Inhalt Vorwort von Adolf Ogi: Erfolg bestätigt, aber verp�ichtet ........................................................................... Einleitung: Aus der Wildnis wird ein Spielplatz ..............................................................................................
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AM ANFANG WAR DAS LICHT Das alpine Winterklima kuriert Tuberkulosepatienten und begeistert die ersten Wintersportler. Die Schweiz: Der Hort der Freiheit, das Paradies
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Johannes Badrutt: Ein Technikfan, der an Gäste, Gott und Klima glaubte Skeleton: Auf dem Stahlskelett durch den Eiskanal Elizabeth Main: Eine besonders aktive Besucherin
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Melchior Ragetli: Vom Hausknecht via London zum Concierge
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ZWEI LATTEN, EINE REVOLUTION Wie das Skifahren den Bergwinter erweitert. Skimode: Vom langen Rock zur Keilhose
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Victor de Beauclair: Der Skipionier aus Brasilien Henry Lunn: Der Skipionier, der nie Ski fuhr
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Gründerzeit: In den 1920er-Jahren werden die klassischen Skirennen gegründet Skischule: Der Ort, wo Ski Schule macht
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SCHNELL IN DIE BERGE Ohne Eisen- und Bergbahnen kein Wintertourismus. Rosa Dahinden: Eine Frau macht der Rigibahn Dampf Arnold Annen: Ein Bauer baut eine Bahn
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Aeroport St. Moritz: Flughafen auf dem See
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WINTERSPORT WIRD OLYMPISCH Die Olympischen Winterspiele 1928 und 1948 in St. Moritz sind Ausdruck der gesellschaftlichen Anerkennung des Sports. Eishockey: Tour de Suisse ins ewige Eis
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Olympia 1948: Reporterlegende Sepp Renggli erinnert sich
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Nino Bibbia: Ein Gemüsehändler wird Olympiasieger im Skeleton, dem Sport der Reichen
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WINTERSPORT ÜBERALL Wie sich winterliche Vergnügen und Wettkämpfe im ganzen Land verbreiten und Teil der Landesverteidigung werden. Bobfahren: Mit dem Bob in die Bahn und auf die Strasse
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Hollywood in Switzerland: Charlie Chaplin und andere Stars zu Gast in St. Moritz Nachbarländer: Der Wintertourismus erobert den ganzen Alpenraum
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Giovanni Testa: Ein Tapezierer entwickelt eine Skitechnik und neue Geschäftsmodelle
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GRÜSSE AUS DEM PARADIES Das Plakat ist das attraktive Medium, mit dem Wintersportorte für sich werben. Badrutts Wette: Eine gute Geschichte macht Geschichte
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St. Moritz' Kurdirektoren: Die strahlenden Markenp�eger
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WINTERSPORT IST AUCH DESIGN Wie sich die Herstellung der Sportgeräte vom Handwerk zur Industrie entwickelt. Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen: Platten und Schrauben statt eine Rente Karl Molitor: Skirennfahrer und Skischuhproduzent Davoser Schlitten: Ganz einfach ein Schlitten Architektur: Zur guten Form verdichtet
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BOOM OHNE ENDE Angetrieben vom Skifahren hat der Wintersport nach dem Zweiten Weltkrieg jahrzehntelang Hochkonjunktur. Zermatt: Die verzögerte Karriere zu einem Hotspot des Wintersports Fridli Wyss: Ein Skilehrer erinnert sich
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Engadin Skimarathon: Ein Lauf lebt länger
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Walter Gurtner: Ein Metzgermeister entwickelt eine Skidestination Art Furrer: Der Cowboyhut auf Ski
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Sapporo: Liegt im Herzen der Schweiz
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DIE ERWEITERUNG DES WINTERS Gletscherskigebiete und Schnee aus Kanonen verlängern den Winter, zu dem an manchen Orten ein luxuriöser Lifestyle gehört. Polo on Snow: Ein sommerliches Spiel wird in den Winter verlegt
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Hartly Mathis: Der Pionier der Gourmet-Gatronomie auf der Piste
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Gstaad vs. St. Moritz: Was die beiden Nobelkurorte trennt und vereint Leo Jeker: Der Pionier der Pistenbeschneiung in den Alpen
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ZURÜCK ZU DEN ANFÄNGEN Mit dem Snowboard wird der Schneesport wieder neu erfunden, und Schlitteln, Skitouren und Winterwandern erleben ein Revival. Evelyne Vuilleumier: Snowboarden als Lebensgefühl Xtreme: Eine extreme Kür über Eis und Fels
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Patrouille des Glaciers: Ironman in Schnee und Eis
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Epilog: Jede Medaille hat zwei Seiten ................................................................................................................. 237 Blick nach vorn: Trendforscher David Bosshart zur Zukunft des Wintertourismus ........................... 240 Nachwort von David Moran: Kein Wintertourismus ohne britische Faszination für die Schweiz 243 Anhang: Anmerkungen, Literatur, Bildnachweis, Register, Dank, Autor und Mitautoren
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ERFOLG BESTÄTIGT, ABER VERPFLICHTET Vorwort von Adolf Ogi
Der Wintertourismus spielt, wie der Tourismus überhaupt, für die Schweiz eine sehr wichtige Rolle. Deshalb ist das 150-Jahr-Jubiläum des Wintertourismus ein wichtiges Ereignis. St. Moritz und Davos in Graubünden kommt dabei die Pionierrolle zu – nicht nur für die Schweiz, sondern weltweit. Gerade St. Moritz hat dem Wintertourismus immer wieder entscheidende Impulse gegeben. Man denke nur an den Bau der ersten Bob- und Skeletonbahnen, an die ersten Flugversuche, die Pferderennen und später das Polo on Snow auf dem gefrorenen See, an den Engadin Skimarathon, an die verschiedenen Ski-Weltmeisterschaften und die ersten Snowboard-Weltmeisterschaften, an die erstklassige Hotel lerie und natürlich an die Olympischen Winterspiele von 1928 und 1948. Ich persönlich habe dem Tourismus nicht nur viel, sondern alles zu verdanken. Die ausländischen Gäste, die Engländer, die Franzosen, die Belgier und die Amerikaner haben meinem Vater als Berg führer und Skilehrer in Kandersteg Verdienst gebracht. Und mir haben sie den Horizont erweitert, eine Zuneigung zu anderen Kulturen eröΩnet. Dem Tourismus und dem Wintersport habe ich letztlich auch meine Karriere zu verdanken. Trotzdem begehe ich das grosse Jubiläum des Wintertourismus in einem gewissen Zwiespalt. Zu jener Zeit, als ich Direktor des Schweizerischen Ski-Verbandes war, hatte das Wintersportland Schweiz Vorsprung auf die anderen Alpenländer, ja auf alle anderen Länder der Welt. Das ist leider nicht mehr so. Die Konkurrenz ist härter, für Bergbahnen und Hotels ist es schwieriger geworden. Der Gast geht dorthin, wo das Angebot am besten ist. Das Preis-Leistungs-Verhältnis muss einfach stimmen. Um diesen Anspruch wieder erfüllen zu können, müssen wir zusammenstehen. Solidarität ist dringend notwendig. Deshalb rufe ich hier zu einem Aufbruch zu neuen Taten auf. Alle beteiligten Kreise sollen mitmachen – die Bergbahnbetreiber, die Eisenbahnen, die Hoteliers, die Sportartikelhersteller und Sportverkäufer, die Verbände, die Schneesportschulen, die Medien, die Tourismusorga nisationen – allen voran Schweiz Tourismus. Wir müssen neue Gäste gewinnen; wir können uns dabei orientieren an den erfolgreichen Bemühungen verschiedener Orte um Sommergäste aus Asien. Aber natürlich dürfen wir die bisherigen Wintertouristen nicht vernachlässigen. Die Besuche ausländischer Gäste machen den Tourismus zur viertwichtigsten Exportbranche der Exportnation Schweiz. Aber wir dürfen das Inland nicht vergessen. Wir müssen dafür sorgen, dass die Schweizer Jugend wieder Ski fährt und dass sie das Material dafür erhält. Ich bin überzeugt, dass sich diese Probleme lösen lassen. Dass wir chinesische Skilehrer in die Schweiz geholt haben und sie weiterbilden, ist eine ausgezeichnete Idee, ein Schritt in die richtige Richtung. Die Schweiz verfügt über ausgezeichnete Voraussetzungen für den Tourismus. Sie hat die schönste Natur, die schönsten Berge – ich denke da an den Piz Bernina, die Blüemlisalp, Eiger, Mönch und Jungfrau und natürlich ans Matterhorn. Von Vorteil ist, dass sie unglaublich nahe beieinander liegen – quasi eine Welt im Taschenformat. Ich bin überzeugt, dass wir den Aufbruch schaΩen. Adolf Ogi war von 1988 bis 2000 Bundesrat. Davor war er technischer Direktor und Direktor des Schwei zerischen Ski-Verbandes sowie Generaldirektor von Intersport Schweiz, danach Uno-Untergeneralsekretär für den Sport im Dienste für Entwicklung und Frieden ( 2001 – 2007 ).
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AUS DER WILDNIS WIRD EIN SPIELPLATZ Einleitung von Michael Lütscher
Die verschneiten Alpen waren vor 150 Jahren weitgehend Terra incognita. Unerforschtes und ungenutztes Gebiet. Zwar wurden die meisten Pässe auch im Winter benutzt, um mit Schlitten Waren zu transportieren. Und der Schnee erleichterte den Bauern den gelegentlichen Transport von Heu und von Baumstämmen. Aber die verschneiten Hänge und Matten waren noch unberührt. Als die sommerlichen Berge bereits das Ziel erster touristischer Invasionen waren, fürchtete man sich im Unterland noch vor dem Bergwinter. 1834 warnte man in Chur den weitgereisten Thurgauer Industriellen Johann Heinrich Mayr davor, ins Engadin zu fahren. Auf dem Weg dorthin würde er erblinden und erfrieren. Mayr, der dem Nebel im Unterland ent�iehen wollte, liess sich nicht abhalten und war begeistert von der Winterlandschaft, die er entdeckte – vor allem vom hellen Licht und der trockenen Luft. Heinrich Mayr war nur ein Vorbote. Die Nutzung der winterlichen Alpen beginnt um 1865. Mit Kranken, die in die Abgeschiedenheit geschickt werden, um gesund zu werden. Die trockene, reine Luft und das helle Sonnenlicht in den Bergen sind die Medizin, die Ärzte ihren Tuberkulose patienten in Deutschland und England verschreiben. Und sie wirkt. So werden die Patienten zu Touristen – nicht nur, weil sie in den Bergen verweilen, sondern auch, weil sie die Schönheit der Winterlandschaft entdecken, wie in vielen Zeugnissen nachzulesen ist. Und je mehr die Patienten zu Kräften kommen, desto grösser ist ihr Bewegungsdrang. Die Engländer frönen ihrer Liebe zu Spiel und Wettbewerb: Eislaufen, Eisspiele, Schlittenrennen, aus denen Skeleton- und Bobfahren entstehen. Der Wintersport ist geboren. Und als die Technik des Skifahrens aus Norwegen die Alpen erreicht, können die schneebedeckten Hänge erkundet und nutzbar gemacht werden. Es ist eine internationale, zuerst kleine, dann schnell wachsende Gesellschaft, die in St. Moritz und Davos in den Bündner Bergen den Winter belebt. Die Gäste bleiben monate lang, manche jahrelang, und einige werden an Ort und Stelle zu Unternehmern. Die oΩenen Grenzen des 19. Jahrhunderts machen es möglich. Die Gründung des Wintertourismus ist ein internationales Gemeinschaftswerk, Produkt der ersten Globalisierung im 8 Einleitung
späten 19. Jahrhundert. Beteiligt sind Ärzte und Pfarrer als Promoter, Bauern, Handwerker und Wirte als anpassungs fähige Gastgeber, aktive Gäste, Menschen aus England, Deutschland, Holland, und natürlich die Einheimischen. Dass der Wintertourismus in der Schweiz und gerade in den Bündner Bergen seinen Anfang nimmt, hat verschiedene Gründe. Einer ist die Geschichte: St. Moritz ist ein Kur ort mit langer Bädertradition, die kurz vor dem Beginn des Wintertourismus wiederbelebt wird und dessen Hauptpionier Johannes Badrutt nach St. Moritz ziehen lässt. Ein anderer Grund ist die geogra�sche Lage der Schweiz: Im Vergleich zu Skandinavien, wo seit den 1860er-Jahren nordisches Skifahren als Sport betrieben wird, sind die Wintertage in den Alpen viel länger. Wichtig ist auch der Umstand, dass die Schweiz als Ort natürlicher Schönheit und idealisierter Hort der Freiheit als Sommerreiseziel bereits etabliert ist. Auch die Politik spielt eine Rolle: Der Davoser Landschaftsarzt Alexander Spengler, der die Idee der Behandlung der Tuberkulose mittels Höhenluft ins Rollen bringt, ist ein politischer Flüchtling, der in der Schweiz Asyl erhalten hat. Während Davos sich bald zur internationalen Sanato riumsstadt entwickelt, wird St. Moritz bis zum Ersten Weltkrieg zum mondänen, kosmopolitischen Wintersportplatz, der Vorbild für Stationen in aller Welt ist. Die «Schönheit der Landschaft, die kindischen Spiele und der Sozialdarwinismus» im abgeschiedenen Hochtal hätten den Ort für die Engländer attraktiv gemacht, besagt ein Bonmot. Die Engadiner, durch die vielen ausgewanderten und erfolgreichen Zuckerbäcker international vernetzt und dem Nachbarland Italien näher als der Deutschschweiz, sind den Umgang mit Fremden gewohnt. «Die Engadiner verstehen es, zu dienen, dadurch zu führen und sich dafür honorieren zu lassen», sagt der St. Moritzer Arzt Peter Berry, dessen Urgrossvater als Kurarzt an der Lancierung der Wintersaison beteiligt war. Bezeichnenderweise �nanzieren die Engadiner den Aufstieg von St. Moritz zum führenden Wintersportplatz weitgehend selbst – während andere Talschaften in der Pionierphase stärker von auswärtigen Investoren entwickelt werden. «Fremdenverkehr» nannte man den Tourismus in der Schweiz bis in die 1980er-Jahre hinein. Dabei spielten ab dem Zweiten Weltkrieg auch die einheimischen Gäste für den Wintertourismus eine sehr wichtige Rolle. Als die Touristen aus
dem Ausland wegen des Krieges ausblieben, forderte die Branche mit bundesrätlicher Unterstützung die Bevölkerung zum Wintersport auf. «Das ganze Volk fährt Ski!», hiess einer der Werbeslogans, der in den 1960er- und 1970er-Jahren sozusagen zum Schweizerischen Nationalbewusstsein wurde. Für viele Täler und Ortschaften in den Schweizer Alpen bedeutet der Wintertourismus spätestens mit dem Skiboom der Nachkriegshochkonjunktur die wichtigste Lebensgrundlage – sie wirft mehr ab als der beschauliche Sommertourismus. Die einstige Wildnis der verschneiten Berge ist mit Bahnen, Liften und Pisten zu Skigebieten umgewandelt worden. Die Natur dient als Spielplatz – ein BegriΩ übrigens, den der britische Alpinist und Schriftsteller Leslie Stephen schon um
1870 als Metapher für die Rolle der Schweizer Berge im Sommer prägte. Die Tatsache, dass die vielen Bahnbauten, Strassen und Zweitwohnungen unnatürliche EingriΩe in die alpine Natur sind, ist eine Binsenwahrheit und zugleich ein unau�ösbarer Widerspruch der touristischen Nutzung. Vergleicht man diese EingriΩe aber mit der viel massiveren Überbauung der Landschaft im Mittelland, so relativieren sie sich allerdings. Noch immer bieten die winterlichen Berge das, was die ersten Wintergäste begeisterte: das helle Licht, die klare Luft und den weissen Schnee. Sich diesen Reizen zu entziehen, ist schwierig. Was dieses Gefühl auslöste, davon handelt dieses Buch.
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VOM HAUSKNECHT VIA LONDON ZUM CONCIERGE Der Schriftsteller John Addington Symonds beschrieb in einem halbfiktiven Porträt die Karriere eines Hotelportiers in der Frühzeit des Tourismus. «Wieso sind die Schweizer Hotelportiers eigentlich so polyglott, wo sie doch ge wiss kein Geld haben, um Sprachaufent halte zu finanzieren», fragte sich der englische Schriftsteller John Addington Symonds, der seit 1877 in Davos lebte. Und er machte sich auf, diese Frage vie len Trägern zu stellen. Das Resultat seiner Recherchen verdichtete er zum fiktiven Porträt eines Portiers namens Melchior Ragetli. Der Text ist einer der wenigen Berichte zu den Lebens und Arbeitsbe dingungen des Personals in der Früh zeit des Tourismus.154 Symonds' Melchior Ragetli, um 1860 geboren, wächst in einem Dorf namens
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«Emsenau» bei Chur auf Ð das reale
Gästen als Diener nach England mit
nen verdienen. Letztere gab es von Füh
Domat/Ems scheint als Vorbild zu dienen.
genommen, die anderen müssen es auf
rern und Kutschern, die sie den Gästen
Ragetlis Eltern betreiben einen Bauern
eigene Faust versuchen.
vermittelten. In städtischen Erstklass
hof, den Melchiors ältester Bruder über
hotels wie dem «Bernerhof» in Bern oder
nehmen wird. Für Melchior stellt sich
Der doppelte Lohn eines Pfarrers
so die Frage nach einer Ausbildung; die
In England sind Neuankömmlinge aus
Laufbahn als Hotelportier ist verlockend,
der Schweiz als Hausangestellte willkom
auf einen Jahresverdienst von bis zu 5000
denn sie bietet die Möglichkeit, die Welt
men, weil sie günstig, fleissig und zuver
Franken. In einem guten Betrieb in den
zu sehen und Geld zu verdienen. Um
lässig sind. Ihr Problem ist allerdings, dass
Bergen konnte er mit rund 2000 Franken
heiraten zu können, braucht es Erspartes.
sie kaum Englisch sprechen und die Eti
pro Saison rechnen Ð so viel wie in einem
Im Dorf spricht man Deutsch und
kette nicht beherrschen. Also landen die
guten Hotel an der französischen Riviera.
dem «Baur en Ville» in Zürich kam ein Concierge am Ende des 19. Jahrhunderts
Viele Hotelangestellte arbeiteten
Romanisch, Melchior wächst also zwei
meisten Schweizer in Haushalten, die
sprachig auf. Noch als Schüler verbringt
sich keine teureren Diener leisten können,
im Sommer in den Bergen, im Winter am
er einen Winter bei Bekannten in San Ber
und werden oft mies behandelt.
Mittelmeer oder in Ägypten Ð Schweizer
nardino, um Italienisch zu lernen. Das ist
Ragetli hat in weiteren Saisons weiter
Bergler ebenso wie Menschen aus diesen
das Rüstzeug, um mit 16 Jahren im Som
gespart. Mit 500 Franken reist er nach
Ländern. Das Hotelpersonal war meist
mer in einem Davoser Hotel anzuheuern.
London, quartiert sich in einer Pension ein,
so international wie die Gäste und setzte
studiert täglich die Stellenangebote,
sich aus wanderlustigen, jungen Men
stellt sich vor. Als das Geld zur Neige geht,
schen zusammen.155 Doch die Wanderlust
Melchior beginnt auf der untersten Stufe, als Hausknecht, muss Schuhe putzen und Koffer schleppen. Die Arbeit
nimmt er den nächstbesten Job an Ð in
hatte ihren Preis: Ein nicht geringer Teil
ist hart. Er verdient etwas Geld, das er zur
einer Restaurantküche in Soho. Aber dort
des Einkommens ging im Frühling und
Seite legt. Um in der dreistufigen Karrie
lernt er ein Englisch, das nicht salonfähig
Herbst für die Reisen zwischen den
releiter der Portiers emporzukommen
ist. Per Zufall trifft er auf der Strasse
Arbeitsorten drauf. An eine Familien
und, wenn möglich, Concierge zu werden,
Symonds, den er aus Davos kennt. Der
gründung war kaum zu denken.
muss er weitere Sprachen lernen. Nach
verpflichtet ihn als Diener und erteilt
drei Sommern in Davos reist er mit dem
ihm Englischunterricht.
Ersparten nach Genf. Dort findet er einen
Zurück in der Schweiz ergattert
Das Aufkommen der Wintersaison vereinfachte und verbesserte die Situa tion der Angestellten. Es ermöglichte
Job in einem Restaurant. Später geht er
Ragetli einen Job als Concierge in einem
ihnen, sesshaft zu werden und eine Fami
mit einem Kollegen nach Südfrankreich,
St. Galler Geschäftshotel. Hier muss er
lie zu gründen. Ausserdem bot der Winter
findet Arbeit, lernt Französisch.
fast rund um die Uhr arbeiten und erhält
den in der Landwirtschaft Beschäftigten
rund 2000 Franken pro Jahr Ð so viel
zusätzliche Verdienstmöglichkeiten.
Aber viele Gäste kommen aus der angloamerikanischen Welt. Wer es weit bringen und Concierge werden will, muss
wie ein Dorfpfarrer in Graubünden. Von den Patrons erhielten die Portiers
Symonds lässt seinen Melchior Ragetli mit 26 ins Dorf zurückkehren, um mithilfe
auch Englisch können. Die Glücklichen
damals Kost und Logis; den Lohn muss
seiner Ersparnisse eine Braut zu finden
unter den Hotelangestellten werden von
ten sie sich mit Trinkgeldern und Provisio
und eine Existenz aufzubauen.
36 Am Anfang war das Licht
34
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33 Kellner und Köche vor dem Hotel Kulm in St. Moritz, 1888. 34 Römisches Wagenrennen? Miss Barclay hält zwei Männer im Zaum Ð auf dem Village Run von St. Moritz, 1913. 35 Frau am Steuer: Bob zwischen St. Moritz und Celerina, um 1900. 36 Frauenhockey ist nichts Neues: Bandy auf dem St. Moritzer See, um 1900. 36
volution», S. 43). Die Gegenwart gehört dem Eis. Jedes grosse Hotel verfügt über mindestens ein Eisfeld. Für Schlittengefährte stehen mehrere Bahnen zur Verfügung – neben dem Cresta Run gibt es den weniger anspruchsvollen Village Run, der nach St. Moritz Bad hinabführt, sowie den Dimson Run unterhalb des Hotels «Palace». 1904 wird die Bobbahn nach Celerina eröΩnet, die erste ihrer Art überhaupt. Wem diese zu schnell ist, fährt mit dem Bob wie bisher auf der Strasse.156 Die Bobs haben sich rasch zum beliebten Vehikel für Gruppenaus�üge entwickelt. Zur Besatzung gehört mindestens eine Frau, so steht es im Reglement des Bobklubs.157 Einzelne Frauen begnügen sich nicht mit der Rolle der Beifahrerin, sondern nehmen die Steuerseile der schnellen Schlitten selbst in die Hände. Frauen spielen auch Bandy, ein Vorläufer von Eishockey, und fahren Skeleton, etwa die Engländerin Vera Barclay, die besonders schnell ist. Zum Sport tragen die Frauen stets ein langes Kleid und Hut. Hosen gelten als unziemlich. Als eine Frau sich mit einem nur wadenlangen Rock auf den Schlitten wirft, ist das für manche Besucher ein Skandal.158 Mit den schnellen Schlitten lassen sich auch vergnügliche Gesellschaftsspiele treiben. Eines besteht darin, dass sich zwei Männer nebeneinander auf zwei zusammengebundene Schlitten legen und von einer Frau, die hinten auf dem Gefährt
steht, an die Leine genommen werden. So geht es dann durchs Dorf, den Village Run hinunter. An die Leine genommen werden auch Pferde, von Skifahrern, die sich so durch die Strassen ziehen lassen. Snörekjöring oder Skikjöring, später auch Skijöring (siehe auch «Ross ohne Reiter », S. 39) nennt man das, importiert aus dem Norden Europas.159 1906 �ndet das erste Skikjöring-Rennen statt, 1907 folgen die ersten Pferderennen auf dem gefrorenen St. Moritzer See.160 Zu den Initianten gehört Pfarrer Camill HoΩmann, der den Kurverein 30 Jahre lang präsidiert und auch im Immobilienhandel sehr aktiv ist; 161 als 1897 der Bau der Rhätischen Bahn beschlossen wird, steigen danach in St. Moritz Dorf die Bodenpreise bis 1909 auf das 20-Fache und mehr.162 Inzwischen hat man auch andernorts in den Alpen den Winter als Attraktion entdeckt. In Graubünden und im Berner Oberland bieten viele Orte ihren Wintergästen Eis-, Schlittelund Bobbahnen, manchmal als besonderes Spektakel auch eine Sprungschanze. Der Reiseagent Henry Lunn schickt seine Kundschaft zu Tausenden nach Adelboden, Mürren und Wengen.163 Klosters in der Nähe von Davos sowie Celerina, Maloja, Pontresina, Samedan, Sils, Scuol und Zuoz im Engadin sind Winterstationen geworden wie auch Lenzerheide, das wenige Jahre zuvor nichts als ein Passübergang war. In Davos hat sich das Hotel Flüela 1900 zum Sporthotel erklärt – als 37
zog Franz Ferdinand, der Thronfolger von Kaiser Franz Josef, mit seiner Familie mehrmals in die Winterfrische ins Oberengadin 176, wo er als Gönner der Pferderennen wirkt.177 In St. Moritz sind auch die russischen Grossfürsten Andrej und Michael samt Entourage anzutreΩen.178 Ebenso macht der Kronprinz des Deutschen Kaiserreichs, Wilhelm von Preussen, hier Ferien. Im Winter 1907 / 08 fährt er Bob und nimmt an der Jahresversammlung des Bobklubs teil. Dessen Mitglieder sind vorwiegend Engländer – unter Akklamation wählen sie den deutschen Prinzen zum Ehrenpräsidenten ihres Klubs.179 Die Gesellschaft scheint nicht nur international, sondern geradezu internationalistisch. Das Oberengadin ist eine Oase im Zeitalter des nationalistischen Imperialismus. Die Bobs zum Beispiel tragen nicht Nationennamen, sondern heissen unverfänglich «Beetle», «Tatzelwurm» oder «Quo Vadis».180 Trotzdem lässt es sich nicht verheimlichen: Deutschland ist die aufstrebende Nation Europas – auch in St. Moritz. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg besuchen mehr Deutsche als Engländer den Engadiner Winter. Unmittelbar vor dem Krieg sind es fast dreimal so viele.181 Die Deutsche Gemeinde feiert denn auch jedes Jahr am 27. Januar des Kaisers Geburtstag. Mit einem Festessen im «Grand Hotel», zu dem etwa «Lachsforelle mit Helgoländer Tunke» und «Palmenherzen aus Kamerun» aufgetragen werden.182 Am 27. Januar 1914 preist der Festredner Wilhelm II. als «Friedenskaiser».183 Nicht alle beurteilen die Weltlage so optimistisch. «Müssen wir auch im Jahre 1914 mit der europäischen Kriegsgefahr rechnen?», titelt das Echo von Grindelwald im Januar 1914, in Anspielung auf den Balkankrieg vom Vorjahr.184 Noch läuft das Geschäft, die Wintersaison 1913 / 14 geht blendend und wird quasi bis in den Sommer verlängert. Am Samstag 28. Juni 1914 �ndet auf dem Jungfraujoch, auf das seit 1912 eine Bahn führt, ein Skirennen statt.185 Es ist der Tag, an dem in Sarajewo St.Moritz-Gast Franz Ferdinand und seine Frau erschossen werden. Einen Monat später beginnt der Erste Weltkrieg.
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39 Das Ende einer Epoche: Skeleton auf dem Dimson Run in St. Moritz, einer Bahn, die es längst nicht mehr gibt, 1914.
40 Am Anfang war das Licht
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WINTERSPORT ÜBERALL Wintersport wird in der Zwischenkriegszeit zum Volkssport. Die Rede vom «Winterparadies» macht die Runde. Und während des Zweiten Weltkriegs heisst es ganz o≈ziell: «Das ganze Volk fährt Ski!»
105 Klassisches Winter vergnügen: Eislaufen in Davos, 1920erJahre.
D
ie SBB publiziert 1931 eine Schweizer Karte als Inserat, um für eine «billige Fahrt zum Wintersport» zu wer1 ben. Darauf markiert sind 180 Ortschaften – die Destina tionen, für welche die Bundesbahn ein Retourbillett zum einfachen Preis verkauft. Orte in den Bergen, etwa St. Moritz, Davos, Engelberg, Grindelwald oder Zermatt, sind darunter. Aber auch viele Dörfer wie Fleurier im Neuenburger Jura, Gänsbrunnen im Kanton Solothurn, Oberdiessbach im Emmental und Speicher im Appenzellischen. Das also ist das Schweizer Wintersportgebiet um 1930. Es beginnt am Rand des Mittellandes, im Jura und in den Voralpen. Skilifte oder Bergbahnen gibt es zu diesem Zeitpunkt in den wenigsten Orten. Aber die Wintersportler schätzen sich schon glücklich, vergünstigt in einen vollen Zug steigen zu können, in dem man sich voller «dickwanstiger Rucksäcke kaum einen Platz» erobern kann, wo es nach «frisch geschmierten Schuhen», «Sportwürsten», «teerigem Skiwachs», «warmem Knusperbrot» und «allerhandsortigem Tabak» riecht, wie es in der SBB-Revue heisst.2 Der Wintersport und vor allem das Skifahren ist um 1930 ein Virus, der breite Bevölkerungsschichten erfasst hat. Der «Skisport nimmt in unserem Lande einen gewaltigen Aufschwung; er ist auf dem Wege, ein richtiger Volkssport zu werden», schreibt der Ski-Verbands-Präsident Karl Dannegger.3 Ende der 1930er-Jahre schätzt man, dass 500 000 der rund 4 Millionen Schweizer und Schweizerinnen Ski fahren.4 Turnriegen haben die «Skifreuden» entdeckt, nicht zuletzt, weil sie im Winter lieber ans Sonnenlicht gehen, als abends in den oft ungeheizten Turnhallen zu frieren.5 Auch die Arbeiterschaft schätzt den Wintersport: 1933 wird in Olten der Ski-Verband des Schweizerischen Arbeiter-Turn- und Sportbundes (Satus) gegründet.6 Skifahren wird auch Teil der Schule, und dies in den Städten: Zürich führt bereits 1924 erste Schulskilager durch. Die Unterkünfte sind einfach, zum Beispiel solche des Militärs. Geschlafen wird auf Strohsäcken.7 Ski gefahren wird sogar in den Städten selbst. Marcel Ditzler aus Basel, Sohn eines ChauΩeurs, erinnert sich, wie er als Siebenjähriger von seinem Götti ein Paar Ski geschenkt erhielt. Er probiert sie am Birsbord aus, zieht unten vor dem Fluss jeweils ein «Chrigeli», eine Art Christiania, den er sich selbst beigebracht hat. Später fährt der 1927 geborene Bursche mit 106 Wintersport überall
einem Kollegen im Tram in die Vororte, trägt in Arlesheim oder in Dornach die Ski einen Hügel hinauf und fährt hinunter.8 Das alpine Skifahren ist die trendigste Wintersportart der Zeit. Aber es gibt auch andere Attraktionen. Alles, was in der Belle Époque vor dem Ersten Weltkrieg erfunden wurde, ist präsent. Die Gesellschaftsspiele auf dem Eis, die sogenannten Gymkhanas, inklusive dem Karneval, und natürlich das Schlittschuhlaufen. Britische Gäste betreiben Curling, aber auch Einheimische entdecken dieses muntere Spiel und gründen eigene Klubs. In Engelberg entsteht die erste Curlinghalle, sodass das Spiel unabhängig vom Wetter betrieben werden kann.9 In St. Moritz spielt man weiterhin im Winter Tennis, allerdings nicht mehr draussen, sondern in der eigens errichteten Halle des «Palace». Auf dem See wird auf Kufen gesegelt und nach Davoser Vorbild eine Rundstrecke für den Eisschnelllauf angelegt, was bald auch Engelberg tut.10 In Gstaad im Saanenland werden wie in St. Moritz und Arosa winterliche Pferderennen veranstaltet, allerdings auf festem Boden. Skikjöring ist ein beliebtes Wintervergnügen; in St. Moritz probiert es ein englischer Adliger sogar mit einem Flugzeug statt einem Pferd als Zugkraft.11 Mancherorts wird Skikjöring auf Strassen, auf denen noch sehr wenige Autos verkehren, betrieben. Strassen werden vielerorts auch als Bobbahnen genutzt, wobei die Kurven ausgebaut und überhöht werden. In den 1920er-Jahren verfügen 34 Orte in der Schweiz über mindestens eine Bobbahn, die da und dort auch für Ske letonfahrten benutzt werden (siehe auch «Mit dem Bob in die Bahn und auf die Strasse», S. 110).12 Zu den Plätzen mit Bobbahnen zählen St-Imier im Jura, Champéry im Unterwallis und Schindellegi im Kanton Schwyz, wo man auf der Strasse nach Pfä≈kon am Ufer des Zürichsees hinunterfährt.13 Die Wintertemperaturen sind in den 1920er-Jahren im Durchschnitt um 0,7 Grad tiefer als in den Jahren nach 2000.14 Eine grosse Attraktion stellen landauf, landab die Sprungschanzen dar. Jeder Wintersportplatz in den Bergen verfügt über eine, aber auch auf dem Gurten bei Bern, in Langnau am Albis, auf dem Weissenstein oder in Sainte-Croix im Waadtländer Jura wird eine Schanze gebaut.15 Ein Rekord jagt den anderen. In Villars VD springt der Norweger Sigmund Ruud im Januar 1933 auf der Bretaye-Schanze 84 Meter weit – Weltrekord. Im Februar schraubt der Schweizer Henri Ruchet diesen am selben Ort auf 87 Meter.16 Skispringen ist das
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106 Relaxen in der Sonne: ober足 halb von Arosa, 1940er足Jahre.
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«Verwegenste, das die winterlichen Berge zu bieten haben».17 Die Zuschauer strömen in Massen herbei, um die tollkühnen Springer zu sehen. Ihre Art, durch die Lüfte zu �iegen, ist weit spektakulärer als der coole V-Stil Jahrzehnte später: Sie rudern hektisch mit den Armen, als seien diese Propeller. Die Fotografen lichten sie meist im vorteilhaftesten Moment ab, nämlich dann, wenn sie die Arme gestreckt über den Kopf halten. Illustrierte berichten mit Fotostrecken von diesen atemberaubenden Auftritten, aber auch von Bob- und Skirennen. Und von den kunstvollen Skulpturen, welche die Strassen mancher Kurorte zieren: beispielsweise Steinböcke, Bären, Wölfe, Eishockey- und Curlingspieler aus Schnee und Eis. «Die Schweiz als Winterparadies», fasst die SBBRevue, die illustrierte Monatszeitschrift der Bundesbahn, die Wintersportlandschaft 1927 zusammen. Auf Englisch heisst das, ein Jahr später, «in the elysium of snow» – ein «Märchenland», eine neue Vorstellung von Paradies.18 Und auf Holländisch «Zwitserland, het Winterparadijs». Das sieht man im Ausland übrigens nicht anders. «Kein Land ist so reich an solchen Paradiesen des Skifahrers wie die Schweiz, deren hoher Ruf als Reiseland, deren überreiche Verkehrsmittel den Besuch der Skiparadiese zu einem wahrlich paradiesischen Schwelgen in Genüssen und Schönheiten erhebt», heisst es in einem 1932 veröΩentlichten Führer für die Skigebiete der Alpen.19 108 Wintersport überall
108
107 Tiefschneefahrt auf Corviglia oberhalb von St. Moritz, 1936. 108 Concours hippique in Gstaad, um 1920.
109
MIT DEM BOB IN DIE BAHN UND AUF DIE STRASSE Erfunden um 1890 in St. Moritz und Davos, wird das Bobfahren rasch zu einem verbreiteten Vergnügen. In der Zwischenkriegszeit erlebt es seinen Höhepunkt. allerdings hielt es wie die Männer mit den Zylindern und fuhr sitzend zu Tal.25 Und so taten es bald alle, die den neuen Sport ausprobierten. Bobfahren war mehr Vergnügen als Rennsport. Es wurde, wie es in einem frühen Protokoll des 1897 gegründeten St. Moritz Bobsleigh Club (SMBC) heisst, als «gesellschaftlicher Sport für Besucher beiderlei Geschlechts und jeden Alters» betrachtet. Und darum verzichtete der SMBC unmittelbar nach seiner Gründung auch darauf, eine vereiste Bahn nach dem Vorbild des Cresta Run zu bauen.26 Lieber fuhr man auf dem gestampften Schnee auf der Strasse von St. Moritz nach Celerina hinunter. Auch in Arosa und Davos wurde schon vor 1900 eifrig Bob gefahren. Und rasch entdeckten weitere Orte das neue
109
Vergnügen Ð per Bob ging es von Les
Auf dem Bild zu sehen sind sechs Männer
mit einem Bob aufkreuzte, war der Ame
Avants nach Chamby oberhalb von Mon
in weissen Pullovern, mit Zylindern auf den
rikaner Stephen Whitney. Er hängte zwei
treux, von Leysin nach Aigle, von Engel
Köpfen, auf einem langen, flachen Schlit
flache «Amerikaner»Schlitten zusam
berg nach Grafenort.27 Im Engadin befuhr
ten sitzend (siehe rechte Seite). Im Hinter
men, indem er ein Brett am hinteren
man mit Bobs auch die Pässe Albula,
grund ein grosses Gebäude. Was haben
Schlitten befestigte und den vorderen mit
Bernina und Maloja.28 Die Strassen waren
sie vor? Eine Art Schlitteda, also eine
einem Bolzen daran einhängte, sodass
im Winter wenig benutzt, vor allem seit
gesellschaftliche Schlittenfahrt? Nein. Sie
er mit diesem lenken konnte. Ende 1888
Züge die Verbindung garantierten.
wollen am ersten Bobrennen teilnehmen.
fuhr er damit erstmals von Davos nach Klosters hinunter. Er war dabei so schnell,
Die Zylinder trugen die Männer
Die Eisenbahn war denn auch einer der Gründe, weshalb sich die Mitglieder
nicht nur beim Fototermin vor dem Hotel
dass sein Schlitten für das International
des St. Moritzer Bobklubs 1903 doch
Kulm in St. Moritz, sondern auch auf dem
Rennen vom Februar 1889 ausgeschlos
entschlossen, eine Bobbahn zu bauen.29
Cresta Run, wo das Rennen stattfand. Im
sen wurde.21 Er fuhr mit dem Einzelschlit
Die Rhätische Bahn erreichte in jenem
Zeitungsbericht stand: «The crew caused
ten und gewann trotzdem.22
Jahr Celerina, was bedeutete, dass die
some amusement by wearing top hats.»
20
Bobfahren war in seiner Anfangszeit
Schmied Mathis baute den ersten Bob
Strasse nach St. Moritz stärker frequentiert war. Am 1. Januar 1904 wurde der Run,
ein GentlemenSport, betrieben von
Whitney dürfte sich für seine Konstruktion
aus Schnee und Wasser gebaut und von
Engländern aus besseren Kreisen, auch
in Nordamerika inspiriert haben. Holz
der Kälte zu Eis gefroren, in Betrieb
wenn beim ersten Rennen ein Schlitten
fäller transportierten Holzstämme auf
genommen, als erste Bobbahn der Welt.30
von Einheimischen dabei war, der von
Schlitten Ð wobei der Anfang und das
einem Sprössling der Hoteliersfamilie
Ende der Stämme auf je einem kurzen
baute eine Bobbahn, ebenso Pontresina,
Badrutt gesteuert wurde.
Schlitten lagen.23 Und Whitneys Entwick
Caux und Montana. In Les Avants, Mürren
Für das erste Rennen durften die
Das Beispiel machte Schule, Davos
lung fand rasch Nachahmer. Der St. Mo
und Engelberg erstellte man eigens
Bobfahrer im März 1892 den Cresta Run
ritzer Schmied Christian Mathis, der 1889
Bergbahnen, um Bobs und Zuschauer be
in St. Moritz benützen. Die Skeleton
den ersten Schlitten aus Stahl schmie
fördern zu können (siehe auch «Schnell
fahrer hatten ihre Saison beendet, und so
dete, koppelte zwei dieser Skeletons mit
in die Berge», S. 69). Der längste aller
war ihnen der Schaden egal, den die
einem Brett. Gesteuert wurde mittels
künstlichen Runs entstand in Grindelwald,
schweren Bobs in der Eisrinne anrichte
Seilen. Das war der erste echte Bob,
mit 4,2 Kilometern beinahe dreimal
ten mit ihren Bremsen, einer Art Rechen,
«Bobsleigh» genannt Ð Bobschlitten.24
so lang wie der Eiskanal von St. Moritz. 31
die vor jeder Kurve gezogen wurden. Skeletons und ihre Vorläufer waren die Basis des Bobsports. Der Erste, der
110 Wintersport überall
Einige Bobfahrer wagten sich beim
J. J. Astor, der amerikanische Inves
ersten Rennen 1892 wie Skeletonfahrer
tor, Erfinder und Hotelgründer, spendete
bäuchlings in die Bahn. Die Mehrheit
in St. Moritz 1899 einen Pokal, den Astor
Cup.32 Ambitionierte Teams sind an ein
Davos oder von den Gebrüdern Bach
Begeisterung fehlt und weil der zuneh
heitlichen Tenüs zu erkennen, Pullovern,
mann im neuenburgischen Val de Travers.
mende Autoverkehr die Strassen auch im
auf die Symbole wie etwa ein grosser
Champion des Bobbaus wurde bald
Winter beansprucht. Ein Inventar ergibt
Käfer genäht ist. Bobfahren ist Teamwork
einmal der Engelberger Sanitärinstalla
1942 noch 14 Bobbahnen, mehrheitlich in
von meistens fünf Leuten, auf das Kom
teur und Schlosser Karl Feierabend.
der Romandie,38 nachdem in der ersten Hälfte der 1920erJahre noch 34 Orte über mindestens eine Bahn verfügten.39 Entgegen dem Trend erstellen Bobenthusiasten in Girenbad im Zürcher Oberland 1951 einen neuen Kanal; 1968 ist er letztmals in Betrieb.40 Ähnlich
ergeht es den Konstrukteuren. Feier abendBobs werden in den 1950erJahren technisch überholt von den italienischen Herstellern Podar und Siorpaes, die beweglichere und schnellere Schlitten bauen.41 Gunter Sachs rettet den Bob Run Zu Beginn der 1960erJahre gibt es welt weit zeitweise nur noch vier Bobbah nen,42 und in der Schweiz existiert bald nur noch eine Möglichkeit, dem Sport zu frönen Ð in St. Moritz. Diese Bahn über lebt, nicht zuletzt dank potenten Gön
110
nern. Der IndustrieErbe Gunter Sachs
mando des Steuermanns legt man sich
Alle drei Produzenten konnten ihre
übernimmt 1969 das Präsidium des Bob
Schlitten schon vor dem Ersten Weltkrieg
klubs St. Moritz und finanziert einen Teil
exportieren. Denn das Bobfahren ver
der Infrastruktur.43 Unter dem Einfluss des
trennte nach 1912 über viele Jahre hin
breitete sich rasch. Wie der Sporthistoriker
Spitzensports wandelt sich der einst sehr
weg die Bobgemeinde in sportliche und
Max Triet schrieb, führte «die Ausstrah
britisch geprägte SMBC. «Das Gesell
in LifestyleFahrer. Bäuchlings oder ventre
lung von St. Moritz» dazu, dass «im gan
schaftsleben darin ist nicht mehr, wie es
àterre zu fahren, bedeutete weniger
zen Alpenraum Bobbahnen wie die
war», sagt Rolf Sachs, Gunters Sohn
Luftwiderstand und mehr Tempo. Deshalb,
Pilze aus dem Boden schossen».36 1914
und Nachfolger als Präsident. Dafür «ist
und weil das Bremsen dergestalt schwie
fanden im deutschen Winterberg die
der Klub viel professioneller» geworden.44
rig ist, wird es 1931 verboten.34
ersten Europameisterschaften statt. 1923
nach links oder rechts in die Kurve.33 Sitzend oder bäuchlings? Diese Frage
Der Run, Schauplatz von 20 Welt
wurde der Internationale Bobverband
meisterschaften und den Olympischen
gegründet, 1924 wurde Bobfahren olym
Rennen 1928 und 1948, wird heute
Eine technische Neuerung sollte das
pische Disziplin (gewonnen vom Team
von den Gemeinden St. Moritz und Celeri
VentreàterreFahren erleichtern: Statt
aus Leysin), 1930 stiegen in Caux die ers
na betrieben. Als mittlerweile einzige
zwei Seilen gab es ein Steuerrad zum
ten Weltmeisterschaften.
Natureisbahn der Welt bauen Männer aus
Schweizer Bobs waren Exportschlager
Lenken. Es bleibt dem Bobfahren bis in
Um 1930 ist Bobfahren auf dem
Südtirol sie zu Beginn jedes Winters
die 1930erJahre erhalten, und noch
Höhepunkt seiner Popularität. Dann aber
mit Schaufeln von Hand aus Schnee und
bei den Olympischen Spielen 1928 be
verliert es allmählich an Zuspruch. Es
Wasser. Sie zu befahren ist ein atem
steht eine Bobbesatzung aus fünf
hat den Nimbus des Neuen verloren, die
beraubendes Erlebnis, mit Tempi bis zu
Mann.35
sen besitzt nun das Skifahren, wie der
130 Stundenkilometern. Taxifahrten
Engländer Hubert Martineau, von 1922
machen es jederzeit möglich. Falls ge
lichen aus einem dicken Brett, das auf ein
bis 1969 Präsident des SMBC, feststellt.
wünscht auch in einem restaurierten,
Gestänge aus Eisen geschraubt war, dar
Die «gesellschaftliche Bedeutung des
75jährigen FeierabendBob.
unter die Kufen. Einzelne Modelle hatten
Sports» habe sich verändert; bis 1928 hät
schon eine kleine Haube, die meisten
ten praktisch alle Bobfahrer in St. Moritz
waren aber komplett offen. Zu bewundern
im «Palace» gewohnt.37 Spätere Bobfahrer
Die Schlitten bestanden im Wesent
sind diese Bobs der ersten Stunde heute
logieren in bescheideneren Herbergen.
in manchem Ortsmuseum.
Viele Orte besuchen sie gar nicht mehr.
Hergestellt wurden sie von spezia
Bis zum Ausbruch des Zweiten Welt
lisierten Handwerkern Ð von Christian
kriegs verschwinden in der Schweiz
Mathis in St. Moritz, August Hartkopf in
viele Bobbahnen Ð weil es an Geld und an
109 Bäuchlings in die Bahn: französische Bobfahrer bei Olympia 1928 in St. Moritz. 110 Mit dem Zylinder in die Bahn: vor dem ersten Bobrennen in St. Moritz, 1892.
111
Direkte Schnellzüge von Amsterdam, Berlin, Calais und Paris bringen Wintergäste nach Chur, Interlaken und Spiez, also an den Fuss der Berge, wo es dann mit sofortigen Anschlüssen weiter in die Wintersportgebiete des Berner Oberlandes und Graubündens geht.45
FOLGEN DES ERSTEN WELTKRIEGS Mitte der 1920er-Jahre übertreΩen die Gästezahlen von St. Moritz die Frequenzen der Boomzeit vor dem Ersten Weltkrieg (für andere Orte existieren keine vergleichbaren Statistiken dieser Periode).46 Zum Glück. Denn der Krieg bewirkte einen herben Einbruch. Das Wegbleiben der Gäste brachte Bahnen in Nöte und manches Hotel der Schliessung nahe. Im Überschwang der Belle Époque war zuvor ein massives Überangebot entstanden. Als nun zahlreiche Hotels überschuldet waren, lobbyierte der Schweizerische Hotelierverein für staatliche Hilfe. Der Bundesrat kam der Hotellerie, die 1913 immerhin 4 Prozent des Bruttoinlandprodukts erwirtschaftet hatte, entgegen.47 1915 erliess er eine Verordnung «zum Schutz der Hotelindustrie». Sie schützte überschuldete Hotels vor dem ZugriΩ ihrer Gläubiger und führte eine Bewilligungsp�icht für Aus- und Neubauten von Hotels ein. Es ist die erste von diversen Staatsinterventionen zugunsten der Tourismusbranche.48 Wesentlicher Teil der Hilfsmassnahmen waren staatliche Kredite, welche die 1921 gegründete Schweizerische Hotel-Treuhand-Gesellschaft gewährte. Schon 1914 hatte der Tourismus-Kanton Graubünden mit dem gleichen Zweck die Bündner Kreditgenossenschaft mithilfe von Gemeinden und der Kantonalbank auf die Beine gestellt.49 Mit deren Mitteln konnte zum Beispiel das Hotel Kulm in St. Moritz, das erste Winterresort der Alpen, vor der Liquidation bewahrt werden.50 Für andere dagegen kam der Schutz zu spät: Die Familie Dufour, die den Wintertourismus in der Romandie begründet hatte, musste ihre Hotels in Les Avants im Ersten Weltkrieg aufgeben.51 Ähnlich erging es einigen Vorkriegsgästen. Die bolschewistische Oktoberrevolution in Russland enteignete die Grossfürsten und sämtliche anderen Adligen, falls sie das Glück hatten, überhaupt zu überleben. Der Zusammenbruch der Kaiserreiche Deutschland und Österreich-Ungarn war für 112 Wintersport überall
111
111 Werbung für die erste Vierer BobWM: Plakat des Büros Jacomo Müller. 112 Eine Bobbahn mit Aussicht: in Grindelwald, 1920er Jahre. 113 Mit dem Bob aus der Bahn: Sturz im Bob Run von St. Moritz, vermutlich um 1920.
112
113
113
114
114 Wintersport 端berall
GRAUBÜNDEN IST DAS BELIEBTESTE ZIEL Hotelübernachtungen in den wichtigsten Wintertourismusgebieten
1258
1383
Graubünden Berner Oberland Waadtländer Alpen Wallis
1933/34
115
114 Skispringen in Gstaad, 1917.
1938/39
191
396 190
138
191
329
333
290
432
925
In Tausend
1944/45
Quelle: Bundesamt für Statistik52
den Adel weniger fatal, aber doch entwürdigend. Ex-Kaiser Karl von Österreich stieg im «Palace» in St. Moritz ab, auf der Flucht – und musste anderntags auf Geheiss der Behörden schon wieder weiterreisen.53 Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs kehren die Fremden zuerst nur zögerlich zurück. Neu gibt es Grenzkontrollen und Visumsp�ichten für die Angehörigen der meisten Staaten.54 Ausserdem haben alle Länder, die Krieg führten, Devisenprobleme. Kriegsverlierer Deutschland, dem von den Siegermächten massive Schuldenzahlungen aufgebrummt wurden, rutscht 1923 in eine Hyperin�ation. Das Geld verliert seinen ganzen Wert. Grundbesitzer und Schuldner allerdings pro�tieren davon, und diese Gutbetuchten sind die Klientel der Schweizer Kurorte. Bald wird es laut: Die Roaring Twenties beleben auch die Berge. Statt des Adels kommen Neureiche und Filmstars. Die Lichtspielkunst steht in ihrer Blüte, und so auch ihre Hauptdarsteller. Hans Albers, Marlene Dietrich, Douglas Fairbanks, Charlie Chaplin und andere besuchen St. Moritz und steigen im «Palace» ab, das Johannes Badrutts Enkel Hans zum PromiHeim macht.55 Auf den Eisfeldern vor dem «Palace» und an115
117
118
116
116 Oberkellner serviert auf dem Eis, St. Moritz um 1935. 117 Hotelier Hans Badrutt, 50 Jahre lang Herr von «Badrutt's Palace». 118 Schauspieler Hans Albers in St. Moritz, um 1930. 119 Schauspieler Charlie Chaplin und Douglas Fairbanks in St. Moritz, 1931.
116 Wintersport überall
derer Luxushotels servieren Kellner im Frack und mit Schlittschuhen den Gästen Drinks. Ein paar der wohlhabenden Gäste ergreifen wie die ersten Wintergäste im 19. Jahrhundert die Initiative, um etwas Spezielles ins Leben zu rufen – den exklusiven Corviglia Ski Club (siehe auch «Charlie Chaplin im Winterzirkus», S. 117).56 Zur gleichen Zeit beginnt sich im Westen der Schweizer Alpen mit Gstaad ein zweiter Ort zum Ziel der Berühmten, Mächtigen und Reichen (siehe auch «Gemeinsam reich sein», S. 210) zu formieren. Zwei Gründe sind dafür massgebend: einerseits die Nähe zu den Westschweizer Städten Lausanne und Genf. Mit dem Tourismuszentrum Montreux ist Gstaad über einen direkten Bahnanschluss verbunden. Andererseits hat 1916 Le Rosey, das teuerste und exklusivste der diversen Internate der Westschweiz, sein Winterquartier in Gstaad aufgeschlagen. Sport ist ein wichtiger Teil der Ausbildung, welche die Schüler befähigen soll, auf jedem gesellschaftlichen Parkett eine wichtige Rolle zu spielen. In den 1930er-
CHARLIE CHAPLIN IM WINTERZIRKUS Eine neue Generation von reichen Gästen kommt in der Zwischenkriegszeit nach St. Moritz: Filmstars. «Alle waren überrascht, als der weltbe
Mittelholzer aus England einfliegen.67
rühmte Filmstar Charlie Chaplin am
Einige der alten Adligen kommen aber
Sonntagnachmittag unangekündigt ins
nach wie vor nach St. Moritz Ð Chaplin
PalaceHotel spazierte», berichtet die
trifft im Lift auf Wilhelm von Preussen,
englischsprachige Gästezeitung Alpine
den deutschen ExKronprinzen, und
Post im Dezember 1931.57 Alle kennen
muss dabei schmunzelnd an seinen Film
den Mann in seiner ikonenhaften Rolle als
Shoulder Arms denken, in dem er dem
Tramp, mit Hut, Rohrstock, Schnäuzchen
PreussenPrinzen eine komische Rolle
und Watschelgang. In St. Moritz ist man
zukommen liess.68
dem grössten Star des Stummfilms schon
Noch publiziert die Gästezeitung
mehrfach begegnet, in der Form eines
Engadin Express & Alpine Post wöchent
Doubles, dargestellt vom Eiskunstläufer
lich die Gästelisten aller Hotels. Und
Harry Witte.58
auf der Strasse zeigen sich die Stars durch aus kontaktfreudig, wie Marcella Maier
Der echte Chaplin kommt, weil sein Schauspielerkollege Douglas Fairbanks,
erzählt, die sich an eine Begegnung mit
ein guter Freund und Geschäftspartner,
Hans Albers erinnert.69 Aber die Reichen
ihn dazu aufgefordert hat. «Ich werde
und Berühmten bilden dennoch eine
frischen Schnee zu deiner Ankunft bestel
geschlossene Gesellschaft. Sie lassen sich
len. Ich erwarte dich», hat Fairbanks in einem Telegramm geschrieben.59 Das hat
nicht einmal von der Weltwirtschafts
119
krise stören. «Eskapistisch, glamourös und
Chaplin offenbar überzeugt. Bisher
Pickford, Adolphe Menjou, Alfred Hitch
zugleich schuldbewusst» geht es im
verspürte er eine Ablehnung den Bergen
cock, Paulette Goddard, Marlene Dietrich,
«Palace» zu und her. Hundert Flaschen
gegenüber. «Ihre bedrohliche Präsenz
Luis Trenker, um nur die Bekanntesten
Champagner köpft Gustav Doebeli, der
gibt mir das Gefühl, überflüssig zu sein»,
zu nennen.
legendäre Barmann des «Palace», in der
gestand der erklärte Egozentriker.60
Treffpunkt der Stars ist das «Palace»,
Hochsaison zum Apéro, und Teddy Stauf
das von Hans Badrutt ( 1876 Ð 1953 ),
fer spielt mit seiner Jazzband zum Tanz
Ende wird sich Chaplin mehr als zweiein
einem Enkel von «Kulm»Gründer Johan
auf.70
halb Monate in St. Moritz aufhalten, von
nes Badrutt, geführt wird. Badrutt bemüht
Mitte Dezember 1931 bis Anfang März
sich um die Berühmtheiten, sein Hotel
schaft der St. Moritzer Hautevolee eine
1932.61 So gut gefällt es ihm hier. Auf Fair
soll kosmopolitisch sein und weder ein
Form: den Corviglia Ski Club. Vom spani
banks` Insistieren hin lernt er Ski fahren,
«Klub alter britischer Familien» wie das
schen Herzog von Alba und dem italie
was sich als viel schwieriger herausstellt,
«Kulm» oder das «Suvretta House» noch
nischen Herzog Sangro eingeladen, sind
als er glaubte, ihn aber begeistert. Er
ein «Tempel des Mammons» wie das
100 Gäste bei der Gründung dabei, da
schaut beim Bob und Skeleton zu, wagt
benachbarte «Grand Hotel».
runter Modeschöpferin Coco Chanel und
Zwei Wochen will er bleiben. Am
sich aber nicht selbst in die Eisrinnen.
65
1930 gibt sich die gemischte Gesell
Autofabrikant Edoardo Agnelli. Das
Und er nimmt am Gesellschaftsleben teil:
Eskapistisch und glamourös
Diners, Bälle, Modeschauen, Wohltätig
Der Zerfall der Kaiserreiche Deutschland,
keitsveranstaltungen.62
ÖsterreichUngarn und Russland am Ende
bis heute (siehe «Gemeinsam reich sein »,
des Ersten Weltkriegs hat die Erschlies
S. 210).
Hier trifft er allerlei Bekanntheiten. Den Autofabrikanten André Citroën zum
sung neuer Märkte für die Luxushotellerie
Beispiel, von dem er sich dessen Raupen
zur Überlebensfrage gemacht. Kriegs
fahrzeug demonstrieren lässt. Lady Edwina
gewinnler und Spekulanten gehören in
Mountbatten, die Frau des zukünftigen
den 1920erJahren zu den Stammgästen,
Vizekönigs von Indien.63 Und auch die
schillernde Figuren wie der griechische
HollywoodDiva Gloria Swanson ist da,
Waffenschieber und Wohltäter Basil
von der es heisst, sie trage kein Klei
Zaharoff.66 Vertreter florierender wie gla
dungsstück zweimal.64
mouröser Branchen kreuzen auf, die
Die Liste der Filmstars, die in
Haus neben der Bergstation der Corviglia bahn wird zum exklusivsten Pistentreff Ð
Kosmetikpionierinnen Helena Rubinstein
den 1920er und 1930erJahren im Winter
und Elizabeth Arden etwa. Der Presse
nach St. Moritz kommen, ist lang
magnat Lord Beaverbrook lässt sich je
wie die Eisenbahnfahrt ins Hochtal. Mary
weils vom Schweizer Flugpionier Walter
117
120
LAWINENFORSCHUNG: Eine Folge des Wintertourismus Eines der Probleme bei der Erschliessung der winterlichen Berge waren die Lawinen. 1917 etwa verschüttete eine von ihnen bei Davos einen Zug, elf Menschen starben.71 Bahn und Strassenverbindungen, die stets offen sein sollen, Stromleitungen und das Skifahren erforderten mehr Wissen über Lawinen. Den Lawinenzügen einfach aus dem Weg gehen, wie das die Bergler seit je taten, war nicht mehr mög lich. Der Bund gab zwar seit Ende des 19. Jahr hunderts Empfehlungen für den Bau von Verbau ungen heraus. Doch das Wissen über die Lawinen basierte bis nach dem Ersten Weltkrieg vor allem auf regionalen und subjektiven Erfahrungen.72 Den «entscheidenden Impuls», Schnee und Lawinen wissenschaftlich zu erforschen, gab
121
ein Deutscher Ð der mit den Schweizer Bergen stark verbunden war: 73 Wilhelm Paulcke, der einstige Davoser Schüler und spätere Skipionier, der als Geologieprofessor in Karlsruhe lehrte. Auf sein Drängen hin gründeten Vertreter des Bundes, der ETH, der Bahnen und verschiedener Kraftwerke 1931 eine «Expertenkommission für Lawinenfor
schung». Geforscht wurde an fünf Orten, Zentrum war Davos.74 Versuche mit dem Abschiessen von Lawinen mithilfe von Minenwerfern wurden gestartet.75 Ab dem Winter 1936 / 37 informierte man via den Schweizerischen SkiVerband über die Schnee verhältnisse und die Lawinengefahr, und auch das Militär begann sich für die Forschungsergebnisse zu interessieren.76 1942 wurde aus der Kommis sion das Eidgenössische Institut für Schnee und Lawinenforschung. Auch wegen des Umstands, dass es während des Zweiten Weltkrieges un gestört arbeiten konnte, wurde es zum weltweit führenden Institut.77
118 Wintersport überall
Jahren gehen hier etwa der zukünftige Schah von Persien und der zukünftige Fürst Rainier von Monaco zur Schule.78 Die Präsenz dieses und anderer Internate im Saanenland hat zur Folge, dass bald auch die Eltern der Zöglinge Gstaad entdecken und die liebliche, voralpine Landschaft lieben lernen. Im märchenhaften «Royal-Hotel and Winter-Palace», das wie ein Schloss über der noch bescheidenen Bauernsiedlung thront, �ndet sich ein angemessenes Logis.79 Die Wintersaison ist zur It-Saison geworden. Das gilt nicht nur für Nobelorte wie Gstaad und St. Moritz, sondern für ganze Regionen. In Graubünden etwa, der populärsten Wintersportregion des Landes, übertreΩen 1931 die Winterdie Sommerfrequenzen. Allerdings geht dieses Wachstum auf Kosten des Sommertourismus: Manche Gäste kommen nun im Winter statt im Sommer in die Berge. 80 Die Schweiz, das Ferienland Nummer eins, hat allerdings Konkurrenz erhalten. Auch in den benachbarten Alpenländern Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich hat man
120 Damit Strassen und Pisten verschont bleiben: Lawinen verbauungen oberhalb von Lauterbrunnen BE. 121 Mit Auto und Ski über den Julierpass, 1930erJahre. 122 Nicht im Sommer: Skifahrerin im Bikini in Arosa, um 1940. 122
den Winter entdeckt und investiert. Mancherorts sind die Bahnen und die Hotels moderner – man hat weder ein Hotelbauverbot noch Vorkriegs-Bergbahnen (siehe auch «Dirndl fordert mondäne Dame heraus», S. 122). Anfang der 1930er-Jahre bricht die Weltwirtschaftskrise aus – die Depression nach der manischen Phase der Roaring Twenties. Wieder bleiben die Fremden aus. Mit verschiedenen Massnahmen versucht man, ihnen die Reise in die Schweiz zu versüssen. Der Bund subventioniert für ausländische Gäste Bahnbillette, das Benzin (siehe auch «Schnell in die Berge», S. 69) und den Geldwechsel: Ausländer dürfen Hotelrechnungen in ihrer eigenen Währung bezahlen, die Hoteliers können die Fremdwährungen beim Staat zu einem �xen Kurs tauschen.81 Die grösste Vergünstigung ist die Abwertung des Schweizer Frankens 1936 um 30 Prozent, mit welcher der Bundesrat den Export von Schweizer Gütern ankurbeln will.82 Augenblicklich machen wieder mehr Ausländer Ferien in der Schweiz.83
Das Auf und Ab der wirtschaftlichen und politischen Weltlage ist lästig. Um es auszugleichen, entdeckt die Fremdenverkehrsindustrie mehr und mehr die Einheimischen. Man suche «in den winterlichen Bergen die Sonne», um der «frostigen Tiefe» zu ent�iehen, heisst es 1936 in der Schweiz, der ehemaligen SBBRevue, die nun von der Nationalen Vereinigung zur Förderung des Reiseverkehrs herausgegeben wird, der Vorläuferorganisation von Schweiz Tourismus.84 AuΩallend häu�g preist die illustrierte Publikation den gesundheitlichen Wert eines winterlichen Bergaufenthalts. Dem Nebel des Tie�andes ent�iehen, die reine Bergluft atmen, die wärmende Sonne geniessen: Es ist genau das, wovon die ersten, oft kranken Wintergäste aus dem feuchten und nebligen England in den Schweizer Bergen ein paar Jahrzehnte früher geschwärmt hatten. Erstmals werden zu dieser Zeit auch Kinder Gegenstand der Wintersportwerbung. Die Eltern werden gebeten, ihre Kinder vom Segen des Bergwinters pro�tieren zu lassen. «Reine 119
123
123 Die Landesverteidigung als touristisches Argument: Plakat von Hans Thöni im Auftrag der Fremdenverkehrswerbung, 1940. 124 Skifahren als Landesvertei digung: General Guisan bei den Armeemeisterschaften 1943 in Adelboden. 124
Luft als das grösste Erhaltungs- und Stärkungsmittel unseres Lebens» gehöre heute «wohl zum ABC eines Erziehers», schreibt die Zeitschrift der Tourismusorganisation.85 Fazit: Wer seine elterliche P�icht wahrnehme, könne miterleben, wie blasse, schwache Kinder aufblühten und bald «braungebrannte Pausbacken» hätten. Um ihren Kindern zu einer gesunden Sonnenbräune verhelfen zu können, brauchen Eltern aber Freizeit. Ferien. Ferien sind denn auch eine Errungenschaft der Zwischenkriegszeit. 1937 haben zwei Drittel der Fabrikarbeiter und -arbeiterinnen bezahlte Ferien, wenn auch nicht viel, nämlich meistens nur eine Woche. Aber 1910 erhielten erst 8 Prozent,
1926 40 Prozent der Arbeiter Ferien.86 Seit dem Ersten Weltkrieg gab es neu auch den arbeitsfreien Samstagnachmittag.87 Winterferien in den Bergen zu machen wird in den 1930er-Jahren auch günstiger. 1935 lanciert Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler sein Reisebüro Hotelplan. Für den Winter 1935 / 36 bietet es erstmals Pauschalarrangements inklusive Skikurs und Generalabo für die Bergbahnen an. Kostenpunkt für eine Woche Skiferien: 70 bis 125 Franken.88 Das Angebot stösst auf grosse Resonanz.89 Bald folgt die Schweizerische Reisekasse dem Beispiel von Hotelplan und führt zudem mit Reisemarken zusätzlich individuelle Vergünstigungen ein.90
121
127
127 Mittagshort auf der Piste: Skilehrer mit Kindern, 1944. 128 Giovanni Testa demonstriert sein «natürliches Skilaufen», 1930erJahre.
Auch die Gewerkschaften bieten ihren Mitgliedern Ferienunterkünfte an. Der Schweizerische Eisenbahnerverband etwa erwirbt 1930 aus dem Nachlass des Hotelimperiums der Familie Dufour in Les Avants das Hotel Sonloup und baut es zum Ferienheim um.115
IN DEN HEIZFERIEN AN DIE SONNE Die Wohlhabenderen unter den Wintergästen fahren mittlerweile individuell in die Berge – mit dem eigenen Auto. Autos galten bis dahin als Sommervehikel, und in Graubünden waren sie bis 1925 mehr oder weniger verboten. In den 1930er-Jahren 124 Wintersport überall
werden Bergstrassen wie jene über den Julierpass ins Engadin oder über den Col des Mosses in den Waadtländer Alpen erstmals vom Schnee geräumt.116 Autozüge verkehren durch die Gotthard-, Lötschberg- und Albula-Tunnels.117 In Grindelwald parkieren Ende der 1930er-Jahre beim Bahnhof Grund der Wengernalpbahn an Sonntagen bereits «bis 100 und mehr Autos».118 Doch bald ist wieder Schluss mit dem vergnüglichen Autofahren. Im Herbst 1939 bricht der Zweite Weltkrieg aus. BrennstoΩe werden rationiert, Autos müssen in der Garage bleiben oder werden gar von der Armee requiriert. Die Schweiz ist nach der Niederlage Frankreichs im Sommer 1940
DAS GELD AUF DEN PISTEN UND STRASSEN AUFLESEN Giovanni Testa war ein Pionier der Zwischenkriegszeit: ein wacher Geist mit eigener Skitechnik und ein «Chrampfer» mit Sinn fürs Tourismusgeschäft. Giovanni Testa war das Kind einer neuen
mert sich um den Haushalt, die drei Kin
Zeit: Als erst wenige Wochen altes Baby
der und erledigt die Näharbeiten fürs
kam er im Herbst 1903 mit seinen Eltern
Geschäft. «Die Eltern haben fast 24 Stun
in der brandneuen Eisenbahn ins Engadin
den am Tag gearbeitet», sagt Renato
gefahren.119
Testa, der jüngste Sohn.125
Sein Vater war Sattler und zog nach
Inneneinrichtung und Gastronomie
dem Bau der Albulabahn von Bergün
sind zwei interessante Geschäftsfelder.
am Fuss des Albulapasses dorthin, wo
Mit dem Nachkriegsboom des Winter
noch Pferde gesattelt wurden: nach
sports prosperieren sie im Schatten der
St. Moritz mit seinen Kutschereien und
kapitalintensiveren Hotellerie und Berg
seinen Verbindungen über den Bernina
bahnen. Ab den 1950erJahren richten
und den Malojapass nach Italien. Schon
die Testas die Villen ein, die am Suvretta
der Grossvater war Sattler gewesen,
hang aus dem Boden schiessen. Livanos,
aus den Bergamasker Bergen nach Chia
Niarchos, von Karajan und Pahlavi heis
venna und dann in die Schweiz gezogen.
sen einige ihrer Kunden. «Das Geld liegt
Giovanni lernte einen Beruf mit mehr
auf der Strasse, man muss sich aber bü
Perspektiven für die Zukunft: Tapezie
cken, um es aufzulesen», pflegt Giovanni
rerInnendekorateur.
Testa zu sagen.126
120
Nebenbei erkundet der Junge die Abenteuer des Wintersports. Skifahren,
Und er lehrt seine Kinder, sich zu
128
bücken, heisst die Söhne, in seine Fuss
Skispringen, Skikjöring. 1928 bestreitet
«Guardia Grischa». Rudolf Rominger,
Testa den 18KilometerLauf an den
ihr prominentestes Mitglied, wird in den
Koch, Renato, der jüngere, Tapezierer
Olympischen Winterspielen vor der eige
1930erJahren viermal Weltmeister.
und Innendekorateur. Tochter Irene schaut
nen Haustür. Er startet für Italien, eine
Testa publiziert, in Zusammenarbeit mit
zum Laden. Bald lenkt Renato, ausge
Einbürgerung ist eine teure Sache.
dem in München lehrenden Physiologie
stattet mit einem wachen Unternehmer
Seine grosse Leidenschaft gilt aller
stapfen zu treten; Plinio, der ältere, wird
Professor Eugen Matthias, mehrere Ski
geist, die Geschäfte. Giovanni, im reifen
dings dem alpinen Skilauf, der vom
ratgeber. Später wird man Testa den
Alter doch noch Schweizer Bürger gewor
Olympischen Komitee noch nicht aner
«geistigen Vater der österreichischen Ski
den, steigt für die CVP in der FDPHoch
kannt ist. Testa gilt als Könner, als Tüftler
technik» nennen, deren bekannteste
burg St. Moritz in die Gemeinde und
und als einer, der es den Leuten erklären
Errungenschaft das Wedeln ist.123 Und Art
Kantonspolitik ein.
kann. 1929 erhält er den Auftrag, eine
Furrer, der Walliser, der in den USA zum
Skischule aufzubauen, die erste öffent
Pionier der Skiakrobatik wurde, sagt:
der Architekt Robert Obrist, der aus dem
liche in der Schweiz (siehe auch «Der Ort,
«Eigentlich habe ich alles von Giovanni
Aargau nach St. Moritz zog und sich als
wo Ski Schule macht», S. 65). Wie kann
Testa gelernt.»
oppositioneller Geist etablierte. Obrist
man das Skifahren in zwei bis drei Wochen
124
«Er wurde sehr geschätzt», sagt
zollt Giovanni Testa und seinen Nach
Ferien erlernen? So lautet die Aufgabe,
Gastronomie und Inneneinrichtung
die er sich stellt. «Natürliches Skilaufen»
Aber der Skilehrer Testa ist nur der halbe
der Testas, aber sie sind gute Unterneh
heisst seine Antwort. Eine Technik, die
Testa. Mit Professor Matthias entwickelt
mer.» 127
darauf angelegt ist, Flieh und Schwer
er einen Skischuh namens «TeMa» (siehe
kräfte möglichst optimal zu nutzen, um so
auch «Wintersport ist auch Design»,
Jahren stirbt, gehören Immobilien und
wenig wie nötig Muskelkraft einsetzen
S. 151). Mit seiner Frau Irene, einer ge
Baufirmen zum Familienbesitz, darunter
zu müssen.
kommen Respekt: «Ich bin kein Freund
Als Giovanni Testa 1996 mit 93
lernten Schneiderin, betreibt er ein
das Inneneinrichtungsgeschäft Lamm,
Geschäft für Inneneinrichtungen. Und
in dem er als junger Mann tätig war,
meinung, der schweizerischen Einheits
schon ab 1928 eine Hütte, dann ein
sowie die Baugeschäfte Christoffel und
technik. Er muss die Skischule St. Moritz
Restaurant in Salastrains, am Rande der
Hartmann, für die sein Vater und sein
verlassen, ja man will ihm das Skilehrer
Piste oberhalb des Dorfes. Frühmorgens
Schwiegervater gearbeitet hatten. Sein
patent entziehen, was erst das Bundes
steht er in der Werkstatt, dann auf der
Sohn Renato wird als «König des Enga
gericht verhindert.122 Testa gründet seine
Piste. Mittags hilft er bei der Ausgabe der
dins» bezeichnet.128
eigene Skischule. Dass die TestaTechnik
Mittagessen, nachmittags erteilt er eine
funktioniert, demonstriert die von ihm
weitere Skilektion, abends arbeitet er
initiierte und betreute Rennfahrergruppe
wieder in der Werkstatt. Seine Frau küm
121
Das bringt ihn in Konflikt mit der Lehr
Es ist eine märchenhafte Familien geschichte italienischer Einwanderer.
125
ZURÜCK ZU DEN ANFÄNGEN Auf den Skiboom folgt eine Gegenbewegung: Die Snowboarder er�nden das Brett neu. Der Aufstieg des Snowboardens markiert eine Renaissance ursprünglicher Wintervergnügen – des Tiefschneefahrens, der Skitouren, des Schlittelns und des Winterwanderns.
244 Die grosse Freiheit abseits der Piste: eine Freeriderin bei Les Diablerets, 2009.
J
ohannes Eisenhut aus Mellingen im Kanton Aargau ist 13 Jahre alt, als er im Fernsehen einen Bericht über ein Brett aus Fiberglas sieht, das die Form eines stilisierten Fischs hat und «Snow�sh» heisst. Mit diesem Sportgerät könne man im Schnee surfen, heisst es. «Das will ich auch. Das muss ich unbedingt ausprobieren», sagt sich der Schüler, der ein begeisterter Skateboarder ist. 1 Weil der «Snow�sh» für ihn viel zu teuer ist, geht er zum Schreiner im Dorf. Vielleicht hat der ja eine Schaltafel. Daraus würde er sich so etwas wie einen «Snow�sh» sägen. Statt die Spitze zu biegen, würde er die Vorderkante einfach abfeilen. Johannes erzählt dem Schreiner von seiner Absicht. Dieser schüttelt den Kopf und verweist ihn an seinen Lehrling: «Der kann dir helfen.» Der Lehrling hat – was für ein Zufall – bereits eine Art Snowboard gebaut. Er verkauft Eisenhut für 30 Franken ein vorne aufgebogenes Sperrholzbrett, das er mithilfe einer Stichsäge tailliert hat. Den Rest fertigt Eisenhut selbst: Als Belag kauft er in einem Baumarkt eine dünne Kunstharzplatte, wie sie zur Abdeckung von Küchenmobiliar verwendet wird. Für die Bindung nimmt er die alten Skischuhe der Mutter, schneidet die Schuhspitze und die Stücke zwischen den Schnallen weg und schraubt den Rest auf das Brett. Mit Gummistiefeln steigt er in die Bindung und zieht die Schnallen zu. Dergestalt geht es auf die Piste, wo er sich das Snowboarden selbst beizubringen versucht. Die Schilderung des späteren Snowboardpro�s und heutigen Werbers erinnert an die Frühzeit des Skifahrens: an den Schreiner Samuel Hnateck in Sils im Engadin, der um 1860 Skis ohne Schaufel fertigte. Und an «Skivater» Christof Iselin aus Glarus, der um 1890 nach der Lektüre von Fridtjof Nansens Auf Schneeschuhen durch Grönland ein Paar Ski schreinerte, um sich das Skifahren selbst beizubringen. (siehe auch «Zwei Latten, eine Revolution», S. 43) Anders als damals sind die verschneiten Hänge in den 1980er-Jahren aber erschlossen und bevölkert. Und das Skivolk wundert sich über die komischen Figuren, die sich auf einem statt auf zwei Brettern auf der Piste versuchen, sich beim Fahren anders bewegen und nicht stillstehen können, sondern in den Schnee hocken, wenn sie anhalten. Manche Skiliftbetreiber sehen ihre Errungenschaften in Gefahr und verweigern zum Schutz ihrer Skiliftspur den Snowboardern den Transport. 222 Zurück zu den Anfängen
Viele Snowboarder weichen aus, gehen einen Hang zu Fuss hoch, um ein paar Schwünge zu machen.2 Oder nutzen, wenn genügend Schnee liegt, wie der Berner Peter Fässler, voralpine Hänge, etwa im Emmental.3 Zuweilen werden die Snowboarder auch schikaniert. Johannes Eisenhut darf sein Brett nicht mit ins Klassenlager nehmen – doch, er darf schon, aber nur unter der Voraussetzung, dass er auch seine Skiausrüstung mitbringt.4 Das ist ärgerlich. Aber auch Ansporn. «Snowboarden war eine Rebellion. Wir waren gegen alle, die uns Vorschriften machen wollten», erinnert sich Eisenhut. Um sich von den Skifahrern abzugrenzen, ziehen er und seine Kollegen CombatHosen an. «Ohne das Skidiktat wäre Snowboarden nie so cool gewesen», sagt er.5 Auch die Zürcherin Evelyne Vuilleumier, eine der ersten Pro�-Snowboarderinnen (siehe auch «Snowboarden war ein Lebensgefühl», S. 225), meint: «Auf dem Snowboard schräg zur Fahrtrichtung zu stehen, das war ein Statement, Ausdruck einer Lebenshaltung, ebenso, dass wir keine Stöcke brauchten.» 6
REBELLION AUF DER PISTE Das Aufkommen des Snowboards Mitte der 1980er-Jahre ist eine Au�ehnung gegen das Establishment, die Erwachsenenwelt der Skifahrer. Es ist der Einbruch einer Jugendkultur in die klassenlose, scheinbar generationenübergreifende Ski gesellschaft. Manche Skifahrer ärgern sich über die Vorwitzigkeit und die zunehmende Präsenz der Snowboarder. «Was die Mountainbiker für die Wanderer, sind die Snowboarder für die Skifahrer: die Pest», schreibt die Weltwoche.7 Statt Ländler oder Schlager, wie sie aus den Lautsprechern an den Skiliftstationen dröhnen, hören die Snowboarder lautstark Hardcore, diesen Mix aus Gitarrenrock und Punk, sowie Rap, den damals neuen Soundtrack des urbanen Schwarzamerika. Musik und Boarden gehören eng zusammen. Soundsysteme werden zum Begleiter von Snowboardwettkämpfen. «Schneller, lauter Sound, der einen antreibt: Das war gut vor dem Start», erinnert sich Evelyne Vuilleumier.8 Auch die Rauschmittel unterscheiden sich von jenen der Skifahrer: Statt Fendant, Veltliner und Ka�-Schnaps zu trinken, kiΩen die Boarder.
245
246
245 Surfen in den Alpen: Peter Fässler unterwegs bei Kandersteg, 1984. 246 Surfen im Emmental: das HoogerBoogerTeam in Gross höchstetten beim Testen seiner Bretter, 1984.
223
247
248
247 Handarbeit: eines der ersten Snowboards von Radical, 1985. 248 Selbst entwickelt: Softbin dung von Radical, 1985.
249 Auf dem Sprung: Evelyne Vuilleumier in der Halfpipe, 1990.
Es sind städtische Jugendliche, die das Snowboarden in die Berge bringen (wo es die Einheimischen rasch für sich entdecken); 9 die ersten Snowboardläden der Schweiz entstehen in Bern, Genf und Zürich. Erfunden haben die neue Sportart die Städter aber nicht. Das Snowboard kommt aus den USA, so wie das Skateboard. Erfunden und entwickelt wurde es in den 1960er- und 1970er-Jahren von begeisterten Surfern, die das Gefühl des Wellenreitens auf dem Schnee suchten.10 Dies tut auch der Zürcher Sportstudent Mark Farner. Beim Wellenreiten in Mexiko gerät er 1980 ins Halluzinieren – aus den Wellen werden Wächten, aus der Gischt aufstiebender Schnee. In Unkenntnis der ersten Snowboards macht er sich zu Hause daran, ein «schneetaugliches Surfbrett» aus Holz und Fiberglas zu bauen, in der Form einem Fisch ähnlich, samt Flossen.11 Er probiert es im Tiefschnee aus. Und ist begeistert. 1984, im selben Jahr, als Peter Fässler in Konol�ngen BE seine ersten «Hooger Booger»-Bretter baut, folgt Far224 Zurück zu den Anfängen
ners erstes Snowboard mit Kanten, mit dem man auch auf den Pisten fahren kann. «Radical» nennt Farner seine Marke, wie auch den Snowboardklub, den er zur selben Zeit zusammen mit dem Winterthurer José Fernandes gründet. Die Schweiz ist das erste Alpenland, auf das der Funke des neuen Sports überspringt. Bei den ersten Europameisterschaften im «Alpin Surfen», wie man die Sportart zuerst nennt, sind im Sommer 1985 auf dem Gletscher von Schnalstal, Südtirol, bei einem Rennen nur Schweizer am Start.12 Mit seinem «Radical Snowboarding Club» geht Mark Farner auch unter die Organisatoren. 1986 initiiert er in St. Moritz die ersten internationalen Schweizer Meisterschaften, ein Jahr später gar die ersten Weltmeisterschaften in St. Moritz und im nahen Livigno jenseits der italienischen Grenze. «Ich wollte die Wettkämpfe an einem Ort mit Ausstrahlung austragen, damit das Snowboarden Aufmerksamkeit und Anerkennung erhält», erklärt Farner die Wahl von St. Moritz.13
SNOWBOARDEN ALS LEBENSGEFÜHL Evelyne Vuilleumier war eine Profi-Snowboarderin der ersten Stunde Ð das hiess auch Organisieren, Redigieren und Schneeschaufeln. Vuilleumier zeigt Fotos von Halfpipes
Als sie erstmals auf einem Snowboard stand, hatte Evelyne Vuilleumier abends
aus jener Zeit. Sie gleichen den Skeleton
überall am Körper blaue Flecken. Denn
und Bobbahnen der Frühzeit. Die Wände
die Piste war vereist gewesen. Am ande
sind im Vergleich zu heute sehr niedrig
ren Tag war es wärmer, der Schnee weich.
und sehen aus wie Schneehaufen. Das
Und Vuilleumier war begeistert. Sie wuss
waren sie im Prinzip auch. «Ich musste
te: «Meine neuen Ski werde ich nie wie
den Ratracfahrern jeweils erklären, wie
der brauchen.» Im Sommer reiste sie statt
man eine Halfpipe baut», erinnert sich die
ans Meer in ein Trainingscamp auf einem
ehemalige Snowboarderin. Die Pisten
Gletscher. Ein Jahr später fuhr die damals
fahrzeuge häuften zwei Wälle an, und
20Jährige bereits Wettkämpfe Ð in ihrem
Vuilleumier und ihre Kollegen schaufelten
ersten Rennen, einem Riesenslalom,
dann die Rundungen in die Haufen Ð
wurde sie Vierte.
eine Woche lang. Fräsmaschinen wie heute
Das sagt zwei Dinge aus: Evelyne
gab es noch nicht.
Vuilleumier war sehr talentiert und ambi
Im Herbst veranstaltete der Iceripper
tioniert. «Ich habe einen kompetitiven
Snowboard Club in Zürich jeweils einen
Spirit, ich trainierte wie eine ¬ Gepickte- »,
Flohmarkt für Snowboardausrüstungen.
sagt sie. Und Ende der 1980erJahre
«Viele, die snowboarden wollten, konn
14
war die Konkurrenz beim Snowboarden nicht sehr ausgeprägt; es war eine Rand sportart. «Es war ein bisschen wie eine Fami lie», sagt Vuilleumier mehr als 25 Jahre später. Anderen Leuten, die mit dem
ten sich die teuren Ausrüstungen nicht
249
leisten. Hier kamen sie günstig zu Brettern
ich machen kann, was ich liebe und dafür
und Schuhen.» Den «Flohmi» gibt es bis
erst noch Geld bekomme», war damals
heute.
ihre Haltung. «Snowboarden war ein Lebensge
Nur zweimal erschien dagegen das Iceripper-Magazin, das Vuilleumier als
Snowboard unterwegs waren, schüttelte
fühl», sagt sie heute. Sechs Jahre lang
Redaktorin betreute. «The Spirit of Snow
man die Hand. In manchen Orten durfte
lebte die junge Frau aus Küsnacht am Zü
board Ð Das Wort, die Botschaft, der
man mit dem Snowboard nicht auf den
richsee vom und fürs Snowboarden. Sie
Glaube», hiess es im Untertitel. Die Ge
Skilift und auch nicht auf die Piste. So
trainierte, fuhr Rennen, anfänglich in allen
stalter legten sich mit potenziellen
stapfte man ein paar Schritte den Hang
Disziplinen. Nach einer Weile konzent
und tatsächlichen Inserenten an, mit der
hinauf, um ein paar Bögen zu ziehen.
rierte sie sich auf Freestyle; 1990 gewann
Folge, dass sich diese zurückzogen.
«Wir waren anders Ð Leute, die sich an der Norm störten. Wir standen eben quer zur Fahrtrichtung», sagt Vuilleumier.
sie den Weltcup der International Snow board Federation (ISF) in der Halfpipe.
Für den Schuhhersteller Raichle, einen ihrer Sponsoren, half Vuilleumier mit, einen Snowboardschuh zu entwi
Ihr erstes Snowboard fertigte sie selbst,
Gejauchzt vor Freude
aus Holz und mithilfe einer Betonpresse
Natürlich ging sie auch «powdern», im
Bisher war man mit Skischuhen gefahren,
von Kollegen, die schreinerten. Den Belag,
Tiefschnee fahren. «Manchmal sind wir in
während die Freestyler und Freerider
die Kanten und die Bindung kaufte sie
der Gruppe gegen Abend auf einen nahen
Bergschuhe, Moon Boots oder die für
im «Beach Mountain», dem ersten Snow
Gipfel gelaufen und erst nach dem Son
Fischer gemachten SorelBoots benutz
boardgeschäft in Zürich. Für die Ober
nenuntergang losgefahren. Da haben wir
ten.15
seite nahm sie einen Stoff mit Tigermuster
gejauchzt vor Freude», erinnert sie sich.
Mit 26 entschloss sich Vuilleumier,
Vuilleumier arbeitete zeitweise im
ein PsychologieStudium zu beginnen.
und lackierte ihn. Beim ersten Einsatz
ckeln Ð den ersten für den alpinen Stil.
Marketing ihres Sponsors Sims und enga
Heute führt sie eine Praxis für Psychothe
gierte sich als Präsidentin im Iceripper
rapie und Meditation in Basel und arbei
mehr um ihr Snowboard kümmern; von
Snowboard Club. Und das hiess: Camps
tet zudem in einer Praxisgemeinschaft in
Sims, einem amerikanischen Hersteller,
im Sommer und Herbst in Gletscherski
Zürich.
erhielt sie einen Vertrag. Weitere Sponso
gebieten organisieren Ð für die Angefres
ren kamen dazu, für die Bekleidung und
senen, die möglichst das ganze Jahr über
Es war ein lässiges Gefühl, Teil einer
die Handschuhe, sowie die Uhrenmarke
ihre Sprünge und Tricks verbessern woll
Pioniergeneration zu sein», sagt sie rück
Swatch. Mit 21 wurde Vuilleumier Profi.
ten. Auch im Winter organisierte der Klub
blickend. Dass sie dabei oft die einzige
solche Lager, etwa in Scuol im Unteren
Frau unter zehn Männern war, sei für sie
gadin.
ein «zusätzlicher Kick» gewesen.
brach das Brett entzwei. Bald musste sich Vuilleumier nicht
Viel Geld verdiente sie damit nicht, aber es reichte zum Leben. «Schön, dass
«Etwas aufzubauen, fand ich super.
225
Autor und Mitautoren
Michael Lütscher, *1962, lebt in Zürich, seit 1982 Journalist, u.a. als Redaktor für Hin-
tergrundthemen, Porträts und Reportagen bei der Wirtschaftszeitung Cash und der SonntagsZeitung. Seit einigen Jahren freiberu�ich. Zahlreiche Publikationen, darunter Eine Stadt, ein Verein, eine Geschichte (Buchverlag Neue Zürcher Zeitung), die Klubgeschichte des FC Zürich. Ursula Bauer, *1947, lebt in Zürich. Medien-
dokumentalistin und Autorin. Diverse Buchbeiträge zu frühen Bergwanderern und Alpentouristinnen, darunter über Elizabeth Main (in Elizabeth Main. Alpinis tin, Fotogra�n, Schriftstellerin, Diopter Verlag). Zusammen mit Jürg Frischknecht Autorin von Zeitreisen. Unterwegs zu historischen Hotels der Schweiz (Mattenbach), Ein Russ im Bergell. Anton von Rydzewsky 1836 – 1913 (Verlag Desertina) sowie acht Lesewanderbüchern. Samuel Burgener, *1987, ist in Saas-Fee
aufgewachsen. Zunächst als Sportredaktor beim Walliser Boten tätig, gehört er seit 2013 der Sportredaktion der Neuen Zürcher Zeitung und der NZZ am Sonntag an. Er schreibt in erster Linie über Eishockey und Fussball. Beatrice Geistlich, *1966, lebt in Zürich und arbeitet seit 1996 als Bildredaktorin,
u.a. bei Keystone und beim TagesAnzeiger sowie für diverse Buchprojekte. Peter Jegen, *1962, ist stellvertretender Ressortleiter Sport der Neuen Zürcher Zeitung. Schreibt seit mehr als 30 Jahren über den internationalen und nationalen Pferdesport. Herausgeber von Die Moy glareStory (Buchverlag Neue Zürcher Zeitung), die von Rennpferden und ihren Menschen handelt. Koautor von White Turf: 100 Jahre Internationale Pferderennen St. Moritz (Gammeter). Adi Kälin, *1959 in Küssnacht SZ. Lic. phil. I, Historiker. Seit rund 30 Jahren Journalist,
arbeitet als Redaktor im Ressort Zürich bei der Neuen Zürcher Zeitung. 2012 Publikation des Buchs Rigi – mehr als ein Berg (Hier + Jetzt). Max Keller, *1943 am Bodensee. Handels-
mittelschule in St. Gallen, Hotelausbildung mit Kochlehre, Hotelfachschule in Lausanne. Verschiedene Funktionen in europäischen Luxushotels, darunter im
272 Anhang
«Gstaad Palace». Generaldirektor u.a. des «Peninsula» in Hongkong und von «Badrutt’s Palace» in St. Moritz ( 1980 – 1990 ). 2006 VeröΩentlichung von Via St. Moritz nach Hongkong und zurück (Buchverlag Neue Zürcher Zeitung), Geschichten aus seiner Hotel-Laufbahn. Lebt seit dem Ende seiner Hotelkarriere mit seiner Frau in Dänemark. Christof Kübler, *1956 in Thusis. Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Soziologie an der Universität Zürich. Mitarbeit / Assistenz am Institut für Denkmalp�ege an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich, dann Assistent am Lehrstuhl für moderne und zeitgenössische Kunst der Universität Zürich. Publizistische Tätigkeit im Bereich Kunst-, Architektur- und Kulturgeschichte. Ab 1996 Kurator am Schweizerischen Landesmuseum, 2005 – 2008 Chefkurator und Mitglied der Geschäftsleitung. Seit 2009 freiberu�ich und Geschäftsleiter der Firma «querverweise gmbh». Roland Küng, *1953 in Chur. Ehemaliger Pilot, arbeitet bei der LuftwaΩe im Bereich Systemmanagement von Radarsystemen. Führt seit rund 30 Jahren das «Flugarchiv Graubünden», eine private Sammlung von Dokumenten zur Fliegerei in Graubünden, aber auch anderen Gebieten der Schweiz und des Auslandes. Zahlreiche Publikationen zum Thema Fliegerei in Graubünden. Silvio Margadant, *1947 und aufgewachsen in St. Moritz, Dr. phil I., Historiker, 1980 – 2012 Staatsarchivar des Kantons Graubünden. Vorstandsmitglied historischer und kulturhistorischer Institutionen. Verfasser mehrerer Arbeiten zur Geschichte Graubündens, darunter mit Marcella Maier St. Moritz. Strei�ichter auf eine aus sergewöhnliche Entwicklung (Gammeter).
Sepp Renggli, *1924, war Sportchef von Radio DRS, Leiter des DRS-Radiostudios Zürich und von 1987 bis 1995 Kolumnist bei der Weltwoche. Er berichtete über 18 olympische Winter- und Sommerspiele und ungezählte Sportgrossanlässe auf allen Kontinenten. Verheiratet und Vater von zwei ebenfalls sportjournalistisch tätigen Söhnen.
Impressum
Diese Publikation erscheint im Auftrag der Gemeinde St. Moritz und der Bürgergemeinde St. Moritz.
Bibliogra�sche Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliogra�e; detaillierte bibliogra�sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2014 Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich Konzept, Redaktion: Michael Lütscher, Zürich Mitarbeit Archivrecherchen: Silvio Margadant, Haldenstein Bildredaktion: Beatrice Geistlich, Zürich Lektorat: Regula Walser, Zürich Gestaltung, Satz: Bernet & Schönenberger, Zürich Druck: Somedia, Chur Einband: Buchbinderei Burkhardt, Mönchaltorf
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