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RADIKALES FAMILIENPROJEKT

EineArchitektin undein Künstler realisierenihren

Wohntraummit Sichtbeton im Wallis –dieserbietet auch Platzfür Schwiegermutterund Schwagerfamilie

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Links: Im raffinierten Betonbau in Gampel bei Visp fühlen sich mehrere Generationen einer Familie wohl.

Oben: Der Entwurf der Architektin Rita Wagner nutzt die imposanten Stärken des Standorts.

Städtische Gemüter könnten erschauernbeimGedanken, mit Ehepartner,Tochter,Schwiegermutterund derFamilie des Schwagersunter einemDach zu leben.DochArchitektin Rita Wagnergeniesst genaudiese Situation.«Hier im Wallishat dieFamilie noch einensehr hohenStellenwert», sagt sie. Sie selber stammt ausdem zürcherischenUetikon, undsie kamwegen derLiebe in denAlpenkanton –wegen derLiebe zumKünstlerPascalSeiler. DieserwuchsinStegauf, einemkleinenDorfinder Nähe vonVisp. «Ich hatteeigentlich niedie Absicht, hier zu bleiben,aberwir entschiedenuns irgend­ wann eben doch, ins Walliszuziehen und unshierniederzulassen», sagtRitaWagner. «Ich habdas niebereut, denn ich finde die Gegend wunderschön. In derStadt istalles dichtund gesetzt, hier aber fühleich mich alsIndividuum, undhierhat manauchnoch Platz,umsichzuentfalten.»

Heutelebt dieFamilie im Nachbarort vonSteg, in Gampel –ineinem Haus,das RitaWagnerentworfen hat. «Ausgangslage fürden Entwurfwaren dieAnforderungen meines MannsanseinAtelier», sagt Rita Wagner.PascalSeiler, dergerade denKulturpreis des KantonsWalliserhaltenhat,richtetseine Kunstgerngross an; seine Bilder, Skulpturen undInstallationen sind oftverspieltund fast immerimposant.Dassdas alte Wohnatelier, dassich in einemHolzpavillonimelterlichenGarten befand,irgendwannzukleinwurde, kann mansich gutvorstellen.Ein bestehendes Gebäude zu kaufen,kam fürdas Paar allerdingsnichtinfrage.Dennzum einenist RitaWagnerbegeistert vomBauen.«Mir gefälltanmeinemBeruf,dassman nicht nurschöngeistig, sondern auch mitden Händenarbeitet, dass manetwas erschaffenkann»,sagtsie. Zumanderensei ihr Mann «super futuristisch –erspart bereits füreinen Flug aufden Mond.Alte Strukturen, diedanndochnichtganzpassen, interessierenihn nicht.» Also machtensich die beidenauf dieSuche nach Bauland.

Dabeistiessensie an derHauptstrasse vonGampelauf eine günstige Parzelle, an dersie täglich vorbeigefahrenwaren und derenPotenzial noch niemanderkannt hatte.Von derStrasse herwirktder Landstreifenneben einerTankstelletatsächlich nichtgerade attraktiv– doch derStandortbietet in Richtung WesteneinetraumhafteAussichtauf eine idyllisch­raue Ebeneund einPostkarten­Bergpanorama. Schnellentschieddas Paar:Hierwollen wirleben.«Mein Mann sagte, wiebreit, langund hoch seinAtelier seinsoll, undich konzipierteden Rest des Gebäudes darum herum»,meint Rita Wagner lachend.Inspirierthabesie dabeiein Werk des Pritzker­Preis­TrägersRem Koolhaas,die Casa da MúsicaimnordportugiesischenPorto Dieses Gebäude zeichnet sich unteranderemdurch Kompaktheit, eine polygonale Form,klareSchnitte,eineoffene Stirnseite unddie Materialisierung mitSichtbeton aus. Rita Wagner:«Wirfanden, wir müssteneineähnliche Lösung miteinem interessanten Schnittfinden.»

Dieses Ziel wurdezweifellos erreicht. Aufgrund derParzelle, dielängs zum Talverläuft, istdas zweistöckigeGebäude langund schmal.Das Schrägdach steigt nach Westenan. So entstehtein Keil,der auf derunattraktiven Strassenseiteniedrig

Oben links:

Die Kunst vonPascal Seiler braucht Platz. Darum wurde das Gebäude um das Atelier herum konzipiert.

Rechte Seite:

Zu den Inspirationsquellen für den Gebäudeentwurf zählt die Casa da Música vonRem Koolhaas.

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