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WOHNEN IMATELIER

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Platzschaffen

Platzschaffen

AnnelisSteffensuchteRaumfür ihre Leidenschaft, dieBildhauerei.Der eigeneSohnentwarffürsieeinraffiniertes HausfürArbeitundWohnen

Oben:

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Zur Bildhauerei gefunden hat Annelis Steffen während eines Sabbaticals.

Rechts:

Fensternische und Teppich gehören zu den Lieblingsplätzen der Besitzerin –das Sofaüberlässt sie den Besuchern.

Vorherige Doppelseite: Der zweigeschossige Betonkubus befindet sich in den Hügeln über Domdidier (FR).

Während eines Sabbaticals begann AnnelisSteffenmit derSteinbildhauerei; undweil sie das Bearbeiten vonSteinen so begeisterte, beschlosssie, nichtmehrals Gesangspädagogin an dasKonservatorium Freiburg i.Ü. zurückzukehren.Dreissig Jahre langwar sie alsfreischaffende Sängerinund Lehrerin an derdortigenInstitution tätig Neugaltes,einenAtelierraumzufinden.

Dochdas waran ihremWohnort Jeuss garnichtsoeinfach.Schliesslich entschied ihrSohn: «Ich baue direin Atelierhaus!» –ein Haus also zumArbeiten undzum Wohnen.Maurice Hédiguer,der eben erst dasArchitekturstudiumabgeschlossen hatte, entwarfalso seinerstesHaus–für seine Mutter. SupportimHintergrund erhieltervon seinemehemaligenChef DominiqueRosset, derein Architekturbüro in Freiburg führte.Die Bauparzelle, in denHügeln über DomdidierimKanton Freiburg fand sich über eine Anzeige, die derjunge Architekt im Internet entdeckte.

Steffenhatte genaue Vorstellungen davon, wasdas Haus darstellensollte:einen Ortdes Rückzugsund derStille. Entstandenist eininden Hang hineingeschobener Kubusmit Einschnittenund Öffnungen, diegeschicktdortplaciert sind,wosich eine herrliche Sichtindie Landschaftbietet; gegendie Grundstückeder Nachbarn hinwirktder zweigeschossigeBetonkörper eherintrovertiert.

Nichts,was ablenken könnte Über dieMaterialien fürdie Auskleidung des Gebäudes brauchtenMutterund Sohn nichtzudiskutieren.«Wirsindbeidekompromisslos», sagt Hédiguer.«Auch wenn vomBudgether PVC­Fenster naheliegend gewesenwären,kamen sie füruns nicht infrage.» Anstelle vonKunststoff­Fenstern kamensolche auseuropäischemEichenholz zumEinsatz. Die Kombinationdes warmen, geöltenHolzes mitkühlem,hell­lasiertemSichtbeton undGlaszieht sich aussenwie innenkonsequentdurch.Auch die Bödensindeinheitlich:ein geschliffener, anthrazitgeölterUnterlagsboden in sämtlichenRäumen. Die Wände weisen einen hellenSumpfkalk­Glattputzauf.Jeneinden beidenNasszellensindschwarz pigmentiert undmachensiesozubehaglichenHöhlen.

Da Annelis Steffenlange Jahreeinen Garten zu pflegenhatte undnun erklärtermassen einHausohneGartenwollte, wurdedieserebenins Haus geholt,inForm vonzweiPatios sowieeiner grossenTerrasse. DasAtelier befindet sich hinter der

Oben:

Eine Sitzgelegenheit im Patio des Hauses lädt zu Ruhepausen ein.

Rechts oben:

Schiebetüren verbinden den Essbereich mit der Terrasse, deren Spitze an einen Schiffsbug erinnert.

Rechts: ersten Türdes Eingangsbereichs. AnnelisSteffenkannesaberauch direkt über denPatio aufder Südseitebetreten. «Das istpraktisch, wenn ich,staubigvon der Arbeit, einenRohling ausder Garage holen will.» HalbfertigeSkulpturenwartenim hellenAtelier aufihreWeiterbearbeitung. An denEingangsbereich reihtsich das 36 Quadratmeter grosse Wohnesszimmer, mitraumhohen Fenstern in denNischen undmit vorgelagerterTerrasse. Die Küche istvom Wohnbereich leichtabgeschirmt undöffnet sich zumidyllischen, mitFrühstückstischchenund Kräuterkistchen bestücktenkleinenInnenhof im Osten.

Grundriss des Erdgeschosses mit Innenhof und Patio, Garage sowie Küche und Atelier.

«Ich zirkulierehäufig undgerne zwischenden verschiedenenInnen­ und Aussenräumen», sagt dieBildhauerin.

Fliessende Übergängeprägenauchdas Untergeschoss. Hier istder Aussenraum omnipräsent undimmer im Blickfeld. Wohl führtdie letzte Treppenstufeinden offenenBüroraum.Der Besucherhat aber gleichzeitig denEindruck,sich im Freien zu befinden, denn dieWildblumenwiese istgreifbarnahe. Desgleichen, wenn er vom Schlafraumins halboffene Badgeht; ein plätschernderBrunnen befindet sich direkt hinter derFensterfrontineiner gekonnt ausgesparten Eckedes Kubusund voreiner breiten Frontalter,geschützter Bäume.

Technik, Stauräumeund Ankleide enthält derHangteil.Schränke sind nirgends sichtbar.Alles, wasvon derArchitektur ablenkt, isthinterverschlossenen Türen. Die Schlichtheit des Hauses wird auch dadurchbetont, dass kaum Möbel existieren undÜberflüssiges bewusst weggelassen wurde. So gibt es kein Vordach, keineFussleistenund keineSchubladengriffe. Getreu diesemGestaltungsprinzip, fehlen auch in Küche undNassräumen wandmontierte Halterungen.

Luft,Wasser,Feuer undErde

An ihrerStelleverbindenvon derSteinbildhauerinangefertigte Objekte Schmuck undPraktisches, wiezum Beispiel Seifenschalen.Auchinder vomArchitekten entworfenenKüchelenkenweder Mixer noch Kaffee- oder Teigmaschinevom ruhig gehaltenen Interieurab. Im Zentrumsteht eine massiveKochinsel miteiner auseinem Guss gefertigtenBetonabdeckung. Wenn

Annelis Steffenander äussersten Eckeder Terrasse steht, wähntsie sich am Bugeines Schiffes:Die Weitedes Broyetalsund der Wind –Westwindund Bise blasen an dieserexponierten Lage mitunter heftig– sind diepassendenAttribute dazu.Neben der Luft durfteninihrem Zuhauseaberauch dieElementeWasser, Feuerund Erdenicht fehlen. ZumBrunnen im Untergeschoss gesellt sich noch einkleines Wasserbecken im Küchenpatio, versteckt untereinem Hortensienbusch unddirektunterhalb der Dachrinne, so dass beiRegen dasWasserin dasBeckenplätschert.

Im Wohnzimmer hatArchitekt Maurice Hédiguer eine bodennahe Feuerstelle, einEigenentwurf, in derWandeckeplaciert.«Ichbin kein Sofamensch.Lieber → ruhe ich mich aufdem Teppich aus, mit Blick ins Blaue oder insFeuer»,erzählt Annelis Steffen. Unddie Erdeist im Untergeschossbeinahe greifbar: Die Grashalme derWildblumenwiese, diedas kubische Volumensäumen, lugenimFrühsommer auch maldurchsoffene Fensterhinein.

Oben: Vombegrünten Patio beim Eingangsbereich hat die Künstlerin direkten Zugang zum lichtdurchfluteten Atelier.

Rechts: VomBadezimmer im Untergeschoss betritt man den Holzrost. Darin eingelassen ist das Tauchbecken (direkt hinter der Badewanne).

Unterdem Apfelbaum

Undwas istder Lieblingsplatz derHausherrin?«Ob derSessel im Wohnzimmeroderdie Fensternische mitBlick zum Jura,obdie Kücheninsel,woeingemacht, getrocknet undgebacken wird,oderdie schlichteHolzbankunter demApfelbaum –allesindmir liebgewordenePlätzchen», lautet Steffens Antwort. Oftlegen sogar vorbeiziehende WandererbeimApfelbäumcheneinen Halt einfür einenkurzen Austausch undeineErfrischung.

DasHaus mitseinenvielfältigen Räumenund derlieblichenUmgebung biete eine so grosse Lebensqualität,sagtAnnelisSteffen, dass es fürArbeiten,Wohnen undErholungmehrals genüge:«Ichhabe kein Bedürfnis, vonhierwegzugehen, keine Lust aufFerien. Dieses Haus istfür mich zu einerzweiten Haut geworden.»

MajaFueter

Erstling eines jungen Architekten

Nach derHochbauzeichnerlehre sammelteMaurice Hédiguer im Büro von Dominique Rossiererste Berufserfahrung. Anschliessend studierteerArchitektur an derFachhochschuleFreiburgi.Ü.Kurz nach demStudium realisierte er dasHaus in Domdidier. DerzeitarbeiteterimArchitekturbüro MJ2B in Murten,das sich vor allemauf öffentlicheBautenspezialisiert hat. Im Herbst wird HédiguerinBiel sein eigenesArchitekturbüroeröffnen (mfu.)

8.–11.9.2016

Messe Zürich

Do–So10–18 bauen-modernisieren.ch

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