Brand Relations (D)

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Verlagsbeilage

NZZ am Sonntag 24. Januar 2021

Zukunft Bauen #InnovationLeaders der Schweizer Bau- und Immobilienbranche

«LEEZA SOHO TOWER» VON ZAHA HADID ARCHITECTS IN PEKING; FOTO: HUFTON+CROW

CH-8021 ZÜRICH • TELEFON +41 44 258 16 98 • WWW.NZZONE.CH


Verlagsbeilage Zukunft Bauen

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NZZ am Sonntag 24. Januar 2021

Inhaltsverzeichnis

#InnovationLeaders der Schweizer Bau- und Immobilienbranche Sie prägen den Wirtschaftszweig nicht nur mit, sie transformieren ihn disruptiv. Diese Unternehmen streben hierzulande nach der Innovationsführerschaft in ihrem Segment. FOTO: MICHELE LIMINA

#Innovation IstChefsache

#TheNext BigThing

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V-ZUG

«Unser Fokus liegt auf dem Kundennutzen»

FOTO: MICHELE LIMINA

Condair

Gesünder wohnen dank der richtigen Luftfeuchtigkeit

Peter Spirig, CEO von V-ZUG

Oliver Zimmermann, CEO

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der Condair Group

Holcim

«Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Innovation sind unsere Treiber»

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Simon Kronenberg, CEO von Holcim Schweiz und Italien

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«Zukunft Bauen» ist eine Verlagsbeilage der NZZ-Mediengruppe in Kooperation mit Sarah Schlagenhauf, Inhaberin Brand Relations. Inhalt realisiert durch NZZ Content Creation im Auftrag von Brand Relations. brandrelations.ch

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Patrik Marty, CEO und

Walde

«Immobilien verkauft man nicht mit Klicks, sondern mit Empathie»

MoneyPark

«Im Informationszeitalter gehört die Macht dem Kunden»

FOTO: TIMBATEC

#VorreiterDer Baubranche

#VorreiterDer Immobilienbranche

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Steiner AG

Vom Industriestandort zum urbanen Stadtquartier

Stefan Heitmann, CEO und

Timbatec

«Es spricht alles für Holz»

Livit

In Sachen Digitalisierung Massstäbe setzen Wolfgang Stiebellehner, Leiter

Michael Schiltknecht, Head

Gründer von MoneyPark

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Bauprojekte gemeinsam erleben – auch in Corona-Zeiten Mitgründer von HEGIAS

Jann Felber, COO von Walde

IMPRESSUM

HEGIAS

Bewirtschaftung bei Livit

Real Estate bei Steiner

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4B

Stefan Zöllig, Gründer und

Eine Fassade, smart wie eine Haut

Mitinhaber von Timbatec

Jean-Marc Devaud, CEO von 4B

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Bonacasa

Living Services: Wohnen neu gedacht Alain Benz, Geschäftsführer von Bonacasa

Projektmanagement Inhalt: Norman Bandi, Head of NZZ Content Creation

FOTO: WALDE

#DerSchweizer Immobilienmarkt

Layout: Armin Apadana, Graphic Designer & Konzepter

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Kontakt: NZZone, c/o NZZ AG, Postfach, 8021 Zürich nzzone.ch

UBS

Einflussfaktor Homeoffice

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Claudio Saputelli,

Titelbild

Matthias Holzhey und Maciej Skoczek, UBS CIO

#InnovationLeaders – dazu gehören auch Zukunft Bauen die fünf Finalisten des «International Highrise Award». Er gilt als der weltweit wichtigste Architekturpreis für Hochhäuser. Unser Titelbild zeigt das Innenleben des «Leeza SOHO Tower» von Zaha Hadid Architects in Peking, dessen Glashülle eigentlich eine Doppelturmanlage verbirgt. Die renommierte Auszeichnung wird alle zwei Jahre vom Deutschen Architekturmuseum (DAM) und der DekaBank organisiert und als offizieller Preis der Stadt Frankfurt verliehen. Die dazugehörige Ausstellung im DAM läuft bis am 16. Mai 2021. Foto: Hufton+Crow Verlagsbeilage

NZZ am Sonntag 24. Januar 2021

#InnovationLeaders der Schweizer Bau- und Immobilienbranche

«LEEZA SOHO TOWER» VON ZAHA HADID ARCHITECTS IN PEKING; FOTO: HUFTON+CROW

FOTO: MICHELE LIMINA

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#InnovationLeaders

«Umgib dich stets mit Leuten, die smarter sind als du!» Treibende Kräfte bei Holcim, MoneyPark, Timbatec, V-ZUG und Walde verraten, was für sie einen Innovation Leader auszeichnet – und welche Innovation Leader sie gerne mal treffen würden.

Interviews: Michael Baumann, Flavian Cajacob, Cornelia Glees

Simon Kronenberg, CEO von Holcim Schweiz und Italien Welchen Innovation Leader würden Sie gerne einmal treffen (es kann auch postum sein)? Das ist der Schweizer Bertrand Piccard, ein innovativer, mutiger Unternehmer und Visionär. Was er mit seiner Weltumrundung mit einem Ballon und mit dem Flugzeug Solar Impulse geleistet hat, ist bemerkenswert und beeindruckend. Er denkt in die gleiche Richtung wie wir bei Holcim, indem er sich für den Planeten und für die Menschheit einsetzt. Piccard agiert ausserhalb der Komfortzone, um die erneuerbaren Energien und die Gesellschaft weiterzubringen.

Stefan Heitmann, CEO und Gründer von MoneyPark Welchen Innovation Leader wür­ den Sie gerne einmal treffen (es kann auch postum sein)? Phil Knight, den Gründer von Nike, finde ich faszinierend. Er war nicht nur sehr innovativ, sondern hat die Firma trotz zahlreicher Rückschläge zu dem gemacht, was sie heute ist. Auch wenn das Innovationselement kleiner war als etwa bei Steve Jobs, Bill Gates oder Jeff Bezos, ist Phil Knight eine faszinierende

Persönlichkeit. Innovation ist sowieso Teamarbeit. Was zeichnet für Sie einen Innovation Leader aus, beziehungsweise was macht Innovation zur Chefsache? Er muss ein visionäres Element in sich tragen und in der Lage sein, sich die Welt anders vorzustellen. Dazu braucht es eine Portion Naivität, verbunden mit Beharrlichkeit. Auch einem Visionär wird nichts geschenkt. Als ich mit MoneyPark angefangen hatte, hörte ich täglich, dass dieses Geschäftsmodell in der Schweiz nicht funktionieren werde. Das hat mich aber nur zusätzlich motiviert.

Interview auf Seite 12

Was zeichnet für Sie einen Inno­ vation Leader aus, beziehungs­ weise was macht Innovation zur Chefsache? Es braucht einen breiten Horizont und die Bereitschaft, die Kultur in einem Unternehmen aktiv zu gestalten sowie berechnete Risiken einzugehen und Innovationen zu tätigen. Dann ist Handlungsbereitschaft wichtig. Ein Innovation Leader muss offen sein und unterschiedliche Meinungen nicht nur zulassen, sondern auch ernst nehmen. Er soll sich die Zeit und den Raum nehmen können, fünf oder zehn Jahre vorauszuplanen. Und er muss sich in der heutigen Zeit sehr stark für die Digitalisierung interessieren und sie fördern.

FOTOS: MICHELE LIMINA

Stefan Zöllig, Gründer und Mitinhaber von Timbatec

Welchen Innovation Leader wür­ den Sie gerne einmal treffen (es kann auch postum sein)? Jerry Uhland und Jim Boyd, die Gründer der 230 Millionen Dollar schweren CalPlant in Kalifornien.

Interview auf Seite 9

Peter Spirig, CEO von V-ZUG

Welchen Innovation Leader wür­ den Sie gerne einmal treffen (es kann auch postum sein)? James Watt, der die Dampfmaschine zwar nicht erfunden, aber ihren Wirkungsgrad erheb-

Was zeichnet für Sie einen Inno­ vation Leader aus, beziehungs­ weise was macht Innovation zur Chefsache? Ich zitiere Mark Zuckerberg: «Umgib dich stets mit Leuten, die smarter sind als du!» Man sollte sich also nicht für gescheiter halten als die Mitarbeitenden, sondern alle Ansätze, innovativ zu sein, unterstützen. Geht etwas schief, heisst es: wieder aufstehen, Krone richten, weitergehen.

Interview auf Seite 15

lich verbessert und vor allem zur Kommerzialisierung beigetragen hat. Was zeichnet für Sie einen Inno­ vation Leader aus, beziehungs­ weise was macht Innovation zur Chefsache? Jeder, der neugierig ist und den Austausch sucht, kann Innovation Leader sein. Vorgesetzte sollten diese Eigenschaften vorleben und eine Kultur etablieren, in der Fragen und Rückschläge okay sind, wenn man aus ihnen lernt.

Interview auf Seite 5

Jann Felber, COO von Walde «Ein Innovation Leader muss unterschiedliche Meinungen nicht nur zulassen, sondern auch ernst nehmen.»

Die beiden haben eine Methode entwickelt, aus Reisstroh MDFPlatten — mitteldichte Faserplatten — für Möbel herzustellen.

Welchen Innovation Leader wür­ den Sie gerne einmal treffen (es kann auch postum sein)? Da kommt wohl nicht nur mir aus aktuellem Anlass ein Name in den Sinn: Elon Musk, der TeslaGründer. Eine absolut spannende Persönlichkeit, auf seine Art ein Verrückter — dies im positiven Sinne. Es gibt wohl wenige Menschen, die so weit vorausdenken können wie Musk und auch bereit sind, alles auf eine Karte zu setzen. Seine technologischen Visionen sind bahnbrechend und beeindruckend.

Was zeichnet für Sie einen Inno­ vation Leader aus, beziehungs­ weise was macht Innovation zur Chefsache? Er hat Mut, Neues tatsächlich in die Tat umsetzen zu wollen, er ist offen und hat eine gewisse Maturität, also Reife und Erfahrung sowie den absoluten Willen, sich auch in schwierigen Momenten durchzubeissen und weiterzuentwickeln — persönlich wie das Projekt, den Prozess, das ganze Vorhaben betreffend. Und weil Innovation immer mit Vision und Strategien zu tun hat, ist sie automatisch Chefsache.

Interview auf Seite 10


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#VorreiterDerBaubranche

Vom Industriestandort zum urbanen Stadtquartier Die Steiner AG hat gemeinsam mit der Baugenossenschaft BEP die Überbauung Manegg-Mitte in Zürich entwickelt. Das Projekt umfasst 101 Mietwohnungen und 151 grosszügig geschnittene Eigentumswohnungen, die unter dem Namen «Sihlterrassen» vermarktet werden. Was die Überbauung so attraktiv macht, erläutert Michael Schiltknecht, Head Real Estate bei der Steiner AG. Das Gebiet Manegg hat eine lange Geschichte als Industriestandort im Süden der Stadt Zürich. Bis im Jahr 2007 wurde hier Papier produziert. Ab dem Jahr 2000 startete die Stadt Zürich gemeinsam mit allen Grundeigentümern in der Manegg eine kooperative Entwicklungsplanung. Gesucht waren Lösungen, welche die Qualität der Lage direkt an der Sihl und im Zentrum der Manegg optimal ausschöpfen. Das Ziel war es, mit besonders gut gestalteten Aussenräumen und einer sorgfältigen Architektur eine attraktive Gesamtstimmung zu erzeugen. Die Baugenossenschaft des Eidgenössischen Personals (BEP) hat im Jahr 2014 das Stammareal und das Druckereigebäude der Druckerei GDZ AG im Gebiet Manegg in Zürich-Wollishofen erworben. Gleichzeitig hat sie mit der Steiner AG einen Projektentwicklungsvertrag für die gemeinsame Entwicklung und Realisierung einer gemischt genutzten Überbauung auf dem Areal abgeschlossen. Steiner führte anschliessend einen zweistufigen Studienauftrag durch, in dem das Projekt «silberpappel» des Planerteams neff neumann Architekten mit Schmid Landschaftsarchitekten als Siegerprojekt erkoren wurde.

«Dank gut gestalteter Aussenräume und einer sorgfältigen Architektur entsteht eine attraktive Überbauung zum Wohlfühlen.»

Michael Schiltknecht ist Head Real Estate bei der Steiner AG.

Die Überbauung Manegg-Mitte überzeugt durch ihre idyllische Wohnlage direkt an der Sihl.

FOTOS: STEINER AG

Wohnträume an der Sihl Die fantastische Umgebung der «Sihlterrassen» zieht alle an, ob jüngere Paare, Senioren, Einzelpersonen jeden Alters oder Familien mit Kindern. Wer gerne viel Zeit daheim und in der Natur verbringt, ist in der modernen Überbauung am Fluss genau an der richtigen Adresse. Wie zwei Schiffe im Grünen liegen die Baukörper der «Sihlterrassen» längs zum Fluss. Die beiden Gebäude wirken zurückhaltend-elegant und strahlen gleichzeitig eine gediegene Wohnlichkeit aus. Charakteristisch für die Überbauung sind die vertikal verlegten, glasierten Keramikfassaden. Der Glanz, die Farbigkeit und die bewegte Silhouette inszenieren das Zusammenspiel zwischen Grünraum und Architektur. Auch im Inneren wissen die 151 neuen Eigentumswohnungen zu überzeugen: Der Wohnraum samt Küche umschliesst eine Loggia, mit spannenden Diagonalbezügen und attraktivem Aussenraum. Der Grossteil der Wohnungen ist länglich-offen angelegt, in vorteilhafter West-Ost-Typologie. So profitieren die künftigen Bewohner von der architektonischen Grosszügigkeit und einer optimalen Besonnung.

Die künftigen Bewohner der «Sihlterrassen» profitieren von grosszügigen Wohnflächen, einer optimalen Besonnung sowie tollen Ausblicken in die Natur.

Ein durchmischtes Quartier Der Stadtteil in Zürich-Manegg befindet sich an ausgezeichneter Lage am Rande der Stadt, zwischen der Allmend Brunau und Leimbach. Die prägenden Freiräume der Manegg sind das Sihlufer mit Weiden und Pappeln, die Allmend Brunau sowie ein zentraler Gemeinschaftsplatz innerhalb der Bebauung. Rund um die beiden Gebäude besteht ein Freiraumnetz aus Plätzen, Wegen und Grünflächen. Hier kann man abends und am Wochenende nach Belieben ausruhen, spazieren oder Sport treiben. Freiraum für die Kinder bietet ein attraktiver Spielplatz.

Story: Michael Schiltknecht

Steiner AG

Herausfordernde Logistik Der Baustart für die Überbauung erfolgte mit dem Rückbau der bisherigen Gebäude im Frühjahr 2019. Inzwischen wurde der Rohbau fertiggestellt. Besonders hervorzuheben ist die gute partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den beteiligten Subunternehmen: Seit dem Beginn der Arbeiten haben Planer, Spezialisten

und Handwerker bereits unzählige Arbeitsstunden geleistet. Die komplexen Bauarbeiten, die bei den verschiedenen Gebäuden parallel erfolgen, stellen eine grosse Herausforderung dar. Besonders anspruchsvoll ist die Logistik auf der Baustelle. Es steht wenig Platz zur Verfügung, zudem müssen viele Materialien in kurzer Zeit verarbeitet werden. Dank der hohen Professionalität und Effizienz der beteiligten Partnerunternehmen laufen die Arbeiten bisher ganz nach Plan. Mit dem Bezug der Wohnungen kann voraussichtlich im Frühjahr 2022 begonnen werden. Bei der Vermarktung der modernen 2,5- bis 6,5-Zimmer-Wohnungen ging Steiner einen neuen, innovativen Weg. Mithilfe eines raffinierten Wohnungskonfigurators konnten Interessenten auf der Webseite www.sihlterrassen.ch ihre Wunsch-Eigentumswohnung mit wenigen Klicks individuell anpassen und Grundrisse sowie Materialien auswählen. Auch in Bezug auf die Umwelt kommen beim Projekt Manegg-Mitte innovative Technologien zum Einsatz. So werden beispielsweise Wasserspeichermatten auf den Dächern installiert, die Ökologie, Ökonomie und Bautechnik perfektionieren. Wertvolles Regenwasser wird auf den Dächern zurückgehalten und steht sowohl Pflanzen als auch der Atmosphäre zur Verfügung. Durch die Verdunstung entsteht an heissen Sommertagen eine angenehme «Coolness». Die geschaffene Dachfläche ist Lebensraum für Fauna und Flora und trägt ausserdem zur Verbesserung der CO2-Bilanz bei.

Die logistisch anspruchsvollen Bauarbeiten, die bei den verschiedenen Gebäuden parallel vonstattengehen, kommen planmässig voran.

Die Steiner AG zählt zu den führenden Projektentwicklern sowie Total- und Generalunternehmern (TU/GU) in der Schweiz. Sie bietet umfassende Dienstleistungen in den Bereichen Neubau, Umbau sowie Immobilienentwicklung an. Das 1915 gegründete Unternehmen hat über 1500 Wohnbauprojekte, 540 Geschäftsliegenschaften, 45 Hotels und 200 Infrastrukturanlagen wie Universitäten, Schulen, Spitäler, Altersheime und Justizvollzugsanstalten errichtet. Derzeit verkauft Steiner rund 650 attraktive Wohnungen an ausgesuchten Lagen in der ganzen Schweiz. 2200 weitere Eigentumswohnungen sind in Planung. steiner.ch


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#InnovationIstChefsache

«Unser Fokus liegt auf dem Kundennutzen» Peter Spirig hat vor wenigen Monaten die Führung der V-ZUG AG übernommen, des Schweizer Marktführers für Haushaltsapparate. Der Innovationsdrang des Unternehmens ist nicht zu übersehen – sowohl bei seinen Qualitätsprodukten als auch am Heimatstandort, wo eine vertikale Fabrik entsteht.

«Was wir noch nicht an CO2-Emissionen verhindern können, kompensieren wir.»

Peter Spirig im Zephyr-Hangar in Zug: «Wir haben uns bei Obergeschoss und Sheddach für Holz entschieden.» FOTO: MICHELE LIMINA

Ihr Einstand als neuer CEO von V-ZUG war von der Covid-19-Pandemie geprägt. Wie hat sich diese Krise auf Ihr Unternehmen ausgewirkt? Peter Spirig: Auf unsere Mitarbeitenden hat sich das natürlich stark ausgewirkt mit neuen Schutzkonzepten, Homeoffice und vielen organisatorischen Massnahmen. Doch der Geschäftsgang selbst ist durch die Covid-19-Pandemie weniger betroffen als befürchtet. Für 2020 erwarten wir vielmehr eine deutliche Steigerung beim Umsatz wie auch beim Erlös. Wir konnten vor allem davon profitieren, dass Bauprojekte trotz der zweiten Welle zu Ende geführt wurden und wir voll lieferfähig blieben. Bei einem Lockdown wird viel daheim gekocht. Hat Ihnen das als Haushaltsgerätehersteller genutzt? Sicher, die Covid-19-Pandemie hat das Bedürfnis nach behaglichem Wohnen verstärkt. Kocht man mehr daheim, ist man auch eher bereit, für gute Haushaltsgeräte mit intuitiver Bedienung für perfekte Garergebnisse Geld auszugeben. Ob wir weiterhin so viel Zeit in den eigenen vier Wänden verbringen, ist noch nicht absehbar. Aber eine hybride Form, also teils mobil von zuhause und teils in der Firma zu arbeiten, wird wohl erhalten bleiben — und das kommt uns zugute. Im Geschäftsjahr 2020 hat V-ZUG eine echte Rundum-Erneuerung erlebt: Börsengang, Führungswechsel und interne Change-Prozesse. Welche Themen haben für Sie Top-Priorität? Unser Fokus liegt auf dem Kundennutzen mit innovativen Produkten, die

Hilfestellung bieten und nachhaltig sind. Zudem verfolgen wir konsequent unsere internen Transformationsprojekte, die Expansion im Ausland sowie unsere Bauprojekte in Zug und Sulgen (TG). Kommen wir zuerst zu den Bauprojekten: Stichwort Tech Cluster Zug. Was hat es mit diesem «städtischen Ökosystem» auf sich? Ist V-ZUG vom Gerätehersteller zum Arealentwickler mutiert? Bestimmt nicht. Unser Kerngeschäft ist die Entwicklung hochstehender, innovativer Haushaltsapparate. Die besagte Arealentwicklung übernimmt für uns der Tech Cluster Zug als Tochter der Metall Zug AG, unsere Hauptaktionärin. So kann sich jede Organisation in der Gruppe auf ihre spezifischen Stärken konzentrieren. Was macht dieses Grossprojekt so attraktiv? Es geht hier um eine umfassende Transformation von einem Industriestandort zu einem einzigartigen Innovationsquartier, in dem Produktion, Forschung und Entwicklung, Gewerbe, Wohnen und urbanes Leben vereint sind. Ausgangspunkt für die Entwicklung, die 2045 abgeschlossen sein soll, war die Erneuerung unseres eigenen Werkareals. Wir nutzen künftig etwa einen Drittel dieser Fläche selbst und beziehen dort Schritt für Schritt neue Gebäude. Auf den restlichen rund 65 000 Quadratmetern entsteht Raum für weitere Firmenansiedlungen, Start-ups, Forschungs- und Schuleinrichtungen, Wohnungen, Gastronomie und Dienstleistungen wie Labore oder Beratungsangebote. Das Quartier lebt von den Synergien dieser unterschiedlichen Nutzer. Der Tech Cluster ist

zudem eine strategische Investition in eine komplett vernetzte, intelligente und nachhaltige Infrastruktur. Inwiefern? Der Tech Cluster Zug hat ein arealübergreifend nachhaltiges Energiekonzept: Der Multi Energy Hub soll künftig den Tech Cluster sowie umliegende Bezüger mit möglichst viel lokal erneuerbarer Energie aus Photovoltaik, Grundwasser und Seewasser versorgen. Der Erhalt der Konzession für die Nutzung zweier Grundwasserbrunnen auf dem Gelände und die Bestellung einer Photovoltaikanlage für den Neubau des Zephyr-Hangars sind jüngste Meilensteine. Wie nachhaltig produziert V-ZUG selbst? Im Werk Zug sind wir schon seit 2018 klimaneutral, was die Produktion und den Fremdbezug an Energie angeht. Das heisst: Was wir noch nicht an CO2-Emissionen verhindern können, kompensieren wir. Das Gleiche gilt seit 2020 auch für das Werk Arbon und die Teilefertigung im chinesischen Changzhou. Unser Ziel ist allerdings, klimaneutral ohne Kompensation zu produzieren, was mit dem Multi Energy Hub in Zug näher rückt. Zudem führten wir letztes Jahr ein Mobilitätskonzept für die Mitarbeitenden ein und treiben in den kommenden Jahren die Nachhaltigkeit in unseren Lieferketten voran. Und schliesslich reduzieren wir auch den Bodenverbrauch durch eine vertikale Fabrikation auf dem ganzen Produktionsareal. Die Produktionshalle Zephyr-Hangar wurde bereits bezogen, bei laufendem Betrieb.

Zephyr war eine antike Windgottheit, ein Vorbote des Frühlings. Inwieweit bringt das Projekt frischen Wind? Wir wollten mit dem Zephyr-Hangar einen Industriebau schaffen mit Leuchtturmfunktion. Die Halle repräsentiert die Wertigkeit und die Langlebigkeit unserer Produkte. Eine gesichtslose, rechteckige Einheitshülle war für uns kein Thema. Wir haben uns bei Obergeschoss und Sheddach für Holz entschieden. Die Halle ist eine solide Ingenieurleistung, energetisch effizient, logistisch optimal und zudem durch das Holz so warm und einladend, dass wir sie auch in Schulungen und Kundenevents einbinden können. Für die Innovationskultur bei V-ZUG braucht man auch die richtigen Mitarbeitenden. Mit den Investitionen in die Produktion in Zug sowie Sulgen stärkt V-ZUG jedenfalls den Werkplatz Schweiz — trotz des hohen Lohn- und Preisniveaus. Was waren die Gründe? Ganz einfach: Zug ist unser Heimathafen. Was wir hier und in ganz Mitteleuropa an den Mitarbeitenden so schätzen, ist die Bereitschaft, konstruktiv mitzudenken, die Fähigkeit zur Kooperation und das hohe Qualitätsbewusstsein für langlebige Produkte. Unsere Mitarbeitenden sind kunden- und lösungsorientiert und zeigen sich äusserst lernbegierig. All das sind Kompetenzen und Werte, welche die Produktion agiler und am Ende kosteneffizienter machen. Auf diese Weise punkten wir erfolgreich im internationalen Wettbewerb. 2020 erhielt V-ZUG den Plus X-Award — den weltweit grössten Innovationspreis für Technologie, Sport und Lifestyle — als beste Marke und für den Adora-Geschirrspüler als bestes Produkt des Jahres. Was macht die Produktphilosophie von V-ZUG so innovativ? V-ZUG hat Bahnbrechendes in die Industrie eingeführt und Innovationswelten geprägt — etwa beim Einsatz von Wärmepumpen oder von Dampf in Kombination mit Heissluft in unseren Apparaten. Das heisst nicht zwingend, als Erster eine neue Technologie zu entwickeln. Es kann auch bedeuten, der Erste zu sein, der eine Technologie innovativ nutzt und weiterentwickelt. Das gilt für den Adora-Geschirrspüler: Wir waren die Ersten, die Wärmepumpen in einen Geschirrspüler auf extrem kleinem Raum eingebaut haben. Dies ist hilfreich für Bestklassierungen unserer Geräte innerhalb der neuen Energieverbrauchskennzeichnung, die ab dem 1. März eingeführt wird. Was kommt als nächste Neuheit auf den Markt? Unsere neue Linie im Premiumsegment. Sie macht das Kochen noch einfacher und bequemer. Wir bieten neue smarte Lösungen für die Fernwartung wie für die Bedienung. Eine App steuert heute die Rezeptführung und sendet

beispielsweise über unsere EasyCook-Funktion Rezeptschritte an das Gerät. Es weiss dann genau, was es zu tun hat. EasyCook beinhaltet über 100 hilfreiche Voreinstellungen für individuelles Gargut zur optimalen Zubereitung — mit Gelinggarantie. Und technologisch haben wir alle Funktionalitäten optimiert und konsequent digital integriert. Darüber hinaus zeigt sich die neue Linie äusserst stilorientiert und in zurückgenommener Designsprache. Küchengeräte sind heute smarte Computer. Braucht der Hausmann oder die Hausfrau also nicht mehr so sehr Geschick, sondern eine IT-Schulung? Im Gegenteil: Alles ist spielerisch und intuitiv erfassbar. Heute liest ja niemand mehr Bedienungsanleitungen. Unser Ziel ist es, die Kunden zu entlasten. Daher ist die Einfachheit der Bedienung ein echtes Markenzeichen unserer Geräte. Das gilt für das schnelle Kochen am Feierabend wie für anspruchsvolle Menüs, wenn Gäste kommen. Alles gelingt perfekt und wird auf den Punkt fertig. Kochen Sie auch schon mal selbst? Ja, aber ich hätte gerne mehr Zeit dazu. Auf welche V-ZUG-Innovation in der Küche möchten Sie auf keinen Fall verzichten? Ganz klar: auf den Combi-Steamer. Das Jahr ist noch jung: Was ist Ihr Ausblick für V-ZUG auf 2021? International wollen wir weiterwachsen. Nach Schanghai, Hongkong, Singapur und Melbourne haben wir im letzten Jahr Zugoramas in München und Peking eröffnet. In den nächsten 18 Monaten werden Showrooms in London und Paris folgen. Damit sind wir global für das Premiumsegment an den richtigen Standorten vertreten. Wir fokussieren uns bei allen Geräten und digitalen Diensten auf unsere Stärken: Innovation, Qualität, Langlebigkeit und Nachhaltigkeit. Auf jeden Fall sind wir für 2021 zuversichtlich. Interview: Cornelia Glees

V-ZUG Seit 1913 entwickelt und vertreibt das Schweizer Traditionsunternehmen V-ZUG Haushaltsgeräte. 2020 wurde die V-ZUG AG mit mehr als 550 Millionen Franken Jahresumsatz von ihrer Muttergesellschaft, der Metall Zug AG, abgespalten und separat an der Börse kotiert. Heute beschäftigt V-ZUG rund 2000 Mitarbeitende in mehreren Ländern Europas und Asiens sowie in Australien. Die Gruppe veröffentlicht regelmässig einen Nachhaltigkeitsbericht. vzug.com


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#DerSchweizerImmobilienmarkt

Einflussfaktor Homeoffice Die UBS-Analysten gehen in ihrem «UBS Outlook Schweiz Januar 2021» von einer schrittweisen Erholung der Wirtschaft aus. Damit einhergehend sollte auch der Schweizer Immobilienmarkt langsam zur Normalität zurückkehren. Das vergangene Jahr und insbesondere die Corona-Krise hinterlassen jedoch nachhaltig Spuren. Der Homeoffice-Trend dürfte grosse Auswirkungen auf Wohn- und Firmenstandorte haben, was sich mittelfristig in den Immobilienpreisen niederschlagen könnte.

Längere Pendeldistanzen werden durch Homeoffice in Kauf genommen

Profiteure aus potenzieller Zusatznachfrage hoch mittel gering

Legende: Markiert sind Gemeinden mit einem überdurchschnittlichen Anstieg der Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen dank der Möglichkeit zu Homeoffice. Die Höhe der potenziellen Zusatznachfrage basiert auf folgenden Indikatoren: lokales Preisniveau, Höhe der Einkommenssteuern, Bevölkerungswachstum seit 2015, Anteil Wegpendler sowie Zweitwohnungsanteil. Sie wird auf Gemeindeebene beurteilt und regional geglättet.

2021 – das Jahr der Erholung? Die Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus stiessen die Schweizer Wirtschaft im letzten März in eine tiefe Rezession. Die UBS-Ökonomen rechnen für 2020 mit einem BIP-Rückgang von 3,2 Prozent. Sobald aber die breite Bevölkerung an einem Impfprogramm teilnimmt, wird eine deutliche Konjunkturbeschleunigung erwartet. 2021 ist mit einem Wachstum von 3,6 Prozent und 2022 von 3,0 Prozent zu rechnen. Wegen der tiefen Kapazitätsauslastung haben aber Firmen wenig Spielraum für Preiserhöhungen. Die UBS-Ökonomen sehen in der Schweiz eine Inflation von 0,2 Prozent im Jahr 2021 und von 0,3 Prozent im Jahr 2022. Eine globale Konjunkturerholung kann zu einer leichten Aufwertung des Euro gegenüber dem Franken führen. Das dürfte es der Schweizerischen Nationalbank erlauben, sich auf dem Devisenmarkt mit Interventionen zurückzuhalten und ihre Leitzinsen unverändert zu belassen. Die deutliche Konjunkturbeschleunigung dürfte sich in einem robusten Wachstum aller Branchen widerspiegeln. Trotzdem fehlt es strukturell schwachen Branchen – etwa Gastronomie und Tourismus – an Substanz für eine Rückkehr zum früheren Produktionsniveau.

Im vergangenen Jahr sind die Preise für Schweizer Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser durchschnittlich um rund 3 Prozent gestiegen — insbesondere die ungebremst hohe Nachfrage nach Einfamilienhäusern hat zum weiteren Preisanstieg beigetragen. Zu beobachten sind allerdings deutliche, regionale Un­ terschiede. In den urbanen Ballungszen­ tren Zürich und Genf sowie attraktiven Gemeinden in der Zentralschweiz zeigt sich die Preisdynamik besonders hoch. In den prominenten Berggemeinden sind die Preise gar so stark gestiegen, wie seit 2012 nicht mehr.

Heimarbeit definiert Standortattraktivität neu Der Trend zum Homeoffice hat sich auf­ grund der Pandemie spürbar verstärkt und beeinflusst auch den Immobilien­ markt. Auf Basis der letzten Entwicklung wird prognostiziert, dass in fünf Jahren bereits doppelt so viele Arbeitnehmende wie heute regelmässig von zu Hause aus arbeiten werden. Damit steigt bei vielen Arbeitnehmenden der Bedarf an min­ destens einem zusätzlichen Zimmer. Dieses Bedürfnis kann aufgrund der an­ gespannten Erschwinglichkeit jedoch primär nur ausserhalb der grossen Bal­ lungszentren gedeckt werden. Eine zweite Tendenz, die der Vor­ marsch der Heimarbeit auslöst, ist die Entkopplung vom Wohn­ zum Arbeits­ ort. Die Menschen profitieren dank weni­ ger Büropräsenz von grösserer Wahlfrei­ heit. Dies wird die Nachfrage gleichmäs­

«Damit steigt bei vielen Arbeitnehmenden der Bedarf an mindestens einem zusätzlichen Zimmer.»

siger auf die Regionen verteilen, aber auch den Standortwettbewerb anheizen. Letzten Endes eröffnen sich jedoch für Regionen, die sich ausserhalb der heute klassischen Pendlerzonen befinden, grosse Chancen. Das Unterwallis, das Churer Rheintal und die Bodensee­ Region dürften dank ihrer heute relativ tiefen Gesamtwohnkosten weiter an At­ traktivität zulegen.

QUELLE: UBS CIO

Umfeld wurde nebst der Zahlungs­ bereitschaft auch die Haushaltsbildung gedämpft. In den urbanen Zentren und Agglo­ merationen bleibt die Nachfrage nach Wohnraum gross. Daher ist hier die Neu­ bauaktivität weiterhin hoch. Fast zwei Drittel aller neuen Mietwohnungspro­ jekte werden umgesetzt. Die gute Markt­ lage im urbanen Umfeld widerspiegelt sich auch in den Mietpreisen. Sie sind im Schnitt 40 Prozent höher als in der Rest­ schweiz. Es ist aber davon auszugehen, dass dieses Mietpreisgefälle in den nächsten Jahren abflachen wird. Zudem macht sich hier der Trend zu Home­ office und dem benötigten Extrawohn­ raum gleichfalls bemerkbar. Denn wer bereit ist, 20 Minuten mehr Arbeitsweg in Kauf zu nehmen, kann sich heute bei gleichbleibenden Wohnkosten ein zu­ sätzliches Zimmer leisten. Daher ist da­ von auszugehen, dass sich durch diese Entwicklung ein Teil der Nachfrage nach Mietwohnungen in die erweiterten Agglomerationsräume verschiebt. Die Peripherie wiederum dürfte von diesem Trend kaum profitieren. Wohneigentum ist dort weiterhin relativ erschwinglich und somit kommt der Kostenvorteil gegenüber Mietwohnungen voll zum Tragen. 2021 wird ausserdem das Bevölke­ rungswachstum wieder höher liegen als in den Vorjahren. Es ist davon auszuge­ hen, dass die Immigration aufgrund der relativen Stabilität der Schweizer Wirt­ schaft, gegenüber jener der EU, wieder zunehmen wird. Im Gegenzug haben sich die Gesuche für Neubauten auf einem tieferen Niveau eingependelt.

Herausforderungen ergeben sich durch diese Entwicklungen für die klas­ sischen Wegpendlergemeinden. Diese dürften an Anziehungskraft einbüssen, denn sowohl die Zentrums­ als auch die Arbeitsplatznähe verliert an Bedeutung. Wohnraum in Grossstädten wiederum wird natürlich attraktiv bleiben, aber auch hier wird sich die neue Wahlfrei­ heit und geringere Abhängigkeit zum Arbeitsort bemerkbar machen. Das Angebot an Wohneigentum bleibt vergleichsweise knapp. Daher werden die Durchschnittspreise für Eigenheim 2021 wahrscheinlich weiter steigen, je­ doch etwas langsamer als im Vorjahr. Denn die Auswirkungen des tiefen Zins­ niveaus nehmen ab, unter anderem weil die Haushaltseinkommen im laufenden Jahr unter Druck stehen. Insgesamt bleibt das Eigenheim attraktiv — auch als langfristige Investition.

Outlook von UBS für Investoren

Mietwohnungs-Überangebot pendelt sich langsam ein

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Der Mietwohnungsleerstand befindet sich auf einem Allzeithoch und dürfte Ende 2020 die Höchstmarke aus dem Jahr 1998 übertroffen haben. Rund 3 Prozent des Mietwohnungsbestands stehen leer. Die logische Konsequenz dieses Überangebots: Die Marktmieten sanken um rund 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Hinzu kommt, dass sich die Corona­bedingte Rezession auf die Nachfrage auswirken wird. Ein Grossteil der von Kurzarbeit betroffenen Men­ schen dürften Mieter sein. In diesem

Was bedeuten die Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt aus Investorenperspektive? Insgesamt bleibt der Grundtenor im Markt freundlich. Eigenheim bleibt für private Investoren eine attraktive langfristige Investitionsmöglichkeit. Die Preise von Wohnrenditeliegenschaften haben 2020 um rund 5 Prozent zum Vorjahr zugenommen. Der Abwärtstrend bei den Angebotsmieten wird sich voraussichtlich verlangsamt fortsetzen. Bei Kaufpreisen von Mehrfamilienhäusern ist dennoch gesamtschweizerisch von einem leichten Anstieg auszugehen. Allerdings ist an Spitzenlagen das Potenzial für weitere Preiserhöhungen bei den aktuellen Zinsen und Mietpreisen praktisch ausgeschöpft. Bei Büroflächen gewinnt die regionale Differenzierung weiter an Bedeutung. Bei Schweizer Immobilientitel dürfte sich die Gesamtrendite auf die Höhe der Ausschüttungen und Dividenden beschränken: Bei Immobilienfonds wird insgesamt eine historisch tiefe durchschnittliche Ausschüttungsrendite von 2,5 Prozent erwartet. Wohnimmobilienfonds sind zudem sehr hoch bewertet. Demgegenüber ist bei den Immobilienaktien mit einer Dividendenrendite von durchschnittlich etwa 3,5 Prozent zu rechnen.

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Nachdem im laufenden Jahr der Leer­ stand nochmals leicht ansteigen wird, sollte sich dieser bei rund 70 000 Miet­ wohnungen stabilisieren.

Wenn ein Grossteil der Arbeitnehmen­ den in der Peripherie wohnt und teilwei­ se von zu Hause aus arbeiten kann, ge­ winnt der Standort zusätzlich an Bedeu­ tung. Gut erschlossene Büroflächen in Zentrumlage garantieren ein hohes Ein­ zugsgebiet. Ebenfalls nimmt bezogen auf die Büroinfrastruktur das Bedürfnis nach sogenanntem «Flex Office» zu — kurzfris­ tig anmietbare Flächen, um Bedarfsspit­ zen abfedern zu können. Ebenso sind er­ höhte Investitionen in die Innenausstat­ tung zu erwarten. Denn Büroflächen werden im Wettbewerb zum Homeoffice in den eigenen, gemütlichen vier Wän­ den stehen. Und letztlich gewinnt die Pandemietauglichkeit von Büroräum­ lichkeiten als Vermietungskriterium an Bedeutung. Die Neuvermietung von Büroflächen wird 2021 wohl nur zögerlich an Fahrt ge­ winnen und in den Folgejahren deutlich schwächer steigen. Damit dürfte sich der Markt wieder etwas stabilisieren. Somit dürfte sich das Angebot langfristig der Nachfrage anpassen. Eine erste Ver­ langsamung ist bereits nachweisbar. Die Anzahl Baubewilligungen der letzten beiden Jahre liegt um 25 Prozent tiefer im Vergleich zu den Vorjahren. In den nächsten Jahren sind auch keine breit ab­ gestützten Wertsteigerungen mehr zu er­ warten.

Homeoffice senkt die Nachfrage für Büroflächen

Steigender Leerstand bei Verkaufsflächen erwartet

Die Marktmieten sowie die Kaufpreise für Büroflächen dürften 2020 im mittleren einstelligen Prozentbereich gefallen sein. Denn auch hier macht sich der Trend Homeoffice bemerkbar. Die ausgewogene Kombination von Heimarbeit mit regel­ mässiger Büropräsenz ist das Modell der Zukunft. Der partielle Wegfall des Ar­ beitswegs wirkt sich nicht nur positiv auf die Motivation der Arbeitnehmenden aus, sondern macht Firmen für Bewer­ bende attraktiv, die ausserhalb des Ein­ zugsgebiets wohnen. Diese Tendenz hat Auswirkungen auf den Markt. Eine weite­ re Marktpolarisierung ist absehbar.

Schweizer Haushalte haben 2020 trotz Lockdown etwa gleich viel ausgegeben wie im Vorjahr. Der Umsatz im stationä­ ren Detailhandel dürfte jedoch zu Lasten von E-Commerce um 5 Prozent einge­ brochen sein. Vielerorts sind die Mieten weiterhin hoch, weshalb Verkaufsflä­ chen schwerlich Abnehmer finden. In gemischten Liegenschaften kommt es zu einer Umverteilung. Ursprünglich als klassische Verkaufsflächen geplante Räumlichkeiten werden durch Gastrono­ men oder Anbieter von Körperpflege oder Gesundheitsdienstleistungen über­ nommen.

Wie das Homeoffice den Immobilienmarkt beeinflusst, schildern die UBS-Analysten in ihrem «UBS Outlook Schweiz Januar 2021» Somit findet der Anstieg des Verkaufs­ flächenleerstands nicht auf breiter Front statt. Es ist aber davon auszugehen, dass sich dies in absehbarer Zeit ändern wird. Grossüberbauungen sind für fortlaufen­ den Zuwachs an (vorgeschriebenen) Verkaufsflächen im Erdgeschoss verant­ wortlich. Diese sind die Leerflächentrei­ ber schlechthin. Meist verfügen diese Läden über geringe Frequenzen an Lauf­ kundschaft und stehen in grösserer Kon­ kurrenz zum Onlinehandel als Einkaufs­ zentren, die sich mit Unterhaltungsange­ boten laufend diversifizieren. Mittelgrosse Einzugsgebiete und Tou­ rismusdestinationen dürften aufgrund von Homeoffice und ausbleibender Touristenströme den Rückgang am De­ tailhandel überproportional spüren. Für strukturschwache Standorte könnte sich diese Tendenz zum Teufelskreis entwi­ ckeln. Ein abnehmendes Angebot an Ver­

kaufsläden senkt die Passantenfrequenz zusätzlich. Der Onlinehandel hat im letzten Jahr stark vom Lockdown profitiert. Dieses Wachstum wird sich mittelfristig relati­ vieren. Letztlich erodieren die Margen im Detailhandel bereits seit einigen Jah­ ren und die Preisunterschiede zwischen stationärem Verkauf und Onlinehandel verschwinden zunehmend. Der Preis­ vorteil von Onlineanbietern geht somit schrittweise verloren. Es ist davon auszugehen, dass sich Verkaufsflächen an attraktiven Stand­ orten besser behaupten werden, als es die momentane Entwicklung suggeriert. Kein anderes Segment im Immobilien­ markt stand in den letzten Jahren unter derart grossem Anpassungsdruck. Ent­ sprechend hoch waren auch die Risiko­ prämien. Ausserdem darf der Einkaufs­ bummel als beliebte Freizeitbeschäfti­

FOTO: UBS, TOM MERTON/PLAINPICTURE/OJO

gung nicht unterschätzt werden. Dieses Bedürfnis kann der Onlinehandel nicht decken. Eine Umnutzung eines Anteils bestehender Flächen ist jedoch unaus­ weichlich. Und gerade an zweitrangigen Lagen werden die Mietpreise nochmals gesenkt werden müssen. Story: Claudio Saputelli, Matthias Holzhey und Maciej Skoczek, UBS CIO (Chief Investment Office)

Den gesamten «Outlook 2021» für die Schweiz können Sie auf der Website von UBS nachlesen.

Gutes tun tut gut. J et z t i g äft tatkr lfen e mith

Das Freiwilligen-Netzwerk für mehr Nachhaltigkeit. ubs-helpetica.ch © UBS 2021. Alle Rechte vorbehalten.

Umwelt – Bildung – Soziales – Unternehmertum


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NZZ am Sonntag 24. Januar 2021

Manager der Condair Group (von links nach rechts): Torsten Bess (CFO), Oliver Zimmermann (CEO), Werner Adler (Marketingleiter Schweiz) und Silvia Petroni (Strategisches Marketing). FOTO: MICHELE LIMINA

#TheNextBigThing

Gesünder wohnen dank der richtigen Luftfeuchtigkeit «Eine mittlere relative Luftfeuchtigkeit trägt in erster Linie zur Gesundheit bei und steigert zusätzlich auch das Wohlbefinden», so Oliver Zimmermann, CEO der Condair Group. Gerade jetzt, da wir noch mehr Zeit als sonst in den eigenen vier Wänden verbringen, mindern innovative Luftbefeuchtungslösungen die Bakterien- und Virenlast in der Raumluft, wobei zusätzlich das Immunsystem gestärkt wird. Es waren die äusseren Einflüsse, die den Menschen einst Häuser bauen liessen: Wind, Wetter, wilde Tiere. Heute lauert die Gefahr weniger vor denn vielmehr hinter geschlossenen Türen. Zumindest in unseren Breitengraden. «Moderne, energieeffiziente Wohnhäuser sind zwar toll, aber sie sind meist eben auch luftdicht konstruiert», sagt Werner Adler, Marketingleiter Schweiz der Condair Group mit Sitz in Pfäffikon (SZ). «Dieser Umstand führt unweigerlich dazu, dass die Luftfeuchtigkeit gerade während der Heizperiode auf ein Niveau sinkt, in dem sich Bakterien und Viren sehr wohl fühlen.» Die Folge davon: Husten, Schnupfen, Bronchitis, Nebenhöhlenentzündungen oder gar ernsthafte Grippe- und Atemwegserkrankungen.

Bedeutung des Raumklimas Während Hightech-Dämmstoffe, leichte Gebäudekonstruktionen und mechanische Lüftungen bekanntlich eine vorteilhafte Energiebilanz und Kosteneinsparungen ermöglichen, wird die direkte Auswirkung auf die Gesundheit von Bewohnern und Nutzern kaum berücksichtigt – vor allem nicht im privaten Bereich. Im Vordergrund stehen bei der Planung von Haus und Heim viel eher die Raumaufteilung und die Grösse der einzelnen Zimmer, die Ausstattung der Küche und die Frage nach der passenden Haustüre. Dabei nimmt das Raumklima eine über-

«Es ist nun definitiv an der Zeit, den Begriff ‹Gebäude› in einen neuen Kontext zu stellen und dem Raumklima grössere Bedeutung beizumessen.» aus zentrale Rolle ein, wenn es um die Gesundheit geht. «Die Corona-Pandemie hat das Bewusstsein in den letzten Monaten dahingehend zwar geschärft», erklärt Oliver Zimmermann, CEO der Condair Group. «Allerdings sind die Zusammenhänge von Frischluft, Temperatur, Mindestluftfeuchte und Licht auf die Verbreitung von Viren schon viel länger bekannt.» Bereits vor über zehn Jahren haben Forscher darauf hingewiesen, dass zu trockene Innenräume gefährliche Pandemien begünstigen — bloss hat den Warnrufen damals niemand Gehör schenken wollen. «Es ist nun definitiv an der Zeit, den Begriff ‹Gebäude› in einen neuen Kontext zu stellen und dem Raumklima grössere Bedeutung beizumessen», so Zimmermann. Und dies am besten schon in der Planungsphase. Das Gebäudema-

nagement müsse in den Mittelpunkt der Krankheitsbekämpfung gestellt werden. Denn: «Eine Lüftung und die perfekte Luftbefeuchtung sollten immer auf den spezifischen Einsatz abgestimmt sein. Das stellt hohe Anforderungen an die Planung und die Wahl des passenden Systems.»

Unsichtbar sowie nachhaltig Doch was bedeutet eigentlich «perfekte» Luftfeuchte? Die Wissenschaft setzt den entsprechenden Wert dahingehend bei 40 bis 60 Prozent an. Dieses Niveau wird als ideal erachtet für Immunsystem und Atemwege und entspricht in etwa den in freier Natur herrschenden Verhältnissen Mitteleuropas. In der Praxis allerdings sieht es ganz anders aus. Da nämlich liegt die relative Luftfeuchtigkeit in vielen Privathaushalten im Winter gerade mal bei 15 bis 20 Prozent. Ein Wert, der vergleichbar ist mit den Bedingungen in der knochentrockenen Wüste. Wie gesund oder eben ungesund dies ist, das lässt sich leicht erahnen. Abhilfe schafft eine gezielte und kontrollierte Erhöhung der Luftfeuchtigkeit mittels moderner und innovativer Luftbefeuchtungslösungen. Zu diesem Zweck hat Condair in den letzten Jahren sehr viel in Entwicklung und Innovation investiert. 2019 hat das Unternehmen ein Angebot unter dem Namen Condair HumiLife mit Fokus auf das private Endkundensegment (B2C) lanciert. Dabei soll der

ganze Verkaufsprozess möglichst digital ablaufen, von der Kundenakquise über die Webseite www.condairhumilife.ch bis zum Service — inklusive Fernüberwachung, falls gewünscht — der installierten Lösungen. Frühzeitig geplant oder im Rahmen einer Totalsanierung realisiert, lassen sich die Condair-HumiLife-Befeuchtungssysteme praktisch unsichtbar in die Gebäudestruktur integrieren. Die individuelle und flexible Steuerung der auf die verschiedenen Räume abgestimmten Parameter erfolgt zeitgemäss über eine App. Eine weitere effiziente und überaus nachhaltige Lösung, die auch minergiekonform ist, lässt sich realisieren, wenn eine kontrollierte Wohnraumlüftung vorhanden oder geplant ist. In diesem Fall wird die gewünschte Luftfeuchtigkeit über eine sterile Membrane in Form von reinem Wasserdampf kondensatfrei in den bestehenden Luftstrom eingebracht. Für den Betrieb können unterschiedliche, nachhaltige Energiequellen verwendet werden, beispielsweise die Fussbodenheizung oder der Warmwasserspeicher. «Die Technologien entwickeln sich laufend weiter», bemerkt Silvia Petroni vom Strategischen Marketing der Condair Group, «alternative und energieeffiziente Lösungen gewinnen mehr und mehr an Bedeutung.» Sensoren und die Möglichkeit zur Ferndiagnose sowie ein automatisches Nachfüllen mit sauberem Wasser erhöhen den Bedienkomfort und die Sicherheit.

Beitrag an die Produktivität Die ideale Raumtemperatur übrigens siedeln Fachleute zwischen 20 und 22 Grad an. Frischluftzufuhr und das breit propagierte Lüften sind zwar sinnvoll, haben leider aber auch einen unerfreulichen Nebeneffekt: Gerade im Winter «trocknet» die eh schon feuchtigkeitsarme Heizluft im Rauminnern dadurch zusätzlich aus. Mit den richtigen Luftbefeuchtungslösungen lässt sich zum einen ein angenehmes Raumklima erzeugen, zum anderen wird damit ein entscheidender Beitrag an die Gesundheit und damit nicht zuletzt auch an die Arbeitsleistung sichergestellt — gerade jetzt, da das Thema Homeoffice in den Vordergrund rückt. Wenn man bedenkt, dass der Mensch gegen 90 Prozent seiner Zeit in Innenräumen verbringt, ist es also sicherlich nicht falsch, der relativen Luftfeuchtigkeit bei Hausbau und Sanierung dasselbe Augenmerk zu schenken wie es unsere Vorfahren hinsichtlich der Frage taten, welcher Unbill denn da vor der Haustüre lauern könnte. Story: Flavian Cajacob

«Luftfeuchte» Das Problem mit der Luftfeuchtigkeit ist ein simples: Wir Menschen weisen ein sensorisches Manko auf und können die «Luftfeuchte» weder gut spüren, noch schmecken oder riechen. Im Unterschied beispielsweise zu Luft­ zug und Temperatur nehmen wir die relative Luftfeuchtigkeit schlecht wahr und können schwer abschätzen, ob diese zu hoch oder zu tief war. Zeitver­ zögert spüren wir lediglich die unange­ nehmen Folgeerscheinungen: Antriebslosigkeit, trockene Augen oder Nasenbluten sowie schmerzhafte elektrostatische Entladungen sind noch das kleinste Übel. Was darüber hinaus oftmals vergessen geht: Gerade Bakterien und Viren fühlen sich in tro­ ckener Umgebung pudelwohl und sorgen dafür, dass speziell Atemwegs­ infektionen rasch übertragen werden. Zudem wirkt sich eine zu tiefe Luft­ feuchtigkeit nicht nur negativ auf das menschliche Immunsystem und das Leistungsvermögen aus, sondern auch auf den Zustand von Möbeln, Musik­ instrumenten, Kunstwerken und Bodenbelägen wie Parkett.

Condair Group Die 1948 gegründete Condair Group mit Sitz in Pfäffikon (SZ) ist mit über 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der global führende Hersteller im Bereich kommerzieller, industrieller Luftbefeuchtung und Verdunstungs­ kühlung. Mit innovativen Luftbefeuch­ tungssystemen setzt das Unterneh­ men neue Massstäbe in Bezug auf eine komfortable sowie energieeffiziente «Hydrierung» der Raumluft. Mit dem Produktportfolio HumiLife bietet Condair neu auch für Büros und Privat­ haushalte individuelle Lösungen für Gesundheit, Produktivität und Nach­ haltigkeit. Wissenschaftliche Studien beweisen, dass eine relative Luftfeuch­ tigkeit zwischen 40 und 60 Prozent optimal für unser Immunsystem ist, erfolgreich Viren und Bakterien bekämpft und die Gesundheit schützt. Zur Condair Group gehören Vertriebs­ und Serviceorganisationen in 22 Län­ dern, Produktionsstandorte in Europa, Nordamerika und China sowie interna­ tionale Vertriebspartner an mehr als 50 Standorten weltweit. condairgroup.com


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#InnovationIstChefsache

«Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Innovation sind unsere Treiber» Der 40-jährige Simon Kronenberg, seit letztem Oktober CEO von Holcim Schweiz und Italien, will alles daransetzen, sein Unternehmen noch stärker auf Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu trimmen. Im Gespräch erklärt er, welche Massnahmen es dazu braucht.

Simon Kronenberg, CEO von Holcim Schweiz und Italien: «Das Werk in Siggenthal ist zum Beispiel eine ‹Plant of Tomorrow›. Immer mit dem Ziel, ökologisch effizienter zu werden.» FOTO: MICHELE LIMINA

Sie haben Ihre neue Stelle erst kürzlich angetreten. In welcher Verfassung haben Sie das Unternehmen angetroffen? Simon Kronenberg: Ich bin schon seit 2007 bei der LafargeHolcim-Gruppe und seit 2018 zurück in der Schweiz. In meiner neuen Position habe ich ein sehr gesundes Unternehmen vorgefunden. Die vor nicht allzu langer Zeit eingeführte neue Marktorganisation erlaubt uns, noch näher am Kunden zu sein. Zudem haben wir die Wachstumsstrategie «Building for Growth» lanciert, die sich als sehr erfolgreich erweist. Auf diesem Pfad werden wir weiterfahren und weiterwachsen, da bin ich zuversichtlich. Holcim hat sehr gute und viele langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie ein starkes und breit abgestütztes Führungsteam, das über eine tiefe Expertise in unserer Branche verfügt. Sie waren früher international in verschiedenen kommerziellen Funktionen für den Konzern tätig. Was sind hinsichtlich der Baubranche die grössten Unterschiede? Im Bereich Nachhaltigkeit und vor allem auch beim Recycling nehmen wir in der Schweiz eine Vorreiterrolle ein. Die Schweiz ist ein kleines Land mit begrenzten Ressourcen und wenig Deponiemöglichkeiten, weshalb die Kreislaufwirtschaft, also das Wiederverwerten von aufbereiteten Rückbaumaterialien, einen grossen Stellenwert hat. Kreislaufwirtschaft ist für uns nicht nur ein Bekenntnis zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Es macht unsere Prozesse auch wirtschaftlicher. Wir investieren deshalb laufend in Massnahmen, mit denen wir Stoffkreisläufe schliessen. Bei der Herstellung von Baumaterialien entsteht CO2, weshalb die Nachhaltigkeit eine der grössten Herausforderungen für Holcim ist. Wie steht Holcim heute da? Bei Holcim investieren wir seit mehr als 30 Jahren entlang der gesamten Wertschöpfungskette massiv in Nachhaltigkeit, sowohl in der Zement- wie bei der Betonproduktion. Wir haben seit 1990 über 30 Prozent CO2-Emissionen reduziert. Die Emissionen in der Zementproduktion entstehen vor allem durch zwei Vorgänge: Zu einem Drittel durch die Beheizung des Drehrohrofens, in dem der Zementklinker hergestellt wird, und zu zwei Dritteln durch den chemischen Pro-

zess, den der Kalkstein beim Brennen durchläuft. Heute verwerten wir pro Jahr rund 150 000 Tonnen an alternativen Brennstoffen und 220 000 Tonnen an alternativen Rohmaterialien. Dadurch sparen wir alle fünf Jahre eine Deponie. Zudem optimieren wir laufend unsere Produkte und reduzieren den CO2-intensiven Klinkeranteil. Zur Substitution verwenden wir herkömmliche und alternative mineralische Komponenten. Dadurch bewegen wir uns auf dem vorgegebenen Absenkungspfad. Was kann und wird Holcim in Zukunft konkret unternehmen, um den Umweltund Klimaschutz voranzutreiben und den CO2-Ausstoss weiter zu reduzieren? Wir haben uns eine klare Roadmap gegeben in Bezug auf Dekarbonisierung. Das Werk in Siggenthal ist zum Beispiel eine «Plant of Tomorrow», wo neue Technologien bezüglich Digitalisierung, Automatisation oder «Digitale Zwillinge» getestet werden. Immer mit dem Ziel, ökologisch effizienter zu werden. Das Werk arbeitet unter anderem mit drei Firmen, die aus den Drohnen-Labors der ETHZ und EPFL entstanden sind. Wir unterstützen diese Firmen in der Produktentwicklung. Als Resultat der Zusammenarbeit haben wir vor einem Jahr eine neue Drohne eingeführt, die es ermöglicht, unsere Anlagen punktgenau bis in die hintersten, nicht einsehbaren Winkel von innen zu inspizieren. Ausserdem haben wir verschiedene Projekte in den Bereichen Carbon Capture, Storage und Use innerhalb der LafargeHolcim-Gruppe am Laufen. Da erwarten wir technologische Fortschritte, die uns erlauben, Lösungen zur Abtrennung und Nutzung/Speicherung von CO2 zu entwickeln. Dadurch kann zum Beispiel das abgeschiedene CO2 als Rohstoff zu synthetischen Kraftstoffen, Kunststoffen oder anderen Chemikalien verarbeitet oder für die Rekarbonatisierung des Betons genutzt werden. Wir haben uns als Gruppe zum Ziel gesetzt, bis 2030 den CO2-Gehalt pro Tonne Zement um 21 Prozent auf 475 Kilogramm zu senken und dann einen weiteren Absenkpfad mit neuen Technologien zu verfolgen. Wie wollen Sie diese Nachhaltigkeitsziele konkret erreichen? Schon heute beziehen wir in der Produktion die Elektrizität zu 100 Prozent

aus erneuerbaren Energien. Mit vier Solaranlagen decken wir zum Beispiel 5 Prozent unseres Bedarfs ab. Dann optimieren wir die Logistik. Rund 40 Prozent des Materials transportieren wir auf der Bahn und wollen diesen Anteil noch steigern. Ende Januar werden wir die ersten drei vollelektrischen Betonfahrmischer in Betrieb nehmen. Wir optimieren vom Steinbruch über die Produktion, den Unterhalt, die Logistik bis hin zum Bauen. Welche Rolle spielt dabei die Kreislaufwirtschaft? Ich gebe gern ein Beispiel: Unser erster ressourcenschonender Zement Susteno besteht zu 20 Prozent aus hochwertig aufbereitetem Mischabbruchgranulat, das beim Gebäuderückbau anfällt und bis anhin oftmals deponiert oder nur in einfachen Betonanwendungen verwendet werden konnte. Durch die Verwendung dieses lokal vorhandenen Materials kann der Anteil an natürlichen Rohstof-

«Wir haben uns eine klare Roadmap gegeben in Bezug auf Dekarbonisierung.» fen im Zement gesenkt werden. Gleichzeitig ermöglicht die entwickelte Verwertungslösung eine Verringerung des Klinkergehalts im Zement und damit eine CO2-Reduktion von 10 Prozent im Vergleich zu einem CO2-optimierten Schweizer Massenzement. Der neue Zement trägt zudem zum Schliessen des Baustoffkreislaufs bei und schont den ohnehin schon knappen Deponieraum in der Schweiz. Unser Beton EvopactPLUS ist ein weiteres Beispiel: Diesen stellen wir mit unserem ressourcenschonenden Zement Susteno und rezyklierter Gesteinskörnung wie Betongranulat her, wobei ein hochwertiges, dauerhaftes Produkt entsteht — lokal verfügbar mit kurzen Transportwegen. Dafür investieren wir in Recycling-Plattformen, um an qualitativ hochwertiges mineralisches Rückbaumaterial zu kommen. Die Aufbereitung dieser Materialien ist aufwendig und bietet einen beträchtlichen Mehrwert in Bezug auf die Schliessung von Stoffkreisläufen, weshalb sie auch preislich etwas teurer

sind. Wir stellen aber erfreut fest, dass einige Kundensegmente bereit sind, mehr für Nachhaltigkeit zu bezahlen. Bei öffentlichen Ausschreibungen hat dieses Thema sogar explizit eine grosse Gewichtung. Für einen (weiteren) Wandel braucht es Innovationen und Leadership. Warum ist Holcim schon heute ein Innovation Leader und was wollen Sie selbst auf strategischer Ebene dafür tun, dass das so bleibt? Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Innovation sind Teil unserer Unternehmenskultur. Dann haben wir eine Belegschaft, die nahe am Markt ist und ein tiefes Verständnis von unserer Industrie hat. So entstehen immer wieder Lösungen, die den gesellschaftlichen Anforderungen entsprechen. Unsere dezentrale Organisation sorgt für viel Interaktion mit den Kunden, die uns immer wieder inspirieren. Diese Strategie bringt uns kontinuierlich weiter. Ich als CEO gebe dafür meinen Mitarbeitenden den nötigen Handlungsspielraum sowie viel Vertrauen und binde sie in den Entscheidungsprozess ein. Und ich stelle eine gewisse Risiko- und Innovationsbereitschaft sicher, um einen Schritt weiterzukommen. Wir geben uns nie mit den heutigen Gegebenheiten zufrieden, sondern planen immer weit voraus. Im Moment sind wir zum Beispiel daran, für digitale Technologien verschiedene Plattformen aufzubauen. Bei welchen aktuellen Projekten machen sich die Bemühungen von Holcim bemerkbar? Ein Referenzprojekt, auf das wir stolz sind, ist sicher das Learning-Center der HSG, wo unsere EvopactZERO-Lösung verwendet wird. Das Migros-Gebäude in Samedan ist ein anderes Beispiel, wo die Susteno-Lösung zum Einsatz kommt. Und im Kinderspital Lausanne produzieren wir mit einer mobilen Betonmischanlage projektspezifische Recyclingbetone. Zudem wächst unsere digitale Kundenplattform HolcimPartner rasant und wird zum Beispiel bei der Planung der Ostumfahrung Bad Zurzach oder im Helvetia Campus in Basel eingesetzt. Es hat Tradition, dass Holcim für den Wissenstransfer und zur Förderung des klimaneutralen Bauens mit der ETH zusammenarbeitet. Welche Erfolge gab es in der Vergangenheit?

An den Betontagungen sind wir mit beiden ETH in Zürich und Lausanne im Austausch, woraus sich Innovationen ergeben. Wertvoll für uns ist auch, dass Philippe Block, Professor am Institut für Technologie in Architektur der ETHZ, seit letztem Jahr dem Verwaltungsrat der LafargeHolcim-Gruppe angehört. Er ist eine Koryphäe für nachhaltiges Bauen. Und über unsere «Foundation for sustainable construction» pflegen wir gute Kontakte zur Forschung und Architekturbranche. Was ist mit Start-ups? Wir sind davon überzeugt, dass in der Schweiz im Umfeld der Universitäten viele Innovationen möglich sind. Holcim ist Partner des Kickstart-Programms, was dazu geführt hat, dass 2020 mehr als 100 Dossiers mit vielen guten Ideen von internationalen Start-ups auf meinem Tisch landeten. Was uns davon interessiert, treiben wir entlang unserer strategischen Prioritäten voran. Ein konkretes Projekt ergab sich etwa im Bereich 3D-Printing unter Verwendung von Recyclingmaterial. Bei einem anderen Projekt geht es um die Dekarbonisierung von Rückbaumaterial. Open Innovation ist ganz in unserem Sinne. Interview: Michael Baumann

Holcim 1912 in Holderbank gegründet, ist die Holcim (Schweiz) AG heute einer der führenden Baustoffhersteller des Landes und Tochtergesellschaft der global tätigen LafargeHolcim Ltd. Die Herstellung von Beton, Kies und Zement sowie dazugehörige Dienstleistungen bilden das Kerngeschäft der Firma. In der Schweiz beschäftigt Holcim an 55 Standorten rund 1200 Mitarbeitende und betreibt 3 Zement-, 16 Kies- sowie 36 Betonwerke. Das Video zur digitalen Transformation bei Holcim finden Sie auf der Website.


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#InnovationIstChefsache

«Immobilien verkauft man n sondern mit Empathie» Seit 35 Jahren bringt Walde Mensch und Immobilie zusammen. 2020 hat das Familienunternehmen aus Zollikon dazu genutzt, die Transformation in die digitale Zukunft anzuschieben. Am persönlichen Kontakt soll sich dadurch nichts ändern, betont COO Jann Felber im Gespräch. Ganz im Gegenteil: Im schweizweit einmaligen «Haus für Immobilien» finden Interessenten ab diesem Sommer ein breites Angebot an Dienstleistungen rund um Immobilien und Wohnen – nicht virtuell, sondern real. Da spricht der Marketingfachmann in Ihnen! Überhaupt nicht. Betrachten wir es einmal ganz nüchtern: Unsere Branche, die sicherlich nicht zu den dynamischs­ ten zählt, befindet sich im Umbruch. Neue Geschäftsmodelle stehen in Kon­ kurrenz zur klassischen Arbeit des Im­ mobilienmaklers. Wir bei Walde Immobi­ lien sind weit davon entfernt, ein Prop­ Tech­Unternehmen werden zu wollen, das wäre sicherlich der falsche Ansatz. Wir wollen Bestehendes verbessern und weiterhin persönlich beraten. Will heissen? Im Fokus steht nach wie vor der Mensch. Die Digitalisierung bietet heut­ zutage unglaublich viele Möglichkeiten. Diese technologischen Errungenschaften wollen wir gezielt nutzen, um unsere Kernkompetenz zu stärken — das Zusam­ menbringen von Verkäufer und Käufer. Die Digitalisierung bildet dafür den Un­ terbau, auf dem unsere Marke und unser Geschäft in Zukunft stehen sollen. Von zentraler Bedeutung wird sein, zu verste­ hen, was relevant ist für unsere Kunden sowie für unsere Mitarbeitenden. Die

Sie sind letztes Jahr bei Walde Immobilien angetreten, um das Unternehmen digital fit zu machen. Es hätte wohl einfachere Zeitpunkte gegeben für diesen Schritt, oder? Jann Felber: Ich sehe das nicht unbe­ dingt so. Natürlich, Covid­19 war und ist ein zentrales Thema, auch für uns Immo­ bilienmakler. Aber im Vergleich zu ande­ ren Firmen haben wir die damit ver­ knüpfte Krise als Chance erachtet und den digitalen Transfer ganz bewusst und wie geplant angeschoben. Wir planen schliesslich heute für morgen. Getreu dem Motto: Wenn nicht jetzt, wann dann? Genau. Walde Immobilien existiert nunmehr seit 35 Jahren — und das Unter­ nehmen ist stets sehr innovativ unter­ wegs gewesen, das zeichnet uns aus und entspricht dem persönlichen Anliegen der Firmengründer Marianne und Ger­ hard E. Walde. Zudem: Die digitale Trans­ formation ist generell ein grosses und komplexes Thema. Vor, während und auch nach Corona. Mehr Files, weniger Feuilles, mehr prozessorientiert, weniger papiergebunden — ist das Ihr Ziel? Stark vereinfacht kann man es so sa­ gen, ja. Covid­19 und Lockdown haben uns allen ja ziemlich drastisch vor Augen geführt, wie wichtig digitale Tools sein können, im privaten wie beruflichen All­ tag. Hier setzen wir an: Einerseits soll die Arbeit dank dem Einsatz neuer Techno­ logien vereinfacht werden, andererseits wollen wir im Vergleich zu heute schon in einer früheren Phase in Kontakt mit möglichen Kunden treten und gleichzei­ tig Lösungen anbieten, die es ihnen er­ möglichen, den Verkauf oder den Kauf einer Immobilie noch effizienter abzu­ wickeln.

«Die technologischen Errungenschaften wollen wir gezielt nutzen, um unsere Kernkompetenz zu stärken – das Zusammenbringen von Verkäufer und Käufer.»

Geht dadurch nicht der persönliche Kontakt verloren? Nein, im Gegenteil. Die Technologie übernimmt die Routinearbeit, dadurch erhalten meine Kolleginnen und Kolle­ gen mehr Zeit für das, was sie wirklich auszeichnet, was sie wirklich wollen, weshalb sie in diesen Beruf eingestiegen

Zur Person Jann Felber (40) ist seit 2020 COO von Walde Immobilien in Zollikon. Als Chief Operating Officer zeichnet er beim Familienunternehmen verantwortlich für Marketing, Finanzen, Human Resources, IT/CRM sowie Business Development & Transformation. Zuvor hat Felber elf Jahre für LafargeHolcim in unterschiedlichen Funktionen gearbeitet, zuletzt als Marketingleiter Belgien. Beim weltweit tätigen Baustoffproduzenten hat er unter anderem ein firmeninternes Start-up für E-Commerce gegründet. walde.ch

Jann Felber, COO von Walde Immobilien: «Die Digitalisierung bildet den Unterbau, auf dem unsere Marke und unser Geschäft in Zukunft stehen sollen.» sind: die individuelle Pflege der persön­ lichen Kontakte, den Umgang mit Men­ schen. Als Maklerin und Makler sind sie immer Vermittler zwischen Verkäufer und Käufer. Das funktioniert nicht mit ein paar Klicks, da braucht es stets per­ sönliche Gespräche, Verhandlungen, ein gutes Fingerspitzengefühl, da spielen Emotionen mit, Empathie — und ganz viel Erfahrung.

Bekanntlich erwächst einem Unternehmen im Zuge der systematischen Digitalisierung in erster Linie Mehraufwand. Und die Transformation sorgt für Verunsicherung … … und genau deshalb ist es wichtig, dass man die Mitarbeitenden so weit und so früh wie möglich in den Prozess mit­ einbezieht. Wir haben diese Beteiligung im Rahmen verschiedener Workshops

FOTO: MICHELE LIMINA

sichergestellt. Gleichzeitig haben wir verschiedene Kunden miteinbezogen, um herauszufinden, welche Bedürfnisse auf dieser Seite wirklich bestehen. Man kann der Digitalisierung willen digitali­ sieren — oder man orientiert sich am Mehrwert, den eine Lösung tatsächlich generiert, und setzt den Hebel dort an. Wir haben uns für diese Variante ent­ schieden.

Freude an der Nutzung steht dabei im Zentrum. Das gilt sowohl für unsere neue Webseite, die Ende Januar live geschaltet wird, als auch für unsere IT-Infrastruktur und unser CRM, die stets weiterentwi­ ckelt und verbessert werden. Wir wollen uns ständig austauschen mit unseren Kunden und Partnern. Sie glauben folglich weiterhin an den persönlichen Austausch, das Netzwerk? Selbstverständlich. Mehr denn je so­ gar. 2020 ist für uns nicht nur das Jahr gewesen, in dem wir den digitalen Wan­ del angeschoben haben, sondern auch der Zeitpunkt, um den Umzug in ein neues Domizil an die Hand zu nehmen. Eine Transformation also nicht einzig und allein im digitalen Sinne: Diesen Sommer werden wir hier in Zollikon das schweizweit erste «Haus für Immobilien» eröffnen. Wir wollen die vielbeschwore­


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nicht mit Klicks, nen Ökosysteme nicht nur auf unserer digitalen Plattform anbieten, sondern im Verbund mit Partnern auch in der Reali­ tät leben. Wie muss man sich das vorstellen? Alles, was mit dem Begriff «Wohnen» in Zusammenhang steht — von der Nut­ zung bis zum Anlageobjekt — findet der Interessent unter einem Dach. Sprich uns, die wir ein Zuhause veräussern oder anbieten können, genauso wie Architek­ ten, Projektenwickler, Interior­Designer vielleicht, einen Finanzdienstleister oder einen Anwalt, der auf Immobilien und Erbrecht spezialisiert ist, Liegenschafts­

«Wir wollen die vielbeschworenen Ökosysteme nicht nur auf unserer digitalen Plattform anbieten, sondern im Verbund mit Partnern auch in der Realität leben.»

bewirtschafter, Facility Services und jun­ ge Start­ups, die zukunftsgerichtete Lö­ sungen anbieten. Wir sind da sehr offen. Der Wille, etwas bewegen zu wollen, In­ novation auch zu leben, der muss aber bei allen vorhanden sein. Wir sehen das «Haus für Immobilien» zum einen als Kompetenzzentrum und zum anderen als Inkubator, als Gründerzentrum also. Wie weit sind Sie diesbezüglich schon? Unser Umzug ist für den Juli geplant. Wir können das repräsentative und kon­ taktfördernde Geschäftshaus der EBP Schweiz AG an der Zollikerstrasse über­ nehmen. Das ist ein unglaublich spannen­ der Gebäudekomplex, entworfen Mitte der 1980er­Jahre vom Architektenpaar Esther und Rudolf Guyer. Das damalige Ansinnen, Räume für Kreativität, Problem­ lösungen und Innovationen zu schaffen, hat heute noch Gültigkeit und entspricht ganz unseren Vorstellungen. Ende No­ vember haben wir unsere Pläne zum «Haus für Immobilien» erstmals öffentlich

kommuniziert, sprich gegenüber Kunden, Partnern und möglichen Mietern. Und wie sind die Reaktionen ausgefallen? Absolut positiv! Gerade das letzte Jahr hat uns gezeigt, dass nebst virtuellen Lö­ sungen auch das physische Element un­ glaublich wichtig ist, der direkte Aus­ tausch, das Miteinander. Seien wir ehr­ lich: Zuerst haben die meisten von uns doch schnell einmal gemerkt, dass Homeoffice eigentlich eine gar nicht so schlechte Sache ist. Mit der Zeit aber ist dann unweigerlich das Bedürfnis gestie­ gen, sich wieder einmal mit Kolleginnen und Kollegen zusammenzusetzen, um ein Projekt oder einen Prozess gemein­ sam, an einem Tisch, anzugehen, also nicht via Videokonferenz. Walde Immo­ bilien wird mit 45 Mitarbeitenden ins «Haus für Immobilien» ziehen, zusätz­ lich bieten wir 70 Arbeitsplätze für Mie­ ter an, die langfristig mit uns arbeiten und neue Ideen verwirklichen wollen. Welcher Nutzen entsteht daraus für Ihre Kundinnen und Kunden? Wir stellen fest, dass Verkäufer und Käufer von Immobilien immer agiler un­ terwegs sind. Sie schauen sich Angebote und Vorgänge ganzheitlicher an und wol­ len Lösungen, die quasi aus einem Guss sind. Also die unterschiedlichsten Dienst­ leistungen aus möglichst ein und dersel­ ben Hand, und dies häufig zu einem frü­ hen Zeitpunkt — nicht erst, wenn sich ein Verkauf aufdrängt. Das «Haus für Immobi­ lien» ist dahingehend ein reales Bekennt­ nis, dass wir diesen Service bieten kön­ nen. Gleichzeitig sehen wir aber auch, dass viele «Baby Boomer» sich in Immobi­ lienfragen von ihren Kindern beraten las­ sen, die wiederum digital äusserst affin sind. Diesem Umstand wollen wir im Zuge unserer digitalen Transformation gerecht werden. Die Kommunikation spielt in Zu­ kunft über verschiedene Kanäle. Das ist ei­ ne grosse Herausforderung, macht es aber auch unglaublich spannend für die einzel­ ne Maklerin und den einzelnen Makler. Sie persönlich sind ja als Quereinsteiger in die Immobilienbranche gewechselt. Was hat Sie in diesem schwierigen Jahr, das hinter uns liegt, am meisten überrascht? Was unser Unternehmen anbelangt, sicherlich die Bereitschaft, wie offen man den Themen Digitalisierung und Transformation begegnet ist. Und das auf sämtlichen Stufen, durch alle Altersklas­ sen hindurch. Zudem finde ich es immer wieder faszinierend, welchen emotiona­ len Wert Immobilien besitzen. Man kauft und verkauft sein Haus nicht jeden Tag. Das sind zweifelsohne sehr bewegende Momente, für alle Beteiligten. Interview: Flavian Cajacob

Beständige Werte, erneuerter Name Aus Walde & Partner wird Walde Immobilien – parallel zum neuen Marken- und Online-Auftritt werden die Weichen für die Zukunft des Familienbetriebs gestellt.

Marianne und Gerhard E. Walde mit ihrem Sohn Claudio: «Die Unterschrift ‹Walde› wird auch in Zukunft für unsere Werte bürgen, bei jedem Mandat.» Auf das letzte Jahr hin hat sich das 1985 von Marianne und Gerhard E. Walde ge­ gründete Familienunternehmen Walde & Partner eine neue Führungsstruktur gegeben. Die sieben Leiterinnen und Leiter der regionalen Geschäftsstellen sowie Jann Felber als COO bilden das Managementteam, dessen Vorsitz jähr­ lich wechselt. «Das System hat sich äusserst bewährt und ist mehr als zeit­ gemäss», sagt Gerhard E. Walde, der in­ zwischen als Verwaltungsratspräsident und Delegierter amtet. Da das Manage­ mentteam aus langjährigen und fronter­ fahrenen Mitgliedern bestehe, habe sich diese Führungsstruktur in Kombination mit einem Chief Operating Officer als kluge Art der Führung erwiesen. Mit viel Schwung geht es auch in die­ ses Jahr. Nebst der im Interview ange­ sprochenen Transformation auf digita­ ler sowie realer Ebene — Umzug ins «Haus für Immobilien» — wird Ende Ja­ nuar ein neuer Online­Auftritt realisiert. Die neue Website soll unter anderem noch genauere Suchresultate liefern als bisher und in ihrer Art zu einer Begeg­ nungszone für Käufer und Verkäufer werden. Gleichzeitig findet ein Namens­ wechsel von Walde & Partner hin zu Walde Immobilien statt. Ein Schritt, der in Schrift und Logo der Schärfung der Marke «Walde» dient und nicht zuletzt den Expansionsabsichten des Unterneh­ mens Rechnung tragen soll. «Im Gross­ raum Zürich setzt man den Namen Wal­ de automatisch mit Immobilien gleich — schon in der Zentralschweiz sieht es et­ was anders aus», erklärt Jann Felber. Mit der Akzentuierung des Begriffs «Immo­ bilien» soll diesem Umstand Abhilfe ge­ leistet und, wie der COO mit einem Schmunzeln anmerkt, der Verwechs­ lungsgefahr etwa mit einem Advokatur­ büro ein Riegel geschoben werden.

hinaus, beispielsweise in der Zentral­ schweiz oder in der Region Baden», sagt Felber. Als interessante Optionen erach­ tet man bei Walde des Weitern das Ge­ schäft mit Ferienresidenzen im Inland und Immobilien im Ausland. Selber wol­ le man sicherlich keine Geschäftsstelle ausserhalb der Schweiz einrichten, so Felber. «Aber wir wollen diesbezüglich das bereits bestehende Netzwerk mit Im­ mobilienmaklern in ganz Europa (EREN: www.europeanrealestate.org) weiter aus­ bauen — etwas, das durch die digitalen Möglichkeiten automatisch intensiviert wird.» Dadurch können sich Interessen­ ten auch beim Kauf und Verkauf von Im­ mobilien in fernen Landen auf die Quali­ tät und den Service von Walde verlassen und müssen nicht mit ihnen unbekann­ ten Dienstleistern vorliebnehmen.

Sohn und Tochter interessiert Selbst wenn sich das Gründerpaar Ger­ hard E. und Marianne Walde langsam und dezent aus dem Tagesgeschäft ihrer

Firma zurückzieht — dass ihr Name nicht allein in der Anschrift erscheint, dafür ist gesorgt. Mit dem Eintritt von Claudio F. Walde wird der Generationen­ wechsel Schritt für Schritt vollzogen. «Walde ist und bleibt ein Familien­ unternehmen», betont Marianne Walde. «Unser Sohn und unsere Tochter sind grundsätzlich sehr an der Firma interes­ siert, das wissen unsere Mitarbeiten­ den.» Claudio ist seit letztem September im Unternehmen tätig, Tochter Chiara studiert aktuell in London an einer Bu­ siness School. «Die Unterschrift ‹Walde› wird auch in Zukunft für unsere Werte bürgen, bei jedem Mandat», ergänzt Ger­ hard E. Walde. Walde Immobilien vermittelt rund 400 Liegenschaften im Jahr, darunter bestehende Wohn­ und Anlageimmo­ bilien oder Neubauprojekte. Das Unter­ nehmen beschäftigt an den acht Stand­ orten gegen 70 Mitarbeitende und ist vor allem im Grossraum Zürich sowie in den Kantonen Luzern und Aargau tätig.

FOTOS: WALDE

Expansion – vielseitig wachsen Diesen Juli: In diesem Gebäude in Zollikon entsteht das «Haus für Immobilien».

«Wachsen wollen wir primär aus unse­ rem bestehenden Heimmarkt Zürich

Ende Januar: Visualisierung der neuen Website samt dem neuen Walde-Logo.


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«Im vergangenen September ist MoneyPark ins Immobiliengeschäft eingestiegen.»

Und bei den Immobilien? Im vergangenen September ist MoneyPark ins Immobiliengeschäft ein­ gestiegen. Dies aus mehreren Gründen: Zum einen haben wir tagtäglich Kunden, die eine Immobilie finden, schlussend­ lich aber den Zuschlag nicht bekommen. Mit diesem Problem wollten wir sie nicht allein lassen. Darum kreierten wir eine Plattform, die dem Kunden bei dieser Suche hilft. Die auf unserer Plattform verfügbaren Immobilienangebote bezie­ hen wir aus unserem eigenen Bestand, von Partnern und direkt vom Markt über die Immobilienplattformen. Zum ande­ ren wollen wir unseren Kunden nicht nur bis zur Finanzierungstransaktion beglei­ ten, sondern ihnen darüber hinaus eine breite Informationsbasis zu ihrer Immo­ bilie geben: etwa zur Wertentwicklung, zu Bauvorhaben in der Umgebung, zu Nachfrage und Angebot in ihrer Region. Immobilienbesitzer, die verkaufen wol­ len, erhalten bei uns Unterstützung: mit Informationen auf unserer Plattform und persönlich durch unsere Immobilien­ Spezialisten. Anfänglich richtete sich das Angebot nur an Bestandskunden, ab die­ sem Jahr steht es allen offen — Käufern, Eigentümern, Verkäufern.

Stefan Heitmann, CEO und Gründer von MoneyPark in der Filiale an der Brandschenkestrasse in Zürich. FOTO: MICHELE LIMINA

#InnovationIstChefsache

«Im Informationszeitalter gehört die Macht dem Kunden» Stefan Heitmann, CEO und Gründer von MoneyPark, bricht das traditionelle Bankengeschäft auf. Angefangen hat MoneyPark mit der Beratung und Vermittlung von Hypotheken, heute bietet das Unternehmen auch weitere Dienstleistungen rund um die Immobilie an. Im Jahr 2012 haben Sie MoneyPark gegründet und in der Bankenbranche ein mittleres Erdbeben ausgelöst. Wie kam es dazu? Und wie lief die Pionierzeit ab? Stefan Heitmann: Als ich 2007 für McKinsey in die Schweiz kam, habe ich fast nur Banken beraten und mich stark mit deren Geschäftsmodell auseinander­ gesetzt. Dabei stellte ich fest, dass dieses Geschäftsmodell durch einen massiven Informationsvorsprung der Banken ge­ genüber den Kunden geprägt ist. Wenn man es plakativ formulieren will: Der Bank geht es besser, je weniger der Kun­ de die Produkte versteht. Damit hatte ich ein fundamentales Problem. Ich war nicht mehr gewillt, der Bank zu helfen, dieses Informationsungleichgewicht aus­ zunutzen. Im Informationszeitalter ge­ hört die Macht dem Kunden, so wie das in anderen Branchen auch der Fall ist. So ist MoneyPark entstanden und in das Hypothekengeschäft eingestiegen. Das war damals meine unternehmerische Wette. Von welcher Vision liessen Sie sich dabei leiten?

In der Schweiz gab es kein Vorbild für MoneyPark. Ich liess mich von der Vision leiten, ein Modell zu schaffen, das Infor­ mation, Unabhängigkeit, Produktaus­ wahl und Transparenz verbindet. Das Hypothekargeschäft steht dabei im Zen­ trum unserer Tätigkeit. Der Kunde hat in uns einen kompetenten Experten, um den ganzen Schweizer Hypothekarmarkt kennenzulernen. Bei der Auswahl der richtigen Hypothek stehen unsere Bera­ ter dem Kunden als unabhängige Partner zur Seite. Denn sich im Dickicht des Hypothekargeschäfts zurechtzufinden, ist nicht einfach. Was ist das Ziel Ihrer Dienstleitung? Unser Ziel ist es, dem Kunden einfach und unabhängig den ganzen Hypomarkt und die gesamte Breite der individuellen Möglichkeiten zugänglich zu machen und das für ihn optimale Angebot zu fin­ den. Für den Berater ist es egal, für wel­ ches Produkt sich der Kunde entschei­ det, er ist unabhängig. Das ist ein funda­ mentaler Unterschied zu den Banken, die nur verdienen, wenn sie einem das haus­ eigene Angebot schmackhaft machen.

Wir können auf mittlerweile über 150 An­ bieter zugreifen und unseren Kunden das breiteste Hypoangebot der Schweiz offe­ rieren. Mittlerweile sind auch noch andere Geschäftsbereiche wie Vorsorgelösungen und Immobilien dazugekommen. Warum das? Wir haben unsere Hypothekarberatung schon 2014 um Vorsorgelösungen ergänzt. Denn eine Entscheidung mit so grosser fi­ nanzieller Tragweite sollte seriös nicht oh­ ne die Berücksichtigung der individuellen Vorsorgesituation und der Analyse der steuerlichen Auswirkungen des Immobili­ enkaufs auf den Kunden getroffen wer­ den. Durch die indirekte Amortisation ergibt sich zudem für viele Kunden ein willkommener Spar­ und Renditeeffekt, kombiniert mit steuerlichen Vorteilen. Da­ her ist eine Hypothekarberatung ohne Vorsorgeberatung schlichtweg unprofessi­ onell. Von Anfang an war aber für uns klar, dass das gleiche Modell wie bei den Hypo­ theken auch für die Vorsorge zu gelten hat: Der Kunde muss eine möglichst breite Pro­ duktauswahl haben und unabhängig und kompetent beraten werden.

Welche konkreten Absichten verfolgen Sie mit MoneyPark? Ich habe von Anfang an das Ziel verfolgt, den Markt zu verändern. Ich möchte, dass der Kunde in den nächsten Jahren einen Hypotheken­ und Immobi­ lienmarkt erlebt wie noch nie zuvor. Viel offener, durchlässiger, transparenter und damit auch einfacher zugänglich. Jetzt haben wir die Instrumente, technisch und betrieblich, um alte Strukturen auf­ zubrechen. Wir sind viel mehr als eine Bank und viel mehr als ein Makler: Wir sind unabhängig und kombinieren eine riesige Produktauswahl mit persönlicher Beratung und neuesten digitalen Tools und Services. Welche Rolle spielt in Ihrem Geschäft die Digitalisierung und die damit verbundene Transformation? Die Digitalisierung ist der zentrale Baustein unseres Geschäfts. Bei uns folgt der Mensch der Maschine, sie hilft unse­ ren Kunden und Beratern gleichermas­ sen. Was wir machen, wäre in einer rein analogen Welt schlicht nicht möglich. Wir nutzen die Technologie, um den Kunden algorithmisch aus Tausenden von Produktoptionen die passendsten Angebote herauszufiltern. Sie ist auch eine wichtige Unterstützung für die Bera­ ter. Das ist der grosse Unterschied zum klassischen Bank­ und Maklermodell. Wie waren die Reaktionen auf die durch MoneyPark ausgelöste Disruption des Marktes? Zu Beginn ist mir alles entgegenge­ schlagen: Von totalem Belächeln bis zu offener Abneigung. Aber auch der Wunsch nach pragmatischer Zusammen­ arbeit mit uns war bei vielen Banken von Anfang an da. An der Entwicklung von MoneyPark lässt sich ablesen, dass sich der Markt rasch verändert hat. Wir sind in wenigen Jahren von null auf mehrere Milliarden Franken an jährlich abge­ schlossenen Hypotheken gewachsen und von einem Start­up mit gut 10 Mitarbei­ tenden zu einem KMU mit jetzt über 300 Angestellten und über 150 Anbietern geworden. Die Offenheit, mit uns zu ar­ beiten, ist stetig gewachsen. Warum ist das so? Es ist eine Art Liebe­Hass­Beziehung. Eine klassische Bank liebt uns nicht per se, sie wünscht sich häufig in die alte Vor­Internet­Welt zurück. Aber die Ban­ ken haben bemerkt, dass die Zeiten vor­ bei sind, in denen Kunden nicht verglei­ chen und sich blind an die Hausbank

NZZ am Sonntag 24. Januar 2021

wenden. Heute nehmen die Banken die­ sen Trend auch auf und erweitern ihr Geschäftsfeld. Nun wird MoneyPark ja sogar schon kopiert. Was halten Sie davon? Versuche von Banken mit reinem On­ line­Hypothekargeschäft hatten bis dato einen überschaubaren Erfolg. Kürzlich ist die UBS ins Plattform­Banking einge­ stiegen und bewegt sich damit deutlich enger an unserem Modell. Diesen Ansatz halte ich für interessanter, weil er den Kunden mehr bietet. Am Schluss werden wir im Markt eine offene Banking­Archi­ tektur haben, in der die klassischen Ge­ schäftsmodelle nicht mehr genügen. Ich begrüsse mehr Konkurrenz in diesem Ge­ biet, denn sie unterstützt unsere Vision der Marktveränderung. Inwiefern hat MoneyPark diese Transformation beschleunigt? Mit MoneyPark haben wir die Banken im Hypogeschäft dazu gebracht, sich Ge­ danken über die Zukunft zu machen, weil wir den Kunden nicht nur ins Zent­ rum stellen, sondern ihm viel mehr bie­ ten als eine klassische Bank. Es gibt da­ her kaum ein schöneres Kompliment, als wenn grosse Player wie die UBS uns teil­ weise kopieren und mit uns zusammen­ arbeiten, nachdem sie sich lange diesem Markttrend verweigert haben. Sie haben MoneyPark stark geprägt. Was macht Innovation zur Chefsache? Man kann ein Unternehmen nicht wei­ terentwickeln, wenn der Chef vom Inno­ vationsprozess abgekoppelt ist. Dann entstehen Stagnation und sogar Rück­ schritt. Ein Unternehmen ist wie ein Kind, das permanent Impulse braucht, aber dann unglaublich schnell lernt und sich entwickelt. Faszinierend am Unter­ nehmertum ist, dass man immer mindes­ tens zwei, drei Jahre vorausdenken muss. Deshalb tue ich mich auch so schwer damit, über Jahre gewachsene Strukturen zu akzeptieren. Lieber setze ich die Trends in neue Geschäftsmodelle um. Welche weiteren Ideen treiben Sie mit Blick in die Zukunft um? Ganz viele! 2016 habe ich mit Price­ Hubble ein zweites Unternehmen gegründet, um mehr Daten, künstliche Intelligenz und Machine­Learning­ Verfahren in den Immobilienmarkt hin­ einzutragen. Das Unternehmen ist jetzt in sechs Märkten tätig, weitere folgen. Im Bereich der intelligenten Arbeit mit Da­ ten stehen wir noch ganz am Anfang. Hier wird in den nächsten Jahren am meisten passieren. Ich möchte zum Bei­ spiel, dass die Maschine unseren Bera­ tern keine statische, sondern eine dyna­ mische Auswahl gibt, dass sie mitdenkt. Dabei geht es auch wieder um den Mehr­ wert für den Kunden und nicht um akademisches Interesse. Einfacher, schneller, transparenter — das sind unse­ re Ziele, an denen unsere rund 40 Kolle­ ginnen und Kollegen in der IT und dem Product Management täglich arbeiten. MoneyPark möchte ich noch intelligenter und kundenfreundlicher machen. Ich möchte für die Kunden bei den Themen Immobilien, Vorsorge und Hypothek der Ansprechpartner Nummer eins sein. Interview: Michael Baumann

MoneyPark MoneyPark mit Sitz in Freienbach (SZ) und über 20 Filialen in allen Landes­ teilen ist der führende Hypothekar­ und Immobilienspezialist in der Schweiz. Mit der Kombination aus persönlicher, unabhängiger Beratung und innovativer Technologie schafft das Fintech­Unternehmen ein einzigar­ tiges Kundenerlebnis. Dabei unter­ stützt MoneyPark seine Kundinnen und Kunden bei der Suche, der Finan­ zierung, während der Eigentumsphase und beim Verkauf von Immobilien in der Schweiz. Für die Finanzierung hält der Spezialist mit Hypothekar­ und Vorsorgelösungen von mehr als 150 Partnern, darunter Banken, Versiche­ rungen und Pensionskassen, hierzu­ lande die grösste Finanzierungsaus­ wahl bereit. moneypark.ch


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Anita Eckardt ist Leiterin der Division Specialties bei Implenia. FOTO: MICHELE LIMINA

Patrik Marty ist CEO und Mitgründer des Start-ups HEGIAS.

Wie breit HEGIAS VR schon heute eingesetzt wird, zeigt die Lokstadt in Winterthur. FOTO: HEGIAS

FOTO: HEGIAS

#TheNextBigThing

Bauprojekte gemeinsam erleben – auch in Corona-Zeiten Ein Durchbruch für die Bau- und Immobilienbranche: HEGIAS bietet die erste automatisierte und browserbasierte Lösung für die Nutzung von Virtual Reality. So können Projektteams jederzeit an jedem Ort gleichzeitig das gleiche Modell begehen, besprechen und vermarkten. Implenia ist von dieser Innovation überzeugt und nutzt die Plattform erfolgreich bei der Entwicklung des Lokstadt-Areals in Winterthur. Virtual Reality (VR) für das Baugewerbe: Gibt es das nicht schon seit Jahren? «Doch, die VR-Technologie ist nicht neu. Aber der Weg von der Verfügbarkeit der Technologie bis hin zur täglichen Anwendung von VR auf Bauprojekten war lang. Das hat die Firma HEGIAS mit der intuitiv bedienbaren Lösung für VR-Anwendungen möglich gemacht — ein echter Quantensprung», sagt Anita Eckardt, Leiterin der Division Specialties bei Implenia und Mitglied der Geschäftsleitung des multinational tätigen Schweizer Bau- und Immobiliendienstleisters.

die VR-Optimierung automatisch. So kann man sich frei in einem Areal oder Bauwerk bewegen, Szenen durchspielen, Raumaufteilungen prüfen, sie materialisieren und möblieren, und zwar lange bevor die ersten Bagger auffahren. Vereinfacht gesagt: HEGIAS bietet VRAnwendungen für alle und jederzeit. «Wir wollten Virtual Reality demokratisieren», erklärt Patrik Marty, CEO und Mitgründer des Start-ups. Was bislang Grossprojekten oder Luxusimmobilien vorbehalten war, ist jetzt für alle bezahlbar und zugänglich.

Dieses Start-up wird fliegen

Missverständnisse vermeiden, Zeit sparen

Innovationen sind ihr tägliches Geschäft, mit der Umsetzung von genialen Ideen in handfeste Lösungen für die Praxis kennt sich die Managerin bestens aus. Implenia hat mit HEGIAS bei der Entwicklung des Lokstadt-Areals in Winterthur zusammengearbeitet — ein prominenter «Proof of Concept» für den 2017 gegründeten VR-Spezialisten. Aufgrund der guten Erfahrungen sagt Anita Eckardt über das junge Unternehmen mit Sitz in Zürich und Lugano: «Die sind wirklich cool. Dieses Start-up wird bestimmt Erfolg haben, denn das Produkt ist toll.» Was ist das Neue und Besondere, das die Entwicklung von HEGIAS so attraktiv macht? Es handelt sich um die weltweit erste automatisierte und browserbasierte Lösung für die Visualisierung und Kommunikation mit Virtual Reality in der Planungs-, Bau- und Immobilienbranche. Was bislang für den Durchbruch von VR noch fehlte, war eine benutzerfreundliche Software, die jede und jeder ohne Installation und ohne einschlägige Programmierkenntnisse an jedem Ort anwenden kann. Voilà: Für HEGIAS braucht man zunächst nur einen handelsüblichen Computer und einen Internetbrowser. Schon kann der Nutzer oder die Nutzerin zur VR-Brille greifen oder sich an den Desktop setzen und einfach per Drag-and-Drop-Funktion ein Projekt in 3D-Formaten (auch IFC) in den Browser hochladen und es sofort begehen. Die Software erledigt

Wie breit HEGIAS VR schon heute eingesetzt wird, zeigt die Lokstadt in Winterthur: Bei der schrittweisen Entwicklung dieses komplexen 2000-Watt-Areals kam Virtual Reality mit der Lösung von HEGIAS bereits in einer frühen Phase zum Einsatz: So tauchte man virtuell in das (noch) vorhandene Gipsmodell des Areals mit den geplanten Gebäuden ein und konnte dieses in verschiedenen Perspektiven begehen. Auch eine «Musterwohnung» im geplanten Hochhaus war zu besichtigen (siehe Bild oben). Und die Aussicht vom Hochhaus und von den Dächern anderer Gebäude liess sich geniessen — mithilfe von Drohnenaufnahmen in verschiedenen Höhen — während die nähere Umgebung ebenfalls in 3D begehbar war. Die Vorteile liegen auf der Hand: In jeder Planungs- und Bauphase können die beteiligten Partner, also Investoren, Projektentwickler, Planer, Architekten, Ingenieure, Bauherren und Immobilienvermarkter mit ihren Kunden das Objekt oder Areal in der VR besichtigen und — ganz wichtig — sich per Avatare unmittelbar austauschen. Alle sehen und reden in Echtzeit vom Gleichen. Denn die einzigartige Lösung kann die CAD- und BIM-Daten der Projektbeteiligten minutenschnell importieren. BIM steht für Building Information Modelling und ist eine digitale Planungsmethode. Auch BIM-Kollaborationsmeetings sind über HEGIAS VR möglich. Missverständnisse

«Kommunikation ist in der Bauwirtschaft ein zentrales Thema, um Fehler zu vermeiden. Das spart Zeit und Geld. Jetzt haben wir eine reife Plattform, die gut funktioniert.»

und zeitfressende Termine mit klimaschädlichen Anfahrten gehören damit der Vergangenheit an. «Kommunikation ist in der Bauwirtschaft ein zentrales Thema, um Fehler zu vermeiden. Das spart Zeit und Geld. Jetzt haben wir eine reife Plattform, die gut funktioniert», lobt Anita Eckardt.

Visuell erlebbar für Denkmalschützer und Wettbewerbsjury Ulf Hoppenstedt, Gesamtprojektleiter der Arealentwicklung Lokstadt bei Implenia, hat den Einsatz von VR in Winterthur begleitet. Stichwort Denkmalschutz: In zwei ehemaligen Produktionshallen des früheren Lokomotivenbauers SLM ist ein Hotel geplant — in einer ersten Konzeptstudie mit Schiffscontainern als Zimmer. Patrik Marty umschreibt die Reaktion so: «Man kann sich vorstellen, dass jeder Denkmalschützer einem Herzinfarkt nahe ist, wenn er das hört.» Doch als das Konzept virtuell erlebbar wurde, konnten die Bedenken rasch ausgeräumt werden. Die wertvolle Bausubstanz blieb erhalten, und die Hallen wurden keineswegs «vollgestopft», wie zuvor befürchtet worden war. Stichwort Architektenwettbewerb: Dabei habe die VR den Jurymitgliedern die Entscheidung deutlich erleichtert, berichtet Ulf Hoppenstedt. «Sie konnten die Gebäude der Finalisten digital begehen, um die

räumliche Wirkung dieser Gebäude beziehungsweise der Entwürfe besser beurteilen zu können».

Vorteile bei der Vermarktung Besonders leicht nachvollziehbar sind die Vorteile der VR-Lösung bei der Vermarktung der Objekte — sei es an potenzielle Investoren oder Wohnungseigentümer. So wurden in Winterthur das geplante Bürogebäude in verschiedenen Nutzungen präsentiert und die Stadthäuser der Lokstadt in HEGIAS VR potenziellen Käufern präsentiert. Kaufinteressenten der Stadthäuser konnten sich mittels VR-Brille in ihrem Haus virtuell von Etage zu Etage bewegen und dadurch einen räumlichen Überblick gewinnen, der sich ihnen aus den Verkaufsplänen nicht erschlossen hat. Laut Jelena Radovic, Head of Real Estate Marketing, sind dieses räumliche Verständnis und das Erleben des Wohnobjektes wesentliche Treiber beim Kaufentscheid. Theoretisch geht das auf der heimischen Couch — oder eben im VRShowroom, der in Winterthur offenbar überzeugte. So haben inzwischen alle elf Stadthäuser einen neuen Eigentümer gefunden. «Wir machen statische Architekturmodelle aus Gips oder Holz überflüssig, ebenso teure High-End-3D-Renderings und noch teurere Musterbauten. HEGIAS VR ist sehr flexibel. Gerade in Corona-Zeiten ist das nochmals wichtiger geworden, weil geplante Projekte gemeinsam begangen und besprochen werden können, ohne physisch am gleichen Ort zu sein», sagt CEO Patrik Marty. «Weil es weniger Missverständnisse gibt, spart unsere Lösung Nerven, Zeit und somit Geld. Sie ist nachhaltiger und zudem wesentlich kostengünstiger als bisherige VR-Anwendungen von Agenturen.» Die Zukunft für Martys Team sieht jedenfalls gut aus: Implenia hat bereits eine Lizenz der Software gekauft und will den Einsatz weiter ausbauen. Anita Eckardt, die bei Implenia auch den Bereich Innovation leitet, bestätigt das: «Wir haben inzwischen auch in der Gebäudetechnikplanung erste Projekte mit HEGIAS VR

realisiert und konnten dabei durch die gemeinsame Begehung Korrekturen und Anpassungen in der Planung sehr rasch identifizieren und umsetzen. HEGIAS selbst hat im letzten Jahr bei der «Swisscom 5G Start-up Challenge» gewonnen und kann nun hoffen, ihrem nächsten Ziel deutlich näher zu kommen: einer Streaminglösung mit der Power des 5G-Netzes, die Top-Qualität auch auf Low-End-VR-Brillen liefert. Das wäre noch einmal ein Stückchen mehr Demokratisierung der VR. Story: Elmar zur Bonsen

HEGIAS Das Start-up mit 30 Mitarbeitenden in Zürich und in Lugano hat die weltweit erste automatisierte und browser-basierte Lösung für die Visualisierung und Kommunikation mit Virtual Reality in der Planungs-, Bau- und Immobilienbranche lanciert. 3D-Pläne und IFC-Files können per Drag-and-Drop in einem Internetbrowser zu jedem Zeitpunkt der Planungs- und Bauphase mit HEGIAS VR in der virtuellen Welt von einer oder mehreren Personen ortsunabhängig begangen, materialisiert und möbliert werden. HEGIAS VR reduziert damit Missverständnisse in der Kommunikation mit dem Bauherrn und allen Anspruchsgruppen, unterstützt den Planungs-, Verkaufsund Vermietungsprozess von Immobilien wie auch von Einrichtungskonzepten. Die Mission der drei Firmengründer Patrik Marty (CEO), Tuan Nguyen (CTO) und Andreas Schmeil (CPO) ist, die Virtual Reality zu demokratisieren und somit für alle zugänglich zu machen. hegias.com Das Video dazu, wie HEGIAS VR funktioniert, finden Sie auf YouTube.


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NZZ am Sonntag 24. Januar 2021

Naturkino: 4B CEO Jean-Marc Devaud im SisCampus der Sisag in Schattdorf (UR). FOTO: MICHELE LIMINA

#VorreiterDerBaubranche

«Auszeichnungen sind für uns immer nur Ansporn, den nächsten Schritt in der Entwicklung zu gehen.»

Eine Fassade, smart wie eine Haut Sie wehrt Aussenkälte ab, speichert gleichzeitig Wärme und lüftet automatisch: Die revolutionäre Fenster- und Fassadenkonstruktion von 4B macht den neuen Glaspalast der Sisag im Kanton Uri zu einem Leuchtturm für nachhaltiges und energieeffizientes Bauen. Der mächtige Glasbau springt einem sofort ins Auge. Wir sind in der Urschweiz gelandet, genauer gesagt in Schattdorf (UR). Was im Industriequartier Rynächt des 5000-Seelen-Dorfs fast monumental in den Himmel ragt, will nicht recht zur Szenerie der beschaulichen Ländlichkeit passen. Mitte 2020 wurde der moderne Erweiterungsbau SisCampus der Altdorfer Sisag eröffnet. Die international führende Entwicklerin von hochpräzisen Steuerungssystemen für Personentransport und Strassenverkehr hat damit ein starkes Bekenntnis zu ihrer Herkunft abgegeben. Der neunstöckige Hauptbau mit seinen zwei Nebentrakten ist ein Leuchtturm für das Reusstal und den ganzen Kanton Uri. Die

Faszination der Aussensicht wird nochmals übertrumpft vom Panorama, das sich drinnen bietet. Die frisch verschneite und besonnte Berglandschaft macht den Blick durch die grosse Fensterfront des Restaurants im Dachgeschoss zu einem imposanten Naturkino.

Fenster als zentrales Heiz- und Wärmeschutzelement Die optische Imposanz des Gebäudes ist eines. Der SisCampus repräsentiere jedoch viel mehr als nur architektonische Schönheit. Das sagt Jean-Marc Devaud, CEO von 4B, den wir hier treffen. In enger Zusammenarbeit mit dem visionären Architektenteam hat das Fenster- und Fassaden-Bauunternehmen aus der Zen-

tralschweiz hier eine pionierhafte Lösung umgesetzt, wie sie es hierzulande bislang kein zweites Mal gibt. Überzeugen kann das System vor allem mit einer einzigartigen Energieeffizienz. «Unsere Fenster- und Fassadenlösung schützt elektronisch gesteuert vor Kälte, Sonne, Hitze und lüftet die Innenräume automatisch, sodass im Gebäude keine Lüftung und nur minimale Heizenergie benötigt wird», erklärt Devaud. Für eine konstante Innentemperatur von rund 23 Grad Celsius, unabhängig von der Jahreszeit, sorgt nämlich die Fensterfassade weitgehend selbst. Die 4B Spezialisten verbauten am SisCampus insgesamt 1100 Quadratmeter eines speziellen elektrochromen Son-

nenschutzglases, das Tageslichteinstrahlung, Sonnenwärme sowie Blendschutz über eine elektronische Ansteuerung je nach Bedarf regulieren kann. Das Fenster ist damit wichtigstes Heiz- respektive Wärmeschutzelement des Gebäudes. Ist die Sonneneinstrahlung etwa im Sommer massiv, tönt es sich automatisch und kann so Licht und Wärme fernhalten. Umgekehrt wird im frostigen Winter die Kälte wirksam abgehalten und solare Wärme im Gebäude gespeichert. Die im Fassadensystem integrierten motorisierten Lüftungsklappen sorgen stets für den gewünschten Temperaturausgleich. Neben der gesteigerten Energieeffizienz, welche die im Gebäude integrierte Wärmepumpe oft nur im Schonbetrieb erfordert, macht die innovative 4B Fenster- und Fassadenlösung im SisCampus auch teure Investitionen in ein Lüftungssystem sowie den Unterhalt für einen mechanischen Sonnenschutz überflüssig. «Wir können damit viel zum klimafreundlichen und verhältnismässig kostengünstigen Unterhalt des Bauwerks beitragen», sagt Jean-Marc Devaud.

Innovation als Strategie, «Smart Living» im Fokus Über das gelungene Projekt und die inspirierende Zusammenarbeit freut sich auch Daniel Dittli, Architekt und Ge-

samtleiter des SisCampus. Das Gebäude stecke voller Hightech, ohne dass man dies auf den ersten Blick wahrnehme. Schon bei der Ausschreibung habe sich 4B mit viel Engagement und Interesse präsentiert, später bei der Umsetzung einen kompetenten Projektleiter gestellt und das Einsetzen der Gläser mitsamt Alucobond-Fassade, Stahlbau und Schiebetüren inklusive kompletter Verkabelung mit Bravour gemeistert, so Dittli. Im Vergleich zu Mitbewerbern kommt es 4B zugute, nicht allein über Fensterkompetenz zu verfügen, sondern auch Lösungsanbieter für ganzheitliche Fassaden und Gebäudehüllen zu sein, was gerade bei einem visionären Projekt wie dem SisCampus sehr vorteilhaft war. Die Innovationskraft des Traditionsunternehmens widerspiegelt sich in einer eigenen Entwicklungsabteilung mit acht Ingenieuren, die laufend an neuen, auf individuelle Kundenbedürfnisse abgestimmten Lösungen tüfteln. So hat 4B bereits zahlreiche Patente angemeldet und Ende 2020 den «Swiss Top Innovator Preis» für den innovativsten Schweizer Fensterhersteller erhalten. «Solche Auszeichnungen sind für uns immer nur Ansporn, den nächsten Schritt in der Entwicklung zu gehen», ergänzt Devaud. Vor dem Hintergrund des wachsenden Trends «Smart Living» forscht und entwickelt 4B zurzeit mit Hochdruck an neuen Lösungen. «Wir werden in absehbarer Zeit Innovationen auf den Markt bringen, die neben einer top Energieeffizienz dem Trend zum ‹Smart Living› gerecht werden.» Im SisCampus von Schattdorf ist dieses «Smart Living» bereits für 150 Mitarbeitende der Sisag AG wie auch andere «Gäste» zur Realität geworden. Neben dem öffentlich zugänglichen Restaurant verfügt das Gebäude auch über mietbare Räumlichkeiten für Weiterbildungen und Events, dazu Büros von weiteren eingemieteten Firmen und sogar zwölf Hotelzimmer. Story: Robert Wildi

4B 4B ist ein führendes, auf Fenster und Fassaden fokussiertes Schweizer Unternehmen mit Hauptsitz in Hochdorf (LU) und zehn Niederlassungen in allen Landesteilen. Es bietet seinen Kunden ein integriertes Angebot an Fenstern und Fassaden mit einem umfassenden Service und Dienstleistungen im Bereich von intelligenten Gebäudehüllen. Das Unternehmen befindet sich im Besitz der Familie Bachmann und entstand 1896 aus der gleichnamigen Schreinerei. Es produziert seitdem in der Schweiz. Heute beschäftigt 4B mehr als 660 Mitarbeitende und erzielt einen Jahresumsatz von rund 182 Millionen Franken. 4-b.ch

Erleben Sie Ihr neues Zuhause, bevor es gebaut ist.

Cash-Back CHF 500.Für alle, die ein neues Zuhause kaufen oder den Bau einer Immobilie planen, bietet HEGIAS mit einem CHF 500.- Gutschein die Möglichkeit, Ihr Projekt in der VR vorab zu begehen. Der Gutschein kann bei jedem Architekturbüro – das ein HEGIAS VR Jahresabonnement besitzt oder neu bucht – eingelöst werden. HEGIAS vergütet die CHF 500.- anschliessend an das Architekturbüro oder in Absprache direkt an die Baudame/den Bauherrn. Nicht kumulierbar: Pro Projekt und Architekturbüro kann ein Gutschein eingelöst werden.

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rtike Siehe A Seite 13

Mehr Informationen www.hegias.com/cashback Gültig bis 31. Dezember 2021 contact@hegias.com www.hegias.com


NZZ am Sonntag 24. Januar 2021

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#InnovationIstChefsache

«Es spricht alles für Holz» Stefan Zöllig, Gründer und Mitinhaber von Timbatec, hat sich mit rekordverdächtigen Holzbauten einen Namen gemacht. Die Digitalisierung der Bauplanung hinkt für ihn allerdings im Vergleich zu anderen Branchen deutlich hinterher. Der Holzbauingenieur erklärt, warum die Tage von Beton und Stahl gezählt sind. Das Thema Holz begleitet Sie offenbar Ihr ganzes Leben: Schreinerlehre, Holzbau-Studium, Gründung von Timbatec und weiteren Firmen. Was fasziniert Sie am Material? Stefan Zöllig: Holz trägt mich — wirtschaftlich, emotional und auch spirituell. Unsere Familien leben alle vom Holz, emotional spendet es zudem Trost. Und Holz hat etwas von einer Naturreligion. Der Baum wächst, verbessert unser Leben. Und wenn er stirbt, lässt er uns weiterhin über sein Holz an seinem Leben teilhaben. Wie denken Sie über Häuser aus Beton und Stahl? Da fällt mir nur ein: Worst Practice. Und: gigantischer CO2-Ausstoss bei wenig Leistung. Die Baubranche ist in der Betonfalle gefangen. Ich bin überzeugt, dass die Zeiten von Stahl und Beton vorbei sind. Die patentierte TS3-Technologie von Timbatec gilt als Quantensprung und soll Weltrekorde im Holzbau möglich machen. Was hat es damit auf sich? Wir entwickeln immer vom gewünschten Ziel her. Und das Ziel war, auch für Grossbauten wie Schulen oder Spitäler grossflächige Holzplatten ohne Stahlträger und Holz-Beton-Verbundecken zu erstellen. Eine echte Alternative zum Stahlbeton. Die Abkürzung TS3 steht für die dritte Generation von Timber Structures, kurz TS. Mich hat bei den ersten beiden Generationen immer der Materialmix aus Holz, Beton und Stahl genervt. Jetzt gelingen mit TS3 Grossflächen aus Holz, für die wir gemeinsam mit der Fachhochschule Bern und der ETH Zürich sieben neue Technologiefamilien entwickelt haben. Kernstück ist die Idee, Holzbauteile stirnseitig zu verkleben. In der Timbagroup haben wir dafür seit 2014 jährlich 1 Million Franken in Forschung und Entwicklung investiert.

Wo kommt diese Technologie zum Einsatz? In Grossaffoltern (BE) haben wir vier Mehrfamilienhäuser mit TS3-Geschossdecken erstellt, die weltweit erste Wohnüberbauung mit dieser innovativen Technologie. Mittlerweile konnten wir 15 Projekte mit rund 6000 Quadratmetern Fläche realisieren — nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Österreich, Kanada und den USA. Dieses Jahr werden weitere rund 10 000 Quadratmeter dazukommen. TS3 ist ein echter Gamechanger im Holzbau. Der Schweizer Holzbau boomt. Was sind die stärksten Argumente für Holz? Es spricht alles für Holz: Beton ist kalt, Holz ist warm, Beton ist nass, Holz ist vom ersten Tag an trocken, Beton ist schwerfällig und schmutzig, Holz leicht und sauber, Beton ist langsam, Holz lässt sich sehr schnell verbauen. Bei einem grossen Wohnprojekt in Winterthur waren wir sechs Monate früher fertig als geplant. Das macht am Ende mehr als 3 Millionen Franken aus. In puncto Brandschutz ist Holz heute ebenso sicher wie Beton. Vor allem aber verursacht Beton CO2-Emissionen, Holz speichert dagegen das Treibhausgas, eine ganze Tonne pro Kubikmeter. Das wichtigste Argument für mich persönlich ist aber, dass Holz ein gutes Gefühl vermittelt. Wie sieht die CO2-Bilanz genau aus? Ein Kubikmeter Holz entlastet die Atmosphäre durch Fotosynthese um rund eine Tonne CO2. Einen Kubikmeter Holz zu verbauen, kompensiert ungefähr 10 000 gefahrene Autokilometer. Die Herstellung eines Kubikmeters Stahlbeton hingegen verursacht rund 500 Kilogramm CO2-Ausstoss, das ist etwa gleich klimaschädlich wie 5000 Flugkilometer. Die CO2-Speicherung wurde lange Zeit auch in den Nachhaltigkeitsnormen ausgeblendet. Die Messlatte im Sinne von Best Practice muss heute die CO2-Speicherung sein.

FOTO: TIMBATEC

Stefan Zöllig auf der Thuner Baustelle: «Holz trägt mich – wirtschaftlich, emotional und auch spirituell.» FOTO: MICHELE LIMINA

Beton ist druckfest und sehr flexibel, man kann ihn auch in jede Form giessen. Was ist mit Holz möglich — und was (noch) nicht? Unglaublich, aber wahr: Die Druckfestigkeit von Holz in Längsrichtung ist gleich gross wie die von Beton. Tatsächlich ist die Möglichkeit, Beton in jede Form zu giessen, toll. Das geht mit Holz nicht. Aber wie oft nutzen wir diese Möglichkeiten wirklich? Mit unseren TS3-Vergusstechnologien können wir Bauteile in jeder Form und Grösse verbinden, sodass dies dem Beton nicht nachsteht. Wir experimentieren zudem mit gebogenen Formen. Es gibt natürlich einiges, was wir heute noch nicht mit Holz bauen können: Hochhäuser rein aus Holz, Tiefgaragen, Hohlkasten für Strassen- und Eisenbahnbrücken, Schwerlastbrücken über Autobahnen oder Tunnels. Und wie sieht es mit der Ästhetik aus? Ist die Zeit von Industrial Style und Betonoptik vorbei? Anders gefragt: Wie cool kann Holz sein? Die Grenzen sind im Kopf. Doch bei Holz gibt es keine Grenzen. Schauen Sie sich einen modernen Holzbau an: Stützen, Platten, fertig. Je nach Anstrich sieht man keinen Unterschied, es geht auch in grauer Betonoptik. Wer cool sein will, kann sich ja ein Blech vor die Holzwand schrauben. «Trompe-l’œil.» Wem’s gefällt. Auch ein stützenfreies Loft von 65 Quadratmetern ist möglich. Was ist Ihr jüngster grosser Wurf ? Das ist der Bau des ersten Kellers aus Holz in der Schweiz. Hier war und ist viel Entwicklungsarbeit nötig, vor allem bei der Abdichtung gegen Feuchtigkeit. Den Keller konnten wir für ein Mehrfamilienhaus in Thun bauen. Als Holzbauer waren wir ja immer stolz, etwas fürs Klima zu tun. Allerdings war der grösste Teil des Volumens im Keller, und da hatten wir keine Lösung. Das Thuner Projekt kommt vollständig ohne Stahlbeton aus. Zusätzlich konnten wir 130 Tonnen CO2 im Holz speichern. Wir haben bereits mehrere Anfragen und werden ein Innosuisse-Forschungsprojekt dazu durchführen.

Am Blüemlimattweg in Thun entsteht das schweizweit erste Mehrfamilienhaus mit einem Keller aus Holz.

Zu Ihren Referenzen gehört die bisher grösste Wohnüberbauung aus Holz — die

«TS3 ist ein echter Gamechanger im Holzbau.»

Siedlung «Sue & Til» in Winterthur. Worin bestand hier die grösste Herausforderung? Wir kannten uns zwar mit grossen Überbauungen aus. Doch bei «Sue & Til» sind wir wieder ein paar Schritte weitergegangen. Es gab drei Herausforderungen: Laut Auftrag sollten Holz-BetonVerbunddecken eingebaut werden. Für uns gehört dieser Standard aber der Vergangenheit an. Wir konnten die Bauherrschaft überzeugen, dass es ohne Beton auch geht. Dann hatten wir Träger, die viel zu hoch waren. Das Problem haben wir mit einer Stahl-Holz-Kombination gelöst. Und schliesslich gab es eine extrem anspruchsvolle 3D-Werkplanung für immerhin 22 aneinander gereihte Mehrfamilienhäuser. Die Modellierung der Holzbauteile musste millimetergenau sein. Es hat alles gepasst. Die Baubranche setzt auf Software bei der Planung, auf Building Information Modeling, kurz BIM. Wie sehen Sie diese Entwicklung? Die digitale Modellierung steckt — entgegen vollmundiger Marketingsprüche der Software-Häuser — immer noch in den Kinderschuhen. Wir haben grösste Mühe, im 3D-Modell echt mit anderen Fachplanern zusammenzuarbeiten. Mit Verlaub: Apple und Microsoft bieten oft Lösungen für Probleme, die keiner hat. Daher haben wir das Forschungsprojekt «DeepWood» zusammen mit der Hochschule Luzern und der Berner Fachhochschule gestartet. Ziel ist es, ähnlich wie in der Automobil- oder Flugzeugindustrie, mit allen beteiligten Planern und Ausführenden gleichzeitig am gleichen 3DModell zu arbeiten.

Timbatec entwickelt neue Lösungen und will ganze Städte aus Holz bauen. Was sind die grössten Hindernisse auf dem Weg dorthin? Wer Probleme sucht, wird Probleme finden. Wer Lösungen sucht, wird Lösungen finden. Hindernisse interessieren mich nicht. Ich habe in meiner Coaching-Ausbildung gelernt, Lösungen zu finden, ohne die Probleme zu kennen. Diese Methode wende ich auch bei meiner Arbeit an. Der Holzbau wird sich langsamer durchsetzen, als ich es möchte, aber deutlich schneller, als viele denken. Was ist Ihr persönlicher Traum für 2030? 2030 wird nichts mehr verbrannt, sondern jede gewachsene pflanzliche Faser in Bauprodukte oder andere langlebige Produkte umgewandelt. Denn Heizen ist falsch, das brauchen wir nicht mehr in modernen Gebäuden. Im Weiteren gibt es 2030 einen starken Zweig in der Schweizer Finanzwelt, der Opportunitäten in der Holzindustrie sucht und findet. Interview: Cornelia Glees

Timbatec Timbatec wurde 1997 gegründet und gilt seither als Innovationstreiber der Holzbranche. Rund 40 Mitarbeitende arbeiten an Standorten in Thun, Bern, Zürich, Delémont und Wien. Das Ingenieurbüro ist spezialisiert auf Statik und Konstruktion, Brandschutz, Bauphysik und Produktentwicklung. Bei Timbatec ist man stolz darauf, immer wieder Grenzen des Holzbaus in «höchster Perfektion» zu überwinden. Dazu beteiligt sich das Ingenieurbüro laufend an Forschungsprojekten in Kooperation mit Wissenschaft und Wirtschaft. Unter dem Dach der 2014 gegründeten Timbagroup Holding mit aktuell drei Tochterfirmen strebt das Unternehmen ein starkes Wachstum in der EU, den USA und Kanada an. timbatec.com


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Verlagsbeilage Zukunft Bauen

NZZ am Sonntag 24. Januar 2021

#VorreiterDerImmobilienbranche

In Sachen Digitalisierung Masss Bereits vor sechs Jahren hat Livit die systematische Digitalisierung ihrer Geschäftsfelder in die Hand genommen. 2020 mit all seinen Widrigkeiten belegt, dass die Strategie aufgeht. Wolfgang Stiebellehner, Leiter Bewirtschaftung beim Real Estate Manager, zum Nutzen und den Herausforderungen der digitalen Transformation für Livit, Eigentümer von Immobilien, Mieter und Partner.

Vergleicht man die Immobilienwirtschaft mit einem Meer — mal «stormy», mal «smooth» — dann sind die einzelnen Akteure die Schiffe, die tagtäglich in dessen Weiten kreuzen. Livit nutzt die neuen technologischen Möglichkeiten, die dem Real Estate Management zur Verfügung stehen, um den Maschinenraum all dieser Schiffe zu automatisieren. Spricht Wolfgang Stiebellehner, Leiter Bewirtschaftung beim Branchenprimus Livit, von der systematischen Digitalisierung, so zieht er gerne augenfällige Vergleiche zu Hilfe. Sie sollen veranschaulichen, wo der Bau- und Immobiliensektor heute diesbezüglich steht — und wo sie in Zukunft stehen soll. Der 56-Jährige klappt seinen Laptop auf. An der Wand erscheinen Diagramme, Kacheln, Namen, Zahlen, Pfeile, Zeitschienen. «Wir lesen weder im Kaffeesatz noch in der Glaskugel, die Transformation folgt einer klaren Vision. Für die noch etwas unscharfen Ziele der nächsten zehn Jahre benötigt es greifbare Beispiele, im Fünf-Jahres-Plan stehen klare Ziele, von denen Kunden, Partner und Mitarbeitende in gleichem Masse profitieren.»

Immobilien betreffen jeden Dass der berufliche Hintergrund von Wolfgang Stiebellehner nicht in der Immobilienwirtschaft liegt, sondern im IT-Bereich, zeigt schon die Richtung, die Livit bereits vor sechs Jahren eingeschlagen hat: Das Unternehmen arbeitet an der systematischen Digitalisierung und den darauf aufbauenden Prozessen. Mit dieser klaren Vision hat CEO Andreas Ingold seine Geschäftsleitung 2014 neu aufgestellt. Seit 1988 beschäftigt sich Stiebellehner mit der Digitalisierung, die zu dieser Zeit freilich noch einen anderen Namen trug: Automatisierung. Er hat sich mit den entsprechenden Mechanismen auseinandergesetzt und die daraus abgeleiteten Lösungen in Industrie, Dienstleistung und im Finanzwesen implementiert. Nirgendwo aber sei seine Arbeit so spannend und befriedigend ausgefallen

wie heute im Immobiliensektor. «Jede und jeder in diesem Land kommt auf irgendeine Art und Weise in Kontakt mit Immobilien. Die Spanne von Dienstleistungen und Angeboten, aber auch von Ansprüchen und Herausforderungen ist riesig, das macht die Aufgabe so vielfältig.» Die Arbeit mit Menschen, mit Mietern sowie Eigentümern und ihren Wünschen einerseits und die Beschäftigung mit physischen Komponenten wie Gebäuden andererseits faszinieren den ausgebildeten Wirtschaftsinformatiker jeden Tag aufs Neue. Und so ist er zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen vor sechs Jahren zu einer Reise aufgebrochen, die vom Post-it-Zettel und dem Aktenregal hin zu automatisierten, vernetzten Prozessund Systemlösungen führt. Stiebellehner schmunzelt, wenn er an seine ersten Arbeitswochen zurückdenkt. «Als ich damals angekündigt habe, dass binnen fünf Jahren sämtliche unserer Mitarbeitenden aus dem Homeoffice arbeiten können, habe ich vor allem eines geerntet: ungläubige Blicke.» Er zuckt die Schultern und weist mit der rechten Hand in Richtung Grossraumbüro, wo an diesem winterlichen Morgen kaum ein Mensch sitzt. «Und jetzt sind wir so weit: Weil wir im Bereich der digitalen Tools alles frühzeitig aufgegleist haben, können meine Kolleginnen und Kollegen ihrer Arbeit flexibel von zu Hause aus nachgehen, ohne dass darunter die Qualität oder die Kundenzufriedenheit leiden würde.» Gerade der Immobiliensektor sei in vielen Bereichen prädestiniert für das Arbeiten im Mobile-Office. Die Leute müssten und wollten draussen bei den Kunden sein. «Was macht es also für einen Sinn, wenn sie zuerst eine Stunde in ihr Büro fahren, um dann wieder zurückzufahren, weil ein von ihnen betreutes Objekt quasi vor der eigenen Haustüre steht? Das ist vergeudete Zeit!» Hinzu komme, dass fast 90 Prozent der betreuten Liegenschaften in 30 Minuten und mehr als 80 Prozent der Liegenschaften

Wolfgang Stiebellehner, Leiter Bewirtschaftung bei Livit: «Jetzt, nach fünf Jahren, fangen wir an, Profit aus diesen Investitionen zu schlagen.»

«Wir wollen Eigentümer, Bewirtschafter, Lieferanten und Mieter näherbringen, das hat viel mit Kommunikation zu tun.»

sogar in weniger als 20 Minuten von Livit zu erreichen seien. Bei aller Komplexität, welche die Überführung eines Unternehmens ins digitale Zeitalter aufweist — Wolfgang Stiebellehner orientiert sich gerne am praktischen Nutzen, der sich daraus generieren lässt. «Wenn wir unseren Mitarbeitenden Möglichkeiten und Tools bie-

ten können, die ihnen die Arbeit erleichtern oder sie spannender machen, dann sind wir als Arbeitgeber attraktiv. Das wiederum wirkt sich positiv auf die Fluktuation aus und lockt Talente an.» Für Stiebellehner ist es wichtig, dass Mitarbeitende über ihre tägliche Arbeit hinaus die Zukunft mitgestalten wollen.

Mehr Komfort und Convenience Livit und ihren 1200 Mitarbeitenden kommt heute eine Vorreiterrolle zu, was die systematische Digitalisierung innerhalb des heimischen Bau- und Immobiliensektors anbelangt. Seit zwei Jahren erfolgt beim Spezialisten die Wiedervermietung von Liegenschaften fast ausschliesslich digital — mit Ausnahme der Wohnungszusage. «Nicht, weil dies auf digitalem Weg nicht möglich wäre, sondern weil wir die gute Nachricht nach wie vor gerne persönlich am Telefon überbringen», sagt Stiebellehner. Die übrigen Schritte im Vermietungsprozess — von der Interessensbekundung des Mie-

FOTO: MICHELE LIMINA

Livit Die 1963 gegründete Livit ist seit 1999 eine hundertprozentige Tochter des Versicherungskonzerns Swiss Life. Das Unternehmen beschäftigt am Zürcher Hauptsitz und in den schweizweit neun Niederlassungen rund 1200 Mitarbeitende und betreut 180 850 Mietobjekte sowie 2 931 600 Quadratmeter Gewerbefläche. Damit zählt Livit zu den wichtigsten und grössten Real-Estate-Management-Unternehmen im Lande. Der Wert der betreuten Immobilien beläuft sich auf 49,8 Milliarden Franken. Zu den Kernkompetenzen von Livit gehören die Bewirtschaftung, das Facility Management, das Bau- und Vermietungsmanagement sowie die persönliche Betreuung der Eigentümerinnen und Mieter. livit.ch


Willkommen bei Livit

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Persönlich

Brief

ters über die Bewerbung und die Bonitätsprüfung — erfolgen jedoch digital. «Durch die Einführung des digitalen Vermietungsprozesses konnten wir die Zeitspanne von der Wohnungskündigung bis zum unterschriebenen Vertrag halbieren.» Neu kommt zudem die Mieter-App «myLivit» hinzu, erklärt Stiebellehner. «Bis Oktober letzten Jahres haben wir neuen Mietern den Vertrag per Post zugestellt und ihn auch postalisch zurückerhalten. Das hat naturgemäss mehrere Tage gedauert und bietet niemandem einen Mehrwert — im Gegenteil.» Und aus eben diesem Grund habe man die Mieter-App «myLivit» entwickelt, die am digitalen Vermietungsprozess ansetzt. In das Mieterportal «myLivit» werden in diesem Jahr in Abstimmung mit den jeweiligen Eigentümern sukzessive auch die verwalteten Liegenschaften einbezogen. Livits «Leadership» in Sachen Digitalisierung zeigte sich nicht zuletzt in der Auszeichnung der «myLivit»-App als beste Schweizer Applikation (siehe Artikel rechts). Natürlich, ein Grund zur Freude sei diese Auszeichnung allemal, so Wolfgang Stiebellehner, um alsogleich zu relativieren: «Die App an sich ist jedoch lediglich ein einzelnes Teil in einem grossen Puzzle, das wir im Rahmen unserer Transformation auslegen.» Das Gesamtbild, das nach passgenauem Zusammensetzen aussieht, spiegelt sich wider in automatisierten Prozessen und einer verbesserten Convenience.

Zwei Anekdoten

Grosse Würfe entstehen häufig spontan. So in etwa verhält es sich auch mit dem prägnanten Logo von Livit. Lange hatte der mit der Gestaltung eines neuen Erscheinungsbilds beauftragte Grafiker an einem adäquaten Schriftzug herumgetüftelt. Die Geschäftsleitung konnte allerdings den verschiedenen Entwürfen, so aufwendig sie auch gestaltet waren, nichts abgewinnen, gab dem Werber aber eine letzte Chance: Er solle am nächsten Morgen mit einem akzeptablen Vorschlag unter dem Arm auftauchen. Doch just an diesem Abend hatte sich dieser bereits mit Kollegen zu einem feuchtfröhlichen Abend verabredet – der dann nicht enden wollte. Mit dem Lippenstift seiner Frau schrieb der Werber früh morgens eine Notiz auf den Spiegel – damit sie diesmal wusste, wo er sich befand: «Bin bei Livit». Damit hatte er nicht nur seine besorgte Partnerin besänftigt, sondern auch die Grundlage für das Logo gelegt. Schwung und Farbe des Schriftzuges vermochten sowohl den Künstler wie kurz darauf auch den Auftraggeber vollends zu überzeugen. Seither übrigens werden Dokumente von Livit mit – nein, nicht mit Lippenstift – aber immerhin mit rotem Kugelschreiber unterzeichnet. Bei der Unternehmensgründung am 1. Januar 1963 war das allerdings noch anders, die Unterschrift also ganz traditionell in Blau oder Schwarz gesetzt. Und selbst wenn man es kaum glauben mag bei aktuell mehr als 180 000 Mietobjekten: Auch Livit hat einmal klein angefangen. Die allererste Liegenschaft im Portfolio stand und steht nach wie vor an der Martastrasse 109 im Zürcher Kreis 4. Verwalter und Eigentümer verbindet mittlerweile eine Geschäftsbeziehung über 58 Jahre hinweg.

Steigerung der Convenience? Stiebellehner erläutert die Bedeutung der mitunter gewöhnungsbedürftigen Wortschöpfung: «Damit meinen wir die Befriedigung des Bedürfnisses an einfachen, smarten Lösungen, sowohl auf Kundenseite wie auch bei den Mitarbeitenden.» Schnellere Abwicklung von Vermietungen oder Mieteranfragen auf der einen, zeitgemässe Instrumente, welche die Verwaltungsarbeit vereinfachen, auf der anderen Seite — so in etwa lautet das Credo kurz zusammengefasst. Sicherlich müsse ein Unternehmen wie Livit letztlich effizient arbeiten, müssten Umsatzziele erreicht werden, führt Stiebellehner weiter aus. Was indes in keinem Widerspruch stehe zum Ansatz, möglichst «bequeme» Lösungen anzusteuern — ganz im Gegenteil. «Wenn bis anhin mehr oder weniger langwierige Prozesse rascher abgewickelt und umständliche Vorgänge komfortabler gestaltet werden können, dann dient das der Zufriedenheit aller Akteure und letztendlich eben auch der Wettbewerbsfähigkeit und dem Erfolg im Ganzen.» Für ihn ist trotz persönlich hoher Affinität zu Tools und Technologie sonnenklar: Die Digitalisierung darf nur Mittel zum Zweck sein.

Königsweg Kommunikation Doch was bedeutet dies in der Praxis? Welcher Vision folgt Livit mit der Überführung ganzer Geschäftsfelder und Bearbeitungsprozesse in die virtuelle Welt? Wolfgang Stiebellehner muss nicht lange überlegen. Die Möglichkeiten hin zur Vereinfachung von Abläufen seien wohl schier unbegrenzt, sowohl auf Kundenseite wie bei den eigenen Mitarbeitenden. «Ein ganz zentraler Knackpunkt bei der Überführung ins digitale Zeitalter ist und bleibt aber die Tatsache, dass man die Menschen nicht zwingen darf, von diesen Möglichkeiten Gebrauch zu machen. Das wäre der falsche Ansatz. Man muss sie mit an Bord holen.» Die grosse Kunst liege darin, durch Reduktion und Vereinfachung ausgeklügelte Angebote zu schaffen, die Vorteile sofort erlebbar machten, quasi auf den ersten Klick. Wieder lässt Stiebellehner den Maschinenraum an der Wand erscheinen, den digitalen Motor im Livit-Gefüge. «Wir wollen Eigentümer, Bewirtschafter, Lieferanten und Mieter näherbringen, das hat viel mit Kommunikation und den Wegen zu tun, wie diese gestaltet wird. Kommunikation ist mehr denn je das zentrale Element.» Die Bedeutung des Mieters als Kunde, sie werde für die Immobilienverwaltung immer wichtiger.

Rekordwerte statt Warteschlaufe Wir werden mehr und mehr zu einer «Instant»-Gesellschaft: Was heute Morgen bestellt wird, soll heute Abend, spätestens aber morgen in der Früh’ vor der Türe stehen. «In der Immobilienbranche aber landet der Mieter noch allzu häufig in der Warteschlaufe, das kann und darf ganz einfach nicht sein», bemerkt Stiebellehner. Nicht ohne einen gewissen Stolz präsentiert er eine Reihe von Zahlen, die belegen, dass dank der systematischen Digitalisierung und den damit eingeführten Tools ein «Ruck» durch das eigene Unternehmen gegangen ist. So konnte der bereits erwähnte Prozess der Wiedervermietung bei Livit von 21 auf fünf Tage verkürzt und die Leerstandsquote halbiert werden (siehe Grafik oben). Noch einmal wirft Wolfgang Stiebellehner ein Bild auf den übergrossen Screen. «Wir sind heute am Punkt angelangt, an dem wir weitere Prozesse oder ganze Ökosysteme an unseren Maschinenraum ankoppeln können», führt er aus. Entstehen werden in naher Zukunft spezifische Portale für Eigentümer sowie für Partner und Lieferanten. «Das Ökosystem wächst nach und nach zusammen.» Eingestellt jedoch hätte sich der Erfolg nicht unmittelbar, betont Stiebellehner. Wer sich dafür entscheide,

Telefon

Livit-Portal

Mail Legende komplett digitalisiert Mieterinnen und Mieter fällt durch die App weg (neu digital)

Immo-Portale

Social Media

QUELLE: LIVIT

Digitaler Prozess der Wiedervermietung.

sein Geschäftsmodell zu digitalisieren, der brauche Durchhaltewillen. «Ich schätze, dass bei Transformationen in unserer Grössenordnung drei Jahre vergehen, bis die ersten konkreten Resultate spürbar sind. Jetzt, nach fünf Jahren, fangen wir an, Profit aus diesen Investitionen zu schlagen.» Und mit Profit meint Stiebellehner nicht in erster Linie den monetären Aspekt, der sei nur eine Folge davon. Mit Profit meint er kürzere Leerstände, zufriedenere Mitarbeitende, zufriedenere Mieter und nicht zuletzt auch zufriedenere Partner und Lieferanten. Dass die lange Reise der Transformation gerade im letzten, schwierigen Jahr so erfolgreich hat fortgesetzt werden können, schreibt Wolfgang Stiebellehner zu einem grossen Teil seinen Kolleginnen und Kollegen zu. «Ohne Weggefähr-

«myLivit»: Eine App für alles Mit «myLivit» wurde eine digitale Mieterschnittstelle geschaffen, die zugleich eine disruptive Innovation für die Immobilienwirtschaft darstellt. Das Unterschreiben per «Swipe» ist ein Schweizer Branchennovum. Die von Livit und der Digitalagentur Namics unter Einbezug von Mieterinnen und Mietern entwickelte App «myLivit» ist ein Novum für die Immobilienbranche — und darf sich bereits über verschiedene Auszeichnungen freuen. So

«Wir lesen weder im Kaffeesatz noch in der Glaskugel, die Transformation folgt einer klaren Vision.»

ten, die daran glauben, bringen Visionen überhaupt nichts.» Digitale Transformation sei keine Einzelleistung. Es brauche eine Geschäftsleitung mit unterschiedlichen Stärken und Fähigkeiten, um dann die Kolleginnen und Kollegen auf weiteren Managementstufen zu motivieren und zu inspirieren. Und noch etwas ist Stiebellehner ganz wichtig: Digitale Transformation ohne Change-Management scheitere. Deshalb gibt es bei Livit kein Projekt, das nicht mit einem Teilprojekt Change-Management aufgesetzt wird. «Das eine oder andere Dankeschön aus den eigenen Reihen zeigt uns jetzt, dass wir letztlich das richtige Schiff gebaut und die richtige Route eingeschlagen haben.» Story: Flavian Cajacob

wurde «myLivit» Ende letzten Jahres im Rahmen der nationalen Preisverleihung «Best of Swiss Apps» mit dem Titel «Master of Swiss Apps 2020» ausgezeichnet. Zusätzlich gab es für die webbasierte Mieterportal-App Gold in den Kategorien «Mobile Web» und «Design», Silber in «UX&Usability» sowie Bronze in «Enterprise» und «Business Impact». Ins Rennen gestiegen um den prestigeträchtigen Titel waren über 250 Projekte namhafter Unternehmen aller Branchen.

Schweizer Premieren Als Highlight der Applikation gilt die digitale Mietvertragsunterschrift via «Swipe». Dieses Feature reduziert den Aufwand aufseiten Vermieter und Mieterschaft erheblich: Von durchschnittlich acht Tagen zwischen Ausstellung des Mietvertrags bis zum Zurücksenden des unterschriebenen Dokuments verkürzt sich die Dauer mit der «myLivit»-App erheblich. Der Rekord liegt aktuell bei 35 Minuten. Am 11. November 2020 konnte Livit den ersten vollständig digital unterschriebenen Mietvertrag via App verzeichnen — eine Premiere in der Schweizer Immobilienbranche.

Die neue «myLivit»-App wurde mit dem Ziel entwickelt, schlankere und damit schnellere Prozesse in der Mieterkommunikation zu gestalten, indem sie an den bereits vor drei Jahren komplett digitalisierten Vermietungsprozess angeknüpft wurde.

Einsatzmöglichkeiten Die Spanne der Tools beginnt aufseiten der Mieterinnen und Mieter ganz grundlegend bei der Wohnungssuche, geht weiter über die Wohnungsbewerbung — mittels eines gekürzten, mobile-freundlichen Anmeldeformulars —, die Vertragsunterzeichnung samt Erfassung der Mängelliste, die Bestellung der Namensschilder beispielsweise für den Briefkasten und reicht bis zur Meldung von Schäden und Reparaturaufträgen direkt in der App. In acht Ausbaustufen wird der Funktionsumfang laufend erweitert. «myLivit» ist seit letztem Oktober für erste Liegenschaften im Einsatz und wird nach und nach in Zusammenarbeit mit weiteren Eigentümern auf weitere Immobilien ausgeweitet. awards.namics.com/mylivit

Die neue App «myLivit» wurde Ende letzten Jahres als «Master of Swiss Apps 2020» ausgezeichnet.

FOTO: LIVIT


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Verlagsbeilage Zukunft Bauen

NZZ am Sonntag 24. Januar 2021

#VorreiterDerImmobilienbranche

Living Services: Wohnen neu gedacht Das Jahr 2020 hat gezeigt, wie wichtig die eigenen vier Wände sein können – auch in Bezug auf die tägliche Arbeit. Bonacasa hat sich voll und ganz den Living Services verschrieben. Und deckt mit digitalen wie realen Hilfestellungen eine immer grösser werdende Nachfrage ab.

Geschäftsführer Alain Benz in der «Smart Living Loft» von Bonacasa in der Überbauung Roggenpark in Oensingen (SO). FOTOS: MICHELE LIMINA

Freizeit und Arbeit, künstliche Welt und realer Alltag, selber machen und machen lassen: Unsere Existenz erlebt in den unterschiedlichsten Bereichen Verwerfungen und Verschmelzungen. Auch oder insbesondere hinsichtlich adäquater Wohnformen. Digitalisierung, Individualisierung, Neo-Ökologie und Mobilität würden in ihrer Funktion als Megatrends neue, spezifische Bedürfnisse schaffen, ist Alain Benz überzeugt. «Die demografische Entwicklung erfordert clevere Angebote, die in sämtlichen Alters- und Lebenslagen funktionieren und letztlich von einer breiten Masse akzeptiert werden.»

Ansprüche werden komplexer Alain Benz ist Geschäftsführer der Bonacasa AG mit Sitz in Oensingen, die im Sektor Smart Living schweizweit eine tragende Rolle spielt. Im Fokus des Solothurner Unternehmens und dessen Konzept des servicekombinierten Wohnens stehen vor allem die Millennials (geboren zwischen 1981 und 1996) und die Vertreterinnen und Vertreter der Silver Society (über 65 Jahre). Mit gutem Grund geben diese beiden Kohorten doch zahlenmässig in nächster Zeit den Ton an. Zwar seien Smart Living und die damit verknüpften Servicekomponenten im Grossen und Ganzen eine generationenübergreifende Angelegenheit, «dennoch legen die einzelnen Alterskategorien unterschiedliche Präferenzen an den Tag, wenn es um die Frage geht, wie man leben möchte und wo man Leistungen von Dritten in Anspruch nehmen will», so Benz.

Bonacasa und Bonainvest Die Bonacasa AG ist ein Tochterunternehmen der Bonainvest Holding AG mit Sitz in Solothurn. Diese ist Marktführerin im Sektor des Wohnens mit nachhaltiger Architektur, vernetzter Haustechnik und individuellen Services. An 35 Standorten sind in der Schweiz bisher rund 1000 Wohnungen von Bonainvest errichtet worden. Zurzeit befinden sich über 540 weitere Wohnungen in Entwicklung oder Bau. Bonacasa hat zusätzlich rund 9000 Wohnungen von Geschäftskunden unter Vertrag, deren Bewohner vom Smart-Living-Angebot profitieren. Die Unternehmensgruppe wies im Geschäftsjahr 2020 eine Bilanzsumme von über 420 Millionen Franken und eine Marktkapitalisierung von rund 275 Millionen Franken aus. Eigentümer sind über 140 Aktionäre, darunter rund 70 Pensionskassen wie jene von Migros und Coop. bonacasa.ch und bonainvest.ch

Während jüngere Mieter und Familien ihr Augenmerk eher auf Lage und Preis richten, liegen der älteren Generation häufig die Aspekte Sicherheit, Komfort und Autonomie am Herzen — sowie der Wunsch, möglichst lange in der eigenen Wohnung leben zu können. «Eine ganzheitliche Betrachtungsweise in Kombination mit modernen Mitteln ermöglicht es uns, die immer komplexer werdenden Ansprüche der einzelnen Zielgruppen abzudecken sowie Mehrwerte zu schaffen, die für Mieter sowie für Entwickler und Verwalter gleichermassen von Nutzen sind.» Bonacasa setzt selbstredend auf die technologischen Möglichkeiten, die im Zuge des digitalen Wandels entstanden sind. Aber — und das macht das Servicekonzept einzigartig — nicht nur. Living Services verknüpft architektonische Aspekte mit konkreten Hilfestellungen im Alltag. Die Spanne diesbezüglich reicht von flexiblen Grundrissen, schwellen-

«Lange haben die meisten ‹Transformation› als abstrakte Wortschöpfung erachtet, jetzt stecken wir mitten drin.»

digitalen wie der realen. «Technologie ist schliesslich nicht alles», führt der Bonacasa-Chef aus. «Wir berücksichtigen ganz bewusst auch den sozialen Aspekt, also den Kontakt von Mensch zu Mensch.» Gerade 2020 habe eindrücklich vor Augen geführt, welch immens wichtige Rolle das Zuhause spiele, führt Alain Benz aus. Er geht davon aus, dass die während des letzten Jahres eingetretenen Veränderungen in der Arbeitswelt von Bestand sein werden. «Lange haben die meisten von uns ‹Transformation› doch als abstrakte Wortschöpfung erachtet, jetzt stecken wir mitten drin in diesem Wandel und spüren zum ersten Mal, was es bedeutet, Teil dieses Prozesses zu sein.» Der Begriff Homeoffice beispielsweise habe wegen Corona eine neue Bedeutung erhalten, was sich mit Blick auf die Bau- und Immobilienbranche einerseits direkt auf Fragen zu Infrastruktur und Standards von Wohn- und Geschäftsbauten auswirke. Andererseits aber auch darauf, welche Erleichterungen jeder und jede Einzelne für sich und den persönlichen Alltag in Anspruch nehmen wolle. «Die Leute werden weiterhin Wohnen und Arbeiten zu Hause kombinieren. Das erfordert praktische Lösungen und Dienstleistungen, führt aber auch zu neuen Denk- und Handelsweisen», ist sich Benz sicher.

Geplante Verselbständigung freien Durchgängen oder ökologischen Heizsystemen über funktionale Küchen oder Duschen mit Energierückgewinnung bis hin zur Paketannahmeanlage, dem Schlüsseltresor oder der Stromtankstelle für Elektroautos und E-Bikes. Die Grundlage zu Smart Living — oder im Fall von Bonacasa eben Living Services — wird baulich geschaffen, die von den Mieterinnen und Mietern frei wählbaren Dienstleistungen sorgen anschliessend für Entlastung, für mehr Komfort und Sicherheit im Alltag.

Technologie ist nicht alles Eine Besonderheit bildet das ConciergeModell. «Wer die App nutzt oder eine zentrale Telefonnummer wählt, dem assistieren wir», erörtert Benz. Die Palette an Hilfestellungen reicht vom Wäschewaschen oder Kinderhüten über Einkauf oder Notruf bis hin zum Einrichten eines Internetzugangs oder Aufbieten eines Handwerkers. Zum Teil deckt Bonacasa die Services mit eigenem Personal ab, darüber hinaus wird mit regionalen Partnern zusammengearbeitet. Das Angebot, das ständig ausgebaut wird, ist modular aufgebaut und kann auch in Neubauprojekte und Bestandsliegenschaften von Dritten integriert werden. Gerade im Bereich Gesundheit und Pflege sieht Benz ein grosses Entwicklungspotenzial. Ebenso in der sozialen Vernetzung, der

An ihrem Sitz in Oensingen hat Bonacasa das Wohnen der Zukunft in die Gegenwart transferiert. In Zusammenarbeit mit über 20 Partnern aus Architektur, Bauwirtschaft, Haustechnologie, Digitalisierung sowie Wissenschaft wurde in der Überbauung Roggenpark die «Smart Living Loft» erstellt und mit drei Musterwohnungen ausgerüstet. Auf 600 Quadratmeter offenbart sich, wie cleveres, vernetztes Wohnen den Alltag bereichern, erleichtern und auch sicherer machen kann. Für Benz ist klar: «Die Verschmelzung all der vielen technologischen Möglichkeiten mit den grundlegenden physischen und sozialen Bedürfnissen des Menschen, sie ist meiner Ansicht nach die absolute Königsdisziplin von Smart Living.» Aktuell sind die Living Services von Bonacasa in gegen 10 000 Wohnungen der Muttergesellschaft Bonainvest sowie weiterer Eigentümer verfügbar. Bis in fünf Jahren soll es sogar ein Mehrfaches sein. Um das Wachstum weiter voranzutreiben, plant die Immobilien-Anlagegesellschaft Bonainvest, in deren Besitz sich Bonacasa aktuell zu 100 Prozent befindet, in absehbarer Zeit eine Verselbständigung der Tochterfirma (siehe Nachgefragt). Für Alain Benz ein mehr als logischer Schritt: «Damit ermöglichen wir es unserer Rakete, eine weitere Stufe zu zünden.» Story: Flavian Cajacob

«Der kooperative Gedanke steht im Vordergrund» Nachgefragt bei Ivo Bracher, Initiant und Verwaltungsratspräsident der Bonainvest Holding AG und der Bonacasa AG. Bonacasa soll verselbständigt werden und zusammen mit neuen Partnern und Investoren in die Zukunft gehen. Was veranlasst Bonainvest zu diesem Schritt? Ivo Bracher: Bereits heute entfallen lediglich 10 Prozent der Leistungen, die Bonacasa erbringt, auf uns als Muttergesellschaft. 90 Prozent werden in Wohnungen erbracht, die Dritten gehören. Eine Verselbständigung trägt nicht zuletzt diesem Umstand Rechnung. Gleichzeitig agieren wir in einem unglaublich dynamischen Umfeld. Schon der Struktur, der Ausrichtung und des Geschäftsmodelles wegen ist Bonacasa weit agiler am Markt unterwegs als wir als Immobilien-Anlagegesellschaft. Diese Tatsache wollen wir nutzen und ausbauen. Wie weit sind die Verhandlungen fortgeschritten, was neue Investoren anbelangt? Wir sind mitten in den Vertragsverhandlungen. Auch Bonainvest wird weiterhin mit von der Partie sein bei Bonacasa. Darüber hinaus möchten wir gut zehn weitere Partner an Bord holen. Was müssen diese mitbringen?

Bonacasa ist auf langfristige Ziele ausgerichtet, insofern also interessant für Anleger und Partner, die selber eigene Technologien im Sektor des Wohnens entwickeln und gleichzeitig von unserem Know-how profitieren wollen. Der kooperative Gedanke steht im Vordergrund. Wir arbeiten auch mit kleineren Partnern zusammen, die aber ganz spezifische Leistungen im Bereich Smart Living erbringen. Gemeinsam die Früchte der Bemühungen ernten, ist unser Fokus. In welcher Form profitieren die beiden Seiten von der Partnerschaft? Bonacasa und Bonainvest sind beide exzellent aufgestellt. Durch die Verselbständigung wollen wir eine Win-win-Situation schaffen, jeder und jede im Ökosystem soll profitieren von den Leistungen der jeweils anderen. Bonacasa ihrerseits ist Marktführerin im Bereich Living Services, hier herrscht eine geniale Dynamik. Das Potenzial, sich weiterzuentwickeln, ist riesig. Und wenn ich in die Zukunft blicke, dann sind wir als Schweizer Unternehmen schon allein dank der Vielsprachigkeit für Auslandaktivitäten geradezu prädestiniert.

Verwaltungsratspräsident Ivo Bracher demonstriert einen der Living Services von Bonacasa.


Optimale Bedingungen für Ärzte und Patienten Neues Spitalgebäude «Horizont»

des Kantonsspitals Frauenfeld.

«Wir sind bereit, dass die Zukunft bei uns stattfinden kann» Beat Pahud

«Bis 2050 produzieren wir klimaneutrales Baumaterial» Nick Traber

«Das Hypothekargeschäft von morgen ist digital» Martha Böckenfeld

Das Klima muss stimmen

Oliver Zimmermann

Gute Ideen, neues Geschäftsmodell

Die Vision von Burckhardt+Partner für das Haus der Zukunft

Beat Scheidegger, Roberto Vetrano und Christoph Meili

«Die Vernetzung spielt eine zentrale Rolle» Jahangir Doongaji

Kulissenbauer in höchsten Sphären

Matthias Knuser, Hana Disch und Daniel Kapr

INNOVATION, TECHNOLOGY AND VISION FIRST!

Innovation Never Sleeps!

«Traut euch – bringt Ideen !»

Anita Eckardt

BRAND RELATIONS PRÄSENTIERT Rechtsexperte mit IT-Fitness

David Schwaninger

#ZukunftBauen Jetzt anmelden für die Sommer Edition 2021. Auftritt gewinnen und Innovation kommunizieren !

Mit Holz ganz hoch hinaus

In Zug entsteht mit 80 Metern das höchste Holzhochhaus der Schweiz.

schlagenhauf @ brandrelations.ch Hauptsitz der Swatch Group in Biel

«Wir müssen bereit sein, uns radikal zu verändern» Oliver Schmid und Wolfgang Hardt

«Wir werden spätestens 2030 klimaneutral sein» Alexander Muhm

Bindeglied, Übersetzer und Brückenbauer Leslie Schibler

«Hightech wird immer mehr zum Standard» Karsten Hell Wo reale und virtuelle Welt verschmelzen

Ivo Lenherr

«Die gesamte Branche nachhaltig voranbringen» Zafer Bakir

Smart aus Tradition

Jean-Marc Devaud

«Veränderung muss von oben kommen»

Claudio Hintermann und Marcel Kupferschmied

nzz.ch

Die Bauunternehmer blicken weit voraus

Benedikt Koch

brandrelations.ch


GEMEINSAM VORSPRUNG GESTALTEN

Gebäude schaffen Raum für Zukunft. Sie sind Ausdruck von Kultur, eines Selbstverständnisses – und einer Vision. Gemeinsam mit Partnern, Nutzern und Investoren lassen wir Ideen Realität werden. In jedem Projekt aufs Neue.

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