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MARMOR& MINZENTEE

InderhellenKücheihresReihenhausesausdensechzigerJahren imzürcherischenGockhausenlässtsichdieHobby-Köchin undFoto-AgentinTinaAichgernevonRezeptenausallerWelt inspirieren–ohnediesestriktzubefolgen

Die Reihenhaussiedlung in Gockhausen (ZH) ist nicht dafür angelegt, laut und protzig auf sich aufmerksam zu machen Im Gegenteil.

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Unscheinbarunddiskretschmiegensichdie Häuser aus den 1960er Jahren aneinander.

Doch man ahnt es: Der erste Eindruck täuscht. Das Spektakuläre verbirgt sich im Innern, wo Offenheit, Licht sowie ein unglaubliches Gespür für Harmonie und Ästhetik die Besucher in Bann ziehen.

Erbaut wurde die Reihenhaussiedlung an der Rütistrasse vom berühmten Schweizer Architekten Eduard Neuenschwander (1924–2013), der bis zu seinem Tod in Gockhausen lebte und wirkte In der kleinen Ortschaft hinter dem Zürichberg realisierte Neuenschwander mehrere Häuser und plante, mit Gleichgesinnten eine Künstlerkolonie ins Leben zu rufen. Dieses Vorhaben liess sich zwar nicht realisieren, jedoch sind seine Überbauungen noch heu- te von künstlerischem Geist beseelt. In einem dieser Reihenmittelhäuser lebt die Fotoagentin Tina Aich mit ihrer Familie. Das Haus konnte sie vor fünf Jahren vom bekannten Innenarchitekten Martin Hauser erwerben, der es zuvor selbst bewohnte und sanft einer konsequenten Renovation unterzog.SohaterbeispielsweisedieBöden mit einem grauen Zürichsee-Sandstein versehen und die Küche den modernen Anforderungen und Vorstellungen angepasst. «Ich musste nichts mehr renovieren, das Haus war in einem perfekten Zustand», sagt Tina Aich. Einzig in der Küche mangelteesihranArbeitsfläche,undsoergänzte sie die Küchenzeile aus Chromstahl mit einem markanten dunkelgrünen Marmorblock.DiesennutztsienichtnuralsArbeitsfläche, sondern er beherbergt auch einen zweiten Backofen.

Die diskrete Küche weist einige spezielle Details auf. So ist das Waschbecken grösser und tiefer als die Norm «Das ist sehr praktisch, wenn man grosse Gegenstände wie Backbleche oder grosse Bräter abwaschen muss.» Für viel Licht ist dank dem Oberfenster über der Küchenzeile gesorgt.ÜberhauptverfügtdasReihenmittelhaus wegen der grossen Fensterfronten und der runden Dachfenster über sehr viel Tageslicht. Gekocht wird auf Induktion. Viele Gerichte entstehen im dunkelroten Bräter von Le Creuset oder in der dunkelgrünen Cocotte von Staub «Am liebsten koche ich asiatische, italienische oder österreichischeGerichte»,erzähltTinaAich,die auchmitBegeisterungBrotimBräterbäckt.

Zu ihren kulinarischen Einkaufsritualen gehört der wöchentliche Marktbesuch auf dem Zürcher Helvetiaplatz, dem jeweils im Anschluss ans Einkaufen eine KaffeerundeunterFreundenimRestaurantVolkshausfolgt.GenauergesagtmüsstemanTeerunde sagen, denn Tina Aich trinkt keinen Kaffee, sondern bevorzugt Grüntee mit marokkanischer Minze der Marke Sirocco.

Links:

Bei steigenden Temperaturen wird das Essen nach draussen verlegt.

Unten:

Keramikgeschirr der koreanischen

Künstlerin Young Jae Lee.

Rechts:

Viel Arbeitsfläche in der Küche ist Hausherrin Tina Aich wichtig.

AufdemWochenmarktdecktsichdieFotoAgentinnichtnurmitBio-Gemüseein,sondern am Stand der Fiechter-Schwestern auch mit Geflügel und Eiern. «Ich kaufe gerne spezielle Enten- oder Truteneier», sagt Tina Aich. Die Eier werden als Rührei zum Frühstück gegessen und gerne und oft auchpochiertundzuSalatoderlauwarmem Gemüsegereicht «Ichkochesehrgern,aber ungern Alltägliches», erzählt Aich Für Gäste hingegen steht sie mit Enthusiasmus in der Küche. «Ich folge beim Kochen wie auch beim Einrichten der Intuition.» So lässtsichAichvonRezepteninspirieren,befolgtjedochwederbeidenZutatennochbei der Zubereitung strikt die Vorgaben.

IhreKochbuchsammlungistnichtsehr umfassend und eher zufällig entstanden «DiemeistenBücherhabeichgeschenktbekommen», sagt Tina Aich. Relativ umfassend ist hingegen ihre Sammlung von Rezepten, die sie teils von ihrer Mutter geerbt, teils aus verschiedenen Kochzeit- schriften und Lifestyle-Magazinen herausgeschnitten hat. Gäste bewirtet sie am ovalen Holztisch des französischen Gestalters Pierre Chapo. Gespeist wird aus wunderschönem, handgefertigtem Geschirr: Ob Vorspeisenteller, Teekanne, Tasse oder Bowl – das Keramikgeschirr stammt durchs Band von der koreanischen KünstlerinYoung-JaeLee,dieseitdenachtziger Jahren die historische Keramische Werkstatt Margaretenhöhe in Essen (D) führt.WiedasGeschirristauchdieEinrichtung in Naturtönen und natürlichen Mate- rialiengehalten,wasdemZuhausevonTina Aich eine harmonische Ausstrahlung verleiht und für einen sehr hohen Wohlfühlfaktor sorgt.

Die Möbel wurden mit viel Gespür von der Hausherrin zusammengetragen, wobei sich die Einrichtung in stetem Wandel befindet. Obwohl es sich bei den Möbeln fast ausschliesslich um rare Vintage-Objekte und seltene Design-Ikonen handelt und überall Kunst herumsteht beziehungsweise inFormvongrossformatigenFotografienan den Wänden hängt, haftet dem Haus absolut nichts Museales an. Hier wird gelebt. Selbst das Cheminée wird praktisch täglich eingefeuert und auch zum Kochen und Backen verwendet.

Im Sommer findet das Leben zum grössten Teil draussen im üppig begrünten Garten statt. Das grosse Stück Land hinter den Häusern gehört allen Bewohnern der Neuenschwander-Siedlung und darf nicht überbaut werden ChristinaHubbeling

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