Pioniere der Schweizer Bau- und Immobilienwirtschaft
#Verbandspionier
Starke Partnerschaften, starke Bauwirtschaft: Zusammenarbeit als Schlüssel
Die Bauwirtschaft befindet sich im Wandel. Dies stellt uns vor grosse Herausforderungen, bietet aber auch Chancen, die Lebensqualität in unserem Land aktiv mitzugestalten. Dabei gilt: Diese Herausforderungen können wir nur gemeinsam meistern.
Von Hans Wicki und Cristina Schaffner
Um die Herausforderungen als Chance zu packen, braucht es – neben den für viele Bauprojekte bewährten Abläufen –partnerschaftliche Zusammenarbeitsmodelle. Hier wurde mit der Publikation des Merkblatts «Planen und Bauen in Projektallianzen» durch den SIA, mit einer demnächst folgenden Vertragsvorlage und dem Start von Pilotprojekten im Hoch- und Tiefbau bereits viel Arbeit geleistet.
Das ist eines von vielen wichtigen Themen, die Bauenschweiz als Dachverband der Bauwirtschaft zusammen mit den zahlreichen Mitgliedverbänden weiter unterstützt. Die zentralen Herausforderungen unserer Branche können wir nur gemeinsam meistern. Das gilt auch für unsere politische Arbeit.
Im vergangenen September hat der Bundesrat seinen grossen Sparplan präsentiert. Das entsprechende Massnahmenpaket kommt in diesen Wochen in die Vernehmlassung. Auch im Fokus stehen dabei die finanziellen Mittel des Bundes für das Gebäudeprogramm. Die Expertengruppe präferiert Lenkungsmassnahmen und Emissionsvorschriften anstatt Förderung. Angesichts der Bedeutung des Gebäude- und Infrastrukturparks bei der Erreichung der Energieund Klimaziele müssen wir dies auch unter Einbezug der Immobilien- und Bauherrenverbände analysieren.
Die Bauwirtschaft ist aber auch im Parlament gefordert. So setzen wir uns weiterhin für partnerschaftliche Zusammenarbeitselemente ein und unterstützen die Motion Gutjahr für fairere Erfüllungs- und Gewährleistungsgarantien oder die Parlamentarische Initiative zur Solidarhaftung bei Sozialversicherungen. Das bisherige Engagement über die Branchen- und Berufsverbände reicht nicht aus. Je weiter nachgelagert eine Subbranche in der Wertschöpfungskette auf einem Bau- oder Sanierungsvorhaben ist, desto stärker werden der Preiskampf und der Anreiz für illegale Ge -
schäftspraktiken. Das schadet einer geordneten und partnerschaftlichen Zusammenarbeit und dem Image unserer Branche.
Was wir langfristig als Dachverband begleiten werden, ist der Umgang mit per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS). Bauenschweiz und seine Mitgliederverbände anerkennen den Handlungsbedarf und haben eigene Arbeiten dazu gestartet. Die Bauwirtschaft ist bereit mitzuarbeiten und hat dies sowohl gegenüber dem Bundesamt für Umwelt als auch den unterschiedlichen öffentlichen Bauherren eingebracht. Wir wehren uns aber gegen unrealistische Pauschalverbote, bevor man fundierte Daten, klar deklarierte Bezeichnungen und Definitionen von Richtwerten hat.
Unsere politischen Erfolge bezeugen, dass sich zusammenzuarbeiten und mit einer Stimme zu sprechen lohnt: Gemeinsam ist es uns letztes Jahr gelungen, bei der Revision des Obligationenrechts in Sachen Baumängel eine Abschaffung der Rügefrist und Erhöhung der Verjährungsfrist auf zehn Jahre zu verhindern. Die Verjährungsfrist von fünf Jahren wurde bestätigt und die Rügefrist auf faire 60 Tage erhöht. Über das Netzwerk von Bauenschweiz und unseren Mitgliedern konnten wir ein deutliches Zeichen ins Parlament senden, was die Bauwirtschaft für Rahmenbedingungen braucht.
Wir wollen die Rolle und Bedeutung der Bauwirtschaft sowie unsere Arbeit gegenüber Gesellschaft und Politik noch sichtbarer machen. Das bedeutet auch, Aufklärungsarbeit über unseren Sektor zu leisten. Beispielsweise den Beitrag der Bauwirtschaft, sei es für die Wirtschaft, als Arbeitgeberin oder für Klima- und Energieziele, bekannter zu machen. Hier haben wir noch viel Luft nach oben – und auch hier gilt: Mehr Visibilität erreichen wir nur, wenn wir als geeinte Bauwirtschaft auftreten.
#Inhaltsverzeichnis
Pioniere der Schweizer Immobilienwirtschaft
Tor Alva: Wie
#Branchenpionier
4 Losinger Marazzi
TOP 10
Interview mit Patrick Bärtschi, CEO von Losinger Marazzi, dem Pionier für nachhaltige Immobilienentwicklung in der Schweiz.
6 Electrolux
Besuch bei Peter Barandun, CEO von Electrolux Schweiz, einem Pionier im Wäschepflegemarkt, der zum Marktleader aufsteigen will.
7 Holcim Schweiz
Interview mit Marco Maccarelli, CEO von Holcim Central Europe West, dem Schweizer Pionier der globalen Baustoffindustrie.
8 Saint-Gobain
Besuch bei Patrick Maier, CEO von Saint-Gobain Schweiz, einem Baudienstleister mit Pioniergeist –vor Ort in der Autocity Emil Frey Zürich Nord.
9 Hoval Schweiz
Interview mit Luigi Di Cola, CEO von Hoval Schweiz, dem Pionier für CO2-neutrale Wärmeerzeugungslösungen.
#Technologiepionier
20 BIM Facility
Die Tochtergesellschaft der Geoterra Gruppe ist spezialisiert auf digitale Zwillinge mittels BIMTechnologie und 3D-Vermessung.
10 Gen Two
Interview mit Anastasia Bondareva, Head of Structuring bei Gen Two, einem Pionier für das Handeln illiquider Vermögenswerte.
11 Xania Real Estate
Besuch bei Philipp Röthlisberger, Group CEO von Xania Real Estate, einem Zürcher Pionier für innovative Wohnprojekte.
12 Hydro Service
Interview mit Per Lindwall, Ingenieur bei Hydro Service, einem Pionier für umweltfredundlichen Kalkschutz in Schweizer Liegenschaften.
13 Swissolar
Interview mit Matthias Egli, Geschäftsführer von Swissolar, dem pionierhaften Branchenverband für Sonnenenergie in der Schweiz.
17 DM Bau
Besuch bei Labinot Pirkuqi, CEO von DM Bau, einem Schweizer Pionier für den Modulbau im permanenten oder temporären Einsatz.
21 Benetics
Das Zürcher Startup Benetics hat eine App als Assistent für die Baustelle entwickelt – mit den Machern im Fokus.
Cristina Schaffner, Direktorin Bauenschweiz.
Ständerat Hans Wicki, Präsident Bauenschweiz.
Bau- und
verfahren im Robotic Fabrication Lab der ETH Zürich am Hönggerberg hergestellt.
#Branchenpionier
5 SBB Immobilien
Interview mit Beatrice Bichsel, Leiterin von SBB Immobilien, einem Pionier für das Schaffen von Arealen der Zukunft.
14 Erne Holzbau
Besuch bei Patrick Suter, CEO von Erne Holzbau, einem Schweizer Pionier für Gebäude aus Holz in allen Dimensionen.
15 ETH Zürich
Besuch bei Benjamin Dillenburger, Professor am Institut für Technologie in Architektur der ETH Zürich, zum Pionierprojekt Tor Alva.
16 Schaeppi Grundstücke
Besuch bei Béatrice Schaeppi, CEO von Schaeppi Grundstücke, einem Pionier für die Immobilienbewirtschaftung.
18 Team Schlagenhauf
Besuch bei Rolf Schlagenhauf, Geschäftsführer der Schlagenhauf Gruppe, einem Pionier für die Ausbildung von Branchennachwuchs.
21 Buildup
Buildup stellt den Akteuren im Bauwesen auf einer offenen Plattform detaillierte und standardisierte Baumaterialdaten zur Verfügung.
#Verbandspionier
«Mit unverhältnismässigen Einsprachen wird die ganze Branche gebremst»
Bauen im Wandel: Wie wir die Wohnungsknappheit gemeinsam lösen können –ein Interview mit Susanne Zenker und Birgitta Schock, Präsidentin beziehungsweise Vizepräsidentin des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins, kurz SIA.
Eine wesentliche Ursache der Wohnungsknappheit ist die Verkleinerung der Haushalte: Wir leben länger und häufiger allein. Druck auf den Wohnungsmarkt übt auch die Zuwanderung aus. Gleichzeitig ist beim Bau neuer Wohnungen ein leichter Rückgang zu beobachten. Die Leerwohnungsziffer ist zum vierten Mal in Folge gesunken. Der SIA ist der grösste Verein von Planenden im Baubereich. Was tut er gegen die Wohnungsknappheit?
SUSANNE ZENKER: Es gibt zwei Facetten, wie der SIA unterstützen kann. Die eine betrifft unsere Mitglieder, die durch den Austausch mit den Bestellern einen Hebel haben. Sie müssen sich genügend Zeit nehmen, zu verstehen, was die Bauherrschaft will und braucht. Klarheit zu schaffen, bevor man zu planen beginnt, liegt in der Verantwortung der Planenden. Anschliessend kann die Bestellung kompakter und effizienter geplant werden. Der zweite Aspekt betrifft die langen Genehmigungsprozesse. Unser Verein kann sich dafür einsetzen, dass Baubewilligungen schneller erteilt werden. Wenn die Baubewilligung dann vorliegt, kommt die Thematik der Einsprachen. Sie sollten keine Partikularinteressen vertreten. Mit unverhältnismässigen Einsprachen wird heute die ganze Planungs- und Baubranche gebremst. Ich glaube, das Problem liegt weniger an fehlenden Wohnungsprojekten, sondern eher an der Geschwindigkeit, diese umzusetzen.
BIRGITTA SCHOCK: Grosse Potenziale sehe ich in einem Schulterschluss sowie einem besseren Nutzen von Technologie und einzelnen Methoden. Wenn wir neue Technologien vermehrt als unsere Partner betrachten, können wir Probleme besser erkennen und lösen. Wir haben viele Daten über Jahre gesammelt und in schlecht erschlossenen Datenbanken gelagert.
Nehmen wir als Beispiel die Verdichtung: Ich wohne in Zürich, in einem Wohnquartier mit Einfamilienhäusern auf grossen Parzellen, kleineren Mehrfamilienhäusern und einer überalterten Bevölkerung. Die Menschen möchten nicht wegziehen, weil sie hier nebst ihrer angestammten Wohnung ihre sozialen Strukturen haben. Datenbasierte Informationen können helfen, relevante Anforderungen zu vergleichen und mögliche Szenarien zu Verdichtungen aufzuzeigen.
Wie geht dies mit unseren Bau- und Zonenordnungen einher?
SCHOCK: Es fragt sich, wie man diese weiterentwickelt. Das ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Es braucht ein grundsätzliches Überdenken von bestehenden Zonendefinitionen, zum Beispiel bezüglich den Grenzabständen, der Nachverdichtung von Einfamilienhausgebieten, der Aufstockung oder auch der Zonenmischung. Dies ist nicht von heute auf morgen möglich –deshalb müssen wir neben langfristigen Themen gleichzeitig Massnahmen mit schnellerer Wirkung umsetzen: Eine digitale Baueingabe mit einer digitalen Baubewilligung zum Beispiel wird Behörden helfen, Projekte schneller zu prüfen und zu genehmigen. Bauen ist komplizierter geworden: Mehr Gesetze, mehr Vorschriften, auch zusätzliche Normen des SIA bremsen bei der Umsetzung.
SCHOCK: Die Normenlandschaft wird sich in den nächsten Jahren stark verändern. Zum einen werden die Normen harmonisiert. Zum anderen werden uns mehr Informationen zur Verfügung stehen, die wir mit entsprechenden Technologien und neuen unterstützenden Tools nutzen können.
ZENKER: Unsere Welt ist komplexer geworden, alles verändert sich schnel-
ler, das lässt sich nicht wegdiskutieren. Normen und Ordnungen sollte man als Empfehlungen betrachten, die einen gewissen Spielraum bieten. Man sollte übergeordnet Abwägungen machen, was wie anwendet wird. Heute fehlt eine übergeordnete Instanz, die eine Gesamtbeurteilung aller Themen vornimmt.
Wird sich die Situation im Wohnungsmarkt weiter verschärfen oder eher entspannen?
ZENKER: Das Thema hat endlich so viel Sichtbarkeit bekommen, dass auch in der Politik etwas geschieht. Jetzt sind alle Stakeholder sensibilisiert, etwas zu tun, um das Ganze zu beschleunigen. Ich glaube, es wird sich eher entspannen.
SCHOCK: Der Wunsch auf Entspannung setzt ein systemisches Verstehen voraus, dass wir die einzelnen Probleme oder Fragestellungen nur gemeinsam lösen können. Das hat auch mit individuellen Wohnansprüchen zu tun. Wollen wir immer mehr und grössere Wohnflächen in Anspruch nehmen oder folgen wir den Ansätzen der Suffizienz? Wenn nicht, drücken wir nur die Fragestellung aus unseren städtischen in die ländlichen Räume. ZENKER: Man soll nicht zu stark in den Markt eingreifen. Unsere Aufgabe als Vertreter der Planenden ist sicherzustellen, dass man entsprechend der hohen Nachfrage zügig planen und bauen kann. Damit bin ich wieder bei dem, was ich einleitend sagte: Wir müssen mehr mit den Bauherren diskutieren, was sie bestellen und was nicht. Wir müssen die Wohnungen so attraktiv, effizient und kompakt planen und ausführen, dass wir alle Ansprüche der Nutzenden auf möglichst wenig Fläche befriedigen. Das ist unsere Verpflichtung, das ist nachhaltig und im Sinne einer hohen Baukultur.
Interview: Ivo Vasella
Susanne Zenker (rechts) und Birgitta Schock, Präsidentin beziehungsweise Vizepräsidentin des SIA.
#Branchenpionier
«Wir planen heute für übermorgen»
Klimaresilienz fördern, Mehrwert generieren, Gebäudebestand erneuern: Pascal Bärtschi, CEO von Losinger Marazzi, erklärt, wie die Immobilienentwicklerin und Totalunternehmerin Lösungen für die Herausforderungen der Branche vorantreibt.
Pascal Bärtschi (56), CEO von Losinger Marazzi, steht vor dem Neubau Bern 131, den die Immobilienentwicklerin und Totalunternehmerin im Verkehrsknotenpunkt Wankdorf für die Investorin Swiss Prime Site entwickelt und realisiert hat. Bald schon ziehen hier die ersten Mieter ein – in ein nachhaltiges Dienstleistungsgebäude, das in mancherlei Hinsicht zukunftsweisend ist und sich wie ein ruhender Pol von den verschlungenen Verkehrswegen abhebt.
Herr Bärtschi, ein solches Projekt bedarf einer klaren und auf die Zukunft ausgerichteten Vision?
PASCAL BÄRTSCHI: Ja, es ist definitiv ausschlaggebend, eine klare Vision zu haben, wie eine Stadt nachhaltig erneuert und weiterentwickelt werden soll. Das Projekt Bern 131 ist dahingehend ein Leuchtturmprojekt für die Ansiedlung von Arbeitsplätzen und die intelligente Nutzung des vorhandenen Raums. Das Projekt ist zudem ein gutes Beispiel für die Kreislaufwirtschaft, für ressourcenschonendes und energieeffizientes Bauen, für Erschliessung, Nachhaltigkeit oder Aufwertung. Und nicht zuletzt steht es sinnbildlich für die übergeordneten Ziele von Losinger Marazzi.
Wie meinen Sie das?
Pioniergeist gehört seit jeher zur DNA unseres Unternehmens. Parallel dazu setzen wir den Fokus auf Klimaresilienz, Mehrwert und Stadterneuerung. Diese drei Themenbereiche, die auch viel mit Erfahrung zu tun haben, bilden praktisch die Grundlage unserer unternehmerischen Aktivitäten.
Und diese drücken sich in der Praxis wodurch aus?
Wir wollen als Immobilienentwicklerin und Totalunternehmerin den Bedürfnissen der Gesellschaft von heute und morgen gerecht werden. Gleichzeitig reduzieren wir den Ressourcenverschleiss und verringern mit unseren Lösungen den CO2-Fussabdruck, der von uns konzipierten Gebäude und Quartiere. Einfach gesagt: Das Wachstum soll auf der gegebenen Fläche klare Mehrwerte generieren. Konkret heisst das, möglichst wenig Materialverbrauch und verbaute Fläche. Dies erreichen wir mit einer optimalen Konzeption der Flächen, mit kreislauff ähigen Baustoffen, welche die benötigte graue Energie minimieren, mit nachhaltigen Energiekonzepten sowie der Erhaltung der Biodiversität. Diese Verringerung des ökologischen Fussabdrucks erhöht die Attraktivität der Gebäude, Quartiere und Lebensräume für die Nutzer, aber auch für unsere Kunden. Mit Verlaub, das klingt jetzt sehr nach Marketingsprache. Können Sie uns das konkret erläutern?
Gerne. Ein in letzter Zeit viel gehörtes Stichwort dahingehend lautet Umnutzung. Aus Bürogebäuden werden zum Beispiel Wohnbauten. Die Erstellungsarbeiten können so im Vergleich zu einem Neubau reduziert und der Ressourcen- und Flächenverbrauch verringert werden. Unter anderem kann dank der Schaffung von neuem Wohnraum rasch ein markanter Mehrwert generiert werden. Und mit der Wiederverwendung von Materialien wird dem Kreislaufgedanken Rechnung getragen, was längerfristig der Nachhaltigkeit und der Klimaresilienz zugutekommt. Ein gutes Beispiel dafür ist das Projekt
Spenglerpark in Münchenstein (BL), das die Aufstockung zweier neuer Geschosse sowie die Totalsanierung des Bestandes umfasste.
Das leuchtet ein. Leider aber sind solche Umnutzungen nicht immer und überall möglich. Sei es, weil die vorhandene Bausubstanz unbrauchbar ist, ein Wohnbau nicht zonenkonform ausfallen würde oder die Transformation sich wirtschaftlich
und vielleicht auch mit dem Blick auf die CO2-Emissionen nicht auszahlen kann. Zu diesen klar definierbaren Entscheidungsgrundlagen gesellt sich ein zwar banaler, gleichzeitig aber auch unglaublich entscheidender Faktor.
Nämlich?
Der Mensch – und sein Bedürfnis nach Austausch und Begegnung. Es bringt nichts, wenn sie in der Peripherie ein einzelnes Logistikgebäude zu Wohn-
Losinger Marazzi
Die Immobilienentwicklerin und Totalunternehmerin gehört zum internationalen Grosskonzern Bouygues Construction. Als Pionierin des Schweizer Bauwesens zeichnet sich Losinger Marazzi seit über einem Jahrhundert durch ihre Innovationsfähigkeit aus. Von der ersten Idee eines Projekts bis hin zum Betrieb eines Gebäudes entwickelt die Firma mit ihren 750 Mitarbeitenden nachhaltige Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette einer Immobilie. Im Fokus stehen die Entwicklung und Realisation qualitativ hochwertiger Lebens- und Arbeitsräume.
raum umgestalten oder im Geschäftsviertel ein paar Büros in Wohnungen umwandeln, wenn rundherum das Angebot nicht stimmt. Es braucht Läden, Cafés, die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz. Erst dann kann sich ein Quartier, vielleicht auch eine ganze Stadt weiterentwickeln. Wir wollen nicht einfach Gebäude bauen, wir wollen neue Lebensräume schaffen. Leben kehrt erst dann ein, wenn zwischen einem oder mehreren Objekten eine Verbindung zum Umfeld und zur Nachbarschaft hergestellt werden kann.
Renovationen und Stadterneuerung gelten als wichtigste Hebel, um den CO2-Fussabdruck zu senken. Wie wirkt sich das grundsätzlich auf die Planung und Entwicklung von Projekten aus? Stadterneuerung und Nachhaltigkeit sind für uns die zentralen Treiber. Mit jedem Quadratmeter, den wir verbauen, müssen wir gleichzeitig und zusätzlich die erzeugten Emissionen senken. Das ist eine riesige Herausforderung, die sich nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich auszahlen soll. Zum Glück sind die Investoren immer häufiger bereit, tragfähige Lösungen für die Zukunft mitzufinanzieren.
Sie bauen heute für morgen. Genau. Auch das hat sich grundlegend
«Wir wollen nicht einfach Gebäude bauen, wir wollen neue Lebensräume schaffen.»
verändert: das Tempo und die Bauzeit. Vor 50 Jahren, da wurde schnell geplant und lange gebaut. Heute ist es genau umgekehrt: Der Planungsaufwand ist allein schon zeitlich immens, dafür wird dann umso zügiger gebaut. Und das vor dem Hintergrund, dass die Zukunft heutzutage nicht mehr 50 Jahre entfernt ist, wie vielleicht zur Gründungszeit unseres Unternehmens, sondern lediglich noch zwei, drei Jahre. Das erfordert von uns als Entwicklerin sehr viel Proaktivität. Ich würde sogar sagen: Wir planen heute für übermorgen.
Vorausschauend handeln, wohl das Steckenpferd einer jeden Pionierin Ob wir eine Pionierin sind, das sollen unsere Partner und Kunden beurteilen. Gerade was die Themenfelder Klimaresilienz und Nachhaltigkeit, Schaffung von Mehrwert und Stadterneuerung anbelangt, ist es indes unabdingbar, dass man als wichtiger Player anstrebt, den Bedürfnissen von übermorgen gerecht zu werden. Sie sprechen die wegweisenden Technologien an, die Materialien, die Massnahmen, welche die Baubranche noch mehr in Richtung Kreislaufwirtschaft führen? Nicht nur. Es fängt aber schon viel früher an. Wir müssen jederzeit in der Lage sein, Lösungen für Anforderungen und Herausforderungen bereitzuhalten, um Mehrwert für unsere Kunden, die Nutzer und die Gesellschaft zu generieren. Das ist unsere Aufgabe als Immobilienentwicklerin und Totalunternehmerin in einer Zeit, in der man sich ständig die Frage stellt, wie gerade im urbanen Raum bestehende Flächen noch besser genutzt und aufgewertet werden sollen, während gleichzeitig die Nachhaltigkeit im Fokus steht.
Inzwischen ist Pascal Bärtschi im vierten Stock des Dienstleistungsgebäudes Bern 131 angekommen. Während draussen der Feierabendverkehr brandet, ist es im in Holzbauweise erstellten und mit Photovoltaikmodulen versehenen Neubau erstaunlich ruhig. Der CEO von Losinger Marazzi blickt zur breiten Fensterfront hinaus und meint: «Ich weiss nicht, ob es in der Schweiz einen spektakuläreren Arbeitsort gibt als diesen hier.» Dann erzählt er, wie er einem potenziellen Mieter die Zweifel im Hinblick auf die Lärmimmissionen genommen hat. «Ich organisierte mit ihm eine Besichtigung und habe vor Ort vorgeschlagen, dass er, sollte ihm das Objekt nicht zusagen, unsere jetzigen Büroräumlichkeiten in der Wankdorf City übernehmen könne und Losinger Marazzi ins Bern 131 ziehen würde.» Kommt es nun zum Umzug? «Nein», lacht Pascal Bärtschi, «er war schnell überzeugt und wir bleiben, wo wir sind. Da war ich mir von Anfang an sicher!» Interview: Flavian Cajacob
Pascal Bärtschi, CEO und Verwaltungsratspräsident von Losinger Marazzi.
Frau Bichsel, als Teil des Bahnunternehmens SBB verbindet SBB
Immobilien heute die Mobilitätsmit der Raumentwicklung. Sie arbeiten seit 2011 bei SBB Immobilien, vor eineinhalb Jahren übernahmen Sie die Leitung der Division. Wie hat sich diese entwickelt?
BEATRICE BICHSEL: Massiv! Als ich 2011 ins Unternehmen eintrat, änderte sich die Strategie. Bis dahin wurden Areale, welche die Bahn nicht mehr brauchte, verkauft. Nun sollte SBB Immobilien Areale entwickeln und die Erträge nachhaltig ins Bahnsystem zurückfliessen lassen. Dieser Strategie folgen wir heute sehr konsequent: Wir behalten unser Land, stärken mit den Erträgen die Finanzkraft der SBB und bringen mehr Menschen auf die Bahn. Um dieses Umdenken beneiden uns alle Bahnen in Europa. Sie haben ihre freien Areale verkauft.
Warum können SBB-Areale umgenutzt werden? Es fahren ja immer mehr Züge
Die Technologie und die Flächenbedürfnisse des Bahnbetriebs verändern sich. Nehmen wir zum Beispiel die Stellwerke: Sie stehen vielfach an bester Lage direkt neben den Bahnhöfen. Infolge der Digitalisierung lassen sich deren Aufgaben aber auf weniger und anderen Flächen erfüllen. Früher war zudem der Druck auf unsere häufig sehr zentralen Flächen nicht so gross, angesichts der Entwicklung zur 10-Millionen-Schweiz müssen wir den Raum heute effizienter nutzen. Welche Areale können am ehesten umgenutzt werden?
Das ist unterschiedlich. Wir verstehen Bahnhöfe als Verkehrsdrehscheiben, mit Parkplätzen für unterschiedliche Verkehrsmittel wie Autos und Velos oder für Busstationen. Sind die öffentlichen Verkehrsmittel besser an den Bahnhof angebunden, fahren die Menschen weniger mit dem Auto zum Bahnhof. Wir wollen unsere Flächen optimal für den öffentlichen Verkehr nutzen – gleichzeitig schaffen wir neu nutzbare Flächen.
Angesichts des Wohnungsmangels in der Schweiz lautet die Devise, an zentralen Orten zu verdichten. Die SBBAreale scheinen dafür prädestiniert. Heute besitzt SBB Immobilien rund 4500 Mietwohnungen, bis 2037 sollen es gegen 12 000 sein. Auf wie viele Projekte wird sich dieser Zuwachs verteilen?
Aktuell arbeiten wir in der ganzen Schweiz an rund 150 Anlageprojekten in unterschiedlichen Stadien, von der Studie bis zur Fertigstellung. Bislang waren wir mehr in den grösseren Städten tätig, nun wenden wir uns auch den Agglomerationen zu. Das bis 2037 angestrebte Ziel von 12 000 Wohnungen werden wir nicht erreichen. Die Ausgangslage hat sich verändert –wegen der Pandemie vergrösserte sich die Verschuldung der SBB, was die Projekte zum Teil verzögert. Gleichzeitig haben wir da und dort mit mehr Dichte gerechnet, als sie sich realisieren lässt. Klar ist: Wir investieren in den Wohnungsbau, auch in den preisgünstigen. Wir haben zentrale Areale, auf denen wir neue attraktive und zukunftsfähige Lebensräume schaffen wollen.
Wie sollen diese aussehen? Wichtig ist einerseits, einen belebten Ort zu schaffen, der Platz für verschiedene Nutzungen wie Wohnen, Arbeiten, Bildung, Kultur, Einkaufen bietet. Die Menschen sollen sich sicher und wohl fühlen, und das tun sie, wenn der Ort belebt ist, wenn unterschiedliche Bedürfnisse erfüllt werden. Hinzu kommen begrünte Freiräume. Je dichter gebaut wird, umso wichtiger werden sie. Ziel vieler Städte ist die Schaffung einer sogenannten 15-MinutenStadt, in der sich alles innerhalb einer Viertelstunde erreichen lässt und es
#Branchenpionier
«Zukunftsfähige Areale für die Schweiz»
Seit knapp 15 Jahren transformiert die SBB Flächen, die der Bahnbetrieb nicht mehr benötigt, zu «Arealen der Zukunft». Beatrice Bichsel, Leiterin von SBB Immobilien, spricht über Potenziale, Herausforderungen und ambitionierte Ziele.
kein Auto braucht. Mit der Entwicklung bahnnaher Areale unterstützen wir dieses Ziel, und wir bringen mehr Menschen auf die Bahn und den öffentlichen Verkehr.
«Wir investieren in den Wohnungsbau, auch in den preisgünstigen.»
Welches sind die grössten Projekte? Gegenwärtig das Projekt Central Malley in Prilly im Kanton Waadt, wo in den nächsten zehn Jahren noch viel passieren wird, nicht nur seitens der SBB – es gibt in dieser Vorortsgemeinde von Lausanne einen Entwicklungsboom. Dann Luzern Rösslimatt mit zwei Gebäuden, die sich trotz ihrer Grösse gelungen ins Quartier einbetten. Oder das Projekt Volta in Basel, wo wir zusammen mit der Stadt ein grosses Industrieareal in ein Wohn- und Büroareal transformieren.
Zur Person
Beatrice Bichsel (43) wurde im September 2023 Leiterin von SBB Immobilien und Mitglied der SBB-Konzernleitung. Sie studierte Recht an der Universität Bern, erwarb das Rechtsanwaltspatent des Kantons Bern und absolvierte an der Universität St. Gallen ein Executive MBA. Zu ihrer aktuellen Tätigkeit sagt Beatrice Bichsel: «Diese Division bei der SBB zu leiten, ist ein Traumjob. Was wir tun, bewirkt etwas. Ich muss den Sinn nicht suchen, jeden Tag aufzustehen und meine Arbeit zu machen.»
Beim Bestand gibt es sehr viele Massnahmen: Wir optimieren zum Beispiel die Beleuchtung, ersetzen Heizungen –bis 2030 sind alle alten Gas- und Ölheizungen ausgetauscht –, wir installieren Solaranlagen und sanieren Bestandsgebäude nachhaltig. Bei Neubauten setzen wir auf den Standard «Nachhaltiges Bauen Schweiz», kurz SNBS. Wir sind diesbezüglich ambitioniert und geben bei Wettbewerben den Planern zum Beispiel vor, wie gross der CO2-Ausstoss sein darf. Wichtig ist mir: Unsere neuen Gebäude sollen flexibel sein – in 25 Jahren will man Büros vielleicht zu Wohnungen umnutzen, und das soll möglichst einfach und ohne grossen Material- und Bauaufwand erfolgen können.
Ein anderes Ziel ist die Stärkung der Kreislaufwirtschaft. Wie nutzt SBB Immobilien rezyklierte Baustoffe? Ein Beispiel ist das Gebäude X auf dem Areal Werkstadt in Zürich. Dort verwenden wir zwölf Kilometer gebrauchte Eisenbahnschienen für die Grundkonstruktion des Gebäudes. SBB-weit arbeiten wir am Aufbau eines Materialinventars – wir schauen etwa, ob wir Schienen an Lager nehmen. Unsere Ambition ist, wo möglich und sinnvoll, Gebäude aus Material vor Ort zu erstellen, dann fällt auch der ganze Transport weg. Wesentlich sind auch der Umgang mit dem Gebäudebestand und dessen Weiterentwicklung.
Die SBB sind vollumfänglich im Besitz der Eidgenossenschaft. Wie frei können Sie wirtschaften?
Der Bund ist unser Eigner, er gibt uns die strategischen Ziele vor. Er ist es auch, der uns vorgibt, unsere Grundstücke in Zusammenarbeit mit Gemeinden und Städten in Wert zu setzen und dabei auf eine hohe Baukultur zu achten. Auf der Ebene des jeweiligen Projekts ist zunächst einmal wesentlich, dass unsere Areale in der Regel nicht eingezont sind. Wir können nicht einfach sagen: «Jetzt bauen wir hier Wohnungen.» Erst müssen wir die Einzonung bewirken, und das geht nur in enger Zusammenarbeit mit der Politik und der Bevölkerung. Darum sind partizipative Prozesse so wichtig.
Ein solches «Areal der Zukunft» gestalten Sie auch in Wetzikon im Zürcher Oberland. Wie läuft eine Planung hierfür ab? Wetzikon ist ein schönes Beispiel, weil wir dort mit der Gemeinde und unter Einbezug der Bevölkerung und vieler anderen Anspruchsgruppen in einem partizipativen Prozess gemeinsam einen Masterplan erarbeiteten. Der gesamte Bahnhofplatz wird aufgewertet, der Bushof wird besser integriert, das Umsteigen wird erleichtert, die verschiedenen Verkehrsträger werden neu angeordnet, auf dem frei werdenden Areal entsteht ein lebendiger Wohn- und Arbeitsort.
Die SBB wollen klimaneutral werden. Was tut SBB Immobilien im Kampf gegen den Klimawandel?
2023 erzielte SBB Immobilien als profitabelste Division des Bahnunternehmens 681 Millionen Franken Mieteinnahmen und 281 Millionen Franken Gewinn. Wie gross ist der Konflikt zwischen Wirtschaftlichkeit und dem Erfüllen möglichst vieler Ansprüche? Diesen Spagat zu bewältigen, ist unser Tagesgeschäft. Es geht um berechtigte Ansprüche der Bevölkerung und der Politik. Wir sind kein gewöhnliches Immobilienunternehmen, wir sind die SBB. Planen bedeutet, Kompromisse zu finden. Allerdings müssen wir als Gesellschaft aufpassen, dass wir nicht in der Arealentwicklung stecken bleiben, sondern auch noch bauen und neue Lebensräume schaffen können. Die Entwicklungsphase dauert heute viel zu lang.
Interview: Marius Leutenegger
Beatrice Bichsel, Leiterin von SBB Immobilien und Mitglied der SBB-Konzernleitung.
#Branchenpionier
Smarte und ökologische Lösungen für den Waschraum
Der Schweizer Wäschepflegemarkt hat sich in den letzten zwanzig Jahren stark verändert, aber birgt noch immer grosses Potenzial. Electrolux hat sich hierzulande zum Ziel gesetzt, in den kommenden fünf Jahren Marktleader zu werden. Von Sandra Monn
Es ist noch keine hundert Jahre her, als die Wäsche mühsam von Hand geschrubbt und zum Trocknen an der Luft aufgehängt wurde. Heutzutage nehmen uns moderne Maschinen mit einer Vielzahl von Pflegeprogrammen die Arbeit ab – und sie werden immer ausgeklügelter. Electrolux nimmt eine führende Rolle ein und entwickelt innovative Technologien nach den spezifischen Bedürfnissen der Konsumenten. «Aus Marktstudien und Kundenbefragungen kennen wir die Wünsche und Anforderungen der Konsumenten und entwickeln passende Angebote», sagt Peter Barandun, CEO von Electrolux. Die Waschmaschinen und Trockner sind je nach Komfortstufe mit mehr oder weniger Features ausgestattet, was den Nutzern die grösstmögliche Wahlfreiheit bietet. Im Topmodell ist sogar ein Wasserenthärter integriert. «Das ist eine Funktion, die aktuell nur wir anbieten», ergänzt der CEO.
«Der Wäschepflegemarkt hierzulande hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert», berichtet Peter Barandun weiter. War früher in Mehrfamilienhäusern eine Gemeinschaftswaschküche mit Waschplan der Standard, wird in Neubauten jede Wohneinheit nahezu immer mit einem eigenen Waschturm ausgestattet. Das Marktpotenzial ist also noch nicht ausgeschöpft und wächst weiter. Im Bereich Waschmaschine und Trockner ist Electrolux in der Schweiz zwar noch nicht Marktleader, aber: «Wir haben klare Ambitionen, dies in den nächsten fünf Jahren zu ändern», sagt Peter Barandun und fügt an: «Wer nicht gross denkt, hat das Nachsehen.»
Die Chancen, dass dies gelingt, stehen tatsächlich gut. «Unsere Waschmaschine mit der AbsoluteCare-Technologie bietet die beste schnelle Fleckenentfernung auf dem Schweizer Markt bei 30 Grad. Der Waschgang dauert gerade mal 49 Minuten und verbraucht deutlich weniger Energie als ein Standardprogramm.» Eine bedeutende Verbesserung sei, dass
sich der Wasser- und Energieverbrauch in den letzten 20 Jahren um 30 Prozent reduziert habe. «Wenn es um die Umwelt geht, machen wir keine Kompromisse. Unser Topgerät übertrifft die höchste Energieeffizienzklasse A um 20 Prozent. Im März führen wir ein zusätzliches Modell ein, das die höchste Energieklasse sogar um 60 Prozent übertrifft. Damit sind wir Best in Class», sagt Peter Barandun stolz. Bei der Produktentwicklung steht der Umweltgedanke konsequent an oberster Stelle. So auch bei der Technologie ProSteam, mit der die Kleidung nicht gewaschen, sondern mit Wasserdampf in nur 25 Minuten aufgefrischt wird. Das schont die Textilfasern und reduziert den Wasserverbrauch um 96 Prozent. «Dank solchen schonenden Pflegeprogrammen sehen die Kleider länger aus wie neu. Ein Kleidungsstück wird eher mal ersetzt, weil es aus der Mode kommt, und nicht, weil es vom Waschen ausgebleicht oder abgenutzt ist.»
Alle lieben
Drehknöpfe
Der tief verankerte Nachhaltigkeitsgedanke spiegelt sich auch im Service wider. Wenn immer möglich und sinnvoll, werden defekte Geräte repariert. Dafür stellt Electrolux sicher, dass Ersatzteile für mindestens 15 Jahre zur Verfügung stehen. Das Ziel ist klar definiert: «Den besten Service in der Branche zu haben.»
Das heisst, wenn die Servicetechniker zu einem Kunden fahren, wird der Defekt in 94 Prozent der Fälle in nur einem Reparaturgang behoben. «Das ist Weltrekord», sagt Barandun. Eine schnelle Reaktionszeit sowie eine freundliche und kompetente Kontaktperson am Telefon seien weitere entscheidende Faktoren, auf die man grossen Wert lege.
Ein weiteres Bedürfnis, dem Electrolux Rechnung trägt, ist das Bedienfeld der Geräte. «Die Leute lieben Drehknöpfe mit einem Bedienfeld, das selbsterklärend ist», sagt Peter Barandun. Dazu gibt es
«Das kann kein anderer Trockner auf dem Markt.»
noch die Electrolux-App, mit der sich die Maschine steuern lässt oder einen berät, wenn man zum Beispiel heikle Textilien waschen möchte. Wenn dann für die Seidenbluse die perfekte Einstellung gefunden ist, lässt sich diese als personalisiertes Programm abspeichern. Electrolux war einer der ersten Anbieter von Geräten, die miteinander kommunizieren können. So leitet die Waschmaschine die Information, was sie gewaschen hat, an den Trockner weiter. Dieser wählt dann das passende Programm.
Outdoorwäscheland
Schweiz
Auch beim Wäschetrockner weiss der schwedische Haushaltsgerätehersteller zu überzeugen. Als «Super-Erfindung» bezeichnet Peter Barandun die 3D-ScanTechnologie, mit der mehrschichtige oder gefütterte Kleidungsstücke wie Daunenjacken besonders schonend behandelt werden. Werden diese nämlich in einem konventionellen Tumbler oder gar an der Luft getrocknet, bleiben die
Daunen aneinander kleben. «Ein gewöhnlicher Trockner erfasst die Feuchtigkeit nur auf der Oberfläche der Kleidung. Unser Gerät ist wie ein MRI.» Die Feuchtigkeit wird auch im Inneren der Textilien gemessen und die Trocknungszeit automatisch angepasst. Auf diese Weise bleiben die Daunenjacken flauschig wie am ersten Tag und bewahren ihre wärmeisolierende Wirkung. «Über diese Fähigkeit verfügt aktuell kein anderer Trockner.»
Einer, der sich mit Outdoorbekleidung auskennt ist Ski-Weltmeister, Olympiasieger und mehrfacher Gesamtweltcupsieger Marco Odermatt. Für ihn ist es eine Selbstverständlichkeit, dass er seine Wäsche selbst macht. Seit letztem Herbst wirbt er für die Wäschepflegelinie. «Der kulturelle Match zwischen Marco und Electrolux könnte nicht besser sein», betont Barandun. Gleiches sagt der CEO über Wendy Holdener, ebenfalls langjährige Markenbotschafterin des Haushaltsgeräteherstellers. «Sie sind beide unglaublich fleissig, performen gut, sind sympathisch und spielen nichts vor.»
So geht weltmeisterliche Wäschepflege
Herr Odermatt, was ist Ihnen bei Ihrer Waschmaschine wichtig?
MARCO ODERMATT: Da ich wenig Zeit habe, schätze ich es, wenn ich mit einer einfachen Bedienung der Maschine schnell zum gewünschten Ergebnis komme. Gewünscht heisst, nicht nur sauber, sondern auch schonend für die Kleidung. Wenn ich dabei noch Energie und Wasser sparen kann, umso besser.
Haben Sie ein Lieblingsprogramm?
Am meisten nutze ich das «AbsoluteWash»-Programm. Da habe ich nach 49 Minuten bei 30 Grad das gewünschte
Ergebnis. Das ist meistens ideal für mich, da ich primär verschwitzte Kleider habe und nicht unbedingt schmutzige.
Haben Sie einen Tipp, wie man seine Wäsche weltmeisterlich erledigt? Nicht zu heiss waschen, 30 Grad reichen meistens aus. Nicht zu viel Waschmittel verwenden und die Maschine nur starten, wenn sie voll beladen ist.
Wann finden Sie während der Wintermonate Zeit, Ihre Wäsche zu waschen? Nach den Rennwochenenden ist in der Regel Waschtag. Am Abend nach der Rückkehr oder am Folgetag wasche ich
meine Siebensachen. So viel Zeit muss sein, und dazwischen lassen sich noch andere Dinge erledigen, die sich angehäuft haben.
Was wünschen Sie sich, dass die Maschine auch noch könnte? Ich würde mir wünschen, dass die Maschine die Kleider bereits zusammengefaltet wieder rausgibt. Oder dass sie zumindest sicherstellt, dass die Socken wieder paarweise zum Vorschein kommen nach dem Waschgang. Mit den effizienten Waschgängen kann ich gut Zeit sparen. Mit dem Zusammenfalten leider nicht.
Peter Barandun, CEO von Electrolux Schweiz.
Marco Odermatt, Markenbotschafter.
#Branchenpionier
«Wir sind auf Kurs, Netto-Null bis 2050 ist erreichbar»
Marco Maccarelli, der neue CEO von Holcim Central Europe West, über neue Innovationsprojekte, zirkuläre Baustoffe, die Entwicklung der Pipeline-Infrastruktur in Europa – und seine enge Verbindung zu seiner Arbeitgeberin.
Herr Maccarelli, Sie sind seit Juni zurück in der Schweiz. Wie unterscheidet sich dieser Markt von jenem in Mexiko und Kolumbien?
MARCO MACCARELLI: In der Schweiz wächst der Markt mengenmässig langsamer. Wir fokussieren unser Wachstum auf nachhaltige Lösungen. Effizientes Bauen und Kreislauffähigkeit spielen hier eine viel grössere Rolle.
Was braucht es, um in all diesen Bereichen Fortschritte zu erzielen?
Innovation! Die Schweiz ist ein sehr innovatives Land mit weltweit führenden Hochschulen wie der ETHZ oder EPFL. Unser Ziel ist es, zusammen mit der Forschung neue Technologien und die Kreislaufwirtschaft voranzubringen.
Mit der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften und der Stadt Winterthur hat Holcim das Innovationslabor Grüze gebaut. Beeindruckend ist, auf welch dünnen Betonelementen das begrünte Betondach steht. Ist das die Zukunft des Bauens? Durchaus. Für den Bau haben wir sogenannte CPC-Elemente (Carbon Prestressed Concrete) eingesetzt, also Betonbauteile, die mithilfe von kreuzweise verspannten Carbonfasern verstärkt werden. Sie kommen ganz ohne Stahlarmierung aus und das Tragwerksystem ermöglicht eine Materialreduktion von etwa 75 Prozent im Vergleich zu konventionellen Deckensystemen.
Die verwendeten Betonbauteile werden nur verliehen. Wie funktioniert das? Die Elemente werden bei uns hergestellt und auf die Baustelle transportiert, wo das Objekt errichtet wird. Wenn dieses nach der Nutzungsdauer abgebaut wird, nehmen wir die Elemente zurück, schneiden sie wenn nötig neu zu und setzen sie an einem anderen Ort wieder ein. Das funktioniert für Zweckbauten mit einer temporären Einsatzzeit oder auch längerfristig gedacht, wenn ein Gebäude in 80 bis 100 Jahren wieder zurückgebaut wird. Mit dem ETH-Spin-off Oxara und der Kibag ist Holcim letzten Sommer eine strategische Partnerschaft eingegangen, mit dem Ziel, in der Schweiz die nachhaltigen Baupraktiken zu stärken. Worum geht es? Wir wollen klinkerarmen oder gar klinkerfreien Zement, respektive Beton anbieten. Noch stehen wir am Anfang des Weges. Mit Oxacrete Oulesse existiert bereits ein erstes Produkt. Zwar sind die erreichbaren Druckfestigkeiten nicht auf dem exakt gleichen Niveau wie bei klinkerhaltigen Bindemitteln, jedoch vollkommen ausreichend für weniger anspruchsvolle Anwendungen, wie die Erstellung von Wänden und Decken im Innenbereich. Unser Ziel ist es, dass man diese klinkerfreien Bindemittel auch für anspruchsvollere Anwendungen im Aussenbereich weiterentwickelt und dereinst in grösseren Mengen einsetzt. Bei Oxacrete Oulesse handelt es sich um ein zementfreies Bindemittel aus rezykliertem Rückbaumaterial. Im Vergleich zu herkömmlichem Zement reduziert sich der CO2Ausstoss um etwa 70 Prozent.
«Unser Ziel ist es, neue Technologien und die Kreislaufwirtschaft voranzubringen.»
Weshalb ist es so wichtig, den Klinkergehalt im Zement zu reduzieren? Klinker ist ein Zwischenprodukt in der Zementproduktion. Für dessen Herstellung sind Temperaturen von bis zu 1450 Grad Celsius nötig. Die Entsäuerung des Kalksteins setzt aufgrund des chemischen Prozesses nochmals CO2 frei. Die grössten Hebel zur CO2Reduktion haben wir in der Verwendung von alternativen, auf Biomasse basierenden Brennstoffen bei der Herstellung und beim Ersatz von Klinker im Zement. Wenn wir also den Klinkeranteil reduzieren oder gar wie bei Oxacrete Oulesse auf null senken, sinkt die CO2-Belastung markant.
Gleichzeitig führen Sie mit Susteno einen Zement im Programm, der ebenfalls eine verbesserte Nachhaltigkeit aufweist und in den Ecopact-Betonen zum Einsatz kommt. Wodurch unterscheiden sich die beiden Technologien? Oxacrete Oulesse ist ein Bindemittel mit heute beschränkten Anwendungsgebieten. Susteno hingegen ist ein nach Norm zugelassener Zement für alle herkömmlichen Anwendungen im Hoch- und Tiefbau. Gemeinsam ist beiden Produkten, dass sie auf der Verwendung von rezykliertem Rückbaumaterial basieren. Damit schonen sie natürliche Ressourcen und weisen gleichzeitig eine bessere Ökobilanz als Standardzemente auf. Auch EcopactBetone haben durch die Verwendung von Susteno eine verbesserte Öko -
Zur Person
Holcim ist Marco Maccarelli bestens bekannt. Nicht nur, weil er seit letztem Juni CEO von Holcim Central Europe West ist, zuvor bei Holcim in Mexiko tätig war und vor seinem Wechsel in die Schweiz die Ländergesellschaft in Kolumbien führte. Nein, mit dem Zementkonzern verbindet ihn auch eine langjährige Karriere – und viele Erinnerungen aus der Kindheit: In Holderbank aufgewachsen, erlebte er mit seinen Freunden einige Abenteuer rund um den dortigen Steinbruch. Seither blieb er stets mit Holcim in Verbindung.
bilanz. Mit Ecopact+ haben wir auch ein Produkt im Sortiment, das mit rezyklierter Gesteinskörnung hergestellt wird und damit die Nutzung von primären Rohstoffen reduziert. Sowohl Susteno als auch Ecopact+ gehören deshalb zu unseren Ecocycle-Produkten.
Wie sieht Ihr zukünftiges Produktportfolio aus?
Wir investieren laufend in Forschung und Entwicklung – sowohl lokal in der Schweiz als auch in unserem Forschungszentrum in Lyon. Dabei werden wir unsere Susteno- und EcopactProduktfamilie ausbauen und ältere Produkte eliminieren. Wir haben zum Beispiel gerade mit dem Susteno 4S
einen neuen Zement in dieser Produktfamilie auf den Markt gebracht. Dieser basiert, wie der bisherige Susteno, auf der Verwendung von aufbereiteten Rückbaumaterialien. Aufgrund der verbesserten Rezeptur erreichen wir eine CO2-Reduktion von mehr als 20 Prozent im Vergleich zu einem herkömmlichen Schweizer Portlandzement, kurz CEM II/A.
Welche weiteren Massnahmen treffen Sie zur Reduktion von Treibhausgasemissionen?
Die zwei grössten Hebel habe ich bereits genannt. Neben der reduzierten Verwendung von Klinker und dem Einsatz von alternativen Brennstoffen aus Biomasse bauen wir gleichzeitig auch den Elektromobilitätsanteil aus, indem wir die Bahn und vermehrt auch Elektrolastwagen für den Transport nutzen. Damit verbunden sind auch Investitionen in die Ladeinfrastruktur – sowohl in unseren Werken als auch bei den Kunden. Für den Tunnelbau am Gotthard haben wir beispielsweise mit einem Partner eine Schnellladestation errichtet, sodass wir nun mit Elektrolastwagen die Baustelle beliefern können. Weniger schnell kommen Sie bei der CO2-Abscheidung, -Nutzung und -Speicherung voran. Woran liegt es? CCUS, was für Carbon Capture and Use or Storage steht, sprich das Ausfiltern von CO2 und dessen Weiterverarbeitung oder Lagerung im Boden oder im Meer, ist ein interessanter Lösungsansatz. Die Holcim Gruppe arbeitet derzeit europaweit an sieben Projekten, eines davon in Polen. Von dort gelangt das CO2 über eine Pipeline nach Norwegen und wird eingelagert. Damit werden wir in der polnischen Zementfabrik Netto-Null erreichen. Für viele Werke fehlt aber noch eine ausreichende Pipeline-Infrastruktur für den CO2-Transport in Europa. Die EU unterstützt den Aufbau der Fernleitungen, doch es sind zusätzliche Investitionen nötig, auch in der Schweiz. Wir können dies nicht allein stemmen. Kleinere Mengen CO2- lassen sich in den rezyklierten Kies speichern, den wir für Recylingbeton benötigen. Hier arbeiten wir eng mit der Firma Neustark zusammen, um dieses Projekt weiterzuentwickeln. Für grössere Mengen reicht es aber nicht. Dafür sind günstige Rahmenbedingungen unerlässlich: Beispielsweise müssen ausreichend erneuerbare Energien sowie eine Transportinfrastruktur und Endlagerung verfügbar sein.
Laut dem Nachhaltigkeitsbericht konnte Holcim in den letzten Jahren grössere CO2-Einsparungen erzielen. Wie sind Sie mit Hinblick auf Ihre Vision Netto-Null bis 2050 unterwegs? Wir sind auf Kurs. Dank unseren Investitionen, der Forschung und Entwicklung sowie unseren Partnerschaften ist Netto-Null bis 2050 erreichbar. Gleichzeitig braucht es mehr Investitionen in die Pipeline-Infrastruktur, denn auch CCUS ist ein wichtiges Element auf diesem Weg. Ich bin aber überzeugt, dass die Schweiz die Industrie hierbei unterstützen wird.
Interview: Sophie Zellweger
Marco Maccarelli, CEO von Holcim Central Europe West (Schweiz, Italien, Süddeutschland und Haut-Rhin).
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Augenfällig umgesetzte Vorreiterrolle
Saint-Gobain Schweiz hat einen wichtigen Beitrag zur kürzlich eröffneten Autocity Emil Frey Zürich Nord geleistet. Das Gebäude ist ein Paradebeispiel dafür, wie Ästhetik und Funktionalität mit viel Pioniergeist nachhaltig umgesetzt werden können. Von Flavian Cajacob
Nur wenige Firmen können auf eine so lange Geschichte zurückblicken wie die 1665 gegründete Saint-Gobain. Vor 360 Jahren als einfache Glashütte von Sonnenkönig Louis XIV. höchstpersönlich initiiert, beschäftigt der Mischkonzern heute über 160 000 Mitarbeitende in den Sparten Bauprodukte, Baufachhandel und innovative Werkstoffe. Der Fokus liegt auf Materialien mit hohem Technologiegehalt und auf der Beratung von Bauwirtschaft und Industrie. Seit 1937 ist Saint-Gobain mit Hauptsitz in Paris auch hierzulande aktiv.
Unter dem Dach von Saint-Gobain Schweiz sind acht im hiesigen Markt verankerte Unternehmen vereint, die an mehr als 100 Standorten mit insgesamt über 2000 Mitarbeitenden eine breite Palette an Produkten und Lösungen im Bau- und Immobiliensektor anbieten (siehe unten). Lokales Wissen, gepaart mit der Innovationskraft eines globalen Traditionsunternehmens: Für Investoren und Bauherrschaft ergeben sich daraus zahlreiche Vorteile, ist sich Patrick Maier, CEO von Saint-Gobain Schweiz, sicher – zumal der Fertigungsstandort der meisten Produkte ebenfalls hierzulande angesiedelt ist, was die Ausarbeitung spezifischer Lösungen für Kunden erlaubt.
Lösungsanbieter früh miteinbeziehen
Maier sitzt an diesem Morgen an einem langen Tisch in der Autocity Emil Frey Zürich Nord. Der augenfällige Neubau in Oerlikon, an dessen Realisation SaintGobain Schweiz mit Lösungen von vier seiner Unternehmen beteiligt gewesen ist, konnte im letzten Herbst seiner Bestimmung übergeben werden. Nebst den obligaten Verkaufsräumen beherbergt er auch eine Cafeteria, zudem Konzertund Eventräumlichkeiten, sogar ein Kochstudio und eine Bibliothek sind im sechsstöckigen Gebäude untergebracht. Für Maier ist der elegante Neubau ein gutes Beispiel dafür, wie Komfort und Nachhaltigkeit heutzutage innovativ umgesetzt werden können. «Das A und O diesbezüglich ist sicherlich der frühe Miteinbezug von uns als Lösungsanbieter durch Investoren, Bauherrschaft und Architekten.» Dieser Faktor habe in diesem Fall perfekt gespielt, so Maier. Bewährt hat sich die Strategie insbesondere mit Blick auf die strengen Bauauflagen, die es zu befolgen galt. Erste Gespräche zwischen den Projektverantwortlichen und den Spezialisten von Saint-Gobain fanden bereits vor vier Jahren statt. «Berücksichtigt wird stets das gesamte Bauvorhaben – und das über den gesamten Lebenszyklus hinweg», erklärt Patrick Maier. Dabei stehen sowohl die Betriebs- und Unterhaltskosten als auch die Nachhaltigkeit im Zentrum; Rückbau inklusive. Wiederverwertbare Gipswände beispielsweise reduzieren die C02-Emissionen massiv, ebenso gebrauchte Keramik aus dem Sanitärbereich, die aufbereitet und wieder verbaut wird. Neu entwickelte Baustoffe und innovative Herstellungsprozesse helfen generell mit, die Kreislaufwirtschaft anzukurbeln und die Nachhaltigkeit beim Bauen zu fördern. «Durch die Umstellung der Glasöfen auf Wasserstoffenergie beispielsweise ist die Herstellung der Glasdämmstoffe in den letzten Jahren deutlich umweltfreundlicher geworden», sagt Maier. Zurück in die Autocity. Bei der Realisation des in verschiedenen Belangen pionierhaften Projekts unweit des Hal-
«Berücksichtigt wird das gesamte Bauvorhaben –und das über den gesamten Lebenszyklus.»
lenstadions wurde ein wichtiges Augenmerk auf die Fassadengestaltung gelegt. Im Kontext von Ästhetik und Funktionalität haben sich die Verantwortlichen für eine dynamische Gebäudehülle entschieden, die ohne externe Anlagen wie Rollläden auskommt. «Ein absolutes Novum», bemerkt Maier. Im Gegensatz zu herkömmlichen dynamischen Gläsern, die bei Bedarf den gesamten Fensterbereich abdunkeln, bietet SageGlass Harmony nämlich einen automatisch oder manuell zuschaltbaren Tönungsverlauf, der eine perfekte Balance zwischen Tageslichteintrag und Blendschutz ermöglicht. Bedeutet in der Praxis: Während der Ausblick in Richtung Himmel und sengende Sonne kontinuierlich abgeblendet wird, ist auf Bodenhöhe keine Verdunkelung wahrnehmbar.
Die Vorteile liegen auf der Hand. So werden keine Storen benötigt, die Klimaanlage kann reduziert werden, Reinigungs- und Unterhaltsarbeiten beschränken sich auf ein Minimum, die
Gebäudehülle lässt sich optimal ausnützen. «Und in Sachen Ästhetik gibt es wohl auch kaum etwas Vergleichbares», ist sich der Chef von Saint-Gobain Schweiz sicher. Über den gesamten Lebenszyklus gleichen tiefere Unterhaltskosten und Einsparungen andernorts die Mehrkosten des Produkts aus.
Weniger Hülle, mehr Raumvolumen
Angesichts der Tatsache, dass hierzulande nach wie vor viele Fassaden nur ungenügend gedämmt sind, kommt der Sanierung von Gebäudehüllen grosse Bedeutung zu. Und auch bei Neubauten gilt es, Fassaden so zu konstruieren, dass sie die vielfältigen Funktionen sowohl technisch als auch ästhetisch zu erfüllen wissen. Mit vorgehängten und hinterlüfteten Fassadensystemen liefert Saint-Gobain Weber dahingehend wegweisende Lösungen. «Bevor in eine neue Heizung investiert wird, sollte dringend die Isolation der Gebäude -
Effektive Raumakustiklösungen, die Arbeitsleistung, Lernfähigkeit und Wohlbefinden verbessern.
Führende Produzentin und Anbieterin von erstklassigen Gipstrockenbau- und Stahlleichtbausystemen – für Räume zum Leben.
Spezialistin für Bad und Küche und damit verbundene Dienstleistungen mit fachkundiger Beratung sowie Sortiment für jeden Geschmack und jedes Budget.
hülle angegangen werden, das lohnt sich bei weitem mehr», ergänzt Maier. «Making the world a better home» – diesen Grundsatz, den sich Saint-Gobain auf die Fahne geschrieben hat, will das Unternehmen nicht nur für Wohnbauten anwenden, sondern auch für Gewerbebauten. Und dies über das gesamte Gebäudevolumen hinweg, also vom Fundament bis hoch zum Dachstock. In der Autocity seien die Weichen diesbezüglich dank dem Einbezug der Spezialisten und verschiedenen Visualisierungsmöglichkeiten früh gestellt worden, sagt Patrick Maier. «Das Endergebnis vor Augen, liessen sich die Entscheidungsträger rasch auf eine gemeinsame Vision einschwören.»
Innovative Produkte, fundierte Beratung
Ein weiteres Beispiel hierfür liefert ein innovatives Stahlleichtbausystem, mit dem die architektonische Vision mit der technischen Machbarkeit und den Anforderungen an den Brandschutz vereint werden konnte. Die Systembestandteile sind leicht, tragfähig und ermöglichen dank Vorfertigung eine rationelle Montage, eine hohe gestalterische Flexibilität und aufgrund der kurzen Bauzeit eine hohe Wirtschaftlichkeit. Natürliche Baustoffe im Bodenbereich und fugenlose Akustikdeckensysteme sorgen zudem für ein angenehmes Raumklima. Gerade in Gebäuden, in denen unterschiedliche Bedürfnisse berücksichtigt werden müssen, trägt ein ausgewogenes Raumklima bekanntlich dazu bei, den Stress zu senken und das Wohlbefinden bei Mitarbeitenden und Kunden zu steigern.
Ob intelligente Gläser, flexibler Leichtbau oder hoch entwickelte Akustiksysteme: Mit Lösungen, die zukunftsweisende Technologien und fundierte Beratung kombinieren, will Saint-Gobain Schweiz Investoren, Bauherrschaften sowie Architekten dabei unterstützen, herausragende und wegweisende Bauprojekte wie jenes der Autocity Emil Frey Zürich Nord zu realisieren. «Die Kombination macht's», erklärt Maier und meint damit das Zusammenspiel von Produkten und Know-how. Als Referenz führt er diesbezüglich nicht zuletzt die eigene Firmengeschichte ins Feld: «Ohne sich ständig mit den Herausforderungen der Zeit und den sich verändernden Ansprüchen auseinanderzusetzen, würde Saint-Gobain heute wohl kaum zu den ältesten Unternehmen der Welt gehören.» 360 Jahre Erfahrung, das bedeute eben auch 360 Jahre Pioniergeist.
Sichere Brandschutzsysteme mit Hochsicherheitsglas, die vor Feuer, Angriffen mit Werkzeugen oder Waffen und Explosionen schützen.
Leistungsfähige und bewährte Wärme-, Schall- und Brandschutzdämmung nach Mass für die gesamte Gebäudehülle –«Swiss Made», innovativ und ökologisch.
Dynamische Sonnenschutzgläser zur Abschirmung von Wärme, Licht und Blendung, für mehr Energieeffizienz und Komfort.
Spezialistin für Abstandhalter für Isolierglas, die den Wärmeverlust von Gebäuden minimieren und somit den Energieverbrauch deutlich reduzieren.
Fassadensysteme und Fliessenstrich mit schnellster Mix-Mobil-Verarbeitung sowie für hochwertige Mörtel-, Beton-, Putz- und Plattenlegerprodukte.
Patrick Maier, CEO von Saint-Gobain Schweiz, in der Autocity Emil Frey Zürich Nord.
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«Wir haben aufgerüstet und sind mehr als bereit, um die Energiewende mitzutragen»
Energie nachhaltig zu gewinnen, lohnt sich nicht nur für den Eigenverbrauch, sondern auch für Liegenschaften und ganze Siedlungen. Wie Fernwärme dabei zum Gamechanger wird, wenn es um die Klimaziele geht, erklärt Luigi Di Cola, CEO von Hoval Schweiz.
Herr Di Cola, die Schweiz befindet sich mitten in der Energiewende, und als Marktführer für Heizungslösungen ist Hoval wohl ein wichtiger Treiber. Wie genau wollen Sie die Erreichung der Klimaziele fördern?
LUIGI DI COLA: Viele Gebäude in der Schweiz müssen in den kommenden Jahren sukzessiv saniert werden, denn aktuell sind diese noch für mehr als die Hälfte des landesweiten CO2-Ausstosses verantwortlich. Vor allem Öl- und Gasheizungen sollen durch erneuerbare Systeme ersetzt werden. Nebst der Solarthermie sind vor allem Wärmepumpen und Fernwärmeverbunde unsere Standbeine. Hier liefert Hoval nicht nur Produkte, sondern auch Lösungen. Wir haben viel Know-how gesammelt über die letzten Jahrzehnte, das wir als Erfahrung in die Umsetzung von Fernwärmegebiete miteinbringen können.
Was genau ist unter Fernwärme zu verstehen?
Das Prinzip der Fernwärme funktioniert so, dass man Abwärme von Produktionsstätten wie etwa von Abfallverbrennungsanlagen nutzen kann, um diese auf umliegende Gebäude zu verteilen. So kann Energie, die sowieso produziert wird und sonst an die Umwelt abgegeben würde, gleich
mitgenutzt werden. Diese Verbunde sind dann sogenannte vernetzte Heizsysteme.
Wie sieht eine solche Wärmeverteilung konkret aus?
Ein Beispiel der effizienten Wärmeverteilung über Gemeinschaftsanschlüsse ist ein Projekt, das wir mit Energie 360° realisieren durften. An der Zeughausstrasse 11 in Zürich haben wir eine 2-Megawatt-Kopfstation geliefert. Um diese Anlage zu betreiben, ist nur ein Anschluss an das Fernwärmenetz nötig. Die Kopfstation verteilt die Wärme dann auf die umliegenden Liegenschaften, etwa auf die Bürogebäude von Google und weitere.
Warum ist es gerade jetzt so wichtig, in alternative Systeme wie Wärmepumpen oder Fernwärme zu investieren? Wir haben immer mehr umweltfreundliche Alternativen und doch wird noch zu wenig gemacht, obwohl jetzt der richtige Zeitpunkt wäre, um umzurüsten. Der Gebäudepark Schweiz hätte ursprünglich bis 2038 CO2-neutral sein sollen, doch dieses Ziel wird immer weiter nach hinten geschoben. Heute sprechen wir von rund 600 000 fossilen Anlagen, die noch installiert sind und möglichst bald ersetzt werden sollten.
Bei der aktuellen Austauschrate von
30 000 bis 45 000 Anlagen pro Jahr wird es vermutlich bis 2045 dauern.
Wie kommt es, dass wir trotz Dringlichkeit so langsam voranschreiten mit der Energiewende?
Es gibt viele Hindernisse wie uneinheitliche Strompreistarife, die je nach Gemeinde anders sind. Gleichzeitig gibt es viele Schlupflöcher: Kunden tauschen ihre fossilen Anlagen häufig durch neue fossile Anlagen aus, anstatt auf alternative Lösungen umzusteigen. Hinzu kommt, dass die Fördergelder kontinuierlich gekürzt werden, was Subventionen erschwert.
«Vom Vorantreiben der Dekarbonisierung der fossilen Wärmeerzeuger hängt unsere Zukunft ab.»
Wie können Fernwärmeverbunde effizient gesteuert werden?
Mit unserer «Supervisor cloud» bieten wir eine Technologie an, die das Netz überwacht und Fehlleistungen erkennt, bevor diese auftreten. Die Fernsteuerung macht es möglich, Probleme remote zu lösen. Diese Software ist ein echter Gamechanger und hilft Gemeinden und Energieversorgern, Fernwärmenetze möglichst effizient zu betreiben.
Die Technologie wurde von Hoval entwickelt. Inwiefern heben sich Ihre Lösungen von konkurrierenden Produkten ab?
Der Vorteil bei Hoval: Wir liefern alles aus einer Hand. Im Bereich Fernwärme stellen wir bei einem Fernwärmeverbund neben der Leittechnik mit der «Supervisor cloud» auch den fixfertig konfigurierten und programmierten Schaltschrank bereit, wie auch die Übergabestationen. Diese werden kundenspezifisch gefertigt im Hovaleigenen Werk in Deutschland. Ausserdem liefern wir Containerlösungen, die als temporäre Energiezentrale fungieren, bis das Wärmenetz in Betrieb ist. Wir bauen ganzheitliche Heizzentralen, zum Beispiel in Wiedlisbach im Kanton Bern: Hier wird für die Wärmegewinnung das Holz aus dem regionalen Wald verwendet und die Abwärme aus der Verbrennung wieder eingespeist. Zudem wird auch kostenlose Solarthermie für die Wärmeerzeugung genutzt. Innovationen vorantreiben, den Markt strategisch bedienen, Mitarbeitende führen – welches sind Ihre grössten Herausforderungen als Chef von Hoval Schweiz?
Die letzten Jahre waren extrem dynamisch. Das hat angefangen mit massiven Logistikkettenstörungen, langen Lieferfristen und Kunden, die dringend ihre Gebäude beheizen mussten. Meine Hauptaufgabe war es, zu motivieren. Kurz darauf kühlte der Markt etwas ab. Doch zum Glück kann ich auf ein kompetentes Team zählen, das von Feldmeilen aus beratend zur Seite steht und einen tollen Job macht. Und was ist Ihre Vision für die Zukunft?
Lohnt sich eine Wärmepumpe trotzdem noch als Investition?
Für Einfamilienhäuser ganz klar, gerade in Kombination mit einer Photovoltaikanlage. Für die Wärmepumpe steht damit günstiger Eigenstrom zur Verfügung, um die Wärme für die Heizung und das Warmwasser zu produzieren. Idealerweise wird das System mit einer Speicherbatterie ergänzt, die den tagsüber produzierten Strom speichert, und ihn abends und nachts für die Wärmepumpe, den Haushaltsstrom oder das Aufladen des Elektroautos wieder verfügbar macht.
Und bei Mehrfamilienhäusern?
Hier sehe ich immer häufiger sinnvolle Hybridlösungen, zum Beispiel eine Wärmepumpe und einen biogasbetriebenen Gaskessel. Hier wäre auch der Anschluss an einen Fernwärmeverbund attraktiv, womit pro Mehrfamilienhaus eine Vielzahl an Wohnungen beheizt werden kann. Das wird in Zukunft immer interessanter, weil sich mehr und mehr Cluster-Wohnformen bilden. Der Vorteil hier liegt darin, dass die Endkunden keine hohen Investitionen tätigen müssen. Die Gemeinden bauen die Infrastruktur und die Nutzer zahlen nur für die Wärme, die sie beziehen.
Mein Wunsch wäre eine klare Entwicklungsstrategie des Bundes im Bezug auf den Bereich Energie, der dieselben Regelungen festlegt für alle Kantone. Dann würden wir sehen, wo wir auf Kurs sind und was konkret wo zu machen ist. Optimalerweise würde das zu einer stabilen Marktlage führen. Das würde ich mir insbesondere als Geschäftsführer wünschen, um eine Planbarkeit bezüglich Personal und strategischer Marktentwicklung zu haben. Wir haben als Hersteller wahnsinnig viel investiert, Kapazitäten ausgebaut und aufgerüstet für die Energiewende, weshalb wir mehr als bereit sind, diese mitzutragen und umzusetzen. Als Privatmensch wünsche ich mir vor allem, dass wir die Dekarbonisierung der fossilen Wärmeerzeuger vorantreiben – davon hängt unsere Zukunft ab. Interview: Rachel Fassbind
Hoval Schweiz
Die Hoval Gruppe mit Sitz in Liechtenstein zählt international zu den führenden Unternehmen für Heiz- und Raumklimalösungen. Seit 75 Jahren bietet der Pionier in Sachen nachhaltiger Wärmeversorgung mit rund 2200 Mitarbeitenden Lösungen an, die den Energiemarkt revolutionieren. Seine Produkte werden heute in über 50 Länder exportiert. Hoval Schweiz ist eine von 15 Tochtergesellschaften und als solche ein Komplettanbieter mit Systemkompetenz in den Bereichen Heizen, Kühlen und Lüften, der alles aus einer Hand liefert.
Luigi Di Cola, CEO von Hoval Schweiz, vor der 2-Megawatt-Kopfstation an der Zeughausstrasse 11 in Zürich – das Fernwärmeprojekt wurde zusammen mit Energie 360° realisiert.
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«Auf diversifiziertere Art in Immobilien investieren»
Das Finanz-Startup Gen Two macht illiquide Vermögenswerte handelbar – dazu gehören ebenfalls Immobilien. Anastasia Bondareva, Head of Structuring, erläutert, wie das geht.
Frau Bondareva, wenn man mit Vertretern von Gen Two spricht, weisen sie einen darauf hin, dass das Unternehmen Verbriefungen oder Assetization macht. Viele setzen dies mit Tokenisierung gleich, was es aber nicht ist. Worin besteht der grundlegende Unterschied?
ANASTASIA BONDAREVA: Bei der Verbriefung geht es darum, mit Zertifikaten bestehende Finanzinstrumente zu nutzen, die seit Jahrzehnten existieren. Bei der Tokenisierung liegt der Schwerpunkt auf der Blockchain, der Distributed-Ledger-Technologie. Wir erfinden das Rad nicht neu, aber wir schaffen eine viel effizientere Hülle für das Finanzprodukt. Grundsätzlich könnten aber alle Zertifikate, die wir ausstellen, durch einen Token auf der Blockchain repräsentiert werden. Ob Verbriefung oder Tokenisierung das Underlying, der Basiswert, bleibt der gleiche. Es geht nur darum, wie er dargestellt wird und wo man ihn handelbar macht.
Im Buch «Assetization», das von den beiden Gen Two-Firmengründern geschrieben wurde, wird das Verbriefungsprodukt mit Containern verglichen. Diese haben das Transportwesen revolutioniert. Sind Gen TwoProdukte auch derart standardisiert? Im Grundsatz ist es dasselbe, jeder Vermögenswert, der bewertet werden kann, kann in unsere Struktur abgefüllt, das heisst, verbrieft, und als Zertifikat handelbar gemacht werden. Wir sehen ein vergleichbares Potenzial wie für ETF, die börsengehandelten Indexfonds, die man als Einheitsbehälter für kotierte Werte betrachten könnte. Aber wie bewerten Sie die verbrieften Vermögenswerte, wenn es keinen Handel gibt, dann gibt es keine Wertveränderung und keine Performance? Der Vermögenswert wird durch den aktuellen Wert des Assets definiert. Dieser Wert wird in der Regel von einer unabhängigen Bewertungsstelle festgestellt. Diese Bewerter werden nicht von uns, sondern vom Kunden ausgewählt. Die Basiswerte können illiquide sein, aber teilweise finden für die Produkte trotzdem Sekundärmarkttransaktionen statt. Diese Transaktionen auf der Produktebene bestimmen jedoch nicht den Wert des Basiswerts, sondern werden auf der Grundlage des letzten verfügbaren Nettoinventarwerts des Produkts abgewickelt, der auf der letzten verfügbaren Bewertung des Vermögenswerts beruht.
Welche Art von Immobilien eignet sich für eine Gen Two-Verbriefung?
Technisch gesehen kann jede Immobilie auf dem Markt verbrieft werden – bei einem Einfamilienhaus ist das aber wenig sinnvoll. Man muss die Kosten für die Instandhaltung des Hauses, die Steuern, die mit der Übertragung an die Plattform anfallen, sowie die regelmässige Bewertung im Produkt integrieren. Die meisten Kunden, die sich an uns wenden, kommen über Fondsstrukturen, das heisst, es gibt bereits einen Fonds, der die Immobilien verwaltet. Wir bieten eine Struktur, welche die Mindesteinstiegsgrösse, die sehr hoch sein kann, reduziert. So wird den Kunden ermöglicht, auf eine diversifiziertere Art in Immobilien zu investieren. Damit kann man etwa den Investitionsbetrag auf verschiedene Fonds aufteilen.
Der Grundbucheintrag macht aber Immobilienanlagen in der Schweiz ziemlich kompliziert. Wie erwähnt, läuft es meist über Unternehmen, Fondsgesellschaften oder Darlehen und der Investor wird Aktionär oder Anteilseigner. Man investiert also nicht direkt in die Immobilie. Es gibt zwei Gründe, weshalb solche Lösungen gewählt werden – der Immobilienbesitzer will sich Kapital beschaffen und der Investor will eine massgeschneiderte Investitionslösung, die unter Umständen auch eine Laufzeit aufweist. Das Produkt hat den Vorteil, dass es eine Verzinsung und gleichzeitig Wertsteigerungspotenzial aufweist. Gen Two ist auch hier Koordinator, setzt die Verbriefung auf und sorgt dafür, dass Auszahlungen und Bewertung funktionieren.
Arbeiten Sie auch bereits an Immobilienprojekten in der Schweiz?
Gen Two hat bereits mehrere Immobilienprojekte hierzulande umgesetzt. Die Verbriefung eines Mehrfamilienhauses im Kanton Zürich ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein solches Projekt aussehen kann. Wir setzen eine Investitionsstruktur auf, die es dem Investor erlaubt, befristet auf drei Jahre in den Appartementkomplex zu investieren:
Bei Interesse kann der Investitionszeitraum verlängert werden. Zudem haben wir ein Projekt realisiert mit sogenannten Service-Chalets in einem grossen Schweizer Skigebiet. Der Investor kann sich über ein Zertifikat an diesen Projekten beteiligen. Falls
das Objekt in einer Fondsstruktur verwaltet wird, muss sich der Kunde nicht um Formulare, administrative Belange, Be steuerung und Ähnliches kümmern. Der Schweizer Immobilienmarkt ist punkto Investierbarkeit noch sehr wenig entwickelt, wenn man ihn etwa mit den USA vergleicht und den Möglichkeiten, sich über REITs, sogenannte Real Estate Investment Trusts, bereits mit wenigen hundert Dollar zu engagieren.
Aber ich könnte doch auch zu einer Bank gehen und einen Immobilienfonds erwerben. Der Ansatz ist bei unserer Verbriefung ein anderer. Die Bank betrachtet das Investment vom Endinvestor her, wir vom Vermögensverwalter oder Family Office. Diese kennen die Bedürfnisse ihrer Kunden und wählen das passende Objekt aus und kommen zu Gen Two. Wir strukturieren und verbriefen für den Kunden das passende, individuelle Produkt.
Gen Two
«Technisch gesehen kann jede Immobilie auf dem Markt verbrieft werden.»
Das im Jahr 2018 gegründete Zürcher Fintech-Startup Gen Two eröffnet Investoren dank Verbriefung neue Anlagebereiche und macht nicht-traditionelle Vermögenswerte für institutionelle und professionelle Investoren handelbar. Der Finanzintermediär erteilt Gen Two den Auftrag, ein Vehikel zu strukturieren, verwaltet dieses jedoch entsprechend dem Mandatsvertrag selbst. Für jeden Kunden baut Gen Two eine Emissionsplattform. Diese
Wo sehen Sie die grösste Herausforderung für Gen Two? Es gibt noch einen grossen Aufklärungsbedarf, denn viele Investoren denken, die Zertifikate seien unsere Produkte. Doch es sind die Instrumente unserer Kunden, die wir ermöglichen. Diese haben Ideen, was sie investierbar, sprich ihren Kunden für Anlagen zugänglich, machen möchten. Der Name Gen Two taucht nicht auf. Es sind White-LabelProdukte. Der Endinvestor kommt nicht direkt mit uns in Kontakt. Wir betreiben ein Business-to-Business-Geschäft.
In welche Vermögenswerte investieren denn Ihre Kunden aktuell am meisten? Rund die Hälfte der Anlagen sind weiterhin noch liquide Wertpapiere, doch deren Anteil am Gesamtvolumen nimmt ab, weil die Risikoprämien so hoch und dementsprechend das Renditepotenzial tiefer ist. Der Markt bewegt sich kontinuierlich in Richtung private Vermögenswerte. Interview: Werner Grundlehner
eigenständige Gesellschaft wird nicht in der Bilanz konsolidiert und erhöht im Konkursfall die Sicherheit. Die Assets werden verbrieft, mit einem Zertifikat –meist einem aktiv gemanagten (AMC) – handelbar gemacht und erhalten eine Wertpapierkennnummer (ISIN). Im Buch «Assetization» beziffern die Firmengründer das globale Volumen der nicht handelbaren Vermögen auf 78 Billionen USDollar – grösstenteils Immobilien.
Anastasia Bondareva, Head of Structuring bei Gen Two.
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Immobilien entwickeln für die Städte der Zukunft
Xania Real Estate steht für hochwertige und innovative Wohnprojekte. Dabei setzt der Zürcher Immobilienentwickler auf erstklassige Lagen, moderne Architektur und verdichtetes Bauen, um den Herausforderungen des städtischen Wachstums zu begegnen. Von Christina Hubbeling
Ein runder Tisch mit eleganter Steinplatte, in der Mitte eine grosse Vase mit dunkellila Hortensien. Die Wände sind behangen mit grossformatigen Acrylgemälden eines aufstrebenden Zürcher Künstlers. Die gedämpften, erdigen Naturtöne der Wandfarben und Materialien sorgen für eine stimmige Ambiance. Während wir unseren Kaffee trinken, schweift der Blick durch die grossen Schaufensterflächen. Draussen fliessen die Autos vorbei. Im Showroom von Xania Real Estate am Zürcher Pelikanplatz herrscht eine entspannte Wohlfühlatmosphäre. Als wäre man bei Bekannten eingeladen. Bekannten, die wissen, wie man gut lebt und sich geschmackvoll einrichtet. Das soll auch so sein. Denn bei Xania geht es ums Wohnen, um die stilvolle Einrichtung und gute, moderne Architektur.
Der Showroom hat zum Zweck, dass man hier als Kundin oder Interessent in die «World of Xania» eintauchen kann. Man findet hier zur Inspiration eine sorgfältig kuratierte Auswahl an Oberflächen wie Parkett-, Marmor- und Plattenmustern für alle Räume sowie Armaturen oder Unterbaumöbel für die Nasszellen. Und eine schicke, komplett eingerichtete Küche mit allem Drum und Dran. «Der Showroom gibt einem eine konkrete Vorstellung, wie das gesamte Interior Design einmal aussehen könnte», sagt Philipp Röthlisberger, der seit Herbst 2024 als Group CEO die strategische und operative Führung von Xania verantwortet.
Standorte mit hohem Entwicklungspotenzial
Den Fokus setzt der Branchenpionier auf die Entwicklung von Wohnhäusern an exklusiven Lagen. Die meisten Projekte werden in und um Zürich realisiert, wo Wohnraum besonders knapp und gefragt ist. Dabei liegt der Fokus auf der Suche nach Grundstücken und Liegenschaften mit hohem Entwicklungspotenzial, um innovative und hochwertige Projekte umzusetzen. «Unsere Käufer sind vorwiegend Privatpersonen, die den Zürcher Immobilienmarkt aufgrund seiner hohen Attraktivität und Stabilität schätzen», erklärt Röthlisberger. Investoren bietet Xania zudem mit ihren Wohnprojekten eine Plattform, um in Entwicklungsprojekte zu investieren. Was Xania von vielen anderen Immobilienentwicklern unterscheidet, ist das Verständnis für die gestalterische Bedeutung von Wohnräumen. In Zusammenarbeit mit renommierten externen Architektinnen und Architekten entstehen zukunftsweisende Projekte, die erstklassigen Lebensraum schaffen, hohe Lebensqualität fördern und den Bauten eine unverwechselbare Identität verleihen. «Wir entwickeln Projekte, die sich an der Besonderheit des Ortes, der bestehenden Baukultur und den Bedürfnissen der Nutzer ausrichten, um eine hohe Qualität zu erreichen», betont Philipp Röthlisberger. «Das verdichtete Bauen ist für uns ein wichtiges Kriterium: Wir bauen aus Überzeugung verdichtet; denn durch die Verdichtung der urbanen Zentren kann der Zersiedlung der Schweiz entgegengewirkt werden. Städte sind der Lebensraum der
«Das verdichtete Bauen ist uns ein wichtiges Kriterium.»
Zukunft», ist der Geschäftsführer überzeugt.
Eine Herausforderung beim Projektieren ist die Tatsache, dass ein Bauprojekt nicht von heute auf morgen entsteht – gebaut wird schliesslich nicht über Nacht. Um zukunftsweisende und gesellschaftliche Trends auf lokaler, regionaler und globaler Ebene zu verstehen, ist visionäres Denken gefragt. «Wir müssen uns bewusst überlegen, wie der Markt der Zukunft aussehen könnte», sagt Röthlisberger. Daher setzt sich Xania auch mit den globalen Megatrends auseinander.
Globale Megatrends gekonnt übersetzen
Immobilienentwicklungen gehen stets mit gesellschaftlichen Trends und Veränderungen einher. So setzt sich Xania mit Themen wie Urbanisierung oder
Mobilität auseinander. Aber auch mit neuen Arbeitsformen, die einen Einfluss auf unseren Alltag und unsere Lebenswelt haben. «Wir sind überzeugt, dass die Städte der Zukunft vielfältiger werden, aber auch grüner und lebenswerter», ergänzt Röthlisberger. Ein gutes Beispiel dafür sei Singapur. «Heute lebt etwa die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten, bis 2050 werden es über zwei Drittel sein. Urbanisierung, Individualisierung, NeoÖkologie, Konnektivität und Mobilität sind zentrale Themen.» Megatrends können als Instrument zur Strategie- und Projektentwicklung verstanden werden. Aber letztlich sprechen die Bauten für sich: Xania hat nicht nur ein grosses Verständnis für gute Architektur und Ästhetik, sondern auch ein gutes Gespür dafür, was die anspruchsvolle Käuferschaft wünscht. Davon zeugen die zwölf Projekte, welche die Firma in ihrer noch jungen
Geschichte bereits erfolgreich realisiert hat, sowie die weiteren 56 Projekte mit 621 Wohnungen im Grossraum Zürich, die bereits in der Pipeline stecken. Ein aktuelles Beispiel ist «The Terraces» an der Vorderzelgstrasse 6 in Küsnacht (ZH), das sich zurzeit im Bau befindet. Hier werden drei lichtdurchflutete Eigentumswohnungen geschaffen, die nebst erhöhter Lage grosszügige Wohn- und Aussenbereiche bieten. Jede Wohneinheit nimmt ein ganzes Geschoss für sich in Anspruch. Man profitiert von einer uneingeschränkten Weitsicht; zu den weiteren Pluspunkten dieses Projekts gehören die Ruhe und Privatsphäre. Passend zur privilegierten Wohnlage ist auch die Innenausstattung im hochwertigen Bereich angesiedelt. Wer wissen möchte, wie eine solche Wohnung einmal konkret aussehen könnte, findet im Xania-Showroom die perfekten Inspirationen dazu.
Erfolg durch Expertise
Philipp Röthlisberger hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt: Seine berufliche Laufbahn startete er in einem Architekturbüro im Bereich Entwurf und Planung, bevor er als Bauleiter, Projektleiter und schliesslich als Geschäftsführer tätig war. Er studierte an der Universität St. Gallen (HSG) Betriebswirtschaft und absolvierte verschiedene Weiterbildungen im Bereich Real Estate Management, die er mit einem Master an der Universität Luzern abschloss.
Bevor der 50-Jährige im Herbst 2024 zu Xania Real Estate stiess, war er als Geschäftsführer bei international agierenden Architekturfirmen sowie in leitenden Positionen bei institutionellen Investoren tätig und hatte zuletzt die Position als Leiter Projektentwicklung bei einem der führenden Totalunternehmen inne. Als Group CEO von Xania ist Röthlisberger massgeblich für den Aufbau und die Pflege strategischer Partnerschaften verantwortlich.
Philipp Röthlisberger, Group CEO von Xania Real Estate.
#Branchenpionier
Nachhaltiger, günstiger Kalkschutz –eine Innovation, die sich bewährt hat
Vor einem Jahrzehnt lancierte Ingenieur Per Lindwall eine Alternative zu umweltschädlichen Enthärtungsanlagen:
Aquazino-Geräte schützen heute bereits über 15 000 Haushalte sowie Immobilien von namhaften Investoren wie Swiss Life und AXA vor Kalkschäden.
Hartes Wasser ist ein ständiger Begleiter vieler Schweizer Haushalte – verbunden mit unschönen Kalkflecken, verstopften Leitungen und verkalkten Geräten. Bisher konnte man das Übel entweder akzeptieren oder auf teure Enthärtungsanlagen zurückzugreifen, die Salz verbrauchen, die Wasserqualität beeinträchtigen, die Umwelt belasten und aufwendig in der Wartung sind. Das Dilemma spornte Per Lindwall vor etwas mehr als zehn Jahren an. Der aus Schweden eingewanderte Elektroingenieur und Unternehmer präsentierte mit der sogenannten Electric Anti Fouling Technology, kurz EAF-Technologie, eine Alternative, die nachhaltiger, kostengünstiger sowie effektiver ist und trotzdem die Wasserqualität erhält. Dieser neu definierte Kalkschutz wird seit zehn Jahren in den Aquazino-Anlagen von Hydro Service Schweiz eingesetzt (siehe Kasten).
Herr Lindwall, sagen Sie, wie kommt ein schwedischer Elektroingenieur dazu, in der Schweiz eine Technologie für Kalkschutzgeräte zu entwickeln? PER LINDWALL: Als meine Frau und ich in die Schweiz gezogen sind, fiel mir sofort die ausgezeichnete Qualität des Trinkwassers auf. Gleichzeitig bemerkte ich jedoch, dass das harte Wasser – und die damit verbundenen Kalkprobleme –eine Herausforderung darstellen. Für mich war es unverständlich, dass Enthärtungsanlagen, welche die Wasserqualität verschlechtern, der Standard für Kalkschutz waren. Da ich als gelernter Elektroingenieur bereits mit der EAF-Technologie aus der Prozessindustrie in Grossanlagen vertraut war, kam mir die Idee, diese bewährte Kalkschutzmethode auch für Haushalte zugänglich zu machen. Nach mehreren Jahren Entwicklungsarbeit entstand die kompakte und hochwirksame Aquazino-Anlage.
Wie funktioniert die sogenannte Electric Anti Fouling Technology und warum ist sie besser als herkömmliche Verfahren?
Die EAF-Technologie nutzt spezielle elektrische Impulse, um Kalkkristalle zu bekämpfen. Diese verbleiben nicht mehr als harte, haftende Kristalle in Rohren oder an der Duschwand, sondern bilden eine pulverartige Struktur,
die sich einfach wegwaschen lässt. Dadurch werden Kalkablagerungen verhindert, ohne das Wasser chemisch zu verändern. Gleichzeitig bleiben Mineralien wie Kalzium und Magnesium, die für den Geschmack und die Qualität des Wassers verantwortlich sind, erhalten. Herkömmliche Enthärtungsanlagen hingegen entziehen dem Wasser diese Nährstoffe.
Die Sanitärbranche setzte bisher auf Salzanlagen – wie gelang Ihnen der Durchbruch? Salzanlagen zum Kalkschutz waren jahrzehntelang die Goldesel der Branche –mit lukrativen Wartungsverträgen. Unsere Technologie wurde lange verschmäht, da sie diese Einnahmequellen bedrohte. Zwei Entwicklungen haben uns den Durchbruch ermöglicht: Erstens informieren sich Kunden dank des Internets zunehmend selbst und hinterfragen bestehende Lösungen. Zweitens spielen Nachhaltigkeit und Gesamtkosten eine immer grössere Rolle. Unsere
Aquazino-Lösung ist umweltfreundlich, verschwendet weder Salz noch Hunderte Liter Wasser für Rückspülungen – und ist zudem viermal günstiger als herkömmliche Enthärtungsanlagen.
Aquazino-Anlagen werden bereits bei Projekten wie der Telli-Siedlung in Aarau oder dem Einkaufszentrum
Metalli in Zug eingesetzt. Was bedeuten solche Aufträge für Ihre Technologie?
Dass renommierte Ingenieure im Auftrag dieser Unternehmen unsere Technologie grossflächig getestet haben, hat uns enorm geholfen, noch einmal an Glaubwürdigkeit dazuzugewinnen. Die positiven Ergebnisse, beispielsweise der Kalkschutz oder die Entkalkung bereits verkalkter Rohre, haben sie überzeugt. Diese Projekte zeigen auch die Skalierbarkeit unserer Lösung: Sie funktioniert sowohl in Einfamilienhäusern als auch in grossen Siedlungen mit Hunderten Wohnungen.
Warum ist die Technologie auch für private Hauseigentümer attraktiv? Unsere Anlagen sind kompakt – sie haben die Grösse eines Getränkekartons, sie sind einfach zu installieren und benötigen keine Wartung. Sie werden ohne Rohrschnitt um die Leitung herum montiert, was auch Hygienerisiken eliminiert. Hauseigentümer profitieren direkt von der guten Wasserqualität und sparen langfristig Geld, da kein Salz verbraucht wird und auch keine Wartungskosten anfallen.
Sie sind ein Newcomer am Markt: Wie gewinnen Sie Kunden für Ihre Technologie? Wir werden oft als Newcomer wahrgenommen, aber tatsächlich agieren wir schon länger im Hintergrund: Ohne grosse Werbebudgets konnten wir bereits mehr als 15 000 Anlagen in der Schweiz installieren. Grösstenteils
dank Mund-zu-Mund-Empfehlungen unserer Kunden und zusätzlich dank der Probezeit, die wir anbieten: Unsere Anlage kann 30 Tage kostenlos und ohne Risiko getestet werden.
Wie sieht die Zukunft der AquazinoTechnologie aus? Wir arbeiten an neuen Produkten, um internationale Märkte zu erschliessen. Enthärtungsanlagen sind weltweit verbreitet – und wir sehen grosses Potenzial, die veralteten, umweltschädlichen
«Unsere umweltfreundliche Aquazino-Lösung ist viermal günstiger als herkömmliche Enthärtungsanlagen.»
Systeme mit unserer kostengünstigen, nachhaltigen Technologie abzulösen.
Mit der adaptierten EAF-Technologie von Per Lindwall bietet Hydro Service Schweiz eine innovative Lösung für ein altes Problem. Sie verbindet Nachhaltigkeit mit Effizienz und zeigt, dass Kalkschutz weder teuer sein noch die Umwelt belasten muss. Die Zukunft des Kalkschutz ist sauber, günstig – und kommt aus der Schweiz.
Interview: Sophie Zellweger
Pilotprojekt mit 400 Wohnungen überzeugte Immobilienprofis
Die Telli-Siedlung in Aarau, eine der grössten Wohnüberbauungen der Schweiz, wurde im Zuge einer energetischen Sanierung auf eine nachhaltige Wasseraufbereitung umgestellt. Anstelle herkömmlicher Salzanlagen, die Umwelt und Ressourcen belasten, fiel die Wahl der leitenden Ingenieure auf die Electric Anti Fouling Technology, kurz EAF-Technologie, von Hydro Service Schweiz. Diese wartungsfreie Lösung pulverisiert Kalk mithilfe von harmlosen Stromsignalen, ohne die Wasserqualität zu verändern. Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt mit 400 Wohnungen wurde die Aquazino-
Technologie vollumfassend für alle 1200 Wohnungen eingeführt. Das Cleantech-Unternehmen Hydro Service Schweiz mit Sitz in Wohlen entwickelt Technologien und Produkte für die umweltfreundliche Wasseraufbereitung. Die Firma beschäftigt ein eigenes Team von ausgebildeten Sanitären für Beratung und Installation. Mit den hierzulande bisher mehr als 15 000 installierten AquazinoAnlagen werden gemäss Hydro Service Schweiz jährlich über 10 Milliarden Liter Wasser und rund 170 000 Tonnen Salz gespart –zudem wird die Amortisation nach spätestens vier Jahren garantiert.
Per Lindwall: Der schwedische Elektroingenieur will den Kalkschutz in Schweizer Haushalten verbessern.
Aktiver Kalkschutz: Ein Aquazino-Gerät von Hydro Service Schweiz im Einsatz.
#Branchenpionier
«Man muss neue Anreize für Besitzer von Photovoltaikanlagen setzen»
Matthias Egli, Geschäftsführer von Swissolar, dem schweizerischen Branchenverband für Sonnenenergie, über die Zukunft der sauberen Energien, aktuelle Herausforderungen und unrealistische politische Konstrukte.
Herr Egli, Sie sind seit bald zwei Jahren Geschäftsführer von Swissolar – wer steht hinter dem Verband und was sind seine Anliegen?
MATTHIAS EGLI: Swissolar ist der Verband, der hierzulande die Solarbranche mit über 1300 Mitgliedunternehmen vertritt. Dazu gehören Hersteller, Installateure, Planer, Energieversorger, Zulieferer und Dienstleister. Die Schweizer Solarbranche umfasst heute rund 11 000 Mitarbeitende und setzt jährlich mehr als 3 Milliarden Franken um. Die Solarenergie ist stark am Wachsen und wird neben der Wasserkraft zur tragenden Säule der Schweizer Energiewirtschaft. Ziel des Verbands ist es, bis 2050 eine sichere Versorgung mit erneuerbaren Energien zu erreichen, bei der die Solarenergie bis zu 50 Prozent der Stromproduktion ausmachen wird.
Laut einem Zeitungsbericht verfehlt das Regierungsprogramm «Solarexpress» sein Ziel, weil sich der Bau von Photovoltaikanlagen in den Bergen finanziell nicht lohnt. Der Ausbau der Solarenergie ist eine Erfolgsgeschichte. Der Zubau wurde in den letzten Jahren jährlich um 50 Prozent gesteigert. Bereits mit dem heutigen Ausbautempo können die hoch gesteckten politischen Ziele erreicht werden. 2024 stammten bereits über 11 Prozent des in der Schweiz konsumierten Stroms aus Solaranlagen; dabei handelt es sich um Klein- und Kleinstproduzenten. Dieser Anteil ist relevant und nimmt jährlich um 2 bis 3 Prozent zu. Es gilt auch zu verstehen, dass sich das ganze Energiesystem in einer Phase der Neustrukturierung befindet. Die alte Energiewelt ist zentralistisch und monopolistisch organisiert. Heute bewegen wir uns
in Richtung dezentrale Energieversorgung. Das neue Stromgesetz erlaubt den beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien, vor allem der Photovoltaik. Dadurch gibt es mehr Möglichkeiten, Strom lokal zu produzieren, lokal zu konsumieren und lokal zu steuern.
Kommen wir auf die Frage bezüglich «Solarexpress» zurück. Wie erwähnt, der Zubau von Solarenergie schreitet rasant voran – das sieht man am ständig steigenden Anteil des Solarstroms in der Schweiz. Dahinter stecken 300 000 Kleinstproduzenten, die lokal erneuerbaren Strom produzieren. Der «Solarexpress» hingegen betrifft lediglich die hochalpine Photovoltaikproduktion. Das ist eine Nische, die in Zukunft etwa 5 Prozent des Solarstroms ausmachen kann. Dieser Anteil ist wichtig, weil er die Winterstromproduktion steigert. Aber der «Solarexpress» ist eine gut gemeinte politische Initiative, jedoch ohne Praxiserfahrung. Es braucht mehr Zeit als ursprünglich gedacht, um die politischen Ziele zu erreichen. Es ist wichtig, die Idee weiterzuentwickeln. Alpine Photovoltaikanlagen sollen besser in bestehende Infrastrukturen wie Skigebiete integriert werden. Das soll auch für kleinere Anlagen in weniger hohen Regionen möglich sein. Dies muss der Fokus sein; dafür sind Anpassungen an der Regulierung nötig.
Für die Stromversorgung im Winter wären solche hochalpinen Anlagen aber wichtig. Wie kann man die Versorgungslücke schliessen?
Bereits heute produzieren Photovoltaikanlagen in der Schweiz knapp ein Drittel des Stroms im Winterhalbjahr. Die Versorgung im Winter ist aber vor
allem ein Politikum. Grundsätzlich haben wir kein Winterstromproblem –sprich keine Stromversorgungslücke. Eine aktuelle ETH-Studie zeigt auf, dass wir auch in Zukunft kein Versorgungsproblem haben, wenn wir unsere Stromversorgung gemeinsam mit den Nachbarländern denken. Wenn wir hingegen eine Stromautarkie anstreben wollen, kommt das die Schweiz teuer zu stehen.
Welches sind die grössten Herausforderungen im Bereich Solarenergie? Herausfordernd ist sicher die politische Situation, dass man die mehrfachen Forderungen des Schweizer Stimmvolkes, bis 2050 klimaneutral zu sein, nicht konsequent umsetzt, sondern immer wieder Dinge ausklammert. Dies verunsichert viele Initianten, obwohl die Zukunft der Photovoltaik unumstritten ist. Die zweite Herausforderung ist, das Energiesystem von einem zentralistischen System in ein System der Kleinstproduzenten umzuwandeln. So etwas braucht Zeit; wir sind noch nicht dort, wo wir sein müssten. Dies liegt an zwei Dingen: Es wurde nicht genug schnell auf die rasante Entwicklung der Solarenergie reagiert, obwohl sich diese abzeichnete. Nun muss das Netz rasch und vor allem intelligent ausgebaut werden. Oftmals kann man mit intelligenten Lösungen – beispielsweise lokalen Speichern oder anderen technologischen Verbesserungen – den Netzausbau günstiger machen, als dies allgemein angenommen wird. Und das zweite Problem?
Man muss auch neue Anreize für die Besitzer von Photovoltaikanlagen setzen. Heute bekommen diese gleich viel Geld, egal, zu welcher Tageszeit
sie Strom einspeisen. Ein einfaches
Beispiel: Eine Batterie beginnt standardmässig zu laden, sobald morgens die Sonne scheint. Am Mittag hat man die Ertragsspitze erreicht, der überschüssige Strom fliesst in die öffentlichen Netze, die dann an ihre Grenzen stossen. Um dies zu verhindern, müsste die Batterie am Mittag statt am Morgen geladen werden – es fehlen jedoch die Anreize, um Anlagebesitzer zu motivieren, dies so zu machen.
Was unternimmt hier der Verband? Swissolar ist daran, das Marktdesign zu überdenken und schlägt Lösungen vor, um die Regulation anzupassen. Zudem braucht es effiziente Speicher – diese werden im Kontext der lokalen Produktion immer wichtiger für das gesamte Stromsystem. Wir haben immer mehr dezentrale Energiespeicher – darunter Hausspeicher, Quartierspeicher und lokale Speicher – die man intelligent
Zur Person Matthias Egli (46) ist seit dem 1. Mai 2023 Geschäftsführer von Swissolar, dem schweizerischen Branchenverband für Sonnenenergie. Der gebürtige Luzerner verfügt über breite berufliche Erfahrungen in der Energie-, Bauund ICT-Branche. Als gelernter Bauzeichner ist er mit dem Alltag in der Bauwirtschaft bestens vertraut. Auf dem zweiten Bildungsweg absolvierte er ein französischsprachiges Studium als Umweltingenieur an der EPFL in Lausanne. Betriebswirtschaftliche Kenntnisse erwarb er mit dem MBA-Studium an der University of Rochester New York und an der Universität Bern.
einsetzen sollte. Die Technologie ist parat. Die Regulierung muss aber auf die neuen Möglichkeiten angepasst werden.
Was müsste die Schweiz sonst noch besser machen? Erst muss ich sagen, was wir gut machen: Bezüglich der Pro-KopfPhotovoltaikleistung liegen wir international auf dem zehnten Platz. Dies, obschon die Schweiz Photovoltaikanlagen praktisch nur auf Gebäude baut. Bezüglich gebäudeintegrierter Solaranlagen sind wir weltweit die absolute Nummer eins und verfügen über ein grosses Know-how. Ebenfalls Weltklasse sind wir in der Forschung und Entwicklung. Dass der Bund gerade in diesem Bereich Gelder streichen will, ist unverständlich. Um unser Energiesystem umzubauen, die erneuerbaren Energien auszubauen und das Klima zu schützen, brauchen wir weitere Innovationen. Darin sind wir Schweizer stark.
Was sind die Pläne von Swissolar für die kommenden Jahre?
Dafür zu sorgen, dass Tausende von Initianten lokale Projekte umsetzen können. Konkret heisst dies, wir entwickeln technische Standards weiter und schauen, dass administrative Prozesse stark vereinfacht werden. Parallel dazu fokussieren wir weiter auf die neue Berufslehre, die diesen Sommer lanciert wurde und dank der wir die notwendigen, von der Branche gut ausgebildeten Fachkräfte haben werden. Zurzeit lassen sich 185 Lernende zum Solarinstallateur/zur Solarinstallateurin ausbilden – das ist für eine neue Ausbildung, die in kürzester Zeit aufgebaut wurde, ein Riesenerfolg.
Interview: Denise Weisflog
Matthias Egli, Geschäftsführer von Swissolar: «Es gibt noch viel Potenzial für Solaranlagen auf unseren Dächern und Fassaden.»
#Branchenpionier
Holz-Hybrid: Denken, Planen, Bauen für die Zukunft
Erne Holzbau hat sich in den letzten Jahren als Vorreiter im Bereich Hybrides Bauen etabliert. Über Möglichkeiten und Herausforderungen, die mit der Entwicklung von Holz-Hybrid-Technologien einhergehen. Von Alexander Vitolić
Hybrid in aller Munde: In der Arbeitswelt spricht man von hybriden Modellen, die Büro und Homeoffice verbinden. Autos kombinieren mit Hybridantrieben Benzin und Strom, und Kameras schaffen mit hybrider Technologie den Spagat zwischen analog und digital. Beim hybriden Bauen geht es um die intelligente Verbindung verschiedener Materialien, die sich gegenseitig optimal ergänzen. Der Holz-Hybrid-Bau, welcher beispielsweise die Baustoffe Holz und Beton kombiniert, legt einen Grundstein für eine zukunftsgerichtete und klimafreundliche Architektur, die in urbanen Zentren immer häufiger zur Anwendung kommen wird.
Wo Hybriden entstehen
In den Fertigungshallen von Erne Holzbau hätten auch Passagierflugzeuge Platz, so gross sind sie. Decken, Wände, Stützen und Fassadenelemente von Gebäuden sind im Entstehen oder sie harren, säuberlich aufgereiht, ihrer Abholung. Die auffälligsten Exemplare sind für dringend notwendige Schulhauserweiterungen vorgesehen. Sie sehen aus wie Bausätze, die sich einfach zusammenstecken lassen.
«Die Kombination von Holz und Beton ermöglicht es uns, die Stärken beider Materialien optimal zu nutzen», erklärt Patrick Suter, Geschäftsführer von Erne Holzbau. Sie habe zahlreiche Vorteile, sie sei aber auch anspruchsvoll. Dafür, dass die Zusammensetzung stimmt, braucht es viel Fachwissen und Expertise. Die meisten Mitarbeitenden des 80-jährigen Bauunternehmens sind denn auch nach wie vor Zimmerleute. Holz eignet sich besonders dort, wo Zugkräfte auftreten, während Beton vor allem Druckkräfte effektiv aufnimmt. Diese Synergie erlaubt es, Ressourcen effizienter einzusetzen. «Mit unseren Hybriddecken können wir den Betonverbrauch um 50 Prozent und den Stahlverbrauch um 80 Prozent reduzieren», führt Suter aus. «So können wir den C02Fussabdruck weiter senken und gleichzeitig die natürlichen Ressourcen optimal nutzen.» Diese Entwicklung zeige, dass hybrides Bauen nicht nur nachhaltig, sondern auch technologisch innovativ ist.
Die ersten Hochhäuser
Mit Projekten wie Suurstoffi 22 und Arbo in Rotkreuz hat Erne Holzbau Meilen-
«Holz-Hybrid-Bau ist nicht nur nachhaltig, sondern ermöglicht auch eine einmalige Atmosphäre.»
steine gesetzt. Suurstoffi 22 ist das erste Holz-Hybrid-Hochhaus überhaupt in der Schweiz. In Regensdorf hat Erne vor Kurzem das bislang höchste Holz-HybridHochhaus mit einer Höhe von 75 Metern fertiggestellt.
Wie bahnbrechend sie sind, sieht man den Bauwerken von aussen nur bedingt an: Die Bauweise kombiniert einen Betonkern für die Statik mit einem Grossteil aus Holz. Die Decken bestehen aus HolzBeton-Verbundelementen, die sowohl die statischen als auch akustischen Anforderungen erfüllen und gleichzeitig als Speichermasse für Wärme und Kälte dienen. «Insgesamt konnten wir durch diese Bauweise 30 Prozent Energie bei der Raumklimatisierung einsparen», sagt Suter. Das verbaute Holz stammt grösstenteils aus Schweizer Wäldern, was kurze Transportwege und eine bessere Ökobilanz ermöglicht. Pro Woche wurde eine Etage fertiggestellt – eine unwahrscheinliche Geschwindigkeit. Die präzise Logistik spiele hierbei eine zentrale Rolle. «Unsere Prozesse sind so abgestimmt, dass alle Bauteile im richtigen Moment an der Baustelle eintreffen. So können wir Verzögerungen vermeiden und effizient arbeiten.»
Nachhaltig und zirkulär
Die Holz-Hybrid-Bauweise verlangt nach einem hohen Vorfertigungsgrad, dafür ermöglicht sie eine Lego-ähnliche Modularität. «Unsere Bauteile sind so konzipiert, dass sie nicht nur schnell montiert, sondern auch einfach wieder zurückgebaut und neu verwendet werden können. Das ist ein entscheidender Vorteil für die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen», sagt Suter. Die Vorstellung, dass die Gebäude am Ende alle gleich aus sehen, verwirft der Fachmann mit einem Lächeln: «Holz ist flexibel und lässt sich an unterschiedlichste architektonische Konzepte anpassen. Es ist faszinierend, wie vielfältig die Einsatzbereiche sind.»
Der Schlüssel liege in der Industrialisierung und automatisierten Fertigung, so Suter weiter, bei der Fassadenroboter zum Einsatz kommen: «Früher wurde alles auf der Baustelle zusammengesetzt; heute verlagern wir viele Arbeitsschritte in diese Werkhallen.» Die präzise, digitale Planung mithilfe von Building Information Modeling (BIM) ermögliche es, Bauteile millimetergenau vorzuproduzieren.
«Das reduziert Fehler und beschleunigt die Montage vor Ort erheblich. Jedes Bauteil ist nummeriert und folgt einer klaren Systematik». So können auch gestalterisch anspruchsvolle Projekte umgesetzt werden, ohne die Effizienz zu beeinträchtigen.
Die Entwicklung des Holzbaus zu einer anerkannten Bauweise für Hochhäuser ist eng mit regulatorischen Fortschritten verbunden. «Erst mit den Anpassungen der Brandschutznormen 2015 wurde es möglich, Hochhäuser mit einer Höhe von mehr als 30 Metern aus Holz zu bauen», erklärt Suter. Gleichzeitig zeigt sich, dass Holzbauweisen im Vergleich zum Massivbau bei gleicher Tragfähigkeit weniger Material verbrauchen. Trotz der Erfolge sieht er noch Potenzial für Verbesserungen. «Wir müssen nicht nur die Materialien optimieren, sondern auch früher in den Planungsprozess einsteigen», erklärt Suter. Eine integrale Planung, bei der Architekten und Ingenieure von Beginn an zusammenarbeiten, sei entscheidend, um innovative und ökonomische Lösungen zu finden. «Ein guter Entwurf heisst, dass Materialien, Konstruktion und Nutzungskonzepte von Anfang an aufeinander abgestimmt sein müssen. So wie wir es bei dem Projektabwicklungsmodell Design-Build handhaben.»
Blick in die Zukunft
Eine Herausforderung ist der Fachkräftemangel in der Branche. «Die wachsende Nachfrage nach Holzbau erfordert nicht nur mehr Arbeitskräfte, sondern auch einen sorgsamen Umgang mit ihnen», so der Geschäftsführer. Durch Automatisierung können monotone Arbeiten übernommen werden, sodass sich die Fachleute auf anspruchsvollere Aufgaben konzentrieren können.
Suter sieht dafür grosses Potenzial: «Wir stehen erst am Anfang dieser Entwicklung, welche den Bausektor grundlegend verändern wird. Hybridbau ist nachhaltig, das liegt in der Sache. Und Holz wird als Baumaterial immer relevanter, gerade in Kombination mit neuen Technologien und Konzepten.» Mit Erne Holzbau als Partner habe man es dank technologischer Innovationen, industrieller Vorfertigung und einer integralen Planung in der Hand, neue Massstäbe in gesellschaftlicher und ökologischer Hinsicht zu setzen.
Patrick Suter, CEO von Erne Holzbau, im Erweiterungsbau in Stein (AG).
#Branchenpionier
Leuchtturm-Projekt am Julierpass
Tor Alva: Am 20. Mai 2025 wird der Weisse Turm im Bündner Dorf Mulegns eingeweiht. Die 30 Meter hohe Betonstruktur aus den 3D-Druckern der ETH Zürich ist wegweisend für das nachhaltige Bauen der Zukunft.
Von Denise Weisflog
Es braucht zwei tatkräftige Wissenschafter, um ein einzelnes Element des Tor Alva (romanisch für Weisser Turm) auf Wunsch unseres Fotografen ein paar Meter nach links zu schieben. Das Bauteil aus Beton wiegt rund 2000 Kilogramm, ist knapp zwei Meter hoch und wurde im 3D-Druckverfahren im Robotic Fabrication Lab der ETH Zürich am Hönggerberg hergestellt. Insgesamt besteht der 30 Meter hohe Tor Alva, bei dem es sich um das weltweit höchste Bauwerk aus einem 3DDrucker handelt, aus 184 solcher Einzelteile. Sie alle wurden von einem gut drei Meter grossen Roboter des Herstellers ABB produziert, während ein zweiter Druckroboter danebenstand und die Stahlbewehrungen einlegte. Dank diesem Verfahren erhielt man ein tragendes Bauteil aus dem 3D-Drucker.
Bahnbrechende Innovation
Eine bahnbrechende Innovation, die vom Team rund um den ETH-Professor Benjamin Dillenburger aus dem Architekturdepartement mit den ETH-Kollegen Robert Flatt und Walter Kaufmann aus dem Departement für Bau, Umwelt und Geomatik zusammen mit Industriepartnern entwickelt wurde. «In vielen anderen Forschungen wird der gedruckte Beton nur als dekorative Hülle benutzt, in die dann herkömmlicher Beton eingegossen wird», erklärt Dillenburger. «Dies macht in manchen Anwendungen Sinn, aber unsere Methode erlaubt es, den gedruckten Beton nun wirklich strukturell einzusetzen.»
Sein Team forscht hauptsächlich im Bereich robotischer Vorfertigung und computergestütztem Design und arbeitet mit Experten aus verschiedenen Forschungsdisziplinen wie Material, Tragwerk und Robotik aus dem nationalen Forschungsschwerpunkt für digitale Fabrikation zusammen. Beim Bauwerk mit dem Namen Tor Alva, das von Benjamin Dillenburger zusammen mit Michael Hansmeyer entworfen wurde, kommt diese Forschung nun zum ersten Mal zur Anwendung.
Knapp drei Monate benötigten die beiden Industrieroboter, um sämtliche Einzelteile des Tor Alva zu drucken. Diese wurden anschliessend vom Generalunternehmer Zindel United zu einer Bauhalle im Juliertal transportiert, wo sie zu grösseren Elementen zusammengefügt und dann in einer zehnminütigen Fahrt auf die Baustelle im Bündner Dorf Mulegns gebracht wurden. Der kleine Ort kann auf eine lange Tourismustradition zurückblicken. Einst Zwischenstopp für Pferdekutschen auf der Strecke Zürich–St. Moritz, war Mulegns kurz vor dem Ersten Weltkrieg europaweit für sein BelleÉpoque-Hotel und seine prachtvollen Bauten bekannt. Diese wurden von heim-
gekehrten Dorfbewohnern finanziert, die im Ausland als Zuckerbäcker Ruhm und Reichtum erlangt hatten. Der Tor Alva mit seinen 32 verzweigten, doppelt verzierten Säulen verweist auf die Baukultur und Handwerkskunst der Region, wie den barocken Kirchenbau oder die lokale Zuckerbäckertradition. Bei diesem Projekt handelt es sich um eine Kooperation der ETH Zürich und der lokalen Kulturstiftung Nova Fundaziun Origen. Während die ETHStrategiekommission nach Möglichkeiten suchte, sich besser mit den Regionen austauschen zu können, lanciert Origen immer wieder temporäre Kunstinstallationen, die für kulturelle Anlässe genutzt werden, darunter der Rote Turm auf dem Julierpass (2017) oder das Theater in der Burg Riom (2006).
Wissenschaft und Kunst vereint
«Uns gefiel der Ansatz dieser einzigartigen Architekturen, die bespielt werden können, weshalb wir uns Projekte überlegten, die Wissenschaft und Kunst vereinen», sagt Dillenburger. Zudem sei die Vorgabe des Temporären interessant gewesen: Obwohl der Turm so konzipiert sei, dass er viele Jahre lang stehen bleiben könnte, lasse er sich auch wieder abbauen, ohne dass man ihn zerstören müsse – dies im Sinne von nachhaltigem und zirkulärem Bauen.
Profitiert haben die Wissenschafter besonders von der Umsetzung vor Ort: «Das Bauen ist ein ganz wichtiger Teil der Forschung», erklärt Dillenburger. Man sei immer daran interessiert, dass die entwickelten Technologien in den Markt kämen und eine Anwendung fänden. «Gerade in der Architektur ist es elementar, dass wir neue Wege des Konstruierens aufzeigen», sagt der ETHProfessor. Daher sei die Zusammenarbeit mit den Industriepartnern so essenziell gewesen (siehe Kasten). Diese führe dazu, dass man sehe, wie sich die Technologien tatsächlich in den Bau bringen liessen. «Mit dem Tor Alva, der komplett
«Unsere Methode erlaubt es, den gedruckten Beton wirklich strukturell einzusetzen.»
mit Robotern gebaut wurde, können wir zeigen, wie weit wir hinsichtlich digitaler Fabrikation sind», betont Dillenburger. Dass der gedruckte Beton nicht nur die Dekoration, sondern die tragenden Bauteile liefere, sei komplett neu für ein mehrstöckiges Bauwerk.
Günstiger und nachhaltiger
Diese Entwicklung ist bedeutend für die Zukunft des Bauens, das dadurch schneller, kostengünstiger und nachhaltiger wird. Da man keine Schalung mehr benötigt, um Beton zu giessen, fallen mehrere Konstruktionsschritte weg. Dies spart nicht nur Zeit und Geld, sondern hat noch weitere Vorteile. Normalerweise versucht man, repetitive Teile zu bauen, um die Schalung mehrfach verwenden zu können. Diese Einschränkung fällt weg, sodass man in der Lage ist, komplexe oder hohle Geometrien zu bauen, diese für die individuelle Situation zu optimieren und damit Betonmaterial zu sparen: «Die Säulen des Tor Alva haben eine ganz dünne Aussenwand. Dies mit einer Schalung herzustellen, wäre extrem aufwendig», erklärt der ETH-Professor. Weil dadurch leichtere Strukturen möglich sind, benötige man weniger Fundamente, was wiederum Material einspare. Benjamin Dillenburger zufolge wird es bald im industriellen Massstab möglich sein, auch im 3D-Druck CO2-armen Beton einzusetzen, was die ETH schon experimentell bewiesen hat. Er ist davon überzeugt, dass wir im Bereich des digitalisierten, automatisierten Bauens einen deutlichen Entwicklungsschub erleben werden, da die Technologien sowohl auf der Roboterseite als auch auf der Softwareseite schon so weit sind, dass sie mit der Komplexität des Bauens zurechtkommen. «Dies bedeutet, dass wir sowohl in der Vorfertigung als auch auf der Baustelle deutlich mehr Roboter sehen werden.»
Für den Architekten biete das 3DDruckverfahren zudem neue Möglich-
keiten der Ornamentierung, sodass eine ganz eigene Form sprache entstehe. Spannend sei auch, dass man in ganz verschiedenen Massstäben entwerfen und Strukturen organisch denken könne. «Die V-förmigen, verästelten Säulen des Tor Alva liessen sich sonst nur sehr aufwendig fabrizieren.»
Allerdings sind dem 3D-Betondruck auch Grenzen gesetzt: Nicht bei allen Projekten stehen die Kosten einer Roboteranlage im Verhältnis zum Bau. Parallel dazu kann es laut Dillenburger nicht das Ziel sein, alles zu automatisieren. «Es gibt durchaus Bereiche, in denen menschliche Kompetenzen wie Intuition oder Handwerkskunst essenziell sind und bleiben werden. Dort wird es wahrscheinlich ein Zusammenspiel zwischen den robotischen Prozessen und den Facharbeitern geben.»
Tor-Alva-Team
Bauherr von Tor Alva ist die Nova Fundaziun Origen. Der sogenannte Weisse Turm entstand in Zusammenarbeit mit der ETH Zurich, dem Bündner Bauunternehmen Zindel United und dem Ingenieurbüro Conzett Bronzini Partner. Die Architekten sind Michael Hansmeyer und Benjamin Dillenburger von der Abteilung für Digitale Bautechnologien des Instituts für Technologie in Architektur der ETH Zürich. An der Entwicklung beteiligt sind weitere ETHProfessuren des Nationalen Forschungsschwerpunkts für Digitale Fabrikation (NCCR DFAB): Walter Kaufmann des Instituts für Baustatik und Konstruktion und Robert Flatt des Instituts für Baustoffe. Zum Bau tragen auch die ETH Spin-offs Mesh mit robotischer Bewehrung und Saeki mit 3D-gedruckter Schalung bei. Mehr dazu und zu
allen Partner unter tor-alva.ch.
Professor Benjamin Dillenburger zusammen mit den Forschern Ana Anton, Che Wei Lin und Timothy Wangler im Robotic Fabrication Lab der ETH am Hönggerberg (von links).
Ein rund 2000 Kilogramm schweres Element auf dem Weg zur Baustelle.
#Branchenpionier
Wegbereiterin zwischen Erbe und frischem Wind
Béatrice Schaeppi, Inhaberin von Schaeppi Grundstücke, verbindet die Werte eines Familienbetriebs mit der Offenheit für neue Technologien. Der Alltag in der Immobilienbewirtschaftung zeigt, dass Tradition und Fortschritt kein Widerspruch sein müssen. Von Jürg Zulliger
Wir treffen Béatrice Schaeppi, CEO und Verwaltungsratspräsidentin von Schaeppi Grundstücke, in einem Sitzungszimmer mitten in Zürich, am Hauptsitz der Firma. Sie führt das Unternehmen, das dieses Jahr das 90-jährige Jubiläum feiert, in vierter Generation. Der Blick aus dem grossen, holzverkleideten Raum schweift weit über die Stadt, die in winterlichem Sonnenschein erstrahlt. Der Sitzungsraum mit Möbeln und Ausstattungen in dunklen Holztönen wirkt ein wenig aus der Zeit gefallen. Ursprünglich war dies das Direktionssitzungszimmer, erklärt sie. «Es war der Wunsch meines Vaters, dass es in diesem Zustand erhalten bleibt.» Doch die Zeichen der Zeit fordern Veränderungen: Der Raum steht inzwischen auf der Traktandenliste für die nächsten Renovationen hier im Haus.
Wer die Inhaberin und den traditionsreichen Familienbetrieb Schaeppi Grundstücke näher kennenlernt, erkennt schnell einen roten Faden: die Balance zwischen Tradition, verantwortungsvollem Unternehmertum und einem frischen Wind, der durch alle Bereiche weht. Schon der Firmenname Schaeppi Grundstücke selbst steht für Kontinuität. «Es ist tatsächlich so, dass mein Urgrossvater mit Grundstücken gehandelt hat», sagt Béatrice Schaeppi. Ein Rebranding oder eine Namensänderung kamen deshalb für sie nicht infrage. «Der Schriftzug Schaeppi Grundstücke ist bestens bekannt, ob auf Strassenbahnen, in der Werbung oder als grosse Leuchtschrift an prominenten öffentlichen Plätzen wie dem Paradeplatz. Auch wenn der Firmenname vielleicht etwas altmodisch klingt, sind wir sehr modern aufgestellt.»
Schaeppi
Grundstücke
Der 1935 gegründete Familienbetrieb Schaeppi Grundstücke bietet ein breites Spektrum an Dienstleistungen an, darunter die Bewirtschaftung von Mietwohnungen, Stockwerkeigentum und Gewerbeimmobilien. Ein Portfoliomanagement und eine eigene Bauabteilung ergänzen das Dienstleistungsangebot und decken Umbauten sowie Projektentwicklungen ab. Zu den Auftraggebern gehören Pensionskassen und andere institutionelle Investoren, aber auch viele private Eigentümer von Liegenschaften. Offiziell umfasst der Kundenstamm mehr als 600 Eigentümer respektive Stockwerkeigentümergemeinschaften. In der Summe sind dies 2100 Wohn- und Geschäftshäuser, 36 000 Mietverhältnisse und ein Portfoliogesamtwert von etwa 8 Milliarden Franken. Schaeppi Grundstücke beschäftigt rund 180 Mitarbeitende an drei Standorten in Zürich, St. Gallen und Basel, ab April kommt noch ein weiterer Standort in Aarau dazu.
Béatrice Schaeppi wurde in eine Unternehmerfamilie hineingeboren. Nach einem Studium in Rechtswissenschaften an der Universität Zürich sammelte sie Erfahrungen in einer Anwaltskanzlei und einer grossen Versicherung. Diese fundierte Ausbildung bereitete sie auf die Übernahme des Familienbetriebs vor. «Mein Vater hat mir nach und nach einzelne Abteilungen übertragen, die ich leiten durfte. So wuchs meine Verantwortung schrittweise.» Sie begann vor mehr als 15 Jahren als Prokuristin, wie es hiess. Seit 2016 ist sie CEO, nach dem Tod ihres Vaters vor zwei Jahren übernahm sie die Firma vollständig.
Innovationen und KI
Dieser Rollenwechsel brachte Veränderungen mit sich, wie Mitarbeitende erzählen. Aussagen wie «sie hat immer ein offenes Ohr» oder «ihre Tür steht für uns offen» sind in der Firma keine Seltenheit. Gleichzeitig wird betont, wie gründlich Béatrice Schaeppi sämtliche Prozesse und Strukturen analysiert, um Optimierungspotenziale zu identifizieren. Schaeppi Grundstücke ist ein Unternehmen, bei dem die familiäre Kultur erhalten bleibt und dennoch Innovation grossgeschrieben wird. Die Chefin hat Flexibilität in den Arbeitsalltag integriert, indem sie starre Arbeitszeiten und frühere Dresscodes abgeschafft hat. Zudem setzt sie auf eine Entscheidungsstruktur mit kurzen Wegen. Mit Begeisterung treibt sie Innovationen und insbesondere künstliche Intelligenz (KI) voran. «KI soll die Menschlichkeit nicht ersetzen, sondern Prozesse
«Auch wenn der Firmenname altmodisch klingt, sind wir modern aufgestellt.»
optimieren», betont sie. Im Unternehmen kommen bereits diverse KI-Anwendungen zum Einsatz, etwa im FirstLevel-Support, zur Unterstützung bei Finanzen und im Rechnungswesen sowie im Personalmanagement. Béatrice Schaeppi selbst und auch andere Führungskräfte haben sich im Bereich künstliche Intelligenz, Robotics und Business Intelligence weitergebildet. Sie sieht grosses Potenzial darin, Routineaufgaben zu automatisieren und die Effizienz zu steigern, damit «Mitarbeitende mehr Zeit für relevante und anspruchsvolle Aufgaben haben». Auch bei Mitarbeitergesprächen spielt Technologie eine Rolle. Neueste Tools helfen, wichtige Botschaften zu erkennen und gezielt auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden einzugehen. «KI kann uns helfen, zwischen den Zeilen zu lesen und auf Wünsche oder Defizite besser einzugehen», so die CEO.
Qualität setzt sich durch
Über allem steht für Béatrice Schaeppi stets das Ziel höchster Qualität. Während in der Immobilienbranche – wie auch in anderen dienstleistungsintensiven Bereichen – die Bearbeitung von Kundenanliegen oft als Schwachstelle wahrgenommen wird, setzt die Chefin von Schaeppi Grundstücke bewusst hohe Standards. Dabei geht sie auch mit gutem Beispiel voran: «Wir müssen unsere Prozesse so betrachten, als würden wir selbst die Leistungen eines Vier-Sterne-Hotels bewerten.»
Beispielsweise hat die Firma in der Bewirtschaftung darauf verzichtet, die
telefonische Erreichbarkeit allzu stark einzuschränken, wie das immer mehr andere Provider praktizieren. Auch gilt im Unternehmen die klare Regel, dass Kundenanliegen innerhalb von 48 Stunden beantwortet werden. «Das ist ambitioniert, aber machbar», betont Béatrice Schaeppi. Sie denkt in Zusammenhängen – und immer längerfristig: «Sind wir schlecht erreichbar oder unser Service unzureichend, führt das zu unzufriedenen Kunden.» Mit hohen Qualitätsstandards sorgt die Firma nicht nur für zufriedene Mieter und Eigentümer, sondern schützt auch die Mitarbeitenden vor der Belastung durch negative Rückmeldungen.
Vision für die Zukunft In der Branche ist es üblich, dass sich das Honorar für die Bewirtschaftung in Prozenten der Mieterträge ausdrückt. In den letzten Jahren hat sich der Preiswettbewerb deutlich verschärft. Doch Béatrice Schaeppi verfolgt eine klare Preispolitik. «Wir beobachten die Entwicklungen am Markt genau.» Ein Trend sei etwa, dass grosse Investoren Mandate mit einem sehr umfassenden Leistungspaket – quasi «all inclusive» –zu immer noch tieferen Honoraren ausschreiben. «Dabei leidet oft die Qualität», sagt sie nachdenklich. Und bleibt ihrer Linie treu: «Wir machen nicht alles mit. Qualität und Servicelevel werden langfristig geschätzt, und unsere Strategie zeigt Erfolg.» In den letzten Jahren konnte Schaeppi Grundstücke zahlreiche Mandate zurückgewinnen, die zuvor an Mitbewerber vergeben worden waren. Als Präsidentin der Vereinigung Zürcher Immobilienunternehmen ist sie bestens vernetzt und pflegt enge Beziehungen innerhalb und ausserhalb der Branche. «Früher hatte ein Chef noch Geheimnisse», sagt Béatrice Schaeppi und lacht. «Heute profitieren wir von einem offenen Austausch. Die Branche kann gemeinsam weiterkommen und vom Erfahrungsaustausch profitieren.» Neben diesem Engagement ist sie auch Teil eines Thinktanks, der den Einsatz von KI in der Branche vorantreibt. Ihre Offenheit und ihre konstruktiven Ansätze prägen längst auch ihr öffentliches Bild. Als Expertin tritt Béatrice Schaeppi regelmässig in TV-Sendungen auf, wo sie zu Themen wie Wohnungsknappheit oder Wohnungsbau Stellung nimmt. «Wohnen ist ein zentrales gesellschaftliches Thema», erklärt sie. Die wachsende Wohnbevölkerung und der Weg in Richtung Zehn-MillionenSchweiz bringe enorme Herausforderungen mit sich. «Wir müssen mehr und auch höher bauen, um den Bedarf zu decken. Doch oft stehen uns unnötige Hürden im Weg – beispielsweise Einsprachen ohne berechtigtes Interesse.» Solche Blockaden verzögerten Projekte teils um Jahre. Die Konsequenz? Knappheit, steigende Mieten und eine schleichende Verdrängung der Mittelschicht aus den Städten. Béatrice Schaeppi warnt: «Ich möchte in Zukunft keine Stadt, die sich nur noch Reiche leisten können. Wir brauchen auch eine gute soziale Durchmischung.»
Béatrice Schaeppi, CEO und Verwaltungsratspräsidentin von Schaeppi Grundstücke.
Präzises Handwerk gepaart mit Innovation in jedem Modul
DM Bau zeigt, wie modernster Modulbau funktioniert. Effiziente Fertigung, nachhaltige Materialien – oftmals Holz –und Schnelligkeit machen das Ostschweizer Unternehmen zu einem Vorreiter der Branche. Von Jürg Zulliger
Die Fertigungshalle von DM Bau in Oberriet im St. Galler Rheintal strahlt Effizienz und Ordnung aus. Helle Lichtverhältnisse sorgen auch an trüben Wintertagen für ein angenehmes Betriebsklima. Die Halle ist optimal ausgestattet, um konzentriert zu arbeiten. Und ganz im Gegensatz zu Baustellen unter freiem Himmel ist die ganze Werkstatt im Winter beheizt und trocken.
In der Halle stehen gut ein Dutzend Fachkräfte, vertieft in ihre Aufgaben: Zimmerleute vermessen millimetergenau Holzbauelemente, ein Elektriker prüft Kabelanschlüsse, und ein weiterer Mitarbeiter dirigiert einen gewaltigen Hallenkran, der geschmeidig über die Köpfe der Beschäftigten hinwegschwebt. Die Luft riecht nach frisch bearbeitetem Holz. Im Hintergrund sorgt Popmusik aus einem tragbaren Lautsprecher für eine aufgelockerte Stimmung.
Werkzeuge, Maschinen und Hilfsmittel stehen ordentlich in Regalen bereit. Die Geräusche von Maschinen, vom Sägen und Schleifen sind zu hören. Die Szenerie wird von einem beeindruckenden Modul dominiert, fast so gross wie ein kleiner Schulbus, das langsam Form und Funktion annimmt.
Dieses Modul ist für ein Schulhaus bestimmt, das in einer Gemeinde im Kanton Zürich entsteht. Betriebsleiter Pascal Meng erklärt: «Das Schulhaus wird aus insgesamt 15 solchen Modulen zusammengesetzt.» Hier in der geschützten Werkstatt wird an den Modulen praktisch alles vorgefertigt und vorbereitet – inklusive Aussparungen für Fenster, für Verkabelungen, Leitungen oder Steckdosen. Zusätzliche technische Hilfsmittel wie ein Teleskoparm und ein Vakuum-Saugheber erleichtern die Präzisionsarbeiten.
«Wir halten alle verwendeten Materialien so lange wie möglich im Kreislauf.»
hochpräzise Holzbauelemente fertigt. Auch diese Teile werden in der Halle weiterverarbeitet, montiert und zu funktionalen Modulen zusammengefügt. Die Besichtigung zeigt: Die Ostschweizer Firma arbeitet mit neusten digitalen Methoden und – soweit möglich – mit automatisierten Prozessen.
Tempo und Flexibilität als Markenzeichen
Das von DM Bau in den letzten drei Jahren umgesetzte Volumen an Projekten ist stark gewachsen. Das Unternehmen ist auf die Bedürfnisse der Kunden spezialisiert und entwickelt massgeschneiderte Lösungen, die sowohl flexibel als auch termingerecht realisierbar sind. «Unsere Projekte entstehen in kürzester Zeit», sagt Labinot Pirkuqi, CEO von DM Bau. Ein Schulhaus mit 10 000 Quadratmetern Fläche wird in nur drei Wochen aufgerichtet. Wie können wir uns das bei einem Wohnhaus vorstellen? «Dann dauert die Aufrichte sogar nur einen Tag», antwortet der Chef. Die Vorteile des Modulbaus sind offensichtlich: Schnelligkeit, Präzision und Wiederverwendbarkeit. Diese Bauweise ist daher besonders beliebt bei Bildungsbauten, Gesundheitseinrichtungen und Asylunterkünften. «Was für viele in der Branche noch neu ist, ist bei uns seit 30 Jahren gelebte Praxis», sagt Pirkuqi. «Wir halten alle verwendeten Materialien so lange wie möglich im Kreislauf.» Nachhaltigkeit durch Wiederverwendbarkeit und Zirkularität zeigt sich auch darin, dass Gebäude mit wenig Aufwand für neue Zwecke angepasst oder an andere Standorte versetzt werden können. «Einige Kunden wünschen explizit Projekte mit Bauteilen aus rezyklierten Materialien», so der CEO.
Planung bis zur Schlüsselübergabe erbringt. «Wir entwickeln Projekte mit unseren eigenen Produkten», erklärt Pirkuqi. Das Leistungsspektrum reicht vom Vorprojekt über die Baueingabe bis zur Ausführungsplanung und Umsetzung. Rund 30 Projekte setzt das Unternehmen pro Jahr um, von Schulhäusern über Kindertagesstätten bis zu Spitalbauten. Ein Beispiel dafür ist das Spital in Grabs (SG), wo ein anspruchsvolles Projekt in nur fünf Monaten abgeschlossen wurde. «Es gibt praktisch keine Grenzen», betont Pirkuqi. «Ob luxuriöse Villa am Zürichsee oder moderne Spitäler –alles ist möglich.»
Entgegen einem immer wieder anzutreffenden Vorurteil bietet die Modulbauweise eine nahezu unbegrenzte Palette an Möglichkeiten. Wer etwa bei einem Wohnhaus einen sehr individuellen exklusiven Innenausbau umsetzen will, der sich vor allem in hochwertigen Oberflächen oder einem edlen Ausbau von Küche und Badzimmer ausdrückt, wird dies selbstverständlich auch mit der Modulbauweise umsetzen können. DM Bau bekennt sich zu den Fortschritten moderner Holzbauweise. Neue Techniken, insbesondere im Bereich Klebetechnologie, eröffnen ungeahnte Perspektiven. So lassen sich Holzbauelemente mit einer beeindruckenden Stabilität und immer grösserer Tragweite umsetzen. Anforderungen an Schallschutz, Brandschutz und höchste Energiestandards erfüllt diese Bauweise heute mühelos. «Selbstverständlich können wir auch Schweizer Energielabels wie Minergie-P oder Minergie-A ohne Probleme erfüllen», sagt Pirkuqi. Holz ist in jeder Hinsicht nachhaltig.
Holzbau sind hier entscheidende Schlüsselfaktoren», ergänzt Pirkuqi. Neben reinem Holzbau hat sich DM Bau auf hybride Konstruktionsweisen spezialisiert. Je nach Projektanforderung können Gebäudekerne, Zwischengeschosse oder Fundamente in Beton realisiert werden, während Fassaden und Wände aus Holz gefertigt werden. «Holz überzeugt durch Leichtigkeit, Präzision und Nachhaltigkeit. Im Vergleich zu Materialien wie Beton, Backstein oder Stahl schneidet es bei der grauen Energie deutlich besser ab», sagt Pirkuqi.
Aufstocken: Chancen für verdichtetes Bauen All diese Vorteile kommen auch beim wichtigen Thema Aufstockungen zum Zug. Viele Städte sehen in der Verdichtung bestehender Bauzonen die Zukunft des Siedlungsbaus. «Ja, das sind grosse Zukunftsthemen», erklärt der CEO. Leichte Strukturen, Nachhaltigkeit und Vorfertigung – all diese Aspekte sprechen für den verstärkten Einsatz der Modulbauweise bei Aufstockungen. Und das ist keineswegs unwesentlich: Da die Module bereits in der Werkhalle vorgefertigt werden, können sie in kurzer Zeit auf der Baustelle montiert werden. Der Prozess und die Umsetzung erfolgen weitgehend unabhängig von der Witterung oder der Jahreszeit auf der Baustelle. Zugleich minimiert die Modulbauweise lärm- und staubbedingte Immissionen. Auch die gesamte Baustellenorganisation – von der Logistik bis zu temporären Strassensperrungen –wird einfacher. «Das erleichtert nicht nur den Ablauf, sondern erhöht auch die Akzeptanz solcher Bauprojekte im Quartier und in der Nachbarschaft», so Pirkuqi. Hier sieht DM Bau noch ein grosses Potenzial für die Schweiz. Besonderen Wert legt DM Bau auf die sorgfältige Auswahl und Förderung der rund 70 Mitarbeitenden. «Wir leben Teamgeist», sagt Pirkuqi. «Gemeinsam treffen wir bessere Entscheidungen und finden bessere Lösungen.» Der Erfolg eines Bauprojekts sei immer das Verdienst des gesamten Personals. «Als Team verpflichten wir uns dem Ziel, unsere Kunden mit unseren Leistungen und unseren Produkten zu begeistern», betont der Chef abschliessend.
DM Bau
Die Wurzeln von DM Bau reichen bis 1929 zurück, als die Muttergesellschaft in den Niederlanden gegründet wurde. Der Traditionsbetrieb mit dem Fokus auf Modulbau hat sich stetig weiterentwickelt und ist international gewachsen. Modulbau bezeichnet eine Bauweise, bei der vorgefertigte Elemente oder Module in einer geschützten Werkhalle hergestellt und dann auf der Baustelle zusammengesetzt werden. 1991 erfolgte hierzulande der Markteintritt. Seit drei Jahren wird DM Bau als selbständige Aktiengesellschaft mitiesigen Eigentümern geführt. Mit rund 70 Mitarbeitenden an den drei Standorten Oberriet, Härkingen (SO) und Lugano (TI) bedient DM Bau die gesamte Schweiz. #Branchenpionier
Gleich in der Halle nebenan arbeitet ein Techniker mit einer modernen CNCMaschine, die aus 3D-Planungsdaten
DM Bau versteht sich als Totalunternehmerin, die alle Leistungen von der
In der Branche und bei Investoren ist bekannt, dass der Bau- und Gebäudesektor bei der Reduktion von C02-Emissionen eine zentrale Rolle spielt. «Modul- und
Bei der Förderung sowie Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden nimmt die Schlagenhauf Gruppe eine Pionierrolle ein. Seit zehn Jahren verfügt der Fachspezialist für Sanierungen, Um- und Neubauten in Meilen über ein eigenes Ausbildungszentrum. Von Mark Baer
Für Geschäftsführer Rolf Schlagenhauf steht das Team im Mittelpunkt. Um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu motivieren, brauche es vor allem Wertschätzung und einen fairen, sicheren Arbeitsplatz, ist er überzeugt. Aus dem ursprünglichen Meilemer Malerunternehmen, das von Schlagenhaufs Grossvater gegründet wurde, ist 91 Jahre später ein modernes Handwerksunternehmen geworden. Für Schlagenhauf ist heute die Firmenvision «Wir gestalten Lebensräume, die Menschen begeistern» wichtig.
Auch wenn auf dem Papier nach wie vor Maler, Gipserin, Fassadenbauer, Parkett- und Bodenlegerin oder Kundenmaurer steht, gehe es in seinem Geschäft grundsätzlich um die Gestaltung von Lebensräumen. «Und wenn wir das mit Leidenschaft tun, ist das ein riesiger Antrieb, um morgens aufzustehen und etwas Sinnstiftendes zu tun», sagt Schlagenhauf. «Das ist viel besser, als nur einen Job zu erledigen, bei dem man am Abend nicht mehr weiss, was man den ganzen Tag hindurch gemacht hat.»
Zukunftsfähiger Arbeitgeber
Im vergangenen Jahr hat die Schlagenhauf Gruppe den «Swiss Arbeitgeber Award» gewonnen. Das KMU hat sich in der Kategorie 250 bis 999 Mitarbeitende gegen Firmen aus ganz unterschiedlichen Branchen durchgesetzt. «Dass wir von den Mitarbeitenden zum beliebtesten Arbeitgeber in der Schweiz gewählt wurden, bedeutet, dass wir etwas richtig machen», betont der Geschäftsführer. Immerhin müsse man auf dem Bau früh aufstehen, hart anpacken und sei häufig bei Wind und Wetter draussen unterwegs. Rolf Schlagenhauf beobachtet, dass Bauberufe für viele junge Menschen nicht attraktiv sind. Er möchte aber zeigen, dass die Handwerksberufe sehr interessant und vielseitig sind. «In unserer Branche hat man mehr Möglichkeiten als in anderen Berufen.» Schlagenhauf investiert deshalb viel in Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden. Zudem gibt es diverse Aufstiegsmöglichkeiten. «Schon manche Person hat bei uns die Lehre gemacht und sich später dann zum Geschäftsführer weiterentwickelt», sagt Schlagenhauf. «Wenn wir es schaffen, dass es normal ist, wenn der Sohn oder die Tochter einer Ärztefamilie einen Bauberuf erlernt, dann haben wir unser Ziel erreicht.»
Seit zehn Jahren gibt es am Firmensitz in Meilen ein Ausbildungszentrum.
«Das Fördern der Mitarbeitenden gehört zu unserer DNA und das haben wir auch schon früher gemacht, aber nicht mit der Professionalität von heute», erklärt der Eigentümer des Familienbetriebs. Dort, wo sich das «Ausbildungscenter» befindet, gab es früher bereits ein grosses Spritzwerk. Und noch immer wird in diesen Räumen mit Farbe gespritzt: Die 17-jährige Ronja Grünberger zum Beispiel lernt hier den Umgang mit Hochdruckspritzen. In einem übergewerblichen Kurs hat die Schlagenhauf-Mitarbeiterin bereits einmal mit solchen Spritzpistolen gearbeitet, im Ausbildungszentrum wird ihr das Hochdruckspritzen von Grund auf nochmals erklärt.
«Im Malerberuf sind Frauen heute normal», sagt sie. Ihre Klasse an der Berufsschule Aarau bestehe fast ausschliesslich aus Kolleginnen. Ronja ist froh, das Spritzen im zweiten Lehrjahr nun praktisch üben zu können. «Die Wände farbig zu streichen, gefällt mir bisher am besten.» Ihre Ausbildung dauert noch eineinhalb Jahre. «Ich bin sicher, dass ich in dieser Zeit noch einigen neuen beruflichen Herausforderungen begegnen werde», sagt sie.
Bildung als Karrierechance
Almin Bajra ist ebenfalls im zweiten Lehrjahr und besucht in der Schlagenhauf-Zentrale die gleiche Ausbildungseinheit wie Ronja. Auch er lernt das Handwerk von der Pike auf. Er hat hier schon einmal an einem Lehrlingswettbewerb teilgenommen. Es ging damals darum, eine grosse Uhr zu gestalten. Der 17-Jährige aus Effretikon hat sich für den Beruf des Malers entschieden, weil sein Onkel und Cousin das machen und ihn zum Schnuppern inspiriert haben. «Während meiner Zeit als Malerlehrling habe ich nun sogar den Wunsch entdeckt, in Zukunft einmal ein eigenes Malergeschäft zu eröffnen», erklärt Almin. Gerne würde er seinen eigenen Betrieb zusammen mit Familienmitgliedern und Kollegen gründen.
Konkurrenz wird es für die Schlagenhauf Gruppe also auch in den kommenden Jahren geben. «Wir ziehen Menschen an, die weiterkommen möchten», sagt Patron Rolf Schlagenhauf zu den Selbständigkeitswünschen seines Lehrlings. Die Karrieretüren würden aber auch bei ihm im Unternehmen offenstehen: «Gute Mitarbeitende, die Einsatz an den Tag legen, bilden wir immer gerne weiter aus.»
Ein Beispiel hierfür ist Franco Pinelli. Der 62-Jährige hat sein ganzes Berufsleben bei Schlagenhauf verbracht. Am 1. April 1980 wurde er von Schlagenhaufs Grossmutter Emma in den Betrieb geholt. «Ich kann mich noch so gut an das Datum meiner Einstellung erinnern, weil es eben kein April-Scherz war, dass ich hier als Lehrling anfangen durfte», erklärt er. Heute ist Pinelli Chef der Schlagenhauf Malerei Meilen. Er führt insgesamt 25 Mitarbeitende, darunter drei Lernende. Die Ausbildung habe sich in den 45 Jahren seiner Anstellung stark verändert: «Schaffen hiess es früher und nicht ausbilden», sagt er lachend. Man sei damals einfach reingeworfen worden und habe täglich über neun Stunden «durchgekrampft». Mitarbeitende zu finden, sei damals überhaupt kein Problem gewesen. «Heute müssen wir auch etwas bieten», sagt der Malerchef, der in drei Jahren pensioniert wird. Ob man auf dem Markt gewinnt oder verliert wird nicht mit schöner Werbung entschieden, sondern mit den besten Mitarbeitenden, stösst Rolf Schlagenhauf ins gleiche Horn wie Franco Pinelli. KI hilft beim Wissensmanagement
vielfalt des «Allwi» ist gemäss Schlagenhauf wichtig, weil nicht alle Mitarbeitenden Deutsch auf muttersprachlichem Niveau sprechen.
Dass für den Geschäftsführer das Team sehr wichtig ist, zeigt sich auch im Rebranding. Die zwei blauen Striche des bisherigen Logos, das über 40 Jahre lang im Einsatz stand, wurde durch ein «T» ersetzt, das für «Team Schlagenhauf» steht (siehe unten). Man sei gewachsen und wolle jetzt wieder einen sichtbaren Schritt in die Zukunft machen, sagt der Firmenlenker. «Das neue Logo zeigt, dass wir als Team zusammenarbeiten.»
Das neue Firmensignet wird auch in Schlagenhauf- Be trieben mit anderen Namen eingesetzt, beispielsweise für die Top Design AG oder die Büchi + Fischer AG. «Wir sind überzeugt, dass wir so auch Arbeitssuchende erreichen, die ebenfalls ins ‹Team Schlagenhauf› kommen möchten.»
«In unserer Branche hat man mehr Möglichkeiten als in anderen Berufen.»
Etwas bieten und mit der Zeit gehen –das sind wichtige Pfeiler in der Unternehmenskultur von Schlagenhauf. «Bei uns ist zum Beispiel die Digitalisierung sehr weit fortgeschritten», erklärt Schlagenhauf. Überall, wo es sinnvoll ist, arbeitet das Unternehmen heute papierlos: Workflows, digitale Ablagen, Zeiterfassung per App oder die Analysen von Baustellen. Sogar ein mit künstlicher Intelligenz (KI) unterstütztes Wissensmanagement ist im Einsatz und beantwortet alle Fragen rund um das Business. Das «Allwi» – der Name der KI kommt von «allwissend» – spricht etwa 60 verschiedene Sprachen und beantwortet einem beispielsweise die Frage, wie feucht ein Untergrund sein darf, bevor er beschichtet werden kann. Die Sprachen-
Vergangenes Jahr feierte der Fachspezialist für Sanierungen, Um- und Neubauten sein 90-jähriges Bestehen. Rolf Schlagenhauf (53) leitet den Familienbetrieb mit aktuell rund 280 Mitarbeitenden in der dritten Generation. Gegründet wurde die Firma Schlagenhauf 1934 von Grossvater Fritz in Meilen (ZH), wo noch immer der Hauptsitz des Unternehmens steht. Zur Schlagenhauf Gruppe mit Gipsern, Malern, Fassadenspezialisten und Bodenlegern gehören das Malerunternehmen Pfleiderer in Rüti (ZH), die Amrein Malerei in Männedorf (ZH), der Malerbetrieb Büchi + Fischer in Baden (AG) und der Zürcher Parkett- und Bodenleger Top Design.
Rolf Schlagenhauf, Geschäftsführer der Schlagenhauf Gruppe, im betriebsinternen Ausbildungszentrum in Meilen.
Innovative und nachhaltige Wassertechnologie in der Umwelt Arena Schweiz
Die Umwelt Arena Schweiz zeigt, wie Nachhaltigkeit in der Praxis funktioniert. Durch die Partnerschaft mit Evodrop wird den Besuchern eine revolutionäre Entkalkungstechnologie für innovative und umweltfreundliche Lösungen gezeigt. Das Schweizer Unternehmen, Gewinner des «Energy Globe Award», hat ein innovatives Produkt entwickelt, das nicht nur die Umwelt schont, sondern auch die Wasserqualität nachhaltig verbessert.
Die aktuellen Herausforderungen erfordern kreative Lösungen, die sowohl der Umwelt zugutekommen als auch den Alltag der Menschen bereichern. In der Umwelt Arena Schweiz in Spreitenbach (AG) wird genau dieser Gedanke aufgegriffen: Nachhaltigkeit ist nicht nur ein abstraktes Konzept, sondern eine konkrete, alltagsnahe Realität. Durch interaktive Ausstellungen, Workshops und zukunftsweisende Technologien vermittelt die Umwelt Arena den Besuchern, wie sie aktiv zur Gestaltung einer besseren Zukunft beitragen können. Dabei werden Produkte gezeigt, die bereits auf dem Markt sind und sich bewährt haben.
Die Umwelt Arena als Zentrum für nachhaltige Innovation
Die Umwelt Arena Schweiz ist eine Plattform, die sich der Förderung von Nachhaltigkeit verschrieben hat. «Wir zeigen Lösungen, die den ökologischen Fussabdruck minimieren und gleichzeitig einen echten Mehrwert für die Gesellschaft schaffen», sagt Monika Sigg, Leiterin Marketing und Kommunikation. Die Stiftung der Umwelt Arena verfolge das Ziel, Unternehmen, Organisationen und Institutionen zu vernetzen und sie in ihrer Verantwortung für eine nachhaltige Zukunft zu unterstützen. «Dabei stehen nicht nur technologische Innovationen im Mittelpunkt,
sondern auch der Austausch von Wissen und Erfahrungen.»
In der Umwelt Arena können Besucher in der Dauerausstellung hautnah erleben, wie innovative und energieeffiziente Produkte und Dienstleistungen in den Bereichen Natur und Leben, Mobilität, Energie, Bauen und Wohnen sowie erneuerbare Energien eine nachhaltige Veränderung herbeiführen. Die Umwelt Arena bietet laut Monika Sigg eine breite Palette an interaktiven Ausstellungen, die nicht nur die Technologie selbst vorstellen, sondern auch dazu anregen, im eigenen Leben nachhaltige Veränderungen vorzunehmen.
Bahnbrechende Entkalkungstechnologie von Evodrop
Ein Paradebeispiel für innovative Nachhaltigkeit ist die Partnerschaft zwischen der Umwelt Arena und Evodrop. Das Wassertechnologieunternehmen aus Brüttisellen (ZH) hat eine weltweit einzigartige und revolutionäre Entkalkungstechnologie entwickelt, die ohne Salz, Strom oder Abwasser arbeitet und dennoch eine Kalkschutzrate von über 94 Prozent erreicht, nachgewiesen im akkreditierten DVGWLabor. «Unsere in der Umwelt Arena ausgestellte Technologie basiert auf natürlicher Apfelsäure», erklärt Luciano Novia, Head of Business Development bei Evodrop. «Sie bindet den Kalk direkt und filtert ihn aus dem Wasser, während Mineralien wie Kalzium und Magnesium erhalten bleiben.» Wie in unabhängigen Studien und vom kantonalen Labor Thurgau nachgewiesen, führten Salzanlagen zu einer Belastung der Gewässer, und die Wasserqualität könne erheblich verschlechtert werden. Die Ausstellungen der Umwelt Arena betonen eine wichtige Erkenntnis: «Erfolg im Bereich Nachhaltigkeit ist nur dann möglich, wenn alle Beteiligten profitieren», führt Monika Sigg aus. Es brauche immer drei Gewinner, um eine nachhaltige Lösung zu schaffen – den Konsumenten, den Produzenten (oder Investor) und die Umwelt. Dieses Konzept bilde auch die Grundlage für die Auswahl der Technologien und Produkte, die in der Umwelt Arena präsentiert werden.
Mehrwert in vielen Bereichen am Beispiel eines Bioschwimmbads
Die Entscheidung, die Entkalkungstechnologie von Evodrop einzusetzen, wurde gemäss den Aussagen von Monika Sigg deshalb getroffen, weil sie allen drei Parteien zugutekommt: «Der Produzent profitiert von einer innovativen, salz und stromfreien Technologie, die in vielen Bereichen einen Mehrwert bietet. Der Konsument gewinnt durch eine effektive Entkalkung ohne die negativen Auswirkungen traditioneller Entkalkungsmethoden wie Salz und Abwasser. Und die Umwelt profitiert durch eine Technologie, die den Wasserverbrauch reduziert und keine giftigen Abfälle erzeugt.»
Besucher der Umwelt Arena können sich vor Ort über die Vorteile dieser Technologie von Evodrop informieren, insbesondere auch über die chlorfreie Poollösung, die als umweltbewusste Alternative für Schwimmbadbesitzer präsentiert wird. Diese sorgt für kristallklares Wasser, ohne dass schädliche Chemikalien oder Chlor zum Einsatz kommen.
Das Bioschwimmbad in der Ausstellung «Bin im Garten» zeigt eindrucksvoll, wie innovative Entkalkungs und Wasseraufbereitungstechnologien das Erlebnis von Natur und Wasser verbessern können.
Nicht nur Entkalkung, sondern auch Entfernung von PFAS und TFAS
Ab dem Sommer wird die Umwelt Arena auch die Trinkwasserlösung von Evodrop präsentieren, die speziell für Küchen und Wohnungen entwickelt wurde. Dieses Produkt hat eine hohe Filterleistung, die es ermöglicht, sämtliche Schadstoffe – Nitrate, Chlor, Pestizide wie Chlorothalonil, Nanoplastik, Bakterien und Schwermetalle – zu eliminieren, ohne dabei die wichtigen Mineralien zu entfernen. Ein besonderes Merkmal ist die Fähigkeit der EvodropTechnologie, sowohl für ein ganzes Haus oder für eine Wohnung als auch für die Gastronomie, selbst schwer abbaubare Schadstoffe wie PFAS und TFAS herauszufiltern – Industriechemikalien, die häufig in Trinkwasserquellen vorkommen und gesundheitsschädlich sein können. «Der Nachweis,
Sonderausstellung
«UNAgenda 2030» Im Einklang mit den Prinzipien der UNAgenda 2030 widmet sich die Umwelt Arena auch der Aufklärung über die globalen Herausforderungen. «In der aktuellen Sonderausstellung, die noch bis zum 27. April 2025 zu sehen ist, werden die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) der Vereinten Nationen visualisiert», erklärt Monika Sigg. Mit Fotografien von Dario Lanfranconi und interaktiven Exponaten werden Themen wie Armutsbekämpfung, Bildung, Gesundheit und Umweltschutz anschaulich dargestellt. Besucher erhalten Denkanstösse, wie sie selbst zur Umsetzung der SDGs beitragen können – und das nicht nur im globalen Kontext, sondern auch im eigenen Alltag. Hierbei spielt die Wasser und Entkalkungstechnologie von Evodrop ebenfalls eine wichtige Rolle. Das Unternehmen leistet einen Beitrag zu neun der 17 Ziele der UNAgenda 2030, vor allem in den Bereichen «Wasserversorgung», «Nachhaltige Städte und Gemeinden» sowie «Leben an Land».
dass die Technologie von Evodrop Schadstoffe wie PFAS und TFAS vollständig entfernt, wurde in einem Schweizer Labor erbracht, was die Wirksamkeit und Sicherheit der Lösung zusätzlich unterstreicht», sagt Luciano Novia. «Besucher der Umwelt Arena können so an jedem Wasserhahn sauberes und schadstofffreies Wasser geniessen.»
Die Umwelt Arena setzt seit acht Monaten die Entkalkungstechnologie von Evodrop auch in ihren eigenen Einrichtungen erfolgreich ein. Seit der Installation der EvodropTechnologie sind kaum noch Kalkablagerungen aufgetreten, was die hohe Effizienz und Qualität der Technologie bestätigt. Die Anlage ist laut Luciano Novia sehr wartungsarm, und die Filter sowie Kartuschen mit Apfelsäure können kinderleicht ohne Werkzeuge ausgetauscht werden.
Monika Sigg, Leiterin Marketing und Kommunikation der Umwelt Arena Schweiz in Spreitenbach.
Fotos: Michele Limina
Die Technologie von Evodrop installiert in der Umwelt Arena in Spreitenbach.
#Technologiepionier
Ein Zwilling zum Planen und Bauen nach Mass
Die digitale Transformation hält auch in der Baubranche Einzug: mit der innovativen BIM-Technologie.
Von Alexander Vitolić
Building Information Modeling (BIM) revolutioniert die Art und Weise, wie Gebäude geplant, errichtet und verwaltet werden. Gerade bei der Integration neuer Baulösungen in bestehende Umgebungen ist die Erstellung eines massstabsgetreuen «digitalen Zwillings», der eine präzise virtuelle Repräsentation realer Gebäude ermöglicht, essenziell.
Man stelle sich eine hochaufgelöste Fotografie vor, deren einzelne Bildpunkte in einem dreidimensionalen Raster miteinander verbunden sind. Und das so, dass die Abstände von einem Element zum anderen, von einer Kante zur anderen vermessen werden können. Die erstellten 3D-Daten basieren auf Punktwolken und sind bis auf den Zentimeter genau. Damit lassen sich alle relevanten Informationen erfassen, seien es Wände, der Verlauf von Leitungen oder die Position von Apparaten und Schaltern. Diese Daten dienen als verlässliche Grundlage
für Architekten und Ingenieure, die ihre Projekte auf dieser Basis planen können. Effizienzgewinn und Zeitersparnis
«Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielseitig», sagt Matthias Wasem, der Geschäftsführer der BIM Facility AG in Zürich, «von der Konzeptphase über die Bauausführung hin zum langfristigen Facility Management. Die Modelle liefern aktuelle Asset-Informationen und 2DPläne und erleichtern die Entwicklung und Umsetzung von Konzepten. Sie bieten eine digitale Grundlage, die für Gebäude, Gelände oder auch die Verkehrsinfrastruktur genutzt werden kann.»
Dabei werden Vermessungstools eingesetzt, die ähnlich wie bei Google Street View funktionieren. Das heisst, ein Mitarbeiter des Unternehmens begeht beispielsweise instand zu setzende Bauten mit einer speziellen Kamera, um das massstabsgetreue 3D-Modell zu erstellen. «Das war einst Science-Fiction, heute ist es Realität», sagt Wasem. «Das Modell bietet Architekten eine verlässliche Baugrundlage, sodass sie sich nicht auf alte, oft ungenaue Pläne verlassen müssen.»
Ein weiterer Vorteil liegt in der Zeitersparnis für den gesamten Prozess. In einem Fall konnte die Fertigstellung von November auf September vorverlegt werden, berichtet Wasem. Das spare nicht nur Zeit, sondern auch Kosten.
Geschäftsführer Matthias Wasem vor einem Abbild der Sihlcity-Einkaufspassage.
Zudem bleibe die Aktualität der Modelle gewährleistet, indem Änderungen kontinuierlich integriert werden könnten. Dies ermöglicht es, die Daten auch bei späteren Projekten direkt in die Projektplanung miteinzubeziehen. Kunden wie Roche oder die SBB profitieren von diesen dynamischen Modellen. Ein weiteres Beispiel: Für einen Einzelhändler mit 80 Standorten konnten dank der Vermessung schnelle und präzise Daten bereitgestellt werden, die zur
Optimierung der Verkaufsraumplanung in den verschiedenen Filialen genutzt wurden. Die massstabsgetreue Abbildung spielte bei der Integration von Fassaden, Einrichtungsmodulen und gebäudetechnischen Elementen eine entscheidende Rolle. «Das ermöglicht eine verbesserte Sicherheitsplanung und die passgenaue Vorfertigung neuer Elemente», sagt Wasem.
Eine Einschränkung der Technologie besteht darin, dass sich die Messungen
ausschliesslich auf sichtbare Bereiche beziehen. Deckenpaneele können jedoch entfernt werden, um dahinterliegende Bereiche zu vermessen.
Zukunftsmusik und Perspektiven
Optimierung von Anlagewerten und der Betriebskosten für den gesamten Gebäudelebenszyklus, heisst das ausgewiesene Ziel. Technologien wie Radar böten mehr Möglichkeiten, sind jedoch aktuell noch zu aufwendig und unwirtschaftlich. BIM Facility unterstützt seine Kunden mit der Bestellung und Verwaltung von Daten dabei, eine einheitliche Basis zu schaffen, die sowohl 2D-Pläne als auch 3D-Objekte umfasst und deren Herkunft klar nachvollziehbar ist. So können Kunden wie Flughäfen, Krankenhäuser oder Firmengebäude langfristig von den erstellten Modellen profitieren und ihre Projekte effizienter weiterentwickeln.
BIM Facility
Die Tochtergesellschaft der Geoterra Gruppe ist spezialisiert auf BIM Facility Management und 3D-Vermessung. Zu ihren Dienstleistungen gehören Bestandsaufnahmen und das Erstelllen digitaler Zwillinge mittels BIM-Technologie.
Einkäufe nach Hause zu tragen, kann ziemlich mühsam sein. Vor allem, wenn man in einem höher gelegenen Stockwerk wohnt. Hat man Glück, gibt es einen Lift. Was das mit Nickel zu tun hat? Nun, Liftkabinen sind meistens aus Edelstahl. Und in dem steckt Nickel. Dieser Rohstoff macht Edelstahl korrosionsbeständig und erhöht dessen Festigkeit. Erfahren Sie mehr über Rohstoffe im Alltag auf glencore.ch
#Technologiepionier
Eine App als Assistent für die Baustelle
Benetics revolutioniert den Alltag von Bauarbeitern – mit einer benutzerfreundlichen Technologie, die genau dort ansetzt, wo sie gebraucht wird: direkt auf der Baustelle. Von Pamela Beltrame
Stift, Papier und WhatsApp – das sind die Werkzeuge, die traditionell die Kommunikation auf der Baustelle dominieren. Benetics sorgt mit einer intuitiven App jedoch für frischen Wind: Handwerker können alle Pläne direkt auf ihrem Smartphone abrufen. Und statt umständlich Aufgaben zu protokollieren oder Berichte zu schreiben, kann alles einfach per Sprachfunktion dokumentiert werden. Die Software des Startups erstellt diese Berichte automatisch und in Echtzeit und leitet sie an die Projektbeteiligten weiter. Das Ergebnis: weniger Fehler, mehr Effizienz – und spürbar mehr Freude an der Arbeit.
Im Fokus: Die Macher
Als Ferdinand Metzler, Johan Tibell und Aaron Shon vor drei Jahren Benetics gründeten, hatten sie ein klares Berufsfeld vor Augen: die produktiven Kräfte oder «die Macher am Bau», wie Metzler, der selbst praktische Erfahrung als Elektriker mitbringt, die Handwerker nennt. Das ist ein Novum in der Branche. Während viele Technologiefirmen auf Lösungen für Generalunternehmer, Projektleiter oder Vorarbeiter setzen, denkt Benetics einen Schritt weiter. «Am Ende der Kette stehen die Bauarbeiter, die den Druck ausbaden müssen», sagt Metzler. Die App von Benetics ist speziell auf die Bedürfnisse von Baustellen abge -
stimmt. «Unser Sprachassistent ist weltweit einzigartig. Bei der Entwicklung haben wir eng mit unseren Kunden aus der Industrie zusammengearbeitet», erklärt Tobias Händler, Chief Marketing Officer des Unternehmens. Der hohe Entwicklungsstand der Software ist nicht zuletzt der Erfahrung von Tibell und Shon, früher bei Google in den Bereichen künstliche Intelligenz (KI), Prozessautomatisierung und skalierbare Softwareplattformen tätig, zu verdanken. Die App versteht den Baustellenjar-
gon, erkennt die individuelle Sprechweise und passt sich der Arbeitsweise der Handwerker an. Ob Einhandbedienung oder während der Fahrt im Auto – die App ist darauf ausgelegt, die Arbeit so einfach wie möglich zu machen. Sie trägt auch der Tatsache Rechnung, dass viele Baustellen international besetzt sind. Berichte lassen sich in der jeweiligen Muttersprache einsprechen und werden automatisch übersetzt. So wird die Kommunikation nicht nur präziser, sondern auch barrierefreier.
Mehr als nur Effizienz
Die bisherigen Nutzer der App seien begeistert. «Schliesslich sind sie Handwerker geworden, um mit ihren Händen zu arbeiten – und nicht, um Papierkram zu erledigen», sagt Metzler. So schafft die App mehr Freiräume, damit sich die Handwerker wieder auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können. Gleichzeitig macht die App den Beruf für die junge Generation attraktiver. In einer Branche, die mit Nachwuchsproblemen kämpft, ist das ein wichtiger Aspekt. «Die junge Generation erwartet digitale Werkzeuge. Unsere App zeigt, dass Innovation und Handwerk für alle Altersklassen Hand in Hand gehen können», ergänzt Metzler. Durch die App arbeiten Bauarbeiter eigenverantwortlicher, erfahren mehr Wertschätzung und können ihr Fachwis-
sen besser teilen. Auch für Vorgesetzte bedeutet das eine Entlastung, da weniger Koordination nötig ist. Kunden von Benetics berichten von Effizienzsteigerungen bis zu 10 Prozent – ein entscheidender Faktor in einer Branche, die seit Jahren keine Produktivitätszuwächse verzeichnet hat. Bereits 100 Firmen in der Schweiz, Deutschland und Österreich nutzten die App. Der Einstieg in internationale Märkte markiert den nächsten Meilenstein für Benetics. «Unsere Kunden empfehlen uns weiter», freut sich Metzler, denn «Mundpropaganda ist in der Baubranche Gold wert».
Benetics
2022 in Zürich gegründet, hat nach eigenen Angaben mit seinem KIbasierten Sprachassistenten die Baubranche revolutioniert. Die App ermöglicht Handwerkern, Mängellisten, Berichte und Protokolle per Spracheingabe zu erstellen und in Echtzeit zu teilen. Sie unterstützt über 30 Sprachen und Dialekte, was die Kommunikation auf internationalen Baustellen vereinfacht. Mit Fokus auf Praxisnähe und Effizienz adressiert Benetics Herausforderungen wie Fachkräftemangel und steigenden Kostendruck, um die Baubranche nachhaltig zu digitalisieren.
Vom analogen zum digitalen Baumaterial
Buildup stellt den Akteuren im Bauwesen auf einer offenen Plattform detaillierte und standardisierte Baumaterialdaten zur Verfügung – und ebnet so den Weg für eine effiziente und nachhaltige Branche. Von Pamela Beltrame
2013 als Spin-off der ETH Zürich gestartet, hat sich Buildup zur führenden digitalen Plattform für Bauprodukte entwickelt. Die Proptech-Firma mit Sitz in Zürich-Altstetten bietet eine zentrale Datenbank, über die Architekten, Planer, Bauherren und Bauunternehmen schnell und effizient Bauprodukte von über 200 Herstellern inklusive aller hinterlegten Daten finden, abrufen und in digitale Planungstools integrieren können.
«Digitale Daten sind das neue Baumaterial», fasst Daniel Küchler, seit vier Jahren CEO von Buildup, die Unternehmensphilosophie zusammen. Die Plattform fördert somit den Ansatz des «Digital Twin», bei dem Bauwerke zunächst virtuell abgebildet werden. Bei Grossprojekten und öffentlichen Vorhaben ist das sogenannte BIM (Building Informa-
Buildup
Buildup wurde 2013 als Spin-off der ETH Zürich gegründet. Die führende Schweizer ProptechFirma hat eine Plattform für strukturierte Bauproduktdaten von über 240 Herstellern aufgebaut und stellt diese allen Akteuren der Baubranche frei zur Verfügung, um Nachhaltigkeit und Effizienz in der Planungs- und Bauphase zu fördern. Über die Schweiz hinaus konnte Buildup mit Plattformen für Deutschland und Österreich in die DACH-Region expandieren.
tion Modeling) mittlerweile Pflicht:
«BIM war ein Hype, jetzt ist es Realität», freut sich Küchler. Denn es sei der Schlüssel für effizientes und nachhaltigeres Bauen.
Mehr Sicherheit
«Den CO2-Fussabdruck kann man nur berechnen, wenn man genau weiss, welche Materialien verbaut wurden», erklärt Küchler. Mit der hohen Informationsdichte der Produkte – von der Materialbeschaffenheit über das Gewicht bis hin zum Verpackungsvolumen – liefert die Plattform die Grundlage dafür, dass Architekten und Bauherren in der Planungs- und Bauphase fundierte Entscheidungen für ein Projekt treffen und Fehler und Doppelspurigkeiten vermeiden können.
Obwohl die digitale Vorgehensweise bei Projekten im Bauwesen mehr Planungssicherheit und Effizienz sowie weitere Vorteile bietet, ist der Weg zu einer vollständig digitalisierten Baubranche sehr steinig. Denn auch wenn Baumaterialhersteller zukunftsorientiert und attraktiv für Projekte sein wollen, ist die digitale Transformation ihrer Produkte mit erheblichem Aufwand verbunden.
Genau hier sieht Buildup den Hebel, um die Digitalisierung in der Baubranche zu beschleunigen: Die Plattform übernimmt die anspruchsvolle Aufgabe, Informationen aus unterschiedlichsten Quellen wie PDFs, Excel-Listen oder Datenbanken der Baustoffhersteller zu
extrahieren und zu standardisieren, um sie für die Projektplanung in digitalen Prozessen zu nutzen.
Akteure vernetzen
«Hersteller lagern die Datentransformation gerne an uns aus, weil wir nicht nur schneller sind, sondern sie sich auch auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können», sagt Serdal Sariyildiz, Senior Consultant des Unternehmens. «Wir verstehen uns als Dienstleister, aber auch als Berater.»
Denn mit diesem Service erleichtere Buildup Baustoffherstellern nicht nur die Digitalisierung, sondern fördere auch den Austausch und die zukunftsorientierte Zusammenarbeit aller Beteiligten. «Unsere Plattform ist frei zugänglich und alle Daten können heruntergeladen werden», betont Sariyildiz. «Die Akteure können direkt aus ihren Programmen auf unsere Bibliothek zugreifen und die Daten in ihre Systeme einpflegen», ergänzt Küchler. Als kostenlose Open-Source-Plattform sieht Buildup diesen offenen Ansatz als entscheidend, um die Baubranche in die digitale Zukunft zu führen.
«Digitale Daten sind das neue Baumaterial.»
Johan Tibell, Ferdinand Metzler und Aaron Shon, Mitgründer von Benetics (von links).
Serdal Sariyildiz (links), Senior Consultant, und Daniel Küchler, CEO von Buildup.
Pioneers in connecting brands with the new economy.