Inspiration gefällig?
Das Team von NZZ Content Creation verrät seine persönlichen
Favoriten auf der Kulturagenda – von Musik über Theater und Film bis Fotografie und Design.
Fotokunst in Südfrankreich
Fotokunst wird in Arles schon seit 1970 Sommer für Sommer im Rahmen der Rencontres de la photographie gefeiert und gefördert.
In Zermatt werden nicht nur die grossen Stars gefeiert, sondern es gibt immer auch interessante Newcomer zu entdecken.
Arles hat in den letzten Jahren eine wundersame Transformation erfahren und sich – massgeblich dank der Unterstützung der Mäzenin Maja Hoffmann – zu einem Zentrum zeitgenössischer Kunst und Kultur entwickelt. Fotokunst wird in Arles allerdings schon seit 1970 Sommer für Sommer grossgeschrieben, wenn im Rahmen der Rencontres de la photographie das internationale fotografische Schaffen gefeiert und gefördert wird. Die Rencontres de la photographie finden dieses Jahr vom 1. Juli bis 31. Oktober an über 40 zum Teil sehr unkonventionellen Ausstellungsorten statt. rencontres-arles.com
Arles zieht Kunstinteressierte aus aller Welt an.
Musik am Matterhorn
Die Luft ist erfüllt von Klängen und guten Vibes, und das ganze Dorf verwandelt sich in eine einzige grosse Konzertbühne. Wo man hinhört, erklingt Musik. Beschreiben kann man dieses Festival nicht. Man muss es erlebt haben: Am Zermatt Unplugged werden nicht nur die grossen Stars gefeiert, sondern es gibt immer auch interessante Newcomer zu entdecken. Dieses Jahr vom 9. bis 13. April. Idealerweise reist man danach nicht gleich ab, sondern hängt ein paar Tage an und geniesst die atemberaubenden Panoramapisten und den Blick aufs majestätische «Horu». zermatt-unplugged.ch
Hygge und Design
Wer sich für Design interessiert, sollte Kopenhagen vom 12. bis 14. Juni einen Besuch abstatten. Dann finden die alljährlichen 3daysofdesign statt und die dänische Hauptstadt verwandelt sich in ein riesiges Museum. Egal, ob extra für die Messe angereiste Brands oder die vielen dort ansässigen wie etwa Hay, FermLiving, Muuto und Frama – während dieser Tage hat man die Möglichkeit, von Apéro zu Apéro zu wandern, spannende Menschen aus der Designbranche kennenzulernen und dabei einen Blick hinter die Kulissen des Möbeldesigns zu werfen. 3daysofdesign.dk
Sara Sparascio
Genuss und Spektakel
Das Zürcher Theaterspektakel begleitet mich seit meiner Kindheit und gehört zum Spätsommer wie die goldenen Sonnenstrahlen und die kürzer werdenden Tage. Die besondere Atmosphäre an diesem internationalen Theaterfestival zieht einen sofort in ihren Bann, und man ist wie verzaubert von der inspirierenden Stimmung. Am Theaterspektakel (vom 15. August bis 1. September) trifft man nicht nur interessante Menschen, sondern kann sich auch durch verschiedene Küchen essen, ist doch das kulinarische Angebot so abwechslungsreich wie die Darbietungen auf den Bühnen. theaterspektakel.ch
Eine Reise nach Kopenhagen lohnt sich speziell im Juni – dann finden die 3daysofdesign statt und verwandeln die Stadt in ein Museum.
Die besondere Atmosphäre an diesem internationalen Theaterfestival zieht einen sofort in ihren Bann, und man ist wie verzaubert.
Das Theaterspektakel strahlt weit über die Schweiz hinaus.
Theater fürs junge Publikum
Hand in Hand geht es die Treppenstufen runter. Hereinspaziert in den mit Kindern gefüllten Raum, die mit ihren Eltern darauf warten, bis die Vorstellung beginnt. Auf kleinem Raum ist im Theater Stadelhofen in Zürich alles da, was für kurze Weile vor der Aufführung sorgt: Getränke, eine Holzeisenbahn und spannende Bücher. Nach einer herzlichen Begrüssung öffnet sich der Vorhang, und jeder darf sich einen Platz aussuchen. Auf charmante, kindgerechte Weise unterhalten die Darsteller das junge und erwachsene Publikum von der ersten Sekunde bis zum Schluss. theater-stadelhofen.ch
Auf kindgerechte Weise unterhalten die Darsteller das junge und erwachsene Publikum von der ersten Sekunde bis zum Schluss.
Grosses Kino
Die Schweiz zelebriert heuer den europäischen Film: Als Höhepunkt richten Industrie und Publikum am 7. Dezember 2024 ihre Blicke auf Luzern. Im KKL werden die European Film Awards zum 37. Mal vergeben – als Premiere in der Schweiz. Zur Zeremonie werden rund 1200 Gäste erwartet. Zusätzlich zur Preisverleihung findet ab diesem Frühjahr im ganzen Land ein Rahmenprogramm mit europäischem und schweizerischem Filmschaffen statt. Dank Events in Kinos, an Festivals oder Anlässen profitieren auch die breite Öffentlichkeit und die hiesige Branche von diesem Ereignis. europeanfilmawards2024.ch
Die Schweiz zelebriert heuer den europäischen Film. Als Höhepunkt richten Industrie und Publikum ihre Blicke am 7. Dezember auf Luzern.
Für die meisten Events in der bevorstehenden Saison gibt es noch Tickets, einige grosse Veranstalter geben ihr Programm erst noch bekannt. Greifen wir also beherzt in die musikalische Wundertüte!
Von Manfred PapstVon Klassik bis Pop
Vorhang auf, Bühne frei! Es gibt jede Menge Musik, und wir können live dabei sein. Das ist ein Glück, denn Bild und Tonkonserven sind zwar schön und gut, aber das Konzerterlebnis können sie nicht ersetzen. Dieses ist einmalig und unwiederbringlich. Und obwohl man es mit vielen anderen teilt, fühlt man sich stets ganz persönlich angesprochen. Die einen bleiben mit dem magischen Moment gerne allein, die anderen gehen in der allgemeinen Begeisterung auf. Für uns alle gilt: Wir schaffen uns bleibende Erinnerungen.
Doch für welchen Anlass entscheiden wir uns? Das Angebot ist kaum zu überblicken. Die Schweiz ist, wie Statistiken belegen, in Proportion zur Bevölkerung das Land mit der grössten Festivaldichte. Etliche Anlässe locken als Unterbrechung des geschäftigen Alltags. Sie vermitteln ein Gefühl von Freiheit und
Auszeit. Gleichzeitig kurbeln sie den Tourismus an.
Die Qual der Wahl
Ob Klassik, Jazz oder Pop: Wenn es Frühling und Sommer wird, erschallt bald hinter jedem Heuschober Musik. Alpwiesen, Sportplätze, Flussufer und Schlossruinen werden zu Veranstaltungsorten.
Sie lösen die während des ganzen Jahres bespielten Konzertsäle, Mehrzweckhallen, umgenutzten Industriegebäude, Kulturbeizen und Klubs nicht etwa ab, sondern ergänzen deren Angebot. Dass dieses so reichhaltig ist, hat auch ökonomische Gründe: Der seit gut zehn Jahren unaufhaltsame Niedergang der Tonträgerindustrie zwingt die Musiker, ihr Geld mit Auftritten zu verdienen. Davon profitiert wiederum das Livepublikum: Nie hatte es eine reichere Auswahl.
Diese kann einen freilich auch überfordern: Wer die Wahl hat, hat die Qual. Am liebsten würde man überall sein und
Wenn es Frühling und Sommer wird, erschallt bald hinter jedem Heuschober Musik.
nichts versäumen, doch das ist ganz unmöglich. An manchen Wochenenden locken von Genf bis St. Gallen, von Lugano bis Basel Dutzende von Ereignissen, die praktisch gleichzeitig stattfinden, und da ist das umliegende, in wenigen Fahrstunden zu erreichende Ausland noch nicht einmal mitgerechnet. Man muss sich entscheiden. In einzelnen Fällen ist es dafür freilich schon zu spät: Die beiden Konzerte, die Taylor Swift am 9. und 10. Juli 2024 im Zürcher Stadion Letzigrund gibt, sind seit Langem ausverkauft, die im Losverfahren zugeteilten Tickets waren innert einer halben Stunde weg. Weit mehr Fans als die rund 90 000 Glücklichen, die Einlass finden, bleiben aussen vor. Die USamerikanische Sängerin, die als erfolgreichster Showstar unserer Tage gilt, ist freilich die Ausnahme. Für die meisten Events in der bevorstehenden Konzertsaison gibt es noch Karten, einige grosse Veranstalter geben ihr Programm erst noch bekannt. Greifen wir also beherzt in die musikalische Wundertüte!
Klassik von Liestal bis New York Über nicht weniger als sieben Sommerwochen erstreckt sich das GstaadMenuhinFestival: Es dauert vom 7. Juli bis 31. August. Dieses Jahr steht es unter dem Thema «Transformation». Artist in Residence ist die grossartige Geigerin Julia Fischer; sie tritt sowohl im kammermusikalischen Rahmen (Duo, Quartett, Quintett, Sextett) als auch in einem Orchesterkonzert mit der Camerata Salzburg auf. Zu den weiteren Stars des Festivals zählen Hélène Grimaud, Sir András Schiff, Patricia Kopatchinskaja, Sol Gabetta und Yuja Wang. Auch die 31. Ausgabe des Festivals Verbier kann sich sehen lassen: Der idyllische Ferienort im Unterwallis steht vom 18. Juli bis 4. August ganz im Zeichen der Musik. Sir Simon Rattle führt mit dem Verbier Festival Orchestra Gustav Mahlers dritte Sinfonie auf. Weitere Highlights sind die Klavierrezitale auf der Hauptbühne mit Evgeny Kissin,
Olivier Cavé, Dmitri Shishkin, Bruce Liu, Lily Maisky, Kirill Gerstein und weiteren grossen Namen. Es gibt wohl niemanden, der von der Schweizer Sopranistin Regula Mühlemann nicht entzückt ist. Sie hat Charisma, eine naturschöne Stimme sowie eine ausgefeilte Technik, und sie ist äusserst vielseitig: Diesen Februar sang sie unter Philippe Herreweghe den Solopart im «Deutschen Requiem» von Brahms mit innigem Ernst, demnächst verkörpert sie in Monte Carlo die Titelrolle in Donizettis komischer Oper «La Fille du Régiment». Im KKL gibt die gebürtige Luzernerin am 28. April ein Heimspiel mit Orchesterliedern von Schubert und Richard Strauss, und am 8. Mai debütiert sie in der legendären New Yorker Carnegie Hall. Begleitet von Tatiana Korsunkaya am Klavier, singt sie Lieder von Schubert, Strauss und Bridge. Ein heisser Tipp: Wem New York ein bisschen zu weit weg ist, der kann das gleiche Programm bereits sechs Tage vorher, am 2. Mai, in der Stadtkirche Liestal erleben.
Stichwort Liedgesang: Für eingefleischte SchubertFreaks gibt es nichts Schöneres als die Schubertiade in Hohenems und Schwarzenberg. In der ländlichen Idylle von Vorarlberg, ganz nah an der Schweizer Grenze, trifft sich seit bald fünf Jahrzehnten ein eingeschworener Kreis: fünfmal pro Jahr mittlerweile, für jeweils vier bis neun Tage zwischen Ende April und Anfang Oktober. Hier hört man die Weltelite im Liedgesang und in der Kammermusik. Den Rang des Festivals, das Gerd Nachbauer seit 42 Jahren so umsichtig wie diskret, dabei höchst kreativ und ohne Sponsorengelder leitet, dokumentieren zahlreiche Tonträger. Zu den Sternstunden zählten 2023 die Auftritte des Schweizer Tenors Mauro Peter und des britischen Pianisten Paul Lewis. Beide Musiker werden auch 2024 wieder zu Gast sein, ebenso wie Elisabeth Leonskaja und Christoph Prégardien, das BelceaQuartett und das HagenQuartett. Im Bregenzerwald erlebt man die Musik Schuberts und seiner Zeitgenossen Jahr
St. Peter, Neumünster und auf der Egg. Das Programm, das unverkennbar Daniel Hopes Handschrift trägt, führt von Volksmelodien seiner irischen Heimat über entfesselte Barockmusik bis zu den fein schattierten Klängen des Fin de Siècle. Jazzige Klänge
Am Anfang des diesjährigen Reigens der Jazzfestivals steht dasjenige von Cully am Nordufer des Genfersees. Seine 41. Ausgabe findet vom 5. bis 13. April statt und bietet auf seinen verschiedenen Bühnen Auftritte wie jenen der aufstrebenden New Yorker Altsaxofonistin
Lakecia Benjamin, die Funk, Blues und Spoken Word verbindet. Als Gaststar bringt sie die legendäre Sängerin Dee Dee Bridgewater mit. Ein sicherer Wert ist auch der Bassist Dave Holland, der in jungen Jahren noch mit Miles Davis gespielt hat: Sein Trio mit Kevin Eubanks an der Gitarre und Eric Harland am Schlagzeug ist eine Spitzenformation. Nicht verpassen sollte man im Weiteren die junge britische Saxofonistin Nubya Garcia, die das Festival zu einem furiosen Abschluss bringen wird.
Das Montreux Jazz Festival ist auf der ganzen Welt ein Begriff. Das Label «Jazz» ist seit je sein Markenzeichen, doch im Grunde war es schon seit seiner Gründung durch den legendären Impresario Claude Nobs im Jahr 1967 ein genreübergreifendes Festival. Jazz, Blues, Rock und Pop, Soul und HipHop, Folk, Salsa und Weltmusik finden hier zusammen. Jährlich lockt es während zweier Wochen eine Viertelmillion Besucher an den Lac Léman. Heuer findet es vom 5. bis 20. Juli statt; das mit Spannung erwartete Programm wird am 18. April bekanntgegeben. Jahrhundertfiguren wie Miles Davis, B.B. King und Bob Dylan waren hier etliche Male zu Gast; im vergangenen Jahr spannte sich der Bogen von Simply Red bis zu Norah Jones, von Lionel Richie bis zu Mavis Staples, von Buddy Guy bis zu Marcus Miller. Dieses Jahr steht das Festival vor einer besonderen Herausforderung, weil die Bauarbeiten im Kongresszentrum noch andauern.
Deshalb wird beim Marktplatz eine spektakuläre Seebühne errichtet, zudem feiert das Festival die Rückkehr ins geschichtsträchtige Casino.
für Jahr in neuen, überraschenden Interpretationen.
Ein kleines, aber feines Festival veranstaltet das Zürcher Kammerorchester unter seinem rührigen Leiter, dem Geiger Daniel Hope. In seiner dritten Ausgabe umfasst es sieben Konzerte an verschiedenen Spielorten: dem ZKO-Haus in ZürichTiefenbrunnen sowie den Kirchen
Während das Montreux Jazz Festival sich der stilistischen Vielfalt verschreibt und auch neueste Trends aufnimmt, ist JazzAscona das Mekka von NewOrleansJazz und Swing, Blues und Soul. Das kleine Städtchen mit seiner malerischen Seepromenade pflegt seit 30 Jahren die Tradition der afroamerikanischen Musik. Rund 15 Konzerte und Workshops sind täglich zu erleben, notabene bei freiem Eintritt. Zu den Attraktionen der 2024erAusgabe vom 20. bis 29. Juni zählen die USamerikanische Saxofonistin Vanessa Collier, die sich zwischen
Blues, Funk und Soul bewegt, die Sängerin Ali Affleck mit ihrer formidablen Londoner Band The Traveling Janes, aber auch die Big Band der Schweizer Armee, eine versierte Formation unter der musikalischen Leitung von Edgar Schmid.
Eine besonderes Ereignis für JazzFreaks versprechen die beiden Konzerte der Sängerin Dianne Reeves zu werden:
Sie tritt am 9. April in der Victoria Hall Genf und am 10. April im Volkshaus Zürich auf. Fünf Jahre sind vergangen, seit die fünffache GrammyGewinnerin zum letzten Mal die Schweiz beehrte.
Dianne Reeves interpretiert in der Nachfolge von Sarah Vaughan Klassiker aus dem «Great American Songbook», singt aber auch jazzige Versionen von Folkund Popsongs. Ihre genreübergreifende Souveränität hat sie schon bei Auftritten mit den Berliner Philharmonikern unter Sir Simon Rattle und mit dem von Daniel Barenboim dirigierten Chicago Symphony Orchestra bewiesen. Diesmal ist sie mit einem hochkarätig besetzten Quartett unterwegs.
Rock und Pop
Kein Aprilscherz ist der angekündigte Auftritt der USamerikanischen Hardrockband Mr. Big im Zürcher Komplex 457 am 1. April. Die Truppe um den charismatischen Sänger Eric Martin war zwar nie so berühmt wie etwa Deep Purple oder gar Led Zeppelin, wird aber von Kennern hochgeschätzt, und einige ihrer Hits wie «To Be With You», «Wild World» und «Just Take My Heart» zählen zum Kanon der Rockkultur. Auf ihrer «The Big Finish» titulierten Abschiedstournee spielen Mr. Big, eingebettet in ein «Bestof»Programm, das Album «Lean To It», das 1991 ihren internationalen Durchbruch markierte, in voller Länge.
Nicht in die Vergangenheit, sondern in die Zukunft blickt die umwerfende afrikanische Sängerin Angélique Kidjo – obwohl sie dieses Jahr ihr 40jähriges Bühnenjubiläum feiert. 2023 wurde die fünffache GrammyGewinnerin und UnicefBotschafterin aus Benin mit dem Polar Music Prize ausgezeichnet, gewissermassen dem Nobelpreis für Musik. Auf ihrem aktuellen Album «Mother Nature» ist die Sängerin mit der blondierten Kurzhaarfrisur und dem unbändigen Lachen zusammen mit jungen afrikanischen Künstlerinnen und Künstlern wie Burna Boy, Yemi Alade, Mr Eazi oder Ghetto Boy zu hören. Die Königin des Afropop, die ein Kraftwerk an Emotion ist, aber auch ein hellwacher politischer Kopf, tritt am 4. Mai 2024 im Volkshaus Zürich auf.
Apropos Burna Boy: Der 1991 geborene AfrobeatStar aus Nigeria zählt zu den Headlinern des diesjährigen GurtenFestivals. Seit der Veröffentlichung seines Albums «African Giant» im Jahr 2019 ist er auch hierzulande ein Begriff. Auf dem
Yuja Wang, in den USA lebende Pianistin mit chinesischen Wurzeln, gehört zu den Stars des diesjährigen Gstaad-Menuhin-Festivals.
Festival am Berner Hausberg teilt er sich die Bühne mit Peter Fox, Justice, Patent Ochsner und Faber. Das Festival findet heuer vom 17. bis 20. Juli statt. Bisher sind 22 Bands angekündigt, gut halb so viele wie beim Openair St. Gallen, das bereits vom 27. bis 30. Juni über die Sternen und die Sitterbühne geht. Angeführt wird das Programm von The Chainsmokers und Queens of the Stone Age, bestätigt sind ausserdem Placebo. K.I.Z, Nina Chuba, Sportfreunde Stiller und Roisin Murphy. Ob das Festival bei eitel Sonnenschein stattfinden oder im Schlamm versinken wird, kann noch niemand sagen; dass es so oder so ein Erlebnis ist, steht indes heute schon fest. Als grösstes Rockfestival der Schweiz gilt das Greenfield, das alljährlich auf dem Areal des Flugplatzes Interlaken stattfindet, diesmal vom 13. bis 15. Juni. Zu seinen Headlinern zählt die USame
rikanische Band Green Day, mit der in den frühen 1990erJahren die zweite Geburt des Punks begann. Die Gruppe hat nicht nur ihre kanonischen Alben «Dookie» und «American Idiot» im Gepäck, sondern auch ein brandneues Opus namens «Savior». GreenfieldHabitués schwärmen bis heute vom Auftritt der britischen Band Bring Me The Horizon vor zehn Jahren. Nicht nur sie werden sich darüber freuen, dass die Cracks aus der Stahlstadt Sheffield dieses Jahr wieder nach Interlaken kommen. Eine weitere Hauptattraktion ist die britische Elektropunkband The Prodigy. Auch Politpunk gegen rechts aus MecklenburgVorpommern fehlt in Interlaken nicht: Feine Sahne Fischfilet, das Quintett um den Sänger Jan «Monchi» Gorkow, macht hämmernde Musik mit Herz und Haltung, die in die Beine geht.
Lucerne Festival – vier auf einen Streich
Erschaffen im Jahr 1938, gehört das Lucerne Festival seit geraumer Zeit zu den international führenden Stelldicheins im Bereich der klassischen Musik. Die zentrale Konzertreihe im Sommer von Mitte August bis Mitte September bietet ein vielfältiges Angebot von rund 100 Aufführungen und weiterführenden Veranstaltungen. Jedes Sommerfestival hat ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch die Dramaturgie des Programms zieht: «Neugier» in diesem Jahr. Geboten wird ein vielfältiges Angebot an Konzertformaten – Sinfoniekonzerte, Kammermusik, Rezitale, Debuts, Late Nights und vieles mehr.
Flankiert wird der Sommer jeweils von Kurzfestivals im Frühling und Herbst: Vor Ostern von einer Frühjahrsresidenz des Lucerne Festival Orchestra, danach vom neuen KlavierFest, kuratiert von Pianist Igor Levit (Mai), und im Herbst von Lucerne Festival Forward (November). Letzteres wird von Musikerinnen und Musikern des Lucerne Festival Contemporary Orchestra, kurz LFCO, künstlerisch und konzeptionell gestaltet. Das KKL Luzern, erbaut von Jean Nouvel und für seine Akustik ebenso berühmt wie für seine Architektur, ist die zentrale Spielstätte des Lucerne Festival.
Reich gefüllte Kunstagenda
Kunst gibt es auch in diesem Jahr in Hülle und Fülle zu sehen. Wir haben mit Blick auf die Schweiz eine kleine Auswahl getroffen und durch ein paar Ausstellungen im europäischen Ausland ergänzt. Von Gerhard Mack
Dieses Kunstjahr ist ein Jahr der Romantik. Ihr grösster Künstler, Caspar David Friedrich, würde 250 Jahre alt. Das feiern die Museen seit letztem Herbst, als das Kunstmuseum Winterthur mit einer formidablen Ausstellung zu diesem Meister und seiner Zeit den Reigen der grossen Präsentationen eröffnete. Derzeit ist die zentrale Retrospektive in der Hamburger Kunsthalle zu sehen (bis 1.4.). Abgelöst wird sie von Festausstellungen in der Alten Nationalgalerie Berlin (1.4.–4.8.) und in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (ab 24.8.). Seine Geburtsstadt Greifswald feiert mit 160 Veranstaltungen das ganze Jahr. Wer den Star der romantischen Kunst schon lange nicht mehr umfassend gesehen hat, sollte sich auf die Reise machen. Gelten die Landschaftsdarstellungen des Malers doch immer noch als Sehnsuchtsbilder par excellence.
Weil wir aber nicht nur von Sehnsucht leben können und zu viel Melancholie an unserer Seele nagt, lenken die Museen auch in diesem politisch so schwierigen Jahr den Blick schnell auf die gesellschaftlichen Lebenswelten. Das ist in der Fotografie Bestandteil des Mediums. Wie
Die Museen lenken in diesem politisch so schwierigen Jahr den Blick schnell auf die gesellschaftlichen Lebenswelten.
kreativ die Technik eingesetzt werden kann, zeigt derzeit Jeff Wall in der Fondation Beyeler auf höchstem Niveau. Seine Szenen hat er nach eigenen Beobachtungen, Erlebnissen oder Vorstellungen inszeniert und dabei Ikonen für das Lebensgefühl unserer Zeit geschaffen. Wer durch die präzise gehängte Ausstellung wandert, erlebt ein gesellschaftliches Panorama (bis 21.4.).
Auf verwandte und doch ganz andere Weise dem Alltag zugewandt war Jakob Tuggener. Der 1988 verstorbene Zürcher Fotograf hat die Arbeitswelt in den Winterthurer Fabriken ebenso fotografiert wie die Bälle mit den Reichen und Schönen in Zürich. Er ist ein Meister des schnellen Blicks und der Reportage, sein Fabrikbuch ist heute noch ein Meilenstein des Genres. Die Ausstellung ist seinen Fotografien über das Landleben gewidmet (bis 20.5.).
Einen ganz anderen Ausschnitt der Gesellschaft fotografierte der 2014 verstorbene New Yorker David Armstrong. 40 Jahre lang hielt er von JeanMichel Basquiat bis zu Christopher Wool die Subkultur der Stadt in einem bewegenden Porträt ihrer Menschen fest. Die Kunsthalle Zürich gibt mit vielen bisher unveröffentlichten Aufnahmen den
ersten Überblick über sein Werk in Europa (8.6.–15.9.).
Nicht nur die Fotografie setzt sich mit der Realität auseinander. Von Malerei bis Performance ist die Gegenwart Thema der Kunst. Das Kunstmuseum Basel widmet eine seiner Hauptausstellungen hundert Jahren afrikanischer Malerei. In Zusammenarbeit mit dem Museum afrikanischer Gegenwartskunst in Kapstadt werden unter dem Titel «When We See Us» 150 Kunstschaffende aus Afrika und der Diaspora zu sehen sein, die zeigen, wie sie ihren Alltag erlebt haben. Sehr viele von ihnen sind uns bisher unbekannt (25.5.– 27.10.).
Frauen im Rampenlicht Die multimediale Auseinandersetzung mit Gesellschaft und Politik ist seit langem ein Merkmal der Biennale Venedig (20.4.–24.11.). Dieses älteste und wichtigste Stelldichein von Kunstschaffenden aus aller Welt ist bei der 60. Auflage in diesem Jahr noch stärker als bisher der Migration gewidmet. Eingeladen wurden vom brasilianischen Kurator Adriano Pedrosa Kunstschaffende, die unterwegs sind. Das Motto «Überall Fremde» legt nahe, dass Menschen heute häufig nicht mehr an dem Ort leben,
BEETHOVEN IM KKL LUZERN
an dem sie geboren wurden oder aufgewachsen sind. Identitäten sind gemischt und im Fluss. Dazu passt es, dass der Schweizer Pavillon vom schweizerischbrasilianischen Künstler Guerreiro do Divino Amor bespielt wird. Wie schon in den letzten Jahren treten insbesondere Künstlerinnen ins Rampenlicht. Aus Südafrika kommt Tracey Rose ins Kunstmuseum Bern (bis 11.8.).
Mit Beethoven in die neue FestivalSaison: Unter der Leitung von Riccardo Chailly und Pablo HerasCasado musiziert das Lucerne Festival Orchestra ausgewählte Sinfonien sowie das Violinkonzert und trifft auf Geigen-Shootingstar Daniel Lozakovich. Zudem entührt uns ein Kammerkonzert nach Italien und Amerika.
Fr 22.03. | 19.30
Lucerne Festival Orchestra | Riccardo Chailly
Beethoven Ouvertüre zu Coriolan op. 62 | Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21 | Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36
FEST
Sa 23.03. | 19.30
Solist*innen des
Lucerne Festival Orchestra
Mozart Flötenquartett D-Dur KV 285 | Dvořák Streichquartett F-Dur op. 96 Amerikanisches | Tschaikowsky Streichsextett d-Moll op. 70 Souvenir de Florence
So 24.03. | 17.00
Lucerne Festival Orchestra | Pablo Heras-Casado | Daniel Lozakovich
Beethoven Violinkonzert D-Dur op. 61 | Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92
Jeweils im Konzertsaal des KKL Luzern
lucernefestival.ch
Die Ikone der südafrikanischen Gegenwartskunst macht seit Mitte der 1990erJahre in ihren Performances den Körper zum Ort des Widerstands gegen vielfältige Formen der Unterdrückung.
Die 2022 verstorbene portugiesischbritische Künstlerin Paula Rego ist im Kunstmuseum Basel mit einem Überblick über ihre albtraumhaften Gemälde und Puppen menschlicher Beziehungen
zu sehen (ab 29.9.). Mit der österreichischen PopArtKünstlerin Kiki Kogelnik und der vom Surrealismus inspirierten Anne Marie Jehle zeigen das Kunsthaus Zürich (22.3.–14.7.) und das Kunstmuseum St. Gallen (ab 28.9.) zwei frühe Positionen feministischer Kunst aus Europa.
Zwei veritable Entdeckungen bieten das Muzeum in Susch und das Kunstmuseum Liechtenstein: Im Privatmuseum der
polnischen Mäzenin Grażyna Kulczyk in Susch ist die eigenwillige Auseinandersetzung der estnischen Künstlerin Anu Põder mit dem weiblichen Körper zu sehen (bis 30.6.). In Vaduz werden Werkgruppen der rumänischen Künstlerin Ana Lupas gezeigt (ab 1.11.). Hier und im Stedelijk Museum Amsterdam erhält die fast nur in Osteuropa bekannte Künstlerin ihre bisher grösste Ausstellung.
Epochale Ausstellungen
Bei aller Liebe zur Kunst unserer Tage erinnern Museen zurecht an diejenigen, auf deren Schultern die Gegenwart sich stützen kann. Den Klassikern sind auch 2024 einige epochale Ausstellungen gewidmet: Sie beginnen mit Augusto Giacometti im Aargauer Kunsthaus (bis 20.5.) und einem Pionier der Minimal Art: Dan Flavin verzaubert im Kunstmuseum Basel mit Leuchtstoffröhren Räume (bis 18.8.).
In Winterthur wird am 23.3. die Villa Flora nach der Renovierung mit Bildern aus der Sammlung Hahnloser neu eröffnet, die einen Ausschnitt aus der französischen Moderne erfasst. Gefeiert wird bis in den Herbst. Dann zeigt das Kunstmuseum die Auseinandersetzung Marcel van Edens mit der Villa (ab 21.9.) Das Kunsthaus Zürich zeigt den Hausheiligen Ferdinand Hodler aus dem Blick jüngerer Künstler (8.3.– 30.6.) und hat die grosse Retrospektive des PerformanceStars Marina Abramović zu Gast (ab 25.10.).
Im Kunstmuseum Bern ist die von existenziellem Schmerz geprägte Malerei Chaim Soutines zu erleben (16.8.–1.12.).
Und das kantonale Kunstmuseum in Lausanne widmet dem Surrealismus angesichts des 100. Geburtstags von André Bretons Manifest eine grosse Überblicksausstellung (12.4.–25.8.). Den Höhepunkt des Klassikerjahres in der Schweiz dürfte die Retrospektive von Henri Matisse in der Fondation Beyeler (ab 22.9.) abgeben. Hier wird der einzige Künstler gefeiert, den Picasso neben sich gelten liess. Wenigstens hingewiesen werden soll auf ein
für zwei
Soloinstrumente, jeweils mit einem Co-
Solisten von Format Der WeltklasseGeiger Daniel Hope, Musikdirektor des Zürcher Kammerorchesters, und Oliver Schnyder, prominenter Pianist und künstlerischer Leiter der Orpheum Stiftung, spannen erstmals zusammen für eine Partnerschaft der Generationen Die Lust am musikalischen Risiko verspricht gleich dreifaches Hörvergnügen
Im Zusammenspiel ergeben sich oft unerhörte Aha-Effekte. Glücksmomente sowohl für die Spielenden als auch für das Publikum Eine Erfahrung, die das Leben von Oliver Schnyder und Daniel Hope g eichermassen prägt Beide s nd leiden-
schaftl che und erfahrene Kammermusiker Daniel Hope hat seine internationale Karriere als jüngster Geiger des legendären Beaux Arts Trios begonnen, Oliver Schnyder ist mit seinem Klaviertrio immer wieder rund um die Welt unterwegs.
Erster gemeinsamer Auftritt mit dem ZKO Obwohl es längst genügend Berührungspunkte zwischen den beiden gab wird das Konzert vom 19 März zum Debüt: Dann treten sie n der Grossen Tonhal e erstmals gemeinsam auf Daniel Hope wird auch in W A Mozarts Doppelkonzert für zwei Klaviere das Orchester als Konzertme ster leiten
Mit der Doppelkonzert-Idee wird der Orpheum Fördergedanke wieder neu gefasst Die jungen Talente müssen diesmal nicht gegenüber einem grossen Sinfonieorchester bestehen, sondern das Zusammenspiel im Duo der Soloinstrumente kommt ins Rampen icht, im Dialog mit dem Zürcher Kammerorchester
Musikalischer Paarlauf: Förderung und Herausforderung
Auch für die Orpheum Mentoren und Partner birgt die Solistenrol e ihre Risiken Oliver Schnyder seit Anfang 2024 künstler scher Leiter der Stiftung: «Ich werde zum ersten Mal mit Yilan Zhao zusammen musizieren Dreimal habe ich s e schon als
paar Hits im benachbarten Ausland: Das Rijksmuseum in Amsterdam zeigt Frans Hals, einen der grössten Porträtisten des niederländischen 17. Jahrhunderts (bis 9.6.). Im nahen Mannheim wird an die Neue Sachlichkeit der 1920erJahre erinnert, die hier ihre erste grosse Ausstellung hatte (ab 22.11.), und in Paris sind im Centre Pompidou der prägende Bildhauer der
Moderne, Constantin Brancusi, (27.3.bis 1.7.) und im Musée d’Orsay die Entstehung des Impressionismus (26.3.bis 14.7.) zu bewundern. Wer über Ostern noch nichts geplant hat, könnte sich die Tage mit einer Kunstreise nach Paris versüssen. Und wer von allem etwas erleben will, dem deckt die Kunstmesse Art Basel im Juni einen reichen Tisch (13. bis 16.6.).
Die Top 10
• Caspar David Friedrich Kunsthalle Hamburg, bis 1.4.
• Jeff Wall Fondation Beyeler, bis 21.4.
• Dan Flavin Kunstmuseum Basel, bis 18.8.
• Art Basel 13.–16.6.
• Villa Flora: Wiedereröffnung Winterthur, ab 23.3. Marcel van Eden, ab 21.9.
Juror und Prüfungsexperte erlebt und jedes Mal mehr bewundert Ich habe mir da eine besondere Herausforderung ausgesucht – das heisst: ich muss üben!» lacht er und fügt an: «Die Idee für das Klav erduo stammt übrigens von meinem Vorgänger Howard Griffiths – ich habe mich also n cht selber programmiert »
Wie kam die Auswahl zustande? Bei der Orpheum Stiftung kommen die zahlreichen Empfehlungen aus einem illustren Kuratorium. Oliver Schnyder betont, dass sie mit grosser Sorgfalt gesichtet werden, und zwar in Absprache mit den jeweiligen Mentoren – in diesem Fall also mit Daniel Hope. Daniel Hopes eigene «Academy» ist in den letzten sieben Jahren zu einem Treffpunkt
F o t o ©
• Constantin Brancusi Centre Pompidou, 27.3.–1.7.
• 60. Kunstbiennale Venedig 20.4.–24.11.
• «When We See Us. 100 Jahre panafrikanische figurative Malerei» Kunstmuseum Basel, 25.05.–27.10. Matisse Fondation Beyeler, ab 22.9.
Marina Abramović: Kunsthaus Zürich, ab 25.10.
Publireportage
JEAN SAUTEREAU, Jahrgang 1996, hat mit 8 Jahren in Vichy mit dem Bratschenunterricht begonnen. Sein Weg führte über die Konservatorien von Boulogne-Billancourt und Paris zum Studium bei so renommierten Meistern wie David Gaillard und Jean Sulem Er hat Konzerterfahrung an vielen Festivals und in renommierten Sälen in ganz Europa gesammelt, u. a. in Gstaad und Verbier oder in der Philharmonie de Paris, aber auch mit den namhaften Pariser Orchestern, etwa dem Orchestre National de France Am Concours Léopold Bellan gewann er gleich mehrere Preise
YILAN ZHAO, geboren 1995 in China begann als Zehnjährige ihr Studium in Wuhan und wechselte mit 15 an die Juillard School in New York. 2018 kam sie zu Konstantin Scherbakov in die Schweiz und errang 2022 an der ZHdK ihr Diplom als Solistin Solistische Erfahrungen sammelte sie u. a. bei Auftritten mit dem Lucerne Festival Contemporary Orchestra oder dem Armenian State Symphony Orchestra. Zeitgenössische Musik und Performances gehören ebenso zu ihren Leidenschaften und sie hat in Zürich eine eigene Konzertreihe «Sunday Matinee» gegründet.
TASSILO PROBST, 2002 in München geboren, hat mit 4 Jahren nach der Suzuki-Methode das Geigenspiel erlernt. Als Jungstudent an der Hochschule München, konnte er schon als 19-jähriger seinen Bachelor absolvieren. Zur Zeit studiert er in Augsburg und besucht Meisterkurse. Seine Debut CD «Into Madness» im Duo mit dem Pianisten Maxim Lando wurde 2023 mit einem «International Classical Music Award» ausgezeichnet. Er hat Erfahrung als Solist, u. a. bei der Bayerischen Philharmonie, und war Gast im Konzerthaus Berlin bei «Hope@9pm –Musik und Talk».
Paukenschläge im Festivalkalender
Gastbeitrag Live entfalten sich die grossen Kompositionen am eindrücklichsten und sorgen für Gänsehaut. Eine Auswahl der stimmungsvollsten Höhepunkte auf der Festivalagenda.
Von Thomas MeierEinzigartige Naturkulisse
So berühmt Österreich für seine Komponisten ist, so bekannt ist das Land auch für seine Festspiele. In der imposanten Szenerie des Steinbruchs von St. Margarethen im Burgenland sorgt der Triumphmarsch aus Verdis «Aida» für Gänsehautstimmung. Nur einen Steinwurf entfernt, an den Seefestspielen Mörbisch, berührt die romantische Naturkulisse des Nationalparks Neusiedlersee genauso wie die
Festivals und Festspiele geben ihren Austragungsorten vorübergehend einen ganz eigenen Charme.
TWERENBOLD REISEN AG
Juli bis August
kunstvollen Inszenierungen auf dem Wasser. Mit dem legendären Musical «My Fair Lady» von George Bernard Shaw servieren die Seefestspiele ein echtes Schmankerl. Vorbild für die Seefestspiele Mörbisch war einst Bregenz. Die traditionsreiche Bregenzer Bodenseebühne inszeniert diesen Sommer mit Carl Maria von Webers Oper «Der Freischütz» ebenfalls einen stimmungsvollen Klassiker.
Bach und Leipzig
Die Bachwochen in Leipzig bieten die Gelegenheit, in die Welt von Johann Sebastian Bach einzutauchen, seine Musik in authentischer Umgebung zu erleben und die reiche kulturelle Geschichte der Stadt Leipzig zu ent
decken. Leipzig ist eng mit Bachs Leben und Wirken verbunden und spielte eine wichtige Rolle in seiner Karriere. Während der Bachwochen treten renommierte Musiker und Ensembles auf, die Bachs Werke in ihrer ganzen Pracht darbieten.
70 Stufen
Die Domstufenfestspiele in Erfurt haben ihren Ursprung in den Feierlichkeiten zum Millennium der Stadt Erfurt im Jahr 1994. Um dieses bedeutende Jubiläum angemessen zu feiern, wurde beschlossen, eine besondere kulturelle Veranstaltung zu organisieren, die die reiche Geschichte und das kulturelle Erbe der Stadt repräsentiert. Der spektakuläre Aufführungsort auf den Stufen der Domtreppe vor der beeindruckenden Kulisse des Erfurter Doms und der Severikirche bildet in diesem Jahr den Rahmen für das
August
Musical «Anatevka». Ausgehend von den Geschichten des jiddischen, aus der heutigen Ukraine stammenden Autors Scholem Alejchem, gelang Jerry Bock, Sheldon Harnick und Joseph Stein ein Musicalwelterfolg. Durchzogen von jiddischem Witz, warmherzighumorvollen und melancholischen Momenten sowie Anklängen an jüdische Musik, präsentiert das Stück mit klassischem Broadwaysound und ausgelassenen Tänzen einen beeindruckenden Erzählstrang über den Bruch mit den eigenen Traditionen.
Römisches Amphitheater Juni bis August Das römische Amphitheater im Zentrum von Verona ist das besterhaltene aus der Antike. Wo einst die Gladiatoren für Emotionen sorgten, begeistert seit über 100 Jahren jeweils im Sommer die grösste Opernbühne der Welt. Die ovale Arena ist so genial konstruiert, dass die Akustik Opernhausqualität erreicht und die Aufführungen hier unverstärkt unter freiem Himmel dargeboten werden können.
Bekannt für Inszenierungen von Weltklasse, ist die Saison 2024 dem berühmten Komponisten Giacomo Puccini gewidmet. Hinzukommen weitere Klassiker der Opernwelt – traditionellerweise von Giuseppe Verdi. Neben aufwendigen Kostümen, grossartigen Bühnenbildern und renommierten Künstlern tragen die Sterne über der Stadt von Romeo und Julia zum magischen Spektakel bei.
Neue Talente
Das Festival der Nationen in Bad Wörishofen ist ein renommiertes internationales Musikfestival. Es bringt Künstler aus aller Welt zusammen und ist für seine hohe musikalische Qualität bekannt. Ziel ist es, die Völkerverständigung durch Musik zu fördern und jungen Musikern aus aller Welt eine Plattform zu bieten. Im Laufe der Jahre hat es zahlreiche Talente hervorgebracht, die später erfolgreiche Karrieren einschlugen. 2024 erstrahlt das Festival der Nationen in einem besonderen Licht, denn es feiert sein beeindruckendes 30-JahreJubiläum. Ein Höhe
September bis Oktober
punkt des Jubiläums wird die Eröffnung durch die Weltklassegeigerin Julia Fischer sein, die bereits im zarten Alter von 13 Jahren als «Wunderkind» das «Festival der Nationen» bereicherte. Besondere Aufmerksamkeit gilt auch dem talentierten Pianisten Lukas Sternath, der im Herbst 2022 beim renommierten ARD-Musikwettbewerb den 1. Preis im Fach Klavier erhielt und mit sieben Sonderpreisen ausgezeichnet wurde. Die Fachpresse feiert seine Darbietungen als fesselnd, leidenschaftlich und hochvirtuos.
Gastbeitrag von Thomas Meier, Geschäftsleiter Twerenbold Reisen.
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Barock auf 1400 Metern
Gastbeitrag Die 19. St. Galler Festspiele versprechen Hochkultur: Dieses Jahr findet die Freilichtoper nicht mehr mitten in der Stadt, sondern im Süden des Kantons statt. Eine Begegnung mit der Regisseurin Anna Bernreitner. Von Johannes Hunziker
Der Tannenboden hoch über dem Walensee ist so romantisch, wie der Name vermuten lässt: Eingebettet in Wälder, Alpwiesen und malerische Bergseen, eröffnet er auf rund 1400 Metern über Meer den Blick auf das imposante Panorama der Churfirsten. Kurzum ein «Naturspektakel», wie es Anna Bernreitner nennt, das sie im Sommer in ein «Musikspektakel» verwandeln wird. Denn die 2006 ins Leben gerufenen St. Galler Festspiele stehen vor einer spannenden Neuauflage: Die traditionelle Freilichtoper, das Herzstück des St. Galler Festspielsommers, findet in Zukunft nur noch jedes zweite Jahr im Stiftsbezirk statt. Die diesjährige Produktion, Henry Purcells SemiOper «The Fairy Queen», wird nicht mehr im Schatten der Kathedrale, sondern am Flumserberg gespielt.
Expertin für das Unvorhergesehene
Wenn Ende Juni, Anfang Juli die Sonne langsam hinter den Bergen verschwindet und sich die Wälder und Wiesen um den Tannenboden in den Feenwald der Fairy Queen verwandeln, bietet sich das ebenso seltene wie besondere Erlebnis, dass Kunst und Natur verschmelzen. Nicht von ungefähr fiel die Wahl auf Purcells «The Fairy Queen», deren Wirkungsgeschichte selbst etwas Mythisches anhaftet. Uraufgeführt 1692 in London, ging die Partitur nach dem Tod des Komponisten verloren und wurde erst im frühen 20. Jahrhundert wiederentdeckt. Das anonyme Libretto wird Thomas Betterton zugeschrieben und ist eine Bearbeitung von Shakespeares «A Midsummer Night’s Dream». Im Zentrum steht dabei Titania, die Königin der Feen, und ihre turbulente Beziehung zu König Oberon. Purcells heute selten gespielte Oper beeindruckt durch farbige Harmonik, Melodien von überwältigender Schönheit und tänzerische Rhythmen sowie gewitzte und ausdrucksvolle Textvertonungen.
Zwei der Kreativkräfte hinter der spartenübergreifenden Produktion sind die Dirigentin Corinna Niemeyer und die Regisseurin Anna Bernreitner – auch sie alles andere als eine willkürliche Wahl: Niemeyer ist am Theater St. Gallen keine Unbekannte, zuletzt hatte sie hier die musikalische Leitung von Monteverdis «L’incoronazione di Poppea» inne. Anna Bernreitner dagegen hat sich wie kaum jemand in den vergangenen Jahren einen Ruf als Expertin erarbeitet, wenn es darum geht, Musiktheater in ungewöhnlichen Kontexten mit Bezug auf die Umgebung zu inszenieren.
Auf die Frage, was sie daran reize, den Theatersaal mit seiner ausgeklügelten Technik und den Annehmlichkeiten für das Publikum immer wieder zu verlassen, antwortet Bernreitner ohne Umschweife, sie liebe eben das Unvorhersehbare. Um noch hinzuzufügen: «Im Laufe eines Probenprozesses wird wahnsinnig viel geplant. Es gibt Produktions
pläne, Tagespläne, sogar Pläne für die Pausen. Auch szenische Ideen werden im Vorfeld vorbereitet und bilden ein Gerüst, geben Stabilität. Aber das wirklich Magische auf Opern und Theaterbühnen geschieht, wenn das Unberechenbare zuschlägt. Dann wird es spannend. Dafür schlägt mein Herz.»
Im Dialog mit dem Aufführungsort
Die Wahl ihrer bisherigen Schauplätze zeigt, dass es Bernreitner nicht bloss darum geht, das Theatergebäude zu verlassen und sich an eine neue oder andere Öffentlichkeit zu richten. Als sie etwa Rossinis «Il barbiere di Siviglia» in und um einen Coiffeursalon inszenierte, nahm der Spielort eine offensichtliche Funktion innerhalb der Produktion ein. Im Fall von Purcells Fünfakter am Flumserberg sieht sie eine deutliche Resonanz zwischen der Oper und ihrem Aufführungsort: «‹The Fairy Queen› ist ein
Naturspektakel – und wir veranstalten ein Musikspektakel inmitten der Natur», sagt sie und fügt hinzu: «Welten werden aufeinandertreffen: Die Welt der Oper trifft auf die alpine Bergwelt, Barockmusik wird neben Kuhglocken erklingen, so wie sich auf der Bühne Elfen und Menschen gegenüberstehen werden.»
Tatsächlich spielt Purcells SemiOper zum Teil in einem Wald, den der Tannenboden fraglos bieten kann, gleichzeitig lässt das Naturverständnis des Barocks, wovon etwa zeitgenössische Gartenanlagen zeugen, eher an den Willen zur Strukturierung und nicht unbedingt an organisches Wachstum denken. Dennoch sieht die 2021 mit dem GötzFriedrichPreis ausgezeichnete Regisseurin keinen Widerspruch zwischen der wildromantischen Naturarena am Flumserberg und der feinziselierten Welt des Barocks – im Gegenteil: «Genau dieser Aspekt wird in der Inszenierung als Grundthema zwischen Elfenkönigin Titania und Elfenkönig Oberon thematisiert werden. Oberon möchte gestalten. Er möchte den verliebten Menschen helfen, aber eigentlich will er sich auch einmischen und die Macht über sie haben, um die Dinge nach seinem Sinne zu ordnen. Doch die Natur, auch die menschliche, lässt sich das nicht gefallen, weswegen seine Bestrebungen im Chaos enden.»
Per Seilbahn zur Oper auf dem Berg
Der Flumserberg und «The Fairy Queen», das scheint zu passen – im Fall von Anna Bernreitner, die Musiktheaterregie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien studierte und 2011 die Künstlergruppe «Oper rund um» gründete, auch biografisch: Aufgewachsen ist sie in den österreichischen Voralpen, was zwar an Höhenmetern gemessen nicht ohne Weiteres mit dem Flumserberg vergleichbar sei. Das Grundgefühl sei aber ähnlich: «Man blickt auf die Ber
The Fairy Queen
Semi-Oper von Henry Percell
Flumserberg (Tannenboden)
Vorstellungen: 21./22./28./29. Juni, 5./6. Juli 2024, 20 bis 22.30 Uhr Überdachte Zuschauertribüne
Anreise
Zug: Bis Haltestelle Bahnhof Unterterzen, per Gondelbahn SeeJet von Unterterzen nach Tannenboden
PKW: Bis Parkplatz Bahnhof Unterterzen (Weiterfahrt mit Seilbahn bis Tannenboden) oder direkt bis Parkplatz Tannenboden
stgaller-festspiele.ch
ge, man kommt zur Ruhe, man hält inne. Das ist ein Gefühl, das sich in der Stadt nicht so einfach finden lässt», sagt die Wahlwienerin.
Die Herausforderung ist denn auch klar: «Das Besondere am Flumserberg ist vor allem die Höhe, die für mich neu, aber auch aufregend ist: Welche Temperaturschwankungen haben wir zu erwarten? Wie singt man auf 1400 Metern?» Fragen, die sich für die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht im gleichen Ausmass stellen. Sie erreichen den Tannenboden bequem von Unterterzen per Seilbahn. Berg und Talfahrt sind im Billettpreis inbegriffen. Nach den Vorstellungen werden Sonderfahrten angeboten. Darüber hinaus gilt das Opernticket als Fahrkarte für die Hin und Rückreise im öffentlichen Verkehr im Tarifverbund Ostwind, im Verkehrsverbund Vorarlberg und im Fürstentum Liechtenstein. Gastbeitrag von Johannes Hunziker, PR und Marketing Manager, Genossenschaft Konzert und Theater St. Gallen.
AMERIKA
Unterstützt von
René und Susanne Braginsky-Stiftung und Landis & Gyr Stiftung
Oper von Roman Haubenstock-Ramati nach dem gleichnamigen Roman von Franz Kafka
Vorstellungen: 15 Mär bis 13 Apr 2O24 opernhaus.ch/amerika
Kann man Mode überhaupt zur Kultur zählen oder ist sie eine eigenständige Kategorie, eine Art Hybrid auf der Schnittstelle zwischen Lifestyle und Popkultur?
Yannick Aellen: Mode ist sogar ein sehr wichtiger Teil der Kultur.
Sehen Sie sich als Kurator und Organisator der Mode Suisse entsprechend als Kulturschaffender?
Ja, denn wir sind stets darum bemüht, Mode mit verschiedenen Kulturbereichen zusammenzubringen. Dass unterschiedliche Disziplinen einfliessen, macht die Mode so spannend. Es ist ein Zusammenspiel von Choreografie, Cast, Licht, Musik, oft auch Video und den richtigen Gästen im Publikum. Für die Kampagnen arbeiten wir mit verschiedensten Künstlern und Künstlerinnen oder auch mal mit der ECAL zusammen.
Sie sprechen jetzt von der Show. Aber letztlich geht es in der Mode darum, Kleider zu zeigen, die gekauft und getragen werden sollen – also ums Business.
An einer Modeschau werden Kleider präsentiert, um diese an die Frau oder an den Mann zu bringen. Dennoch ist Mode gerade im Alltag ein wichtiger Teil der Sozio und Popkultur. Sie ist ein Spiegel der Gesellschaft, ein Ausdruck von Individualität und immer auch ein persönliches Statement.
Aber nicht jeder interessiert sich für den modischen Auftritt. Die meisten Leute auf der Strasse sehen aus, als wäre ihnen Mode ziemlich egal.
Auch modisches Desinteresse ist ein Statement. Denn man kommt nicht darum herum, mit der Art und Weise, wie man sich kleidet, eine Botschaft auszudrücken.
Junge Modeschaffende präsentieren oft Kleider, die so ausgefallen sind, dass sie nicht mehr alltagstauglich sind und eher zur Fasnacht passen würden. Macht das Sinn?
Es ist sogar wichtig, dass man sich in jungen Jahren austobt. Während der Studienjahre soll man sich ausleben, um sich selbst zu finden. Nie wird man später wieder so frei sein wie während des Studiums. Daher braucht es auch Schulen wie die FHNW/doing fashion Basel, die stark auf der Autorenschaft beharren.
Stichwort Schulen: Was hat sich in den letzten Jahren für Studierende verändert?
Blickt man gut 15 Jahre zurück, so hatte man damals das Gefühl, ein guter Student oder eine gute Studentin müsse fast schon ein PR-Büro in Paris haben. Heute dürfen Studierende wieder mutiger und roher sein. Diese Freiheit ist eine positive Entwicklung.
Sie haben vorhin Basel erwähnt: Ist diese Modeschule die renommierteste der Schweiz?
Wir haben zwei staatliche Modeschulen in der Schweiz: Basel und die HEAD in Genf. Beide sind hervorragend. In Zürich gibt es unter anderem die teilsubventionierten F+F sowie die Schweizerische Textilfachschule.
Wie unterscheiden sich Basel und Genf?
Genf ist etwas näher an Paris. Das merkt man an ihrem Netzwerk und ihrer Marktnähe. Basel wiederum ist sehr frei geworden, vielleicht näher an Kunst und Performance.
Früher war es so, dass man sich als Schweizer Modedesigner im Ausland einen Namen machen musste, um in der Schweiz Anerkennung zu finden. Ist das heute immer noch so? Es hilft immer noch, muss aber nicht sein.
Warum? Es hat sich durch die sozialen Netzwerke sehr viel verändert: Heute kann man als No Name dank Social Media und gutem Gespür ein grosses Publikum erreichen, egal ob man in der hintersten Ecke von Chile lebt oder in einem kleinen Schweizer Bergdorf. Ein lokaler Hype kann viral gehen – zumindest kurzfristig.
Und wie viel hat sich wegen der Pandemie in der Schweizer Modeszene verändert?
Es haben sich weniger Designerinnen und Designer selbständig lanciert. Grosse, mutige Visionen wurden zum Teil etwas gebremst. Seitens Veranstalter konnte und wollte sich während Corona keiner längerfristig verpflichten, was das Sponsoring sehr schwierig machte. Diese Kurzfristigkeit ist immer noch zu spüren. Es scheint heute leider oft schwieriger zu
«Mode soll allen gehören»
Yannick Aellen (47), Kurator und Organisator der Mode Suisse & Friends, erzählt im Interview unter anderem, warum es wichtig ist, dass sich Jungdesigner austoben, welche Schweizer Talente ihm besonders auffallen und warum selbst die grössten Modemuffel modische Statements von sich geben.
Interview: Christina Hubbeling
sein, finanziell gewichtigere Partnerschaften eingehen zu können.
Warum machen Sie die Mode Suisse nicht einfach zum Glamour-Event?
Als wir vor 13 Jahren die Mode Suisse ins Leben riefen, wollten wir der lokalen Modeszene mehr Seriosität verleihen, das war – und ist immer noch – sehr wichtig. Seither hat sich vieles verändert, und wir sind gegenüber ausgewähltem Glamour offener. Aber es darf nie platt sein und am Wichtigsten vorbeizielen. Der neue Austragungsort im ChipperfieldBau des Kunsthauses Zürich kann diese Richtung unterstreichen. Der Ort ist perfekt, denn er hat Grandezza und Ausstrahlung, wir können darin Mode gut inszenieren.
Was bezweckt die Mode Suisse & Friends?
Selektioniertes, qualitativ hochwertiges Modeschaffen aus der Schweiz zu fördern
und dem Modedesign eine liebevolle, professionelle Plattform zu bieten, um Business zu ermöglichen. Zudem haben internationale Labels sowie lokale Boutiquen im Rahmen des FriendsFormats die Möglichkeit, ihre Kollektionen und Projekte an der Mode Suisse zu zeigen.
Die Schweiz hat zusammen mit Partnern aus Österreich und Deutschland in der Modemetropole Paris einen Showroom ins Leben gerufen. Existiert diese Plattform noch?
Dieser DACH-Showroom ist aktuell leider auf Eis gelegt. Das ist sehr schade. Denn es wäre ein hervorragendes, kostengünstiges, internationales Format mit Potenzial. Es braucht aber dafür – wie auch für das hiesige Schaffen der Mode Suisse – die nachhaltige finanzielle Unterstützung der lokalen und nationalen Instanzen und Stiftungen. Es sollte nicht
chern. Damals sagten viele, seine Kleider könne man ja nicht tragen, sie seien zu schrill, zu bunt. Aber: Der ZigerliLook muss ja nicht verbindlich als Ganzes angezogen werden.
Sind Laien also überfordert von der überbordenden Kreativität junger Modeschöpfer?
Das kann durchaus passieren, denn Mode setzt eine entsprechende Sensibilisierung voraus. In Frankreich oder Italien ist Mode immer noch stärker im Bewusstsein der Menschen verankert, bei uns muss man die Leute oft bei der Hand nehmen und ihnen die Mode zugänglich machen. Kann man als Designer oder Designerin in der heutigen Zeit überhaupt noch Mode kreieren und dabei nur die Ästhetik und den Kommerz im Kopf haben oder muss Mode zwingend «woke» sein?
Wenn eine designende Person das möchte, geht das schon. Ich wage zu behaupten, dass gerade die meisten grossen HighFashionHäuser nur ans Geld denken. Die unabhängigen Labels hingegen identifizieren sich in der Regel stark mit ihrer Arbeit und machen sich Gedanken, die weit über das Kommerzielle hinausgehen.
Mode verbindet man oft mit Oberflächlichkeit. Würden Sie sagen, die Modebranche hat Tiefgang?
Sie hat durchaus Tiefgang. Gerade in der Schweiz kann man keine Mode machen, ohne sich dafür zu interessieren, woher der Stoff kommt und ob die Produktion umweltfreundlich und sozialverträglich ist. Es wäre sehr egoistisch, wenn man sich als Designerin oder Designer keine Gedanken machen würde. Aber natürlich gibt es auch in der Modebranche Menschen, denen das Bewusstsein für Nachhaltigkeit oder für die Ethik fehlt. Kann man als Konsument davon ausgehen, dass die Kleider bekannter Brands nachhaltig produziert werden, oder muss man alles immer kritisch hinterfragen?
Grosse FastFashionProduzenten wie Zara oder H&M stehen extrem unter Beobachtung. Da kann man davon ausgehen, dass es heute besser ist als früher. Aber es gibt natürlich viele Onlineanbieter, die fragwürdig sind. Vorsicht gilt immer, wenn es zu billig, zu schnell produziert ist. Wie steht es mit der Nachhaltigkeit und der Ethik in der Luxusmodeindustrie? Bekannte Luxusmarken können es sich prinzipiell nicht leisten, ethischfragwürdige Produkte herzustellen. Es hat aber vieles auch seine Grenzen. Eine Katastrophe ist: Es werden leider immer noch Kleider, Taschen und Schuhe vernichtet, um die Preise und Begehrlichkeiten hochzuhalten. Dies finde ich absolut unvertretbar.
sein, dass unsere Formate mit mir persönlich stehen und fallen.
Gibt es Vorbilder, wie es besser gemacht werden könnte?
Skandinavien ist ein gutes Beispiel. So scheint die Copenhagen Fashion Week nicht nur lokal viel Gewicht zu haben, sondern hat es geschafft, innerhalb weniger Jahre internationale Bekanntheit zu erlangen.
Wird die Modeszene in der Schweiz denn zu wenig ernst genommen?
Mode wird zwar meist bewundert, aber nicht immer verstanden. Die Leute haben Mühe zu abstrahieren, dass die Kleider vom Runway meist nicht dazu gedacht sind, ein zu eins auf der Strasse getragen zu werden. Nehmen wir zum Beispiel Julian Zigerli: Er zählt heute zu den bekanntesten Schweizer Modema
Mode Suisse : Plattform für Schweizer Mode
Am 2. September 2024 findet im Erweiterungsbau des Zürcher Kunsthauses (Chipperfield-Bau) die 24. Zürcher Ausgabe der Mode Suisse statt. Der aktuell einmal im Jahr stattfindende Event gilt als die bedeutendste Modeveranstaltung der Schweiz und hat sich zum Ziel gesetzt, einheimisches Modeschaffen zu fördern sowie Talenten aus dem In- und Ausland eine Plattform zu bieten.
modesuisse.com
Wer sind zurzeit die vielversprechendsten Talente in der Schweiz?
Morris Manser hat an der Mode Suisse & Friends 2022 eine vielversprechende erste Kollektion gezeigt. Mara Danz’ Arbeit ist sehr toll, inklusive guter, kommerzieller Stücke. Speziell erwähnen möchte ich Roland Rahal mit seinem Mourjjan, Gewinner des Miele x Mode Suisse Award for Positive Impact 2023. Die Schweizer Brands Ottolinger und Kévin Germanier sind bereits international erfolgreich –und ausserordentlich gut. Eine Ausnahmeerscheinung bleibt Rafael Kouto mit seiner Upcycling Couture. Nomadissem sowie Atelier 1985 überzeugen mit cooler Eleganz und Qualität. Da sind aber auch die jüngeren Ba Si, Sarah Bounab oder Anastasia Bull, die wir gespannt verfolgen dürfen.
Und wie sieht es mit den arrivierten Schweizer Designern aus?
Ida Gut und Kazu Huggler bewundere ich sehr. Beide sind schon seit vielen Jahren im Geschäft, verfolgen konsequent ihren Stil und haben ihre treue Kundschaft gefunden. Und natürlich bleibt Akris das unangefochtene, internationale Schweizer HighFashionVorzeigehaus. Früher konnte man nur auf Einladung die Mode Suisse besuchen. Heute können sich Interessierte ein Ticket kaufen. Warum dieser Sinneswandel?
Ganz ehrlich: Tickets sind auch eine Einnahmequelle. Vor allem wollten wir die Mode aber einem grösseren Publikum zugänglich machen, denn Mode soll allen gehören. Eine Modeschau ist schliesslich auch ein Spektakel, das zu sehen Freude bereitet und gut über den Zeitgeist informiert.
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