Doktor Karen Horns Ökonomische Hausapotheke

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ISBN 978-3-03810-404-9

9 783038 104049 www.nzz-libro.ch

Doktor Karen Horns Ökonomische Hausapotheke

Üblicherweise hängt sie im Badezimmer an der Wand, als kleiner Blechkasten mit rotem Kreuz auf weissem Grund, gefüllt mit allem, was man zur Bekämpfung leichter Fälle körperlichen Unwohlseins brauchen kann: die Hausapotheke. Ins Regal hingegen gehört dieser kleine Apothekenschrank in Buchform, der alles Wichtige zur wirtschaftswissenschaftlichen Grundversorgung enthält. Angelehnt an Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke voller Mittelchen «gegen die kleinen und grossen Schwierigkeiten der Existenz» präsentiert Karen Horn hier in 50 kurzen Glossen den Reichtum der Ideen aus der ökonomischen Theoriegeschichte. Es geht um Fragen wie: Wie tickt der Mensch? Woher kommt der Wohlstand? Was ist Verschwendung? Warum steigen die Preise? Was soll der Staat tun? Warum wird jemand Terrorist? Als Ideengeber kommen vor: Walter Eucken, Milton Friedman, Albert O. Hirschman, Thomas Hobbes, John Maynard Keynes, Adam Smith und viele mehr.

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Erste Hilfe in ökonomischen Fragen

Doktor Karen Horns

Ökonomische Hausapotheke Theorien für den Hausbedarf,

nebst Vorwort und nutzbringendem Themenverzeichnis samt Register

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2019 NZZ Libro, Schwabe Verlagsgruppe AG Lektorat: Ingrid Kunz Graf, Stein am Rhein Umschlag, Gestaltung, Illustration, Satz: TGG Hafen Senn Stieger, St.Gallen■ Druck, Einband: Kösel GmbH, Altusried-Krugzell. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werks oder von Teilen dieses Werks ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. ISBN 978-3-03810-404-9 ISBN 978-3-03810-433-9 (E-Book) www.nzz-libro.ch NZZ Libro ist ein Imprint der Schwabe Verlagsgruppe AG.


Vorwort Üblicherweise hängt sie im Badezimmer an der Wand, als kleiner Blechkasten mit rotem Kreuz auf weissem Grund: die Hausapotheke. Manche Leute verstauen sie auch nur in einem Schuhkarton im Kleiderschrank. Aber auch dann finden sich darin Kopfschmerztabletten, Fieberthermometer, Hustensaft, Verbandsmaterial und vieles andere mehr. Was man eben so braucht, wenn es einem einmal nicht gut geht. Sie ist praktisch und ein bisschen beruhigend, die Hausapotheke, jene allzeit verfügbare medizinische Grundversorgung für den Alltag. Wer sie nicht hat, dem fehlt etwas. So einen kleinen Apothekenschrank an der Wand oder im Schuhkarton, der alles Wichtige enthält, an dem man sich bei Bedarf bedienen kann — ja, den könnte man doch auch für andere Belange sehr gut gebrauchen. Da fiele einem so Manches ein, bis hin sogar zu wirtschaftlichen Fragen, die ja einiges an Magendrücken zu verursachen imstande sind. Zum Beispiel wenn man sich auf die Vorgänge auf den Weltmärkten wieder einmal keinen Reim machen kann. Oder wenn Leute wirtschaftspolitische Forderungen erheben, die einem fast so plausibel erscheinen wie die Einwände dagegen. Wer es ganz genau wissen will, der kommt zwar wahrscheinlich um ein Studium der Ökonomik nicht herum, wie auch die Hausapotheke nicht den Gang zum Arzt erspart, wenn es einmal kritisch wird. Und selbst dann ist man leider noch nicht gleich geheilt. Doch eine kleine Linderung fände sich vielleicht schon in einer Art kleinem Apothekenschrank der ökonomischen Grundversorgung, einem ideengeschichtlichen Vorrat im Lauf der Jahrhunderte errungener und bis heute so spannender wie bedenkenswerter wirtschaftstheoretischer Einsichten. Hier ist er nun also, dieser kleine Apothekenschrank der Ökonomik, bestückt mit 50 kurzen Glossen, in denen jeweils 5


eine Idee, eine Überlegung, eine Theorie, ein Konzept oder eine Diskussion vorgestellt, erklärt und eingeordnet wird, von der Antike bis hin zur Gegenwart. Es folgen jeweils, ganz knapp, die Herstellerangaben: Kurzporträts der Denker dahinter, Hintergrundinformation zu deren Werk, eine Auswahl an Schriften sowie ergänzende Literatur. Unter den ausgewählten Schriften ist diejenige Publikation mit einem kleinen Pfeil markiert, auf die sich die Glosse bezieht. Und noch ein Nutzungshinweis: Falls Sie direkt nach einem spezifischen Autor suchen möchten, bedienen Sie sich dafür am besten des biografischen Registers am Ende des Buches. Nicht immer geht es um gerade jene Ideen, für die man diese Denker üblicherweise kennt. Lassen Sie sich überraschen. So oder so ist das Ziel, ihren Gedankenreichtum für Fragen von heute nutzbar zu machen. Denn anders als Arzneimittel haben Ideen nicht wirklich ein Verfallsdatum. Es lohnt sich immer, sich neu auf sie einzulassen, es einmal mit ihnen zu probieren. Manche kommen einem so selbstverständlich vor wie die Erkenntnis, dass man bei Fieber nicht noch körperlich schwer arbeiten sollte. Andere hingegen sind derart skurril, dass man sie doch besser gleich wieder vergisst, wie manche mittelalterliche Heilmethoden auch. Und noch weitere bringen einen dazu, den vom vielen Nachdenken geplagten Kopf zu lüften und dann beherzt um die Ecke zu denken. Manche lassen einen sofort frei durchatmen, wieder andere schmecken fast so scheusslich wie eine Gurgellösung und verstärken erst noch das bestehende Unwohlsein. Doch oft können gerade sie helfen, sich ein wenig Klarheit zu verschaffen und die wirtschaftliche Gegenwart zu begreifen, und sei es bloss aus der Sicht von Leuten, deren Meinung man eigentlich für unrettbar falsch hält. Die 50 Bestandteile dieser Ökonomischen Hausapotheke sind in leicht veränderter Form zu einem grossen Teil aus einer ideengeschichtlichen Kolumne hervorgegangen, die ich für die Neue Zürcher Zeitung schreiben durfte  —   wofür ich mich vor allem bei deren Wirtschaftsressortleiter Peter Fischer bedanken möchte. Es empfiehlt sich, diese Mittel6


chen nicht alle auf einmal zu schlucken, sondern sich je nach Bedarf, nach Lust und Laune, aber bitte unbedingt in bekömmlicher Dosis, an das eine oder andere Thema heranzuwagen. Es sind leichte, wertende Stücke, Glossen eben, die keinerlei Anspruch darauf erheben, für die ganze ökonomische Wissenschaft zu stehen oder die betreffenden Gedanken schon erschöpfend zu behandeln. Auch Wundermittel sind sie nicht. Sie sollen bloss einen Denkanstoss geben. Sie sollen, wie man in der Medizin sagt, einen Reiz setzen. Und das nicht nur mit einer klaren, oft auch kritischen Meinung, mal mehr spöttisch, mal mehr nachdenklich vorgetragen, sondern vor allem eben untermauert mit einem beachtenswerten theoretischen Ansatz. Der Einfall, die Kolumne —  und nun auch das Buch — Ökonomische Hausapotheke zu nennen, war zugegeben ein ­wenig kühn. Natürlich war er seinerzeit inspiriert von der heissgeliebten Lyrischen Hausapotheke Erich Kästners, die 1936 in der Schweiz erschien. Welch Anmassung, mag man da hervorstossen, alte, doch eher seelenlose ökonomische Theorien auf dieselbe Stufe zu stellen wie die «seelisch verwendbaren Strophen» des Dichters! In der Tat, das geht nicht. Doch Kästners hübsche Idee der Mittelchen zur Bewältigung der Gegenwart, die lässt sich schon gut übertragen. Und par­ allel zu seinem «Nachschlagewerk, das der Behandlung des durchschnittlichen Innenlebens gewidmet ist», kann es doch vielleicht auch ein solches zur Behandlung des durchschnittlichen ökonomischen Rätselns geben, oder? Es richtet sich ja ebenfalls, «zumeist in homöopathischer Dosierung, gegen die kleinen und grossen Schwierigkeiten der Existenz» — d er wirtschaftlichen, wohlgemerkt. Sehen Sie, dagegen lässt sich nicht so furchtbar viel einwenden. Und so ist es also geschehen; heute halten Sie die Ökonomische Hausapotheke in der Hand. Darum also nehme man nun das passende Mittel, je nachdem, in welcher Rolle man sich gerade wiederfindet: als ein Mensch vielleicht, der erst einmal nur überhaupt irgendeinen Zugang zum sperrigen ökonomischen Fach gewinnen und seinen 7


konzeptionellen Grundbedarf decken will; als Verbraucher oder Produzent oder beides zugleich, der wirtschaftliches Verhalten grundsätzlich verstehen will; als Pfennigfuchser, der man doch eigentlich ist und schon immer war; als Weltenbummler, der das Offene sucht und in der Weite den internationalen Handel findet; als Rivale, der sich nicht nur auf dem wirtschaftlichen Markt im Wettbewerb bewegt; als Staatsbürger mit einer Vorstellung davon, was in einem wohlgeordneten Land im politischen Prozess gemeinschaftlich zu regeln ist. Oder eines nach dem anderen. Auf die so überschriebenen Kapitel jedenfalls sind die Glossen und zugehörigen Kurzporträts samt Hintergrundinformationen verteilt. Ein biografisches Register am Ende des Buches erleichtert wie gesagt das Auffinden der Denker. Und nun: Die Ökonomische Hausapotheke möge ihren Zweck erfüllen! Karen Horn, Zürich, im Frühjahr 2019

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Nutzbringendes Themenverzeichnis

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Grundausstattung Wozu dient das Ganze? Eine Lehre von Zielen und Mitteln 19 Wie tickt der Mensch? Vom Economic man zum Homo oeconomicus 23 Was bringt uns Nutzen? Vom ersten bis zum letzten Bier 27 Wozu eigentlich Eigentum? Mein und Dein 33 Wann geht die Rechnung auf? Der Auktionator und das allgemeine Gleichgewicht 39 Was ist wichtiger, Angebot oder Nachfrage? Die zwei Seiten der Gesamtwirtschaft 43 Was gilt es immer zu bedenken? Was man sieht und was man nicht sieht 47 Wie beeinflussen sich Wirtschaft und Gesellschaft? Von Sein und Bewusstsein 51


F체r Verbraucher und Produzenten Woher kommt der Wohlstand? Die Kraft der Arbeitsteilung 57 Wozu Firmen und Konzerne? Lieber im eigenen Haus 61 Was tun Unternehmer? Die Unruhestifter und das Gleichgewicht 65 Wohin mit dem Laden? Die Strasse der Waschbecken 71 Wann setzt sich nicht das Beste durch? Die Maschen des Netzes 75 Wieso alle gleich behandeln? Kosten der Diskriminierung 79 Warum wird alles teurer? Keine Kur f체r die Kostenkrankheit 83 Was soll die Angeberei? Das ewige Ringen um Status 87 Warum bitte so l채ssig? Verf체hrung zum Leichtsinn 91


Für Pfennigfuchser Wehret dem Mammon! Der Geruch des Geldes 97 Was ist Verschwendung? Warum Luxus kein Luxus ist 103 Wie verändert uns das Geld? Die kalkulierende Rationalität der Moderne 107 Weshalb macht mehr Geld nicht glücklicher? Neid, Gewohnheit und optische Täuschung 111 Warum steigen die Preise? Regeln für Gelddrucker 115 Wozu der Zins? Zeit ist Geld 119 Welcher Zins genau? Geldmiete im Keller 123 Wie viel auf die hohe Kante? Wer nicht spart in der Zeit 129 Wann haben wir ausgesorgt? Das Experiment Grundeinkommen 133


Für Weltenbummler Wann lohnt sich Aussenhandel? Jedem seinen Vorteil 139 Was kostet das? Der richtige Wechselkurs 143 Wer muss wandern? Hauptsache Effizienz 149 Warum päppeln wir heimische Industrien? Zölle für den Fortschritt 155 Wer darf mitmachen? Die Sache mit den Klubs 159 Wieso nicht lieber allein? Kosten der Sezession 163 Warum nicht einfach abhauen? Loyalität im Exil 167 Warum wird jemand Terrorist? Der Lockruf der Gewalt 171


Für Rivalen Was ist das Problem mit dem Monopol? Mengen, Preise, Renten 179 Was bringt der Wettbewerb? Wie das Neue in die Welt kommt 183 Wie sieht Ordnung aus? Der Freiburger Kanon 187 Wie Kartelle auflösen? Den Knoten zerschlagen 191 Warum nicht noch mehr regulieren? Von Nähe und Anmassung 195 Was bewirken Patente? Kontrollierte Monopole 199 Wozu Wettbewerb zwischen Staaten? Steuerliche Extrawürste 203 Woher kommt der Populismus? Produzenten von Hass 207


Für Staatsbürger Was soll der Staat tun? Menschen und Hosen 213 Was soll der Staat lassen? Drahtesel überall 217 Wieso ist die zweite Runde anders? Krise und Depression 223 Warum eigentlich wählen gehen? Die Logik des Denkzettels 227 Wieso sind Versprechen manchmal wenig wert? Der Zahn der Zeit 231 Wer wird einflussreich? Von Bauern und ihren Kartoffeln 237 Wann muss keiner verlieren? Reformen für alle 241 Wie verhindert man Krieg? Effektive Abschreckung 245


Register 249 Allgemeine Leseempfehlungen 250 Die Autorin 251


Grundausstattung

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Wozu dient das Ganze? Eine Lehre von Zielen und Mitteln

«Nationalökonomie ist, wenn die Leute sich wundern, warum sie kein Geld haben.» So hat Kurt Tucholsky 1931 zusammengefasst, was den Kern jenes Fachs ausmacht, das er als «Metaphysik des Pokerspielers» verlachte. Der deutsche Schriftsteller traf damit wenigstens insofern einen wunden Punkt, als die fortlaufende, kontroverse, mitunter auch zagende Selbstvergewisserung ihrer Vertreter über den Gegenstand der eigenen Bemühungen zu den Eigentümlichkeiten der Ökonomik gehört. Das Fach selbst ist jung. Zwar haben die Menschen schon immer mit Knappheit umgehen müssen, und kluge Köpfe haben zu allen Zeiten über die Zusammenhänge und Gesetzmässigkeiten dieses Wirtschaftens nachgedacht. So stammt der Begriff «Oikonomia» aus der Antike, wo er indes nur die Tugend der guten Haushaltsführung bezeichnete. Als eigene Disziplin hat sich die Ökonomik erst im Zug der Aufklärung herausgebildet; das erste zusammenhängende gedankliche System zu der Frage nach den Bedingungen und dem Prozess der Entstehung von Wohlstand legte Adam Smith 1776 mit seiner berühmten Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations vor. Seither beginnt kein Lehrbuch ohne den Versuch, zunächst einmal auf einen Begriff zu bringen, um was es in dem Fach eigentlich geht. Die Unterschiede zwischen diesen Definitionen sind gross. Die klassische Definition, die bis heute in jeder Einführungsvorlesung zur Volkswirtschaftslehre zu hören ist, stammt von Lionel Robbins und aus dem Jahr 1932: «Ökonomik ist eine Wissenschaft, die menschliches Verhalten als Beziehung zwischen gegebenen Zielen und knappen Mitteln 19


mit alternativen Verwendungen untersucht.» Auf den ersten Blick klingt das einleuchtend. So kann man analysieren, wie zum Beispiel Unternehmer möglichst viel Gewinn erzielen, indem sie über den effizienten Einsatz knapper Produktionsfaktoren entscheiden, die sich auf verschiedene Weise nutzen und kombinieren lassen. Oder was Verbraucher tun müssen, wenn sie mit dem wenigen Geld, das sie gerade in der Tasche haben, möglichst viel anfangen wollen. Selbst Themen, die nicht der engeren wirtschaftlichen Sphäre angehören, lassen sich in dieses Raster einfügen, zum Beispiel die Frage nach der «optimalen» Partnerwahl. Von Kritikern als «Imperialismus» gegeisselt, bieten sich solche Weiterungen durchaus an, wenn man die Ökonomik als Entscheidungstheorie begreift. Aber soll das schon alles sein? Wozu braucht man eine Wissenschaft, wenn doch jeder Computer solche statischen Aufgaben der linearen Programmierung zu lösen vermag? Anspruchsvoller als eine derartige Fokussierung der Effizienz ist eine offene Herangehensweise, die es erlaubt, die Dynamik des wirtschaftlichen Koordinationsprozesses in den Blick zu nehmen und alles das zu hinterfragen, was im herkömmlichen Robbins’schen Ansatz ausgeblendet bleiben muss. Was ist zum Beispiel, wenn Ziele und Mittel entgegen der üblichen Annahmen nicht gegeben, sondern veränderlich sind? Wenn die Menschen selbst gar nicht so genau wissen, sondern erst lernen, was ihren Nutzen steigert? Wenn es am Wissen über Möglichkeiten und Mittel mangelt? Oder wenn sich reale Personen anders verhalten als im Modell? Wer solche Fragen angehen will, der ist gut beraten, die Ökonomik in aller Breite als ein Fach zu betrachten und zu betreiben, das der Analyse von Kooperationsprozessen zum gegenseitigen Vorteil aller Beteiligten gewidmet ist. Das ist auch wesentlich spannender.

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Lionel Robbins

Lionel Charles Robbins kam am 22.November 1898 in Sipson, einem Dorf am westlichen Rand der britischen Hauptstadt London, als Bauernsohn auf die Welt. Er studierte am University College London und an der London School of Economics (LSE), wo er von 1925 an auch selbst den Lehrstuhl für Political Economy innehatte. Zu seinen Lehrern gehörten Harold Laski, Edwin Cannan und Hugh Dalton. An der LSE war er eine prägende Figur. In der Zeit der beiden sich ausbreitenden Totalitarismen in Europa betreute er den Academic Assistance Fund seiner Hochschule, der Flüchtlingen aus der Wissenschaft finanzielle Unterstützung gewährte. Während des Zweiten Weltkriegs leitete er zudem die ökonomische Abteilung im Offices of the War Cabinet und war Delegierter der britischen Regierung auf der Bretton-Woods-Konferenz, auf der die Entscheidung fiel, die Weltbank und den Inter­ nationalen Währungsfonds zu gründen. Im Jahr 1959 wurde er zum Life Peer erhoben und trug fortan den Titel Baron Robbins of Clare Market in the City of Westminster. Von seinem Lehrstuhl trat er 1961 zurück, um Chairman der Zeitung Financial Times zu werden. Lionel Robbins starb am 15.Mai 1984 in London. werk Am bekanntesten ist Lionel Robbins heute für seine methodologische Auseinandersetzung mit der Volkswirtschaftslehre. Im Zentrum stehen sein breites Paradigma der Ziel-Mittel-Beziehungen, seine Abgrenzung von normativer und positiver Theorie sowie seine apriorische Methode der Herleitung ökonomischer Gesetzmässigkeiten. Doch sein Wirken war breiter. Robbins befasste sich unter anderem mit dem Zusammenhang von Arbeitsan­ gebot und Lohn sowie mit der Konjunkturtheorie. Hier stand er den Staatsein­g riffen gegenüber skeptischen, einen subjektiven Wertbegriff pflegenden Denkern der österreichischen Schule wie Ludwig von Mises und Friedrich August von Hayek nahe, zu denen er engen Kontakt pflegte. Im berühmten Streit über die Möglichkeit oder Unmöglichkeit einer sozialistischen Wirtschaftsrechnung stand er auf ihrer Seite. Nach den Erfahrungen im Zweiten Welt-

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krieg hingegen erkannte er an, dass es Situationen tiefer wirtschaftlicher Instabilität geben kann, in denen ein aktives staatliches Gegensteuern erforderlich ist, und bedankte sich bei John Maynard Keynes und Joan Robinson dafür, ihn mit ihrer Arbeit aus seinem «dogmatischen Schlummer» geweckt zu haben. In den späteren Jahren befasste er sich vertieft mit ideengeschichtlichen Fragen. Ausgewählte Schriften ≥ Essay on the Nature and Significance of Economic Science (1932), London, Macmillan. The Great Depression (1934), London, Macmillan. Classical Political Economy (1952), London, Macmillan. The Evolution of Modern Economic Theory and Other Papers on the History of Economic Thought (1970), London, Macmillan. Zur Vertiefung Resende, Marcelo und Rodrigo M. Zeidan (2007), Lionel Robbins, A methodological reappraisal, CESifo Working Paper Nr. 2165.

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FĂźr Verbraucher und Produzenten

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Woher kommt der Wohlstand? Die Kraft der Arbeitsteilung Wenn sich Philosophen mit der Wirtschaft befassen, kommt heute dabei oft eine sauertöpfische Ethik der Mässigung heraus. Dass die allumfassende «Ökonomisierung» den Menschen von einem gelingenden Leben abhält und ihn seiner wahren Bestimmung entfremdet, scheint Konsens zu sein. Es geht auch anders. Vor langer Zeit, als die Masse der Bevölkerung noch unter armseligsten Lebensbedingungen litt und erst schwache Vorboten der industriellen Revolution erkennbar waren, da verfügte der schottische Moralphilosoph Adam Smith noch über jenen unbefangenen Blick, der ihn das Wunder der spontanen Koordination auf Märkten erfassen und ergründen liess. Von seinem 1776 erschienenen, bahnbrechenden Werk ≥ An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations, der ersten umfassenden Abhandlung zur Ökonomik, kann man bis heute viel lernen — unter anderem, dass Abschottung auf Dauer niemandem etwas bringt. Die Wurzel des Wohlstands liegt vielmehr in der Arbeitsteilung. Eine kluge Politik zielt demnach auf einen Ordnungsrahmen, der die Produktivitätsschätze der Arbeitsteilung durch Offenheit und Wettbewerb zu heben gestattet. Smith verdeutlicht die Vorteile der Arbeitsteilung am Beispiel einer Stecknadelfabrik. Während ein einzelner Arbeiter kaum in der Lage wäre, sämtliche Tätigkeiten auszuführen, die notwendig sind, um am Tag auch nur eine einzige Stecknadel herzustellen, sieht das Bild ganz anders aus, wenn der Arbeitsablauf aufgespalten wird. «Einer zieht den Draht, ein anderer richtet ihn gerade, ein dritter schneidet ihn, ein vierter spitzt ihn zu …» Je stärker die Arbeit in einzelne Schritte zerfällt, je mehr Arbeiter also eine standardisierte Aufgabe 57


erledigen, desto grösser ist der Gesamtertrag. Die Konzentration auf einzelne Arbeitsschritte spart Zeit, steigert die individuelle Geschicklichkeit und lohnt den zusätzlichen Einsatz von Maschinen. Das mag für den Arbeiter wenig abwechslungsreich sein. Man muss ihm deshalb andere Anregung bieten. Insgesamt aber lohnt sich die Spezialisierung. Für Smith ist die Arbeitsteilung aber nicht bloss nützlich. Sie entspricht darüber hinaus auch der Natur des Menschen. Sie entfremdet ihn also keineswegs, sondern ist ihm im Gegenteil zutiefst wesensgemäss. Denn der Mensch ist nicht zum Eigenbrötler bestimmt. Allein könnte er gar nicht überleben. Deshalb hat ihm der Schöpfer ein kommunikatives Wesen mitgegeben; den Wunsch, andere zu überzeugen; die Neigung, dafür in Austausch zu treten — « to truck, barter and trade». Diesen universellen angeborenen Eigenschaften der Menschen entspringt die Arbeitsteilung zwischen ihnen. Arbeitsteilung bedeutet Spezialisierung. Erst aus der Spezialisierung ergibt sich auch eine soziale Differenzierung ansonsten von Natur aus gleicher Menschen. Vor allem aber bringt sie eine höhere Produktivität, die es erlaubt, einen grösseren Kreis von Kunden zu bedienen. Diese Ausweitung des Markts wiederum setzt Anreize, die Spezialisierung weiter zu vertiefen: Die Arbeitsteilung verstärkt sich selbst, und ein dynamischer Prozess schreitet voran. «Diese Arbeitsteilung, der so viele Vorteile zu verdanken sind, ist ursprünglich nicht das Werk menschlicher Weisheit», betont Adam Smith. Wie auch den anderen Vertretern der schottischen Aufklärung, allen voran Adam Ferguson, war Smith vollkommen bewusst, dass viele gesellschaftliche Erscheinungen nicht das Ergebnis menschlichen Plans, wohl aber menschlichen Handelns sind. Dieses Denken in spontanen, dynamischen, gar evolutionären Prozessen ist dem heutigen wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Hauptstrom ein wenig abhandengekommen.

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Adam Smith

Adam Smith kam im Juni 1723 im Fischerstädtchen Kirkcaldy an der schottischen Ostküste auf die Welt. Er stammte aus wohl­ situiertem Haus. Sein Vater war Anwalt und Zollkommissar; er starb schon vor der Geburt von Adam Smith. Die ihrem Sohn zeitlebens eng verbundene Mutter förderte dessen Ausbildung nach Kräften. Smith studierte in Glasgow und Oxford. Anschliessend hielt er öffentliche Vorlesungen in Edinburgh, bis ein Ruf auf den Lehrstuhl für Logik und später für Moralphilosophie an der Universität Glasgow an ihn erging. Sein Erstlingswerk, die Theory of Moral Sentiments, erschien 1759. Es brachte ihm die lukrative Bestellung zum Erzieher eines jungen Herzogs ein, mit dem er Frankreich und die Schweiz bereiste. Nach seiner Rückkehr von der «Herrentour» widmete er sich zehn Jahre in Kirkcaldy der Arbeit an seinem zweiten grossen Werk, der berühmten, wenn auch oft gründlich verkannten ≥ Wealth of Nations. Dieses Buch, das als Grundstein der klassischen Nationalökonomie gilt, kam 1776 heraus. Anschliessend versah Smith wie sein Vater das Amt eines Zollkommissars in Edinburgh. Kurz vor dem Tod liess er fast alle seine unfertigen Manuskripte verbrennen. Adam Smith starb am 17. Juli 1790. werk Adam Smith ist einer der wichtigsten und vermutlich auch wirkmächtigsten Denker der schottischen Aufklärung. Sein moralphilosophisches und ökonomisches Werk bildet eine Einheit. In beiden Fällen modelliert er den Menschen als sowohl selbstbe­ zügliches als auch auf andere ausgerichtetes, zur Empathie fähiges Wesen; in beiden Fällen geht es darum, Formen der sozialen Koordination zu durchdringen; in beiden Fällen ist Smith den Gesetzen der Natur mithilfe der Beobachtung auf der Spur. In der Theory of Moral Sentiments dreht sich alles um die Frage, wie der Mensch im und durch das Miteinander mit anderen erkennt und sein Urteil darüber fällt, was tugendhaft ist —  u nd wie zugleich die moralischen Voraussetzungen eines friedlichen Miteinanders in der Gesellschaft zustande kommen. In ≥ Wealth of Nations untersucht Smith analog, wie und unter welchen Bedingungen individuelle ökonomische

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Handlungen im Zug produktivitätssteigernder Arbeitsteilung in gesamtwirtschaftlichen Fortschritt münden, auch ohne dass die einzelnen Menschen dies explizit beabsichtigen. Die in diesem bahnbrechenden Buch zusammengeführten Erkenntnisse, mit denen sich ein Plädoyer für Freihandel verbindet, beeinflussen Wissenschaft und Politik bis heute. Ausgewählte Schriften The Theory of Moral Sentiments (1759), London, W. Strahan and T. Cadell. ≥ An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations (1776), London, W. Strahan and T. Cadell. Essays on Philosophical Subjects (1795, posthum), London, T. Cadell Jun. Zur Vertiefung Conlin, Jonathan (2016), Adam Smith, London, Reaktion Books. Smith, Vernon (1998), The two faces of Adam Smith, Southern Economic Journal 65(1), S. 1—19.

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Wozu Firmen und Konzerne? Lieber im eigenen Haus Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten — oder auch gar keine Antworten. Letzteres musste die Ökonomenzunft schmerzlich erfahren, als einer ihrer Vertreter in den dreissiger Jahren des 20.  Jahrhunderts eine elementare ­Frage formulierte: Warum gibt es eigentlich Unternehmen? Für die Volkswirte war das Unternehmen allen Ernstes lange eine abstrakte Einheit, für die man sich nicht interessierte. In der Produktionstheorie arbeitete man mit der «repräsentativen Firma», die über Faktoreinsatz und Ausstoss entschied. Man überliess es den Betriebswirten, das Innenleben der Firma zu untersuchen. So kam es, dass Volkswirte passen mussten, wenn es darum ging, nicht nur die Existenz von Unternehmen, sondern auch die Bestimmungsgründe von deren Grösse, Wachstums- und Wettbewerbsfähigkeit zu erklären oder eben, nicht minder peinlich, womöglich die Rolle des Unternehmers an sich. Dass die Frage «Warum Unternehmen?» gerade in den dreissiger Jahren gestellt wurde, war kein Zufall. Im Zug der industriellen Revolution hatte sich das Handwerk von mechanisierten Produktionsverfahren abgelöst. Die Weber liessen nicht mehr daheim inmitten ihrer Kinderschar die Schiffchen über den Webstuhl flitzen, sondern gingen in die Fabrik. Industrielle Massenproduktion beflügelte Firmenwachstum und Verflechtung. Liberale Ökonomen sahen mit Sorge, dass Kartelle und Grosskonzerne entstanden, die Marktmacht entwickelten und schon damals, nicht anders als heute, den Staat zu erpressen drohten («too big to fail»). Sie begannen über einen Ordnungsrahmen nachzudenken, der den Wettbewerb sichern würde. Doch wann ist ein Unter61


nehmen «zu gross», aus eigener wie aus wettbewerbspolitischer Sicht? Welcher Umfang ist unabdingbar, um effizient zu sein und sich gegen Rivalen zu behaupten? Oder kann eine Firma gar am eigenen Volumen ersticken? All dies verwies zurück auf die Ausgangsfrage, die schliesslich der Engländer Ronald Coase zu stellen wagte: Wieso, wann und wie lange lohnt es sich, Leistungen nicht dezentral auf dem Markt zu beschaffen, sondern die Produktion unter dem Dach eines Unternehmens zu bündeln? Die Antwort von Coase lautet wie folgt: Die Nutzung des Markts ist mit Transaktionskosten verbunden. Es braucht Zeit, Mühe und Geld, Transaktionspartner zu finden. Die Anbieter von Produktionsfaktoren müssen vertraglich gebunden und koordiniert werden. All das lässt sich unter demselben Dach rascher und reibungsloser erledigen als dezentral. Zentral sind die Transaktionskosten zumindest anfänglich geringer. Das Bestreben, diese noch weiter zu senken, treibt das Firmenwachstum, schreibt Coase, «bis die Kosten der Organisation einer zusätzlichen Transaktion innerhalb des Unternehmens den Kosten der Durchführung derselben Transaktion im Tauschwege auf dem offenen Markt oder den Kosten der Organisation in einem anderen Unternehmen gleich werden». Dieser Ansatz trug in den siebziger Jahren reiche Frucht. Auf den Spuren der zwar einfachen, aber die Augen öffnenden Überlegungen von Coase arbeiteten die Vertreter der Fachdisziplin der Neuen Institutionenökonomik unter anderem heraus, dass einerseits in integrierten Unternehmen die Qualität der Arbeitsleistung oftmals besser zu überwachen ist. Auch erübrigt es die Firmenkultur, komplizierte Verträge zu schliessen. Zudem lassen sich Streitigkeiten intern manchmal leichter schlichten. Andererseits ist die Verlockung der Grösse mitunter fatal. Die Grenze des gesunden Wachstums ist spätestens erreicht, wenn die innerbetrieblichen Strukturen so komplex geworden sind, dass Manager den Überblick verlieren, dass Fehlanreize entstehen und die Leistungskontrolle versagt. Das allerdings merken die Mitarbeiter und die Aktionäre oft erst, wenn es zu spät ist. 62


Ronald Coase

Ronald Harry Coase wurde am 29. Dezember 1910 in Willesden geboren, einem damals vom Mittelstand geprägten Vorort im Norden Londons. Sein Vater arbeitete als Telegrafist im Postamt; seine Mutter bis zur Eheschliessung ebenfalls. Coase studierte an der London School of Economics und an der University of Chicago. Seine Lehrtätigkeit begann an der Dundee School of Economics and Commerce in Schottland und setzte sich an der University of Liverpool fort. Anschliessend ging Coase an die London School of Economics, wo er ein Stipendium für einen Studienaufenthalt in den Vereinigten Staaten erhielt und auch promoviert wurde. In den fünfziger Jahren siedelte er nach Amerika um, mit Stationen an der University at Buffalo und der University of Virginia, bis er 1964 nach Chicago kam. Er erhielt 1991 den Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften. Ronald Coase starb am 2. September 2013 im Alter von 102 Jahren in Chicago. werk Die Einsicht zum ersten Aufsatz, der Ronald Coase später den Nobelpreis einbrachte (≥ The nature of the firm), reifte schon im Doktoranden während seines Aufenthalts in Amerika. Er schaute sich dort an, wie Unternehmen organisiert waren. Aus der Trans­ aktionskosten-Perspektive beschäftigte er sich im Folgenden vor allem mit der Analyse öffentlicher, oftmals monopolistischer Unternehmen, insbesondere im Rundfunkwesen. Eine Studie für die Federal Communications Commission über die Zuteilung von Radiofrequenzen machte ihn auf die Rolle der Eigentums- und Verfügungsrechte aufmerksam, und er schrieb den zweiten später nobelpreiswürdigen Aufsatz (The problem of social cost). Darin geht es um «externe Effekte», Nebenwirkungen wirtschaftlichen Handelns, die nicht ins individuelle Kalkül einfliessen. Coase erklärte nun, dass es aus gesamtwirtschaftlicher Sicht in einer Welt ohne Transaktionskosten möglich ist, negative Nebenwirkungen auf dem Verhandlungsweg in effizienter Weise abzustellen, sofern die Verfügungsrechte klar definiert sind, völlig unabhängig davon, wie sie zugeteilt sind («Coase-Theorem»): Ob der Umweltver-

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schmutzer den Geschädigten zu entschädigen hat oder umgekehrt der Geschädigte den Verschmutzer für Sauberkeit bezahlen muss, ist für die Wahrscheinlichkeit einer effizienten Verhandlungslösung ohne Belang. Relevant ist allerdings vor allem der Umkehrschluss: Wenn die Transaktionskosten nicht null sind, beeinflusst die Verteilung der Verfügungsrechte das effiziente Ergebnis sehr wohl. Ausgewählte Schriften ≥ The nature of the firm (1937), Economica 16(4), S. 386—405. The problem of social cost (1960), Journal of Law and Economics 3, S. 1—44. The lighthouse in economics (1974), Journal of Law and Eco­ nomics 17(2), S. 357—376. Zur Vertiefung Bertrand, Élodie (2010), The three roles of the Coase theorem in Coase’s works, European Journal of the History of Economic Thought 17(4), S. 975—1000. Medema, Stephen G. (1994), Ronald H. Coase, London, Macmillan. Pies, Ingo und Martin Leschke (Hrsg.) (2000), Ronald Coase’s Transaktionskosten-Ansatz, Tübingen, J. C. B. Mohr (Paul Siebeck).

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Was tun Unternehmer? Die Unruhestifter und das Gleichgewicht

Eine «dismal science» hat der viktorianische Historiker Thomas Carlyle die Ökonomik einst geschimpft, eine trostlose Wissenschaft: Wie armselig ist es doch, den «Schlüssel zur Erklärung des Universums in Angebot und Nachfrage zu suchen und der Regierung allein den Auftrag zu geben, die Leute in Ruhe zu lassen»! Von Letzterem kann heute beileibe nicht mehr die Rede sein; die Enge des ökonomischen Horizonts indes ist weiter oft ein Ärgernis. Und im ideengeschichtlichen Rückblick kann man sich nur wundern, mit welchen selbst gebauten Hindernissen sich die Zunft über weite Strecken das Leben schwer gemacht hat und noch macht. So ist es beispielsweise bis heute nicht vollkommen gelungen, die Fixierung auf Gleichgewichtszustände abzulegen. Dabei ist eine Situation, in der sämtliche Märkte geräumt sind, in Modellen vielleicht mathematisch sehr komfortabel zu handhaben —  a ber ansonsten stellt sie nur eine abstrakte, statische Orientierungsmarke dar. Umso mehr muss es erstaunen, dass selbst ein Querdenker wie Joseph Schumpeter, der nicht zuletzt gegen den grossen Adam Smith ordentlich auszuteilen wusste, von der Gleichgewichtsfiktion nicht lassen konnte —  m it dem Ergebnis, dass er den berühmten «Pionierunternehmer» in den Blick nehmen musste, um zu erklären, wie es in einer solchen wohlgeordneten Welt zu Konjunkturschwankungen kommen kann. In seiner ≥ Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung entwirft der Österreicher das Bild vom schöpferischen Unternehmer, vom «Mann der Tat», einem geradezu Besessenen, der die Wirtschaft mit einer neu erdachten Kombination von Produktionsfaktoren («Innovation») ins 65


Ungleichgewicht stürzt. Er entzieht anderen Branchen Ressourcen und Nachfrage («kreative Zerstörung»), fährt Pioniergewinne ein, ruft Nachahmer auf den Plan; gemeinsam verursachen sie einen Boom. Wenn das Neue das Alte eliminiert hat und alle Pioniergewinne abgejagt sind, kommt es zur Krise und zur Depression — und am Ende zu einem neuen Gleichgewicht. Doch was, wenn es Gleichgewichte gar nicht gibt? Dann — ja, dann wird es sogar noch leichter, die Rolle des Unternehmers zu begreifen. Nach Israel Kirzner, einem Vertreter der neueren Austrian Economics, einer marktprozesstheoretischen Denkschule der Ökonomik, ist der Unternehmer mitnichten ein unangenehmer Unruhestörer. Im Gegenteil entfaltet er mit seinem Tun eine stabilisierende, ausgleichende Kraft. Der Unternehmer wittert in einer systematisch unsicheren, von ökonomischen Ungleichgewichten umfassend gekennzeichneten Welt die sich irgendwo auftuenden Arbitragemöglichkeiten und nutzt seine allfälligen Wissensvorsprünge. Was ihn von anderen unterscheidet, ist allein diese Wachsamkeit, sein «Riecher», sein spezifisches Wissen. Anders als in der Vorstellungswelt Schumpeters ist ihm kein besonderer, fast pathologischer Charakter eigen, er ist schlicht und ergreifend vom Gewinnmotiv angetrieben. Innovativ ist er allenfalls insofern, als er eine Verwendung für bereits Vorhandenes entdeckt, zum Beispiel für brachliegende Ressourcen. Indem er an der richtigen Stelle kauft, verkauft oder investiert, wird er wohlhabend oder sogar reich, und nebenbei stösst er sogar eine Tendenz zum —  indes nur fiktiven —  G leichgewicht an. Erreicht wird ein solcher Zustand nie: Ungleichgewichtigkeit ist das Wesen einer dynamischen Welt. Und da ist sogar auch noch Platz für den Schumpeter’schen Berserker, denn dieser ist doch eigentlich für sein Tun auf ein Gleichgewicht als Ausgangslage gar nicht angewiesen.

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Joseph Schumpeter

Joseph Aloisius Julius Schumpeter kam am 8. Februar 1883 als Spross einer Unternehmerfamilie in Triesch auf die Welt, einem mährischen Städtchen südöstlich von Prag. Nach dem tödlichen Jagdunfall des Vaters zog die Mutter mit dem Sohn nach Graz und nach ihrer Wiederverheiratung weiter nach Wien. Schumpeter studierte an der Universität Wien, wo er auch promoviert wurde und sich habilitierte. Er erhielt eine erste Professur in Czernowitz und folgte dann einem Ruf nach Graz, bis er 1919 zum Staats­ sekretär der Finanzen der Republik Deutschösterreich bestellt wurde. Er übte dieses Amt freilich nur sieben Monate aus und schied im Streit. Anschliessend wurde er Präsident einer der ältesten österreichischen Privatbanken, konnte diese aber nicht vor dem Konkurs bewahren. Später kehrte er in die akademische Welt zurück, zunächst als Professor in Bonn, dann auf der anderen Seite des Atlantiks, an der Harvard University. Joseph Schumpeter starb am 8. Januar 1950 in Taconic, Connecticut. werk Joseph Schumpeter war ein ungeheuer produktiver und vielseitiger Ökonom. Die Wissenschaft verdankt ihm ein bedeutendes wirtschaftshistorisches und ideengeschichtliches Werk, einen umfassenden sozialwissenschaftlichen Ansatz und, wofür er vielleicht am bekanntesten ist, jene Konjunkturtheorie, in der er die regelmässigen Auf- und Abschwünge der Wirtschaft angebotsseitig durch die Abfolge von disruptiver Produkt- oder Prozessinno­v ation («schöpferische Zerstörung») dynamischer «Pionierunternehmer», das gehäufte Auftreten von Nachahmern, das Fortkonkurrieren von Gewinnen und die allmähliche Rückkehr zu einem statischen Zustand erklärt. Berühmt wurden auch seine skeptischen Überlegungen zur Überlebensfähigkeit des Kapitalismus, die er in Capitalism, Socialism, and Democracy formulierte.

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Ausgewählte Schriften ≥ Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung, eine Untersuchung über Unternehmergewinn, Kapital, Kredit, Zins und den Konjunkturzyklus (1911), Berlin, Duncker & Humblot. Business Cycles. A Theoretical, Historical, and Statistical Analysis of the Capitalist Process (1939), New York, McGraw-Hill. Capitalism, Socialism, and Democracy (1942), New York, Harper and Brothers. History of Economic Analysis (1954), New York und Oxford, Oxford University Press. Zur Vertiefung Kurz, Heinz (2005), Joseph A. Schumpeter, Ein Sozialökonom zwischen Marx und Walras, Marburg, Metropolis. Pies, Ingo und Martin Leschke (Hrsg.) (2013), Joseph Schumpeters Theorie gesellschaftlicher Entwicklung, Tübingen, J. C. B. Mohr (Paul Siebeck).

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Israel Kirzner

Israel Meir Kirzner wurde am 13. Februar 1930 als Sohn eines Rabbiners und Talmudisten in London geboren. Als er zehn Jahre alt war, zog die Familie nach Südafrika um. Kirzner studierte zunächst dort an der University of Capetown und im Fernstudium an der University of London sowie anschliessend in den Vereinigten Staaten, am Brooklyn College und an der New York University. Parallel dazu studierte er an der Yeshiva Rabbi Chaim Berlin in Brooklyn. An der New York University schrieb er seine Doktor­ arbeit bei Ludwig von Mises, einem der führenden Köpfe der österreichischen Schule der Nationalökonomie. Der New York University blieb er auch in der Folge treu, er wurde dort Professor of Economics. Seit seiner Emeritierung widmet sich Kirzner vorrangig seinen Aufgaben als Rabbiner und Talmudist in derselben Gemeinde, der seinerzeit sein Vater in Brooklyn vorstand. werk Israel Kirzner ist ein Vertreter der Austrian Economics, eines vor allem in den Vereinigten Staaten aus der österreichischen Tradition hervorgegangenen modernen Forschungszweigs innerhalb der Ökonomik, in dem der Dynamik des Marktprozesses besondere Aufmerksamkeit zuteilwird. In seiner Forschung hat er sich besonders auf die in der herkömmlichen Wirtschaftstheorie vergleichsweise unterbelichtete Rolle des Unternehmers im Kapitalismus fokussiert. Darüber hinaus hat Kirzner zahlreiche bedeutende methodische Arbeiten verfasst. Ausgewählte Schriften ≥ Competition and Entrepreneurship (1973), Chicago, University of Chicago Press. Perception, Opportunity and Profit (1979), Chicago, University of Chicago Press. Discovery and the Capitalist Process (1985), Chicago, University of Chicago Press. The Economic Point of View. An Essay in the History of Economic Thought (2009), Liberty Fund, Indianapolis.

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Zur Vertiefung Peter J. Boettke (2014), Entrepreneurship, and the entrepreneurial market process: Israel M. Kirzner and the two levels of analysis in spontaneous order studies, Review of Austrian Economics 27, S. 233—247. Peter J. Boettke (2017), Israel M. Kirzner on competitive behavior, industrial structure, and the entrepreneurial market process, Liberty Matters, Indianapolis, Liberty Fund.

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Wohin mit dem Laden? Die Strasse der Waschbecken

Wer ein neues Waschbecken braucht und über handwerkliche Fähigkeiten verfügt, der behebt sein Problem einfach mit einer Einkaufsfahrt zum Baumarkt. Davon bietet jede grössere Stadt mindestens einen. Zumindest in Europa ist das so. In der sogenannten Neuen Welt jedoch, beispielsweise in Lateinamerika, kauft man sein neues Waschbecken nicht in einem solchen zentralen Grosskaufhaus für den Handwerkerbedarf, sondern in einem der vielen Läden in einer Strasse, in der es nichts als Spezialgeschäfte für Sanitätsbedarf gibt, unzählige, eines neben dem anderen, alle mit dem mehr oder minder gleichen Angebot. Schon kurios, oder? Ist das eine sinnvolle Standortwahl der Händler? Ist es nicht dumm, einander derart auf die Pelle zu rücken und sich Konkurrenz zu machen? Wäre es nicht gescheiter und auch für die Kunden nützlicher, wenn sich die Geschäfte in der Stadt verteilten und die Wege kürzer würden? Wieso nur bildet sich ausgerechnet eine solche Struktur heraus? Die Abteilung der Ökonomik, die Theorien zur Beantwortung solcher Fragen bereithält, hiess früher einmal Raumwirtschaftslehre. Darin geht es sowohl um die Bestimmungsgründe und die Optimierung der Standortwahl als auch um die sich daraus ergebende Strukturierung der Fläche. Seit der spätere Nobelpreisträger Paul Krugman in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts das Thema aufgriff, spricht man eher von Geographical Economics oder New Economic Geography. Dieses Feld knüpft an die Erkenntnisse an, die Denkern des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu verdanken sind, Johann von Thünen, Walter Christaller, August Lösch, Alfred Weber und Harold Hotelling. 71


Der Ökonom und Statistiker Hotelling ist unter anderem berühmt für seinen Aufsatz ≥ Stability in competition. Man stelle sich einen langen Strand vor, an dem in regelmässigen Abständen die Sonnenanbeter liegen und schwitzen. Alle haben die gleiche Lust auf etwas Kühles. Prompt kommt ein Eisverkäufer daher. Er lässt sich mit seinem Stand irgendwo nieder und findet regen Zulauf. Nun naht indes auch ein zweiter; dieser hält zwar Abstand, gräbt dem anderen aber trotzdem einen Teil des Marktes ab. Was tut daraufhin der erste? Klar, er rückt näher heran. Wo landen die beiden Rivalen am Ende? Genau in der Mitte des Strandes, Seite an Seite. Das ist das Hotelling’sche Gesetz, auch Gesetz der minimalen Unterscheidung genannt. Gesamtwirtschaftlich ist das Ergebnis nicht ideal: Verteilten sich die beiden Verkäufer locker auf der Fläche, wäre die zu überwindende Distanz für die Kunden geringer. Ähnlich könnte auch der Fall der Waschbecken-Strasse gelagert sein: Die räumliche Konzentration des Angebots erklärt sich vor allem aus der Rivalität der Verkäufer. Es mögen weitere Gründe hinzukommen: die Erleichterung der Logistik für die Zulieferer, die Reduktion der Suchkosten für die Nachfrager (allemal in Zeiten des Internets spricht sich rasch herum, in welcher Strasse es Waschbecken gibt) oder auch die zunehmende Bedeutungslosigkeit der Transportkosten für die Kunden dank der Motorisierung. Besonders Letzteres würde erklären, warum reine Sanitärbedarfs-Strassen heute eher in der Neuen Welt anzutreffen sind. Die Raumstrukturen der Alten Welt sind älteren Datums; früher war mangels Mobilität die geografische Streuung des Angebots wichtiger. Wenn das Hotelling’sche Gesetz zutrifft, ist die Vielfalt bedroht. Er selbst klagt: «Unsere Städte werden unökonomisch gross und die Geschäftsviertel darin sind viel zu konzentriert […] selbst das Bier schmeckt überall gleich.» Das gilt freilich nur, wenn die Leute überall mehr oder weniger dasselbe wollen; wenn ihre Präferenzen im Raum gleich verteilt sind. Im Grossen und Ganzen mag das vielleicht der Fall sein — im Detail jedoch sind die Geschmäcker nach wie vor zum Glück verschieden. 72


Harold Hotelling

Harold Hotelling wurde am 29. September 1895 in einer aus England und den Niederlanden stammenden Familie in Fulda, Minnesota, geboren, einem erst 1881 vor allem von deutschen Siedlern gegründeten Bauerndorf. Sein Vater handelte mit Heu, gleichsam dem Brennstoff für die damals vorherrschenden Pferdefuhrwerke. Später lebte die Familie in Seattle. Hotelling studierte Journalismus an der Washington University und arbeitete nach dem Ersten Weltkrieg zunächst beim Washington Standard, kehrte dann aber an die Universität zurück, um zusätzlich noch Mathematik zu studieren. Für die Promotion wechselte er an die University of Princeton. 1927 wurde er Associate Professor für Mathematik in Stanford, wandte sich aber mehr und mehr der mathematischen Statistik und den Wirtschaftswissenschaften zu. Die nächste Station war eine Professur für Ökonomik an der Columbia University in New York, wo er in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland mit grosser Tatkraft dafür sorgte, dass Flüchtlinge aus Europa eine neue akademische Heimat fanden. Er verliess Columbia 1946, um an der University of Carolina in Chapel Hill eine Abteilung für mathematische Statistik aufzubauen. Harold Hotelling starb am 26. Dezember 1973 in Chapel Hill. werk Harold Hotelling hat weder grosse Bücher geschrieben, noch war er überhaupt im engeren Sinn ein Ökonom. Aber er war ein Wissenschaftler mit vielen Interessen und Talenten, der mancherlei angestossen hat. Vorrangig forschte er als mathematischer Statistiker und schrieb als solcher neben zahlreichen wichtigen technischen Schriften «nebenbei» auch einige bahnbrechende Aufsätze zur ökonomischen Theorie. So nahm er mit seinem Aufsatz ≥ Stability in competition (1929) nicht zuletzt auch heute weitverbreitete Erkenntnisse aus der Spieltheorie vorweg und löste eine Flut ökonomischer Forschungsarbeiten aus. Ausserdem führte Hotelling 1931 die bis dahin vor allem in der Physik Anwendung findende Variationsrechnung zur Analyse des gesellschaftlich optimalen Abbaupfads natürlicher Ressourcen ein, was

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der Wissenschaft insbesondere nach den Ölpreiskrisen der siebziger Jahre ebenfalls einen neuen Schub verlieh. Mit seinem Aufsatz The general welfare in relation to problems of taxation and of railway and utility rates (1938) legte er den Grundstein für die bis heute übliche wohlfahrtsökonomische Betrachtung der optimalen, an den Grenzkosten orientierten Preissetzung öffent­ licher und regulierter Unternehmen. Nach Hotelling sind neben dem Gesetz der minimalen Unterscheidung aus der Standorttheorie auch eine mathematische Regel, ein mathematischer Hilfssatz sowie eine Wahrscheinlichkeitsverteilung benannt. Ausgewählte Schriften ≥ Stability in competition (1929), Economic Journal 39(153), S. 41—57. The economics of exhaustible resources (1931), Journal of Political Economy 39(2), S. 137—175. Demand functions with limited budgets (1935), Econometrica 3(1), S. 66—78. Zur Vertiefung Arrow, Kenneth J. und Erich Leo Lehmann (2005), Harold Hotelling, 1895—1973, Biographical memoirs (87), National Academy of Sciences, National Academies Press, Washington, D. C.

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Register

Alchian, Armen A.

Mises, Ludwig von

127

Aristoteles 101

Molina, Luís de

145

Arrow, Kenneth

93

Nash, John

193

Bastiat, Frédéric

49

Oates, Wallace

205

Baumol, William

85

Ohlin, Bertil

153

Becker, Gary S.

81

Olson, Mancur

239

Böhm-Bawerk, Eugen von

121

Pareto, Vilfredo

243

Buchanan, James M.

161

Pigou, Arthur C.

221

Cassel, Gustav

147

Platon 99

Coase, Ronald

37

Prescott, Edward C.

235

Collier, Paul

165

Ricardo, David

141

Cournot, Augustin

181

Robbins, Lionel

21

77

Röpke, Wilhelm

225 215

David, Paul A.

63

Demsetz, Harold

201

Samuelson, Paul A.

Downs, Anthony

229

Say, Jean-Baptiste

45

Easterlin, Richard

113

Schelling, Thomas

247

Eucken, Walter

189

Schumpeter, Joseph

Friedman, Milton

117

Simmel, Georg

Glaeser, Edward J.

209

Gossen, Heinrich

Smith, Adam

59

Sombart, Werner

105

Hayek, Friedrich August von 185

Stigler, George

197

Heckscher, Eli

151

Veblen, Thorstein

Hirschman, Albert O.

169

Walras, Léon

Hobbes, Thomas

173

Wicksell, Knut

Hotelling, Harold

73

Jevons, Stanley Keynes, John Maynard

29

67 109

31 135

Kirzner, Israel

69

Krueger, Alan

175

Kydland, Finn

233

List, Friedrich

157

Locke, John

35

Mackenroth, Gerhard

131

Marshall, Alfred

219

Marx, Karl

53

Mill, John Stuart

25

249

89 41 125


Allgemeine Leseempfehlungen

Conlin, Jonathan (2018), Great Economic Thinkers, An Introduc­ tion from Adam Smith to Amartya Sen, London, Reaktion Books. Faccarello, Gilbert und Heinz D. Kurz (2016), Handbook on the History of Economic Analysis, Band I, Great Economists since Petty and Boisguilbert, Cheltenham, Edward Elgar. Horn, Karen (2012), Die Stimme der Ökonomen, Nobelpreisträger im Gespräch, München, Hanser. Kurz, Heinz D. (Hrsg.) (2009), Klassiker des ökonomischen Denkens, 2 Bände, München, C. H. Beck. Segura, Julio und Carlos Rodríguez Braun (2004), An Eponymous Dictionary of Economics, Cheltenham, Edward Elgar. Starbatty, Joachim (Hrsg.) (1989), Klassiker des ökonomischen Denkens, 2 Bände, München, C. H. Beck.

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Die Autorin

Karen Horn (* 1966), Prof. Dr., lehrt ökonomische Ideengeschichte und Wirtschaftsjournalismus an der Universität Erfurt. Ihr Interesse liegt an der Schnittstelle der Ökonomik zur Philosophie, Politikwissenschaft und Geschichte. Sie ist Mitbegründerin des internationalen akademischen Netzwerks für Ordnungsökonomik und Sozialphilosophie (NOUS) und Chefredaktorin der vom Verein für Socialpolitik herausgegebenen Fachzeitschrift Perspektiven der Wirtschaftspolitik. Ausserdem schreibt die frühere Wirtschaftsredaktorin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Kolumnen, Essays und Rezen­ sionen für mehrere Zeitungen, Zeitschriften und Online-Dienste im In- und Ausland. Mehr dazu auf www.karenhorn.de

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