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Freitag, 16. September 2022 CH-8021 Zürich Telefon +41 44 258 16 98 Website nzzone.ch IFC_22-Titelseite-Entwürfe.indd 20 16.08.22 07:57 ImpactVerlagsbeilageFinance IMPACTFINANCEFORUM.CHFOTO:

UNSERESPEAKER PLATINPARTNER Conference MARK BRANSON Präsident, Bundesanstalt Finanzdienstleistungsaufsichtfür BJÖRN WITTE Managing Partner und CEO, Blue Horizon PHD MARIANA MAZZUCATO Professor in Economics of Innovation and Public Value, University College London (UCL), Founding Director, UCL Institute for Innovation & Public Purpose (IIPP) live erleben am 26. September im Kursaal Bern Jetzt anmelden impactfinanceforum.ch

Sprechen wir über die Ski Weltcuprennen, das «Matterhorn Cervino Speed Opening», die diesen Winter erstmals durchgeführt werden sollen. Mit welcher Kritik haben Sie es da zu tun?

Man muss investieren und innovativ sein, um gegen die Konkurrenz zu be stehen. Es gilt Arbeitsplätze und Lehr stellen zu schaffen, damit die jungen Menschen nicht abwandern, sondern in den Tourismusregionen bleiben. Des Weiteren sollte man auch vernünftig sein. Bis vor wenigen Monaten hiess es seitens des Umweltschutzes noch: kein Ausbau der Wasserkraft! Und kaum steht die Energieknappheit vor der Türe, kippt es ins andere Extrem. CO2-Emissionen, er neuerbare Energien, Klimaerwärmung, das betrifft uns alle, und wir alle sind ge fordert, vorwärtszugehen, nicht nur in kleinen Schritten. Trotzdem heisst es, am Boden zu bleiben. Lieber weniger, aber richtig, konkret, konsequent, kontinuier lich – auch das ist nachhaltig.

Wie sieht nachhaltiges Leben im Hause Julen aus?

Im Bereich der Start-ups. Hier sind wir noch zu zurückhaltend, gerade im Vergleich zu den USA oder Israel. Risikofreude, Offenheit, Innovationen, Dynamik, wie man das oft bei kleinen Unternehmen sieht – davon lebt eine Wirtschaft. Auch das ist eine Form der Nachhaltigkeit.

Das Vorurteil, dass sich in der Schweiz keine Fehler erlauben darf, wer Erfolg ha ben will – ist dieses Bild noch zeitgemäss?

Was war Ihr bestes nachhaltiges Invest ment aller Zeiten?

Ja, das war Anfang 2000, als ich als neuer Intersport-CEO nach Asien reiste. Ich schaute mir die Fabriken an, in denen wir unsere Eigenmarken produzieren liessen. Diese chinesischen Städte, diese Luft, die ganz anders war als jene hier bei uns, die Schlote dieser Fabriken und de ren Unsauberkeit, die Arbeitsbedingun gen – da wurde mir zum ersten Mal be wusst, dass wir alle gefordert sind.

Und, wie zufrieden waren Sie mit den Kontrollen?

Impressum Impact Finance ist eine Verlagsbeilage des Unternehmens NZZ. Inhalt realisiert durch NZZ Connect. Verlagsbei lagen werden nicht von der Redaktion produziert, sondern von unserem Dienstleister für journalistisches Storytelling: NZZ Content Creation. Projektmanagement NZZ Connect: Botond NZZ(Gesamtverantwortung);KalotayContentCreation:Norman Bandi (Inhalt) und Armin Apadana (Layout); Kontakt: NZZ Connect, Viktoriastrasse 72, 3013 Bern, connect@nzz.ch. impactfinanceforum.ch «Lieber

Können Sie Beispiele nennen?

Franz Julen ist Verwaltungsratspräsident der Zermatt Bergbahnen und war bis vor kurzem Verwaltungsratspräsident der Valora Holding. PD

Diesen sehen wir oft zu negativ. Da bei dürfen wir stolz sein auf ihn! Das bestätigen mir vor allem Gespräche mit Personen im Ausland. Wir haben politische Stabilität, gut ausgebildete Leute, Top-Universitäten – das alles soll ten wir ausbauen und unseren Schweizer Weg konsequent weiterverfolgen.

Wir haben die Ölheizung durch eine Wärmepumpe ersetzt und überlegen uns, auf dem Dach eine Photovoltaikanlage zu installieren. Abends wird der Computer nicht mehr bloss ausgestellt, sondern auch ausgesteckt. Wenn immer möglich benutzen wir den ÖV, und wir haben unsere Ernährung vorwiegend auf regio nale und saisonale Produkte umgestellt und konsumieren viel weniger Fleisch.

Ich habe stets versucht, meine Mit arbeitenden ehrlich und transparent mit Respekt und Dankbarkeit zu behandeln. So kommt in meiner Erfahrung auch ex trem viel zurück. Ich bin gegen staatliche Wirtschaftseingriffe, die wettbewerbs verzerrend sein können. Vielmehr sollte wirtschaftlich benachteiligten Personen einkommensabhängig geholfen werden, sei das mit Supportbilligungen,Krankenkassen-PrämienverSteuererleichterungenoderbeiderAus-undWeiterbildung.

Wir haben den Code of Conduct, den wir mit unseren Lieferanten hatten, komplett überarbeitet. Und wir haben die Einkaufsmacht von Intersport ge nutzt, um Verbesserungen zu erwirken, etwa in den Bereichen Lohnpolitik oder Produktionsstandards. Wir setzten zu dem unabhängige Drittorganisationen zur Kontrolle ein. Die grösste Mühe bei der Durchsetzung hatten wir damals er staunlicherweise bei unseren Lieferanten in Europa.

Persönlich versuche ich jeden Tag einen bescheidenen Beitrag zu leisten, damit der Planet Erde auch für die nächsten Generationen lebens wert bleibt. Für mich gibt es die öko logische, die ökonomische und die so ziale Nachhaltigkeit. Im Tourismus spricht man vor allem von Ersterer. Diese ist wichtig. Die Natur als grösstes Tourismuskapital gilt es entsprechend zu schützen und zu respektieren. Aber die ökonomische und die soziale Nach haltigkeit gehen gerne vergessen oder werden vernachlässigt.

Bestimmte Nachhaltigkeitsindizes ver sprechen, das Leben von Investorinnen und Investoren zu vereinfachen.

Auf welche Themen werden Sie als Referent an der Impact Finance Conference eingehen?

Viele Fussballtrainer sagen ja: Um wirklich erfolgreich zu sein, muss man auch einmal entlassen worden sein. Feh ler und Scheitern und Erfolg, das gehört zusammen. Als ich zu arbeiten begann, bedeutete ein Fehler noch, ein Leben lang als Loser abgestempelt zu sein. Aber das ist zum Glück nicht mehr so,

Wo sehen Sie das Potenzial von Anlässen wie der Impact Finance Conference? Jeder Event, der sich mit der Nach haltigkeit auseinandersetzt, hilft, zu sen sibilisieren und die Financial Literacy zu stärken. Der Aufbau finanzieller Kom petenzen müsste noch stärker in die Lehrpläne integriert werden. Und wenn wir schon von Nachhaltigkeit sprechen und Modewörter wie ESG und Cor

Kommen wir zur Gretchenfrage: Wie definieren Sie persönlich den Begriff Nachhaltigkeit?

Franz Julen, Präsident der Zermatt Bergbahnen, referiert am 26. September 2022 an der Impact Finance Conference in Bern. Im Interview erklärt der Walliser Vollblutunternehmer, wie er Nachhaltigkeit definiert, wie er über nachhaltiges Investieren urteilt und wie er sich selbst privat einschränkt.

Hundertprozentige Sicherheit und Transparenz kann es niemals geben. Aber wir haben in einem sehr frühen Stadium unternommen, was unternom men werden kann und muss.

Schauen Sie sich die konkreten Zah len an – anstelle der Ziele irgendeines CEO eines börsenkotierten Unterneh mens, die dieser oder diese für das Jahr 2030 publiziert, in dem er oder sie ohne hin nicht mehr im Amt sein wird. Studie ren Sie stattdessen die jährlichen Nach haltigkeits-Reports, und versuchen Sie, typische, messbare Kriterien wie CO2 Ausstoss, Energie- und Ressourcen verbrauch, Food Waste, Verpackungen, Fluktuationsraten oder Gender Diver sity nachzuverfolgen.

die jungen Leute und der Charakter der Schweizerinnen und Schweizer ist dies bezüglich offener geworden.

Es gibt heute kein Vorbeikommen an all den Eisbären, die sich vor lauter Dank barkeit vor Klimaschützern verneigen. Was halten Sie von Unternehmen, die sich mit ihrer Klimafreundlichkeit brüsten?

In der Schweiz heisst es stets, wir seien zu klein, um etwas bewegen zu können. Auch wenn das leicht naiv klingen mag, jeder soll im Kleinen in seinem Um feld seine Hausaufgaben erledigen, ob in der Firma oder zu Hause. Aber ich hoffe auch, dass die ganz grossen Natio nen, die die Problematik noch nicht so erkannt haben, beginnen, umzudenken. Es gilt, das Thema Nachhaltigkeit ernst zu nehmen, im Grossen wie im Kleinen.

Wie haben Sie als CEO konkret reagiert?

Als ich als Verwaltungsrat bei den Zermatt Bergbahnen eingestiegen bin, habe ich Aktien gekauft für ein Unter nehmen, das diese Angelegenheit wirk lich ernst nimmt.

Also Beratung statt Index – wie aber finde ich den richtigen Partner?

Welches sind Ihrer Meinung nach die Grundprinzipien beim Investieren?

Wie beurteilen Sie den aktuellen Zustand des Finanzplatzes Schweiz?

Franz Julen: Es ist zu hoffen, dass alle, die Nachhaltigkeit predigen, auch Wasser trinken und nicht nur Wein. Dass Themen wie Nachhaltigkeit und Klima erwärmung ernst genommen und nicht als PR-Tool benutzt werden. Dass alles, was Grossfirmen, aber auch jede ein zelne Bürgerin und jeder Bürger tut, Hand und Fuss hat. Natürlich mit einer gesunden Portion Realismus.

Zur Person

aber

Wie ortet man Firmen, die Greenwashing betreiben?

Persönlich investiere ich eher kon servativ. Weniger Risiko, dafür kleinere, kontinuierliche Gewinne – das ist meine Strategie. Den Grundansatz, in Firmen zu investieren, die sich der Nachhaltig keit verschrieben haben, finde ich gut, sofern es Firmen sind, die das Thema Nachhaltigkeit solide, durchdacht, lang fristig und konsequent verfolgen und nicht als PR-Instrument missbrauchen.

Ich bin gegenüber Indizes und ESGRatings skeptisch. Transparenz und Über sicht fehlen, es gibt gewisse Interessens konflikte mit Rating-Agenturen, und teilweise werden auch unterschiedliche Standards und Bewertungsmethoden herangezogen. Bankberater sollten sich daher vielmehr die Mühe machen, Quer vergleiche anzustellen und die Nachhal tigkeits-Reports zu studieren. Insbeson dere auch deswegen, weil jede Branche anders ist und nicht alles über einen Leis ten geschlagen werden kann.

porate Social Responsibility verwen den, dann müssen wir auch darüber reden, dass wir uns im Bereich der Finanzentscheidungen weiterhin in einer absoluten Männerdomäne bewegen. Die meisten Finanzberater sind Männer, der Gender Gap ist riesig.

Und wo erkennen Sie Handlungsbedarf?

Interview: Oliver Schmuki

Franz Julen (63) wuchs in Zermatt auf. Er absolvierte die Luzerner Hotelfach schule und war danach unter anderem als Sportjournalist tätig und führte seinen Bruder Max 1984 in Sarajevo als Service mann und Manager zu Olympia-Gold im Riesenslalom. Julen war Vizedirektor der Organisationskomitees.findenAnfangWeltcuprennen,die«MatterhornDasderratsgruppeMitgliedpräsidentHeutetungsratspräsidentbisCEOMarc-Biver-Sportmarketingagentur,vonIntersportInternational(20002016)undbisvorkurzemVerwalderValoraHolding.amteteralsVerwaltungsratsderZermattBergbahnen,istdesBeiratsderUnternehmensAldiSüdunddesVerwaltungsvonVFSGlobalsowieStiftungsratKuoni-und-Hugentobler-Stiftung.jüngsteProjektdesWallisersistdasCervinoSpeedOpening»,erstengrenzübergreifendenSki-dieEndeOktoberundNovember2022erstmalsstattsollen;JulenistPräsidentdes weniger, richtig, konkret,

Gerne würde ich aufzeigen, dass Tou rismus nachhaltiger ist, als man vielleicht denken würde. Es gibt Herausforderun gen für uns alle, aber auch die Unterneh mer haben eine Verantwortung.

Freitag, 16. September 2022 Impact Finance NZZ-Verlagsbeilage 3

«Wir dürfen stolz sein auf den Finanzplatz Schweiz»

Wenn Sie zurückschauen auf Ihre Kar riere als Spitzenunternehmer, gab es einen prägenden Moment, in dem das Thema Nachhaltigkeit plötzlich mehr Gewicht erhielt?

Immer wieder lese ich in Kommen tarspalten, dass uns mangelhafte Nach haltigkeit nachgesagt wird. Dabei gibt es kein nachhaltigeres Skirennen als die ses. 85 Prozent der Pistenfläche bestand bereits, und zwei Drittel davon befin den sich auf einem Gletscher. Es kommt dort kein technischer Schnee zum Ein satz, und Wasser wird nur bei einem all fälligen Pistenbruch verwendet. Für den Pistenteil, der sich nicht auf dem Glet scher befindet, sind Schneedepots an gelegt, vorwiegend aus Naturschnee. Es werden keine Bäume gefällt, und es mussten auch keine Bahnen und keine Hotels gebaut werden.

Testen und challengen Sie ihn! So se hen Sie schnell, wer die Kompetenz für nachhaltige Investments hat und wer kurzfristigen Erfolg sucht.

Ganz allgemein, welche nachhaltigen Ent wicklungen würden Sie sich wünschen?

kontinuierlichkonsequent,–auchdasistnachhaltig.»

An was genau denken Sie?

dass sie für möglichst viele Stakeholder relevant und aussagekräftig ist.

AufsichtsbehördendefinierendasUmfeld,Finanz-institutesolltennachziehen.

Deshalb ist es so wichtig, gemein same globale Standards zu schaffen. Standardisierte und transparente Richt linien wie jene der Taskforce for ClimateRelated Financial Disclosures (TCFD) helfen Anlegenden, aussagekräftigere Vergleiche zwischen einzelnen Unter nehmen vorzunehmen. Indem sie sehen, welche Fortschritte ein Unternehmen A im Vergleich zum Unternehmen B bei den Klimazielen macht, können sie fun dierter entscheiden, welchem Unterneh men sie ihr knappes Kapital bereitstellen.

Herausforderungen von Finanzinstituten Greenwashing birgt nicht nur Risiken für Anlegende, sondern auch für die Finanzinstitute selbst. Neue Regulie rungen und Standards sollen für mehr Transparenz und weniger Greenwash ing sorgen. Jedoch erhöhen diese die

Um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen, müssen klimafreundliche Technologien unterstützt und vorangetrieben werden. PD

KoumbarakisAntonios

Dies hat wichtige Implikationen für die Finanzwelt: In den grünen Kapital märkten braucht es ein nie da gewesenes Wachstum im Hinblick auf Umfang, Ge schwindigkeit und geografische Reich weite. Wie kann das gelingen?

4 NZZ-Verlagsbeilage Impact Finance Freitag, 16. September 2022

Transparenz ist entscheidend

Die Schweiz als globaler Hub

ANTONIOS KOUMBARAKIS

Greenwishing oder Greenwashing? Nachhaltige Produkte im Rampenlicht

Die Bundesanstalt für Finanzdienst leistungsaufsicht (BaFin) zum Beispiel sieht vor, dass mindestens 75 Prozent des Anlagevermögens eines nachhalti

Komplexität der Thematik und mithin das Greenwashing-Risiko. Um dieses effektiv zu mitigieren, braucht es neben einem Greenwashing-Rahmenwerk ro buste, nachhaltige Anlagestrategien mit geeigneten ESG-Indikatoren und eine offene Kommunikation.

Das Interesse an nachhaltigen Finanzprodukten wächst rasant. Das verlangt nach einem Überblick über die neuesten Entwicklungen und Ansätze zur Vermeidung von Missbrauch.

Einführung der Swiss Climate Scores

Head Sustainability & Strategic Regulatory bei PwC SchweizPD

In den nieKapitalmärktengrünenbrauchteseindagewesenesWachstum.

Selbstregulierung der Finanzbranche

sionale Thematik, die auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig angegangen werden muss, um Anlegende effektiv davor zu schützen.

Wenn wir eine Chance haben wollen, bis 2050 klimaneutral zu werden, müssen wir weltweit bis 2030 zusätzliche 3500 Milliarden US-Dollar jährlich investieren.

Michael Baldinger Chief OfficerSustainabilitybeiUBSPD

Im Bestreben, Anlegende vor Green washing zu schützen, haben bereits mehrere nationale Aufsichtsbehörden Richtlinien verabschiedet. Diese unter scheiden sich von Land zu Land, trotz dem gibt es Gemeinsamkeiten. So stre ben alle Aufsichtsbehörden nach mehr Transparenz und fokussieren sich auf die Offenlegungen von nachhaltigen Fi nanzprodukten, insbesondere von ESGFonds. Zudem haben viele Behörden die Substanz der nachhaltigen Fonds im Auge (siehe Tabelle auf Seite 5 oben).

gen Fonds in nachhaltige Anlagen inves tiert, eine nachhaltige Anlagestrategie verfolgen oder einen nachhaltigen Index abbilden müssen. Auch in Übersee wur den erste Richtlinien zur Bekämpfung von Greenwashing verabschiedet. Die Aufsichtsbehörde von Singapore (MAS) hat erst im Juli 2022 ein Circular veröf fentlicht mit Leitlinien zu Offenlegung und Reporting von ESG-Fonds. Ebenso in den USA hat sich die US-Börsenauf sichtsbehörde (SEC) der Thematik ange nommen und im Mai 2022 zwei Proposals veröffentlicht, mit dem Ziel, mehr Trans parenz bezüglich ESG-Fonds zu schaffen.

Die Lancierung der Swiss Climate Scores durch den Bund im Juni 2022 war ein bedeutender Schritt. Diese wurden in

Auf Basis der Greenwashing-Szena rien der Behörden hat PwC Schweiz ein Rahmenwerk für die GreenwashingAnalyse und Bewertung von ESGFinanzprodukten entwickelt, das aus den Produktelementen, der Offenlegung, Anlagestrategie sowie Daten und Be

Auf dem Weg zum führenden Finanzplatz

Es liegt nun an den Finanzinsti tuten, sicherzustellen, dass ihre Mit arbeitenden über die Fähigkeiten und Kenntnisse verfügen, um eine wirksame und fundierte ESG-Beratung an bieten zu können. UBS hat dazu ein Grundlagen-Schulungsprogramm ent wickelt, das sich an alle Mitarbeiten den richtet. Denn diese sind aufgefor dert, in neuen Bahnen zu denken und das bedeutet, dass der Schwerpunkt auf kontinuierliche Nachhaltigkeits schulung gelegt werden muss, und zwar in allen Bereichen.

Eine multidimensionale Thematik: Der Begriff Greenwashing kann unterschied lich definiert werden. Die Schweizer Finanzmarktaufsicht (FINMA) be zeichnet ihn als das bewusste oder unbewusste Täuschen der Kundschaft und der Anlegenden bezüglich der nach haltigen Eigenschaften von Finanzpro dukten und Greenwashing-dienstleistungen.kannviele verschie dene Formen annehmen, von der täu schenden Kennzeichnung bis hin zur fehlenden Substanz der nachhaltigen Finanzprodukte. Auch die neuartige Begrifflichkeit von Greenwishing, der Glaube an die Nachhaltigkeit, jedoch das Verfehlen der beabsichtigten Wir kung, zählt zu Greenwashing. Demzu folge entsteht Greenwashing nicht nur am Verkaufspunkt, sondern kann seinen Ursprung in verschiedenen Schritten des Anlageprozesses haben. Greenwash ing ist somit eine komplexe multidimen

MICHAEL BALDINGER

Michael Baldinger ist Chief Sustainability Officer bei UBS.

Transparenz bringt Alternativen. Sie hilft uns, Gleiches mit Gleichem in Relation zu setzen. Ob Labels für Nah rungsmittel oder die Kapitalallokation eines Rentenfonds – wir sind auf trans parente Erkenntnisse und Daten ange wiesen, um informiert zu sein und um richtig entscheiden zu können. Die Her ausforderung besteht darin, diese Trans parenz zu schaffen und sicherzustellen,

Die Schweiz trägt dazu bei, die durch abgestimmte Standards erzielte Ge meinsamkeit und Vergleichbarkeit fest zu verankern. Damit signalisiert sie mit Nachdruck ihr Engagement für das Thema Sustainable Finance und ihre Fähigkeit, den Übergang zu mehr Nachhaltigkeit in positiver Weise aktiv mitzugestalten.Wennwireine Chance haben wollen, bis 2050 weltweit klimaneutral zu werden, ist es von entscheidender Bedeutung, den Ausbau praktischer, einsatzfähiger und klimafreundlicher Technologien zu unterstützen und voranzutreiben. Dabei spielen die Finanzmärkte eine zentrale Rolle. Der Finanzplatz Schweiz baut sei nen Marktanteil aus und positioniert sich als Vorreiter.

Sie unterstreicht die führende Rolle der Schweiz auf dem globalen Parkett im Bereich Sustainable Finance. Es wurden grosse Bemühungen unternommen, um sicherzustellen, dass die Climate Scores international kompatibel sind und im Ein klang mit dem Pariser Klimaabkommen stehen. Sie stützen sich auf bestehende, internationale Standards, insbesondere jene der TCFD. Dies führt dazu, dass die Erkenntnisse und die Transparenz, die sie schaffen, jene Instrumente ergänzen, die viele Unternehmen und Investierende bereits nutzen. Dadurch sind sie besser dazu geeignet, effektive Wege und Strate gien zu identifizieren, auf dem Weg vom Status quo hin zu den Netto-Null-Zielen für 2050.

Entwicklungen Aufsichtsbehördender

Zusammenarbeit mit der Finanzindustrie sowie NGOs entwickelt und sollen die Transparenz in Bezug auf die Klimaver träglichkeit von Finanzanlagen erhöhen.

Die Swiss Climate Scores sind nicht das einzige Beispiel für das Engage ment der Schweiz. Die kürzlich von der Schweizerischen Bankiervereinigung eingeführten Selbstregulierungen zum Einbezug von Nachhaltigkeitspräferen zen und -risiken bei der Anlagebera tung und in der Vermögensverwaltung sowie zur Beratung bei der Immobilien finanzierung sind ein weiterer wichtiger Schritt. Der Schwerpunkt auf Offen legung, Eignung und Verantwortlichkeit setzt neue Massstäbe, wenn es darum geht, Kundinnen und Kunden die Be ratung zu bieten, die sie benötigen, um die für sie richtigen Nachhaltigkeits entscheidungen zu treffen.

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Bei der AXA binden wir ESGFaktoren in sämtliche Anlageentscheide

Geht man noch einen Schritt wei ter, tritt die aktive Förderung von ESGBelangen in den Vordergrund, indem man gezielt in Firmen investiert, die ihr Geschäftsmodell von einem kohle stoffintensiven auf ein kohlestoffärme res umstellen wollen. Denn – um dieses Beispiel zu wählen – das CO2-ärmste Portfolio ist nicht unbedingt das klima wirksamste. Indem man Firmen mit einem hohen CO2-Ausstoss auf dem Weg in eine nachhaltigere Zukunft be gleitet, lässt sich oft eine viel grössere Wirkung erzielen, als wenn man sich auf jene beschränkt, die heute schon eine gute CO2-Bilanz aufweisen. Aus die sem Grund hat die AXA 2019 eine neue Anlageklasse, die sogenannten Tran sition Bonds, entwickelt, um wirkungs volle Vorhaben zur Dekarbonisierung der Wirtschaft zu fördern. So können Reedereien dabei unterstützt werden, von schwerem Schiffsdiesel auf Flüssig erdgas-Antrieb zu wechseln, bis sie dann später auf wind- oder wasserstoffbetrie bene Schiffe umsteigen können.

„ Produktelemente: Die meisten ak tuellen ESG-Fonds sind hellgrün, über zwei Drittel in Aktien investiert. Aktiv bewirtschaftete Portfolios dominieren. Mehrheitlich kommt eine Ausschluss strategie zur Anwendung, wobei diese noch nicht ein nachhaltiges Produkt de finiert und oft nicht transparent in den Fondsdokumenten dargestellt wird.

FondsnamenIrreführende UmsetzungMangelnde Schlechte mögensallokationVer AnlagestrategieSchwache FondsdokumentenInformationenUnzureichendein

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Die AXA ist zudem mit mehr als 300 multinationalen Firmen in einem aktiven Dialog und versucht hier, die Unter nehmen auf dem Pfad in eine nachhal tigere Zukunft zu begleiten. Zukunfts weisende, wirkungsvolle Ansätze gibt es auch im Immobilienbereich, indem ressourcenschonend und sozialverträg lich gebaut und die Energieeffizienz ver bessert wird. Es gibt sehr viele verschie dene, sowohl globale als auch lokale Initiativen, wie man Nachhaltigkeits bestrebungen fördern kann. Sich auf eine Ausschlussliste zu beschränken, ist aus meiner Sicht daher zu kurz gefasst.

PD

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Wie viele Firmen stehen auf Ihrer Ausschlussliste?

Aufsichtsbehörden definieren das Um feld von nachhaltigen Finanzproduk ten. Trotzdem bleiben die Beteiligten selbst in der Pflicht. Darum gehört ein Greenwashing-Framework als Kontrolle auf den Tisch jedes Finanzinstituts, das nachhaltige Produkte anbietet, ansons ten wird es schwierig, die aufsichtsrecht lichen Pflichten in Zukunft zu erfüllen, um Greenwashing zu vermeiden.

Wie setzt man ESG Anforderungen konkret um?

nachGreenwashing-SzenarienAufsichtsbehörden

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Der Weg zum klimawirksamen Portfolio

Anna Ehrensperger ist Themenmanagerin im Newsroom der AXA Schweiz.

Interview: Anna Ehrensperger

ESG-Ausschlusslisten sind ein wichtiger Schritt zu einem klimafreundlichen Portfolio, doch gäbe es noch weit mehr zu tun, sagt Daniel Gussmann, CIO der AXA Schweiz.

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Antonios Koumbarakis ist Head Sustainability & Strategic Regulatory bei PwC Schweiz.

Freitag, 16. September 2022 Impact Finance NZZ-Verlagsbeilage 5

FINMA ESMA BaFin MAS SEC

Daniel Gussmann ist Chief Investment Officer der AXA Schweiz.

«Sich auf Ausschlusslisteeinezubeschränken,istzukurzgefasst.»

Den ersten Schritt zu einem nach haltigen Portfolio stellt klassischer weise der Ausschluss von problemati schen Anlagen dar. Als nicht tolerier bar gelten in der Regel Investitionen in Unternehmen, deren Umsatz massgeb lich aus der Kohlegewinnung stammt. Oder in Firmen, die in Zusammenhang mit Kinderarbeit oder Korruption ste hen. Werden solche Unternehmen aus geschlossen, kann oftmals bereits das Prädikat ESG-konform verwendet wer den. Dies ist aber tatsächlich nur der

„ Offenlegung: Die Offenlegung ist ge nerell gehalten, unstrukturiert, vage und oft schwer zu finden. Bindende ESGMessgrössen (KPI) wie Carbon Foot print, Science-based Targets, Tempera turpfad oder Scope 1–3 fehlen. Mehr als die Hälfte der Fonds gibt keinen Mini malanteil an nachhaltigen Anlagen vor.

Neben einem Greenwashing Rahmenwerk braucht es robuste, nachhaltige Anlagestrategien mit geeigneten ESG Indikatoren.

Was können Sie darüber hinaus tun?

wertung besteht. In einer aktuellen Stu die beurteilt PwC Schweiz total 220 ESG-Fonds anhand dieses Rahmen werks:

erste Schritt hin zu mehr Nachhaltigkeit, wenn auch ein sehr wichtiger.

Nachhaltigkeit ist ein Schlagwort unserer Zeit. Wie definieren Sie es?

Daniel Gussmann: Der Nachhaltig keitsbegriff ist omnipräsent und hat sich auch in der Finanzwelt etabliert.

Die Ausschlussliste ist, wie Sie sagen, nur der erste Schritt. Was käme als Nächstes?

Die Grenzen werden je nach Unter nehmen ganz unterschiedlich gesetzt. Die AXA geht bei ihrer Ausschlusspra xis in vielen Punkten sehr viel weiter als andere Firmen. Manche Vermögensver walter haben wenige Dutzend Unterneh men auf der Ausschlussliste, bei uns sind es Hunderte. Neben Firmen der Kohle industrie sind das auch Tabakunterneh men sowie Produzenten von Palmöl, die in Zusammenhang mit der Rodung von Regenwald stehen. Im Öl- und Gassektor haben wir bereits mehr als 95 Prozent der Firmen komplett ausgeschlossen.

Mögliche Probleme

Und weiter?

MARCO VARA

„ Daten und Bewertung: Die meis ten Banken nutzen Daten von externen Ratingagenturen wie MSCI oder Sustai nalytics, wobei die Nachvollziehbarkeit fraglich ist, da diese nicht angemessen geprüft wird.

Welche Rolle spielen ESG Kriterien in Ihrem Unternehmen?

OffenlegungsstilVerwirrender OrganisationMangelnde

Quelle: pwc.ch/en/insights/fs/greening

Nach dem Ausschluss kritischer Anlagen können in einem zweiten Schritt Aktien von Firmen mit gutem ESG-Verhalten aktiv gesucht und ins Portfolio aufgenommen werden – also Firmen, die sich im Bereich Nachhaltig keit besonders hervortun, wie etwa Recy clinganbieter oder Solarpanelhersteller.

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your financial products.html

mit ein. Dank unserer Grösse können wir global wie lokal eine erhebliche Wirkung erzielen und den Fortschritt aktiv fördern, um eine lebenswerte Welt für zukünftige Generationen zu ermöglichen.

Im Gegensatz zum Gebrauch in der All tagssprache, wo er meist mit Umweltund Klimaschutz zusammenhängt, wird er in unserer Branche breiter gefasst. Neben dem Erhalt und dem Schutz der Natur fallen auch Aspekte der sozialen Gerechtigkeit und der verantwortungs bewussten Unternehmensführung dar unter. Daher stammt das oft verwendete englische Kürzel ESG für Environmen tal, Social und Governance, das genau diese drei Dimensionen abdeckt.

„ Anlagestrategie: Die angewendeten Anlagestrategien sind inkonsistent. Der Begriff ESG-Integration zum Beispiel wird unterschiedlich interpretiert. Frag lich ist auch, ob Ausschlussstrategien al lein ein nachhaltiges Produkt definieren. Schwerpunkte bei S und G fehlen.

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Die Weltwirtschaft sortiert sich in vielerlei Hinsicht neu. Nicht nur das Bestreben, die Resilienz der Lieferket ten zu erhöhen, bis hin zu einer geo politischen Blockbildung («Friend shoring»), ist verstärkt in das Zentrum der politischen und unternehmerischen Aufmerksamkeit gerückt, sondern auch, Energiesicherheit und -unabhängigkeit zu gewährleisten, zusätzlich zur grünen Transformation der Wirtschaft.

BlackRock

Wir sind für Sie da. Jeden Tag, bei jedem Wetter:

Denn erstens ist der Gipfel der Infla tion wohl noch nicht erreicht – dies gilt in Anbetracht der Energiekrise gerade für Europa. Zweitens stemmen sich die Zentralbanken immer vehementer gegen

Neuverkabelung der Welt

Es ist jedoch höchst ungewiss, wie und wie schnell der Übergang zu einer grü nen Wirtschaft erfolgen wird. Sicher ist: Es wird Jahrzehnte dauern. Es braucht geschätzte 50 bis 100 Billionen US-Dol lar an investiertem Kapital, um bis im Jahr 2050 die Weltwirtschaft auf NettoNull-Emissionen umzustellen – also eine Wirtschaft, die nicht mehr Treibhaus gase ausstösst, als sie der Atmosphäre entzieht, so das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC). Viele Investierende stellen ihre Portfolios auf Nachhaltigkeit um, um diese historische Umbruchsituation zu meistern und sich für den Übergang zu Netto-Null zu posi tionieren.

Dabei wird das Thema Inflation nicht verschwinden, solange angebotsseitige Produktionshemmnisse fortwirken –die wohlgemerkt ausserhalb des direk ten Einflussbereichs der Notenbanken liegen. Auch über zwei Jahre nach Aus bruch der Corona-Pandemie laufen die globalen Wertschöpfungsketten noch nicht geschmeidig, fehlt es an Vorpro dukten, aber auch Arbeitskräften. Die russische Invasion in der Ukraine hat bereits bestehende Engpässe verschärft, nicht nur auf den Energiemärkten.

Die Nachfrage nach AnlagennachhaltigenistauchimJahr2022hoch.

BlackRock ist ein weltweit führender Anbieter von 30lassungenfen.zubestehtUS-Dollar.ein30.institutionellenRisikomanagementInvestmentmanagement,undBeratungvonAnlegern.MitStichtagJuni2022verwaltetedieGesellschaftVermögenvonrund8,5BillionenDerUnternehmenszweckdarin,immermehrMenschenfinanziellemWohlergehenzuverhelBlackRockbeschäftigtin70Niederrund18400MitarbeitendeinLändern.

Bedeutung für Nachhaltigkeit

Als Reaktion auf den durch den Ukraine-Krieg verursachten Energie schock suchen viele Länder nach neuen Energiequellen, was zu einem kurzfris tigen Anstieg des Verbrauchs fossiler Energieträger führt. Gleichzeitig wer den Investitionen in erneuerbare Ener gien forciert, um Energieunabhängigkeit zu erlangen, aber auch um die NettoNull-Commitments zu erreichen. Kurz fristig dürfte der CO2-Ausstoss also stei gen, mittelfristig bis langfristig aber wird der Fokus auf CO2-ärmeren Energie quellen liegen. Relativ gesehen machen die hohen Energiepreise die Produktion erneuerbarer Energien wirtschaftlicher.

Vermögen, das aus traditionellen Fonds in nachhaltige Portfolios und Produkte umgeschichtet wird. Entsprechend ist davon auszugehen, dass sich langfristig auch die gesamte Wirtschaft nachhal tiger aufstellen wird.

Die Nachfrage nach nachhaltigen An lagen zeigt sich von Inflations-, Zinsund Konjunktursorgen nur bedingt be eindruckt und ist auch im Jahr 2022 hoch. Nachhaltige Anlagen haben in zwischen die Schwelle von rund 4 Bil lionen US-Dollar erreicht – das sind etwa 5 Prozent des global verwalteten Vermögens. Das dürfte erst den Be ginn einer tektonischen Kapitalver schiebung hin zu nachhaltigen Anlagen markieren – ob durch Kapital für inno vative Vorhaben im Energiesektor oder

Unabhängige Analyse und Meinung für bessere Entscheidungen an den Finanzmärkten. themarket.ch

Im aktuellen Umfeld ist ein holisti scher wie auch langfristiger Blickwin kel wichtiger denn je. Angesichts der Kombination von Inflations-, Zins- und Konjunktursorgen sind Aktien- sowie Obligationenkurse volatil und haben sich nach der starken Korrektur im Früh jahr dieses Jahres nur teilweise erholen können. Die Marktlage stellt Investoren vor ungewöhnliche Herausforderungen. Klassische «sichere Häfen» wie Staats obligationen bieten aktuell nicht den gewohnten Schutz.

Ann-Katrin Petersen ist Senior-Investment strategin bei BlackRock.

Der Übergang zur grünen Wirtschaft wird Jahrzehnte dauern. BLACKROCK

Investoren stellen ihre Portfolios neu auf, um sich für den Übergang zu einer Netto-Null-Wirtschaft zu positionieren.

themarket.ch

ANN-KATRIN PETERSEN

Volatile Zeiten

Inflationsrisiken, und zwar selbst um den Preis einer wirtschaftlichen Abschwä chung – die Schweizerische National bank (SNB) ist dabei keine Ausnahme. Erst kürzlich rang sich die Europäische Zentralbank (EZB) zu einer historischen Zinserhöhung um 75 Basispunkte durch. Solange Bedenken vor sich verselbstän digenden Inflationserwartungen kursie ren, werden die geldpolitischen «Falken» wohl die Oberhand behalten.

Zentralbanken in Zwickmühle

Suchen NavigationshilfeSie durch turbulente Märkte?

All dies dämpft den Wachstums ausblick und heizt die Inflationsdebatte an – ein Dilemma für die Zentralban ken. Die einzige Möglichkeit, die Infla tion in Richtung 2 Prozent zu senken, ist die Anhebung der Zinssätze, und da mit die Nachfrage so weit zu drosseln, dass Angebot und Nachfrage wieder im Gleichgewicht sind. Letztlich dürften sie den Zielkonflikt zwischen Wachs tum und Inflation in einer Welt, in der

6 NZZ-Verlagsbeilage Impact Finance Freitag, 16. September 2022

Angebotsfaktoren die erste Geige spie len, anerkennen und ein gewisses Mass an Inflation akzeptieren.

esg2go – jetzt Nachhaltigkeitsanalyse durchführen.

Insbesondere angesichts der gegen wärtigen hohen Teuerungsraten von Lebensmitteln macht die Arbeit von Kwanza Tukule für viele Endkun

Auch wenn in den letzten Jahren Er folge in der Armutsbekämpfung erzielt wurden, lebt nach wie vor rund ein Vier tel der Weltbevölkerung unterhalb der absoluten Armutsgrenze von 3,20 USDollar pro Tag. Diese Menschen kön nen kaum ihre dringenden täglichen Bedürfnisse decken und leben ohne finanzielle Reserven. Sobald unvor hergesehene Ereignisse eintreten – wie zum Beispiel die Covid-19-Pandemie oder der jüngste Anstieg von Lebens mittelpreisen – sind sie von Hunger und Not bedroht.

dinnen und Endkunden einen ent scheidenden Unterschied zwischen ausgewogenem Essen und Mangel ernährung.

Hoher Aufwand, grosse Wirkung

Seit ihrer Gründung 2006 hat sich elea bei mehr als 40 Social Impact Ventures engagiert und so weltweit rund 30 Mil lionen Menschen erreicht. Eine selek tive Auswahl der Investments und viel Zeit für eine sorgfältige Prüfung von Impact- und Geschäftsmodellen haben sich dabei als entscheidende Erfolgs voraussetzungen bewährt. Das Team evaluiert jährlich Hunderte Impact Ventures, woraus fünf bis sieben neue Investitionen resultieren.

Solche Direktinvestitionen sind also ressourcenintensiv, erlauben aber, mit den elea anvertrauten Mitteln einen hohen und nachweisbaren Social Im pact zu erzielen. Sie ermöglichen es elea auch, dem «elea Philanthropic Investors' Circle» von interessierten Privatpersonen, Stiftungen sowie Unter nehmen anzubieten, philanthropisches Kapital nach individuellen Präferenzen zielgerichtet zu investieren. Eine regel mässige, transparente Berichterstattung orientiert über die Ergebnisse in den elea-Partnerorganisationen sowie den ihnen zurechenbaren Social Return on Investment.Essenziell für die Nachhaltigkeit der Wirkung ist der langfristige ge schäftliche Erfolg der Portfolio-Orga

Die Nachfrage nach AnlagennachhaltigenistauchimJahr2022hoch.

Wie nachhaltig ist Ihr Unternehmen?

Neue Wege in Nahrungsmittelversorgungder

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Adrian Ackeret ist Chief Financial Officer (CFO) und Elena Torresani ist Head of Communications & Partnerships der elea Foundation for Ethics in Globalization.

Freitag, 16. September 2022 Impact Finance NZZ-Verlagsbeilage 7

Unternehmerisches Engagement gegen Armut

balen elea-Netzwerk. Als Faustregel gilt dabei, dass elea für jeden Franken Risikokapital zusätzlich einen Franken in die Begleitung der Unternehmer teams investiert. Das ist – neben den hohen Risiken junger Firmen – einer der Gründe, weshalb elea ein philan thropischer Impact-Investor und eine steuerbefreite Stiftung ist.

Als aktiver philanthropischer In vestor unterstützt elea Unternehme rinnen und Unternehmer mit ImpactFokus sowie deren Ventures nicht nur mit Kapital, sondern auch mit Knowhow, Coaching und Zugang zum glo

So zum Beispiel in Kenias Hauptstadt Nairobi: Kwanza Tukule (Suaheli für «Lasst uns zuerst essen») ist ein kenia nisches Unternehmen im Portfolio von elea, das die Nahrungsmittelversorgung der ärmsten Bevölkerung verbes sert. Kwanza Tukule bietet Kleinst unternehmern, die Strassenküchen in informellen Siedlungen betreiben, einen kostengünstigen und zuverläs sigen Lieferdienst an und versorgt sie mit Grundnahrungsmitteln. Diese spa ren dadurch Zeit und Geld und durch den direkten Zugang zu essenziellen, qualitativ hochwertigen Kochzutaten zu fairen Preisen können sie nicht nur ihren Umsatz und Gewinn steigern, sondern auch zur Ernährungssicherheit der armen Stadtbevölkerung beitragen, die über keine eigenen Kochmöglich keiten verfügen und von den Strassen küchen abhängig sind.

Wie die Schweizer Stiftung elea die absolute Armut bekämpft und dabei philanthropischen Investierenden eine Möglichkeit für wirkungsvolle Direktinvestitionen bietet.

nisationen: elea hat sich zum Ziel ge setzt, nach sieben bis zehn Jahren aus einem Investment auszusteigen, um das so freiwerdende Kapital erneut zu investieren – das Kapital wird dadurch im Kreislauf gehalten und kann seine Wirkung weiter vervielfältigen. Gleich zeitig trägt elea unverzichtbares Risi kokapital zur Entwicklung des ImpactKapitalmarkts bei, indem erfolgreich aufgebaute Ventures zu attraktiven Investitionsmöglichkeiten für institu tionelle Impact-Investoren werden und so weiterwachsen können.

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Direktinvestitionen mit Wirkung

Hier setzt die elea Foundation for Ethics in Globalization an und unter stützt neuartige, ambitionierte, lokal verankerte Geschäftsmodelle in Län dern mit niedrigen bis mittleren Ein kommen. Diese eröffnen Menschen in absoluter Armut Zugang zu Produkten, Dienstleistungen und Wertschöpfungs ketten. Im Zentrum steht dabei stets die Kombination von geschäftlichem Erfolg mit explizit formulierten Impact-Zielen, die durch eine Reihe von Indikatoren erfasst werden.

ADRIAN ACKERET UND ELENA TORRESANI

Nairobi (Kenia): Das Unternehmen Kwanza Tukule verbessert die Nahrungsmittelversorgung der ärmsten Bevölkerung. ELEA FOUNDATION FOR ETHICS IN GLOBALIZATION

elea.org

8 NZZ-Verlagsbeilage Impact Finance Freitag, 16. September 2022

Bund hat Klimaverträglichkeit der Finanzbranche getestet

Eine schnellere Gangart ist absolut wünschenswert

Der Bund hat die Finanzbranche – da runter auch die Pensionskassen – im Jahr 2020 im Hinblick auf ihre Klima verträglichkeit geprüft. Die Ergebnisse der repräsentativen Untersuchung zeigen erste Fortschritte. Das Ziel, eine führende Rolle im Bereich nach haltiger Finanzflüsse einzunehmen, wird allerdings noch verfehlt, so das Ergebnis.Esbleibt manches auf der Ebene von Absichtserklärungen stecken. Bei spielsweise gaben zwei Drittel der Teil nehmenden der Bundesbefragung an, eine Klimastrategie zu verfolgen. Mehr als die Hälfte der Institute, die eige nen Angaben zufolge Kohle bei ihren Investitionen ausschliessen, halten je

Alle Finanzströme sollen klimaver träglich ausgerichtet werden, um damit ressourcenschonende, zukunftsfähige Aktivitäten zu fördern. Die Schweiz ist gemäss Swiss Banking mit gesamthaft verwalteten Vermögen von 7878 Mil liarden Franken nicht nur ein wichtiger Player, sondern mit 24 Prozent Markt anteil sogar die Nummer eins im grenz überschreitenden Vermögensverwal tungsgeschäft – mit entsprechend hoher Verantwortung für die Gestaltung der Finanzflüsse.DiePensionskassen sind somit Teil des Schweizer Führungsanspruchs. Sie haben es in der Hand, diesem Füh rungsanspruch vorbildlich gerecht zu werden.

Die Schweizer Pensionskassen ver walten für ihre Destinatäre gesamt haft Anlagevermögen im Umfang von mehr als 1000 Milliarden Franken. Ein riesiges Potenzial! Die Verankerung von nachhaltigen Anlagestrategien bei ins titutionellen Investierenden gilt als we sentlicher Schritt für die klimaverträg lichere Ausrichtung von Finanzflüssen, die vom Bund im Rahmen der Strategie «Nachhaltige Entwicklung 2030» ange strebt wird.

Iwan Deplazes Leiter ManagementAsset bei der Zürcher KantonalbankPD « » Unsere Welt nachhaltiger zu gestalten braucht Wille und Engagement von allen Akteur:innen – packen wir es gemeinsam an. Jetzt bis zum 31. Oktober anmelden Hol dir im LeadershipSustainableLehrgang den Werkzeugkasten für die praxisnahe Umsetzung in deinem KMU. Marcel Niederberger Dozent im Lehrgang Sustainable Leadership HWZ IFC_22-Verlagsbeilage-Inserat.indd 5 08.09.22 12:20 Fortschritte bei Verankerung von ESG-Kriterien im Anlagereglement der Pensionskassen Alle Öffentlich-rechtliche Privatrechtliche 9% 6% 2015 2020 2021 21% 28% 25% 33% 24% 53% 71% QUELLE: SWISSCANTO – SCHWEIZER PENSIONSKASSENSTUDIE 2022

einem zeitlichen Abstand von etwa drei JahrenInsgesamtnach. wäre hier sicherlich eine deutlich schnellere Gangart wünschens wert. Das gilt laut der Pensionskassen studie vor allem für die Messung der CO2-Intensitäten der Portfolios. So messen heute erst 7 Prozent der klei neren Pensionskassen die Treibhausgas emissionen ihrer Portfolio-Investitionen, bei den grossen Pensionskassen sind es immerhin 40 Prozent.

Pensionskassen bedeutend für den Führungsanspruch

Pensionskassen müssen bei der Nachhaltigkeit vorwärtsmachen

Beim Führungsanspruch der Schweiz in Sachen nachhaltige Anlagen kommt den Pensionskassen eine bedeutende Rolle zu.

Verpflichtung zu Nachhaltigkeit besteht bis heute nicht Nachhaltigkeit ist bei der Anlage der Pensionskassengelder heute nicht Be standteil der Grundsätze der Vermö gensverwaltung nach Art. 71 BVG –so die Lehrmeinung. Gemäss dem viel beachteten Rechtsgutachten «Klima risiken in der Vermögensverwaltung von Pensionskassen» von Niederer,

doch weiterhin Aktien und Anleihen von Unternehmen, die Kohle abbauen oder Kohlestrom produzieren.

Pensionskassenstudie von Swisscanto belegt werden konnte. ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmens führung) als eine Variante von nachhal tigen Strategien waren per Ende 2021 bei 33 Prozent der Pensionskassen im Anlagereglement verankert (Vorjahr 25 Prozent, siehe Grafik). Die Pensions kassen der öffentlichen Verwaltung nehmen hier eine Vorreiterrolle ein, die privaten Pensionskassen ziehen mit

IWAN DEPLAZES

Es ist positiv zu werten, dass die Schweizer Pensionskassen dem Thema Nachhaltigkeit zunehmend Bedeutung beimessen – wie im Rahmen der

Iwan Deplazes ist Leiter Asset Management bei der Zürcher Kantonalbank.

Kraft, Frey kann sich allerdings aus den gesetzlichen Vorschriften eine implizite Pflicht zur Beachtung von Klimarisiken ergeben.DieUN Principles for Responsible Investment sind da eindeutiger: «Der Klimawandel ist das ESG-Thema mit der höchsten Priorität für Investierende.» Klimarisiken wie Opportunitäten der Dekarbonisierung sind nicht nur lang fristig, sondern auch in der kurzen Frist materiell. Das ist für Unterneh men relevant und damit genauso für die Pensionskassen, die deren Aktien und Anleihen kaufen.

Ruedi Keller ist Autor von «themarket.ch».

Metalle sind unverzichtbar, um bei der Energieproduktion die Wende zu schaffen und den Transport zu elektrifi zieren. Im Fokus stehen dabei üblicher weise Kupfer, das für die Elektrifizie rung unentbehrlich ist, und Nickel, das den Hauptbestandteil vieler Batterie typenDochbildet.in einer Studie zum Thema machen Analysten der Bank of Ame rica (BofA) gleich 27 Metalle und Sel tene Erden aus, die unerlässlich sind, um Elektroautos zum Fahren zu brin gen, Energie aus erneuerbaren Quellen zu schöpfen und sie auch zu speichern (siehe Grafik). Sie alle braucht es – die meisten davon in stark zunehmender Menge –, um eine Chance zu haben, bis 2050 klimaneutral zu werden.

Bei der Produktion wichtiger metalli scher Rohstoffe wie Aluminium, Kupfer, Nickel, Zinn und Zink liegt Chinas Anteil an der Weltproduktion inzwischen bei 40 und 50 Prozent. Noch ausgeprägter ist die Dominanz bei kleinvolumigeren, aber nicht minder kritischen Metallen. Europa ist zwar global führend in der Klimapoli

Freitag, 16. September 2022 Impact Finance NZZ-Verlagsbeilage 9

Hohe Kosten – oder nicht?

Eine Studie der Universität KU Leu ven zeigt auf, wie die Energiewende die Nachfrage nach unterschiedlichen Metallen in die Höhe treiben wird: Lithium, dessen Bedarf für 2050 im

Was nach sehr teuer tönt, stellen sie jedoch gleich in einen Kontext: Gemäss Schätzungen der UNO fallen allein in den Entwicklungsländern jährlich Kos ten von 140 bis 300 Milliarden US-Dol lar an, um den Auswirkungen der Klima erwärmung zu begegnen. Basierend auf dieser Bandbreite errechnen die Ana lysten, dass jeder US-Dollar, der in den Ausbau der Metallförderung investiert wird, zwei bis drei US-Dollar an Klima kosten einsparen könnte. Der Blick auf Metalle offenbart ein Dilemma von ESG: Die Förderung von Metallen ist zwar kritisch für das Erreichen von Klimazielen. Doch es dürfte in den sel tensten Fällen als ESG-konform gelten, Geld in den Bergbau zu investieren.

Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine hat die Energieunabhängigkeit in Europa das Thema Energiewende zwar in den Hintergrund gerückt. Doch Energieunabhängigkeit ist ohne Ener giewende nicht erreichbar. Und dabei

Just hier zeigen sich neue Abhän gigkeiten: 19 der 30 von der EU als kri tisch eingestuften metallischen Rohstoffe stammen aus China, zeigt eine Studie von Feri. Die Studienautoren sehen die Gefahr, «dass Europa – nur kurze Zeit nach der aktuellen Energieknappheit – in eine weitere existenzbedrohende Rohstoff-Falle gerät.»

Vergleich zu 2020 zwanzigmal so hoch ausfallen dürfte, sticht heraus. Verviel fachen würde sich auch die Nachfrage nach Dysprosium, Cobalt, Tellurium, Skandium, Nickel und Praseodymium. Im Mittelfeld befinden sich Metalle wie Gallium, Platin, Iridium, Silizium, Kup fer und Aluminium, von denen 40 Pro zent mehr bis hin zu einer Verdoppelung der aktuellen Menge benötigt würden.

gilt wiederum: Die Energiewende ist ohne Zugang zu metallischen Rohstof fen nicht zu schaffen.

Ziel der Netto-Null-Politik ist es, die Klimaerwärmung bis 2050 einzudämmen. Doch reicht das Angebot an Metallen aus, um die Energiewende zu stemmen?

Mangel an Metallen gefährdet Klimaziel

RUEDI KELLER

Versorgungslücke droht

Die BofA-Analysten sehen für die lau fende Dekade deshalb besonders bei Kupfer, Nickel, Lithium, Platin, Ko balt und Silber eine Versorgungslücke. Angesichts der aktuellen und derzeit geplanten Metallschürfungsprojekte fol gern sie, dass aufgrund der ungenügen den Versorgungslage bis 2030 lediglich 38 Prozent der eigentlich notwendigen Treibhausgasreduktion erreichbar ist.

tik. Doch ohne gesicherten Zugang zu den dafür notwendigen metallischen Rohstoffen sind die Ziele gefährdet. Die Feri-Autoren fordern deshalb eine «ge zielte geostrategische Ausrichtung der Wirtschaftspolitik».

QUELLE:

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Politische Abhängigkeiten

Rohstoffabbau ist ein heikles Thema, wenn es um nachhaltige Investitionen geht. Das gilt aus anderer Perspektive allerdings genauso für die Produkte, die damit gewonnen werden: in diesem Fall metallische Rohstoffe.

Die Analysten der BofA beziffern die Investitionen, die im Hinblick auf das Netto-Null-Ziel im Bergbau notwen dig wären. Um die nötige Kapazität zu schaffen, genügend strategisch wichtige Metalle fördern zu können, müssten ge mäss ihrer Berechnung jährlich gegen 160 Milliarden US-Dollar investiert wer den – statt der rund 100 Millionen USDollar, die im Schnitt der letzten zehn Jahre flossen.

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