Ackeret, Mack, Noser (Hrsg.): Sechseläutenplatz. Wie Zürich zu seinem prominenten Stadtplatz kam

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Zwischen 1840 und 1880 war das Gebiet Bellevue und Sechseläuten­ platz ein Dampfschiffhafen – heute dient es als unsichtbares Parkhaus. Bereits 1902 wurde es zum Standort für den Böögg am Sechseläu­ ten. In zahlreichen Beiträgen aus verschiedensten Perspektiven wird hier die Geschichte des grössten Stadtplatzes von Zürich mit dem darunterliegenden Parkhaus Opéra erzählt, von der mittelalterlichen Vorstadt bis zur Gegenwart. Das Platzgefüge im Raum Bellevue und Stadelhofen ist das Resultat vielfältiger städtebaulicher Prozesse, die Anlass zu einer vertieften Auseinandersetzung mit der Stadtentwick­ lung Zürichs bieten. Das bildstarke Buch zeigt, wie der Sechseläuten­ platz den Standort verändert hat und was er für Zürich bewirkt. Mit einem Vorwort von Corine Mauch, Fotografien von Mara Truog und Flugaufnahmen von Niklaus Wächter.

ISBN 978-3-03810-376-9 ((EAN-Code)) www.nzz-libro.ch

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Der Sechseläutenplatz und das Parkhaus Opéra in Zürich sind eine Erfolgsgeschichte. Aus einem einst abgeschie­ denen Winkel innerhalb der barocken Stadtbefestigung ist der grösste Platz der Schweiz und der prominenteste Ort der Stadt Zürich und ihres Metro­pol­raums geworden.

Christoph Ackeret, Gerhard Mack, Peter Noser (Hrsg.)

Zur Geschichte und Bedeutung des Sechseläutenplatzes für Zürich

Sechseläutenplatz

Mit Beiträgen von Christoph Ackeret Hubertus Adam Vincent Albers Rudolf Andres Paul Bauer Ernst Baumeler Christian Berner Tina und Reto Candrian Mario und Marco Galli Bruno Kammerer Stefan Kaufmann Familie Knie und Peter Küchler Gerhard Mack Andreas Mäder Felix E. Müller Peter Noser Jacqueline Parish Christoph Sättler Marco Sauer Anna Schindler Pia und Pius Trauffer Nicolas von Graffenried Walter Vetsch und Jürg Zollinger Katja Weber Gundula Zach und Michel Zünd

Das konnte im Jahr 1986 noch niemand voraussehen, als Architekt Willi Walter im Auftrag des damaligen Stadtplanungsamtes die erste städtebauliche Studie für den Raum Bellevue und Stadelhofen präsentierte. Dreissig Jahre dauerte es von der ersten Projektidee bis zu ihrer Realisierung. Heute steht der Sechse­ läutenplatz den weltweit bedeutendsten Stadtplätzen hinsichtlich seiner Grösse und städtebaulichen Be­ deutung in nichts nach. Eine der grossen Besonderheiten des Sechseläuten­ platzes ist, dass er von allem Anfang an nicht als ­Vorplatz des Opernhauses konzipiert wurde, auch nicht als Markplatz, Rathausplatz oder Herrschaftsplatz wie die meisten bedeutsamen Stadtplätze, sondern als Platz für die Bevölkerung.

Christoph Ackeret Gerhard Mack Peter Noser (Hrsg.)

Sechseläuten platz NZZ Libro

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Ein Glück für unsere Stadt

Diese Offenheit, diese Weite, diese Eleganz! Der Sechseläutenplatz in seiner heutigen Form ist ein Glück für unsere Stadt. Ein grosses Geschenk, das die Zürcherinnen und Zürcher sich selber geleistet haben. Die Stimm­ berechtigten haben im Herbst 2012 deutlich Ja gesagt zur Neugestaltung – nach Jahren, in denen der Platz ein eher trübes Dasein gefristet hatte. Heute ist der Sechseläutenplatz ein einmalig grosszügiger Begegnungsort für die Stadtbevölkerung und für Gäste Zürichs. Er präsentiert zu jeder Jahreszeit und je nach Witterung neue Facetten und spiegelt die Vielfalt des urbanen Lebens. Er ist ein Ort, an dem nicht nur debattiert wird, sondern über den heute wie eh und je in seiner Geschichte selbst viel gesprochen wird. Zu spärlicher Schatten, zu viele Veranstaltungen, zu wenig Seeblick? Dass der Platz immer wieder Gegenstand engagierter, auch politischer Diskussionen ist, ist gut und wird hoffentlich so bleiben. Denn das zeigt: Der Sechseläutenplatz ist nicht einfach einer unter vielen. Er liegt uns Zürcherinnen und Zürchern ganz besonders am Herzen. Corine Mauch Stadtpräsidentin

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Inhalt

Ein Glück für unsere Stadt  Vorwort von Corine Mauch  5

Wie Zürich zu seinem prominenten Stadtplatz kam . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Der Zürcher Sechseläutenplatz vor 5000 Jahren – die Erkenntnisse der Archäologen  Andreas Mäder  10 Die Vorstadt Stadelhofen im Alten Zürich  Christoph Ackeret  14 Der Kauf der Vorstadt Stadelhofen durch die Stadt Zürich 1358  14 Der Einbezug der Vorstadt Stadelhofen in die barocke Stadtbefestigung 1642  15 Der Bau eines Hafens für die Dampfboote im Gebiet Stadelhofen  Christoph Ackeret  16 Zielgerichtete Stadtentwicklung unter der Leitung von Stadtingenieur Arnold Bürkli  Christoph Ackeret  18 Der Generalplan für die Verschönerung und Erweiterung der Stadt 1862  18 Die Quaianlagen von Arnold Bürkli 1882–1887  19 Die Entwicklung des Bellevues zu einem Zentrum der Grossstadt Zürich  Christoph Ackeret  20 Die «Global City»: lokal verwurzelt, regional verknüpft, weltweit vernetzt 2018  25 Von der Wiese zum Stadtplatz  Paul Bauer  26 Die Neue Zürcher Zeitung am richtigen Platz  Ernst Baumeler  28 Galli hat Zeit – seit fünf Generationen am gleichen Ort  Mario und Marco Galli  32 Die Vereinigung Bellevue und Stadelhofen als Promotorin des Standorts  Christoph Ackeret  34 Missstände am Stadelhoferplatz als besondere Herausforderung  Stefan Kaufmann  36 Die Gründung der City Vereinigung Zürich  Christoph Ackeret  37 Ein Parkhausprojekt als Katalysator für die städtebauliche Entwicklung  Christoph Ackeret  38 Rückblick, Würdigung, Ausblick: Statements von beteiligten Akteuren  41 Das politische Handwerk – der historische Kompromiss  Bruno Kammerer  42 Ein Stadtplatz als Standortfaktor  Christoph Ackeret  44 Politik, Behörden und Verwaltung  Peter Noser  46 Recht, Standort- und nutzungsmässige Vorgaben  Peter Noser  47 Der städtebauliche Wettbewerb und die Stufen der Projektbearbeitung  Peter Noser  48 Die vier weiterbearbeiteten Projekte  50 Die Genehmigung des Gestaltungsplans und die Übergabe des Projekts an einen Investor  Christoph Ackeret  52

Rückblick, Würdigung, Ausblick: Statements von beteiligten Akteuren  54 Parkhaus Opéra  Vincent Albers  57

Was grosse Stadtplätze bedeuten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Kontinuität und Wandel – Stadtplätze in Europa  Hubertus Adam  62 Ein Platz als Zentrum der Zürcher Zünfte  Felix E. Müller  69 Circus Knie  Familie Knie und Peter Küchler  73

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Was den Sechseläutenplatz von Zürich auszeichnet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 Am Puls von Zürich  Gerhard Mack  80

Rückzug und Exponierung – ein Platz für alle  Jacqueline Parish  86 Ein neuer Freiraum im Stadtgefüge  Gundula Zach und Michel Zünd, Zach + Zünd Architekten  87 Mut zur Leere  Walter Vetsch und Jürg Zollinger, vetschpartner Landschaftsarchitekten  90 Der Valser Quarzit  Pia und Pius Truffer  93 Collana Bar e Caffè – die Perle auf dem Sechseläutenplatz  Nicolas von Graffenried  96 Eine klassische Brasserie für das neue Herzstück von Zürich  Tina und Reto Candrian  97

Was der Sechseläutenplatz in Zürich bewirkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 Wohnzimmer oder Werbefläche?  Anna Schindler  100

Das «Zürcher Wienachtsdorf» am Bellevue  Katja Weber  104 «Durch den neuen Sechseläutenplatz wurde die Öffnung des Opernhauses erst möglich» Ein Gespräch mit Christian Berner  108 Weiterbauen am Platz  Christoph Sättler  110 Santa Lucia – die Gastronomie an der Theaterstrasse, direkt am Platz  Rudi Bindella  113 Der Sechseläutenplatz und das Parkhaus Opéra, eine Erfolgsgeschichte  Stefan Kaufmann  114

Wie der Sechseläutenplatz den Standort verändert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 Ein Raum für städtisches Leben  Marko Sauer  118 Ein gastfreundlicher Ort  Nachwort von Rudolf Andres  124

Autoren und Fotografen  128 Dank an die Sponsoren und Autoren  132 Quellen und Literatur  133 Bildnachweis  134

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Wie Zürich zu seinem prominenten Stadtplatz kam

Der Zürcher Sechseläutenplatz vor 5000 Jahren – die Erkenntnisse der Archäologen Andreas Mäder

1  Blick über den «Sechse­ läutenplatz» Richtung Oper vor über 5000 Jahren: Die Pfahlbau­ häuser waren über Plattformen und Verbindungsstege mitei­nander verbunden.

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Seit dem 19. Jahrhundert ist bekannt, dass die Ufer des unteren Zürichsees bereits in der Steinzeit ein beliebter Siedlungsplatz waren; die ersten Zürcher Pfahlbauer errichteten ihre Häuser vor über 6000 Jahren auf der Untiefe «Kleiner Hafner» vor dem Zürcher Bellevue. An der Stelle des heutigen Sechseläutenplatzes befand sich damals, in Zürichs Steinzeit, eine Bucht. Hier standen die Pfahlbauten auf Holzplattformen im Wasser – dendrochronologische Untersuchungen zeigen, dass die ersten Häuser 3234 v. Chr. erbaut wurden. Genau 5244 Jahre später legten Mitarbeitende der Unterwasserarchäologie Zürich (Amt für Städtebau) im Zusammenhang mit dem Bau des unterirdischen Parkhauses Opéra gut erhaltene Siedlungsreste und Abfallschichten frei: 2010 konnten dabei in einer neunmonatigen Rettungsgrabung auf einer Fläche von 3000 Quadratmetern rund 20 000 Funde und 25 000 Hölzer geborgen und dokumentiert werden. In einem gross angelegten, multidisziplinären Auswertungsprojekt, das gemeinsam vom Kanton Zürich (Baudirektion) und der Stadt Zürich (Amt für Städtebau) getragen wurde, gelang es in den folgenden sieben Jahren, die umfangreiche Daten- und Fundmenge aufzuarbeiten. Und es zeigte sich, dass sich der grosse Effort gelohnt hatte, denn die Lebenswelt der Zürcher Pfahlbauer liess sich in einem Detaillierungsgrad rekonstruieren, der in der Schweizer Pfahlbauforschung ohne Vergleich ist. Die Analysen der organischen Reste aus den sogenannten Kulturschichten – von Pflanzenresten über Pollenkörner bis hin zu den tierischen Abfällen – erlauben Aussagen zur Umweltgeschichte, zu Ackerbau, Viehzucht und Sammelwirtschaft, zu Jagd und Fischerei sowie Waldwirtschaft. Die intensive Besiedlung der Bucht, die an der Stelle des heutigen Sechseläutenplatzes lag, führte zur Überdüngung und in der Folge zur Bildung

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e­ ines Röhrichtgürtels. Auf den mehrjährig genutzten Anbauflächen, die sich vom Ufer aus ins Hinterland erstreckten (vom heutigen Stadelhoferplatz hangaufwärts), wurden wilde Apfelbäume gehegt, Anbauflächen für Getreide geschaffen und Bäume geschneitelt, um Futter für Rinder und Ziegen zu erhalten. Die wirtschaftliche Bedeutung von Erbsen und Sammelpflanzen war hoch. Die wichtigste Jagdbeute war der Hirsch, doch auch die Jagd auf Vögel, Kleintiere und Amphibien sowie die Fischerei waren von wirtschaftlicher Bedeutung. Nicht nur gut erhaltene Funde und Abfälle erhellen Zürichs früheste Besiedlungsgeschichte. Mithilfe jahrringgenauer Datierungen, der sogenannten Dendro­chronologie, konnten insgesamt acht Siedlungsphasen zwischen 3234 und 2727 v. Chr. rekonstruiert werden. Dorfpläne, Siedlungsentwicklung und -organisation, Bauweise der Häuser, ja sogar Erkenntnisse zur sozialen Differenzierung der Pfahlbauer erlauben einen differenzierten Einblick. So kann etwa in der Siedlungsphase drei, die von 3176 bis 3153 v. Chr. dauerte, eine Quartierbildung beobachtet werden, denn es sind mehrere Gebäudegruppen erkennbar, die teilweise durch einen Zaun voneinander abgegrenzt waren. Anhand von Fundverteilungen innerhalb des Dorfes lassen sich verschiedene Bevölkerungsgruppen erkennen, die einen unterschiedlichen sozialen Status hatten: So waren die Bewohnerinnen und Bewohner der nördlichen und südlichen Dorfzonen konservativer als ihre Mitbewohner im zentralen ­Bereich. Parallele Holzbauten

Die Siedlung des späten 4. Jahrtausends bestand aus Zeilen paralleler Holzbauten, die ihrerseits auf Holzplattformen mit zweischiffigem Unterbau standen; den Abfall entsorgten die Dorfbewohner jeweils durch eine Luke im Hausinnern, so dass sich unter jedem Haus organische Abfälle, Reste der Feuerstellen und entsorgte Alltagsgegenstände anhäuften. Obwohl bei den Grabungen nur wenige menschliche Knochenfunde zum Vorschein kamen, lassen sich indirekt auch Aussagen zu den Menschen von damals machen. Das regelmässige Vorkommen von Peitschen- und Bandwürmern zeigt die mangelhaften ­hygienischen Bedingungen, die in der Siedlung geherrscht hatten. Mit dem Nachweis von Eichenwirrling und Rötender Tramete kann auch die Nutzung von Pilzen als Medizinalpflaster aufgezeigt werden. Der Abschluss der wissenschaftlichen Auswertungen und deren Publikation 2017 bieten eine solide

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2  Auf dem «Sechseläutenplatz» vor über 5000 Jahren, mit Blick Richtung Stadelhofen: Hinter den Pfahlbauhäusern ist die Kulturland­ schaft mit Anbau­flächen, Brachen, Schneitelhainen, Hecken und ­Kernobsthainen zu sehen.

3  Das Pfahlbaudorf am Ort des Zürcher Sechseläutenplatzes vor 5000 Jahren, mit Blick Richtung Uetliberg. 4  Im Pavillon des Parkhauseingangs auf der Seeseite befindet sich im Treppenhaus eine anschauliche Aus­ stellung über die Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen und über die geschichtlichen Zusammen­ hänge.

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Grundlage für weiterführende Forschungsfragen: Mit dem umfangreichen Daten-, Proben- und Material­ fundus, der sich im Archiv der Unterwasserarchäologie der Stadt Zürich befindet, lassen sich zukünftig auch Fragen zur Nutzung der Natur- und Kulturlandschaft, zur Siedlungsdynamik, Wirtschaft und Gesellschaft im überregionalen Kontext erforschen. Urgeschichte

Die ältesten Hinweise auf eine Siedlungstätigkeit am unteren Zürichseebecken stammen aus einem 13,6 Meter langen Bohrkern, der im Zusammenhang mit der Rettungsgrabung «Parkhaus Opéra» abgeteuft worden war: Reste von Getreidepollen zeigen, dass bereits zu Beginn des 5. Jahrtausends v. Chr. die ersten Siedlerinnen und Siedler vor Ort gewesen waren. Nach mehreren Jahrtausenden, in denen der Mensch als Jäger und Sammler gelebt und nur wenige Spuren hinterlassen hat, weist diese erste neolithische Kulturphase auf die zunehmende Sesshaftigkeit der Menschen hin. Siedlungsbefunde aus dieser Zeit sind in und um Zürich jedoch nicht überliefert – die frühesten Siedlungen stammen aus der Jungsteinzeit um 4300 v. Chr., als die ersten Siedlerinnen und Siedler ihre Pfahlbauten auf der Untiefe «Kleiner Hafner» errichteten. Diese Fundstelle wurde aufgrund der gut erhaltenen Schichten der sogenannten «Egolzwiler Kultur» zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. In den folgenden rund 1000 Jahren siedelten an Zürichs Seeufer immer wieder Ackerbauern und Viehzüchter. Davon zeugen etwa Siedlungsschichten an der Bauschanze oder an mehreren Fundstellen im Zürcher Seefeld. Erst ab etwa 3600 v. Chr. begann der Mensch auf dem heutigen Stadtgebiet grossräumig zu siedeln und die Naturlandschaft nach und nach in

eine Kulturlandschaft umzuwandeln. Zahlreiche Fundstellen am unteren Zürichseebecken belegen dies. Funde zeigen ausserdem, dass überregionale Kommunikationsnetze und Handelsverbindungen bestanden. Bei den Grabungen für das Parkhaus Opéra konnten 2010 auch Dörfer der «Horgener Kultur» der ausgehenden Jungsteinzeit eingehend untersucht ­werden. Eine ähnlich grosse Rettungsgrabung war ­bereits 1981/82 erfolgt – vorgängig zum Bau des ­Bernhard-Theaters beim Opernhaus Zürich. Damals kamen nebst den neolithischen Überresten auch mehrere Dörfer der folgenden Epoche, der frühen Bronzezeit, zum Vorschein: Die älteste frühbronzezeitliche an den heutigen Sechseläutenplatz angrenzende Siedlung wurde um 1900 v. Chr. errichtet, die jüngste datiert um 1500 v. Chr. Befestigungsanlagen dieser Siedlungen zeugen von einem gesellschaftlichen Wandel, wohl als Folge der zunehmenden Bildung von territorialen Einheiten, der Ressourcenkonkurrenz und ­eines erhöhten Schutzbedürfnisses im Zusammenhang mit wertvollen Gütern wie beispielsweise Bronze. Die darauffolgende Epoche, die sogenannte mittlere Bronzezeit, ist nur indirekt belegt durch einzelne Metallfunde in der Limmat. Pfahlbausiedlungen sind aus dieser Zeit keine bekannt. Doch die Menschen zog es rund 450 Jahre später wiederum ans Wasser: Vom 11. bis 9. Jahrhundert v. Chr. bauten sie erneut Pfahlbaudörfer an Zürichs Seeufer, beispielsweise bei Wollishofen oder vor dem heutigen Arboretum am General-­Guisan-Quai. Hier stand um 800 v. Chr. die letzte ­Zürcher Pfahlbausiedlung. Damit fand nach über 3500 Jahren die Zeit der Pfahlbauer ihr Ende. Die Seeufer wurden danach nicht mehr bebaut.­

5  Die Rettungsgrabung fand 2010 unter der bereits gebauten Betondecke des zukünftigen Parkhauses statt. Während neun Monaten legten durchschnitt­ lich 60 Aus­gräberinnen und Ausgräber die Jahr­ tausende alten Schichten von Hand frei.

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6  Im Profil werden die Pfahlbauschichten (dunkle Bänder) minutiös dokumentiert. Je weiter unten eine Schicht liegt, desto älter ist sie.

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Archäologie der Stadt Zürich Mit der Gründung der kantonalen und städtischen Denkmalpfle­ gestellen legten Regierungsrat und Stadtrat vor 60 Jahren den Grundstein für die städtische Archäologie. Sie besteht heute aus den Fachbereichen Unterwasserarchäologie und Dendroarchäo­ logie sowie Stadtarchäologie im Amt für Städtebau (Hochbaude­ partement) der Stadt Zürich. Vor dem Hintergrund der gesetz­ lichen Bestimmungen und des öffentlichen Interesses, das archäologische Kulturgut im Boden zu erforschen, zu schützen und zu erhalten, pflegt die Stadt Zürich damit seit 1958 den ver­ antwortungsvollen Umgang mit den archäologischen Fundstellen und schafft damit kulturhistorische Werte und Identität für ­Zürich. Während sich die Stadtarchäologie hauptsächlich um die städti­ schen Bodenfunde aus den ­vergangenen 2000 Jahren kümmert,

führt die Unterwasserarchäologie im Auftrag verschiedener Kan­ tone in zahlreichen Gewässern der nordöstlichen Schweiz Doku­ mentationen, Schutzmassnahmen und Rettungsgrabungen durch. Dabei liegt der Fokus auf den urgeschichtlichen Fundstellen, bei denen es sich zum überwiegenden Teil um Pfahlbausiedlungen handelt. Die meisten befinden sich an den Seeufern oder unter Aufschüttungen in den ursprünglichen Uferbereichen, so auch die Fundstelle Parkhaus Opéra: Unter der Leitung des Kompetenz­ zentrums Unterwasserarchäologie beschäftigte die Stadt Zürich während rund neun Monaten bis zu 90 externe Mitarbeitende auf der Rettungsgrabung. Dabei kamen nebst archäologisch geschul­ ten Fachkräften – Archäologen, Grabungstechniker, Ausgräber, Fotografen, Zeichner, Studenten – auch interessierte Laien wie Handwerker oder Lehrer zum Einsatz.

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7  Umweltrekonstruktion, See­ uferweg und Pfahlbaudörfer vor rund 5000 Jahren. Das linke Dorf befindet sich am Ort des späteren Sechseläutenplatzes, das andere in der heutigen Dufourstrasse.

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Die Vorstadt Stadelhofen im Alten Zürich Christoph Ackeret

Der Kauf der Vorstadt Stadelhofen durch die Stadt Zürich 1358

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1  Die freie Reichsstadt: Der Mauerring 1300 bis 1643, Stadtplan Murer von 1576, rechts die Vorstadt Stadelhofen mit Oberdorftor.

Nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen im Jahre 1218 unterstellte Kaiser Friedrich II. von ­Hohenstaufen die Stadt Zürich direkt seinem Reich. Damit wurde Zürich eine freie Reichsstadt. Dies hatte eine wachsende Selbstständigkeit der Bürgerschaft zur Folge. In den Urkunden finden sich denn auch ein kleiner und ein grosser Rat der Bürgerschaft, die 1225 sogar eigene Siegel führten.1 Ins 13. Jahrhundert fallen auch die Ausgestaltung und der Ausbau der Stadtbefestigung. Die Überbauung des Stadtbodens war schon um 1250 so weit fortgeschritten, wie es auf dem Stadtplan von Murer von 1576 dargestellt ist (Bild 1). Die damals in Zürich einziehenden Bettelorden der Dominikaner, Franziskaner

und Augustinereremiten bauten ihre Niederlassungen, wie es anderswo üblich war, an die Stadtmauer, die wohl zur selben Zeit fertiggestellt worden war.2 Der um 1300 gebaute Mauerring umfasste sieben Tore und neun zusätzliche Türme. Die Tore befanden sich am Oberdorf, an der Kirchgasse (Lindentor), am Neumarkt, am Niederdorf, am Rennweg, an der Augustinergasse und ein kleiner Ausgang befand sich beim heutigen Paradeplatz in Richtung Wollishofen.3 Vor dem Tor am Oberdorf rechts im Bild liegt die Vorstadt Stadelhofen. Auf ihrem an den See angrenzenden Gebiet liegt heute der Sechseläutenplatz. Die unter Bürgermeister Rudolf Brun 1336 eingeführte Zunftverfassung sowie der Ewige Bund mit den

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Der Einbezug der Vorstadt Stadelhofen in die barocke Stadtbefestigung 1642

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Eidgenossen von 1351 stärkten die Stellung der Stadt Zürich als Gemeinwesen. Die Stadtbevölkerung zählte damals etwa 8500 Einwohner.4 Rudolf Brun leitete auch den Erwerb der Landschaft ein und legte damit den Grundstein zum zürcherischen Stadtstaat. 1358 kaufte die Stadt Zürich von ihrem Mitbürger Ritter Gottfried Mülner als erstes Gebiet die Vogtei über das Gebiet Stadelhofen und diejenige über Zollikon.5 Der Mauerring bewährte sich 1444 im Alten Zürichkrieg, als er trotz Niederlage der Zürcher die Eroberung der Stadt durch die Eidgenossen verhinderte. Der Ausbruch des Dreissigjährigen Kriegs 1618 mit seiner neuen Militärtechnik erregte in Zürich grösste Besorgnis. In einer Denkschrift äusserte dies 1624 Antistes Johannes Jakob Breitinger (*1575 in Zürich), der Nachfolger Zwinglis in der Leitung der Zürcher Kirche. Er erachtete Zürich als Hort der Reformation in dem Glaubenskrieg als besonders bedroht. In diesem Zusammenhang plante Stadtingenieur Johannes Ardüser (*1585 in Davos) ein Projekt für eine den Anforderungen genügende neue Stadtbefestigung. Dies löste jahrelange Diskussionen mit Expertengutachten und Varianten aus. Im Jahre 1640 lenkte ein Projektvorschlag des damals sehr jungen Militäringenieurs Hans Georg Werdmüller (*1616 in Zürich) die Diskussionen in eine neue Richtung. Er schlug vor, die Vorstadt Stadelhofen in den Befestigungsring einzubezie-

2  Die freie Stadtrepublik: Barocke Stadtbefestigung 1643 bis 1833, Planvedute Ulinger um 1738. Rechts die Vorstadt Stadelhofen einbezogen in den Befestigungs­ ring.

hen. Am 18. April 1642 erfolgte der Ratsbeschluss zum Bau der Schanzen nach dem Projekt von Werdmüller. Die Leitung der Ausführung wurde Werdmüller und Ardüser gemeinsam übertragen. Die Anlagen wurden mit den Haupt- und Aussenwerken bis 1678 fertiggestellt, dem Todesjahr Werdmüllers. Der Schanzenring als städtebauliche Meisterleistung diente letztlich weniger militärischen Zwecken als der Repräsentation. Für Zürich als Zentralort, als Vorort der Eidgenossenschaft und als freie Stadtrepublik war es notwendig, sich mit einem Schanzenring zu umgeben, um so den politischen Status, die Stellung in der Eidgenossenschaft und im Staatsgefüge Europas des 17. Jahrhunderts auch äusserlich kundzutun.6 1    Sigmund Widmer: Zürich eine Kulturgeschichte, Bd. 2, Artemis 1976, S. 39. 2 Anton Largiadèr: Geschichte von Stadt und Landschaft Zürich, Bd. 1, Rentsch 1945, S. 83. 3 Sigmund Widmer: a.o.O., Bd. 2, S. 66. 4 Ebd., Bd. 3, S. 16. 5 Anton Largiadèr: a.o.O., Bd. 1, S. 149. 6 Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Neue Ausgabe Bd. IV, Karl Grunder, 2005, Gesellschaft für Kunstge­ schichte GSK, Bern, S. 26 ff.

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Was der Sechseläutenplatz in Zürich bewirkt

Wohnzimmer oder Werbefläche? Anna Schindler

Morgens um 7 Uhr ist alles noch ruhig. Unabhängig davon, ob die ersten Sonnenstrahlen den Uetliberg auf der gegenüberliegenden Seite des Sees bereits erreicht haben oder ob Nieselregen das Opernhaus hinter einem grauen Schleier verschwinden lässt – auf dem grossen Platz zwischen Bellevue und Stadelhofen geschieht nicht viel. Ab und zu quert ein Velofahrer die leere Fläche, die so unbelebt eine Weite ausstrahlt, wie sie im Herzen der Stadt Zürich un­typisch ist. Meist vom Utoquai oder der Quaibrücke her kommend Richtung S-Bahnhof Stadelhofen strebend: Für die Zürcherinnen und Zürcher auf dem Weg zur ­Arbeit ist der Platz zu dieser Tageszeit «bloss» eine offene Fläche, die es zu überqueren gilt, angenehm, wenn sie leer ist, denn dann steht kein Hindernis im Weg. Der Sechseläutenplatz ist einer der wichtigsten und zentralsten Plätze in Zürichs Innenstadt und trägt mit seiner wunderschönen Lage am Seebecken neben dem mittelalterlichen Kern der Stadt links und rechts der Limmat, den charakteristischen Türmen von Grossmünster, Fraumünster und St. Peter wohl am meisten zum Image Zürichs als idyllische und weltoffene Stadt bei. Gleichzeitig ist er ein zentraler Ort für die Bevölkerung, die ihn vom ersten Augenblick an in Beschlag genommen und sich angeeignet hat. Dies war im Nutzungskonzept, das im Oktober 2011 vom Stadtrat verabschiedet worden war, so gewünscht. «Es entsteht ein neuer öffentlicher Platz im Gemeingebrauch», steht im entsprechenden Stadtratsbeschluss. Die Neugestaltung des Sechseläutenplatzes ermöglicht erstmals uneingeschränkt die alltägliche Nutzung der Platzfläche als Begegnungs-, Transit- und Aufenthaltsraum durch die Bevölkerung ebenso wie durch auswärtige Besucherinnen und Besucher. Die teilnehmende Beobachtung, die die Hochschule Luzern für Soziale Arbeit zusammen mit dem Büro Interface im Frühsommer und Spätherbst 2014 durchgeführt hat,1 bestätigt, dass aus dem Wunsch sehr bald Realität geworden ist. Die Studie zeichnet das Bild eines urbanen Raums, der eine Vielzahl von

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1  Frühmorgens und abends strahlt der Platz eine Weite aus, die anderswo in der Stadt Zürich kaum erfahrbar ist.

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Alltagsnutzungen zu allen Jahreszeiten zulässt und durchweg positiv beschrieben und bewertet wird. Eine Umfrage aus dem Jahr 2015 unterstreicht dies: 93 Prozent der befragten Passantinnen und Passanten sind mit dem Platz teilweise bis sehr zufrieden, mehr als ein Viertel davon sind sehr zufrieden. Die Stärke und die Ausstrahlungskraft des Platzes haben vielfältige Gründe. Er ist zugleich weit und doch überschaubar – vergleichbare Grosszügigkeit fehlt in Zürichs Innenstadt, die sonst geprägt ist von eher verborgenen Plätzen, die sich wie der barocke Münsterhof oder der Predigerplatz im Niederdorf in der Dichte der ­schmalen Gassen plötzlich auftun. Dorthin, wo solche Weite am Stadtrand ähnlich auftritt, im MFO-Park in Oerlikon etwa, verirren sich kaum Touristen. Menschliche Dimensionen

Und doch hat die Leere des Sechseläutenplatzes menschliche Dimensionen; man hat Raum, fühlt sich aber nicht verloren. Der Platz ist gefasst: durch die herrschaftliche Front mit den lebendigen Erdgeschossen zwischen Stadelhofen und Bellevue auf der stadtwärtigen Seite, durch den See und die Bäume der Uferpromenade des Utoquais gegenüber, durch das Opernhaus und das Bellevue. Die Grenzen sind klar, wie auf der Place des Vosges in Paris oder dem Markusplatz in Venedig, aber sie sind weit genug, um den Menschen zu jeder Tages- und Nachtzeit Raum zu lassen, Raum zum Verweilen, zum Spielen, zum Sitzen und Ausruhen, die Freiheit, sich zu bewegen oder sich auch

einfach auf ein paar der 110 000 Platten aus Valser Quarzit niederzulassen, wenn diese von der Sonne aufgewärmt sind. Der Sechseläutenplatz ist Treffpunkt und zeitgenössisches Forum, er erlaubt Begegnungen, zufällige und gewollte, er gestattet aber auch Ruhe, Alleinsein und stille Beobachtung. Er ist öffentlicher Raum in seiner ureigensten, eigentlichen Bedeutung: Raum für das Volk – aber auch Raum für diejenigen, die auf dem Platz etwas veranstalten wollen von öffentlicher Bedeutung. Letzteres hat mit dem Sechseläutenplatz wieder an Bedeutung gewonnen: Was soll, was darf sich im öffentlichen Raum einer modernen Stadt abspielen? Welche Aufgaben muss er erfüllen? Wem gehört der öffentliche Raum, wer darf über ihn bestimmen, ihn sich zu eigen oder zunutze machen? Über Mittag sind es die Erwerbstätigen, die sich auf dem Platz niederlassen, einzeln oder in Gruppen, auf den herumstehenden Metallstühlen oder im Café Collana. Schülerinnen und Schüler nehmen die Stufen vor dem Opernhaus in Beschlag, Sandwiches, Pizzastücke und Softdrinks in der Hand, oder sie lassen sich direkt auf dem Boden nieder, picknicken, genies­ sen ihre Pause. Es herrscht eine friedliche Stimmung, bevor später der nächste Szenenwechsel geschieht. Nachmittags spielen Kinder am Wasserspiel, ihre ­Eltern versammeln sich rundherum, rücken die Stühle zusammen, suchen ein wenig Schatten unter den ­Bäumen in den Kiesinseln am Rand des Platzes zum Bellevue hin. Nun herrschen Lachen, Ausgelassenheit, ­Bewegung.

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2, 3  Wie stark darf sich eine Stadt über ihren öffentlichen Raum profilieren? Im Frühherbst prägt den Sechseläutenplatz das Zürich Film Festival, in der Adventszeit das «Zürcher Wienachtsdorf» (siehe S. 105).

Unbeschwertheit soll der Platz auch all denen bieten, die hier etwas veranstalten – und das sind viele. Der zentrale Raum am See, im Herzen der Stadt, ist begehrt – und diese Begehrtheit umstritten. Im Juni 2018 haben die Stadtzürcherinnen und Stadtzürcher über eine Volksinitiative abgestimmt, die die Zahl der Tage, an denen auf dem Sechseläutenplatz Veranstaltungen stattfinden dürfen, auf 65 beschränken wollte. Ausgelöst wurde der Unmut über die gefühlte dauernde Belegung des Platzes ursprünglich durch das erste Jahr, in dem die durch den Stadtrat festgelegte Maximalbelegung von 185 Tagen, verteilt auf Winter- und Sommerhalbjahr, überschritten worden war. Ein­ weihungsfest, Sechseläuten, der Zirkus, der Schweizer Pavillon des House of Switzerland während der Leichtathletik-Europameisterschaften im Letzigrund­ stadion – aus Freude, endlich eine so tolle Fläche für die Imagewerbung und das Standortmarketing der Stadt zur Verfügung zu haben, hatten die Behörden übertrieben. Dennoch gewann nicht die Initiative in der Abstimmung, sondern der Gegenvorschlag des Gemeinderats, der vorsieht, den Platz an maximal 180 Tagen pro Jahr für Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen. Davon dürfen höchstens 45 Tage auf die Zeit zwischen dem 1. Juni und 30. September entfallen – 61,5 Prozent der Zürcher Stadtbevölkerung stimmte diesem Ansinnen zu. Sie bekannte sich damit klar zu den Veranstaltern, selbst in den direkt betroffenen Innenstadtkreisen 1 und 2, die den Druck auf die Eventlocation Seebecken am stärksten zu spüren ­bekommen. Der Abstimmungskampf war ein Kulturkampf. Quer durch alle Parteien, Altersgruppen und Branchen hatte er eine Debatte um die Bestimmung über

den öffentlichen Raum angeregt, wie sie viele moderne Städte prägt. Öffentliche Räume existieren in allen Kulturen, und im eigentlichen Sinn des Wortes sind sie nicht wie im heutigen Alltagsgebrauch des Begriffs auf städtische Räume beschränkt. Allmenden, Commons, Wasserflächen sind Räume und Flächen, die der Allgemeinheit gehören und frei zugänglich sind. Die kanadische Stadtplanerin und Architekturkritikerin Jane Jacobs beschrieb 1963 die Bedeutung des öffentlichen Raums für den sozialen Zusammenhalt und die Sicherheit in den Städten des 20. Jahrhunderts.2 Sie stiess damit eine kritische Debatte an, die zur Wiederentdeckung des öffentlichen Raums als zentrales Element der über Jahrhunderte gewachsenen «Europäischen Idee eines identitätsstiftenden Gemeinwesens» führte. Wer bestimmt über den öffentlichen Raum? Wer darf ihn vermarkten? Wie stark darf und soll sich eine Stadt über ihre öffentlichen Räume profilieren? Ein Hauch Glamour

Im Falle Zürichs steht der Sechseläutenplatz für eine Werbefläche, die weltweit Beachtung findet. Die Stadt mit einer der höchsten Lebensqualitäten Europas zelebriert hier ihre Weltoffenheit als Plattform für den 1.-Mai-Umzug ebenso wie für die bürgerliche Tradition des Sechseläutenfests. Sie demonstriert ihre Affinität zur Kultur – mit der Opernaufführung auf einer riesigen Leinwand unter freiem Himmel, die über 10 000 andächtig lauschende Menschen auf Campingstühlen versammelt, mit dem zentralen Pavillon des Zurich Film Festivals, von dem aus während zwei Wochen Abend für Abend Stars und mehr oder weniger Prominente über den grünen Teppich in Richtung

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Kino Corso schreiten, quer über die Tramgleise und durch einen Korridor von Schaulustigen. Ein Hauch Glamour auf dem Platz im Frühherbst, im Hochsommer die Schau, die Tausende durchgeschwitzte Raver im Stakkato der Streetparade-Beats liefern, im Mai die Wagenburg und das grosse Zelt des scheinbar ebenso geliebten wie gehassten Nationalzirkus, für dessen Befestigung eigens konstruierte Stahlverankerungen in die Granitplatten eingelassen wurden: Der Sechseläutenplatz ist die grösste Bühne Zürichs. Und die Diskussion um deren Bespielung ist eine Diskussion um Kunst versus Kommerz, um das Herstellen von Gemeinschaft versus das Schaffen prägender Werbebilder für die Stadt. Nicht zuletzt ist es ein Streit um die Frage des richtigen Masses – und um Werthaltungen in einer pluralistischen Stadtgesellschaft mit ihren vielfältigen, kontrastierenden Ansprüchen. Ein leerer Platz allerdings sei der Bevölkerung nie versprochen worden, schrieb alt Stadtrat Martin Vollenwyder in der NZZ im Vorfeld der Volksabstimmung. Leer ist der Sechseläutenplatz auch abends nicht. Vor allem an den Wochenenden werde der Platz fortwährend besucht, halten die Verfasser der Studie zur Qualität der öffentlichen Räume in der Stadt Zürich fest, und im Ablauf der Tageszeiten weise er eine hohe Dichte an unterschiedlichen Menschen auf. Bis weit nach Mitternacht mischen sich Touristen, Jugendliche und junge Erwachsene, Fussballfans und Flaneure, liegen, sitzen, stehen, trinken, essen, rauchen, plaudern auf dem Platz. Das Konzept des öffentlichen Raums für die Bevölkerung erfüllt sich vor allem in den Sommermonaten. Die Einladung, sich diesen Raum zu eigen zu machen, wird angenommen – meist auf entspannte, ruhige, friedliche Weise. Dies gilt selbst für die Wintermonate und für den Weihnachtsmarkt, das «Zürcher Wienachtsdorf», das im November 2015 mit einer fünfjährigen Rahmenbewilligung zum ersten Mal aufgestellt wurde. Auch Weihnachtsmärkte polarisieren, damit reiht sich das rote hölzerne Hüttendorf mit der kleinen Eislauffläche und dem grossen Fondue-Chalet in die Reihe der anderen Veranstaltungen auf dem Sechseläutenplatz ein. Ausgewählt wurde das Konzept aufgrund einer Ausschreibung nach klaren Qualitätskriterien und Richtlinien, die eigens für den Sechseläutenplatz und den ebenfalls neu gestalteten Münsterhof erlassen wurden. Ein spezifisches Thema des Markts wurde etwa gefordert, das sich auch in der Gestaltung spiegeln soll, ein Bezug zum städtebauli-

chen Umfeld, das Angebot regionaler und lokaler Produkte oder ein Lichtkonzept. Im Weihnachtsdorf gibt es Gassen und Plätze, rund 100 Budenkulissen und Holzbänke im Freien, auf denen man Raclette und Glühwein – zwei unverzichtbare Elemente eines Adventsmarkts – geniessen kann. Der Dörflizauber des Weihnachtsmarkts ist die Illusion eines Moments kindlichen Glücks, er spielt mit Erinnerungen, Erwartungen und Sehnsüchten. Dazu lassen sich an Spitzentagen bis zu 10 000 Besucherinnen und Besucher verführen. Eine Erfolgsgeschichte

Eine Umfrage der Stadtentwicklung bei den Detailhändlern und Gewerbetreibenden der Vereinigung Bellevue und Stadelhofen nach der ersten Durchführung des Weihnachtsmarkts 2015 zeigte positive Resultate.3 Der Durchschnitt der Befragten ergab 4,9 von 6 Punkten – einig waren sich alle, dass der Markt zu einer Attraktivitätssteigerung des Gebiets zwischen Bellevue und Stadelhofen geführt habe, selbst wenn die eigenen Geschäfte keine Umsatzsteigerung verzeichneten. «Weiter so», lautete das Fazit. Weiter so – der Sechseläutenplatz ist eine Er­­­ folgs­geschichte. Aus kommerzieller und ökonomischer Sicht, aus der Perspektive der Standortförderung und für die Stadtbevölkerung. «Ich bin überzeugt, dass man eine Stadt nur als Fussgänger richtig lesen kann», schreibt der Architekt und ehemalige Bürgermeister Belgrads, Bogdan Bogdanović.4 Aus der Per­ spektive der Fussgänger und der Flaneure, aus der Perspektive der Alltagsnutzer also, hat Zürich mit dem Sechseläutenplatz ein neues Herz gewonnen. Eines, das seine Besucherinnen und Besucher glücklich macht. 1 HSLU und Interface: Sechseläutenplatz, Erhebungs­ bericht 2014. Gewinnung und Analyse von Daten zur Qualität und Nutzung der öffentlichen Räume in der Stadt Zürich. 2 Jane Jacobs: The Death and Life of Great American Cities, Random House, New York 1961. 3 Umfrage Weihnachtsmarkt Sechseläutenplatz, Stadtentwicklung Zürich, Januar 2016. 4 Bogdan Bogdanović: Vom Glück in den Städten, Paul Zsolnay Verlag, Wien 2002.

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Das «Zürcher Wienachtsdorf» am Bellevue Katja Weber

Seit 2015 gibt es in Zürich einen ­ eihnachtsmarkt auf dem neuen W Sechseläutenplatz – das «Zürcher Wienachtsdorf» –, konzipiert als Ort der Begegnung in der kalten Jahreszeit. Weihnachtsmärkte sind tief verwurzelt in unserer Kultur – sie bieten Raum für Treffen, unabhängig von Kälte und Witterung. Zu einem ­Zeitpunkt, da das Jahr abgeschlossen und Weihnachtsfeste gefeiert werden. Das Wienachtsdorf geht zurück auf eine Idee und ein Konzept, das wir erstmals im Jahr 2007 entwickelt haben. Doch die damalige Sechseläutenwiese war bereits ersten Umbauten unterworfen und, wie sich herausstellte, eine winterliche Nutzung ­bereits anderweitig vergeben. Mit der Ausschreibung durch die Stadt im Jahr 2014 konnte die Idee 2015 in der heutigen Form zum Leben erweckt werden. Die Grosszügigkeit des Platzes an der Spitze des Sees und die spektakuläre Kulisse des Opernhauses sind ein wesentlicher Teil des Erfolgs des jungen Marktes. Um die Weite in Heimeligkeit umzuwandeln, wurde er den geschwungenen Gassen des Niederdorfs nachempfunden. Der Wechsel aus engen Windungen und offenen Plätzen soll nicht nur zum Schlendern, sondern auch zum Verweilen einladen. Hölzerne Strassenlaternen und sanft leuchtende Glühbirnen geben die Richtung vor. Das Wienachtsdorf bietet aber auch Raum für junge Designer, Handwerker, lokale Händler und Produzenten. Mit seinen 120 Hütten zielt es darauf ab, einen realen Ort jenseits des Inter-

nets zu formen, bei dem der menschliche Austausch im Mittelpunkt steht und Kleinstanbieter eine Chance haben, ihre Waren auszustellen. Rund zwei Drittel aller Hütten sind den kleinen Anbietern vorbehalten, denen die Möglichkeit offen steht, auch wochenweise eine Standfläche zu beziehen. Sie entstammen einem Netzwerk, das wir seit vielen Jahren in Zürich mit kleinen Märkten gestartet haben. Viele der heutigen Aussteller begleiten uns seit langer Zeit, und ihre Existenz fusst auf dem Wienachtsdorf, das zwischen November und Dezember zu einem eigenen Mikrokosmos im Herzen der Stadt erwacht. Opulente Kulinarik

Das Dorf wurde aber auch kulinarisch modern interpretiert. Angepasst an das Bedürfnis der Gäste kreieren und kochen rund 40 individuelle Food-Anbieter täglich in ihren mobilen Küchen. Auf dem Menüplan stehen Schweizer Winterklassiker wie Älpler Makkaroni, Raclette oder Rösti, aber auch wärmende Pho-Suppen aus Vietnam oder stärkende Dumplings aus Schanghai. Hinter den Ständen stehen Menschen mit spannenden Lebensgeschichten und viel Herzblut. So zum Beispiel einer unserer Stammanbieter aus Afghanistan, der jedes Jahr eine der schönsten Hütten baut. Oder auch Edith, die versteckt im Kreis 3 einen kleinen Süssigkeitenladen betreibt und während der Vorweihnachtszeit auf dem Sechseläutenplatz sich für kurze Zeit einem breiten Publikum präsentieren kann. Das Wienachtsdorf lebt von einer Atmo­sphäre, die der besonderen Jahreszeit kurz vor dem Jahresende

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4  Das «Zürcher Wienachtsdorf» mit Blick auf das farbig beleuchtete Opernhaus.

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i­ nnewohnt. Menschen, die für Weihnachten nach Hause kommen. ­Familien, die gemeinsam Zeit beim Schlittschuhlaufen verbringen. Freunde und Teams, die sich treffen und das Jahr zelebrieren. Der Markt wurde so konzipiert, dass alle ihre Nische und ihren Ort finden: am Vormittag zum Zeitunglesen vor das Cheminee, über Mittag mit der Arbeitskollegin zum Zmittag, am Abend mit Freunden­ zu einem Drink oder am Mittwochnachmittag mit den Kids ins Elfendorf. Überhaupt war das Kindsein ein Teil des Konzepts des kleinen Dorfes. ­Bleibende Erinnerungen zu erzeugen, ist ein Privileg, mit dem man sich mit dem Erwachsenwerden zunehmend schwertut. Der Zauber der Vorweihnachtszeit birgt dieses Potenzial, und so haben Märli und Elfen, Eisprinzessinnen und leuchtende Stelzenläufer Einzug auf dem Sechseläutenplatz gefunden.

Trägerschaft

Das «Zürcher Wienachtsdorf» wurde für den neuen Sechseläutenplatz entwickelt. Es ist entstanden aus einer gemeinsamen Vision von Partnern aus den Bereichen Gastronomie, Event und Markt sowie der Vereinigung Bellevue und Stadelhofen, die dafür gemeinsam die Schöne Bescherung AG gegründet haben. Das Wienachtsdorf ist aber vor allem eine ­Gemeinschaft von mehr als 300 Ausstellern, Mitarbeitern und Kleinst­ unternehmern, die gemeinsam während gut 30 Tagen das Ziel verfolgen, den Sechseläutenplatz während der kalten Jahreszeit zu einem Ort der ­Begegnung zu machen. Die Zukunft des Wienachtsdorfs

Märkte gehören seit Jahrhunderten zu unserer Kultur und weisen lange Geschichten auf. Sie formen Traditionen, kreieren gelebte Erinnerungen und schaffen reale Orte des Austauschs. Insbesondere in der kalten Jahreszeit

bieten sie Raum für Familien, Kinder und Freunde, Feuerstellen und ­Nischen zum Aufwärmen und Verweilen, um miteinander Zeit zu verbringen: Das alles sind Dinge, die kein Ablaufdatum haben. Der Sechseläutenplatz im Herzen von Zürich wurde gebaut, um Menschen zusammenzubringen. Das kleine Dorf am Ende des Jahres trägt einen ganz kleinen Teil zu diesem Ziel bei.

Das «Zürcher Wienachtsdorf» in Zahlen · 120 Hütten · rund 200 wechselnde Anbieter · 700 Quadratmeter Eisfläche mit Schlitt­ schuhvermietung · Elfendorf mit zehn begehbaren Hütten für Kids · ein Fondue-Chalet · eine begehbare Bar · geschätzte Besucherzahl: 500 000 pro Jahr

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«Durch den neuen Sechseläutenplatz wurde die Öffnung des Opernhauses erst möglich» Ein Gespräch mit Christian Berner

Christian Berner, wenn man heute vom Bellevue über den Sechse­ läutenplatz in Richtung Opernhaus geht, kann man sich kaum vor­ stellen, dass dieser Platz jemals anders ausgesehen hat. Früher standen vor dem Eingang des Opernhauses Autos. Man ging über einen Parkplatz, um zum Opernhaus zu gelangen. Kurz vor der Vorstellung suchten viele Autofahrer in letzter Minute noch einen Parkplatz. Und natürlich war der Blick aufs Opernhaus vollkommen verstellt. Nun strahlt die Oper, die ja ein wunderschönes historisches Gebäude und zudem eines der Wahrzeichen von Zürich ist, in voller Pracht. Sie kommt jetzt erst richtig zur Geltung. Der neue Platz schafft eine Anbindung an die Stadt.

mittlerweile sehr grosser Beliebtheit. Das Haus öffnet einen ganzen Tag lang seine Türen. Wir zeigen – kostenlos – ein buntes Programm auf der Hauptbühne, ausserdem können die Werkstätten und die Kostümabteilung besichtigt werden, es gibt ein vielfältiges Angebot für Kinder und vieles mehr. Dadurch, dass wir den neuen Sechseläutenplatz haben, können wir bei schönem Wetter unser Programm zum Teil nach draussen verlegen. So fand zum Beispiel die Veranstaltung «Conduct us», bei der interessierte Zuschauerinnen und Zuschauer ein kleines Orchester, bestehend aus unseren Musikerinnen und Musikern, dirigieren konnten, draussen auf dem Platz statt. Mitglieder unserer Orchesterakademie fanden sich dort zu einer Kurkapelle zusammen. Unsere Blechbläser traten als Brassband auf. Auch das Balletttraining für alle wurde draussen abgehalten, und zu Beginn der Spielzeit 2017/18 hat sich der Valser Quarzit sogar in ein Tanzparkett für Tangotänzer verwandelt. Auf diese Art und Weise haben unsere Veranstaltungen eine noch grössere Ausstrahlung in die Stadt.

Als Intendant Andreas Homoki 2012 seine Arbeit in Zürich begann, war ein wichtiges Ziel seiner Intendanz die Öffnung des Hauses. ­Dafür war der neue Sechseläutenplatz von entscheidender Bedeutung. Indem der unschöne Parkplatz verschwunden ist und auch nichts anderes mehr vor dem Opernhaus steht, kann sich das Haus zur Bevölkerung Neben dem Eröffnungsfest trägt hin öffnen. Es steht nichts mehr zwieine weitere Veranstaltung sehr schen der Stadt und ihrem Opernhaus. zur Öffnung des Opernhauses bei: Die Öffnung kann – auch rein räum«Oper für alle». lich – gelebt werden. Jeden Sommer wird eine Vorstellung aus dem Opernhaus live auf eine Ein wichtiger Teil dieser Öffnung ­grosse Leinwand auf dem Platz überist das grosse Eröffnungsfest, das tragen. Für das Publikum ist der jedes Jahr zu Beginn der neuen Besuch von «Oper für alle» gratis. Die Saison im Opernhaus stattfindet. Künstlerinnen und Künstler verbeuUnser Eröffnungsfest erfreut sich gen sich im Anschluss an die Vorstel-

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lung nicht nur auf der Bühne, sondern auch auf dem Balkon des Opernhauses und werden vom Publikum gefeiert, das die Vorstellung draussen auf dem Platz verfolgt hat. Man ist also auf dem Sechseläutenplatz live dabei – nur eben ausserhalb des Opernhauses. Für Opernfans bietet «Oper für alle» die Möglichkeit, Oper einmal anders zu erleben – weniger formell, als echtes Volksfest. Und alle, die uns noch nicht kennen, können einen ersten Eindruck von dem bekommen, was Oper sein kann. 2018 hat «Oper für alle» bereits zum fünften Mal stattgefunden. Der Sechseläutenplatz ist nie so voller Menschen, wie wenn «Oper für alle» auf dem Programm steht – und zwar egal bei welchem Wetter! Dass «Oper für alle» ein so grosser Erfolg werden würde, hätten wir nicht gedacht. Mittlerweile haben wir sogar fast die Kapazitätsgrenze erreicht. Aus der Kulturagenda von Zürich ist diese Veranstaltung nicht mehr wegzudenken. Mit der Neugestaltung des Sechseläutenplatzes ist der Neubau des Parkhauses Opéra einhergegangen. Auch das ist ein grosser Vorteil für die Besucherinnen und Besucher des Opernhauses. Das Parkhaus wertet das Opernhaus zusätzlich auf: Unsere Besucherinnen und Besucher gelangen nun trockenen Fusses direkt vom Parkhaus ins Opernhaus; zudem stehen dort deutlich mehr Parkplätze zur Verfügung als zuvor. Das wird allgemein als Service sehr geschätzt. Besonders für unsere zahlreichen auswärtigen Besucherinnen und Besucher ist das ein grosser Vorteil. Auch die gastronomischen Angebote, die ans Opernhaus ange­ gliedert sind, wurden durch den neuen Platz stark aufgewertet.

Vor allem die Terrasse unseres Restaurants Belcanto ist durch den neuen Platz viel attraktiver geworden und bei schönem Wetter immer sehr gut besucht. Die Neugestaltung des Platzes hat uns auch dazu veranlasst, mit der «Bernhard Bar» ein zusätzliches gastronomisches Angebot zu schaffen, das sehr schön gelegen ist und vor allem vor und während der Vorstellungen im Bernhard-Theater gerne genutzt wird. Auch der Zugang zu unserer Studiobühne und zum Bernhard-Theater hat durch den neuen Platz sehr gewonnen.

Ballkleid über den Valser Quarzit zu schlendern, ist natürlich etwas ganz anderes, als sich durch Schlamm und parkende Autos schlängeln zu müssen, wie das früher der Fall war. Der Sechseläutenplatz wird zur Bühne für den ganz grossen Auftritt der Ballgäste im März – und der internationalen Filmstars auf dem grünen Teppich bei der Award Night im Oktober. Das Gespräch führte Beate Breidenbach.

Neben dem Eröffnungsfest und «Oper für alle» gibt es auch ex­ klusive Veranstaltungen, die ebenso von der Neugestaltung des Sechseläutenplatzes profitieren. Zu nennen wäre da einerseits die Award Night des Zurich Film Festivals, die seit vielen Jahren im Opernhaus stattfindet, zum anderen natürlich unser traditioneller Opernball. Beide Veranstaltungen finden einmal pro Jahr im Opernhaus Zürich statt. Im

Das Opernhaus Zürich Die Geschichte des Opernhauses Zürich geht zurück auf das 1834 mit Mozarts Zauberflöte eröffnete «Actien-Theater». Es war das erste stehende Theater der Stadt und wurde von theaterbegeisterten Bürgern in Form einer Ak­ tiengesellschaft gegründet. Die Aktiengesell­ schaft (heute Opernhaus Zürich AG) ist nach wie vor Trägerin der Institution. Im November 2009 wurde ihr 175-Jahr-Jubiläum gefeiert. Haupt-Subventionsgeber ist seit 1995 der ­Kanton Zürich. Das alte Actien-Theater brannte 1890 ab und wurde durch einen von den Architekten Fellner und Helmer entworfenen Neubau ersetzt. Auch das neue Theater, unweit des Bellevues gelegen, wurde fast vollständig privat finanziert und 1891 mit Wagners Lohengrin unter dem Namen Stadttheater eingeweiht. Seit 1921 ­ ­gehen Musiktheater und Schauspiel in Zürich

getrennte Wege. Seit 1964 heisst das alte Stadttheater Opernhaus. Das heute etwa 1100 Zuschauer fassende Haus wurde zwischen 1982 und 1984 umfassend saniert und bekam einen Erweiterungsbau ­ am Utoquai, in dem auch eine Studiobühne als zweite Spielstätte untergebracht ist. 1985 wurde das Opernorchester vom Tonhalle-­ ­ Orchester getrennt und damit die Philhar­monia Zürich ins Leben gerufen. Seit 1995 existiert ein eigenes Barockensemble («La Scintilla»), das sich aus den Reihen des Opernorchesters gebildet hat. Das Opernhaus Zürich spielt pro Saison rund 330 Opern- und Ballettvorstellungen, darunter auch viele Aufführungen für ein junges Publi­ kum, und wird von durchschnittlich 250 000 Zuschauerinnen und Zuschauern besucht.

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Wie der Sechseläutenplatz den Standort verändert

Ein Raum für städtisches Leben Marko Sauer

«In künstlerischer Beziehung ist ein bloss unverbauter Fleck noch kein Stadtplatz.» Camillo Sitte

Der Sechseläutenplatz bildet ein städtebaulich schwer zu fassendes Phänomen: Als Platz vor der Oper steht er in einer langen Tradition; als Platz am Wasser bildet die Seepromenade seinen Abschluss gegen Westen; als Teil einer dreiteiligen Platzabfolge weist er über seine Grenzen hinaus – und mit seiner Grösse sprengt er bei Weitem den Rahmen des Üblichen in der Schweiz. Im Spannungsfeld dieser Anforderungen findet der Platz seine Balance dank trockenem Charme und zurückhaltendem Gestus. Eine Spurensuche nach den Kräften, die den Platz geformt haben. Die Gestalt des städtischen Platzes

Camillo Sitte prägte die Diskussion über die Stadtbaukunst im ausgehenden 19. Jahrhundert. Der Architekt und Urbanist präsentierte 1889 mit seinem Standardwerk Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen ein Inventar von städtebaulichen Motiven, die der Stadtbaukunst zugrunde lagen. Die Quelle dieser Tradition lag für Sitte in der Akropolis und im Forum der römischen Stadt. In ihrer reinsten Form kam sie vor allem in den historischen Städten im Süden Europas zum Einsatz. Besonderes Augenmerk legte Sitte auf die Fassung des städtischen Platzes und die Art, wie die Strassen und Wege auf diesen Platz münden. Doch die engste Beziehung gehen der Platz und die bedeutendsten Gebäude miteinander ein: die Kirchen, Theater und Rathäuser, die am Platz stehen. Sitte hob in seinen Analysen immer wieder hervor, dass die Plätze vor allem der harmonischen und angemessenen Inszenierung von herausragenden Bauten und Kunstwerken dienen.

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1  Die Piazza d’Erbe in Verona ist ein Prototyp der europä­ ischen Platzgestaltung. Zu­ sammen mit den Häusern, die ihn fassen, bildet der Platz ein Zimmer ohne Dach. 2  Der Münsterhof in Zürich reiht sich in diese Tradition ein. Die Form des Platzes und sein Saum bilden eine un­ trennbare Einheit.

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Camillo Sitte verstand den städtischen Platz als einen Raum wie ein Zimmer – einfach ohne Dach. Als eines der eindrücklichsten Beispiele für diese Platzkultur führt er die Piazza d’Erbe in Verona (Bild 1) an: die unregelmässige Form, von den Häusern klar gefasst, bildet für Sitte den Idealtypus eines städtischen Platzes. Die Dimensionen der Gebäude nehmen Bezug auf das Ausmass des Platzes, dessen Geometrie wiederum rückt die bedeutendsten Bauwerke in eine spannungsreiche und künstlerisch komponierte Perspektive. Das sind die Plätze, die trotz ihrer vielschichtigen Bezüge und ihrer komplexen Geometrie einfach zu lesen und zu verstehen sind. In Zürich lässt sich diese städtische Kultur am Münsterhof (Bild 2) beobachten. Bezüglich der künstlerischen Platzgestaltung innerhalb eines historischen Stadtgefüges lassen sich hier Sittes Beobachtungen beispielhaft nachvollziehen: Die Häuser fassen den Raum, die Strassen sind so angelegt, dass der Hof geschlossen erscheint – und die Geometrie streicht das kunstvoll ausgearbeitete Seitenportal des Fraumünsters heraus. Der Platz bietet mit seiner Ausdehnung und den entsprechend proportionierten Gebäudehöhen ein «städtisches Wohnzimmer». Die Häuser bilden die Wände dieses Stadtraums, der sich an der Grösse des Menschen orientiert und ihm einen Halt bietet. Der Sechseläutenplatz steht nicht in der Tradition, die Camillo Sitte beschreibt: Zu offen sind seine Flanken und zu weitläufig seine Proportionen, um das beschriebene städtische Zimmer ohne Dach zu sein. Und dennoch bietet seine Gestaltung dem Opernhaus einen grandiosen Rahmen und eine Bühne für den

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festlichen Auftritt. Wie schafft es der Sechseläutenplatz, trotz seiner Weitläufigkeit dem Opernhaus eine angemessene Szenerie zu bieten? Die neue Beziehung zwischen Sechseläutenplatz und Oper zeigt sich eindrücklich auf dem Luftbild. Der gesamte Platz wird zum Vorplatz der Oper. Auf dem hellen Belag scheinen Opernhaus, BernhardTheater und das Gebäude der Neuen Zürcher Zeitung auf einem gemeinsamen Sockel zu stehen. Auch wenn dieser Sockel ohne Höhenversatz auskommt und er sich lediglich in der Farbe und in der Materialität des Bodenbelags ausdrückt, ist die Geste doch stark genug, dass sich der Platz von seiner Umgebung abhebt. Der Belag grenzt ihn von den Strassen ab, die ihn umgeben – auch ohne einen Saum aus Gebäuden ist seine Form prägnant und ablesbar. Mitten im lebhaften Verkehr zwischen Utoquai und Theaterstrasse steht die Dreiergruppe von NZZ, Oper und Theater auf einer abgehobenen Insel. Nach Sitte hat jeder Platz eine klare Ausrichtung auf sein Hauptgebäude, während seine Mitte mehrheitlich frei bleibt. Auch dieses Kriterium löst der Sechseläutenplatz mit zurückhaltenden und dem Ort angemessenen Mitteln ein. Die beiden Pavillons stehen an den Rändern des Platzes – und wenn keine Veranstaltung stattfindet, steht die Oper prominent im Brennpunkt der freien Fläche, die sich zwischen Utoquai und Theaterstrasse aufspannt. Der Platzbelag zieht sich durch bis zum Eingang des Opernhauses zwischen den beiden Freitreppen. Gegen das Bellevue fassen Gruppen von Bäumen den Sechseläutenplatz und geben ihm im Rücken einen Halt.

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3  Die Lage am Golf von Triest bildet die Einzigartigkeit der Piazza dell’Unità d’Italia. Die Front gegen das Meer bleibt unbebaut. Dadurch öffnet sich der Platz zur See – und umgekehrt entsteht ein eindrücklicher Blick vom Was­ ser aus.

Der Platz am Wasser

Die Lage des Sechseläutenplatzes am Ufer des Zürichsees ist herausragend – und sie bildet die zweite Eigenschaft, die einen wesentlichen Einfluss auf die Gestalt eines Platzes ausübt. Plätze an einem See oder am Meer haben den Reiz, dass sie sich vom Wasser aus betrachten lassen. Eindrücklich zeigt sich dies bei der Piazza dell’Unità d’Italia in Triest und beim Markusplatz in Venedig. Beide Plätze sind darauf ausgelegt, dass sie sich vom Meer aus in ihrer eindrücklichsten Form zeigen. In Triest stellt sich die Wirkung der perfekt abgestimmten Geometrie am besten vom Schiff aus ein. Dass die Venezianer als globale Seemacht ihren wichtigsten Platz für die Ankunft von der See aus angelegt haben, ist naheliegend. Nicht nur der eindrucksvolle Dogenpalast kommt aus der Distanz von einem Vaporetto aus betrachtet am besten zur Geltung, auch der Blick zwischen die beiden Stelen mit dem Löwen und Sankt Markus in die Tiefe des Platzes zwischen Campanile und Markusdom gehört zu den eindrücklichsten und raffiniertesten Stadtansichten weltweit. Doch wie wird der Sechseläutenplatz diesem Anspruch gerecht, ein Platz am Ufer des Zürichsees zu sein? Auch in dieser Frage hilft wiederum der Blick von oben. Der Platz zeigt sich vom See aus in einer grösseren Dimension und als Einheit mit dem Bellevue. Zwischen Bellevue und Opernhaus spannt sich der Freiraum auf, der aus der Entfernung und vom Wasser aus gelesen wird. Der vorgelagerte Quai mit der alleeartigen Bepflanzung verbindet zwar das gesamte Ufer zwischen Quaibrücke und Zürichhorn und versteckt die Häuserfronten hinter einem grünen Schleier. Doch das Ensemble von Bellevue und Sechseläutenplatz bietet eine markante städtebauliche Zäsur in der städtischen Häuserfront hinter diesem grünen Band. In dieser Betrachtungsweise bilden Sechseläutenplatz und Bellevue eine Einheit – eine überraschend grosszügige städtebauliche Geste an bester Lage in Zürich. Die Beziehung zwischen dem Gewässer und dem angrenzenden Platz wird jedoch nicht nur vom Wasser aus gedacht. Die beiden Beispiele aus Triest

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und Venedig erlauben ebenso spektakuläre Ausblicke von der Stadt hinaus auf die See. In der strengen Anordnung der Piazza dell’Unità d’Italia bildet die Aussicht auf den Golf von Triest sogar die vierte Wand des städtischen Zimmers. Das Meer und die drei ­anderen Platzfronten stehen dort in einem präzisen Dialog. Anders zeigt sich die Situation am Sechseläutenplatz. Wie bereits ausgeführt, orientiert sich der Platz zur Häusergruppe im Süden und zum Opernhaus. Es entsteht somit eine Achse in Richtung Nord-Süd. Die grüne Klammer schliesst diese Achse gegen Norden ab. Der See hingegen liegt im Westen des Platzes: Der Sechseläutenplatz lässt sich partout nicht auf den See ausrichten, ohne dass dadurch die Orientierung zum Opernhaus leiden würde. Hier kommt der Stadelhoferplatz ins Spiel. Der baumbestandene Platz vor dem Bahnhof Stadelhofen zeigt eine klare Ausrichtung in der Verlängerung des Bahnhofsgebäudes und legt damit eine Sichtachse vom Bahnhof aus in Richtung See. Diese Achse wurde bereits beim Bau der Allee entlang der Seepromenade mit berücksichtigt: Im Bereich der Sichtachse weist die Allee eine Zäsur auf und hält den Blick auf das Wasser frei. Der Sechseläutenplatz respektiert diese Achse und stärkt sie, indem die beiden Pavillons die Schneise fortführen, die aus den Fluchten der beiden Häuserfronten am Stadelhoferplatz entsteht. Im südlichen Bereich des Sechseläutenplatzes überlagern sich die beiden Vektoren und erlauben eine mehr-

4  Der Markusplatz in Venedig bildet ein raffiniertes Ensemble aus mehreren Einzelplätzen. Seine stärkste Wirkung entfaltet er vom Wasser aus mit der berühm­ ten Sicht in die Tiefe zwischen den beiden Säulen der Piazzetta hin­ durch.

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schichtige Ausrichtung der gesamten Anlage, ohne dass die einzelnen Plätze darunter leiden würden. Der Sechseläutenplatz ist also nicht direkt ein Platz am Wasser. Die Wasserkante ist zu weit entfernt, als dass sie noch Teil des Platzes sein könnte. Diese Eigenschaft bleibt dem Utoquai vorbehalten – doch ist der Sechseläutenplatz ein Ort, der nahe am Wasser liegt. Dies wirkt sich vor allem auf die Theaterstrasse aus, an der eine bemerkenswerte Verdoppelung der Flaniermeile zu beobachten ist. Dank seinen Dimensionen bietet der Sechseläutenplatz eine Grosszügigkeit, die mit ihrer freien Fläche an die Weitsicht am See erinnert – durch diese Weite gewinnt der Häuserzug an der Theaterstrasse den Charakter einer Uferbebauung. Zudem ist die Theaterstrasse dem öffentlichen Verkehr vorbehalten, was die Wirkung der Flaniermeile unterstützt. Dass sich dort erste Eisdielen niedergelassen haben, zeugt vom südlich-urbanen Charakter, der mit dem neuen Platz eingezogen ist. Der Platz-Archipel am See

Die vorangehenden Ausführungen zeigen, dass der Sechseläutenplatz nicht in erster Linie als ein isolierter städtischer Platz zu betrachten ist: Er bildet zusammen mit dem Stadelhoferplatz und dem Bellevue ein Gefüge aus drei öffentlichen Freiräumen. Dieser Dreiklang lässt sich unterschiedlich interpretieren, und je nach Lesart verändert sich das Verhältnis zwischen den drei Plätzen. Mit der Neugestaltung hat der Sechseläutenplatz an Kontur gewonnen und kann sich von seinen Nachbarn abheben. Besonders gegen das Bellevue grenzt sich die freie Fläche klarer ab als zuvor. Diese Abgrenzung verleiht dem Ort eine entscheidende Qualität, die früher fehlte. Vor dem Umbau dominierte das Bellevue mit seinen markanten Pavillonbauten das Gebiet zwischen Quaibrücke und Stadelhofen. Allerdings nicht als beachtenswertes Ensemble der Landizeit, sondern des ausufernden Verkehrs wegen; unzählige Fahrspuren und Tramlinien zerschneiden den Weg der hastenden Fussgängerinnen und Fussgänger. Das Bellevue strahlte eine Rastlosigkeit und Unruhe aus, der die Restfläche zwischen Strasse und Parkplatz auf dem Sechseläutenplatz nichts entgegensetzen konnte: 50 000 Autos überqueren täglich die Quaibrücke, 250 000 Personen steigen am Bellevue um. Ein äusserst effizienter Knotenpunkt, an dem die Pendlerströme vom Tram auf die S-Bahn wechseln können. Doch der Reiz, an diesem zentralen

Platz in unmittelbarer Nähe zum See zu verweilen, war umgekehrt proportional zu seiner Lagequalität. Dank dem neuen Platz hat sich dies nun fundamental geändert, und der Sechseläutenplatz ist das atmosphärische Zentrum der Platztrilogie geworden, nachdem er in den Jahrzehnten zuvor als Wiese, Rapsfeld und Parkplatz diente. Welche Rolle nimmt der Sechseläutenplatz nun innerhalb dieses Trios ein, in dem das Bellevue der Verkehrsknoten ist und der Stadelhoferplatz das grüne Wohnzimmer? Es ist seine schiere Grösse – er ist mit 16 000 Quadratmetern der zweitgrösste Platz der Schweiz –, die ihm einen unverwechselbaren Charakter und eine herausragende Qualität verleiht. Der Vergleich mit dem grössten Platz der Schweiz – die Plaine de Plainpalais in Genf, die mit rund 78 000 Quadratmetern fast fünfmal so viel Raum wie der Sechseläutenplatz bietet – gibt einen Hinweis auf sein Potenzial. Im Stadtgewebe von Genf bietet das Planpalais einen einzigartigen offenen Raum, der ebenfalls kaum bebaut ist. Er ist eine Fläche ohne Programm, die vor allem Platz für Freizeit und Aufenthalt bietet. Nur am Rand säumt eine doppelte Reihe von Bäumen den prägnanten Rhombus. Eine riesige Fläche ohne kommerzielle Nutzung ist ein unbeschreiblicher Luxus, zumal für die Bewohnerinnen und Bewohner der beiden grössten Schweizer Städte mit ihrem enormen baulichen Druck. Damit schliesst sich der Kreis zu Camillo Sitte und seiner historischen Analyse. Beide Plätze sind ein Widerhall des römischen Forums: Sowohl in Genf als auch in Zürich bieten sie den kostbaren und öffentlich zugänglichen Freiraum, ohne den es kein städtisches Leben gibt. Damit stärkt der Sechseläutenplatz nicht nur die Qualitäten des Ortes – er trägt wesentlich dazu bei, dass sich die Zürcherinnen und Zürcher als Teil ihrer Stadt verstehen.

Wie der Sechseläutenplatz in Zürich den Standort verändert

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5  Der Sechseläutenplatz bezieht verschiedene Traditionen der ­europäischen Platzgestaltung ein. Der Platz orientiert sich auf sein Hauptgebäude, das Opernhaus. Zusammen mit dem Bellevue und dem Stadelhoferplatz bildet er ein vielgestaltiges Ensemble aus drei Plätzen. In der Vogelperspek­ tive von Nordwesten zeigt sich die Beziehung zwischen dem Platz und dem See, die vom grünen Filter der Baumreihe am Utoquai geprägt ist.

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Autoren und Fotografen Autoren Christoph Ackeret  (*1945 in Zürich), dipl. Arch. ETH/SIA, MBA, MRICS, studierte Ar­ chitektur an der ETH Zürich mit Diplom 1970 bei Prof. Alberto Camenzind, ergänzt durch ein Studienjahr mit Schwerpunkt Städte­ baugeschichte in Rom. Ab 1971 war er im Architekturbüro Stücheli in Zürich tätig, u. a. örtliche Bauleitung beim Bankneubau Bahn­ hofstrasse 1. 1975 besuchte er den MBA Jahreskurs am IMD in Lausanne. Ab 1976 übernahm er leitende Tätigkeiten in der Bauund Immobiliengruppe Spaltenstein, u. a. als Bauherrenvertreter für das Bauprojekt Stadelhofer Passage. Von 1982 bis 2007 hatte er Einsitz im Vorstand der Vereinigung Bellevue und Stadelhofen, ab 1994 als Präsident. Seit 2008 ist er Geschäftsführer der marki­ mo ag, Entwicklung und Positionierung von Immobilien und Standorten. Hubertus Adam  (*1965 in Hannover, D) stu­ dierte an der Universität Heidelberg Kunst­ geschichte, Philosophie und Archäologie. Seit 1992 arbeitet er als freiberuflicher Kunst- und Architekturhistoriker sowie als Architekturkritiker für diverse Fachzeit­ schriften und Tageszeitungen, vor allem für die Neue Zürcher Zeitung. 1996/97 war er Redaktor der Bauwelt in Berlin, 1998 übersiedelte er in die Schweiz und war als Redaktor zuständig für die archithese. Ab 2010 war er künstlerischer Leiter des S AM Schweizerisches Ar­ chitekturmuseum in Basel, 2013 bis 2015 gesamtverantwortlicher Direktor. Er schrieb zahlreiche Publikationen über die Architektur des 20. Jahrhunderts, zur Kunst und Bildhauerei um 1900, zum Bühnenbild und über das Thema Denkmal. Er erhielt 2004 den Swiss Art Award für den Sektor Kunst- und Architekturkritik. Vincent Albers  (*1956 in Meilen) absolvierte die Ausbildung zum dipl. Maschineningeni­ eur an der ETH Zürich und erwarb einen Master of Science in Management an der Stanford Business School, USA. Er weist langjährige berufliche Erfahrung als Unter­ nehmer auf. Von 1986 bis 1992 war er Direk­ tor der Albers & Co. (vormals Schoeller & Co.) mit Zuständigkeit für den Bereich Immobilien. Seit 1993 ist er Partner der Albers & Co AG in Zürich und verantwortlich für die Immobilientätigkeit der Albers Gruppe. Er ist Verwaltungsratsprä­ sident und CEO der zum Familienunternehmen gehörenden Hard­ turm AG. Die Albers Gruppe ist in den Bereichen Textil und Immo­ bilien (Hardturm AG) tätig und hält diverse Beteiligungen im Finanz- und Industriesektor.

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Dr. Rudolf Andres (*1959 in Zürich) studierte Pharmazie an der ETH Zürich und an der Universität Bern, wo er 1991 den Titel Dok­ tor der Pharmazie erlangte. Seit 1990 ist er Inhaber der Dr. Andres Apotheke Stadel­ hofen in Zürich. Im Jahr 2001 war er Mitbe­ gründer der Gruppierung Rotpunkt-Pharma AG, einer Gruppierung unabhängiger Apo­ theken, der er seit der Gründung als Geschäftsführer vorsteht. Zudem ist er in der Pharmabranche tätig als Verwaltungsratsprä­ sident der Vitopha AG und der mydose AG. Seit 2007 amtet er als Präsident der Vereinigung Bellevue und Stadelhofen. Paul Bauer  (*1954 in Zürich) studierte Land­ schaftsarchitektur an der Hochschule HSR/ FHO in Rapperswil, bis 1987 war er Mitarbei­ ter in verschiedenen Schweizer Land­ schaftsarchitekturbüros, bis 1994 führte er ein eigenes Büro in Zürich. Seit 1995 ist er Mitglied der Geschäftsleitung bei Grün Stadt Zürich, zuständig für Planung und Be­ ratung sowie Mitglied im Baukollegium der Stadt Zürich. Dr. Ernst Baumeler  (*1960 in Zürich) stu­ dierte Allgemeine Geschichte, Allgemeines Staatsrechts und Wirtschafts- und Sozialge­ schichte an der Universität Zürich. Seit 1989 ist er Archivar im Redaktionsarchiv der Neuen Zürcher Zeitung und seit 2009 Lehrer für allgemeinbildenden Unterricht an der Ge­ werblichen Berufsschule in Wetzikon, zu­ dem gelegentlicher Autor historischer Beiträge in der NZZ und in Buchpublikationen. Christian Berner  (*1965 in Helsinki) studier­ te an der Universität St. Gallen Ökonomie. Nach seinem Abschluss war er zunächst in verschiedenen Funktionen für den ABBKonzern tätig, danach gründete er mit eini­ gen Partnern die Finanzgesellschaft de Pury Pictet Turrettini & Co. mit Büros in Genf und Zürich, die im Bereich Vermögensver­ waltung und Investment Banking tätig ist. 2008 erwarb Christian Berner den Executive Master of Arts Administration an der Uni­ versität Zürich und wechselte an das Opernhaus Zürich, wo er zunächst für die Planung und Vorbereitung der Intendanz von Andreas Homoki ­zuständig war. Seit März 2013 ist Christian Ber­ ner der Kaufmännische Direktor des Opernhauses Zürich.

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Dr. Rudi Bindella  (*1948 in Zürich) absol­ vierte die Maturklassen in Französisch im freiburgischen Collège St-Michel. Danach studierte er Wirtschaftswissenschaften an der HSG St. Gallen, der heutigen Universität St. Gallen, wo er mit der Dissertation Die Baulandsteuer – ein Mittel zur Bekämpfung der Baulandhortung in der Schweiz dokto­ rierte. 1975 trat er ins väterliche Gastronomie- und Weinunter­ nehmen ein, das er seit dem Tod seines Vaters (1982) alleinver­ antwortlich führt. Der in Zürich Wohnhafte ist verheiratet und hat vier Söhne und eine Tochter. Sein ältester Sohn, Rudi jr., leitet als Vertreter der vierten Generation seit April 2018 die Bereiche Gastronomie, Marketing und HR. Reto Candrian  (*1978 in Zürich) studierte Wirtschaft an der Universität St. Gallen. Mit zehnjähriger Berufserfahrung in der Finanz­ industrie trat er 2011 ins Familien­unter­ nehmen, Candrian Catering AG, ein und ist seit 2014 als dessen CEO tätig. Er ist seit 2018 Verwaltungsrat der Hotel Suvretta House AG, 2017 übernahm er das Präsidium. Tina Candrian  (*1970 in Zürich) ist diplo­ mierte Hôtelière der Ecole Hôtelière de Lausanne. Seit 2009 ist sie bei Candrian Catering AG für Public Relations und Interior Design zuständig, seit 2005 ist sie aktives Mitglied des Verwaltungsrats der heutigen Candrian Hospitality Holding AG. Seit 2017 ist sie in der Hotel Suvretta House AG als Verwaltungsrätin tätig. Marco Galli  (*1990 in Zürich) bildete sich nach einer Banklehre bei der Credit Suisse und einem Sprachaufenthalt in Perth in der Uhrenbranche weiter, speziell auch als Ver­ käufer in Fachgeschäften in Zürich, St. Mo­ ritz, Genf und London. Seit 2016 ist er in der Familienunternehmung tätig. Mario Galli  (*1959 in Zürich) bildete sich nach einer kaufmännischen Lehre bei der Credit Suisse und einem Sprachaufenthalt in Cambridge im Uhrmachergewerbe weiter. Er trat 1983 in das elterliche Geschäft ein und leitet es seit 1986 als Inhaber. Er ist verheiratet und hat drei Söhne. 1994–2014 war er Mitglied des Vorstands der Vereini­ gung Bellevue und Stadelhofen.

Nicolas von Graffenried  (*1958 in Bern) ist diplomierter Hotelier der Ecole Hôtelière de Lausanne und leitet seit 1998 als CEO und VR-Mitglied die Betriebe der Commercio Unternehmungen Zürich. Diese umfassen die Restaurantbetriebe der CommercioPiccadilly AG, zu denen auch die Collana Bar e Caffè auf dem Sechseläutenplatz zählt, und die Kinos der Arthouse Commercio Movie AG. Bruno Kammerer  (*1936 in Zürich), ist selbstständiger Grafiker in Zürich. Für seine Werke wurde er zweimal mit dem Grossen Preis für Angewandte Kunst der Schweizer Eidgenossenschaft ausgezeichnet. Politisch stammt er aus dem Milieu der Genossen­ schaft des Café Boy, dem Erbe revolutionä­ rer Sozialdemokraten im Umfeld von Rosa Luxemburg. Beruflich und politisch europaweit vernetzt, war er von 1970 bis 1998 Mitglied des Gemeinderats Zürich, wo er grosse Gremien wie die Jürgensen-Stadtentwicklungskommission (1974– 1978) und die Verkehrskommission (1988–1998) präsidierte, sich aber auch für Zürichs kleine Köstlichkeiten wie die Konditorei Schober, die Bodega Española Gorgot oder das Grand Café Odeon einsetzte. Mit einer Einzelinitiative postulierte er die Tief­ legung des Autoverkehrs entlang des Stadtzürcher Seebeckens. Stefan Kaufmann  (*1955 in Zürich) schloss sein Jus-Studium an der Universität Zürich im Jahr 1980 mit dem Lizenziat ab («magna cum laude»). Im Jahr 1989 erlangte er das zürcherische Anwaltspatent, worauf er bis 1997 als juristischer Sekretär am hiesigen Verwaltungsgericht tätig war. Seit 2000 wirkt er als selbstständiger Anwalt im Sta­ delhoferquartier. Seine bevorzugten Arbeitsgebiete sind das Steuer- sowie das Erbrecht. Von 1998 bis 2013 fungierte er als Ersatzrichter am Verwaltungsgericht. Er ist Mitverfasser massge­ bender Steuergesetzkommentare. Peter Küchler  (*1978 in Sarnen), lic. rer. soc., arbeitete nach journalistischen Lehr­ jahren bei verschiedenen Zentralschweizer Zeitungen, von 2001 bis 2012 in der Kom­ munikation von SRF Schweizer Radio und Fernsehen. Danach erfüllte er sich einen Bubentraum und war vier Jahre als Medien­ verantwortlicher für den Schweizer Natio­ nal-Circus Knie tätig. Heute führt Peter Küchler als selbstständi­ ger Kommunikationsberater, Autor und Texter das Unternehmen Küchler Kommunikation in Sarnen.

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Dr. Gerhard Mack  (*1956 in Speyer, D) stu­ dierte Germanistik, Geschichte, Politologie, Philosophie und Anglistik in Konstanz und Oxford. 1988 promovierte er mit einer Stu­ die zur Farce. Danach war er Dramaturg und Regieassistent am Stadttheater St. Gallen. Seit Anfang 2002 ist er Redaktor für Kunst und Architektur bei der NZZ am Sonntag. Zuvor war er Kulturredaktor beim St. Galler Tagblatt und bei der Weltwoche. Er ist tätig als freier Kritiker für verschiedene Zeitun­ gen und Zeitschriften, u. a. für Cash, die Süddeutsche Zeitung und Art. Er schrieb verschiedene Publikationen zu Architektur, Kunst, Literatur und Theater, u. a. Œuvres complètes Herzog & de Meuron sowie Monografien zu Hans Joseph­sohn und Rémy Zaugg. Dr. Andreas Mäder  (*1963 in Zürich) stu­ dierte Ur- und Frühgeschichte, Geologie und Philosophie an der Universität Zürich. Von 1997 bis 2009 leitete er zahlreiche Ret­ tungsgrabungen bei der Kantonsarchäologie Zürich, publizierte mehrere Monografien und zahlreiche Fachartikel zur Archäologie. Seit 2010 ist er Leiter des Kompetenzzent­ rums Unterwasserarchäologie und Dendroarchäologie im Amt für Städtebau der Stadt Zürich. Corine Mauch  (*1960 in Iowa City, USA) ist seit Mai 2009 Stadtpräsidentin von Zürich und Vorsteherin des Präsidialdepartements. Zuvor war sie während zehn Jahren Mitglied des Gemeinderats, u. a. als Präsidentin der Rechnungsprüfungskommission und zuletzt als Fraktionspräsidentin der SP. Corine Mauch ist diplomierte Agraringenieurin ETH, studierte Chinawissenschaften an der Universität Zürich und ver­ fügt über einen Master in Politik- und Verwaltungswissenschaften der Universität Lausanne/IDHEAP. Sie repräsentiert als Stadt­ präsidentin die Stadt nach aussen. Als Vorsteherin des Präsidial­ departements ist sie zuständig für Wirtschaftsförderung und ­Integrationsförderung, Stadtentwicklungspolitik, Kulturpolitik und Gleichstellung. Dr. Thomas Meyer  (*1967 in Männedorf) studierte Geschichte an der Universität ­Zürich. Er promovierte mit einer Arbeit zu den Halbstarken in der Stadt Luzern und betreute mehrere Publikationen und Aus­ stellungen zu diesem Thema. Er war im ­Archiv und in der Internetredaktion von DRS 2 tätig sowie Mitinhaber einer Firma für ­Archivdienstleistungen. Seit 2000 ist er Leiter des Baugeschicht­ lichen Archivs der Stadt Zürich und betreut Ausstellungen und Pub­likationen zu stadt- und baugeschichtlichen Themen.

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Dr. Felix E. Müller  (*1951 in Winterthur) stu­ dierte Germanistik, Musikwissenschaft und Mathematik an der Universität Zürich und promovierte mit einer Arbeit über Schwei­ zer Literatur zwischen 1930 und 1960. Eine erste journalistische Anstellung fand er 1978 beim Züri Leu in Zürich, unterbrochen 1979 für ein Jahr von einer Tätigkeit als Assistant teacher am Bryn Mawr College in Philadelphia (USA). 1982 wech­ selte er zur Weltwoche, wurde 1983 Leiter des Inlandressorts, später Korrespondent in Washington D. C. 1996/97 führte er die Zeitung als Chefredaktor a. i. Ende 1997 trat er bei der Neuen Zürcher Zeitung ein, im Jahr 2000 wurde er Chef des Ressorts Stadt und Kanton Zürich. Praktisch gleichzeitig begannen die Konzeptarbeiten für die NZZ am Sonntag, die er als Chefredaktor mit der Lancierung im Jahr 2002 führte. 2015 wurde er zusätzlich Chef aller Magazine und Mitglied GL NZZ. Seit Herbst 2017 ist er Senior advisor NZZ. Privat war er Zunftmeister der Zunft Fluntern von 2005 bis 2016. Er erhielt die Auszeichnung für kulturelle Ver­ dienste des Kantons Zürich und den Zürcher Journalistenpreis für das Lebenswerk. Peter Noser  (*1950 in Glarus), dipl. Arch. ETH/SIA, führte bis 1990 ein eigenes Büro in Zürich. Danach wurde er Adjunkt im Hochbau­ amt Stadt Zürich; ab 2000 im Amt für Städte­ bau mit den Tätigkeitsgebieten Projektkoordi­ nation Grossprojekte, Gebietsmanagement Quartiere Leutschenbach & Affoltern, Wett­ bewerb und Gestaltungsplan Sechseläuten­ platz/Parkhaus Opéra. Ab 2007 war er Mitglied der Geschäftslei­ tung/Stv. Direktor. Seit 2013 hat er einen Lehrauftrag an der ETH (MAS Raumplanung). Er ist Stiftungsrat der Stiftung Alterswohnun­ gen der Stadt Zürich und als Berater selbstständig tätig. Jacqueline Parish  (*1972 in Weston-superMare, UK) studierte in Schottland und den Niederlanden Landschaftsarchitektur sowie Raumplanung an der ETH Zürich, bevor sie dort den MAS in Landschaftsarchitektur leitete. Sie war als Landschaftsarchitektin bei asp Zürich und in eigenem Büro tätig. Seit 2007 ist sie Fachbereichsleiterin Stadt­ raum im Tief­bauamt, seit 2015 Mitglied der Kommission des Städteverbands Zentrum öffentlicher Raum, zudem Fachexpertin in diversen ­Verfahren wie auch Gastkritikerin/Referentin an verschiedenen Universitäten. Marko Sauer  (*1974 in Zagreb, HR), Architekt MSc SIA SWB, studierte Pädagogik und Archi­ tektur in St. Gallen, Vaduz und Tokio. Er arbei­ tete als Projektarchitekt bei Staufer & Hasler, Frauenfeld, anschliessend leitete er die Assis­ tenz im Hochbauamt der Stadt St. Gallen. Er publizierte in verschiedenen Fachzeitschriften und Tageszeitungen und war an der Konzep­ tion und Umsetzung von unit architektur beteiligt. Seit Januar 2018 ist er Chefredakteur der Zeitschrift Modulør.

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Christoph Sättler  (*1965 in Zürich), ist Mit­ glied der Direktion bei der PSP Swiss Property und hier seit 2007 für das Asset Management zuständig. Davor war er als Immobilienberater bei Wüest Partner sowie bei der Credit Suisse tätig. Nach seinem Architekturstudium an der ETH arbeitete er mehrere Jahre in einem Architektur­büro. Danach hat er sich in Be­ triebswissenschaften weitergebildet und mit einem Executive MBA abgeschlossen. Anna Schindler  (*1968 in Bern) ist seit No­ vember 2011 Direktorin Stadtentwicklung der Stadt Zürich. Sie leitet die Abteilung im Präsidialdepartement der Stadt Zürich, zu der neben dem Bereich Gesellschaft und Raum auch die Wirtschaftsförderung, die Integrationsförderung und die Aussenbezie­ hungen der Stadt Zürich gehören. Zuvor arbeitete die Kultur- und Wirtschaftsgeografin für verschiedene deutsch- und englischsprachige Publikationen und Verlage sowie als Kommunikationsberaterin im Bereich Architektur, Immobilien und Städtebau für kleine und grössere Unternehmen. Sie unter­ richtete Medienwissenschaften, Kulturkommunikation und Kul­ turmanagement an der ZHAW und an der Universität Zürich. Anna Schindler lebt mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen in Zürich. Pia Truffer  (*1959 in Vals) ist Lehrerin, ­ utter von fünf Kindern und leitet mit Pius M Truffer zusammen das eigene Steinwerk der Truffer AG. Es war ihr Ziel, den Valser Stein auf dem internationalen Parkett einzufüh­ ren und zu einem Brand aufzubauen. Sie leitet in der Firma die Ressorts Marketing und Sales, gründete in Paris eine Nieder­ lassung und ist heute in erster Linie in der Entwicklung der Marke Valser Stein tätig. Die Betreuung internationaler Märkte bedingt Freude an Sprachen und Reisen. Den Ausgleich dazu findet sie in ihren Hobbys: lesen, joggen, wandern und immer wieder die Berge, wo sie sich für neue Steinprodukte inspirieren lässt. Pius Truffer  (*1955 in Vals) ist dipl. Betriebs­ ökonom HWV, lebt mit seiner Familie in Vals und leitet mit seiner Frau Pia die Truffer AG. Parallel zum Aufbau des eigenen Steinwerks teilen Pius Truffer und die Therme Vals eine lange gemeinsame Geschichte: Er initiali­ sierte und begleitete die einzelnen Schritte hin zum Bau der Therme und führte das Unternehmen als Verwaltungsratspräsident und Hoteldirektor über Jahrzehnte hinweg. Die Entwicklung des Tourismus in den Bergen ist ihm ein grosses Anliegen, und so wirkt er heute an der Konzeption von tragfähigen Tourismusmodellen in der Gemeinde mit. Er ist leidenschaftlicher Motorradfahrer und nimmt an Renn­ serien teil. Als Ort der Meditation bezeichnet er seine Bergwelt, rings um Vals und den Steinbruch selbst.

Walter Vetsch  (*1951 in Zürich), Land­ schaftsarchitekt HTL BSLA SIA, studierte Landschaftsarchitektur an der Hochschule für Technik in Rapperswil, Diplomjahr 1975. Anschliessend war er in diversen Planungs­ büros und ab 1984 selbstständig als Land­ schaftsarchitekt in Zürich tätig. Gründung der Aktiengesellschaft (VNP AG) 1996. Ab 2008 war er Partner der Firma vetschpartner Landschaftsarchi­ tekten AG. 2013 übergab er Jürg Zollinger, Nils Lüpke und Urs Baumgartner die operative Leitung. Er ist weiterhin an der strate­ gischen Entwicklung der Firma beteiligt und steht dem Büro mit seinem grossen Erfahrungsschatz als Senior Consultant und Ver­ waltungsratspräsident zur Seite. Walter Vetsch ist Mitglied im Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverband SIA und im Bund Schweizer Landschaftsarchitekten BSLA. Katja Weber  (*1979 in Neuenkirchen, D) studierte Wirtschaft (MBA und Diplom) in Deutschland und Südafrika sowie Design (Master of Arts and Design) an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). Nach lang­ jähriger Tätigkeit im Bereich Finance und Mergers & Acquisitions, ist sie seit 2009 selbstständig im Bereich Projektleitung, Gastronomie und Veranstaltungen. Sie ist u.a. Mitgründerin von «Frau Gerolds Garten», Street Food Festival, Smith & Smith Wine Company, Illuminarium Lichtfestival und «Zürcher Wienachts­ dorf» am Bellevue. Gundula Zach (*1956 in Stuttgart), Architek­ tin BSA BDA, studierte Architektur an der Universität Stuttgart und der UVA Char­ lottes­ville, USA. Nach Mitarbeit in Architek­ turbüros in Stuttgart und New York City gründetet sie zusammen mit Michel Zünd 1988 Zach + Zünd Architekten, seit 2006 Zach + Zünd Architekten GmbH BSA SIA. Neben vielfältiger Wettbewerbs- und Planungstätigkeit war und ist Gundula Zach Mitglied vieler Stadtbildkommissionen und Preisgerichte, der Denkmalpflegekommission der Stadt Zürich und der Wettbewerbskommission des SIA. Michel Zünd (*1948 in Buchs), Architekt BSA BDA SIA, studierte Architektur an der EPFL Lausanne und an der Universität Stutt­ gart. Nach Mitarbeit in Architekturbüros in Stuttgart und Zürich gründete er 1988 zusammen mit Gundula Zach Zach + Zünd ­Architekten, seit 2006 Zach + Zünd Architekten GmbH BSA SIA. Mehrheitlich aufgrund gewonnener Wettbewerbe realisieren Gundula Zach und Michel Zünd mit ihrem Büro Bauten in der Schweiz und in Deutschland, die verschiedentlich ausgezeichnet wurden: u.a. Architekturpreis Beton Deutschland, Auszeichnung für gute Bauten der Stadt Zürich sowie Auszeichnungen des BDA und der Architektenkammer Baden-Württemberg.

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Jürg Zollinger  (*1972 in Zürich), Land­ schaftsarchitekt HTL BSLA SIA, studierte Landschaftsarchitektur an der Hochschule für Technik in Rapperswil, Diplomjahr 1998. Seit 1999 ist er tätig bei vetschpartner Landschaftsarchitekten AG und seit 2008 ist er Partner des Büros. 2013 hat Jürg Zollinger als Geschäftsführer zusammen mit Nils Lüpke und Urs Baumgartner die operative Leitung des Büros vetschpartner übernommen. Er ist Mitglied im Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverband SIA und im Bund Schweizer Landschaftsarchitekten BSLA. Er ist zudem in der Kommission SIA 105 und bei Preisgerichten und Jurierungen tätig.

Fotografen Mara Truog  (*1977 in Bern) studierte art & design am Chelsea College in London. An der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) erlangte sie das Diplom in visueller Gestal­ tung. Mara Truog arbeitet seit 2002 als freie Fotografin, vor allem in den Bereichen Port­ rät- und Reportagefotografie mit den Schwerpunkten Reisen, Kultur- und Gesell­ schaftsfragen. Sie arbeitet für nationale und internationale ­Herausgeber und Firmen, ist Gastdozentin an der F+F Schule und lebt mit ihrer Familie in Zürich. Niklaus Wächter  (*1952 in Basel), Journalist BR/Fotograf. Seit 1974 ist er in der Region Luzern Reporter, freier Journalist und Foto­ graf sowie Redaktor. 1976 machte er erste Luftaufnahmen aus Flugmodellen zu Ver­ suchszwecken, 2007 kaufte er ein eigenes Flugzeug: Reise-Motorsegler Taifun 17 E II. Ab 2008 baute er die Luftbild-Agentur Re­ portair.ch auf. Er hat seither rund 100 000 Luftaufnahmen vor allem in der Schweiz, aber auch in Deutschland und Frankreich realisiert.

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Dank an die Sponsoren und Autoren Die Herausgabe dieses Buches erfolgte auf Initiative des Präsi­ denten der Vereinigung Bellevue und Stadelhofen, Dr. Rudolf Andres. Er konnte seinen Vorgänger im Amt des Präsidenten, Christoph Ackeret, als Herausgeber gewinnen. Zusätzlich konnte das Herausgeber-Team kompetent ergänzt werden mit Dr. Ger­ hard Mack als erfahrenem Herausgeber von Architekturbüchern sowie mit Peter Noser als ehemaligem Projektleiter für den Wett­ bewerb und den Gestaltungsplan des Projekts Sechseläutenplatz/ Opernhaus-Parking im Amt für Städtebau. Das Buchkonzept wurde vom Verlag NZZ Libro als interessant beurteilt und in das Verlagsprogramm aufgenommen. Die Vereini­ gung Bellevue und Stadelhofen legte mit ihrem Beitrag als Initialund Hauptsponsor einen ersten Baustein für die Finanzierung. Wir danken ihr sowie der Parkhaus Opéra AG, der Gebrüder Knie – Schweizer National-Circus AG, der PSP Real Estate AG, der ­Truffer AG – Natursteinwerk, dem «Zürcher Wienachtsdorf» – Schöne Bescherung AG, der Neue Zürcher Zeitung AG, der ­Restaurants Commercio-Piccadilly AG, der Galli Uhren Bijouterie AG, der Candrian Catering AG sowie der Bindella terra vite vita SA dafür, dass sie bereit waren, die Herausgabe dieses Buches ne­ ben ihrem Autorenbeitrag mit ihrem finanziellen Engagement zu ermöglichen. Wir danken allen Autorinnen und Autoren für ihre Bereitschaft zur Mitwirkung und zur Bereitstellung des umfangreichen Bildma­ terials mit der Gewährung der entsprechenden Copyrights. Die Fotografin Mara Truog und der Flugfotograf Niklaus Wächter wur­ den von den Herausgebern für spezielle Aufnahmen beauftragt. Die Leittexte der Kapitel «Was grosse Stadtplätze bedeuten», «Was den Sechseläutenplatz von Zürich auszeichnet» und «Wie der Sechseläutenplatz den Standort verändert» wurden ebenfalls als Auftrag der Herausgeber zu vorgegebenen thematischen As­ pekten verfasst. Zürich, Februar 2019

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Quellen und Literatur Der Bau eines Hafens für die Dampfboote im Gebiet Stadelhofen  Christoph Ackeret

Die Genehmigung des Gestaltungsplans und die Übergabe des Projekts an einen Investor

Guyer, Paul: «Zürich auf dem Weg zur Grossstadt von 1830 bis 1870», in: Schweizerische Bauzeitung, (e-periodica eth), 9.11.1967. Stadt Zürich, Amt für Städtebau: Baukultur in Zürich, Stadt­ zentrum, Altstadt/City, Bd. 6, NZZ Libro, Zürich 2008. Widmer, Sigmund: Zürich eine Kulturgeschichte, Bd. 9, Artemis & Winkler, Zürich 1982.

Christoph Ackeret

Die Entwicklung des Bellevues zu einem Zentrum der Grossstadt Zürich  Christoph Ackeret Arch. M. Hauser und Bau-Ing. F. Tausky: «Hotel und Kino Urban in Zürich», in: Schweizerische Bauzeitung, Bd. 106, Nr. 3, (e-peri­ odica eth), 1935. Bundesamt für Umwelt: Seeregulierung Zürichsee, Faktenblatt 2014. Marti, Hans: «Die Stadtplanung der Stadt Zürich, Schlussbericht des Delegierten des Stadtrates für die Stadtplanung», in: Schweizerische Bauzeitung, (e-periodica eth), 15. 8. 1968. Müller, Monica: «Das Grand Hotel Bellevue galt einst als Geheim­ tip», in: Tages-Anzeiger, 13. 8. 2010. Sechseläutenplatz, Themenheft von Hochparterre, 2014. Stadt Zürich, Amt für Städtebau: Baukultur in Zürich, Stadtzentrum, Altstadt/City, Bd. 6, Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2008. Stadt Zürich, Bauamt I: «Erweiterung der Seepromenade Uto­ quai», in: Anthos: Zeitschrift für Landschaftsarchitektur, (e-periodica eth), 1975. Widmer, Sigmund: Zürich eine Kulturgeschichte, Bd. 9, Artemis & Winkler, Zürich 1982.

Stadt Zürich, Delegation des Stadtrats für Wirtschaft und Stadt­ entwicklung, Strategie für die Gestaltung von Zürichs öffent­ lichem Raum, 2010. Stadt Zürich, Arbeitskreis Innenstadt, Leitbild Innenstadt, 2008. Verschiedene Beiträge im Kapitel «Wie Zürich zu seinem pro­ minenten Stadtplatz kam» stützen sich auf die folgenden Quellen: Jahresberichte und Protokolle von Vorstandssitzungen und Gene­ ralversammlungen der Vereinigung Bellevue und Stadelhofen Aktennotizen und Protokolle von Kommissionssitzungen und von Projektbesprechungen Anträge und Beschlüsse des Stadtrats und des Gemeinderats Vertragsdokumente Wettbewerbsbericht 2001 Überarbeitung

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Zwischen 1840 und 1880 war das Gebiet Bellevue und Sechseläuten­ platz ein Dampfschiffhafen – heute dient es als unsichtbares Parkhaus. Bereits 1902 wurde es zum Standort für den Böögg am Sechseläu­ ten. In zahlreichen Beiträgen aus verschiedensten Perspektiven wird hier die Geschichte des grössten Stadtplatzes von Zürich mit dem darunterliegenden Parkhaus Opéra erzählt, von der mittelalterlichen Vorstadt bis zur Gegenwart. Das Platzgefüge im Raum Bellevue und Stadelhofen ist das Resultat vielfältiger städtebaulicher Prozesse, die Anlass zu einer vertieften Auseinandersetzung mit der Stadtentwick­ lung Zürichs bieten. Das bildstarke Buch zeigt, wie der Sechseläuten­ platz den Standort verändert hat und was er für Zürich bewirkt. Mit einem Vorwort von Corine Mauch, Fotografien von Mara Truog und Flugaufnahmen von Niklaus Wächter.

ISBN 978-3-03810-376-9 ((EAN-Code)) www.nzz-libro.ch

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Der Sechseläutenplatz und das Parkhaus Opéra in Zürich sind eine Erfolgsgeschichte. Aus einem einst abgeschie­ denen Winkel innerhalb der barocken Stadtbefestigung ist der grösste Platz der Schweiz und der prominenteste Ort der Stadt Zürich und ihres Metro­pol­raums geworden.

Christoph Ackeret, Gerhard Mack, Peter Noser (Hrsg.)

Zur Geschichte und Bedeutung des Sechseläutenplatzes für Zürich

Sechseläutenplatz

Mit Beiträgen von Christoph Ackeret Hubertus Adam Vincent Albers Rudolf Andres Paul Bauer Ernst Baumeler Christian Berner Tina und Reto Candrian Mario und Marco Galli Bruno Kammerer Stefan Kaufmann Familie Knie und Peter Küchler Gerhard Mack Andreas Mäder Felix E. Müller Peter Noser Jacqueline Parish Christoph Sättler Marco Sauer Anna Schindler Pia und Pius Trauffer Nicolas von Graffenried Walter Vetsch und Jürg Zollinger Katja Weber Gundula Zach und Michel Zünd

Das konnte im Jahr 1986 noch niemand voraussehen, als Architekt Willi Walter im Auftrag des damaligen Stadtplanungsamtes die erste städtebauliche Studie für den Raum Bellevue und Stadelhofen präsentierte. Dreissig Jahre dauerte es von der ersten Projektidee bis zu ihrer Realisierung. Heute steht der Sechse­ läutenplatz den weltweit bedeutendsten Stadtplätzen hinsichtlich seiner Grösse und städtebaulichen Be­ deutung in nichts nach. Eine der grossen Besonderheiten des Sechseläuten­ platzes ist, dass er von allem Anfang an nicht als ­Vorplatz des Opernhauses konzipiert wurde, auch nicht als Markplatz, Rathausplatz oder Herrschaftsplatz wie die meisten bedeutsamen Stadtplätze, sondern als Platz für die Bevölkerung.

Christoph Ackeret Gerhard Mack Peter Noser (Hrsg.)

Sechseläuten platz NZZ Libro

Wie Zürich zu seinem prominenten Stadtplatz kam 15.01.19 12:05


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