Editorial
Gemeinsam die zukünftigen Lebensräume gestalten
Die sich abzeichnende Wohnungsknappheit ist eine grosse Herausforderung. Sie birgt aber auch die Chance auf eine nachhaltige Siedlungsentwicklung. Von Guy Parmelin
Nach Jahren der Stabilität hat sich die Situation auf dem Wohnungsmarkt seit 2021 grundlegend verändert. War einst von Wohnungsüberfluss die Rede, prägen nun Schlagworte wie Wohnungsknappheit, Kostenzunahmen, Zinswende oder steigende Mieten die Diskussion. Die Leerwohnungsziffer ist auf nationaler Ebene innerhalb von nur drei Jahren um ein Drittel auf 1,15 Prozent geschrumpft.
Während die Nachfrage nach Wohnraum aus bekannten Gründen – Zuwanderung, steigender Flächenbedarf pro Kopf, längere Lebenserwartung – wächst, stagniert das Angebot. Die Nachfrage übersteigt die Wohnungsproduktion um 7000 bis 10 000 Einheiten pro Jahr, und bislang ist bei den Baubewilligungen keine Trendwende absehbar. Am frappantesten ist der Mangel derzeit in grösseren Städten sowie touristischen Hotspots in den Alpen. Die Wohnungsknappheit erfasst mehr und mehr aber auch andere Regionen der Schweiz.
Grundbedürfnis zentral Wie Nahrung, Arbeit oder Bildung ist auch Wohnen ein Grundbedürfnis. Eine ausreichende Wohnraumversorgung ist entscheidend, um dieses Grundbedürfnis zu erfüllen. Sie ist ausserdem wichtig für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung unseres Landes. Damit
genügend und bezahlbarer Wohnraum am richtigen Ort vorhanden ist, müssen verschiedene Bedingungen und Akteure zusammenspielen. Während die Erstellung primär die Aufgabe der Bau und Immobilienwirtschaft ist, gibt der Staat die Rahmenbedingungen vor, wie dies zu geschehen hat – insbesondere in der Raumplanung und durch Bauvorgaben. Dabei liegen viele Kompetenzen und Zuständigkeiten bei Kantonen, Städten und Gemeinden.
Aktionsplan als Anleitung
Aufgrund dieser anspruchsvollen Ausgangslage habe ich bereits zwei «runde Tische» zum Thema Wohnungsknappheit einberufen. Eingeladen waren alle Akteure – Kantone, Städte, Gemeinden sowie Vertreterinnen und Vertreter der Bauund Immobilienwirtschaft und der Zivilgesellschaft. Mitte Februar 2024 haben wir am zweiten «runden Tisch» einen «Aktionsplan Wohnungsknappheit» vorgelegt, der mit über 30 Massnahmen dazu beitragen soll, das Wohnungsangebot zu erhöhen und mehr qualitätsvollen, preisgünstigen und bedarfsgerechten Wohnraum zu schaffen.
Weil niemand diese Herausforderung allein lösen kann, ist dieser Aktionsplan als Anleitung zur Zusammenarbeit zu verstehen. Wir sind uns alle bewusst, dass das Planen und Bauen des zusätzlich benötigten Wohnraums komplexer ist, wenn dies innerhalb des Siedlungsraums
und nicht auf der grünen Wiese geschehen soll. Doch an der Verdichtung führt kein Weg vorbei, wenn wir nicht der Zersiedelung und dem Verlust von Kulturland Vorschub leisten wollen. Zugleich gilt es darauf zu achten, genügend erschwinglichen Wohnraum zu schaffen und dafür zu sorgen, dass wir die Bedürfnisse einer Gesellschaft abdecken, in der der Anteil älterer Menschen stetig zunimmt. Ja, das ist anspruchsvoll. Aber gleichzeitig bin ich zuversichtlich, dass die Schweizer Baubranche mit ihrer grossen Innovationskraft in der Lage ist, diese Herausforderung zu meistern. Sie hat dabei auch die Chance, unsere Siedlungen nachhaltiger zu gestalten und qualitativ aufzuwerten.
Sozialer und nachhaltiger Die Schweizer Bauwirtschaft hat mit ihrem Bekenntnis zum NettoNullZiel des Bundesrats einen wichtigen Schritt gemacht. Aber auch wenn der Gebäudesektor bisher seinen CO2Ausstoss gegenüber 1990 um rund ein Drittel reduzieren konnte, bleibt noch viel zu tun. Aus der Bautätigkeit stammen vier Fünftel unserer Abfälle, und die Baumaterialien verursachen rund 10 Prozent aller Treibhausgasemissionen. Deshalb sind die Bestrebungen für mehr ressourcenschonendes und zirkuläres Bauen sehr zu begrüssen.
Neben ökologischen rücken soziale Aspekte stärker in den Blick. Wie kommen
Inhaltsverzeichnis
wir zu genügend Wohnraum für unterschiedliche Einkommen, Lebensalter und Lebensstile? Wie sind Wohn und Lebensräume zu gestalten, damit sie das Zusammenleben und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken? Die Möglichkeiten und Erwartungen der Menschen sind vielfältig, und dies soll sich auch in einem vielfältigen Angebot spiegeln. Bedarfsgerechtes, nachhaltiges Bauen trägt nicht nur zur Akzeptanz von neuen Bauprojekten bei, sondern erhöht auch deren Wirtschaftlichkeit. Ein Beitrag dazu kann die digitale Transformation leisten: Sie ist ein Schlüssel zu mehr Effizienz und Produktivität. Sie verändert nicht nur die ganze Wertschöpfungskette vom Planen über das Bauen bis zum Betreiben, sondern trägt auch dazu bei, die Nachhaltigkeit im Bauen voranzutreiben.
Damit geht auch ein Kulturwandel einher: Die Bau und Immobilienwirtschaft wird zu einer wissensorientierten und vernetzten Innovationsbranche. Damit trifft sie auf verschiedene Themenbereiche, die auch in meinem Departement einen hohen Stellenwert haben: von der Grundlagenforschung an der ETH über die Forschungsaktivitäten an Fachhochschulen und Universitäten bis hin zur Wohnforschung des Bundesamts für Wohnungswesen. Sprich: Es geht darum, zukunftsfähige Lösungen für neue Herausforderungen zu finden – mit dem Ziel, das Leben der Menschen in der Schweiz zu verbessern.
Guy Parmelin, Bundesrat und Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung.
Gamechangers der Schweizer Bau- und Immobilienwirtschaft
IMPRESSUM
«Zukunft Bauen»
ist eine Verlagsbeilage des Unternehmens NZZ im Auftrag von Sarah Schlagenhauf, Inhaberin von Brand Relations. Verlagsbeilagen werden nicht von der Redaktion produziert, sondern von unserem Dienstleister für journalistisches
Storytelling: NZZ Content Creation. brandrelations.ch
Projektmanagement
NZZ Content Creation: Norman Bandi (Inhalt) und Armin Apadana (Layout) Kontakt: Neue Zürcher Zeitung AG, Falkenstrasse 11, CH-8021 Zürich, +41 44 258 16 98, sales@nzzone.ch nzzone.ch
TITELBILD
Das Titelbild zeigt sogenannte Gamechangers, die mit ihren Organisationen sowie Innovationen die Schweizer Bau- und Immobilienwirtschaft als treibende Kräfte voranbringen (wollen) –sowohl mit ihren Jungunternehmen als auch mit ihren Traditionsbetrieben. Gleichfalls Expertinnen und Experten, die mit ihren Gedanken und Ansätzen zum Nachdenken sowie Weiterkommen anregen. Denn neue Technologien oder sogar disruptive Ansätze müssen richtig genutzt werden, um gemeinsam an einer nachhaltigen Zukunft zu bauen. Lesen Sie ihre Namen im Inhaltsverzeichnis – und selbstverständlich das, was sie zu sagen haben, in dieser Verlagsbeilage.
Nachhaltige Zukunftsarchitektur
«Am Beispiel von Hortus soll gezeigt werden, dass Zukunftsarchitektur zugleich ästhetisch, lokal, gesund und nützlich sein kann für Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft», sagen die am Neubau beteiligten Schweizer Stararchitekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron. Und ergänzen: «Wir müssen fähig sein, alles, was wir herstellen, und alles, was wir machen, allem eine nachhaltige und auch eigene Schönheit zu geben. Das ist eine Herausforderung, aber auch eine unglaublich reizvolle Idee, weil das eine neue Ästhetik schaffen wird auf dieser Welt.»
Die Vorgabe von Senn, der Bauherrin, war ein radikal nachhaltiges Bürogebäude mit nachwachsenden und wiederverwertbaren Rohstoffen. Entsprechend soll Hortus neue Massstäbe in der Gestaltung von Arbeitsumgebungen setzen, die das Wohlbefinden und die Zusammenarbeit in den Vordergrund stellen – dies auf einer Gesamtfläche von mehr als 8200 Quadratmetern. Der zukunftsweisende Standort in ist Teil des aufstrebenden Ökosystems Switzerland Innovation Park Basel Area Main Campus. Hortus kann ab Mitte 2025 bezogen werden. hortus.ch.
Future Cities Laboratory Global Warum Wissenschaftler an der ETH Zürich an Konzepten für die Städte der Zukunft forschen und was sie schon erreicht haben. #SwissTopTen
5 Beyond BIM
Gründer Alar Jost und sein junges Team ohne Hierarchien über das gemeinsame Ziel ihres Startups: Von Daten zu Werten.
Peter Barandun, CEO von Electrolux Schweiz, über den Haushaltsgerätemarkt und Chancen für die Zukunft.
7 Preisig
Olivier Leuenberger, CEO des Ingenieurund Planungsunternehmens Preisig, über moderne Infrastrukturen.
8
Pom+ Consuting
Johannes Gantner, Geschäftsleitungsmitglied von Pom+ Consulting, über künstliche Intelligenz als Gamechanger.
9 AgentSelly
Philippe Trütsch, CEO von AgentSelly, über den neuen Besitzer Valiant und die sich daraus ergebende Möglichkeiten.
12 Properti
Levent Künzi (CEO) und Adrian Künzi (CRO) über KI und die nach wie vor zentralen emotionalen Aspekte im Immobilienwesen.
13 Elektron
Peter Dietiker, Leiter des Bereichs Green Building bei Elektron, über Solarstrom –selbst ohne Sonnenschein.
Schlagenhauf Gruppe
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Rolf Schlagenhauf, Geschäftsführer des Familienbetriebs in dritter Generation, über das Image der Baubranche.
15 Hydro Service Schweiz
Die Geschäftsleitungsmitglieder Sascha Benz und Fredy Born über neu definierten sowie kostengünstigen Kalkschutz.
16 Condair Schweiz
Die Geschäftsleitungsmitglieder André Hartmann und Werner Adler über ideale Mindestraumluftfeuchte 40 Prozent.
#Gamechanger
17 Avendo
Mit der Hilfe von Technologie schafft Avendo eine Plattform, die das Wissen in der Immobilienbranche demokratisiert.
18
Cavegn Immobilien
Die Gebäude, in denen wir wohnen und arbeiten, sollten uns helfen, die beste Version von uns selbst zu sein.
18 Flatfox
Das Unternehmen, das seit kurzem zur SMG Swiss Marketplace Group gehört, zählt in der Schweiz zu den ProptechPionieren.
19 Garaio REM
Über 20 Jahre nach seiner Gründung spielt das KMU im Konzert der Digitalisierung der Schweizer Immobilienbranche.
19 Golden Key
Die Software des Startups automatisiert Verwaltungsprozesse und bietet gleichzeitig eine Kommunikationsplattform.
20 Myky
Mit den digitale Tools von Myky können Hauseigentümer Sanierungsmassnahmen kostenoptimiert und effizient planen.
20 Wattson
Das Startup Wattson bietet der Immobilienbranche ein neues Plattformmodell sowie einen neuen Finanzierungsservice.
#Trendmonitor
4 IEU Kommunikation
Gastbeitrag von Fabian Cortesi und Hans Jörg Luchsinger über die nachhaltige Transformation der gesamten Industrie.
QR-Code scannen und alle Storys sowie Interviews auch online erleben nzz.ch/zukunftbauen
#Trendmonitor
Auf das BIM-Eldorado folgt die nachhaltige Transformation
Während der grosse Wurf im digitalen Bauen auf sich warten lässt, machen in der Branche neue Konzepte Furore. Doch wie kann die nachhaltige Transformation gelingen?
Von Fabian Cortesi und Hans Jörg Luchsinger
«Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen», meinte einst der deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt. Nur, gilt dieses Zitat auch für die Bau und Immobilienbranche? Eins ist sicher: An hochfliegenden Visionen, wie die Industrie zukunftsfähig gemacht werden kann, mangelte es in den vergangenen Jahren nicht.
Die Bau und Immobilienbranche ist in der Schweiz für rund 40 Prozent der CO2Emissionen und für über 80 Prozent des gesamten Abfallaufkommens verantwortlich. Die jährliche Sanierungsquote des hiesigen Gebäudeparks liegt bei weniger als 1 Prozent und muss deutlich erhöht werden, um das NettoNullZiel bis 2050 zu erreichen. Da sich zudem die Produktivität der Industrie seit Jahren auf sehr tiefen Niveau bewegt und sie gleichzeitig als einer der am wenigsten digitalisierten Wirtschaftszweige gilt, liegt es auf der Hand: Von der digitalen Transformation der Bau und Immobilienbranche wird ein umfassender Wandel
hin zu mehr Effizienz und geringerem Ressourcenverbrauch erwartet.
Das grosse Versprechen der Digitalisierung
Entsprechend hoch waren noch vor kurzem die Versprechen, die von den digitalen Innovationen der Industrie und insbesondere der Methode namens Building Information Modeling (BIM) ausgingen. Vor allem Lösungen, welche die komplexe Wertschöpfungskette mit ihren vielen Akteuren und Schnittstellen vereinfachen wollten, begeisterten Fachleute und Investoren gleichermassen. Sie weckten die Hoffnung auf eine rasche Transformation, die sich in gesteigerter Effizienz und höherer Wertschöpfung auszahlen sollte. Doch was ist aus diesen Versprechungen geworden?
Zahlreiche Startups haben in der Vergangenheit kühne Ideen und innovative Geschäftsmodelle mit WowEffekt vorgestellt. Aber genauso schnell, wie sie gekommen waren, verschwanden viele
auch wieder. Man denke zum Beispiel an das USamerikanische Unternehmen Katerra, das als «Google der Branche» den Bauprozess neu zu denken versprach. In der Industrie ist mittlerweile eine gewisse Ernüchterung eingetreten. Die
IEU Kommunikation
Die IEU Kommunikation AG in Liestal (BL) bietet seit mehr als 20 Jahren fundierte Kompetenz in strategischer Kommunikationsberatung, Fachevents, Medienarbeit und Content Creation. Mit einem weitreichenden Netzwerk und ausgewiesener Expertise in den Bereichen Energie, Umwelt, Bau, Architektur, Immobilien, Digitalisierung, Mobilität sowie Raumplanung ist sie ein zuverlässiger Partner, um anspruchsvolle Inhalte erfolgreich zu vermitteln und Botschaften gezielt zu platzieren.
Umsetzung erfordert viel mehr Zeit und Ressourcen als ursprünglich erhofft. Der Schlüssel zur Innovation liegt im organischen Wachstum – aber auch der notwendigen Ausdauer und Liquidität. Die plausiblen Chancen sind dabei in der komplexen Bau und Immobilienbranche nicht im ganz grossen Wurf zu suchen, sondern in Innovationen, die sich wieder stärker an der Realität orientieren und greifbare Mehrwerte bieten. Die Kreislaufwirtschaft bietet neue Chancen Auch auf Investorenseite hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen. Die Berücksichtigung von Umwelt, Sozial und UnternehmensführungsKriterien (ESG) ist mittlerweile unverzichtbar geworden. Denn Investoren und Kunden fordern vermehrt nachhaltige Bauvorhaben, die ökologische und soziale Verantwortung zeigen und einen Mehrwert für Quartiere, Bewohner und die Umwelt gleichermas
sen schaffen. Die Swissbau im Januar hat gezeigt, dass es nicht mehr nur darum geht, visionäre Ideen zu präsentieren, sondern vielmehr darum, im interdisziplinären Austausch umsetzbare Lösungen zu finden. Grosse Aufmerksamkeit erfuhren dieses Jahr BestPracticeProjekte zu den Themen Schwammstadt, Lehmbau und Kreislaufwirtschaft. Besonders gefeiert wurden die beiden Vorzeigeareale der Region: uptownBasel in Arlesheim (BL) mit der nachhaltigen Energiezentrale und dem Kreislaufkonzept sowie BaseLink in Allschwil (BL) mit dem Gebäude Hortus, das klimagerechtes Bauen neu definiert. Es ist also nicht an der Zeit, sich zum Arzt zu begeben, sondern sich vielmehr aktiv in die Gestaltung des Wandels einzubringen. Schritt für Schritt in die richtige Richtung ist es möglich, die nachhaltige Transformation zusammen voranzubringen – mit umgesetzten Massnahmen für eine zukunftsfähige Bauund Immobilienbranche!
#SwissTopTen
Von zu Daten Werten
Beyond BIM realisiert digitale Gesamtlösungen für komplexe Immobilien und vereint dabei Proptech und Consulting. Der Erfolg des Startups beruht auf dem Verständnis für das Gleichgewicht zwischen Technologie, Innovation und den beteiligten Menschen. Von David Schnapp
Ein Besuch in den Büros des Startups im 16. Stock der On Labs im Zürcher Industriequartier: «Wenn wir eine neue Firma gründen können, gestalten wir sie genau so, wie wir uns das schon immer vorgestellt haben.» So oder ähnlich lautete der Anfangsgedanke, der vor rund zwei Jahren zur Entstehung von Beyond BIM führte. Die moderne Arbeitswelt mit Barista und Weitblick im FlexOffice ist Teil einer höchst anpassungsfähigen Büro und Unternehmenskultur, in der es weder feste Arbeitszeiten noch Hierarchien gibt. «Viel Freiheit, viel Verantwortung», lautet das Motto. Aber der Reihe nach.
«Innovate or die»
Im Sommer 2022 startete die Firma bereits mit grossen, innovativen Kunden wie dem Flughafen Zürich, der ETH Zürich oder der Immofonds Asset Management. Mittlerweile arbeiten acht Leute für Beyond BIM. Was sie antreibt, was letztlich der Kern des Startups ist, lässt sich mit dem Spruch «Innovate or die» zusammenfassen. Was etwas martialisch klingen mag, beruht auf der Einsicht, dass lebenslanges Lernen in einer zunehmend digitalen und sich schnell verändernden Welt überlebenswichtig ist. Laufend zu lernen ist trotzdem kein Selbstzweck, sondern ermöglicht es den Digitalisierungsspezialisten, ihren Kunden einen echten Mehrwert durch transferiertes Wissen zu bieten.
«Die wertschöpfende Transferleistung bildet das Herzstück unseres Geschäftsmodells», sagt Alar Jost, Mitgründer von Beyond BIM. «Unser Selbstverständnis ist, dass jedes Teammitglied – unabhängig von Alter oder Position – einen gleichwertigen Anteil am Unternehmenserfolg erhält. Wir bauen sowohl auf die frischen Perspektiven unserer jungen Mitarbeitenden als auch auf die Erfahrung der Gründer. Angesichts der rasanten technologischen Entwicklungen ist es essenziell, die beiden Welten erfolgreich zu vereinen, um zukunftsfähig zu bleiben.» «Athlete mindset» Was das Team mit höchst unterschiedlichen Werdegängen verbindet, sei ein «Athlete mindset», so Jost: «Wir sind alles Leute, die angeknipst unterwegs sind. Fast alle im Team haben Erfahrungen im Leistungssport oder sind überdurchschnittlich sportlich ambitioniert.» Bei den Aufgaben und Herausforderungen, mit denen es das Startup zu tun hat, mache es sportliche Ausdauerfähigkeit einfacher, die eigenen Grenzen sprengen zu können. «Die digitale Transformation von Organisationen mit vielschichtigen Bauvorhaben sowie die digitale Bewirtschaftung komplexer Immobilien sind schliesslich Langstreckendisziplinen.»
Die schnelle Entwicklung der Technologie und die Flut an Informationen treffen heute auf das Ziel der Eigentümer von grossen Arealen und Immobilienportfolios, ihre Effizienz zu steigern und die Erträge zu optimieren. Das sei eine Herausforderung, die sich immer wieder neu stelle und nicht mit einem «AnachB-Mindset» zu lösen sei, weiss Alar Jost. Er hat zusammen mit Michal Rontsinsky die gemeinsame Vision des modernen Arbeitens bei Beyond BIM entwickelt. Sie beruht darauf, dass man ständige Innovation leben muss, um sie – im kreativen Austausch mit den Teams der Kunden –in deren Organisationen einbringen zu können.
Sich im Team selbst befähigen, andere Organisationen auf dem Weg in die Zukunft zu begleiten.
Meet & Greet
Wer die Menschen hinter Beyond BIM persönlich kennenlernen möchte, findet sie demnächst am «The Big Handshake –Real Estate meets PropTech». Ein Kongress für Innovatoren, Investoren und Unternehmer der Bau- und Immobilienbranche, der am 28. Mai 2024 in Schlieren (ZH) stattfindet. Zum Programm der Veranstaltung gehört das Team von Beyond BIM, das unter anderem die digitale Zusammenarbeit im Projekt Wankdorf City 3 für Immofonds Asset Management in der JED-Eventhalle dem interessierten Publikum vorstellen wird.
Mit einer «zeitgemässen Arbeitskultur» stellen die beiden Gründer sicher, dass alle im Team der «digital lernenden Organisation» sich selbst befähigen, andere Organisationen auf dem Weg in die Zukunft zu begleiten. Von den heute acht Mitarbeitenden bei Beyond BIM – vier Frauen und vier Männer zwischen 24 bis 52 Jahren – sind nur zwei den akademischen Weg mit Matura und Studium gegangen. Die meisten haben sich vielfältige Kompetenzen auf weit verzweigten Bildungswegen angeeignet: ausgehend von Berufslehren als Hochbauzeichner oder Automechaniker und später durch Weiterbildungen an spezialisierten Hochschulen. Dank unterschiedlichsten nationalen und internationalen Stationen in der Architektur, Generalplanung, bei Unternehmen oder Eigentümern kommt eine enorme Spannweite an Fachwissen zusammen, die einen ganzheitlichen Blick für die Aufgaben grosser Eigentümerorganisationen ermöglicht.
«Lifelong learning»
Michal Rontsinsky, der auch als Dozent im Studiengang Digital Construction an der HSLU lehrt, ist überzeugt, dass «Lifelong learning» und die Fähigkeit, stetige Veränderung zu adaptieren, eine zwingende Voraussetzung ist, um Kunden in Digitalisierungsprozessen befähigen zu können. «Jede und jeder bei Beyond BIM lernt über die Arbeit hinaus in einem innovativen Umfeld laufend dazu.» Das Engagement reicht vom Bachelorstudium Digital Construction bis zur Weiterbildung als FullStackDeveloper oder in Data Science.
Naomi Selm, eine der Jüngsten im Team, sieht es so: «Als Teilzeitstudentin im Bereich Digital Construction und Mitarbeiterin bei Beyond BIM erlebe ich aus
der Nähe, wie die Digitalisierung die Welt beschleunigt. Durch meine Arbeit habe ich die Möglichkeit, Gelerntes direkt in die Praxis umzusetzen. Die gemeinsame Arbeit an Digitalisierungsprojekten ermöglicht es mir, meine Wahrnehmung der Welt zu schärfen und meine Interpretation in die Gestaltung unserer zukünftigen Realität einzubringen.» «Das Prinzip unserer Tätigkeit lautet ‹From data to value›, erklärt Rontsinsky. «Unsere Mission geht über das Sammeln von Daten hinaus – wir transformieren sie in strategische Einsichten, die unseren Kunden helfen, informierte Entscheidungen zu treffen und ihre Geschäftsergebnisse zu verbessern. Diese Philosophie der Wertsteigerung durch Daten bildet die Grundlage für alles, was wir tun.»
Heutige Kundenbedürfnisse sind so komplex wie individuell: Ein Spital oder ein Flughafen, bei dem die Immobilie Mittel zum Zweck ist, hat andere Anforderungen als ein Immobilienunternehmen, das über Optimierungsprozesse die Rendite während der Entwicklung verbessern möchte. Beim Bürobesuch ist das Team von Beyond BIM gerade daran, nach fünf Jahren Planungs und Entwicklungsphase ein neues Bettenhaus im Berner Inselspital in den Betrieb zu überführen. Dabei wurden über mehrere Jahre Millionen von Datenpunkten in einer massgeschneiderten Lösung zu einem grossen digitalen Bewirtschaftungsprozess verbunden.
«Value creation»
«Bei der Entwicklung solcher langjährigen Projekte wird unser Team gleichsam eins mit den Teams der Kunden», sagt Alar Jost über die Arbeitsweise, die er das «Value creation»Modell nennt. Es gehe nicht nur
darum, ein sogenanntes LifeCycleDataManagement (LCDM) zu realisieren, sondern um einen ganzheitlichen Ansatz. Dabei werden Transformationsstrategien aus Geschäftsmodellen und Unternehmenszielen abgeleitet, Daten konsolidiert, Systeme implementiert, Prozesse automatisiert und vor allem die verantwortlichen Menschen befähigt. Beim neuen Dock A des Flughafens Zürich – ein anderes aktuelles Beispiel aus der Praxis – wurde der Bau bereits auf digitaler Ebene bestellt. Die Datenergebnisse für das Projekt und Finanzcontrolling oder zur Übernahme in Betriebs und FacilityManagementSysteme stehen den Entscheidungsträgern kontinuierlich zur Steuerung schon während der Realisierung und später für die Nutzung zur Verfügung. Dabei geht es um ein Objekt mit rund 150 000 Quadratmetern Nutzfläche, in dem dereinst Hunderte Mieter und Tausende Passagierbewegungen vernetzt werden. «Data pipelines» Um Daten nutzbar zu machen, erstellt Beyond BIM «Data pipelines» (siehe Grafik). Dabei entsteht eine Aneinanderreihung von Verarbeitungsschritten, das heisst, die Daten werden von einer oder mehreren Quellen erfasst (Harvesting), aufbereitet (Structuring) und schliesslich so bereitgestellt (Analytics), dass sie für Analysezwecke, als Entscheidungsgrundlage (Insights) oder zur weiteren Verwendung in Systemen (ERPs, Immobilienmanagementlösungen oder CAFM) genutzt werden können. Die Pipelines können sowohl im cloudbasierten SoftwareÖkosystem des Kunden (MS Azure, GCP oder AWS) oder auf Basis des eigenen SoftwareSystems Lakehub (https://lakehub.ch) von Beyond BIM erstellt werden. Die Logik dabei ist gemäss Jost einfach: Transparente Daten, die richtig ausgewertet werden, verbessern den Entscheidungsprozess, weil er nicht mehr auf Annahmen, sondern auf belastbaren Fakten beruht: «From data to value» eben. Und der nächste Schritt bei Beyond BIM ist bereits absehbar: Das Wissen über die Digitalisierung der Bauwirtschaft wird künftig in einem neu entwickelten Akademieprogramm (https://academy. beyondbim.ch) an Eigentümer und Auftraggeber von Immobilien weitergegeben werden können – ein nächster Meilenstein in der Geschichte dieses dynamischen Startups im 16. Stock eines Hochhauses im Zürcher Kreis 5.
«From data to value»
#SwissTopTen
«In der Küche sind wir der Liebling von allen»
Der gesamte Haushaltsgerätemarkt ist 2023 um etwa acht Prozent geschrumpft.
Unter diesen Bedingungen trotzdem Wachstum zu generieren und Jobs zu sichern ist eine Herkulesaufgabe. Electrolux Schweiz hat sie gemeistert – und will dies auch in Zukunft tun. Von Sandra Monn
Peter Barandun ist es in den vergangenen Jahren gelungen, einen drohenden Stellenabbau zu vermeiden und obendrein Auszeichnungen einzuheimsen. Kein Wunder: Seit der 59-Jährige als CEO von Electrolux Schweiz amtiert, ist ein Thema besonders in den Fokus gerückt – die Mitarbeitenden. «Wir wollen Leute, die denken und handeln, als ob das Unternehmen ihr eigenes wäre», sagt Barandun. Diese Haltung ist über mehr als zwei Jahrzehnte quasi zur DNA der Firma geworden. Während es auf den Märkten ständig auf und ab geht, zeichnet sich der Haushaltsgerätehersteller durch Stabilität aus. Jahr für Jahr erreicht der Chef zusammen mit den rund 420 Angestellten hierzulande die gesetzten Ziele – und übertrifft diese sogar. Mit den besten Mitarbeitenden, so die Erfolgsformel, könne man auch langfristig Kunden begeistern. Eine WinwinSituation. Zum vierten Mal nacheinander hat das Unternehmen das beste Resultat aller Zeiten erreicht. Von 2019 zu 2023 ist der Verkauf von Haushaltsgeräten von 425 000 auf eine halbe Million gestiegen. Und neben der wirtschaftlichen Leistung freut es Barandun besonders, dass Electrolux Schweiz zum dritten Mal in Folge als «Top Employer» ausgezeichnet worden ist. «Wenn ich durchs Haus gehe, spüre ich, wie der Erfolg den Mitarbeitenden guttut. Die Energie, die in der Firma steckt, war noch nie so gut.» Als CEO legt Peter Barandun grossen Wert auf exzellente Führungsarbeit. «Führungskräfte müssen nicht nur strategisch handeln, sondern auch die Fähigkeit besitzen, ihr Team zu inspirieren, zu motivieren und weiterzuentwickeln. Nur so können wir gemeinsam die hohen Ansprüche erfüllen und nachhaltigen Erfolg sicherstellen. Ich erwarte von jeder Führungskraft, dass sie das Beste für ihr Team gibt.»
Geliefert, als andere nicht konnten
Dieser Vorteil ist umso entscheidender, wenn der Haushaltsgerätemarkt rückläufig ist und entsprechend weniger Volumen abwirft. Im vergangenen Jahr wurden laut Barandun auf dem gesamten Schweizer Markt rund 140 000 Geräte weniger verkauft als im Vorjahr. Trotz widriger Umstände habe es Electrolux geschafft, seine Leaderposition weiter auszubauen. «Seit 2019 haben wir in den Bereichen Einbauküchen – in der Küche sind wir der Liebling von allen – und Waschraum ein Wachstum von beinahe 20 Prozent generiert.» Ein erstaunlicher Zuwachs, so Barandun. Gelungen sei dies auch deshalb, weil kräftig ins Marketing investiert wurde. Electrolux ist Hauptsponsor der TV-Sendung «Mini Chuchi, dini Chuchi» auf SRF1. Zum Jahresende gab es obendrein noch eine SamstagabendSpezialausgabe mit Schweizer Skirennfahrern. Mit dabei war unter anderem Marco Odermatt, der seit seiner Jugendzeit Markenbotschafter des Haushaltsgeräteherstellers ist. «Eine solche Sendung wirkt sich positiv auf die Nachfrage aus.»
Begonnen habe die Erfolgsgeschichte in der CoronaZeit. «Als andere nicht liefern konnten, waren wir zur Stelle», sagt Barandun. Möglich war dies allerdings auch, weil der Konzern die Schweiz zum Land mit der höchsten Priorität deklariert und zu einem Schlüsselmarkt erklärt hatte: Electrolux verkauft hierzulande jähr
reduziertes Design besticht und ideale Bedingungen für die Reifung anspruchsvoller Weine bietet.
Nachhaltigkeitsziele übertroffen
«Die Energie, die in der Firma steckt, war noch nie so gut.»
lich rund 500 000 Geräte für Küche und Waschraum. Hinzu kommen Kleingeräte für die Bodenpflege und das Raumklima. Diese starke Position wollte der Konzern nicht gefährden, daher sorgte man intern dafür, dass stets zuerst die Schweiz mit ElectroluxProdukten beliefert wurde. Das war gemäss Barandun entscheidend, denn wenn die Liefersicherheit nicht gewährleistet werden kann, stellt dies die Kunden – in erster Linie sind das Küchenbauer, Architekten, Generalunternehmen, Elektrofach sowie Gerätehändler – vor grossen Problemen. «Dass die zugesicherten Bestellungen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind, hat für uns oberste Priorität. Wir achten stets darauf, dass alle Bereiche wie ein Schweizer Uhrwerk aufeinander abgestimmt sind. Dies ist ein weiterer Erfolgsgarant! Im Moment könnte es nicht besser laufen», schwärmt der Chef. «Was mich am meisten mit Stolz erfüllt, ist, dass wir die Firma sind, die nah beim Kunden ist. Das bekommen wir auch immer wieder zu hören.»
Punkten mit Premiumprodukten
Die gegenwärtige wirtschaftliche Entwicklung in anderen europäischen Märkten ist längst nicht so rosig wie in der Schweiz. Aus diesem Grund sah sich die Electrolux Group im vergangenen Jahr gezwungen, die Streichung von weltweit 3000 Stellen anzukündigen. Als sich die Lage zuspitzte, reiste Peter Barandun Anfang des Jahres zusammen mit der HR-Chefin Claudia Schnydrig und dem Finanzchef Geza Stanek nach Stockholm ins Mutterhaus. Ziel war es, die Konzernleitung davon zu überzeugen, mit einem schlagkräftigen Businessplan für die kommenden Jahre weiter in die Schweizer Tochtergesellschaft zu
Pluspunkt Serviceteam
Herausragende Qualität und höchste Kundenzufriedenheit werden auch durch die eigene Einbau- und Serviceorganisation gewährleistet. Das Team wickelt jährlich rund 150 000 Aufträge im ganzen Land ab und punktet mit einer Erstgang-Erledigungsquote von 94 Prozent. Das heisst, ein Mangel ist gleich beim ersten Servicegang behoben. «Da sind wir Weltklasse», so Peter Barandun. Ersatzteile bekommt man in der Regel auch noch 15 Jahre nach dem Kauf, was die Langlebigkeit der Produkte begünstigt.
investieren und damit den Stellenabbau abzuwenden. «Wahrscheinlich war das die wichtigste Mission in meinem Leben», blickt Barandun zurück. Und er hatte Erfolg. Nach einem Tag intensiver Gespräche fiel die Entscheidung: Der Businessplan wurde angenommen und entsprechend kam es hierzulande zu keinem Personalabbau. «Auch daran lässt sich der Stellenwert erkennen, den wir im Konzern geniessen», so der Schweiz Chef.
Die Umpositionierung, die Electrolux vor fünf Jahren vornahm, hat dem Unternehmen gut getan. Stand der Hersteller früher vor allem für ein sehr gutes PreisLeistungsVerhältnis, setzt er heute verstärkt auf Premiumprodukte. Ein gutes Beispiel dafür ist die Küchengerätelinie «Matt Schwarz», deren samtig anmutende Glasoberfläche dem Erscheinungsbild der Küche eine ungeahnte Eleganz verleiht. Ein anderes Beispiel ist das neue Weinschranksortiment, das durch sein
Premiumness allein genüge allerdings nicht. Nachhaltigkeit, genauer gesagt, Energieeffizienz und Kreislaufwirtschaft, sei zu einer ebenso zentralen Priorität geworden. Die Linie «EcoLine» spiegelt diese Werte wider, so Barandun. Sie umfasst die energieeffizientesten Geräte aus allen Produktgruppen, die Electrolux aktuell zu bieten hat – von der Waschmaschine über den Geschirrspüler bis zum Staubsauger. Zudem bestehen ausgewählte Produkte zu 75 Prozent aus recyceltem Kunststoff. Das Unternehmen setzt sich weiter intensiv mit dem Thema Kreislaufwirtschaft auseinander, um Bestwerte zu erzielen und möglichst Sekundärrohstoffe zu verarbeiten. «Wem die Ökologie am Herzen liegt, der findet mit ‹EcoLine› garantiert das passende Gerät.» Das Nachhaltigkeitsprogramm umfasst bei Electrolux verschiedene Stufen. Die betrieblichen Emissionen, die durch Produktion und Logistik entstehen, ist die erste. 2018 war Electrolux eines der ersten Unternehmen weltweit, die sich ein wissenschaftlich fundiertes Klimaziel in Übereinstimmung mit der globalen Science Based Targets Initiative (SBTi) gesetzt haben. Es hatte sich vorgenommen, die CO2Emissionen bis 2025 um 80 Prozent im Vergleich zu 2015 zu senken. 2022 war das Ziel mit einer 82prozentigen Reduktion bereits erreicht und überschossen. Das neue Ziel lautet nun, die Emissionen bis 2030 um 97 Prozent zu verringern. Auf der nächsten Stufe steht die Entwicklung von besonders ressourcenschonenden Geräten im Zentrum. Innovative Technologien, mit denen der Energieund Wasserverbrauch auf ein Minimum reduziert wird, ermöglichen den Nutzern, ein besseres und nachhaltigeres Leben zu führen. Auf der dritten Stufe soll der Konsument dazu animiert werden, die Geräte möglichst nachhaltig zu nutzen. Beispielsweise bei der Wäschepflege: Obwohl man heutzutage gar nicht mehr bei 60 Grad waschen müsste – da Waschmaschinen und Waschmittel sich laufend weiterentwickelt und verbessert haben –, wird dies in den meisten Haushalten nach wie vor so gehandhabt. «Verhaltensmuster sind schwierig zu durchbrechen», sagt Barandun. «Aber wir wollen aufzeigen, dass es auch anders geht.» Eine weitere Aufgabe sieht der CEO darin, neue technologische Entwicklungen voranzutreiben. «Wer im Premiumbereich mitspielen will, muss Innovationen hervorbringen.» Eine solche ist Electrolux mit der 3D-ScanTechnologie bei Wäschetrocknern gelungen: Sensible Sensoren messen die Feuchtigkeit nicht nur auf der Oberfläche, sondern auch im Innern der Kleidungsstücke, wodurch sich die Trocknungszeit exakt steuern lässt. Auf diese Weise lassen sich sogar Daunenjacken ohne Bedenken waschen und perfekt trocknen. «Der Kunde wünscht sich Geräte, die viel können, aber einfach zu bedienen sind.» Und weil die meisten Kunden wenig Zeit hätten, seien schnelle Programme gefragt. «Um dieses Bedürfnis zu erfüllen, haben wir ein vollwertiges Waschprogramm entwickelt, mit dem in nur 49 Minuten bei 30 Grad perfekte Ergebnisse erzielt werden wie bei 60 Grad.»
#SwissTopTen
Für qualitativ hochstehende Infrastruktur braucht es Know-how
und Spezialisten
Planung und Ingenieurwesen stehen vor multiplen Herausforderungen: Gefordert sind mehr Tempo bei der Digitalisierung und noch mehr Nachhaltigkeit in der Realisierung, so Olivier Leuenberger. Den CEO von Preisig beschäftigen auch die langwierigen Bewilligungsverfahren für Ausbauprojekte. Von David Strohm
Ohne Infrastruktur geht gar nichts. Wir brauchen sie für das Funktionieren und die Entwicklung der Wirtschaft, für Versorgung und Mobilität – eigentlich für alles, was unser tägliches Leben ausmacht und den Alltag ermöglicht. Verkehrswege, Bahnanlagen, Brücken und Tunnel, Energie, Leitungen und Kanalisation: All das ist gewachsen, zum Teil über lange Zeiträume.
Diese Infrastruktur muss unterhalten und laufend erneuert werden, auch diejenigen Teile, die uns verborgen bleiben. Dabei gilt es, bereits heute für morgen zu planen. Dafür müssen Bauwerke und Installationen anpassungsfähig sein, für eine wachsende Bevölkerung, für sich verändernde Bedürfnisse und für die Folgen des Klimawandels.
Für eine qualitativ hochstehende Infrastruktur braucht es nicht nur Mittel, sondern vor allem planerisches Knowhow und Spezialisten aus Bau, Ingenieurwesen und Architektur. Der sich zuspitzende Fachkräftemangel sei für die ganze Branche eine Herausforderung, sagt Olivier Leuenberger, CEO des Ingenieur und Planungsunternehmens Preisig. Er selbst spricht in diesem Zusammenhang lieber von einer «Entwicklungsaufgabe».
Vorhandene Fähigkeiten nutzen
Das Unternehmen, das er leitet, ein mittelgrosses Ingenieur und Planungsbüro in Familienbesitz mit rund 250 Beschäftigten an sieben Standorten, sei in der glücklichen Lage, genügend hervorragende Fachkräfte und Persönlichkeiten in den eigenen Reihen zu haben und diese auch halten zu können. «Ich bin überzeugt von den Stärken und der Diversität unserer Mitarbeitenden», so Leuenberger. Ausbildung und Weiterentwicklung der vorhandenen Fähigkeiten seien daher der richtige Weg, die Herausforderungen zu meistern. «Mit der richtigen Perspektive sehen wir das Glas halb voll.»
Die Verteilung der Teams auf mehrere Standorte bedingt eine besondere Unternehmenskultur mit geteilten Werten, engem Zusammenhalt und funktionierenden Kommunikationswegen. 94 Prozent der Belegschaft von Preisig lassen sich den Berufsgruppen Ingenieurwesen, Bauleitung und Technik zuordnen, ein Drittel sind Frauen. Die Altersgruppen sind gut verteilt, der Durchschnitt beträgt 39 Jahre. Seit einigen Jahren rekrutiere man gezielt Hochschulabsolventen sowie Lehrabgänger und bilde sie dann «on the job»
weiter, berichtet Olivier Leuenberger. Auch die Lehrlingsausbildung ist ihm ein zentrales Anliegen. Aktuell sind 17 Auszubildende in der Firma. «Mir ist wichtig, unseren Fachkräften Freude an der Arbeit und Berufsstolz zu vermitteln», sagt der Geschäftsführer des Unternehmens. Schliesslich arbeite und baue man an der Infrastruktur von morgen, welche die ganze Gesellschaft braucht und nutzt. Nachhaltigkeitsziele gesetzt
An die Zukunft denkt Leuenberger auch, wenn es ums Klima und das Thema Nachhaltigkeit geht. Bei der Materialwahl, der Wiederverwendung von Bauteilen oder beim Recycling, bei fast allen Projekten gelte es, solche Aspekte zu berücksichtigen, zu analysieren und, wo möglich, zu verbessern. Als Ingenieurunternehmen müsse man sich heute ehrgeizige Ziele setzen und Vorhaben «enkeltauglich» umsetzen, so Leuenberger. Preisig hat zur Entwicklung einer klaren Nachhaltigkeitsstrategie das «Swiss Triple Impact»Programm durchlaufen. Dieses sogenannte STI ermöglicht Firmen in der Schweiz, den eigenen Beitrag an die 17 Nachhaltigkeitsziele der UNO, den Sustainable Development Goals, zu messen und sich zu verbessern. Gefragt und erwünscht ist dabei auch das interne Knowhow. Mittels Crowdsourcing holen sich die Verantwortlichen bei Preisig Ideen, Verbesserungsvorschläge und fördern dabei die Mitwirkung der Teams. Ein Vorgehen, dass sich auch bei der Umsetzung der Projekte bewährt. «Wenn etwas nicht zu Ende gedacht wird, wird es meist teurer und es dauert länger», sagt Olivier Leuenberger im Gespräch. Bauen sei stets ein Gemeinschaftswerk, oft sogar Teamarbeit in Reinkultur. Unterschiedliche Berufsgruppen bringen Erfahrung und Detailwissen ein. Je anspruchsvoller ein Vorhaben ist, desto wichtiger wird es, dass die Bauherrschaft, die Ingenieure und Planenden sowie die realisierenden Baumeister sich aufeinander verlassen können. Nicht überall Maximum nötig Die Schweiz verfügt über sehr hohe Qualitätsstandards, auch bei der Infrastruktur. Vergleicht man ihren Zustand mit dem der Nachbarländer, erscheint der Grad der Perfektion zuweilen etwas übertrieben. «Wir müssen nicht überall Maximallevel anstreben», findet der Bauingenieur. Gerade bei öffentlichen Vorhaben, die bei Infrastrukturprojekten ja stets im Vordergrund stehen, müssten KostenNutzenÜberlegungen hand
Führung als Schlüssel zum Erfolg
Olivier Leuenberger (50) ist seit 2019 CEO des Ingenieur- und Planungsunternehmens F. Preisig AG mit Sitz in Zürich. Zuvor war der dipl. Bauingenieur FH während mehrerer Jahre Leiter der Geschäftseinheit Verkehrswegebau und Mitglied der Geschäftsleitung. Leuenbergers Laufbahn begann in den späten 1990er Jahren als Bauleiter.
Sein Führungsmotto lautet: «Zusammenarbeit und Teamspirit als Schlüssel zum Erfolg.» Für dieses Jahr wurden sieben Kernbotschaften mit Grundsätzen für die zukünftige Führung und
Zusammenarbeit im Unternehmen und in den Projekten erarbeitet und veröffentlicht:
• Zuhören – Die Königsdisziplin.
• Vom Chef zum Coach – Raum lassen. Kommunikation – Das Fundament.
• Aus Fehlern lernen – Gemeinsam wachsen.
Mut – Neues probieren, Bewährtes verbessern.
Eine gesunde Balance – Die Integration der Arbeit im Alltag.
• Führen im Team – Gemeinsam schaffen wir Mehr(wert).
Bauen sei stets ein Gemeinschaftswerk, oft sogar Teamarbeit in Reinkultur.
lungsleitend sein. Kosteneinsparungen dürfen im Gegenzug aber auch nicht auf Kosten der Qualität gehen. Unvermindert hoch sei in der Branche der Preisdruck. Das neue Bundesgesetz über das öffentliche Beschaffungswesen (BöB) habe aber auch andere Kriterien in die Beurteilung bei Vergaben hineingebracht, zum Beispiel die Nachhaltigkeit. Die neuen Regeln haben den Kampf um Aufträge etwas entspannt, so Leuenberger. Solide zu bauen sei aber nach wie vor der Anspruch. Schliesslich müssen man heute schon an die Infrastruktur für eine ZehnMillionenSchweiz denken. Wenn in der Öffentlichkeit der Eindruck entstanden sei, dass Infrastrukturprojekte immer länger dauern, so habe dies seine Gründe. In einer direkten Demokratie seien die mehrstufigen politischen Prozesse nun einmal langwierig. Das gelte es genauso zu akzeptieren wie den Anspruch, dass die unterschiedlichen Interessen austariert werden müssten. Und an der Verkehrsinfrastruktur zu bauen heisse in der Regel, dass dabei im laufenden Betrieb gearbeitet werden müsse – ein anspruchsvolles, zum Teil gefährliches Vorgehen. Anders gesagt: «Eine Operation am offenen Herzen.»
Umweltschutz hat einen generell grösseren Stellenwert als früher, Einsprachemöglichkeiten werden intensiv genutzt. «Die relevanten Stakeholder im richtigen Moment abzuholen gehört für uns zum Daily Business», sagt der Geschäftsführer. Dass sich ein Bewilligungsprozess für ein Ausbauprojekt gut und gerne über zwei bis drei Jahre hinzieht, manchmal sogar noch deutlich länger, stelle auch Preisig vor Probleme – bei der Auslastung der Fachspezialisten zum Beispiel oder dem Erhalt von projektspezifischem Wissen. Bei Letzterem hilft, sämtliche Projektinformationen digital verfügbar zu haben. Building Information Modeling (BIM) ist dabei die Grundlage für ein softwaregestütztes Zusammenspiel von Planung, Bau und Bewirtschaftung von Bauwerken. Dabei werden alle relevanten Bauwerksdaten digital modelliert, kombiniert und erfasst. Auch bei Preisig ist man dabei, sich die Vorteile von BIM vermehrt zunutze zu machen und Knowhow aufzubauen. Der CEO ist überzeugt, dass die Digitalisierung der Branche hilft, sich weiterzuentwickeln: «Die Herausforderungen sollen uns nicht belasten, sondern motivieren.»
Künstliche Intelligenz (KI) gehört heute schon fest zum Alltag und nimmt Einfluss auf viele Lebensbereiche. Ob beim personalisierten Newsfeed, bei Produktempfehlungen in Onlineshops oder bei der automatisierten Texterstellung: Überall arbeitet im Hintergrund KI – häufig ohne dass man es bemerkt. Auch die Immobilienwirtschaft mit ihren vielen Schnittstellen kann davon profitieren. Gegenwärtig leistet die künstliche Intelligenz hauptsächlich Unterstützung, wenn es darum geht, Komplexitäten zu vereinfachen und Datenberge zu analysieren. Zum Beispiel bei präzisen Kostenberechnungen für Neubau und Umbauprojekte sowie bei der Ableitung der entsprechenden Folgekosten über den ganzen Lebenszyklus.
Dennoch zeigt sich die Immobilienwirtschaft gegenüber KI noch zaghaft, wie die neueste DigitalRealEstateStudie von Pom+ zeigt: Nur rund ein Drittel von 125 befragten Führungs und Fachkräften bestätigt, dass KI in ihrem Unternehmen im Aufbau oder bereits im Einsatz ist. «Das dürfte sich in absehbarer Zeit ändern», meint Johannes Gantner, Geschäftsleitungsmitglied von Pom+ Consulting in Zürich. Er sieht die zunehmenden Ansprüche an Nachhaltigkeit und die entsprechenden Vorschriften als relevante Treiber für die Entwicklung von KI. Denn um die 2015 im Pariser Abkommen formulierten Klimaziele bis ins Jahr 2050 zu erfüllen, brauche es eine hohe Effizienz in kurzer Zeit. «Die Kombination von KI und Nachhaltigkeit eröffnet hier viele Möglichkeiten, etwa für die Verbesserung des eigenen Geschäftsmodells, die Verringerung von Emissionen oder die Schaffung von neuen Einnahmequellen», wie Gantner im Gespräch ausführt. Daten besser nutzen
Die Verbindung von Environmental, Social und GovernanceKriterien (ESG) mit der Digitalisierung sei für die Immobilienbranche eine Herausforderung und eine Chance zugleich. «Wer Nachhaltigkeit messen und optimieren will, ist auf digitale Geschäftsprozesse und Hilfsmittel angewiesen, um relevante Daten zu monitoren, aufzubereiten und zu teilen. KI kann hier für mehr Effizienz und bessere Qualität sorgen – insbesondere bei der Analyse von grossen Datenmengen, der Präzisierung von Aussagen und der Entwicklung von Prognosen», sagt Gantner. Denn die Datenlage sei oft komplex und umfangreich, es müssten jeweils verschiedene Quellen angezapft und Informationen plausibilisiert werden. Mit KI liessen sich schneller Fehler oder fehlende Daten identifizieren und Informationslücken schliessen. Auch die systematische Analyse von Ausreissern, Trends und Korrelationen gehe mit KI einfacher und rascher von der Hand, so der Nachhaltigkeitsspezialist. Noch ist die Datenlage in der Immobilienbranche verbesserungswürdig, aber sie entwickelt sich ständig weiter. Viele Kunden von Pom+ arbeiten aktiv daran, das Potenzial von umweltrelevanten Gebäudedaten strategisch zu erschliessen und die ESG-Konformität ihrer Gebäude sicherzustellen. «Wir bauen dabei auf bestehenden Technologien auf, die Machine Learning nutzen. Zum Beispiel verwenden wir ein Regressionsmodell, um zu prognostizieren, wie sich nachhaltigkeitsbezogene Kennzahlen basierend auf historischen Daten und weiteren Faktoren wie Klimarisiken oder BenchmarkingErgebnissen in Zukunft entwickeln werden», erklärt Johannes Gantner. Die
#SwissTopTen
Nachhaltigkeit als Anwendungsfall für künstliche Intelligenz nutzen
Auch die Bau- und Immobilienwirtschaft soll von der zunehmenden Verfügbarkeit und Menge hochwertiger Daten profitieren. Pom+ Consulting beschäftigt sich damit, wie Nachhaltigkeit in der Branche unter Einbezug von KI neu gedacht und optimiert werden kann. Von Michael Baumann
nen dann zum Beispiel helfen, spezifische ESG-Merkmalen wie Nachhaltigkeitszertifikate oder kreislauffreundliche Materialien im Immobilienportfolio ausfindig zu machen. Noch beziehen sich die meisten Überlegungen auf einzelne Anwendungsfälle, so Gantner. KI werde noch kaum strategisch genutzt. Aber die Technologie entwickle sich mit rasender Geschwindigkeit Richtung «augmented» und «autonomous». Er ist sich sicher, dass die Zeit kommen wird, in der KIbasierte Systeme selbständig Probleme lösen können und in Kombination mit fachlicher Expertise – beispielsweise im Bereich Nachhaltigkeit und Immobilien –qualitativ hochstehende Lösungen für komplexe interdisziplinäre Probleme aufzeigen können. Dadurch werde es möglich sein, Daten zu interpretieren und beispielsweise Handlungsempfehlungen abzuleiten, was neue Dimensionen im Immobilien und Nachhaltigkeitsmanagement eröffnen werde. Erste Erfahrungen sammeln Deshalb sei es schon heute notwendig, sich mit diesen Entwicklungen aktiv auseinanderzusetzen und sich Überlegungen zu möglichen Nachhaltigkeitsanwendungsfällen mit der Unterstützung von KI zu machen. «Wichtig sind jetzt insbesondere erste Erfahrungen und Experimente mit den zur Verfügung stehenden Instrumenten», erklärt Johannes Gantner. Gemäss seinen Aussagen handhabt es Pom+ genauso und hat so zum Beispiel eine CO2Landkarte des Schweizer Gebäudeparks entwickelt, die den ökologischen Fussabdruck von Gebäuden anzeigt und dabei hilft, ihn zu analysieren.
«KI ist ein Thema, das für Führungskräfte auf den verschiedensten Ebenen relevant ist.»
ser Ansatz findet Anwendung nicht nur bei der Kostenschätzung für Neu und Umbauten, sondern auch bei der Gegenüberstellung von CO2Absenkpfaden und finanziellen Ausgaben oder der Simulation der Nachhaltigkeitsklasse einzelner Objekte in einem Immobilienportfolio. Ganz neue Dimensionen
Der nächste Schritt werde sein, dass die meisten Organisationen künstliche Intelligenz in ihre Geschäftsprozesse einbinden werden. Im Moment wird KI in der Bau und Immobilienwirtschaft aber vor allem noch in unterstützender Funktion («assisted») eingesetzt. Das bedeutet, dass der Mensch vorgibt, welche Aufgaben zu lösen sind, was dann die KI besser und schneller erledigt. «Aus diesem Grund wächst das Interesse an der Kombination von Nachhaltigkeit und KI nicht nur im Betrieb, sondern auch im Zusammenhang mit grauer Energie und Kreislaufwirtschaft», sagt Gantner. «Im Unterhalt wissen wir schon sehr genau, wie sich die Nachhaltigkeitsziele erreichen lassen. Die Erstellungsphase ist ungleich aufwendiger, die Berechnungen um ein Vielfaches komplexer.» KIbasierte Anwendungen beschleunigten die Ökobilanzrechnung jedoch um ein Vielfaches –erste Tools seien bereits im Stande, detaillierte Umweltanalysen innerhalb von 20 Minuten zu erstellen.
«Mehr und mehr wird es darum gehen, unternehmenseigene Daten mit
Pom+ Consulting
Pom+ Consulting, 1996 in einer Garage in Windisch (AG), ist mit der Vision angetreten, Immobilien und Informatik zu verbinden. Seither hat sich die Firma vom ETH-Startup zu einem Beratungsunternehmen mit rund 120 Mitarbeitenden entwickelt. Der Name ist von Projekt- und Objektmanagement (Pom) abgeleitet, wobei das Plus (+) den Mehrwert der Dienstleistungen für die Kundschaft reflektiert. Die Firma mit Sitz in Zürich bietet organisationsbezogene Dienstleistungen, Strategie-, Prozess- und Organisationsberatung sowie immobilienbezogene Beratungen in Bautreuhand, Nachhaltigkeit und Digitalisierung an.
öffentlich zugänglichen Informationen und Marktdaten anzureichern und eigene Modelle damit zu trainieren», ist Gantner überzeugt. GPT-Modelle (Generative Pretrained Transformers) seien dabei besonders hilfreich. Sie könnten Fragen in Konversationsform beantworten und menschenähnliche Texte und ansprechende Visualisierungen erstellen. Die wohl bekannteste Form davon ist heute ChatGPT. Organisationen können aber auch ihre eigenen GPT-Modelle entwickeln und mit Daten befüllen. GPTs kön
«Durch die Anwendung eines speziell trainierten Modells kann eine Prognose zu den CO2Absenkmöglichkeiten zu einzelnen Objekten und ganzen Immobilienportfolios erfolgen», so Gantner. Dafür seien die aufbereiteten Daten zu den Betriebskosten und zu den Energieverbräuchen nötig. Das Modell rechne dann den CO2Ausstoss hoch und visualisiere lokale Unterschiede und Hotspots. Managementebene gefordert Für Gantner ist in der aktuellen Situation die Managementebene besonders gefordert. «KI ist ein Thema, das für Führungskräfte auf den verschiedensten Ebenen relevant ist.» Sie müssten die Potenziale, Möglichkeiten und Herausforderungen von KI einschätzen und entsprechende Investitionen und Projekte verantworten. Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, dass die Unternehmensleitungen Ziele festsetzten und die relevanten strategischen Anwendungsfälle in der eigenen Firma identifizierten. Nachhaltigkeitsziele und ESG-Überlegungen dürften dabei eine tragende Rolle spielen. «Dafür brauchen sie strategische Fähigkeiten, um die Möglichkeiten der KI umzusetzen.» Seit über 25 Jahren kennt Pom+ Consulting die digitale Welt und verfügt über grosse Erfahrung im Bereich Nachhaltigkeit. «Deshalb sind wir in der Lage, die Entscheidungsträger bei den Immobilienfirmen auf diesem Weg zu unterstützen», sagt Gantner. «Zusammen mit den Kunden werden wir zunehmend vorausdenken, die verfügbare Technik mit Unterstützung von KI testen und ganz natürlich in verschiedenen Formen ins Alltagsgeschäft einfliessen lassen.» Nur so lasse sich langfristig ein klimaneutraler, prozessoptimierter Gebäudepark schaffen, der den Menschen die höchstmögliche Lebensqualität biete – und der auch die Klimaziele erfülle.
#SwissTopTen
«Der Verkauf von Wohneigentum ist ein sehr emotionaler Prozess»
Von der Festlegung des Preises über die öffentliche Ausschreibung bis zum Finden eines passenden Abnehmers – der Verkauf einer Immobilie kann eine herausfordernde
Aufgabe sein. Philippe Trütsch, CEO von AgentSelly, erklärt im Gespräch, worauf es ankommt. Interview: Sophie Zellweger
Herr Trütsch, haben Sie selbst schon einmal privat ein Haus gekauft oder eines verkauft?
Philippe Trütsch: Ja, ich hatte das Privileg, bereits einen Hauskauf wie auch einen Hausverkauf abzuwickeln. Ich muss eingestehen, das war für mich ein sehr emotionaler Prozess.
Emotional, inwiefern?
Wer ein Haus kauft, sucht Antworten auf sehr viele Fragen. Welches ist der richtige Standort? Was sind meine Bedürfnisse über die nächsten Jahre oder Jahrzehnte? Wie entwickelt sich die Nachbarschaft? Zusätzlich stellte ich mir auch Fragen zur künftigen Preisentwicklung von Immobilien.
Welche Learnings haben Sie mitgenommen?
Man muss sich genügend Zeit nehmen und mehrere Immobilien anschauen. Es gilt, sich mit der Immobilie wirklich gründlich auseinanderzusetzen, weil es wohl eines der grössten Finanzinvestments ist, das man im Leben tätigt. Ganz grundsätzlich gilt es sicherlich, die langfristigen Kosten gut zu planen. Das Haus oder die Wohnung und das Budget müssen zusammenpassen.
Und wie ist es aus Verkäuferoptik?
Auch emotional – einfach anders. Aber auch hier ist aus meiner Optik der Faktor Zeit wichtig. Wer eine private Immobilie verkauft, ist gut beraten, sechs bis zwölf Monate einzuplanen, um nicht unter Zeitdruck zu kommen. In diesem Prozess ist es essenziell, mit einem Sparringpartner zusammenzuarbeiten, dem man Vertrauen kann. Es muss ein Maklerprofi sein, der den Verkauf begleitet und einem wichtigen Input geben kann. Dazu gehören Informationen zum Immobilienmarkt, die richtige Preisfestsetzung für den Verkauf und das professionelle Vorgehen für die Vermarktung. Ein Immobilienverkauf gelingt dann, wenn die Interessen von beiden Seiten berücksichtigt werden und am Schluss Verkäufer und Käufer zufrieden sind.
Für Laien ist es schwierig, einen realistischen Preis einzuschätzen. Wegen der Wohnungsknappheit in Zürich oder Genf werden teils sehr hohe Gebote in Millionenhöhe gemacht, während sich an peripheren Standorten oft nur wenige Interessenten finden. Braucht es also vor allem Kenntnisse des lokalen Immobilienmarktes?
Es ist tatsächlich schwer für einen Eigenheimbesitzer, einen realistischen Preis festzusetzen. Daher ist es zentral, dass es früh im Verkaufsprozess einen Austausch zwischen dem Kunden und dem Immobilienexperten gibt. Wir machen positive Erfahrungen, wenn wir für den Kunden die Immobilie vor Ort professionell bewerten und ihm gleichzeitig detailliert die lokalen Gegebenheiten aufzeigen. Durch den Einsatz von modernsten Technologien sind wir zusätzlich in der Lage, ihm die effektive Nachfrageindikation für das betreffende Objekt in unserer Datenbank, aber auch auf Immobilienplattformen zu erörtern. Es macht einen Unterschied, ob für die Immobilie dreissig oder drei Suchanfragen vorliegen. Wir von AgentSelly halten es für wichtig, für den Kunden maximale Transparenz zu schaffen.
Wie meinen Sie das?
Wie ich schon sagte, ist das eigene Haus immer etwas Emotionales. Der
AgentSelly
AgentSelly mit Sitz in Rotkreuz (ZG) zeichnet sich durch regionale Expertise, Transparenz sowie Innovation aus und begleitet Verkäufer und Käufer von Immobilien auf ihrem Weg vom ersten Beratungsgespräch bis zur Schlüsselübergabe. Direkt bei AgentSelly sind 17 Personen beschäftigt. Zusammen mit der Muttergesellschaft Valiant Bank ist das Jungunternehmen an 44 Standorten und mit 67 Expertinnen und Experten in der ganzen Schweiz präsent. Philippe
Kunde hat vielfach preislich auch konkrete Vorstellungen. Ein erfolgreicher Verkauf muss zusätzlich auch die rationalen Faktoren in Betracht ziehen. Es gibt dem Kunden ein gutes Gefühl, wenn transparent ist, wie viele Objekte an diesem Standort ausgeschrieben sind, zu welchem Preis schon ähnliche Objekte verkauft wurden in den letzten 24 Monaten und wie gross die erwartete Nachfrage sein wird. Mit Hilfe einer soliden Grundlage an Informationen lassen sich wichtige Schlüsse ziehen. Wir sehen das Potenzial, aber wir sehen auch, welches die Herausforderungen im Verkaufsprozess sein könnten, und wollen dies mit dem Kunden transparent diskutieren und eine gemeinsame Verkaufsstrategie entwerfen.
Manche Makler und Agenturen wickeln den Verkauf digital ab und gehen gar nicht oder nur selten zum Kunden. Oder der Kunde muss alle Besichtigungen selbst durchführen. Wie denken Sie darüber?
Wir sind überzeugt, dass technologische Möglichkeiten genutzt werden sol
Trütsch (42) ist seit vier Jahren CEO von AgentSelly. Er ist ein unternehmerischer Geschäftsführer mit einer starken Affinität zur Digitalisierung. In seiner Tätigkeit bei der UBS hat er erfolgreich Vertriebsorganisationen mit aufgebaut und geleitet. Zusätzlich hat er sein eigenes Startup in der Hospitality-Branche zu einem Marktführer entwickelt und 2019 erfolgreich verkauft. 2012 schloss er seinen Executive MBA an der Universität Zürich ab.
len. Dabei gilt es, das richtige Zusammenspiel von online und persönlich zu finden. Aber wenn der Verkauf konkreter wird, erachten wir es als essenziell, dass unser Immobilienexperte die Immobilie vor Ort professionell bewertet und gemeinsam mit dem Eigentümer die Vermarktungsstrategie bespricht. Zusätzlich machen wir sehr positive Erfahrungen, wenn die Besichtigung von einer professionellen Person durchgeführt wird und welche Interessenten bereits Auskunft geben kann bezüglich der Finanzierung.
Wenn sich der Kunde anschliessend dafür entschieden hat, mit Ihnen die Immobilie zu verkaufen, wie sehen Ihre Dienstleistungen aus?
Bei der Vermarktung ist es massgebend, die Immobilie im besten Licht darzustellen, diese mit Leidenschaft und regionalen Kenntnissen zu präsentieren und gleichzeitig den Verkaufsprozess für Käufer und Verkäufer effizient zu managen. Hier greifen wir auf ein breites Set von Dienstleistungen zurück. Einerseits erstel
«Wir sind nun eine stolze Tochter der Valiant.»
len wir einen 360-GradOnlineRundgang, das heisst, wir bieten Interessenten die Möglichkeit, sich schnell und einfach online einen ersten Eindruck zu verschaffen. Andererseits erstellen wir ein detailliertes Verkaufsdossier mit allen notwendigen Informationen für das eigene Finanzierungsgesuch bei einer Bank. AgentSelly vermarktet die Immobilie fokussiert über Immobilienplattformen, Social Media und über die eigene Datenbank. Wir haben eine der grössten Datenbanken an Kaufinteressenten und Eigenheimbesitzern aufgebaut. Zusätzlich führen wir die Besichtigungen durch und unterstützen beide Parteien bis zur Schlüsselübergabe. Mit welchen Preisvorstellungen gehen Sie in den Verkauf? Wir nehmen immer mehrere Schätzungen vor. Wir bewerten die Immobilie vor Ort professionell und erstellen durch unsere Bankpartner eine zusätzliche Bankschätzung. Es ist wichtig, dass wir sowohl dem Verkäufer wie auch dem Käufer transparent die Preisberechnung aufzeigen können. Machen wir uns nichts vor: Der Verkäufer will zum höchsten Preis verkaufen und der Käufer zu einem guten Preis kaufen. Hier hilft uns zusätzlich die neutrale Bankschätzung. Diese gibt dem Käufer wie auch dem Verkäufer die Sicherheit, dass der Preis von einer Bank verifiziert wurde.
Nach dem Verkauf des von Ihnen aufgebauten E-CommerceUnternehmens 2P Ventures sind Sie seit Juni 2020 CEO von AgentSelly. Meistens verläuft der Weg vom Angestellten zum Unternehmer. Was hat Sie bewogen, den umgekehrten Weg zu gehen?
Als ich mich dazu entschied, CEO von AgentSelly zu werden, haben mich drei Punkte speziell gereizt: Erstens meine Erfahrung im E-Commerce und in der Pflege digitaler UserJourneys in einer klassischen Industrie, den Immobilien, anzuwenden. Zweitens der Reiz, ein junges Unternehmen zu transformieren und zu einem relevanten Player zu machen. Und wie schauen sie nun auf die letzten knapp vier Jahre zurück?
Ich bin angetreten, um meine reiche Erfahrung im E-Commerce in die Immobilienbranche zu bringen. Wir generieren heute über unsere digitalen LeadJourneys mehr als 90 Prozent der qualifizierten Kontakte und durch die geschickte Verknüpfung digitaler Möglichkeiten mit persönlicher Beratung haben wir ein neues Kapitel aufgeschlagen – eines, das die Grenzen des Möglichen neu definiert und das Kundenerlebnis auf ein neues Level hebt. Zudem wollte ich ein junges Unternehmen nachhaltig transformieren. Wir verzeichnen ein jährliches Wachstum zwischen 30 und 50 Prozent. Zusätzlich konnten wir die Partnerschaft mit der Valiant so ausbauen, dass sich die Valiant entschieden hat, AgentSelly vergangenes Jahr voll zu übernehmen – wir sind nun eine stolze Tochter der Valiant. Welche Ziele haben Sie für 2024? «Immer wieder den richtigen Rhythmus zu finden zwischen Kontinuität und Kreativität» – ein sinngemässes Zitat von Götz Werner, Gründer von DM (Drogeriemarkt). Es passt aber auch zu uns. Grosses Wachstum bedingt Kreativität – die Organisation und die Menschen müssen sich immer wieder neu erfinden und weiterentwickeln.
#TheNextBigThing
Weniger Utopien, mehr konkrete
Welche Möglichkeiten haben urbane Räume, um Herausforderungen wie Migration oder Klimawandel zu trotzen? Das interdisziplinär zusammengesetzte Future Cities Laboratory der ETH Zürich liefert datenbasierte Grundlagen, von denen sich geeignete Massnahmen hin zur Stadt der Zukunft ableiten lassen. Von Flavian Cajacob
«Wir brauchen dringend neue Brillengläser», erklärt Sacha Menz. Mit «wir» meint der Architekturprofessor der ETH Zürich Politik, Planer und Gesellschaft, derweil der frisch geschärfte Blick den urbanen Siedlungsräumen gelten soll. «Städte weisen in Zukunft eine neue Ästhetik auf. Die ökologischen und demografischen Entwicklungen werden sich noch stärker in Planung und Gesetzgebung niederschlagen.»
Wechselnutzen Asien/Europa Menz ist Mitbegründer und Direktor des ETH-Hubs der multidisziplinär und international ausgerichteten Forschungskooperative Future Cities Laboratory (FCL), die 2010 aus einer gemeinsamen Initiative der ETH Zürich und der Nationalen Forschungsstiftung in Singapur (NRF) hervorgegangen ist. In den vierzehn Jahren ihres Bestehens hat sich die Denkwerkstatt als weltweit führende Plattform für innovative und nachhaltige Stadtentwicklung etabliert. Heute gehen rund 150 Forscherinnen und Forscher aus den unterschiedlichsten Disziplinen der zentralen Frage nach, wie die Stadt der Zukunft –und damit einhergehend die Stadtplanung von morgen – auszusehen hat, damit existenziellen Herausforderungen wie der Erderwärmung, dem steigenden Meeresspiegel oder aber auch dem Bevölkerungswachstum entgegengewirkt werden kann und die urbanen Räume lebenswert bleiben, respektive widerstandsfähiger und nachhaltiger gestaltet werden können. Galt das Augenmerk des Labs zu Beginn hauptsächlich dem asiatischen Raum und insbesondere dem in die Höhe strebenden Inselstaat Singapur, so wurde der Fokus in den letzten Jahren vermehrt auch auf Europa und die Schweiz ausgerichtet. Aus FCL ist 2021 FCL-G geworden – wobei das G für Global steht. «Die nach dem Zweiten Weltkrieg auf engem Raum und in vertikaler Richtung aus dem Boden gestampften Metropolen in Fernost besitzen in den Augen von uns Europäern häufig Modellcharakter. Umgekehrt sind die in die Horizontale strebenden Städte unserer Breitengrade für Planer und Archi
Albisrieden/Altstetten (Zürich): Durch die Überlagerung verschiedener Parameter im Luftbild entsteht ein dichtes Informationsnetz, das wertvolle Kriterien für die zukünftige Bebauung liefert.
tekten aus Asien durchaus von Interesse, weil sie zum Beispiel über uralte, gewachsene Strukturen und Bausubstanzen verfügen», sagt Menz und verweist damit auf die nutzbringende Wechselwirkung der interkontinentalen Zusammenarbeit.
Aus Zahlen werden Bilder FCL-G selbst baut nicht. Vielmehr sieht man sich in der Rolle des Impulsgebers, Entwicklers und Datensammlers, der Grundlagen und Fakten liefert für eine zukunftsgerichtete Stadtplanung, die über rein bauliche Aspekte hinausreichen und ein wichtiges Augenmerk auf die Nachhaltigkeit und die Lebensqualität richten. «Wir visualisieren Zahlen und liefern auf nachvollziehbare Art und Weise Bilder, die in die Politik, in die Gesetzgebung oder in Wettbewerbsausschreibungen fliessen sollen», erklärt Sacha Menz. Auch wenn vieles davon datengetrieben generiert wird, so kommt das Lab um die klassische Feldforschung nicht umhin. Ganz im Gegenteil: «Die Fakten, was eine Stadt in den Augen der Bevölkerung lebenswert macht, die lassen sich nach wie vor am besten vor Ort, im Dialog mit den Menschen und mit Beobachtungen des IstZustands in Erfahrung bringen.» Entsprechend breit aufgestellt ist FCL-G in fachlicher Hinsicht. Gearbeitet wird stets interdisziplinär an der Schnittstelle von Architektur, Engineering, Gesetzgebung, Umwelt und Sozialwissenschaften.
Orientierungspunkt Realität Eine zentrale Frage stellt sich den Forscherinnen und Forschern am Future Cities Laboratory dabei praktisch tagtäglich. Sie lautet: Was wird sein, wenn … ? Wenn also der Meeresspiegel weiter steigt, wenn die Hitze in den Städten weiter zunimmt, wenn immer mehr Menschen in die urbanen Zentren ziehen. Welche Massnahmen sind dann angebracht, wie soll der städtische Raum gestaltet sein, damit sich die Bewohnerinnen und Bewohner sicher und wohl fühlen? «Wir denken keine Utopien und wollen auch keine düstere Zukunftswelt zeichnen», führt Menz aus. «Uns geht es darum, konkrete Lösungen
Future Cities Laboratory Global
Das Singapore-ETH Centre (SEC) wurde 2010 von der ETH Zürich und der Nationalen Forschungsstiftung Singapurs (NRF) als Teil des externen Create-Campus der NRF gegründet. Als einziges Forschungszentrum der ETH Zürich ausserhalb der Schweiz hat das Zentrum die Forschungskapazität der ETH Zürich gestärkt, um nachhaltige Lösungen für globale Herausforderungen in der Schweiz, in Singapur und in den umliegenden Regionen zu entwickeln.
In Asien, in einer sich schnell urbanisierenden Gegend angesiedelt, zielt das Singapore-ETH Centre darauf ab, praktische Lösungen für einige der drängendsten Herausforderungen in den Bereichen städtische Nachhaltigkeit, Resilienz und Gesundheit durch seine Programme anzubieten: Future Cities Laboratory Global (FCL-G), Future Resilient Systems (FRS) und Future Health Technologies (FHT).
Das Zentrum dient als intellektueller Knotenpunkt für die Forschung und bringt
zur Gestaltung und Entwicklung von Stadtraum zu präsentieren, die es ermöglichen, mit all diesen Herausforderungen umzugehen.» In der Ableitung von Methoden und Konzepten stützt sich das Forscherteam auf evidenzbasierte Strategien und empirische Erkenntnisse, auf örtliche Gegebenheiten, vorhandene Baustrukturen und Materialien – kurzerhand auf Existenz und Realität.
Dieser Umstand schlägt sich nicht zuletzt in den Clustern und Modulen nieder, im Rahmen derer am Future Cities Laboratory Modelle, Materialien, Werkzeuge und Technologien entwickelt werden, welche die Gestaltung und Planung von Städten und urbanen Räumen mit Blick auf Qualität, Nachhaltigkeit und Resilienz stützen sollen. Während sich ein Forschungsprojekt beispielsweise dem Übergang zur Kreislaufwirtschaft widmet, geht ein anderes der Verdichtung und der Begrünung von Häusern und Quartieren nach, derweil ein Drittes den Faktor Mobilität aufgrund digital erhobener Bewegungsströme austariert. Insgesamt sind es dreizehn verschiedene Forschungsprojekte, die das Fundament von FCL-G bilden (siehe Statements). Durch den Einbezug politischer und partizipatorischer Prozesse will das Lab darüber hinaus die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Interessengruppen fördern. Am Standort Singapur weit fortgeschritten, steht man in der Schweiz diesbezüglich eher noch am Anfang. Und wie sieht sie folglich aus, die Stadt der Zukunft, wie entwickelt diese sich weiter in Richtung Nachhaltigkeit, Resilienz, Lebensqualität? Sacha Menz hebt die Schultern: «Ein Einheitsrezept gibt es diesbezüglich nicht.» Klar sei hingegen, dass nicht mehr die Bedürfnisse des Menschen die Marschrichtung in der Entwicklung urbaner Räume vorgeben würden, sondern die Natur. «Sie ist es, die uns in Zukunft den Weg weisen wird.» Es braucht also nicht wie von ihm eingangs gefordert einzig und allein neue Brillengläser, sondern auch ein neues Gestell dazu – oder am besten gleich eine völlig neue Sicht und Betrachtungsweise der Stadtplanung.
führende Wissenschaftler und Forscher aus verschiedenen Disziplinen und Hintergründen zusammen. Um den Austausch von Ideen und Fachwissen zu fördern, arbeiten deren Experten aktiv mit Universitäten und Forschungsinstituten zusammen und gehen Partnerschaften mit der Industrie und Regierungsbehörden ein, um Wissen in praktische Lösungen für reale Probleme zu übersetzen. Das SEC arbeitet mit Partneruniversitäten und Regierungsbehörden zusammen, um Herausforderungen wie die Auswirkungen von städtischen Wärmeinseln durch das Projekt Cooling Singapore, den Naturschutz durch das Projekt Natural Capital Singapore und das Kartieren von unterirdischen Versorgungsleitungen in Singapur durch das Projekt Digital Underground zu bewältigen.
QR-Code scannen und mehr über das Future Cities Laboratory Global erfahren.
konkrete Lösungen
Architektonische Wahrnehmung in der Praxis
Christoph Hölscher, Professor am Lehrstuhl für Kognitionswissenschaften an der ETH Zürich
«Mensch und Stadt, das bedeutet in erster Linie Veränderung, Bewegung. Was uns heute logisch erscheint, lässt uns vielleicht in ein paar Jahren, wenn wir älter sind, orientierungslos vor Gebäuden und an Strassen stehen. Denn die kognitiven Fähigkeiten lassen mit den Jahren bekanntlich nach, man braucht länger, um sich an einem Ort zurechtzufinden. Unser Modul bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und konkreter Anwendung. Wir wollen den Kreis schliessen von der gebauten Umwelt hin zum gelebten Alltag. Das geschieht mittels Feldforschung, indem wir zu Fuss unterwegs sind und das Verhalten der Bewohnerinnen und Bewohner vor Ort beobachten. Oder mittels technischer Lösungen, die Passagierströme nachvollziehbar machen. Wie beeinflusst Architektur und Stadtplanung unsere Wahrnehmung, unser Verhalten, das Denken und Erleben auf der emotionalen Ebene? Welches Verhältnis pflegt der Mensch zu Stadträumen, zum Städtebau und zur Architektur? Wie und an was orientieren wir uns, wenn wir im urbanen Raum unterwegs sind? Das kann beispielsweise mit Mobile Eye Tracking in Erfahrung gebracht werden oder mit künstlicher Intelligenz.
Eine Stadt ist menschlich, wenn ich sie als Mensch erfahren – oder besser, erlaufen kann. Es braucht die Vielfalt, es braucht Freiflächen, es braucht die Einbettung in Grünflächen, und es braucht vor allem Vertrautheit. Orte, die ich kenne und an denen Interaktionen, der Austausch mit anderen stattfinden kann.»
Naturbasierte blaue und grüne Infrastruktur
Adrienne GrêtRegamey, Professorin, Umweltnaturwissenschaftlerin und Landschaftsplanerin an der ETH Zürich «Wir entwerfen und planen in unserem Modul naturbasierte, klimaangepasste Lösungen für periurbane Räume von Megastädten; zum Beispiel Antananarivo, die Hauptstadt von Madagaskar. Diese sollen nicht nur Überschwemmungen reduzieren, sondern dienen zusätzlich dazu, die Stadt in eine Schwammstadt zu transformieren, die gegen Trockenheit schützt, lokale Nahrungsmittelproduktion sichert, Hitzeinseleffekte abschwächt sowie die biologische Vielfalt fördert. Denn das alles hat einen direkten Einfluss auf die Lebensqualität und die Arbeitsplätze vor Ort.
Unser Beitrag an die Stadt der Zukunft sind funktionierende blaue und grüne Infrastrukturen, welche die schlecht funktionierenden grauen Infrastrukturen ergänzen. Das beinhaltet die Wiederherstellung von Kanälen, die Sicherung unverbauter Flächen für Reisanbau, aber auch die Förderung von Hochbeeten, die gegenüber Überschwemmung und Trockenheit resilient sind. Unsere Forschung, die Einblicke in und Gestaltungsvorschläge für die Transformation von Städten liefert, basiert auf einem transdisziplinären Projekt, das die Bedürfnisse und Perspektiven sämtlicher Interessenvertreter in den Gestaltungsprozess mit einbezieht.
Weltweit steigen Interesse und Bereitschaft von Geldgebern, in funktionierende Lösungen für Städte mit niedriger Einkommensstruktur zu investieren, um den bevorstehenden Herausforderungen im Zuge des Klimawandels effektiv begegnen zu können. Projekte wie das unsrige kommen direkt der Bevölkerung zugute, weil Risiken reduziert und lebenswerte Umgebungen erhalten oder geschaffen werden.»
Zirkuläre Zukunftsstädte
Catherine De Wolf, Assistenzprofessorin für Kreislauftechnik in der Architektur an der ETH Zürich
«Das Modul Circular Future Cities befasst sich mit der Frage der Treibhausgasemissionen im Zusammenhang mit Baumaterialien. Wir setzen uns für einen Paradigmenwechsel ein in Richtung einer zirkulär gebauten Umwelt. Unser Modul erforscht unter anderem Rahmenwerte und Werkzeuge, um die Verfügbarkeit von Materialien und Komponenten in Raum und Zeit abzubilden – und so eine bessere Planung von Sekundärressourcen zu ermöglichen.
In Verbindung mit geografischen Informationssystemen werden Computervisionen und maschinelle Lerntechniken eingesetzt, um fehlende Informationen zu ergänzen, wo und wann beispielsweise Komponenten und Materialien benötigt oder entsorgt werden – kurz: für die Kreislaufnutzung verfügbar werden. Dadurch werden Emissionen verringert und eine nachhaltige Stadtentwicklung im Einklang mit den Klimaschutzzielen gefördert.
Das Modul zeichnet sich durch einen umfassenden und multidisziplinären Ansatz aus, der Umwelttechnik, Datenwissenschaft, Design und Governance integriert, um den Übergang des Bausektors zur Kreislaufwirtschaft zu unterstützen. Wir wenden eine zukunftsorientierte Methodik an, um die langfristige ökologische Leistung von Kreislaufwirtschaftspraktiken zu untersuchen. Wir wollen politische Empfehlungen und prototypische Informationsplattformen für eine nachhaltige Stadtentwicklung liefern, indem neue digitale Technologien wie KI genutzt werden.»
Energie für die Stadt
Arno Schlüter, Professor für Architektur und Gebäudesysteme an der ETH Zürich «Das Forschungsmodul Powering the City untersucht architektonische, technische und sozioökonomische Lösungen für die Dekarbonisierung von Städten durch die Integration von Solarenergieproduktion auf Gebäuden in der Stadt. Die Forschung umfasst die Entwicklung von ganzheitlichen, mehrstufigen und interdisziplinären Ansätzen zur Bewertung von gebäudeintegrierter Photovoltaik unter verschiedenen klimatischen, sozioökonomischen und architektonischen Bedingungen. Zürich und Singapur dienen dabei als Fallstudien. Um den Kontext realistisch abzubilden, arbeiten wir mit Firmen, öffentlichen Akteuren und Behörden zusammen. Unsere Arbeit kann letztlich dazu beitragen, den Anteil erneuerbarer Energie in der Stadt zu erhöhen. Damit können CO2Emissionen im Gebäudebetrieb gesenkt werden, insbesondere im Zuge von Gebäudesanierung und der Erhöhung des Eigenstromverbrauchs. Architektonisch untersuchen wir, wie die Verwendung von solaren Materialien am Gebäude deren Form, Konstruktion und Erscheinungsbild verändert, welche Synergien und Konflikte mit Verdichtung und urbaner Vegetation entstehen.
Durch die Arbeit unseres Moduls können Städte realistisch abschätzen, wo, wann und welche Solartechnologie an Gebäuden sie fördern oder einsetzen sollten, um möglichst kosteneffektiv CO2Emissionen zu reduzieren. Darüber hinaus erschliesst sich, wie diese Technologie in Gebäuden integriert werden kann und welche Auswirkungen sie auf den Städtebau, die Lebenszyklusemissionen und das städtische Mikroklima hätte.»
Dichte und grüne Städte
David Kaufmann, Assistenzprofessor für Raumentwicklung und Stadtpolitik an der ETH Zürich
«Die Städte der Zukunft sollen immer mehr Menschen beherbergen, zugleich aber auch lebenswert bleiben oder werden. Das kann zu Diskrepanzen führen, gerade im Kontext von erhöhter baulicher Dichte und Einwohnerzahl sowie der ökologischen und sozialen Bedeutung einer Stadt. Unser Modul will Zielkonflikte auflösen und Möglichkeiten aufzeigen, wie eine dichte Stadt gleichzeitig umwelt und menschenfreundlich geplant und gebaut werden kann. Wir wollen Antworten auf die aktuellen Problemstellungen liefern, auf praxisorientierte Art und Weise – und die Brücke von der Forschung zur Praxis schlagen. Wir kreieren neue Daten, arbeiten aber oft auch mit öffentlichen Datensätzen, unter Einbezug existierender Planungsinstrumente sowie unter Berücksichtigung der Präferenzen der Bevölkerung und in Zusammenarbeit mit lokalen Planerinnen und Planern.
Eine Stadt zu planen und zu bauen, die dichter und ökologischer ist, als es die heutigen urbanen Räume sind, das ist eine grosse Herausforderung. Insbesondere wenn es darum geht, räumlich soziale Ungleichheiten aufzuheben oder diese zumindest einzudämmen. Zudem soll dies durch die demokratische Mitwirkung der Bevölkerung legitimiert sein. Das klingt häufig fast unmöglich. In der Praxis sehen wir indes, dass gerade eine grüne und faire Art der städtischen Verdichtung in der Schweizer Bevölkerung eine hohe Zustimmung geniesst.»
Neue nachwachsende Baustoffe
Benjamin Dillenburger, Ausserordentlicher Professor für digitale Bautechnologien an der ETH Zürich
«Die Stadt der Zukunft muss nachhaltiger werden. Ein entscheidender Faktor auf diesem Weg sind die Materialkreisläufe in der Architektur, die umweltfreundlicher gestaltet werden müssen. Dies hauptsächlich durch die Verwendung von zirkulären Baumaterialien und Methoden. Ziel unseres Moduls ist es, die Forschung zu neuen, pilzbasierten Baumaterialien – anstelle von Holzverbundwerkstoffen zum Beispiel – mit der digitalen Fabrikation zu verbinden und parallel dazu die potenziellen Umweltwirkungen und die Energiebilanz dieser Produkte während des gesamten Lebenszyklus systematisch zu untersuchen. Bei diesem biologischen Material handelt es sich um einen neuartigen, kostengünstigen und vor allem umweltfreundlichen Baustoff, der über das gesamte Jahr hinweg vor Ort produziert werden kann. Er weist einen geringen ökologischen Fussabdruck auf und kann einfach in die Kreislaufwirtschaft integriert werden. Die sogenannten myceliumbasierten Baustoffe können beispielsweise im Innenbereich als Schall und Wärmedämmplatten verwendet werden oder auf der Baustelle beim Schalungsbau. Die digitale Fabrikation dieser Stoffe erlaubt zudem ein hohes Mass an Individualisierung. Im Zuge der Übertragung des Materials vom Labormassstab hin zum Gebäudemassstab warten zahlreiche Herausforderungen auf uns. Dazu gehört ein klarer rechtlicher Rahmen für Biomaterialien genauso wie die Prüfung der Eignung des Materials in Bezug auf spezifische architektonische Anwendungen – oder ganz allgemein die öffentliche Akzeptanz.»
#SwissTopTen
«KI kann die emotionalen Aspekte des Immobilienwesens nicht ersetzen»
Neue Technologien wirbeln die Branche durcheinander. Die Zürcher ProptechFirma Properti nutzt künstliche Intelligenz, um sich noch stärker auf Kundenbeziehungen fokussieren zu können. Denn Vertrauen bildet nach wie vor mit die Basis für den Kauf und Verkauf von Immobilien. Interview: Flavian Cajacob
Vor gut eineinhalb Jahren haben Sie in einem Interview in der Verlagsbeilage «Zukunft Bauen» gesagt, dass die Immobilienbranche auf einen heftigen Sturm zusteuern würde. Wie lautet Ihre Prognose heute?
Levent Künzi (LV): Wir erleben ihn gerade, den Sturm. Im letzten Jahr hat bei den Maklern und im Immobiliengeschäft eine Bereinigung eingesetzt, die noch ein paar Monate anhalten dürfte. Unternehmen mit starrer Kostenstruktur und veraltetem Geschäftsmodell werden noch stärker unter Druck geraten. Aber auch für rein digital aufgestellte Wettbewerber sind schwierige Zeiten angebrochen.
Properti ist ein ProptechStartup, bei Ihnen verschmilzt das klassische Immobilienwesen mit den technologischen Möglichkeiten. Inwiefern profitieren Sie von der aktuellen Situation?
Adrian Künzi (AK): Ich möchte nicht unbedingt behaupten, dass wir profitieren. Da wir als Startup von Anfang an sehr viel Zeit und Geld in die Technologie investiert haben, ohne deswegen die klassischen Kanäle zu vernachlässigen, sind wir heute sehr gut aufgestellt und können den Widrigkeiten trotzen. Auch für uns sind die Umwälzungen im Immobilienwesen indes eine Herausforderung.
Wie sieht diese Herausforderung konkret aus?
LK: Die Verlangsamung der Transaktionen aufgrund höherer Zinsen spüren wir natürlich direkt. Die Investitionsattraktivität ist gesunken und für Käufer ist die Finanzierung eines Eigenheims ein enormer Kraftakt. Verkäufer auf der
Properti
Properti mit Sitz in Zürich wurde 2019 gegründet und beschäftigt heute rund 180 Mitarbeitende. Durch die Verschmelzung von klassischem Immobilienwesen und technologischen Möglichkeiten will das Proptech-Unternehmen die Art und Weise vereinfachen, wie Kunden, Makler und Servicepartner Immobiliengeschäfte abwickeln. Properti wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem als Top 100 Swiss Startup und Top 100 Europe Startup.
Zwei Brüder, eine Mission
«Wir verfolgen konsequent den Anspruch, die führende Rolle im hiesigen Markt einzunehmen.»
Levent Künzi ist Mitgründer und Chief Executive Officer (CEO) von Properti. Er kann auf fundierte Erfahrung in der Immobilienbranche zurückblicken. Zuvor war er als Geschäftsführer eines grossen Immobilienmaklers der Schweiz, als Geschäftsführer eines österreichischen Unternehmens sowie als Chief Operating Officer (COO) einer komplett länderübergreifenden Gruppe tätig. Er absolvierte berufsbegleitend sein Betriebswirtschaftsstudium (B.Sc.) mit Vertiefung in Marketing und Kommunikation an der Fachhochschule Zürich. Er ist zudem Mitglied von Swiss Real Estate Experts sowie dem Forbes Real Estate Council.
anderen Seite sehen sich damit konfrontiert, dass ihre Preisvorstellungen nicht mehr erfüllt werden.
AK: Oder nehmen wir das Thema Nachhaltigkeit und energetische Sanierung: Bis vor ein paar Jahren überliess man als Hausbesitzer die anstehende Sanierungen gerne dem künftigen Besitzer. Heutzutage erwarten potenzielle Käufer, dass wesentliche Nachhaltigkeitsmassnahmen bereits umgesetzt wurden oder dass die Kosten für diese Arbeiten vom Kaufpreis abgezogen werden. Unsere Aufgabe ist es, Verkäufer bei der realistischen Preisfindung zu unterstützen und Käufer bei der Finanzierung.
LK: Die Dynamik, die im Immobilienmarkt derzeit herrscht, verleiht der professionellen Expertise noch viel mehr Gewicht. Dabei geht es beispielsweise nicht allein darum, die finanzielle Tragbarkeit auf Käuferseite sicherzustellen, sondern auch abzuklären, was die langfristigen Ziele des potenziellen Besitzers sind. Im Zuge dessen wollen wir den ganzen Transaktionsprozess für alle Beteiligten vereinfachen. Mit unserer Beratung, unserem Ökosystem und den richtigen Tools.
Als technologiegetriebenes Unternehmen setzen Sie diesbezüglich auch auf künstliche Intelligenz, kurz KI. Ist diese matchentscheidend in Ihrer Branche?
Adrian Künzi ist Mitgründer und Chief Revenue Officer (CRO) von Properti. Er weist eine breit abgestützte Expertise in der Immobilienbranche auf und war zuletzt als Teamleiter sowie Immobilienberater eines grösseren Immobilienmaklers der Schweiz tätig, wo er mehrfach als Topberater ausgezeichnet wurde. Er studierte an der Universität St. Gallen, bevor er seine Karriere in einem internationalen Immobilien-Franchise-Unternehmen im Business Development begann. Schnell entdeckte er seine Leidenschaft für den Verkauf. Er absolviert berufsbegleitend den eidgenössischen Fachausweis zum Immobilienvermarkter.
LK: Natürlich setzen wir auch auf künstliche Intelligenz. Vor allem, um die Prozesse im Hintergrund effizienter zu gestalten, sodass sich der Makler oder die Maklerin besser auf die Kundenbeziehungen fokussieren kann. Das ist mit enormen Investitionen verbunden, sowohl was die Technologie anbelangt als auch die Schulung der Mitarbeitenden. Nicht jedes Immobilien und Maklerunternehmen kann sich diese Ressourcen leisten. Allein das Handling des immer schneller drehenden OnlineMarketings ist mit unglaublich viel Aufwand verbunden, und hier unterstützt uns die KI enorm.
AK: Meiner Ansicht nach leistet KI nützliche Dienste, insbesondere bei routinemässigen Aufgaben wie zum Beispiel der Erstellung von Objektbeschreibungen. Bei Properti haben wir bereits heute bis zu 80 Prozent aller Prozesse automatisiert. Dies ermöglicht es unseren Maklern, zwischen 35 und 40 Objekte zu betreuen, während ein traditioneller Vermittler möglicherweise nur 10 bis 15 Objekte managen kann. Der aktuelle Hype um KI darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Immobilienbusiness in der Schweiz immer noch eine höchst emotionale Angelegenheit ist.
Das bedeutet?
AK: Der Mensch steht immer im Mittelpunkt, sowohl auf der Kundenseite als
auch beim Verkäufer – und besonders auch bei uns, den Beratern und Maklern. Künstliche Intelligenz, so hilfreich sie auch sein mag, kann nicht zwischen den Zeilen lesen, genau wie ein weniger erfahrener Verkäufer. Wenn Sie in unserem Business Erfolg haben wollen, dann müssen Sie aber gerade jene Bedürfnisse und Wünsche erkennen, die gar nicht ausgesprochen werden. Das erfordert ein Verständnis für menschliche Emotionen und Feinheiten, die KI derzeit noch nicht leisten kann.
Müsste man «heiteres Beruferaten» mit Ihnen beiden spielen, man läge spontan wohl ziemlich daneben.
AK: Weshalb? Weil mein Bruder immer als Erster das Wort ergreift, ich aber der Verkäufer bin (lacht)? Das ist unsere Rollenverteilung im Unternehmen und entspricht auch meinem Verständnis eines guten Verkäufers. Ich finde gerne heraus, was die Menschen nicht direkt aussprechen – oft sagen sie Dinge nur indirekt oder durch die Blume. Reden kann jeder. Zuhören ist weit schwieriger! Es bildet die Basis für Vertrauen. Und Vertrauen ist neben den Emotionen das A und O in unserer Branche. Sie sind mit Properti vor vier Jahren gestartet. Man betitelte Sie anfänglich gerne als die «jungen Wilden» in der Immobilienbranche. Wie würden Sie sich heute selbst bezeichnen?
LV: Ich würde sagen, wir sind inzwischen erwachsener, nachhaltiger und viel fokussierter unterwegs. Unsere Ziele haben sich dabei nicht verändert, wir verfolgen konsequent den Anspruch, die führende Rolle im hiesigen Markt einzunehmen.
Das sind grosse Töne für ein junges Unternehmen!
LV: Wir sind einfach davon überzeugt, dass man gross denken muss, wenn man Erfolg haben will.
AK: Als wir 2019 gestartet sind, kannte uns niemand. Wenn wir heute zu einem Verkäufer oder Käufer kommen, dann hören wir häufig als Erstes: «Ich kenne Sie.» Entweder aus der Werbung oder durch Empfehlung. Das zeigt schon, dass wir vieles richtig gemacht haben.
Apropos: Gibt es auch Entscheide aus der Vergangenheit, die Sie aus heutiger Sicht gerne unter «Jugendsünde» ablegen würden?
LK: Während der Pandemie setzten wir einen Roboter für Wohnungsbesichtigungen ein. Dieses Gerät, ausgestattet mit einem iPad, bewegte sich durch die Zimmer und lieferte den Interessenten zu Hause am Bildschirm Eindrücke von der Immobilie. In Asien und den USA sind diese Maschinen ein Hit und auch wir persönlich hatten einen Riesenspass daran …
AK: … aber unsere Kundinnen und Kunden nicht. Der Roboter kam nicht gut an. Womit einmal mehr unterstrichen wäre, dass die Technologie zwar super Möglichkeiten bietet, ohne Emotionen aber nichts funktioniert.
Wie blicken Sie in die Zukunft – hält der Sturm in der Immobilienbranche noch lange an?
LK: Klar ist die Situation schwieriger als noch vor fünf Jahren. Aber wir gehen davon aus, dass sich der Sturm bis Ende Jahr legen wird. Spannend und dynamisch wird es aber auch darüber hinaus bleiben.
AK: Das traditionelle Immobilienwesen mag vielleicht schwerfällig und starr sein – aber drum herum verändert sich sehr vieles, und dies in immer schnelleren Zyklen. Umso wichtiger ist es für ein Unternehmen wie das unsrige, die Prozesse und Transaktionen weiter zu vereinfachen sowie die Nachfrage und das Angebot speditiv in Beziehung zueinander zu bringen.
«Solarstrom, auch wenn die Sonne nicht scheint»
Wer in eine Photovoltaikanlage investiert, möchte möglichst viel Solarstrom selbst nutzen.
Peter Dietiker, Geschäftsleiter Green Building bei Elektron, erklärt, wie man dies mit HybridWechselrichtern und passenden Batteriespeichern erreicht. Interview: Maurice Müller #SwissTopTen
Herr Dietiker, welche Rolle spielt Solarenergie in der Energieversorgung der Schweiz?
Peter Dietiker: Die Solarenergie wird zur neuen tragenden Säule der Schweizer Energieversorgung, um den zukünftigen Strombedarf zu decken. Fossile Kraftwerke schaffen Abhängigkeiten und sind klimapolitisch problematisch. Das zusätzliche Potenzial von Wasserkraft ist begrenzt und Windanlagen stossen auf weniger Akzeptanz. Darum setzt die Schweiz stark auf die Entwicklung der Solarenergie. Diese Richtung ist klar und wird von einer Notwendigkeit zum Erfolg getrieben – wir müssen mit der Solarenergie Erfolg haben, um unseren wirtschaftlichen Wohlstand zu wahren.
Was motiviert Sie zu Ihrem Engagement für nachhaltige Energie?
In meiner Jugend war das Waldsterben aktuell und hat mich politisch sensibilisiert. Die Energieerzeugung muss erneuerbar und dezentral sein, da die Dichte erneuerbarer Energiequellen wie Sonne und Wind geringer ist. Diese Transformation habe ich beruflich bereits im Wärmemarkt mit der Umstellung von Erdgas zu Biogas und von Öl zu Holzpellets mitgestaltet. Jetzt konzentriere ich mich darauf, Fortschritte im Stromsektor zu erzielen, denn unsere Gebäude und unsere Mobilität benötigen vermehrt nachhaltige Elektrizität. Welche aktuellen Trends bei erneuerbaren Energien sehen Sie?
Ein klarer Trend ist der gestiegene Eigenverbrauch bei Produzenten. Die Entwicklung geht hin zu lokalen Energiegemeinschaften und Quartierstromlösungen, die es ermöglichen, Energie innerhalb eines Netzwerks auszutauschen. Diese neuen regulatorischen Möglichkeiten werden die Investitionsentscheidungen der Kunden beeinflussen.
Können Sie uns Ihre Vision für Elektron im Bereich Solarstrom erklären?
Elektron ist seit 70 Jahren ein Pionier in der Elektrifizierung und wir betrachten Solarstrom als eine zentrale Ergänzung zur Wasserkraft. Unser Engagement zielt darauf ab, effizientere Systeme und die Integration von Solarstrom auf allen Ebenen zu ermöglichen – von der lokalen Produktion im Gebäude bis hin zum Stromnetz.
Welche Entwicklungen im Bereich Solarenergie halten Sie für richtungsweisend? Der eigentliche Durchbruch war die Möglichkeit, selbst produzierten Solarstrom zu nutzen, was die Abdeckung von Flächen mit Solarpanels interessant machte. Nun geht es darum, den Eigenverbrauch deutlich zu steigern, damit weniger Strom ins Netz eingespeist werden muss und mehr direkt genutzt werden kann. Und dies ist wichtig, damit die Unabhängigkeit von Netzstrom steigt und – richtig gesteuert – die Verteilnetze entlastet werden.
Ist es möglich, Solarstrom auch saisonal zu speichern? Das wäre ideal. Und da gibt es auch sehr vielversprechende Lösungsansätze für die Zukunft. Bis diese massentauglich sind, konzentrieren wir uns auf die kurzfristige Speicherung. Es geht darum, den tagsüber produzierten Strom nachts zu nutzen. Für die saisonale Speicherung stehen aktuell unsere Wasserspeicher in den Alpen und in Zukunft wohl auch Wasserstofflager im Untergrund zur Verfügung.
Elektron
Peter Dietiker trat vor Jahresfrist der Geschäftsleitung von Elektron mit Sitz in Au (ZH) bei, zu der auch Enrico Baumann (CEO), Andreas Puur (CFO) und Peter Schwägli (Geschäftsführer Smart City und Licht) gehören. Mit 53 Jahren bringt Dietiker reichlich Führungserfahrungen im Energiemarkt ins 1951 gegründete Unternehmen mit seinen vier Geschäftsbereichen Antriebstechnik, Leistungselektronik, öffentliche Beleuchtung und Solar- und Zahlungssysteme ein. Sein Fachwissen und seine Branchenkontakte stammen unter anderem aus seiner früheren Position als Bereichsleiter Energie bei Energie 360° und als Entwickler des SolarContracting-Geschäfts von Romande Energie in der Deutschschweiz. In seiner neuen Rolle bei Elektron verantwortet Peter Dietiker den Geschäftsbereich Green Building mit Solar- und Zahlungssystemen.
Können Sie die Rolle von HybridWechselrichtern näher beschreiben?
Sie sind entscheidend für die Nachrüstung von Batteriespeichern. Viele Investoren von PV-Anlagen erkennen erst nach einigen Monaten Betrieb, dass sie nur einen Bruchteil, zum Beispiel 30 Prozent, ihres Solarstroms selbst nutzen können. Was sie also zu Sonnenzeiten zu viel produzieren, müssen sie günstig abgeben und zu allen anderen Zeiten kaufen sie ihren Strom dann doch teuer aus dem Netz zu. HybridWechselrichter erlauben eine spätere Erweiterung durch Batterien und sorgen so für Flexibilität und Zukunftsfähigkeit.
Wie differenziert sich Elektron im Wettbewerb, speziell bei HybridWechselrichtern und Batteriespeichern?
Wir bieten erstens ein skalierbares System, das für verschiedene Objektgrössen einheitliche Standards nutzt. Zweitens können wir bereits Projekte bis zu 500 Kilowatt mit Standardkomponenten lösen, was neue Horizonte für Projekte in Mehrfamilienhäusern, Gewerbe und Industrie eröffnet. Drittens bieten wir einen PlugandplayService für eine reibungslose Kommunikation zwischen Batterie und Wechselrichter, der dem Installateur eine schnelle und unkomplizierte Inbetriebnahme ermöglicht.
Gibt es Kunden, die von Anfang an einen Batteriespeicher installieren?
Ja, das Bedürfnis auf der Konsumentenseite für eine Batterielösung ab dem ersten Tag ist gross. Allerdings können Vorbehalte, sei es aufgrund von Unkenntnis der Möglichkeiten oder Zweifeln an der Wirtschaftlichkeit, dazu führen, dass sie von einem Batteriespeicher absehen. Dies resultiert dann in einer Installation, die für die nächsten 15 Jahre nicht mehr verändert wird. Würden sich Kunden jedoch bereits vor der Installation für einen HybridWechselrichter entscheiden, könnten sie jederzeit eine Batterie hinzufügen. Dies gibt ihnen die Möglichkeit, zu beobachten und zu entscheiden, wie gross die Batterie sein sollte, basierend auf ihrem tatsächlichen Verbrauch und der Leistung ihrer Anlage. Erst mit dem Betrieb der Anlage und der Visualisierung von Produktion und Verbrauch gewinnt man ein wahres Verständnis für seine Energienutzung.
Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit Solarplanern und installateuren für Elektron?
Diese Zusammenarbeit ist entscheidend. Wir raten interessierten Eigentümern, erfahrene Partner für eine schlüsselfertige Lösung zu wählen. Eine gute Quelle ist sicher der Verband Swissolar, wo Fachbetriebe gezielt gesucht werden können. Elektron unterstützt diese Fach
Peter Dietiker, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter des Bereichs Green Building bei Elektron.
partner, insbesondere im Bereich der Solarspeicher, um sicherzustellen, dass alles korrekt funktioniert – vom Dach bis zum Keller.
Wie bereitet sich Elektron auf die erwartete Verdoppelung der Solarstromproduktion in den nächsten vier, fünf Jahren vor? Wir suchen nach Systemen, die einfach zu montieren und zu integrieren sind. Die Herausforderung liegt darin, Fachpartner zu finden, die sowohl beraten als auch installieren können. Daher setzen wir auf Standardisierung und einen modularen Aufbau, um die Installation zu vereinfachen und zu beschleunigen.
Welche Rolle spielt Elektron bei der Erreichung der Klimaziele der Schweiz?
Die Elektrifizierung ist ein wesentlicher Schritt zum Klimaschutz. Durch sie können wir erneuerbare Energien wie Solar und Wasserkraft effektiv nutzen. Bei Elektron liegt der Fokus auf Effizienz und der Steuerung von Produktion und Verbrauch, um die Energieproduktion mit dem Bedarf zu synchronisieren. Speichertechnologien spielen dabei eine entscheidende Rolle.
Unsere Energieversorgungssicherheit ist aktuell ein grosses Thema. Kann der HybridWechselrichter zur Sicherheit beitragen? Viele sind überrascht, zu erfahren, dass herkömmliche Solaranlagen bei einem Stromausfall nicht funktionieren. Unsere HybridWechselrichter besitzen eine integrierte Notstromfunktion, die automatisch auf Batteriebetrieb umschaltet und sogar bei anhaltenden Ausfällen dank Schwarzstartfähigkeit die Batterie mit der Sonne wieder aufladen kann. Das bedeutet Sicherheit und Stromversorgung, selbst wenn das Netz ausfällt.
Welche Chancen bieten HybridWechselrichter für grössere Anlagen?
Im Segment der Einfamilienhäuser ist der Heimspeicher bereits etabliert, doch bei Mehrfamilienhäusern und Gewerbeimmobilien fehlte bisher eine attraktive Lösung. Unsere HybridWechselrichter bieten hier eine kostengünstige Option, die Installationsaufwand spart und gerade bei hohen Strompreisen im Gewerbe zu erheblichen Einsparungen führen kann.
Können Sie ein Projektbeispiel nennen, das die Stärken der Lösungen von Elektron zeigt?
Ein bemerkenswertes Beispiel ist ein Mehrfamilienhaus, das wir ausgestattet haben: 20 Kilowatt Solarleistung mit einem 18-KilowattstundenSpeicher über einen HybridWechselrichter. Dies ermöglicht den Bewohnern, von März bis Oktober komplett autark zu sein – ohne Netzstrombezug. Die emotionale und finanzielle Zufriedenheit, die dies mit sich bringt, ist immens, da nach der einmaligen Installation die Sonne keine Rechnung schickt.
Wie beeinflusst die Marktentwicklung im Solarbereich die Strategie von Elektron?
Die globale Dynamik im Solarmarkt ist riesig und beeinflusst unsere Entwicklung massgeblich. Wir bringen unsere langjährige Erfahrung mit Installateuren und Stromversorgern ein, um vorausschauend technologische Entwicklungen zu gestalten. Obwohl wir nicht selbst produzieren, treiben wir im Dialog mit Herstellern Innovationen voran.
Wie definiert Elektron nachhaltiges Wirtschaften?
Nachhaltigkeit ist bei Elektron in Produkte mit langer Lebensdauer eingebettet, wie unsere öffentlichen Beleuchtungen, Zahl und Speichersysteme. Unsere Batteriespeicher sind für 8000 Zyklen ausgelegt, was eine langfristige Nutzung gewährleistet. Effizienz und Kreislaufwirtschaft sind ebenfalls integral, wobei wir Produkte entwickeln, die recycelbar und in einer zweiten Lebensphase einsetzbar sind.
Wie wartungsintensiv sind Ihre Geräte? Unsere Systeme sind wartungsfrei, abgesehen von SoftwareUpdates für das Batteriemanagementsystem, die sicherstellen, dass es effizient mit den Batteriezellen arbeitet.
Was sollten Leser bei der Planung einer Photovoltaikanlage beachten?
Eine kompetente Beratung und die Wahl eines erfahrenen Installateurs sind essenziell. Mein Rat ist, immer auch über Speicherlösungen nachzudenken und immer Angebote mit dieser Option einzuholen. So bleibt man flexibel für die Zukunft und vermeidet das Gefühl, wenig zukunftsfähig investiert zu haben.
Warum werden die Kosten oft falsch eingeschätzt?
Die Wirtschaftlichkeit basiert auf Prognosen, die weit über die aktuellen Strompreise hinausgehen. Preise ändern sich, und die Kalkulation sollte diese Dynamik berücksichtigen. Es wird erwartet, dass die Kompensation für eingespeisten Strom sinkt und der Strompreis zu Spitzenlastzeiten steigt, was den Wert von Speicherlösungen erhöht. Es ist wichtig, nicht nur die heutigen Preise, sondern auch die zukünftige Preisentwicklung in die Planung einzubeziehen.
«In der Baubranche läuft oft nicht alles ganz gerade»
Rolf Schlagenhauf führt sein Handwerksunternehmen in der dritten Generation. Weil das Ansehen des Baus zum Teil durch eher fragwürdige Akteure leidet, setzt sich der Chef mit viel Herzblut für faire Arbeitsbedingungen, Qualität und das Ansehen der Handwerksberufe ein. Von Mark Baer #SwissTopTen
Der Geschäftsführer des Familienunternehmens Schlagenhauf ist ein Chef, der gerne selbst «büezt». So hilft Rolf Schlagenhauf im Betrieb seinen Leuten beispielsweise beim Auf oder Abladen der Fahrzeuge. «Wenn man mit zupackt, wird das von allen sehr geschätzt.» Weil er in der Zwischenzeit wisse, dass die Mitarbeitenden darauf achten würden, helfe er wenn möglich immer, sagt er ganz ehrlich. Aber er könne auch nicht aufgrund seines Naturells einfach nur daneben stehen, zuschauen und nichts machen, lacht er.
Seit 24 Jahren leitet Schlagenhauf das KMU, das sich die Liebe zum Handwerk auf die Fahne geschrieben hat. Die Schlagenhauf Gruppe bewegt sich in einem herausfordernden Umfeld. Der Preisund Zeitdruck ist hoch. Und leider gebe es unter den Firmen auch einige schwarze Schafe, die dem Ruf der ganzen Baubranche schaden würden, ärgert sich der Unternehmer.
«Leider viele schwarze Schafe»
Er schüttelt über das Gebaren gewisser Handwerkerkollegen nur den Kopf. In der Baubranche gebe es gewisse Betriebe, die sehr hemdsärmelig agierten. «Oft läuft nicht alles ganz gerade: Man gründet, geht Konkurs und fängt wieder von vorne an», sagt der Meilemer. Die Eintrittsschwelle, um beispielsweise einen Malerbetrieb zu gründen, sei relativ tief. «Ein Kessel Farbe, eine Leiter, ein geleaster Transporter, und schon kann man anfangen.» Oft gehe es bei solchen Gründungen gar nicht ums Handwerk. «Es gibt ganz viele ehrliche und stolze Berufsleute, aber leider findet man auch viele schwarze Schafe.» Firmen, die bei den Lohnbüchern tricksten oder die Arbeitsstunden nicht korrekt rapportierten. Als weiteres Beispiel nennt Schlagenhauf, dass Löhne oft nicht oder viel zu spät bezahlt würden. Der Geschäftsführer der Schlagenhauf Gruppe, der nicht «CEO» auf seinem Visitenkärtchen stehen hat – «diesen Schmuck brauche ich nicht» – will das Bild des Handwerkers in der Gesellschaft wieder positiv verändern und mit gutem Beispiel vorangehen. Das «Bodenständige» habe er quasi in der DNA. In diesem Jahr feiert das Handwerksunternehmen bereits sein 90jähriges Bestehen. «Wie meinem Grossvater und meinem Vater genügt es mir nicht, Durchschnitt zu sein.» Auch im Sport habe er schon immer besser sein wollen als die anderen. Und so möchte der Vater von zwei Söhnen mit seiner Firma Spuren hinterlassen. «Dabei geht es mir darum, in diesem Sumpf ein professionell geführtes Unternehmen zu sein, das den Mitarbeitenden, dem Staat und natürlich den Kunden gegenüber ein fairer und zuverlässiger Partner ist.» «Ich konnte es nicht glauben!»
Im vergangenen Jahr hat Rolf Schlagenhauf eine Vision definiert: «Mein Ziel war es, 2032 der beste Arbeitgeber in der Branche zu sein.» Weil er mal einen Zwischenstand wollte, machte er am «Swiss Arbeitgeber Award» mit und gewann diesen total unerwartet. «Ich konnte es anfangs gar nicht glauben», sagt Schlagen
Rolf Schlagenhauf, Geschäftsführer der Schlagenhauf Gruppe.
Schlagenhauf Gruppe
In diesem Jahr feiert der Fachspezialist für Sanierungen, Um- und Neubauten sein 90-jähriges Bestehen. Rolf Schlagenhauf (53) leitet das Familienunternehmen mit aktuell rund 280 Mitarbeitenden in der dritten Generation. Gegründet wurde die Firma Schlagenhauf 1934 vom Grossvater Fritz in Meilen (ZH), wo noch immer der Hauptsitz des Unternehmens steht. Zur Schlagenhauf Gruppe mit Gipsern, Malern, Fassadenspezialisten und Bodenlegern gehören das Malerunternehmen Pfleiderer in Rüti (ZH), die Amrein Malerei in Männedorf (ZH), der Malerbetrieb Büchi + Fischer in Baden (AG) und der Zürcher Parkett- und Bodenleger Top Design.
hauf. Seine Firma stehe im direkten Vergleich mit kleinen Banken, Versicherungen, IT-Unternehmen und Gastrobetrieben und habe voll gewonnen. Man müsse sich das einmal vorstellen, wird der Firmenlenker ganz euphorisch: «Unsere Leute sind morgens sehr früh in der Bude, arbeiten bei Regen und Hitze draussen, riechen am Abend nach Schweiss und wir bringen es alle zusammen fertig, auf dem ersten Platz zu landen.» Das sei wirklich unglaublich, wiederholt der überstolze Eigentümer der Schlagenhauf Gruppe.
Dass seine Firma den Sieg beim «Swiss Arbeitgeber Award 2024» in der Kategorie 250 bis 999 Mitarbeitende errang, hätten ausschliesslich seine Leute möglich gemacht. Seine Mitarbeitenden hätten dazu über 70 Fragen beantwortet. Ein Punkt, der für sein Personal besonders wichtig gewesen sei bei der Umfrage, sei die Firmenstrategie und einen sicheren Arbeitsplatz zu haben. Immer wieder würden Leute zurück zu Schlagenhauf kommen. Ihnen sei von einem anderen Geschäft vielleicht mehr Lohn offeriert worden. «Viele von ihnen kommen nach einigen Monaten zurück und fragen, ob sie wieder bei uns arbeiten dürfen.» Durch das eigene Handeln müsse man beim Personal Vorbild sein, führt Rolf Schlagenhauf aus. Er ist gerne in den verschiedenen Filialen des Betriebes unterwegs und hält Kontakt zu seinen Mitarbeitenden. «Unternehmer ist man mit Herzblut – oder gar nicht», erklärt er. Klar ist, dass dies eine Aufgabe mit viel Verantwortung und wenig Pause ist. Dank seinem guten Team mache er seinen Job aber sehr gerne. «Wir möchten ein Vorzeigeunternehmen sein.» Ein wichtiges Thema für den Firmeninhaber ist der Bereich der Lernenden. «Ich bin ein stolzer ‹Büezer› und möchte das Handwerk auch weitergeben.» Schlagenhaufs Wunsch ist es, dass es auch in 20 Jahren noch gelernte und stolze Berufsleute gibt. Ihm sei es wichtig, dass junge Menschen einen Job richtig lernen würden. «Man kann nicht über Fachkräftemangel fluchen und auf der
Die Schlagenhauf Gruppe will das Bild des Handwerkers in der Gesellschaft wieder positiv verändern.
anderen Seite keine jungen Menschen ausbilden, das geht nicht», sagt er bestimmt.
Wichtig sind Schlagenhauf auch die Themen Nachhaltigkeit und Ökologie. In seiner Gruppe werde heute versucht, möglichst viel CO2 zu vermeiden. Dies gelinge auch, weshalb sich der Ausstoss jedes Jahr etwas verringere. Auf seinen 50. Geburtstag hat der heute 53jährige Unternehmer seiner Firma eine CO2Kompensation geschenkt. Dies mit der Begründung, enkelgerecht zu arbeiten. «Alles, was wir heute machen, soll unsere Enkel in der Zukunft nicht belasten», sagt er im Gespräch. «Wir arbeiten CO2-neutral» Bloss das CO2 zu kompensieren, bezeichnet Rolf Schlagenhauf selber als «Ablasshandel». Aber mit der von ihm ausgesuchten Stiftung sei man auf «einem guten Weg». Und seine Firma habe schon früh auf Ökologie geachtet. Es sei wahrscheinlich eines von ganz wenigen Unternehmen in der Branche, das mittlerweile CO2neutral arbeite. Alle Baustoffe würden nur in der Schweiz eingekauft, in den Farben habe es möglichst wenig Lösungsmittel und man sei generell auf der Suche nach giftfreien Alternativen. «Und was wir selber nicht reduzieren können, kompensieren wir eben über die Stiftung.»
Auch die Digitalisierung treibt das Unternehmen voran. Automatische Geschäftsprozesse sollen dem Betrieb dank neuen digitalen Möglichkeiten Effizienzgewinne verschaffen. «So können wir mehr Zeit auf der Baustelle verbringen.» Auch habe man dank der Digitalisierung mehr Zeit für die Sicherheit auf den Baustellen. Seine Projektleiter würden heute von überall arbeiten können. Durch hinterlegte Workflows sei bei ihnen inzwischen vieles papierlos und alle Arbeitsstunden würden digital via Handy rapportiert.
Seit diesem Jahr gibt es bei der Schlagenhauf Gruppe einen Innovationsbeauftragten. Der Verantwortliche für Neuerungen schaut, wo es im Betrieb ein spezielles Knowhow von Mitarbeitenden oder irgendwelche Spezialitäten gibt, die man anbieten oder ausbauen könnte. Als Beispiel von vielen nennt Schlagenhauf die ökologische Fassadenreinigung mit Hilfe einer Lanze, die ganz ohne ein Gerüst funktioniert. «Wir können Fassaden vom Boden aus reinigen», erklärt er. Hier fällt der Aufbau eines Gerüsts weg, es brauche auch keine Bewilligung und für die Mitarbeitenden sei es sicherer, auf diese Weise die Fassaden zu reinigen. Nur ein paar wenige Leute im Betrieb würden diese neue Technik beherrschen. Und genau diese Mitarbeitenden würden jetzt weiter in die Ausbildung geschickt, um diesen Bereich der Firma weiter auszubauen. Wie es mit dem Familienunternehmen in Zukunft weitergeht, wollen wir zum Schluss vom Firmenchef noch wissen. Steht der Nachwuchs bereits in den Startlöchern? Seine beiden Söhne sind 10 und 13 Jahre alt. «Ich weiss nicht, ob meine Jungs die vierte Generation machen werden.» Rolf Schlagenhauf richtet sich darauf ein, dass sie ihrem Vater nicht folgen werden. «Selbstverständlich möchte ich jede Option offenlassen.»
#SwissTopTen
Kalkschutz neu definiert:
Hartes, kalkhaltiges Wasser kann Schäden anrichten, wenn man nichts dagegen unternimmt.
Mehr als vierfache Kostensenkung, kein Resscourcenverschleiss
Bereits mehr als 10 000 Hausbesitzer und Immobilienprofis wie die Axa, Swiss Life oder Zug Estates setzen beim Kalkschutz auf die moderne und umweltfreundliche EAF-Technologie. Eine neue Studie von Carbotech weist nach: Die Kostenvorteile sind immens, die Ökobilanz konkurrenzlos gut. Von Michael Baumann
Die herkömmlichen Methoden zur Enthärtung und Entkalkung von Wasser in Schweizer Wohn und Geschäftsgebäuden führen zu einem hohen Verbrauch von Trinkwasser und Salz. Jedes Jahr werden etwa 10,3 Milliarden Liter Trinkwasser und rund 170 000 Tonnen Salz dafür gebraucht. Zum Vergleich: Das ist mehr Wasser, als die Schweizer Bevölkerung in einem Jahr verbraucht, und mehr Salz, als durchschnittlich in einem Winter auf den Strassen gestreut wird. Das CleantechUnternehmen Hydro Service Schweiz aus Wohlen im Kanton Aargau bietet eine umweltschonende Alternative an, die ohne Salz und Chemikalien funktioniert.
«Wir haben uns dem Ziel verschrieben, diese Zahlen in zehn Jahren um die Hälfte zu reduzieren und die vielen Salzanlagen mit unseren AquazinoGeräten zu ersetzen», sagt Sascha Benz, Mitinhaber von Hydro Service Schweiz. Anders als herkömmliche Salzanlagen funktionieren die AquazinoGeräte mit der «Electric Anti Fouling»Technologie (EAF). Chemie oder Salz sind dafür nicht nötig. Ausserdem wird kein Trinkwasser verschwendet.
Vorteile sowohl ökologisch als auch ökonomisch
«Die Geräte erzeugen harmlose, aber wirkungsvolle elektrische Impulse. Durch diese konstanten Wechselstromsignale werden die Kalkkristalle richtiggehend
pulverisiert, haften dadurch nicht mehr und werden mit der Strömung weggespült oder können einfach abgewischt werden. Das Wasser wird runder und weicher», erklärt Fredy Born, Geschäftsführer von Hydro Service Schweiz. Die EAF-Technologie wirkt dabei sowohl bei fliessendem wie auch bei stehendem Wasser im gesamten Leitungssystem eines Gebäudes.
Mehr als 10 000 private Hauseigentümer und Immobilienprofis wie die Axa Anlagestiftung (TelliSiedlung in Aarau), die Zug Estates, die Swiss Life Asset Management und weitere arbeiten bei Sanierungen und Neubauten mit der Firma Hydro Service zusammen. «Wir haben vom unabhängigen Unternehmen Carbotech Basel einen professionellen Öko
bilanzrechner entwickeln lassen, um Planern eine optimale Basis für die Entscheidungsgrundlage zu bieten. So kann schnell und unkompliziert berechnet werden, welche ökologischen und ökonomischen Vorteile Aquazino für die Liegenschaften hat», sagt Federico Bussmann, Leiter Firmenkunden von Hydro Service Schweiz. Dadurch hat man auch eine transparente Kostenaufstellung mit einem Kalkulator von einem unabhängigen Unternehmen zur Hand.
Die Swiss Life Asset Management zum Beispiel setzt als innovatives und zukunftsorientiertes Unternehmen in vielen Wohnungen und immer mehr Liegenschaften in der ganzen Schweiz auf Aquazino. Im Rahmen der Sanierung von
Vergleich der Vollkosten
Ionentauscher
Heizungen wurde nach einer nachhaltigen Kalkschutzlösung gesucht, um die Trinkwasserqualität zu verbessern und gleichzeitig die starke Belastung des Leitungsnetzes und der Boiler und den damit verbundenen Wartungsaufwand zu minimieren – und so natürlich auch noch die Kosten zu senken. Ausschlaggebend für die Entscheidung für Aquazino waren die einmaligen Investitionskosten, der effektive Kalkschutz sowie der Umstand, dass keine Kosten für Wartung und Unterhalt entstehen.
Ein weiterer wichtiger Faktor war für die Immobilienprofis der Swiss Life Asset Management AG die Nachhaltigkeit, die zunehmend an Bedeutung gewinnt. «Nachhaltigkeit ist das Gebot der Stunde und auch im Gebäudeunterhalt von Immobilienfirmen nicht mehr wegzudenken», führt Federico Bussmann aus. Aquazino-Geräte in Zuger Einkaufszentrum
Ein anderes Beispiel ist die Zug Estate, welche die Liegenschaft Metalli, ein beliebtes Einkaufszentrum im Stadtzentrum von Zug, verwaltet. Dort wurde die Osmoseanlage bei der Belüftungsanlage ausgetauscht und durch ein AquazinoGerät für einen effektiven Kalkschutz ersetzt. Zusätzlich liess die Zug Estate eine zweite Anlage speziell für die Abwasserleitungen installieren. Die Problematik bestand darin, dass sehr kalkhaltiges Grundwasser eindrang, das abgeführt werden musste. Das Grundwasser verkalkte die Abwasserleitungen sehr stark, weshalb in der Vergangenheit Chemie in Form von Entkalkungsmitteln eingesetzt werden musste. Dieses Vorgehen war nicht nur teuer, sondern auch sehr aufwendig. «Die Einsparungen in Bezug auf den Unterhalt – vom Salz bis zum Personal – sind immens. Schon bei einem einzelnen Mehrfamilienhaus mit rund zwanzig Bewohnern werden pro Jahr über zwei Tonnen Salz gespart, die auch nicht mehr nachgefüllt werden müssen. Zudem fallen rund 150 000 Liter Trinkwasser für die Rückspülung weg», sagt Fredy Born. Investition rasch amortisiert, Stromkosten tief
AquazinoGeräte sind laut Hydro Service Schweiz nicht nur umweltfreundlich, sondern auch wirtschaftlich. Sie brauchen keinen Unterhalt oder regelmässige Salznachfüllung. Die einmalige Anschaffung ist nach ungefähr zweieinhalb Jahren amortisiert – danach spart man viel Geld. Auch der Stromverbrauch ist gering und beträgt bei durchschnittlichen Stromkosten etwa 15 Franken pro Jahr und Wohnung. Das ist im Vergleich zu anderen elektrischen Haushaltsgeräten wenig. AquazinoGeräte gibt es in verschiedenen Modellen und Grössen, die für alle Gebäudearten passend sind. «Aus ökologischer und ökonomischer Sicht ist ein sofortiger Umstieg auf unsere Geräte für alle Immobilien sinnvoll, weil dann ab sofort die Verschwendung von Salz und Trinkwasser aufhört und die Wartungs sowie Unterhaltskosten wegfallen», führt Fredy Born aus. HydroServiceKunde Müller* kann diese Aussagen nur unterstreichen: «Wir haben Aquazino vor rund fünf Jahren in unserem Einfamilienhaus und in einer Immobilie mit sechs Parteien installiert. Das Beste daran ist, dass nach der einmaligen Investition keine weiteren Services oder eine Wartung notwendig sind. So sparen wir diese Kosten komplett ein und müssen uns nicht um das Nachfüllen von Salz kümmern.»
* Name des TestimonialGebers bekannt.
Hydro Service Schweiz
Das Cleantech-Unternehmen Hydro Service Schweiz mit Sitz in Wohlen (AG) entwickelt Technologien und Produkte für die umweltfreundliche Wasseraufbereitung. Seit 2014 hat das Team um den Elektroingenieur Per Lindwall die hocheffektive Kalkschutztechnologie EAF, die erfolgreich in grossen Industrieanlagen eingesetzt wurde, untersucht, optimiert und dadurch leistungsstarke, kompakte Aquazino-Geräte für die breite Anwendung entwickelt. Das Unternehmen beschäftigt ein eigenes Team von ausgebildeten Sanitären für die Beratung und die Installation.
#SwissTopTen
Plädoyer für bessere Luft in Innenräumen
Der Bedeutung einer optimalen Luftfeuchtigkeit in Wohn- und Geschäftsräumen werde zu wenig Bedeutung zugemessen, sind die Experten von Condair überzeugt: Eine Regelung wäre gut für die Gesundheit der Bewohner und Benutzer sowie für die Wertsteigerung der Immobilien.
Von David SchnappÜber die Qualität der Luft in Innenräumen wird erst seit einigen Jahren breitenwirksam diskutiert. Die Pandemiejahre gaben den Anstoss dazu: «Der Faktor Angst spielt dabei eine grosse Rolle. Während der CoronaZeit wurde die Gesellschaft aufgerüttelt und man hat begonnen, sich mit der Luftqualität in Innenräumen zu beschäftigen», sagt Werner Adler. Für ein gutes Raumklima, weiss der Marketingleiter des Schweizer Unternehmens Condair, gebe es drei bestimmende Faktoren: eine Temperatur von 20 bis 23 Grad – wobei es im Schlafzimmer gerne auch etwas kühler sein sollte –, eine CO2Belastung von weniger als 800 ppm sowie eine relative Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 Prozent. Werden diese Werte ganzjährig eingehalten, wohnt und arbeitet der Mensch in einer gesunden Umgebung. Ein wichtiger Faktor ist hier die Jahreszeit, weil sich der natürliche Wassergehalt in der Luft ändert: Kalte Luft kann weniger Wasser aufnehmen als warme Luft. Wenn während der Heizperiode im Winter diese Luft in Innenräumen aufgewärmt wird, sinkt die relative Luftfeuchte im Raum oft unter 20 Prozent! Wissenschaftliche Studien Dem Faktor Luftfeuchtigkeit müsse mehr Beachtung geschenkt werden. «Es gibt viele wissenschaftliche Studien dazu: Bei einer Luftfeuchtigkeit von weniger als 40 Prozent arbeitet das Immunsystem nicht mehr richtig», erklärt André Hartmann, Geschäftsführer von Condair in der Schweiz. Zudem beweisen sie, dass eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent optimal für das Immunsystem der Menschen ist, erfolgreich Viren und Bakterien bekämpft und die Gesundheit schützt. So hat das Unternehmen eine Studie der Immunologin Akiko Iwasaki unterstützt, die an der renommierten Yale University forscht. In ihrer Arbeit hat sie untersucht, wie die Luftfeuchtigkeit die Immunabwehr beeinflusst. Das kurz zusammengefasste Ergebnis hat überraschend deutlich gezeigt, dass bei weniger als 40 Prozent Luftfeuchtigkeit die Selbstreinigungsfunktion von Flimmerhärchen und Schleimhäuten leidet. Sie sind nicht mehr in der Lage, Erreger abtransportieren zu können.
Bei Condair beschäftigen sich Fachleute seit 1948 mit dem Thema Luftbefeuchtung und haben sich in diesen 75 Jahren eine umfangreiche Expertise angeeignet. Neben der Temperatur und dem CO2 sei die relative Luftfeuchtigkeit ein drittes entscheidendes Puzzleteil für ein gesundes Innenraumklima.
Trockenheit kann Materialien – etwa Parkettböden, Musikinstrumenten, Holzmöbeln, antiquarischen Objekten oder teuren Bildern – zusetzen. Vor allem aber geht es um die Gesundheit der Bewohner
und Benutzer in den Gebäuden. Der je nach Alter und Geschlecht zu 50 bis 75 Prozent aus Wasser bestehende Mensch gibt über sein grösstes Organ, die Haut, permanent Feuchtigkeit ab. Ist die Luft in Räumen zu trocken, wird der Mensch gewissermassen zu einem «lebenden Luftbefeuchter», was nachvollziehbar Folgen für die Gesundheit haben kann. «Durch schlechte Luftqualität in Wohn und Geschäftsräumen entsteht ein enormer volkswirtschaftlicher Schaden», fasst Hartmann die Folgen zusammen.
Kaum gesetzliche Vorgaben
Dass man dem Phänomen dennoch erst langsam grössere Beachtung schenkt, ist aus Sicht der CondairVerantwortlichen schwer nachvollziehbar. Werner Adler illustriert dies deshalb an einem anschaulichen Beispiel: «Wir halten uns Tag und Nacht bis zu 90 Prozent in Innenräumen auf und atmen dabei 15 000 Liter Luft ein. Das ist ein weit grösseres Volumen, als wir an Nahrung oder Wasser zu uns nehmen. Während es bei Lebensmitteln klare gesetzliche Vorgaben gibt und auf jeder Verpackung sämtliche Inhaltsstoffe genau aufgeführt werden müssen, steht nirgends drauf, was eigentlich in der Raumluft drin ist, die wir einatmen.»
Mittlerweile beschäftigt sich auch das eidgenössische Parlament mit der Luftqualität in Innenräumen, «man beginnt, die Luftqualität ganzheitlicher zu betrachten», sagt André Hartmann. Und in den USA beschäftigt sich aktuell auch die BidenAdministration mit diesem Thema. Mit dem Programm «Breathe» wird nach Lösungen gesucht für die Überwachung und Sicherstellung einer gesunden «Indoor Air Quality». Im Moment scheue man sich noch davor, den Parameter Luftfeuchtigkeit in Innenräumen gesetzlich zu regeln – auch aus Angst vor möglichen Investitionen. Aber der sich entwickelnde europäische ESG-Rahmen (Environmental, Social und Governance) trage wesentlich dazu bei, die Betrachtungsweise zu ändern. ESG fördere die holistischen Bewertungen von Gebäuden, was sich letztlich wertsteigernd auf Immobilien auswirke, so Hartmann. Bei gewerblich genutzten Gebäuden sind eine Abnahme der Krankheitstage und eine Steigerung der Produktivität zu beobachten, wenn die Angestellten in Räumen mit professionell geregelter Luftfeuchtigkeit arbeiten können. «Wir kommen in ein neues Zeitalter, wo andere Kriterien im Immobilienbusiness wichtiger werden. Der Mensch als Benutzer der Gebäude wurde in den letzten Jahren zu wenig beachtet, weil das Energiesparen im Zentrum stand», erklärt Hartmann.
Gesundheitliche Aspekte
Man habe beim Bauen in der Vergangenheit, ergänzt der SchweizChef von Condair, zu stark auf Energiefragen fo
Condair Group
Die 1948 gegründete Condair Group mit Sitz in der Schweiz ist mit über 850 Mitarbeitenden, davon rund 40 für Condair Schweiz in Pfäffikon (SZ) und Bulle (FR), der Weltmarktführer in Luftbefeuchtung, Entfeuchtung und Verdunstungskühlung. Basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, entwickelt sie individuelle, ganzheitliche Lösungen zur Steigerung der Produktivität und Schaffung eines gesünderen Raumklimas in Innenräumen. Mit innovativen Luftbefeuchtungssystemen setzt das Unternehmen neue Massstäbe in Bezug auf eine professionelle sowie energieeffiziente «Hydrierung» der Raumluft. Mit dem Produktportfolio HumiLife bietet Condair neu auch für Büros und Privathaushalte individuelle Lösungen für Gesundheit, Produktivität und Nachhaltigkeit. Zur Condair Group gehören Vertriebs- und Serviceorganisationen in 23 Ländern, Produktionsstandorte in Europa, Nordamerika und China sowie internationale Vertriebspartner an mehr als 50 Standorten weltweit.
kussiert und dabei menschliche und gesundheitliche Aspekte vernachlässigt.
«Es wäre falsch, den Energieverbrauch als einziges Kriterium für moderne Wohnbauten zu verwenden, das haben uns die zwei Pandemiejahre gut vor Augen geführt», sagt Werner Adler. Es müsse sich die Erkenntnis durchsetzen, dass Wohn und Bürobauten für den Menschen gemacht seien und nicht zum Selbstzweck gebaut würden.
Eine Mindestraumluftfeuchte von 40 Prozent wäre für die Schweiz eine sinnvolle Norm.
Aus Sicht von André Hartmann werde vor allem in Wohn und Bürobauten das Thema der Luftfeuchtigkeit viel zu wenig beachtet: «In Industrie und Gewerbe, in denen hygroskopische Materialien verarbeitet oder gelagert werden, werden Temperatur und Raumluftfeuchte bereits seit vielen Jahren in der Planung und Umsetzung berücksichtigt. In Bürobauten und privaten Wohnhäusern ist dies leider noch nicht der Fall. In den letzten Jahren, bedingt durch die nachhaltige und dichte Bauweise und den vermehrten Einsatz der kontrollierten Wohnraumlüftung, sehen wir ein steigendes Interesse an installierter Luftbefeuchtung auch aus dem privaten Bereich.»
Beim Weltmarktführer für professionelle Luftbefeuchtung ist man über
zeugt, dass es gerade bei Wohnhäusern oder Stockwerkeigentum sinnvoll ist, die Haustechnik neben Heizung und Lüftung mit einem professionellen Luftbefeuchtungssystem zu ergänzen. Condair geht mit gutem Beispiel voran. In den eigenen Geschäftsräumlichkeiten in Pfäffikon (SZ) und Bulle (FR) «haben wir auch damit begonnen, in sämtlichen Räumen Monitore aufzustellen, um die Qualität der Innenraumluft grafisch darzustellen. Was wir propagieren, setzen wir selbst um», so Hartmann. Daraus leitet sich auch die Forderung der beiden Experten ab. Man müsse die Normen und Standards bei Neubauten so weiterentwickeln, «dass wir nicht nur zu einem energieoptimierten, sondern auch zu einem gesunden, Gebäude gelangen», sagt Adler. Eine Mindestraumluftfeuchte von 40 Prozent in den Wintermonaten wäre für die Schweiz eine sinnvolle Norm, so Adler. Bei den Bestandsimmobilien wiederum könnte man mit dem Monitoring der Luftqualität beginnen, um je nachdem, Massnahmen zu ergreifen, die eine Verbesserung versprechen – zum Beispiel einen nachträglichen Einbau eines Raumhydrierungssystems.
macht vieles möglich, aber nur mit Menschen tut sich etwas.
#Gamechanger
Sie treten an, um das Spiel in der Bau- und Immobilienwirtschaft zu verändern
Veränderungen finden oft im Kleinen statt. Sei dies durch kreative Ansätze, technische Innovationen oder dem Willen zu mehr Effizienz. In der Branche gibt es zahlreiche KMU und Startups, die in ihrem Geschäftsbereich einen Wandel herbeiführen: Wir stellen sieben vor. Von Denise Weisflog
Schneller, einfacher, weiter, umweltfreundlicher: So lassen sich die dringendsten Herausforderungen der Bau und Immobilienwirtschaft hinunterbrechen –sowohl global als auch national. Einerseits geht es darum, mit der progressiven Entwicklung bei Trends wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung oder künstliche Intelligenz (KI) Schritt zu halten sowie Lösungen zu schaffen.
Andererseits ist die Branche selbst ein wichtiger Akteur, wenn es darum geht, die Pariser Klimaziele zu erreichen, sodass auch die Schweiz bis spätestens 2050 nicht mehr Treibhausgase in die Atmosphäre ausstösst, als durch natürliche und technische Speicher aufgenommen werden können. Nur, die Uhr tickt und tickt.
Mit gutem Beispiel vorangehen Veränderungen geschehen immer auf verschiedenen Ebenen: auf der grossen wie auf der kleinen. Die sieben auf nachfolgenden Seiten portraitierten Unternehmen sind KMU und Startups, die mit innovativen Ideen, Neuentwicklungen oder etwas anderen Ansätzen ein Umdenken oder eine Vereinfachung in ihrem spezifischen Geschäftsbereich bewirken (wollen). Das Spektrum der vorliegenden Miniserie reicht vom frischgebackenen Jungunternehmerquartett über eine gestandene Firma mit 20 Mitarbeitenden bis hin zum Unternehmen mit 60 Beschäftigten.
So unterschiedlich diese sieben Betriebe sind, so stark ähneln sie sich im Bestreben, Bestehendes
#Gamechanger Fehlende Transparenz in der Immobilienbranche?
Mit der Hilfe fortschrittlicher Technologien schafft Avendo eine Plattform, die das Wissen in der Immobilienbranche demokratisiert und privaten Eigentümern eine umfassende Einsicht in ihre Liegenschaft bietet. Von Denise Weisflog
Mitten in der Pandemie beschlossen die beiden Brüderpaare Roland und Daniel Schüpfer sowie Camil und Ficht Hämmerli, ihre Kompetenzen in den Bereichen Immobilienverkauf, Programmierung und Design zu vereinen und eine ganz neue Art von Immobilienagentur zu kreieren. «Avendo wurde ins Leben gerufen, um den Immobilienmarkt zu vereinfachen, indem ineffiziente und komplexe Prozesse im Verkauf und in der Vermietung von Immobilien durch den Einsatz von Technologie vereinfacht werden», sagt Roland Schüpfer, CEO des Startups. Kernstück der Idee ist die Avendo Plattform, die dem Anwender die Möglichkeit bietet, seine eigene oder seine Wunschliegenschaft mit persönlichen Informationen anzureichern, sämtliche öffentlichen Daten (Big Data) mit einzubeziehen, und daraus Szenarien abzuleiten wie beispielsweise kostenlose Preisanalysen, Wertveränderungen bei Sanierungen sowie Potenzialanalysen.
nicht einfach hinzunehmen, sondern im Grossen oder Kleinen etwas zu verbessern und auf ein neues Level zu bringen. Sie sind in ihren Nischen und Tätigkeitsfeldern wahre Gamechanger:
Das junge KMU Wattson (siehe Seite 20) möchte den ökologischen Wandel bei den Immobilien beschleunigen und bietet nicht nur ein neues Plattformmodell, sondern auch einen Finanzierungsservice, der den zinslosen Ratenkauf ohne Anzahlung ermöglicht.
• Die neue Onlineplattform Myky (siehe Seite 20) bietet digitale Tools, mit denen private Hauseigentümer Sanierungsmassnahmen effizient, kostenoptimiert und nachhaltig planen können.
Die Gründer des Basler Startups Golden Key (siehe Seite 19) haben sich zum Ziel gesetzt, nicht nur Verwaltungsprozesse zu automatisieren, sondern auch die Kommunikation zwischen Mietern, Vermietern und Handwerkern so zu kanalisieren, dass unnötige Fahrtwege vermieden und dadurch Emissionen eingespart werden können.
• Garaio Rem (siehe Seite 19) wurde vor 20 Jahren gegründet und treibt die Digitalisierung der Branche heute als ProptechUnternehmen mit voran.
• Die mittlerweile zur SMG Swiss Marketplace Group gehörende Firma Flatfox (siehe Seite 18) gehört zu den Pionieren unter den Schweizer ProptechUnternehmen und ist sowohl ein Immobilienmarktplatz als auch eine webbasierte Plattform, die alle Schritte rund um den Miet und Vermietungsprozess digitalisiert.
Die ursprünglich als EinFrauUnternehmen gegründete Cavegn Immobilien (siehe Seite 18) kämpft dank kreativen Ansätzen gegen die Mittelmässigkeit.
• Und das von zwei Brüderpaaren gegründete Startup Avendo (siehe rechts) zielt darauf ab, das Wissen in der Immobilienbranche zu demokratisieren.
Diese sieben GamechangerStorys lesen Sie auf den nachfolgenden Seiten.
Unerreichte Transparenz Wie Schüpfer ausführt, erleichtert die Plattform zudem das Einholen von Offerten, da der Eigentümer dem Offertsteller nach Belieben Daten zur Verarbeitung freigeben kann; etwa die Dachfläche für die Offerte einer Photovoltaikanlage oder die bisherigen Sanierungen der Liegenschaften für den Immobilienmakler beziehungsweise die Bank. «Sämtliche Liegenschaftsdaten werden hierbei mit unseren aggregierten Daten ergänzt und automatisiert verarbeitet. Die Technologie hinter Avendo schafft eine bisher unerreichte Transparenz und Benutzerfreundlichkeit im Immobilienmarkt», erklärt Schüpfer. Avendo biete eine Plattform, die für sämtliche Nutzer in der Immobilienbranche konzipiert sei. So kreiere man beispielsweise für Privateigentümer ein virtuelles Pendant zu ihrer physischen Liegenschaft. Dies ermögliche eine einfache Verwaltung,
Überwachung und Optimierung der Immobilie. «Wir halten die Plattform offen und arbeiten aktuell etwa mit der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, um möglichst alle Daten des Gebäudeprogramms in die Plattform einzubinden. So möchten wir die Hürden zur Sanierungsrechnung für die Eigentümer noch mehr reduzieren», sagt Schüpfer. Avendos Engagement Avendo habe sich seit der Gründung stetig weiterentwickelt und die Technologie verfeinert, um den Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden. Von der Entwicklung einer umfassenden Verkaufssoftware, die alle Aspekte des Immobilienverkaufs automatisiere und vereinfache, bis hin zur Öffnung für Drittpartner wie Totalunternehmer oder Makler habe man stets den Fokus auf die Schaffung einer benutzerfreundlichen und effizienten Plattform gelegt. «Die zukünftige Ausrichtung, eine umfassende Immobilienplattform zu schaffen, die Privateigentümer in den Mittelpunkt stellt, ist ein Beweis für Avendos Engagement, das Wissen in der Immobilienbranche zu demokratisieren und für alle zugänglich zu machen», betont Schüpfer. Bis 2030 möchte Avendo international zur zentralen Plattform für Immobilien avancieren, indem sie Eigentümern digitale Abbilder ihrer Liegenschaften bietet. Diese digitalen Abbilder sollen in naher Zukunft sämtliche relevanten Informationen und die Historie beinhalten, sodass bei einem Verkauf alle Daten nahtlos an den neuen Eigentümer übergeben werden können. Darüber hinaus möchten die Jungunternehmer die Plattform für alle Stakeholder öffnen und sämtlichen Akteuren im Immobilienmarkt tiefgreifende Einblicke und Entscheidungshilfen ermöglichen.
Avendo
Avendo wurde 2020 von den Brüdern Camil und Ficht Hämmerli sowie Daniel und Roland Schüpfer gegründet. Das Start-up mit Sitz in Suhr beschäftigt heute rund 16 Mitarbeitende. Durch die Nutzung modernster Technologien wie KI und Big Data optimiert Avendo den Verkaufsprozess, bietet Echtzeit-Bewertungen und eine nahtlose Integration für Akteure im Immobiliensektor. Die Vision der Jungunternehmer ist es, Schweizer Immobilienbesitzern mit Daten und Entscheidungsgrundlagen zu versorgen, die bisher Branchenprofis vorenthalten waren.
#Gamechanger
Gegen
Mittelmässigkeit
Für Stéphanie Cavegn, die Firmen gründerin von Cavegn Immobilien, sollten die Gebäude, in denen wir wohnen und arbeiten, uns helfen, die beste Version von uns selbst zu sein. Dies sollte sich auch in den Vermarktungs- und Verkaufsstrategien widerspiegeln.
Von Denise Weisflog
Stéphanie Cavegn beschreibt sich selbst als Person, die immer 150 Prozent Einsatz leistet und voller Ideen ist. Kurz vor ihrem 30. Geburtstag verspürte die ZHAW und HWZ-Absolventin, die für mehrere Immobilienunternehmen tätig war, den Drang, ihre eigene Chefin zu sein. Gleichzeitig wollte sie die hohen Ansprüche, die sie an Dienstleistungen hatte, auf ein neues Level bringen.
Ohne Aufträge oder Mandate zu haben, lancierte sie 2017 Cavegn Immobilien. «Nun konnte ich meine ganze Energie für mich und meine Firma nutzen und hatte die Chance, alles selbst zu entscheiden», erklärt die Geschäftsführerin. Sie habe damals nicht lange gezögert, sondern einfach etwas ausprobiert. Heute, sechs Jahre später, sind acht Personen im Unternehmen tätig, das den Fokus auf den Verkauf und die Vermarktung von Immobilien sowie Beratung legt. Kreativ sowie professionell «Wir sind ein junges, agiles Büro und kombinieren Kreativität mit Professionalität», sagt Cavegn. Das Ziel sei, Projekte dank frischen, modernen Ansätzen kreativ umzusetzen und Baukultur zu fördern. «Uns ist es wichtig, wie die Produkte, die wir vermarkten, aussehen und bewohnbar sind», ergänzt Cavegn. Man achte darauf, dass man den roten Faden des Produkts – also das, was sich der Architekt dabei überlegt habe – aufnehme und als Kernpunkt in die Vermarktung einbinde. Dabei müsse man immer auch die Wirtschaftlichkeit des Projekts im Blick behalten. «Wir stellen fest, dass gute Produkte häufig langweilig und nach dem immer gleichen Schema vermarktet werden. Für eine erfolgreiche Vermietung beziehungsweise einen erfolgreichen Verkauf sehen wir es jedoch als zentral an, dass alle Personen, die an einem Neu oder Umbau beteiligt sind, von der gleichen Idee ausgehen und an demselben Strang ziehen – es sollte alles aufeinander abgestimmt sein. Das Gebäude, das man baut, muss mit der Nachfrage
im Einklang stehen», betont Cavegn. Immer häufiger werde ihr Team daher bereits bei der Entstehung eines Produkts mit ins Boot geholt. Dann nämlich, wenn es um die Bestimmung der Zielgruppensegmentierung, die Grundrisse, die Materialisierung und den Ausbaustandard gehe.
Spezifischer Kundenansatz «Wir wollen in Immobilien wohnen und arbeiten, die uns unterstützen, die beste Version von uns selbst zu sein. Durchschnittliches, das an den Bedürfnissen von uns Menschen vorbei gebaut wird, möchten wir zukünftig vermeiden», erklärt Stéphanie Cavegn. Bei den verschiedenen Projekten verfolge man für jeden Kunden einen sehr spezifischen Ansatz – jeder Auftrag sei schliesslich ein Unikat. Das junge Team sei Teil der Weiterentwicklung der Stadt Zürich und andere Gemeinden und nehme seine Pflichten sehr ernst. Das Ziel von Cavegn Immobilien sei nicht in erster Linie Wachstum, sondern die Zufriedenheit der Kunden: Die Qualität stehe immer im Vordergrund. «Wenn man den Apparat aufbläst, verliert man den Überblick. Ich möchte die DNA von Cavegn Immobilien beibehalten, denn ich denke, dass uns dies einzigartig macht», sagt die Geschäftsführerin. Bis 2030 soll ihr KMU die führende Immobilienboutique in der Deutschschweiz sein und die Menschen noch effizienter verbinden. «Und ich wünsche mir, dass wir viele Wohnräume und Projekte vermarkten dürfen, die Menschen glücklich machen», ergänzt Cavegn. Im Moment verfolgt die Macherin, neben dem Hauptbüro, noch drei weitere Businessprojekte und ist Mutter eines acht Monate alten Babys.
Cavegn Immobilien
Cavegn Immobilien wurde 2017 als Ein-Frau-Unternehmen von Stéphanie Cavegn gegründet. Das KMU mit Büro am Zürcher Central fokussiert auf den Verkauf und die Vermarktung von Immobilien –insbesondere Entwicklungsliegenschaften, Grundstücke, Mehrfamilienhäuser und Geschäftsliegenschaften. Das Team, das heute aus acht Spezialisten besteht, unterstützt Kunden von der ersten Schätzung bis zur vollendeten Transaktion. Die Dienstleistungen im Verkauf umfassen die Bewertung des Verkaufsobjekts, die Erstellung der Vermarktungsstrategie, die Definition und Umsetzung der Vermarktungsinstrumente, die Verkaufsabwicklung sowie die Verkaufsverhandlungen und den Abschluss.
#Gamechanger Einfaches Mieten und Vermieten – alles digital
Flatfox gehört zu den Pionieren unter den Schweizer ProptechUnternehmen und bietet neben einem Immobilienmarktplatz auch eine webbasierte Plattform, die sämtliche Schritte rund um Miet- und Vermietungsprozess digitalisiert.Von Denise Weisflog
Was 2012 als Freizeitexperiment von vier Arbeitskollegen begann, ist heute Teil der SMG Swiss Marketplace Group (siehe Kasten). Vor über zehn Jahren hatten die Jungunternehmer Bernhard Mäder, Mattia Regi, Silvan Spross und Fabian Stutz die Idee, eine Immobilienplattform von Mietenden für Mietende zu kreieren: «Flatfox wurde mit dem Ziel lanciert, das Mieten und Vermieten einfach zu machen», sagt Julia Bitschnau, die seit 2021 in der Rolle als Chief Product Officer (CPO) beim KMU tätig ist.
Wie sie erklärt, sollen Immobilienbewirtschaftende mit einfachen Tools unterstützt werden, sämtliche Schritte rund um die Wiedervermietung und Bewirtschaftung von Immobilien bequem und digital abzuwickeln. «Als einzige Onlineplattform in der Schweiz für einen ganzheitlichen Vermietungsprozess digitalisieren und automatisieren wir alle Prozesse und eliminieren damit Medienbrüche konsequent», sagt die Leiterin des Produktmanagements.
Gamechanger Proptech Flatfox zähle zu den Pionieren unter den Schweizer ProptechUnternehmen – Proptech steht für «Property technology» – und sei sowohl ein Immobilienmarktplatz als auch eine webbasierte Plattform, die alle Schritte rund um den Miet und Vermietungsprozess digitalisiere. «Wir sind die einzige Plattform hierzulande, die den gesamten Vermietungsprozess konsequent vereinfacht und dabei jegliche Interaktion zwischen Interessenten, Bewerbern, Mietern, Immobilienbewirtschaftern und Dienstleistern auf digitalem Weg ermöglicht», führt Bitschnau aus. Privat Ausschreibende würden neben der kostenlosen Insertion vom FlatfoxMessenger profitieren, der ihnen eine sichere und bequeme Kommunikation mit Interessierten biete. Damit könnten Anfragen bequem beantwortet, Besichtigungen geplant und alle Bewerbungen im Blick behalten werden. «Immobilienprofis auf der anderen Seite
werden mit einer eigens entwickelten Software ganzheitlich bei allen Aufgaben im Vermietungsprozess unterstützt – darunter Kündigung, Vermarktung, Mieterauswahl, Mieterwechsel und Mietermanagement. Dank dieser Allin oneLösung von Flatfox vermieten Immobilienbewirtschaftende und Vermarktende schnell und einfach», betont Julia Bitschnau.
Software-as-a-Service
Wie die CPO erklärt, hat sich das Unternehmen in den vergangenen Jahren vom reinen Marktplatz zur umfassenden SaaS-Plattform (kurz für SoftwareasaServicePlattform) entwickelt. Neben diversen Partnerintegrationen und angeboten rund um eine erfolgreiche Vermarktung stünden umfassende digitale Tools für die Mieterauswahl zur Verfügung. Darunter die digitale Bewerbung, eine digitale Checkliste sowie die automatisierte Referenzprüfung. Ein lückenloser Dokumentensowie ein transparenter Informationsaustausch würden für einen reibungslosen Mieterwechsel sorgen.
«Aber der Prozess endet an dieser Stelle nicht: Mit dem Mieterportal von Flatfox wird auch eine effiziente Kommunikation während des Mietverhältnisses ermöglicht. Und dank der digitalen Kündigung starten Immobilienprofis über Flatfox sofort mit der Vermarktung, um eine nahtlose Wiedervermietung zu gewährleisten», sagt Bitschnau.
Zu den Zukunftsplänen befragt, antwortet sie: «Mietende sollen bis 2030 digital und auf kürzestem Weg noch einfacher ihr passendes neues Zuhause finden. Für Immobilienbewirtschaftende soll eine durchgehend digitale Transformation ihrer Prozesse ermöglicht werden.»
Das Proptech-Unternehmen wurde 2012 von Bernhard Mäder, Mattia Regi, Silvan Spross und Fabian Stutz in Zürich gegründet. Im Jahr 2021 übernahm die Mobiliar die Plattform Flatfox, die daraufhin mit dem Mobiliar-Tochterunternehmen Aroov fusioniert wurde. Anfang des Jahres 2024 hat die SMG Swiss Marketplace Group die kontrollierende Mehrheitsbeteiligung an Flatfox erworben, wobei die Mobiliar als Minderheitsaktionärin weiter an Bord bleibt. Flatfox beschäftigt heute mehr als 30 Mitarbeitende und ist in Zürich, Bern und Fribourg angesiedelt.
#Gamechanger
Von der jungen Softwareschmiede
zum Vorreiter
Als die Gründer von Garaio REM 2002 angefragt wurden, eine Software für eine Interessengruppe grosser Immobilienverwaltungen zu entwickeln, war dies ein Glücksfall. Mehr als 20 Jahre später spielt das KMU im Konzert der Digitalisierung der Branche. Von Denise Weisflog
Laut dem Bundesamt für Statistik wohnten Ende 2022 rund 2,4 Millionen Schweizer Haushalte zur Miete. «Im ‹Land der Mieter› dreht sich im Alltag somit vieles um das Thema Mieten», erklärt Beat Rohrbach, CEO und Partner des ProptechUnternehmens Garaio REM; Proptech steht für «Property technology». Viele Immobilienfachleute würden einen super Job machen, damit Prozesse wie beispielsweise die Wohnungsübergabe, die monatlichen Rechnungen oder die Nebenkostenabwicklung für alle Beteiligten optimal abliefen. «Und wir von der Garaio REM haben uns das Ziel gesetzt, diese Leute aus der Immobilienbewirtschaftung und Immobilienbuchhaltung so gut wie möglich mit unserer Software bei ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen», sagt Rohrbach. Ein Instrument, mit dem Anwender von morgens bis abends arbeiten würden, habe grossen Einfluss darauf, ob die Arbeit schlussendlich effizient, in guter Qualität und – was am wichtigsten sei – mit Freude erledigt werden könne.
Sämtliche Akteure vernetzen
Gemäss Rohrbach gibt es bei den Prozessen rund um das Thema Mieten ein riesiges Netzwerk von Anspruchsgruppen. «Es sind nicht nur Mieter und Verwaltungen involviert, hinter den Liegenschaften stehen auch private und institutionelle Eigentümer, die sich nicht nur für den Ertrag ihrer Investitionen interessieren, sondern auch für den CO2Fussabdruck ihrer Liegenschaft. Die Baubranche ist ebenso involviert wie Finanzdienstleister; wenn Schäden entstehen, werden Versicherungen beigezogen – die Reparaturaufträge landen dann bei den Handwerkern, deren Rechnungen via Verwaltungen über Finanzinstitute bezahlt werden. Die Stromlieferanten interessieren sich nicht nur für den Verbrauch, sondern wollen auch über Mieterwechsel informiert
werden – genau wie die Wohngemeinden, Telekomanbieter und viele weitere», führt Rohrbach aus. In diesem komplexen Netz an Ansprüchen und Bedürfnissen laufen die digitalen Verbindungen der verschiedenen Akteure in der Software von Garaio REM zusammen. «Wir haben uns durchgängigen, durchdachten Prozessen innerhalb der Immobilienwelt verschrieben – wir verbinden die Schweizer Immobilienbranche», erklärt Rohrbach.
Noch mehr Daten nutzen
Zu Beginn der Erfolgsgeschichte habe auch ein wenig der Zufall mitgeholfen: Man sei zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen. «Als sich 2002 eine Interessengruppe der grössten Immobilienverwaltungen in der Schweiz nach einer passenden Software umschaute, gab es nichts Passendes auf dem Markt – daher durften wir damals als junge Softwareschmiede massgeschneidert für diese Immobilienfirmen eine für die Bewirtschaftung und Buchhaltung optimal passende Software entwickeln. So entstand REM –der Vorgänger von Garaio REM», sagt der CEO.
Man sei heute die Nummer eins im Schweizer Markt – diese Position wolle man bis zum Jahr 2030 in allen Sprachregionen festigen. Zudem sehe man beim Ziel, die Immobilienbranche zu verbinden, noch viel Potenzial, um bei weiteren Prozessen die Akteure in der Branche zusammenzubringen. «Vom Bau bis zum Betrieb bleiben heute trotz BIM viele Daten ungenutzt, bei den Nachhaltigkeitszielen lassen sich ebenfalls noch einige lose Enden verknüpfen, wo zum Beispiel ‹Smart Buildings› Optimierungen versprechen. Neben der Entwicklung des Kerngeschäfts haben wir somit bereits einige spannende Bausteine auf der Roadmap identifiziert», sagt Rohrbach.
Garaio REM
Das Proptech-Unternehmen Garaio REM ist seit 22 Jahren auf die Entwicklung von ERP-Software (kurz für Enterprise-Resource-Planning-Software) für die Immobilienbranche spezialisiert. Das KMU mit Sitz in Bern und Standorten in Zürich sowie Lausanne beschäftigt rund 60 Mitarbeitende. Mit den Lösungen des Softwarespezialisten werden heute mehr als 1,7 Millionen Mietobjekte verwaltet. Garaio REM begleitet Firmen auf dem Weg zu effizienteren Prozessen – vom Immobilieneigentümer über die Bewirtschaftung bis hin zum Mieter.
#Gamechanger Mehr Mieterzufriedenheit
Aus eigenem Antrieb und mit Insiderwissen zum Gamechanger: Die Software namens Golden Key der Basler Brüder Spaini automatisiert Verwaltungsprozesse und bietet gleichzeitig eine Kommunikationsplattform für Mieter, Handwerker und Verwalter. Von Denise Weisflog
Erst 18 und 21 Jahre alt waren die Brüder Gilbert und Pascal Spaini, als sie 2010 eine Immobilienverwaltung gründeten. Etwas später wurden sie selbst Hauseigentümer und stellten fest, dass ihre manuellen Verwaltungsprozesse nicht effizient genug waren, um wachsen zu können. Da sich auf dem Markt keine geeignete Lösung finden liess, begannen sie 2019, eine eigene Software zu entwickeln. «Das Ziel war, unsere Systeme und Prozesse zu automatisieren sowie die gesamte Mieterkommunikation miteinzubinden», sagt Gilbert Spaini, Mitgründer und Chief Operating Officer (COO) von Golden Key. Als Branchenkollegen auf das Projekt aufmerksam wurden und ebenfalls Interesse anmeldeten, wurde die Firma ins Leben gerufen.
Ihr USP sei, dass sie ursprünglich selbst aus der Immobilienbranche kämen und mit sämtlichen Problemen vertraut seien, die es in der Bewirtschaftung gebe. «Wir wissen, was für Immobilienbesitzer relevant ist und welche Daten und Informationen sie benötigen, um zuverlässig planen zu können», erklärt Spaini. Der eigentliche Gamechanger sei jedoch, dass Golden Key auf einer neuen, modernen Technologie aufgebaut und cloudbasiert sei, sodass sich die Software auch mit dem Smartphone oder dem Tablet nutzen lasse. Parallel dazu geschehe die Entwicklung sehr schnell und bedürfnisorientiert.
Kommunikative Plattform «Eine weitere Dienstleistung besteht darin, dass Golden Key auch eine Plattform ist, auf der Mietende, Verwalter und Handwerker miteinander kommunizieren können», sagt Spaini. Damit vermeide man Leerläufe. Beispielsweise indem der Handwerker nicht erst zum Mieter fahren müsse, um zu sehen, worin das Problem bestehe, sondern dies bereits online sehe und entsprechendes Material besorgen könne.
Auch Termine werden via die Plattform vereinbart. «Da der Handwerker von Beginn an in die Kommunikation involviert ist, können Wege eingespart und sowohl Kosten als auch CO2 reduziert werden.»
Ausserdem haben Mietende die Möglichkeit, nach der Reparatur online Feedback zu geben. Mit dieser nahtlosen Onlinekommunikation zwischen Mietern, Vermietern und Handwerkern schliesst Golden Key laut Gilbert Spaini die Lücke, die herkömmliche Software in der externen Kommunikation hinterlässt.
Daneben beinhaltet Golden Key weitere Funktionen: Beispielsweise können Mietverträge digital zugestellt werden; Mietende haben die Möglichkeit, sich in ein Portal einzuloggen und ihre Daten einzusehen; darüber hinaus können digitale Inserate für freistehende Wohnungen erstellt werden, die dann automatisch auf den gängigen Immobilienmarktplätzen aufgeschaltet werden.
Auf Bedürfnisse eingehen «Unsere Software wird laufend weiterentwickelt, wobei wir stark auf die Wünsche und Bedürfnisse unserer Kunden eingehen», betont Spaini. Seine Vision sei, die Dienstleistung in Mietwohnungen bis 2030 stark zu verbessern. «Wir möchten die Mieterzufriedenheit in der Schweiz steigern und die Vermieter dabei unterstützten, Kosten zu reduzieren. Ausserdem möchten wir mit unserer Plattform dafür sorgen, dass bei jedem Handwerkerauftrag 50 Prozent CO2 eingespart wird», ergänzt Spaini.
Sein Bruder und er sind davon überzeugt, dass Golden Key in der Branche etwas bewirken und die Schweizer Immobilienwirtschaft attraktiver machen kann.
Als eine der ersten Firmen in der Schweiz digitalisiert Golden Key mit Sitz in Pratteln (BL) basierend auf einer eigenen Software den gesamten Verwaltungsprozess von Immobilienverwaltungen, Eigentümern und Immobilienfirmen. Gegründet wurde das Unternehmen 2019 von den Brüdern Gilbert und Pascal Spaini, die ursprünglich als Immobilienverwalter tätig waren. In den vergangenen fünf Jahren wuchs Golden Key von sechs auf zwanzig Beschäftigte und verfügt heute über einen Kundenstamm aus vorwiegend kleineren und mittleren Immobilienverwaltungen.
#Gamechanger Plattform fürs nachhaltige Eigenheim
Myky bietet digitale Tools, mit denen private Hauseigentümer ihre Sanierungsmassnahmen effizient, kostenoptimiert und nachhaltig planen können. Ziel ist es, nicht nur Geld und Energie zu sparen, sondern auch den Wert der Immobilie zu steigern. Von Denise Weisflog
Ein grosser Teil der CO2Emissionen entsteht beim Bau und Betrieb von Immobilien. Um die Pariser Klimaziele bis 2050 zu erreichen, sind beispielsweise die Akteure im RealEstateBereich gefordert. Auch zahlreiche private Hauseigentümer möchten einen Beitrag zur Energiewende und zur nachhaltigen Entwicklung leisten.
Um sie bei ihren Vorhaben zu begleiten, wurde Ende 2021 die Onlineplattform Myky lanciert, und zwar von der Berner Kantonalbank (BEKB), Energie Wasser Bern (ewb) und der Gebäudeversicherung Bern (GVB). Laut den Betreibern wird die Plattform stetig weiterentwickelt. Mit dem kostenlosen Newsletter über Nachhaltigkeit könne man die Entwicklung von Myky mitverfolgen.
Pilotphase abgeschlossen
«Mit Myky unterstützen wir gemeinsam mit vielen verschiedenen Partnern private Personen, die ein Haus besitzen, auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Eigenheim», sagt Tiziano Lenoci, CEO des Startups.
Die Plattform will helfen, den verantwortungsvollen und vorausschauenden Umgang mit Ressourcen voranzutreiben. Um nachhaltige Immobilien zu fördern, würden ökologische, ökonomische und soziale Aspekte berücksichtigt. Gemäss Lenoci wird es immer wichtiger, bei anstehenden Projekten über den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie nachzudenken. Daher werde Myky bereits von einigen Banken im Beratungsgespräch mit Hauseigentümern eingesetzt.
Wie Lenoci erklärt, hat die Plattform Ende 2023 ihre Pilotphase abgeschlossen. In dieser habe man vor allem auf die Frage «Wie saniere ich wann, in welcher Reihenfolge nachhaltig und kosten
optimiert?» fokussiert. Zu den Lösungen gehörten unter anderem verschiedene Energierechner, ein erweiterter Sanierungsplaner mit konkreten Empfehlungen und individueller Beratung, Informationen zur Finanzierung oder die SchrittfürSchrittBegleitung über das Hausdossier. Ziel sei es, Eigentümer zu befähigen, sinnvoll zu investieren, den Wert ihrer Liegenschaft zu erhalten oder sogar zu steigern, die Wohnqualität langfristig zu sichern und von Einsparungen zu profitieren.
Schlüssel zum Hausdossier
Tiziano Lenoci zufolge soll Myky künftig vernetzte Angebote rund um die Organisation, Sanierung und Bewirtschaftung eines Eigenheims bieten. «Es ist quasi ein Schlüssel für alle Fragen rund ums Haus, wie es der von ‹My Key› abgeleitete Name schon sagt.» Als Vorteil nennt der CEO das Netzwerk des Startups: «Wir bündeln Wissen und Ressourcen mit regionalen Unternehmen aus den Bereichen Banken, Versicherungen und Energie und nehmen unsere gemeinsame Verantwortung wahr, umweltfreundliche und energieeffiziente Lösungen voranzutreiben und umzusetzen.»
Myky verstehe sich als offenes Netzwerk und arbeite mit unterschiedlichen Partnern zusammen, deren Zahl ständig wachse. Ziel sei es, dass sich die Plattform in Zukunft zu einem persönlichen digitalen Hausdossier entwickle, mit der Eigentümer ihr Eigenheim nachhaltig bewirtschaften könnten. «Bis 2030 wird Myky die intelligente Onlineplattform für alle Themen rund um Nachhaltigkeit beim Wohnen in der Schweiz sein. Sie bietet Hauseigentümern Fachwissen und praktische Tools und begleitet und unterstützt sie so auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit», so Lenoci.
Myky
Die Onlineplattform Myky bietet seit zweieinhalb Jahren praktische Tools und Expertise für die Umsetzung von Nachhaltigkeitsvorhaben an Gebäuden. An der Plattform beteiligt sind die Berner Kantonalbank (BEKB), die NNH Holding, die im Besitz von 19 Kantonalbanken ist, sowie die Gebäudeversicherung Bern (GVB). Um das Thema Nachhaltigkeit zu fördern, gründeten die Partner 2023 das Unternehmen Myky. Das Startup beschäftigt heute elf Personen.
#Gamechanger Smart und schnell zum klimaneutralen Wohnen
Wie können wir den ökologischen Wandel bei den Immobilien beschleunigen? Das Startup Wattson geht voran mit einem neuen Plattformmodell und einem neuen Finanzierungsservice, der den zinslosen Ratenkauf ohne Anzahlung ermöglicht. Von Denise Weisflog
Etwa 75 Prozent aller Gebäude hierzulande werden noch immer mit fossilen Energien beheizt. Die Durchdringung mit effizienten Technologien wie Wärmepumpen ist noch gering und die Schweiz liegt dabei im internationalen Vergleich weit hinten.
Dies möchte das Team des jungen Startups Wattson ändern. Vergangenes Jahr lancierten die Jungunternehmer eine digitale Plattform für ökologisches Wohnen. «Wir wollen den Weg zum klimaneutralen Wohnen so einfach und smart machen, dass wir Emissionen rascher absenken und schneller zum Netto NullZiel kommen», sagt Roman Gaus, Gründer des Startups. Er ist seit Jahren in der Immobilienbranche tätig und konnte beobachten, wie schwerfällig sich die Umstellung auf effiziente Wärmepumpen, auf Photovoltaikanlagen mit Solarstrom oder E-Mobilität für viele Hauseigentümer gestaltet. Diese Erfahrung führte dazu, ein völlig neues Geschäftsmodell zu kreieren.
Kräfte bündeln im One-Stop-Shop
Die Plattform Wattson richtet sich an private und institutionelle Wohneigentümer, die von einem Komplettservice zu klimaneutralen Gebäudetechnologielösungen profitieren wollen, so Gaus. «Wir sind eine digitale Plattform und setzen ausschliesslich auf digitale Prozesse, mit denen wir Immobilienbesitzerinnen und Immobilienbesitzer von der Beratung über die Planung bis zur Inbetriebnahme unterstützen.»
Wattson verfügt dabei über ein enges Partnernetzwerk von externen Fachhandwerkern, die in den jeweiligen Regionen tätig sind, und fokussiert sich auf die Beratung, samt Digitalisierung und Standardisierung von Angeboten und Lösungen. «Die professionelle Gebäudedekarbonisierung erfordert, dass man das aktuellste Fachwissen und
die ganze Erfahrung von Geräteherstellern, von Fachhandwerkern und Planern zusammenbringt und den Hausbesitzerinnen und Hausbesitzern auf effiziente Art verfügbar macht. So ist Wattson entstanden – als ein OneStopShop für klimaneutrales Wohnen, der diesen Schritt einfacher, smarter und sicherer macht», erklärt Gaus.
Ohne Anzahlung zu finanzieren
Daneben bietet das Startup die Möglichkeit, die Anschaffung neuer Haustechnik mittels eines zinslosen Ratenkaufs ohne Anzahlung zu finanzieren. «Ohne die hohen Investitionskosten können Eigentümerinnen und Eigentümer von Immobilien von den kantonalen Fördergeldern und von den Steuervorteilen unmittelbar beim Kauf klimafreundlicher Haustechnik profitieren und spüren die Einsparungen bei den Energiekosten sofort im Portemonnaie», sagt Roman Gaus. «Aus den Feedbacks unsere Kunden wissen wir: Wenn eine günstige Finanzierung da ist, wird die Umstellung auf erneuerbare Energien und klimaneutrales Wohnen zum Gamechanger.» Genau hier setzt Wattson mit den neuen, innovativen Finanzierungslösungen mittels Ratenkauf an. Für diese innovative Finanzierung hat das Startup bereits institutionelle Partner ins Boot geholt und intern eine Kreditfinanzierung via Crowdinvesting mit Privatinvestoren aufgesetzt.
Und auch der Zeitfaktor bei der Umstellung ist für die Wattson Crew relevant: «Wir leben den ‹Racing Spirit› – einen Geist, der uns antreibt, schneller ins Ziel zu kommen, und uns befeuert, innovativ zu sein», erklärt Gaus. «Wir wissen, dass wir unseren ökologischen Fussabdruck drastisch reduzieren müssen, wenn wir die Klimaziele erreichen wollen – die Gebäudedekarbonisierung ist vielleicht das wichtigste Rennen unserer Zeit.»
Wattson
Wattson wurde 2023 gegründet und tritt an, um den Wandel zum klimaneutralen Wohnen zu beschleunigen. Es bietet Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern einen Dekarbonisierungskomplettservice an: vom Heizungsersatz über Solaranlagen bis zur Elektromobilität; von der voll digitalisierten Angebots- und Gebäudezustandserfassung und der digitalen Beratung und Planung integrierter Energielösungen bis zur fachhandwerklichen Ausführung. Beim KMU mit Sitz in Zürich sind aktuell vier Personen beschäftigt.
«Nachhaltigkeit und Schönheit miteinander verbinden»
Mit Produkten des Schweizer Unternehmens Evodrop lässt sich Leitungswasser von Kalk befreien und Trinkwasser bekömmlich machen. Mario Cortesi, Inhaber des Immobilienentwicklers MCI Group, erklärt, was ihm Umweltschutz bedeutet und weshalb er nicht auf Salzanlagen, sondern auf Lösungen von Evodrop setzt.
Herr Cortesi, Sie haben sich nach einer breiten Evaluation entschieden, Evodrop als Standardlösung für die Entkalkung in einem Grossteil Ihrer Immobilien zu verwenden. Wie sind Sie auf Evodrop gestossen?
Mario Cortesi: Ein Kollege hat mich auf die Firma Evodrop aufmerksam gemacht. Ich bin schon lange in der Baubranche tätig, anfänglich mit meinem 2006 gegründeten Malergeschäft, später mit einer Generalunternehmung und einem eigenen Immobilienportfolio mit Mietwohnungen. Heute bieten wir mit der MCI Group Bau -und Immobiliendienstleistungen an, machen Um- und Neubauten sowie Renovationen mit eigenen Fachkräften und verwalten Wohnungen in den Kantonen Aargau, Bern, Graubünden, Solothurn, St. Gallen und in Spanien auf Mallorca.
Was hat Sie bei Evodrop am meisten überzeugt?
Mein Unternehmen lebt nach den Werten Innovation, Unternehmergeist, Selbständigkeit, Loyalität, Freundlichkeit sowie Qualität und verfolgt die Mission, Nachhaltigkeit und Schönheit miteinander zu verbinden. Viele Neubauten realisieren wir im Holzbau mit Material aus der Schweiz. Gerade der Nachhaltigkeitsaspekt ist mir sehr wichtig und hat mich bei Evodrop überzeugt. Ich bin gerne Vorreiter und probiere etwas Neues aus. Evodrop ist ein Pionier bei den Lösungen gegen Kalkprobleme und bei der Verbesserung der Trinkwasserqualität. Von daher passen wir gut zusammen.
Welche Produkte von Evodrop verwenden Sie?
In der Schweiz setzen wir auf die Entkalkungsanlagen, auf Mallorca verwenden wir Trinkwasserfilter. Wasser ist ein wichtiges Lebenselixier und ein zentraler Energieträger, der aber nicht überall in der gleichen Qualität zur Verfügung steht. Auf Mallorca haben wir das mit dem Evodrop-Filter behandelte Wasser in verschiedenen Labors testen lassen und bessere Werte erhalten als beim Mineralwasser aus dem Supermarkt. Tatsächlich ist unser Trinkwasser
«Evodrop ist ein Pionier bei den Lösungen gegen Kalkprobleme und bei der Verbesserung der Trinkwasserqualität.»
jetzt sehr bekömmlich, weicher, geschmeidig und frisch. Evodrop selbst verfügt über alle nötigen Zertifizierungen und kann die Wirksamkeit der Filterung und Entkalkung durch Labortests beweisen. Für das Schwimmbad prüfen wir ein Filtersystem von Evodrop, das ohne Salz und Chlor auskommt.
In wie vielen Projekten haben Sie in der Schweiz schon eine Entkalkungsanlage von Evodrop eingebaut?
In letzter Zeit haben wir in Spreitenbach, Killwangen, Oetwil an der Limmat und in Wettingen Mehrfamilienhäuser realisiert und mit einer Entkalkungsanlage ausgerüstet. Evodrop bietet eine Entkalkung ganz ohne Strom und Salz, welche die Leitungen, Haushaltsgeräte sowie die Umwelt schont, ohne Kompromisse bei der Qualität der Entkalkung eingehen zu müssen. Ein positiver Nebeneffekt für die Bewohner ist, dass aus Wasser zusätzlich dem Schwermetallen, Viren und Bakterien gefiltert werden,
Evodrop
Bei der Evodrop AG handelt es sich um ein Schweizer Unternehmen mit Hauptsitz in Brüttisellen ZH, das weltweit in der Wasserbranche tätig ist. Die Filter- und Wasseraufbereitungssysteme der 2017 gegründeten Zürcher Firma werden ausschliesslich in der Schweiz hergestellt. An verschiedenen Standorten im Land beschäftigt Evodrop mehr als 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Unternehmen legt grossen Wert auf Studien und unabhängige Tests, um die Wirksamkeit seiner Produkte wissenschaftlich zu belegen. Die selbst entwickelten Wasseraufbereitungssysteme und Filteranlagen sind nach eigenen Angaben patentiert und wurden schon mehrfach international ausgezeichnet. Evodrop versteht sich als Full-Service-Provider und begleitet die Kundschaft von der Beratung über die Auswahl der optimalen Systeme bis hin zur erfolgten Installation. Auch im Nachhinein ist die Firma für ihre Kundinnen und Kunden da und kümmert sich um jedes Anliegen und um jede Frage. Global haben sich schon mehr als 30 000 Kunden für Evodrop-Produkte entschieden. evodrop.com
was für zusätzliche Sicherheit sorgt. Dieses System überzeugt mich, weil es innovativ und nachhaltig ist, hohe Qualität liefert und günstig im Unterhalt ist. Bei zukünftigen Projekten werden wir nur noch mit Evodrop zusammenarbeiten, wenn es um die Entkalkung geht. Das Evodrop-System mit seiner granulatförmigen Apfelsäure löst den Kalk auf und lässt keinen neuen mehr entstehen.
Was hat Sie dazu bewogen, statt Salzanlagen die Entkalkungstechnologie von Evodrop zu verwenden?
Bei Salzanlagen gab es Rückmeldungen von Mieterinnen und Mietern, dass das Wasser anders und merkwürdig schmecke. Vor allem, wenn man vergessen hatte, das Salz nachzufüllen, spürte man die Kalkablagerungen sofort wieder. Ausserdem besteht durch das Salz Korrosionsund Rostgefahr für die Leitungen und die Haushaltsgeräte. Auch funktioniert die Entkalkung nicht immer einwandfrei, und die Wartungskosten sind unübersichtlich. Bei Evodrop habe ich die Gewissheit, dass die fortschrittliche Technologie nicht nur Kalk, sondern auch Schwermetalle, Bakterien und Viren aus dem Wasser filtert. So können wir sicher sein, sauberes und auch gesundes Wasser zu haben. Denn öfters konnte man in den Medien lesen, dass man in gewissen Gemeinden das Wasser abkochen müsse. Mit Evodrop ist das nicht der Fall.
Wie gross ist der Unterhaltsaufwand bei Evodrop?
Die Anlagen von Evodrop sind sehr unterhaltsarm. Denn Evodrop legt grossen Wert auf Nachhaltigkeit und verkauft umweltfreundliche Produkte, die ohne schädliche Salze oder zusätzlichen Strom- und Wasserverbrauch auskommen. Die Filter und Kartuschen müssen nur einmal im Jahr ausgetauscht werden, was man selbst und ohne Werkzeug erledigen kann. So sparen wir nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Was mich auch angesprochen hat: Evodrop-Produkte stehen für Schweizer Qualität und Zuverlässigkeit und bieten eine Garantie von 20 Jahren auf die verbauten V4A-Edelstahlprodukte.