NZZ Connect (D)

Page 1

Samstag, 21. August 2021

Verlagsbeilage

WWW.NZZ-XDAYS.COM

Digital Business

CH-8021 Zürich  ·  Telefon +41 44 258 16 98  ·  www.nzzone.ch


2  NZZ-Verlagsbeilage

Digital Business

Samstag, 21. August 2021

Wo sich die Entscheiderinnen und Pioniere des Digital Business treffen Wie kann das eigene Unternehmen im digitalen Wandel erfolgreich bleiben und sogar zugewinnen? Die XDAYS 2021 bieten konkrete Werkzeuge, neue Impulse und branchenübergreifende Vernetzung.

Programm XDAYS 2021

REBEKKA CHRISTEN

Der digitale Wandel hat mittlerweile in fast allen Bereichen des Lebens Einzug gehalten. Auch in den Firmen. Die Digitalisierung bietet ihnen zahlreiche, nie dagewesene Chancen. Gleichzeitig stellen sich ihnen mindestens so viele Fragen. Die Durchführung einer digitalen Transformation ist jedoch keine Entscheidung, die Unternehmen für sich treffen können, sondern müssen. Ansonsten sind sie über kurz oder lang nicht mehr zukunftsfähig. Die ­Corona-Pandemie hat diese Tatsache verdeutlicht. Hier setzen die XDAYS 2021 an. Die Konferenz vom 24. bis 25. August im Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa in Interlaken bricht den komplexen Sachverhalt auf die Schwerpunkte «Technology», «Culture & Leadership» und «New Business Models» herunter. Hiesige Expertinnen und Experten gewähren wertvolle Einblicke in ihre Erfahrungsschätze mit der Digitalisierung. Die Teilnehmenden verschiedener Branchen erhalten so neuartige Perspektiven auf die ganz spezifischen Chancen und Herausforderungen des Wandels im Kontext Schweiz. Internationale Persönlichkeiten weiten den Blick geografisch wie auch fachlich, indem sie mit den Anwesenden etwa einen Abstecher in die praktische Philosophie oder in die Zukunft der Politik unternehmen. Abseits der Hauptbühne bestimmen die Teilnehmenden selbst, wohin die Reise geht: In den Sessions tauchen sie in Themen ihrer Wahl ein und erhalten dabei konkrete Werkzeuge an die Hand. Ganz bewusst decken die XDAYS ein grosses Spektrum an Interessengebieten ab. Denn das Befördern von Cross-Industry-Innovationen beziehungsweise eines branchenübergreifenden Dialogs ist ein zentraler Fokus der Konferenz. Inspiriert vom Retreat-Gedanken findet sie über zwei Tage hinweg statt – mit viel Raum für Austausch. Schliesslich entstehen kreative Impulse sowie innovative Ideen nicht selten unversehens in gemeinsamen Gesprächen und unbeschwertem Ambiente. Weit weg von der täglichen Routine wollen die XDAYS schliesslich so einige Fragezeichen hinsichtlich der Digitalisierung in Luft auflösen und die Schweizer Unternehmen mutig in die Zukunft blicken lassen. Nachfolgend das Programm im Überblick.

Interessiert, selbst an den XDAYS teilzunehmen? Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung!

Dienstag, 24. August 2021 14.40 Uhr

Sessions Block 1 Swisscom | Mastering Uncertainty

17.20 Uhr

Keynote Anders Indset, Wirtschaftsphilosoph

Schweizerische Post | Digitale Ökosysteme machen es einfacher

17.45 Uhr

Querschnitt Tag 1

ABB | Vom Produkt zum erfolgreichen Geschäftsmodell

18.00 Uhr

Abschluss, Apéro & Goldpartner-Apéro

15.25 Uhr

XBREAK – Networking-Pause

16.10 Uhr

Sessions Block 2 Swisscom | Mastering Uncertaint

Schweizerische Post | Digitale Ökosysteme machen es einfacher

bbv & Sisag | Das digitale Skigebiet

17.05 Uhr

Case 1 NFT – mehr als ein Hype? Wie der Kunstmarkt die ­Blockchain-Technologie adaptiert

07.00 – 07.45 Uhr Digital Detox Joggen mit On Yoga

09.25 Uhr

Sessions Block 3 Konrad Weber | Toxische Kultur durch Digitalisierung?

07.30 Uhr

Welcome Coffee

Digital Competitiveness der Schweiz

08.30 Uhr

Begrüssung

08.35 Uhr

Keynote New Business im Zeitalter der Digitalisierung Bettina Hein, Founder und CEO, juli

Allianz Denkplatz Schweiz | Schöne «Neue Arbeitswelt»!?

11.50 Uhr

Querschnitt Tag 2

10.10 Uhr

XBREAK – Networking-Pause

12.05 Uhr

Abschluss

10.55 Uhr

Keynote Human Leadership: Kontrollverlust als Stärke Verena Pausder, Gründerin und Expertin für digitale Bildung

13.30 Uhr

Begrüssung

13.35 Uhr

Keynote New Leadership: Zwischen Purpose & Überhitzung Prof. Dr. Heike Bruch, Direktorin des Instituts für Führung und Personal­ management, Universität St. Gallen

14.00 Uhr

Impressum Digital Business ist eine Verlagsbeilage der NZZ. Inhalt realisiert durch NZZ Connect. Verlagsbeilagen werden nicht von der Redaktion produziert, sondern von unserem Dienstleister für journalistisches Storytelling: NZZ Content Creation.

Projektmanagement NZZ Connect: Madeleine Nufer (Gesamtverantwortung); NZZ Content Creation: Norman Bandi (Inhalt) und Sara Sparascio (Layout); Kontakt: NZZ Connect, C.F.L. Lohnerstrasse 24, 3645 Gwatt (Thun), connect@nzz.ch.

XDAYS Talk: Eine spannende Diskussionsrunde zu den Themen «Technology», «Culture & Leadership» und «New Business Models» • Nicole Burth, Leiterin ­Kommunikations-Services und ­Mitglied der Konzernleitung, ­Schweizerische Post • Nadia Rahim, Head of Enterprise­ Consulting Services, Swisscom Business Customers, und CEO, itnet • Nicole Kamm Steiner, Country HR Manager, ABB Switzerland

18.45 – 22.00 Uhr

XNIGHT

Tag 2

Mittwoch, 25. August 2021

www.nzz-xdays.com

www.nzz-xdays.com

Tag 1

09.00 Uhr

Case 2 Start-ups | Digitale Geschäfts­ modelle aus der Schweiz

Key-Partner

11.25 Uhr

Keynote The Impact of Advances in Digital Technology to Our Democracy Jamie Susskind, Rechtsanwalt und Autor des preisgekrönten Bestsellers «Future Politics»


Samstag, 21. August 2021

Digital Business

NZZ-Verlagsbeilage

3

«Es gibt noch viel zu tun!» Elefantenrunde: Vier Persönlichkeiten aus der Schweizer ICT-Wirtschaft beantworten vier aktuelle Fragen zu Chancen und Gefahren im Kontext von Corona-Pandemie, Cyberkriminalität und Markt versus Staat.

Judith Bellaiche Nationalrätin, GLP, und Geschäftsführerin, Swico

Roberto Cirillo Konzernchef, Die Schweizerische Post

Robert Itschner Vorsitzender der Geschäftsleitung, ABB Schweiz

Urs Lehner Leiter Geschäftskunden, Swisscom

1. In welcher Hinsicht hat Corona der Digitalisie­ rung am meisten Schub verliehen? Vermutlich im Kopf. Es hat einen Sinneswandel ausgelöst – bei den Einzelnen, aber auch bei Unternehmen, Organisationen, Schulen und der Verwaltung. Nur dank der Digitalisierung konnten wir die Funktionsfähigkeit der Wirtschaft und des öffentlichen Dienstes, aber auch die sozialen Interaktionen, während des Lockdowns aufrechterhalten. Das hat uns unsere Beziehung zur Digitalisierung bewusst gemacht und diese verändert, sowohl auf persönlicher als auch auf struktureller Ebene.

1. In welcher Hinsicht hat Corona der Digitalisie­ rung am meisten Schub verliehen? Ich sehe einen besonderen Schub in zweierlei Hinsicht. Auf der einen Seite wurden durch die Homeoffice-Pflicht Formen der digitalen Zusammenarbeit viel stärker genutzt und auch weiterentwickelt. Auf der anderen Seite haben viele Personen, die bislang eine Hemmschwelle bei der Nutzung von E-Commerce und anderen digitalen Diensten hatten, diese ausprobiert und erkannt, wie einfach sie sind. Ich bin davon überzeugt, dass sowohl digitales Co-Working als auch die Nutzung von E-Commerce auf einem hohen Niveau bleiben werden.

1. In welcher Hinsicht hat Corona der Digitalisie­ rung am meisten Schub verliehen? Zum einen ist die Problemvorbeugung für unsere Kunden noch wichtiger geworden. Gefragt sind schnelle Expertenunterstützung, im Notfall durch Zugriff aus der Ferne und rund um die Uhr, sowie präventive Massnahmen durch intelligente digitale Systeme. Zum anderen hat das letzte Jahr wertvolle Erfahrungen im Umgang mit dem Arbeiten unterwegs und von zu Hause aus gebracht. Die nutzen wir bei ABB Schweiz nun mit noch flexibleren, individuelleren Arbeitsmodellen.

1. In welcher Hinsicht hat Corona der Digitalisie­ rung am meisten Schub verliehen? Der Schweizer ICT-Markt hat einen Boost erfahren, gerade was Lösungen für flexibles und ortsunabhängiges Arbeiten und Lernen betrifft. In diesem Zusammenhang ist die Nutzung von cloudbasierten Services massiv gestiegen. Organisationen jeder Grösse haben die Wichtigkeit einer zuverlässigen, funktionierende Telekommunika­ tions- und IT-Infrastruktur erfahren und die Chancen der Digitalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft erkannt.

2. Welches war für Sie dabei die grösste Heraus­ forderung? Oberste Priorität hatte und hat die Gesundheit unserer Mitarbeitenden. Dazu gehört die konsequente Umsetzung der Schutzmassnahmen ebenso wie die Förderung des persönlichen Dialogs, gerade auch mit digitalen Mitteln. Denn in dieser buchstäblich ausserordentlichen Situation ist die Bedeutung der psychischen Gesundheit noch stärker in den Fokus gerückt – sie ist zentral für eine wirklich resiliente Arbeitskultur. Und dafür werden wir uns in Zukunft entschlossen einsetzen.

2. Welches war für Sie dabei die grösste Heraus­ forderung? Der Umgang mit Lieferengpässen war und bleibt eine Herausforderung, da wir unsere Kunden bei ihren Vorhaben – zum Beispiel bei der umfassenden Umstellung auf Homeoffice – schnell und effizient unterstützen wollen. Hardware war nicht immer so schnell zu beschaffen wie aus der Historie gewohnt. Teilweise hat die Migration von Workloads auf Cloudservices die Situation in Projekten entschärfen können.

2. Welches war für Sie dabei die grösste Heraus­ forderung? Persönlich fand ich die Führung des Teams und der Organisation während des Lockdowns sehr anspruchsvoll. Zwar haben wirklich alle am selben Strick gezogen, dennoch war die Interaktion und Koordination aufwändiger und anstrengender. Als extrovertierter Mensch fehlten mir die persönlichen Kontakte, der implizite Informationsfluss und die Stimmung. Auf organisatorischer und technischer Ebene kann die Digitalisierung zwar viel auffangen, Emotionen aber nicht. 3. Stichwort Cyberkriminalität: Bringt die zuneh­ mende Digitalisierung nicht grosse Sicherheits­ probleme? Doch, allerdings! Die Cyberkriminalität wird uns in den nächsten Jahren sehr stark beschäftigen, und ich bin der Meinung, hier sollten wir das Tempo erhöhen. Einerseits geht es um die Angreifbarkeit unserer Systeme durch Kriminelle, durch Hackerangriffe, Ransomware, Datendiebstahl etc. Andererseits nimmt die Gefahr für die Gesellschaft im Netz stark zu, etwa durch Fake News, digitale Gewalt gegen Einzelne oder Deep Fakes. Dies sind alles unerwünschte Nebenerscheinungen der Digitalisierung, die wir als Gesellschaft unbedingt angehen müssen. 4. Muss der Staat die Digitalisierung fördern? Und wie soll er dies tun? Er muss sie indirekt fördern, indem er seine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft wahrnimmt. Damit meine ich etwa die Verbesserung der Digitalkompetenzen der Menschen, und zwar schon auf schulischer Ebene, oder die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und anderen Staaten in Bezug auf Sicherheit, Standards, Datenaustausch etc. Unbedingt dazu gehört auch die Sicherstellung einer resilienten Infrastruktur, namentlich in Bezug auf die Kommunikationsnetze. Es gibt noch viel zu tun!

2. Welches war für Sie dabei die grösste Heraus­ forderung? Für uns als Post war es sicherlich herausfordernd, in kürzester Zeit unsere digitale Infrastruktur so zu skalieren, dass alle Mitarbeitenden, bei denen Homeoffice möglich ist, auch sicher und mit genügend Bandbreite von zu Hause aus arbeiten können. Und gleichzeitig mussten wir in der «reellen», physischen Welt unsere Leistungsfähigkeit steigern, um die rasant steigende Nachfrage zu bedienen. Es war mir sehr wichtig, sicherzustellen, dass wir keine Spaltung «digital vs. physisch» erleben würden. Auch diese Herausforderung haben wir gemeistert. 3. Stichwort Cyberkriminalität: Bringt die zuneh­ mende Digitalisierung nicht grosse Sicherheits­ probleme? Kriminalität und Versuche, Systeme zu umgehen, gibt es nicht erst seit der Digitalisierung. Je komplexer Systeme und Programme sind, desto anspruchsvoller sind natürlich auch die Sicherheitsvorkehrungen. Hier ist leider der Faktor Mensch oft die Schwachstelle im System. Entsprechend müssen wir hier aufklären, das Know-how in diesem Bereich schulen und erweitern. Das gilt sowohl für das technologische Wissen als auch für Prozesse und Abläufe. Ich sehe da also kein Problem, sondern die Notwendigkeit, zu investieren. 4. Muss der Staat die Digitalisierung fördern? Und wie soll er dies tun? Grundsätzlich bestimmt der Markt die Geschwindigkeit der Entwicklungen. Beim Staat sehe ich primär drei Aufgaben: Dafür Sorge zu tragen, dass sozial schwächer gestellte Personen nicht den Anschluss verlieren; die Voraussetzungen zu schaffen, damit auch Schweizer Anbieter sich behaupten können; sicherzustellen, dass in der Schweiz gesetzliche und normative Rahmenbedingungen vorhanden sind, dass der Transport und die Verbreitung von schützenswerten und vertraulichen Informationen und Daten uneingeschränkt und ­sicher gewährleistet sind.

3. Stichwort Cyberkriminalität: Bringt die zuneh­ mende Digitalisierung nicht grosse Sicherheits­ probleme? Daten sind ohne Zweifel zu einem der wertvollsten Güter geworden. Um Vertrauen in die Digitalisierung aufzubauen, ist es daher unerlässlich, die Sicherheit dieser Daten auf allen Ebenen und entlang der gesamten Prozesse zu gewährleisten. In der Industrie beginnt dies bereits in der Planungs- und Entwicklungsphase und setzt sich über Systemtests, Bereitstellung und Support fort. 4. Muss der Staat die Digitalisierung fördern? Und wie soll er dies tun? Entscheidend sind die bestmöglichen Rahmenbedingungen. Bildungsangebote etwa müssen auf die Anforderungen der Digitalisierung ausgerichtet werden, für ein lebenslanges Lernen. Das duale System der Schweiz ist dafür bestens geeignet. Mit seiner Infrastruktur, dem Schutz des geistigen Eigentums und einigen der weltweit führenden Universitäten ist das Land prädestiniert als Standort für Forschung und Innovation – auch für die Digitalisierung.

3. Stichwort Cyberkriminalität: Bringt die zuneh­ mende Digitalisierung nicht grosse Sicherheits­ probleme? Die Homeoffice-Realität erhöht die Angriffsflächen für Cyberkriminelle. Wollen Unternehmen dagegenhalten, müssen sie in Sachen IT-Security massgeblich aufrüsten. Wir stellen eine stark steigende Nachfrage nach Security-Dienstleistungen, besonders nach Managed Security Services fest und investieren gezielt in die Absicherung von Geschäftsanwendungen, Daten und sämtliche Kommunikationswege. 4. Muss der Staat die Digitalisierung fördern? Und wie soll er dies tun? Die Digitalisierung braucht eine entsprechende Infrastruktur und positive Rahmenbedingungen zur Förderung des weiteren Ausbaus. Die Marktakteure tätigen hohe Investitionen. Der verzögerte Ausbau des Mobilfunks 4G und 5G in vielen Regionen bereitet der gesamten Branche Sorgen. Das Datenvolumen wächst gewaltig, wir können aber zu wenig zusätzliche Kapazitäten bereitstellen. Wenn Politik und Behörden – basierend auf der bekannten Faktenlage – vertrauensbildend agieren, unterstützen sie alle Wettbewerber beim Infrastrukturausbau und der Vermeidung eines Datenstaus. Umfrage: Felix E. Müller


Die Post ist da. Für eine Schweiz, die sich bewegt. Die Post ist da für alle: Mit vielen nützlichen Angeboten und Services, die zu den individuellen Lebensstilen und Bedürfnissen von heute passen. post.ch


Digital Business

Samstag, 21. August 2021

NZZ-Verlagsbeilage

5

«Was früher als gut zu haben angesehen wurde, ist heute existenziell» Prof. Dr. Heike Bruch spricht im Interview über die Dringlichkeit und Erfolgsfaktoren des Wandels hin zu «New Work», was Unternehmen für Arbeitnehmende attraktiv macht, und wie sie als Leadership-Professorin ihre Mitarbeitenden führt. REBEKKA CHRISTEN

Eines Ihrer Forschungsgebiete ist «New Work» – ein viel verwendeter, aber oft falsch verstandener Begriff. Wie definie­ ren Sie den Terminus? Prof. Dr. Heike Bruch: New Work oder die Arbeitswelt 4.0 beschreibt eine neue Form des Arbeitens, die bezogen auf wo und wann gearbeitet wird, viel mehr Wahlfreiheit beinhaltet. Sie bietet auch mehr Vielfalt bezüglich der Formen der Zusammenarbeit. Diese zeichnen sich beispielsweise durch individualisierte Arbeit, fluide Strukturen oder digitalisierte Kommunikation aus. Da sich die Teamarbeit schnell verändert und je nach Aufgabe und Bedürfnissen flexibel angepasst wird, spricht man auch von netzwerkartigem Arbeiten. Sie betonen in Ihrer Arbeit die grosse Dringlichkeit für Unternehmen einer New-Work-Transformation. Wieso ist genau jetzt der Zeitpunkt, den Schritt in die neue Arbeitswelt zu gehen? Dieser Handlungsdruck besteht seit Jahren und ist auf zwei Megatrends zurückzuführen. Der eine ist die digitale Transformation, die von einer unglaublichen Anforderung an «Speed» begleitet wird. Im Zuge des digitalen Wandels werden Geschäftsmodelle und Prozesse neu ausgerichtet, die Kundenschnittstellen verändern sich. Das erfordert ein schnelleres, agileres und innovativeres Arbeiten. Der andere Trend ist der demografische Wandel. In einzelnen Berufsgruppen ist er bereits spürbar, ab 2025 wird er uns so richtig beschäftigen. Daher müssen Unternehmen attraktiver sein. Beide Trends führen dazu, dass sie in Richtung netzwerkartiges, mobiles und flexibles Arbeiten gehen müssen, um schneller und attraktiver zu werden. Haben nicht die meisten Betriebe diesen Wandel während der Coronapandemie bereits unvermeidlich durchlaufen? Das sieht so aus, ist aber nicht ganz richtig. In der Pandemie haben wir zu grossen Teilen Zwangshomeoffice gesehen. Das ist genauso wenig New Work wie Zwangspräsenz, die es davor häufig gab. Bei beidem fehlen die Wahlfreiheit und Flexibilität. Sie hat aber dazu geführt, dass ganz neue Erfahrungen mit Themen wie virtuellem Arbeiten, digitaler Kommunikation und Homeoffice gemacht wurden. Einige Unternehmen haben erkannt, dass dadurch vieles besser klappt, und gehen New Work nun mutiger an. Corona hat jedoch nicht nur zu einer gesundheitlichen, sondern auch zu einer wirtschaftlichen Krise geführt. In solchen Situationen gibt es häufig die Tendenz zu mehr Kontrolle von oben. Bei anderen Firmen ist die Folge daher eine stärkere Top-down-Führung. Die Arbeitswelt 4.0 bietet also wich­ tige Vorzüge und Voraussetzungen, um in der Zukunft mithalten zu können. Wieso gehen diese Firmen die NewWork-Transformation nicht an? Damit New Work gut funktioniert, braucht es bestimmte Erfolgsvoraussetzungen, die wir «New Culture» nennen (siehe Box). Unternehmen, die dieses Kulturfundament haben, erfahren einen riesigen Schub, sind flexibler, agiler und erleben mehr Engagement. Das sind allerdings nur fünf Prozent der Firmen. Die Mehrheit bleibt relativ traditionell, auch wenn sie neu vermehrt Homeoffice anbieten. Dann gibt es ­diejenigen, die New Work zwar umfassender angehen, damit aber nicht erfolgreich sind. Sie machen negative ­Erfahrungen, da ihnen die Kulturvoraussetzungen fehlen. Wir nennen sie «modern überforderte Unternehmen». Das sind derzeit 36 Prozent der Betriebe. Sie erleben eine Art Kontrollverlust, Überhitzung oder geraten in die Beschleuni-

Prof. Dr. Heike Bruch ermuntert Firmen, das «Zeitfenster für Innovation und Aufbruch in eine moderne Zukunft» zu nutzen.   PD

gungsfalle. Im Ergebnis sind sie langsamer und weniger attraktiv. Sie sprechen von Attraktivität. Müssen Unternehmen vor allem für die jüngeren Generationen attraktiv bleiben? Auch, aber nicht nur. Wir haben kürzlich für eine Studie mit rund 9000 Menschen aus den vier momentan beschäftigten Generationen befragt. Wir wollten wissen, was für sie ein Unternehmen attraktiv macht. Welche Generationen sind das? Die «Baby-Boomer», die bald pensioniert werden, die «Generation X», also die 1965 bis 1981 Geborenen, die «Generation Y», deren Mitglieder zwischen 1982 und 1995 geboren sind, und die «Generation Z», die ab 1996 Geborenen. Es hat sich gezeigt, dass der Faktor New Culture für alle Generationen der stärkste Treiber für Arbeitgeber­ attraktivität ist. Ist es eine neue Entwicklung, dass New Culture auch für die älteren Generatio­ nen so wichtig ist? Die Dimensionen von New Culture waren schon immer wichtig, aber ihre Bedeutung hat zugenommen. In Unternehmen ohne diese Faktoren haben die Mitarbeitenden einst vielleicht innerlich gekündigt. Die jüngeren Generationen gehen heute tatsächlich, wenn sie keine moderne Kultur vorfinden. Was früher als gut zu haben angesehen wurde, ist heute existenziell. New Culture und New Work hängen entsprechend untrennbar zusammen und sind die Kernmerkmale attraktiver Arbeitgeber. Befürworten Sie Arbeitsmodelle ohne Hierarchien, in denen Organisationen ganz ohne Führungskräfte agieren? Grundsätzlich befürworte ich es, wenn modern gearbeitet wird. Allerdings ist Leadership häufig zentral, wenn agil, netzwerkartig und flexibel gearbeitet wird. Arbeitsmodelle ohne

«Arbeitsmodelle ohne Hierarchieren und Führungskräfte funktionieren nur selten beziehungsweise eher in sehr kleinen Unternehmen oder Start-ups.»

Hierarchien und Führungskräfte funktionieren nur selten beziehungsweise eher in sehr kleinen Unternehmen oder Start-ups. Grössere Organisationen benötigen gewisse, gerne auch agile Strukturen, in denen Entscheidungen, Rollen und Leadership koordiniert werden. Führung kann dabei beispielsweise auf mehrere Personen aufgeteilt oder rotierend gestaltet sein. Oder es wird auf ein eher klassisch hierarchisches Modell gesetzt, in dem aber weniger mit «command and control» geführt, sondern ech-

tes Leadership etabliert wird. Das heisst, dass die Führungskraft den Mitarbeitenden einen Sinn aufzeigt, sie inspiriert und zur Selbstführung befähigt. Selbst Shared Leadership funktioniert viel besser, wenn es durch eine empowernde Führung gefördert wird, als wenn man eine Nicht- oder Laissez-faire-Führung hat. Letztere haben wir in den modern überforderten Unternehmen als Hauptgründe für die Überhitzung und das Empfinden von Chaos oder mangelnder Orientierung ermittelt. Sie sind Professorin für Leadership. Wie führen Sie Ihre Mitarbeitenden? Ich versuche, gut zu führen. Dabei orientiere ich mich selbstverständlich an Theorien und «Good Practice», die ich bei anderen erlebe. In der praktischen Umsetzung beziehe ich die Besonderheiten des Universitätskontextes, in dem wir arbeiten, ein. Wir haben beispielsweise immens viel Fluktuation, wenn es gut läuft – da Mitarbeitende natürlich ihre Dissertationen abschliessen oder selbst irgendwo eine Professur annehmen. Dann passen Sie Ihre Führung auch Ihren Forschungsergebnissen laufend an? Ja, schon. Etwa in Bezug auf New Work und den Weg hin zum hybriden Arbeiten haben wir im Team ganz früh New-Work-Spielregeln entwickelt; wie wir mit hybridem Arbeiten umgehen, die Erreichbarkeit sichern, wann wir «Quiet Time» haben und für welche Aufgaben wir gerne gemeinsam vor Ort sind. Das haben wir in der Forschung bei grossen Unternehmen beobachtet und nun unsere eigene Herangehensweise entwickelt. Haben Sie abschliessende Gedanken zum Thema New Work und New Cul­ ture, bezogen auf die aktuelle Zeit? Letztendlich ist New Work eine Überzeugungssache und kann und wird

nur funktionieren, wenn in den Tiefenstrukturen eine Veränderung geschieht – also eine New-Culture-Transformation. Und diese erfolgt jetzt in einigen Firmen, während in anderen eine Festigung tradierter Überzeugungen und Kulturmuster geschieht. Ich ermuntere Unternehmen, gerade jetzt die besonderen Chancen für eine Transformation zu nutzen. Wir haben einmaliges Zeitfenster für Innovation und Aufbruch in eine moderne Zukunft. Das erfordert Führungskräfte mit Mut, Gestaltungswillen und der Bereitschaft, sich auf die Veränderung einzulassen. Die Perspektiven eines solchen Wandels für eine neue Kultur und für das Business sind einzigartig. Prof. Dr. Heike Bruch ist Professorin für Leadership an der Universität St. Gallen und leitet dort das Institut für Führung und Personalmanagement. Sie spricht an den XDAYS 2021 zu «New Leadership. Zwischen Purpose & Überhitzung».

New Culture Am Institut für Führung und Personalmanagement der Universität St. Gallen haben Prof. Dr. Heike Bruch und Team den «New Work & Culture Check» entwickelt. Dieser ermöglicht Unternehmen eine Standortbestimmung und zeigt, wo sie bei der Entwicklung in Richtung New Work stehen. New Culture wird dabei anhand von «Top Management als Vorbild», «Führung mit Vision und Inspiration», «Vertrauenskultur», «Selbstkompetenz der Mitarbeitenden», «Flexible Strukturen» sowie «Agile Methoden» definiert. Diese sechs Dimensionen sind Erfolgsfaktoren der neuen Arbeitswelt.


6  NZZ-Verlagsbeilage

Digital Business

Samstag, 21. August 2021

Mastering uncertainty Unternehmen, die Vertrauen in Technologie, den Wert von Daten und die Solidarität der Menschen haben, sind anpassungsfähiger und resilienter. LUKAS BIGLER

Die Fähigkeit, sich schneller und intelligenter als andere Individuen an eine veränderte Situation anzupassen, macht einen entscheidenden Unterschied. Die einen passen sich an, um zurechtzukommen. Die andern, um zu gewinnen – das gilt nicht nur in der Natur, sondern genauso im Geschäftsleben. In Zeiten brutalen Wettbewerbs und wirtschaftlicher Unsicherheit wird es immer wichtiger, zu verstehen, wie man sich erfolgreich anpasst. Die Covid-19-Pandemie hat die Fähigkeit, mit Unsicherheit und Veränderung umzugehen auf das nächste Level gehoben. Das Vertrauen in innovative Technologien und die Digitalisierung hat vielen Organisationen und Unternehmen ermöglicht, die Resilienz zu erhöhen sowie neue Geschäftsfelder zu eröffnen und alternative Businessmodelle zu entwickeln.

Chancen einfach nutzen Als alles stillstand, musste man auf einmal Dinge anpacken, die im Normalbetrieb unnötig, waghalsig oder gar unmöglich erschienen. CEOs an improvisierten Stehpulten. Die halbe Nation schwitzend vor Notebooks oder iPads beim wöchentlichen Fitnessprogramm im Wohnzimmer vor laufender Kamera. TeamEvents samt Online-Weindegustationen

«In Zeiten der ­Ungewissheit ­können Daten ­helfen, Freiheiten zu erhalten.» mit dem Winzer aus der eigenen Küche, ausgerüstet mit einem Apéropaket. Wer hätte das für möglich gehalten? Viele auch kleinere Unternehmen haben erfolgreich auf remote Arbeitsplätze umgestellt und mit neuartigen web­ basierten Angeboten die Lockdown-Zeit besser überbrückt. Und nicht wenige von ihnen behalten diese flexiblen Strukturen und online Absatzkanäle bei. Homeoffice war ein riesiges Vertrauensexperiment. Ein Mindshift hat stattgefunden und es sind neue Arbeits- und Schulungsmodelle entstanden. Unter anderem im Kundendienst, wo oft Generalisten und Spezialisten zusammenarbeiten und physische Nähe für einen direkten Know-how-Transfer sowie einfache und effektive Übergaben der IncidentTickets unabdingbar schienen. Die Organisation und das Zusammenspiel der Mitarbeitenden im Swisscom Kundendienst war in der Anfangsphase aufwändig, hat im Geschäftskundenumfeld je-

doch keinen Rückgang der Kundenzufriedenheit ausgelöst. Umfragen zeigen aber auch, dass der physische zwischenmenschliche Kontakt für einen funktionierenden Teamspirit unerlässlich und wünschenswert ist. Eine Teilpräsenz vor Ort wird daher die neue Norm bei ­Swisscom.

Mit Daten gegen die Ungewissheit Der Schweizer Tourismus hat arg gelitten im Pandemiejahr: Die Logiernächte fielen um 40 Prozent auf ein Niveau wie in den 1950er-Jahren und die Einnahmen aus dem Fremdenverkehr sanken auf fast die Hälfte vom Vorjahr. War die Planbarkeit von Ressourcen schon vor Corona eine Herausforderung, so wurde sie 2020 fast unmöglich. Die Rückgänge und starken Veränderungen der Zielgruppen erzeugten eine grosse Ungewissheit unter den Tourismusorganisationen und Leistungserbringern. Mit anonymisierten Mobilfunkdaten half Swisscom dem BAG das Mobilitätsverhalten während des Lockdowns zu monitoren. Die Tourismusorganisationen wollen in Zukunft genau diese aggregierten und anonymisierten Bewegungsdaten ebenfalls nutzen. Bald soll bei 500 Schweizer Sehenswürdigkeiten eine Vorhersage der Touristenströme für die kommenden 72 Stunden ­möglich sein. Eine Kombination aus Vergangenheitsdaten, Wetterprognosen, demo-

Ist Inspirator und Enabler von neuen Digitalisierungsprojekten bei PD Swisscom Business Customers: Lukas Bigler.

grafischen Statistiken und schlauen Algorithmen ermöglicht dies. Die Tourismusverantwortlichen bekommen mit «Crowd prediction» ein wertvolles Tool, das ihnen datenbasiert eine verlässliche Planungsgrundlage für ihre kurzfristigen Vermarktungsaktivitäten liefert.

Digital ermöglicht sozial Die Verlagerung der Arbeitsplätze nach Hause erhöhte den Umsatz in den Quartieren. Mit mehr Homeoffice wurde das Leben lokaler, da die Menschen mehr Zeit rund ums Haus verbringen und öfter ihren Einkauf im Quartierladen erledigen oder sich in der Nähe erholen. Die Solidarität zum lokalen Wirtschaftstreiben und den Nachbarn stieg. Unternehmen und Organisationen spielen bei der Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen eine wichtige

Rolle. So förderten digitale Plattformen wie Amigos oder «Hilf-jetzt.ch», die Hilfesuchende mit Helfenden vernetzten, die Solidarität unter Mitmenschen. Hunderttausende von Freiwilligen hatten sich innerhalb kürzester Zeit registriert. Tausende von Bestellungen wurden Risikogruppen, die wegen der Pandemie an ihr Zuhause gebunden waren, vor die Haustüre geliefert und sonstige Nachbarschaftshilfe geleistet. Viele dieser Community-Plattformen werden nun für Tauschbörsen etc. weiterbetrieben. Gute Konnektivität bleibt ein zentraler Baustein, damit sich Menschen in ihrem sozialen und beruflichen Umfeld über die Distanz miteinander austauschen und gemeinsam unterstützen können. Lukas Bigler ist Head of Entreprise Sales & Services bei Swisscom.

WATCH ME FORD MUSTANG MACH-E. 610 KM REICHWEITE. COMMUNITY-PARTNER DER

.

Ford Mustang Mach-E, Elektromotor, Batterie Extended Range, 290 PS/216 kW, RWD: 16.5 kWh/100 km, 0 g CO2/km. Kat. A.


Digital Business

Samstag, 21. August 2021

NZZ-Verlagsbeilage

7

NFT – so besitzt man heute Seit Jahrhunderten sammeln und investieren Menschen in Kunst, Immobilien und Grundstücke. Angetrieben durch ästhetische, emotionale und wirtschaftliche Überlegungen, sind es schlussendlich die Einzigartigkeit und limitierte Verfügbarkeit dieser Güter, welche Wert stiften.

TOM RIEDER

Deshalb waren digitale Güter wie Bilder, Videos oder Musikstücke lange wertlos, da sie einfach und meist kostenlos replizierbar sind. Die Blockchain-Technologie hat die Sicht auf digitale Objekte radikal verändert. Einerseits ermöglicht Blockchain die nötige Verknappung, andererseits erleichtert sie sichere Transaktionen von digitalen Einheiten ohne Zwischenhändler. Davon profitiert der Markt für digitale Kunst und andere digitale Sammelobjekte. Bis heute wurden NonFungible Tokens im Wert von über 1 Milliarde Dollar gehandelt. Non-Fungible Tokens (NFTs), oft auch als Crypto Collectibles (Krypto-Sammlerstücke) bezeichnet, sind der Schlüssel zum digitalen Sammeln. Im Gegensatz zu Kryptowährungen, bei welchen alle Tokens gleich erschaffen werden, sind NonFungible Tokens einzigartig und mengenmässig limitiert. NFTs sind deshalb wichtige Bausteine einer neuen Blockchain-basierten digitalen Wirtschaft. Bei unterschiedlichen Projekten wird in vielfältigen Anwendungsfällen mit NFTs experimentiert, einschliesslich Spielen, digitalen Identitäten, Lizenzen, digitalen Grundstücken, Immobilien in virtuellen Welten und natürlich in der Kunst – eines der beliebtesten Einsatzgebiete von NFT. In diesem Artikel erkunden wir, was NFTs sind und wofür sie eingesetzt werden können.

Was ist ein Non-Fungible Token? Ein Non-Fungible Token ist ein kryptografisches Zertifikat, das einen einzigartigen Vermögenswert darstellt. Dabei kann es sich um vollständig digitale Vermögenswerte oder um tokenisierte Versionen von echten Vermögenswerten handeln. Da NFTs nicht austauschbar sind, können sie als Echtheitsund Eigentumsnachweis im digitalen Kontext dienen. Fungibilität bedeutet, dass die einzelnen Einheiten eines Vermögenswertes austauschbar und im Wesentlichen nicht voneinander zu unterscheiden sind. Deshalb spricht man bei Kryptowährungen von «fungible token», weil jede Einheit durch jede andere gleichwertige individuelle Einheit ausgetauscht werden kann. Im Prinzip wie bei Bargeld: Eine Zehn-Franken-Note kann durch jede andere Zehn-Franken-Note ausgetauscht werden. Dies ist eine der Voraussetzungen, um als Tauschmittel dienen zu können. Zudem besteht zumindest theoretisch keine Möglichkeit, die Vorgeschichte jeder Einheit nachzuvollziehen – was für Sammlerobjekte eine sehr unvorteilhafte Eigenschaft darstellt. Was wäre, wenn stattdessen digitale Vermögenswerte ähnlich wie Bitcoin geschaffen, aber jeder Einheit eine eindeutige Kennung hinzufügt würde, damit jede von ihnen sich von allen anderen Einheiten unterscheidet? Dann hätten wir im Wesentlichen die Funktion eines NFTs.

Wie funktionieren NFTs? Es gibt mehrere Frameworks (Programmiergerüste) für die Erschaffung und Herausgabe von NFTs. Das bekannteste davon ist ERC-721, ein Standard für die Herausgabe und den Handel nichtfungibler Vermögenswerte auf der EthereumBlockchain. NFTs können ganz einfach produziert werden. Meist werden Bilder oder Videos auf eine Plattform hochgeladen, die Daten von diesen in der Blockchain eingetragen und ein Token produziert. Im Fachjargon wird dies «minting» genannt. Jede Transaktion auf der Blockchain kostet eine «Gas Fee», die meist über die Blockchain-eigenen Tokens bzw. Kryptowährung bezahlt wird. Sven Schumacher, CTO der Schweizer NFTKunstplattform elementum.art, erklärt: «Wer digitale Kunst sammeln oder NFTs generieren will, kann das heute ganz einfach mit wenigen Klicks über unsere Plattform elementum.art oder US-Anbieter wie nifty gateway tun – für andere Güter, wie digitale Grundstücke oder Sammelkarten, sind rarible oder OpenSea spannende Tummelplätze.» Während für das Sammeln von NFTs auf den meisten Plattformen eine Crypto Wallet und

Kryptowährungen nötig sind, bietet der Schweizer Kunstmarktplatz elementum.art für Einsteiger auch eine Zahlung per Kreditkarte an. Schumacher betont: «Wir wollen es unseren Kunden ganz einfach machen. Einsteiger können ihre Wallet auch erst später erstellen oder anhängen, wenn sie ihre gesammelten Werke weiterverkaufen möchten.» Wer eine persönliche Wallet erstellen will, kann dies über Crypto-Wallet-Anbieter wie Metamask oder Coinbase tätigen. Die persönliche Wallet ist der sichere Aufbewahrungsort aller NFTs und der Schlüssel für das Sammeln und Handeln digitaler Güter. Auf offenen Märkten wie Opensea.io können persönliche Wallets mit einem Klick angebunden werden und deren Inhalte, sprich das Eigentum, zum Verkauf oder zur Auktion freigegeben werden. Genau wie andere Blockchain-Tokens existiert ein erstandener NFT auf einer Adresse. Diese ist öffentlich über ein Tool wie «Etherscan» einsehbar. Sie zeigt an, in welcher Wallet der NFT gespeichert ist, und listet dessen Transaktionsgeschichte auf. In den NFTs sind zudem Informationen wie zum Beispiel öffentlicher Speicherort, Lizenz, Format, Autor, Erstellungsdatum und weitere Angaben hinterlegt. Das Sammeln und digitale Besitzen werden somit zum Kinderspiel.

Warum sich NFTs auch für Sie lohnen Lohnt es sich, als Privatperson in NFTs zu investieren? Wie bei jedem anderen wertvollen Gegenstand wohnt der Wert nicht dem Objekt selbst inne, sondern wird ihm von Menschen zugesprochen, die es für wertvoll halten. Wert ist im Wesentlichen eine geteilte Ansicht. Es lohnt sich also, in NFTs von Künstlern zu investieren, die bereits eine künstlerische Laufbahn vorzeigen können oder von Kuratoren sorgfältig ausgewählt wurden. Welche Risiken bestehen bei Investitionen in digitale Kunst? Das grösste Risiko ist, dass Sie den Schlüssel bzw. den Zugang zu Ihrer Wallet verlieren. Es wird empfohlen, eine Hardware-Wallet einzusetzen und die Schlüssel (mehrere Code-Teile in Form von Textsätzen) physisch und sicher aufzubewahren. Ich möchte investieren: Wie mache ich den ersten Schritt? Anbieter wie Elementum bieten einen einfachen Einstieg zum Sammeln von NFTs ohne zusätz­ liche Vorkenntnisse und Tools. Für die klassischen Crypto-Collectible-Marktplätze, wie beispielsweise Coinbase, benötigen Sie eine Wallet für Kryptowährungen (meist handelt es sich hier um Ethereum oder Tezos). Eine Ethereum Wallet bzw. ­Tezos Wallet ist ebenfalls nötig, um Ihre NFTs zu speichern.

Jonas Baumann, The Cave (Table Series), 2019.

MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG DES KÜNSTLERS UND ELEMENTUM.ART

ANZEIGE

GESTALTEN SIE DIE ZUKUNFT MIT Für Pioniere, Interessierte und Engagierte. Mehr entdecken an der Konferenz für nachhaltiges Wirtschaften vom 22. September 2021 in Bern.

JETZT ANMELDEN! WWW.CE2.CH

Interessiert, noch mehr über NFTs zu erfahren? Wir haben das richtige Programm für Sie an den XDAYS vom 24./25. August 2021. Twobadour von Metapurse Fund, der Käufer des 69-Millionen-­ Dollar-Kunstwerks «Everydays: the First 5000 Days», nimmt Sie in seiner Session mit in die Welt von Kryptoinvestitionen & Co. Zudem zeigen wir in einer Ausstellung kuratierte NFT von elementum.art. Jetzt anmelden: nzz-xdays.com.

KEY-PARTNER

PHILANTROPIC-PARTNER


8  NZZ-Verlagsbeilage

Digital Business

Samstag, 21. August 2021

Wie ein Passwort nicht nur stark, sondern auch sicher ist Wann ist ein Passwort wirklich sicher? Ein 20 Jahre altes Regelwerk zeigt, wie’s geht. Aber ein starkes Passwort ist nicht zwingend auch ein gutes.

COEN KAAT

Allein das Rezept klingt schon sehr kompliziert. Gross und klein geschrieben soll es sein, mit reichlich Sonderzeichen und Zahlen dazwischen gestreut. Möglichst lang und möglichst willkürlich soll die Aneinanderreihung von Symbolen werden und möglichst oft soll man sie auch wieder ändern. Ein richtig starkes Passwort zu setzen, ist nicht einfach; sich daran zu erinnern, noch viel schwieriger. Die Regeln für starke Passwörter gehen auf Bill Burr zurück. Burr, inzwischen pensioniert, war früher für das National Institute of Standards and Technology (NIST) tätig. Der «Vater des starken Passworts» schlug in einem fast 20 Jahre alten Dokument namens «Electronic Authentication Guideline – Recommendations of NIST» folgende Regeln vor: • Das Passwort soll aus mindestens 8 Zeichen bestehen. • Es muss mindestens einen Grossbuch staben und einen Kleinbuchstaben haben.

• Zudem muss das Passwort mindestens eine Nummer und ein Sonderzeichen enthalten. • Eine Prüfung mit dem Wörterbuch soll zudem ausschliessen, dass es sich dabei um ein häufig vorkommendes Wort handelt. • Zudem darf es keine Permutation des Benutzernamens sein.

Ein sicheres und starkes Passwort setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen.

Diese Regeln dürften wohl auch heute noch vielen bekannt vorkommen. Schliesslich verwenden zahlreiche Webshops, Portale und Dienstleistungen noch immer dieselben Regeln – unverändert.

gen von Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen nicht merken kann, schreibt man sich die Passwörter auf. Und was aufgeschrieben wird, kann auch von anderen gelesen werden. Die andere Seite ist mathematischer Natur. Um ein Passwort zu knacken, nutzt man einen sogenannten BruteForce-Angriff. Im Wesentlichen werden dabei sämtliche möglichen Kombinationen ausprobiert, bis die richtige gefunden wurde. Daraus folgt: Je mehr mögliche Kombinationen es gibt, desto länger dauert es, das Passwort zu knacken und desto sicherer ist es.

Kritik vom Vater

Länger, nicht komplizierter

Aber machen diese Regeln Passwörter wirklich sicherer oder einfach nur komplizierter? Unterdessen wird dieses bekannte Regelwerk längst nicht mehr universell befürwortet. Die wohl überraschendste Kritik kommt ausgerechnet vom Vater des starken Passworts selbst: Bill Burr. Die eine Seite des Problems ist menschlicher Natur: Weil man sich die komplizierten, zufälligen Ansammlun-

Das NIST verabschiedete sich daher mittlerweile von Burrs ursprünglichen Regeln. Dessen Nachfolger, Paul Grassi, erarbeitete eine neue Empfehlung – in Zusammenarbeit mit Burr. Sonderzeichen seien nicht nötig. Stattdessen solle man möglichst lange Passwörter oder besser Passwortphrasen verwenden. So könne man sich die Codes viel leichter merken und sie seien auch schwieriger zu knacken als kürzere, die dafür voller Sonderzeichen seien.

Das Passwort sollte möglichst einzigartig sein, oder noch besser, gar keine Wörter enthalten. So kann man etwa einen Merkspruch, beispielsweise «Lesen Sie jeden Tag die spannendsten News auf SwissCybersecurity.net», auf die Anfangsbuchstaben «LSJTDSNAS» reduzieren. Wer ein sicheres Passwort haben will, sollte sich jedoch einen etwas längeren Merkspruch aussuchen. Ein Passwort aus 10 Buchstaben wird nämlich in unter einer Stunde gehackt. Bei 15 Buchstaben benötigen heutige Rechner allerdings schon rund 1000 Jahre und bei 18 Buchstaben etwa 23 Millionen Jahre. Natürlich bietet aber auch das stärkste Passwort keinen Schutz mehr, wenn man es mit anderen teilt, es sichtbar irgendwo aufschreibt, es auf dem Computer in Klartext speichert oder man auf eine Phishing-E-Mail hereinfällt. Coen Kaat ist stellvertretender Chefredaktor IT-Markt bei Netzmedien.

GERD ALTMANN/PIXABAY

Über SwissCybersecurity.net Auf SwissCybersecurity.net berichtet die Redaktion täglich über News rund um Cybersecurity und Cybercrime. Aktuelle Warnungen über cyberkriminelle Machenschaften, neue Strategien zur Abwehr von Ransomware, DDoSAttacken und Co. – darüber informiert SwissCybersecurity.net.Ausserdem finden Interessierte auch weiterführende Hintergrundberichte, unter anderem zu folgenden Fragen: Wie funktionieren Verschlüsselungslösungen? Was hilft gegen Social Engineering? Antworten darauf liefern verschiedene Themendossiers. www.SwissCybersecurity.net

Den Spagat zwischen Einfachheit und Sicherheit meistern Digitale Ökosysteme sorgen dafür, dass die Vorteile der Digitalisierung endlich bei den Nutzerinnen und Nutzern ankommen. Doch die positive User Experience scheint in Konflikt mit der Cybersecurity zu stehen. Dieses Dilemma existiert nur auf den ersten Blick. Einfachheit und Sicherheit lassen sich durchaus verbinden.

NICOLE BURTH UND WOLFGANG EGER

«Was ist für Sie eine ‹gute› Digitalisierung?» Stellt man diese Frage Privatpersonen und Firmen, antworten wohl die meisten: «Das sind intuitive digitale Funktionen und ein einfacher, sicherer Umgang mit Daten.» Noch sieht die Realität aber anders aus. Etliche private und geschäftliche User und User­ innen kommen mit der Digitalisierung nicht zurecht. Sie haben keinen Überblick mehr über die zahllosen Online-

tools und Logins – erleben als kompliziert, was sie eigentlich entlasten sollte. So überfordern wir viele Menschen und verschärfen die Diskrepanz zwischen Aufgaben und Fähigkeiten, welche die Digitalisierung und der demografische Wandel mit sich bringen. Diese Fehlentwicklung liegt einerseits daran, dass Onlinelösungen nicht zu Ende gedacht sind. Andererseits bestehen im Alltag noch grosse Medienbrüche zwischen der physischen und der digitalen Welt. Die Chancen stehen gut, dass solche Stolpersteine allmählich aus dem Weg geräumt werden. Die Lösung dafür sind digitale Ökosysteme: kundenzentrierte Netzwerke, auf denen eine Vielzahl von Dienstleistungen und Prozessen zusammenlaufen. Ihr Herzstück bildet eine Plattform, um die Systeme verschiedenster Partner zu integrieren. Charakteristisch für digitale Ökosysteme ist ihre Einfachheit für die User. Möglich wird das, weil Unternehmen sich von ihren alten, oft wenig kundenfreundlichen Prozessen verabschieden müssen. An ihre Stelle treten Abläufe, welche die Customer Journey abbilden.

Ganzheitliche Sicherheitskonzepte nötig

Wolfgang Eger ist CIO der Schweizer­ ischen Post.

Bei aller Einfachheit für die User: Hinter den Kulissen ist ein solches System äusserst komplex. Besonders hohe Anforderungen stellen Datenschutz und Datensicherheit. Denn wegen der grossen Datenmenge und den teils sensiblen

Daten sind digitale Ökosysteme auch für Hacker attraktiv. Die Sicherheit gehört bei Netzwerken dieser Art daher zu den Hygienefaktoren und muss ganzheitlich betrachtet werden. Die initiierende Person erstellt gleich zu Beginn ein Sicherheitskonzept, das auf die spezifischen Anforderungen abgestimmt ist. Dabei geht es nicht nur um technische Lösungen und Standards. Weitere zentrale Themen und Massnahmen sind unter anderem Richtlinien und Prozesse für die Nutzung, die Einhaltung von Datenschutzgesetzen, ­ Security Awareness Trainings für die Mitarbeitenden oder regelmässige simulierte Cyberattacken, um Schwachstellen zu erkennen. Damit digitale Ökosysteme langfristig überleben, müssen Einfachheit und Sicherheit also Hand in Hand gehen. Liegt der Fokus bloss auf der User Experience, stehen Tür und Tor offen für Missbräuche. Wird wiederum nur auf die Cyber Security geachtet, entwickelt sich das digitale Ökosystem zu einem Hochsicherheitstrakt mit unzähligen digitalen Schleusen – ein No-Go für die User.

der Kundinnen und Kunden ist, und bei der Sicherheit, weil die Cyber Security längst zu ihrem Alltag gehört. Pro Monat wehrt die Post rund 10 Millionen Phishing- und Spammails erfolgreich ab. 60 Mitarbeitende setzen sich hauptberuflich für die Sicherheit ein. Mit dieser Fachkompetenz entwickelt die Post sichere digitale Lösungen, die keine Gebrauchsanweisung erfordern. Einen ersten Tatbeweis hat sie bereits mit der ePost-App erbracht. Privatpersonen und KMU können damit Briefe digital empfangen, Dokumente ablegen,

physische Post per App scannen sowie Rechnungen direkt per Klick bezahlen. Mehr noch: Als digitales Ökosystem für die ganze Schweiz ermöglicht die ePostApp Firmen und Behörden, die Transaktionen mit ihren Kundinnen und Kunden via App abzuschliessen. Diese ist nicht nur einfach in der Handhabung, sondern funktioniert dank mehrstufiger Benutzerverifizierung und verschlüsselter Daten auch sicher – mindestens so sicher wie die Zustellung von Briefen und Paketen durch die Post in den vergangenen 170 Jahren.

Die Challenge annehmen Diesen Zielkonflikt für viele Menschen zu lösen, macht sich die Schweizerische Post zur Aufgabe. Dass ausgerechnet sie die Challenge annimmt, ist kein Zufall. Durch ihr Kerngeschäft hat sie in beiden Dimensionen eine hohe Kompetenz erlangt: Bei der Einfachheit, weil sie besonders nah an den Bedürfnissen

Nicole Burth ist Leiterin Kommunikations-Services und Mitglied der Konzern­leitung der Schweizerischen Post.

FOTOS: PD


Digital Business

Samstag, 21. August 2021

NZZ-Verlagsbeilage

9

Durch «kreative Zerstörung» die Welt voranbringen Start-ups gelten als Vorreiter der Innovation, sie machen die Wirtschaft zukunftsfähig. Warum sie dennoch zu wenig Förderung erhalten und wie man als Neuling am besten vorgehen kann, verrät Unternehmerin Bettina Hein im Interview. RACHEL FASSBIND

Einfach mal ein Start-up gründen hört sich zwar cool an, doch ist es wirklich so ein Selbstläufer? Immerhin überlebt nur die Hälfte der Neugründungen die ersten beiden Jahre, nach fünf Jahren besteht nur noch jedes zehnte Unternehmen. Trotzdem geht der Boom weiter, im Corona-Krisenjahr wurde der Rekord an Neugründungen sogar gebrochen – über 46 000 Eintragungen im Handelsregister verzeichneten wir allein in der Schweiz. Ein Anstieg um 4,9 Prozent verglichen zum Vorjahr. Und das, während sich die Welt im Ausnahmezustand befand. Machte uns die Not etwa erfinderisch? «Die Schweiz hat eine sehr gute und solide Innovationskultur, die von Start-ups, mittelständischen Betrieben und Grossunternehmen vorangetrieben wird», erklärt Mehrfachgründerin Bettina Hein. Doch was braucht es, um auf dem Markt wirklich bestehen zu können?

Gerade in der Krise wollten viele eine Lösung beitragen

«Mich motiviert es sehr stark, Arbeitsplätze zu schaffen. Ich persönlich habe als Ziel, in meiner Karriere mehr als 5000 davon zu kreieren.»

Ob der Gründungstrend so weitergeht, bleibt offen. Denn die staatlichen Ausgaben für Covid-19-Hilfsmassnahmen beliefen sich auf 40 Milliarden Franken, etwa die Hälfte des jährlichen Staatsbudgets. Infolge der nationalen Schuldenbremse muss dieser Betrag in den kommenden fünf Jahren zurückgezahlt werden – was bedeutet, dass Investitionen in Bildung und Wirtschaft wohl eher knapp ausfallen. Hier sieht Hein die Verantwortung bei den Unternehmen selber: «Es ist in der Industrie genug Geld vorhanden, um in Forschung und Entwicklung zu investieren. Wo es mehr Unterstützung bräuchte, wären die Investitionen in Start-ups. Ich wünsche mir mehr Privatleute, die in Startups investieren, mehr Venture Capital Funds, mehr Pensionskassen, die Geld bei diesen Venture Capital Funds investieren.»

Scharfer Verstand mit Löwenherz Klare Worte der erfolgreichen Unterneh­ merin, die in der Sendung «Die Höhle der Löwen» als Investorin auftritt. Mit ihrem offenen Blick mustern Sie die Prä­ sentierenden neugierig, antwortet be­ dacht und mit klarer Stimme. Dabei er­ teilen Sie Ratschläge wie «sich nicht unter Wert zu verkaufen». Worauf sollte man als junger Unternehmer oder junge Unternehmerin besonders achten beim Abschluss von Finanzierungsdeals? Bettina Hein: Hier rate ich, den Fokus auf die richtigen Investierenden zu legen, die wirklich zu einem passen. Man muss häufig auf zehn Jahre hinaus mit diesen Personen zusammenarbeiten, da muss nicht nur das Geld, sondern auch der persönliche Fit da sein. Oft haben Geldgebende eine sehr hohe Renditeerwartung, da die Erfolgsquote von Start-ups über fünf Jahre sich nur auf 10 Prozent beläuft. Damit Investie­ rende ihr eingesetztes Kapital zurückbe­ kommen, muss also jedes gewinnbrin­ gende Unternehmen im Portfolio die Verluste neun anderer ausgleichen. Ein essenzieller Teil des Erfolgs ist hierbei das Gründerteam. Gibt es da eine ideale Konstellation? Grundsätzlich sollte man sich Mitgründer suchen, die den eigenen Background ergänzen. Wenn man zum Beispiel seine Stärken im Finanzbereich hat, sollte man sich Mitgründer und Mitgründerinnen suchen, die im Sales und im technischen Bereich ihre Exper-

Bettina Hein, Mehrfachgründerin und TV-Löwin, hält eine Keynote an den XDAYS.

tise haben. Wichtig ist auch die Diversität – ein ideales Gründungsteam sollte Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenbringen. Auch rate ich stark an, mindestens eine Mitgründerin zu haben. Sonst wird es später schwierig, ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis zu haben, weil zukünftige Mitarbeiterinnen und weibliche Führungskräfte sich nicht widergespiegelt sehen. Meine neue Firma juli hat zum Beispiel zwei Männer und zwei Frauen im Gründerteam. Nun fehlt noch die passende Idee. Ti­ ming ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. In welcher Branche würden Sie aktuell ra­ ten, zu gründen? Ich selber habe mit juli gerade ein neues Unternehmen im Bereich Digital Health, also im Gesundheitssektor, gegründet. Das würde ich natürlich auch anderen raten (lacht). Durch die Pandemie haben insbesondere Digitalisierungsthemen an Aufwind gewonnen, vor allem in diesen Bereichen: Remote/ Hybrid Work, Gesundheit und Klimaschutz. Sich mit der eigenen Idee für Herzens­ angelegenheiten einzusetzen und damit Geld zu verdienen, hört sich fast zu gut an, um wahr zu sein. Den Start-up-­ Lebensstil sehen viele als pure Freiheit. Wie ist Ihre Einstellung? Ich habe mich von Schumpeter inspirieren lassen, dass Unternehmertum «kreative Zerstörung» ist, die die Welt

voranbringt. Mich motiviert es sehr stark, Arbeitsplätze zu schaffen. Ich persönlich habe als Ziel, in meiner Karriere mehr als 5000 davon zu kreieren. Wenn ich 2000 Leute unterstützen kann, auch nur 50 Jobs zu vergeben, wären das noch weitere 100 000 Arbeitsplätze. Wirken Sie deswegen bei START mit, der St. Galler Konferenz für Start-ups? Mittlerweile nehmen jedes Jahr über 5000 Leute am START teil – 100 davon schaffen es sicher, dieses Ziel zu erreichen und je 50 Arbeitsplätze zu schaffen. So könnte man in 20 Jahren leicht 100 000 gut bezahlte Jobs schaffen. Genug, um ganz Zürich zu ernähren! Als etablierte Unternehmerin könnten Sie sich leicht auf Ihren Erfolgen ausru­ hen. Trotz Abschluss in Wirtschaft und Jura haben Sie sich aber dennoch ent­ schieden, jetzt noch mal zu studieren. Was treibt Sie an? Ich lerne gerne dazu. Mein Vorbild ist Peter Drucker, der sich alle drei Jahre ein Schwerpunktthema ausgesucht hat, um es zu vertiefen. Ausserdem erfülle ich mir mit meinem Master in Computer Science einen lang gehegten Traum. In meiner Generation (und teilweise auch noch heute) erhielten Frauen wenig Unterstützung darin, ein technisches Studium aufzunehmen. Als 19-Jährige hatte ich einfach nicht den Mut, einen Studiengang zu wählen, bei dem höchstens 5 Prozent der Studierenden Frauen waren.

PD

XDAYS-Keynote: New Business im Zeitalter der Digitalisierung Anderen Mut machen, Verantwortung übernehmen und die Zukunft aktiv mitgestalten: Darum geht es an den XDAYS 2021. Die Technologie- und Digitalisierungskonferenz legt den Fokus am 24. und 25. August auf die Welt von morgen. Spannende Keynote-Speaker wie Verena Pausder, Anders Indset und Bettina Hein teilen dabei ihr Wissen. Für Startups gibt es preisliche Vergünstigungen. Das findet Hein gut, denn: «Unternehmer und Unternehmerinnen sind immer an der Vorfront der Innovation, das heisst für etabliertere Unternehmen, dass man in der Zusammenarbeit mit Start-ups die Zukunft schon einmal ‹beschnuppern› kann.» Die besondere Förderung von Neulingen führt schliesslich zu wirtschaftlichen Win-win-Situationen und gegenseitiger Befruchtung. Um auf dem Markt bestehen zu können, braucht es mehr als innovative Ideen. Neben Teamkonstellation, Investitionspartnern, funktionierendem Businessmodell und dem richtigen Timing kommt es auf Netzwerk und Unterstützung an. Ent­ decken Sie Ihre Community an den XDAYS in Interlaken.


10  NZZ-Verlagsbeilage

Digital Business

Samstag, 21. August 2021

Acht Ideen für eine neue Welt Visionen schlagen die Brücke von heute ins Morgen. Mit ihren aussergewöhnlichen Ideen über Bildung, Chancengleichheit und Unternehmertum regt Verena Pausder zum Nachdenken und Handeln an. Ein Manifest der Zukunft. RACHEL FASSBIND

Sie spricht vom Neuen Land, einem Ort, an welchem Klimaschutz und Wirtschaft Hand in Hand gehen, Gleichstellung durch eine «Quote von unten» in technischen Studiengängen schon in der Universität erreicht wird und die Politik bunt durchmischt ist. Sie, das ist Verena Pausder, Gründerin, Digitalexpertin und Initiatorin zahlreicher Projekte und Urenkelin eines ehemaligen deutschen Bundespräsidenten. Oft spielt sie als einzige Frau in Männerfussballmannschaften mit, doch das mache ihr nichts aus. Im Gegenteil. Es habe sie bestens für die Businesswelt vorbereitet. In ihrem kürzlich erschienenen Buch «Das Neue Land: Wie es jetzt weitergeht!» thematisiert sie die Grundlagen der Gesellschaft. Und das in gesprochenem Wort. Das Buch liest sich als Rede, es ist anders, erfrischend, positiv konnotiert und belebt. Verena Pausder malt die Zukunft farbenfroh an und haucht ihr Atem ein. Hier einige Auszüge ihrer Ideen für das «Neue Land».

Das Klassenzimmer 2.0 Der Corona-Lockdown war das wohl grösste Bildungsexperiment der Geschichte Deutschlands. Mit weniger als einer Woche Vorbereitungszeit mussten Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler sich auf Heimunterricht einstellen. Homeschooling, eine ferne Vision, welche in Tagen Realität wurde. Was wir da-

raus gelernt haben? Dass Schulen technisch oft nicht mithalten können, Infrastruktur wie Ausbildende ein Update benötigen. Im Neuen Land werden Lehrpersonen zu Lernbegleitern, Kinder bekommen mehr Freiraum für Kreativität und Selbstständigkeit. Dabei braucht es auch andere Lehrpläne mit Fächern wie Game Design, digitale Fotografie, Robotics, Film Making und insbesondere Programmieren. «Was spricht dagegen, für das Fach Geschichte einen Podcast aufzunehmen», schlägt Pausder vor. Und fordert: «Ermutigen wir unsere Kinder, eigenen, hochwertigen Content zu erstellen, statt reine Konsumenten zu sein.»

«In der Politik braucht es mehr Durchlauf, weniger Sitzfleisch.» Verena Pausder hält an den XDAYS eine Keynote über «Human Leadership: Kontrollverlust als Stärke».

Wirtschaft neu denken Haben Sie schon einmal vom «triple bottom line» Prinzip gehört? Entwickelt hat dies John Elkington, ein Modell zur dreifachen Messung der Ergebnisse eines Unternehmens. Gemessen werden neben Wirtschaftskraft auch ökologische und soziale Leistung. Solche Ideen brauchen für die Umsetzung aber neue Rechtsformen. Das Konstrukt der AG ist über 120 Jahre alt, also wie wäre es mit einer nGmbH, wobei das «n» für «nachhaltig» steht? Das wiederum braucht die Unterstützung der Politik. Und damit solche Anliegen erst ernst genommen werden, müssen die Ränge neu besetzt werden. In einem «Politician-in-Residence-Programm» könnten Querwechsler aus anderen Bereichen

Einblicke und Expertise im Politikalltag sammeln, um sich mehr einzumischen und vielleicht irgendwann selbst zu kandidieren. Denn Pausder ist überzeugt: «Durchmischung, Diversität und Durchlässigkeit würden Politik und Verwaltung sicher besser machen.» Mehr Durchlauf, weniger Sitzfleisch.

Zukunftsmusik in allen Bereichen Wie sieht aus es mit Themen wie Klimaschutz oder Gleichberechtigung? Hier sieht Pausder Potenzial in Ideen wie der «Quote von unten», die viel früher greift. Wenn ebenso viele Frauen Maschinenbau studieren wie Männer Lehramt,

gäbe es später weitaus weniger Diskussionen. Und um Klimaschutz zu garantieren, schlägt Pausder einen höheren Preis für CO2 vor. Würde ab morgen eine Tonne CO2 50 Euro kosten und bis 2030 auf 130 Euro ansteigen, würden automatisch Verbraucher wie Hersteller in die Mangel genommen werden. Was wir brauchen, um das Neue Land zu schaffen, ist Innovation – welche aber oft zu wenig Förderung erhält. Pausder schlägt einen Innovationsfonds vor: «Keine Steuer, sondern eine Innovationsabgabe, und zwar eine, die nicht versickert, sondern Rendite bringt, das Land innovativer macht und zukünftigen Wohlstand sichert.»

Verena Pausder an XDAYS 2021 Erfahren Sie mehr über Verena Pausders Ideen an den XDAYS, der Konferenz über Digitalisierung und Technologie in Interlaken vom 24. bis 25. August. Das Buch «Das Neue Land: Wie es jetzt weitergeht!» erschien 2020 bei Murmann Publishers GmbH. www.verenapausder.de

Viel Power, Stil und ein Weltrekord

Von Rohdaten zur Produktionsoptimierung

Den Ford Mustang gibt es jetzt auch mit voll elektrischem Antrieb.

Wir zeigen das Potenzial von Data Analytics auf, um die Produktionsleistung von Anlagen zu steigern.

stufen mit einer Batteriekapazität von 75 kWh und 99 kWh zur Wahl. Die Standardausführung (Standard-Range mit 75 kWh) erzielt eine Reichweite im kombinierten WLTP-Zyklus von bis zu 440 Kilometern. In Kombination mit der optionalen Extended-Range-Variante mit 99 kWh kann das heckangetriebene Modell im kombinierten WLTP-Zyklus bis zu 610 Kilometer zurücklegen, bevor es sich wieder mit einer Steckdose verkabeln muss.

Mit cloudbasierter Routenführung zum Reichenweitenrekord

Der Mustang Mach-E GT steht an der Spitze der schnell wachsenden EV-Modellpalette.

PD

DOMINIC ROSSIER

Seit mittlerweile 57 Jahren elektrisiert der Ford Mustang seine Fans rund um den Globus. Doch die Zeiten ändern sich. Auf dem Weg in die Zukunft ist aus dem legendären Muscle Car ein 5-türiges Crossover-SUV geworden, statt mit acht Zylindern nun auch vollelektrisch mit Heck- und mit Allradantrieb. Charakteristische Designelemente wie die lange, kraftvoll gezeichnete Fronthaube und die markante Heckpartie mit den typisch dreiteiligen Rückleuchten weisen den Mustang Mach-E als würdiges neues Mitglied der Mustang-Familie aus. In Abhängigkeit von der Batteriekapazität stehen jeweils zwei Leistungs-

Ein besonders praktisches Feature des Mustang Mach-E stellt die Funktion «Intelligent Range» dar. Sie ist mit dem bordeigenen Navigationssystem vernetzt und ermöglicht eine präzise Berechnung des aktuellen Aktionsradius. Dabei bezieht das System sowohl das vorausgegangene Fahrerverhalten als auch externe Faktoren, wie zum Beispiel die Wetterprognose mit ein. Das Navigationssystem lotst dann auf der schnellsten Route zum Ziel und nutzt hierzu EchtzeitVerkehrsdaten. Alternativ kann mithilfe der integrierten, cloudbasierten Garmin-Routenführung auch die effizienteste Streckenführung mit den möglichen Ladepunkten ausgewählt werden. Seine grosse Effizienz ermöglicht dem Mustang Mach-E deshalb einen Reichweitenrekord* für ein vollelektrisches Serienfahrzeug und macht ihn zum 2021 GUINNESS-WORLD-RECORDHalter. Kabellose Updates, Over-The-Air (OTA) genannt, halten die Software des vollelektrischen SUV-Modells zukunftssicher auf dem aktuellsten Stand. Weiter überzeugt das Elektrofahrzeug mit hohem Komfort und zahlreichen. *Offizielle Rekordfahrt auf GUINNESS WORLD RECORD.

ESTHER GELLE

Moderne Produktionsanlagen werden von Manufacturing Execution Systems (MES) gesteuert. MES sammeln und verdichten Daten aus dem Produktionsprozess und visualisieren die Qualität­ der Fertigung. Oft ist eine Vernetzung zwischen produktionsnahen und -ferneren Systemen, zum ­Beispiel einem Enterprise-Resource-Planning vorhanden. Dies stellt eine gute Voraussetzung für eine weitere Optimierung des Produktionsprozesses durch Data Analytics dar.

Mehrwert von Data Analytics im Produktionsumfeld Unter Data Analytics (DA) verstehen wir Verfahren von Statistik, Data Mining bis zu maschinellem Lernen (Machine Learning, ML). ML erkennt Änderungen im Produktionsprozess und lernt hinzu basierend auf dem bereits im Prozess vorhandenen Wissen. Schnellere Prozessoren führen dazu, dass DA zunehmend in Echtzeit im Produktionsumfeld eingesetzt wird. So ist es möglich, eine drohende Qualitätsminderung eines Produkts am Anfang der Produktionsstrasse zu erkennen und die weiteren Prozessschritte so zu steuern, dass das Produkt tadellos produziert wird.

PD

die Maschine wurde abgeschaltet, um eine Verunreinigung des Geräts zu verhindern. Der Algorithmus kann ferner beim Aufstarten des G ­ eräts aktiviert werden und so entsprechende Vorwarnungen abgeben.

Wie kann Helbling Technik unterstützen? Wir empfehlen den Einsatz eines methodischen und iterativen Prozesses gemäss Cross Industry Standard for Data Mining (CRISPDM). Gemeinsam mit dem Kunden definieren wir den Geschäftsfall, die Ziele sowie die notwendigen Datenquellen. Danach folgen die Datenvorbereitung und die Modellierung anhand unterschiedlicher Algorithmen, um das gewünschte Projektziel zu erreichen. Es erfolgt die Auswahl des besten Modells. Falls notwendig, kann danach iteriert werden, bis die gewünschte Qualität erreicht ist. Esther Gelle ist Mitglied der Geschäftsleitung bei Helbling Technik.

Wie kann Data Analytics im Produktionsumfeld eingesetzt werden? Liegt eine hohe Ausfallrate vor, kann ein Ziel sein, Prozessfehler zu erkennen und zu korrigieren. In einem Projekt aus der Medizintechnik konnten kritische Fehler peristaltischer Pumpen in Diagnosegeräten verhindert werden (Predictive Maintenance). Schlauchrisse wurden mithilfe eines neuronalen Netzwerks vorhergesehen und

Data Analytics zur Optimierung von Produktionsanlagen.

ISTOCK


Digital Business

Samstag, 21. August 2021

NZZ-Verlagsbeilage

11

Ohne Mitarbeitende kein New Work Dominik Fässler und Thomas Brändli von der Gesundheitsförderung Schweiz erklären, was die neue Arbeitsrealität mit den Beschäftigten macht.

«Zuerst ist es wichtig, zu definieren, was man braucht und was nicht.»

«Damit sich New Work positiv auswirken kann, müssen alle miteinbezogen werden.»

THOMAS BRÄNDLI

DOMINIK FÄSSLER

Für Mitarbeitende gibt es nicht den einen richtigen Umgang mit digitalen Tools.

REBEKKA CHRISTEN

In unserer vernetzten und zunehmend digitalisierten Welt kommen Unternehmen über kurz oder lang nicht um die Auseinandersetzung mit «New Work» herum. Die Corona-Pandemie hat entsprechende Prozesse befeuert. Von ganz am Anfang bis weit fortgeschritten befinden sich Firmen in verschiedenen Stadien des Wandels. Um zukunftsfähig zu bleiben, passen sie Abläufe oder ganze Geschäftsmodelle an. Entsprechende Veränderungen können jedoch nicht vorgenommen werden, ohne dass die Mitarbeitenden mitmachen. ­ Doch welche Auswirkungen haben die neuen Arbeitsformen auf diese? «Die Prozesse, die im Rahmen von New Work stattfinden, sind sehr ambivalent», so Dominik Fässler, Verantwortlicher «New Work» der Gesundheitsförderung Schweiz. Beispielsweise könne sich die zeitliche und örtliche Flexibilisierung der Arbeit für die einen positiv und für

die anderen negativ auf die Gesundheit auswirken. Ebenso ambivalent zu deuten sind die Umbrüche auf einer übergeordneten Ebene. «Natürlich verändern sich auch die Berufe selbst; einige verschwinden ganz, andere kommen neu hinzu. Das sind grosse Herausforderungen für die Arbeitnehmenden, von denen eine konstante Weiterentwicklung verlangt wird», erklärt Fässler. Das könne motivierend, aber auch zermürbend sein.

Veränderungen mit Offenheit begegnen Sind gewisse Menschen also anfälliger auf die negativen Folgen der Arbeitswelt 4.0 als andere? Gemäss Dominik Fässler könne das so noch nicht beantwortet werden. Aber: «Das Persönlichkeitsmerkmal ‹Offenheit› – also, dass man offen für Neues ist und sich davon nicht zu stark verunsichern lässt –, hilft beim Umgang mit Veränderungen.» Im Übrigen

sei eine grössere Anfälligkeit keine Frage demografischer Merkmale wie das Alter, fügt Thomas Brändli, Projektleiter Kommunikation Betriebliches Gesundheitsmanagement der Gesundheitsförderung Schweiz an. «Personen jeden Alters können die Bereitschaft haben, Veränderungen anzugehen», sagt er weiter.

Gesunder Umgang statt Digital Detox Die Bereitschaft, mit verschiedensten digitalen Tools auf unterschiedlichen Geräten zu arbeiten, ist heute für viele Arbeitnehmende unabdingbar. Insofern sind sie theoretisch dauernd erreichbar. Dadurch, und aufgrund der zunehmend verbreiteten mobilen Arbeiten, kann die Grenze zwischen Beruf und Freizeit rasch verschwimmen. Welchen Effekt hat dieser Umstand auf das Personal? Dominik Fässler sagt dazu: «Die ständige Erreichbarkeit kann eine grosse Stressquelle sein und überfordern.»

CHRISTINA/#WOCINTECH CHAT/UNSPLASH

Statt Digital Detox sei das Erlernen eines gesunden Umgangs mit den Devices die Lösung. Das Smartphone sollte etwa weggelegt werden können, ohne dass man sich dazu zwingen muss. Die Bedürfnisse nach Erreichbarkeit oder Abgrenzung sind dabei sehr individuell: Während in den Ferien der wöchen­t­ liche Blick in die Mails die einen stresst, beruhigt er die anderen.

Unterstützung seitens Führungsebene zentral Ein gesunder Umgang mit neuen Technologien und Erreichbarkeit gestaltet sich also bei jeder Person anders. Dasselbe gilt, wenn es um die Frage geht, wie Arbeitnehmende die negativen Folgen von New Work grundsätzlich vermeiden können. «Bis zu einem individuellen Grad kann man sich Stressmanagement und Selbstführung aneignen. Es gibt viele Tools und Tipps, die helfen, eine Grenze zwischen dem Privat- und

Arbeitsleben zu schaffen oder den eigenen Handlungsspielraum sinnvoll auszunutzen», erläutert Dominik Fässler. Thomas Brändli ergänzt: «Zuerst ist es aber wichtig, zu definieren, was man braucht und was nicht. Die Auswahl geeigneter Tools und Modi der Zusammenarbeit sollte mit den Vorgesetzten besprochen werden können. Dabei gibt es nicht die eine Lösung für alle Mitarbeitenden: Nicht alle sind gleich und so sollten sie auch behandelt werden.» In der Summe ist für beide Experten zentral, dass die Verantwortung für die Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit der Arbeitnehmenden nicht nur bei den einzelnen Personen liegt, sondern auch bei den Unternehmen als Ganze. Denn das Personal arbeitet immer unter bestimmten Rahmenbedingungen. Fässler sagt dazu: «Damit sich New Work positiv auf die Mitarbeitenden und die Organisationen auswirken kann, müssen alle in die Veränderungsprozesse miteinbezogen werden.»

DIE NEUE INFO-PLATTFORM IM BEREICH IT-SECURITY News, Hintergründe, und Interviews für CISOs, Techies und Security-Affine Jetzt für den wöchentlichen Newsletter anmelden! SWISSCYBERSECURITY.NET 1-2 SwissCyberSecurity.net_Inserat_291x108mm_Satzspiegel - NZZ Beilage.indd 1

30.06.2021 14:04:22


12  NZZ-Verlagsbeilage

Digital Business

Samstag, 21. August 2021

Diese Firmen haben das Potenzial, richtig gross zu werden Smarter trainieren, smartere Beleuchtung, smarter den Papierkram erledigen: In diesen Bereichen sind die drei Jungunternehmen tätig, welche die Chance haben, vom Swiss Economic Forum das Label «SEF.Hight Potential KMU» zu erhalten – eine Schubhilfe auf dem Weg zur erfolgreichen Zukunft. FELIX E. MÜLLER

LEDCity Es war im wahrsten Sinn eine erleuchtende Idee, auf die Patrik Deuss im Rahmen seines Studiums an der ZHAW stiess, obwohl sie bedeutete, dass es zuweilen etwas dunkler würde. Deuss erkannte, dass die Lichtkörper selbst zwar sparsamer geworden sind, aber heutige Bewegungsmelder das Licht nur sehr träge steuern und dadurch Räume stundenlang beleuchtet werden, egal, ob sie gerade genutzt werden oder nicht. Deshalb beabsichtigte er, ein Beleuchtungssystem mit deutlich mehr Sensoren zu entwickeln, um die Lichtintensität präziser zu steuern 2017 gründete er zusammen mit Florian Gärtner-Wyniger die Firma LEDCity. Diese entwickelte eine sensorgesteuerte LED-Röhre bis zur Serienreife. Weil die Komponenten in jeder einzelnen Röhre eingebaut werden, erfolgt die Regelung dezentral und macht so eine zentrale Steuerung überflüssig. Der Spareffekt, der dadurch erzielt wird, ist gross – von bis zu 90 Prozent der Stromkosten sprechen die Erfinder. Weil auch die Belastung der Leuchten sinkt, verlängert sich deren Lebens-

dauer beträchtlich, was sich zusätzlich positiv auf die Kosten auswirkt. LEDCity kann als Referenz schon zahlreiche prominente staatliche wie private Kunden vorweisen. Vor zwei Jahren erfolgte eine Expansion ins Welschland, jetzt wird der deutsche Markt getestet. LEDCity zeigt, wie moderne Technologien einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz leisten können.

VAY Die Zeitschrift «Bilanz» wählte für einen Artikel über VAY kürzlich den Titel «Die Bewegungsmelder». Das vermittelt eine Ahnung, auf welchem Gebiet das junge Zürcher Start-up tätig ist: Es entwickelt ein Programm, um menschliche Bewegungen optisch zu erfassen und dann in einem Modell zu analysieren. Um das Ganze mit einem sehr vereinfachten Beispiel zu illustrieren: Das Programm kann mich mit meinem Computer beim Liegestützmachen zu Hause analysieren und unterstützen. Es sagt und zeigt mir sofort, ob mein Rücken bei der Übung gestreckt war oder nicht. Gegründet wurde VAY im Jahr 2018 von Absolventen der ETH, der Universität Zürich und der Universität St. Gal-

Sie haben nur eine Digitale Revolution. Nutzen Sie sie.

len. Ursprünglich schwebte den Gründern ein virtueller persönlicher Fitnesscoach vor. Heute sehen sie das Einsatzgebiet ihrer komplexen Software breiter. So könnten Yogastudios damit die korrekte Ausführung von Übungen kontrollieren. Möglicherweise noch grösser sind die Chancen im eigentlichen Gesundheitsbereich, etwa in Physiotherapiepraxen, wo sich auf diese Weise die Effizienz der Therapien verbessern liesse. Das Gleiche gilt auch für Rehakliniken. Zwar gibt es auf dem Markt Methoden, die auf dem Einsatz von Kameras basieren. Aber diese sind wenig benutzerfreundlich und vor allem viel teurer. Der Ansatz von VAY ist preisgünstig und lässt sich auf jedem ­Computer installieren. Die ­«Bewegungsmelder» beschäftigen heute 16 Mitarbeitende und sind in Zürich domiziliert.

BLP Digital Es gibt den Ausdruck Papierkram. Gemeint sind unter anderem Auftragsbestätigungen, Lieferscheine und Rechnungen von Lieferanten oder Kundenbestellungen, die man oft manuell abtippen oder im ERP System abgleichen muss. Das tönt nach Mühsal und

Langeweile und ist der Schreck jedes Unternehmens, weil es sich um eine wenig produktive Tätigkeit handelt und Unmengen von Arbeitsstunden verschlingt. Das kostet KMU laut einer Studie bis zu 1 Prozent ihres Umsatzes. Das ETH Spin-off BLP Digital will dem ein Ende bereiten, mithilfe künstlicher Intelligenz. BLP hat Algorithmen entwickelt, die dem menschlichen Leseverhalten und Leseverständnis sehr ähnlich sind. Dadurch kann die KI genau wie Menschen Dokumente analysieren und vollautomatisch im ERP verarbeiten. Mitarbeiter werden nur noch bei Abweichungen oder Entscheidungen in die Bearbeitung eingebunden. Zudem lassen sich Daten im Hinblick auf Prozessoptimierungen auszuwerten. Mit dieser marktführenden KI-Lösung schafft BLP Zeit für wertschöpfende Tätigkeiten und obendrein ein beträchtliches Kostensparpotenzial. BLP rechnet vor, dass die durchschnittliche Bearbeitungszeit eines Dokumentes 6 Minuten beträgt. Mit der BLP-Lösung, lässt sich diese Zeit auf unter 30 Sekunden reduzieren, was eine Kostenersparnis von 3.70 Fr. pro Dokument ergebe. Das Start-up wurde 2019 aus der ETH ausgegründet und beschäftigt heute 15 Mitarbeitende.

SEF.Growth Das Swiss Economic Forum hat es sich zum Anliegen gemacht, erfolgversprechende Jungunternehmen zu fördern. Das ist der Kern von SEF.Growth. Unabhängige Expertinnen und Experten beurteilen die Geschäftsidee und die Strategie von Jungunternehmen und verleihen den besten unter ihnen das Label «SEF.High-Potential KMU». Diese Firmen werden bei der Entwicklung und Schärfung ihrer Businesspläne beratend unterstützt. Zudem erhalten sie die Möglichkeit, sich im ausgedehnten KMU-Netzwerk des SEF zu vernetzen und dort weitere Ideen für die Entwicklung des Unternehmens abzuholen. Weitere Informationen zur Initiative finden Sie auf sefgrowth.ch.

Die Welt durchläuft derzeit eine der größten technischen Entwicklungen in der Geschichte: Die Digitalisierung wird unsere gesamte Lebensweise im allgemeinen und die Wirtschaft im speziellen profund verändern. Unternehmen müssen jetzt bestehende Geschäftsmodelle überdenken und anpassen oder sogar ganz gegen neue austauschen. Heute die richtigen Schritte setzen und Innovationen entwickeln, um morgen dem Mitbewerb voraus zu sein: Dabei unterstützen wir Sie verlässlich – als eines der führenden Unternehmen für technologische Innovation und Business Consulting. Mit Kopf, Herz und Tatkraft.

www.helbling.ch

Helbling Technik

Innovation, together we do it Aarau Bern Wil SG Zürich München Boston San Diego Shanghai ■

HEL_HTK_Inserat_291x218_XDays2020_RZ.indd 1

26.02.20 11:01


Digital Business

Samstag, 21. August 2021

NZZ-Verlagsbeilage

13

Was tun gegen die Schattenseiten der Digitalisierung? Ständig online und doch kaum erreichbar: Wie digitale Technologien unseren Alltag prägen und weshalb jetzt der richtige Moment ist, um ein konstruktives Zukunftsbild zu entwickeln. KONRAD WEBER

Für Tesla-Chef Elon Musk ist es die Frage des Jahrhunderts: Wie können wir einen klugen, bewussten Umgang mit digitalen Technologien finden? Und geht das überhaupt? Wer die Entwicklungen der vergangenen Monate etwas genauer analysiert, mag nicht zwingend zu einem positiven Schluss kommen. Studien mit über 50 000 Befragten aus 13 Ländern kommen zum Schluss: Während der Corona-Pandemie litten rund 40 Prozent der Bevölkerung an Schlafproblemen. Dies ist nicht nur (aber auch) auf digitale Technologien zurückzuführen. Die vermehrte Zeit am Laptop oder Smartphone sorge dafür, dass wir später schlafen gehen. «Das blaue Licht von Bildschirmen macht uns weniger schnell müde und kann den Takt unserer inneren Uhr nach hinten verschieben», erklärt der deutsche Schlafforscher Christian Benedict. Dass die Bildschirmzeit in den letzten Jahren tatsächlich zugenommen hat, zeigt eine neue Auswertung der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Dabei wurde die tägliche Handynutzungsdauer von rund 1000 Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren analysiert: Wochentags liegt diese bei 3 Stunden 10 Minuten und klettert an einem Wochenendtag auf 5 Stunden.

«Wie können wir einen klugen, bewussten Umgang mit digitalen Technologien finden?» ELON MUSK, TESLA-GRÜNDER

Unser alltäglicher Begleiter 1,8 Millionen Menschen haben 2020 in der Schweiz digital Produkte bestellt und bezahlt. Das ist ein Drittel mehr als im Vorjahr. Lebensmittel, Hygieneartikel, Kleider, sogar Möbel und Pflanzen können wir unterdessen auf dem Handybildschirm auswählen und spätestens am nächsten Tag vor der Haustür in Empfang nehmen. Angebote für kostenlosen Versand und eine immer kürzere Geduldsspanne bei der Kundschaft führen immer wieder zu Skandalen im Online-Handel. Die jüngste Enthüllung betrifft Amazon in Schottland. Weil die Produktlager

Luzerner Zeitung: «Er ist besser denn je» Inserat_291x218.indd 1

voll sind – zu viel Angebot im Vergleich zur Nachfrage geschaffen wurde – werden in sogenannten Destroy-Stationen Millionen von neuen und unverkauften Produkten direkt vernichtet. Hinzu kommen immer wieder Enthüllungen über prekäre Arbeitsverhältnisse bei Fabrikmitarbeitenden in Packstationen und bei ­Paketlieferdiensten. Fast jede Tätigkeit in unserem Alltag erledigen wir unterdessen mit dem Smartphone. Während der Arbeit streamen wir bei Spotify von Algorithmen perfekt abgestimmte Musik und zahlen mit unserem Stream einer Künstlerin gerade mal 0,4 Rappen. Zwischendurch hoffen wir, bei Tinder & Co. das nächste mögliche Date zu entdecken, ironischerweise sind 30 Prozent davon bereits verheiratet. Abends quälen wir uns durch die Flut von Inhalten bei Netflix, im Schnitt während 20 Minuten, bis wir uns schliesslich für einen passenden Film entscheiden können. Wenn wir am Wochenende raus in die Natur strömen, wollen wir den neuesten Instagram-Geheimtipp aufsuchen und überrennen dabei mit Hunderten anderen bisher ungestörte Wildgebiete.

Roboter und deren moralische Werte Blicken wir nach vorne, eröffnen sich mit der zunehmenden Vernetzung von All-

Tourstart im September

tagsgegenständen umso mehr Risiken. Fahren zum Beispiel dereinst mehrheitlich smarte Autos in unseren Städten, so potenziert sich diese Gefahr um ein Vielfaches. Wer böswillig ein Gerät oder Auto hacken will, kann einen umso grösseren Schaden anrichten. Doch wir machen uns auch selbst immer häufiger angreifbar. Rund 2 MB neue Daten hinterlässt jede Person im Internet pro Sekunde. Damit generieren wir künftige Vorschläge von nützlichen Algorithmen, hinterlassen aber stets auch eindeutige und analysierbare Spuren zu unseren eigenen Vorlieben und Handlungsmustern. Ganz schön pessimistisch, denken Sie? Es gibt einen Lichtblick: Auch in einer durch und durch digitalisierten Welt wird der Mensch noch immer selbst entscheiden müssen, wie sehr ihn die Technologie beherrscht. Deshalb ist es jetzt an der Zeit, in der breiten Öffentlichkeit über moralische Werte und ethische Grenzen bei der Konstruktion von Robotern und Algorithmen zu diskutieren. Die Augen vor diesen Entwicklungen zu verschliessen, hilft nicht. Vielmehr braucht es jetzt Antworten, damit die technologische Panikmache beendet und in ein konstruktives Zukunftsbild überführt werden kann. Konrad Weber ist Digitalstratege und begleitet Teams und Unternehmen in ihrem digitalen Wachstum.

Technologie ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. PD

Fünf Schritte zum bewussten Umgang mit digitalen Tools • Nutzungszeiten von Apps effektiv messen: Die Erkenntnis über das eigene Nutzungsverhalten ist der erste Schritt zur Veränderung. • Wer nicht anders kann: Sich selbst beschränken, eigene Tageslimiten setzen, Langeweile zulassen, das eigene Verhalten in einem solchen Moment beobachten. • Benachrichtigungen und Apps löschen: Welche App brauche ich tatsächlich im Alltag? Welche ist nur netter Zeitvertreib? • Digitale Bestellungen verzögern: Vor dem nächsten digitalen Kauf einige Tage innehalten und sich selbst fragen: Brauche ich das Produkt auch jetzt noch? • Bewusste Pausen einplanen: Handy weglegen, Laptop freie Tage einpla nen, einen Moment auch ohne Fotoaufnahme für sich selbst geniessen. www.konradweber.ch

Tickets: michaelelsener.ch 01.08.21 16:02


«Ist mein Unternehmen bereit für die Cloud?» Holen Sie sich Antworten und Tipps zur Cybersicherheit mit dem IT-Security-Check. swisscom.ch/security-check

Bereit.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.