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Frauen und Vorsorge:
Mit neuen Ansätzen gegen den Gender-Gap
Es gibt weiterhin deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei der Altersvorsorge. Einer der Hauptgründe ist, dass Frauen und Männer das Thema unterschiedlich angehen. Spezielle Plattformen fördern mehr Unabhängigkeit in der weiblichen Vorsorge.
Nach den zunehmend ungünstigen Prognosen im Vorfeld der BVG-Abstimmung überraschte die Ablehnung der Pensionskassenreform Ende September wenig. Für Erstaunen sorgte vielmehr das klare Verdikt – und die Tatsache, dass ältere Menschen und vor allem mehr Frauen gegen die Vorlage gestimmt hatten. Dabei hätten von der Reform gerade Frauen und Teilzeitangestellte profitiert. Nicht der Stadt-Land-Graben kam bei dieser Abstimmung zum Tragen, sondern vielmehr die Geschlechterfrage. Gegensätzliche Einschätzungen von Männern und Frauen im Bereich der Altersvorsorge sind kein aussergewöhnliches Phänomen. Doch es gibt gute Ansätze, wie der Gender-Gap geschlossen werden kann. Unterschiede offenbaren sich laut dem Raiffeisen-Vorsorgebarometer unter anderem in Bezug auf das Sicherheitsbedürfnis. So wählen Männer in der zweiten Säule bei der Pensionierung beispielsweise deutlich häufiger den kompletten oder zumindest teilweisen Kapital-
«Bei Vorsorgegeldern auf dem Konto, darf man die Inflation nicht vergessen. Sie frisst pro Jahr etwa 1,5 Prozent des Kapitals auf.»
Andrea Klein
Leiterin des Fachzentrums Finanzplanung bei Raiffeisen Schweiz
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bezug statt einer monatlichen Rente. Zudem setzen Frauen bei der Wahl ihrer Vorsorgefonds in der dritten Säule vermehrt auf Sicherheit, während Männer auf hohe Renditechancen abzielen. Entsprechend investierten 35 Prozent der Männer und nur 27 Prozent der Frauen im Jahr 2024 ihre privaten Vorsorgegelder in Wertschriften. «Grundsätzlich gibt es bei dieser Frage kein Richtig oder Falsch. Der Entscheid hängt am Ende von den persönlichen Präferenzen und der individuellen Situation ab», erklärt Andrea Klein, Leiterin des Fachzentrums Finanzplanung bei Raiffeisen Schweiz. Dennoch möchte sie die Frauen vor einer falsch geglaubten Sicherheit warnen: «Wer seine Vorsorgegelder auf ein Konto einzahlt, darf die Inflation nicht unterschätzen, die pro Jahr rund 1,5 Prozent des Kapitals wegfrisst», begründet die Vorsorgeexpertin. Wer also ein Konto mit Sicherheit gleichsetze, handle in einem Irrglauben. Zumal gerade in der Altersvorsorge die Gelder in der Regel für eine sehr lange Zeit gebunden sind. «Wird das Kapital über diese Periode am Aktienmarkt investiert, ist eine durchschnittliche jährliche Rendite von 4 bis 5 Prozent durchaus realistisch», erklärt Klein. Allerdings müsse man in dieser Zeit mit Wertschwankungen leben können. «Ein Blick über das vergangene Jahrhundert zeigt jedoch, dass die Aktienmärkte nur in sehr wenigen Dekaden im Minus waren. Doch es gibt auch hier Ausnahmen: Wer in naher Zukunft konkrete Pläne für einen Hauskauf habe oder in die Selbstständigkeit wechseln wolle, sollte eine andere Lösung wählen.
Erhöhte Aufmerksamkeit für die weibliche Vorsorge
Dass Frauen in ihrem Anlageverhalten trotzdem verstärkt auf vermeintliche Sicherheit setzen, erklärt die Raiffeisen-Expertin mit den traditionellen Unterschieden zwischen den Geschlechtern. So erlebt sie bei ihren Beratungsgesprächen die Frauen in Vorsorgefragen jeweils deutlich stärker auf Sicherheit bedacht, während die Männer risikofreudiger seien und sich oft von Trends leiten liessen. Als Folge davon würden sich die Frauen oftmals noch stärker zurückziehen und manchmal das Interesse an der Sache komplett verlieren. «Das ergibt einen Teufelskreis, der sich nur schwer durchbrechen lässt», so Klein. Immerhin haben die jüngsten Abstimmungen über die AHV und die Pensionskasse die Aufmerksamkeit in der breiten Öffentlichkeit für das Thema Vorsorge ge-
steigert und sowohl die älteren als auch die jungen Jahrgänge dazu bewogen, sich mit der eigenen Pensionierung auseinanderzusetzen. Alles in allem schätzt Andrea Klein das FinanzKnow-how ihrer Kundinnen besser ein als früher. «Frauen sind heute in der Regel genauso gut ausgebildet und können genauso gut mit Zahlen umgehen wie ihre männlichen Kollegen», bestätigt sie. Nur bei der Erklärungsart gebe es wiederum geschlechterspezifische Unterschiede: «Frauen brauchen nicht selten eine andere Visualisierung respektive Erklärung der Vorsorgefragen. Dann lassen sie sich für Finanz- und Vorsorgethemen gleichermassen begeistern wie die Männer», so Klein. Die verschiedenartige Annäherung an das Thema vergleicht sie mit einer Wegbeschreibung, die je nach Geschlecht der Verfasserin oder des Verfassers andere Elemente enthalte und unterschiedliche Ausdrücke verwende.
An den Vorsorgeevents für Frauen werden andere Fragen gestellt
Dass sich auch Frauen bei der richtigen Ansprache für die Vorsorge begeistern lassen, hat die Raiffeisen-Vorsorgeexpertin bereits mehrfach an ihren Events festgestellt. Diese Anlässe seien immer sehr gut besucht, für eine einzelne Veranstaltung im vergangenen Jahr gingen rund 12 000 Anmeldungen ein. An diesen Anlässen würden Frauen – und zum Teil auch Männer – auftreten, die den Zuhörerinnen die unterschiedlichen Vorsorgethematiken kompetent und glaubhaft näherbringen können. «Auffallend ist, dass in einem solchen Rahmen mehr und auch andere Fragen gestellt werden als an Konferenzen, die überwiegend von Männern besucht werden», erklärt Klein. Als Beispiele nennt sie Fragestellungen zur Teilzeitarbeit oder der Vorsorgelücke.
Am Ende sollten – unter anderem dank solcher Plattformen – die Frauen ihre persönliche Vorsorgesituation besser kennen, sich nicht auf andere verlassen müssen und keinen Vorsorgemythen aufsitzen. «Es ist wichtig, dass sie die Altersvorsorge im Auge behalten, schliesslich können sich diesbezüglich in jeder Lebensphase immer wieder neue Herausforderungen ergeben», rät Klein. Damit spricht die Raiffeisen-Expertin unter anderem die längere Babypause an, die zu einer Vorsorgelücke führen und einschneidende finanzielle Folgen nach sich ziehen kann. Die Herausforderungen gehen dabei über die reinen Geldfragen hinaus: Wenn beispielsweise eine Mutter erst Jahre
Veranstaltungstipp
Gewissheit statt Legenden? Wer in Vorsorgefragen auf der sicheren Seite sein will, ist am 5. November 2024 beim digitalen RaiffeisenEvent zum Thema «Frauen und Vorsorge» richtig: Von 17:30 bis 18:30 Uhr vermitteln die Raiffeisen-Expertinnen Andrea Klein und Sabine Schurr das nötige Vorsorgewissen und räumen mit den gängigsten Mythen auf.
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später wieder in ihren Beruf zurückkehren möchte, könnte ihre Marktfähigkeit unter der Absenz gelitten haben. «Ein weiteres Thema sind fragile Familienkonstellationen, die sich schnell verändern können», sagt die Vorsorgeexpertin. Komme es zu einer Scheidung, müssten Frauen seit der Einführung des neuen Unterhaltsrechts im Jahr 2017 vermehrt für sich selbst aufkommen. In diesem Umfeld sei demnach «die eigenen Finanzen zu kennen, sehr wichtig». Das bedeute aber nicht, dass Frauen sich alles Wissen selbst erarbeiten müssen. Entscheidend sei vielmehr die Sensibilisierung der Betroffenen –oder wie es Andrea Klein nennt: das rote Lämpchen. «Es ist wie beim Auto: Wenn eine Anzeige rot leuchtet, dann ist Aufmerksamkeit gefordert und es muss etwas geschehen. Manches können wir selbst regeln, für andere Dinge müssen wir in die Garage», führt sie bildhaft aus. Im Bereich der Vorsorge entspricht die Garage dem Ansprechpartner oder der Ansprechpartnerin des Vertrauens. «Dann lohnt es sich, einen Termin zu vereinbaren und die Weichen für die Zukunft richtig zu stellen», so die Raiffeisen-Expertin abschliessend.
Dieser Inhalt wurde von NZZ Content Creation im Auftrag von Raiffeisen erstellt.
Frauen sind in Vorsorgefragen deutlich mehr auf Sicherheit bedacht – manchmal zu ihrem eigenen Nachteil.