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Finanzexperten prophezeien, wo es Die Weltwirtschaft dürfte sich weiter verlangsamen. Neben einem Comeback der Anleihen rechnen die Spezialisten damit, dass Gold in den Portfolios weiterhin glänzen wird. Zudem sollte es auch auf der Aktienseite die eine oder andere Kaufgelegenheit geben.
Bergos-Experte Till Christian Budelmann empfiehlt mit Blick auf die kommenden zwölf Monate Mut zu einem aktiven Management.
MARK BAER
Impressum Finanzjahr 2024 ist eine Verlagsbeilage des Unternehmens NZZ. Inhalt realisiert durch NZZ Content Creation. Verlagsbeilagen werden nicht von der Redaktion produziert, sondern bei NZZone von unserem Dienstleister für journalistisches Storytelling. nzzone.ch/nzzcontentcreation Projektmanagement NZZ Content Creation: Norman Bandi (Inhalt) und Armin Apadana (Layout) NZZone: Katharina Kälin (Verkauf) Kontakt: Neue Zürcher Zeitung AG, Falkenstrasse 11, CH-8021 Zürich, +41 44 258 16 98, sales@nzzone.ch nzzone.ch
Das vergangene Anlagejahr zeigte Sonnen- und Schattenseiten, verlief aber angesichts der vielen Herausforderungen ganz ordentlich. Aus Optik eines stärker auf die Schweiz ausgerichteten Anlegers schmerzte sicherlich, dass der hiesige Aktienmarkt mit einer mittleren, einstelligen Performance deutlich hinter den USA oder auch Europa hinterherhinkte. Die Kehrseite der Medaille zeigte sich 2023 laut Daniel Kalt, Chefökonom der UBS Schweiz, aber im Anleihenmarkt. Dort mussten etwa US-Treasury-Bonds aufgrund des giftigen Zinsanstiegs zwischenzeitlich deutlich Federn lassen, während Eidgenossen-Anleihen im klar positiven Bereich abschlossen. Dies, weil sich die Renditen seit Jahresbeginn rückläufig entwickelt haben. 2023 bezeichnet Kalt als «Über raschungstüte». Erstaunt hat den 54-Jährigen etwa, wie schnell nach der Öffnung Chinas das Strohfeuer zu Jahresbeginn wieder aus war und nichts aus dem erhofften Nachholboom wurde. Überraschend sei auch gewesen, wie schnell nach dem Zusammenbruch von drei grossen amerikanischen Banken wieder Ruhe einkehrte und «in der Folge die US-Wirtschaft eine viel grössere Resilienz an den Tag legte, als wir ihr das angesichts der aggressivsten Zinser höhungskampagne der Fed seit 40 Jahren zugetraut hätten». Dass China derart enttäuschen und die USA sich so standhaft zeigen würde, hatten der Chief Investment Officer und sein Team nicht erwartet. «Daher lagen wir mit unserer Einschätzung, dass Schwellenländer gegenüber dem US-Aktienmarkt die Nase vorn haben
würden nicht richtig», sagt Kalt. Klar gesehen hatten die UBS-Finanzexperten hingegen, dass sich der US-Dollar von noch 1.01 Franken im November 2022 weiter abschwächen würde.
machen waren. Somit resultierte 2023 ein Wachstum von gut 0,5 Prozent. «Für dieses Jahr rechnen wir in der Schweiz mit einer leichten Beschleunigung auf 1,2 Prozent, was aber noch immer unter dem Normalwachstum liegen würde», wie Kalt ausführt.
China und die USA bleiben im Fokus Für dieses Jahr rechnet Daniel Kalt mit einer Verlangsamung der Weltwirtschaft. «Wir erwarten vor allem ein langsameres Wachstum in den zwei grossen Wirtschaftsblöcken.» In China aufgrund der strukturellen Probleme am Immobilienmarkt, und in den USA blase den Konsumenten zunehmend Wind entgegen. «Ein harte Landung der US-Wirtschaft ist zwar ein Risiko, jedoch nicht unser Basisszenario, das wir eher als halbsanfte Landung bezeichnen würden.» Der Spezialist denkt zudem, dass das Wachstum in Europa verhalten bleibt und China in eine «neue Normalität» eintritt mit tieferem, aber potenziell hochwertigerem Wachstum. Dies nicht zuletzt deshalb, weil die Führung in P eking offenbar eingesehen habe, dass eine Stimulierung des Wachstums mit der «Bazooka», etwa in Form von stets neuen Infrastrukturund Wohnbauten, die Ungleichgewichte am Immobilienmarkt nur noch verstärken würde und letztlich zu guten Teilen nur eine Verschwendung von Ressourcen darstellen würde. Die Schweizer Wirtschaft hat ähnlich wie die meisten europäischen Länder schon im vergangenen Jahr eine Verlangsamung gesehen. Anders als in Deutschland zeigte sich der Konsum hierzulande mit einem positiven Wachstum im Konsum- und Dienstleistungssektor aber robust, während in den verarbeitenden Sektoren kräftige Bremsspuren auszu-
Übergewichtung von globalen Obligationen
UBS-Chefökonom Daniel Kalt und sein Team rechnen für dieses Jahr mit einer leichten Beschleunigung der Schweizer Wirtschaft.
Das höhere Zinsniveau und die wirtschaftlichen Aussichten haben das Anlageumfeld für Till Christian Budelmann von Bergos «grundlegend verändert». Der Chief Investment Officer der unabhängigen Schweizer Privatbank über gewichtet Bonds in der Breite deshalb erstmals seit vielen Jahren. Diese Empfehlung gilt seit November 2023, bei nun längerer Duration im US-Dollar- und Euro-Segment. Zudem empfehlen er und sein Team auch Schwellenländer-Anleihen zum Kauf. Der 47-Jährige denkt, dass man mit globalen Bonds nach den Negativjahren 2021 und 2022 sowie der lange anhaltenden Seitwärtsbewegung im vergangenen Jahr in den kommenden zwölf Monaten nun eher wieder im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich verdienen kann. Bei den Aktien sah der gebürtige Hamburger und sein Team in Zürich die grossen amerikanischen Techno logiewerte während des ganzen vergangenen Jahres sehr positiv, «nun erachten wir diese Titel aber nicht mehr als die Haupttreiber an den Börsen». Bergos hat amerikanische Wachstumsaktien von hoher Qualität und hoher Marktkapitalisierung wie Apple, Microsoft oder Alphabet deshalb inzwischen spürbar auf Benchmark-Niveau abge-
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in diesem Jahr langgeht 2024 richte sich der Aktienfokus seines Hauses neben den USA vor allem auf Japan, Indien und e uropäische «Small Caps». Japan erscheine ihm aufgrund seiner Geldpolitik infolge des starken Gewinnwachstums interessant, ebenso indische Titel. Bei einigen kleinen europäischen Werten sieht der Finanzexperte, nach der Kapitulation der Anlegerinnen und Anleger im vergangenen Jahr, nun Aufholpotenzial. Mit Blick auf die kommenden zwölf Monate empfiehlt Till Christian Budelmann Mut zu einem aktiven Management, «es wird kein Jahr für ETFs». Bergos ist im Besitz einiger bedeutender Unternehmerfamilien, unter anderen der Familien von Adrian und Andreas Keller (Diethelm Keller Holding) und der Familie von Michael Pieper (Artemis Group).
Nach kurzfristigen Anleihen Ausschau halten
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baut. «Für US-Aktien bleiben wir aber grundsätzlich konstruktiv», wie Budelmann weiter zu Protokoll gibt. Chancen sieht er bei den zyklischen Konsum gütern und Industriewerten. Im Nachhinein sei es überraschend gewesen, wie stark 2023 die eben angesprochenen «US Ultra Large Cap Quality Growth»-Titel im Aktienbereich outperformt hätten, obwohl doch die «Bond Yields» so stark gestiegen seien. Normalerweise tue sich «Growth» schwer, wenn die Diskontierungsrate, also der Zins, zukünftiger Gewinne steige. «Im vergangenen Jahr hat aber die KI-Euphorie alles andere verdrängt.»
Auch die liechtensteinische LGT empfiehlt dieses Jahr Bonds. Konzentrieren sollte man sich laut Gérald Moser, Chief Investment Officer und Head Investment Services EMEA bei LGT Private Banking, auf kurzfristige An leihen mit hoher Bonität. Auch kurz fristige Unternehmensanleihen sind für den Spezialisten interessant. «Eine unserer Grundüberzeugungen für das Jahr 2024 ist, dass das Kreditrisiko das Durationsrisiko ablösen wird.» Die Leitzinsen der grossen Zentralbanken hätten ihren Höhepunkt höchstwahr scheinlich erreicht, während sich die Wirtschaft weiter abschwäche. «Für uns ist es sehr wichtig, das Kredit risiko niedrig zu halten», sagt der 42-Jährige. Daher versuche er mit seinem Team, Unternehmen und Segmente zu meiden, die stark fremdfinanziert oder übermässig zyklisch seien. Zu den Segmenten, die man eher meiden sollte, gehören zyklische Konsumgüter oder Versorger mit hohem Leverage, so Moser. Die LGT-Crew geht nach der «Barbell»-Strategie vor: Neben den erwähnten kurzlaufenden Unternehmensanleihen bevorzugen die Spezialisten Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten. «Sollte es zu einer Überstraffung der Geldpolitik durch die Zentralbanken kommen, würde sich dieser Teil u nserer Strategie eindeutig am b esten ent wickeln.» Je länger bei den Zinsen der Status quo anhalte, desto mehr w ürden sich die aktuell restriktiven Zinsen verfestigen und desto wahrscheinlicher werde eine Rezession. «Unser Basis szenario geht zwar nicht von einer Rezession aus, aber die Wahrscheinlichkeit einer Rezession nimmt derzeit zu», ist Gérald Moser überzeugt. Auch die Konvexität von Anleihen sollte berücksichtigt werden, weil sie die Art von Asymmetrie biete, die dazu beitragen könne, ein Portfolio widerstandsfähiger zu m achen. Der Goldpreis hat sich in den letzten Monaten gut entwickelt, was auf die
Zunahme der geopolitischen Risiken, die Stagnation der Rendite dynamik in den USA und auf Anzeichen für ein mögliches Ende des Aufwertungs zyklus des US-Dollars zurückzuführen sei. «Wir sind uns bewusst, dass diese Faktoren bereits im aktuellen Goldpreis eingepreist sind, aber es ist wichtig, sich vor Augen zu führen, dass Gold Eigenschaften besitzt, die es zu einem wichtigen Bestandteil jedes Portfolios machen.» Silber wird deutlich stärker als Gold in der Industrie verwendet. Dieses Edelmetall dürfte laut Matthias Geissbühler, Chief Investment Officer von Raiffeisen Schweiz, gegen Ende des Jahres wieder interessant werden. Dies, wenn sich der nächste Aufschwung abzeichnet. «Aller dings sind weder Silber noch Platin oder Palladium ein Ersatz für Gold», hält der 48-Jährige fest. «Als Inflations- und Krisenschutz ist das gelbe Edelmetall einzigartig.»
Qualitätsproblemen in der Produktion in Belgien. Die Aktie hat im vergangenen Jahr 20 Prozent an Wert eingebüsst. Auf mittlere Frist habe Barry Callebaut deutliches Aufholpotenzial. Als ebenfalls kaufenswert bezeichnet der Aktienspezialist die Valoren von Lonza. Der Wegfall von Moderna als wichtiger Kunde bei der Corona-Impfstoffherstellung, ein erneuter Manage mentwechsel und ein durchzogenes Jahresergebnis hätten die Aktie stark belastet. «Auf den aktuellen Niveaus ist Lonza ein Kauf.» Ähnliches gilt für den Laborausrüster Tecan. Die Aktie hat letztes Jahr über 15 Prozent an Wert eingebüsst. «Tecan gilt ebenfalls als defensiver Titel, für den eine konjunkturelle Eintrübung 2024 kein grosses Problem darstellen sollte», führt Geissbühler aus. Für die zweite Jahreshälfte d ürften dann auch vermehrt wieder Zykliker in den Fokus kommen. «Entsprechend würden wir Aktien wie Swatch, Sika, Georg Fischer und Kühne & Nagel auf den Einkaufszettel setzen.» Allerdings sieht der Raiffeisen-Anlagechef bei diesen Aktien keine Eile mit Käufen. Anlegerinnen und Anleger sollten sich vom kurzfristigen Auf und Ab an den Börsen nicht zu stark beeinflussen lassen, rät Matthias Geissbühler. Wichtig sei, an der einmal festgelegten langfristigen Anlagestrategie festzuhalten. «Der Faktor Zeit sowie die nötige Portion Geduld sind die Schlüssel zum Anlageerfolg.»
Daniel Kalt Chefökonom der UBS Schweiz
Aktientipps aus Schweizer Perspektive Für Geissbühler gehören dieses Jahr wieder solide «Investment Grade»Anleihen ins Portfolio. Investorinnen und Investoren empfiehlt der Berner auch bei den Obligationen grundsätzlich eine breite Diversifikation. Dies geschehe idealerweise via Obligationenfonds oder ETFs. Bei Hochzinsanleihen bleibt der Anlagechef von Raiffeisen zurückhaltend. «Aufgrund unseres Szenarios einer Rezession im ersten Halbjahr dürften die Kreditaufschläge ansteigen und die Ausfallraten zunehmen.» Das Chancen-Risiko-Verhältnis sei bei den «Junk Bonds» daher unattraktiv. Auf der Aktienseite präferiert die Bank Schweizer Titel. Im Hinblick auf das erste Halbjahr empfehlen der CIO und sein Team den Fokus auf defensive Sektoren zu legen. Dazu gehören der Gesundheits- und der Nahrungsmittelsektor sowie Telekommunikationswerte und Versorger. Als besonders interessant bezeichnen die Raiffeisen-Finanzexperten Aktien des Pharmakonzerns Roche. Der Titel hat in den letzten zwei Jahren über 30 Prozent an Wert eingebüsst. Aktuell handelt die Aktie zu einem Kurs- Gewinn-Verhältnis von dreizehnmal, was rund 20 Prozent unter dem historischen Durchschnittswert liegt. Roche komme aus einer schwierigen Phase. «Der Ertrag ging nach der Pandemie zurück, unter anderem weil viel weniger Corona-Tests gemacht wurden», e rklärt Geissbühler. Hinzu kamen Patentverfälle und P robleme in der Entwicklungspipeline. Die schwierige Phase dürfte nun aber vorüber sein, und im Jahr 2024 rechnet er mit einem Gewinnwachstum von etwa 8 Prozent. Hinzu komme eine attraktive Dividendenrendite von fast 4 Prozent. Auch der Schokoladenhersteller Barry Callebaut habe eine schwierige Zeit hinter sich. Unter anderem wegen
Till Christian Budelmann CIO der Privatbank Bergos
Anleger sollten sich vom kurzfristigen Auf und Ab an den Börsen nicht zu stark beeinflussen lassen, rät RaiffeisenExperte Matthias Geissbühler.
Gérald Moser CIO von LGT Private Banking
Matthias Geissbühler CIO von Raiffeisen Schweiz
FOTOS: PD
Neun von zehn Schweizer Banken prognostizieren wachsende Erträge EY Sophie Zellweger · Der Mitte Januar veröffentlichte «EY Bankenbarometer 2024» zeigt: Schweizer Finanzdienstleister blicken insgesamt auf einen erneut sehr erfolgreichen Geschäftsgang zurück. Für das letzte Jahr erwarten 96 Prozent der über 100 befragten Institute eine Steigerung der operativen Ergebnisse – dieser Rekordwert liegt nochmal um 18 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Die Finanzdienstleister haben grosses Vertrauen in ihre Stärken und zeigen sich auch für die absehbare Zukunft äusserst zuversichtlich. 87 Prozent der Banken prognostizieren für die kurzfristige Zukunft wachsende Erträge. Auf lange Sicht rechnen 89 Prozent mit wachsenden Erträgen. Diese positive Stimmung herrscht trotz eines sehr herausfordernden Umfelds, geprägt von geopolitischen
Eskalationen, hartnäckiger Inflation und einer sich abkühlenden Konjunktur. Die weiterhin grosse Nachfrage im Immobilienmarkt, die auf eine stabile Nettozuwanderung und eine rückgängige Bautätigkeit zurückzuführen ist, scheint insbesondere die Preise im Wohnbausegment nach wie vor zu stützen, so Patrick Schwaller, Managing Partner Audit Financial Services bei EY Schweiz. Die Banken antizipieren keinen Trendwechsel und zeigen weiter hin grosses Vertrauen in die Resilienz des Immobilienmarkts, denn nur gerade 22 Prozent der Finanzdienstleister gehen kurzfristig von einem steigenden Wertberichtigungsbedarf für Wohnbaufinanzierungen aus. Auch das Vertrauen der über 100 befragten Institute in die Schweizer KMU
steigt deutlich: Im Bereich der KMUFinanzierungen gehen nur noch 42 Prozent der Banken von steigenden Kreditausfällen in den kommenden Jahren aus. Das sind 17 Prozentpunkte weniger als noch im Vorjahr. «Dies ist vor dem Hintergrund des anspruchsvollen Umfelds mit verschärften Finanzierungsbedingungen, abkühlender Konjunktur und geopolitischen Eskalationen durchaus bemerkenswert. Die Banken haben ein grosses Vertrauen in die Widerstandskraft der heimischen Wirtschaft», sagt Schwaller. Und seit geraumer Zeit bauen die Schweizer Finanzdienstleister ihr Produktangebot im Bereich der Nachhaltigkeit aus. Zunächst lag der Fokus auf dem Angebot nachhaltiger Anlagen, doch nun wenden auch immer mehr Banken
ESG-Kriterien bei der Kreditvergabe an. Der Anteil derer, die bei der Kreditvergabe ESG-Kriterien effektiv bereits anwendet, ist von 22 Prozent im Vorjahr auf nun 37 Prozent markant gestiegen. Weitere 35 Prozent beabsichtigen, dies in Zukunft zu tun. Können die Banken, so EY weiter, diese Versprechen nicht halten oder fehlen die Daten für einen entsprechenden Nachweis, setzen sich die Institute vermehrt dem Risiko von Greenwashing- Vorwürfen aus. Rund zwei Drittel der befragten Banken sehen darin zwar nach wie vor in erster Linie ein Reputations risiko, dennoch ist bemerkenswert, dass Aufsichtsbehörden in führenden Finanzplätzen immer vehementer und zum Teil auch mit hohen Bussen gegen Greenwashing vorgehen.
Bankenbarometer 2024 Für den «EY Bankenbarometer 2024» wurden im November 2023 mehr als 100 Schweizer Finanzdienstleister befragt. Die Studie wird seit 2010 durchgeführt, in diesem Jahr zum 14. Mal. 65 Prozent der befragten Institute stammen aus der Deutschschweiz, 28 Prozent haben ihren Sitz in der Westschweiz und 7 Prozent sind im Tessin beheimatet. Die befragten Banken gehören folgenden Kategorien an: Privatbanken (32 Prozent), Auslandsbanken (24 Prozent), Regionalbanken (26 Prozent) sowie Kantonalbanken (18 Prozent).
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Sechs Prozent mit sieben Regeln Blosser Durchschnitt genügt. Um an den Wertschriftenmärkten auf einen grünen Zweig zu kommen und sich vor der Inflation zu schützen, braucht es keine Meisterleistung – die Beachtung von relativ einfachen Regeln und stets konsequentes Handeln tun es. teil zu einem prozyklischen Verhalten. Man kauft also, wenn die Börse bereits Höchststände erreicht hat, und verkauft panikartig in der Baisse. Fazit: Wer etwas Geld auf der Seite hat, soll also einen Teil sofort, den Rest dann zeitlich gestaffelt investieren. Wer auf der anderen Seite bereits investiert ist, sollte regelmässig wieder neues Geld dazu investieren, so dass die Einstandspreise geglättet werden können. Und die Dividendenerträge sollten umgehend reinvestiert werden.
FREDY GILGEN
Jedes Angebot schafft sich seine Nachfrage, besagt ein Theorem des französischen Ökonomen Jean Baptiste Say. Doch gerade viele Anleger werden dies angesichts der stetig wachsenden Flut von Fonds, ETFs, Derivaten oder an andern Anlageprodukten stark bezweifeln. Und mit dem Aufkommen der Kryptound Blockchain-Märkte ist diese Flut ins Unermessliche gestiegen. Wer am Finanzmarkt Erfolg haben will, muss dementsprechend schreien, laut schreien. So rechnen selbsternannte Anlagegurus potenziellen Investoren geradezu irrwitzige G ewinnchancen vor: «Heute um Punkt 11 Uhr erfahren Sie, wie Sie in zwölf kurzen Aktien-Sprints aus nur 1200 Euro bis zu 1 214 007.23 Euro machen können», heisst es in einem Börsenbrief des deutschen Gevestor-Verlags. Noch dreister: In gefakten «Eco Talk»- und «Kassensturz»-Sendungen à la SRF interviewen Reto Lipp und Ueli Schmezer Prominente, wie sie über ein geheimes System ein mehrfaches Millionenvermögen erwirtschaften konnten. Je fantastischer die Gewinnversprechen, desto eher lassen sich offenbar potenzielle Investoren anlocken. Ebenfalls recht grossspurig tönt das Versprechen von Thomas Kehl, dem Gründer des deutschen F inanzportals Finanzfluss: «Wer sich auf unserem Portal kundig macht, der weiss in zehn Minuten mehr über Börse und Aktien als 90 Prozent aller Menschen», behauptet er vollmundig. Doch das ist für einmal nicht übertrieben. Denn mehr als nichts hat man noch rasch intus. Und das Basiswissen zu den Themen Geld und Anlegen tendiert bei den allermeisten Zeitgenossen gegen Null, wie Studien immer wieder zeigen. Auch Schweizerinnen und Schweizer tun sich diesbezüglich nicht hervor. Und wer wenig bis nichts weiss, dem genügt in der Tat eine kurze Lektion Finanzwissen, um danach überdurchschnittlich dazustehen. An den Wertschriftenmärkten kann man es sich sogar noch einfacher machen. «reduce to the max» oder «keep it simple» sollten hier die Devisen lauten. Etwas Basiswissen und die folgenden sieben einfachen Regeln eisern einhalten und man darf mit überdurchschnittlichen Anlageerfolgen rechnen. Alles Gute ist einfacher Art.
Regel eins: Sich kümmern – und zwar selbst Selbst ist der Mann oder die Frau. Viele Anleger scheuen sich fälschlicherweise davor, Geldangelegenheiten in die eige-
Regel fünf: Trachte nicht nach dem kurzfristigen Gewinn Anlagen in Wertschriften eignen sich zum mittel- und langfristigen Sparen. Für waghalsige kurzfristige S pekulationen mit ungewissem Ausgang gibt es geeignetere Instrumente, zum Beispiel Kryptowährungen. Wer Wertschriften kauft, sollte einen Mindestanlage horizont von mehreren Jahren f estlegen. Dies vor allem dann, wenn man sich stark in Aktien engagieren will.
Erste Lektion in Finanzwissen: «reduce to the max» oder «keep it simple» sollten die Devisen lauten.
nen Hände zu nehmen. Von Geld wollen die meisten Leute am liebsten nichts wissen und vertrauen lieber auf Fachleute. Doch grundlegendes Finanzwissen lässt sich auch ohne grösseren Aufwand auf einer ganzen Reihe von Finanzportalen erarbeiten. In der Schweiz beispielsweise auf dem Portal Fintool des Finanzmarktprofessors Erwin Heri, den Finanzportalen des VZ-Vermögenszentrums, von cash. ch, von wallstreet-online.de oder das erwähnte deutsche P ortal Finanzfluss.de. Und auf Basis dieses Wissens lässt sich dann erst einmal ein Budget erstellen. Ein Budget ist die Grundlage für einen vernünftigen Umgang mit Geld. Und macht klar, wie viel man investieren kann.
Regel zwei: Eine Strategie erarbeiten Mit dem erarbeiteten Finanzwissen lässt sich dann eine langfristige Anlagestrategie festlegen. Der erste Schritt zum Anlegerglück, da sind sich Anlageexperten einig, ist das Festlegen einer Strategie, in der das Gewicht der einzelnen Anlageklassen (Aktien, Anleihen, Geldmarkt, Gold usw.) bestimmt wird. Dies gemäss den langfristigen Anlagezielen und gemäss der Risikobereitschaft des jeweiligen Investors. Erwiesenermassen sind
nämlich 80 Prozent der Rendite eines Portefeuilles allein auf die Strategie zurückzuführen. Wer auch diese Mühe scheut, kann es noch einfacher haben: Man kann diese entscheidende Weichenstellung mit dem Kauf eines einzigen Strategiefonds oder -ETFs buchstäblich auf einen Streich erledigen. Diese Fonds, auch Anlageziel fonds oder gemischte Fonds genannt, investieren unterschiedlich gewichtet in die verschiedenen Anlageinstrumente (Aktien, Geldmarkt, Obligationen, Immobilien, Gold usw.). «Dank diesem Instrument können Kleinsparer genau so geschickt investieren wie professionelle Investoren», sagt Erwin Heri überzeugt. Dies auch mit Beträgen von unter 100 Franken. Wichtig ist es aber, an einer einmal gewählten Strategie eisern festzuhalten.
Regel drei: Diversifikation bietet guten Schutz Es lohnt sich, breit diversifiziert via Fonds oder direkt in Aktien, Fest verzinsliche, Immobilien und Gold zu investieren, und zwar für jedermann. Der Blick auf die Statistik zeigt es: Mit einer gleichmässigen Streuung auf diese Anlageklassen hat ein Investor in allen zehn Fünf-Jahres-Perioden seit 1970 eine durchschnittliche Ren-
ADOBE STOCK
dite von 4,5 bis 6 Prozent erreicht. Dies pro Jahr wohlverstanden. Das Beste: Es gibt k einen Grund zur Annahme, dass solche Renditen nicht auch in Zukunft möglich sein sollten. Anleger mit einem Anlagehorizont von zehn und mehr Jahren können auf eine Diversifikation verzichten und ganz auf Aktien setzen. In den letzten 95 Jahren hat die Bank Pictet für Anlagen am Schweizer Aktienmarkt eine Performance von jährlich 7,7 Prozent errechnet. Wer solche Renditen erwirtschaftet, muss sich auch über die Inflation keine Sorgen machen. Mit einem gemischten Portefeuille ist es in den letzten 22 Jahren immer gelungen, die inflationsbedingten Verluste mehr als nur wettzumachen. Und Aktien erreichten in den letzten 97 Jahren eine teuerungsbereinigte Rendite von durchschnittlich 5, 6 Prozent. Ähnlich gut schneiden langfristig Immobilienanlagen ab.
Regel vier: Nicht abwarten und Tee trinken, sondern loslegen Ist die Strategie einmal festgelegt, sollte man postwendend mit dem Investieren beginnen. Der Versuch, mit dem Kauf von Aktien und anderen Wertpapieren bis zum «wirklich optimalen» Zeitpunkt zuzuwarten, scheitert regelmässig. Sogenanntes Market Timing führt im Gegen-
Regel sechs: Passiv schlägt aktiv Die Investoren überschätzen immer und immer wieder die Fähigkeiten eines aktiven Managements von Anlagen. Nur einer kleinen Minderheit von Geld managern gelingt es, regelmässig besser abzuschneiden als die Marktindizes, zeigen regelmässige Untersuchungen. Der Schluss ist klar: Privatanleger sollten unbedingt auf passive Produkte setzen: Mit passiv anlegenden Indexfonds oder Exchange-Traded Funds (ETFs) ist man im Zweifelsfall klar besser beraten.
Regel sieben: Kosten spielen eine wesentliche Rolle Mit passiven Anlagen hat man einen weiteren Vorteil: Gerade in einem Umfeld tiefer Zinsen sind die Kosten von Wertschriftenanlagen und Bankspesen von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Auf längere und lange Sicht erzeugen Kostenunterschiede von einem oder zwei Prozent auch bei bescheidenen Investitionen rasch einmal enorme Performanceunterschiede von 20 000 Franken und mehr. Die K osten von Wertschriftenanlagen sind also genau unter die Lupe zu nehmen. Vergleichsportale wie Comparis, Moneyland oder Moneypark bieten bei der Kostenanalyse hilfreiche Unter stützung. Trotzdem: Nicht übermütig werden. Eine Garantie auf Gewinn ist auch dieser Ratgeberartikel nicht – aber eine Orientierungshilfe.
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Wie es in der Tech-Welt weitergeht Vergangenes Jahr sorgten die Tech-Giganten für Furore an den Börsen: Die Aktien der «Magnificent 7» bescherten kräftige Gewinne. Sollte man bei diesen Titeln nun langsam aussteigen? Und wie sieht es bei den Werten aus, die im Schatten der grossen Sieben stehen? Mit dem Tracker-Zertifikat von CAT Financial Products investiert man in aktuell 24, meist US-amerikanische Technologiewerte. Das Produkt, das von Rappold aktiv gemanagt wird, verfügt über eine Managementgebühr von 0,8 Prozent pro Jahr und kommt auch noch mit einer stolzen PerformanceFee in Höhe von 10 Prozent daher. Diese Gebühr fällt an, wenn der Index an einem konkreten Handelstag einen neuen Höchststand erreicht. «Das Produkt hat den Charakter von Hedgefonds und Private Equity», erklärt Rappold. Der «Next Generation Tech+»-Index wurde Ende 2022 aufgelegt und hat seit damals über 40 Prozent zugelegt. «Wie man an der Performance erkennt, ist da auch für den Anleger Musik drin.» Hier stecke sehr viel dahinter, rechtfertigt der Technologieinvestor die hohen Gebühren weiter. «Geld richtig arbeiten zu lassen, kostet auch etwas, wenn Substanz dahintersteckt.»
MARK BAER
Bezüglich des weiteren Aktienverlaufs der «Magnificent 7» ist Matthias Geissbühler, Chief Investment Officer bei Raiffeisen Schweiz, schon jetzt etwas vorsichtig: «Die Bewertungen dieser Titel sind hoch und entsprechend gibt es Raum für Enttäuschungen, falls die hohen Erwartungen nicht erreicht werden.» Um das KI-Thema herrsche tatsächlich viel Hoffnung. Bis sich aber diesbezüglich profitable Geschäftsmo-
CES: In Las Vegas schauen die Techies jeweils in die Zukunft, letztmals vom 7. bis 10. Januar 2024.
delle entwickelten, dürfte noch einige Zeit vergehen, ist der CIO der Grossbank überzeugt: «Ich empfehle, bei diesen Titeln Gewinne mitzunehmen.» Der Technologieinvestor Thomas Rappold möchte nicht alle sieben Werte über den gleichen Kamm scheren. In seinen Augen haben insbesondere Alphabet und Amazon trotz der Anstiege im vergangenen Jahr noch Nachholpoten zial. Der Grund liegt aus seiner Sicht darin, dass beide Konzerne echte Plattformunternehmen sind und somit die meisten digitalen Daten verfügbar haben. Die beiden Tech-Giganten könnten sozusagen organisch aus sich heraus neue KI-Mehrwertdienste anbieten, die ihr jeweiliges Plattformgeschäft weiter befeuern dürften. «Alphabet und Amazon haben die letzten beiden Jahre zudem erheblich in die Infrastruktur und den Cloud-Ausbau investiert, sodass davon auszugehen ist, dass deren Cashflows bei reduzierten Entwicklungsaufwendungen nun deutlich in die Höhe springen werden», sagt Rappold. Alphabet dürfe zudem von einem anziehenden Werbegeschäft profitieren. Grundsätzlich heisst es an der Börse immer, dass Wachstumsaktien leiden, wenn die Zinsen steigen. Diese Aussage ist in den Augen von Thomas Rappold
nicht falsch – vor allem bei Wachstumsunternehmen, die über negative oder geringe Cashflows verfügten, sei dieser Zusammenhang sicherlich gegeben. Bei den «Magnificent 7» sei dies aber nicht der Fall. «Unternehmen wie Apple, Microsoft und Alphabet baden regelrecht im Geld und weisen so hohe Cashflows auf, dass sie nicht wissen, wohin mit der Kohle», führt der 52-Jährige aus.
Grundsätzlich heisst es an der Börse immer, dass Wachstumsaktien leiden, wenn die Zinsen steigen.
Alphabet und Microsoft hätten dreistellige Milliardenbeträge auf der hohen Kante und erhielten in kurzfristigen USSchatzanleihen dafür aktuell 5 Prozent.
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Diese Einlagen würden den beiden TechGiganten Milliarden an Zusatzgewinnen bescheren. «Ich habe auf diesen kolportierten Unsinn ‹hohe Zinsen = schlecht für Techs› immer wieder hingewiesen und dies schon vor einem Jahr, als es im Markt Riesenopportunitäten gab.» Nur wenn man eine konträre Position einnehme und sich mit fundiertem Wissen gegen die Mehrheitsmeinung stelle, dann könne man richtig Geld verdienen, sagt der Autor des Finanzbuchs «Silicon Valley Investing».
Im Schatten der Grossen Sein Wissen über Technologiewerte lässt Thomas Rappold in ein neues Tracker-Zertifikat auf den «Next Generation Tech+»-Index einfliessen. Das Produkt fokussiert auf Tech-Firmen wie Palantir, Samsara oder Kyndryl, die im Schatten der Grossen stehen. Das Zertifikat wird von CAT Financial Products herausgegeben. Dabei handelt es sich um ein junges Unternehmen, das erst letztes Jahr seine Bewilligung als Wertpapierhaus erhalten hat. Das Tracker-Zertifikat ist mit einer Be sicherung der Schweizer Börse SIX versehen, was ein mögliches Ausfallrisiko der Emittentin entsprechend reduziert.
Der «Robeco Digital Innovations»Fonds fokussiert auf Wachstumstrends im Produktionsbereich der Wirtschaft. Mit diesem Fonds, den es auch für Private gibt, investieren Anlegerinnen und Anleger in Unternehmen, die in der Robotik und Automation tätig sind oder sich beispielsweise um eine sichere digitale Infrastruktur kümmern. Die grössten Positionen sind aktuell die Software häuser Microsoft, Palo Alto Networks und ServiceNow. Seit seiner Auflegung im Jahr 2017 hat der Fonds mehr als 11 Prozent zugelegt. Die Gebühren betragen 0,96 Prozent. Wer ausschliesslich auf Halbleiter unternehmen wie Broadcom oder ASML Holding setzen möchte, kann sich Europas erster Halbleiter-ETF etwas genauer anschauen. Mit dem «VanEck Semiconductor UCITS»-ETF investiert man in Firmen, die in der Halbleiterproduktion und -ausrüstung tätig sind. Seit seiner Auflegung Ende 2020 hat das Produkt mehr als 18 Prozent zugelegt. Die Gesamtkostenquote liegt bei diesem ETF bei 0,35 Prozent. Auf die möglichen Gefahren für Investoren angesprochen, sagt Kamil Sudiyarov, Analyst beim ETF- und Fonds-Haus VanEck, dass die Anlegerinnen und Anleger bedenken sollten, dass solche Produkte jeweils eine hohe Konzentration in der Halbleiterbranche aufweisen. «Normalerweise sollte man sich nicht ausschliesslich auf solche ETF als Kernallokation verlassen, sondern sie als wichtigen Bestandteil seines Portfolios betrachten, während man mit anderen Allokationen diversifiziert.»
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Raum für Enttäuschungen
Weitere Möglichkeiten
* Siehe Angebotsbedingungen.
Ein Bloomberg-Index der «Magnificent 7» erzielte im vergangenen Jahr eine Rendite von 107 Prozent. In der gleichen Zeit erreichte der M SCI-Weltindex für alle Länder «nur» 22 Prozent. Diese Outperformance wurde durch die zugrunde liegenden digitalen Trends ange trieben und durch ein überdurchschnittliches Ertragswachstum unterstützt. Daniel Ernst, Senior Investment Analyst bei Robeco, schätzt, dass der kombinierte Nettogewinn von Apple, Amazon, Alphabet, Nvidia, Tesla, Meta und Microsoft 2023 etwa um 29 Prozent gestiegen ist, während die Gewinne der übrigen Unternehmen im Weltindex um 0,4 Prozent zurückgegangen sind. Der Experte, der sich bei Robeco um globale Trends kümmert, rechnet damit, dass die Gewinne der grossen Sieben auch in diesem Jahr schneller wachsen werden als der Markt, wenn auch in geringerem Ausmass. Gepusht wurden die Technologie aktien vor allem aufgrund der Möglichkeiten, die sich aus der künstlichen Intelligenz (KI) ergeben. Letztes Jahr hat KI die Schlagzeilen beherrscht. «Während der Hype um die generative KI wahrscheinlich abflauen und das Investitionstempo in diesem Segment zwangsläufig nachlassen wird, gehen wir davon aus, dass KI auch in den kommenden Jahren ein wichtiges Thema bleiben wird», sagt Ernst. Unternehmen, die grundlegende KI-Technologien liefern, meldeten eine steigende Nachfrage. Die Bank Société Générale ist seit fast einem Jahr positiv gegenüber dem US-amerikanischen Tech-Sektor eingestellt. Auch im ersten Halbjahr 2024 halten die Experten der französischen Bank an ihrer positiven Einschätzung fest. Vor allem interessant sei der gleichgewichtete Aktienindex Nasdaq-100. «Ein Zeichen der Vorsicht wäre ab dem dritten Quartal 2024 angebracht, wenn sich das Wachstumstempo des technologielastigen Nasdaq-100-Index wahrscheinlich verlangsamen wird», erklärt Manish Kabra, Head of US Equity Strategy bei Société Générale.
6 NZZ-Verlagsbeilage Herr Frangulidis, was waren im vergangenen Jahr aus Ihrer Sicht die grössten Überraschungen? Positiv überrascht hat der US-Konsument. Er hat, und das nicht zum ersten Mal, viele Prognostiker verblüfft, weil er seine Ausgaben trotz höherer Zinsbelastung nicht reduziert, sondern erhöht hat. Die realen Konsumaus gaben sind angestiegen, und zwar von 1,2 Prozent Ende 2022 auf 2,2 Prozent im dritten Quartal 2023. Weil der US- Privatkonsum 68 Prozent des amerikanischen und auch 17 Prozent des globalen Bruttoinlandprodukts beträgt, ist diese Entwicklung von enormer Bedeutung.
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«Die globale Konjunktur ist zweigeteilt»
Rolle der Wachstumslokomotive der Welt nicht übernehmen. Dafür weisen andere Entwicklungsländer wie Indien oder Mexiko ein sehr robustes Wachstum aus. Einige angebliche Langfristtrends könnten sich als kurzlebiger herausstellen als vorhergesagt, etwa derjenige zur Deglobalisierung, die dauerhafte Rückkehr der Inflation, die Abstufung der Tech-Werte – einverstanden? Die Globalisierung und die disinflationäre Entwicklung haben uns in den letzten Jahrzehnten begleitet. Ob diese Zeit zu Ende geht, ist offen. Der globale Handel wächst weiterhin deutlich, wenn auch nicht schneller als das globale nominelle Einkommen. Was wir merken, ist, dass die sogenannte Regionalisierung wichtiger wird, insbesondere unter den Schwellenländern. Dies hat aber nicht nur mit geopolitischen Gründen zu tun, sondern ist auch die Folge der ökonomischen Entwicklung dieser Länder.
Der US-Konsument hielt den Topf am Kochen – und nun? Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Auch das Anlagejahr 2023 verlief in vielen Bereichen nicht so wie erwartet, sagt Anastassios Frangulidis, Chefstratege bei Pictet Asset Management.
In welcher Hinsicht speziell? Da viele Anleger vor einem Jahr von einem rezessiven Szenario ausgingen, haben die risikobehafteten Anlageklassen und insbesondere die Aktien stark von dieser Entwicklung profitiert. Einen ebenfalls positiven Beitrag für die globale Konjunktur und Märkte haben die Energie- und insbesondere Erdölpreise geleistet, die trotz aller geopolitischen Unsicherheiten gefallen sind.
Der disinflationäre Trend könnte demnach weitergehen? Auf jeden Fall sind offene Produktund Dienstleistungsmärkte nicht nur wichtig für die globale Volkswirtschaft, sondern auch für die Inflationsentwicklung. Es gibt einige Gründe, die dafür sprechen, dass die Inflation nur zyklisch angestiegen ist und der disinflationäre Trend weitergehen wird. Dazu gehören beispielsweise die nicht ausser K ontrolle geratenen Inflationserwartungen oder die anhaltende Digitalisierung des globalen sozialen Lebens. Auf der anderen Seite können wir nicht übersehen, dass infolge der «Green Transition» und der demografischen Entwicklung, die ein immer kleiner werdendes Angebot an Arbeitskräften zur Folge hat, ein struktureller Inflationsdruck bestehen wird.
Enttäuscht hat Sie aber sicher das schlechte Abschneiden des chinesischen Aktienmarkts. Ja, die Probleme im Immobilienbereich und die unzureichende fiskal- und geldpolitische Antwort darauf h aben die Konjunkturkräfte geschwächt und die Gewinnlage vieler lokaler Unternehmen verschlechtert. Werden sich diese Entwicklungen heuer fortsetzen? Eine erneute Performance der g lobalen Aktienmärkte im zweistelligen Bereich betrachten wir angesichts des herausfordernden Umfelds als nicht wahrscheinlich. Die Bewertung des leitenden globalen Markts, namentlich des US-Aktienmarkts, ist bereits hoch und 2024 ist nicht mit einem starken Anstieg der Unternehmensgewinne zu rechnen. Somit sollten wir eher von einer moderat positiven Performance der Aktienmärkte ausgehen. Das gilt im Übrigen auch für die globalen Obligationenmärkte. Und wie sieht es in der Schweiz aus? Der Schweizer Aktienmarkt könnte angesichts seines defensiven Charakters und der hohen Qualität seiner Unternehmen zum Gewinner des Jahres gehören, die Schweizer Obligationen dagegen haben nach einem sehr starken Jahr weniger Potenzial. Verblüffend gut hat sich die Weltwirtschaft gehalten. Die globale Konjunktur ist zweigeteilt. Während die offenen export- und industrieorientierten Volkswirtschaften, die vor allem in Zentraleuropa und Asien zu finden sind, unter der sehr schwachen Nachfrage nach Gütern leiden und manchmal in einer Rezessionslage zu finden sind, geht es den dienstleistungsorientierten Volkswirtschaften besser. Dies gilt beispielsweise für die auf den Tourismus ausgerichteten Länder des europäischen Südens und die recht geschlossene, auf den eigenen Dienstleistungskonsum aus gerichtete US-Volkswirtschaft. Und wie lange wird die US-Konsum dynamik anhalten? Eine wichtige Rolle für die Stärke des US-Dienstleistungskonsums spielen die hohen Überschussersparnisse, welche die Haushalte während der C ovid-Zeit angehäuft hatten und nun zu einem bedeutenden Teil ausgegeben haben. Deshalb ist mit einer tieferen Konsum dynamik im Verlauf des neuen Jahres zu rechnen. Schliesslich bleibt die US- Fiskalpolitik weiterhin stark expansiv. Es ist bemerkenswert, dass das Budgetdefizit der USA trotz guter Konjunktur lage hohe 6 Prozent beträgt. Zwischen 1945 und 2019 lag das US-Haushalts defizit im Schnitt bei 2,2 Prozent. Der US-Haushalt muss aber wieder ins Lot kommen. Der Wille für eine fiskalische Konsolidierung, nach der Phase der aufgrund der Covid-Krise erfolgten, starken fiskalischen Impulse, scheint bei den amerikanischen Parteien nicht vorhanden zu sein. Früher oder später wird es aber
Anastassios Frangulidis ist Chefstratege und Leiter Multi Asset bei Pictet Asset Management in Zürich.
zu dieser Konsolidierung kommen müssen. Entweder, weil die Politik Einsicht zeigt, oder, weil die Märkte dies erzwingen werden.
Zu den Notenbanken: Werden sie die Leitzinsen weniger stark senken als derzeit erwartet? Wahrscheinlich schon. Die Finanzmärkte gehen sowohl für das Federal Reserve (Fed) als auch für die Europäische Zentralbank (EZB) von etwa fünf Leitzinssenkungen von jeweils 25 Basispunkten aus. Der Bedarf, die Geldpolitik wieder etwas zu lockern, kommt aus dem Rückgang der Inflation. Würden sie nichts unternehmen, käme es zu einer Erhöhung der Realzinsen und damit zu einer weiteren Verschärfung der Geldpolitik. Um dies zu verhindern, reichen aber drei bis vier Leitzinssenkungen.
Ist der Fakt, dass auch Gold nicht besonders begehrt war, ein weiteres Indiz für die robuste Wirtschaftslage? Der Goldpreis ist im letzten Jahr immerhin um 13 Prozent angestiegen, obwohl die Nachfrage in den westlichen Ländern gemessen an der Kapitalisierung der Gold-ETFs schwach war. Dagegen sind die Notenbanken vieler Schwellenländer, darunter einige, die eine antiwestliche Haltung haben, als bedeutende Goldkäufer tätig gewesen. Der Anstieg des Goldpreises ist deshalb eher als Zeichen der aktuellen geopolitischen Lage zu verstehen. Welche speziellen Risiken könnten die Finanzmärkte bremsen? Einerseits besteht das Risiko, dass die Zentralbanken die Straffung der Geldpolitik kaum oder zu spät zurück fahren, weil sie zu sehr darauf bedacht sind, die Inflation wieder auf den Zielwert zu drücken und dadurch eine Rezession auslösen. Das Risiko dafür schätzen wir auf 25 Prozent. Andererseits könnten ungünstige geopolitische Ereignisse zu einem Anstieg der Energiepreise und zu einer stagflationären Konjunkturentwicklung führen. Schliesslich bergen die amerikanischen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen Risiken, die heute nicht klar ersichtlich sind. Bei der ersten Wahl Trumps 2016 haben die Märkte kräftig applaudiert. Das stimmt. Ob sich das aber wieder holt, ist offen. Aktuell ist der Bedarf der fiskalischen Konsolidierung grösser, die Realzinsen höher und die aussenpolitischen Herausforderungen angesichts der Lage in der Ukraine und im N ahen Osten bedeutender. Wie eine neue Trump-Administration damit umgehen würde, wissen wir noch nicht.
PD
«Der Schweizer Aktienmarkt könnte zum Gewinner des Jahres gehören.»
Warum nicht mehr? Sowohl das Fed als auch die EZB mussten in den letzten Jahren ansehen, wie die Inflation stark stieg. Sie werden kaum dazu bereit sein, die Zinsen in dem vom Markt erwarteten Tempo zu senken, solange die Inflation über dem Ziel von 2 Prozent liegt. Der Leitzinssenkungszyklus wird diesmal aufgrund des vorhandenen Inflationspotenzials weniger ausgeprägt sein, als dies in den letzten Jahrzehnten der Fall war.
Blasenähnliche Kursverläufe sind in verschiedenen Sektoren des Tech-Bereichs, insbesondere im Bereich künstliche Intelligenz (KI) festzustellen. Obwohl man das schon seit längerer Zeit er wartet, platzt die Blase nicht. Wie ist das zu erklären? Es ist eine Realität, dass die Bewertungen dieser Titel hoch sind. Allerdings sind ihre Gewinnentwicklung und -perspektiven auch überdurchschnittlich. Solange dies der Fall ist, können die Bewertungen durchaus auf hohem Niveau bleiben. Welche Sektoren favorisieren Sie im laufenden Jahr? Im Umfeld eines schwachen globalen Wachstums und vieler geopolitischer Risiken macht es Sinn, defensive und qualitätsorientierte Unternehmen im Portfolio zu halten. Diese sind beispielsweise im Gesundheits-, Telekom- oder Informationstechnologiesektor zu finden. Sollte es im Verlauf des Jahres zu einer Verbesserung der globalen Konjunkturperspektiven kommen, würden zyklische Sektoren wie die Industrie attraktiver werden. Was sind Ihre Favoriten im Rohstoffsektor? Solange die konjunkturelle Schwäche Chinas anhält, sind die industriellen Rohstoffe für uns nicht attraktiv. Dagegen finden wir Gold interessant. Wir rechnen damit, dass der Zinsrückgang als Folge der revidierten Geldpolitik der Notenbanken im Zusammenhang mit den weiterhin vorhandenen geopolitischen Risiken zu einem weiteren Anstieg des Goldpreises führen wird. Interview: Fredy Gilgen
Welche Chancen werden noch über sehen, könnte beispielsweise China unvermittelt wieder Impulse bringen? Wohl eher nicht. Chinas konjunkturelle Erholung nach dem Ende der restriktiven Covid-Massnahmen letztes Jahr ist enttäuschend. So ist die chinesische Volkswirtschaft nur leicht über ihrem Potenzial gewachsen. Dies hat neben den Problemen im Immobilienmarkt damit zu tun, dass der Konsum trotz erheblichem Nachholbedarf nicht stark angestiegen ist. Die realen Einzelhandelsumsätze in China liegen 15 Prozent unter dem langfristigen Trend. In den USA liegen sie 5 Prozent darüber. Solange die Antwort der Wirtschaftspolitik auf die schwache Konjunkturlage nicht überzeugend ist, kann China die
Zur Person Anastassios Frangulidis ist seit Oktober 2016 Chefstratege und Leiter Multi Asset bei Pictet Asset Management in Zürich. Zuvor leitete er als Chefökonom und Chefstratege das Multi Asset Research bei der Zürcher Kantonalbank. Seine Karriere begann er 1997 bei der UBS im Bereich Portfolio Management. Anastassios Frangulidis ist zudem Vorstandsmitglied der Schweizerischen Multiple Sklerose Gesellschaft.
Finanzjahr 2024
Freitag, 26. Januar 2024
NZZ-Verlagsbeilage
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Dreyfus Söhne & Cie AG, Banquiers Dreyfus Söhne & Cie AG, Banquiers, gegründet 1813 in Basel, ist eine renommierte Privatbank, die sich durch ihre langjährige Tradition und Expertise auszeichnet. Mit einem Team von mehr als 200 engagierten Mitarbeitenden bietet Dreyfus Banquiers massgeschneiderte Vermögensverwaltung und Finanzbe ratung für private und institutionelle Kunden. Der Finanzdienstleister legt Wert auf individuelle Betreuung und langfristige Werterhaltung, gestützt auf über zwei Jahrhunderte Erfahrung im Finanzwesen. Trotz der H erausforderungen m oderner Finanzmärkte beweist Dreyfus Banquiers Beständigkeit und Innovationskraft, wobei die Bedürfnisse der Kunden stets im Vordergrund stehen.
zweige hervorbringen kann. Folgende vier Phasen werden unterschieden:
Der mit künstlicher Intelligenz geschaffene Hauptsitz des fiktiven Burggraben-Unternehmens Moat Inc.
DALL·E 3 VON OPENAI
In der darauffolgenden Wachstumsphase wird die Technologie verbessert und es werden erste Anwendungen entwickelt, die bereits von einigen Anwendern genutzt werden. Beispielsweise die Technologie rund um Generative Pretrained Transformers (GPTs) kann dieser Phase zugeordnet werden.
Von Burggräben und Quantensprüngen Im Börsenjahr 2023 erlebten wir eine Mischung aus wirtschaftlichem Optimismus, geopolitischen Spannungen und bedeutenden Fortschritten. Beflügelt von der Euphorie um künstliche Intelligenz, sind Technologiefirmen erneut als Gewinner hervorgetreten. TIMO R. A. MAYR UND TOBIAS WAGNER
Mit einem Plus von 6 Prozent verzeichnete der Schweizer Aktienmarkt im vergangenen Jahr eine solide Performance. Die europäischen und amerikanischen Leitindizes erzielten jedoch deutlich höhere Wertzuwächse. Dies unterstreicht die strukturellen Unterschiede zwischen dem nationalen Markt und den internationalen Indizes. Der Swiss Performance Index (SPI) besitzt eine defensive Branchenstruktur mit einem grossen Gewicht in den Sektoren Gesundheit und Basiskonsumgüter. Während diese Sektoren in volatilen Zeiten eine gewisse Sicherheit bieten, weisen sie in Wachstumsphasen eine geringere Dynamik auf als technologielastige Indizes wie der «Nasdaq Composite» oder der «S&P 500». Die jüngsten Entwicklungen verdeutlichen die Relevanz einer internationalen Diversifikation. Durch die Streuung von Investitionen über verschiedene Märkte, Branchen und Währungen hinweg reduzieren Anleger ihre Abhängigkeit von lokalen Risiken. Dies trägt zu einer besseren Verteilung des Risikos bei und kann langfristig zu stabileren Renditen führen.
handelt es sich um besondere Merkmale, die ein Produkt deutlich von Konkurrenzprodukten abhebt. Weil die Markenidentität kurzfristig nur schwer imitiert werden kann, profitieren Unternehmen mit einer fest etablierten Marke von einer stärkeren Kundenbindung und sind deswegen teilweise vor Wettbewerbsdruck geschützt. Das ist einer der Gründe, warum Apple seit Jahren die Preise erhöhen kann, ohne dabei Kunden zu verlieren. Dies trägt zur eindrucksvollen Profitabilität des Unternehmens bei und hat Apple zu einer der wertvollsten Marken der Welt gemacht. Ein weiterer Burggraben ist die Grösse eines Unternehmens. Sie stärkt die Verhandlungsmacht gegenüber Lieferanten und erzeugt positive Skaleneffekte. Indem sie gleichbleibende Fixkosten auf eine grössere Menge verteilen, sind Grossunternehmen in der Lage, ihre Produkte kostengünstiger anzubieten. Hohe Wechselkosten sind ebenfalls
ein Wettbewerbsvorteil, weil mit höheren Wechselkosten auch die Kundenbindung steigt. Beispielsweise müssten Unternehmen, die ihre Systeme schon lange mit Microsoft-Software betreiben, hohe Kosten tragen, um zu einem anderen Anbieter zu wechseln. Die positiven Auswirkungen dieser Wettbewerbsvorteile verdeutlicht der «Morningstar Wide Moat Focus»-Index, der ausschliesslich US-amerikanische Unternehmen mit soliden Burggräben enthält. In US-Dollar gerechnet hat dieser Index den ebenfalls gleichgewichteten «S&P 500» in den letzten zehn Jahren um 85 Prozentpunkte übertroffen, was einer jährlichen Überrendite von 3 Prozent entspricht (siehe Grafik). Entsprechend der hauseigenen Anlagestrategie sind stets hochqualitative Aktien aus verschiedenen Wirtschaftsräumen und Sektoren zu empfehlen, wobei Burggräben eine entscheidende Rolle spielen. Die höhere Profitabilität von Burggraben-Unter-
nehmen spiegelt sich in einer hohen Kapitalrendite, einer hohen Gewinnmarge sowie einem stabilen Gewinnwachstum wider, was wesentliche Faktoren zur Beurteilung der Qualität eines Unternehmens sind.
Wachstumstreiber Innovation Patente und Technologien stellen für Unternehmen einen weiteren Wettbewerbsvorteil dar. Im wirtschaftlichen Kontext ist Technologie entscheidend für die Umwandlung von Inputfaktoren wie Rohstoffe, Arbeit und Kapital in Produkte und Dienstleistungen. Technologischer Fortschritt ermöglicht Effizienz- und Produktivitätssteigerungen, um mit gleichem oder geringerem Input mehr oder besseren Output zu erzeugen. Für das Wirtschaftswachstum ist der technologische Fortschritt deshalb ein wesentlicher Faktor, der neben Effizienzsteigerungen auch neue Produkte, Dienstleistungen und ganze Industrie-
Burggrabenaktien performen stärker
«Moats» schützen Marktanteile Für langfristig orientierte Investoren spielt neben der internationalen Diversifikation die Marktmacht eines Unternehmens eine zentrale Rolle. Häufig wird in diesem Zusammenhang von einem Burggraben (englisch «Moat») gesprochen, was für einen dauerhaften Wettbewerbsvorteil eines Unternehmens steht. Je breiter und tiefer dieser Graben ist, desto besser können Konkurrenten ferngehalten und Markt anteile gesichert werden. Dadurch k önnen s olche Unternehmen einen beträchtlichen Teil ihrer Gewinne verteidigen und langfristig eine bessere Rendite für ihre Aktionäre erwirtschaften. Ein Beispiel für einen solchen Burggraben ist die Markenidentität. Hierbei
Je breiter und tiefer ein Burggraben ist, desto besser können Konkurrenten ferngehalten werden.
Indexierte Wertentwicklung in US-Dollar seit 2014.
QUELLE: DREYFUS SÖHNE & CIE AG, BANQUIERS
Zu Beginn ihres Lebenszyklus ist eine neue Technologie meist unerprobt und experimentell. In dieser Innovationsphase konzentriert man sich auf die Grundlagenforschung. Es gibt nur wenige praktische Anwendungen. Heute befinden sich beispielsweise Quantencomputer in dieser Phase.
Die Reifephase ist gekennzeichnet durch eine zunehmende Verbreitung und Anwendung, aber auch durch eine steigende Anzahl von Anbietern, was zu einem verstärkten Wettbewerbsdruck führt. Cloud-Computing und DataCenters befinden sich derzeit in diesem Stadium. Die Rückgangsphase markiert das Ende des Technologie-Lebenszyklus. In dieser Phase werden bestehende häufig von neueren Technologien abgelöst. Manche Technologien bleiben jedoch auch ohne grössere Innovationen über Jahrzehnte hinweg relevant. Ein Beispiel dafür ist das Internet. Obwohl es im Laufe der Zeit Weiterentwicklungen und neue Protokolle wie das World Wide Web (www) gab, ist die grund legende Funktionsweise des Internets im Wesentlichen gleichgeblieben.
KI-Modell auf der Überholspur Eine Technologie, die aktuell viel Aufmerksamkeit erregt und e rhebliche Produktivitätssteigerungen verspricht, ist künstliche Intelligenz (KI). Insbesondere Generative Pretrained Transformers (GPT) haben aufgrund von Diensten wie ChatGPT von OpenAI grosse Beachtung gefunden. Diese Modelle sind in der Lage, Texte, Bilder und Computercodes zu interpretieren und zu generieren. Allerdings ist es wichtig zu betonen, dass diese Modelle nicht wie ein Mensch verstehen, sondern ihre Antworten auf einem wahrscheinlichkeitsbasierten Verfahren beruhen. Es ist daher umso bemerkenswerter, dass KIModelle bereits heute in einigen Auf gaben menschliche Fähigkeiten übertreffen können. Obwohl KI-Modelle auf breite Akzeptanz stossen und ChatGPT schon zwei Monate nach der Veröffentlichung über 100 Millionen monatliche Nutzer hatte, wird voraussichtlich einige Zeit vergehen, bis die erwarteten Produktivitätssteigerungen realisiert werden können. Ähnlich wie beim Internet, das viele Jahre benötigte, um sein Potenzial auszuschöpfen, wird KI eine kontinuierliche Weiterentwicklung und Anpassung erfordern, bevor die volle Wirkung sichtbar wird. Gastbeitrag von Timo R. A. Mayr (CFA), Senior Investment Strategist, und Tobias Wagner, Quantitative Investment Analyst, beide Dreyfus Söhne & Cie AG, Banquiers.
8 NZZ-Verlagsbeilage
Finanzjahr 2024
Freitag, 26. Januar 2024
Mit Themenfonds auf Megatrends surfen Immer mehr Anleger setzen auf Themenfonds, um an Megatrends zu partizipieren. Neben attraktiven Anlagechancen locken spannende Zukunftsaussichten und eine breitere Diversifizierung im Portfolio. Was es bei der Wahl solcher Produkte zu beachten gilt. RENÉ NICOLODI
Künstliche Intelligenz (KI) ist das Thema der Stunde. Kaum ein Lebensbereich, in dem die Zukunftstechno logie nicht zu grundlegenden Veränderungen führt – vom G esundheitswesen über die Wissenschaft bis hin zur Bauindustrie. Noch ist offen, wohin die Reise geht. Unbestritten ist einzig, dass es sich dabei um einen Megatrend han-
delt, der die Zukunft der Menschheit prägen wird. Wer auf dieser Welle surft, dürfte zu den Gewinnern zählen. Wer den Trend verpasst, kann den Anschluss v erlieren. Dies gilt nicht nur für Unternehmen, die von einer steigenden Nachfrage nach KI-Lösungen profitieren. Auch Anlegerinnen und Anleger können mit Hilfe von thematisch fokussierten Anlagefonds die Gunst der Stunde nutzen und am Aufschwung der Firmen partizipieren.
Lukrative Anlagethemen
René Nicolodi ist Leiter Equities & Themes im Asset Management der ZKB.
Ob Künstliche Intelligenz, der Klimawandel oder die weltweit steigende Frischwassernachfrage – die Auswahl an interessanten thematischen Anlage gefässen ist gross. Trotzdem sollten Inves torinnen und Investoren nicht planlos auf jeden fahrenden «Mode-Zug» aufspringen, wenn das Engagement Früchte tragen soll. Gefragt sind vielmehr eine sorgfältige Auswahl, hohe Expertise in der Umsetzung und das richtige Timing. Dass Themenfonds äusserst lukrativ sein können, zeigt nicht nur die Ent-
wicklung der Produkte mit Fokus auf KI und Big Data, die in einem Jahr laut dem Fondsanalyse-Unternehmen Morningstar per Ende November 2023 durchschnittlich über 24 Prozent zulegen konnten. Auch die Themen Klimaschutz und Wasser erzielten eine beachtliche Performance, und dies zum Teil schon über einen jahrzehntelangen Zeitraum. So notiert beispielsweise der «S&P Global Water»-Index – einer der populärsten Indizes im Wasserbereich – seit seiner Lancierung im Jahr 2007 laut Bloomberg um 248,8 Prozent im Plus. Kein Wunder erfreuen sich Themenfonds einer kontinuierlich wachsenden Beliebtheit bei Anlegerinnen und Anlegern. Dies zeigt sich auch in den hohen Mittelzuflüssen, welche die in der Schweiz verfügbaren Fonds in jüngster Zeit verzeichnen konnten. Allein in den vergangenen drei Jahren betrugen die sogenannten Netto-Mittelzuflüsse gesamthaft 69,3 Milliarden Franken. Zusammen mit den M arktbewegungen führte dies zu verwalteten Vermögen in themenbezogenen Anlagegefässen in der Höhe von rund 226 Milliarden Franken (per 30. September 2023). Im
Themenfonds: Wer auf der Welle surft, dürfte zu den Gewinnern zählen. Wer den Trend verpasst,
Vergleich zum Jahr 2020 entspricht dies einer Zunahme um jährlich 9,3 Prozent. In derselben Periode flossen jährlich «bloss» 3,1 Prozent in die übrigen aktiv verwalteten Fonds. Neben der Chance auf überdurchschnittliche Renditen und der Ausrichtung auf einen langfristigen, zukunftsgerichteten Megatrend mit entsprechenden Wachstums- und Erfolgsaussichten
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gibt es noch weitere gute Gründe, weshalb Themenfonds bei Investorinnen und Investoren derart beliebt sind: Durch ihren Fokus auf ausgewählte Entwicklungen und Megatrends überwinden sie die traditionellen Grenzen von Anlagefonds – genau so, wie auch viele Unternehmen selbst nicht mehr nur in einer Branche oder einer geografischen Region aktiv sind. Um die Wachstums-
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AN ALYS E
h eine Wie man einfac setzt m u ie g e t a r t s r e Länd global icks in ein
nigen Kl t sich mit we erst noch Mit ETF läss stieren, das ve in o li fo rtes Port nn man diversifizie vorgehen, we u na ge n ma ll . Aber wie so wenig kostet enstellt? folio zusamm rt po er nd Lä ein go.themarket.ch
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Finanzjahr 2024
Freitag, 26. Januar 2024
Investoren sollten nicht planlos auf jeden fahrenden «Mode-Zug» aufspringen, wenn das Engagement Früchte tragen soll.
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wandel setzen die Fondsspezialisten auf Firmen mit einer soliden Geschäfts- und Nachhaltigkeitsstrategie, die mit ihren Produkten oder Dienstleistungen die Herausforderungen des Klimawandels meistern dürften. Wer sich für den Kauf eines Themen fonds interessiert, sollte aller dings auch beachten, dass gewisse Fonds aufgrund ihrer fokussierten Ausrichtung auf bestimmte Themen oder Branchen grösseren Schwankungen unterworfen sein können als breit gestreute Produkte. In der Regel reagieren sie auf Marktveränderungen mit ausgeprägteren Kursschwankungen. Dies führt auch dazu, dass Themenfonds eine geringere Korrelation zu traditionellen Anlagen aufweisen und entsprechend unterschiedlich auf Veränderungen an den Finanzmärkten reagieren. Für die Diversifikation eines Portfolios kann sich diese Eigenschaft als sehr nützlich erweisen: Werden thematische Produkte als Ergänzung zu einem Kernportfolio aus h erkömmlichen Investments beigemischt, helfen sie, die R isiken des gesamten Portfolios zu reduzieren.
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Titel im Anlagegefäss günstig bewertet werden. Es ist daher ratsam, stets einen Blick auf die Bewertung zu werfen und nicht nur auf die Aktualität des Themengebiets. Vor diesem Hintergrund ist eine kompetente und umfassende Beratung bei der Wahl der entsprechenden Produkte eine wichtige Voraussetzung, damit sich interessante Themen am Ende auch für ein Portfolio als attraktiv erweisen. Für welches Zukunftsthema und welchen Zukunftsmarkt sich die Anlegerinnen und Anleger am Ende auch immer entscheiden: Themen investments sind ein einfacher Weg, in starke und langfristige Megatrends anzulegen, welche die Welt verändern und Anlagechancen bieten. Gastbeitrag von René Nicolodi, Leiter Equities & Themes im Asset Management der Zürcher Kantonalbank (ZKB).
Asset Management Einstiegszeitpunkt zentral der ZKB Schliesslich sollten sich auch die An
kann den Anschluss verlieren. FOTOS: PD
treiber solcher Firmen ganzheitlich zu erfassen, kommen deshalb zunehmend thematische Ansätze zum Einsatz.
Expertise und Erfahrung Einen weiteren Vorteil bieten aktive Themenstrategien: Die Anlegerinnen und Anleger profitieren mit der Wahl solcher Themenfonds von den ver-
tieften Kenntnissen und dem Spezial wissen der involvierten Analysten und Portfolio manager, die sich tagtäglich und in der Regel bereits seit geraumer Zeit mit den entsprechenden Megatrends und Entwicklungen auseinander setzen. Als eine Pionierin im Bereich der nachhaltigen Themenfonds beschäftigen sich die Expertinnen und Experten im
sset Management der Zürcher KantoA nalbank beispielsweise bereits seit über zwanzig Jahren gezielt mit den Entwicklungen und Innovationen in den Bereichen Klimaschutz und Wasser. Bei letzterem liegt der Fokus auf Unternehmen, die einen wichtigen Beitrag leisten können, um das Problem der Wasserknappheit zu lösen und die Wasserversorgung sicherzustellen. Mit Blick auf den Klima
Zu E-Trading wechseln und noch was zurückkriegen. Ist doch ganz normal. Werbung
legerinnen und Anleger selbst mit dem Thema etwas auseinandersetzen. Nicht auf Titelebene – dafür sind die Expertinnen und Experten aus dem Research und dem Portfoliomanagement zuständig –, sondern vielmehr, um sich über die Wachstumsaussichten, die Wettbewerbssituation und vor allem über die Risiken, die mit dem Thema verbunden sind, bewusst zu sein. Dazu gehört auch der richtige Einstiegszeitpunkt. Wer nämlich auf dem Höhepunkt eines Hypes in einen Fonds mit einem engen, thematischen Fokus investiert, dürfte es deutlich schwerer haben, mit dem Produkt die erstrebte Rendite zu erzielen, als wenn die
Mit über 232 Milliarden Franken verwalteten Vermögen (AuM) und rund 230 Mitarbeitenden ist das Asset Management der Zürcher Kantonalbank (ZKB) die drittgrösste und am stärksten wachsende Asset-Managerin der Schweiz. Ob Fonds, Einzelmandate oder Multi-Asset-Mandate – sämtliche Anlageklassen werden von Teams am Finanzplatz Zürich betreut, seit 2014 auch unter der Marke Swisscanto. Mit ihrem 1998 lancierten Nachhaltigkeitsfonds ist das Asset Management der ZKB zudem eine Pionierin im Bereich der nachhaltigen Anlagen.
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