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Samstag, 25. November 2023

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ADOBE STOCK

Swiss Innovation Forum

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NZZ-Verlagsbeilage

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Biohacking: Forever young? Natural Biohacking praktizieren fast alle: Wir achten auf unsere Schlafhygiene, pimpen unseren Speiseplan mit Nahrungsergänzungsmitteln und trainieren nebst Körper auch den Geist. Das sei zu wenig, finden fanatische Biohacker und setzen auf KI und Technik, um ewig zu leben.

Menschliche Mikrochip-Implantate speichern Daten und können gleichzeit als Schlüssel funktionieren.   ADOBE STOCK

SYBILLE BRÜTSCH-PRÉVÔT

Läufst, isst und schläfst du noch – oder trackst du schon? Eine friedliche Joggingrunde, um den Kopf auszulüften, war gestern. Essen, was schmeckt, sowieso. Und sich einfach dann ins Bett zu kuscheln, wenn einem die Augen zufallen, erst recht. Heute wird das Optimum aus Körper und Geist geholt – Biohacking heisst das Zauberwort. Biohacking ist ein Lifestyle und beinhaltet verschiedenste Massnahmen, um sich physisch wie psychisch besser zu fühlen. Das Ziel der Selbstoptimierung ist, das Alter, ja den Tod hinauszuzögern. Dafür werden Nahrungsergänzungsmittel konsumiert, im eiskalten Wasser geschwommen, genau nach Blutzuckermessgerät gegessen, Butterkaffee getrunken, Blutund Stammzellen injiziert, Hormone geschluckt oder ein Chip implantiert.

Vorbild Leistungssport

Impressum Swiss Innovation Forum ist eine Verlagsbeilage des Unternehmens NZZ. Inhalt realisiert durch NZZ Connect. Verlags­beilagen werden nicht von der Redaktion produziert, sondern von unserem Dienstleister für journalistisches Storytelling: NZZ Content Creation. Projektmanagement NZZ Connect: Felix E. Müller (Inhalt) und Botond Kalotay (Gesamt­verantwortung) NZZ Content Creation: Maurice Müller (Produktion) und Armin Apadana (Layout) Kontakt: Neue Zürcher Zeitung AG, Zweigniederlassung NZZ Connect, Viktoriastrasse 72, CH-3013 Bern, +41 31 334 88 88, connect@nzz.ch swiss-innovation.com

Wearables, also kleine Computer, die am Körper getragen werden, verschiedene Geräte und sogar Implantate zeichnen bei vielen Menschen bereits Körperoder Schlafdaten auf. Ihre Auswertungen dienen dazu, genau zu verstehen, wie der Körper tickt, um ihn gezielt zu optimieren. Dabei gehört der Fitnesstracker noch zu den einfachen Tools, längst wissen auch Laien, in welchem Pulsbereich sie trainieren müssen, um Fett zu verlieren oder eben Muskeln aufzubauen. Ebenso haben wir uns an den Schrittzähler gewöhnt, der einem am Abend vorwurfsvoll weismacht, dass noch 387 Schritte fehlen, damit man sich gemütlich aufs Sofa fläzen darf. Die Idee zu Biohacking stammt aus dem Leistungssport. Womit lässt sich die Leistung steigern? Und was verhilft zur schnellst- und bestmöglichen Regeneration? Um effektive Antworten auf diese Fragen zu bekommen, braucht es ein umfassendes Verständnis der menschlichen Biologie. Dabei spielt weit mehr eine Rolle als bloss die Berücksichti-

gung physischer Voraussetzungen. In ein effektives Training muss der Geist mit einbezogen werden, um motiviert und optimal darauf ­vorbereitet­zu sein. Wenn man also den norwegischen Fussballer Erling Haaland meditierend auf dem Rasen sitzen sieht, praktiziert er Biohacking. Serge Gnabry vom FC ­Bayern München setzt hingegen aufs Klavierspielen, um noch besser kicken zu können – weil es das Rhythmusgefühl verbessert und die Neuverknüpfung von Synapsen anregt.

Wer hat’s erfunden? Der US-Amerikaner Dave Asprey soll Biohacking erfunden haben. Asprey, einst ein junger, übergewichtiger und kränklicher IT-Nerd, entschloss sich nicht nur, endlich Gewicht zu verlieren, sondern überhaupt seiner Gesundheit so richtig auf die Sprünge zu helfen. Sein Blog «Bulletproof Exec» gilt als Wurzel der Biohacking-Bewegung und seine Biohacking Conference als wichtigstes Zusammentreffen von Biohackern. Er ist auch der Erfinder des Bulletproof Coffee mit Weidebutter und MCT-Öl, der die Leistungsfähigkeit des Gehirns und die körperliche Ausdauer verbessern soll. Von seiner Wirkung überzeugte sich Asprey übrigens während einer Reise durch den Himalaja,

wo ihm Yakbuttertee serviert wurde. Im Internet findet man nebst fixfertigen Produkten auch Rezepte, um den Bulletproof Coffee selbst herzustellen.

Wundermittel Rotlichttherapie Licht spielt beim Biohacking eine wesentliche Rolle. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass Zellen durch eine Rotlichttherapie das Licht aufnehmen und dadurch befähigt werden, sich selbst zu reparieren. Verschiedene Studien belegen die Anregung des Muskelwachstums und eine Leistungssteigerung, eine geringere Verletzungsgefahr sowie eine schnellere und bessere Erholung nach Sporteinheiten. Die Therapie wird ausserdem eingesetzt bei der Behandlung von Gelenkschmerzen und Schlafproblemen, zudem fördert sie die körpereigene Produktion von Entzündungshemmern. Auch eine kosmetische Wirkung soll die Rotlichttherapie haben, nämlich die Kollagenproduktion, was Falten reduzieren kann. Studien bestätigen überhaupt die positive Wirkung der Rotlichttherapie auf unsere Haut. So soll sie das Hautbild verbessern, Akne, Psoriasis und Rosazea reduzieren und dafür sorgen, dass sich geschädigte Haut schneller und besser erholt. Natural Biohacking ist meistens kosten-

Die Zukunft geht dahin, ­ menschliche ­Fähigkeiten durch die ­Verschmelzung von ­biologischer und ­maschineller Intelligenz ­auszuweiten.

frei und die Wirkung schnell g ­ etestet. Wenn ein Spaziergang an der frischen Luft die eigene Schlafqualität erhöht, wunderbar. Oder der morgendliche kalte Guss nach der Dusche die Lebensgeister weckt, perfekt. Fanatischen Biohackern ist das aber zu wenig. Sie lassen sich Implantate einsetzen. So abwegig das klingt: Diese sind schon lange rege im Einsatz. So hilft der Herzschrittmacher dem Herzmuskel bei der Kontraktion. Oder Cochlea-Implantate unterstützen die Hörfähigkeit, wenn die Hörschnecke im Innenohr beschädigt ist. Auch Diabetikerinnen und Diabetiker profitieren von der Technologie und damit von Sensoren, die den Zuckerspiegel in der Unterhaut messen.

Human Enhancement Selbstverständlich haben Implantate nicht nur medizinische Aufgaben, sondern werden auch für alltägliche Annehmlichkeiten genutzt. Menschliche Mikrochip-Implantate sind elektronische RFID-Chips, die unter die Haut gespritzt werden. Sie speichern Kontakt- und medizinische Notfalldaten, sind Schlüssel fürs eigene Daheim, das Büro, den Fitnessklub und den Computer oder der Zugang zu Smart-HomeAnwendungen. Die Zukunft geht dahin, menschliche Fähigkeiten durch die Verschmelzung von biologischer und maschineller Intelligenz auszuweiten. So jedenfalls sieht es SpaceX-Gründer Elon Musk. Das kurzfristige Ziel seines Neurotechnologieunternehmens Neuralink ist es zwar, schwere Hirnerkrankungen sowie Defekte des zentralen Nervensystems besser behandeln zu können. Also beispielsweise komplett gelähmten Menschen zu ermöglichen, allein mit Gedankenkraft eine Armprothese zu bewegen. Langfristiges Ziel von Neuralink ist aber das Human Enhancement, also die technische Erweiterung des menschlichen Körpers. Ob es sich in Anbetracht dieser Aussichten wirklich lohnt, 180 Jahre alt zu werden?


4 NZZ-Verlagsbeilage

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Samstag, 25. November 2023

Zusammenarbeit über Kontinente hinweg Kollaboratives Engineering ist in Zeiten von Fachkräfte­mangel und Lieferengpässen wichtig. Ein internationales Innovationsprojekt verfolgt dabei einen neuartigen Ansatz. LUKAS KRIENBÜHL

FOTOS: ALESSANDRO DELLA BELLA / INNOSUISSE

In den Büroräumen der MyLiveZone im bernischen Ipsach stehen viele Schränke nebeneinander. Hinter den Türen aus Glas sieht man verschieden grosse viereckige Kästchen, aus denen farbige Kabel hängen. Viele kleine Lämpchen blinken. Es handelt sich um ein Schulungscenter für verschiedene Industrieunternehmen. Statt Programmierer und Techniker in einem Raum zusammenzubringen und ihnen vor den aufgebauten Produkten zu erklären, wie sie damit umgehen müssen, machen die Firmen ihre Produkteschulungen und Produktpräsentationen von technischen Geräten von hier aus, komplett digital. «Unsere Kundinnen und Kunden aus der Industrie haben das Produkt irgendwo stehen. Diejenige Person, die damit arbeitet, ist woanders. Durch unsere Technologie können sie die Distanz dazwischen überbrücken», sagt Thomas Zürcher, Gründer und CEO von MyLiveZone, das 2010 aus der Berner Fachhochschule hervorging. Innert Sekunden kann durch das Remote Cen-

Thomas Zürcher Gründer und CEO von MyLiveZone

ter in Ipsach von überallher selbst auf die komplexesten Anlagen zugegriffen werden. «Unsere Kundinnen und Kunden müssen einen Raum nur einmal ausstatten und können ihn dann weltweit nutzen.» Zur Kundschaft von MyLiveZone gehören neben grossen Technologiekonzernen zum Beispiel auch Medizintechnikunternehmen: Personen, die ein Röntgengerät bedienen, mussten früher um die halbe Welt reisen, um am teuren Schulungsgerät zu lernen.

Förderung für KMU und Startups

Unabhängig entwickeln In einem internationalen InnosuisseProjekt bewies das Berner KMU, dass man durch seine Technologie nicht nur live online schulen, sondern auch über Kontinente hinweg gemeinsam ein Produkt entwickeln kann. Im Innovationsprojekt konnten Fachkräfte aus der Schweiz und Brasilien über die Kontinente hinweg zusammen SoftwareKomponenten entwickeln, testen und sie erfolgreich in einen Hardware-Prototypen integrieren. Von Schweizer Seite waren neben MyLiveZone der Forschungspartner Switzerland Innovation Park Biel und der Softwarespezialist Cencerus, mit Hauptsitz in der Urner Gemeinde Schattdorf, involviert. Zusammen mit dem brasilianischen Umsetzungspartner Altus, einem Hersteller von Automatisierungskomponenten für die Industrie, bewiesen sie, dass kollaboratives Engineering über Zeitzonen hinweg effizient möglich ist. Und dass Fachwissen

MyLiveZone-CEO Thomas Zürcher demonstriert das kollaborative Engineering. unkompliziert über Kontinente hinweg geteilt werden kann. «Die Fachkräfte in der Schweiz ­verschmolzen quasi mit den Fachkräften am Hauptsitz von Altus in ­Brasilien.» Während der Entwicklung eines Produkts brauche es einen ständigen Abgleich zwischen den Hardware- und Software-Teams, sagt Thomas Zürcher. Softwareentwickler seien darauf angewiesen, gewisse Dinge an der Hardware direkt vorzunehmen. Die Hardware­ lösung war am Firmensitz von Altus in Brasilien aufgebaut. Statt dass man

das Produkt nun zwischen den Ländern hin- und herschickte, konnten die beiden Teams dank der innovativen Technologie von MyLiveZone online mit­ einander arbeiten.

Win-win-Situation Gerade auch in Zeiten von Lieferschwierigkeiten sei das kollaborative Engineering für Unternehmen wichtig und auch nachhaltiger, betont Thomas Zürcher. «Es braucht weniger Ressourcen, wenn man ein Produkt für mehrere

Innosuisse ist die Schweizerische Agentur für Innovationsförderung. Durch die Stärkung von wissenschaftsbasierten Innovationen und des Unternehmertums trägt Innosuisse zu einer nachhaltigen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Entwicklung auf nationaler und globaler Ebene bei. Der Innosuisse Guide führt Sie in wenigen Schritten zum passenden Förderangebot. Mehr Infos dazu auf ­innosuisse.guide.

Standorte nutzen kann und die Produkte nicht mehr hin- und herschicken muss. Auch eine aufwendige Personenlogistik fällt weg.» «Für ein Unternehmen aus einem Schwellenland wie Brasilien ist die K ­ooperation mit der Schweiz ­attraktiv, da sie hier dank exzellenter ­Hochschulen wertvolle Fachkräfte sowie wirtschaftliche und politische Stabilität finden.» Lukas Krienbühl ist Co-Leiter Kommunikation bei Innosuisse.

Das Familienunternehmen des Jahres Mit der ersten Erlebnis-Baumschule und der grössten Pflanzenauswahl der Schweiz setzte sich das Familienunternehmen Gartenpflanzen Daepp bei der zwölften Ausgabe des Family Business Award gegen die Konkurrenz durch. SOPHIE ZELLWEGER

Den Familienunternehmen kommt in der Schweiz eine ausserordentliche wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung zu. Sie machen rund neunzig Prozent aller hiesigen Unternehmen aus und beschäftigen etwa zwei Drittel aller Erwerbstätigen. Mit dem Family Business Award wird jedes Jahr ein besonders verantwortungsbewusstes und unternehmerisch handelndes Familienunternehmen honoriert. Im diesjährigen Finale standen die Bolliger & Co. aus Grenchen, die RWB Groupe aus Porrentruy und Gartenpflanzen Daepp aus Münsingen. Letztere durfte den Award am 13. September im Rahmen der festlichen Preisverleihung im Berner Kursaal entgegennehmen.

Eigentum an der Einzelfirma und die Geschäftsführung von seinen Eltern. Seine Frau, Cornelia, führt inmitten von Blumen und Bäumen das firmeneigene Bistro Florence.

Eine Vision Richtung Nachhaltigkeit Daepp bringt Grün in eine urbanisierte Welt und nutzt sein Handwerk, um Lösungen für die Umweltkrise zu inspirieren. Daepp-Pflanzen sind (klima-) positive Produkte. Unter dem Slogan:

«Atme auf … pflanze einen Klimabaum» vermarktet die Firma Daepp biodiverse einheimische Pflanzen und Klimabäume. Der Öffentlichkeit soll ins Bewusstsein gerufen werden, dass Bäume und Pflanzen die besten «Klimaanlagen» sind. Der Nachhaltigkeitsanspruch und die tief verwurzelten Werte prägen das Handeln. Bis 2035 soll die Klimaneutralität erreicht sein. Topfkulturen werden bereits heute in einer torf- und kokosfreien Erde gezogen. Zudem entwickelt der Familienbetrieb seine inte­ grierte Anbaumethode zu einer regene-

rativen und für die Branche wegweisenden Methode weiter. Der Anspruch ist: ökologischer als die Bio-Suisse-Richt­ linien zu werden. Im Zentrum aller Bemühungen steht dabei der Lebensraum mit der vielfältigsten Biodiversität unseres Planeten: der Boden. Mit dem firmeneigenen Pioniergeist reiht sich Gartenpflanzen Daepp als vorbildliches Unternehmen zu den bisherigen Gewinnerinnen und Gewinnern des Family Business Award ein: Griesser (2022), Killer Interior (2021), Metzler & Co. (2020), Wilhelm Schmidlin (2019), 1a

Der Family Business Award

Mit Tradition fit ­ für die Zukunft Seit 1875 kultiviert und vermarktet Gartenpflanzen Daepp Pflanzen in höchster Qualität. In Münsingen bei Bern hegen und pflegen 55 Mitarbeitende auf 25 Hektar Fläche über 5000 verschiedene Arten von Bäumen, Sträuchern und Gartenblumen. Das unabhängige, familiengeführte Unternehmen vermarktet seine Pflanzen im eigenen Erlebnis-Gartencenter an Privatkunden und beliefert die Gartenprofis aus dem Garten- und Landschaftsbau. 1870 veredelte Adolf Daepp einen neu entdeckten Winterapfel, gründete die Baumschule Daepp und brachte den neu entdeckten Apfel als «Berner Rosen Apfel» auf den Markt – eine Erfolgsgeschichte erster Güte. 150 Jahre und fünf Generationen später setzt Gartenpflanzen Daepp mit der ersten Erlebnis-Baumschule und der grössten Pflanzenauswahl der Schweiz neue Akzente. 2005 übernahm Patrick Daepp das

Hunkeler Fenster & 1a Hunkeler Holzbau (2018), Jucker Farm (2017), Fraisa (2016), Wyon (2015), Entreprises et Domaines Rouvinez (2014), Siga (2013) und Trisa (2012).

Gartenpflanzen Daepp mit der Jurypräsidentin Gabriela Manser (5.v.r.), dem Verwaltungsratspräsidenten der Amag Group, SANDRA BLASER Martin Haefner (4.v.r.), dem CEO der Amag Group, Helmut Ruhl (2.v.l.), und Bundesrat Albert Rösti (2.v.r.).

Die Amag hat den Family Business Award zu Ehren ihres Gründers und Patrons Walter Haefner ins Leben gerufen. Er hat sich stets für eine echte, gelebte und nachhaltige Firmenkultur eingesetzt. Mit dem Award werden besonders verantwortungsbewusste und unternehmerisch wirkende Familienunternehmen aus der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein prämiert. Zudem verfolgt der Award den Zweck, auf die grosse volkswirtschaftliche Bedeutung von Familienunternehmen in der Schweiz aufmerksam zu machen. Für die Wahl des siegreichen Unternehmens ist eine siebenköpfige Jury verantwortlich, die aus erfahrenen, fachlich bestens ausgewiesenen Persönlichkeiten besteht. Präsidiert wird die Jury von Gabriela Manser, Verwaltungsratspräsidentin der Goba, Mineralquelle und Manufaktur und Präsidentin der Handels- und Industriekammer AI.


Samstag, 25. November 2023

Swiss Innovation Forum

Es ist häufig zu beobachten, dass grosse und erfolgreiche Firmen mit der Zeit träge werden und an Innovationskraft verlieren. Ist das unvermeidlich? Catrin Hinkel: Das «Innovator’s Dilemma» ist tatsächlich ein interessantes Phänomen. Ich würde aber nicht sagen, dass es unvermeidlich ist. Wir bei Microsoft sind der festen Überzeugung, dass ständige Innovation und die Fähigkeit, sich an Trends und Bedürfnisse anzupassen, der Schlüssel zu anhaltendem Erfolg sind. Auch hier in der Schweiz investieren wir kontinuierlich in unsere Innovationskraft – dazu gehört zum Beispiel unser Engagement in der hiesigen Start­up-Community, ebenso wie die Zusammenarbeit mit der ETH und der EPFL im Swiss Joint Research Center oder dem Mixed Reality & AI Lab. Ein weiterer wichtiger Pfeiler ist unsere interne Lernkultur, in der Mitarbeitende mutig, kreativ und vorausschauend neue Ideen einbringen können.

Ist es sinnvoll, eine eigentliche Abteilung für Innovation zu schaffen? Die Strukturierung und Aufhängung von Innovation ist in jedem Unternehmen unterschiedlich. Für uns bei Micro­soft ist klar: Innovation ist der Kern unseres Tuns und wir betonen ein sogenanntes Growth Mindset. Wir sehen Fehler als Lernmöglichkeiten, um uns als Konzern ständig weiterzuentwickeln. Deswegen beschränken wir Innovation nicht auf einzelne Abteilungen, sondern schaffen ein förderliches Umfeld und eine offene Kultur für Innovation, um Mitarbeitende über alle Abteilungen hinweg zu befähigen. Bei Innovationen steht gegenwärtig in allen Branchen der Wirtschaft das Thema KI weit oben. Bei Microsoft auch? Definitiv. KI ist ein Kernstück unserer Entwicklungsstrategie und spielt eine

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Catrin Hinkel Catrin Hinkel ist seit Mai 2021 CEO von Microsoft Schweiz. Bevor sie zu Microsoft kam, hatte sie wichtige Funktionen bei Accenture inne, zuletzt als Senior Managing Director, Europe Cloud First Strategy & Consulting Lead. Hinkel wurde 1969 geboren und hat einen Bachelor of Arts von der Hochschule Reutlingen (European Business School Reutlingen und London). Sie ist Mitglied des Exekutivkomitees von Digital Switzerland, des Vorstands des Branchenverbands ASUT und des Aufsichtsrats des ­CISPA-Helmholtz-Zentrums für Informationssicherheit. Darüber hinaus ist sie Sprecherin des Vorstands von «Generation CEO», einem gemeinnützigen Verein und etablierten Netzwerk für weibliche Führungskräfte im deutschsprachigen Raum. Das Magazin Bilanz ernannte sie 2022 zu einer der Digital Shapers des Jahres. Die deutsche Staatsbürgerin ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne.

Besteht die einfachste Lösung für dieses Problem darin, Startups und deren Ideen zu kaufen? Akquisitionen sind eine Methode, aber für uns nicht die wichtigste. Bei Micro­ soft Schweiz setzen wir auf Partnerschaften. Durch diese gewinnen wir fundierte Erkenntnisse zu Trends und Bedürfnissen auf globaler und lokaler Ebene. Wir fördern vielversprechende junge Unternehmen weltweit, hierzulande mit dem Programm «Microsoft Startups for Switzerland». Darin vernetzen wir Gründerinnen und Gründer, ermöglichen Wissenstransfer, unterstützen mit Mentoring ebenso wie mit unseren technischen Lösungen. Ein Beispiel dafür ist Decentriq, ein Microsoft-Partner, der sich auf datenschutzkonforme IT-Umgebungen spezialisiert hat. Damit wird ein lückenloser Schutz von Daten in der Cloud gewährleistet, die während des gesamten Lebens­ zyklus verschlüsselt sind. Entwicklungen wie diese beantworten aktuelle Bedürfnisse zeitgemäss und vorausschauend. Das ist Innovation. Welches ist dann der wichtigste Ansatz für Microsoft, um innovativ zu bleiben? Microsoft ist bekannt für eine anhaltende Neugier und Anpassungsfähigkeit. Erinnern wir uns an die Anfänge: Betriebssysteme wie DOS oder Windows haben den Markt neu definiert. Darauf aufbauend hat Microsoft den Bereich der Office-Software neu gedacht und heute selbstverständliche Produkte wie Word und Excel lanciert. In den 90er-Jahren hat Microsoft den Internet Explorer eingeführt. Als die Welt sich von Festplatten und Servern hin zu Cloud-Technologie bewegte, hat Microsoft Azure eingeführt. Mit unseren Entwicklungen im Bereich KI nehmen wir eine marktführende Position ein und schaffen Grundlagen für zukünftige innovative Lösungen. Wir sind weiterhin bestrebt, Trends schnell zu erkennen und vorausschauend darauf zu reagieren. Bei Microsoft leben wir eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und sind offen für Neues.

NZZ-Verlagsbeilage

Bei diesen Initiativen geht es um mehr als Technologie – es geht um den tatsächlichen Mehrwert von KI im Alltag.

PD

«Der Mensch muss am Steuer des Kopiloten bleiben» Catrin Hinkel, Chefin von Microsoft Schweiz, sieht in KI eine Chance. Diese könne der Menschheit Antworten für bisher unlösbare Probleme liefern. Für Microsoft sei heute KI der zentrale Faktor bei der Weiterentwicklung des Unternehmens. V ­ iele Firmen würden im Alltag schon damit arbeiten.

entscheidende Rolle dabei, wie wir die digitale Transformation unserer Kunden voranbringen. Unsere Fortschritte im Bereich KI stehen im Einklang mit unserer Unternehmensmission, jeder Person und Organisation dabei zu helfen, mehr zu erreichen. So erstrecken sich die Investitionen in KI über das gesamte Unternehmen, von Teams und Outlook über Bing bis hin zu Xbox. Es ist unser Ziel, unsere KI-Entwicklungen über die Cloud für alle zugänglich zu machen, damit Menschen und Organisationen produktiver werden und die für sie dringendsten Anliegen besser lösen können. Wir möchten das Potenzial von KI Wirklichkeit werden lassen – und das verantwortungsbewusst. Wo setzen Sie schon KI ein? Insbesondere in der Schweiz ansässige Organisationen stellen im Bereich KI ihre Führungsrolle unter Beweis. Viele unserer Kunden nutzen KI-basierte Lösungen schon seit geraumer Zeit. Mit

«Es geht um den ­tatsächlichen ­Mehrwert von KI im Alltag.»

Large Language Models (LLM) ergeben sich nun völlig neue Zugänge und Anwendungsmöglichkeiten für den Einsatz von KI. Seit der Ankündigung des Azure-OpenAI-Dienstes nutzen über 75 grosse schweizerische Unternehmen diese Lösung, um ihre Geschäftsmodelle zu verbessern. Im Rahmen des Microsoft for Startups-Programs «Founders Hub» ermöglichen wir über 100 ambitionierten Schweizer Startups, diese KI-Fähigkeiten anzuwenden, um sich als zukünftige Marktführer zu positionieren. Wir arbeiten ausserdem eng mit Hochschulen wie der ETH Zürich oder der EPFL in den Bereichen Cloud-Computing, maschinelles Lernen und Systemsicherheit zusammen, um zukunftsweisende Forschung zu fördern. Unsere Zusammenarbeit mit Unternehmen wie ABB, Adecco und Vontobel zielt darauf ab, massgeschneiderte Lösungen für den sich wandelnden Arbeitsmarkt und innovative Betriebsabläufe zu entwickeln.

Wo sehen Sie das grösste Potenzial von KI für Microsoft? Wir glauben, dass KI in fast allen Lebensbereichen transformative Veränderungen ermöglichen kann, die über den rein technischen Fortschritt hinausgehen. Unternehmungen ermöglicht KI, neue Lösungen für bisher ungelöste Herausforderungen zu entwickeln und dabei Kunden effizienter zu begegnen. Bei Microsoft setzen wir uns dafür ein, diese Technologie verantwortungsbewusst und ethisch zu entwickeln und zu nutzen. Prinzipien wie Datenschutz, Transparenz, Fairness, Zuverlässigkeit und Sicherheit stehen an erster Stelle. Diese setzen wir durch innovative Forschung und Governance firmenweit um. Wie wird sich der wachsende Einsatz von KI für den Microsoft-Kunden auswirken? Nutzer wünschen sich nahtlose Erlebnisse, die sie mit minimalem Aufwand maximal voranbringen. Die bisher getrennten Bereiche der Technologie­ nutzung verschmelzen zunehmend, wodurch sich Suche, Produktivitätssoftware, Betriebssysteme und Geräte immer mehr annähern. Wir bei Microsoft haben den Anspruch, dass unsere KIAnwendungen sich mit unseren Kunden weiterentwickeln und diese so weiterbringen. Nehmen wir zum Beispiel Copilot, unser Assistenzsystem auf Basis von Large Language Models (LLM), das anhand der Daten des jeweiligen Nutzers konkret und gezielt mitarbeitet und so die Produktivität steigert. Copilot lebt den Office-Alltag mit, optimiert und erweitert dadurch die Fähigkeiten des menschlichen Nutzers durch relevanten Input. Eine solche Arbeitsweise verändert massgeblich, wie wir mit Computern interagieren. Welche Folgen hat KI für die Gesellschaft insgesamt? KI ist eine Chance, die Art und Weise, wie wir arbeiten und leben, grund­ legend zu verändern. Mit Hilfe von KI können wir neue Lösungen für bisher ungelöste Herausforderungen entwickeln und die Menschen in den Mittelpunkt dieser Transformation stellen. Aber diese Kraft kommt mit einer Verantwortung: Der Mensch muss am Steuer des Kopiloten bleiben. Deswegen müssen wir sicherstellen, dass KI ethisch und im besten Interesse aller eingesetzt wird. Interview: Felix E. Müller


6 NZZ-Verlagsbeilage

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Der bedeutendste Technologiepreis der Schweiz Die Innovationskraft der Schweiz ist ungebrochen – angetrieben von unzähligen erfinderischen Unternehmen. Neun davon können am Swiss Innovation Forum 2023 auf den 35. Swiss Technology Award hoffen. Die Finalistinnen und Finalisten im Porträt. Von Giada De Piano

Kategorie «Inventors» DermatoTherma DermatoTherma wurde von Davide Paparo und Ian Caetano Rodrigues Häusler als Bachelorarbeit an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Zürich gegründet. Ihr Fokus liegt auf der Bekämpfung der vernachlässigten Hautkrankheit, kutane Leishmaniose, die durch Sandmückenstiche verursacht wird. Die herkömmliche Behandlung erfordert schmerzhafte Injektionen. DermatoTherma hat Clara entwickelt, ein modernes Gerät, das elektromagnetische Wellen verwendet, um sicher und gleichmässig bis zu 6 mm unter der Hautoberfläche zu erwärmen, ohne gefährliche Hitzekonzentrationen zu erzeugen. Ihre innovative Temperaturkontrolle verhindert Verbrennungen zweiten Grades. Ihre Mission besteht darin, das Bewusstsein für vernachlässigte Krankheiten zu schärfen und innovative, zugängliche Behandlungslösungen zu entwickeln, um die Ziele der Ver­einten Nationen für Nachhaltigkeit zu erreichen.

FOTOS: SANDRA BLASER

Climada Technologies

Matis

Das in Zürich ansässige Unternehmen Climada Technologies wurde 2022 von Sebastian Glink, Simone Thompson und David Bresch mit dem Ziel gegründet, die globale Denkweise in Richtung Antizipierung und Anpassung an den Klimawandel voranzutreiben. Das Open-SourceModell Climada wurde von der ETH-Abteilung für Wetter- und Klimarisiken in Zusammenarbeit mit internationalen Klimaexperten über acht Jahre hinweg zu einer weltweit etablierten Technik zur Modellierung von Naturgefahren ausgebaut. Climada Technologies entwickelt auf der Basis dieser Open-Source-Technologie eine skalierbare Softwarelösung, die vorausschauende Analysen hinsichtlich akuter und chronischer Klimarisiken ermöglicht. Dabei werden individuelle Bedürfnisse von Unternehmen berücksichtigt und gleichermassen die Anforderungen der Regulierungsbehörden an die Klima-Berichterstattung erfüllt.

Im Jahr 2022 gründete Marie Didier das Neuenburger Unternehmen Matis, das eine verschlüsselte Hardwarelösung speziell für das Kunst-Ökosystem entwickelt. Matis bietet Kunstexperten eine kostengünstige und innovative multispektrale Kameralösung an. Diese ermöglicht die schnelle Identifikation von Pigmenten und Visualisierung von Unterzeichnungen, was die zeitaufwendigen Prozesse in der Kunstanalyse vereinfacht und somit Kunstschätze schützt. ­Matis erlaubt massgeschneiderte Lösungen für Museen, Kunstinvestitionsplattformen und Sicherheitsexperten zur Betrugsprävention und Schutz vor Plünderungen sicherzustellen. Ziel des Unternehmens ist es, den Akteuren des Kunstmarktes leicht zugängliche und quantifizierbare Instrumente für die Expertise und Authentifizierung von Kunstwerken zur Verfügung zu stellen.

Kategorie «Startups (Rising Stars)» Matriq Matriq wurde 2019 in St. Gallen als Spin-off der Fachhochschule OST von André Bernard, Cornelia Nef, Klaus Dietrich und Mathias Mächler gegründet. Ihre Innovation dient der Markierung von Kunststoffbauteilen, um die Rückverfolgung und Serialisierung sicherzustellen. Die DynamicMold®-Technologie von Matriq integriert die Markierung direkt in den Formprozess, indem ein kleiner Formeinsatz innerhalb von Millisekunden einen individuellen 2D-Code auf jedes geformte Teil aufbringt, ohne den Prozesszyklus zu ändern. Dieser Formprozess ist counterfitproof (fälschungssicher). Die DynamicMold®-Technologie trägt dazu bei, transparente Wertschöpfungsketten und die Kreislaufwirtschaft zu realisieren.

Dimpora

Neural Concept

Dimpora, ein Zürcher Startup, wurde im Jahr 2019 von Anna Beltzung und Mario Stucki nach ihrem Chemiestudium an der ETH Zürich gegründet. Die Gründer erkannten, dass viele Outdoor-Kleidungsstücke auf schädlichen Chemikalien basieren. Diese Chemikalien haben verheerende Auswirkungen auf die Natur und können nicht zurückgewonnen werden. Aus dieser Erkenntnis entstand ihre umweltfreundliche Alternative: eine mikroporöse hydrophobe Membran, die ganz nach ihrem Motto #leavenotrace keine chemischen Spuren hinterlässt, wasserdicht und atmungs­ aktiv ist. Diese innovative Membran kann durch Laminierung auf verschiedene Materialien aufgebracht werden und ist somit für eine breite Palette von Branchen geeignet, nicht nur für Outdoor-­ Bekleidung.

Neural Concept wurde 2018 als Technologie-Spin-off der EPFL in Lausanne gegründet. Es ist die erste Deep-Learning-basierte Software, die speziell für das Thema Computer Assisted Engineering and Design entwickelt wurde. Durch die Zentralisierung von Engineering Intelligence im Designprozess revolutioniert es, wie Ingenieure Produkte konzipieren, entwerfen und validieren. Basierend auf hochmodernen DeepLearning-Algorithmen spezialisiert sich die Neural-Concept-­ShapePlattform auf hybride Geometrie-generative Modelle und physikalische Ersatzmodelle. Die cloud-basierte Simulationssoftware ermöglicht es Kunden, Entwicklungszyklen zu verkürzen, die Produkt­leistung zu verbessern und die Rechenkosten zu senken. Mit Neural Concept erfüllen Ingenieurteams nicht nur die Anforderungen von heute, sondern gestalten auch die Zukunft des Ingenieurwesens.


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Kategorie «Industry Innovation» Osterwalder Das schweizerische Maschinenbauunternehmen Osterwalder, gegründet im Jahr 1882, hat seinen Hauptsitz in Lyss BE. Sie sind Pioniere in der Entwicklung von energieeffizienten Pulverpressen mit hoher Presskraft. Es besteht weltweit ein dringender Bedarf, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren und die fortschreitende globale Erwärmung einzudämmen. Mit ihren servoelektrischen Mehrplatten-Pulverpressen steigert Osterwalder nicht nur die Produktivität um 30%, sondern trägt auch massgeblich zur nachhaltigen, ressourceneffizienten und klimaneutralen Produktion bei. Die Elektropressen reduzieren die CO2Emissionen über den gesamten Lebenszyklus einer Presse um 70%, insbesondere während der Produktionsvorgänge. Getrieben von ihrem innovativen Geist, bietet Osterwalder zukunftsorientierten Kunden massgeschneiderte Lösungen entlang des Produktionsprozesses – auf dem Weg zur emissionsfreien und klimaneutralen Produktion.

Lantal Textiles

Lidl Schweiz

Lantal Textiles aus Langenthal wurde im Jahr 1886 gegründet. Seit über 130 Jahren sind sie für ihre erstklassigen Flugzeugteppiche und Dienstleistungen bekannt. Traditionell wurden Flugzeugteppiche mit einem arbeits- und energieintensiven sowie langsamen Garnfärbeverfahren gefärbt. Lantal entwickelte weltweit die erste digitale Färbetechnologie für Flugzeuge. Ihre bahnbrechende Tiefenfärbemethode gewährleistet eine gründliche Farbpenetration im gesamten Teppich, nicht nur an der Oberfläche. Dank dieser Tiefenfärbemethode reduziert Lantal bei der Produktion 40% der CO2 Emissionen, 60% des Wasserverbrauchs und minimiert die Abfälle um 80%. Die ehrgeizige Vision von Lantal zielt darauf ab, bis 2030 den Weltmarkt für umweltfreundliche Transport-Innenraumprodukte anzuführen und dabei Nachhaltigkeit und Umweltverantwortung in der Transportbranche zu priorisieren.

Lidl Schweiz betreibt landesweit mehr als 170 Filialen und zeichnet sich durch ein Sortiment aus, das Qualität, Frische, Schweizer Identität und Nachhaltigkeit verkörpert. In Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Empa hat Lidl Schweiz eine umweltfreundliche Sprühverpackung entwickelt, die nicht nur dazu beiträgt, Plastik zu reduzieren, sondern auch Lebensmittelverschwendung in der gesamten Lieferkette bis hin zum Endkunden minimiert. Die innovative Zellulose-Schutzschicht dient als Beschichtung für Obst und Gemüse und zielt darauf ab, herkömmliche Verpackungen zu ersetzen. Die langfristige Vision von Lidl Schweiz besteht darin, petrochemische Verpackungen zu reduzieren und die Lebensmittelverschwendung durch verlängerte Frische zu minimieren.

Trophäe aus CO2-absorbierendem Beton «Die Auszeichnung mit dem hochkarätigsten Technologie­ preis der Schweiz war für uns Bestätigung und ­Wertschätzung unserer Arbeit und Qualität, gleichzeitig ein Verkaufsargument, das sich sowohl extern als auch intern vermarkten lässt. Ich bin gespannt auf die Preisträger in diesem Jahr.» Alexander Domahidi, Co-Founder und CTO von Embotech, STA-Preisträger 2021

Das Design des Swiss Technology Awards spiegelt genau das wider, wofür dieser Preis steht: Innovation und Iteration. Der Sockel besteht aus einem kohlenstoffnegativen Material, das aus recyceltem Beton und anderen Abbruchstoffen besteht. Darin verarbeitet ist überdies ein neuartiges Mineral, das CO2 absorbiert und den Beton dadurch verstärkt. Es wurde vom Cemex Research Centre in Brügg ganz in der Nähe von den Creaholic-Büros entwickelt.

Die Designer von Creaholic haben das Konzept gemeinsam mit NZZ Connect zum Leben erweckt. Die Entwürfe inspirierten sich an iterativer Innovation, wobei sich überschneidende Elemente die wiederkehrenden Schritte im Entwicklungsprozess darstellen. Zum Schluss gewann das Konzept mit verschiedenen Ebenen und bildet so zusammen mit dem Betonsockel von Cemex die Trophäe, welche die Gewinner am Swiss Innovation Forum in die Höhe halten.

Presenting Partner

Swiss Technology Award Innovationen sind für die Schweizer Wirtschaft die entscheidenden Treiber des Fortschritts; sie sichern unseren Wohlstand.­­ Mit der Verleihung des Swiss Technology Award wird diese Innovationskultur unterstützt und gefördert. In drei Kategorien ­werden jedes Jahr herausragende technologie­basierte Innovationen und Entwicklungen von Startups, Hoch- und Fachhochschulen sowie etablierten Unternehmen prämiert. Die Finalistinnen und Finalisten der Kategorie «Inventors» haben bei ihren Forschungs- oder Entwicklungsarbeiten einen Durchbruch erreicht und sind auf dem Weg, mit einem Prototyp die Funktionsfähigkeit ihrer Idee zu zeigen. Der Fokus liegt hierbei im Bereich der Technologie und noch weniger beim Businessplan.

Die «Startups (Rising Stars)» haben die Umsetzung ihrer Idee bereits mit einer Betriebsstruktur konkret in die Hand genommen. Ihr Produkt ist definiert, Prototypen existieren idealerweise. Sie haben sich eingehend mit den Finanzierungs-, Produktionsund Vermarktungsmöglichkeiten auseinandergesetzt und können einen soliden Businessplan vorweisen. Die drei Besten der Kategorie «Industry Innovation» entsprechen einer etablierten Firma mit einem bestehenden und erfolgreichen Produkteportfolio. Durch Ihre F&EAktivitäten bringen sie immer wieder neue, überzeugende Lösungen auf den Markt, ­welche klare Vorteile in einer oder gar ­allen Dimensionen der Nachhaltigkeit bringen. swiss-innovation.com


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Samstag, 25. November 2023

«Der technologische Umbruch ist ein kontinuierlicher Prozess» Viele sagen, KI verändere die Menschheit fundamental. Der Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann setzt ein Fragezeichen hinter die These. Fortschritt sei nicht an singuläre Erfindungen gebunden, sondern das Resultat steter Optimierung des Bestehenden. Was ist Ihrer Meinung nach der Treiber gesellschaftlicher Veränderungen: technologische Erfindungen wie das Rad oder neue philosophische Ideen wie etwa die Aufklärung? Tobias Straumann: Als Wirtschaftshistoriker plädiere ich für die technologische Entwicklung. Allerdings geschieht diese nie voraussetzungslos. Es müssen zahlreiche Bedingungen erfüllt sein, damit technologischer Wandel überhaupt möglich ist. Wenn eine Gesellschaft nicht offen ist für Neues und auch in Kauf nimmt, dass dieses unter Umständen auch negative Aspekte haben kann, dann gibt es auch keine Innovation. Das heisst, dass ohne bestimmte weltanschauliche Grundhaltungen gar kein technologischer Wandel stattfinden wird? Eine Gesellschaft muss vor allem eine positive Zukunftserwartung haben, um sich auf den technologischen Wandel einzulassen, der ja stets auch mit Risiken verbunden ist. Vielleicht ein Beispiel: Das Osmanische Reich bremste die Einführung des Buchdrucks, weil sich der Sultan vor den Konsequenzen fürchtete, wenn plötzlich Publikationen in Massenauflagen die breite Bevölkerung erreichen würden. Er hatte Angst vor einer Revolution. Damit setzten sich aber auch neue wissenschaftliche Ideen

in seinem Reich nicht oder nur stark verspätet durch. Nun geschieht der technologische Wandel dauernd, eigentlich täglich. Wann wird daraus eine Revolution? Die einen sagen, dass es periodisch fundamentale Innovationen gäbe, die dann gesellschaftliche Umbrüche bewirkten. Ich zähle mich zum anderen Lager, das der Ansicht ist, dass die hohe Frequenz kleiner Innovationen auf verschiedenen Gebieten die Welt wirklich verändert. Der Fortschritt ist nicht das Resultat von technologischen Zäsuren, sondern ergibt sich aus der Summe aller Innovationen auf den verschiedensten Gebieten. So handelte es sich bei der Erfindung der Elektrizität sicher um einen grundlegenden technologischen Durchbruch. Aber die Veränderungen, die dadurch ermöglicht werden, dauern bis heute an und sind bei weitem noch nicht abgeschlossen. In der allgemeinen Vorstellung existiert aber das Bild, dass von Zeit zu Zeit eine Erfindung kommt, die alles auf den Kopf stellt. Ist dieses Modell der Lust von Historikern geschuldet, geschichtliche Prozesse zu vereinfachen? Unbestritten ist, dass es unglaublich wichtige Innovationen gab. Aber die

Vorstellung, dass mit so einer Erfindung jeweils eine grosse Welle der Veränderung über die Menschheit schwappt, geht auf den österreichischen Ökonomen Joseph Schumpeter zurück, der mit seiner These der kreativen Zerstörung ein Modell des Innovationsprozesses vorlegte, das stark auf singulären Einzelakten basiert. Veränderungen kommen jedoch meistens nicht plötzlich und schnell, sondern langsam und stetig. Das Internet zeigt dies gut: Es wurde Mitte der 1990er-Jahre erfunden und ist auch heute, dreissig Jahre später, täglich eine Quelle der Innovation und der Veränderung unserer Wirtschaft und unseres Alltags. Schumpeters Modell ist sehr heroisch; der geniale Unternehmer als treibende Kraft des Fortschritts. Die Realität zeigt aber, dass Tausende von Unternehmern täglich grössere oder kleinere Innovationen realisieren. Gab es diesen Willen zur stetigen Optimierung des Bestehenden schon immer? Nein, das ist historisch einmalig und ist erst seit gut 200 Jahren zu beobachten. Früher gab es tatsächlich isolierte Erfindungen, auf die dann lange Zeit nichts mehr folgte. Nach der Einführung des Pflugs folgte während Jahrhunderten nichts Neues mehr.

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PD

Tobias Straumann Tobias Straumann ist ordentlicher Professor für Geschichte der Neuzeit und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Zürich. Er wurde 1968 in Wettingen geboren und studierte Geschichte, Soziologie sowie Wirtschaftsgeschichte in Zürich, Paris und Bielefeld. Seine Habilitationsschrift befasste sich mit dem Wechselkursregime europäischer Kleinstaaten im 20. Jahrhundert. Sein

Forschungsinteresse gilt primär der europäischen Finanzgeschichte sowie der schweizerischen Wirtschaftsgeschichte. Für die «NZZ am Sonntag» verfasst er eine Kolumne. Wichtige Publikationen: «Der vergessene Wirtschaftskrieg, Schweizer Unternehmen im Ersten Weltkrieg» (2008) und «1931: Die Finanzkrise und Hitlers Aufstieg» (2020).

Was veränderte sich dann vor 200 Jahren, so dass Innovation zu einem ­dauernden Prozess wurde? Das ist die schwierigste Frage der Wirtschaftsgeschichte. Nötig waren dafür Veränderungen im Denken, etwa die Aufklärung. Aber auch institutionelle Voraussetzungen, etwa die Garantie der Eigentumsrechte, sowie eine gewisse politische Stabilität.

in Maschinen. Das war völlig neu. Nun konnten im Arbeitsprozess in grossem Stil Menschen durch Maschinen ersetzt werden. Deswegen nennt man das System ja auch Kapitalismus, weil nun das Kapital, das für die Entwicklung und Beschaffung dieser Maschinen notwendig war, das Wachstum trieb und nicht mehr die Zahl der Arbeitenden.

Dann gibt es also Gesellschaften, denen diese Rahmenbedingungen fehlen und deswegen auch die Fähigkeit zur permanenten Innovation, beispielsweise Russland oder manche arabischen Staaten? Ja. Ohne institutionelle Stabilität gibt es keine Langfristigkeit und damit keine Planung. Und ohne diese Voraussetzungen investiert man nicht, weil man nicht sicher ist, ob man einen Return on Investment erhält. Ein interessanter Fall ist China. Das Land verfügt über eine sehr alte und sehr fähige Bürokratie. Diese garantierte Stabilität kann ein Stück weit auch den Innovations­prozess steuern. Ob dies aber ausreicht, damit China einen weiteren Entwicklungsschritt macht und ein wirklich reiches Land wird, wird sich weisen müssen.

«Wie bei jeder ­grossen technolo­ gischen Umwälzung gibt es auch bei KI mögliche Verlierer.» Die industrielle Revolution gilt als Mutter aller technologischen Revolutionen. Ist dieser Status verdient? Aus meiner Sicht ja. Damals ergaben sich gewaltige Produktivitätsfortschritte, weil sich ein neues Wachstumsmodell etablierte. Alles, was seither an wirtschaftlicher Entwicklung geschehen ist, ist diesem Modell geschuldet. Zentral dafür waren massive Investitionen

Heute erleben wir mit der KI nach Ansicht vieler gerade wieder eine dieser technologischen Zäsuren. Vergleiche mit der Industriellen Revolution werden gezogen und wecken neben hohen Erwartungen auch grosse Befürchtungen. Ist das angebracht? Ein Fehler, den viele machen, ist die Annahme, dass eine Technologie umfassend in allen Lebensbereichen durchgesetzt wird. Das war noch nie der Fall. Die Menschen gehen opportunistisch mit solchen Möglichkeiten um. Im Haushalt etwa hat sich das Kriterium der totalen Effizienz nicht durchgesetzt. Das ist den Menschen in diesem Bereich nicht so wichtig. Wie bei jeder grossen technologischen Umwälzung gibt es auch bei KI mögliche Verlierer. Es braucht stets eine gewisse Zeit, bis die Menschen damit umgehen können und die Veränderungen einordnen können. Das betrifft gerade meinen Beruf oder auch Ihren. Hier droht tatsächlich eine gewisse Entwertung. Viele Leute werden sagen, Texte verfassen sei gar nicht so schwierig, das könne ja auch ein Computer. Wie halten Sie dagegen? Unsere Aufgabe wird es sein, nachzuweisen, dass es einen Unterschied macht, ob ein Autor an einem Text gearbeitet hat oder nur eine Software. Aber die Befürchtung, der Mensch könnte eines Tages überflüssig werden, weil die KI auch innovationsfähig werden könnte, teile ich nicht. So gesehen macht mir diese Entwicklung keine Angst, auch wenn mir bewusst ist, dass die raffinierte Manipulation von Informationen – wie etwa Bildern – auch politisch gefährlich werden könnte. Interview: Felix E. Müller


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KI-Assistenten könnten in einigen Jahren zu einer neuen Norm werden Professorin Niao He forscht an der ETH Zürich, in welche Richtung sich künstliche Intelligenz in Zukunft entwickeln wird. Dabei behält sie auch die Risiken im Auge. MARK BAER

Die Entscheidungsfindung in der modernen Welt wird angesichts riesiger Datenmengen zusehends schwieriger und komplexer. Die daraus entstehenden Herausforderungen haben Niao He dazu veranlasst, sich immer intensiver mit künstlicher Intelligenz auseinanderzusetzen. Die 33-jährige ETH-Professorin möchte neue Ansätze des maschinellen Lernens und der künstlichen Intelligenz entwickeln, um Entscheidungsprozesse zu skalieren, zu steuern und zu automatisieren. Ihr Ziel ist es, insbesondere in sozialkritischen Bereichen für mehr Vertrauenswürdigkeit zu sorgen. Die aus Hubei in Zentralchina stammende Wissenschaftlerin ist verheiratet und lebt seit drei Jahren in Zürich. An der ETH ist He derzeit Assistenz-

Professorin Niao He. ETH ZÜRICH/NICOLE DAVIDSON

professorin für Datenwissenschaften. Im In­stitut für Maschinelles Lernen leitet sie die Optimization & Decision Intelligence Group. «Unsere Forschung konzentriert sich auf den Aufbau von Optimierungs- und Reinforcement-Learning-Grundlagen mit dem Ziel, eine prinzipienfeste, skalierbare und vertrauenswürdige Entscheidungsfindung zu erreichen», erklärt He gegenüber der NZZ. «Reinforcement Learning» ist eine Technik des Machine Learning. Ziel ist es, Algorithmen oder Computerprogramme so zu trainieren, dass sie durch Interaktion mit der Umwelt oder selbstständiges Lernen aus Erfahrungen optimale Massnahmen ergreifen.

Keine Konkurrenz zum Menschen Ein grosses Anliegen der KI-Spezialistin ist es, dass künstliche Intelligenz in Zukunft nicht in Konkurrenz zum Menschen arbeitet, sondern KI uns mit intelligenten und nachvollziehbaren Entscheidungen unterstützt. Die Professorin und ihr Team suchen nach neuen Grundlagen und alternativen Methoden des maschinellen Lernens, um sicherzustellen, dass KI die menschliche Arbeit tatsächlich ergänzt und wir nicht plötzlich durch Algorithmen ersetzt werden. Zurzeit gibt es eine richtige Euphorie, was künstliche Intelligenz betrifft. In allen Bereichen spricht man von

der KI und immer mehr Unternehmen wünschen sich Computersoftware, die ihnen Arbeit abnimmt oder erleichtert. Für Professorin He ist es ganz normal, dass die Erwartungen hoch sind, wenn neue Technologien auf den Markt kommen. Mit zunehmender Demokratisierung und Benutzerfreundlichkeit werde die Öffentlichkeit mehr praktische Erfahrungen sammeln und ein realistischeres Bild von den Möglichkeiten dieser Technologien erhalten. «Wenn wir uns das Entwicklungstempo der jüngsten grossen Sprachmodelle ansehen, neige ich zu der Annahme, dass KI-Assistenten in einigen Jahren zu einer neuen Norm in unserem täglichen Leben werden.» He rechnet mit vielen aufregenden Entwicklungen im Bereich der KI, welche die Öffentlichkeit noch beschäftigen werden. «Der momentane Enthusiasmus wird – im positiven Sinne – wahrscheinlich noch lange anhalten.»

Die Risiken der KI Die ETH-Forscherin geht davon aus, dass der aktuelle Optimismus und ein gesunder Hype dazu beitragen werden, die KI-Forschung weiter voranzutreiben. Mit Blick auf die Zukunft glaubt sie, dass neue Technologien im Allgemeinen einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben werden. «Insbesondere KI-Tools

Das Entwicklungstempo der grossen Sprachmodelle ist rasant. werden uns eine höhere Effizienz bei der Arbeit, mehr Flexibilität im Leben und auch eine engere Verbindung zwischen den Menschen bringen.» Doch wie jedes neue Werkzeug kann auch KI gewisse Risiken mit sich bringen, die auf Missbrauch, Missverständnisse oder Fahrlässigkeit zurückzuführen sind. Daher ist es für die Wahlzürcherin von entscheidender Bedeutung, dass Forscher:innen, Industrie und Regierungen aktiv bei den Vorschriften und den ethischen Grundsätzen zusammenarbeiten. «Künstliche Intelligenz ist bisher emotionslos und versteht die Feinheiten und Werte der menschlichen Gesellschaft nicht.» Für die Professorin ist es deshalb wichtig, zu definieren, in welchem Umfang KI eingesetzt und wie ein solcher Einsatz offengelegt wird. «Wir sollten bei jedem Anwendungsfall, der direkte Auswirkungen auf Leben und Gesundheit, das öffentliches Vertrauen, etc. hat, äusserst vorsichtig sein.» In dieser Hinsicht hält sie es für wichtig, dass

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der Einsatz von KI völlig transparent gemacht wird und dass mögliche Konsequenzen vor dem Start umfassend ausgelotet und vorbereitet werden. Die Entwicklung von KI müsse immer von Menschen gelenkt und geprüft werden, damit die Technologie mit unseren Werten in Einklang gebracht und zu einem echten Assistenten des Menschen werden könne. Niao He teilt die Ängste und Bedenken, die einige Menschen gegenüber der KI haben. Es würde heute definitiv vieles geben, was selbst Forscher noch nicht genau verstehen würden; wie und warum KI funktioniere, wie gut sie letztendlich sein werde und in welche Richtungen sich die Technologie entwickeln werde. Dazu brauche es ein grundlegendes Verständnis für die KI-Technik. «Es bedarf einer gemeinsamen Anstrengung von uns allen, um sicherzustellen, dass sich diese Technologie weltweit mit dem richtigen Tempo und in die richtige Richtung entwickelt wird.»

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Hollywood streitet um den Einsatz von KI

In der Gesundheitsbranche wird der Faktor Mensch immer wichtiger, weshalb Krankenpfleger und Krankenpflegerinnen bald mehr verdienen könnten als Ärzte.

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Mensch-Maschine-Symbiose in der Arbeitswelt der Zukunft Die digitale Transformation und Fortschritte in der künstlichen Intelligenz revolutionieren nicht nur traditionelle Berufsbilder, sondern eröffnen auch völlig neue Perspektiven. Ziel dabei muss sein, das Potenzial und die Fähigkeiten der Menschen zu stärken. GEROLD BRUETSCH

Das Gewerbe freut’s. Keine Rede mehr von Fachkräftemangel, seit ihnen die Dienstleister mit Büro- und Beratungsjobs die Türen einrennen und auf einen handwerklichen Beruf mit Zukunft wechseln wollen. Auch die Lehrstellen einst gemiedener Berufe wie Gipser, Schreinerin oder Sanitärinstallateur können wieder mühelos besetzt werden. Das Handwerk ist wieder gefragt und erlebt ein regelrechtes Revival. Grund dafür ist, dass sich viele Berufe durch die digitale Transformation und durch die beschleunigte künstliche Intelligenz praktisch in Luft aufgelöst haben. Die Immobilienmaklerin, den Anlageberater, die Mitarbeiterin im Help Desk und den Verkäufer im Elektroladen braucht es nicht mehr. Sie werden bald ersetzt – und erst noch kompetenter und fast kostenlos. Ganz so dramatisch sieht es Pascal Kaufmann, der als Neurowissenschaftler an zahlreichen Projekten zur Erforschung der Schnittstelle zwischen Ge-

Zur Person Pascal Kaufmann, geboren 1978 in Zürich, ist ein Schweizer Technologie­ unternehmer, Mitbegründer von Starmind International und Gründer der Mindfire Foundation. Er studierte Neurowissenschaften und Ökonomie an der ETH Zürich und der Northwestern University. Kaufmann, der auch an der Entwicklung des humanoiden Roboters Roboy beteiligt war, hinterfragt kritisch die Analogie von Gehirn und Computer in der KI. 2017 gründete er die Mindfire Foundation für ethischen KI-Fortschritt und ist Präsident des Swiss AI Award. 2023 gründete er das Schweizer KI-Startup AlpineAI zusammen mit verschiedenen Persönlichkeiten aus der KI-Szene.

hirn und Maschinen mitgearbeitet hat, nicht. «Die neuen Technologien haben sicher deutliche Auswirkungen auf Unternehmen, Branchen und Mitarbeitende. Die künstliche Intelligenz, die für mich immer das Ziel haben muss, Menschen zu befähigen, ist dafür ein wichtiger Treiber», sagt er.

optimal zu erkennen und zu verstehen. «Da erwarte ich schon, dass ich von einem hochgerüsteten High-Tech Banker beraten werde», sagt Pascal Kaufmann. Die Beratungsbranche generell habe diesbezüglich noch grosses Aufrüstungspotenzial. Letztlich müsste es ja so sein, dass die Maschine, also die KITechnologie, sekundenschnell Lösun­ gen liefert und sich dadurch der Berater, die Beraterin vollumfänglich den individuellen Anliegen der Kunden ­ widmen könne.

Faktor Mensch immer wichtiger In der Gesundheitsbranche werden Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger bald mehr verdienen als Ärzte. In einer künftigen Welt mit menschenartiger künstlicher Intelligenz, in der Entscheidungen aufgrund von Daten gefällt werden, wird die zwischenmenschliche Interaktion immer wichtiger und wertvoller. Maschinen entdecken einen Tumor innert Sekunden und ein Operationsroboter entfernt ihn präzis. Neuartige Algorithmen können über Hustengeräusche Lungenerkrankungen erkennen oder Röntgenbilder auswerten. Experten gehen davon aus, dass das erst der Anfang einer rasanten Entwicklung ist. Ganz klar, dass in dieser kalten Roboterwelt der Faktor Mensch immer mehr an Bedeutung gewinnt. Vom Pflegepersonal sind deshalb wieder vermehrt soziale Kompetenz und Einfühlungsvermögen gefragt. Entlastet von vielen Routineabläufen, können sie sich wieder vermehrt um die Patienten und Patientinnen kümmern.

Voraussage von Börsenkursen

Das Handwerk ist wieder gefragt ­ und erlebt ein ­regelrechtes Revival.

Es ist allerdings nicht so, dass im Finanzbereich die Anwendung von künstlicher Intelligenz vor allem im Backend-Bereich nicht erheblich zugenommen hätte. KI-basierte Algorithmen überprüfen die Kreditwürdigkeit von Kunden, entwickeln Anlagestrategien, bewerten Risiken und analysieren das Kundenverhalten, um individuelle Angebote zu erstellen. Aufhorchen lässt zudem, dass vieles darauf hindeutet, dass bald auch Börsenkurse vorausgesagt werden können, indem die Markstimmung praktisch in Echtzeit analysiert wird.

Neue Perspektiven in der Forschung

Banker als High-Tech Warrior Die künstliche Intelligenz bestimmt auch die Zukunft des Bankenwesens, ist meistens auf den Websites der Branche zu lesen. Doch sitzt ein technisch hochausgerüsteter Digital Native als Kunde einem Finanzberater gegenüber, der sich mit einem Kugelschreiber Notizen macht, zweifelt dieser wohl daran, ob diese Bank alles tut, um mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz und Machine Learning die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Kunden und Kundinnen

Pascal Kaufmann gründete AlpinAI.

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Riesiges Potenzial sieht Pascal Kaufmann insbesondere in der Forschungsindustrie. «Es kann doch nicht sein, dass ein Mensch bis zu seiner Pensionierung Wissenschaftspublikationen lesen muss, um dann trotzdem nur 0,1 Prozent seines Forschungsgebiets zu kennen – das ist geradezu antik», sagt er. Forschung sollte man systematisch den Maschinen, der künstlichen Intelligenz, überlassen. Der Mensch müsse im Zentrum stehen und die richtigen Fragen stellen. KI-Systeme sollten dazu verwendet werden, die riesige Mengen an Informationen aus Millionen von Publikationen zu analysieren, zu vergleichen und zu kombinieren, um Lösungen für komplexe Fragestellungen zu generieren.

Felix E. Müller · Die Sorge, wie sich KI auf die Zahl und die Qualität von Arbeitsplätzen auswirkt, ist weit verbreitet. Die düstersten Prognosen rechnen mit einem massiven Verlust von Jobs, andere mit steigenden Anforderungen an die Arbeitnehmer. In Hollywood führte dies zu einem der längsten Streiks in der Geschichte der Traumfabrik, der nach über halbjähriger Dauer erst vor kurzem mit einer Verständigung zwischen den Konfliktparteien beendet werden konnte. Zu den zentralen Punkten der Auseinandersetzung gehört die Frage, welche Rolle KI künftig im Filmgeschäft spielen wird. Denn die neusten KI-Angebote wie ChatGTP sind in der Lage, ganze Drehbücher zu verfassen. Der Auftrag «Schreibe mir eine romantic comedy mit einer älteren schwarzen Strafverteidigerin und einem jüngeren hispanischen Gang-Mitglied als Hauptfiguren» würde mit grösster Wahrscheinlichkeit zu einem Ergebnis führen, das eine zumindest halbwegs taugliche Grundlage für einen Film abgeben würde. Warum? Weil ChatGTP im Fundus bisheriger Filme dieses Genres Vorlagen finden würde, die von der KI zu einem neuen Script kombiniert werden könnten. Ebenso wäre es gut möglich, den Part der Hautdarstellerin von einem unbekannten Double spielen zu lassen, das dann nachträglich am Computer das Gesicht eines Stars erhält. Eine Beraterin der US-Schauspielergewerkschaft sagte: «KI kann heute eine überzeugende Simulation eines menschlichen Schauspielers liefern.» In einigen wenigen Jahren dürften sich die Studios deswegen sagen, dass sie keine Schauspieler mehr brauchen. Die Vorteile für die Film- und TV-Produzenten liegen auf der Hand. Es liessen sich in grossem Ausmass Kosten sparen, indem sie von KI erstellte Scripts erhielten, die nur noch von einem Drehbuchautor überarbeitet werden müssten. Und indem die Gagen für Schauspieler auf einen Bruchteil sinken würden, weil diese bloss noch für Schlüsselszenen engagiert werden müssten. Dass die in der Filmbranche Beschäftigten auf diese Bedrohung ihrer Existenzgrundlagen reagieren würden, kann nicht wirklich überraschen. Anfangs Oktober gelang es den Drehbuchautoren, eine Einigung mit dem Verband der Filmund TV-Produzenten über den künftigen Einsatz von KI zu erzielen. Demnach ist es den Studios untersagt, ganze Drehbücher durch KI zu verfassen oder den Entwurf eines von einem Autor verfassten Drehbuchs durch KI zu überarbeiten. Ebenfalls nicht in Frage kommt, dass KI etwa aus einem Roman einen Drehbuchentwurf erstellt, der dann bloss noch von einem professionellen Scriptwriter verbessert würde. Das fällt ins Gewicht, weil solche Nachbearbeitungen zu tieferen Ansätzen erfolgen als das Verfassen eines Originals. Schliesslich müssen die Studios offenlegen, ob das Material, das externen Fachleuten zur Bearbeitung vorgelegt wird, von KI zusammengetragen wurde. Den Gewerkschaften in Hollywood fällt eine Pionierrolle zu. Haben sie doch als erste Arbeitnehmerorganisation das Thema KI an den Verhandlungstisch getragen. Die gefundene Lösung könnte für andere Branchen als Vorbild wirken. Denn der Einsatz von KI im Kreativoder Produktionsprozess wird nicht verboten. Aber es werden Leitplanken gesetzt, damit diese neuen Technologien von den Arbeitnehmern kontrolliert werden und nicht als Instrument dienen, um diese zu ersetzen. Das ist zumindest die Hoffnung der Gewerkschaften, die deswegen die Einigung zwischen Drehbuchautoren und Studios als grossen Erfolg feiern.

Der Streik in Hollywood dauerte über ein ADOBE STOCK halbes Jahr.


DAMIT KI AUCH “ „ FÜR KREATIVE IDEEN STEHT.

RED BULL VERLEIHT FLÜÜÜGEL.


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