W. Rössler, H. Danuser: Burg aus Holz - Das Burghölzli.

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inhaltsverzeichnis

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Vorwort

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Spurensuche

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Bildsequenz «Burg aus Holz» I, Im Licht des Indian Summer (Hans Danuser)

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1 . TE I L :

K LI N I K - U N D P S Y C HIAT RI E G E S C HI C H T E

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Bewegte Zeiten. Die Gründungsgeschichte (Wulf Rössler)

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Die Direktoren und ihr Einfluss auf die Psychiatrie (Paul Hoff)

Der Irrenhausstreit Die Unheilanstalt Der Struwwelpeter-Dichter als Gutachter (Susanne Walitza und Siebke Melfsen)

Auguste Forel: «Alles befand sich in höchster Aufregung» (Wulf Rössler) Rheinau: Eng mit dem Burghölzli verbunden (Franz G. Otto, Stefan Vetter) Adolf Meyer: der Zürcher in den USA (Wulf Rössler)

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«Das fremde Psychische objektiv erfassen» – Carl Gustav Jung am Burghölzli 1900–1909 (Angela Graf-Nold) Ein Streitgespräch. Eugen Bleuler, Emil Kraepelin, Carl Gustav Jung und Sigmund Freud im fiktiven Dialog (Paul Hoff)

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Sechzig Jahre Leben und Arbeit am Burghölzli (Jules Angst)

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Der dumme Jakob wird zum geachteten Zeichner. Porträt des Jakob Laager (Christian K. Schmid)

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Moderne Zeiten. Wie sich eine Klinik neu erfindet (Wulf Rössler; Cristina Zilioli, Fotos)

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Die wichtigsten Ereignisse in der Übersicht

Jules Angst: Autobiografie

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Bildsequenz «Burg aus Holz» II, Im Frühlingslicht (Hans Danuser)

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2 . TE I L :

AUSS E N SI C H T E N ZUR P S Y C HIAT RI E

AR C H I T E K T UR 120 128 132

Anstalten machen (Jörg Stollmann) Die Poesie des Innenraums (Daniel Libeskind) Räume der Depression (Philip Ursprung)

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Bildsequenz «Burg aus Holz» III, Im Licht des Herbstnebels (Hans Danuser)

D ARS T E LL E N D E K U N S T , F I L M U N D T H E A T E R

143 150 156 162

Kino als psychischer Apparat (Elisabeth Bronfen) Gott ist brav (Juri Steiner) Die Bühne als Spiegel der Seele (Barbara Villiger Heilig) Unser privates Reich (Robert M. Wilson)

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Bildsequenz «Burg aus Holz» IV, Im Winterlicht (Hans Danuser)

L I T E RAT UR 173 178 184

Mein Burghölzli (Adolf Muschg) Kunst und Krankheit, Wahn und Wissen (Peter von Matt) Der Riss in der Mauer. Eine Ideenflucht auf den Spuren von Otto Gross (Stefan Zweifel)

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Bildsequenz «Burg aus Holz» V, Im Licht des Mittsommers (Hans Danuser)

B I L D E R , G E S E LLS C H A F T S B I L D E R U N D W I SS E N S C H A F T S D I S K URS

201 214 220

Menschenbildgebungsverfahren (Gerd Folkers) Der Wahnsinn hat kein Gesicht (Michael Hagner) Das Burghölzli und das «Unterholz» der Psychiatrie (Jakob Tanner)

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Anmerkungen und Quellen Dank Herausgeber, Autorinnen und Autoren Bildnachweis

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grundriss erdgeschoss der ganzen anlage der Irrenheilanstalt f端r den Kanton z端rich mit angaben zur Bepflanzung von architekt Johann caspar Wolff. august 1864, federzeichnung, laviert, auf Papier.

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vorwort

Für die Zürcher Bevölkerung repräsentiert der Name Burghölzli die lokale Irrenanstalt, für ­einen Grossteil der Psychiatriefachleute in der halben Welt hingegen eine sagenumwobene Ikone der Psychiatriegeschichte. So mag es einem Mitarbeiter der Klinik peinlich sein, am Hauptbahnhof in ein Taxi zu steigen und zu murmeln: «Zum Burghölzli, bitte.» Der Mitarbeiter hat dann möglicherweise den unausgesprochenen Wunsch, der Taxifahrer möge ihn nicht für einen Patienten halten – was allerdings beim prüfenden Blick in den Rückspiegel nicht gänzlich ausgeschlossen ist. Der gleiche Mitarbeiter wird hingegen mit erkennbarem Stolz auf einer internationalen Tagung zu seinem Kollegen sagen: «I come from Zurich, the Burghölzli, you know.» In der Regel kann er sich eines anerkennenden, vielleicht sogar ehrfürchtigen Nickens seines Gegenübers gewiss sein, als ob die Leistungen der berühmten Vorgänger sich auf die gegenwärtige Wissenschaftsproduktion fruchtbringend auswirken könnten. Und vielleicht wird der zeitgenössische Forscher aus Zürich in der Einleitung eines Fachartikels einflechten: «As already Eugen Bleuler, former Director oft the Burghölzli Hospital, mentioned.» Mit der Umbenennung des Burghölzli in Psychiatrische Universitätsklinik ist da fast niemandem gedient. Weder dem Taxifahrer, der keine Ahnung hat, wo denn die Psychiatrische Universitätsklinik steht, noch dem Fachkollegen aus dem Ausland, dessen Verehrung ausschliesslich dem Burghölzli gilt. Aber die Institution selber repräsentiert beides: Versorgungs- und Universitätsklinik. Aus ihr sind eine Reihe Professoren und Wissenschaftler hervorgegangen, die zum wichtigen Teil der Wissenschaftsgeschichte ihres Faches geworden sind. Es war eine glückliche Fügung, dass wir uns am Collegium Helveticum begegneten, der Künstler Hans Danuser und Wulf Rössler, Klinikdirektor und langjähriger Vorsteher des Medizinischen Direktoriums an der Psychiatrischen Universitätsklinik. Das Collegium Helveticum ist eine von der Universität Zürich und der ETH Zürich gemeinsam getragene, interdisziplinäre Forschungseinrichtung, die den Austausch zwischen Natur- und Geisteswissenschaften sowie Medizin und Kunst fördert. Es wurde ein spannender Annäherungsprozess zwischen

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Psychiatrie und Kunst, gerade weil das eigene Selbstverständnis und die Erwartungshaltung der Gesellschaft an die jeweils andere Disziplin kaum unterschiedlicher sein könnten. Die Psychiatrie sucht in jedem Zeitenwandel immer von Neuem nach einer Definition einer gültigen Norm, einer nachvollziehbaren Normalität. Die Kunst arbeitet in ihrem Kern aber an deren Auflösung. Hans Danuser hat in Folge dem Burghölzli, dieser Ikone der Psychiatrie, eine fotografische Arbeit gewidmet und sich dabei in einem ersten Schritt im materiellen Sinne dem Burghölzli angenähert und in seinem Atelier auf einem traditionellen Bildhauer-Drehtisch eine Burg aus Holz geschaffen, die dem ganzen Projekt den Namen gab: «Burg aus Holz», eine ironische Brechung des scheinbar so übermächtigen Namens Burghölzli. Dieses Objekt hat er in mehreren Sequenzen in wechselndem Tageslicht über die vier Jahreszeiten fotografiert, wobei sich Atelierboden, Bildhauertisch und die Burg über das gleiche Material, das Holz, verbinden. Es entsteht das Bild einer Burg auf einem Hügel: Damit wird das Burghölzli zur Skulptur, zur Burg aus Holz, und frei für Interpretationen. In einer Weiter­führung der Skulpturen- und Porträtfotografie gibt Hans Danuser der Burg aus Holz unterschiedliche und oszillierende Identitäten, und die Drehung des Objektes ermöglicht unerwartete Ein-, Durch- und Aufsichten. Die im Buch zwischen den einzelnen Kapiteln eingefügten fünf grossformatigen Bildsequenzen legten so eine Basis zum gemeinsamen Projekt: einer Annäherung ans Burghölzli. Ein-, Durch- und Aufsichten vermittelt der Inhalt dieses Buchs – es bietet Innen- und Aussensichten. Die Innensichten zeigen psychiatrische Experten aus verschiedenen Feldern auf. Wulf Rösslers Beiträge rahmen als «Bewegte Zeiten» und «Moderne Zeiten» die Innensichten ein. Seine Beiträge schildern die Entstehungsgeschichte der Klinik in der Mitte des 19. Jahrhunderts und beschreiben die Entwicklungen bis ins auslaufende 20. und beginnende 21. Jahrhundert. Eine Bewertung der Neuzeit, ihrer Protagonisten und ihrer jeweiligen Leistungen unterbleibt mit Absicht, denn die jüngsten vier Jahrzehnte wird eine nachkommende Generation mit etwas Distanz genauer kommentieren und einordnen können. Die «Modernen Zeiten» schliessen mit der Bemerkung, dass die Krise des Burghölzli nach dem Abgang einer grossen Generation von Psychiatern zu Beginn der 1990er-Jahre erfolgreich bewältigt wurde, allerdings um den Preis des Verlusts einer gewissen Unverwechselbarkeit. In den ersten Jahren nach der Jahrtausendwende hat das Burghölzli aber wieder eine ­enorme Innovationskraft entwickelt und eine Reihe wegweisender Bausteine der psychiatrischen Versorgung für die Schweiz initiiert. Die Forschung in Zürich konnte sich wieder erfolgreich international und in einer zuvor nie erreichten Breite etablieren. Paul Hoff ist als psychiatriegeschichtlicher Experte ein Wagnis eingegangen und hat ein nie stattgefundenes Streitgespräch zwischen den wichtigsten Protagonisten der Psychiatrie des beginnenden 20. Jahrhunderts entwickelt. Eugen Bleuler, Emil Kraepelin, Carl Gustav Jung und Sigmund Freud debattieren über Kernbegriffe der Psychiatrie und Psychologie. Ein wahr-

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lich vergnügliches, fiktives Gespräch, das die Leserin und den Leser auf spielerische Art in eine schwierige Thematik einführt. Paul Hoff porträtiert auch die Direktoren des Burghölzli und hat die wichtigen Meilensteine der Burghölzli-Geschichte zusammengestellt. Eine Fussnote dieser Geschichte ist der Name des deutschen Psychiaters Heinrich Hoffmann, der vor dem Bau der Klinik als Gutachter nach Zürich gerufen wurde. Er wäre wohl in Vergessenheit geraten, hätte er sich nicht auf andere Weise gewissermassen unsterblich gemacht: Er ist der Autor des Struwwelpeter, jenes nicht unumstrittenen Kinderbuchs, das er für seinen Sohn Carl gedichtet und gezeichnet hat. Es ist bemerkenswert, wie Hoffmann mit dem Zappel-Philipp oder dem Suppen-Kaspar schon damals jene Störungsbilder bei Kindern und Jugendlichen beschrieben hat, die uns heute bestens bekannt sind. Susanne Walitza und Siebke Melfsen beschreiben das Leben und Werk Heinrich Hoffmanns. Jules Angst, langjähriger Forschungsdirektor des Burghölzli und weltweit anerkannter Wissenschaftler, hat von 1951 bis 1994 an der Klinik geforscht und gearbeitet. Viele seiner wichtigen Arbeiten sind noch nach seiner Emeritierung entstanden. In einem persönlichen Beitrag zeichnet Jules Angst ein eindrückliches Bild der damaligen Zeit. En passant erwähnt er Namen zahlreicher Weggefährten, die – wie er selbst – zu einem prägenden Teil der Psychiatriegeschichte geworden sind. Wie in jeder Klinik lebten auch im Burghölzli Menschen oft viele Jahre als «Insassen» (ein bis vor wenigen Jahren üblicher, aber abwertender Begriff für Psychiatriepatienten). Einer davon war Jakob Laager. Diese Menschen führten meistens ein äusserst bescheidenes Leben, fast ohne eigenen Besitz. Ihr Schicksal gab in vielen Ländern den Anstoss für Reformen des Versorgungssystems. Die teils entsetzlichen Lebensbedingungen in den Anstalten führten zu deren Charakterisierung als Schlangengruben. Die Versorgungsbedingungen für die Langzeitpatienten waren in der Schweiz zwar bei Weitem nicht so schlimm wie anderswo – allerdings mit der Folge, dass die Reformen hier auch deutlich später einsetzten als in vergleichbaren Ländern der westlichen Welt. Auch wenn die Langzeitpatienten äusserlich häufig «abgestumpft» (ein anderer abwertender Fachbegriff) schienen, hatten sich viele eine innere Kraft und Eigenwelt bewahrt, die allerdings selten nach aussen drang – es sei denn, man liess sie zum Beispiel zeichnen: Jakob Laager hat mit festem Kohlestrich Gegenstände seiner Lebenswelt zu Papier gebracht. Er ist – wenn man ihn denn kategorisieren möchte – ein Art-brut-Künstler. Sein Leben und Sterben wird von Christian Schmid beschrieben, der ihn als psychiatrische Pflegeperson über viele Jahre begleiten durfte. Nach den Innensichten tragen zur Aussensicht Wissenschaftler, Künstler, Literaten, ­Philosophen und Historiker bei. Alle waren gebeten, einen fachlichen oder persönlichen Bezug zur Psychiatrie oder zum Burghölzli herzustellen. Einem Flaneur gleich streifen diese Beiträge durch die Psychiatriegeschichte. Kleine Beobachtungen bieten den Stoff zu Reflexionen – oder anders ausgedrückt: Die Psychiatrie im Allgemeinen und das Burghölzli im Speziellen bieten

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die spiegelnde Oberfläche für die jeweils eigenen Projektionen. Unterbrochen und ergänzt werden diese Textbeiträge mit grossflächigen Szenenbildern von geschichtsträchtigen Schauplätzen aus der Welt der Psychiatrie in Film, Theater und Oper, die den gesellschaftlichen Diskurs zur Psychiatrie und ihre öffentliche Wahrnehmung wesentlich mitgeprägt haben. Den Reigen zum Stichwort Psychiatrie und Architektur eröffnet Jörg Stollmann, der – wie andere Autoren auch – sein Erschauern in der Nähe einer psychiatrischen Anstalt beschreibt. Mit feiner Ironie beschäftigt er sich als Urbanist unter anderem mit der Frage, ob er und seine Freundin – angenommen, beide wären gerade im Burghölzli hospitalisiert – sich dort jemals begegnen würden. Lesen Sie, wo sich die beiden möglicherweise doch treffen würden. Der Architekt Daniel Libeskind reflektiert, was die Architektur zum Heilungsprozess beitragen kann. In radikaler Abkehr von der Idee, dass gebaute Strukturen eo ipso heilend wirken – die psychiatrischen Kliniken des 19. Jahrhunderts waren baulich eine Mischung aus Spital, Gefängnis und Erziehungsanstalt –, konstruiert er architektonische Räume als subjektives Produkt der inneren Welt der Beteiligten. Klinikbauten unterstützen die Gesundungsprozesse der Betroffenen, aber sie sollen nicht Taktgeber sein. Sie sollen den Menschen keine Vorgaben machen, sich nicht aufdrängen. Daniel Libeskind gibt uns Einblicke in seine Arbeit. Der Architekturtheoretiker und Historiker Philip Ursprung stellt sich die Frage, ob uns der Blick auf psychische Krankheiten helfen kann, bestimmte Phänomene der Architektur besser zu verstehen und umgekehrt. So charakterisiert er beispielsweise die Monotonie und Homo­genität mancher Städte oder die Trostlosigkeit mancher Vorortsiedlungen als Architektur der Depression. Gerade die Star-Architektur – frei in ihrer Formensprache und deshalb ohne zeitlichen oder historischen Bezug – sei charakteristisch für die Räumlichkeit der Depression. Das Burghölzli ist kein Bau eines Star-Architekten. Es ist konventionell, gemäss den Vorstellungen seiner Zeit, vom Zürcher Staatsbauinspektor Johann Caspar Wolff geplant worden. Einige Verzierungen und Vorsprünge der Fassade fielen dem Spardiktat zum Opfer. Wenn wir die Ikone Burghölzli zu fassen versuchen, gibt die Gebäudehülle wenig her. Es handelt sich um einen Klinikbau, wie er in Europa vielfach vorkommt. Die Beklemmung, die sich in der Nähe einer psychiatrischen Klinik so leicht einstellt, ist nicht dem Gebäude geschuldet, sondern dem, was mutmasslich hinter den Mauern einer solchen Klinik stattfindet. Dies führt uns zum zweiten Akt unserer Aussensichten – der darstellenden Kunst: zu Film und Theater. Die Kultur- und Literaturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen nutzt die Metapher des von Freud konzipierten «seelischen Apparats», der das Es vom Ich und Über-Ich trennt. Das immer wiederkehrende Spiel der (hervorbrechenden) Triebe und deren Verdrängung wird von Elisabeth Bronfen am Beispiel des Films The Night of the Hunter aus dem Jahr 1955 dargestellt. Auch das Burghölzli hatte seinen Anteil an der Entwicklung der Psychoanalyse. ­Eugen Bleuler war den psychoanalytischen Theorien mehr zugeneigt als die meisten der Psychiatrieprofessoren seiner Zeit. Er förderte die Forschung von Carl Gustav Jung, der 1900 als

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­ ssistenzarzt ins Burghölzli eingetreten war und dort neun Jahre forschte. Die Therapeutin A und Psychiatriehistorikerin Angela Graf-Nold schildert detail- und kenntnisreich die Zeit Jungs am Burghölzli, einschliesslich seiner nicht einfachen Beziehung zu Sigmund Freud. Zwar hat C. G. Jung den Status eines Burghölzli-Direktors nie erreicht, aber er ist weltweit wohl die bekannteste Persönlichkeit, die hier gewirkt hat. So wie der seelische Apparat von Freud als Bühnenraum konzipiert wurde, sieht die Theaterkritikerin der Neuen Zürcher Zeitung, Barbara Villiger Heilig, auch die Bühne als Spiegel der Seele. Die Bühne als Guckkasten fokussiert den Blick auf die Szene. Wir nehmen einerseits voyeuristisch, andererseits persönlich betroffen am Geschehen teil. Das Theater bietet einen Fundus von archetypischen Situationen, die der Arbeit des Psychiaters im psychotherapeutischen Dialog mit seinen Patienten entsprechen: sowohl beobachtend als auch sich identifizierend. So sind die Patienten zu gleichen Teilen Objekt und Subjekt. Der Kunsthistoriker Juri Steiner nimmt eigene Erfahrungen mit dem Burghölzli – einmal als Proband zur Erforschung von Psychosen mittels Halluzinogenen, ein anderes Mal als Besucher einer mit ihm verwandten Patientin – zum Anlass, darüber nachzudenken, wie fragil die menschliche Persönlichkeit ist. Er definiert die (psychisch) Kranken und Aussenseiter als Experten in Sachen Zerbrechlichkeit, gewissermassen als das diplomatische Korps des Reichs der Willkür und des Schicksals. Er schlägt den Bogen zu ihrer Kunst, der Art brut. Der Theaterautor, Theaterregisseur und Maler Robert Wilson nimmt die persönliche Bekanntschaft mit zwei, auf unterschiedliche Art psychisch beeinträchtigten Menschen als Ausgangspunkt seiner Psychiatriereise. Er lotet den Grenzbereich der Normalität aus. Poetisch schliesst sein Beitrag mit der Anmerkung, dass das Burghölzli ein Ort ist, an dem Normal-Sein und Nicht-normal-Sein, oder Eine-Rolle-Spielen und Sich-selbst-Sein, aufeinandertreffen. Der Schweizer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Adolf Muschg, aufgewachsen in Zürich, schildert seine Beklemmung, wenn er in die Nähe des Burghölzli kam, des «Irrenhauses», dessen Bau er zwischen Palast und Kaserne einordnet. Er berichtet von der psychischen Erkrankung der Mutter, der es während langer Krankheitsjahre «gelang», nie ins Burghölzli eingeliefert zu werden. Auch wenn er später im Leben immer wieder Kontakt zum Burghölzli hatte, ist ihm die Klinik ein Beispiel dafür, dass «die Hochsitze unserer Vernunft an den Abgrund gebaut sind». Der Literaturwissenschaftler Peter von Matt schlägt einen Bogen von den Vorsokratikern («Wer nicht verrückt ist, kann kein wahrer Künstler sein.») in die Moderne, wo viele Künstler und Literaten die Grenzen des Ver-rücktseins überschritten haben. Peter von Matt stellt die irritierende Frage, ob die Dichter geistig gestört und die geistig Gestörten schöpferisch seien? Sein Nein kommt mit «seltsam zögernden Vorbehalten». Peter von Matt hält fest, dass «im 20. Jahrhundert Texte und Bilder, die in der (psychischen) Krankheit entstanden sind und bis dahin nur als traurige Symptome des Zerfalls galten, als eine Kunst sui generis erkannt» wurden.

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Der Philosoph, Literaturkritiker und Publizist Stefan Zweifel wendet sich dem Psychiater, Psychoanalytiker und Anarchisten Otto Gross zu, dessen Wege das Burghölzli Anfang des 20. Jahrhunderts mehrfach gekreuzt haben. 1902 liess sich Gross bei Eugen Bleuler wegen seiner Kokainsucht behandeln und trat 1908 wegen seines Suchtproblems erneut in die Klinik ein, wo er sich von C. G. Jung behandeln bzw. analysieren liess. Durch seine Flucht aus dem Burghölzli setze er dieser Behandlung aber ein Ende. Stefan Zweifel unterbreitet keineswegs eine wissenschaftliche Abhandlung der Gross’schen Biografie, sondern führt die Leserin und den Leser auf einem Streifzug durch die irrlichternde Welt der Boheme und der Künste sowie der Literaten der Jahrhundertwende und den Beginn des Dada, von der St. Petersinsel bis ins Cabaret Voltaire in Zürich. Den Abschluss des Reigens der Aussensichten bilden drei Beiträge zu den Stichworten Bilder, Gesellschaftsbilder und Wissenschaftsdiskurs. Der Pharmakologe und Direktor des C ­ ollegium Helveticum, Gerd Folkers, äussert sich zu Menschenbildgebungsverfahren, ein ­Titel, der poetisch auf die Philosophie der Neurowissenschaften verweist. Anhand vieler ­(historischer) Beispiele belegt er die subjektive Interpretation «objektiver Befunde». Mit Blick auf die Ver­fahren zur Darstellung des Gehirns charakterisiert Folkers die entstandenen Bilder als ­«Verführungsoberfläche». Er kommt zum Schluss, dass wir heute mehr vom Menschen wissen als jede Generation vor uns, dass wir aber noch nie weiter vom Individuum entfernt waren. Der Wissenschaftsforscher Michael Hagner wendet sich den fotografischen Zeugnissen der Geisteskranken zu. Die Technikbegeisterung des 19. Jahrhunderts hatte die Psychiatrie dazu verführt, im physiognomischen Ausdruck die jeweilige psychische Erkrankung erkennen zu wollen – eine Auffassung, die lange Zeit auch am Burghölzli Bestand hatte. Die Antwort auf die Frage, ob die neuen bildgebenden Verfahren zur Darstellung des Gehirns tatsächlich den Geisteszustand abzubilden in der Lage sind, überlässt Hagner der Zukunft. Die Aussensichten werden vom Historiker Jakob Tanner abgeschlossen. Zunächst gibt er eine historische Einordnung der Entstehungsgeschichte des Burghölzli. Er macht uns mit dem von Erving Goffman eingeführten Begriff «Unterholz» vertraut, der auf von aussen kaum wahrnehmbare innere Herrschafts- und Abhängigkeitsstrukturen hinweist. Wenn wir bisher auf der Suche nach der Ikone Burghölzli waren, verweist Jakob Tanner feinsinnig darauf, dass unser Blick nicht nur an den Wipfeln des Waldes haften bleiben, sondern auch das Unterholz beachten sollte. Deshalb gilt der letzte Satz all den Patienten, mit denen und durch die – wie es Juri Steiner ausdrückt – der historische Ort Burghölzli, dieser Koloss, aus Prinzip unvollendet bleibt, denn er wird sich auch künftig weiterentwickeln und sich fortwährend mit seinen ­Patienten und seinem Personal verändern. Wulf Rössler

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Hans Danuser


Hans danuseR, «BuRg aus Holz» I, Im lIcHt des IndIan summeR, 2 – 7

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1. teIl:

KliNiK- uND P s YC h i aT r i E gEsChiChTE

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Wulf Rössler

Bewegte Zeiten Die Gründungsgeschichte

Die Psychiatrie ist ein junges Fach der Medizin. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts erlangten spezialisierte Einrichtungen für die Versorgung psychisch Kranker und Behinderter grössere Bedeutung. Die bürgerliche und industrielle Revolution in Europa bildet hierzu den staatspolitischen Hintergrund. In der Zeit der Aufklärung kümmerten sich die Staaten Europas vermehrt um die soziale Fürsorge ihrer Bürger. Es entstanden staatliche Alters- und Fremden­heime, ­Waisenhäuser, Kindergärten und erstmals auch Irren- und Idiotenanstalten. Zuvor w ­ aren die «Irren» zusammen mit Kriminellen in Zuchthäusern untergebracht. Allein in Deutschland wurden zwischen 1800 und 1860 insgesamt 94 psychiatrische Anstalten neu eingerichtet. Teilweise entstanden sie durch Umwandlung ehemaliger Klöster, Abteien und Schlösser. Insbesondere die Klöster wurden im Rahmen der Aufklärung einer anderen Nutzung zugeführt. Die Psychiatrie verstand sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter dem Einfluss der Romantik weniger als medizinische Disziplin denn als aufgeklärte oder spekulative moralthera­ peutische Humanitätspsychiatrie.1 Menschen mit «verwirrten Sinnen» und «entordneter Vernunft» sollten aus dem vermeintlich pathogenen Milieu ihres Lebensfeldes heraus­genommen werden, um im idealen Milieu einer psychiatrischen Anstalt die «verlorene Ordnung ihres ­Lebens und ihres Geistes» wiederzufinden.2 Die Isolation abgeschiedener Anstalten in der ­Stille und Ruhe, geografisch weit entfernt von den städtischen Ballungsräumen, schien die ange­messene Behandlungsmethode, um den Patienten von möglichst allen krankmachenden ­Einflüssen ­fernzuhalten.

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Bis heute ist das «grosse Ärztebüro» der «marktplatz» für alle Ärztinnen und Ärzte. zu zeiten manfred Bleulers fand dort der morgenrapport unter Beteiligung aller Berufsgruppen statt. Bleulers dienstzimmer lag direkt daneben.

analysen wurden im klinikeigenen labor durchgeführt, in dieser Hinsicht war das Burghölzli autonom. Heute ist der grossteil der analysen in zentrallabors mit spezialisierten geräten ausgelagert. foto um 1950.

auch in früheren Jahrzehnten gab es zeiten der überfüllung – damals mit matratzenlagern in den gängen der schlafsäle.

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Blutentnahmen durch Ärzte wurden unter pflegerischer assistenz durchgeführt. Heute tragen weder Pflegepersonal noch Ärzte eine dienstkleidung.

die Insulin-schockbehandlung war bis in die 1950er-Jahre eine gängige therapie in der Psychiatrie. durch die Verabreichung von Insulin wurde eine künstliche unterzuckerung her bei geführt. der Patient fiel in ein Koma, unter umständen gefolgt von einem Krampfanfall. das Koma wurde durch traubenzuckerinfusionen oder eine Injektion von glucagon be endet. die methode wird wegen der gefährlichen nebenwirkungen und der zweifelhaften Wirkung seit langem nicht mehr angewendet.

sauberkeit und Hygiene waren für Jahrzehnte Kernbestandteil der institutionellen ordnung. die einhaltung der Reinigungsvorschriften wurde streng überwacht.

elektrizität als therapeutisches mittel spielte in der Psychiatrie immer eine grosse Rolle. die Kurzwellentherapie diente der erwärmung und besseren durchblutung. Wirkung und nebenwirkungen waren gering. Viel bedeutender war die elektroschocktherapie, die früher als Inbegriff einer unmenschlichen psychiatrischen massnahme galt. Heute wird die elektrokrampftherapie in narkose durchgeführt – zu einem eigentlichen Krampfanfall kommt es heutzutage nicht mehr. die Indikation ist auf schwere Krankheitsbilder eingegrenzt. die therapie ist nachweislich wirksam.

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«Stadtasyle» als Gegenkonzept Ein völlig entgegengesetztes Grundsatzprogramm der Versorgung psychisch Kranker ent­wickelte Wilhelm Griesinger. Aus seinen ätiologischen Überlegungen, dass «in den psychischen Krankheiten jedes Mal Erkrankungen des Gehirns zu erkennen»3 sind, leitete er folgerichtig ab, dass die Psychiatrie eine selbstständige medizinische Disziplin, frei von poetischen und moralistischen Einflüssen,4 werden müsse. Vor diesem Hintergrund entwickelte er Reformpläne für die Versorgung psychisch Kranker, die auf die Integration der Psychiatrie in der medizinischen Versorgung abzielten. Er forderte in Ergänzung zu den Heilanstalten, die aufgrund ihrer ländlichen Lage mit Erholungs- und Arbeitsmöglichkeiten für die – in heutiger Terminologie gefasst – langfristige Rehabilitation psychisch Kranker geeignet seien, sogenannte Stadtasyle5 für die kurzfristige Behandlung akut Erkrankter im Verbund mit den Allgemeinen Stadtkrankenhäusern. Wilhelm Griesinger ist insofern von grosser Bedeutung für das Burghölzli, weil er in den 1860er-Jahren als Professor für Innere Medizin in Zürich an den Konzeptarbeiten der Klinik mitwirkte. Soweit erkennbar, sind aber keine seiner – aus heutiger Perspektive weitsichtigen – Versorgungsideen in die Planung eingeflossen. Er verliess Zürich 1868, zwei Jahre vor Eröffnung des Burghölzli, und folgte einem Ruf an die Berliner Klinik Charité. So verlor Zürich den ersten designierten Direktor, bevor die Klinik überhaupt eröffnet worden war. Erst aus Berlin meldete sich Wilhelm Griesinger mit einigen kritischen Überlegungen zur Planung ­wieder, was in Zürich zu deutlichen Irritationen führte. Vor allem bestand die Sorge, dass ­unnötig Geld ausgegeben worden sein könnte. Die Zürcher Psychiatriegeschichte 6 Anfang des 19. Jahrhunderts waren in Zürich psychisch Kranke im alten Spital im PredigerQuartier zusammen mit körperlich Kranken und Bedürftigen sowie Kriminellen untergebracht. 1817 folgte der Bau einer ersten Irrenheilanstalt mit 23 Einzelzellen im alten Spitalareal. Schon bald zu eng, wurde ein Neubau diskutiert. Bereits 1839 wollte man auf Vorschlag der Spezialbaukommission für die heilbaren Geisteskranken Räume im Neubau des kantonalen Krankenhauses reservieren. Die Integration in die somatische Medizin war aber nicht einer besonderen Fortschrittlichkeit geschuldet, sondern der Sparsamkeit und Bequemlichkeit dieser Lösung. Die Krankenhausaufnahme-Kommission unter der Leitung des Internisten Johann Lukas Schönlein lehnte diesen Vorschlag strikt ab: «Vor allem glauben wir, der Grundsatz, die Irren von den Kranken ferne zu halten sey consequent beyzubehalten, in dem das Gegenteil eine wirkliche Entstellung des sonst so gut und schön gebauten Krankenhauses wäre, welches hoffentlich ein Musterhaus für Krankenhäuser werden wird.»

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generationen von medizinstudenten haben auf den harten stühlen des Hörsaals ihre psychiatrische ausbildung absolviert. erst 2008 wurde er modernen standards angepasst.

die Psychiater genossen früher eine breite ausbildung. Kleinere eingriffe wurden im eigenen operationssaal durchgeführt.

Persönliche Rückzugsräume waren in der früheren Psychiatrie nicht vorgesehen – auch nicht bei der Körperhygiene.

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DEr IrrENHaussTrEIT

Die Dominanz der Ökonomie im Gesundheitswesen und die Diskussion zwischen Medizin und Administration, wer im Spital das Sagen hat, sind nicht neu. Dies zeigt der «Irrenhausstreit» über die Führung des Burghölzli, der bereits wenige Jahre nach der Gründung der Klinik entbrannt war. Der Streit kostete dem ärztlichen Direktor und dem Verwalter des Burghölzli das Amt. Wie freiwillig die jeweiligen Rücktritte waren, ist nicht ganz klar. Jedenfalls beschäftigte diese Auseinandersetzung eine vom Regierungsrat bestellte Kommission, eine Reihe von Gutachtern, ein grosse Zahl von Zeugen beider Seiten und natürlich alle Medien. 1878 verfasste der nach acht Jahren Tätigkeit am Burghölzli zurückgetretene Verwalter J. Schnurrenberger eine Denkschrift – eher eine umfassende Rechtfertigungsschrift. Diesem Büchlein fehlt es ebenso wenig an Bösartigkeit wie den vorgängigen Angriffen seiner Gegner. Der ärztliche Direktor Prof. Hitzig hatte dem Verwalter Schnurrenberger diverse Verfehlungen vorgeworfen, nicht nur in der Buchhaltung, sondern auch zum Beispiel im Hinblick auf die Ernährung der Patienten oder deren Anstaltsbekleidung. Auch gab er Schnurrenberger die Schuld an periodisch auftretenden Typhusfällen aufgrund mangelnder

Rund vier Jahrzehnte dauerten die Planungen für die psychiatrische Klinik in Zürich. Bis zu ihrer Eröffnung gab es schon eine Reihe anderer psychiatrischer Kliniken in der Schweiz: in Genf und Neuenburg, in Münsterlingen, Pirminsberg, Bern und Solothurn. Einer der Gründe für die lange Planungsperiode in Zürich war wohl, dass im 19. Jahrhundert keine wirklichen therapeutischen Möglichkeiten zur Behandlung psychisch Kranker zur Verfügung standen. So wurde in der Architektur selbst ein Therapeutikum gesehen, die Irren zur Vernunft zu bringen. Ob und wie die Gebäudeteile zueinander stehen, wie und wo man den Irren Freiräume gewähren bzw. sie trennen und isolieren musste, wurde in der Psychiatrie des 19. Jahrhunderts intensiv diskutiert. Das Burghölzli ist als Bau eines von vielen Beispielen der Klinikplanungen dieser Zeit. Gleichwohl ist das Burghölzli «schöner als ein Grossteil der zeitgenössischen Anlagen, dessen Architekt Wolff Sinn für Zurückhaltung hatte und sich der realistischklassizistischen Tradition nicht ganz entziehen konnte».7 Ein wesentlicher Unterstützer beim Bau einer neuen psychiatrischen Klinik in Zürich war der Regierungspräsident und Arzt, Ulrich Zehnder. 1851 veranlasste er eine kantonale Irrenzählung, die Folgendes ergab: 1218 Geisteskranke (666 Frauen und 552 Männer), wovon 283 an einer melancholischen Krankheitsform litten; 307 waren wahnsinnig und 628 blödsinnig. Rund ein Fünftel der Irren waren im alten Zürcher Spital untergebracht, vier Fünftel lebten bei ihren Familien. Bezogen auf eine kantonale Wohnbevölkerung von 250’000 Menschen, zeigten diese Zahlen eine besonders hohe Rate an psychisch Kranken, rund zweieinhalbmal so viele, wie entsprechende Zählungen in Deutschland und Norwegen ergeben hatten. Es ist nicht erforscht, wie die Medien damals auf diese Zahlen reagierten. Heute wäre dies sicher eine Schlagzeile wert. Spektakulär ist der Vergleich mit dem aktuellen Wissen: Laut damaliger Zählung waren rund 5 Promille der Bevölkerung «irr». Heute gehen wir davon aus, dass 25–30 Prozent der Bevölkerung pro Jahr einer psychiatrischen Behandlung in irgendeiner Form bedürfen. Auch nach der Irrenzählung hielt Regierungspräsident Ulrich Zehnder an seiner Idee einer neuen psychiatrischen Anstalt fest. Den ursprünglichen Impetus konnte er aber nicht aufrechterhalten, weil eine schwere Wirtschaftskrise Zürich erschütterte. Die Pläne für eine neue

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Latrinenreinigung. Im «Irrenhausstreit»

Irrenanstalt kamen nur schleppend voran, und man rückte schon in der ging es aber auch um die Frage, ob Prof. frühen Planungsphase wieder davon ab, eine reine Irrenanstalt einzu- Gudden, ein Vorgänger von Prof. Hitzig, das Burghölzli resignativ verlassen habe, richten, und erweiterte das Konzept zu einer Heil- und Pflegeanstalt. weil schon er mit den Zuständen nicht Hier setzte Wilhelm Griesingers Kritik in seinen späteren Schriften mehr einverstanden war. Offiziell hatte Gudden die Klinik wegen eines bessean: Nach seinem Dafürhalten wurden solche Heil- und Pflegeanstalten ren Stellenangebots verlassen. Diskutiert eingerichtet, weil es an therapeutischen Möglichkeiten in den Irrenan- wurde auch, ob der andere Vorgänger Prof. Huguenin, von Verwalter stalten mangelte und die betroffenen Patientinnen und Patienten nicht Hitzigs, Schnurrenberger zum Verzicht auf das mehr entlassen werden konnten. Sie mussten dann in staatliche Pflege in Amt gedrängt worden sei. Hitzig fordiesen Anstalten übernommen werden. Diese Entwicklung dokumen- derte jedenfalls, dass der Verwalter ihm unterstellt werde müsse, um eine zureitierte die Erfolglosigkeit der therapeutischen Bemühungen. chende Führung der Anstalt sicherzuErst 1858 verfasste Ulrich Zehnder eine Denkschrift zuhan- stellen. Ein eigentlicher Gewinner dieses Streiden des Regierungsrats, dem er selbst als Präsident angehörte. Der tes ist nicht auszumachen. Eher scheinen Regierungsrat beauftragte darauf die (wiederum von Zehnder prä- alle Beteiligten verloren zu haben. Hitzig wurde jedenfalls wegen seines Ansinsidierte) Spitalpflege, über diese Denkschrift ein Gutachten abzuge- nens, die alleinige Leitung des Burghölzben. Die medizinisch-chirurgische Gesellschaft, der Zehnder bis 1851 li übernehmen zu wollen, von der kantonalen Kommission gerügt: Eine einvorgestanden hatte, zeigte sich erfreut, dass die Denkschrift wohl- heitliche Leitung gebe es schon in Form wollend entgegengenommen worden war: «Wo es sich um das Wohl der Sanitätsdirektion, der sowohl der als auch der ärztliche Direktor der Armen und Unglücklichen handelt, hat Zürichs Volk noch stets Verwalter unterstellt seien. Verwalter Schnurrenfreudig dem Rufe der Menschlichkeit und der Stimme seines Gewis- berger unterstellte Prof. Hitzig mit seisens gehorcht und es wird auch diesmal tun, wo es den Ärmsten und nem Antrag einen Angriff «auf die republikanische Organisation der Anstalt». Unglücklichsten, den Geisteskranken gilt.» Ähnlich äusserte sich die Er vermutete in Hitzig einen in «starren Spitalpflege. In der Folge hatte sich auch der Regierungsrat bereit er- monarchisch absolutistischen Begriffen und Vorurtheilen erzogenen Preussen». klärt, auf das Anliegen einer neuen psychiatrischen Klinik näher einzutreten, sobald der Fonds aus freiwilligen Beiträgen eine erhebliche Summe erreicht haben werde. Angestrebt wurde eine Heil- und Pflegeanstalt für 200 bis 240 Patientinnen und Patienten, mit Betonung der Heilanstalt. Ein Areal von 25 bis 30 Jucharten8 sollte für den Betrieb ausreichend sein. Man war sich aber im Klaren, dass damit die für psychisch Kranke gebotene Isolierung nicht hinreichend möglich war. – Hier bedarf es einer Erklärung des Prinzips der Isolierung: Im 19. Jahrhundert war die vorherrschende Fachmeinung, dass die Irren aus ihrer krankmachenden Umgebung herausgenommen, also isoliert werden müssten. Heute sind sich nahezu alle Experten darüber einig, dass das wesentliche Prinzip darin besteht, die Betroffenen innerhalb der gewohnten Umgebung zu behandeln und zu betreuen. 1860 hatte die beauftragte Spezialkommission die Rahmenbedingungen für die Planungen abgeschlossen. Die Grundzüge wurden einer Reihe von weiteren Experten zur Beurteilung vorgelegt, denn im Grossen Rat (Kantonsparlament) gab es erhebliche Widerstände gegen den Neubau. Die angefragten Experten änderten aber nur noch Details und stimmten

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der gemüsegarten diente jahrzehntelang der selbstversorgung. Heute ist die landwirtschaftliche Betätigung bei Patientinnen und Patienten wieder sehr beliebt. die Beschäftigung mit der natur vermittelt das gefühl, wieder «geerdet» zu sein.

Keine andere tätigkeit symbolisiert die althergebrachte Psychiatrie mehr wie Korbflechten. trotzdem war die einführung einer Beschäftigung in den alltag der Patienten ein meilenstein. zuvor vegetierten die Patienten in abgeschlossenen Räumen dahin – nicht selten angekettet.

der sogenannte unterhaltungssaal vermittelt nach heutigen Vorstellungen nur wenig freudvolles. auch die Pflanzen vermögen die sterile atmosphäre nicht wesentlich aufzulockern.

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der Planung prinzipiell zu. Da die neue Anstalt auf dem Lande lie- D I E u N H E I l a N s T a l T gen sollte, wurden zwei Grundstücke überprüft, das eine auf der 1912 prangerten die Protest-Zeitschriften Die Wahrheit und Die Laterne9 die Weid, das andere in Riesbach. Dem Grundstück in Riesbach wurde Zustände im Burghölzli an. «Wie viele der Vorzug gegeben und mit der Burgholz-Genossenschaft ein güns- gehen da oben dem geistigen Marasmus, der Versimpelung, entgegen, die ganz tiger Kaufpreis von 56 Rappen pro Quadratmeter ausgehandelt. Spä- normal und also auch geistig gesund ins ter wurden noch die Wirtschaft Stephansburg und weitere kleinere Burghölzli gesteckt wurden, damit nach Verschwinden von der Bildfläche Grundstücke hinzugekauft. Den Bauern wurde der Landverkauf ihrem ein Widerstand gegen Gelüste und Wündadurch schmackhaft gemacht, dass sie einen grossen Teil ihrer Pro- sche derer, die ein grosses Interesse an dukte an die Anstalt würden verkaufen können. Ausserdem kämen diesem Verschwinden hatten, beseitigt war?» Das fragte Die Wahrheit. die Verwandten und Bekannten der im Burghölzli betreuten Patien- «Stiehlt einer aus einer besseren Familie, tinnen und Patienten zu Besuch, und auch sie würden die Produkte oder noch besser, es erschiesst einer einen anderen oder treibt sonst das der in der Nachbarschaft tätigen Bauern kaufen. scheusslichste, was es auf der Welt gibt, Einige Diskussionen gab es über die Lage der Klinik. Zuerst der noch Mammon besitzt, wird er zur psychiatrischen Beobachtung ins Burgwurde erwogen, den Neubau auf dem Hügel zu errichten. Dagegen hölzli, anstatt in das entehrende Zuchtgab es Einwände: Der Ausblick auf die blendende und sonnenglän- haus, gesteckt, wo man die ‹geistige Zerrüttung› und damit die Unzurechnungszende Fläche des Sees würde die Patientinnen und Patienten noch fähigkeit subito und ohne Zeitverlust schwermütiger stimmen. Deswegen wurde der Bauplatz am Fusse herausdividiert.» klappe aber nicht immer: «Wir wisdes Hügels festgelegt. Allerdings spielten auch materielle Gründe eine Das sen auch von anderen […] die entlassen bedeutende Rolle. Auf dem Hügel wären zum einen erhebliche Ter- werden mussten, weil es dem ‹Aufentrainarbeiten nötig gewesen, zum anderen hätte der Bau eine entspre- halte im Burghölzli› nicht gelungen ist, den kerngesunden, geistig normalen chend repräsentative Fassade benötigt, da die Klinik dann von weit Mann verrückt zu machen. Ein neuer Burghölzli-Skandal könnte den Ruf eiher sichtbar gewesen wäre. ner Koryphäe, einer Kapazität non plus Der Architekt und Staatsbauinspektor Johann Caspar Wolff ultra, […] beschädigen.» (in heutiger Terminologie der Kantonsbaumeister) bekam im Herbst Die Laterne startete gleichzeitig einen direkten Angriff auf Eugen Bleuler: «Beim 1862 den Auftrag, ein erstes Projekt auszuarbeiten. Im Jahr darauf Regierungsrat von Zürich und anderen wurde sein Vorschlag einer auswärtigen Expertenkommission vorge- Amtsstellen sind schon viele Klagen über die Irrenanstalt Burghölzli und legt, der unter anderem der berühmte Architekturprofessor Gottfried die Gepflogenheiten des Leiters, Herrn Semper angehörte. Die Kommission sollte den Entwurf auf mögliche Professor Bleuler, eingelaufen, ohne dass Kostenersparnisse hin prüfen. Sie verlangte darauf den Verzicht auf Giebel und Vorsprünge an den Haupt- und Hoffassaden. Am 27. Januar 1864 stimmte der Grosse Rat dem Bau der Klinik zu und bewilligte einen Kredit von 2,2 Mio. Franken. Danach erfolgte eine weitere Reduktion des Bauvolumens durch den Verzicht auf die geplanten Turmzellen sowie die Isolierzimmer. Es folgten diverse weitere «Scharmützel» zwischen den Experten Wilhelm Griesinger (der inzwischen in Berlin war) und Bernhard von Gudden, der zum ersten Direktor des Burghölzli bestimmt worden war. Einer der Experten war auch der Psychiater Heinrich Hoffmann, der von 1851 bis 1888 Direktor der Anstalt für Irre und Epileptische in Frankfurt am Main war. Dass wir uns

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deswegen irgend etwas getan worden wäre. Wie ein mittelalterlicher Landvogt schaltet der Rebbergbesitzer, Abstinenzfanatiker und Autoritätspsychiater Professor Bleuler in seiner Domäne, und kein Mensch hat den Mut, ihm den Riegel zu stossen.» Die Laterne hatte kurz zuvor eine Protestschrift veröffentlicht: Meine Erlebnisse im Burghölzli, hiess die Broschüre von Albert Meier, alt Gemeindepräsident von Schlieren. Kritisiert wurde schon 1912, dass im Burghölzli aus rassenbiologischen und sozialen Gründen Versuche mit der Sterilisation an Kriminellen gemacht wurden. In Zürich gebe es kein Gesetz, das solche Eingriffe gestattet, kritisierte Die Laterne. Auch Bleulers Ehefrau geriet ins Schussfeld. Frau Professor Bleuler-Waser sei «die stärkere Ehehälfte», und sie mache Propaganda für ihre «Fürsorgestelle für Alkoholkranke». «Die Frau Professor verknüpft die Reklame geschickt mit einem rührenden Histörchen, das dartun soll, dass im Burghölzli keine sogenannten ‹Alkoholkranken› aufgenommen werden können, während es tatsächlich nur der Erklärung der Ehefrau bedarf, um einen überdrüssigen Alten als ‹gefährlichen Alkoholiker› sogar ohne ärztliche Untersuchung, dauernd im Burghölzli zu verwahren. Die Hauptsache ist, dass die Zahlungen nicht ausbleiben. Eine ‹Fürsorgestelle (!) für Alkoholkranke› unter der bewährten Leitung von Prof. Dr. Bleuler-Waser, dem derzeitigen Direktor der Irrenanstalt Burghölzli in Zürich, müsste für unzählige Familien den Untergang bedeuten.»

heute an seinen Namen erinnern, liegt weniger an seiner Tätigkeit als Psychiater, sondern vielmehr daran, dass er Autor des berühmten Kinderbuchs Struwwelpeter war (siehe «Der Stuwwelpeter-Dichter als Gutachter», Seite 38). 1865 wurde mit dem Bau der Klinik Burghölzli begonnen. Staatsbauinspektor Johann Caspar Wolff, der sich im Laufe der Jahre auf mehreren Reisen verschiedene Psychiatriekliniken in Europa angesehen hatte, legte sein Amt nieder und leitete den Bau als freier Architekt. Ende 1869 war das Burghölzli vollendet.

In den anfängen der Psychiatrie gab es keine spezialisierte ausbildung für Pflegepersonen. eine anstellung als Wärter war auch häufig eine nebentätigkeit, um einen kargen lohn aufzubessern. foto aus dem Jahr 1900.

das Burghölzli war für Jahrzehnte eine in sich geschlossene gemeinschaft, zu der auch eine Berufsfeuerwehr gehörte. auch frauen beteiligten sich – allerdings nur in der zweiten Reihe (siehe foto). die feuerwehr wurde erst 2010 end gültig abgeschafft.

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Im ersten Jahrhundert seiner existenz war das Burghölzli für viele sogenannte Insassen ein «lebensort», an welchem sie Jahre oder Jahrzehnte verbrachten. die arbeitstherapie gab diesen menschen eine tagesstruktur und die möglichkeit, ein paar franken zu verdienen, geld, das sie zum Beispiel für den Kauf von zigaretten ausgeben durften.

Patientinnen wurden auch am Webstuhl beschäftigt.

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geschlechtsneutrale Berufsbezeichnungen gab es früher nicht. die tätigkeiten der «Pflegerinnen» waren typische frauenarbeiten. ein Blick in den gemeinschaftsraum während einer arbeitspause, um 1950.

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ChrisTiaN K. sChMiD

Der Dumme Jakob wird zum geachteten Zeichner PoRtRÄt des JaKoB laageR (21. 1. 1937 – 28. 9. 1998)

Die Zeiten, in denen Jakob Laager gezeichnet und seine Bilder gemalt hat, sind vom heutigen Klinikalltag so weit entfernt, dass es schwerfällt, diese «andere Psychiatrie» wieder aufleben zu lassen. Damals war es der Psychiatrie ein Anliegen, auch chronischen Patienten Asyl zu gewähren. Die heutigen Behandlungsrichtlinien mit dem Schwerpunkt der Akutbehandlung waren erst zu erahnen. Jakob Laager hat einen grossen Teil seines Lebens im Burghölzli verbracht. Ich lernte ihn Mitte der siebziger Jahre kennen, noch in meiner Ausbildung. Mir war damals nicht bewusst, wie lange wir miteinander zu tun haben würden. Er war einer von vielen chronischen und leicht schrulligen Patienten, die in ihren dunklen Anzügen diese Stationen und das Areal der Klinik prägten. Ernsthaft und schwer wirkende Gestalten, die aus der Nähe betrachtet viel von den oft zitierten «Narren» an sich hatten, wie wir sie auf alten Illustrationen finden. Männer, die abweisend, verschlossen wirkten, und doch liess sich an ihrer Mimik, ihrer Gestik und dem manchmal bizarren Verhalten ablesen, dass sie im Innern eine lebhafte Welt fühlten. Jakob Laager erlebte ich als einen dieser Patienten, doch es wäre vermessen zu sagen, dass ich ihn seit jener Zeit gekannt hätte. Denn wie viele andere Langzeitpatienten nahm er nicht gleich zu jedem «Neuling» Kontakt auf. Der damalige Klinikalltag war geprägt von jahrelangen Beziehungen der Patienten zu ihren Pflegenden. «Frischlinge» wurden zuerst während

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Monaten, wenn nicht Jahren, von allen Seiten gemustert und geprüft, bevor sich die Patienten ihnen öffneten. Deshalb habe ich Jakob Laager erst viel später kennengelernt. Er b­ estimmte, wann man ihn kennen durfte, und noch war ich nicht auserwählt. Auf der damaligen Station F1, in einer für ihn fast familiären Atmosphäre, hat Jakob Laager durch seine prägnanten Kohlezeichnungen vieles ausdrücken können, was ihm verbal nicht gelang. Das Malatelier war für alle Patienten dieser Station frei zugänglich. Hier fanden sie vielerlei Materialien und konnten sich – ohne einem therapeutischen Druck ausgesetzt zu sein – bildnerisch ausdrücken. Jakob Laager war durch seine aussagekräftigen Schwarz-WeissZeichnungen bekannt. Mitte der Neunzigerjahre wurde aus der ehemals personell meist unterdotierten Langzeitstation eine Pflegeeinheit, die chronische Patienten fördern und sie nach Möglichkeit in Einrichtungen ausserhalb der Klinik platzieren wollte. Das Malatelier bot die Chance, die Patienten vermehrt mit der Aussenwelt in Kontakt zu bringen. Bilder und Zeichnungen erschienen dem Behandlungsteam unter Leitung von Karen Mai das ideale Medium, um zwei Welten zu verbinden. Dazu wurden Ausstellungen organisiert, Zeichnungen von Jakob Laager waren immer dabei, und sie waren ein Bestandteil der Ausstellungserfolge. In diesen Jahren hat Jakob Laager mich schrittweise in seine Welt gelassen, und er hat mir ermöglicht, an seiner Kunst teilzuhaben. Wobei der Begriff Kunst hier wohl nicht ­be­rechtigt ist, denn Jakob Laager selbst hat seine Werke nie als Kunst gesehen – im Gegenteil. Immer hatte er ein leicht ironisches Lächeln im Gesicht, wenn jemand seine Zeichnungen als Kunst bezeichnete. Jakob – er wollte Jakob genannt werden – hatte zuerst im Verstohlenen gezeichnet, fast immer mit Kohle. Er benutzte anfänglich abgebrannte Zündhölzer, um auf kleinen, ­gefundenen Papierschnitzeln seine Sicht der Dinge darzustellen. Wurde er dabei beobachtet, hat er das Papier sogleich zerknüllt und vernichtet. Erst Karen Mai ist es gelungen, ihn mit viel Geduld und Zuneigung mutiger zu machen. Nach und nach nahm er zufällig hingelegte Zeichenkohle und Papier an und zeichnete in kurzen Momenten seine für ihn typischen Formen. Es entstand zum Beispiel der «Ballonmann», ein schwebender Mann, die Ballone die er hält, schwer wie Betonklötze. Lange Zeit verging, bis Jakob es zuliess, dass jemand anwesend war, wenn er zeichnete. Immer war er leicht verlegen, wenn er gelobt wurde. Wenn sein Werk gefiel, machte er es meist mit einem kurz gemurmelten «Das ist doch nichts Besonderes … aber gut ist es, oder?» herunter. Danach zeigte er umso mehr Freude. Ihn zu beobachten, wenn seine eine Hand die rauchende Pfeife hielt, während die andere mit flinken und prägnanten Bewegungen über das Papier fuhr, war immer ein Erlebnis. Jakob hatte die Gabe, schon auf dem leeren Blatt seine fertige Zeichnung zu sehen. Er folgte mit der Kohle den für andere Menschen nicht sichtbaren Umrissen seiner Figuren. Und er hatte seine Zeichnungen immer fertig, bevor seine Pfeife erlosch. Drei Elemente gehörten zusammen:

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ein leeres Papier, ein Kohlestift und seine Vorstellung. Egal ob er eine Frau, eine Kanone oder eine Frucht malte, die Zeichnungen waren in kaum einer Minute fertig. Dann legte er den Stift weg, zog zufrieden an seiner Pfeife und wollte hören, was der Betrachter sagte. Er rieb sich die Hände an den Hosen sauber – und ging leicht lächelnd davon. Jakob Laager zeichnete vieles aus seiner unmittelbaren Umgebung: Menschen, Lebewesen aus dem Alltag, aber auch Maschinen und gelegentlich auch Gebäude. Oft hatte er keine Lust, keine Muse, vielleicht auch keine Inspiration. Trotzdem suchte er jeweils die Gesellschaft anderer Zeichner und Maler auf der Station. Dann konnte es vorkommen, dass er ein zufällig gehörtes Wort sogleich in eine Zeichnung umsetzte. Einmal sollte Jakob Laager für eine Fernsehreportage eine Zeichnung anfertigen. Noch bevor der Reporter richtig begriffen hatte, dass es losging, war Jakob fertig. Die Kamera des Reporters war abgezeichnet, und Laager wollte gehen. Der Reporter versuchte Zeit zu gewinnen und fragte nach, was die Zeichnung darstelle. Jakob lächelte: «Deine Kamera, siehst du doch!» Er drehte sich um und ging etwas schlurfend und grinsend weg.

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Peter von Matt

Kunst und Krankheit, Wahn und Wissen «excludit sanos Helicone poetas» Horaz, Ars poetica, Vers 296

Die gesunden Poeten, berichtet Horaz, habe der Philosoph Demokrit vom Helikon, dem heiligen Berg der Musen, ausgeschlossen. Wer nicht verrückt ist, heisst das, kann kein wahrer Dichter sein. Demokrit, einer der Vorsokratiker, lebte im 5. Jahrhundert vor Christus. Schon im Ursprungsraum der abendländischen Philosophie war also der Gedanke da, dass die Poesie einer Art von Wahnsinn entspringe, und obwohl Horaz in seiner eigenen Dichtungstheorie die harte und nüchterne Arbeit am Text höher wertet als Rausch und Trance, spricht doch auch er andernorts, in der vierten Ode des dritten Buches, von der amabilis insania, die ihn beim Dichten erfasse, einem anmutigen Wahnsinn. Wahnsinn also, wie lieblich und sanft auch immer, Verrücktheit also doch. Und zwischen Demokrit und Horaz steht Platon, in dessen Dialog Ion der Philosoph Sokrates den Verlust der Vernunft zur unbedingten Voraussetzung aller poetischen Rede erklärt: «Denn ein Dichter ist ein luftiges, leichtbeschwingtes und heiliges Wesen und nicht eher vermögend zu dichten, als bis er in Begeisterung gekommen und ausser sich geraten ist und die klare Vernunft nicht mehr in ihm wohnt; solange er aber diese klare Besinnung noch besitzt, ist jeder Mensch unfähig zu dichten und zu weissagen.» Dabei muss man allerdings wissen, dass für den platonischen Sokrates der Zustand des dichterischen Verrücktseins nicht Schöpferkraft im heutigen Sinne ist, vielmehr wird der betroffene Mensch zum Sprachrohr eines Gottes. Nicht der Wahnsinnige dichtet, sondern der Gott redet aus seinem Munde. Wäre der Mensch bei Sinnen, könnte die göttliche Stimme in ihm nicht laut werden. Und Sokrates stellt fest, «dass die Dichter nichts anderes als Dolmetscher der Götter sind, jeder ein willenloses Werkzeug des Gottes, der in ihm Sitz genommen hat». Das

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ist eine im strengen Sinne mythische Theorie der Dichtung, weshalb sie denn auch noch keinen Unterschied macht zwischen Poesie und Weissagung. Der Poet ist immer auch Prophet. Wer ihn hört, vernimmt das Wort der Götter und damit die Wahrheit über das, was war, was ist und was sein wird. Es gehört zu den Merkwürdigkeiten der Moderne, dass in ihr gerade diese archaische Vorstellung vom Dichter als Sprachrohr einer höheren Macht wieder fassbar wird, und zwar bei so monumentalen Gestalten wie George und Rilke. «Ich bin ein dröhnen nur der heiligen stimme» – so endet Georges Gedicht «Entrückung», eines seiner machtvollsten, und wenn man will, kann man im Wort Entrückung auch den Anklang an Verrückung und Verrücktheit ­hören. Rilke wiederum erschafft sich in seinen letzten Jahren eine eigene Gottheit, Orpheus, die er, wann immer er dichtet, aus seinem Munde vernimmt: «Ein für alle Male ist’s Orpheus, wenn es singt.» Er selbst, sein Wissen und Wollen treten hinter dieser fremden Macht zurück. Das ist eine Re-Mythisierung der Literatur; sie richtet sich gegen die psychologisch-naturwissenschaftlichen Erklärungen der Kunst, wie sie vor allem mit dem Positivismus des 19. Jahrhunderts aufgekommen und bald einmal populär geworden sind. Eine faszinierende Verbindung beider Verfahren stellt die Poetik des Surrealismus dar, der, in Weiterführung von Impulsen der Dada-Bewegung, eine ganze Skala von Techniken entwickelte, mittels deren das steuernde und planende Bewusstsein im Prozess der Kunstgenese ausgeschaltet wurde. Die Texte, Bilder, Gestaltungen entstanden so gewissermassen am Künstler vorbei – von ihm gewünscht, aber nicht mit Überlegung angefertigt, sondern, wenn sie sich denn einmal gebildet hatten, nur dankbar und freudig begrüsst. Theorie und Praxis des Surrealismus stützten sich explizit auf das Konzept des Unbewussten von Sigmund Freud, und verschiedene Surrealisten pilgerten denn auch in Verehrung zum Meister nach Wien. Er aber, ganz in der Ästhetik des 19. Jahrhunderts befangen, hielt sie für nichts weiter als einen Trupp ausgemachter Narren. Strukturell betrachtet, tritt das Unbewusste im surrealistischen Modell an genau jene Stelle, an der in der platonischen Theorie der Gott stand, welcher sich des Dichters als seines Sprachrohrs bediente. Sind die Dichter also geistig gestört? Und sind die geistig Gestörten schöpferisch? Die Frage ist brutal, sie ist ärgerlich, sie ist irreführend – aber wo sie hinzielt, liegt tatsächlich ein Problem. Ganz abgesehen davon, dass beide Varianten schon mit Ja beantwortet wurden. Die Erforschung der Inspiration und der künstlerischen Kreativität führt früher oder später immer in den Umkreis dieser Doppelfrage. Und wenn sie auch, so generell formuliert, fast ausnahmslos auf eine Verneinung hinausläuft, geschieht es doch mit seltsam zögernden Vorbehalten. Das hängt mit der Tatsache zusammen, dass der Künstler nicht Herr seiner Inspiration ist. Es gibt Zeiten, da erfährt er: «Jetzt geht’s, jetzt gelingt’s, jetzt kann ich’s», und er arbeitet, als flöge er über Wälder und Seen. Dann gibt es wieder Zeiten, da geht gar nichts. Wenn einer einmal weiss, wie man eine Mauer aus Ziegeln oder Bruchsteinen baut, kann er das fortan immer, aber

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Herausgeber, Autorinnen und Autoren Jules Angst, geboren 1926, emeritierter Professor für Psychiatrie der Universität Zürich. Aufgewachsen in Zürich, arbeitete er seit den frühen 1960er-Jahren im Burghölzli in verschiedenen Funktionen und war bis 1994 Direktor der Forschungsabteilung der Klinik. Bis heute widmet er sich kontinuierlich der epidemiologischen und klinischen Forschung. Seine Arbeiten sind vielfach mit Preisen ausgezeichnet worden, er ist Ehrendoktor der Universität Heidelberg. Elisabeth Bronfen, geboren 1958, Professorin am Englischen Seminar der Universität Zürich. Literaturstudium am Radcliffe College, an der Harvard University und in München. Spezialisiert auf britische und amerikanische Literatur des 18. bis 21. Jahrhunderts, auf visuelle Kultur, Gender Studies; Kulturanalysen und Filmwissenschaften. Zahlreiche Publikationen. Hans Danuser, geboren 1953, Künstler und Fotograf, Zürich. Seine Werke sind in zahlreichen nationalen und internationalen Sammlungen vertreten. Gerd Folkers, geboren 1953. Leitet seit 2004 das Collegium Helveticum und ist seit 2012 Mitglied des Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierats. Nach dem Studium der Pharmazie in Bonn forschte er in Bern, London und in den USA. 1991 erfolgte die Berufung an die ETH Zürich. Publikationen u. a. in: Domino. Handbuch für eine nachhaltige Welt, Verlag Neue Zürcher Zeitung und Frankfurter Allgemeine, Zürich 2010. Mind the Future – Kompendium für Gegenwartstrends, Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2008. Anything New Under the Sunspots?, Collegium Helveticum, Zürich 2007. Angela Graf-Nold, geboren 1948, Psychotherapeutin und Psychologie- und Psychiatriehistorikerin. Studium an der Universität Zürich, Forschungstätigkeiten am Lehrstuhl für Psychopathologie des Kindes- und Jugendalters, an der Forschungsabteilung des Burghölzli. Sie hat am Medizinhistorischen Institut der Univer­ sität Zürich an der Edition der Vorlesungen C. G. Jungs gearbeitet. Zahlreiche Publikationen, darunter Der Fall ­Hermine Hug-Hellmuth. Eine Geschichte der frühen Kinderpsychoanalyse, Verlag Internationale Psychoanalyse, München / Wien 1988. Michael Hagner, geboren 1960, Professor für Wissenschaftsforschung an der ETH Zürich. Studium der Medizin und der Philosophie an der Freien Universität Berlin. Wissenschaftliche Arbeiten in London, Lübeck und Göttingen. Gastprofessuren in Salzburg, Tel-Aviv, Frankfurt a. M. und Köln. Autor verschiedener Bücher zur Hirnforschung sowie Autor von Der Hauslehrer. Die Geschichte eines Kriminalfalls, Suhrkamp, Berlin 2010. Paul Hoff, geboren 1956, Chefarzt und stellvertretender Klinikdirektor der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich. Medizin- und Philosophiestudium in Mainz und München. Psychiater und Privatdozent in München, ab 1997 Universitätsprofessor für Sozialpsychiatrie in Aachen. Seit 2003 an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich. Zahlreiche Publikationen, unter anderem zur Psychiatriegeschichte und Psychopathologie. Daniel Libeskind, geboren 1946, Architekt. Geboren im polnischen Lodz als Sohn jüdischer HolocaustÜberlebender. 1959 übersiedelte die Familie nach New York. Er studierte Architektur, arbeitete später in den B ­ üros von Richard Meier und Peter Eisenman. Libeskind lebte unter anderem in New York, Toronto, Michigan und Los Angeles, aber auch in Italien und Deutschland. Er lehrt an verschiedenen Universitäten.

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Peter von Matt, geboren 1937, emeritierter Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Zürich. Seine bekanntesten Bücher handeln von E. T. A. Hoffmann, Literaturwissenschaft und Psychoanalyse, Gesicht und Sprache, Liebesverrat, verkommenen Söhnen / missratenen Töchtern, der Intrige, der deutschen Lyrik, der Literatur und Politik in der Schweiz. Ausgewählte Publikationen: Die Intrige. Theorie und Praxis der Hinterlist (2006). Wörterleuchten. Kleine Deutungen deutscher Gedichte (2009). Das Kalb vor der Gotthardpost. Zur Literatur und Politik der Schweiz (2012), alle Carl Hanser Verlag, München. Siebke Melfsen, geboren 1968. Studium der Psychologie und Promotion in Marburg. ­Wissenschaftliche Assistentin in der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Würzburg sowie ­Approbation zur Psychologischen Psychotherapeutin. Seit 2009 wissenschaftliche Mitarbeiterin des Zentrums für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universität Zürich. Zusammenarbeit mit Susanne Walitza. Adolf Muschg, geboren 1934, Schriftsteller und Literaturwissenschaftler. Aufgewachsen in Zürich, studierte Germanistik und Anglistik sowie Philosophie in Zürich und Cambridge. Er lehrte an den Universitäten Göttingen, in Japan und in den USA. Von 1970 bis 1999 war er Professor für deutsche Sprache und Literatur an der ETH Zürich. Muschg publizierte zuletzt den Roman Löwenstern, C. H. Beck Verlag, München 2012. FRANZ G. OTTO, geboren 1947, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Neurologie war nach oberärztlicher Tätigkeit von 1987 bis 1994 am Schweizerischen Epilepsiezentrum in Zürich tätig. Seit 1995 bis zu seiner Pensionierung 2012 war er Oberarzt am Zentrum für Psychiatrische Rehabilitation der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich am Standort Rheinau. Wulf Rössler, geboren 1947, Psychiater und Psychologe. 1996 – 2013 ordentlicher Professor für klinische und soziale Psychiatrie, Klinikdirektor der Universitätsklinik für Soziale Psychiatrie und mehrfach Vorsteher des Medizinischen Direktoriums der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich. Autor zahlreicher Publikationen. Christian K. Schmid, geboren 1956, diplomierter Pflegefachmann. Er arbeitet seit 1975 in der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich. Er hat lange Zeit den Patienten und Maler Jakob Laager betreut. Juri Steiner, geboren 1969, Kunsthistoriker und freier Kurator. 2000–2002 im Rahmen der Schweizerischen Landesausstellung Expo.02 verantwortlich für die Arteplage mobile du Jura. 2005 Co-Kurator des Schweizer Pavillons an der Weltausstellung in Japan. 2007–2010 Direktor des Zentrums Paul Klee, Bern. Mitheraus­ geber mehrerer Ausstellungskataloge und Fachpublikationen zur Klassischen Moderne und Gegenwartskunst. ­Gesprächsleiter Sternstunde Philosophie des Schweizer Fernsehens SRF. Jörg Stollmann, geboren 1968, Architekt und Professor für Städtebau am Institut für Architektur (IfA) der TU Berlin. Studierte in Berlin, Zürich und Princeton. Er arbeitet zu klimagerechter und sozialer Stadtentwicklung: Instant Architekten mit Dirk Hebel bis 2008 und Urbaninform mit Rainer Hehl. Lehrtätigkeiten an der ETH Zürich, der UdK Berlin und Princeton University. Mitgründer der Akademie einer neuen Gropiusstadt (AnG). Er lebt und arbeitet in Zürich und Berlin. Jakob Tanner, geboren 1950, Ordinarius für Allgemeine und Schweizer Geschichte der neueren und der neuesten Zeit an der Universität Zürich. Gründungsmitglied des Zentrums Geschichte des Wissens (UZH / ETHZ). Er forscht zur Wissens- und Wissenschaftsgeschichte, Ernährungs- und Drogengeschichte, zur Psychiatriegeschichte, über Wirtschafts-, Unternehmens- und Finanzgeschichte.

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PHIlIP uRsPRung, geboren 1963, Professor für Kunst- und Architekturgeschichte am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur (gta) der ETH Zürich. Studium der Kunstgeschichte, Allgemeinen Geschichte und Germanistik in Genf, Wien und Berlin. Lehrtätigkeiten in Genf, Berlin, Basel, New York und Barcelona. Er ist Herausgeber von u. a. Herzog & de Meuron: Naturgeschichte, Canadian Center for Architecture, Montréal 2002 sowie Autor von u. a. Die Kunst der Gegenwart, 1960 bis heute. C. H. Beck Wissen, München 2010. stefan VetteR, geboren 1964, Psychiater und seit 2000 Chefpsychiater der Schweizer Armee. Seit Dezember 2009 ist er Chefarzt des Zentrums für Psychiatrische Rehabilitation der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich am Standort Rheinau. BaRBaRa VIllIgeR HeIlIg, geboren 1959, studierte Romanistik in Zürich und Italien. Lehrbeauftragte der Universität Zürich; Lektorin beim Arche Verlag, Zürich, und literary scout für Mondadori, Mailand. 1990–1991 Aufenthalt am Istituto Svizzero, Rom, mit einem Stipendium des Schweizerischen Nationalfonds. 1991 Eintritt in die Feuilletonredaktion der NZZ. 1993–1995 NZZ-Kulturkorrespondentin in Genf und Paris. susanne WalItza, geboren 1969, Professorin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der Universität Zürich. Studium der Medizin und Psychologie in Würzburg und Berlin. Seit 2008 ärztliche Direktorin des Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienstes des Kantons Zürich. Autorin zahlreicher Beiträge zu kinder- und jugendpsychiatrischen Störungen, deren Ursachen, Erkennung und Behandlung. Sie arbeitet seit Jahren mit Siebke Melfsen zusammen. Sie haben zuletzt das Buch Behandlung sozialer Ängste bei Kindern: Das «Sei kein Frosch»Programm, Hogrefe-Verlag, Göttingen 2012, herausgegeben. RoBeRt m. WIlson, geboren 1941, Regisseur, Autor, Maler. Wilson studierte zunächst Betriebswirtschaft, dann Architektur und Bühnenbild. Schon in der Studienzeit war ihm die Arbeit mit behinderten Kindern ein wichtiges Anliegen. Ab 1966 wurde er mit seinen Theaterperformances bekannt. Er inszeniert Stücke sowohl in den USA als auch in ganz Europa. cRIstIna zIlIolI, geboren 1954. Die Zürcher Fotografin beschäftigt sich seit Jahren vor allem mit Porträtfotografie und publizierte unter anderem die fotografischen Essays «Vom Wesen der Magersucht» in «Das Magazin» und «Hautansichten» sowie zuletzt Bilderserien zum Sacro Monte di Varallo in der Zeitschrift «DU». Ihre Bilder sind auch immer wieder an Ausstellungen zu sehen. Die in diesem Buch gezeigten Fotos stammen aus der Serie «raumzeit», die zwischen 2004 und 2007 in der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, im Burghölzli, aufgenommen und publiziert wurden. stefan zWeIfel, geboren 1967, leitet seit Herbst 2012 die Sendung Literaturclub des Schweizer Fernsehens SRF. Er studierte Philosophie, Komparatistik und Ägyptologie. Bekannt wurde Zweifel durch die NeuEdition und Übersetzung des zehnbändigen Werkes des Marquis de Sade: Justine und Juliette (gemeinsam mit Michael Pfister). Der Literaturkritiker und Publizist ist auch Ausstellungsmacher und hat sich dabei mit Dadaismus und Surrealismus befasst.

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unterhaltungssaal im Burghรถlzli, um 1950.

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