nullachtsechzehn 4/2011

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Nummer 2011 04

Zeit fĂźr Kunst und Kultur

Š Gerhard Aba

nullachtsechzehn

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Anarchie michelle ditrich frauenbild zu entsorgen big brother


Kultur verbindet Kultur verbin­ det. Nicht nur das künstle­ rische Schaffen, auch das ge­ meinsame Erle­ ben von Kultur­ ­ veranstaltungen bringt teilweise ganz unter­ schiedliche Menschen zusammen und fördert die Gemeinschaft. Ottakring kann sich mit be­ rechtigtem Stolz als Kultur­ bezirk bezeichnen, der eine reichhaltige kreative Szene beheimatet. Seit vielen Jahren haben Kunst und Kultur bei uns im Bezirk einen hohen Stellen­ wert. Von SOHO in Ottakring, der Galerie Grundsteingasse, der Brunnenpassage und dem Bockkeller - der Heimat des Wienerliedes: Die Kultur findet hier reichlich Platz und hat viele unterschiedliche Facet­ ten. Auch bei den vom Bezirk unterstützten Ottakringer Festwochen, die alljährlich im Frühjahr stattfinden, zeigt sich das vielfältige Spektrum der Kunst und Kultur in Otta­ kring. Die Kunst- und Kultur­ schaffenden erhalten seitens des Bezirks volle Unterstüt­ zung. Bereits im Jahr 2005 hat die Bezirksvorstehung erstmals eine Broschüre herausgeben, in der sich die lebhafte Otta­ kringer Kunst- und Kulturszene ausführlich präsentiert hat. KünstlerInnen, kulturschaffende Vereine und Gruppen aus un­ serem Bezirk wurden darin mit ihren unterschiedlichen Fer­ tigkeiten und Angeboten vor­ gestellt. Dieses Ottakringer Kulturbuch stieß in der Bevöl­ kerung auf reges Interesse und ist bereits in einer erwei­ terten Neuauflage erschienen. Viele Kulturengagierte sind durch diese Publikation nicht nur erstmals einer breiten Öffentlichkeit bekannt gewor­ den, sondern haben – auch dank eines jährlich vom Bezirk

organisierten so genannten „Kulturvernetzungscocktails“ – zueinander gefunden und sich gegenseitig in ihrem kreativen Schaffen beflügelt. Als Bezirksvorsteher bemühe ich mich auch um die Belebung von leer stehenden Geschäfts­ lokalen, die kurzzeitig von KünstlerInnen aus dem Bezirk genutzt werden könnten. Mit dieser Zwischennut­ zung erhalten nicht nur die Kunstschaffenden ein tempo­ räres Atelier oder Ausstel­ lungsräumlichkeiten, auch die Ottakringer Einkaufsstraßen werden dadurch attraktiver. Als Beispiel für eine gelun­ gene künstlerische Gestal­ tung im öffentlichen Raum kann die Fassadenfront der ehema­ ligen Tankstelle in der Kirch­ stetterngasse/Grundsteingasse angesehen werden. Ich leiste dabei auch Überzeugungsarbeit bei den HausbesitzerInnen, denn letztendlich sollte es auch im Sinne der Vermiete­ rInnen sein, dass ihre Im­ mobilien einen ansprechenden Eindruck vermitteln. Dass im 16. Bezirk eine eigene Kulturzeitung wie „Nullachts­ echzehn“ herausgegeben wird, zeigt deutlich, dass es aller­ hand über die lokale Kunstsze­ ne zu berichten gibt und dass Kulturschaffende auch den Dia­ log mit der breiten Öffentlich­ keit suchen. Nutzen Sie das reichhaltige Angebot an Kunst und Kultur im Bezirk. Ich freue mich, Sie bei der einen oder anderen Veranstaltung in Ottakring demnächst persönlich zu sehen. Herzlichst

Ihr Franz Prokop Bezirksvorsteher

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»Schöne aussichten« im anazwanzga haus Seit 15. November ist Wien um eine Kulturstätte reicher: An diesem Abend wurde das 21er Haus, das Museum für österreichische zeitgenössische Kunst im internationalen Kontext, von Bundespräsident Heinz Fischer eröffnet. Über 7.000 Kunstinteressierte strömten in das von Adolf Krischanitz sanierte und adaptierte Baujuwel, das nun unter der Leitung des Belvedere ein neues Profil erhält. Eröffnungsreden wurden von BelvedereDirektorin Agnes Husslein-Arco, Kulturministerin Claudia Schmied und Wirtschafts- und Tourismusminister Reinhold Mitterlehner gehalten. Unter dem Titel »Schöne Aussichten« werden nun bis 8. Jänner 2012 unter anderem Arbeiten von Marcus Geiger, Lucio Fontana, Sofie Thorsen, Oswald Oberhuber und Franz West zu sehen sein. Die Künstler beschäftigen sich in ihren Arbeiten mit Fragestellungen zur Architektur des Hauses, seiner Geschichte sowie dem Museums- und Kulturbetrieb. Am Sonntag, den 20. November, bat das 21er Haus erstmals zum »Tag der offenen Tür«: Neben einem Künstlertalk für Jugendliche mit Lois Weinberger und einem Familienprogramm, haben die Kuratorinnen des 21er Haus, Bettina Steinbrügge und Cosima Rainer, Einblicke in

ihre Arbeit gewährt. Dazu beleuchten Überblicks- und Architekturführungen das 21er Haus und die »Schönen Aussichten« begleitend näher. www.21erhaus.at

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2/Shorts

Seit 15. November herrscht reger Kunstbetrieb im 21er Haus.

malen mit licht Fotografie ist Ausdruck der Kunst! Mit diesem Zugang veranstaltete der Verein »ebenedrei« den ersten Fotoworkshop in Zusammenarbeit mit dem internationalen Fotokünstler Gerhard Aba. Die Portraitfotografie stand im Fokus des Kurses. Die Kursteilnehmer bekamen einen ganz neuen Zugang vermittelt. Von der Idee, Motivsuche bis hin zur Umsetzung wurde alles schrittweise erklärt, und es wurden Tricks und Kniffe verraten. Mit Freude wurden Erfahrungen weitergegeben und mit Stolz wurde die Entwicklung der Rookies beobachtet. Es war kein normaler Fotokurs, wie er in jeder Weiterbildungsfabrik angeboten wird. Es steht die Kunst im Vordergrund und nicht die Fotografie als Cashcow und Massenphänomen. Eine gute Kamera macht noch lange keinen guten Fotografen! Es geht darum, Bilder zu erschaffen und nich einfach nur festzuhalten. Jeder Fotograf muss seinen eigenen Weg gehen . Dieser Workshop kann helfen, ihn zu finden! Der nächster Workschop findet im Jänner 2012 statt. Nähere Infos und Anmeldung auf www.ebenedrei.at

© Gerhard Aba

Impressum: Herausgeber: Kunst- & Kulturverein ebenedrei - www.ebenedrei.at bzw. www.nullachtsechzehn.at, 1160 Wien, Neulerchenfelder Straße 6-8, Atelier 8; Kontakt: redaktion@nullachtsechzehn.at; Tel.: +43.660.108.0816; Verlagsleitung: Maximilian Kager; Chefredaktion: Ralf Peter Autoren dieser Ausgabe: Pio, Alexander Svojtko, Alessandro Barberi, Patrick Spanbauer, Walter Schaidinger; Fotos/Fotoredaktion: Gerhard Aba, Gerry Jindra, ua.; Gestaltung/Produktion: Gerry Jindra; Druck/Litho: REMAprint, Neulerchenfelder Straße 35, 1160 Wien; Erscheinungsweise: 6-8mal jährlich. Der Nachdruck von Artikeln und Fotos ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags gestattet.


3/Kontrovers

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Von dingen, die mAn nicht kaufen kann »Achten Sie auf die Marke« hieß eine Kampagne der Wirtschaft vor einiger Zeit. Merkwürdig, warum gerade die Marke Bildung so heftig vom Mainstream ferngehalten wird. Fußballweltmeisterschaft ist Fußballalbumkleben. Das gehört dazu, zumindest ein- oder zweimal im Leben. Die Interessenlage ist geklärt: Wer daran nicht interessiert ist, lässt es bleiben, ohne an Ansehen zu verlieren. Beim Kampf der Supermarktketten, den Eltern unnötiges Geld für unnötige Stickeralben aus der Tasche zu ziehen, entscheidet aber bereits der Supermarkt über die Interessenlage der unfreiwillig (Un)beteiligten oder die Eltern, die sich breitschlagen oder nicht breitschlagen lassen können. Das Ergebnis sind Kinder, die den ganzen Schmarren sehen, deren Eltern oder alleinerziehenden Elternteile sich das alles nicht leisten können und die dann, ohne jemals über Interessenlagen nachgedacht haben zu können, als arme Deppen übrig bleiben: »Ätsch, haste nicht die super Sticker.« Weiter geht die Geschichte mit Klassenausflügen, zum Beispiel nach Großbritannien. Eine Woche. Ein bisschen London, ein bisschen Steilküste im Süden. Fish and chips. Die Schüler bleiben immer beieinander, der Sprachlernfaktor ist also de facto null. Kostenpunkt: Ca. € 1.000 - in Worten: Eintausend. Aber wehe, Du kannst da nicht mitfahren. Menschen, die öfter nachdenken müssen, wie und wo sie ihr Geld ausgeben, haben das bestimmt nicht erfunden. Leider hört denen aber zu selten jemand zu. Die trauen sich auch gar nicht erst den Mund aufzumachen, um ihren Kindern die Schmach zu ersparen, dass sie weniger Geld haben, sondern unternehmen alles, um das Geld irgendwie aufzubringen, koste es was es wolle. Leider haben meist genau die

Menschen mehr zu reden, die mehr Geld haben. Jede Statistik bestätigt folgende Reihenfolge: Wo ausreichend Geld vorhanden ist, gibt es genug Geld für eine Ausbildung, die über die Schulzeit hinausgeht. Aus diesem sozialen Hintergrund sind die Voraussetzungen, wiederum ordentlich Geld zu verdienen, wesentlich besser als für Menschen, die aus finanziell schlechter gestellter Umgebung kommen. Also werden Menschen mit finanziell gut aufgestelltem Hintergrund auch mehr zu reden haben als andere. Der Umkehrschluss freilich war bis dato noch nicht belegbar und wird es auch nicht sein: Nämlich der, dass Geld intelligent macht. Das sollte auch niemand ernsthaft behaupten wollen. Es sollte nicht schön langsam, sondern so rasch wie möglich eine Maßnahme in der Intelligenzforschung unternommen werden: Die Integration der sozialen Intelligenz in den Gesamtquotienten. Und zwar so, wie Integration funktionieren sollte und nicht so, wie es sich der österreichische Boulevard vorstellt. Um Dilek Çinar aus ihren »Drei ketzerischen Thesen/ Österreich ist kein Einwanderungsland«* zu zitieren: Integration ist in Österreich Voraussetzung für Integration. Integration bedeutet also in den Augen des Großteils unserer Bevölkerung die bedingungslose Aufgabe aller bisherigen Gewohnheiten sowie die Annahme der hiesigen Gebräuche. Wenn das passiert ist, können wir mal reden, ob wir die Fremden auch mögen. Sollte also der Integration der sozialen Intelligenz in den Gesamtintelligenzquotienten das selbe Schicksal widerfahren, wäre es

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sinnlos: Dann würde die soziale Intelligenz in all ihrem Facettenreichtum in der diffusen Umgebung der anderen Faktoren untergehen und, so sie aller Wahrscheinlichkeit nach eher unterentwickelt ist, in der vorhandenen Substanz mit dem bisher Erlernten gut kaschierbar sein. Die soziale Intelligenz muss aber vielmehr als eigenständiger Faktor zu den anderen Faktoren in Ergänzung und logischer Interaktion stehen. Würde nämlich der Faktor soziale Intelligenz den ihm gebührenden Stellenwert einnehmen, würde erschreckend offiziell ersichtlich, von welch dummen Menschen wir nicht nur umgeben, sondern sogar regiert und beherrscht und bevormundet werden. Da es solche Maßnahmen aber nicht gibt, tappen wir darüber im Dunkeln. Inoffiziell wissen und verspüren es aber viele Menschen schon ganz genau, sonst würde es in einem Land, das hochoffiziell zu den zehn reichsten Nationen der Welt zu zählen ist, nicht so obszön viele Menschen geben, die in Armut leben, von Armut gefährdet sind, die aufgrund geistiger und gesellschaftsintelligenter Armut der politischen Führungsetagen, mangelnder Solidarität und einer Medienlandschaft, die Hetze als normalen Jour-

nalismus betrachtet, in die Enge getrieben werden. Diese Menschen verspüren es täglich. Die Ablehnung einer Gesamtschule, in der alle SchülerInnen gleich sind, macht in diesem Zusammenhang schon ziemlich stutzig und die, die sie ablehnen, irgendwie verdächtig. Man möchte gar nicht wissen, was losbräche, forderte man eine Schuluniform gleich dazu: Dann wären alle SchülerInnen wirklich gleich, alle begännen bei null, und der Markenwettbewerb wäre so, wie viele Leute ganz viele staatliche Dinge gerne hätten und auch so bekommen haben: Nämlich privatisiert.

*Aus: Gastarbajteri, 40 Jahre Arbeitsmigration/Mandelbaum/Initiative Minderheiten/Wien Museum Text: Walter Schaidinger


4/Treffpunkt

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Der kurze Wiener Sommer der Anarchie 35 Jahre Arenabesetzung im Rückblick Für alternative Kultur abseits der »Repräsentationskultur« war kaum Platz. Die heranwachsende Generation war hungrig. Ganz gleich, ob Arbeiter, Student, Rocker, politischer Aktivist oder Künstler; Freiräume mussten her, in denen Kommunikation und Begegnung möglich waren. Und zwar nicht so, wie es sich die Stadtväter/mütter vorstellten, sondern selbstverwaltet, autonom.

Es ist in Wien wieder ein Thema: Der Kampf um autonomen Freiraum. Immer wieder werden in letzter Zeit Objekte von Aktivisten besetzt, wie etwa der Gebäudekomplex in der Lindengasse 60-62 (»Epizentrum«) im 7. Bezirk oder nun kürzlich ein Haus im selben Bezirk in der Westbahnstraße 13 (»Wilde 13«). Konsumfreie Räume zu schaffen, Selbstverwaltung und Platz für alternatives Zusammenleben sind seit jeher die Hauptgründe für Hausbesetzungen im urbanen Raum. Die »Mutter« aller Wiener Besetzungen war die Besetzung des Auslandsschlachthofs St. Marx, im 3. Wiener Gemeindebezirk, 1976. Vor 35 Jahren probten hier die Wiener und Wienerinnen, allen voran Studenten, Künstler und Intellektuelle, aber auch Simmeringer Arbeiterjugendliche den Kulturaufstand. Im Folgenden eine kleine Reise ins Wien der 70er Jahre: Vorgeschichte: Es brodelt in der Stadt 1976 herrschte in Wien noch der schwere Mief der

Nachkriegszeit. Wer von Kultur sprach, der meinte Burgtheater und Staatsoper. Nach 1945 verstand sich Österreich als katholisch-konservativer »Kulturstaat«, mit deutlicher Abgrenzung zum Nachbarn Deutschland. Bis Mitte der 1970er Jahre war »österreichische Kultur« vom Begriff der »Nation« bestimmt. Als Bruno Kreisky 1970 die Wahl gewann und es zu einer SPÖ-Alleinregierung kam, begann sich diese Sichtweise sukzessive zu ändern. Das Land sollte erneuert werden und es gab viel Aufholbedarf. Städtebaulich entstanden riesige Wohnsilos am Rande der Stadt, wie etwa die Per Albin Hansonsiedlung oder die Trabrenngründe (»Rennbahnweg«). Die SP-Regierung entwickelte geradezu einen Modernisierungswahn, der teilweise zu abstrusesten Auswüchsen führte. So plante man unter anderem

den Wiener Naschmarkt abzureißen und eine Stadtautobahn (Verbindung zur Westautobahn) an dessen Stelle zu bauen. Oder den Abriss der Otto Wagner Brücke im Wiental. Dies konnte glücklicherweise, auch durch Bürgerinitiativen, abgewendet werden. Durch die Nähe Wiens am Eisernen Vorhang, war die Stadt wirtschaftlich in einer schwierigen Situation. Die SPÖ war darum bemüht, Wien zu einem attraktiven Standort für neue Investoren zu machen. Während die Politik glaubte, mit Abrissbirne und Beton das Land erneuern zu müssen, wurde auf die Bedürfnisse der heranwachsenden jungen Menschen vergessen. Das kulturelle Angebot war schmal, es waren Zeiten, in denen man im Jugendzentrum noch Eintritt zahlen musste und als Besucher nicht selten auf die Doktrin der Partei eingeschworen wurde.

»Wir haben dieses Gebäude besetzt, nicht weil wir eine Vorliebe haben für alte Gebäude, sondern weil wir ein Bedürfnis haben nach neuen Inhalten.« Heinz R. Unger

Es bewegt sich etwas Die »Arena« war eine Veranstaltungsreihe der Wiener Festwochen, die 1970 von Ulrich Baumgartner gegründet wurde. Sie war als Alternative zum Mainstreamprogramm der Wiener Festwochen gedacht. 1975 wurde der seit 1960 leerstehende Auslandsschlachthof St. Marx als Veranstaltungsort gewählt. Ein riesiges, dorfähnliches Areal von 70.000 Quadratmetern Größe. Auch im darauffolgenden Jahr sollte die Veranstaltung dort, ein letztes Mal, stattfinden. Im Frühjahr 1976 erfuhr der damalige Architekturstudent Dietmar Steiner (heute Leiter des AZW) zufällig, dass der Schlachthof nach den Festwochen abgerissen werden sollte. Das Gelände war an den Modekonzern Schöps verkauft worden. Ein modernes Textilzentrum sollte dort seinen Platz finden. Daraufhin organisierten sich weitere Architekturstudenten der Klasse Peichl zu einer Gruppe und begannen Überlegungen, wie man den Schlachthof mit seiner einzigartigen Architektur aus den 1920er Jahren vor dem Abbruch bewahren könnte. Es war zwar noch keine Rede von einer Besetzung, aber es entstand daraufhin ein Flugblatt mit der Forderung »Der Schlachthof darf nicht sterben!«. Doch auch andere Gruppen hatten das Gerücht vom Abriss der Arena mitbekommen, und so trafen sich schon einige Monate vor der eigentlichen Besetzung Aktivisten (u.a. Willi und Lukas Resetarits) beim nahegelegenen »Arena Wirtn«, um Ideen zur Rettung des Schlachthofs auszutauschen. Der Kampf um den Auslandsschlachthof St. Marx beginnt Am 27.6.1976 war der letzte Veranstaltungstag der Wiener Festwochen Arena 76´. Zeitgleich fand am Wiener Naschmarkt das »Antischleiferfest« statt, bei dem die Gruppe Schmetterlinge und die Kabarettgruppe Keif auftraten. Am Ende der Veranstaltung, etwa um 20h, wurde zum »Marsch nach St. Marx« aufgerufen. Als gegen 22h die Gruppe »Misthaufen« das Festwochenprogramm beschloß, hatten sich schon 1300 Jugendliche vor dem Auslandsschlachthof eingefunden. Vor der Halle fand eine Diskussion unter der


5/Treffpunkt

Leitung von Willi Resetarits statt. Die Veranstalter riefen die Polizei und die große Theaterhalle wurde abgeriegelt. Dennoch gelang es den Aktivisten, sich Zugang zur Veranstaltungshalle zu verschaffen. Binnen kurzer Zeit fanden sich etwa 1000 Leute ein. Der Intendant Ulrich Baumgartner lehnte eine Gewaltanwendung ab. Die Polizei hielt sich im Hintergrund. Die Arena sollte von nun an für 12 Wochen besetzt bleiben.

seaussendung gemacht. Da einige Journalisten der Kronen Zeitung (z.B.: Erwin Melchart) unter den Besetzern waren, war die Kronen Zeitung der Besetzung über einen weiten Zeitraum zumindest, wohlgesonnen. Auch ORF Redakteure, wie etwa Werner Fitzthum, Tony Spira oder Peter Huemer waren selbst Arenabesetzer. Das TV Magazin »Ohne Maulkorb« wurde zum Sprachrohr der Besetzer. Durch die starke Öffentlichkeitsarbeit durch Printmedien und ORF bekam die Initiative einen sehr starken Rückhalt, ohne den es kaum möglich gewesen wäre, die Arena solange zu halten. Es wurden Häuser auf dem riesigen Areal bezogen: Frauenhaus, Kinderhaus, Literatencafé, Haus des Motorradclubs, Haus Simmering etc. Es formierte sich eine Filmgruppe, und bald gab es auch eine eigene Arenazeitung. Um auf eigenen Füßen stehen zu können, musste Programm gemacht werden. So fanden an den Wochenenden des sehr heißen Sommers 1976 große Veranstaltungen am Arenagelände statt. Es wurde reichhaltiges Programm geboten: von Lesungen (z.B.: Peter Turrini und Christine Nöslinger), über Konzerte von Wolfgang Ambros und Georg Danzer, Billi Dixon, Filmvorführungen und zahlreiche Ausstellungen. Einer der Höhepunkte war das Konzert von Leonard Cohen, der nach seinem Wien-Konzert aus Solidarität in die Arena kam. Rückblickend gesehen, besuchten etwa 20.000 Menschen die Arena.

Die Besetzer formulierten rasch ihre Forderungen: Wir fordern: Kein Abbruch des Schlachthofes St. Marx! Wir fordern: Ein Kultur- und Kommunikationszentrum fürs ganze Jahr! Wir fordern: Selbstverwaltung! Wir fordern: Finanzierung durch die Gemeinde Wien! Mit einem Mal entstand etwas, das die Stadt schon seit geraumer Zeit dringend brauchte: ein selbstverwaltetes Kultur- und Kommunikationszentrum. In dieser ersten Nacht war die Euphorie groß – ein basisdemokratischer Prozess begann. Ziel war es, das Gelände zu halten und das ganze Jahr über bespielbar zu machen. Beeindruckend war die Bandbreite der Aktivisten: Lehrlinge, junge Arbeiter, Studenten, katholische Jugend, Rocker, sowie einige linke Gruppierungen und Intellektuelle fanden hier einen gemeinsamen Nenner. Noch in der selben Nacht wurde eine Pres-

Dennoch war das Gelände nicht zu halten – die Stadt Wien war dem Industriellen Leopold Böhm, der auf das Gelände beharrte, im Wort. Es kam zu

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Scheinverhandlungen zwischen Besetzern und Stadtregierung, ohne Aussicht auf eine Einigung. Die Stadt Wien bot Alternativobjekte, wie etwa das Schloß Neugebäude im 11. Wiener Gemeindebezirk an. Die Forderung der Besetzer war jedoch, das einmalige Gelände des Auslandsschlachthofs zu erhalten und für kulturelle Zwecke aufzubereiten. Der Sommer neigte sich schließlich dem Ende zu und die innere Struktur der Arena zeigte bereits Verfallserscheinungen. So wurde das Areal auch immer mehr zu einem Auffangbecken für gesellschaftlich Gestrandete, Drogenabhängige und entlaufene Heimkinder. Dies führte letztendlich dazu, daß Aktivisten von der Kulturseite weglanciert wurden und die sozialen Probleme innerhalb der Arena überhand nahmen. Als das Wetter im Laufe des Septembers schlechter wurde, wurde die Anzahl der Besetzer weniger, auch machte sich eine gewisse Frustration breit, weil mit der Stadt keine Einigung zustande kam. Am 22. September 1976 wurde das Gelände der WIBAG (Wiener Betriebsansiedelungsgesellschaft) verkauft. Strom und Wasser wurden endgültig abgedreht. Am nebligen Morgen des 12. Oktober verließen die letzten Besetzer den Schlachthof. Der Abzug verlief weitgehend friedlich. Die Bagger und Abrissbirnen waren bereits in Stellung. Innerhalb kürzester Zeit wurde das gesamte Areal dem Erdboden gleichgemacht. Die Arena existiert, wenn auch in völlig anderer Form, auch heute noch. Als ungeliebtes Alternativobjekt der Stadt Wien, wurde der damalige Inlandsschlachthof als Nachfolgeprojekt von einigen Besetzern adaptiert. Der Einzigartigkeit der Architektur des ursprünglichen Geländes konnte der

Inlandsschlachthof jedoch zu keinem Zeitpunkt das Wasser reichen. Tot, aber nicht gestorben Auch wenn der Kampf um die Arena in St. Marx letztlich erfolglos war, so war er zumindest nicht sinnlos. Das Ereignis hatte die Stadt aufgerüttelt. Von nun an war nichts mehr wie zuvor – die Besetzung bündelte die progressiven Kräfte der Stadt – neue Veranstaltungsorte entstanden, eine junge Beislszene und zahlreiche Initiativen fanden hier ihren Anfang, wie etwa die Stadtzeitung »Falter« oder das Werkstättenund Kulturzentrum WUK. 35 Jahre sind nun vergangen, die meisten Proponenten aus jener Zeit sind heute auch noch sehr aktive Menschen. Dieter Schrage, eine der Schlüsselfiguren der Arenabesetzung und später Sprecher der Grünen Senioren, ist leider vor einigen Monaten plötzlich und völlig unerwartet von uns gegangen. Abschließend ist noch zu sagen, dass es damals wie heute genügend Gründe für alternativen Freiraum gab und gibt. War damals die kulturelle Unterversorgung für die Besetzung des Schlachthofs ausschlaggebend, so ist es heute die Überversorgung mit Konsumtempeln, die die Menschen alternative Fluchtpunkte suchen läßt. Bleibt zu hoffen, dass dies die rot-grüne Stadtpolitik in Wien auch bald begreifen lernt, denn ständige Räumungen mit unverhältnismäßigem Polizeiaufgebot können auf Dauer auch keine Lösung sein. Text: Patrick Spanbauer Fotos: E.A. Richter


6/Portrait

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»das 21. jahrhundert ist weiblich« Mit Händen und Füßen arbeitet die Wiener Künstlerin Michelle Ditrich gegen den Umstand, dass es zu wenig bekannte Künstlerinnen gibt. Ihr Werk wird mittlerweile nicht nur hierzulande, sondern auch im Ausland wahrgenommen, wie sie im Gespräch erzählt. Nicht der Pinsel, sondern ihre Hände und Füße sind ihr Werkzeug. Es war im Jahr 2003, als die Wiener Künstlerin Michelle Ditrich begann, neue Techniken und Wege für sich zu entdecken. Seither bringt die gebürtige Steirerin die Farbe mit ihren Extremitäten zu Papier bzw. zu Textil - es war nämlich auch im selben Jahr, als Ditrich begann, Kleidungsstücke und zuweilen auch Möbelstücke in diesem Stil zu bemalen, um ihnen so den DitrichStempel aufzudrücken. »Immer wenn ich Sessel, Blusen oder Hemden sehe, habe ich das Bedürfnis, sie zu verändern«, erläutert die Künstlerin ihren Zugang. Ihre Arbeiten werden mittlerweile nicht nur hierzulande wahrgenommen, immer öfter wird Ditrich auch zu internationalen Vernissagen rund um den Globus eingeladen - zuletzt, im Oktober diesen Jahres, stellte sie ihr Werk, als einzige heimische Vertreterin, bei der »1. Internationalen Bosphorus Art Biennale« in Istanbul aus.

eine ganz besondere Beziehung haben? Ditrich: Das kann man so nicht sagen. Meine Bilder sind wie meine Kinder, ich liebe sie alle und am liebsten würde ich keines von ihnen hergeben. Doch man muss ja schließlich von etwas leben. Die sieben Todsünden und ihre Dämonen sind mir aber besonders wichtig.

08/16: Frau Ditrich, wann bzw. wie hat ihre künstlerische Karriere begonnen? Michelle Ditrich: Eigentlich sobald ich meine Hände und meine Füße benutzen konnte. Ich habe vor allem von Professor Max Weiler sehr viel gelernt, bis ich schließlich meinen eigenen Stil gefunden habe und eigene Wege gegangen bin.

08/16: Was wollten Sie mit diesem Werk zum Ausdruck bringen? Ditrich: Bei meiner Ausstellung im Bank Austria Kunstforum, im Dezember 2008, habe ich in die Einladung geschrieben: »Die Blindheit und Unwissenheit der Menschen muss man aufzeigen, damit sie sich erkennen und ein Umdenken stattfinden kann, nicht die Sünde, sondern die Liebe in ihr Herz zu lassen.« Ich wollte damals schon auf die Gier der Menschen aufmerksam machen, die ja, wie man jetzt sieht, in der heutigen Zeit sehr präsent ist. Ich Versuche mich mit meiner Kunst mitzuteilen und dem Betrachter etwas zu vermitteln. Ein sehr schönes und nicht alltägliches Projekt war Kunst im öffentlichen Raum »Zwei Hände - Zwei Wände«. Eine 40m x 2,50m grosse Baustellenwand mit dem Titel »Die Klagemauer«. Bei dieser Arbeit wollte ich für mehr tolleranz zwischen den Menschen plädieren.

08/16: Was hat ihr künstlerisches Schaffen am meisten geprägt? Ditrich: Wenn ich so drüber nachdenke: Das Leben selbst mit all seinen Facetten. Die inneren und äußeren Einflüsse, Ereignisse, Erlebnisse, Erfahrungen und Zukunftsdenken - das alles zusammen ergibt dann ein Kunstwerk. Man kann auch sagen, dass Künstler Zeitzeugen sind. Ich beschäftige mich sehr gerne mit dem Kosmos, dem Leben und der Liebe. 08/16: Apropos Liebe, gibt es ein Werk, zu dem Sie

08/16: Ihr künstlerisches Schaffen ist ja recht vielseitig - Sie malen, fotografieren, machen Skulpturen, Möbel aller Art, beschäftigen sich mit Gartenarchitektur und haben sogar ein Haus bzw. eine Wohnung entworfen und gebaut. Wann haben Sie begonnen, auch Kleidung zu veredeln? Ditrich: Das war 2003. Bis jetzt habe ich die von mir bemalten und signierten Stücke allerdings nur in meinem privaten Umfeld verkauft. In Zukunft möchte ich aber in Produktion gehen. Ideen sind genug


7/Portrait

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das 21 jahrhundert ist weiblich (Skulptur Raku gerahmt) »Gestalt in Blau« (Öl auf Leinwand) »Gestalt in Rot« (Öl auf Leinwand) »Gestalt in Gelb« (Öl auf Leinwand)

vorhanden, da für mich nichts unmöglich ist. Geht nicht gibt es nicht! 08/16: Eines Ihrer Werke trägt den Namen »Das 21. Jahrhundert weiblich«. Was konkret meinen Sie damit? Ditrich: Die Frauen sind im Vormarsch, auch in der Kunst. Es gibt wenige berühmte Malerinnen, aber das wird sich in Zukunft ändern. Und diesem Umstand habe ich dieses Bild gewidmet. Vor allem die japanische Tonkunst aus dem 16. Jahrhundert hat mich inspiriert. So habe ich einen weiblichen Torso entworfen, auf eine Spanplatte mit Draht gebunden - frei schwebend - und dann ein Bild daraus gemacht. 08/16: Wie empfinden Sie das Leben als Künstlerin in einem Land wie Österreich?

Ditrich: Der Prophet im eigenen Land zählt nicht viel. Natürlich schätzt man auch in Österreich meine Kunst, aber im Ausland hat man mehr Anerkennung, besonders in den USA. Bei meinen zahlreichen Auslandsausstellungen in Galerien, Museen, Art Fairs und Biennalen bin ich immer mit offenen Armen aufgenommen worden. 08/16: Heuer im Herbst waren Sie als einzige österreichische Vertreterin eingeladen, Ihre Werke »El Torro«, »Bergegeier«, »Cala«, »Oil oll over the world«, »Oil desaster« sowie einige Figuren und zwei Hand-Serien bei der »1. Internationalen Bosphorus Art Biennale Istanbul 2011« zu präsentieren. Wie haben Sie den Aufenthalt dort erlebt? Ditrich: Die vielen Eindrücke und Menschen in Istan-

bul haben mich besonders fasziniert. Die Türken sind ein freundliches Volk und sehr an Kunst interessiert. Vor Ort wurde ich als Kuratorin verpflichtet und habe viele andere Künstler kennengelernt. Außerdem war ich im Presse-Museum und auch an der Technischen Universität im Kulturinstitut vertreten. Als Künstlerin haben mir die Formen der Moscheen und diese Üppigkeit und die Vielfalt der Farben gefallen. Lustig habe ich gefunden, dass die Polizei auf ElektroDreirädern in der Altstadt auch auf dem Gehsteig herumgefahren ist. Das würde mir in Wien auch gefallen (lacht).

in Kalkutta, bei der »Aviskar 2012« aus. Außerdem wurde ich in Istanbul zur »1. Marmara Art Biennale« nächstes Jahr im Oktober eingeladen. Text: Ralf Peter, Maximilian Kager Fotos: Michelle Ditrich

N ä c hste A u sstell u ng i n W i en Vernissage: Michelle Ditrich »Kosmische Hand- und Fußmalerei« 29. November, 19 Uhr

08/16: Wann stehen die nächsten Auslandsaufenthalte auf dem Programm? Ditrich: Von 6. bis 22. Jänner 2012 stelle ich in Indien,

Galerie Merikon Art Room, Palais Esterházy, Wallnerstraße 4, 2. Hof, 1010 Wien www.michelleditrich.com


8/Malerei

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Ali G’s Nightmare – Barbara Rapp im Porträt Barbara Rapp zeigt dem Betrachter ein atmosphärisch wie bildlich verzerrtes Bild von Frauen.

»ich verkaufe nichts« (Collage+Acrylmischtechnik auf Papier 30x40cm 2008 »sie hätte vorher schon fragen müssen« Collage+Acrylmischtechnik auf Leinwand 80x80cm 2008 »frau mentor und der weg ins glück« Collage+Acrylmischtechnik auf Leinwand 80x100cm 2009 »völlerei umkehrschluss zur magersucht+bulimie« Collage+Acrylmischtechnik auf Vinyl 80x65cm 2010 Eine laufende Ausstellung unter dem Namen »Frauenbild zu entsorgen« läuft noch bis 17.12.2011 im Kosmostheater www.kosmostheater.at www.barbara-rapp.com

Sex sells – perfekte Brüste verkaufen Bier, symmetrische, strahlendweiße Zähne suggerieren ungekannte Geschmackswelten, die die Sinne erweitern, sinnliche rote Lippen erzählen uns von der Erotik eines in Schokolade getauchten Vanilleeises am Stiel. Erotische weibliche Partien, manche meinen von Gott geschaffen, Insider wissen von Photoshop formvollendet, prasseln auf den (meist nicht ganz so sinnlichen) Konsumenten ein und offerieren einen Moment der Partizipation an dieser Welt aus Hochglanzmagazinen und Hollywoodglitter. Speziell junge Frauen stecken enorm viel Energie, Entbehrungen und Schmerz in die Jagd nach diesem männlich diktierten Schönheitsideal. Sie hungern, lassen

plastische Veränderungen an sich vornehmen und leiden sich einem künstlichen, künstlich verzerrten Frauenbild entgegen, dessen Selbstzweck wiederum im Marketing von Konsumprodukten liegt. Die Werke der in Kärnten lebenden und arbeitenden Künstlerin Barbara Rapp zeigen dem Betrachter ein atmosphärisch wie bildlich verzerrtes Bild von Frauen – Körpern – Partien und spiegeln, so möchte man meinen, das Resultat jener oben erwähnten Jagd nach dem Schönheitsideal der Werbewelt auf einer seelischen Ebene wider. Plakativ, radikal und »mit dem Vorschlaghammer« tritt Barbara in ihren Werken an, ein und auf um aufzuwecken und diesem Trend durch Anregung zur Diskussion entgegen zu

wirken. Barbaras –gemalte- Titten sind hässlich. Die verzerrten Darstellungen von Körpern stellen auf den Punkt gebracht eine Gegenposition zum gängigen medialen Frauenbild dar. Ihre Bilder reflektieren jene Gewalt, die die Künstlerin in ihrem Umfeld und durch die Medien mitbekommt. Man findet in ihren Werken die Manifestation und Sublimierung jener Tränen, die im Zuge des Reifungsprozesses vom jungen, idealistischen und ambitionierten Mädchen zur erwachsenen Frau, die mit den Gegebenheiten einer maskulin geprägten Welt zu Recht kommen muss, fließen. Kompromisse, Rückschläge und das Begreifen und Akzeptieren von gesellschaftlich oktroyierten Grenzen prägten Barbara. Sie erzählt uns von einem langen Weg bis sie schließlich Kunst so leben konnte. Seit 3 Jahren kann sie sich in ihrem Schaffen ausschließlich der Kunst widmen. Wenn die Künstlerin über den Schaffensprozess ihrer Arbeiten spricht, erzählt sie uns davon, dass die Bilder bereits lange Zeit, bevor sie für Außenstehende sichtbar werden in ihr reifen. Sie müsse dann nicht mehr viel tun: »Nur mehr diese Ideen auf die Leinwand, Papier oder ein anderes Medium bringen.« Sie spricht von Kanalisierung und davon, dass es ihr wichtig sei, dass der Betrachter versteht, was sie mit dem jeweiligen Werk sagen will. Neben Arbeiten, die sie im Alleingang schafft, kann man im Gesamtwerk der Künstlerin auch solche finden, die in Kollaboration mit anderen bildnerisch Schaffenden entstanden sind. Als Herausforderungen bezeichnet sie eben jene Arbeiten und als Möglichkeit und Anreiz, ihre eigene Welt zu verlassen, um danach wieder in sie mit einem Stück mehr an Erfahrung zurückzukehren und auf diesem

Weg auch der Betriebsblindheit ein Stück entgegen zu wirken. In den letzten 3 Jahren entwickelte sich Barbara, geprägt von Eindrücken, die sie auf Reisen gesammelt hat, weg von der reinen graphisch tätigen Künstlerin mit den Medien Leinwand und Papier hin zum Gestalten von dreidimensionalen Werken. Seit dieser Zeit findet man in ihrem Repertoire zunehmend Objekte und Installationen. Darauf angesprochen erzählt sie uns, dass es ihr bei diesen Werken um Inhalte geht, die rein zweidimensional nicht zu transportieren wären. Dadurch, dass sie Autodidaktin ist, unterwarf sie sich anfangs selbst auferlegten Zwängen bis ihr auf einer Reise in den New Yorker Stadtteil Chelsea eines Tages, wie sie selbst meint »der Knopf aufgegangen« sei. Installationen, Objekte und Video bereichern seitdem ihr Portfolio. Der Inhalt bestimmt das Medium. Seit ihrer ersten Ausstellung 1994 ist viel Wasser die Donau runter geflossen. Sie erzählt uns von der Nervosität damals und was wohl gewesen wäre wenn jemand ihre Bilder kritisiert hätte. Heute sieht sie das gelassener. »Man kann nicht Everbody’s Darling sein«. Kürzlich hat sie sich daher über ein Feedback einer Galeristin gefreut, die ihr erzählte, dass ein Kunde sich fürchterlich darüber aufgeregt hätte, wie denn eine Frau derart hässliche Bilder von Frauen malen könnte. Entartete Kunst? Womöglich, aber vielleicht ist es das, was unserer von perfekten Hinterteilen und Brüsten überladenen Gesellschaft fehlt. Text: Pio Fotos: Barbara Rapp


9/Literatur

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»Aus Theater eine Art Volkssport machen« Seit über zwanzig Jahren versucht das Erste Wiener Lesetheater auf unkonventionellem Wege unbekannte oder vergessene Literatur unter die Leute zu bringen. Mit zunehmendem Erfolg. Der gemeine Wiener und die gemeine Wienerin tuckeln, so sie denn die Öffis benützen, meist achtlos an der Adresse Lerchenfelder Gürtel 51 vorbei. Dortselbst lugt Mensch aus den mehr oder weniger sauberen Fenstern der U6 auf ein Eckhaus hinunter, das – wenigstens in der Erinnerung – in »Schönbrunner Gelb« hätte gestrichen sein sollen. Dazu an die Fassade geklebt: »Weinhaus« oder »Gasthaus« oder »Wirtshaus«. Das ist der oder das »Sittl«. Ganz abgesehen davon, dass es sich beim »Sittl« um ein Quasi-Relikt bodenständiger Gasthaustradition handelt, sind wir heute hier, um zwischen Sprühwein und Krügerl, zwischen Gulasch und Schnitzerl etwas ganz anderes zu sehen: es lockt das »Erste Wiener Lesetheater«.

– sagen wir halt: »Ensembles«. Es ist dies nämlich keine abgeschottete, feste Truppe, sondern vielmehr eine Art Querschnitt durch die Bevölkerung der Stadt; möglichst offen und ganz und gar nicht elitär. »In der Gesamtheit meiner bisherigen biografischen Lesetheatererfahrungen reichte das Ensemble vom Burgschauspieler bis hin zu in Beschützenden [sic!] Werkstätten arbeitenden Personen, spastisch Gelähmten, Psychiatrisierten«, resümiert Schwendter. »Das Wesen des Lesetheaters - insbesondere der spontanen Leseaufführung - besteht darin, dass Personen ein Stück sich aussuchen, besetzen und ohne - oder jedenfalls ohne nennenswert zeitintensive - Probearbeit vorbereiten, um es einander, sowie dem erschienenen Publikum, vorzulesen«.

»Unter den Bedingungen des zeitgenössischen Wiener Kulturlebens will dieser Verein, da ja nicht alle der Rezeption würdigen Stücke ständig auf den Spielplänen selbst einer Großstadt wie Wien gehalten werden können, sich auf jene Stücke und vergleichbare Produktionen konzentrieren, welche in Wien schon längere Zeit nicht wahrzunehmen waren – und manche vielleicht überhaupt noch nicht«, schreibt der Begründer des Vereins, Rolf Schwendter, auf der Homepage des Lesetheaters. Erwartungsvoll nehmen wir also Platz und harren der Dinge im übervollen Pelikan-Stüberl« des »Sittl«. Übervoll lässt sich sagen, »ausverkauft« nicht - weil das Erste Wiener Lesetheater bei seinen Veranstaltungen keinen Eintritt verlangt. Blick auf den Programmzettel: »Friedrich Achleitner: Bekennender Nasenbohrer und andere Kurzprosa«. Gegründet – oder besser: begründet – wurde das Lesetheater 1990. Freilich war dabei Schwendters Konzeption desselben nichts vollkommen Neues: vielmehr kann diese Form des literarischen Betriebs auf eine Vergangenheit zurückblicken, die sich vom alten japanischen Shogunat über die (bildungs-) bürgerlichen Lesekreise im 19. Jahrhundert bis hin zu spontanen Leseaufführungen der »Wiener Gruppe« ab Ende der 1950er Jahre erstreckt. »Die Tradition des Lesetheaters selbst ist bereits bejahrt«, weiß Rolf Schwendter, »wenn sie auch kaum bekannt und noch weniger systematisiert ist.« Apropos »Wiener Gruppe«. Friedrich Achleitner steht ja auf dem Programm. Nicht nur, dass seine Texte zu Gehör gebracht werden sollen. In der Tat: der Meister selbst ist im »Sittl« und freut sich schon erwartungsvoll des Kommenden. »Ich hab meine Texte ja noch nie gelesen gehört. Man will es ja auch einmal anders hören«, sagt er. Er wird es sicher anders hören, dafür sorgt schon die Zusammensetzung des

Aber jetzt geht es endlich los. Bei jeder Veranstaltung des Lesetheaters gibt es einen oder eine für den Abend Verantwortliche. Man kann sich das als eine Art Regie vorstellen. Begrüßung. Kurze – oder auch längere – Einführung in den Text durch den oder die Verantwortliche/n. Das Stimmengewirr im »Pelikan-Stüberl« wird leiser, stirbt ab. Lediglich das eine oder andere verlorene Besteckklirren ist noch zu hören: denn der Mensch lebt nicht vom Wort allein, und ein Schweinsbratl ist zum Essen da. »Ich glaube«, sagt Friedrich Achleitner, bevor er sich anschickt an den Lesetisch zu gehen, »dass dieses Lesetheater ein Stammpublikum hat. Da sind die Leute doch schon trainiert auch Kompliziertes zu hören«. Nicht nur, dass die Leute trainiert sind; sie sind auch höchst konzentriert. Da wird zwar gegessen und getrunken, doch legt sich zuweilen die Stirn in Falten, während die Kaumuskulatur höchst beansprucht wird. Achleitner sitzt am Lesetisch und nickt wohlwollend, während er seine Texte »anders« hört. Von Zeit zu Zeit reckt er seinen Kopf vor, um nur ja kein – eigenes – Wort zu versäumen. Von draußen, vom Gürtel her, dröhnen die vertrauten Klänge eines polizeieigenen Folgetonhorns ins Lesetheater, was aber nicht weiter stört. Immerhin hat das Lesetheater im Lauf der Jahre genügend Erfahrung gesammelt, um mit Unvorhergesehenem, Nichtgeplantem und anderem gelassen umzugehen. Kein Wunder auch: hochgerechnet braczhte es der Verein seit 1990 auf gut 1500 Leseaufführungen, an denen wenigstens ebenso viele Menschen als Lesende aufgetreten sind. Da haben sich Schauspielprofis wie Bruno Thost oder Erwin Leder (siehe 08/16, Nr. 1) mit verschiedenen AutorInnen gemischt, da haben PensionistInnen neben SchülerInnen nicht nur ein abstraktes Interesse an Literatur bekundet,

sondern tatsächlich etwas auf die Beine gestellt. »Diese Form der breiten Literaturpflege und ein sehr demokratischer und offener Zugang zu Theater und Literatur sind absolut förderungswürdig«, wird Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny auf Wikipedia zititert, nachdem er eine ursprünglich geplante Streichung der Fördergelder storniert hat (müssen?). Höhepunkt des Abends: Achleitner liest selbst. Allerdings hat der Mann an diesem Abend Stimmprobleme – wohl eine Verkühlung – und stellt die unbedarfte(?) Frage, ob es wohl ein Mikrofon gebe. »Des homma no nie ´braucht«, kommt es aus dem Publikum. Es ist letztendlich ein kurzweiliger Abend. Nach zwei, drei Stunden konzentrierten Zuhörens raucht einem natürlich schon die Fontanelle, aber immerhin war man nicht bei der Leseaufführung der »Letzten Tage der Menschheit« von Karl Kraus: Das ebenfalls von Schwendter begründete »Kasse-

ler Lesetheater« brachte es zu einer auf 7 Stunden gekürzten Fassung und zu einer 16-Stunden-Lesung von James Joyces »Ulysses«. Ausgetrunken haben wir, ausgelesen ist auch geworden. Da kommt ein Herr auf Herrn Achleitner zu, stellt sich vor und überreicht ihm ein Buch. »Das ist mein vierter Gedichtband«, sagt er, »der kostet fünfzehn Euro, Herr Professor«. Achleitner kauft und zahlt und merkt dem Autor dieser Zeilen gegenüber an: »Jetzt muss ich mit der Straßenbahn heimfahren. Aber macht nix!« www.lesetheater.at Von Friedrich Achleitner ist zuletzt erschienen: »iwahaubbd.dialektgedichte« Paul Zsolnay Verlag, Wien 2011 Text: Alexander Svojtko Fotos: Thomas Wenrich


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Amateur-fashion Accessoires, Kleinserien und Einzelstücke Weiche Stoffe, sportliche Eleganz und außergewöhnliche, aber äußerst tragbare Schnitte sind das Markenzeichen von amateur. Die verspielten Details und illustrierten Druckmotive ziehen sich als roter Faden durch jede Kollektion. amateur-fashion besteht aus Accessoires, Kleinserien und Einzelstücken und fast täglich kommt »Frisches« dazu. Zweimal pro Jahr werden neue Schnitte, Druckmotive und Farbkombinationen passend zur jeweiligen Saison gefertigt. Seit kurzem gibt es neben den bestehenden Kollektionen auch immer wieder spezielle Kollaborationen mit nationalen Künstlern wie Stirnprumzer oder Boicut und internationalen Künstlerinnen wie Mizzo (CH) und Tikka (CH) aus dem Urban Art Bereich. Die spannenden Kreationen von Birgit Rampula sind vielseitig mit den eigenen Basics kombinierbar und somit wunderbare Alltagsbegleiter. Da Alles im Wiener Atelier von Hand genäht und bedruckt wird ist es der Designerin möglich auf besondere Wünsche einzugehen. amateur La Boutique Gumpendorferstrasse 88a 1060 Wien Öffnungszeiten : Dienstag - Freitag 13h-19h Samstag: 13h-18h0

Foto: Matthias Hombauer Hair&Make-up: Sandra Bernhard Model: Florian (Agentur: Mother Agency)

B i rg i t ramp u la Birgit Rampula (31), Wien Lebt zur Zeit in einem der Wohnateliers des Kunst- und Kulturzentrums »Das Werk« im 16. Bezirk. Von hier aus managt sie ihr kleines Unternehmen und Projekt Namens amateur ,das sie 2007 gegründet hat. Siebdruck und Modedesign. Die junge Wienerin ist Quereinsteigerin in der Szene und als Autodidaktin mit viel Liebe und Leidenschaft an der Sache. Da sie ursprünglich aus dem Bereich der Innenraumgestaltung kommt, hat sie vor 41/2 Jahren mit der kleinen Boutique in der Gumpendorferstraße eine ganz besondere kleine Welt geschaffen. Neben der Mode und den Accessoires gibt es im Verkaufsraum des Ateliers handgenähte Puppen, Kissen, Decken, Artprints und Graphic Novels zu entdecken.


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Selektionsmaschine Casting Show Systemtheoretisches Panspectron: Big Brother & Taxi Orange

Als nach der niederländischen Erstausstrahlung von Big Brother im Jahre 1999 nahezu alle Länder des Empire eine von Endemol produzierte Beobachtungsmaschine ins kulturindustrielle Dispositiv der Massenmedien implementierten, hatte der global operierende kybernetische Kapitalismus Worten schlussendlich Taten folgen lassen. Denn klarer konnte nicht zu Tage treten, dass die technokratischen Medientechnologen der Gegenwart in zugespitzter Form schon längst umgesetzt hatten, was Foucault nach dem Pariser Mai 1968 mit einem

einfachen Titel und in Rekurs auf Marx auf den Punkt gebracht hatte: Überwachen (Rein in den Repräsentationscontainer!) und Strafen (Raus aus dem Repräsentationscontainer!). Dass dieses selektive Kontroll- und Produktionsfeld den großen Bruder aus Orwells 1984 mit einem lächelnden Augenaufschlag titelgebend zitierte – war da nicht auch die blonde Linda de (Ende-)Mol im Spiel? – markiert geschichtlich eine bemerkenswert zynische Offenlegung der Funktionsweisen von Überwachungstechnologien am Beginn des

spätkapitalistischen 3. Jahrtausends, die auch in Österreich mit Taxi Orange sichtbar wurde. Denn die Informations- und Kommunikationstechnologen hatten die Logik des Foucaultschen Panopticons bereits reterritorialisiert – d. h. wohl auch: in Marketingseminaren diskutiert – und systemtheoretisch um mehrere (scheinbar demokratische) Rückkopplungsschleifen erweitert: das klassische Panopticon wurde im Zuge einer feingliedrigen Transformation zum Panspectron

(Branden Hookway), in dem nunmehr zirkulär jede/r Einzelne jede/n Anderen überwacht und vice versa. Die ZuseherInnen beobachten die KandidatInnen im Inneren des Containers bzw. in einem Haus in der Speisinger Straße 66, wobei die Insassen wiederum die anderen KandidatInnen beobachten, welche – wenn sie raus müssen – von Außen beobachtet/beobachtend auf das Innere blicken. Die ZuseherInnen stimmen dann über Telefon bzw. Quote scheinbar mit und beobachten am Fernsehschirm als Beobachter die Beobachter


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beim Beobachten, um sich selbst beim Beobachten zu beobachten. Nichts anderes ist Systemtheorie als mediale Steuerung der Massen im Sinne eines Erziehungsprogramms.

gegen das Grundgesetz gerichtete – kybernetischmathematische Kombination von Datensätzen der BürgerInnen darstellte. Österreich war dahingehend im Kalten Krieg nur ein strategischer Minimundus im Süden der BRD. Die »Sympathisantenkreise« der Linken, die zum allergrößten Teil nichts mit gewalttätigem Linksradikalismus zu tun hatten, wurden dabei technokratisch vom braunen Sumpf der Bürokratie über den sog. »Radikalenerlass« und Berufsverbote eben als potentielle »Radikale« und »Anarchistische Gewalttäter« klassifiziert, stigmatisiert und selektiert.

Denn auch die Moderatoren von Big Brother & Taxi Orange beobachteten konsequenterweise die beobachtenden KandidatInnen und die beobachtet/ beobachtenden ZuseherInnen. Und die hierarchisch übergeordneten Chefredakteure bzw. Regisseure kontrollierten die Redakteure und Moderatoren; wobei die obersten Etagen der Tendenz nach während der Sendung unsichtbar blieben wie die Aktoren/Akteure in den juristischen bzw. betriebswirtschaftlichen Abteilungen der Fernsehanstalten, die wiederum an globale Konzerne angekoppelt waren und sind. Wurde Endemol nicht jüngst von Goldman Sachs übernommen? Und hat der ORF sein Konzept nicht erfolgreich an einen türkischen Sender verkauft? Insgesamt ist damit im Westen eine mehrfache kybernetische Parallelschaltung ins Sichtbarkeitsfeld der Medien eingebaut worden, die mit der S(t)imulation einer »demokratischen Wahl« einherging, aber mit Sicherheit keine war und einer politischen Eskamotage, einem Täuschungsmanöver gleichkam. Aber – und dieser Umstand ist hier wichtig – alle ZuseherInnen wurden über die scheinbare Partizipation durch die Quotenbeteiligung mit der vermeintlich souveränen Macht ausgestattet, symbolisch über Leben und Tod der KandidatInnen zu entscheiden. Und darin liegt die voyeuristische Lust an der sozialen (und kybernetischen) Selektion. Mit Big Brother & Taxi Orange begann mithin gerade durch die S(t)imulation von Demokratie das Verschwinden und die Verunmöglichung von realer Demokratie und wirklicher (medialer) Öffentlichkeit. Know-How als Humankapital: Wer wird Millionär? & Millionenshow Während seit den Siebzigerjahren – vor allem deutsche – Intellektuelle über die Systemtheorie gelernt hatten, sich in den kybernetischen Schaltungen von Luhmanns Beobachterordnungen zu bewegen, wurde den Regierten und d. i. den Bevölkerungen schon mit Aktenzeichen XY und – uns eben näher – noch mit Wer wird Millionär? & Millionenshow eine paranoische Maschine der autopoietischen Selbst- und Fremdbeobachtung gleichsam wie ein diskursiver Chip eingebaut. Nach der Studentenrevolte von 1968 gab der (deutsche) Staat einen klaren Appell aus: Jede/r BürgerIn ein Polizist! Und jeder Polizist ein selbstorganisiertes Beobachtungsobjekt für hierarchisch höhergestellte Beobachter und Beamte. Luhmanns an Hegel orientierte Systemtheorie griff dabei, wie auch Jürgen Habermas – damals im Widerstand – argumentierte, genauso in die Lebenswelten der Linken ein, wie Horst Herolds Rasterfahndung, die eine intellektuell herausfordernde, wenngleich wahrscheinlich illegale – weil

Vierzig Jahre später hat sich an dieser Logik der polizeilichen (Gf-)Rasterfahndung nicht viel geändert, nur dass die Technologien mit den industriellen Innovationen und Revolutionen unserer Wissens- und Informationsgesellschaft Schritt gehalten haben. Und so war es gerade die serienmäßige Ausstrahlung von Wer wird Millionär? & Millionenshow die den selektiv-eugenischen Begriff des Humankapitals massenmedial auf den Punkt brachte. Denn wer in einer Wissensgesellschaft am meisten weiß, der verdient – wie wir wissen – auch mehr Geld. Wir wissen aber auch nach jeder Sendung, dass wir als Wissensarbeiter, als Cognitarians (Bifo) oder Ich-AG’s aus kausalen Gründen kein Geld haben, weil wir eben zu wenig wissen. So behauptet es zumindest die Logik des Kapitals. Dabei ist hervorzuheben, dass viele TeilnehmerInnen (auch oder vor allem unter den GewInnerinnen) keine akademische Ausbildung genossen haben und dennoch die symbolische Karriereleiter der Wissensbefragung – mit oder ohne Sicherheitsstufe – bis hin zu sechs Nullerstellen erklommen. AkademikerInnen dürften wohl der Tendenz nach vor dem möglichen symbolischen Verlust ihres Status zurückgeschreckt sein. Wäre ja auch blöd, wenn der Herr Doktor nicht einmal bis Frage 5 kommt. Wurde mit Big Brother & Taxi Orange also ein »Demokratiespiel« als virtuelle Subversion in Szene gesetzt, so trieben Wer wird Millionär? & Millionenshow ein »Wissens- und Wahrheitsspiel« in die Köpfe der Zuschauermengen, das deshalb so interessant war, weil der Tellerwäscher vor aller Augen durch sein Wissen zum Millionär werden und dabei alle sozialen Hierarchien überspringen konnte. A Star is born! … und zwar als Fetischobjekt des Begehrens für all jene, die sich in den gesellschaftlichen Hierarchien am Ende des (Arbeits-) Tages den Entscheidungen von Professoren oder Managern oder auch PolitikerInnen zu beugen haben. Strikt neoliberal am Wissen eines (unternehmerischen) Individuums ausgerichtet lässt die richtige, wahre Beantwortung von fünfzehn Fragen für einen blitzartigen Moment eine Inversion zu, in der ein Nobody in den Himmel des Wissens aufsteigt. (Hatte nicht Althusser betont, dass die Schule [Wissen] um 1800 an die Stelle der Kirche

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[Glaube] getreten ist?) Dass sich dabei natürlich nichts an der Eigentumsordnung unserer Gesellschaft ändert, ist buchstäblich (informatisches und d. h. auch Fernseh-) Programm. Denn selbst wenn der eine Star es auch geschafft hat selektiert zu werden, so kehren doch am nächsten Morgen alle an ihren Platz in der kapitalistischen Produktionsordnung zurück und übertragen das Wissen an den Chef, der sich allerdings durchaus beeindruckt zeigen kann von der letzten Show und dem Wissen eines Knechts, ist er doch – gemessen an global operierenden Konzernen – selbst nichts anderes als ein Knecht. Ein Knecht als potentieller Millionär … Popularisiertes Starsystem: Deutschland sucht den Superstar & Starmania Zwischen 1920 und 1950 etablierten Hollywoods Produktionsfirmen – allen voran Metro-GoldwynMayer – ein Starsystem, das einzelne SchauspielerInnen über langfristige Verträge mit der Firma verband, ihnen »fürstliche« Honorare und beeindruckende Privilegien zugestand und sie wie Götter behandelte. Der auf eine Person zugeschnittene Finanzstrom der Star Machine war der wichtigste Produktionsfaktor des Charismas und des Glamours einer Marlene Dietrich oder einer Greta Garbo. Wenngleich ein solches System in dieser Form nicht mehr existiert, so erklärt es doch geschichtlich einige Funktionsweisen der Casting Shows. Denn weit oberhalb der anderen, bei den Sternen und im Himmel ist im Diesseits schon jener oder jene, der/die alle anderen überflügelt. Und dieses Versprechen auf Höheres, auf den Ausbruch aus dem irdischen Leben ist auch Deutschland sucht den Superstar & Starmania immanent. Wie in einem Betrieb oder bei Filmproduktionen wird bereits im Vorfeld eine betriebwirtschaftliche und kybernetische Selektionsmaschine platziert, die bis in die kleinsten Gesten, Träume und Hoffnungen der KandidatInnen und ZuschauerInnen hineinreicht und das ganze mikrologische Spektrum menschlicher Gefühle vor die Kamera zerrt, um eine brutale Auswahl der »Begabtesten« zu treffen. Dabei verschieben sich die Macht- und Disziplinartechnologien der älteren Sendungsmodelle insofern, als das Beobachtungsdispositiv des Wissens sich auf das (künstlerische) Können ausdehnt, wobei Deutschland sucht den Superstar & Starmania vorgeben, allen eine Chance zu geben, sich zu messen und sich durchzusetzen. Und die Masse ist vor den Fernsehschirmen aufgerufen, sich selbst ein Bild zu machen: weshalb zwischen Lächerlichkeit und emotionaler S(t)imulation ein Abgrund klafft, bei dem es als legitim erscheint, sich – man möchte sagen: faschistisch – sich über andere zu erheben. Wer rausfällt, hat eben nicht bestanden und muss gehen. Permanente Konkurrenz des Banalen, sukzessive Selektion im Zeitalter digitaler Reproduzierbarkeit der Waren und der Menschen als Waren.

Ganz genauso wie in einer Firma im Rahmen einer Stellenvergabe, werden die Humankapitalien der KandidatInnen geschätzt und eingeschätzt. In den konkurrierenden Fangemeinden der Casting Shows spiegelt sich mithin auch die Selbsteinschätzung von Lohnabhängigen und die Hoffnung auf eine Selbsterhöhung, die um (fast) jeden Preis gegen die Unterlegenen durchzusetzen ist. Bezeichnend genug, dass dabei ein Mensch wie Dieter Bohlen, der – wir wissen es – Betriebswirtschaft studierte, als populärer Experte des (künstlerischen) Wissens im Rahmen einer (eigentümlich besetzten) Jury erscheinen und sich dabei bis hin zur Ehrenbeleidigung und Erniedrigung von KandidatInnen alles herausnehmen kann, um sich »aufzuführen«. Gerade der Nicht-Sänger und NichtMusiker von Modern Talking gilt einer ganzen Nation – Ach, die vielen goldenen Schallplatten! – als Kenner der Materie und als popkultureller Feinspitz, als Monarch der Quote, dessen Urteilsvermögen angeblich über den Dingen steht. Aber auch die österreichische Variante war nicht viel besser: Hatte Dr. Bogdan Roscic nicht 1988 mit Gesellschaftstheorie als kritische Theorie des Subjekts über Adorno promoviert? Von der Gesellschaft und ihrer Theorie blieb am Ende nur mehr der Lohnzettel von Universal Music übrig, wodurch Roscic selbst als äußerst kritisches Subjekt im Hauptabendprogramm erschien. Davor hatte der ORF bereits damit begonnen, den Bildungsauftrag dadurch zu erfüllen, dem Herrn Doktor die Sendeleitung von Ö3 zu übertragen. Was für eine Karriere! Immerzu bergauf! … Die Folgen sind bekannt. Indes werden auch die Juroren des Vulgären und des Stumpfsinns über das telefonische Verfahren der Cross-Channel-Technik mit der WählerInnengunst des Publikums verschaltet, womit auch ihr Expertenwissen als »demokratisch« rückgekoppelt erscheint. In Wahrheit hämmern all diese Formate den Medienkonsumenten die dem Kapitalismus immanente Selektionsmaschine ein, nach der nur das »Talent« darüber entscheidet, ob man im Betrieb als Chef oder am Musikmarkt als Star Anerkennung erhält. Die gesellschaftlichen Produktionsbedingungen des Starsystems selbst bleiben dabei natürlich außen vor und sollen auch unsichtbar bleiben. Denn im Grunde ist es bei Big Brother & Taxi Orange, bei Wer wird Millionär? & Millionenshow und bei Deutschland sucht den Superstar & Starmania vollkommen gleichgültig, wer gewinnt. Hauptsache, die Selektionsmaschine rennt, obwohl sie brennt.

Text: Alessandro Barberi Illustration: Markus Wiltsche


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»weIL ES WAHNSINNIG VIEL FREUDE MACHT« Seit Oktober letzten Jahres will sich das »Kaisermühlner Werkl« als ernstzunehmende Kleinkuntsbühne in der Donaustadt etablieren. Allen Widrigkeiten zum Trotz. Adresse: Wien, XXII, Schüttaustraße 1. Das ist jenseits der Donau; Transdanubien mithin – das soll die Gegend sein – so erzählt man sich in den innerstädtischen Bobo-Bezirken -, wo selbst die Hunde Messer tragen würden. Niemals würde ein hochnäsiger Downtown-Wiener gerade hier im Schatten der UNO-City, flankiert vom »Kaiserwasser« und in unmittelbarer Nähe des altehrwürdigen SV Donau eine Kleinkunstbühne vermuten. Und doch ist dem so. »Kultur soll es überall geben, egal in welchem Bezirk«, sagt Dunja Lehner. Die ebenso resolute wie umtriebige Betreiberin des »Kaisermühlner Werkl« hat das Etablissement im nahezu schon legendären Goethe-Hof im Oktober letzten Jahres übernommen. »Da haben mich fast alle Leute belächelt“, sagt sie rückblickend, »deshalb habe ich auch meinen Freundeskreis changen müssen.« Dazu muss man wissen, dass das „Werkl“ zuvor ziemlich herabgewirtschaftet worden war. Unglückliche Programmierung und suboptimale Gästebetreuung hatten zuletzt auch das letzte Publikum verscheucht. »Natürlich ist es schwer, die Leute zurückzuholen«, meint Dunja und macht sich daran, das »Werkl« für den kommenden Abend vorzubereiten. »Leider Brüder« sind heute angesagt. Die zwei – sie sind wirklich Brüder – trudeln am späten Nachmittag ein; Soundcheck – und so. Das »Werkl« kennen Tom und Fred eigentlich von Kindesbeinen an: »Weil wir vom Bezirk sind.« Das ist das Eine; das Andere: abgesehen vom »Orpheum« in der Steigenteschgasse »gibt es ja sonst nichts in Transdanubien«. Als sie vorletzten Sommer beim Vorübergehen bemerkten, dass sich im »Kaisermühlner Werkl« endlich wieder was tun werde, es war gerade Umbau, haben die beiden Kabarettisten spontan handwerkliche Hilfe angeboten: »Die Dunja hat dann leider `Ja!´ gesagt«. Seither sei der Kontakt immer enger geworden. (Und das »Werkl« steht immer noch!) »Ich habe hier die Künstler um mich. Ich brauche das, dass die Künstler da herumwurln!« Dunja schlichtet Eintrittskarten, bereitet die Kassa vor und geht dann in Richtung Küche. »Ich habe hier Gastronomie und die ist mir auch wichtig«. Beim Zwiebelschneiden sagt sie: »Ich kann hier werkeln!«

haupt nichts schaffen!« Ob es namhafte Förderungen seitens der Stadt oder des Bundes gebe, frägt der Autor dieser Zeilen. Frau Lehner kann ganz ganz große Augen machen und dann bricht es aus ihr heraus - ein herzhaftes Lachen: »Der war gut!« Was frage ich auch so blöd! …hier ist aber heute nicht der Raum, um über die Förderungspolitik im Rahmen des Kapitalismus … lassen wir das. Es läuft ja eh. Tom und Fred stehen mittlerweile auf der Bühne und lassen ihr Programm »Kana Da« über die Rampe. Das Lokal ist voll, das Bier – und natürlich auch alkoholfreies Gesöff - wird ganz klandestin durch die Durchreiche verabreicht.

Allzu groß ist das »Kaisermühlner Werkl« freilich nicht. Es war ursprünglich wohl eine Wäscherei, oder die Waschküche des Goethe-Hofes. Wenn geschätzte siebzig Leute Platz haben, ist es schon schön voll. »Wenn ich dann das Publikum sehe, und sehe, dass es ihm gefällt – dieses Feedback der Gäste, und das der Künstler; das ist irgendwie die schönste Bezahlung«, behauptet Dunja Lehner. Und muss schnell zum Telefon: ruft schon wieder einer an, der wissen will, ob es noch Karten gibt…

Dunja sieht vom Programm freilich recht wenig. Büroarbeit, Garderobe und in der Küche nach dem Rechten sehen. Zuweilen wirft sie einen Blick in den Saal. »Ich möchte schon auch selbst auf die Bühne«, meint sie und hat – no, na- schon eine handfeste Planung in der Hand. »Ein paar Freunde und ich schreiben gerade am Text. Im Frühjahr haben wie die Premiere geplant.«

»Ich steck mir meine Ziele lieber ein bissel höher«, ist sich die blonde »Werklerin« ihrer ökonomischen Gratwanderung durchaus bewusst: »Aber wenn man nichts probiert, kann man über-

www.km-werkl.at Text: Alexander Svojtko Foto: Gerhard Aba


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Dezember/JÄNNER 2011/12 Di. 22/11 - So 12/02.2012 Photoausstellung WEEGEE Retrospektive 1932 - 1960 Auer ory Photo Collection Gewalt, Verkehrsunfälle und Brandkatastrophen waren sein Spezialgebiet. Fotografien aus nächster Nähe sein Markenzeichen: Nächtliche Gestalten auf den Straßen New Yorks, vom Blitzlicht gebleicht. Seine spektakulären Aufnahmen mit unterschiedlichsten Kameras, Berühmtheit erlangte seine 4x5 inch Speed Graphic Kamera, wurden regelmäßig in allen großen Boulevardzeitungen der Zeit veröffentlicht. Die Aufnahmen gehören zweifelsohne zum Wichtigsten, was das Genre der so genannten street photography hervorgebracht hat. Sie inspirierten Künstler wie Stanley Kubrick, Diane Arbus oder Andy Warhol. WestLicht.Schauplatz für Fotografie Westbahnstraße 40, 1070 Wien http://www.westlicht.at Sa 03/12 FADING THOUGHTS 21h: Doors openLiteratur Chill-IN der Evolutionsbibiliothek!Mit Überraschungsgästen am Lesepult, Hörbuchacts, Büchertisch, u.v.m.zeitzoo.at 22:00 h Party Fading ThoughtsMinimalwave, Postpunk, Gothic(rock).. Das Werk Erdwerk Neulerchenfelder Straße 6-8, 1160 Wien www.daswerk.org Mi 30/11 - Sa 10/12 4. internationales Filmfestival der Menschenrechte - this human world 2011 Ort: Gartenbaukino - Topkino - Schikaneder - Filmhauskino - Stadtkino Einlass: 19:00 Beginn: 20:00 Insgesamt fünf Wiener Kinos werden an den elf Festivaltagen die Rechte des Menschen in den Mittelpunkt stellen, visuell als auch in Form von Publikumsdiskussionen und Vorträgen. Auf dem Programm stehen auch heuer wieder über 80 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme. Mo 28/11 - Do 01/12 PANARIUM ab 13:00 h Markt WERKerei Zu kaufen gibts Kekse, Geschichten, Bilder, handdesigntes Geschirr, Schmuck. Selbstgemacht, ganz ohne basteln. Ganz schön. Nur nicht ganz teuer. Und das was daran verdient wird,.. Das Werk Erdwerk Neulerchenfelder Straße 6-8, 1160 Wien www.daswerk.org Do 01/12 Konzert Wetterstein BluesArt, Beginn: 21:00 Eintritt: freie Spende oder Wetterstein CD um Euro 10,BluesArt ... Vom Blues zum freien Fluss Traditioneller und Wiener Blues mit Gesang, Stimmen, Gitarre und elektroni-

schem Spielzeug als autonomer, musikalischer Weg. Wetterstein-BluesArt ist eine persönliche Mischung von Rhythmus & Blues, Ethno und neuen Rhythmen. Die Lieder erzählen Geschichten, aus dem Leben eines reisenden Musikers, über die Welten und die Grenzen. Concerto, Neulerchenfelder Gürtel 53 1160 Wien www.cafeconcerto.at Fr. 01/12 - 04/12 Ausstellung/Symposium/Award Roboexotica Eröffnung Do. 1.12.2011 19:00 h Festival für Cocktailrobotik Until what seems almost recently, no attempts had been made to publicly discuss the role of Cocktail Robotics as an index for the integration of technological innovations into the human Lebenswelt, or to document the increasing occurrence of radical hedonism in man-machine communication. Roboexotica is an attempt to fill this vacuum. It is the first and, inevitably, the leading festival concerned with cocktail robotics world-wide. A micro mechanical change of paradigm in the age of borderless capital. Alan Turing would doubtless test this out. Ragnarhof, Grundsteingasse 12 1160 Wien www.ragnarhof.at Mo 02/12 - Sa 28/01/2012 Photoausstellung Babes in the Wood Dass der Wald großzügig aufnimmt und ungern wieder freigibt, davon handeln Märchen unterschiedlichster Kulturen. Die anika handelt Galerie widmet sich zu Winterbeginn der Unergründlichkeit des Tanns und stellt zwei künstlerische Positionen vor. anika handelt Galerie Yppenplatz 5/4 1160 Wien www.anikahandelt.com bis Sa 03/12 Photoausstellung Real Roger Ballen, Ilse Chlan / Elise Penzias, Stefan Feiner, Karl-Heinz Klopf, Reiner Riedler, Eva Würdinger In der Ausstellung Real werden künstlerische Positionen präsentiert, die sich »dokumentarisch« mit dem Thema »Lebensraum« auseinandersetzen. Im Zentrum stehen Personen und ihre Lebensbedingungen, ihr soziales Umfeld und Hintergrund sowie persönliche Wunschvorstellungen, Reflexionen und Utopien. Fotogalerie Wien WUK Währinger Straße 59, 1090 Wien www.wuk.at Di 06/12 - So 11/12 der blasphemische weihnachts markt Werkerei jeden Tag ab 16:00 h statt

Für einen Menschen der gläubig ist, müsste unserer Auffassung nach jeder Weihnachtsmarkt an sich schon blasphemisch sein. Die Vermarktung eines hohen kirchlichen Feiertages ist doch wohl der Gipfel de.. Das Werk Erdwerk Neulerchenfelder Straße 6-8, 1160 Wien www.daswerk.org Di 13/12 Open Stage 21:00 h Singer/Songwriter, Folk, World & Roots Music. Ein aus der Hochblüte der FolkclubZeit der 60er Jahre übernommenes Konzept feiert einen Neubeginn: Bühne frei für Einzelinterpreten, Gruppen und geplante oder spontane Projekte aus den Bereichen Singer/Songwriter, Folk, traditionelle Musik, World Music etc. – für Newcomer ebenso wie alte Hasen! Gedacht ist jeweils an einen Bühnenauftritt von max. 40 Minuten, der natürlich auch tontechnisch betreut wird. Voranmeldung möglich und erwünscht: stoneyfiddler@ gmail.com (Achtung, NEUE Emailadresse!) Felsenkeller Eintritt Freie Spende Concerto, Neulerchenfelder Gürtel 53 1160 Wien www.cafeconcerto.at 13/12 - 31/01/2012 AUSSTELLUNG Technik & Methode Experiment, Forschung, Erfindung, Untersuchung – das sind Stichworte des diesjährigen Schwerpunktes TECHNIK & METHODE – künstlerische Prozesse der Bildfindung, den das kuratorische Team der Fotogalerie Wien in Zusammenarbeit mit dem Fotokünstler Thomas Freiler entwickelt hat. Fotogalerie Wien WUK Währinger Straße 59, 1090 Wien www.wuk.at Fr. 4/11. - Fr 23/12 KUNST & KINO Steinwendner / Stenvert Als er mit seinen Filmen in den Fünfzigerjahren die ersten modernistischen Akzente im österreichischen Kino setzte, hieß er noch Kurt Steinwendner, ab den Sechzigern nannte er sich dann Curt Stenvert und reüssierte mit seiner eigenwilligen Objektkunst weltweit. Parallel zur längst überfälligen Ausstellung »Curt Stenvert« im Belvedere (bis 15.1.2012) präsentiert das Filmarchiv Austria nun die erste umfassende Retrospektive zu seinem filmischen Schaffen, bei der neben den drei Hauptwerken DER RABE, WIENERINNEN und FLUCHT INS SCHILF auch viele seiner bemerkenswerten Kultur-, Industrie-, und Werbefilme zu sehen sind. Zur Retrospektive erscheint in der »TaschenKino«-Reihe die erste Monografie zum Filmemacher Kurt Steinwendner von Lukas Maurer. Metro Kino Johannesgasse 4, 1010 Wien www.filmarchiv.at/

Do. 30/12 + Fr 31/12 Performance MAGICAL 30.12 20:00, 31.12 22:00 h Anne Juren & Annie Dorsen Die in Wien lebende französische Choreografin Anne Juren und die New Yorker Regisseurin Annie Dorsen verzaubern in ihrem Tanzstück MAGICAL ihr Publikum mit einer Mischung aus illusionären Tricks und Zitaten aus dem Kanon feministischer Performancekunst. Der konsumierende Blick auf den weiblichen Körper wird dabei ebenso befriedigt wie die kindliche Faszination für das Spektakuläre. Empfohlen ab 18 Jahren brut Koproduktionshaus Wien GmbH Karlsplatz 5 A - 1010 Wien www.brut-wien.at Party FOLIE EN ROUGE A MAGIC SHIFT AT BRUT Nachdem Anne Juren Performance in Zauberei verwandelt hat, beginnt im brut eine magische Nacht voller Rot, Glitter, Glamour und Amour. »Manege frei!« heißt es für Elefanten und Tiger, die den Mitternachtstango am Balkon walzen. Denn wenn die Meximum Entertainmenterprobte Lisa K. ihren Zauberkasten öffnet, spuckt dieser neben noch geheimen Überraschungsacts verrucht-euphorische Discobeats aus, die vergessen machen, dass es je ein Gestern gab. This night is gonna be magic! brut Koproduktionshaus Wien GmbH Karlsplatz 5 A - 1010 Wien www.brut-wien.at bis Di 03/01/2012 MUSA zu Gast im Austrian Cultural Forum New York In Zusammenarbeit mit dem Austrian Cultural Forum New York widmet das MUSA seine Ausstellung den sich permanent neu generierenden, gesellschaftlichen Schönheitsbildern und hinterfragt kritisch, in welcher Weise "Schönheit" nach wie vor ein Kriterium in der Kunst ist. MUSA Wien 1., Felderstraße 6-8 (neben dem Rathaus) 1082 Wien www.musa.at bis So 26/02/2012 Photoausstellung Henri Cartier-Bresson. Der Kompass im Auge: Amerika-Indien-Sowjetunion Henri Cartier-Bresson (1908-2004) hat mit seinem umfangreichen fotografischen Werk und seinem 1952 erschienenen Buch »Der entscheidende Augenblick« Generationen von Fotografen geprägt. Mit dieser Ausstellung, die seinen Reisen nach Indien, Amerika und Russland gewidmet

ist, zeigt das KUNST HAUS WIEN den Mitbegründer der Fotoagentur Magnum von einer weniger bekannten Seite. Kunst Haus Wien Museum Hundertwasser Untere Weißgerberstraße 13 1030 Wien www.kunsthauswien.at Mi 25/01/2012 Konzert Songwriters Night Mit 25.1.2012 - 21:00 Neben klassischen Singer/Songwriter Eigenkompositionen wird es auch immer wieder Exkursionen zu Hip Hop, Pop, Electronic, Ambiente, Country etc. geben. The Composition Songwriter Nights dienen als künstlerische Plattform. Die Musiker lernen sich ungezwungen kennen, tauschen sich aus und finden nicht selten auch einen musikalischen Dialog über den Horizont des eigenen Stils hinaus. Voranmeldungen sind möglich und erwünscht: heinz.seidl@cafeconcerto.at Felsenkeller Eintritt Freie Spende Concerto Neulerchenfelder Gürtel 53 1160 Wien www.cafeconcerto.at Fr 06,13,20,27/01/2012 Workshop - PORTRAIT/OBJEKT Gerhard Aba/Gerry Jindra in Zusammenarbeit mit der »ebenedrei« Verein zur Förderung von Kunst und Kultur. Die Portrait-Photographie als künstlerisches Ausdrucksmittel. Sie versuchen mittels einer Portraitaufnahme das Wesen eines Menschen einzufangen. Am Anfang aber steht die Idee. Durch die bewusste Inszenierung und Gestaltung nehmen wir Einfluss auf unser Ergebnis. Gezielte Lichtsetzung und das Spiel mit dem Kontrast eröffnen so vielseitige Möglichkeiten der Bildstimmung. Sie arbeiten gemeinsam mit dem International bekannten Photokünstler Gerhard Aba und seinem Assistenten Gerry Jindra und erstellen so Ihre individuellen Portraits. Um das Gefühl des Arbeitens und dem Umgang mit einem Model näherzubringen , werden wir bei unseren Workshops auf professionelle Models verzichten. Stattdessen sind die Teilnehmer selbst auch Model. nähere Information unter www. ebenedrei .at powered by


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