Genolier (D)

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Verlagsbeilage Genolier Innovation Hub

NeuesSchweizer Zentrumfür Gesundheitsforschung derZukunft mitglobalerBedeutung

DerGenferseebogenwirdzueiner globalen Schnittstellefür dasGesundheitswesen

Geburt einesmedizinischen Innovationshubs

PatrickAebischer ·Schon als Medizinstudentinden 1970er Jahren warich von der Clinique de Genolierfasziniert, die Herzoperationen dudrchführte.ImLaufe derJahre hatdie Klinik eine bemerkenswerte Fähigkeit bewiesen, sich den Entwicklungen in der Medizin anzupassen. Mit der Übernahme durch das Swiss Medical Networkwurde dieseEntwicklung beschleunigt und eine erstklassigetechnische Infrastrukturgeschaffen, die modernste Bildgebungsverfahren und Radioonkologie einschliesst. Gleichzeitig beherbergt der Standort Genolier Nescens,eine Klinik, diesichder Prävention, insbesondere vonaltersbedingten Krankheiten, widmet.

Heute entsteht derGenolierInnovation Hub.Dieser neue Komplex von fast 25 000 Quadratmetern ist die Verwirklichung einer originellen Vision, die eine therapeutische Klinik, eine Präventionsklinikund einenHub fürmedizinische Innovation vereint.

DerGenolier Innovation Hub hat die Aufgabe,die Interaktionenzwischen diesen verschiedenen Einheitenund anderen Akteuren ausdem privaten unddem öffentlichen Sektor zu fördern,uminnova-

Ein Katalysator, kein Inkubator

tive Lösungen fürdas Gesundheitssystem vonmorgenzuerproben.

In diesem architektonischkühnen Gebäudekomplex haben sich bereits grosse Namender molekularenBildgebungund der Strahlentherapie niedergelassen, die eine spezifische Ausbildung für die Nutzung ihrer neuen Geräte entwickeln. Sie werdennebenStartups arbeiten, diedie personalisierte Medizin von morgen und neue Ansätzeder präventiven Medizin entwickeln. Ein avantgardistisches Kongresszentrum mitatemberaubendemPanoramablickauf den Genferseewirdden Rahmen für Austausch und Innovation schaffen

Im Herzen des Health Valley gelegen, wo sich Institutionenwie dieEPFL,CERN, Universitäten und Universitätsspitäler von Lausanne und Genf sowie grosseFirmen ausden BereichenMedtech,Pharmaund Ernährung befinden, wirdder Genolier InnovationHub dazu beitragen, denGenferseebogen zu einer globalen Schnittstelle fürdas Gesundheitswesen zu machen

PatrickAebischer,Président Emeritus derÉcole polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL)

DerGenolierInnovationHub wird im September2024eröffnet: DasProjekt zieltdaraufab, dieVernetzungund denFortschritt im Gesundheitsbereich zu stärken. Chefin Anna GräbnersolldiesenOrt in derRomandieals landesweite Drehscheibefür wegweisendeGesundheitsinnovationen etablieren

Es ist ein Westschweizer 100-MillionenFranken-Projekt mit einerehrgeizigen Mission, so die Initianten: Der Genolier Innovation Hub soll alsnationaler Katalysator für bahnbrechende Innovationen im Gesundheitswesen dienen. Als Ort der Spitzentechnologie, der Spitzenmedizin und der Spitzenforschung soll er die Bedürfnisse der verschiedenen Akteuredes Gesundheitssektors abdecken

Die Einrichtung bietet einehochtechnologische Infrastruktur fürlokale und globale Akteure der Gesundheitsbranche und will so Innovation, Produktentwicklung und Wissenstransfer ermöglichen. «Ein Hotel für Unternehmertum»,nenntesAnna Gräbner,CEO des Genolier Innovation Hub

Vermittlerin zwischen Firmen

Konzeptionell begann es vor fünf Jahren. Aktuell befindetsichdas Gebäude in der letzten Bauphase undwirdam 27.September 2024 eröffnet. Als ausgebildete Medizinerinmit Erfahrung in der Hotellerie ist die 30-jährige Anna Gräbner prädestiniert, im Hub eine Vermittlerrolle zu übernehmen und den Austausch zwischen den Akteuren der Medtech-Industrie,der Pharmakologie und der LifeScienceszufördern–zwischen Forschern, Ingenieuren, Ärzten und Professoren, aberauchPatienten.

Die Räumlichkeiten im Genolier Innovation Hub sind einerseits dem Wissenstransfer gewidmet und werden für medizinische Konferenzenund Symposien oder Gesundheitsforengenutzt. Andererseits werden dieFlächen temporär an Interessenten fürihreProjekte und Produktentwicklungenver-

«Wir streben im Hub eine hohe Fluktuation an.»

mietet. Die mit viel Liebezum Detail gestaltete Architektur und Innenarchitektur soll eine einladende Atmosphäre schaffen, die laut Anna Gräbner «für einen fruchtbarenAustausch unerlässlich ist».Die Westschweizerin mit deutschen Wurzeln arbeitete von Anfang an im Hub mit und konnte zuvor als Projektmanagerin beim Klinikverbund SwissMedical Network wertvolle Erfahrungen in der Gesundheitsbranche sammeln.

Lücken schliessen

Sie betont die Bedeutung einer offenen Zusammenarbeitund gegenseitigen Befruchtung verschiedenster Branchen. «Wir strebenimHub eine hohe Fluktuation an»,erklärtdie operative Leiterin.Der Hub bietet sowohl Platzfür grosse,etablierte Unternehmen,von denen einigebereits eingezogen sind, als auch für Startups,deren Produkte jedoch«einegewisseReifemitbringen müssen»,soAnna Gräbner.«Wirsind kein Inkubator»,stelltsie klar,aberder Hub könnefür Jungunternehmen eine wichtige Lückeschliessen.

«Esist tragisch, wenn Ideenvon Startups im Gesundheitswesen, in die Millionenvon Frankeninvestiert wurden, es nichtauf den Markt schaffen», sagt Anna Gräbner. Sieweist darauf hin, dass 87 Prozent der medizinischen Startups in der Schweiznicht länger als drei Jahreüberlebten. Grund dafür sei oft die fehlende Möglichkeit, durch den Zugang zu Patienten klinisches Feedback von Ärzten zu erhalten und die Medtech-Geräte klinisch zu testen und dementsprechendweiterzuentwickeln –ein entscheidender Schrittauf dem Weg zur Marktreife.Auch dafür ist der GenolierInnovationHub da.

PAMELA BELTRAME
Patrick Aebischer, ehemaligerPräsidentder EPFL KEYSTONE/MARTIAL TREZZINI

Wo Gesundheit undInnovationaufei

DerGenolierInnovationHub stehtallen Akteuren desGesundheitswesens ausallen Branchen undLändern of undweiterenPartnernsolldas Zentrumdie Realisierung wegweisender Forschungsprojekte im Gesundheitswes

Inspirierende Lage

Am majestätischen Jurasüdfuss imBezirk Nyon im Kanton Waadt gelegen, bietet der Genolier Innovation Hubzusammen mit der benachbarten Klinik einen atemberaubenden Blickauf den Genfersee unddie Alpen. Als Kreuzungsgebiet ist Genolier undsomit der Hubsowohlfür nationale alsauchinternationale Partner erreichbar.

Fakten und Zahlen

Gesamtfläche: 25000Quadratmeter

Dachgarten: 6000 Quadratmeter

Baukosten: 65 MillionenFranken

Infrastruktur: 30 MillionenFranken

Baubeginn: Juni 2021

Eröffnung: 27.September 2024

Infrastruktur:2 Stockwerke mit Büros, Labors,Schulungsräumen, Auditorium mit 300Sitzplätzenund 130 Parkplätze

Spitzentechnologie

Der Genolier Innovation Hub ist ein diverser Treffpunkt fürdie innovativsten Akteureinder Gesundheitsbranche.Die Leistungen in den Bereichen personalisierte Medizin, Robotikchirurgieoder KI-Diagnostikgehören zu den fortschrittlichsten auf der ganzen Welt

«Ein Gebäudemit Inhalten undBedeutung»

Drei Fragen an Gabriele Rossi, Architektdes Genolier Innovation Hub.

Washat Sie an der Idee des Innovation Hub fasziniert?

Daswar dieGelegenheit, einGebäude mit Inhalten und Bedeutung zu kreieren, einen Ort der Forschung und Bildung.Zudem istder Standort einzigartig,inmitten derNatur, miteiner spektakulärenAussichtauf den See und den Mont Blanc.Spannend fand ich auch die Einbettung in denKontext des existie-

renden Klinikums.Schliesslich soll der Hub ein Ort sein, wo sich Innovation und Kontinuitätverbinden.

Hätten Sie gedacht, dass die ersten Skizzen so realitätsgetreu ausfallen würden?

Ich war nicht überrascht. Die Skizze ist eine sehr wichtige Etappe im Entwicklungsprozesseines Architekturprojekts. Sie ermöglicht es,Ideen zu klärenund zu kommunizieren, auch muss sie die Essenz des Projektes einfangen. Deshalb gehen ihr viele Gespräche voraus,die sich später mit der Intuition des Architekten und seiner Formensprache verbinden.Wenn dieseVorarbeit gutgeleis-

tet wurde,stimmen die Skizze und das fertige Gebäudeweitgehendüberein.

Wasmögen Sie am Gebäude besonders?

DasAuditorium mitder grandiosen Aussicht, das wie ein Amphitheater auf dem Gebäude ruht, ist sicher das markanteste architektonische Element. Es fügt sich trotz derWucht wunderbar in dieUmgebung ein. Drinnen mag ich dieoffene Raumgestaltungsehr,die seit Planungsbeginn einen wesentlichen Aspekt des Projektes darstellte.Das Wechselspiel vonleeren und besetzten Flächen und das Oberlicht aus denSchächten, welche diese Weitläufigkeit noch einmal dynamisch strukturieren.

Bildung

Möglichst viele Menschen sollen der Arbeit und den Innovationen Hubs profitieren. ZurInfrastruk hörendaher auch Schulungs- und anstaltungsräume: Im charak schen Auditoriummit immersiver Technik undeiner270-Grad-Le finden bis zu 300PersonenPlatz

Gabriele Rossi
Erste Skizzedes Genolier
Genolier
Rolle
Saint-Cergue
Frankreich
Frankreich
Schweiz

einander treffen

ffen.Durch dieZusammenarbeitmit renommierten Universitäten, Forschungseinrichtungen esen ermöglichen.

sollen von ationen des ukturgend Verakteristiimmersiver LEDinwand tz

Atmosphäre

Die hotelähnliche Innengestaltung des Hubs fördert denAustausch zwischen Impulsgebern und Fachpersonen. Eine hohe Fluktuation innerhalb des Hubs ist Voraussetzung fürdie besteInnovation Ausdiesem Grund vermietetder Genolier InnovationHub seineRäumlichkeiten nurbefristet.

Interdisziplinarität

Der offeneGrundriss istsinnbildlichfür das Anliegen, beengende Silo-Mentalitäten aufzubrechen. Startups,Ärzte,Ingenieuresowie Patientenund Klienten arbeiten und leben hier Seite an Seite.Das Gebäude verfügt über zahlreiche Besprechungs- und Konferenzräume.DieWände sind modular und demontierbar,sodass Flächen je nach Bedarf der im Hubangesiedelten Akteure zusammengelegt, erweitert oder abgetrennt werden können.

Umwelt

Nachhaltigkeit zieht sich als Thema durchden gesamten Genolier Innovation Hub. Auch architektonisch: Oberlichter undInnenhöfesetzen Akzente durchnatürliches Licht. DasDach beherbergt neben einer Photovoltaikanlage auch einen idyllischen «Garten der fünf Sinne». Dieser Garten mit seinen fünf Teilbereichen, die jeweils einem Sinn gewidmet sind (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken undFühlen), erstreckt sich über die gesamte Dachfläche des Innovation Hub.Mit diesem vollständigbegrünten Erscheinungsbild ist der Innovation Hub auf natürliche Weise in die Hügellandschaft von Genolier eingebettet

DieInnenarchitektur

DiewohnlicheAtmosphäreimoffenen Begegnungsbereich des Innovation Hub unterstreicht dessen Anspruch, als ein«Hotel für Unternehmen» zu fungieren.Das Herzstück ist eine imposante Wissenschaftsbibliothek, die mehreretausend Bücher auf 400Regalmetern vereint. Sie bildet eine Gegenthese zu der «modernen, reinen und glatten Architektur aus Beton und Glas,welche die Zukunft verkörpert», wie Innenarchitekt KristianGavoille sagt. «Ein Wald aus Eichen, derenStämme in denHimmel ragenund derenÄstedie Bücher, das Wissen, die Intelligenz und die Weisheit vergangenerGenerationen in sich

tragen und an zukünftige Generationen weitergeben.» Ohne dieses Wissenwären wir nicht da,wowir heute sind, betont Gavoille EineübergeordneteIdeedes renommierten Pariser Designers war es,beruhigende und einladende Räume zu schaffen, in denen sich Menschen wohl- undaufgehobenfühlen.Der GedankeanÄrzte und eine klinische Umgebung löst beivielenMenschen Unbehagenaus,auchbei Gavoille selbst. «Wennich mit meiner Arbeit dazu beitragen kann, diese Berührungsängste in derZukunft weiterabzubauen und Spezialisten zusammenzuführen, bin ich sehr stolz darauf.»

FOTOS: PD
Kristian Gavoille dem fertigen Gebäude verblüffend ähnlichsieht.
ARCHILAB

HerrHubert, die Bauarbeitenfür den Genolier Innovation Hub sind in vollem Gange: SindSie für dieEröffnung am 27.September auf Kurs?

Ich bin sehr zufrieden, vor allem weil wir voll im Zeitplan liegen,was beim Bauen seltender Fall ist

SindSie auchauf Budgetkurs?

Ja,wir liegen auch im Budget –was mich nochmehrfreut (lacht).

Gut, das Budget ist mit 100 Millionen Franken auchnicht schlecht

Dasstimmt.Aberumechte Innovation voranzutreibenund die medizinischen Standards neu zu definieren, sind solche Investitionen erforderlich.

Wasbraucht es denn, um im Gesundheitsbereichzuinnovieren?

Diese Frage haben wir unssehr früh gestellt. Deshalb haben wir von Anfang an wesentliche Akteureaus Industrie, Pharmazie,Forschung und medizinischer Praxis in den Planungsprozess unseres Innovation Hub einbezogen

Wiehaben Sie das genau gemacht? In zahlreichen Workshops haben wir versucht herauszufinden, welche elementaren Anforderungen («musthaves»), wünschenswerten Eigenschaften («nice-to-haves») undzuvermeidende Aspekte («to avoid») für die Beteiligten in einem solchen Zentrum ausschlaggebend sind.Solche Workshops fanden auch währendder Bauarbeiten statt, sodass die Pläne kontinuierlich denneuen Erkenntnissenangepasstwerdenkonnten. Daherverstehen wir unseren Innovation Hubals ein Gemeinschaftsprojekt, das durch die Zusammenarbeit zahlreicher Akteure des Gesundheitssektorsentstandenist.

Welche Erkenntnisse haben dieWorkshops geliefert –und welche Probleme offenbaren sichimSchweizer Gesundheitswesen?

Ein zentrales Problem besteht darin, dass die verschiedenen Akteureim Gesundheitswesen häufig in ihreneigenen Silos agieren.Diese isolierte Arbeitsweise hemmt dieInnovationsgeschwindigkeit, dieletztendlich demPatientenwohl zugutekommenkönnte.

Können Sie ein konkretes Beispiel dafür anführen?

Ein anschauliches Beispielbietet die Medtech-Industrie: Ihreinnovativen Firmen entwickeln mit beeindruckender Geschwindigkeit Geräte undTechnologien, von denen Patienten enorm profitieren könnten. Allerdings sind diese fortschrittlichen Entwicklungen

Viva Health

Im Jurabogen hat das SwissMedical Network diesen Januar das Gesundheitsnetzwerk «Réseau de l’Arc»lanciert:Esvereint Spitäler,Praxis- und Radiologiezentren, eine Apotheke und die Krankenkasse Visana, die in den entsprechendenRegionen die Grundversicherung «VivaHealth» anbietet. Der entscheidende Punkt im neuen Gesundheitsnetzwerk istdie Budgetverantwortung: Die Leistungserbringer im Réseau de l’Archaben ein vorgegebenes Jahresbudget, das von der Anzahl der Mitgliederabhängt,deren Gesundheit sie erhalten sollen –beispielweisedurch Investitionen in die Prävention –und deren Versorgung sie übernehmen, sobald dies notwendig ist. Die Idee,dreiAkteuremit unterschiedlichen Interessenzusammenzubringen und ein Kopfpauschalensystem einzuführen, beidem Mengenanreizewegfallen, ist zwar vielfachanerkannt, für die Schweiz aber einNovum. Deshalb wirddas Projekt alslandesweiter Testfall betrachtet.

«Wir müssendie Silos im Gesundheitswesen aufbrechen»

AntoineHubert, Vorsitzenderdes Genolier Innovation Hubund Hauptinvestor desBeteiligungsunternehmensAevis Victoria, erläutertdie Vision des millionenschwerenProjektsund erklärt, wiesoessowichtig ist– auch zum Wohl derPatienten

häufig nurinden kühlen, nichtsterilen Umgebungen von Fabrikhallen sicht- und nutzbar.Ärzte,die solche Geräte undTechnologieninAugenschein nehmen, bleiben oft skeptisch, weil sie diese nicht unter den realen Arbeitsbedingungen erleben, in denen sie tatsächlich zum Einsatz kommen würden

Undwie kommt der Innovation Hub hierins Spiel? Wirbieten den Industriepartnern eine ausgefeilte Infrastrukturan, einschliesslich voll ausgestatteter Operationssäle. Dadurch können sie ihre Geräte unter realen Bedingungen testen und vorführen. Dieunmittelbare Nähe zurCliniquedeGenolierist dabei ein grosser Vorteil. Medtech-Unternehmen könnenhier ihreInnovationeneng am

klinischen Alltag undindirekter Zusammenarbeit mit Partnerärzten von Genolier oder anderen Teilnehmenden entwickelnund testen,die gleichzeitig auf die Wünsche und Anforderungen der Patienten eingehen können. Wiederum können Ärzte und Forscher die Industriefirmen über den Bedarfund die Lücken bei bestimmtenBehandlungen informieren, und die Industrie kann effizient in diese Richtung entwickeln. DieserAnsatzbeschleunigt die Markteinführung neuer Technologien signifikant

Existieren nicht bereitsInnovationszentren oder Technologieparks,die eine ähnliche NähezuSpitälern aufweisen?

Tatsächlich gibt es solche Zentren, die bei Spitälernangesiedelt sind. Doch häufig findeteineechteZusammen-

arbeit mit den Kliniken nicht statt. Unser Innovation Hub hingegen stösst aufgrossesInteressebei denMedtechFirmen, insbesonderewegen desdirekten ZugangszuÄrztenund medizinischen Fachleuten, die ebenfalls im Hub angesiedeltsind. Aber auch wegendes Zeitfaktors

Wiemeinen Sie das?

DieDiskrepanzzwischen demTempo derIndustrie und dem einesSpitals ist sehr kritisch. Aufgrund der strengen Hierarchien und umfangreichenRegulierungen in Kliniken dauert es oft zu lange,bis ein Medtech-Unternehmen eine neue Maschine testen kann. Bis die Zulassungenerteilt sind, ist dasGeräthäufig bereits technologisch überholt. Im Innovation Hub hingegengeht dassehrschnell

Also ein Vorteil der Privatwirtschaft gegenüber der öffentlichen Hand? Genau. Deshalb haben wir auch bewusst keine Subventionen beantragt. Wirwolltensehragilund flexibelsein. Die medizinischen Fachleute,die in Privatkliniken arbeiten, sind Belegärzte, sie haben ihreeigene Verantwortung und Haftpflichtversicherung.Solange es legal und ethisch ist, können sie ohne unsereZustimmung mit der Industrie zusammenarbeiten

Dasklingtsehrexperimentell. Ja,das soll es auchsein. Innovation braucht einen Rahmen, in dem man auch einfach mal ausprobieren kann. Ein Recht auf Fehler.Esgibt einen grossen Unterschied zwischen Unternehmen, die eine gewisse Kultur des Pragmatismus verinnerlicht haben, und solchen, in denenFehlernichterlaubt sind.

Sie sind bekannt dafür,gerne «out of the box» zu denken, wasIhr VivaProjektfür integrierte Versorgung auch belegt. Dasstimmt. Und wissenSie,das VivaProjekt ist aus dem gleichen Grund entstandenwie derInnovation Hub: Es ist notwendig, dieSilosaufzubrechen Ob Versicherung,PharmaunternehmenoderSpital –letztlichzielen alle Akteureauf dasWohl desPatientenab. Dochumden Gesundheitszustand der Bevölkerung nachhaltig zu verbessern und die Kosten zu steuern, ist es entscheidend,dassdiese Akteure effektiv zusammenarbeiten und sich untereinanderverstehen.

Beim Viva-Projekt haben Sie politischen Zusprucherfahren.Wiesiehtesmit dem Hub aus?Der Begriff«Innovation» wecktsehr oft Misstrauen.

DieGemeinde Genolier hatuns immer sehrunterstütztund war dankbar dafür, dass wir Aufmerksamkeitauf die Region lenken.Wir haben Politikerauf allenEbenen informiert und breite Zustimmungerhalten. So wirdBundesrat Guy Parmelinden Hub am 27.Septemberauch persönlich eröffnen.

Einige Unternehmenund Projekte sind bereits in den Hub eingezogen. Was istfür dieZeit nach derEröffnung geplant?

Wirwollten nicht gleich alle Flächen vermieten. Daserste Ziel ist es,den Kalender mit Veranstaltungen zu füllen, damitdie Leute die Räumlichkeitenauch kennenlernen.

Wird es bald einen Nachfolger geben? Sie sind ja nur Interimspräsident des Hubs.

Genau, wenn man eine Aktiengesellschaft gründet, brauchtman einenVorsitzenden und das bin in meinen Projekten von vornherein immer ich (lacht). Werder Chairman oder dieChairwomanseinwirdist nicht sicher,aber wir haben ein paar Ideen.Eswirddefinitiv jemandsein, derein grossesNetzwerk in derIndustrie oder in derakademischen Welt hat, odereinenmedizinischen Hintergrund. Denndas habe ich nicht

Interview: Pamela Beltrame

ZurPerson

Antoine Hubert (58)ist Gründerund einer der beiden Hauptaktionärevon Aevis Victoria. Der Immobilienfachmann istauch einExperte für Innovationen im Gesundheitswesen. Der gebürtige Walliseramtet als Delegierter desVerwaltungsrats der börsenkotierten Unternehmensgruppe.Zuderen wichtigstenBeteiligungen gehören das Swiss Medical Network (SMN) und die Hotelgruppe Michel Reybier Hospitalitysowie SwissHotelProperties.

«Umdie medizinischenStandards neu zu definieren, sind solche Investitionen erforderlich.»

Vernetztes Forschen für zukünftigeTherapien

DasAngebot desGenolierInnovationHub wird bereitsfleissiggenutzt.Oscar Matzinger, medizinischerDirektor derRadioonkologiedes SwissMedical Network, dasPartner desZentrumsist,gibt einenerstenEinblickund erklärt, wieder Hubsowohlden Patientenals auch denÄrztenhilft.

DerRadixact: Fortschrittliche Technologiefür präziseund effektiveStrahlentherapie.

PAMELA BELTRAME

Eine 50 Zentimeterdicke,vollautomatische Stahltür öffnet sich undgibt den Blickfreiauf einGerät,das mitseiner röhrenförmigen Struktur an eine Zeitmaschine erinnert. Man wähnt sich in einemScience-Fiction-Film. Doch diese Maschine, dieinden avantgardistisch anmutenden Räumen des Genolier Innovation Hub steht, ermöglicht Krebstherapie aufhöchstem Forschungsniveau.

«Normalerweisekommtein solches Gerät nur in ganz speziellenFällen zum Einsatz, aber hierimHub können alle Krebspatienten davon profitieren»,sagtProf. Dr.med. Oscar Matzinger,medizinischer Direktor der Radioonkologie beim SwissMedical Network. Dashochpräzise Bestrahlungsgerät namens Radixact ermöglicht einen hochgradig personalisierten Bestrahlungsplan (siehe Kasten oben). Fürdie so behandelten Patienten bedeutet das weniger geschädigtes Gewebe,weniger Nebenwirkungen und eineschnellereRegeneration.

«Einen so schnellen und reibungslosen Austausch zwischen Industrie und Ärzten gibt es sonst nirgendwo.»

Nachbarn und Partner

ForschendekönnenimHub dieses und viele weitereHightech-Gerätenicht nur nutzen, sondern auchweiterentwickeln. Denn Accuray,der Hersteller von Radixact,sitzt nurwenige Meterentfernt im selben Gebäude.«Einen so schnellen und reibungslosen Austausch zwischen Industrie und Ärzten gibt es sonst nirgendwo»,schwärmt Matzinger.Jedes Detail, das dem Medizinerauffällt, jeden Bedarf,den er sieht,kannerinnerhalb kürzesterZeit an den Hersteller weitergeben. So entstehen auch Kooperationen mitanderen Partnerninnerhalb des Hubs.Matzinger erzählt, wie Accuray undermit Hilfe einesStartups das einen Oberflächen-Scan-Apparat entwickelt, die Positionskontrolle des Patientenwährendder Bestrahlung am Radixact verbessern konnten.«Derzeit wirddas nochaneinem Trainingsgerät getestet, dannkönnen wirdas auch in das klinische Gerätimplementieren.» Matzinger wiederumkann den Hersteller Accuray bei Schulungen unterstützen –etwawenn es darum geht,an-

PD

Krebstherapieder Spitzenklasse

Der Radixact ermöglicht eine hochpräzise externe Krebstherapie,soder Hersteller Accuray.Die durchdie Strahlenbündel zugeführte Strahlendosis ist nicht homogen, sondern dreidimensional moduliert, um eine höhereund gezielt aufden Tumorgerichtete Menge zu verabreichen. DieBestrahlung des umliegenden gesunden Gewebes wirddadurch auf einMinimum reduziert. Dies minimiert Nebenwirkungenund reduziert die Toxizitätder Behandlung.Ärztinnenund Ärzte sindinder Lage,die Behandlung laufend an die Gegebenheitendes Tagesund die individuelle Anatomie des Patienten anzupassen, sodass sichergestelltist,dassdie richtige Strahlendosis am richtigenOrt undzur richtigen Zeit abgegeben wird. Die verschiedenen Tumorbereiche könnensogezielterbestrahltund benachbarte gesunde Organe geschont werden. Automatisierte,intelligente Prozesse sowie Entscheidungshilfen unterstützendas Fachpersonalausserdem dabei, die Behandlung an die sich verändernde Grösse, Form und Lage des Tumors anzupassen

dereInteressierte in die Anwendung von Radixact einzuführen. Oder er zeigt anhand echter Patientenakten, wie wirksam die Therapie mitdem Gerät ist.«Akademisierung des Fachs»,nennt der Experte den Prozess, diebreite Masseüber ein solches Nischengerät aufzuklären. Möglich wirddas auch durchdie vielen anonymisierten Patientendaten, die im Hub generiert werden. «Das geschieht natürlich immer mit dem Einverständnisder Patienten», erinnert Matzinger

Basis für Best Practice

Weil knapp98Prozent der Patientenim Hubzustimmten,entstündenaussagekräftige Datensätze für dieForschung Ein Beispieldafür istdie Forschungzum Anwendungsbereich des «Dual Energy CT». DasGerät gehörtzur nächsten Generation von ComputertomografieScannern undwirdinder Diagnostikzur Bildgebung eingesetzt –nicht aber in der Strahlentherapie.Anders im Genolier Innovation Hub:Hierforscht Matzinger gemeinsam mitdem renommierten Medizintechnikhersteller General Electric Healthcare am Einsatzdes Dual Energy CT in der Strahlentherapie –dank der Patientendatenaus dem Hub,die mit dem Einverständnis derPatienten gesammelt wurden. Fürden medizinischen Direktor der Radioonkologie des Swiss Medical Networksinddie Erkenntnisse solcherForschungen natürlich Goldwert. «Durch das,was hier im Hubpassiert, kann das gesamte Netzwerkder Radioonkologen auf demneuestenStand der Forschung sein und die höchsteQualität, also Best Practice,garantieren.» DerHub hat somit weitreichende Auswirkungen auf vieleBereich des Gesundheitswesens und ist ein entscheidender Schlüssel für das Niveau der Krebsbehandlung in der Schweiz. Aber auch für die Mediziner,die mit Herzblut arbeiten, sei derHub einbereicherndes Instrument. «Das ist es,was den Arztberuf ausmacht»,sagtMatzinger underinnert an denhippokratischen Eid, den er zu Beginn seiner Karriereabgelegt hat: «Nichtstehen bleiben, sondern sich weiterentwickeln –zum Wohle der Menschen.»

Oscar Matzinger

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