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Ein Sommer zum Träumen Ein Sommer zum Träumen Sommer Träumen Ein Sommer zum Träumen

NZZ am Sonntag Schwerpunkt 12. Mai 2024
Reisen
PATINA MALDIVES

Beste Reisezeit im Oktober 2024

Tage

1. TAG ZÜRICH–DUBAI Individuelle Anreise zum Flughafen und Flug nach Delhi.

2. TAG DUBAI–DELHI Ankunft in Delhi am Mittag. Transfer zum Flughafenhotel, Check-in, Abendessen und Übernachtung.

3. TAG DELHI–VARANASI Transfer zum Flughafen Delhi für Ihren Flug nach Varanasi. Ankunft und Transfer zum Schi . Einschi ung und Begrüssung.

4. TAG VARANASI Erkundung der heiligen Stadt Varanasi mit Besuch des Bharat Mata Mandir (Mutter-Indien-Tempel), der Banaras Hindu University und dem Bharat Kala Bhawan Museum. Nachmittags besuchen Sie die Ausgrabungsstätte Sarnath. Im Anschluss Besichtigung des lokalen archäologischen Museums. Später werden Sie in Rikschas das Tun in den Strassen Varanasis erleben. Zu Fuss gelangen Sie zu den Ghats, den treppenartigen Steinstufen. Abends werden Sie das «Ganga Aarti»-Ritual an den Ganges-Ufern von Booten aus hautnah miterleben.

5. TAG VARANASI–GHAZIPUR (FLUSSTAG) Fahrt nach Ghazipur.

6. TAG GHAZIPUR–BUXAR In Ghazipur besuchen Sie das Grab von Lord Cornwallis, einer der wichtigsten Persönlichkeiten der indischen und britischen Geschichte. Weiterfahrt nach Buxar, bekannt für den Krieg von 1764, der zwischen den Streitkräften der British East India Company und den Armeen von Mir Qasim, Shuja-uddaulah und dem Mogulkaiser Shah Alam II stattfand.

7. TAG BUXAR–GHAGHARA MOD Heute besuchen Sie das Sita Ram Upadhyaya Museum und den religiösen Ort Ram Rekha Ghat. Weiterfahrt nach Ghahara Mod.

8. TAG GHAGHARA MOD–PATNA Morgens erkunden Sie die historische Stadt Ghaghara Mod. Weiterfahrt nach Patna, Hauptstadt des Bundesstaates Bihar.

9. TAG PATNA Heute lernen Sie Patna während einer Stadtrundfahrt näher kennen. Sie werden den Golghar, den Takht Sri Patna Sahib-Tempel aus dem 18. Jahrhundert und die grossen Sammlungen des Patna Museum besuchen.

10. TAG PATNA–SIMARIA Besuch des malerischen Dorfes Simaria. Die Reise geht ussabwärts bis zur grossen Brücke bei Mokameh Ghat. Weiterfahrt nach Munger, eine der grössten und am meisten industrialisierten Städte im Staat Bihar.

11. TAG MUNGER Am Nachmittag Spaziergang durch die Festungsruinen und Besuch eines Markts, welcher berühmt für Früchte, Gemüse und Textilien ist.

12. TAG MUNGER–SULTANGANJ Nach dem Frühstück besuchen Sie den Chandika Shakti Tempel. Weiterfahrt nach Sultanganj.

13. TAG SULTANGANJ–BATESHWARSTHAN Aus ug in Sultanganj zu den markanten Granitfelsen. Auf dem kleineren ist eine Moschee, auf dem grösseren der Ajgaibinath Shiva-Tempel. Eine Brücke verbindet das Festland mit den Felsen-Inseln.

14. TAG BATESHWARSTHAN–SAMTAGHAT Fahrt in Jeeps zur Ausgrabungsstätte der Vikramshila Universität und Rundgang durch die Ruinen.

15./16 TAG SAMTAGHAT–JANGIPUR–MURSHIDABAD (FLUSSTAGE) Geniessen Sie die nächsten zwei Tage an Bord und die vorbeiziehenden Landschaften.

17. TAG MURSHIDABAD Besuch des Hazarduari Palasts, welcher über mehr als tausend echte und falsche Türen aufweist. Rückkehr zum Schi und Abendessen an Bord, gefolgt von einer Au ührung einer lokalen Gruppe.

18. TAG MURSHIDABAD–MATIARI (FLUSSTAG) Geniessen Sie den Tag an Bord.

19. TAG MATIARI–KALNA Spaziergang zum Uferdorf Matiari, berühmt für seine handgemachten Messinggegenstände. Rückkehr zum Schi und Weiterfahrt.

20. TAG KALNA–KALKUTTA Rikschafahrt in Kalna zum Rajbari Komplex mit der höchsten Anzahl an Tempeln in der Region. Weiterfahrt nach Kalkutta.

21. TAG KALKUTTA Nach dem Frühstück besichtigen Sie Kalkutta und besuchen den Blumenmarkt. Später besuchen Sie Kumartuli, die sogenannte «Töpferkolonie» im Norden Kalkuttas. Nach dem Mittagessen auf dem Schi besuchen Sie das Haus der heiliggesprochenen Mutter Theresa. Fussmarsch zu deren Waisenhaus «Sishu Bhawan», wo Sie von einer Schwester des Ordens mehr erfahren werden.

22. TAG KALKUTTA Nach dem Frühstück Ausschi ung und Transfer zum Flughafen für den Flug von Kalkutta via Dubai nach Zürich. Individuelle Heimreise.

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Hausbootferien im Herzen der Grande Nation

Von der Kunst des «Savoire vivre» auf dem Deck eines Hausboots oder wie man die Langsamkeit schätzen und lieben lernt.

Entschleunigtes Vorwärtskommen auf den Wasserstrassen des Burgunds.

Bei Verdun-sur-le-Doubs fliessen die Flüsse Doubs und Saône zusammen.

Auf den Kanälen des Burgunds kreuz und quer durch das Herz Frankreichs schippern. Schlösser, Klöster und sehenswerte Städte an Loire und Saône zeugen von reicher Geschichte, von wertvoller Architektur und Kunst. Die Weinberge der Côte-d’Or und die Haute Cuisine locken Geniesser und Feinschmecker. Ausgangspunkt ist Dijon, die Hauptstadt der Gastronomie und des Weins. «Attention!», ruft Nathanael, der Instruktor von «LeBoat», und warnt vor der Quaimauer, der wir bedrohlich nahekommen. Er sitzt neben mir am Steuer auf dem Oberdeck des Hausbootes und hilft, mit dem ungelenken Gefährt in die erste Schleuse des Kanals einzufahren. Es windet stark, die Strömung der Saône drückt von der Seite, doch dann gelingt das Manöver.

Knapp war es, aber wir haben es geschafft, wir sind drin. Jetzt das Boot nur noch mit den Leinen fixieren, schon schliessen sich hinter uns die Tore. Ohne Nathanaels gründliche Einführung hätten wir uns kaum getraut, das 12 Meter lange, 4,25 Meter breite und 4 Meter hohe Boot der Horizon-Klasse zu steuern. Insgesamt 1300 Kilometer lang sind die diversen Kanäle und schiffbaren Flüsse des Burgunds, darunter Saône, Yonne und Loire. Vier der Kanäle – Canal de Bourgogne, Canal du Nivernais, Canal latéral à la Loire und Canal du Centre –sind miteinander verbunden und bilden die «Grand Tour de Bourgogne». Vom Wasser aus wollen wir die Region erkunden und dabei ausspannen, die Aussicht geniessen und uns ohne Eile von der französischen «L'art de vivre» anstecken lassen. Eine Hausbootfahrt braucht Zeit, mehr als eine Woche

Die Distanzen sind nicht zu unterschätzen. Fast 800 Kilometer lang ist der Rundkurs zu Wasser.

nehmen sich die meisten nicht. Sie lässt sich aber kombinieren mit einer Velotour auf den autofreien Radwegen direkt am Wasser.

Denn die Distanzen sind nicht zu unterschätzen. Fast 800 Kilometer lang ist der Rundkurs zu Wasser, den nur wenige in ganzer Länge befahren. Drei Wochen würde das dauern. Auf Frankreichs Kanälen ist die Höchstgeschwindigkeit auf 6 km/h begrenzt, auf den Flüssen sind es maximal 10 Kilometer pro Stunde. Nach dem Eindunkeln herrscht Fahrverbot. Zu bedenken ist auch die grosse Zahl an Schleusen. Gegen 400 sind zu überwinden, um an unseren Ausgangspunkt in Saint-Jean-de-Losne zurückzukehren.

Kanäle in alle Richtungen In dem Städtchen an der Saône, wo die Grossschifffahrt aus Süden endet, beginnt der Canal de Bourgogne Richtung Dijon und Paris. Hier zweigt auch der Canal du Rhône au Rhin ab, dem wir (theoretisch) ins Elsass und bis Basel folgen könnten. Etwas weiter nördlich geht es in Richtung Champagne, mit Verbindungen zu Maas, Marne und Mosel. Auf die Idee, im Burgund Kanäle zu graben, die Atlantik und Nordsee mit dem Mittelmeer verbinden, kamen vermutlich schon die Römer. Ende des 15. Jahrhunderts liessen Ludwig XII. und Franz I. erste Pläne für eine Wasserstrasse zeichnen. Doch die Wirren der Zeit und Geldmangel stoppten das visionäre Projekt immer wieder. Erst 1773 unterschrieb Ludwig XV. ein Edikt, dank dem die Arbeiten tatsächlich beginnen konnten. Zeitgleich baute man aber am Canal du Centre, was die finanziellen Mittel begrenzte. Wichtig waren die Schifffahrtswege am Beginn der Industrialisierung, um Güter, vor allem Holz und Kohle, Baumaterial und Wein, in das rasch expandierende Paris zu transportieren. Erst 1833 erreichte ein erster Lastkahn die Stadt Dijon. Zehn Jahre später war der Canal de Bourgogne endlich durchgehend fertig. Doch seine Blütezeit währte nur kurz. Sie endete mit der Eröffnung einer parallel laufenden Bahnstrecke im Jahr 1851. Woher wir all das wissen? Léa, eine fiktive Schleusenwärterin, erläutert die Entstehungsgeschichte des Kanals auf Schautafeln, die an den Schleusen stehen und dort die Wartezeit verkürzen. Echte Schleusenwärter, angestellt vom staatlichen Schifffahrtsamt, bedienen heute manuell die Schleusen im Burgunderkanal. Sie begleiten die Hausböötler oft über mehrere Stufen und einen ganzen Tag lang. Die Kanäle werden mittlerweile ausschliesslich touristisch genutzt, ihre Treidelpfade dienen als (autofreie) Velowege.

Anspruchsvolle Manöver Nicole Gilles, Regionalverantwortliche bei LeBoat, hatte im Vorfeld alles für unsere Reise vorbereitet. Einige Tage vor der Anreise rief sie an, fragte nach Ankunftszeit und Sonderwünschen für die Ausstattung und erinnerte an das obligatorische Studium der Sicherheitsvorschriften. «Finger nicht einklemmen an den Seilen, festhalten auf Deck, Kinder immer mit Schwimmweste, kein Alkohol am Steuer – so lauten die Grundregeln», gibt uns Nicole bei der Einführung mit auf den Weg. Zunächst aber gilt es, sich mit dem überdimensionierten Wohnmobil auf dem Wasser vertraut zu machen. Zu den anspruchsvollen Manövern zählt nicht nur das Schleusen, sondern auch das Anlegen und das rückwärtige Parkieren des Schiffes in engen Marinas. Besonders in der Hochsaison, wenn Dutzende von Mietschiffen gleichzeitig auf den Kanä-

Reisen NZZ am Sonntag 12. Mai 2024 3 Reisen ist ein Schwerpunkt des Unternehmens NZZ. Beilagen werden nicht von der Redaktion produziert, sondern bei NZZone von unserem Dienstleister für journalistisches Storytelling: NZZ Content Creation. Hinweis: Nicht gekennzeichnete Inhalte sind publizistisch unabhängig entstanden; bei Gastbeiträgen handelt es sich um kommerziell erworbene Inhalte. Konzept: Christina Hubbeling. Realisation: Christina Hubbeling. Layout: Bahar Büyükkavir, Sara Sparascio. Verkauf: Nathalie Sačer-Ruklić. Kontakt: NZZone, c/o Neue Zürcher Zeitung AG, Falkenstrasse 11, CH-8021 Zürich, +41 44 258 16 98, sales@nzzone.ch, nzzone.ch. IMPRESSUM
Schwerpunkt
CLARE MANSELL, JANE GEOGHEGAN/LEBOAT STUART PEARCE/LE BOAT

Wer mit dem Hausboot unterwegs ist, sollte für die Landausflüge Velos dabei haben.

len verkehren, kann es in einigen Häfen eng werden. In grösseren Orten ist frühes Eintreffen empfehlenswert. Wir nächtigen komfortabel in dem voll ausgestatteten Boot, das WC und Dusche ebenso an Bord hat, wie einen Fernseher und Wifi. Zu den Highlights jeder Kanaltour gehört jeweils die Passage durch einen Scheiteltunnel. Mit einer Länge von 3333 Metern ist der Durchstich zwischen Créancey und Pouilly-en-Auxois auf dem Burgunderkanal besonders beeindruckend. Einst zogen Dampf- und später elektrisch betriebene Lotsenboote die Kähne durch das Gewölbe. Vom Hafen von Pouilly aus fährt heute ein kleines Touristenboot im Pendelverkehr hindurch.

Cluny anzuschauen, ist Pflicht

Die Anfahrt zu diesem Scheitel beginnt in Dijon und führt entlang des Flusses Ouche ins hügelige Hinterland der Stadt. Die anderen Verkehrswege im Tal, Autobahn und TGV-Linie, zweigen bald einmal ab in Richtung Paris. Die Landschaft

wirkt zunehmend lieblich, die Gegend ist dünnbesiedelt. In Le Pont d’Ouche machen wir einen Etappenhalt, das Bistro am Ufer kommt wie gerufen. Hoch über dem Kanal thront auf einer Bergkuppe das beeindruckende Städtchen Châteauneuf. Beim nächsten Halt machen wir einen Abstecher in die nahe gelegene Abtei von Fontenay. Das 1118 vom heiligen Bernhard gegründete, gut erhaltene Zisterzienserkloster gehört seit 1981 zum Unesco-Weltkulturerbe. Tief beeindruckt von den romanischen Sakralbauten und dem Schaffen der Mönche sind wir später noch einmal auf unserer Reise in Cluny. Die zu den französischen Nationalmonumenten zählende Anlage im Süden des Burgunds war über Jahrhunderte das geistliche Zentrum Europas. Dessen heute nur noch in Teilen stehende Kirche galt zeitweise als grösstes Gotteshaus der Welt. Am Kanal begegnen wir immer wieder den Reihern. Manche der hochgewachsenen Vögel haben sich an die vorbeizie-

Zu den Highlights jeder Kanaltour gehört jeweils die Passage durch einen Scheiteltunnel.

henden Boote und Velos gewöhnt und bleiben stoisch stehen. Andere wechseln mit elegantem Flügelschlag mal eben ihren Standort. Hin und wieder raschelt es am Ufer. Bisamratten, die eigentlich keine Ratten sind, sondern zur Familie der Wühlmäuse gehören, lieben das stehende Wasser und ziehen ihre Runden entlang der Befestigungen.

Abwechslung in den Städten Rechts und links des Kanals säumen Pappeln das Ufer. Viele sind vom Mistelbefall geschwächt, etliche Bäume abgestorben. An einigen Stellen versuchen Anwohner den Halbschmarotzern mit Neuanpflanzungen beizukommen. Wo die Bäume schon gefallen sind, fehlen Schatten und Abwechslung an den langen geraden Abschnitten des Kanals. Abwechslung bieten dafür die wenigen grösseren Städte. Nach Dijon kommen wir unter anderem an Auxerre und Chalon-sur-Saône vorbei. Auch in Beaune, der Touristenmagnet nicht weit

vom Canal du Centre, ist die Stadtbegehung Pflicht. Vor Auxerre ändert die Richtung, es geht in den Oberlauf des Flusses Yonne. Er schlängelt sich das Tal hinauf und geht dann in den Canal de Nivernais über. Kalkfelsen erheben sich rechts und links. Den Übergang ins Loiretal bilden die Les Voûtes de la Collancelle. Sechzehn dicht aufeinanderfolgende Schleusen führen hinauf zum Scheitelpunkt. Am Ende des Tunnels wartet der Étang de Baye. Auch hier ergreifen wir die Gelegenheit, um im Strandbad ins kühlende Nass zu springen. Unterwegs begegnen wir Gérard Mazière, ein liebenswürdiger älterer Herr mit langem Haar, den hier alle Gégé nennen. Sein Wärterhäuschen an Schleuse Nr. 6 hält er seit Jahrzehnten für alle offen, die vorbeikommen, als Bar, Crêperie und Galerie. Zu den köstlichen Pfannkuchen serviert er hausgemachte Konfitüre. Derartige Begegnungen zählen zu den besonderen Momenten einer Reise in Frankreich.

NZZ am Sonntag 12. Mai 2024 4 Schwerpunkt Reisen
Auf dem Schiffsdeck ist Gemütlichkeit Programm.
HOLGER LEUE HOLGER LEUE
Die Hospize von Beaune gelten als Wahrzeichen des Burgunds.

Mehrfach haben wir die Gelegenheit für ein Table d’Hôte genutzt. Am Tisch einer Familie sitzen zu dürfen, gehört zu den grossartigen Erfindungen der hiesigen Gastfreundschaft. Zum Beispiel bei Michelle und Michel Sanson, die in Châ-

Ferien auf dem Hausboot

Mehrere Anbieter verfügen über Stationen in der Region, an denen Hausboote in allen Grössen gemietet werden können, darunter LeBoat (leboat.com), Locaboat (locaboat.com), Les Canalous (lecanalous.com) oder auch Nicols (nicols.com). Die Boote lassen sich ohne Bootsführerschein und besondere Vorkenntnisse mieten. Vor der Übergabe erfolgt eine gründliche Einweisung. Die Miete beträgt, je nach Bootstyp, Region und Saison, 800 bis 4800 Euro pro Woche, möglich sind auch Kurz- und Wochenendleihen. Hinzu kommen

tel Censoir am Nivernais-Kanal ein schönes Maison d’Hôte betreiben, gab es angeregte Gespräche bei Tisch und Feines aus der Französischen Küche. Und wir genossen es, wieder einmal in einem guten Bett zu nächtigen. Nachdem wir

jeweils Kaution, Betriebskosten, Liegegebühren, Versicherung, Endreinigung, Zubehör wie Velos sowie allenfalls eine Gebühr für Einwegfahrten. Luxuskreuzfahrten für Kleingruppen von 4 bis 20 Personen bieten Les Bateaux Belmond (belmond.com) und European Waterways (europeanwaterways.com) an, die auf den Kanälen des Burgunds (und anderer Weinregionen) eine Flotte von umgebauten Lastkähnen betreiben. Die meisten dieser All-inclusive-Hotelschiffe verfügen über einen Pool an Deck.

der ungezähmten Loire unsere Referenz erwiesen haben – der Kanal führt hier nebenher –, geht es in den letzten Abschnitt der Grand Tour.

In Digoin, wo der Canal du Centre beginnt, halten wir auf der «Pont Canal», um die spektakuläre Überführung des Kanals über die Loire zu bewundern. Gleich am Ende der Brücke befindet sich das ObservaLoire de Digoin, ein kleines Museum, das die Lebenswelt von Kanalarbeitern und Binnenschiffern beleuchtet.

Ein kurzes Stück geht es am Schluss entlang der Saône und wir gelangen endlich wieder an unseren Ausgangspunkt. An der Bootsstation erhalten Nicole und Nathanael das Boot zurück, ohne Kratzer und Schäden, wie wir erleichtert feststellen. Dann machen wir uns auf und nehmen den nächsten Teil der grossen Burgund-Tour unter die Räder: Mit dem Velo von Beaune nach Dijon auf dem Voie Verte entlang der Route des Grand Crus, quer durch die Weinberge der Côte d’Or.

Tipps für Gourmets

Eine Reise ins Burgund ohne Wein und gutes Essen? Unvorstellbar! Dijon ist ein kulinarisches Zentrum. Von hier aus führt die Route des Grands Crus de Bourgogne nach Beaune.

Dijon liegt keine zweieinhalb Zugstunden von Zürich entfernt und verfügt mit der «Cité Internationale de la gastronomie et du vin» über eine neue Attraktion: Themenpavillons, Erlebnisküche und Weinverkostung bieten der französischen Kochkunst und Lebensart sowie den regionalen Delikatessen eine grosse Bühne. Derzeit zu sehen ist eine Sonderausstellung zur Kulturgeschichte des Restaurants: «Et si on allait au resto?»

Auf Gourmands warten in der Stadt fünf mit einem oder mehreren Sternen dekorierte Restaurants, mehr als 30 sind es in der Umgebung. Lukullische Genüsse verspricht auch ein Besuch der historischen Halles de Dijon im Zentrum der Stadt (geöffnet Dienstag bis Samstag, in den Sommermonaten sonntags Brunch).

Zum Pflichtprogramm gehören darüber hinaus der Stadtrundgang Parcours de la Chouette und der Palast der Herzöge mit Besteigung des Tour Philippe de Bon. Die 97 ha grosse Altstadt von Dijon mit ihren mittelalterlichen Fachwerkhäusern gehört heute zum Unesco-Weltkulturerbe. Die Museen der Stadt, darunter auch das sehenswerte Musée des Beaux-Arts, bieten freien Eintritt.

Auf der Route des Grand Crus geht es nach Beaune, dem von Weinbergen mit ihren berühmten Lagen umgebenen Hauptort der Côte d’Or. Im Zentrum findet sich mit dem Hôtel-Dieu eines der Wahrzeichen des Burgunds. Das 1443 gegründete Spital für Bedürftige war bis 1971 in Betrieb. Heute dient das spätgotische Bauwerk mit seinen glasierten Ziegeldächern als Museum.

Seit je stammt der Grossteil der Einkünfte der Hospices de Beaune aus einer jährlich im November stattfindenden Wohltätigkeitsauktion der eigenen Premier und Grand Cru. Parallel dazu findet die Fête des Grands Vins de Bourgogne statt, auf der Spitzengewächse der weiteren Region – Chablis, Côte de Nuits, Mâconnais, Saône-et-Loire und Beaujolais – verkostet werden.

Beaune eignet sich bestens als Standort für Ausflüge in die umliegenden Anbaugebiete mit Besuchen von Schlössern. Nahe gelegene Weingüter mit Möglichkeit zur Degustation sind unter anderem Château de Saint Aubin und Château de Chamirey in Mercurey. Zu besichtigen sind zahlreiche prächtige Schlösser in Privatbesitz, etwa das Château de Savignyles-Beaune oder Schloss Cormatin an der Route des Châteaux im Südburgund.

Am Tisch einer Familie sitzen zu dürfen, gehört zu den grossartigen Erfindungen der hiesigen Gastfreundschaft.

Weindegustationen gehören dazu.

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CORINNE VASSELET/BFC TOURISME
Mit Wein affinierter Käse – ein Traum.
ALAIN DOIRE/BFC TOURISME ALAIN DOIRE/BFC TOURISME

Die Geschmäcker Madeiras

Madeira ist bekannt als Blumeninsel und als Wanderparadies für Naturliebhaber. Doch die Insel entwickelt sich immer mehr auch zum Hotspot für Feinschmecker. Von Christina Hubbeling

Aufeinandertreffen, Offensive, Attacke und Kapitulation – befinden wir uns etwa in einer Schlacht? Nein, selbst wenn der portugiesische Name des Lokals Desarma heisst (desarmar bedeutet entwaffnen) geht es nicht um einen Kampf, sondern um etwas Erfreuliches: Um ein kulinarisches Vergnügen in zehn Gängen, das uns Küchenchef Octávio Freitas hoch über den Dächern Funchals auftischen wird. Das Menu ist so aufgebaut, dass die ersten drei Gänge das «Aufeinandertreffen» bilden. Darauf folgen drei weitere Gänge als «Offensive». Die «Attacke» bilden der Fisch- und der Fleischhauptgang, gefolgt von der «Kapitulation» in der Form zweier Süssspeisen. Das «Desarma» befindet sich im obersten Stock des Hotels The Views Baía und würde sich tatsächlich, strategisch gesehen, ideal dazu eignen, fremde Truppen schon von weitem zu erspähen: Von hier aus hat man freie Sicht über die Stadt bis zur Bucht von Funchal. Lokal verankerte Gourmetküche Für seine exzellente Küche, mit der er die Geschmäcker seiner Heimat in einer zeitgemässen Neuübersetzung auf die Teller bringt, wurde Octávio Freitas Anfang Jahr vom Guide Michelin mit einem Stern ausgezeichnet. Mit seiner lokal verankerten Küche trägt der aufstrebende Küchenchef und erfolgreiche Gastrounternehmer massgeblich dazu bei, das Bewusstsein für die madeirische Gastronomie zu schärfen – sowohl auf dem Eiland selbst als auch über die Landesgrenzen hinaus. Freitas verwendet, wenn immer möglich, Produkte von der Insel, wie zum Beispiel Forellen aus der nachhaltigen Zucht in Seixal. Es kann zum Dessert aber auch eine süsse Ananas von den Azoren sei, die er mit heimischem gemahlenem Pfeffer würzt und mit Kokosnussglace serviert. Madeiras Gastronomieszene befindet sich im Aufbruch und wird immer spannender. Aber auch jenseits der Sternegastronomie kommt man kulinarisch auf

seine Kosten. Sei es im Restaurant Praça Velha in Porto da Cruz direkt am Meer bei einem Teller Lapas (Napfschnecken).

Diese werden in einer heissen Gusseisenpfanne serviert und mit Knoblauch, frischen Gartenkräutern und Zitronensaft verfeinert. Oder sei es in einem der vielen kleinen Lokalen im Landesinnern bei einer Schüssel Tomaten-ZwiebelSuppe, einem simplen Gericht, das, wenn mit Savoir-faire zubereitet, zur Offenbarung werden kann. Kein Wunder, wird Madeira als Feriendestination nicht nur bei Naturliebhabern, sondern auch bei «Foodies» immer beliebter.

Poncha gibt es an allen Ecken Orangen, Zitronen, Mangos, Bananen und eine Vielzahl exotischer Früchte türmen sich in den Körben und ziehen einen mit ihrem betörenden Duft an: Auf dem Mercado dos Lavradores, dem grossen Lebensmittelmarkt im Zentrum Funchals, findet man von Obst, Gemüse und Gewürzen bis hin zu fangfrischem Fisch alles, was das Herz eines jeden (Hobby-)

Kochs zum Hüpfen bringt. Gleich beim Eingang hängen getrocknete Chilis in allen Formen, Rotnuancen und Schärfegraden, aufgezogen an langen Schnüren von der Decke. Aber Vorsicht vor der Touristenfalle: Die Preise, gerade für Früchte, sind teils überteuert.

Gefährlich süffig ist der «Poncha da Madeira» – eine Mischung aus Zitrone, Honig und Zuckerrohrschnaps oder Rum. Poncha-Bars gibt es auf Madeira wie schwarze Lavasteine an den Stränden der Vulkaninsel. Wer mit dem Auto auf den kurvigen Strassen unterwegs ist, sollte jedoch die Finger von diesem erfrischenden Getränk lassen – es steig einem schneller in den Kopf als man das Wort «Saúde!» (Prost!) überhaupt aussprechen kann. Apropo Rum: In Porto da Cruz gibt es eine alte, traditionelle Brennerei, die besichtigt werden kann. Porto da Cruz ist aber nicht nur deswegen einen Abstecher Wert: Das Dorf an der Nordostküste gehört zu den schönsten Orten der Insel und ist umgeben von einer malerischen Landschaft. Imposant

ist der Adlerfelsen, der ausserhalb des Orts steil in den Himmel emporragt.

Die steilen Felswände an den Küsten sind genauso atemberaubend wie die tiefen Täler und üppig begrünten Berge im Landesinnern. Für Schwindelfreie gibt es an mehreren Stellen der Insel Aussichtsplattformen. Eine der eindrücklichsten ist Cabo Girão. Das Kliff – es zählt zu den höchsten der Welt und ist ein InstagramHotspot – befindet sich an der Südküste, zirka 15 Kilometer westlich von Funchal. Steht man auf der schwebenden Plattform aus Glas, erblickt man zwischen seinen Füssen 589 Meter weiter unten die Meeresbrandung.

Ob der Thunfisch mit Lorbeerblatt und geröstetem Knoblauch, den uns Octávio Freitas zum Auftakt des Menus serviert, aus der Gegend rund um Cabo Girão stammt, bleibt offen. Sicher ist, dass in Freitas’ Küche der lokale Cider eine Rolle spielt. Die Apfelweinproduktion hat auf Madeira eine alte Tradition, geriet etwas in Vergessenheit und wird nun seit einigen Jahren wiederentdeckt.

Honigsüsse Kapitulation Nur gerade 15 Autominuten von Funchal entfernt, befindet sich die Quinta da Moscadinha. Das historische Gehöft liegt in der Ortschaft Camacha, mitten in der Natur, umgeben von zahlreichen alten Obstbäumen. Hier entsteht einer der besten Ciders des Landes: Für ihren «Sparkling Aged Cider» wurde die Quinta da Moscadinha letztes Jahr im Rahmen des internationalen Cider World Award mit einer Medaille ausgezeichnet. Die Quinta da Moscadinha ist indes nicht nur eine Apfelweinproduktion, sondern bietet auch Gästezimmer an und verfügt über ein Restaurant, das bei den Einheimischen sehr beliebt ist. Nicht fehlen darf selbstverständlich die kleine Hausbar, in der nebst den eigenen Apfelweinprodukten auch Poncha serviert wird. Wir nähern uns allmählich der Kapitulation, sprich dem Dessert, das uns Octávio Freitas nach der Ananas von den Azoren in der Form eines kleinen, runden «Bolo de Mel» serviert. Es handelt sich dabei um einen traditionellen

madeirischen Honig-Gewürzkuchen, der an Lebkuchen erinnert. Poncha wäre jetzt nicht die richtige Getränkebegleitung. Wobei: Schenkt man den Einheimischen Glauben, so geht Poncha grundsätzlich immer. Perfekt passt hingegen das Glas Barbeito Single Harvest 2010. Der lokale Produzent ist bekannt für seine hochkarätigen Jahrgangsweine, die er im Eichenfass ausbaut. Noch nie hat sich ein Kampf mit Kapitulation so gut angefühlt.

Übernachten

The Views Baía, Funchal

Das neu renovierte Adults-only-Viersternhotel liegt rund einen Kilometer erhöht über dem Stadtzentrum und bietet einen Panoramablick auf die Bucht von Funchal.

Quinta da Moscadinha, Camacha

Die Cider-Produktion Quinta da Moscadinha verfügt auch über ein Restaurant (siehe unten) sowie über sechs Gästezimmer mit authentischem Madeira-Flair.

The Reserve, Funchal Luxuriöses Boutiquehotel, integriert im «Savoy Palace». Das neu eröffnete, zur Vereinigung der «Leading Hotels of the World» gehörende «The Reserve» verfügt über 40 Zimmer und Suiten mit Meerblick.

Einkehren

Desarma, Funchal Elegantes, mit einem Michelin-Stern ausgezeichnetes Restaurant mit lokal geprägter Gourmetküche. Das Restaurant befindet sich im obersten Stock des Hotels

The Views Baía.

Praça Velha, Porto da Cruz Einfaches, authentisches Lokal mit hervorragender lokaler Küche.

Adega do Pomar, Camacha Rustikales Restaurant in der Natur, mit eigener Cider-Produktion. Unbedingt probieren: den «Sparkling Aged Cider».

Schwerpunkt Reisen NZZ am Sonntag 12. Mai 2024 6
Sternekoch Octávio Freitas. Lapas sind eine typische Spezialität. Steile Klippen prägen die Insel Madeira. Der Lebensmittelmarkt Mercado dos Lavradores mit seinen vielen exotischen Früchten ist eine Augenweide.
CHRISTINA HUBBELING TIAGO MAYA/DESARMA ISTOCK
CHRISTINA HUBBELING
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Ferien in den

Rebbergen

(Zum) Wohl den Hotels, die in ihren Restaurants eigene Weine ausschenken und damit noch mehr Verbundenheit mit ihrer Umgebung demonstrieren können. Wir stellen drei Beispiele vor –in Italien, Frankreich und auf Mallorca. Von Michael Hannwacker

Castello di Semivicoli, Abruzzen (Italien)

Gegen Osten schaut man aufs Meer, nördlich bewundert man, wie sich das Universitätsstädtchen Chieti auf seinem Gebirgsrücken hält, im Süden bauen sich die schneebedeckten Gipfel der Maiella vor dem Auge auf. Aber unterhalb des auf einer breiten Kuppel thronenden Castello di Semivicoli findet sich partout kein Blickpunkt, von dem das Anwesen selbst zu entdecken wäre. Kein Wunder, dass man mitunter meint, von dem Schlösschen nur geträumt zu haben. Doch es ist real, einschliesslich der Reben, die darum wachsen.

Das Wunder des Castello setzt sich hinter der strengen Barockfassade fort. Denn im Foyer, in der alten Ölmühle, den Kellern, der Küche, der ehemaligen Kirche, der historischen neviera (Kühlkammer) oder in den Repräsentationsräumen des piano nobile finden sich zwar von den früheren Besitzern zurückgelassene Möbel, Gemälde oder Kronleuchter. Doch daneben, und das gilt insbesondere für die elf auf die obe-

ren Stockwerke verteilten Zimmer und Suiten, haben überall auch seltene und überraschende, von den Schlossherrinnen ausgesuchte Designstücke und zeitgenössische Kunstwerke Platz gefunden. Eine der Suiten ist 140 Quadratmeter gross und befindet sich im ehemaligen Getreidespeicher unter dem Dach.

Am Anfang stand eine Vision

Die neuen Schlossherrinnen heissen Marina Cvetic und Miriam Lee Masciarelli, und ihr Green Boutique Hotel ist eher ein schmückendes Beiwerk. Im Hauptberuf produzieren Mutter und Tochter auf 60 Parzellen 2,5 Millionen Flaschen Wein pro Jahr.

Die Geschichte der Tenuta ist spektakulär. Vor genau 40 Jahren nahm Gianni Masciarelli, Sohn eines LKW-Fahrers, nach dem Studium der Ökonomie in Pescara und des Rebenanbaus im Burgund einen Kredit auf und kaufte zwei kleine Parzellen unterhalb seines Heimatdorfes San Martino sulla Marrucina.

liegt Mitten in

Château

Lafaurie-Peyraguey,

Er war überzeugt, dass sich in den bis dahin auf billige Tischweine konzentrierenden Abruzzen grosse Weine entwickeln lassen müssten. Sein Kalkül: Die zwischen kalten Winden und brennender Sonne schwankenden Südosthänge dieser eher verlassenen Region zwischen Adria und bis auf über 3000 Meter ansteigenden Bergmassiven sollten eigentlich ideale Voraussetzugen bieten. Gianni behielt recht. Und konnte sein Werk dennoch nicht vollenden.

2008 erlag er auf einer Auslandsreise einem Herzinfarkt und hinterliess das Weingut seiner Frau, der Kroatin Marina Cvetic. Allein mit drei Kindern, noch dazu als Ausländerin, die ihren Nachnamen nie abgelegt und so ihre Eigenständigkeit betont hat, baute Marina das Vermächtnis ihres Mannes zu einem der führenden Weingüter Italiens aus, zunehmend mit Unterstützung ihrer ältesten Tochter. «Ich war gerade 18, als mein Vater starb», erzählt Miriam Lee, «Mama managte den ganzen Betrieb, und ich war ihre Assistentin». Parallel studierte sie Wirtschaftswissenschaften in Rom und pendelte mit ihrem Smart zwischen der Hauptstadt und den Abruzzen, wo sie sich um Produktion, Logistik und Kommunikation kümmerte. Für Marina und Miriam ist das Castello di Semivicoli eine Herzenssache. Schliesslich hatte Gianni das völlig heruntergekommene Schloss spontan gekauft und seiner Frau zum Geschenk gemacht. Der Wiederaufbau kostete Geld, Leidenschaft und Zeit. Allein die Rekonstruktion des mit über Schenkeln handgeformten Ziegeln gedeckten Daches habe fünf Jahre in Anspruch genommen, erinnert sich Miriam, in einem Salone im Piano nobile des Castello sitzend. «Ich habe den Schlüssel zur Glückseligkeit», hatte Marina Cvetic am ersten Abend behauptet. Bei einem Glas Cerasuolo, einem verführerisch fruchtigen, typisch abruzzesischen Sommerroten auf der Gartenterrasse des Castello di Semivicoli und mit Blick über die Weinfelder auf den schneebedeckten Gipfel der Maiella, möchte man ihr fast rechtgeben. Und sich freuen, dass es solche wundervollen Orte gibt.

Glücklicher könnte auch Bacchus nicht in eines der Betten des «Relais & Château»-Hauses fallen.

Kenner schnalzen bei der Erwähnung dieses Weinguts mit der Zunge. Denn hier, nur 40 Kilometer von Bordeaux, mitten im Sauternes-Gebiet und in direkter Nachbarschaft zum – geben wir es ruhig zu – noch etwas berühmteren Château d’Yquem, gedeiht einer der bedeutendsten Süssweine der Welt. Sein Rang ist seit fast 170 Jahren sozusagen amtlich. Als Napoleon III. anlässlich der Pariser Weltausstellung 1855 den Auftrag erteilte, «eine vollständige Liste der klassifizierten BordeauxRotweine sowie unserer grossen Weissweine» zu erstellen, wurde der aus 95 Prozent Sémillon, vier Prozent Sauvignon Blanc und einem Prozent Muscadelle komponierte Tropfen des Château Lafaurie-Peyraguey als Sauternes Premier Grand Cru Classé eingeordnet. Feiner geht es nicht.

Mario Botta gestaltete mit Das bilderbuchschöne Schloss selbst ist deutlich älter. Die Türme der ursprünglichen Wehranlage stammen noch aus dem 13. Jahrhundert, in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts hat sie ein Sieur Raymond Peyraguey zum repräsentativen Ansitz ausgebaut. Zeitgleich, 1618, pflanzte er die ersten Reben.

Seit ziemlich genau sechs Jahren steht das Château nun als Hotel und Restaurant auf dem Prüfstand, auf dem es sich nur nach den höchsten Kriterien messen lassen will. 2014 hatte das Elsässer Kristallhaus Lalique das Schloss übernommen und vier Jahre später mit nur 13 Zimmern und Suiten und einem von dem Tessiner Stararchitekten Mario Botta entworfenen Restaurant als kleines Hotel mit höchsten Ambitionen eröffnet – eine Premiere. Denn damit war das Château Lafaurie-Peyraguey das erste Premier-Cru-Weingut, das seine Türen für zahlende Übernachtungsgäste öffnete.

Das Interieur prägt die nach wie vor im Elsass produzierende Glasmanufaktur deutlich mit. Sie verortet die schmucke Herberge mit grosszügig eingesetzten Designelementen irgendwo zwischen der Belle Époque und den Roaring Twenties, der Ära also, in der René

NZZ am Sonntag 12. Mai 2024 8 Schwerpunkt Reisen
Die junge Schlossherrin Miriam Lee Masciarelli.
DEEPIX
Das Château Lafaurie-Peyraguey wurde vor sechs Jahren als Hotel eröffnet und
MICHAEL HANNWACKER

Lafaurie-Peyraguey, Bordeaux (Frankreich)

Lalique besondere Automobile mit seinen kristallenen Kühlerfiguren veredelte. Für die Gestaltung verantwortlich waren Milliardärsgattin Tina Green und Pietro Mingarelli aus Monaco, die schon die Maison-Kollektion von Lalique verantworten durften. «Ich habe versucht, mir vorzustellen, wie René Lalique für dieses Jahrtausend entwerfen würde, und dies in etwas zu interpretieren, das für den heutigen Lebensstil funktioniert», erläuterte Green ihr Vorgehen der «New York Times». Herauskamen etwa wertvoll gerippte Armaturen in den Marmorbädern. Die natürlich auch mit Objekten von Lalique ausgestattet sind.

Auch das kulinarische Niveau funkelt. Jérôme Schilling, der sich zuvor unter Dreisternekoch Jean-Georges Klein als Chef exécutif in der Villa René Lalique im elsässischen Wingen-sur-Moder den letzten Schliff geholt hatte, darf sich in seinem 40-Gedecke-Reich mittlerweile selbst mit zwei Michelin-Sternen

schmücken. Mehr noch, seit zwei Jahren trägt er den Titel eines «Meilleur Ouvrier de France», den die Grand Nation an Personen vergibt, die in ihrem Handwerk herausragen. Wer eines seiner Fünf-Gang-Menus probiert, die, ganz auf Sauternes abgestimmt, mit diesem Wein auch experimentieren und Traubenmost, Weintrub oder Rebschösslinge einsetzen, möchte die Auszeichnung gleich ein zweites Mal vergeben. Dazu passt an langen Sommerabenden der Blick aus den bodentiefen Glasfenstern hinaus zu den in das Licht des Sonnenuntergangs getauchten Weinbergen, der Inspirationsquelle. Rund 2600 verschiedene Etiketten (darunter auch ein extrem rares Eigengewächs aus dem Jahr 1893) versammelt die beispiellose Weinkarte; in den Kellern des Château lagern 350 000 Flaschen. Glücklicher könnte sich auch Bacchus nicht in eines der Betten des «Relais & Châteaux»-Hauses fallen lassen – und beim Aufwachen die endlosen Reben im Blick haben.

Grand Hotel Son Net, Mallorca (Spanien)

Als die ersten Herren von Son Net vor 350 Jahren das Haus errichteten, dachten sie noch nicht an Wein. Die Hanglage wäre zwar ideal gewesen, die Südlage auch, ebenso wie die Nähe zu den respektgebietenden Felswänden der Tramuntana, die tagsüber die Wärme speichern, die sie nächtens abstrahlen können.

Doch die Wohlgeborenen der Familie Net wollten mit ihrem Son («grosses Haus»), dessen Architektur mit seiner asymmetrischen, von einer dreibogigen Loggia aufgelockerten Fassade und dem grossen, baumbestandenen Innenhof mehr an italienische Landsitze aus der Renaissance als an einen spanischen Palaçio erinnert, vor allem beeindrucken. Wuchernde Reben statt einer repräsentativen Parkanlage passten da vermutlich nicht in den Plan.

Opulent statt minimalistisch Erst dem Vorbesitzer der jetzigen Eigentümer gefiel es, den etwa einen Hektar grossen, von der herrschaftlichen Auffahrt umrahmten Hang vor der Ostseite des Castillo mit Reben zu bepflanzen. Das war vor acht Jahren. Ein ernsthaftes Projekt wurde der Weinberg aber erst in den letzten Jahren.

2020 hatte Javier López Granados, Besitzer der von seiner Gästeschar umschwärmten Finca Cortesin oberhalb von Málaga, die Regie über die famose Finca in beispielloser Lage übernommen und eine gross angelegte Reinkarnation des alten Herrenhauses in Auftrag gegeben. Die Gestaltung übergab der Impresario an Lorenzo Castillo, Kunsthistoriker und -sammler aus Madrid und einer der begehrtesten Interior-Designer Spaniens. Mit einem gekonnten Mix aus im gehobenen Handel erworbenen oder seiner eigenen Sammlung entnommenen, oft museumsreifen Antiquitäten übertrug Castillo seinen ganz persönlichen Erbstück-Maximalismus auf die öffentlichen Räumlichkeiten. Die mit hochflorigen Orientteppichen ausgelegten Böden und die reich gemusterten Wandbespannungen, auf denen sich barocke Portraits und Stadtlandschaften in blattgoldenen Rahmen verteilen, sagen der Ära des Minimalismus endgültig adieu. Das Ergeb-

Das Ergebnis wirkt wie die leidenschaftliche Nachahmung eines Adelssitzes aus dem 17. Jahrhundert.

nis wirkt weniger wie eine Renovierung als vielmehr wie die leidenschaftliche Nachbildung eines Adelssitzes aus dem 17. Jahrhundert. Für ein Grand Hotel ist Son Net eher klein, fast intim. Das liegt aber auch daran, dass die Betreiber den nur 31 Zimmern und Suiten ausgesprochen grosszügige Ausmasse gönnen. Auch hier ist die Ausstattung verschwenderisch: Die majestätischen Himmelbetten umgibt Castillo mit kostbaren Tapeten, üppigen Polstermöbeln und Vorhängen aus schweren Stoffen in den für ihn typischen Akkorden aus kräftigen und manchmal ziemlich mutigen Farben. So thront der pinkfarbene Palaçio über dem leicht verschlafenen Puigpunyent, ein ursprüngliches Dorf, das, obwohl kaum 20 Autominuten von Palma entfernt, beinahe ein Dornröschendasein fristet. Im Hintergrund ragen der ikonische Puig de Galatzó und die anderen Gipfel der Tramuntana auf; um das Haus selbst gedeiht ein parkartiger Garten –

und ein Weinberg, der auf maximal 2500 Flaschen pro Jahr angelegt ist und vom aus Mendoza, Argentinien, stammenden Önologen Leo Borsi betreut wird. Es ist nicht der Ehrgeiz, hier einen Wein zu erzeugen, der zur Spitze der auf den Balearen hochgezogenen Gewächse aufschliesst. Aber tadellose Qualität abliefern, das will man schon. «Einen schönen, frischen, trockenen Weisswein aus der für Mallorca typischen Malvasia-Traube», gibt Managing Director René Zimmer vor. Ein Wein, der bei den Proben in stimmungsvollem Ambiente nicht spürbar hinter den begleitend angebotenen mallorquinischen Tropfen abfällt und den Besuchern, die eine Flasche mit dem eleganten Etikett in ihrer Suite als Geschenk vorfinden, Respekt abnötigt. Und der beim Lunch im «Gazebo», der zwanglosen, von Sonnenschirmen beschatteten Sommerterrasse auf der Westseite, die Speisenden beschwingt. Und abends im Fine-DiningRestaurant Mar & Duix zu den Vorspeisen eine gute Figur macht.

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Das opulente Château Lafaurie-Peyraguey gehört zur Lalique Group. in den Rebbergen des französischen Weinanbaugebiets Bordeaux. Das Son Net produziert einen tadellosen Malvasia-Weisswein.
SON NET
Das verwunschene Grand Hotel Son Net liegt am Fusse des Tramuntana-Gebirges.
RETOG UNTLI, AGI SIMOES SON NET

Wellenmusik plätschert. Jetzt schnell aufwachen, das Badekleid oder die Badehose überstreifen und vor dem Frühstück ins grosse Blau hüpfen. Manche Hotelperlen machen es möglich, weil sie traumhaft direkt am Meer liegen. Zwanzig Mal pures Ferienglück, von Italien bis Cornwall und von edel bis preiswert. Man wünschte, man wäre schon da. Von Claus Schweitzer

Ein Bett am Meer

Mallorca: Can Simoneta, Canyamel

Eine Olivenbaum-Allee führt zu dem einstigen Finca-Ensemble auf einem Hochplateau über der Bucht von Canyamel. Hier, an der Ostküste der Mittelmeerinsel, betreibt die Familie Font del Olors bereits seit fünf Generationen einen grossen Gutsbetrieb, mit eigener Schafzucht sowie eigenem Weizen-, Wein- und Olivenanbau. Vorne zur Meerfront breitet sich ein zauberhafter Park aus, darin befinden sich zwei alte Hofgebäude, die der einheimische Architekt Antoni Esteva 2005 zu einem verschwiegenen Hotel umgebaut hat. Die 26 schlicht-schönen, luftig gestalteten Zimmer nehmen mit viel Weiss und erdigem Ocker die Farben der umgebenden Landschaft auf. Dazu passen mallorquinische Leinenstoffe und unbehandelte Terrakottaböden. Beim Öffnen der Zimmerfenster hört, riecht und sieht man das Meer. Eine steile Wendeltreppe führt hinab sowie ein sanft abfallender, fünfminütiger Pfad durch ein Pinienwäldchen. Der hoteleigene Strandabschnitt ist felsig und zackig, weshalb manche Gäste mit Badeschuhen ins glasklare Wasser springen. Andere buchen das Motorboot für eine Stunde Wasserski oder für eine Spritztour ins nördlichere Cala Rajada, einem der touristischen Hotspots der

Insel mit Bars und Restaurants. Ein öffentlicher Sandstrand liegt 300 Meter entfernt. Die meisten Gäste verlassen jedoch die Hotelanlage während ihres gesamten Aufenthalts nicht – jeder findet hier genug Raum für sich und vor allem sein persönliches Lieblingsplätzchen, sei es in der Hängematte im Schatten einer Pinie oder an einem der beiden Pools. Dank der Devise «Adults only» (ab 16 Jahren) hat man im «Can Simoneta» wirklich seine Ruhe. Ausser Vogelgezwitscher und Grillenzirpen hört man lediglich freudige Rufe von Badenden und Lachen von der Restaurantterrasse mit Blick über die Bucht. Hier beginnt man seinen Tag

Die Alternative

Pleta de Mar, Canyamel Direkt angrenzend an den Hotelpark des «Can Simoneta» hat 2017 das «Pleta de Mar» eröffnet, ebenso grosszügig in die mediterrane Uferlandschaft eingebettet, doch ausschliesslich mit 30 geräumigen Suiten, die in ihrer sublimen Zen-Ästhetik an asiatische Luxus-Bungalows erinnern und doch vollkommen mallorquinisch sind.

mit einem Cortado, frischem Obst und täglich wechselnden Tapas-Häppchen wie Zucchiniblüten mit Ziegenkäse oder Krabbenstückchen mit Fenchelpüree, die schon morgens Lust aufs Abendessen machen. Und wenn einem dann doch mal Lamm in dreierlei Varianten oder Steinbutt in der Salzkruste zu sehr «Gericht» sind, bestellt man einfach einen Caprese-Salat und einen Teller Pasta auf seine private Zimmerterrasse. Diese Individualität spricht stille Meer-Sehnsüchtige an, die mit dem demonstrativen Luxus mancher bekannterer Hotels auf Mallorca nichts anfangen können.

Côte d’Azur: «Les Roches Rouges», Saint-Raphaël

«Ganz unten an der Küste Südfrankreichs, zwischen Saint-Tropez und Monte-Carlo, stösst die wirkliche Welt an ihre Grenzen», schrieb die Autorin Gabriele Riedle. «Dort ist das Blau des Himmels herabgestürzt auf das Meer, das seinen sahnigen Schaum über das zarte Zwischenreich ergiesst, in dem Wünsche zu haben Pflicht ist und der Mensch dazu eingeladen wird, die Ewigkeit im Augenblick zu leben.» Man ahnt, was sie damit meint. Tausendfach totgesagt, hat die Côte d’Azur ihre Strahlkraft ebenso oft wiedererlangt. Sie wird wohl immer eine sehr privilegierte Küste bleiben – vor allem an den beiden Caps und an einzelnen besonders schönen Uferabschnitten wie demjenigen vor dem «Les Roches Rouges». Das Gebäude in modernistischer Cremeschnitten-Architektur ist zwar keine Schönheit, doch ist dieser Nachteil schnell vergessen, sobald man das Hotel betritt und auf die Bucht der Île d’Or blickt, mit dem rot gefärbten Esterel-Küstengebirge zur Linken und dem «Grand Bleu» vor jedem der 44 Zimmerbalkone. Die lichtdurchfluteten Interieurs präsentieren sich in skandinavischem Chic, es gibt zwei Pools, zwei Restaurants, Yoga und Massagen im Freien mit dem Rauschen der Wellen. Die nahen Touristenzentren scheinen weit weg.

Die Alternative

Grand Hôtel du Cap-Ferrat, Saint-Jean-Cap-Ferrat

Das formidabel an der Südspitze der Halbinsel Cap-Ferrat nahe Nizza gelegene, in den «Goldenen Zwanzigern» des letzten Jahrhunderts erstmals aufgeblühte Hotel hat wesentlich zum Mythos der französischen Riviera beigetragen – zunächst als winterlicher Unterschlupf, denn bis in die späten Dreissigerjahre war die Sommersonne bei der distinguierten Clientèle aus dem Norden verpönt. Seit 2015 wird das Grand Hôtel von der Four-Seasons-Gruppe betrieben, mit einem Serviceverständnis, das persönlich-aufmerksam und zugleich von professioneller Distanz ist. Von den beiden Restaurantterrassen unter riesigen Pinien sowie von den meisten Zimmern hat man einen 180-Grad-Meerblick, sieht betörende Sonnenuntergänge, unvergessliche Sternenhimmel. Den Tag verbringt man im hoteleigenen Beach-Club inmitten duftender Mittelmeervegetation über den Klippen. Rund um den 33 Meter langen Salzwasserpool verteilen sich weiträumig private Cabanas. Es ist eine Hotelanlage, deren Schönheit man nie vergisst. Und nach der man immer ein Stück Sehnsucht haben wird.

NZZ am Sonntag 12. Mai 2024 10 Schwerpunkt Reisen
Ruhe und Raum für sich auf Mallorca. Mallorca hat sein Image einer Rambazamba-Insel abgestreift und wird immer Blick auf rote Felsen in Saint-Raphaël. FOTOS: PD

Meer

Amalfitana: «Il San Pietro», Positano

Das «San Pietro» hat einen Charme und einen Zauber, den kein neues Hotel auf dem Reissbrett entwerfen kann. Auf einer Felsnase über einer privaten Badebucht, zwei Kilometer ausserhalb des Küstendorfs Positano gelegen, wurde dieses unaufdringlich luxuriöse Hideaway in den Sechzigerjahren vom Grossonkel der heutigen Gastgeber mit der Vision begründet, die Hotelanlage so subtil in die mediterran bewachsene Klippenlandschaft einzubetten, dass sie von aussen kaum wahrnehmbar sein sollte. Was vollauf gelang – von Positano oder vom Schiff aus ist das «San Pietro» nur für wissende Augen ersichtlich. Auch rechte Ecken und scharfe Kanten wurden tunlichst vermieden, um sinnlichen Formen Raum zu geben. «Das Universum besteht aus Kurven», wird das Mantra des Gründers auf der Hotelwebseite zitiert. «Die Kurven finde ich in den Bergen meines Landes, im Körper einer schönen Frau, in den Wolken am Himmel und in den Wel-

len des Meeres.» Heute führen die Gebrüder Carlo und Vito Cinque das Hotel, das mittlerweile auf 57 Zimmer angewachsen ist, und es präsentiert sich charmanter denn je. Nur das Verhältnis von Preis und Leistung ist in der sommerlichen Hochsaison – wie inzwischen vielerorts an Italiens Küsten und ganz besonders an der Amalfitana – ausser Kraft gesetzt.

Die Alternative

Villa San Michele, Castiglione di Ravello Die reizvolle weisse Villa verzichtet auf jegliches Chichi und liegt inmitten der terrassierten Felsen, die dramatisch steil ins Meer abfallen. Das Brechen der Wellen ist vom Bett aus zu hören. Von Zimmerbalkon und Garten geht der Blick über Zitronenbäume und Bougainvilleen weit hinaus in die Bucht von Amalfi. Sonnenuntergänge werden hier zu Naturschauspielen.

Bassin d’Arcachon: La Co(o)rniche, Pyla-sur-Mer

«La dune», wie man den höchsten Sandhaufen Europas nahe von Bordeaux auch nennt, überragt südlich des Städtchens Arcachon den riesigen Pinienwald. Die Gegend an der Atlantikküste ist aufgrund ihrer landschaftlichen Einzigartigkeit ein Naturschutzgebiet, und die Strände um die Düne von Pilat zählen zu den beeindruckendsten in Frankreich. Dies wissen auch viele Besucherinnen und Besucher, die tagsüber in grosser Anzahl die 100 Meter hohe Wanderdüne beklettern – sei es durch tiefen Sand über die steile Ostflanke oder über eine robuste Treppe an der nordöstlichen Ecke. Die Magie dieses surreal anmutenden Naturspektakels beginnt besonders ab dem frühen Abend zu wirken, nachdem die Tagestouristen abgezogen sind und sich Ruhe ausbreitet. Dann gehört die Dünenlandschaft den Gästen, die eines der 29 Hotelzimmer

oder einen Tisch im Restaurant La Co(o)rniche reserviert haben. Es sind heiter stimmende Logenplätze auf die Natur, im verspielten Design von Philippe Starck. Aus der Küche kommen frische Austern, Thunfisch-Carpaccio und Poulet rôti, und der manchmal gar legere Service wird durch das einzigartige Gesamterlebnis wettgemacht.

Die Alternative Hôtel Ttiki Etchea, Pyla-sur-Mer

Das ortstypische Gebäude im baskischen Villenstil verfügt über 27 sehr einfache, doch gepflegte Zimmer und betört durch seine Hammerlage im Pinienwald über dem Sandstrand Pilat Plage. Zur Düne von Pilat sind es zwei Kilometer zu Fuss.

Costa Brava: Hostal Empúries, L’Escala

Sollten Sie beim Wort Costa Brava kurz gezuckt haben, dann werden Sie hier, an einer der romantischsten Lagen an der katalonischen Küste, staunen. Im südlichen Teil des Golfs von Roses überblickt dieses unprätentiöse Wohlfühlhotel eine kleine, kaum bebaute Sandbucht. Das «Hostal Empúries» ist vor etwas mehr als hundert Jahren als Unterkunft für Archäologen entstanden, welche die griechischen und römischen Ruinen von Empúries freilegten. Diese sind seitdem in der unmittelbaren Nachbarschaft zu besichtigen. Auch zum Dorf Sant Martí d’Empúries, ins Küstenstädtchen L’Escala sowie zu weiteren lauschigen Stränden sind es jeweils nur kurze Spazierwege, zudem stehen im Hotel Fahrräder bereit. Vor ein paar Jahren kamen 19 moderne Zimmer, ein zweites Restaurant und ein kleines Spa hinzu, und vom Einsatz er-

neuerbarer Energie bis zu den Produkten in der Küche ist alles so umweltbewusst konzipiert, dass man seinen Strandurlaub mit bestem Gewissen geniessen kann.

Die Alternative

Hotel Aigua Blava, Begur Anders als viele andere Buchten an der mehrheitlich zubetonierten Costa Brava konnte die Bahía de Aiguablava viel von ihrem ursprünglichen Reiz bewahren. Direkt über der zerklüfteten, von Pinien gesäumten Küste sorgt die Gastgeberfamilie Sabater bereits in vierter Generation für ein unbeschwert spanisches Lebensgefühl. Für Wanderfreunde führt der Fernwanderweg «Camí de Ronda» an der Bucht vorbei.

Korsika: «Domaine de Murtoli», Sartène

Dass Korsika zu den mediterranen Trenddestinationen zählt, ist einzigartigen Zufluchten wie der «Domaine de Murtoli» an der rauen Südwestküste zu verdanken. Das Landgut besteht aus 20 mehrhundertjährigen Bauern- und Hirtenhäusern, die zu komfortablen Feriendomizilen mit jeweils eigenem Pool umgewandelt wurden und verstreut über das teils wilde, teils landwirtschaftlich genutzte Privatgrundstück liegen. Vor drei Jahren kam im Herzen der Anlage das authentisch-luxuriöse «Hotel de la Ferme» mit neun Zimmern hinzu. Es gibt einen eigenen Strand mit allerlei Wassersportmöglichkeiten und Outdoor-Beach-Spa, einen 12-Loch-Golfplatz, drei Restaurants und 2500 Hektar Auslauf. Man fühlt sich wie in einem privaten Naturschutzgebiet. Das Gastgeberteam ist freundlich,

das Essen fantastisch, und mit jedem Ferientag verwirft man das sorgfältig geplante Ausflugsprogramm.

Die Alternative

U Capu Biancu, Bonifacio Ebenfalls im Süden der Insel, doch an der anmutigeren Ostküste, ist das «U Capu Biancu» der ganze Stolz der Familie Limongi, die in zwei Generationen für das Wohl der Gäste sorgt. Spätestens beim Erkunden der drei eigenen Strände senken sich die Schultern der Erholungssuchenden um fünf Zentimeter, und zum Frühstück lassen sich mit etwas Glück Delfine im Golf von Santa Manza beobachten.

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mehr zum Wohlfühlort für Ruhesuchende und Lifestyle-Traveller.
Zauberhafte Strände am Atlantik. Korsika: Raue Schönheit. Romantik an der Costa Brava.
Fortsetzung auf Seite 12
Die Amalfiküste ist ein Sehnsuchtsort.

Fortsetzung

Ischia: Hotel Mezzatorre, Forio

Die sonnenverwöhnte, von üppiger mediterraner Vegetation und zahlreichen Thermalquellen geprägte Vulkaninsel im Golf von Neapel ist rund viermal grösser als die 32 Kilometer südlich liegende Schwesterinsel Capri und in einer knappen Stunde mit dem Tragflügelboot von Neapel aus erreichbar. An der nordwestlichen Spitze Ischias zeigt sich die Natur besonders grün – und die von Pinien bewachsene Küstenlandschaft besonders dramatisch. Hier hat die Hotelière Marie-Louise Sciò (die bereits das legendäre «Il Pellicano» in der Toskana betreibt) unlängst das schlösschenartige «Mezzatorre» zu neuem Leben erweckt – und dabei alles richtig gemacht. Scheinbar mühelos gelingt es ihr, das Gefühl von ungekünstelter Italianità und integerer Gastlichkeit aufkommenzulassen. «Bei uns findet man alles, was man braucht, aber nichts Unsinniges darüber hinaus», sagt Marie-Louise. Raffiniert ge-

steuerte Natürlichkeit, das ist der Stil des Hotels und seiner Küche. Und wenn das Wetter mal schlechte Laune hat, lädt das Spa zum Wellnessen ein. Ausserdem: 30 Spazierminuten entfernt, bezaubert der botanische Garten mit 3000 verschiedenen Pflanzen.

Die Alternative

Hotel Regina Isabella, Lacco Ameno Mit architektonischer Zurückhaltung liegt das «Regina Isabella» in einer ruhigen Bucht von Lacco Ameno, Ischias elegantestem Städtchen. Alles ist überschaubar und doch irgendwie gross –schliesslich kann man aus verschiedenen Restaurants und Bars, Thermal-Pool und Meer wählen, und ein Spa mit guten Therapeutinnen gibt es auch.

Paros: «Avant Mar», Naoussa

Weiss und blau, blau und weiss. Viele der rund 1300 Inseln, die in der Ägäis zwischen dem griechischen und dem türkischen Festland liegen (die Zahl kennt niemand so genau), werden dieser Klischeevorstellung vollauf gerecht. Paros zum Beispiel, wo weder Sonnenanbeter noch Meeresliebende oder Wassersportler zu kurz kommen und auch Bonvivants, Feinschmecker und Nachteulen glücklich werden. Das Einzige, was der 21 Kilometer langen und maximal halb so breiten Kykladen-Insel lange fehlte, waren herausragende Unterkünfte. Doch in jüngster Zeit wurde dieses Manko überzeugend behoben. Ein Blick ins «Avant Mar» beim Piperi-Strand im Hafenstädtchen Naoussa genügt, um eine verfeinerte Hotelkultur aufblühen zu sehen. Wer einmal in einem der 38 Zimmer eingecheckt hat, will gar nicht wieder weg. Für kulinarische Abwechs-

lung sorgen das «Matsuhisa Paros» (japanisch-peruanische Fusionsküche) und das auf lokale Spezialitäten und frischen Fisch fokussierte Restaurant Thymes.

Die Alternative

Cosme, Naoussa Am Agioi-Anargyroi-Strand etwas ausserhalb von Naoussa gelegen, versucht dieser ambitionierte Hotelneuling, sich mit leiser Eleganz und souveräner Service-Exzellenz in der obersten Meeres-Liga zu positionieren und gutbetuchten Genussmenschen genügend Gründe zu liefern, sich von den bisherigen (noch teureren) Strandresorts auf Mykonos, Kreta oder der Athener Riviera abzuwenden.

Ostsee: Grand Hotel Heiligendamm, Bad Doberan

Sein Zimmer in der schneeweissen Hotelanlage zu betreten, das ist, als bekäme man an einem heissen Tag eine riesige Schale mit Zitronensorbet serviert. Der erfrischende Effekt setzt sogar schon vorher ein: Kaum wird man von der Hotelcrew in Empfang genommen, sind die zwei, drei Stunden Fahrt von Hamburg oder Berlin vergessen. Der trübe Film im Kopf mit den Bildern von Tankstellen, Autobahnkreuzen und diffusen Ortschaften, die man auf dem Weg hierher passierte, verlöscht. Jetzt gibt es nur noch die Bühne von Heiligendamm, wo im Jahr 1793 die bis dato unbekannte englische Mode, im Meer zu baden, nach Deutschland importiert wurde. Friedrich Franz I., Herzog von Mecklenburg, erhielt von seinem Leibarzt den Rat, aus gesundheitlichen Gründen die heilenden Kräfte des Meeres zu geniessen, worauf der Strand des Heiligen Dammes beim europäischen Hochadel zum Inbegriff für luxuriöse Sommerfrische wurde.

Anders als viele moderne Hotelanlagen besitzt Heiligendamm einen echten «sense of place», als würde es genau hier und nirgendwo anders hingehören. Von aussen wirkt das klassizistische Gebäude-Ensemble wie in die Landschaft hineinkomponiert – hinten unendliche Buchenwälder, vorne der kilometerlange Sandstrand mit den übergrossen Strandkörben. Selbst Schnelldrehern dürfte es leichtfallen, hier ein paar Gänge runterzuschalten oder sogar die Langsamkeit zu entdecken.

Die

Alternative

Weissenhaus, Ostholstein An einem langen Strand, hinter dem die Ostsee glitzert, lädt dieser leidenschaftlich geführte, aus mehreren historischen Gebäuden und einem riesigen Park bestehende Rückzugsort zum Entspannen und Entschleunigen ein. Maximal 120 erwachsene Gäste ab 12 Jahren finden hier kultivierte Abgeschiedenheit und können sich grandios von der Gewöhnlichkeit der Welt wegträumen.

Cornwall: «The Nare», Veryan

Wunderbar altmodisch und zugleich wahnsinnig gemütlich ist dieses weltentrückte, gartenumgebene «Country House by the Sea» am breiten Sandstrand in der Carne Bay. Es gibt einen Krocket-Rasen, einen richtigen Afternoon Tea, dicke Teppiche in den 40 geräumigen Zimmern sowie Wandtapeten mit tropischen Blumen- und Vogelmotiven. Beim Abendessen werden klassische Fleisch- und Fischgerichte noch vor den Augen der Gäste am Tisch zubereitet, ebenso die flambierten Desserts. Im «The Nare» kam guter alter britischer Stil nie aus der Mode. Das schmucke Ausflugsboot «Alice Rose» wird gelegentlich vom Hotelbesitzer Toby Ashworth persönlich gesteuert, und für Strandspaziergänge bei zweifelhaftem Wetter stehen Gummistiefel und liegen Regenjacken in allen Grössen bereit.

Die Alternative

Scarlet, Mawgan Porth Cornwall, die Grafschaft im äussersten Südwesten Englands, ist ein Landstrich für grosse Gefühle, mit wilden Küsten, grünen Hügellandschaften und putzigen Dörfern. Das «Scarlet» ist ein stimmiger Ausgangspunkt an einer kleinen Sandbucht an der Nordküste, mit bodentiefen Fensterfronten in den 37 Zimmern. Der Spa-Bereich ist grosszügig, das Essen ausgezeichnet und alles einem nachhaltigen Spirit untergeordnet. Der Service mag nicht immer zur Stelle sein, doch der Empfang ist top: Wenn man nach einem Jahr wiederkommt, wird man so freundlich begrüsst, als wäre man kurz für einen Strandspaziergang aus dem Haus gegangen.

Seit der Totalrenovation 2003 bewegte sich das Grand Hotel zwischen Traum und Pleite. Mit den weiteren Erneuerungen scheint das Hotelteam jedoch neuen Elan gefasst zu haben.

Sommerfrische an der Ostsee.

«The Nare»: Cornwall zum Wohlfühlen.

Schwerpunkt Reisen NZZ am Sonntag 12. Mai 2024 12
Ischia: Nostalgie trifft Italianità. «Avant Mar»: Paros für Bonvivants. Zur Ruhe kommen im Can Simoneta auf Mallorca. Grandezza an der Côte d’Azur: Grand Hôtel du Cap-Ferrat.
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FOTOS: PD

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Brighton? Twelve Points!

Seitdem ABBA vor 50 Jahren den Eurovision Song Contest in Brighton gewann, feiert die englische Küstenstadt sich mehr denn je. Von Tina

Wonach Brighton riecht? Nancy Meiland legt den Kopf kurz schief, um nach dem Bruchteil einer Sekunde zu antworten: «Nach der See, nach Donuts und nach Fish and Chips.» Sie muss es wissen: Die Engländerin, blondes Haar auf dem Kopf und blauer Batik-Sweater am Körper, ist Parfümeurin. Vor zwei Jahren eröffnete sie in Brighton das nach ihr benannte Geschäft «Nancy Meiland Perfumes». In einer der «Lanes», kleine Gassen, in denen im 16. Jahrhundert die Fischer wohnten. Damals hiess der Ort noch Brighthelmstone und der Geruch von Dorsch und Aal hing in der Luft, das Eau de Cologne des Meeres. Längst sind die alten Fischer-Cottages verschwunden, mitgerissen vom Sog der Gezeiten. Der Charme des Viertels aber ist geblieben: In die historischen Häuser sind Boutiquen und Cafés gezogen, in den Schaufenstern der Juweliere funkeln Diamanten und Saphire. Tiefblau wie der Atlantik, der nur wenige Meter entfernt seine Wellen ans Ufer wirft. In den Regalen von Nancy Meilands Laden stehen elf von ihr kreierte Düfte. Hergestellt aus recycelten Ölen, hundert Prozent natürlich und vegan. Ein bunter Mix an Inhaltsstoffen, genauso eklektisch wie die Menschen, die es nach Brighton zieht. Zwar wird das Küstenstädtchen im

Süden Englands aufgrund seiner Nähe zur Hauptstadt – der Zug braucht nur eine Stunde von der Victoria Station bis ans Meer – auch «Badewanne Londons» genannt. Weil die gestressten Grossstädter am Wochenende in Scharen anreisen, um am Kieselstrand Anzug gegen Badehose zu tauschen. Meiland findet den Vergleich zu Kalifornien aber passender: «Brighton ist für mich das Los Angeles von England. Voll von Kreativen, die sich hier ihre Wünsche erfüllen wollen.»

Wie von einem anderen Stern Einer der vielleicht grössten manifestierte sich vor genau fünfzig Jahren. Wurde Realität für vier unbekannte Schweden, deren «Waterloo» sich nicht als krachende Niederlage entpuppte, sondern als Startschuss für eine internationale Karriere. Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid? Bevor das singende Quartett am 6. April 1974 beim Eurovision Song Contest die Bühne des Brighton Dome betrat, waren ABBA nur vier Buchstaben, hatte kaum jemand von der Band gehört, die zu einer der erfolgreichsten der Welt werden sollte. Jacqueline Shevlin, damals 15 Jahre jung, erinnert sich genau an den Moment, als sie ABBA zum ersten Mal sah. Die vier Musiker stiegen aus dem Fahrstuhl und ihr war klar: Die werden siegen! «Sie hatten das Wort ‹Gewinner› quasi auf der Stirn stehen», erzählt die heute 65-Jährige. «Sie trugen Pailletten und Samt, in den buntesten Farben.

Zuvor hatte ich noch nie einen Mann in silber glänzenden Plateauschuhen gesehen. Wie alle anderen war ich fasziniert. Die Musiker sahen aus, als wären sie dem Raumschiff Enterprise entstiegen.»

Überhaupt: «Dass so ein Event in unserer Heimatstadt stattfand, war surreal.» Als das Lied «Waterloo» zwei Tage später die Charts stürmte und in elf Ländern zum Nummer-eins-Hit avancierte, wollten Jacquelines Klassenkameraden ihr nicht glauben, dass sie live beim Eurovision Song Contest dabei war, im Publikum sass, in einem Brautjungfernkleid zwischen lauter schwarzen Anzügen und glänzenden Abendroben. Lautete der Dresscode des Fensehsenders BBC für die Gäste doch «Black Tie». Wie ein Teenager es in den Saal schaffte, in dem – ganz anders als heute – vorrangig Menschen mit grauen Haaren Beifall klatschten? «Mein Vater Peter O'Byrne war der offizielle Fotograf der Hotels in Brighton. Jeden Abend fuhr er in die Stadt und fotografierte Hochzeiten, Feiern, Konzerte. Natürlich auch den ESC. So konnte ich auch bei der Aftershow-Party dabei sein und ein Autogramm von ABBA ergattern.» Über Nacht zum Star

Bis der Eurovision Song Contest, der grösste Musikwettbewerb der Welt, Brighton selbst über Nacht zum Star machte, war die Stadt vor allem als Konferenzzentrum bekannt. «In den 1960ern und 1970ern kamen fast alle Politiker

und Politikerinnen nach Brighton», erzählt Shevlin. Auch die einstige Premierministerin Margaret Thatcher, die im Hotel «The Grand Brighton» 1984 beinahe einem Anschlag zum Opfer fiel. Die Bombe der IRA liess einen Teil des Gebäudes zusammenfallen – heute strahlt die viktorianische Fassade wieder butterfarben im Sonnenschein, als sei nichts gewesen. Vor der Drehtür parkieren Lamborghinis und Porsches, im Restaurant Cyan gabeln Einheimische und Touristen ihren Sunday Roast auf. Das 5-Sterne-Hotel liegt zwischen dem Stadtteil Hove und dem legendären Brighton Palace Pier, auf dem Karussells, einarmige Banditen und Tarotkartenleser den Zauber von alten Wanderzirkussen hervorrufen, ohne zu wandern. 1997 wurde Hove mit Brighton zur Stadt «Brighton and Hove» zusammengelegt – in «einer feindlichen Übernahme», wie viele Einwohner sich immer noch entrüsten. «Die Leute in Hove betonen stets, dass sie hier wohnen und nicht in Brighton», sagt Giacomo Francia schmunzelnd. Der Hamburger mit italienischen Wurzeln ist Geschäftsführer des Bistros «Oeuf». Das Türkis der Holztür erinnert verdächtig an die berühmten LaduréeBoutiquen, in denen Macarons die Zunge und das Leben versüssen. Französischer Chic an der englischen See. Inhaberin Amber Sterck habe sich inspirieren lassen, gibt Francia offen zu. Findig waren in Brighton eben nicht nur die Seeräuber.

«Amber hat ‹Oeuf› im Oktober 2020 eröffnet. Während des Lockdowns haben viele Geschäfte in Brighton aufgemacht, man hat Unterstützung vom Staat bekommen. Trotz seiner Historie ist es eine sehr junge Stadt.» Einer der jüngsten Neuzugänge ist das «Brighton Beach House», der erste Ableger des Mitgliederklubs «Soho House» am Meer. Nur das Trottoir und der breite Veloweg trennen die Sonnenterrasse vom Ärmelkanal, aus dessen kühlem Wasser das ganze Jahr über Köpfe herausragen, zwischen Paddelbooten und Kajaks.

Kunst und Kulinarik

Im November hat die Restaurantgruppe Dishoom mit dem «Permit Room» eines der derzeit angesagtesten Restaurants eröffnet – was etwas heissen will, denn gute Bars und Lokale listet der «Brighton Restaurants Guide» etliche auf. Was auffällt: Es sind besonders viele vegetarische und vegane dabei. Das schummrige Interieur des «Permit Room» soll an das Bombay der 1970er-Jahre erinnern. Es war die Zeit, als junge Rucksackreisende auf dem legendären «Hippie Trail» nach Indien reisten. In England setzte sich die Aufbruchsstimmung der Swinging Sixties in einer Punkwelle fort, die nach ganz Europa schwappte. Vom rauen Charme des Jahrzehnts ist in der englischen Hauptstadt kaum noch etwas zu spüren. Ganz anders in Brighton: Vor allem am Wochenende hat man das

NZZ am Sonntag 12. Mai 2024 14 Schwerpunkt Reisen
Der Palace Pier ist das Wahrzeichen von Brighton.
FOTOS: TINA BREMER

Points!

Gefühl, durch eine Miniaturversion von London zu laufen – bevor die Fassaden zu glänzen begannen und Camden Town kommerzialisiert wurde. Junge Männer und Frauen mit «Doc Martens» an den Füssen und Boas um den Hals flanieren neben Grunge-Jüngern mit schwarz umrandeten Augen durch die Strassen, diesen Catwalk des Alltags. «Ich liebe es, wie einzigartig die Menschen in dieser Stadt sind», sagt Eden Maseyk, Co-Inhaberin der Galerie Helm. Im September vergangenes Jahr eröffnete sie gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Luke Davis den Kunst-Hub, der auf zwei Stockwerken zeitgenössische Kunstwerke zeigt, zuletzt die Solo-Show der Künstlerin Margo aus Margate. «Ich bin in Brighton geboren und aufgewachsen, mein Vater war Graffitikünstler. Die Stadt war schon immer ein kreatives Zentrum, es gab eine gewaltige Street-Art-Szene», erzählt Maseyk und zeigt auf die gegenüberliegende Strassenseite. «Alle Fassaden in der Kensington Street waren früher bemalt.» Die Strasse gehört zum Quartier North Laine, wo Dame Anita Roddick 1976 «The Body Shop» gründete. Das Kosmetikunternehmen steht heute vor der Insolvenz, im North Laine pulsiert das Leben hingegen immer noch. Die Häuser sind marshmallowrosa, kanarienvogelgelb und himmelblau gestrichen, vor den Türen der Geschäfte beugen sich Sprachschüler und Touristen über Tische mit Porzellan, Vintage-Shirts

und Schallplatten. Genau 365 unabhängige Läden gibt es im North Laine, einen für jeden Tag des Jahres. «Brighton wird zunehmend populärer; dabei sind viele Elemente noch dieselben, die Stadt hat so eine gute Energie», findet Kuratorin Maseyk. Dazu trägt auch die grosse LGTBQIA+-Community bei, die Brighton den inofiziellen Titel als «Gay Capital» Grossbritanniens eingetragen hat. «Brighton ist eine Blase, in der jeder so sein kann, wie er möchte.» Jeweils Anfang August findet das «Brighton & Hove Pride»Festival statt, das grösste des Landes. Mehr als 300 000 Menschen strömen dann nach Brighton und verdoppeln die Einwohnerzahl auf einen Schlag.

Ewige Liebe Gesungen und getanzt wird aber das ganze Jahr über, kommen doch auch Musiklegenden wie Nick Cave, Alison Moyet, The Kooks oder Fatboy Slim aus Brighton oder leben hier. «Es finden so viele Konzerte statt. Ich habe schon Rod Stewart nach einem Auftritt durch die Lanes laufen sehen», erzählt ABBA-Bewunderin

Jacqueline Shelvin. Neben «Waterloo» feiert übrigens noch ein anderes Lied dieses Jahr sein 50-Jahr-Jubiläum: «Brighton Rock» von Queen. Der Song erzählt die Liebesgeschichte von Jenny und Jimmy, die sich an einem Feiertag in Brighton ineinander verknallen. Ihre Romanze endete unglücklich – die mit Brighton dauert bis heute an.

Diese Adressen sollte man sich merken

Anreise

Mit Swiss oder British Airways direkt nach London, von den Stationen Victoria oder London Bridge geht es mit der «Brighton Main Line» innerhalb von einer Stunde mit dem Zug nach Brighton.

Übernachten

Drakes Hotel

Vier Sterne in der Front Row. Das geschmackvoll gestaltete Boutiquehotel an der (leider sehr befahrenen) Marine Parade in der Nähe vom Brighton Pier punktet mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis und Seesicht aus vielen Zimmern. Es soll ein Favorit von Cate Blanchett, Kylie Minogue und Woody Allen sein.

Grand Hotel Brighton

Nicht in Waterloo, sondern im Grand Hotel Brighton haben ABBA genächtigt, als sie 1974 den ESC für sich entschieden. Auch 50 Jahre später ist das Hotel immer noch die erste Adresse. Das 1864 im viktorianischen Stil erbaute Hotel mit 201 luxuriösen Zimmern liegt direkt an der Promenade und verströmt den Charme einer längst vergangenen Zeit.

Einkehren

Oeuf

Der Name ist Programm. Unter anderem mit einer grossen Auswahl an Eierspeisen lässt sich in geschmackvollem Ambiente drinnen oder im dazugehörigen «Secret Garden» vorzüglich brunchen oder dinieren.

Terre à Terre

Gemüse ist mein Gemüse: Das alteingesessene Restaurant im Stadtzentrum überzeugt mit veganen und vegetarischen Spezialitäten. Tipp: Die «Sneaky Peeking» Steamers sind Reis-Buns, die mit verschiedenen köstlichen Saucen und Dips serviert werden. Yummy!

Shoppen

Nancy Meiland Parfums Kabosu, Lupin Meadow oder Églantier heissen drei der inzwischen elf Duftkreationen der ehemaligen Schauspielerin Nancy Meiland. Die massgeschneiderten Parfums und Öle verkauft Nancy in ihrer süssen Boutique in der Nile Street oder online.

Jimmy Fairly Brillen zum Sehen und Gesehenwerden –ganz neu auch in Brighton. Für jedes verkaufte Modell erhält zudem durch die Kooperation mit der internationalen Hilfsorganisation Restoring Vision ein bedürftiger Mensch mit Sehschwäche eine neue Brille. Durchblick für alle!

Tidy Street General Store

Am Ende der namensgebenden Tidy Street liegt dieses Kleinod für handverlesene Mode, Parfums und Accessoires. Comme des Garçons, Cordera und Soeur gehören zu den angesagten Brands, die hier oder auf der Webseite des Shops zu finden sind.

Anschauen

Royal Pavilion

1815 liess König George IV den Royal Pavilion als Sommerresidenz errichten. Wer jetzt englische Blümchentapeten erwartet, wird sich verwundert die Augen reiben: Er ist im Stil eines indischen Mogulpalastes erbaut. Die opulent ausgestatteten Räume sind eine wahre Pracht.

ABBA: One Week in Brighton

Anlässlich des runden Jubiläums zeigt das Brighton Museum & Art Gallery die Ausstellung über ABBAs Aufenthalt in Brighton und den ESC-Gewinn 1974 – vielleicht als Wiedergutmachung, weil die englischen Juroren der schwedischen Band damals «zero points» gaben?

Brighton ist eine Blase, in der jeder und jede so sein kann, wie er oder sie möchte.

Permit Room «A Meal For A Meal» ist das Motto der Restaurantgruppe Dishoom. Im «Permit Room» treffen sich die stylishen Mittzwanziger Brightons nicht nur zum Frühstück, Cocktail oder zum authentischen indischen Essen. Sie tun nebenbei auch Gutes für ein Wohltätigkeitsprojekt in Indien.

Dilsk Seit April 2023 verwöhnt Chefkoch Tom Stephens seine Gäste mit modernen Interpretationen der britischen Küche. Fine Dining mit vornehmlich lokalen Produkten im Souterrain des Drake Hotels. Die Gerichte sind eine Wucht, genauso wie der Service. Versuchen Sie das Tasting Menu!

Helm Gallery

Vergangenes Jahr hat die Kunstgalerie eröffnet, die nicht nur zeitgenössische Werke zeigt – es gibt auch ein Café, und es werden Workshops und Events durchgeführt. Sie möchte ein Treffpunkt für Einheimische und Besucher sein.

Brighton i360 Auf 138 Metern Höhe mit 360-GradRundumblick geniessen Schwindelfreie aus einer vollverglasten Gondel eine atemberaubende Sicht über die Küstenstadt und das Meer.

Infos und weitere Inspirationen visitbrighton.com ; visitbritain.com

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Eden Maseyk, Galeristin und Mitbegründerin der Helm Gallery.
FOTOS: PD PD
Die Helm Gallery ist ein Kunst-Hub auf zwei Stockwerken.

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Millionaire’s Row

An einem Küstenabschnitt im Südosten der USA reihen sich viele Geschichten. Sie erzählen oft von reichen Leuten. Und noch öfter von sehr reichen. Von Michael Hannwacker

Es ist früher Abend an Floridas Space Coast, nach einem langen Tag im Kennedy Space Center und einem Nachmittag am Strand ein eher ungünstiger Moment, sich zu verfahren. Doch etwas zu hungrig, ist man zu früh abgebogen vom Astronaut Boulevard und wäre nun auf einem Highway mit der Nummer 401 mit unsicherem Endziel unterwegs. Würde man nicht, trotz wenig Verkehr, unversehens in einen Stau geraten. Schuld ist ein schleichender Schwertransporter – wie sich herausstellt, der längste, den man je gesehen hat. Das liegt an seiner Fracht. Der Truck hat eine Rakete aus Elon Musks Weltraumpark geladen. Die «Space X Falcon 9» war am Vorabend – das hat man leider verpasst – von der Cape Canaveral Space Force Base gestartet, um einen Kommunikationssatelliten in den Orbit zu bringen. Nach vollendeter Mission ist sie auf einem vor Floridas Küste kreuzenden Drohnenschiff mit dem sonderbaren Namen «A Shortfall of Gravitas» (etwa: ein Mangel an Seriosität) gelandet und wird jetzt zur Überholung rücktransportiert.

Winterflucht in die Wärme Eine halbe Stunde nach dieser seltsamen Begegnung der dritten Art hockt man bei Alligatoren-Tacos und Baja Fish’n’Chips im surfer-lässigen Sandbar Sports Grill am Cocoa Beach und diskutiert das lukrative Hobby des schillernden Multimilliardärs. Und hat nun ein Thema, das die nächsten Tage begleitet: die Suche des grossen Geldes nach Zerstreuung an der Südostküste der USA.

So wie bei Henry Flagler (1830–1913), in gewisser Weise ein Vorläufer von Elon Musk. Denn auch er trieb die Entwicklung eines bahnbrechenden Transportmittels voran, zwar wesentlich langsamer, aber flott genug, um eine kleine Massenbewegung einzuläuten. Der schwerreiche Industrielle, mit John D. Rockefeller Gründer der Standard Oil, war in den frühen 80er-Jahren des vorvergangenen Jahrhunderts nach St. Augustine gekommen, hatte sich in die Stadt verliebt und ein grosses touristisches Potenzial gesehen: Was, wenn

seinesgleichen aus den Metropolen des Nordostens die Winterflucht in die Wärme antreten könnten?

St. Augustine war und ist nicht irgendeine Stadt an einem wärmeren Abschnitt der US-Küste. 1565 vom spanischen Conquistador Pedro Menéndez de Avilés gegründet, gilt es als ältester ununterbrochen besiedelter Ort des nordamerikanischen Festlandes. Die erste katholische Messe wurde hier gelesen und Martín Argüelles geboren, das erste Baby europäischer Abstammung. Angeregt vom spanischen Kolonialerbe, hatte kurz vor

Flaglers Ankunft ein Bostoner Millionärskollege eine Villa in einem Stil errichten lassen, der als Moorish Revival in die Architekturgeschichte eingegangen ist. Es war zudem eines der ersten nordamerikanischen Gebäude in Gussbeton. Beide Anregungen nutzte Flagler beim Bau von zwei für damalige Verhältnisse riesenhaften und in nur zwei Jahren fertiggestellten Hotels, die das Erscheinungsbild von St. Augustine für immer veränderten. Kurz danach erreichte seine Florida East Coast Railway die Stadt und die Passagiere füllten die 540 von Tho-

mas Edison elektrifizierten Zimmer des Hotel Ponce de Leon und die 300 Zimmer des Hotel Alcazar mit dem damals grössten Hallenbad der Vereinigten Staaten. Tierische Kuriositäten Beide Häuser haben ihre Klientel längst verloren, aber ihre Grandeur bewahrt. In die schwelgerisch dekorierten Interieurs des Ersteren ist das Flagler College eingezogen, nach Meinung von Kritikern «One of the Most Beautiful College Campuses Around the World». Das Alcazar wiederum hat schon vor bald 80 Jahren der Verleger Otto C. Lightner gekauft, um die Ergebnisse seiner Sammelleidenschaften unterzubringen. In seinem durchaus unterhaltsamen Museum ist, neben viktorianischem Kristall, einem Schrumpfkopf, automatischen Pianos oder französischen Beaux-Arts-Malereien, auch, auf nicht mehr zu rekonstruierenden Umwegen, ausgestopft und präpariert, Churchills Löwe Rota in einer eigens für ihn gebauten Vitrine untergekommen. Es ist nicht die einzige tierische Kuriosität in der näheren Umgebung. Dreieinhalb Kilometer südöstlich macht sich die St. Augustine Alligator Farm breit, deren Ursprünge auf Flaglers Zeiten zurückgehen. Seit 32 Jahren offiziell ein U.S. Historic District, versammelt der Komplex sämtliche Krokodilarten dieser Erde, darunter fabelhaft furchterregende Salzwasserkrokodile, ein Albino-MississippiAlligator und heimtückische Panzerkrokodile. Ein bisschen Nervenkitzel ist eingepreist. Und besser, die Untiere be-

Schwerpunkt Reisen NZZ am Sonntag 12. Mai 2024 17
Typisch für Savannah: mit Spanischem Moos behangene Virginia-Eichen gesäumte Strassen und Plätze in der unheimlich schönen Stadt. FOTOS: ISTOCK
18 FOTOS: ISTOCK
Ein Fishing Pier auf Amelia Island. Wildpferde auf Cumberland Island. Fortsetzung auf Seite

gegnen einem hier, als auf der Florida State Road A1A, die, zwischen den potenziell Alligator-trächtigen Sumpfgebieten des Guana River und den schier endlosen (unverständlicherweise oft menschenleeren) Stränden, schnurgerade nach Norden zieht.

Zwischen Greens und Pools Erst in Ponte Vedra Beach weicht sie leicht ab. Warum? Um die um feinst manikürte Golfplätze gruppierten Residenzen bestens betuchter Senioren zu umgehen, die hier zwischen Greens und Pools eine vermutlich weitgehend sorgenfreie Altersruhe geniessen. Dabei könnte der Puls schon mal höherschlagen, vor allem am TPC at Sawgrass. Dessen legendäres 17. Loch lässt mit seinem gefürchteten Inselgrün jeden März seit 42 Jahren die Profis bei der Players Championship, bis auf Weiteres höchstdotiertes Golfturnier weltweit, das Blut in den Adern gefrieren. Dieses Jahr betrug das Preisgeld beispiellose 25 Millionen Dollar; der Sieger, Scottie Scheffler, strich 4,5 Millionen ein. Rund 80 Kilometer später, nach einer Fahrt mit der Fähre über den St. Johns River nördlich von Jacksonville, läuft die A1A auf Amelia Island aus. Sie ist die südlichste der Sea Islands, die der Küste bis hinauf nach South Carolina vorlagern und gut betuchten Amerikanern bis heute als Winterfluchten dienen. Luxushotels wie das Omnia bedienen diese

Sehnsucht, Monumente wie Fort Clinch, eine aus Backstein ab 1847 errichtete, niemals umkämpfte Küstenfestung, das Interesse von Zeitgenossen, die der Geschichte gern bei der Arbeit zusehen. Es gibt originelle Lokale, die, Besteck auf Wunsch, fangfrisches Seafood aus den umgebenden Gewässern servieren und beinahe jungfräuliche, muschelübersäte Strände, denen Beach Boys mit in der Herrgottsfrüh aufgestellten Liegestühlen und Sonnenschirmen Struktur geben. Nachmittags dringt ein Boot der Amelia River Cruises & Charters über die Mündung des St. Mary’s River und die Grenze zu Georgia ins Innere von Cumberland Island vor, als Teil der National Seashore ein streng reglementiertes Naturschutzgebiet, das nur per Boot erreicht werden kann. Unberührte Strände und Wildpferde sind ihre Hauptattraktion, erlebbar nur mit Tagespässen oder für Gäste des exklusiven Greyfield Inn, eine um 1900 als Privatvilla für die Carnegie-Familie errichtete Kolonialarchitektur voller viktorianischer Antiquitäten, Tiffany-Lampen und Chippendale-Möbel. Dessen Splendid Isolation nutzten John F. Kennedy Jr. und Carolyn Bessette 1996 für eine geheime, von Paparazzi freie Hochzeit (das Traumpaar verunglückte drei Jahre später tödlich beim Anflug auf die Nobelinsel Martha’s Vineyard vor Massachusetts).

Noble Abgeschiedenheit – das könnte so etwas wie die Losung für die exklusi-

Noble Abgeschiedenheit – das könnte so etwas wie die Losung für die exklusiveren der Sea Islands sein.

veren der Sea Islands sein, die nicht umsonst auch als Golden Isles of Georgia bekannt sind. Das gilt besonders für eine Insel, die gerade mal ein paar Kilometer nördlich von Cumberland liegt, aber wegen der natürlichen Gegebenheiten mit dem Auto nur über einen ordentlichen Umweg zu erreichen ist. Denn hier, auf einem sehr breiten Streifen entlang des Atlantiks, ist das Land so sehr von Wasser gesättigt, dass man nie sicher sein kann, wo man es trockenen Fusses betreten könnte. Nähert man sich auf einer der wenigen Strassen der Küste selbst, werden die Wasserläufe noch ausgreifender, Flächen breiten sich aus, deren Spiegel der Wind kräuseln lässt. Ja, es macht den Eindruck, als ob das Festland sich allmählich auflöste und dem Wasser den Vorrang überliesse.

Stets leicht versalzenes Klima Die Strasse von Amelia nach Jekyll Island führt also zunächst landeinwärts. Dann geht es auf einem Teilstück des Interstate 95 (der Miami mit der über 3000 Kilometern entfernten kanadischen Grenze verbindet) bis nach Brunswick, zweitgrösste Stadt an Georgias Küste mit einem bezaubernden, tendenziell leicht verschlafenen U.S. Historic District. Den mächtigen Hafen jedenfalls, über den unter anderem ein Zehntel aller amerikanischen Im- und Exporte von Autos laufen, würde man hier nicht erahnen. Die Strassen des historischen Zentrums prägen meist aus Holz gebaute, mit schattenspendenden «front porches» (Veranden) ausgestattete So-möchte-ich-auch-wohnen-Häuschen, viele von ihnen in einem Zustand, für den das US-Englisch gern das Wort «decay» einsetzt. Das ist mit Verwitterung oder Verfall nur unzureichend übersetzt, weil dies die verschiedenen, eben auch durchaus attraktiven Stadien des Prozesses – ein Stück abblätternder Putz etwa oder eine abgegriffene Armlehne – nicht ausreichend berücksichtigen würde. «Decay» aber ist im feuchtwarmen, stets leicht versalzenen Klima der Südostküste unausweichlich und niemals mit dem Ziel eines endgültigen Sieges zu bekämpfen. Gerade in den USA, in denen historisierende Architektur, wie aus der Retorte gezüchtet, bis heute allenthalben wuchert, bedeutet Verwitterung den ansatzweisen Nachweis von Originalität. Mit diesem Charme ist auch Jekyll Island gesegnet, die vielleicht goldenste

der Inseln vor der georgianischen Küste, weil über ein paar Jahrzehnte Heimat des wohl exklusivsten Clubs der USA. Ende der 80er-Jahre des 19. Jahrhunderts gefiel es 50 Mitgliedern des amerikanischen Geldadels mit Namen wie Carnegie, Morgan, Vanderbilt oder Rockefeller, Grundstücke auf der Insel zu erwerben und – verhältnismässig! –bescheidene Winter Homes zu errichten. In den Wintern seiner Hochzeit war ein Sechstel des Vermögens in den USA auf Jekyll Island versammelt. 1910 trafen sich Vertreter der US-Regierung und Wirtschaftsgrössen im Club House, um die Bildung der amerikanischen Zentralbank zu beraten. Ein paar Jahre später führte AT&T-Chef Theodore Vail von seinem Cottage aus das erste transkontinentale Telefongespräch – mit Alexander Graham Bell und Präsident Woodrow Wilson, die in San Francisco am Hörer sassen.

Das sympathisch in die Jahre gekommene Clubhouse hat noch ein bisschen der alten Atmosphäre in den Poren und hält nach wie vor gepflegte Sportarten wie Golf, Crocket, Kutschfahrten oder eine angemessen hochprozentige Happy Hour vor. Die abends bei den Diners angefutterten Pfunde machen morgendliche Strandspaziergänge am Driftwood Beach wett. Dieser Skulpturengarten voller Treibholz, Äste und verwitterter Bäume, deren Wurzeln die Flut die Luft zum Atmen genommen hat, wirkt selbst am Vormittag so pittoresk und unheimlich, dass es nicht verwundert, dass ihn welche die Location Scouts der NetflixShow «Walking Dead» als einen der Schauplätze auserkoren haben. Von dort ist St. Simons Island schon mit dem blossen Auge zu erkennen. Aber wieder geht es zunächst zurück aufs «Festland» (Sie erinnern sich: Auf festen Untergrund tritt man in dieser Gegend nur selten) und hinauf auf die sich verwegen über den Brunswick River spannende Sidney Lanier Bridge. Bald zweigt eine sich über den Sumpf erhebende Strasse zur grössten der Golden Isles of Georgia ab, komplett mit höherpreisigen Restaurants, einer quicklebendigen Kleinstadt, den Resten eines britischen Forts, Weltklasse-Golfplätzen und beneidenswerten Stränden. Sind sie vielleicht sogar der eigentliche Reichtum

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der Küsten Floridas und Südstaaten-Charme in Brunswick, die zweitgrösste Stadt an Georgias Küste. Die legendäre «Georgia Queen» gehört zu den Wahrzeichen von Savannah ... ... die Stadt wurde 1733 vom ersten Gouverneur von Georgia gegründet. Dining Room in der Telfair Academy. Fortsetzung von Seite 17
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SEIT GENERATIONEN. IMMER FÜR DICH DA. tirol at

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Georgias? Diese schier endlosen, nur hin und wieder von Flussmündungen unterbrochenen Strände? Feinsandig, von Dünen hinterfangen, von Marschland begleitet, weitestgehend frei von Plastik und dergleichen Unrat der Zivilisation? Man möchte zuweilen sogar sagen: ein Paradies, das für die Zeit, die man dort zubringt, vergessen lässt, wie sehr der Mensch anderswo die Natur in Bedrängnis bringt.

Gerade bei Ebbe sind die Strände so breit, dass sie als Startbahnen für Flugzeuge taugen würden. Tatsächlich war Paul Rinaldo Redfern, ein junger Pilot aus Ohio, vom Strand der benachbarten Sea Island im August 1927 (Lindbergh hatte kurz zuvor seinen ruhmvollen Transatlantikflug absolviert, die Handelskammer von Brunswick für den Erfolgsfall 25 000 Millionen Dollar ausgelobt) zu einem ersten Nonstopflug nach Rio de Janeiro gestartet. Dass er offenbar sein Ziel verfehlte und verschollen blieb, lag sicher nicht an der makellosen Sandpiste. Wunschdestination der Promis

Zur selben Zeit setzte Howard Coffin, ein Automobil-Tycoon aus Michigan, «a friendly little hotel» an denselben, meilenlangen Strand. The Cloister – von Addison Mizner, damals so etwas wie ein Stararchitekt, in einem opulenten Stil errichtet, der seither als Mediterranean Revival firmiert – rückte mit dem Aufent-

halt von US-Präsident Calvin Coolidge Weihnachten 1928 sofort auf die Liste der Wunschdestinationen von A-Prominenz und Geldadel. Edsel Ford und John D. Rockefeller machten hier Ferien, Eugene O’Neill schrieb hier, wohl kein Zufall, seine einzige Komödie, «O Wildnis», George und Barbara Bush verbrachten hier ihre Flitterwochen, ihr Sohn George W. Bush richtete hier vor 20 Jahren den G8-Gipfel aus. Noch heute bleiben, stratosphärische Zimmerpreise sorgen dafür, die Happy Few auf den Golfplätzen, Tenniscourts, in den Pools, im Spa und den exklusiven Restaurants des Fünfsterneresorts unter sich.

Rund 80 Meilen nördlich, über den Interstate 95 in unter zwei Stunden zu erreichen, ist erneut Wohlstand zu spüren. Aber in Savannah, 1733 vom ersten Gouverneur von Georgia, James Oglethorpe (1696–1785), gegründet, basiert er weder auf Eisenbahn- noch Automobilbau. Die beeindruckenden Residenzen von Bankern und Baumwollbaronen, denen die Stadt ihren noblen Auftritt verdankt, sind vielmehr auf der Grundlage von Zwangsarbeit entstanden. Die Bewohner des architektonisch exquisiten OwensThomas House etwa, das als Hausmuseum seit jüngerer Zeit seinen Besuchern diese Tatsache nicht mehr verschweigt, schindeten zeitweise bis zu 600 Leibeigene auf ihren Baumwollfeldern in Georgia. Andererseits ist zu hören, dass Martin Luther King Savannah als «least segrega-

ted city in Georgia» lobte. Und dass schon der Stadtgründer die Sklaverei ablehnte und sie in seinem Einflussbereich abschaffte. Oglethorpes zweites Dekret, das Verbot von Alkohol, hatte keinen Bestand: Savannah ist eine der wenigen Städte in den USA, in denen man ungestraft mit einem Drink in der Hand herumspazieren darf. Und zwar auf Strassen, die der Gouverneur wie eine Idealstadt in einem Gittermuster anlegen liess, das sich in einem gleichmässigen Rhythmus immer wieder zu Plätzen öffnet, die bisweilen so verwunschen und schön sind, dass man Eintritt für sie verlangen könnte.

Auf Forrest Gumps Spuren

Eine breitere Öffentlichkeit bekam wohl erstmals vor 30 Jahren eine Ahnung von ihnen – im Kino. In der Eröffnungssequenz von «Forrest Gump» sass der von Tom Hanks gespielte Titelheld auf einer Bank am wie im Traum erdachten und von einer Statue des Stadtgründers bekrönten Chippewa Square, als ihm eine weisse Feder vor die Füsse segelte und er begann, seine Geschichte zu erzählen. Eine zweite Geschichte, auch sie erstmals vor genau 30 Jahren erschienen, prägt den Nimbus von Savannah noch nachhaltiger. Sie erzählt von Jim Williams, ein durch Immobilien- und Antiquitätenhandel zu Reichtum gekommener Bonvivant, der im Mai 1981 auf einer seiner legendären Partys seinen jungen Liebhaber erschoss – ob in kaltblütiger Mord-

Savannah ist eine der wenigen Städte in den USA, in denen man ungestraft mit einem Drink in der Hand herumspazieren darf.

Südstaaten-Tipps

Übernachten

Casa Monica Resort, St. Augustine

Das letzte Haus aus Henry Flaglers orientalisierendem Hotel-Imperium in St. Augustine, das noch seiner ursprünglichen Bestimmung gemäss betrieben wird, ist erste Wahl in der ältesten Stadt der USA.

The Cloister at Sea Island Klösterlich sind hier nur die Ruhe und die Abgeschiedenheit des Top-Resorts auf der Privatinsel mit kilometerlangem Strand. Alles andere – die Restaurants, das Spa, die Golfplätze – ist himmlisch.

Bellwether House, Savannah

In diesem 16-Zimmer-«Bed & Breakfast» am Rande der Altstadt gehen Historie und Hipness eine harmonische Verbindung ein. Das Frühstück hat GourmetNiveau. Und auf der riesigen Veranda möchte man Nachmittage vertrödeln.

Einkehren

Historische Innenstadtansichten entlang der Whitaker Street in Savannah.

absicht oder verzweifelter Notwehr, war Gegenstand von vier Prozessen.

Der New Yorker Journalist John Berendt witterte eine Geschichte, siedelte um nach Savannah und schrieb nach fünf Jahren Recherche «Midnight in the Garden of Good and Evil». Mindestens ebenso ein geradezu süchtig machendes Portrait seiner verschrobenen, liebenswert-lächerlichen, durchschaubar hintertückischen und verführerisch gastfreundlichen Bewohner, hielt sich die fesselnde True-Crime-Story über vier beispiellose Jahre auf der «New York Times»-Bestsellerliste. Bis heute streifen zahllose Fans von «The Book» (und seiner Verfilmung durch Hollywood-Haudegen Clint Eastwood) durch die von wundervoll in die Jahre gekommene Antebellum-Architektur und majestätischen, mit Spanischem Moos behangenen Virginia-Eichen gesäumten Strassen und Plätze und verfallen dieser leicht geheimnisvollen, exotischen, im Wortsinne: unheimlich schönen Stadt. Ein Muss ist selbstverständlich das Mercer House, Jim Williams’ imposante Residenz und Showroom am Monterey Square. Heute, da Guides mit der Gabe von Schauspielern die erlesenen Räumlichkeiten wie mit Leben erfüllen, bleiben die durchaus begehrenswerten Ausstattungsstücke (wohl meist) an ihrem Platz und werden, wenn die letzten Besucher – staunend, gurrend, grandios unterhalten – die Mansion über ihren Hintereingang zur Whitaker Street verlassen haben, wieder zum Privatvergnügen der Bewohner. Das sind, nach dem Tod von Jims Schwester Dorothy Williams Kingery, seine Nichten Dorothy und Susan. Sie sind zu beneiden. Doch es gibt Trost in Savannah. Zu den unwiderstehlichen Verführungskünsten dieser Southern Belle gehört es, dass sie, zu angemessenen Preisen versteht sich, Unterkünfte feilbietet, die es mit dem Mercer House beinahe aufnehmen können. Das Bellwether House am Rande des Historic District etwa zeigt ähnlich viele Anleihen an die italienische Renaissance, prunkt aber mit Savannahs längster Veranda und serviert ein Frühstück (osteuropäische Pfannkuchen mit AnanasChutney, Chantilly-Crème und Krabben), das Savannahs legendäre Gastlichkeit fast übertreibt. Ungefährlich ist das nicht: Man möchte ewig bleiben und teilhaben an diesem Südstaatentraum. Und müsste dafür nicht mal märchenhaft reich sein.

Catch 27, St. Augustine

Das intime, kleine Restaurant auf der ersten Etage dieses Altstadthauses serviert nur, was fangfrisch von der Küste des 27. Staates kommt. Und das ist immer köstlich.

Salt Life Food Shack, Amelia Island Beste Laune dann im Strandlokal für ein lässiges Publikum, das nicht nur die frischen Austern (das Dutzend für 24 Dollar) gern auch mit der Hand isst. Nach Sonnenuntergang schaltet die Laune auf Party.

Common Thread, Savannah Beinahe sternewürdig sind die Farm-totable-Kreationen, die Küchenchef John Benhase an die über mehrere Räumlichkeiten verteilten Tische der weissen Südstaatenvilla in Savannahs Victorian District schickt.

Anschauen

Lightner Museum, St. Augustine Das über das ehemalige Alcazar Hotel verteilte Sammelsurium des HobbiesMagazine-Verlegers aus Chicago verspricht eine kurzweilige Besichtigung.

TPC at Sawgrass, Ponte Vedra Wo das vielleicht bedeutendste PGATurnier ausgespielt wird, ist schon das Clubhaus mit seinem Restaurant einen Besuch wert. Das Greenfee könnte Sie um bis zu 900 Dollar erleichtern.

Weitere Infos und Inspirationen visitflorida.com, exploregeorgia.org

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Viele Monumente und Skulpturen ... ... und noch mehr Natur entdecken.
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Um die Welt in einem Tag

Gran Canaria ist weit mehr als ein Badeparadies. Die Kanareninsel gilt aufgrund ihrer vielen Klimazonen und abwechslungsreichen Landschaften als Miniaturkontinent.

Jeden Morgen modelliert der Wind sie neu, türmt die Körner zu unterschiedlich hohen Bergen auf. Von der Brandung zerriebener Muschel- und Korallenkalk, der im Laufe der Jahre zu Sand geworden ist. Ein Meer aus Beige, das in der Sonne strahlt. Die Dünen von Maspalomas sind das unbestrittene Wahrzeichen von Gran Canaria. Auf rund 400 Hektar ziehen sie sich bis zu 1,5 Kilometer ins Landesinnere, unterbrochen einzig von einer Salzwasserlagune und einem Palmenhain. Ein Sandkasten der unbegrenzten Möglichkeiten für Gross und Klein und die perfekte Kulisse für alle Abenteurer, um «Lawrence von Arabien» nachzuspielen. Das Naturschutzgebiet wurde 2005 gar zum UnescoBiosphärenreservat erklärt. Aber obwohl die Kanarischen Inseln 210 Kilometer östlich der Westsahara liegen, gehören sie nicht zu Afrika, sondern zu Spanien. Mit einer durchschnittlichen Temperatur von milden 20 Grad und rund 300 Sonnentagen im Jahr ist Gran Canaria selbst im Winter eine beliebte Feriendestination. Und jetzt, wo der Frühling Einzug gehalten hat, der perfekte Ort, um sich auf den Sommer einzustimmen und die ersten Sommersprossen zu sammeln. Die drittgrösste Insel der Kanaren ist ein echtes Badeparadies – kein Wunder, wartet sie doch mit mehr als 80 Stränden auf. Die beliebtesten liegen im Süden, was auch dem Klima geschuldet ist. Der Bergkamm Tejeda im Inselinneren dient als natürliche Barriere für die Wolken, die der Passatwind vor sich hertreibt.

Spitzname: «Miniaturkontinent» Und so reiht sich an der berühmten Playa del Inglés Sonnenschirm an Sonnenschirm, wird der Winterblässe in Bikinis und in Badehosen der Garaus gemacht (wer sich lieber so sonnt, wie Gott ihn bzw. sie schuf – no problemo: Es gibt diverse FKK-Strände), wird abends zu Livemusik in unzähligen Clubs und Bars getanzt. Nach der Landung am Flughafen –die Sonneninsel ist in nur vier Stunden ab der Schweiz erreichbar – machen sich die meisten Besucher ohne Umwege auf den Weg in das Touristenzentrum. Dabei wird oft übersehen, dass Gran Canaria viel mehr zu bieten hat als Party, Wellen und Bräunegarantie ... Aufgrund ihrer 14 Klimazonen und der vielseitigen Vege-

tation trägt die Insel den Spitznamen «Miniaturkontinent».

Berge, Schluchten, Höhlen, historische Dörfer und mehr als 300 Kilometer Wanderwege warten nur darauf, innerhalb kürzester Zeit entdeckt zu werden. Die «caminos reales», die alten Königswege, wurden von den Urcanarios angelegt, die um 500 vor Christus auf die Insel kamen, wahrscheinlich aus Nordafrika. Als die Spanier Gran Canaria 1483 eroberten, leisteten sie erbitterten Widerstand – allerdings vergebens. Der italienische Entdecker Christoph Kolumbus, der im Auftrag des Königreichs Kastilien die Welt erkundete, machte 1492 auf Gran Canaria fest, um eines seiner Schiffe zu reparieren und das Segel zu wechseln, bevor er Richtung Nordamerika ablegte.

In der historischen Altstadt von Las Palmas, die ursprünglich «Ciudad Real de las Palmas» (Königliche Stadt der Palmen) hiess – ist ihm ein Museum gewidmet: Bei seinem Besuch übernachtete Kolumbus in der Casa de Colón des Gouverneurs. Die Kajüte des Seefahrers ist originalgetreu nachgebildet, zahlreiche Schriften und Karten zeugen von der damaligen Aufbruchsstimmung. Keine fünf Minuten entfernt liegt die Kathedrale Santa Ana. Sie ist Sitz des Bischofs und das Herzstück der Inselhauptstadt, die

mit ihren pittoresken Gassen und historischen Häusern einem Freilichtmuseum gleicht und zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Aber was ist das? Was machen denn Hundestatuen auf dem Hauptplatz vor der Kathedrale? Sie erinnern daran, wem die Insel ihren Namen zu verdanken hat. Den «canes», das lateinische Wort für Hunde.

Rund zehn Kilometer zieht sich die Inselhauptstadt die Küste entlang. Bei den knapp 400 000 Einwohnern ist vor allem das Strandviertel Las Canteras beliebt, von dem man sich nicht scheut, es mit der Bucht von Rio de Janeiro zu vergleichen, in das sich aber trotzdem nur wenige Ausländer verirren. Ganz anders sieht es mit den vielen Tapas-Bars aus, vor allem am Donnerstag, sobald die Sonne als roter Feuerball im Meer versunken ist. Dann ist Tapas-Hopping angesagt, ziehen Einheimische und Touristen von Bar zu Bar, um für nur eine Handvoll Euro feine Papas arrugadas, Gambas al Ajillo und Pimientos de Padron zu schlemmen, mit einem Tropical-Bier oder Aperol-Spritz anzustossen und sich über die besten Surfspots oder den neusten Klatsch der Woche auszutauschen.

Saft für ein längeres Leben Wesentlich idyllischer geht es in den Bergdörfern zu. Auf Haarnadelkurven,

Gran Canaria hat viel mehr zu bieten als Party, Wellen und Bräunegarantie.

vorbei an mannshohen Kakteen, geht es in den hübschen Wallfahrtsort Teror, in dem an jedem Sonntag ein Bauernmarkt stattfindet. Besonders beliebt: der Saft der Kaktusfeigen, der das Leben verlängern soll, und die traditionellen Backwaren Mantecados, Truchas, Mazapanes und Roscos de Anís. Teror ist aber auch ein Augenschmaus. Die alten Herrenhäuser mit ihren verzierten Holzbalkonen, die Klöster und die Basilika erzählen noch heute von der reichen Geschichte des Ortes. Nicht ganz so nobel, dafür wesentlich origineller lebten die Menschen im Dorf Cueva Bermeja, das in der Guayadeque-Schlucht liegt. Die Höhlen in den roten Felswänden dienten als Speicher für Getreide, aber auch als Wohnstätte. Noch heute sind die meisten Höhlen bewohnt und dienen als Lebensraum – inzwischen allerdings mit fliessend Wasser und Strom. Mehr als 40 Prozent von Gran Canaria sind Naturschutzgebiet. Mit Trekkingschuhen und Wanderstöcken bewehrt, stiefeln sportliche Entdecker durch das Tal der tausend Palmen, passieren Mandelbäume, Orangen- und Zitronenbäume, Bananenstauden, Mangobäume, Drachenbäume und selbst Kaffeepflanzen. Auf der Kaffeeplantage Los Cantanos im Valle de Agaete kann man zwischen März und Juni dabei zuschauen, wie die Früchte per Hand gepflückt und weiterverarbeitet werden – übrigens der letzte verbliebene Ort in Europa, an dem Kaffee angebaut wird. Vielleicht ist der Frühling dann, wenn auch die Bougainvillea, der Jasmin und die Margeriten blühen, die weissgetünchten Häuser in der milden Sonne strahlen, die schönste Zeit, Gran Canaria zu besuchen.

Flugverbindung

Edelweiss fliegt von Zürich täglich nonstop nach Gran Canaria. flyedelweiss.com

Dieser Inhalt wurde von NZZ Content Creation im Auftrag von Edelweiss erstellt.

FOTOS: ADOBE STOCK
14 Klimazonen sorgen für eine vielseitige Vegetation auf der Insel. In der Region Agaete wird auch Kaffee angepflanzt.
NZZ am Sonntag 12. Mai 2024
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Beliebt bei den Einheimischen: Strandviertel Las Canteras.
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Mit der Natur verbunden –draussen wie drinnen

Auf Fari Islands im Nord-Malé-Atoll steht das «Patina Maldives». Luxuriös –keine Frage. Unbezahlbar ist die Herzlichkeit des Personals sowie das Beseitigen sämtlicher Störfaktoren für maximale Erholung. Von Sandra Monn

Als sich das Schnellboot nach einer rund 50-minütigen Fahrt dem Anlegesteg nähert, warten dort fünf Angestellte des «Patina Maldives», um uns in Empfang zu nehmen. Als der Motor langsamer wird, hören wir, dass sie singen und applaudieren. Das maledivische Willkommenslied wird von Menschen mit lächelnden Gesichtern vorgetragen. Liebevoller kann man seine Gäste kaum empfangen. Einer von ihnen, der Direktor, streckt seine Handfläche der Tochter entgegen, darauf ein grüner Plüschtier-Oktopus. Den Eltern wird derweil ein mit Mango und Ingwer zubereitetes Erfrischungsgetränk gereicht. Die Vorfreude auf die bevorstehenden Tage wird mit jeder Minute grösser. Aber gehen wir noch einmal zurück. Denn begonnen hat der Zauber bereits vor rund einer Stunde am Flughafen. Nur noch Meer und Himmel In der Ankunftshalle warten die Angestellten der Hotels auf die Gäste. Nach einem neunstündigen Nachtflug ist es besonders angenehm, den Weg nach draussen nicht selbst finden zu müssen und sein Gepäck in den sicheren Händen vom Flughafenteam des «Patina Maldives» zu wissen. Das nass-kalte Wetter tags zuvor in Zürich ist einer wohliglauen Meeresbrise gewichen. Es geht einmal über die Strasse, und schon werden wir vom Airport Operations Manager herzlich willkommen geheissen. Er versichert uns, dass sich das Team des «Patina Maldives» ab nun und bis wir wieder in der Abflughalle sitzen, um uns kümmern wird. Obwohl wir diesem Mann erst gerade begegnet sind, gewinnt er sofort unser Vertrauen. Das Schnellboot des Hotels hat soeben angelegt. Die dreiköpfige Crew empfängt in wohnzimmerähnlichem Interieur. Auf dem Tisch stehen Datteln sowie Gebäck und Wasserflaschen. Auch Kaffee und andere Getränke werden auf Wunsch serviert. Es dauert nicht lange — und auf der einen Seite zeigt der Blick aus dem Fenster nur noch Meer und Himmel. Die rund 70 Kilometer pro Stunde, mit denen das Boot unterwegs ist, und der starke Wellengang erfordern einen ebensolchen Magen. Der Tochter werden gegen Übel-

keit Akupressurbänder für die Handgelenke gereicht — und sie verschläft ihre erste Fahrt im Schnellboot.

Die Herzlichkeit und Das-sich-Kümmern-ohne-aufdringlich-zu-sein wird nun jeden Tag rund um die Uhr spürbar sein. Das Personal des «Patina Maldives» ist einheimisch oder stammt mehrheitlich aus dem erweiterten asiatischen Raum, vorwiegend aus Sri Lanka, Indien und Nepal. Die Augen hinter den Handflächen verstecken und dann mit breitem Lächeln «Kuckuck!» rufen bereitet ihnen ebenso viel Freude wie der kleinen Tochter. Diese Zugänglichkeit kommt nicht von ungefähr. Fast jeder erzählt von seinem eigenen Nachwuchs.

Obwohl sich jede Ecke zum Spielplatz umfunktionieren lässt, heisst das eigentliche Kinderparadies «Footprints». Der komplett solarbetriebene Kinder-Club, der in verschiedene Räume unterteilt ist, bietet unter anderem eine auf Kinderhöhe eingerichtete Küche, in welcher Kochkurse durchgeführt werden. Auf Trampolin und Klettergerüst lässt es sich prima austoben, und aus recyceltem Plastik wird mit Hilfe von 3D-Druck und Laserschneidetechnik neues Spielzeug kreiert, wie zum Beispiel Formel-1-Autos im Miniformat. Diese werden anschliessend auf einer aufgebauten Rennstrecke wie Raketen gezündet und machen für einen kurzen Moment einen Riesenlärm auf der sonst ruhigen Insel. Auch ein liebevoll eingerichteter Ruheraum, wo man das Plätschern des Wasserspiels, inklusive kleinem Pool im Garten, hört, steht zur Verfügung.

Jedem Gast seinen Butler Die 90 Strand- und Wasservillen sowie 20 Studios sind mit Velos ausgestattet. Die Wege sind beschildert, und so findet man auf Anhieb alles mühelos. Wenn man sich aber doch einmal lieber chauffieren lassen möchte, fährt der «Essencialist» im Golfauto vor. Bei der Ankunft auf der Insel bekommt man einen «Fachmann» zugewiesen, wie die Butler im «Patina Maldives» genannt werden. Aanim ist für uns jederzeit via Handy erreichbar und schickt uns jeden Abend das Aktivitätenprogramm für den nächsten Tag. Sportliches, wie ein Drei-Kilometer-Lauf oder 45 Minuten Yoga, Abenteuerliches, wie Schnorcheln mit Schild-

Fliessender Übergang: Raumhohe Fenster und Panoramaschiebetüren

kröten oder Kreatives, wie sich von einem Barista in die Kunst des Caffè Latte einführen lassen, stehen unter anderem zur Auswahl. Letztere Aktivität, die damit angepriesen wird, dass man die neu erworbenen Fähigkeiten anschliessend mit nach Hause nimmt, kann nicht ganz eingelöst werden. Die feinen Bewegungen, die man im Arm und in der Hand spüren und entsprechend ausführen müsste, um ein Kunstwerk aus Milchschaum zu formen, würden dann doch mehr als eine halbe Stunde bedingen –oder schlichtweg mehr Talent.

Regen bringt Frische und Süsses Ausser beim Frühstück und Abendessen trifft man tagsüber auf wenige andere Gäste: Die meisten bleiben lieber in ihren Villen. Diese sind nicht nur grosszügig konzipiert, sondern auch mit jeglichen Annehmlichkeiten ausgestattet. Neben dem eigenen Pool vor der raumhohen Fensterfront mit Schiebetür sind es nur wenige Schritte bis ins Meer. Die Villen sind durch eine üppig-grüne Bepflanzung voneinander abgetrennt. Eine Hängematte, Liegestühle mit Sonnenschirm, eine Ausrüstung zum Schnorcheln und für die Tochter eine aufblasbare Ente im Pool bieten Beschäftigung und Musse für die ganze Familie. Das Schlafzimmer, das fliessend in den Wohnbereich übergeht, schenkt beim Erwachen einen Ausblick, dessen Kontrast zu Zürich, mit Blick auf die Fassade eines Bürogebäudes, bereits Wehmut auslöst. Die Badezimmereinrichtung ist gespiegelt und sorgt dafür, dass auch hier jeder genug Raum für sich hat. Die verglaste Wasserfalldusche in der Mitte des Raumes bietet Sicht bis zum Meer. Es ist ein gekonnter Materialmix aus Holz, Rattan und Stein in sanften Farbtönen, der sich an Liebhaber moderner Architektur richtet. Das erste Hotel des brasilianischen Stararchitekten Marcio Kogan hebt sich von der traditionellen maledivischen Architektur ab. Öffnet man die Tür der Villa nach aussen, sieht man nichts anderes als frisch geharkten, weissen Korallensand, eine grüne Hecke, durch die man zwei Kurven fährt, bis man in die «Hauptstrasse» einbiegt, sowie einen blauen, leicht bewölkten Himmel. Die Befürchtung, dass ein Aufenthalt Ende Oktober ins Wasser fallen könnte, hat sich in Luft aufgelöst.

Ganz im Gegenteil, der maximal einstündige Regenschauer am Tag hält nicht nur die Temperatur auf angenehmen rund 28 Grad, sondern bietet auch ein faszinierendes Naturschauspiel. Zudem machen sich an jedem Tag, an dem dieses Ereignis auf Fari Islands eintrifft, die Patissiers und Köche des Luxusresorts ans Werk und kreieren feinste Zuckerbackwaren sowie kleine Sandwiches. Diese werden in der Lobby zu heisser Schokolade und einem unvergleichlichen Chai Masala serviert. Jedes einzelne Gewürz darin ist die perfekte Symbiose eingegangen. Ob es je möglich sein wird, diesen Tee zu Hause nachzukochen? Bedient wird das Buffet von einem ebenso kinderfreundlichen jungen Mann, der es sich nicht nehmen lässt, mit der Tochter Fangen zu spielen. Was ihr so viel besser schmeckt als die heisse Schokolade.

Anschliessend steht ein Besuch der Kunstobjekte auf dem Programm. Jedes hat einen eigenen Standort auf der Insel und ist auf seine Art eindrucksvoll. Das Berühmteste stammt wohl von James Turrell. «Skyspace Amarta» ist ein Raum mit Öffnung, die zum Himmel hin offen ist. Man nimmt auf einer Holzbank Platz, lässt seine Füsse im Sand ruhen und lässt seine Gedanken schweifen. Es lohnt sich, dieses Kunstobjekt mindestens zweimal zu besuchen, einmal bei Tageslicht und dann, wenn am Nachthimmel die Sterne leuchten. An Zeit dafür sollte es nicht mangeln. Bei der Ankunft auf der Insel schenkt das Resort seinen Gästen eine Stunde. So bleibt mehr Zeit, bis die Sonne untergeht.

Dies lässt sich besonders eindrücklich bei einer «Sunset Cruise» auf einem Dhoni verfolgen – einem traditionellen maledivischen Boot – wo plötzlich aus dem Nichts ein Delfin an der Wasseroberfläche auftaucht und zu dem sich rasch Dutzende weitere dazugesellen und mit dem Boot mitschwimmen. Ein Schauspiel, das sich minutenlang mitverfolgen lässt. Der anschliessende Sonnenuntergang verleitet sogar die Crew dazu, zum Handy zu greifen, um diesen festzuhalten: Die Nuancen reichen von Gelbgold über Orange bis Korallenrot. Selbst angebaute Produkte Die mitgebrachten Zeitungsbunde – es ist keine Sekunde langweilig – werden

Das Hotel hebt sich von der traditionellen maledivischen Architektur ab.

NZZ am Sonntag 12. Mai 2024 22 Schwerpunkt Reisen
bieten aus jeder Ecke der Im Kinder-Club «Footprints» dürfen die Kleinen ihrer

uneingeschränkten Ausblick auf den Indischen Ozean.

Ein Besuch auf den Malediven kann auch ein Bewusstsein für die Umwelt schaffen.

Kreativität freien Lauf lassen . Inmitten des Permakulturgartens serviert das «Roots» rein pflanzliche Menüs. Ruhiges Farbkonzept und natürliche Materialien beeinflussen das Gemüt.

ebenso wie die mitgereisten Fruchtriegel – auch das jüngste Familienmitglied verschlingt alles – wieder ihren Flug zurück antreten. Die zwölf Restaurants und Food Trucks decken von maledivisch, asiatisch, orientalisch bis europäisch alle Küchen ab, die den verwöhnten Gaumen beglücken. Und die helvetische Grundregel Nummer eins, bei einer Reise in südliche Gefilde nur Speisen zu essen, die gekocht wurden, darf man hier getrost vergessen. Nie zuvor haben wir innerhalb eines so kurzen Zeitfensters so viel rohen Fisch und Früchte gegessen wie auf den Malediven. Sogar beim Eisstand wird täglich Halt gemacht, um sich durch das Sortiment zu probieren.

Essen im Permakulturgarten

Spätestens im «Roots» wäre Verzichten schwergefallen. Das Restaurant öffnet jeweils an einem Abend pro Woche, wobei: Eine Tür muss hier nicht aufgeschlossen werden. Denn es befindet sich inmitten des auf Hochbeeten angelegten Permakulturgartens des Resorts unter freiem Himmel. Von den Sträuchern der Pflan-

zen hängen Laternen, die für stimmiges Licht sorgen. In die Pfannen und Töpfe der Open-Air-Küche, die sich nur wenige Schritte vom Esstisch entfernt befindet, darf jederzeit ein Blick hineingeworfen werden. Am rechteckigen, aus massivem Stein gefertigten Tisch nehmen an diesem Abend zwölf Personen Platz. Was hier aufgetischt wird, ist rein pflanzlich und hat vor kurzem noch in diesem Garten gediehen. Das Restaurant arbeitet nach dem Prinzip «von der Wurzel bis zum Blatt». Mit den Füssen im Sand, essen wir die Schalen des ersten Gangs leer: Cannoli mit gefüllter roter Paprika, Wassermelonen Tataki mit eingelegten Zwiebeln an einer Sesamsauce sowie eine Energy Bowl, gefüllt mit Avocado, Randen und Tempeh an einem Tamarindenund Orangen-Kurkuma-Dressing. Es folgen gefüllte Jalapeños mit Erdnuss-Curry und Kokosnusscrème.

Auf der weissen Spargelsuppe mit gerösteten Pinienkernen und grilliertem weissem Spargel serviert das Team geschmorten Kohlrabi mit karamellisierten Zwiebeln, Blumenkohlpüree, eingelegten Feigen, knusprigem Buchweizen und

grilliertem Endiviensalat. Das süsse Finale gehört dem Apfelkuchen mit veganem Basilikumeis. Es ist ein Abendessen, das die Bewertung «rundum gelungen» verdient.

Lebensraum für den Ozean

Ob sich dasselbe auch einmal über den Wiederaufbau des Korallenbestands sagen lässt, ist noch offen. Korallenriffe gehören zu den am stärksten vom Klimawandel bedrohten Ökosystemen der Welt. Es löst ein mulmiges Gefühl aus, wenn man spürt, dass das Wasser im Meer wärmer ist als der Pool. Ocean, die Meeresbiologin des Resorts, erzählt, dass sich der Ozean seit acht Jahren um ein Grad erwärmt hat. Das Tempo, in dem sich das Klima verändere, sei das Problem. Die Umwelt habe nicht mehr genug Zeit, um sich von selbst zu erholen. Von den 1200 Inseln, die die Malediven formen – gut 200 sind bewohnt und auf etwa 100 stehen Hotels – verschwindet dadurch von Zeit zu Zeit eine, während eine andere neu hervorkommt. Dem «Patina Maldives» ist es ein besonderes Anliegen, etwas für die Umwelt zu tun. Neben der

Flugverbindung

Edelweiss fliegt mehrmals wöchentlich nonstop von Zürich nach Malé.

Null-Abfall-Philosophie bemüht es sich, zusammen mit seinen Gästen, neuen Lebensraum für den Ozean zu erschaffen: Gemeinsam mit der Meeresbiologin formen Gäste bei Töpferkursen Korallen aus Keramik, die anschliessend im Meer versenkt werden. Durch ihre porösen Oberflächen bilden die Keramikstrukturen eine optimale Basis, an der sich natürliche Korallen ansiedeln und gedeihen können. Dass auch wir mit unserer Reise auf Fari Islands zu dieser Misere beitragen, lässt uns schwer schlucken. Noch so gerne unterstützen wir das Projekt und formen ebenfalls aus Lehm eine Halterung für Korallen. Ocean sagt, wenn jeder von uns ein wenig nachhaltig lebe, sei das viel besser, als wenn ein Land versuche, komplett nachhaltig zu sein. Um die Informationen zu verarbeiten, begeben wir uns in den Spa-Bereich. Die Seerosen im Becken beim Empfang begrüssen und führen die Besucher in eine friedliche Welt. Während der Blick auf der Massageliege auf die Schale mit Sand und Muscheln auf dem Boden gerichtet ist, formt sich die Erkenntnis, dass ein Besuch auf den Malediven auch ein Bewusstsein für die Umwelt schaffen kann und im besten Fall zu einem bewussteren Lebensstil animiert. Den Klimawandel hautnah zu erleben ist eindrücklicher, als nur darüber zu lesen. Aanim verabschiedet uns am nächsten Morgen mit den Worten: «In ‹Patina Maldives› we don’t say goodbye, we say: ‹see you soon!›» Mit dem Schnellboot und demselben Team verlassen wir die Insel wieder. Und tatsächlich werden wir am Flughafen, wie versprochen, wieder vom Team des Hotels in Empfang genommen und lassen uns durch die Hallen des Flughafens lotsen. Erst nach der Sicherheitskontrolle müssen wir uns wieder um uns selbst kümmern. Jeder Einzelne, dem wir begegnet sind, hat mit seiner Hingabe für seine Arbeit dafür gesorgt, dass wir auf dieser Insel den einzig wahren Luxus erfahren durften: selige Ruhe, um vollends erholt abreisen zu können.

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Wasservilla
FOTOS: PATINA MALDIVES

Traumziele

abseits der Massen

Santorin, Dubrovnik, Ibiza – zweifellos wunderschön. Doch Europa hat auch weniger bekannte Kreuzfahrtziele, die faszinieren. Sieben besonders lohnende Destinationen fernab vom Trubel der gängigen touristischen Hotspots – von der Ägäis bis in die Ostsee. Von Claus Schweitzer

Kaum hat sich der Tourismus von der Pandemie erholt, schon klagen alle wieder über den Overtourism. Vor allem an den offensichtlichen Sehnsuchtsorten, vor denen Kreuzfahrtschiffe in hoher Zahl ihre Anker auswerfen, ist es trubeliger als je zuvor. Überdies ging in den beiden letzten Sommern auch die Nebensaison durch die Decke – eine Entwicklung, die sich 2024 fortsetzen wird, wie die emporschnellende Nachfrage an den beliebtesten Reisezielen am Meer zeigt. Aber Europas Küstenregionen und Inseln haben auch unbekanntere Ecken, die den Vergleich mit den touristischen Hochburgen nicht zu scheuen brauchen und auf manchen Routen von vorwiegend kleineren Ozeankreuzern angelaufen werden.

Bornholm, Dänemark: Stille, wilde Ostseeinsel

Wo immer das Meer ein Stück Land umarmt, finden Reisende jene Mischung aus Überschaubarkeit und Weite, die eine Art von innerer Erholung verspricht, die nur eine Insel liefern kann. Ist es die Ferne vom Festland, in die man so viel hineinträumen kann?

Bornholm jedenfalls ist ein Naturidyll vergangen geglaubter Tage, eine eigene kleine Welt, die auf Romantiker und Nordlandfans eine besondere Anziehung ausübt – auch wenn (oder gerade weil) das Wetter auf Dänemarks schönster Insel manchmal verrückt spielt. Selbst die Inselhauptstadt Rønne mit ockergelben und ochsenblutroten Häusern und Stockrosen vor den Türen wirkt wie einem Märchen von Hans Christian Andersen entsprungen. Gepflasterte Wege führen zum Hafen, wo die Fähren aus Sassnitz (Rügen), Ystad (Schweden) und der dänischen Hafenstadt Køge anlegen. Die Nordostküste mit dramatisch wirkenden Klippen zeigt die raue Seite Bornholms, im Süden finden sich Dünen, weisse Sandstrände und Kiefernwälder. Doch liegt alles nah beieinander, sodass man bei einem Tagesausflug mehrmals die Perspektiven wechseln kann und Bademöglichkeiten in allen Richtungen findet. Im Hochsommer erwärmt sich die Wassertemperatur der Ostsee nicht selten bis zu 22 Grad.

Kreuzfahrten mit Tagesziel Bornholm

AIDAmar

Von und bis Warnemünde, mit den Etappen Aarhus, Göteborg, Kopenhagen, Bornholm und Danzig (8 Tage ab 31.05. und ab 06.10.2024)

Seabourn Quest

Von Amsterdam nach Stockholm, mit den Etappen Hamburg, Wismar, Bornholm, Danzig, Tallinn, Helsinki, Mariehamn (11 Tage ab 22.06.2024)

Tinos, Griechenland: Ein Loblied auf die Langsamkeit

Die Kykladen-Inseln mit ihren schneeweissen Dörfern, dem türkis schimmernden Meer und den sonnengebleichten Felslandschaften wirken seit Jahrzehnten wie ein Magnet auf Erholungssuchende aus weniger sonnenverwöhnten Ländern. Jenseits von Mykonos und Santorin, die während des gesamten Sommers von Menschenmassen geflutet

werden, bieten einige der ins Blaue gesetzten Kykladen-Inseln noch immer das ultimativ gelassene GriechenlandGefühl. Wer sich darauf einlässt, gewinnt sofort Distanz zu allem, was auf der Erde sonst noch so los sein könnte. Ein stark ausgeprägter Stolz der Einheimischen auf das lokale, sorgsam restaurierte Erbe hat zu strengen baulichen Reglementierungen geführt – und zu einer Art stillem Wettstreit darüber, welches Eiland mit der grössten Portion Charme und Authentizität betört. Als Sieger würden so manche Kenner Tinos

wählen, eine Insel, welche die Bilderbuch-Ägäis zeigt, ohne museal zu wirken. Und die seinen Besucherinnen und Besuchern sagt: Warum sollen wir hier Neues bauen, wo sich das Alte doch so grossartig bewährt! Was Tinos betrifft, sticht die Reise mit der Le Ponant, dem kleinen Segelkreuzfahrtschiff der gleichnamigen französischen Reederei, heraus: In einer Woche von Athen über Tinos, Polyegos, Serifos, Monemvasia, Kythnos und Spetses zurück nach Athen (neun Abfahrtsdaten ab dem 2. Juni 2024).

Elba,

Italien: Wohltuend unaufgeregtes Inselparadies

Die Toskana im Osten der Insel ist nah –und auch nach Korsika gen Westen und zur Cinque Terre im Norden ist es nicht weit. Doch auf Elba – das fühlt man sofort – geht es ruhiger und erholsamer zu. Der Lärm, das Geschubse und die Hektik der touristischen Hotspots scheinen Lichtjahre entfernt.

Die drittgrösste Insel Italiens ist bei Nicht-Italienern recht unbekannt, obwohl sie als Napoleons Exil – nach dessen Verbannung von Frankreichs Thron – in die Geschichte einging. Elba bezaubert mit einer Mischung aus traumhaften Stränden (allen voran die Spiaggia di Fetovaia an der Südwestküste) und kristallklaren Schnorchelbuchten im inselumschliessenden Meeresschutzgebiet, aus hübschen Bergdörfern (etwa Capoliveri oder Marciana Alta) und lebendigen Hafenstädtchen (wie Porto Azzurro oder Portoferraio), aus bewaldeten Hängen und duftender Macchia unter zerklüfteten, bis zu 1019 Meter hohen Gipfeln. Hier kann man im Handumdrehen auf Abstand gehen, loslassen, abschalten. Kurz: das echte Bella Italia geniessen. Überdies lässt sich auf Elba am gleichen Tag das Beste am Meer und am Berg erleben, weil alles kompakt beieinander liegt und überall E-Bikes vermietet werden. Für Mittelmeerfans, welche die touristische «Prime Time» gerne den anderen überlassen, bietet sich eine vielversprechende Spätsommerreise mit der MS Europa 2 an: Sie startet am 1. September 2024 in Monte-Carlo und kreuzt dann in neun Tagen via Antibes über Sète, Korsika, Portofino und Elba nach Civitavecchia (Rom).

Kreuzfahrten mit Tagesziel Elba

Silver Whisper Von Civitavecchia nach Nizza, mit Etappen in Porto Santo Stefano, Elba, Alghero (Sardinien), Ajaccio, Santa Margherita Ligure, Marseille, Villefranche und Menton (9 Tage ab 18.05.2024)

Seabourn Sojourn Von und nach Barcelona, mit Etappen in Palamos, Toulon, Ajaccio, Elba und Portovenere (8 Tage ab 23.11.2024)

Schwerpunkt Reisen NZZ am Sonntag 12. Mai 2024 24
Bella Italia für Aktive auf der Insel Elba. FOTOS: PD
Natur pur auf Bornholm. Wohin im Sommer ohne Hektik und Gedränge? Zum Beispiel in die arktische Inselgruppe Spitzbergen.
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Nebenan: Polignano a Mare in Apulien,

Unten links: Portoferraio auf Elba. Unten rechts: ruhige Gässchen auf der griechischen Insel Tinos.

Sanary-sur-Mer, Frankreich: Côte d’Azur ohne grosses Tamtam

Das Hafenstädtchen an der südfranzösischen Mittelmeerküste hat so ziemlich alles, was die illustren Badeorte weiter östlich der Riviera haben: herrliche Sandstrände und die ganze Palette an Wassersportmöglichkeiten, schmucke Läden und Restaurants, eine pittoreske Uferpromenade und Gassen, die zum Flanieren laden. Anders als in Saint-Tropez, Saint-Raphaël, Cannes oder Monte-Carlo fehlt in Sanary-sur-Mer jedoch das selbstverliebte Flair, und statt sich mit Scharen von Mittouristen auf übervollen Plätzen zu drängen und sich reichlich über das Missverhältnis von Preis und Leistung für jede Dienstleistung zu ärgern, lockt zur Belohnung unangestrengtes Savoir-vivre. Hier ist der Tourismus etwas sanfter, und die üppig mediterrane Natur auf den pinienbewaldeten Hügeln rund um den Ort wird aus irgendeinem Grund von den Massen kaum wahrgenommen.

Wer Anfang Oktober den Sommer verlängern und die noch milden Temperaturen geniessen möchte (auch das Meer ist dann noch über 20 Grad warm), ist gut beraten, am 5. Oktober 2024 an Bord der SeaDream I zu gehen: Die einwöchige Rundtour von und nach Nizza peilt weitere Perlen an der Goldenen Küste an, die etwas verkannt und weniger bekannt sind, dafür mit Charme und entspannter Ambiance auftrumpfen – darunter Cassis und Cavalaire-sur-Mer.

Kreuzfahrten mit Tagesziel Sanary-sur-Mer

SeaDream I Von Nizza nach Civitavecchia (Rom), mit Etappen in Sanary-sur-Mer, Saint-Tropez, Antibes, Portofino und Portoferraio (Elba) (8 Tage ab 25.08.2024)

Seven Seas Mariner Von Monte Carlo nach Lissabon, mit den Etappen Sanary-sur-Mer, Barcelona, Palma, Cartagena, Malaga, Cadiz, Portimao (11 Tage ab 22.09.2024)

Das pittoreske Sanary-sur-Mer.

Menorca, Spanien: Der entschleunigte Ort für Slow Traveller

Es ist derselbe Archipel, dieselbe Luft, dieselbe Mittelmeerflora – doch auf Menorca ist alles anders als auf Mallorca oder Ibiza. Was es auf der östlichsten Baleareninsel nicht gibt, sind Highlife, Schickimicki, Autobahn, zubetonierte Feriensiedlungen.

Die weitgehend ursprünglich gebliebene Insel ist der Gegenentwurf zu Rambazamba, dafür aber ein herrliches Naturparadies – perfekt für Slow Traveller und alle, die in den entschleunigten spanischen Lebensstil eintauchen wollen, bei dem das Motto «poc a poc» (Schritt für Schritt) lautet. Weite Teile der hügeligen Insellandschaft sind schon vor Jahren zum Naturschutzgebiet erklärt worden. Zudem garantieren mehr als 100 von Felsen und Wäldern umrahmte, teils schwer zu erreichende Buchten, dass Menorca kein Potenzial für Massentourismus hat.

Die Stimmung ist selbst in der Inselhauptstadt Mahón angenehm träge. Es findet sich immer ein Grund, sich auf Menorca vor möglicher Arbeit zu drücken – meist ist es zu heiss, oder man will zum Strand, oder man lässt sich zu einer weiteren Flasche Wein verführen. Etwa im bildschönen Innenhofrestaurant des Boutique-Hotels «Ses Bruixes» in der Altstadt von Mahón. Für Abwechslung kultureller Art sorgt neuerdings die winzige Illa del Rei im Hafenbecken von Mahón. Manuela Hauser und Iwan Wirth, die zu den einflussreichsten Kunsthändlern der

Welt zählen, haben hier ein ausgedientes Militärkrankenhaus zu einem einzigartigen Kulturzentrum mit Landschafts- und Skulpturengarten sowie einem kleinen Restaurant umgebaut. Allein für einen Besuch dieser «Insel vor der Insel» lohnt der Zwischenstopp auf Menorca.

Kreuzfahrten mit Tagesziel Menorca

Silver Whisper Von Nizza nach Lissabon, mit Etappen in Saint-Tropez, Collioure, Mahón, Palma de Mallorca, Valencia, Malaga, Sevilla (11 Tage ab 19.09.2024)

MSC Orchestra Von Lissabon bis Genua, mit den Etappen Alicante, Mahón und Olbia (Sardinien), (6 Tage ab 05.11.2024)

Auf Menorca gibt es kein Rambazamba. Stattdessen ist die Insel ein herrliches Naturparadies.

NZZ am Sonntag 12. Mai 2024 26 Schwerpunkt Reisen
Kein Mensch in Sicht auf Menorca.

Spitzbergen, Norwegen: Die Magie der Arktis

Spitzbergen (Svalbard) ist kein Ort, an dem man mal rasch vorbeischaut. Als nördlichste Destination der Welt, die man per Linienflug erreichen kann, liegt die Inselgruppe selbst für norwegische Verhältnisse weit ab vom Schuss. Vor hundert Jahren wegen reicher Kohlevorkommen besiedelt, gilt Spitzbergen heute als «grösstes Labor der Welt» für Arktisforschung – und lebt zudem ganz gut von zahlungskräftigen Freizeitabenteurern, die in ihren Ferien aussergewöhnliche Naturerfahrungen machen wollen, die in der Erinnerung noch lange weiterleuchten.

Das Städtchen Longyearbyen, der Eingangsort von Spitzbergen, mit 2400 ständigen Einwohnern und überraschend moderner Infrastruktur sowie diversen guten Hotels und Restaurants, ist in drei Flugstunden von Oslo aus erreichbar. Hier ist der Startpunkt für Trekking-, Kanu- und Schiffsausflüge, Tierbeobachtungen sowie im Winter Hunde- und Motorschlittentouren. Das Strassennetz ist nur etwa 40 Kilometer lang und stellt keine Verbindung zu anderen Inselorten her. Schneemobile und Boote sind daher die hauptsächlichen Fortbewegungsmittel. Vor Eisbären wird allenthalben gewarnt.

Für das Naturphänomen der Polarlichter, die ständig neue Muster am Himmel formen und die Betrachter wie unter leichte Drogen setzen, gibt es zwar keine Garantie, doch im «Lichtwinter» stehen

die Chancen gut. Von Juni bis September geht die Sonne in Spitzbergen nicht mehr unter, dann herrschen auch verhältnismässig milde Temperaturen, sodass expeditionstaugliche Kreuzfahrtschiffe mehr oder weniger freie Bahn durchs arktische Eismeer haben.

Einzelne Schiffe – etwa von HapagLloyd Cruises und Hurtigruten Expeditions – peilen im Hochsommer die Umrundung der Inselgruppe an, doch je nach Wetter-, Meer- und Eisbedingungen sind Abweichungen der geplanten Route erforderlich. Manche Spitzbergenfahrten, etwa von Swan Hellenic oder Scenic Luxury Cruises, starten oder enden in der norwegischen Küsten- und Universitätsstadt Tromsø, die als Tor zur Arktis gilt.

Expeditions-Kreuzfahrten mit Tagesziel Spitzbergen

MS Fram und MS Spitsbergen (Hurtigruten Expeditions) Von und nach Longyearbyen, mit dem Versuch einer vollständigen Spitzbergen-Umrundung (12 Tage ab 08.07. und an fünf weiteren Abfahrtsdaten bis 01.09.2024)

SH Vega und SH Diana (Swan Hellenic) Von Reykjavik nach Longyearbyen (14 Tage ab 24.06.2024), von und nach Tromsø (11 Tage ab 30.06.2024) sowie diverse (flexible) Kurse um das Spitzbergenarchipel im Juli 2024.

Oben links: Sanary-sur-Mer an der französischen Riviera. Oben rechts: Innenhof des BoutiqueHotels Ses Bruixes auf Menorca, Nebenan: leere Sandstrände auf der dänischen Insel Bornholm.

Hanseatic inspiration (Hapag-Lloyd Cruises)

Von Tromsø nach Longyearbyen, und auf flexiblem Kurs auf SpitzbergenUmrundung (10 Tage ab 25.06.2024)

Scenic Eclipse

Von Tromsø nach Longyearbyen, und auf flexiblem Kurs auf SpitzbergenUmrundung (12 Tage ab 12.07.2024)

Le Lyrial (Ponant)

Von Tromsø nach Longyearbyen, mit Abstechern im südwestlichen Inselteil von Spitzbergen (9 Tage ab 20.05.2024)

Apulien, Italien: Luxus der Einfachheit

Die süditalienische Region, die den «Stiefelabsatz» des Landes bildet, ist (fast) überall von schlichter Schönheit, zwischen den Hafenstädten Bari und Brindisi aber besonders schön, ganz gleich, ob an der Küste oder im malerischen Hinterland mit seinen endlos scheinenden Olivenhainen, den Hügelorten und den allgegenwärtigen Trulli – diesen Rundhäuschen mit kegelförmigen Steindächern und einem Hauch von Hobbit-Romantik.

Apuliens Hauptstadt Bari ist ein mittelalterliches Labyrinth enger Gassen und kleiner Plätze, mit unzähligen Läden und Lokalen. Die Innenstadt ist klein genug, um alles zu Fuss zu erreichen und gross genug, um darin verloren zu gehen. Wer auf gut Glück ein stimmiges Restaurant sucht, wird problemlos eines finden. Wer sich lieber auf sichere Werte verlässt, is(s)t im «Biancofiore» im Centro Storico richtig.

33 Kilometer südöstlich von Bari thront das Küstenstädtchen Polignano a Mare wie eine weiss getünchte Burg auf einem Felssporn über dem grünblauen Wasser und erwacht – wie alle italienischen Orte – vor allem erst nach Sonnenuntergang zu vollem Leben.

Silversea, Seabourn und Ponant haben erstmals jeweils gleich mehrere Schiffe mit apulischen Häfen im Sommer- und Herbstprogramm. Weitere trendbewusste Reedereien ziehen

gleich und laufen neben Bari und Brandisi vermehrt auch Monopoli, Otranto oder Gallipoli an. Aller Voraussicht nach ist man gut beraten, demnächst einen Abstecher nach Apulien einzuplanen, bevor der Hype erst richtig losgeht und die Massen kommen.

Kreuzfahrten mit Tagesziel Apulien

Seabourn Encore

Von Athen nach Dubrovnik, mit Etappen in Monemvasia, Delphi, Lefkada, Korfu, Gallipoli, Kotor und Vis (10 Tage ab 13.06.2024)

Le Bougainville (Ponant)

Von Valletta nach Venedig, mit Etappen in Syrakus, Otranto, Dubrovnik, Kotor und Hvar (9 Tage ab 17.06.2024)

Silver Ray

Von Venedig nach Athen, mit Etappen in Triest, Zadar, Hvar, Dubrovnik, Bari, Kotor, Korfu, Kreta, Santorin (11 Tage ab 08.07.2024)

SH Diana (Swan Hellenic)

Von Palermo nach Athen, mit Etappen in Lipari, Giardini Naxos, Crotone, Otranto, Sarande (Albanien), Preveza (Griechenland), Itea und durch den Kanal von Korinth (9 Tage ab 28.08.2024)

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Natur und wilde Tiere in der Arktis. FOTOS:
PD

Mythen, Märchen, Magie

Eine Reise entlang der alten Handelsrouten und weitläufigen Landschaften Usbekistans zu den antiken Städten an der Seidenstrasse mit ihren bunten Märkten und prächtigen Moscheen. Von Patricia Engelhorn

Die Brotverkäuferin fragt: «Bread? You want?» Sie heisst Galina – und versucht ihr Glück. Sie steht zwischen den Verkaufsständen auf dem grossen Markt von Samarkand, ihre runden, verführerisch duftenden Brotfladen liegen gestapelt auf einem umgebauten Kinder wagen. Es ist noch früh am Morgen und Galina hat Zeit für ein Schwätzchen. Sie erzählt in holprigem Englisch, dass ihr Mann und ihre Söhne die halbe Nacht gebacken haben, auf ihrem Handy sind ein paar Fotos von der archaischen Mini-Bäckerei der Familie zu sehen. Jeder noch rohe Teigling bekommt mit einem handgeschnitzten Holzstempel ein dekoratives Muster in die Mitte gepresst, dann wird er in den Holzkohleofen geschoben. «20 Minuten», sagt Galina, «nicht länger, sonst wird das Brot hart.» Ihre Fladen sind perfekt: knusprig und köstlich und hübsch anzusehen. Sie bricht ein paar Stücke ab und reicht sie vorbeikommenden Marktbesuchern.

Zuerst probieren, dann kaufen Alle Händler tun das: Mal bekommt man eine aromatische getrocknete Aprikose mit Mandelkern zugesteckt, mal ein Stück nach Gras duftenden Schafskäse, mal ein Becherchen mit frisch gepresstem Maulbeersaft. Einheimische kosten hier, kosten dort und kaufen dann, wo Preis und Qualität stimmen. Die wenigen Touristen achten kaum auf die Preise – sie sind ohnehin niedrig und der Usbekische Som mit seinen vielen Nullen (1 Franken sind zirka 14 000 Som) ist nur schwer zu überschauen. Und ja, es gibt Touristen. Bisher nicht sehr viele, doch seit gut fünf Jahren kommen zunehmend Fremde ins Land. Sie haben von den archäologischen, ar-

chitektonischen und landschaftlichen Sehenswürdigkeiten gehört und möchten das kulturelle Erbe Usbekistans, die verschiedenen Formen der Kunst und des traditionellen Handwerks, die gastfreundliche und offene Mentalität der Menschen, die Folklore und nicht zuletzt die Gastronomie kennenlernen. Samarkands historischer Siyob-Basar zählt zu den Top-Attraktionen. Schon im 14. Jahrhundert war dies ein wichtiger Umschlagplatz an der Seidenstrasse, Händler aus Zentralasien und darüber hinaus tauschten hier ihre Waren aus. Doch der quirlige Markt ist bei weitem nicht alles, was Samarkand zu bieten hat.

Die heute knapp 625 000 Einwohner zählende Stadt war mehrfach in ihrer langen Geschichte die Landeskapitale. Über Jahrtausende hinweg galt sie als das kulturelle Zentrum Usbekistans, als intellektueller Hotspot der islamischen Welt, Hochburg der Wissenschaft, der Religion und der Kunst sowie als Metropole mit meisterlicher Architektur. Gleich neben der Markthalle steht die imposante, zwischen 1399 und 1404 errichtete Bibi-Khanum-Moschee, die zu den grössten und prächtigsten der islamischen Welt gehört. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war von ihr nur noch eine grandiose Ruine erhalten, doch inzwischen sind bedeutende Teile der Moschee restauriert und wiederhergestellt worden.

Unweit davon auf einer Anhöhe steht das Mausoleum Shah-i Zinda mit einer labyrinthischen, nicht enden wollenden Folge von türkis glänzenden Kuppeln, prachtvollen vergoldeten Grabkammern, kunstvollen Mosaiken und opulent geschnitzten Holzportalen. Die Gräberstadt ist ein bedeutender Pilgerort, ganze

Ja, es gibt Touristen. Bisher nicht sehr viele. Doch seit gut fünf Jahren kommen zunehmend Fremde ins Land.

Grossfamilien, aber auch viele betagte Menschen und tief verschleierte Frauen ziehen von einem Tempel zum nächsten und erweisen Ahnen, Königen und Gründungsvätern die Ehre.

Häppchen zu DJ-Klängen

Doch auch wer mit der Geschichte

In den kleinen Läden, die sich in den über und über mit Mosaiken verzierten Rundbögen einer Koranschule am weitläufigen Registan-Platz eingerichtet haben, gibt es zauberhafte bestickte

Fortsetzung auf Seite 30

Samarkands nicht vertraut ist, erkennt sofort, was für ein unglaublich reiches Vermächtnis diese Stadt zu bieten hat. Sie wirkt wie aus einem 1001-Nacht-Märchen, unwirklich und erhaben, dann aber auch wieder ganz von dieser Welt. Auf der begrünten Terrasse des Restaurant Platan bestellen junge Menschen Aperol Spritz, gefüllte Teigtaschen, Auberginensalat und grosse Platten mit gegrilltem Fleisch. An manchen Tagen gibt es Livemusik, an anderen legt ein DJ auf. Die Stimmung ist ausgelassen und fröhlich. Stünde im Hintergrund nicht eine strenge, aus Sowjetzeiten stammende sandfarbene Backsteinvilla, könnte man sich in Athen, Istanbul oder Marseille wähnen. So aber läuft jeder Vergleich ins Leere: Samarkand ist eben einzigartig, eine alte und zugleich junge Stadt mit grosser Vergangenheit, alten Traditionen, aber auch einem zeitgeistorientierten Lifestyle.

Schwerpunkt Reisen NZZ am Sonntag 12. Mai 2024 28
Das Gur-EmirMausoleum in Samarkand. Bei Sonnenuntergang wirkt die Stadt Buchara wie ein Märchen aus 1001 Nacht. PD
ALEXEY KUTELEV

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Weisse Strände und tiefblaues Meer Bizarre Felsformationen der Calanches

1. Tag: Schweiz – Provence Hinfahrt nach Orange bzw. Avignon.

2. Tag: Provence – Toulon Besuch Cassis. Abends Fährüberfahrt nach Bastia.

3. Tag: Bastia – Cap Corse – Calvi Panoramafahrt zum Cap Corse. Weiterfahrt nach Calvi..

4. Tag: Calvi – Calanches – Ajaccio Fahrt durch die Calanches. Übernachtung in Ajaccio.

5. Tag: Ajaccio Rundgang durch Ajaccio.

6. Tag: Ajaccio – Porto Vecchio Stadtbesichtigung Bonifacio und Weiterfahrt nach Porto Vecchio.

7. Tag: Porto Vecchio – Bastia Fahrt entlang der Ostküste. Abends Fährüberfahrt nach Savona.

8. Tag: Savona – Schweiz Rückfahrt zu den Abfahrtsorten.

REISEDATEN 2024 (SA – SA)

1: 07.09.–14.09. 2: 14.09.–21.09. 3: 21.09.–28.09. 4: 28.09.–05.10.

5: 05.10.–12.10.

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(Innenkabine, ohne Mahlzeiten)

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• Lokalreiseleitung an 4 Tagen

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7 Tage im DZ 1965 1771

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Fünf Nächte in guten Mittelklasshotels, davon eine Nacht in Orange bzw. Avignon, eine Nacht in Calvi, zwei Nächte in Ajaccio und eine Nacht in Porto Vecchio.

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Prachtvolle Loire-Schlösser Bordeaux, Arles & Avignon

1. Tag: Schweiz –Tours

2.Tag: Tours, Ausflug Loiretal Stadtführung Tours und Besichtigung der Schlösser Chenonceau und Amboise.

3. Tag: Tours – Cognac – Bordeaux Degustation in einer Cognac-Brennerei.

4. Tag: Bordeaux, Ausflug Médoc** Stadtbesichtigung in Bordeaux. Fak. Weingebiet «Médoc» mit Degustation.

5. Tag: Bordeaux – Bayonne Höchste Wanderdüne Europas (Dune du Pilat) und Seebad Arcachon.

6. Tag: Bayonne, Ausflug Biarritz Stadtführung Biarritz und Besuch von Saint-Jean-de-Luz.

7. Tag: Bayonne – Narbonne Durch die Pyrenäen nach Carcassonne.

8. Tag: Narbonne – Arles – Orange Aigues-Mortes, Les Saintes-Mariesdela-Mer und Stadtführung in Arles.

9. Tag: Orange, Avignon & Pont du Gard Besichtigung von Avignon und dem römischen Aquädukt Pont du Gard.

10. Tag: Orange – Schweiz

REISEDATEN 2024 (DO – SA)

1: 22.08.–31.08. 2: 29.08.–07.09. 3: 05.09.–14.09.

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An allen Ecken und Enden gibt’s kunstvolle Miniaturmalereien. Eine Teppichknüpferin beim Fertigen eines Seidenteppichs.

Fortsetzung von Seite 28

Tischdecken, filigran geschnitzten Holztabletts, handgefertigte Blumentöpfe aus Keramik und bunte Ikat-Teppiche, die dem aufkeimenden Trend zu unbekümmert zusammengewürfelten Interieurs mit Objekten aus fremden Kulturen und der Magie aus 1001 Nacht entsprechen. Sie verleihen jeder Wohnung in Zürich, München oder New York einen schicken orientalischen Touch.

Mit dem Zug nach Buchara Ein Schnellzug verbindet Samarkand mit Buchara: Zweieinhalb Stunden durch Baumwollfelder, Granatapfelplantagen und Steppenlandschaften, vorbei an halb verfallenen Dörfern und Schafherden, die auf struppigen Wiesen nach Grünzeug suchen. Der Hauptbahnhof von Buchara steht in einem von breiten Strassen und wuchtigen Gebäuden geprägten Vorort, an Schaufenstern stehen Namen wie Armani, Jourdan oder Ralph Lauren, die auf Geschäfte hinweisen, die es in Wahrheit gar nicht gibt. Aber was will man auch mit Armani, wenn es elegante Taschen und Tunikas von Feruza's Ikat Gallery, farbenfroh bedruckte und bestickte Schals von Designed by Miran oder mit opulenten Goldfadenapplikationen verzierte Mäntel, Kissenbezüge und Vorhänge aus dem Atelier von Nodir Rasulov gibt? Bucharas verzweigter Kuppelbasar

gilt als Usbekistans Top-Shopping-Destination und als ein faszinierendes architektonisches Ensemble, in dem man sich oft und gerne verläuft. Er punktet mit einer unglaublichen Vielfalt an Läden und Ständen, deren Angebot aus von Hand gehämmerten Silberschalen über reich verzierte Messer bis zu Christbaumschmuck aus Keramik reicht. Teppich-Fans verbringen viele Stunden im hallenartigen Verkaufsraum von Bukhara Silk Carpets und lassen sich glänzende Seidenteppiche und kunstvoll gearbeitete Double-Face-Modelle zeigen. «Zwei Knüpferinnen brauchen bis zu einem Jahr, um solch ein Stück zu fertigen», erklärt Sabina Burkhanova, die das Familienunternehmen in fünfter Generation leitet, und: «Je länger man darauf läuft, desto schöner wird es.» Bei der Gestaltung vertraut sie auf Bewährtes: Geometrische Muster, viel Rot, edle Materialien – dafür sind Buchara-Teppiche berühmt. Mal ein neues Design? Eine ungewohnte Farbkombination? Die 33-Jährige schüttelt den Kopf: «Nein. Ich glaube, die alten usbekischen Motive sind der Schlüssel zu unserem Erfolg.» Andere sehen das anders. «Tradition und Zeitgeist schliessen einander nicht aus», glaubt Keramikmeister Abdulvakhid Bukhoriy. Vor seiner Werkstatt in einer schmalen Altstadtgasse liegt ein Stapel türkisfarben glasierter Backsteine unter einer Plastikplane. Es sind die übrig gebliebenen Teile einer Mauer, die

er für den usbekischen Pavillon der letzten Architektur-Biennale in Venedig entworfen hat. Die Steine sind aus dem 19. Jahrhundert, das Konzept ist von heute. So funktioniert die Fusion der Zeitspannen, die Abdulvakhid Bukhoriys Arbeit so einzigartig macht. Zu den Highlights seiner Produktion zählen hohe, leicht trichterförmige und sehr modern wirkende Becher, die einem unvollendet gebliebenen Minarett aus dem 19. Jahrhundert nachempfunden sind, und die türkis glasierten Strassenschilder, die überall in Buchara zu sehen sind und deren stilisierte, plastisch eingearbeitete Kuppel-Minarett-Skyline hinter einem ruhenden Kamel auf die prägenden Attribute dieser Stadt weisen. Die Schönheit macht sprachlos Interessanterweise haben die meisten Weltenbummler die 300 000-Einwohner-Metropole gar nicht so richtig auf dem Reiseplan. Nur wenige westliche Besucher sitzen im hübschen Teehaus am Lyabi-Hauz-Platz zwischen blau gekachelten Koranschulen, einem gigantischen steinernen Wasserreservoir, einem Sufi-Kloster und den mächtigen Maulbeerbäumen, in denen Hunderte von Vögeln zwitschern. Nur wenige stehen staunend vor den monumentalen, meist gut 600 Jahre alten Moscheen mit ihren kunstvollen Mosaiken, eleganten Marmorsäulen und geschnitzten Holzportalen. Oder am

Adressen

Hotels

Mercure Bukhara Old Town, Buchara Um den Innenhof des vor rund einem Jahr eröffneten Altstadt-Hotel sind 57 luftige Zimmer verteilt, ganz oben wartet ein gutes Restaurant mit Terrasse und Cinemascope-Blick.

L’Argamak, Samarkand Zentral gelegener Stadtpalast mit Terrasse und Garten. Viele der 23 Zimmer bieten Aussicht auf eine Sehenswürdigkeit, andere einen Balkon. Dazu: gutes Frühstück und nettes Personal.

Oscar Boutique Hotel, Tashkent Schick gestyltes City-Hotel mit Terrasse, Pool und Spa. Die 50 Zimmer sind eher klein, aber gemütlich, im Restaurant gibt es ein sehr gutes Frühstück.

Einkehren

Ayvan, Buchara

Das Gebäude war einst Wohnsitz einer wohlhabenden Händlerfamilie. Heute kann man auf den Tagesbetten im Hof ein Glas Wein oder Cocktail trinken, auf der Terrasse und im Speisesaal gibt es beste usbekische Küche.

Old Bukhara, Buchara Im idyllischen Hof und in den gemütlichen Innenräumen gibt es landestypische Klassiker: Plov (Reisgericht mit Fleisch und Rüebli), Shashliks (Fleischspiesse), Manty (Teigtaschen) und Brot.

Platan, Samarkand

Senffarbene Backsteinvilla mit schöner Terrasse. Serviert werden köstlicher Tomatensalat, gefüllte Teigtaschen und grilliertes Fleisch. Dazu gibt es einheimische Weine und Cocktails.

Besh Quzon, Tashkent

Samarkand ist eine alte und zugleich junge Stadt mit grosser Vergangenheit, alten Traditionen und einem zeitgeistigen Lifestyle.

gigantischen Poi-Kalon-Komplex, dem architektonischen Highlight der Stadt. Der Poi-Kalon liegt südlich der alten Arche-Zitadelle und beherbergt das prächtige Kalon-Minarett aus dem 12. Jahrhundert, eines von nur zwei Gebäuden der Stadt, die von Dschingis Khans Armee verschont blieben. Jahrhundertelang wurden verurteilte Verbrecher von der Spitze des Minaretts geworfen, doch dort oben brannte auch rund um die Uhr ein Feuer, um den Kamelkarawanen den Weg von der Wüste in die Stadt zu weisen. Heute hilft Google Maps dabei, sich geografisch im Land zurechtzufinden. Wer eine moderne, urbane und lebhafte Metropole sucht, fährt in die Hauptstadt Tashkent, wo noch in diesem Jahr das Centre for Contemporary Arts in einem ehemaligen Tram-Depot eröffnen soll. Gestaltet wurde es vom Pariser Studio KO, bekannt für das Design des Londoner Trend-Hotels Chiltern Firehouse und des Yves-Saint-Laurent-Museums in Marrakesch. Wer lieber weit zurück in die Vergangenheit reisen möchte, fährt in die antike Oasenstadt Chiwa im Westen des Landes und besucht die weitläufige, über 2500 Jahre alte Kunya-Ark-Zitadelle, deren Empfangsbereich, Winter- und Sommermoschee und Harem von den jeweiligen Herrschern genutzt wurde. Chiwas gut erhaltene, autofreie Altstadt zählt seit 1990 zum Weltkulturerbe der Unesco und ist von einer Schönheit, die sprachlos macht.

Grosses, immer gut besuchtes Lokal, in dem das wohl beste Reisgericht Plov der Stadt vor aller Augen in einer riesigen Pfanne zubereitet wird. Dazu gibt es Tomatensalat und knuspriges Brot.

Shopping

Designed by Miran, Buchara

Die bedruckten und bestickten Textilien von Miran Khalikov sind bunt, opulent und trotzdem tragbar. Die Mäntel, Schals oder Handtaschen sind absolute Hingucker.

Feruza’s Ikat Gallery, Buchara Kaum jemand hat so viel Sinn für Farben, Formen und Muster wie Feruza Ahrarova; ihre traditionell gewebten Ikat-Stoffe werden zu Taschen, Kleidern und zauberhaften Tunikas verarbeitet.

Meros Paper Mill, Samarkand In der Manufaktur kann mitverfolgt werden, wie aus Maulbeerbaumrinde Papier entsteht. Im hübschen Showroom werden Papiertaschen, Briefpapier und Tischsets verkauft.

Schwerpunkt Reisen NZZ am Sonntag 12. Mai 2024 30
Madina Kasimbaeva, Tashkent Schönste und qualitativ hochwertige Suzani (Stickereien), bei denen die Tradition mit modernen Ansätzen vereint wird. Handgestickte Stoffe bei «Feruza’s Ikat Gallery» in Buchara. Das Töpferhandwerk hat in Usbekistan eine grosse Tradition.
ACDF MOOVEPRO ANDREY ARAKELYAN ALEXEY KUTELEV ANDREY ARAKELYAN ACDF MOOVEPRO ACDF MOOVEPRO

Sponsored Content für Vögele

Eine Reise voller Kontraste

Die 16-tägige Rundreise führt uns von Singapur nach Malaysia, Borneo und Brunei. Grossstadtdschungel und idyllische Landschaften wechseln sich ab. Unterwegs trifft man Menschen, die einem Einblicke in ihr Leben und ihre Kultur geben.

Die Gruppe sitzt am runden Tisch, der mit vielen kleinen «Sharing Dishes» bestückt ist. Es fühlt sich an, als würde man sich schon ewig kennen. Dabei haben wir uns vor gerade mal zwölf Stunden zum ersten Mal am Flughafen von Singapur gesehen. Hier an diesem runden Tisch in diesem authentischen-chinesischen Restaurant in Chinatown scheinen die Uhren anders zu ticken. Und so wird es auch die nächsten 16 Tage sein, wenn die Zeit ihr eigenes Tempo annimmt, Minuten manchmal zu Stunden und Tage zu Minuten werden. Das gemeinsame Abendessen war eigentlich nicht vorgesehen gewesen. Denn ein Merkmal der Reise mit Vögele ist, dass die Tage nicht von frühmorgens bis spätabends durchgetaktet sind. Zwischendurch – insbesondere abends – soll immer auch Zeit zur freien Verfügung bleiben. Doch es war unser Wunsch, diesen ersten intensiven Reisetag in dieser schillernden Metropole bei einem gemeinsamen Abendessen ausklingen zu lassen. Singapur ist nicht nur ein Schmelztiegel der Kulturen, sondern auch eine Stadt der Kontraste. Wolkenkratzer treffen auf schmucke Häuschen aus der Kolonialzeit, Asphalt und Beton auf grüne Oasen und blühende Gartenanlagen. Eine davon ist der Botanische Garten, dessen Geschichte bis ins Jahr 1859 zurückreicht.

Hupenden Rikschas ausweichen

Am nächsten Tag geht die Reise im bequemen Bus weiter nach Malacca. Auf allen Vögele-Rundreisen durch Malaysia, Borneo und Brunei sind sowohl erfahrene Schweizer Reiseleitungen mit dabei als auch lokale Guides, die Deutsch sprechen. Auf dem Weg nach Malacca erzählt unser Guide interessante Fakten über Land und Leute. Malacca ist eine historische Stadt, knapp 150 Kilometer von Kuala Lumpur entfernt, und kann auf eine reiche kulturelle und koloniale Geschichte zurückblicken. 2008 wurde die Stadt an der Westküste Malaysias zum Unesco-Welterbe erklärt. Steigt man aus dem angenehm klimatisierten Reisecar, muss man sich zuerst einmal an die Hitze

gewöhnen. Wir schlendern über den Streetfood-Markt, durch die engen Gassen der Altstadt, weichen hupenden Rikschas aus und spazieren anschliessend dem Flussufer entlang. Auf beiden Seiten des Ufers gibt es unzählige Cafés und kleine Imbissstände. Betörende Düfte liegen in der Luft, überall ertönt Musik –ein kunterbuntes, fröhliches Treiben. Authentische Erlebnisse Am Folgetag steht ein Besuch des Dorfes Kampung Cantik auf dem Programm. Eine zentrale Rolle spielen bei Vögele Reisen die authentischen Erlebnisse: Als Gast geht man auf Tuchfühlung mit fremden Kulturen, lernt Einheimische kennen und erhält vertiefte Einblicke in andere Lebensweisen. Und so besuchen wir heute eine Familie, die uns mit offenen Armen herzlich empfängt. Das gemächliche Dörfchen hinter uns lassend, begeben wir uns am Nachmittag in den wuseligen Grossstadtdschungel von Kuala Lumpur. In der Ferne sehen wir den Sultanspalast mit seinen Türmen, Kuppeln und Veranden – ein beein-

druckendes Gebäude, gross und majestätisch. Nach einer Tour durchs Stadtzentrum, die unter anderem am Unabhängigkeitsplatz sowie an den Twin Towers vorbeiführt, geht es ins Hotel. Wer will, trifft sich später zum gemeinsamen Essen in der Lobby, um von dort ins Nachtleben einzutauchen.

Am nächsten Tag werden wir Bekanntschaft machen mit den Ureinwohnern Malaysias, den Orang Asli. Das indigene Volk macht einen kleinen Prozentsatz der Landesbevölkerung aus. Die Orang Asli bewirten uns mit Köstlichkeiten aus ihrer traditionellen Küche. Eine typische Speise ist Ayam Pansoh. Diese wird aus Pouletfleisch oder Fisch zubereitet und mit verschiedenen aromatischen Zutaten angereichert in Bambusrohren über dem offenen Feuer gegart. Nach dem Frühstück verlassen wir Kuala Lumpur. War es in der Stadt eben noch gut 35 Grad heiss, so herrschen hier in den Cameron Highlands angenehme 25 Grad. Die Strasse führt kilometerlang durch Teeplantagen, links und rechts kommt ab und zu ein kleines Restaurant

oder ein Verkaufsstand. Die Häuser sind stark geprägt von der kolonialen englischen Vergangenheit, weisen aber auch typisch chinesische Stilelemente auf.

«Für die kulinarische Offenbarung an diesem unkonventionellen Ort werden wir unserem Guide wohl bis in alle Ewigkeit dankbar sein.»

Orang-Utans beobachten Über Penang und Georgetown geht es am achten Tag der Reise per Flug nach Kuching auf der Insel Borneo. Kuching ist eine bedeutende Stadt in Malaysia und dient als kulturelles und wirtschaftliches Zentrum für die Region Sarawak. Die Stadt ist bekannt für ihre Vielfalt, ihre historischen Gebäude und die Nähe zu Naturschutzgebieten wie dem BakoNationalpark und dem Semenggoh Wildlife Centre. Unser Hotel liegt direkt am Ufer des Sarawak-Flusses. Sind wir hier richtig? Doch, doch, nickt unser Guide. Wir quetschen uns in einen kleinen Lift, der uns in die oberste Etage eines Parkhauses führen wird. Ohne diesen InsiderTipp unseres lokalen Guides wären wir nie auf die Idee gekommen, in einem Parkhaus einzukehren. Für die kulinarische Offenbarug an diesem unkonventionellen Ort werden wir unserem Guide wohl bis in alle Ewigkeit dankbar sein: Der frische Fisch wird vor den Augen des Gastes zubereitet und mit Saucen dargereicht, die von einer unvergleichlichen Aromenintensität zeugen. Am nächsten Tag steht ein Besuch des Matang Wildlife Centres auf dem Programm. Das Tierreservat dient als Rehabilitationsstation für bedrohte Tierarten in Malaysia und spielt eine wichtige Rolle zum Schutz und Erhalt gefährdeter Tiere, insbesondere Orang-Utans. Bei unserem Besuch hatten wir das seltene Glück, eine Orang-Utan-Mutter mit ihrem Baby anzutreffen. Mit dem Feldstecher konnten wir aus der Entfernung die Tiere beobachten, ohne sie zu stören. Auf Borneo sieht man aber nicht nur Affen, sondern auch Krokodile und mit etwas Glück Irawady-Delfine. Am Folgetag fliegen wir von Kuching nach Kota Kinabalu im Norden Borneos. Eindrücklich ist die kleine Wanderung durch den Kinabalu-Park, wo je nach Saison wunderschöne Orchideen blühen. Die Erkundungstour führt zunächst 200

Meter bergauf, was bei der hohen Luftfeuchtigkeit eine Herausforderung sein kann. Anschliessend führt der Pfad über mehrere Hängebrücken, die in 40 Metern Höhe durch die Baumwipfel führen – ein atemberaubendes Naturerlebnis. Bald neigt sich die Reise dem Ende zu, und die Gruppe wird sich aufteilen: Die einen werden direkt nach Brunei weiterfliegen, die anderen noch etwas länger in Kota Kinabalu bleiben, um die wunderschönen Sandstrände und das kristallklare Meer zu geniessen.

Der Flug mit der Fluggesellschaft Royal Brunei dauert nur 20 Minuten, katapultiert einen jedoch in eine komplett andere Welt. Waren wir eben noch mitten in der üppigen Natur, so wähnen wir uns hier wie in einem Märchen: Die Führung mit dem lokalen Guide zeigt uns eine Stadt voller Glanz und prunkvoller Bauten. Reich an Eindrücken und unvergesslichen Erlebnissen, endet unsere zauberhafte Rundreise durch Malaysia, Borneo und Brunei und führt uns in Begleitung der Vögele-Reiseleiterin wohlbehütet wieder zurück in die Heimat.

16 Tage Erlebnisreise

Malaysia – Borneo – Brunei

Eine abwechslungsreiche Rundreise zwischen Urwald und Grossstadtdschungel, die Sie durch die Pflanzenund Tiervielfalt der Insel Borneo führt, Ihnen einen Einblick in die malaysische Kultur ermöglicht und imposante Städte sowie malerische Landschaften offenbart. Zum Schluss tauchen Sie ein in die Welt des reichen Sultanats Brunei. Kosten: 16 Tage ab 5150 Franken, Abreisedaten: 6. September 2024, 8. Oktober 2024, 1. November 2024. Reise entdecken: voegele-reisen.ch/malaysia

Dieser Inhalt wurde von NZZ Content Creation im Auftrag von Vögele Reisen erstellt.

NZZ am Sonntag 12. Mai 2024
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Die
ISTOCK
Orang-Utans finden im Matang Wildlife Centre einen geschützten Ort. In den malaysischen Cameron Highlands schweift der Blick über riesige Teeplantagen.
PD

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