szene

Draw by Night Die alternative Form des Networkings

Text /// Anne-Sarah Fiebig Fotos /// evi blink Weitere Infos /// cologne.drawbynight.de

Im Künstlerbrei des 21. Jahrhunderts erblickt eine junge Idee das Kölner Tageslicht, die kreatives Schaffen mit Networking verknüpft. Und der Exklusivität der GeniusMalerei durch Perfektionsbestrebung ein Ende setzt. Verschmitzt lächeln moderne Damenporträts von weiß gekalkten Wänden und verraten die kreative Aura, die der kleine Saal im Untergeschoss des betahauses in der Venloer Straße 151-153 verspricht. Der hauseigene Gastronomiebereich steht bereit, die Gäste durch eine fabelhafte Nacht zu begleiten. Gegen 20 Uhr finden sich eine Hand voll neugieriger, ehrgeiziger Nachwuchskünstler um einige papiertuchbespannte Tischreihen, gedeckt mit Bleistift und Füllfederhalter, Tusche und Tinte, ein fantastisches Allerlei, ein Paradies für Farbenfreunde. Serviert wird Ressource, gegessen wird Kunst. Darauf bedacht, mit ein paar gezielten Handgriffen das nächste Weltkunstwerk à la Picasso auf die


Köln Szene

39

dient als Bierkorkenschubser, ein erster Zug Motivation aus der Flasche, ein breites Grinsen in Master Jannis‘ Miene: „Austrinken und Flasche abpausen, genau mein Ding!“ Und er setzt an und trinkt.

„evaluation man geek“

kahlen Blätter zu werfen, füllt sich das neue „Studio 54“ mit brillanten Köpfen und malerischem Talent. Anmutig heben die ersten Kunstschaffer ihre Finger, zum farbenfrohen Festmal bereit. Ein letztes In-sich-gehen, ein finales Sammeln von Genialität. Ist es das, was man bei dem geheimnisvollen Titel des Events „Draw by Night“ erwartet? Geniale Kunst? Gastgenie Jannis beginnt. Der Edding

Bereits zum vierten Mal bot das betahaus Köln am 31. Januar 2013 seine Räumlichkeiten für das Innovativ-Team von „Draw by Night“ an, um Köln eine Bühne kreativen Schaffens und alternativen „social meetings“ zu geben. Das Redaktionsteam von null22eins war live mit dabei, um euch einen wahrheitsgetreuen Eindruck des frisch geborenen Events zu geben, das Gäste einlädt, um gemeinsam zu einem ausgewählten Motto Kunst zu schaffen und sich auszutauschen. Das Thema an diesem Donnerstagabend zu dem fleißig gemalt werden darf: „Nerdy by Nature“ – die Erklärung folgt von Organisationsteam-Mitglied Joshi: „Na klar, jeder ist doch mittlerweile ein Nerd!“ – nickendes Zustimmen in der Runde. Zusammen mit der früheren Geschichts- und Kunstgeschichtsstudentin Jelena und seiner Schwester Jamin hat der Webprogrammierer 2012 das Projekt „Draw by Night“ ins Leben gerufen. Inspiriert wurde der Zeichenliebhaber während eines Auslandsaufenthaltes in Kanada. Dort


40

Köln Szene

traf er in Vancouver auf einen Professor, der diese Idee des gemeinsamen Zeichnens am Abend universitätsintern ins Leben rief, um jungen Studenten sowie älteren Interessenten eine Plattform zum Kreativwerden und Nightchatten ohne Bildschirm zu geben. Von Kanada nach Köln importiert, findet „Draw by Night“ nun alle zwei Monate statt. Die Termine sind unter der offiziellen Facebookseite zu verfolgen. Unter den Mottos „Kleinstadtjungle Köln“, „Mirror, mirror..“ oder „Liquid Mood“ konnten Interessierte bereits kreativ werden, und das Ganze für lau. Denn finanziert wird das Projekt derzeit noch aus eigener Tasche mit freundlicher Unterstützung des betahauses selbst, das seine Räumlichkeiten kostenfrei zur Verfügung stellt. Doch nicht nur der gut ausgestattete und nett dekorierte Kreativraum ist ein Highlight des Events. Begleitet wird das Projekt wahlweise von ausgewählten DJ‘s der Kölner Szene oder Livemusik. Eine an das Motto angelehnte DIA-Show ergänzt die Wanddekoration und erhöht das Gemütlichkeits- und Livestylegefühl. Die Comiczeichnung „the evaluation man geek“ war nur eins von vielen thementreffenden Begleitbildern in XXL.

„Heiter bis Wolkig“ Teilnehmen darf jeder. Und tatsächlich erstaunte die berufliche und menschliche Mannigfaltigkeit der Anwesenden. Ob Informatiker, Programmierer, Geophysiker, Softwareentwickler oder Mediengestalter – den buntesten Farbtopf des Abends bildete eindeutig das Publikum. Nur selbst bezeichnete Künstler fand ich nicht. In der Tat war gegen meine Erwartung von großem künstlerischen Schaffen weniger die Rede. Auf die Frage, wie es denn mit dem kreativen Talent der Ankömmlinge aussehe, bekam ich meist ein stumpfes „heiter bis wolkig“ als Antwort. Trotz alledem ließ sich zwischen der 487. und der 488. skizzierten Nerdbrille, zwischen gemalter Playstation, Club Mate-Babyflaschen und einer „LOMO KASTN CAM“ das ein oder andere geheime Talent entdecken, dessen Kreationen erstaunt und bewundernd beliebäugelt wurden. In jedem Falle ist Malen kein Muss und auch meine Erleichterung

war groß, als ich im Selbstversuch auf tolle Gespräche ausweichen konnte und unter Bergen von „Filzern“, „Bleiern“ und „Kullis“ eine gewisse und von der Gemeinschaft absolut anerkannte kreative Aura des belagerten Tischkickers ausmachte.

Möglichkeit zur Soziabilisierung Den Geophysiker und Gast Markus traf Organisator Joshi in einer Kölner Bar. Er erzählte ihm von seinem Projekt, Markus war begeistert. Nun reist er aus Münster an, mehrere Freunde im Gepäck. „Draw by Night“ ist lange nicht mehr gesonderter Anlaufpunkt kreativer Kölner, auch aus Duisburg, Aachen und Umgebung pendeln Begeisterte für einen Donnerstagabend ins betahaus nach Köln. Erfahren haben sie von dem Event aus dem Internet, von Freunden, aus dem betahausProgramm oder vom mysteriösen „HörenSagen“. Oder eben wie Geophysiker Markus an der Theke einer Kölner Nachtbar. Doch was war die Intention der jungen Kulturbegeisterten und fest im Berufsleben stehenden Kölner, aus eigener Tasche dieser Idee Leben einzuhauchen, wenn nicht die Schaffung eines Guernica II à la Pablo Picasso oder die Welteroberung? „Es ist kein Treff für Künstler“, erklärt Joshi, „es ist eine Plattform für jedermann, eine Möglichkeit zum netten Zusammensein von Menschen, die auch auf der Suche nach alternativen Meeting-Ideen sind.“ Joshi ist selbstständig und arbeitet hart und viel. „Draw by Night“ gibt ihm die Möglichkeit, den Faden zur Soziabilität nicht aus den Augen zu verlieren. Ganz im Gegenteil sogar: als Drehund Angelpunkt ist es die Gelegenheit in das

Kölner Kulturleben einzusteigen und Tipps auszutauschen. Ich verlasse diesen Abend ein paar tolle Konversationen, Ausgehtipps und einen guten Ohrwurm von DJ Basti reicher und selbstverständlich mit einem neuen Vermerk in meinem Terminkalender: nächstes „Draw by Night“ Ende März unter dem Motto „MUTATION“. Begleitet wird der kommende Eventabend wieder von einer oder mehreren Livebands. Ich freue mich bereits auf ein Wiedersehen und wünsche den Jungs und Mädels weiterhin so viel absolut verdienten Zuspruch für ihr Projekt.


ALANUS HOCHSCHULE FÜR KUNST UND GESELLSCHAFT

TAGE DER OFFENEN TÜR

BLICK WECHSEL 2013 22. – 24. MÄRZ

ARCHITEKTUR BILDHAUEREI BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE EURYTHMIE HEILPÄDAGOGIK KINDHEITSPÄDAGOGIK KUNSTTHERAPIE LEHRAMT KUNST MALEREI PÄDAGOGIK SCHAUSPIEL

WWW.ALANUS.EDU


42

kunst

Kunst ohne Hindernisse Ăœber eine Ausstellung, die gegenseitig inspiriert


kunst

Text /// Miriam Barzynski, christine willen FOTOS /// evi blink Weitere Infos /// www.facebook.com/ IchSeheWasWasDuNichtSiehst

Ob Lampen aus ausrangierten Haushaltsgeräten, farbenfrohe Bilder oder Fotografien: Die Kunstwerke, die am 16. Februar im Kulturbunker in Köln-Mülheim präsentiert wurden, sind so facettenreich wie ihre Künstler. Die Ausstellung mit dem Titel „Ich sehe was, was du nicht siehst – Kunst in ihrer Vielseitigkeit“ haben Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam verwirklicht. „Unser Hauptanliegen ist, dass Kunstwerke,

mentarfilm, der die Arbeit der gehörlosen Schauspieler des Ensembles deaf5 in Szene setzt, lief in einer Dauerschleife. Der Verein pur pur Kultur e.V. unterstützt diese Theatergruppe bei ihren Projekten. pur pur Kultur hat das Ziel, die unterschiedlichen Sichtweisen der Menschen durch universelle Ausdrucksweisen der Kunst zu vermitteln. „Berührungsängste nehmen und Brücken schlagen“, verkünden die Initiatorinnen. Das betrifft auch die Besucher, die sich am Ausstellungstag an dem Projekt beteiligten: Mit einer Digitalkamera sollten sie die für sie schönsten Momente der Ausstellung festhalten. Diese Aufnahmen wurden unmittelbar danach in den Eingangsbereich projiziert. So fiel es auch Neugierigen leicht, sich in eine vielleicht noch unbekannte Welt vorzuwagen und einen Blick durch das Kaleidoskop der Kunst zu werfen.

43

Simon Howar, „TRagische Masken“

„Unser Hauptanliegen ist, dass Kunstwerke, die in Werkstätten für Menschen mit Behinderung entstehen, auch als ernstzunehmende Arbeiten wahrgenommen werden.“ die in Werkstätten für Menschen mit Behinderung entstehen, auch als ernstzunehmende Arbeiten wahrgenommen werden“, erklärt eine der drei Initiatorinnen der Ausstellung, Ina Schulte-Krumpen. „Ausschlaggebend war die Tatsache, dass viele solcher gelungenen Kunstwerke kaum jemand zu Gesicht bekommt.“ Die junge Frau und ihre Kolleginnen Anna Malangré und Carolin Vorholt sind sich einig: „Das wollen wir ändern!“ Es folgten Monate der Konzeptualisierung und des Klinkenputzens. Neben der alltäglichen Arbeit musste ein geeigneter Ort gefunden und finanzielle Unterstützung gesichert werden. In dieser Zeit schufen sie ein enges Netzwerk von Menschen und Einrichtungen; Organisationen wie die Lebenshilfe Köln e. V. und das Clara-Fey-Haus der Caritas Werkstätten Köln kamen begeistert mit ins Boot und leisteten auch einen künstlerischen Beitrag. Neben der musikalischen Untermalung zur Ausstellung unter anderem durch die Band Kabelsalat wurde dem Besucher viel geboten: individuelle Schmuckstücke und farbenfrohe Bilder des Kölner Doms, mithilfe von Schablonen und Zahnbürsten auf Holzplatten gespritzt. Ein kleiner Doku-

Den Initiatorinnen, Künstlern und Unterstützern ist es gelungen, Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen eine Plattform zu bieten, die bewusst von Konsum und Konkurrenz Abstand nimmt: „Jedes Stück findet hier seinen Platz.“ Und jeder Mensch seine eigene Ausdrucksform, um seine Geschichte zu erzählen. Das Projekt lädt dazu ein, sich auf neue Perspektiven einzulassen. Der so entstehende Austausch ist si-

cher für alle Beteiligten über kurz oder lang eine Horizonterweiterung. Wenn das Konzept das Interesse des Publikums geweckt hat und sich weiterhin genügend Unterstützer finden, stehen die Zeichen für eine weitere Ausstellung gut. Die drei Ideengeberinnen sind gerne dazu bereit, weitere Brücken zu schlagen.


44

Sport

Kicken und BOXEN

Text /// Saskia Rauchmann FOTOs /// Alessandro De Matteis


Sport

45

Mit Händen und Füßen im Ring: Kickboxen ist ein harter Sport, der auch mal mit blutigen Nasen und größeren Verletzungen enden kann. Eine Kickboxerin gibt Einblicke, in einen eher nicht femininen Sport.

Wie man nach nur sieben Monaten Training Amateurweltmeisterin im Kickboxen werden kann, erzählt Mia Büschler. Die 22-Jährige war im September 2012 mit ihrem Team, den Kölner Rheinfighters, in Orlando, Florida bei den WKA-Amateurweltmeisterschaften. In den Disziplinen Leichtkontakt, Vollkontakt und K-1 sahnten die Athleten acht Gold-, vier Silber- und fünf Bronzemedaillen ab. Redaktion: Obwohl du einen unter Frauen weniger etablierten Sport machst, bist du sehr feminin. Wie kommt es also, dass du Kickboxen für dich entdecken konntest? Mia: Ich glaube, es war wohl einfach Zufall! Im Sommer 2011 habe ich bei Breda am Rudolfplatz ein Eis gegessen, da lernte ich meinen Trainer Frank und zwei ziemlich sportliche Jungs kennen. Er ist Hobbyfotograf und machte einige Fotos von meinem Mountainbike. So sind wir ins Gespräch gekommen und ich erfuhr, dass sie gerade dabei waren, hier in Köln eine Schule für Kickboxen zu eröffnen. Ich erzählte von meiner Leidenschaft für Sport und wurde von ihnen zu einem Probetraining eingeladen. Nach etwa einem dreiviertel Jahr habe ich mal vorbei geschaut und einige Male probeweise mittrainiert. Es hat mir einfach Spaß gemacht, ich fühlte mich gut dabei, konnte mich einfach mit diesem Sport identifizieren. Das heißt, du hast von Anfang an diszipliniert trainiert? Ja, ich habe dann im Schnitt zwei Stunden pro Tag trainiert, in den Ferien auch mal vier. Dazu kam laufen, um einige Kilos zu verlieren, damit ich in der Bewegung und bei den Kicks schneller werden konnte. Das war sehr intensiv, auch anstrengend natürlich, gerade in der Vorbereitungszeit auf die WM. Aber unterm Strich hat es mir echt Spaß gebracht. Im Volksmund sagt man Boxen hilft bei Aggressionen. Ist das so? Ach, mich macht wenig aggressiv. Ich bin von Natur aus eher ein sehr harmoniebedürftiger Mensch. Über das Kickboxen lasse ich einfach überschüssige Energie raus. Vielleicht

habe ich diesen Sport für mich gefunden, weil ich mit zwei Brüdern groß geworden bin. Da war es normal, mich eben auch mal körperlich mit den Jungs auseinandersetzen zu müssen. Hattest du Angst vor Verletzungen oder einer krummen Nase? Naja, normalerweise trägt man ja die nötige Schutzkleidung. Spätestens beim Kampf und bei dem Adrenalinschub, den es mit sich bringt wenn man im Ring steht, verliert man die Angst. Gut, wehleidig darf man bei dem Sport nicht grade sein, kleinere Verletzungen gibt es schon häufiger. Für die Mehrheit der Leute ist Boxen, wie auch Fußball, immer noch eher ein Männersport. Gibt es deshalb manchmal doofe Kommentare? Nein, eher im Gegenteil. Männer zeigen oft Respekt mir gegenüber und sagen: „Das finde ich stark, wenn Frauen so einen Sport machen!“ Frauen sind interessiert, können sich das für sich selbst aber nicht wirklich vorstellen. Von denen hört man dann oft: „Das könnte ich nicht, da fehlt mir der Mut!“ Meine Freunde bringen gern lustige Sprüche wie „Mia, wenn ich mal Stress habe, sag ich dir Bescheid!“ Okay Mia, du bist eine starke Frau, aber wo wirst du schwach? Ich würde es zwar nicht als Schwäche ansehen, aber ich bin ein sehr emotionaler Mensch. Was bestimmt auch an meiner Empathiefähigkeit liegt. Ob ich einen traurigen Film sehe, oder mir etwas von Freunden erzählt wird. Ich fühle immer ziemlich intensiv mit. Tief beeindruckt hat mich zum Beispiel. der Ausflug unserer Klasse im letzten Jahr nach Weimar, in das frühere Konzentrationslager – da kamen mir jedenfalls die Tränen. Aber das finde ich eigentlich gut, dass ich das so spüren kann. Ansonsten werde ich schwach wenn es um gutes Essen geht. Ich bin da ein Genussmensch und darum fällt es mir auch nicht immer so leicht meine Diät für den Sport einhalten.

Was ist dir neben dem Sport besonders wichtig? Auf jeden Fall meine Familie. Mein Paps war mal mit bei einem Kampf. Danach war klar: Dabei kann er nicht noch mal zusehen. Meine Mam konnte gar nicht erst mitfahren, sie hat zu viel Angst, dass mir dabei wehgetan wird. Unterstützen tun sie mich trotzdem bei allem, auch wenn es ihnen manchmal schwer fällt. Außerdem sind mir meine Freunde wichtig. Ich bin ein geselliger Mensch und brauche zwischenmenschliche Kontakte. Letzte Fragen: Ein perfekter Tag? Eher Sommer oder Winter? Tag oder Nacht? Alleine oder in Gesellschaft? Tag, Sommer, Sonne. Sonnenschein gibt mir einfach Power. Draußen sein, mit Freunden am See campen, schwimmen, klettern oder anders aktiv sein, gute Musik hören, tanzen und natürlich leckeres Essen genießen. Das gefällt mir. Besonders verrückt und begeisternd war mein erster Fallschirmsprung im vorletzten Jahr – einfach wahnsinnig schön. Und da kommt bestimmt noch mehr dazu…


46

Netzwerken


Netzwerken

Szenen eines Designs Text /// saskia rauchmann fotos /// alessandro de matteis

„Wer bist du?“ oder „Was ist das?“ – eine simple Syntax, die meistens eine komplexe Antwort oder gar neue Fragen verlangt. Das ist vermutlich ein Grund, warum wir uns im Alltag andauernd versuchen ein fixes Bild unserer MitmenBrauchen Schauspieler Corporate schen zu machen Design? Und wenn ja, wie viele? Schon ein und uns geradezu an Definitionen Mensch alleine ist ein sehr komplexes festhalten, sobald Wesen. Theater trifft Design-Studenten. sie einmal ausgesprochen sind. Wie aber definiert man eine Gruppe von Personen? Vielleicht über verbindende Merkmale wie Geschlecht, Interessen, Religion? Und wenn man diese gesammelt hat, reichen dann allein Fakten aus, um den Kern zu ergründen? Oder kann man diesen dann überhaupt beschreiben oder gar darstellen? Mit Fragen wie diesen beschäftigen sich seit Oktober 2011 vier Studenten der Köln International School of Design ­­– kurz KISD. Denn ihr projektorientiertes Studium beinhaltet auch das Lehrgebiet Corporate Design. Darin werden die Studenten aufgefordert, die Identität eines Produktes, Unternehmens oder ähnlichem zu suchen und visuell darzustellen. Güneş Aksoy, German Arefjev, Marc Daniel Karkowsky und Karl Frederik Scholz haben sich entschieden, die Identität eines jungen Theaterensembles, den Acting Accomplices, zu ergründen.

47


48

Netzwerken

Die Acting Accomplices werden 2011 zusammen von den Schauspielern Jonas Baeck und Jean Paul Baeck sowie dem Regisseur Thomas Ulrich in Köln gegründet. Zu dieser Zeit arbeiten sie in verschiedenen Theatern, teilen jedoch den Wunsch nach einer eigenen Produktion. Dafür nehmen sie sich einige Wochen frei und beginnen mit der gemeinsamen Arbeit an Dejan Dukovskis Stück „Leere Stadt“. Das wird mit dem Gastmusiker Julius Richter mehrfach erfolgreich in Köln und später in Skopje, Mazedonien, aufgeführt. Also wagen sie sich 2012 an ein weiteres Projekt: eine Koproduktion mit dem Kölner ARTheater. Diesmal wählen sie das Stück „Kaltes Land“ von Reto Finger und vergeben einige Gastrollen. Eine davon, die Rolle der Hanna, gespielt von Aischa-Lina Löbbert, erhält sogar den PUCK 2012, den Preis für die beste Kölner Nachwuchsschauspielerin. Außerdem ernten sie ein großes Interesse der Presse und die Nominierung für den Kölner Theaterpreis 2012.

Ein Charakter-Ensemble Dass sie sich als Ensemble etablieren konnten und es nicht bei einer Produktion geblieben ist, liegt jedoch nicht allein an der harten Arbeit. Sie sind auch offen und neugierig gegenüber neuen Arbeitsweisen. So entsteht eine Menge an Möglichkeiten. Angefangen bei der Besetzung, die aus dem festen Kern der Gründer variabel mit Gastrollen und -Musikern kombiniert werden kann, bis hin zu den wechselnden Aufführungsorten: mal ganz klassisch auf der Theaterbühne und ein anderes Mal mitten auf der Aachener Straße. Das macht es den KISD-Studenten besonders schwer, die Gruppe zu erfassen. Um einen ersten Eindruck zu bekommen, stellten sie deshalb zunächst einige Fragen, auf die die Schauspieler oft gar keine klare Antwort geben konnten. So wird schnell klar, dass die Definition der Gruppe schwerer ist als vermutet: „Am Anfang hatten wir so viele Ideen, aber wir mussten dann doch einige verwerfen, da sie sich als unbrauchbar herausgestellt hatten“, kommentiert Marc Daniel. Also entscheiden sich die Designer bei null zu beginnen und alles, was bereits definiert ist, neu in Frage zu stellen. Wie zum Beispiel den Namen: Benennt er lediglich oder beinhaltet er Informationen und weist auf den Charakter der Gruppe hin? Sie einigen sich darauf, ihn als passend zu bewerten. Denn er vereint die Begriffe Schauspiel und Komplizen. Schauspiel ist das, was die Gruppe zusammengeführt

hat. Eine gewisse Komplizenschaft findet sich einerseits im Kern wieder, andererseits durch alle, die in irgendeiner Form „mitmachen“. Das können sowohl die Gastrollen und -musiker sein als auch die KISD-Studenten oder das Publikum. Letzteres soll nämlich nicht nur passiv dasitzen und „bespaßt“ werden, sondern aktiv mitdenken. Das ist vor allem bei den Improvisationsabenden erwünscht, an denen das Publikum die Grenze zwischen Realität und Fiktion selbst setzen kann. Denn Jonas, Jean Paul und Thomas versuchen, das Publikum mit Fragen wie „Ist das jetzt noch Schauspiel oder nicht?“ zu irritieren und zu aktivieren. „Im besten Fall führt es dazu, dass der Zuschauer selbst zum Akteur wird, sich aktiv einmischt und die Grenze zur Realität weiter verschwimmen lässt. Dann haben wir einen neuen Komplizen“, behauptet Jonas. Sie brauchen also das Publikum, um zu einem Ganzen zu werden.

Ein Gruppenmerkmal Auf der Suche nach dem Corporate Design der Theatergruppe beschäftigen sich die Studenten in einem weiteren Schritt mit dem Logo. Wie kann man einer Gruppe, die eher als Netzwerk funktioniert, anhand von einem stark reduzierten Motiv ein passendes Wiedererkennungsmerkmal geben, ohne sie zu beschränken? Ist das überhaupt möglich? „Nein!“, finden die Studenten und entscheiden sich bewusst gegen ein Logo. Wie aber kann man dem Ensemble ein Gesicht geben, es visualisieren? Die Designer erstreben ein Konzept, dass beweglich sein soll und projektorientiert funktionieren kann. „Trotzdem muss es einen festen Rahmen geben und so simpel sein, dass es zukünftig problemlos ohne uns weitergeführt werden kann“, wünscht sich German. Die Lösung bieten bedruckte DIN A3 Plakate. Abgebildet werden immer eine Fotografie oder ein Textausschnitt. Oft verwenden sie Amateurfotos bzw. Schnappschüsse, die mit der eigenen Handykamera der Schauspieler aufgenommen wurden. Sie belichten den Arbeitsprozess der einzelnen Produktionen und geben dem Betrachter einen Einblick hinter die Kulissen. So kann er beispielsweise Jonas erkennen, wie dieser vor der Probe frühstückt. Oder man sieht ein Paar Schuhe, die auf der Bühne von einer Rolle getragen werden. Die Textausschnitte sind Fragmente aus dem jeweiligen Stück. Es sind Vierzeiler, so ausgewählt, dass sie immer wieder neu kombiniert werden können. Sie sind weder beschreibend


Musik

noch komplementär zu den Fotos, sondern stehen für sich und sind frei interpretierbar. So öffnen sie dem Betrachter lediglich eine Tür: „Es ist wie wenn man Fetzen eines Gesprächs hört. Die Phantasie wird angeregt, sich selbst eine Geschichte auszudenken“, verdeutlicht Jonas und weist damit auf eine Komplizenschaft mit dem Betrachter hin. Aber nicht nur für die Inhalte der Plakate ist der bruchstückhafte Erzählstil ein dankbares Gut. Auch die Umgebung der Plakate schafft jeweils einen neuen Kontext. Denn es macht einen Unterschied, ob das Plakat mit dem Schriftzug „Wir vermissen die Mama“ in einer dreckigen Studentenküche hängt oder in einem Kinderheim. Das ist auch der Grund, warum die Plakate in der jeweiligen Umgebung fotografiert und später online gestellt werden. Dabei steht der Inhalt aber immer im Vordergrund. Die Werbung ist nebensächlich. Das zeigt auch der Aufbau: Nur wer sich nähert, kann Erklärungen und Informationen finden. Der Kontext der Fotos wird lediglich im Kleingedruckten am unteren Plakatrand erläutert. Und auch unter den Texten sind nur reduzierte Informationen zu der jeweiligen Produktion abgedruckt. Gerade so, dass Interessierte den Weg zu den Aufführungen finden können. So wird das Endprodukt der Zusammenarbeit zwischen den Designstudenten und den Schauspielern letztlich doch auch als Werbekampagne genutzt. Allerdings als eine, die nicht mit leeren Versprechen wirbt, sondern zeigt, was ist oder sein könnte. Simpel, narrativ und persönlich – ein etwas anderes Corporate Design für ein etwas anderes Theaterensemble.

Weitere Infos /// www.actingaccomplices.de

31


50

Ausblick


#08

Ausblick

51

Symbiose „Für mich bedeutet die Arbeit an Kunst vor allem auf der Couch zu liegen und über Dinge nachzudenken. Die Werke, die ich produziere, sind Ausdruck dieses Nachdenkens“, schildert Tim Kastner den Antrieb für seine Kunst. Der 28-Jährige beschäftigt sich eigentlich schon immer mit den verschiedenen Ausgabekanälen kreativen Schaffens. Mit Malerei ist er quasi aufgewachsen, nach dem Abitur folgte erst mal eine Ausbildung zum Schreiner. Diese unterschiedlichen Einflüsse zeigen sich bis heute in seinen Arbeiten. So kommt ein Spektrum zustande, das Fotomontagen und Malerei ebenso umfasst wie Skulpturen und symbiotische Möbelkonstruktionen. In der Sommerausgabe berichtet Kastner von seinem Weg zum kreativen Tausendsassatum.

Linie 7 Genau elf Straßenbahnlinien fahren durch Köln. Meistens verbinden sie das Umland mit dem Kölner Stadtkern. Eine von ihnen, die Linie 7, führt in westlicher Richtung bis nach Frechen. Und dort hat sich was getan. Eine neue junge Aktionskünstlergruppe, mit dem treffenden Namen „Linie 7“, ein neues Atelierhaus, das Kunstzentrum Signalwerk und eine neu belebte Fabrikhalle namens Rarehouse beleben die Stadt am Rande Kölns. Neben den Künstlergruppen und den Köpfen der „Linie 7“ hat auch der alte Frechener Bahnhof einen Wandel vollzogen. Der alte Bahnhof ist Älteren vielleicht noch als „Bio`s Bahnhof“ bekannt, Alfred Bioleks musikalischem Einstieg in die Fernsehwelt.

Neben Ausstellungen, Sportereignissen und Konzerten veranstalten, fördern und koordinieren die Frechener Kreativen auch Führungen, Vorträge und Lesungen, zu sehen auch am 10. März zum FrühjahrsKunstsalon im Signalwerk. Auch wenn Frechen eine andere Vorwahl als Köln besitzt, ist es kulturell klar mit der Domstadt verbunden. Im Sommer schauen wir über den Tellerrand und betrachten die „Linie 7“ näher. Und vorher lohnt sich bereits ein Blick auf deren Plattform unter www.linie7-frechen.de


artishocke e.v.

Dogma null22eins #07


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.