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18. September 2021

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Die Zeit des Werweissens ist vorbei: das Ziel der Klimaneutralität soll bis 2050 in die Schweizer Verfassung aufgenommen werden.

SHUTTERSTOCK

Es wird ernst Nachhaltiger zu leben, ist zu einer weltweiten Aufgabe geworden, die rasant an Fahrt gewinnt. Die Wirtschaft ist zentraler Teil der Lösung. Dem Finanzsektor bieten sich Chancen, sofern es ihm gelingt zu zeigen, wie er einen echten Unterschied machen kann. PETER A. FISCHER

3,2 Milliarden Franken will Nestlé in den nächsten fünf Jahren investieren, um seine CO2-Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu senken. Mit Vermeiden und Kompensieren sollen sich die von dem Nahrungsmittelkonzern verursachten CO2-Emissonen bis 2030 halbieren. Ein Ende 2020 veröffentlichter detaillierter Aktionsplan sieht die Förderung von regenerativer Landwirtschaft vor. Bis 2025 soll der Elektrizitätsverbrauch in allen 187 Ländern, in denen der Konzern tätig ist, aus 100 Prozent erneuerbaren Energien stammen. Zur Kompensation sollen jedes Jahr 20 Millionen Bäume gepflanzt und die Waldrodung entlang der Nahrungsmittellieferkette gestoppt werden. Bis 2050 will Nestlé gänzlich klimaneutral werden. Diesen Frühling sprachen sich 95% der an der Abstimmung teilnehmenden Aktionäre für den Aktionsplan aus. Auch der Autoimporteur Amag setzt neuerdings voll auf Klimaneutralität. Nicht nur weil er seine Zukunft im Verkauf von Elektroautos sieht. Er will als Unternehmen selbst bereits ab 2025 direkt und bei den von ihm kontrollierten Quellen nicht mehr Treibhausgase ausstossen, als es durch Kompensation reduzieren kann. Amag will seinen eigenen Solarstrom erzeugen, seine Gebäude sanieren, seine Mitarbeiter zu Verhaltensänderung anhalten und mit der ETH zusammenarbeiten. Bis 2040 soll der gesamte CO2-Fussabdruck klimaneutral werden. Das sind nur zwei besonders augenfällige Beispiele. Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sind in der Unternehmenswelt inzwischen Themen, die die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte umtreiben. Das ist gut so. Denn wenn sich tatsächlich etwas verändern soll, muss dies in den Firmen und Haushalten passieren.

Damit die Klimapolitik nicht scheitert oder horrend teuer wird, darf sie nicht linken Kapitalismuskritikern überlassen werden. Es ist gerade der Kapitalismus, der zusammen mit staatlich unterstützten Forschungsanstrengungen die Innovation hervorbringt, die das noch vor Kurzem für unmöglich Gehaltene bis 2050 möglich machen muss. Damit das gelingt, braucht es allerdings die richtigen Anreize, eine effektive internationale Zusammenarbeit und genügend Markttransparenz.

Weg zu Netto-null ebnen In dem Zusammenhang geschieht gerade einiges. Im Vorfeld der Anfang November in Glasgow stattfindenden nächsten Klimakonferenz der Uno haben Staaten ihre Verpflichtungen so erhöht, dass das Total von 30 auf 70 Prozent der weltweiten Treibhausgase angestiegen ist. Halten sie sich daran, wird in den nächsten drei Jahrzehnten eine eindrückliche globale Kraftanstrengung den Weg zu Netto-null ebnen. Zu den noch offenen Fragen gehört, wie die in den ärmeren Ländern notwendigen Investitionen angestossen werden können. Die EU hat für sich mit «Fit for 55» bereits einen detaillierten Plan vorgelegt. Der ökonomisch effiziente Emissionshandel, an dem sich auch die Schweiz beteiligt, nimmt dabei eine zentrale Stellung ein. Noch zu reden geben dürfte das Vorhaben, sich mit einer neuen CO2-Ausgleichsteuer gegen die Verlagerung von Emissionen in Drittländer zu wehren. Die Schweiz will das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 gar in ihre Verfassung schreiben. Grösster Verursacher ist hierzulande mit fast einem Drittel die Mobilität. Knapp ein Viertel der Emissionen kommt aus den Gebäuden, und fast ein Siebtel steuert die Landwirtschaft bei. Die Bankiervereinigung und

Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sind in der Unternehmenswelt Themen, die die ­Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte umtreiben.

Impressum Sustainability ist eine Verlagsbeilage der NZZ. Inhalt realisiert durch NZZ Connect. Verlagsbeilagen werden nicht von der Redaktion produziert, sondern von unserem Dienstleister für journalistisches Storytelling: NZZ Content Creation. Projektmanagement NZZ Connect: Madeleine Nufer (Gesamtverantwortung); NZZ Content Creation: Norman Bandi (Inhalt) und Sara Sparascio sowie Armin Apadana (Layout); Kontakt: NZZ Connect, C.F.L. Lohnerstrasse 24, 3645 Gwatt (Thun), connect@nzz.ch connect.nzz.ch

die Boston Consulting Group haben vorgerechnet, dass während der nächsten 30 Jahre im Schnitt weniger als zwei Prozent des Schweizer Bruttoinlandprodukts investiert werden müssten, damit die Schweiz tatsächlich das Netto-nullZiel erreicht. Nach der Ablehnung des neuen CO2-Gesetzes ist allerdings unklar, welche Anreize und staatlichen Vorgaben dafür sorgen werden, dass dies auch geschieht. Je stärker auf Lenkungsabgaben und Marktmechanismen zurückgegriffen wird, umso eher und günstiger dürfte es gelingen. Die von gewissen NGO schlagzeilenträchtig inszenierte Anprangerung des Finanzplatz wirkt da ziemlich deplatziert. Es sind nicht die Banken, sondern primär die Haushalte und sekundär die Firmen, die Emissionen reduzieren müssen. Allerdings sind die Finanzinstitute selber auch Klimarisiken ausgesetzt und können selbst und im Auftrag ihrer Kunden Kapital in mehr oder weniger emissionsreduzierende Vorhaben kanalisieren. Tatsächlich möchten immer breitere Kreise von Anlegern mit ihrem Geld nicht nur eine magere Rendite verdienen, sondern auch eine bestimmte Wirkung erzielen. Banken und Versicherungen in der Schweiz sehen darin zurecht die Chance, sich mit Sachkenntnis und spezifischen Angeboten in einem neuen, attraktiven Geschäftsfeld zu profilieren. Noch ist vieles im Fluss und fehlt es an Transparenz und allseits anerkannten Standards. Doch auch hier tut sich einiges. Die Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) hat international anerkannte Regeln zur Offenlegung von finanziellen Klimarisiken entwickelt. Die Finma plant für gewisse Banken eine Pflicht, Klimarisiken den TCFD-Vorgaben entsprechend offenzulegen und integriert diese in ihre Stresstests. Die Schweiz ist bereits Mitglied der von der EU gegründeten International

Platform on Sustainable Finance (IPSF). Die EU hat eine komplexe Taxonomie der Klimafreundlichkeit von Investitionen entwickelt, an der die meisten Schweizer Institute nicht vorbeikommen werden. Die schweizerische Bankiervereinigung veröffentlichte Empfehlungen für einen nachhaltigen Beratungsprozess, und die Vereinigung Schweizerischer Assetmanagement- und Vermögensverwaltungsbanken definierte kürzlich 16 Prioritäten, mit denen sich ihre Mitglieder auf einen nachvollziehbar nachhaltigen Anlageprozess verpflichten wollen.

Impact manifestieren Taxonomien und Buchhaltungsübungen alleine werden den Klimawandel nicht stoppen. Aber die Schweizer Banken und Versicherungen können mit ihrer internationalen Ausrichtung relevante Beiträge dazu leisten. Sie werden allerdings darauf achten müssen, dass sich der Impact, den sie versprechen, auch manifestiert. Bloss Aktivitäten der besseren Verkäuflichkeit wegen «grün zu waschen», genügt nicht. Mit dem Anreiz, dass Firmen günstiger und einfacher an Kapital kommen, wenn sie sich nachweislich nachhaltig verhalten, dürfte die Finanzwelt zwar einiges bewegen können. Auch Interaktion mit den Verwaltungsräten mag helfen. Aber einfach gewisse Firmen aus Anlagefonds oder von Versicherungslösungen auszuschliessen, wird für sich gesehen wenig verändern. Entscheidend wird sein, dass die Investitionen tatsächlich den Weg dorthin finden, wo sie am effizientesten Emissionen vermeiden oder kompensieren können. Die Zeit des Werweissens um das «ob» ist vorbei. Jetzt geht es um das «wie». Es wird ernst – und damit erst richtig spannend. Peter A. Fischer ist Chefökonom der NZZ.


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Circular Economy Entrepreneurs (CE²): Gemeinsam die Welt von morgen gestalten Die Konferenz für Kreislaufwirtschaft geht in die dritte Runde. Am 22. September im Kursaal in Bern treffen sich engagierte und inspirierende Menschen aus dem In- und Ausland mit einer gemeinsamen Vision: «Shaping the future of business together». Miteinander nehmen wir unsere Verantwortung wahr und leisten einen aktiven Beitrag zur Sicherung unserer Lebensgrundlage. Mit dabei sind inspirierende Persönlichkeiten wie Bundesrätin Simonetta Sommaruga, Thomas Vellacott, CEO WWF Schweiz, Anna Richardson, Councillor City of Glasgow, sowie Dr. Ian Roberts, CTO, Bühler Group. In verschiedenen Sessions vertiefen Teilnehmende spezifische Themen rund um Circular Cities, Ernährung und Landwirtschaft sowie Infrastruktur und Logistik mit Expertinnen und Experten. An der Konferenz wird ausserdem der Green Business Award vergeben.

Programm Mittwoch, 22. September 2021, Kursaal Bern 07.45 Uhr

Türöffnung & Willkommenskaffee

08.30 Uhr

Begrüssung

08.35 Uhr

Navigator Thomas Vellacott CEO, WWF Schweiz

08.55 Uhr

Food & Innovation Ian Roberts CTO, Bühler Group

14.15 Uhr

14.30 Uhr

15.00 Uhr 09.25 Uhr

09.55 Uhr

10.15 Uhr

Keynote Simonetta Sommaruga Bundesrätin

«Um einen Beitrag für die Nachfolgegeneration zu leisten, zählt jede Entscheidung. Egal ob bei Balkon­gärten, Slow Tourism oder lokalem Einkaufen.»

11.15 Uhr

Key-Partner

Peter Galliker CEO, Galliker Désirée Baer CEO, SBB Cargo

15.35 Uhr

Überraschung

15.50 Uhr

Abschluss

16.00 Uhr

CE² Farewell Apéro

Deep Dive Sessions Der nachhaltigste Beton der Schweiz

Wieso ein gesunder Teller auch der Wirtschaft helfen kann Saubere Energie als Schlüssel der Kreislaufwirtschaft Wie zirkuläre Modelle KMUs neue Wege aufzeigen

12.15 Uhr

13.45 Uhr

www.ce2.ch

Logistik Panel

Kreislaufwirtschaft als Chance für die Städte

Isabel Niklaus Lead Ecosystem Sustainability, ­ NZZ Connect

Seien auch Sie mit dabei. Mit dem Code NZZL-ESER-CE21 profitieren Sie von 20% Rabatt auf das Konferenzticket:

Circular Cities Cllr. Anna Richardson City Convener, Sustainability And Carbon Reduction, ­ Glasgow City Council

Patrick Camele CEO, SV Group

Green Business Award Pitches

Networking-Pause

Green Business Award 2021 Verleihung

Lunch und Networking

Keynote Agronomie Jason Drew Environmental Capitalist

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Impact Finance Conference: Wo sich Kapital und nachhaltiges Unternehmertum treffen Mit dem Impact Finance Forum lanciert NZZ Connect eine neue Dialogplattform mit einer übergreifenden Vision: Die Brücke zwischen der Schweizer Finanzbranche und einer zukunftsfähigen Wirtschaft zu schlagen. Mit der Ablehnung des CO2-Gesetzes bleibt der Ideenwettbewerb über das «Wie weiter?» in der Klimapolitik in vollem Gange. Diskutieren auch Sie am 28. September im Casino Bern mit über Nachhaltigkeitsstrategien, die den Finanzplatz Schweiz stabil in die nächste Dekade führen, und die einschlägige Rolle des Unternehmertums in den Bereichen Innovation und Technologie. Zur Premiere der Impact Finance Conference dürfen wir hochkarätige Referierende in Bern begrüssen. In verschiedenen Sessions vertiefen die Teilnehmenden spezifische Themen rund um Finanzindustrie, Unternehmertum, Investment und Politik mit Expertinnen und Experten in einem kleineren Rahmen.

Programm Dienstag, 28. September 2021, Casino Bern 08.30 Uhr

Welcome Coffee

09.00 Uhr

Begrüssung

09.15 Uhr

Navigator – The Big Picture Gabrielle Walker, Gründerin und CEO, Valance Solutions

09.45 Uhr

Fire Side Chat – Alignment of Climate Policy and expected Returns Elina Kamenitzer, Leiterin Klimaschutz und Umwelt, Europäische Investitionsbank

10.15 Uhr

Keynote Unternehmertum

10.45 Uhr

Networking-Pause

15.15 Uhr

Welcome Back

15.20 Uhr

Keynote – Investment and Innovation to Drive Change Jacqueline Heard, Gründerin und CEO, Enko Chem Inc.

15.50 Uhr

Impuls und Dialog – Social Capitalism Sir Ronald Cohen, Vorsitzender, Global Steering Group for Impact Investment & The Portland Trust

16.20 Uhr

Sabine Döbeli, CEO, Swiss Sustainable Finance

Sessions Einfluss nehmen mit nachhaltigen Immobilien 11.15 Uhr

«Der Schweizer F­ inanzplatz ist ­prädestiniert, sich im Bereich Impact Finance in Europa und auch global zu positionieren.»

12.15 Uhr

13.45 Uhr Seien auch Sie mit dabei. Mit dem Code NZZL-ESER-IF21 profitieren Sie von 20% Rabatt auf das Konferenzticket:

Infrastruktur in aufstrebenden Märkten – ein Antrieb für Wachstum und reale Wirkung

16.50 Uhr

Der Übergang zu einer nachhaltigen, kohlenstoffarmen Wirtschaft – Chancen und Herausforderungen

Keynote – Weg der Schweiz Ueli Maurer, Bundesrat

17.20 Uhr

Take-Away und Abschluss Peter A. Fischer, Chefökonom, NZZ

17.35 Uhr

Farewell Cocktail

Lunch und Networking

Ökologische Gestaltung Ihrer Finanzprodukte: Eine Marktanalyse zu hell- und dunkelgrünen Finanzinstrumenten in der Praxis Welche Wirkung hat meine Impact Anlage? Privates Kapital für Impact

14.45 Uhr

Platinpartner

Dr. Andréa Michaela Maechler, Mitglied des Direktoriums, Schweizerische Nationalbank

Parallelprogramm Sustainable Digital Finance

Corine Blesi Managing Director, NZZ Connect

www.impactfinanceforum.ch

Debatte zum EU Green Deal Gerhard Andrey, Nationalrat und Unternehmer

Networking-Pause


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Was den Preis von CO2-Zertifikaten treibt Der CO2-Preis steigt auf Rekordwerte. Die Verknappung von Emissionszertifikaten sowie eine Tempoverschärfung in der europäischen Klimapolitik haben die Spekulationslust geweckt. RUEDI KELLER

Entwicklung der CO2-Preise

der betroffenen Unternehmen am Handel beteiligt. So nimmt nur ein Viertel der CO2-Emittenten an der Preisfindung teil.» Zudem werden viele CO2-Zertifikate gratis an die Unternehmen abgegeben. Profiteure sind besonders die Akteure, die sehr viel CO2 ausstossen und in einem internationalen Wettbewerb stehen. Um sie von der Abwanderung abzuhalten, teilt ihnen der Regulator fast ihren ganzen Bedarf an CO2Zertifikaten gratis zu. Trotz der Verringerung des jährlich neu zur Verfügung gestellten Stocks hat sich im europäischen ETS so ein grosser Überschuss an CO2-Zertifikaten aufgebaut, was den Preis gedrückt hat.

2021 hat eine neue Phase im europäischen Handelssystem für CO2-Zertifikate (Emissions Trading System, ETS) begonnen. Zudem hat die Europäische Kommission mit dem Programm «Fit für 55» ihr Ziel für die Emission von Treibhausgasen weiter gesenkt. Das lässt den Preis für CO2 dieses Jahr in die Höhe schiessen. Nachdem europäische CO2-Emissionszertifikate jahrelang bei 5 Euro und danach bei rund 30 Euro handelten, ist ihr Preis nun bis über 60 Euro emporgeschnellt.

Was ist ein CO2-Zertifikat? Ein CO2-Zertifikat, eine sogenannte European Union Allowance, EUA, berechtigt ein Unternehmen, 1 Tonne CO2 auszustossen respektive ein von der Wirkung her entsprechendes Äquivalent an anderen Treibhausgasen. Rund die Hälfte des europäischen Treibhausgasausstosses wird mit solchen CO2-Zertifikaten geregelt. Ins System eingebunden sind gut 11 000 Unternehmen, die in besonders energieintensiven Branchen wie der konventionellen Stromerzeugung, der Zementoder der Stahlproduktion aktiv sind. Ihnen ist es nicht erlaubt, CO2 in die Atmosphäre auszustossen, ohne dafür die entsprechende Menge an CO2-Zertifikaten vorzulegen. Der CO2-Ausstoss hat damit einen Preis bekommen, der über

QUELLE: INTERNATIONAL CARBON ACTION PARTNERSHIP (ICAP)

Zertifikate werden verknappt Angebot und Nachfrage ermittelt wird. Das älteste und reifste Emissionshandelssystem ist das europäische ETS, das von vier Phasen geprägt ist: Zuerst war es 2005 in einer Art Versuchsphase gestartet, um ab 2008 bis 2012 in der zweiten Phase das im Kyoto-Protokoll verbindlich vereinbarte Emissionsvolumen von Treibhausgasen um 8 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Seit der Phase drei, die von 2013 bis 2020 dauerte, werden die EUA direkt von der Europäischen Kommission vergeben, und das Reduktionsziel ist erweitert worden. Mit der nun begonnenen vierten Phase stehen bis 2030 weitere Verschärfungen an. Die Logik des ETS ist: Erhält der CO2-

Ausstoss einen Preis, entsteht bei den Unternehmen ein Anreiz, die Emissionen zu optimieren –wie sie das machen, bleibt aber ihnen überlassen. Das System ist nach dem sogenannten Cap and Trade organisiert. Das heisst, der Stock an verfügbaren CO2Zertifikaten wird vom Regulator definiert, danach findet ein freier Handel statt. Hendrik Leber, geschäftsführender Teilhaber der Fondsboutique Acatis, ist ein Verfechter dieses marktwirtschaftlichen Ansatzes, er weist jedoch auch auf Mängel im System hin: «Nur rund 50 Prozent des europäischen CO2Ausstosses werden mit EUA erfasst, wobei sich wiederum nur rund die Hälfte

Das Tempo der jährlichen Reduktion ist mit der vierten Phase, die nun läuft, allerdings auf 2,2 Prozent angehoben worden. Es entspricht dem Pfad, die europäischen Emissionen bis 2030 um 40 Prozent zu senken – und ist damit wohl bereits veraltet: Nach dem im Juli bestätigten Ziel der Europäischen Kommission, den Treibhausgasausstoss bis 2030 nun um 55 Prozent zu verringern, ist klar: Das aktuell bei den EUA vorgesehene Reduktionstempo wird nicht reichen, um dem neuen Ziel gerecht zu werden. Professor Andreas Löschel, der die deutsche Bundesregierung berät und Leitautor von Berichten des Weltklima-

«Das aktuelle Reduktionstempo bei der Vergabe von CO2 -Zertifikaten wird nicht reichen, um den Zielen von ‹Fit für 55› gerecht zu werden.» rats (IPCC) ist, ist überzeugt: «Die jährliche lineare Kürzung neu ausgegebener CO2-Zertifikate wird auf mehr als 4 Prozent steigen müssen, um den neuen Klimazielen Rechnung zu tragen», sagt er und rechnet damit, dass sich der heutige Überschuss an CO2-Zertifikaten in den nächsten Jahren in eine Verknappung verkehren wird. Insbesondere der Stock an gratis abzugebenden Einheiten werde dann nicht mehr ausreichen, um den Bedarf der Unternehmen zu decken. Sie werden verstärkt zusätzliche Zertifikate in Auktionen oder im Handel erwerben müssen. Das werde zu Preissteigerungen führen, sagt Löschel. Der Markt reagiere bereits, wie die steigenden Notierungen für CO2-Zertifikate zeigten. Ruedi Keller ist Redaktor von «The Market».

Klimafreundliche Immobilien im Aufschwung Mit nachhaltigen Immobilien lassen sich grosse Mengen an CO² -Emissionen vermeiden. Das Potenzial ist jedoch längst nicht ausgeschöpft. DANIEL GUSSMANN

Rund ein Viertel aller CO2-Emissionen in der Schweiz sind nach wie vor auf Gebäude zurückzuführen. Entsprechend gross ist das Potenzial, durch nachhaltige Ansätze im Immobilienbereich CO2-Emissionen zu reduzieren und zu einer klimafreundlicheren Zukunft beizutragen. Angesichts der immer schärferen regulatorischen Anforderungen von Bund und Kantonen ist bereits ein positiver Trend zu sehen. Wir gehen davon aus, dass nachhaltige, energieeffiziente Immobilien zunehmend zum Standard werden. Bei kommerziellen Mietern, die häufig eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen, sehen wir schon heute eine grosse Nachfrage nach entsprechend zertifizierten Büroflächen. Auch auf Seite der Anlegenden beobachten wir ein steigendes Interesse an nachhaltigen Immobilien, weshalb wir mittelfristig eine höhere Wertentwicklung erwarten. Auch im Hinblick auf das Risikomanagement bieten nachhaltige Immobilien Vorteile, indem sie weniger anfällig auf die Auswirkungen des Klimawandels sind und nicht zuletzt auch für Mieterinnen und Mieter attraktiv sind, weil sie unter anderem im Sommer einen besseren Wärmeschutz und im Winter mehr Komfort bieten. Die Sinnhaftigkeit von nachhaltigen Immobilien steht somit ausser Frage.

Klimafreundliche Gebäudesanierungen Die AXA selbst setzt wie bei sämtlichen anderen Anlageklassen auch im Immobilienbereich bereits seit Jahren einen grossen Fokus auf Nachhaltigkeitskriterien. Als eine der grössten Immobilieninvestorinnen der Schweiz verwaltet die AXA über 700 Liegen-

Hauptsitz der AXA in Winterthur mit Label «2000-Watt-Areal in Transformation». FOTO: AXA

schaften mit rund 20 000 Wohnungen, hinzu kommen Büro- und Gewerbeflächen. In den kommenden Jahren wird eine Vielzahl an Gebäuden saniert. Der Schwerpunkt liegt dabei klar auf einer Erhöhung der Energieeffizienz und einer Reduktion der CO2-Emissionen, unter anderem durch eine verbesserte Wärmedämmung, die Umstellung auf Heizsysteme mit erneuerbaren Energieträgern und die eigene Produktion von Solarenergie. Damit leisten wir langfristig einen Beitrag an das Ziel, die globale Erderwärmung auf unter

1,5 °C zu beschränken. Bis spätestens 2050 wollen wir die CO2-Emissionen unseres Immobilienportfolios zudem auf netto null reduzieren. Eine wichtige Grundlage, um kontinuierliche Verbesserungen zu erzielen, bildet eine solide Datenbasis mit Umweltkennzahlen zu den einzelnen Liegenschaften. Damit lassen sich CO2-Absenkpfade modellieren, die Wirksamkeit spezifischer Optimierungsmassnahmen messen und die Zielerreichung verfolgen. Um den Energie- und Wasserverbrauch der Lie-

genschaften zu kontrollieren und gezielte Verbesserungsmassnahmen auf Gebäudeebene umzusetzen, rüsten wir sämtliche Liegenschaften mit intelligenter Messtechnik aus. Die Digitalisierung unterstützt damit eine klimafreundliche Bewirtschaftung und Nutzung der Gebäude.

schaft auch die Bauweise zentral. Der Anteil der grauen Energie, also die durch den Bau entstandenen CO2Emissionen, machen gemäss World Green Building Council je nach Bauweise fast die Hälfte der gesamten Treibhausgasemissionen während der Lebensdauer einer Immobilie aus. Grosses Potenzial, den Bauprozess umweltschonender zu gestalten, sehen wir unter anderem im Bereich der Kreislaufwirtschaft, indem Baumaterialien mehrfach genutzt und gezielt wiederverwertet werden, was im Bausektor bisher jedoch noch nicht Standard ist und deshalb noch stärker gefördert werden sollte. Neben der Ressourceneffizienz sind bei der Immobilienentwicklung und -verwaltung zahlreiche weitere Kriterien wichtig, wie etwa das Fördern der Biodiversität durch eine naturnahe Gestaltung der Aussenflächen, eine gute Anbindung ans öffentliche Verkehrsnetz oder Ladestationen für E-Mobilität. Im Rahmen einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie sind neben den ökologischen Aspekten selbstverständlich auch gesellschaftliche und soziokulturelle Themen relevant. Dazu gehören innovative Wohnformen wie das Generationenwohnen, das Fördern der Siedlungsidentität oder auch der Erhalt von bezahlbarem Wohnund Arbeitsraum. Im Immobilienbereich zeigt sich deutlich, dass Nachhaltigkeit weit mehr umfasst als nur die Energiebilanz, wenn gleich diese angesichts des Klimawandels als eine der grössten Herausforderungen unserer Zeit zweifelsohne und auch zu Recht einen sehr hohen Stellenwert innehat.

Kreislaufwirtschaft birgt grosses Potenzial

www.axa.ch/nachhaltige-investitionen

Neben dem Gebäudebetrieb ist für die Gesamt-CO2-Bilanz einer Liegen-

Daniel Gussmann ist Chief Investment Officer der AXA Schweiz.


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Warum wir richtig rechnenden Kapitalismus brauchen Wer heute das Einpreisen von Umweltschäden in Leistungen und Güter fordert, ist noch bei Weitem kein Sozialist. Sondern nur ein gut rechnender Kapitalist. KARL SCHMEDDERS

Die heute weltweit vorherrschenden Formen von Kapitalismus haben der Menschheit viel Fortschritt gebracht. Allerdings auf Kosten eines verhängnisvollen Fehlschlusses: dass die in der Natur vorhandenen Ressourcen praktisch kostenlos sind. Doch die am 9. August 2021 publizierten neuesten Zahlen des Weltklimarates zeigen verhängnisvolle Folgen unseres Handelns: Die Autoren erwarten nun eine globale Erwärmung von etwa 3 Grad Celsius bis Mitte des Jahrhunderts. Die Ziele des Pariser Abkommens von 2015, eine Begrenzung der Erderwärmung auf 2°C oder gar 1,5°C zu erreichen, werden also deutlich verfehlt. Die Naturforschenden fordern daher eine Reduktion auf null – neben der Verringerung der Produktion anderer Treibhausgase. Seit der Unterzeichnung der Klimarahmenkonvention 1992 werden internationale Öffentlichkeit wie politische Entscheidungstragende, Firmen und Haushalte immer wieder von Naturwissenschaftlern auf die Gefahren des globalen Klimawandels hingewiesen. Und obwohl, gerade auch in der Schweiz, ein allgemein wachsendes Umweltbewusstsein zu beobachten ist, so haben sich politische Versprechungen oder gute

Vorsätze von Unternehmen und Konsumenten als unzureichend herausgestellt. Die globalen CO2-Emissionen pro Jahr sind seit 1992 um mehr als 50% angestiegen und Fachleute erwarten weitere jährliche Steigerungen in den kommenden Jahren. Kritiker verweisen zu Recht darauf, dass Schwellenländer wie China und Indien ihre Emissionen in diesem Zeitraum schätzungsweise vervierfacht haben und heute zusammen mit den USA die drei Länder mit den höchsten Emissionen bilden. Aber auch die Länder in der westlichen Welt erreichen ihre Klimaziele oft nicht. So war es der Schweiz nicht wie beabsichtigt gelungen, ihren Treibhausgasausstoss bis Ende 2020 schon nur um 20% gegenüber dem Wert von 1990 zu senken. Aus Sicht der Volkswirtschaftslehre stellen die Emissionen von Treibhausgasen eine sogenannte Externalität dar. Die Ökonomie bezeichnet damit Auswirkungen der Produktion oder des Konsums eines wirtschaftlichen Guts, die sich nur unzureichend oder überhaupt nicht im Preis des Guts widerspiegeln. So entstehen beispielsweise bei der Produktion von Zement grosse Mengen CO2, für die die (meisten) Produzenten auf der Welt keine Abgaben bezahlen müssen. Ebenso emittieren

wir CO2 beim Fahren unseres Autos mit einem Benzin- oder Dieselmotor, ohne dass wir für die Nebenwirkungen dieser Emissionen bezahlen mussten. Obwohl diese Emissionen langfristig zur Erderwärmung beitragen und damit negative Auswirkungen auf die Lebensqualität der Menschheit haben werden, zahlen deren Verursacher nicht für diese Schäden. Beispiel Schweiz: Wir zahlen zwar für Strassen- und Schieneninfrastruktur, nicht aber für die Folgen des Tauens von Permafrost, der Abschmelzung der Gletscher, von Murgängen oder Überflutungen durch extreme Klimaereignisse, die durch die Klimaerwärmung entstehen. Aus diesem Grund bezeichnen Ökonomen die fehlende Bepreisung von solchen negativen Externalitäten auch als Marktversagen. Dadurch kommt es weltweit erst zu dieser gigantischen Überproduktion von Treibhausgasen. Nun gibt es zwei Möglichkeiten, dieses Marktversagen zu korrigieren. Entweder wir packen die Kosten der Folgen in die betreffenden Güter ein, passen also die Marktpreise an. Zum Beispiel Kerosin. Das Flugbenzin ist heute praktisch steuerfrei. Das heisst: Mit jedem Flug, der das Klima erwärmt und damit Schäden mitverursacht, sind heute keine Folgekosten mit eingepreist. Eine

Karl Schmedders: Abgaben sollen Marktversagen korrigieren. Möglichkeit wäre also, Kerosin mit Steuern zu belasten, damit einerseits möglicherweise weniger geflogen wird, andererseits deren Erträge zur Linderung der Schäden beigezogen werden könnten. Es scheint jedoch immer noch illusorisch, dass sich die Weltgemeinschaft auf ein solches Vorgehen einigt. Also gibt es den zweiten Weg: Erhebung von Lenkungsabgaben, wie es die Schweiz im CO2-Gesetz geplant hatte, etwa mit der pauschalen Belastung von Flugtickets. Noch ist offenbar die Mehrheit der Bewohnerinnen und Bewohner der Schweiz nicht bereit, diesen Schritt zu tun. Jedenfalls wurde das Gesetz dieses Jahr abgelehnt. Dass Lenkung eigentlich gut funktioniert, hat ja die CO2-Abgabe beim Heizöl gezeigt: Dadurch ist der CO2-Ausstoss beim Heizen in der Schweiz um 30% gesunken. Wie auch immer die Bürgerinnen und

IMD

Bürger eines Landes entscheiden: Es könnte durchaus sein, dass der internationale Druck nach den wirklich alarmierenden Zahlen des Weltklimarates grösser wird und die Staaten zwingt, gewisse Güter zu verteuern. Die Schweiz würde diesen Schritt wohl «autonom» nachvollziehen. Schöner wäre, sie würde – als reiches Land – mit gutem Beispiel vorangehend und dies schnell und selbstständig tun. Wir landen deswegen beileibe noch nicht im Sozialismus. Sondern passen als «gute Kapitalisten» nur die Preise den effektiven Kosten an. Karl Schmedders ist Professor für Finanzen am IMD mit dem Fokus auf quantitative Methoden für die Lösung komplexer wirtschaftlicher Probleme. Er ist Träger verschiedenster Preise von Universitäten wie Stanford und Kellogg.


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Biodiversität fördern – durch richtiges Investieren Die biologische Vielfalt nimmt weltweit ab. Anlegende können mit der richtigen Strategie etwas dagegen tun. BAIYUN CHEN

Unser Lebensraum hat sich in den letzten Jahrzehnten massiv verändert. Vielerorts sind Häuser, Fabriken und Strassen dazugekommen und dafür Grün- und Landwirtschaftsflächen verschwunden. Das ist nicht per se schlecht, steht es an den meisten Orten doch für Wachstum und Prosperität. Doch mit dieser Entwicklung geht häufig auch der Verlust von Biodiversität einher, indem Land umgenutzt oder überbaut wurde sowie Luft und Böden zunehmend verschmutzt wurden. Und dieser Prozess dauert an. Allein in der Schweiz ist die Hälfte der Lebensräume und ein Drittel der Arten bedroht.

Aus dem Teufelskreis ausbrechen Das ist dramatisch, denn wir befinden uns damit in einem Teufelskreis. Mit dem Verlust lebenswichtiger Ökosystemleistungen verstärken wir den Klimawandel, welcher seinerseits wieder den Verlust an Biodiversität befeuert. Der eben erschienene Bericht des Weltklimarates zeigt die Resultate dieser Entwicklung eindrücklich auf: «Weitreichende und schnelle Veränderungen in der Atmosphäre, den Ozeanen, der Kryosphäre und der Biosphäre sind eingetreten.» Diese Spirale gilt es zu durchbrechen.

Dabei geht es nicht nur um die Vermeidung weiterer Risiken, sondern vor allem um die Chance auf gesunde Ökosysteme als Grundlage für das menschliche Wohlergehen. Um das zu schaffen, sind enorme Geldmittel nötig. Experten sind sich einig, dass auch internationale Finanzinstitutionen ihren Teil dazu beitragen müssen, die notwendigen Billionen an Finanzmitteln aus dem privaten und öffentlichen Sektor freizusetzen.

Keine leichte Aufgabe Gerade mit Blick auf Biodiversität ist das allerdings nicht einfach. Das hat diverse Gründe: Einerseits gibt es bislang noch wenige börsenkotierte Unternehmen, welche sich aktiv für den Schutz der biologischen Vielfalt einsetzen, z. B. im Bereich der Aufforstung oder der Landwirtschaft. Deshalb waren Investments in die Biodiversität häufig nur mittels Private Equity möglich. Immerhin beobachten wir derzeit eine Verschiebung vom privaten zum öffentlichen Markt. Solche neuen Investitionsmöglichkeiten bieten Anlegern und Umwelt immense Chancen. Nehmen wir als Beispiel Unternehmen im Precision Farming: Diese erforschen und entwickeln neue Systeme zur zielgerichteteren Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Nutzflächen. Damit können Landwirte ihre Böden bes-

ser analysieren und diese entsprechend ihren Eigenschaften optimal bewirtschaften. Dafür werden unter anderem GPSLösungen eingesetzt. Bei einem Schweizer Pilotprojekt konnte bereits im ersten Anlauf der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um 25 Prozent reduziert werden. Schon dieses eine Beispiel zeigt das Potenzial von Lösungen, die wirtschaftliche Vorteile für den Landwirt bieten und zugleich die Biodiversität fördern. Eine zweite Schwierigkeit beim Schutz der Biodiversität über Investments ist, dass nicht für alle Unternehmen klar ist, wie ihr Beitrag zur Biodiversität konkret aussieht. Das könnte sich aber in Zukunft ändern. Denn zumindest von börsennotierten Unternehmen werden mittlerweile vermehrt umfassende Informationen zu ihren Auswirkungen auf die biologische Vielfalt verlangt. Regulatoren, Investierende und Öffentlichkeit fordern Transparenz – und zwar in allen Bereichen der Nachhaltigkeit, schliesslich sind alle Nachhaltigkeitsfaktoren miteinander verknüpft. Ein Unternehmen, das die biologische Vielfalt schützt, sollte nicht das Wohlergehen der Menschen beeinträchtigen oder den Klimawandel verschärfen. Wie wirkt sich das Geschäftsmodell auf die Biodiversität aus, wie sieht die Governance im Unternehmen aus? Wie sorgsam geht es mit Ressourcen um? Nur wer ein klares, vollständiges Bild hat,

Bei der Erhaltung der Biodiversität geht es nicht nur um die Vermeidung von Risiken, sondern vielmehr um Chancen. kann entsprechend reagieren und damit auch seine Investments ausrichten. Einheitliche Tools und Vorgaben dafür fehlen noch. Für ihre eigenen Analysen und ihre Investments haben viele Finanzinstitute bereits Softwarelösungen in Gebrauch, die ihnen umfassende Daten und Fakten zur Nachhaltigkeitsqualität von Unternehmen, Organisationen und Staaten liefern. Ihre Kundschaft können sie mit Ratings dabei unterstützen, ein vollständiges Bild in Sachen Nachhaltigkeit ihrer Investments zu bekommen. Darin werden neben dem Einfluss auf die Biodiversität viele weitere Faktoren bewertet, darunter Governancestrukturen oder Kohlenstoffemissionen. Das hilft Anlegenden bei der Entscheidung für oder gegen ein Investment und dabei, ihr Portfolio nachhaltiger auszurichten.

Weitreichende Auswirkungen Das Potenzial ist hier noch sehr gross: Während die ESG-Investitionen in den vergangenen Jahren einen starken Anstieg verzeichnen konnten, halten Finanzierungen in die biologische Vielfalt nicht

SHUTTERSTOCK

Schritt. Die globale Finanzierung der biologischen Vielfalt macht nur 0,1 Prozent des globalen BIP aus. Es ist deshalb zu begrüssen, dass die EU-Taxonomie als ein Investitionsziel den "Schutz und die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme" nennt. Und da Regulierungsbehörden und Regierungen die biologische Vielfalt nun oben auf ihrer Agenda angesiedelt haben, taucht künftig das regulatorische Risiko und das Risiko von Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit der biologischen Vielfalt ebenso wie das Risiko des Klimawandels auf. Darüber hinaus kann der Verlust der biologischen Vielfalt zu einer Destabilisierung der Lieferketten und einer Verringerung der Quoten für die Gewinnung natürlicher Ressourcen führen. Deshalb kommen wir zum klaren Fazit: Investoren müssen ihr Portfolioengagement in Bezug auf Biodiversität und Biodiversitätsverlust bewerten und Anlagechancen im Bereich Biodiversität nutzen. Baiyun Chen ist Sustainable Investing Specialist bei der LGT.

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Pionierarbeit, welche die Welt inspiriert

FOTOS: PD

Transport, Industrie und Landwirtschaft machen 75 Prozent der CO2-Emissionen aus. Im Interview und an der Konferenz «CE² – Circular Economy Entrepreneurs» sprechen wir mit Expertinnen und Experten über innovative Lösungen.

«Im Mittelpunkt unserer Arbeit an der Kreislaufwirtschaft steht das Engagement für eine gerechtere Stadt für unsere Bevölkerung.»

«Die Kreislaufwirtschaft ist in der Strategie und in der Kultur von SBB Cargo verankert. Dabei erwarten wir von unseren Mitarbeitenden ‹Kreislauf-Denken›.»

«Die Schweiz hat sehr einflussreiche Unternehmen und NGOs. Deshalb haben wir die Möglichkeiten, die entscheidenden Punkte der Kreislaufwirtschaft zu verbinden und zu zeigen, dass sie funktioniert.»

Anna Richardson

Désirée Baer

Ian Roberts

Die Stadträtin von Glasgow ist auch Beauftragte für Nachhaltigkeit und CO2-Reduktion. Sie setzt sich für die Kreislaufwirtschaft ein, weil sie erkannt hat, dass das derzeitige System nicht funktioniert. Deswegen will sie zirkuläre Alternativen aufzeigen, die besser sind, dabei den Menschen im Fokus haben und die Wertschätzung von Ressourcen fördern.

Sie ist CEO von SBB Cargo. Als Puls der Schweizer Wirtschaft bewegt der Cargo-Transporteur nicht nur Güter von A nach B, sondern führt Wertstoffe über eine Plattform zurück zu ihrer Wiederaufbereitung und damit wieder in einen Materialkreislauf. Damit auch die Kundschaft besser auf ihrem Weg in Richtung Kreislaufwirtschaft unterstützt werden kann, lernen Mitarbeitende «Kreislauf-Denken». Das SBB interne Kompetenzzentrum Kreislaufwirtschaft unterstützt sie dabei.

Die Bühler Group ist ein weltweit tätiger Technologiekonzern mit Sitz in Uzwil. Alle Investitionen in Innovationen richten sich darauf aus, den Energie- und Wasserverbrauch sowie den Abfall in den Wertschöpfungsketten ihrer Kunden in den Bereichen Lebens- und Futtermittel sowie Mobilität bis 2025 um 50% zu senken. Für Chief Technology Officer Ian Roberts sind Zusammenarbeit und Transparenz über mehrere Wertschöpfungsketten hinweg der Schlüssel zum Erfolg kreislaufwirtschaftlichen Handelns.

SBB Cargo bewegt die Schweiz. Was bewegt Sie am Thema Kreislaufwirtschaft? SBB Cargo geht mit gutem Beispiel voran und möchte ab 2030 klimaneutral sein. Sie unterstützt die Wirtschaft auf ihrem Weg zur Klimaneutralität und bei der Kreislaufwirtschaft. Der Güterverkehr auf der Schiene ist ein klimaschonendes Transportmittel und damit ein idealer Transportpartner für die in der Kreislaufwirtschaft tätigen Unternehmen. Im Vergleich zum Lastwagenverkehr braucht es siebenmal weniger Fläche. SBB Cargo beteiligt sich an der Kreislaufwirtschaft, indem wir unter anderem die Rückführung von Materialien zur Wiederaufarbeitung per Schiene ermöglichen. So leisten wir einen Beitrag zur ressourcenschonenden Wirtschaft, helfen Primärrohstoffe einzusparen sowie Abfall zu Sekundärrohstoffen zu verarbeiten und damit weiter zu nutzen.

Die Technologien von Bühler verarbeiten an die zwei Drittel der weltweiten Produktion an Getreide. Wie finden dabei Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft zusammen und welchen Impact schafft das? Wir haben gemeinsam mit unserem strategischen Partner Microsoft eine globale, digitale IoT-Plattform aufgebaut. Sie ermöglicht es uns, Anlagen und Prozesse weltweit über Wertschöpfungsketten hinweg zu verbinden. Das schafft Möglichkeiten zur Anlagenoptimierung und Transparenz. Diese ist entscheidend, wenn wir die Kreislaufwirtschaft über mehrere Wertschöpfungsketten hinweg effizient verankern wollen.

Was kann die Schweiz von Glasgow lernen? Ich hoffe, dass wir aufzeigen können, wie wir auf die Klimakrise reagieren und gleichzeitig das Leben der Menschen verbessern können. Glasgow ist eine Stadt voller Energie mit zahlreichen lokalen Organisationen und Wohlfahrtsverbänden, die für die Menschen vor Ort etwas bewirken und die Prinzipien der sozialen Gerechtigkeit und der Klimagerechtigkeit verkörpern. Wir können viele Probleme auf einmal angehen, wenn unsere Lösungen genau auf die Bedürfnisse unserer Gemeinden zugeschnitten sind. Was ist Ihre Vision für die Circular City of Glasgow und was ist die grösste Herausforderung, die Sie bewältigen müssen? Im Mittelpunkt unserer Arbeit an der Kreislaufwirtschaft steht das Engagement für eine gerechtere Stadt. Wir konzentrieren uns darauf, lokale Gemeinschaften dazu zu befähigen, Dienstleistungen zu erbringen, welche sie in ihren eigenen Stadtvierteln benötigen. Sei es durch gemeinschaftliches Teilen, Reparieren oder Wiederverwenden oder durch die Unterstützung sozialer Einrichtungen. Eine grosse Herausforderung wird es sein, die Verbraucher von einem linearen Konsumverhalten abzubringen. Wenn wir ihnen bessere, kostengünstigere Alternativen in ihrer lokalen Gemeinschaft anbieten, wird das helfen. Wir hoffen, einen Wandel weg von der reinen Abfallbewirtschaftung hin zur Wertschätzung von Ressourcen herbeiführen zu können, damit wir sowohl die finanziellen als auch die CO2-Auswirkungen verringern können. Dazu sind sowohl Investitionen in die Infrastruktur als auch Verhaltensänderungen erforderlich.

Kreislaufwirtschaft umzusetzen erfordert zirkuläres Denken und Handeln aller Mitarbeitenden im Unternehmen. Wie gehen Sie den dafür notwendigen Kulturwandel an? Die Kreislaufwirtschaft ist in der Strategie und in der Kultur von SBB Cargo verankert. Dabei erwarten wir von unseren Mitarbeitenden «Kreislauf-Denken» in zwei Dimensionen: Einerseits müssen wir bei SBB Cargo selbst die Ressourcen schonend einsetzen, andererseits müssen wir uns Gedanken machen, wie wir unsere Kunden bei ihrer Kreislaufwirtschaft unterstützen können. Der eigene, ressourcenschonende Umgang insbesondere bei der Beschaffung und in der Instandhaltung ist dabei ein seit Jahren verankerter Wert. Die Unterstützung der Kreislaufwirtschaft unserer Kunden dagegen ist noch relativ neu.

Welche Veränderungen wünschen Sie sich von der Schweiz und von der Welt? Kreislaufwirtschaft ist für viele noch ein schwer greifbares Konzept. Aber die Schweiz hat das Potenzial, der Welt das Prinzip der Kreislaufwirtschaft und nachhaltiger Geschäftsfelder aufzuzeigen. Unser Land hat sehr einflussreiche Unternehmen und NGOs. Deshalb haben wir die Möglichkeiten, die entscheidenden Punkte der Kreislaufwirtschaft zu verbinden und zu zeigen, dass sie funktioniert. Dafür müssen wir aber über unsere Landesgrenzen hinausdenken und als Bürgerinnen und Bürger handeln, die für die ganze Welt Verantwortung übernehmen. Umfrage: Anja Bundschuh

Circular Hub Dieser Beitrag ist Teil der Medienpartnerschaft mit Circular Hub, der Wissens- und Netzwerkplattform für die Kreislaufwirtschaft in der Schweiz. Ihr Ziel ist es, Schweizer Unternehmen über die Chancen der zirkulären Wirtschaft zu informieren, die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle zu inspirieren und Kompetenzen für einen schonenden Ressourceneinsatz zu vermitteln. Die Plattform setzt sich zusammen aus Projekten, Beratungen, Akademie und Magazin. Sehr beliebt ist dabei das Format «Drei Fragen an». Alle Interviews gibt es in voller Länge auf circularhub.ch/magazin nachzulesen.


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Sustainability

NZZ-Verlagsbeilage

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Bühne frei für die Impact-Investment-Profis

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Mit Investments Gewinn erzielen und Gutes tun, ist die Essenz von Impact Investing. Noch ist zu wenig bekannt über die Möglichkeiten und Notwendigkeit, deshalb bringt NZZ Connect die Keyplayer an der «Impact Finance Conference» zusammen.

«Meine persönliche Motivation ist es, durch Lebensmittel Leben zu retten.»

«Der traditionelle Kapitalismus bedroht die Existenz unseres Planeten und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft.»

«Wir leben in einem kritischen Jahrzehnt, in welchem drastische Massnahmen ergriffen werden müssen.»

Jacqueline Heard

Sir Ronald Cohen

Elina Kamenitzer

Die Gründerin und CEO von Enko Chem Inc. sowie Venture Partnerin bei Anterra Capital erwarb ihren Doktortitel in Biologie am Boston College, den MBA am MIT Sloan. Im Laufe ihrer Karriere im Agrarsektor hat sie sich stets auf die Unterstützung von Innovationen durch gezieltes Erkennen und Kommerzialisieren neuer Technologien konzentriert.

Der internationale Investor ist auch Unternehmer, Philanthrop, Social-Finance-Innovator und Impact-Pionier. Als Vorsitzender der Global Steering Group for Impact Investment treibt er die globale Impact Revolution voran. Ausserdem ist er Mitgründer von Social Finance UK, USA und Israel sowie von Big Society Capital.

Sie begann ihre Karriere bei der Nordea Group im internationalen Bankgeschäft, 2006 wechselte sie nach Luxemburg zur Europäischen Investitionsbank (EIB), wo sie diverse Positionen innehatte. Seither hat sie zu einer Reihe von grünen Finanzierungsinitiativen beigetragen, an denen sowohl öffentliche als auch private Projektträger beteiligt waren.

Unternehmer wie Investierende haben viele Möglichkeiten, etwas zu bewirken. Wie sehen Sie deren Rolle im Wandel hin zu einer verantwortungsvollen Wirtschaft? Wenn beide Hand in Hand arbeiten, können sie ihre unterschiedlichen Funktionen so einsetzen, dass sie gemeinsam Ziele erreichen können. Hierzu müssen erst die Investierenden Branchen untersuchen, die einen Wandel benötigen und dann Unternehmer identifizieren, welche deren Vision teilen. Gemeinsam erarbeiten sie dann ein Wertversprechen für ihre erwünschte Zukunft und werden aktiv. Strategische Entscheidungen von Unternehmen treiben die Entwicklung voran, nicht die Technologie an sich. Ihre Meinung dazu? Die strategische Ausrichtung vieler Branchen bestand in letzter Zeit darin, auf neue, aufstrebende Sektoren zu setzen, was jedoch dazu geführt hat, dass dieselben Branchen zu wenig in die Innovationen ihrer Kernprodukte und F&E-Prozesse investierten. Eine Möglichkeit, voranzukommen, besteht darin, sich von bewährten Technologien in anderen Branchen inspirieren zu lassen. So gibt es beispielsweise gerade in der Pharmaindustrie und in der Landwirtschaft viele potenzielle Synergieeffekte. Was motiviert Sie, sich für eine nachhaltigere Zukunft einzusetzen? Meine persönliche Motivation ist es, durch Lebensmittel Leben zu retten. Wir stehen am Anfang einer humanitären und ökologischen Krise, bei der Lebensmittel und Landwirtschaft im Mittelpunkt stehen. Ohne nachhaltigere Systeme, die die globale Produktion effizienter machen, wird die Kluft zwischen denjenigen, die Zugang zu ausreichend Nahrung haben, und denjenigen, die keinen Zugang haben, immer grösser. Praktische Innovationen, welche sich auf die Steigerung der Produktivität konzentrieren, werden entscheidend sein.

Sie sind ein Pionier, wenn es um das Thema nachhaltiges Investieren geht. In den letzten Jahren haben sich Markt und Konsumverhalten stark verändert. Welche Faktoren haben dazu geführt? Drei grosse Kräfte verändern den traditionellen Kapitalismus: Der massive Wertewandel, welcher Konsumenten und Talente von schädlichen Unternehmen wegtreibt; neue Technologiesprünge sowie der Einsatz von Technologie, um die Auswirkungen zu messen, die Unternehmen durch ihre Tätigkeit, Beschäftigung und Produkte auf die Menschen und den Planeten haben. Diese Kräfte gebündelt fördern die Impact Revolution. Welches ist die Kernaussage Ihres Buches: «IMPACT: Umgestaltung des Kapitalismus für einen echten Wandel»? Die Kernaussage ist, dass unsere Welt vor riesigen sozialen und ökologischen Problemen steht, die nicht dadurch gelöst werden, dass man Geld für alte Ideen ausgibt, die nicht mehr funktionieren. Die Welt muss sich ändern, und der Schlüssel dazu ist eine Revolutionierung der Art und Weise, wie wir Geschäfte machen. Das beginnt damit, wo und wie wir unser Geld investieren und wie wir gleichzeitig Gutes tun und Gutes bewirken können. Was motiviert Sie, sich für eine nachhaltigere Zukunft einzusetzen? Ich habe in meinem Leben viel Hilfe erfahren. Das Jahr 1957, als ich als 11-Jähriger mit meiner Familie aus Ägypten floh, war dabei sehr prägend. Ich hatte dennoch das Glück, eine hervorragende Ausbildung zu erhalten und eine erfolgreiche Karriere als Unternehmer und Investor zu machen. Gleichzeitig habe ich gesehen, dass es mit der Welt nicht so weitergehen kann. Der traditionelle Kapitalismus bedroht die Existenz unseres Planeten und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Deswegen fühle ich mich verpflichtet, etwas dagegen zu tun.

Warum sollte jeder Investor in umweltfreundliche Innovationen ­investieren? Für die Dekarbonisierung sind Investitionen in Milliardenhöhe erforderlich. Gleichzeitig lohnen sich diese auf sämtlichen Ebenen. Durch das Investieren in umweltfreundliche Innovationen kann dauerhaft Einfluss auf den ökologischen Wandel und nachhaltiges Wachstum genommen werden. Welches sind vielversprechende Bereiche des Impact Investings, die in der Öffentlichkeit noch zu wenig bekannt sind? Aktuell entsteht eine Reihe von Branchen mit spannenden neuen grünen Technologien und innovativen Geschäftsmodellen. Diese beinhalten Innovationen in saubere Mobilität, die Energiewende, industrielle Dekarbonisierung und welche, die die Kreislaufwirtschaft unterstützen. Die Eindämmung des Klimawandels ist von zentraler Bedeutung, aber wir müssen auch die Investitionen in Innovationen zur Widerstandsfähigkeit erhöhen. So kann beispielsweise die Finanzierung von Technologien in Verbindung mit Klima- und Wetterdaten und -dienstleistungen erhebliche positive Auswirkungen auf die Klimaresilienz von Unternehmen und Gemeinden haben in den besonders anfälligeren Regionen. Was motiviert Sie, sich für eine nachhaltigere Zukunft einzusetzen? Wir leben in einem kritischen Jahrzehnt, in welchem drastische Massnahmen ergriffen werden müssen. Nur so können wir die Klimakrise abwenden und die Zerstörung der biologischen Vielfalt stoppen. Volkswirtschaften müssen sich auf eine kohlenstoffarme Zukunft vorbereiten und Unternehmen müssen Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt ihrer Strategien stellen, um erfolgreich zu sein. Dabei ist wichtig, dass der Finanzsektor und internationale Finanzinstitutionen wie die EIB ihre Verantwortung übernehmen und Finanzströme in umweltfreundliche Investitionen lenken. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen und die EIB zur EU-Klimabank mitentwickeln. Unser Ziel ist es, in den kommenden zehn Jahren umweltfreundliche Investitionen in der Höhe von 1 Milliarde Euro zu unterstützen. Umfrage: Rachel Fassbind


Gemeinsam Verantwortung übernehmen Für eine bessere Zukunft: Wir investieren Ihre Prämien und Ihr Vorsorgevermögen in die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft und Umwelt.

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Klimaschutz und Asset Management Die Asset-Management-Industrie beginnt, verwaltete Gelder im Sinne des Pariser Abkommens klimaverträglicher auszurichten. FABIO PELLIZZARI

Wir sind spät dran. Der überbeanspruchte Planet Erde und alle seine Bewohner, Flora und Fauna erfordern dringend ressourcenschonende Lösungen – allen voran beim Klimaschutz. Noch kann die Menschheit mit konsequentem Umsteuern in gut 20 Jahren einen im Sinne des Klimas angemessenen wirtschaftlichen Entwicklungspfad erreichen. Doch die Zeit drängt: Klimaforscher diagnostizieren, dass wir nah an den sogenannten tipping points sind – es drohen irreversible Klimaveränderungen als Folge der globalen Erderwärmung. Das Pariser Klimaabkommen mit seiner Verpflichtung der Staaten zur Klimaneutralität bis 2050 war angesichts jahrzehntelanger Versäumnisse der Umweltpolitik ein extrem wichtiger Schritt.

Die Umsetzung lässt auf sich warten Die Märkte der Industrienationen sind bei der Lösung des Klimaproblems leider ineffizient. Besonders ineffizient deshalb, weil es um die Integration von externen Effekten mit Zukunftswirkung geht. Hier ist der Staat seit der Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens in der Pflicht. Mit der Bepreisung von Treibhausgasemissionen gibt es ein effi-

zientes Instrument (unter vielen anderen), um Verhaltensänderungen bei Aktivitäten mit der schlechtesten Klimabilanz zu bewirken. Doch wir sehen – auch in der Schweiz – dass sich die Politik schwertut. Das Stimmvolk hat abgelehnt. Angesichts der Dringlichkeit der Problematik ist es nachvollziehbar, wenn Umweltministerin Simonetta Sommaruga sagt: «Es wird wohl im Gesetz verankert werden, dass der Bundesrat eine Regulierung erlassen kann, wenn die Branchenverbände nicht die nötigen Massnahmen ergreifen.« Solange ist Selbstbeschränkung im Hinblick auf CO2und andere Emissionen gefragt – quer über alle Branchen hinweg. Von der Asset-Management-Branche wird erwartet, dass sie ihre Finanzflüsse klimaverträglicher ausrichtet.

Nachhaltigkeit als vierte Dimension der Kapitalanlage Anlageziele werden traditionell durch das «Magische Dreieck» Rendite, Risiko und Liquidität bestimmt; hier eröffnet die Integration von Nachhaltigkeit eine vierte Dimension. Nimmt man diese neue Aufgabenstellung ernst, gebietet allein schon die treuhänderische Verantwortung gegenüber der Kundschaft die Berücksichtigung der Pariser Klimaziele, um sogenannte Stranded

Asset Manager beginnen, Finanzflüsse klimaverträglicher auszurichten.

Assets zu vermeiden. Dass die Kundschaft dem Thema Nachhaltigkeit aufgeschlossen gegenübersteht, zeigt der Boom bei nachhaltigen Fonds. In der Schweiz sind (Stand 2020) nicht weniger als 777 nachhaltige Fondsprodukte zugelassen. Bei der Integration der Klimaziele weisen sie allerdings mehrheitlich Nachholbedarf auf.

Ein Absenkungspfad für Treibhausgase Kapitallokation im Sinne der Klimaziele wäre – branchenweit konsequent praktiziert – ein machtvolles Instrument. Swisscanto Invest, der Asset Manager der Zürcher Kantonalbank, hat sich der He-

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rausforderung gestellt und einen transparenten Absenkungspfad für Treibhausgase über alle aktiven Portfolios hinweg installiert, der mit sukzessiven Divestments umgesetzt wird. Ein solcher Pfad und seine jährlich dokumentierte Einhaltung sind in der Schweizer Fondsbranche ein Novum. Ein konsequentes, nachvollziehbares Handeln im Sinne der Klimaziele steckt für die Portfoliounternehmen einen Rahmen zum Umsteuern ab. Das Konzept trägt Früchte. Es überzeugt Investierende, und Swisscanto Invest konnte sich dieses Jahr über die Anerkennung als nachhaltigster Schweizer Asset Manager in Form des Swiss Sustainable Fund Award freuen. Allein die Kapitalallokation löst die Herkules-

aufgabe nicht. «Collaborative Engagement» heisst das Zauberwort. Asset Manager schliessen sich in Initiativen zusammen, um ihre Verhandlungsmacht als Kapitalgeber zu stärken. Swisscanto Invest ist deshalb unlängst der Net Zero Asset Managers Initiative beigetreten, einem Zusammenschluss von mittlerweile 128 internationalen Asset Managern, die fast 50% der weltweiten Anlagevermögen repräsentieren. Die Portfolios dieser Asset Manager – bzw. die dort enthaltenen Unternehmen – sollen 2050 oder früher klimaneutral sein.

zu bringen und es besteht ein wachsendes Bewusstsein für die Rolle, die Infrastrukturinvestitionen in Asien bei der Eindämmung des Klimawandels spielen können. Die Schaffung grüner Arbeitsplätze, die Unterstützung von Gemeinden und die Bereitstellung nachhaltiger Ener-

gie für alle ist ein Gewinn für die wirtschaftliche Entwicklung. Eine bessere Zukunft für uns alle wird das Ergebnis von Investitionen in die Energieinfrastruktur in Asien sein.

Fabio Pellizzari ist Head of ESG Strategy & Business Development bei Swisscanto Invest by Zürcher Kantonalbank.

Wachstumsregion Asien bietet Anlagechance Investitionsmöglichkeiten in nachhaltige Vermögenswerte in Schwellenländern im Vergleich zu entwickelten Märkten. NICK PARSONS

In den ersten 20 Jahren des neuen Jahrtausends zeigten sich die Stärke und das Potenzial der Region Asien. Rasches Wirtschaftswachstum und steigende Bevölkerungszahlen sorgten für einen Nachfrage- und Produktionsboom, der den in Westeuropa oder Nordamerika weit übertraf. Aus den Zahlen des IWF geht hervor, dass die Wirtschaft der Eurozone in diesem Zeitraum um 30% und die der G7-Staaten zusammen um fast 40% wuchs, während die 30 Länder, die zusammen die Region «Emerging & Developing Asia» bilden, ein Wachstum von 429% verzeichneten und ihr BIP in diesem Zeitraum mehr als vervierfachten. Mit dem Aufschwung der asiatischen Volkswirtschaften vollzog sich auch ein bedeutender demografischer Wandel. Nach Angaben der United Nations Population Division belief sich die Bevölkerung Asiens Anfang 2000 auf 3,166 Milliarden Menschen. Nur zwanzig Jahre später war sie auf 4,641 Milliarden angewachsen, was einem Zuwachs von mehr als 1,5 Milliarden Menschen und dem dreifachen der Gesamtbevölkerung der Europäischen Union entspricht. Das Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum sowie der anhaltende Trend zu einer stärkeren Urbanisierung haben die Infrastruktur Asiens stark beansprucht und zu einem erheblichen Anstieg der Stromnachfrage geführt. Daten der Internationalen Energieagentur zeigen, dass der Stromverbrauch in Asien von 3.597 TWh im Jahr 1999 auf 11 614

TWh im Jahr 2018 angestiegen ist, was einer Steigerung von 222% entspricht. Natürlich hatte die Covid-Pandemie einen grossen negativen Einfluss auf das Wirtschaftswachstum im Jahr 2020 und Anfang 2021, aber viele Länder weltweit erleben bereits wieder einen Aufschwung. In den zehn Jahren vor der Covid-Rezession (2010–2019) lag das Wirtschaftswachstum in den asiatischen Schwellen- und Entwicklungsländern bei durchschnittlich 7,0% pro Jahr. Für die Jahre 2021–25 rechnet der IWF mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 6,3% für die Region. Während für die Eurozone und die G7Volkswirtschaften in den nächsten fünf Jahren ein Wachstum von 13% erwartet wird, wird für Asien ein Wachstum von 35% prognostiziert, womit Asien erneut an der Spitze der Weltwirtschaft stehen wird. Da die Bevölkerung in den nächsten 25 Jahren um mehr als 650 Millionen Menschen wachsen wird – in Indien sogar um 37 000 Menschen pro Tag – wird der Energiebedarf in der nächsten Generation exponentiell steigen. In Indien gibt es bereits sechs Städte mit mehr als 10 Millionen Einwohnern. Delhi wird bis 2050 um fast 16 Millionen Einwohner wachsen, während Mumbai bis 2050 um fast 20 Millionen Einwohner wachsen und damit zur bevölkerungsreichsten Stadt der Welt werden wird. Der wirtschaftliche und demografische Ausblick bietet eine einzigartige und überzeugende Investitionsmöglichkeit. Mit Blick auf die Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP26) im November in Glasgow werden weltweit

Netto-Null-CO2-Verpflichtungen eingegangen, die jedoch ohne umfangreiche Investitionen in Infrastruktur und erneuerbare Energien nicht verwirklicht werden können. Das Problem der CO2Emissionen an seinem Ursprung anzugehen, ist der Schlüssel, um die Welt auf einen nachhaltigeren Umweltkurs

Nick Parsons ist Head of Research & ESG bei der ThomasLloyd Group.

Das 75-MW-Solarkraftwerk Uttar Pradesh I ist das bislang Grösste, das ThomasLloyd in Indien gebaut hat.

THOMASLLOYD GROUP


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18. September 2021

Nachhaltigkeitsrisiken sind omnipräsent Ein adäquates ESG-Risikomanagement ist für Finanzinstitute nicht nur wegen des zunehmenden regulatorischen Drucks notwendig. DR. ANTONIOS KOUMBARAKIS

Der Klimawandel ist eine Tatsache, und politische und regulatorische Initiativen forcieren Massnahmen zum Schutz der Umwelt. Finanzinstitute spielen für den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft eine besonders wichtige Rolle, da sie Finanzströme in entsprechende Branchen und Sektoren leiten können. Dabei ist die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken bei Anlageentscheiden und finanziellen Überlegungen von Unternehmen besonderes relevant.

Was sind Nachhaltigkeitsrisiken? Nachhaltigkeitsrisiken sind Ereignisse und Bedingungen mit negativen Folgen für die Vermögens-, Ertrags- und Finanzlage sowie die Reputation eines Unternehmens, die sich aus ESG-Aspekten (Umwelt, Soziales, Governance) ergeben können. Umweltrisiken betreffen Themen wie natürliche Ressourcen und Klimastabilität, während soziale Risiken aus der Verletzung sozialer Anforderungen mit Auswirkungen auf Humankapital, Wertschöpfungskette und Gesellschaft resultieren. Risiken im Zusammenhang mit der Unternehmensführung entstehen durch eine ungenügende Governance-Praxis mit Implikationen für das Risikomanagement, die Transparenz und die Bekämpfung von Korruption.

Der Begriff Sustain­able Finance wird meist mit nachhaltigen Investitionen assoziiert, aber er umfasst auch das Nachhaltigkeits­ risikomanagement.

Umwelt- und Klimarisiken werden heute oft schon dediziert in das Risikomanagement integriert. Allgemein bekannt sind die physischen Risiken des Klimawandels und die daraus resultierenden finanziellen Schäden. Dazu kommen die Transitionsrisiken; sie stellen sich beim Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft ein, in der Umweltrisiken finanzielle Konsequenzen haben. Auch Prozessrisiken infolge klima- und umweltbezogener Rechtsstreitigkeiten gewinnen an Bedeutung.

All diese Schritte und Prozesse s­ollten in das bestehende Risikomanagement und in die traditionellen Risikoarten (Kreditrisiko, Marktrisiko, Liquiditätsrisiko, operationelles Risiko, strategisches Risiko und Reputationsrisiko) integriert werden. Das Ziel ist, dass Finanzinstitute sowohl «Outsidein-Risiken», also Nachhaltigkeitsrisiken, denen die Organisation ausgesetzt ist, als auch «Inside-out-Risiken», welche

Nachhaltigkeit in bestehendes Risikomanagement integrieren Finanzakteure stehen vor der Herausforderung, die vielfältigen Nachhaltigkeitsrisiken zu berücksichtigen und zu bewirtschaften. Die Ergebnisse einer entsprechenden Risikoanalyse können weitreichende Auswirkungen haben, sowohl auf die strategische Unternehmensführung als auch auf die Offenlegungsrichtlinien und das praktische Risikomanagement der Organisation. Für ein ESG-konformes Risikomanagement müssen die Nachhaltigkeitsrisiken zunächst definiert und identifiziert werden. Dann müssen sie gemessen, bewertet und gesteuert werden. Zu ihrer kontinuierlichen Überwachung und Einbindung in die periodische Berichterstattung gehören auch quantitative und qualitative Angaben zur Risikobereitschaft.

In Klimaschutz investieren

Dr. Antonios Koumbarakis ist Sustainable Finance & Strategic Regulatory Leader bei PD PwC Schweiz.

das Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeit selbst erzeugt, minimieren.

Der Regulator fordert immer mehr ESG-Aspekte stehen auch im Fokus der Regulatoren, vor allem auf EU-Ebene. Die EU-Taxonomie definiert ökologisch nachhaltige, wirtschaftliche Tätigkeiten; die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) verlangt eine weitgehende Offenlegungspflicht in Sachen Nachhaltigkeit auf Produkt- und Unternehmensebene. Zudem formulieren verschiedene weitere Aufsichtsbehörden Erwartungen und Leitlinien zu Nachhaltigkeitsrisiken. Daneben existieren auch zahlreiche freiwillige Standards und Initiativen, die das ESG-Risikomanagement angehen, wie die UN Principles for Responsible Investment (UNPRI) oder die Empfehlungen der Task Force on Climate-Related Financial Disclosures (TCFD). Der Begriff Sustainable Finance wird meist mit nachhaltigen Investitionen assoziiert, aber er umfasst auch das Nachhaltigkeitsrisikomanagement. Dieses leistet einen aktiven Beitrag zur ­Bekämpfung des Klimawandels und ermöglicht es Finanzinstituten, diesbezügliche Risiken und Reputationsschäden zu reduzieren. Finanzakteure und Unternehmen sollten deshalb keine Zeit verlieren und ihre ESG-Risiken zeitnah adressieren.

Sie Erfahren mehr auf s /emission

ubs.com

Mit UBS ETCs an Emissionsrechten partizipieren

Um die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent zu senken, setzt die EU auf das Emissionshandelssystem ETS. Neben Stromerzeugern und energieintensiven Industrien gehören neu auch Airlines dazu, die für Flüge innerhalb Europas CO2-Zertifikate einlösen müssen. UBS ermöglicht Anlegern ab sofort, mit ETCs in Euro oder US-Dollar auf den UBS Bloomberg CMCI Emissions Index an europäischen Emissionsrechten zu partizipieren und damit neue Anlagelösungen zu erschliessen.

Die hierin enthaltenen Informationen dienen ausschliesslich Informations- und Marketingzwecken. Sie sind nicht als Investment-Research zu betrachten, stellen weder ein Angebot, eine Empfehlung noch eine Aufforderung zum Abschluss einer Transaktion dar und sind nicht als Anlageberatung zu betrachten. Strukturierte Produkte stellen keine Beteiligungen an kollektiven Kapitalanlagen dar und bedürfen daher keiner Bewilligung der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA). Der spezifische Anlegerschutz nach dem Schweizerischen Bundesgesetz über die kollektiven Kapitalanlagen (KAG) steht den Anlegern daher nicht zu. Strukturierte Produkte sind komplex und mit einem hohen Risiko behaftet. Die Werthaltigkeit des Strukturierten Produkts hängt nicht nur von der Entwicklung des Basiswertes ab, sondern auch von der Bonität des Emittenten (Kreditrisiko), die sich über die Laufzeit des Produkts ändern kann. Die Bedingungen einer Investition unterliegen ausschliesslich den detaillierten Bestimmungen, einschliesslich Risikoüberlegungen, die in der jeweiligen Produktdokumentation enthalten sind. Die massgebende Produktdokumentation kann direkt auf ubs.com/keyinvest, über die Hotline +41 44 239 76 76 oder per E-Mail an swiss-prospectus@ubs.com bezogen werden. Diese Emission unterliegt Verkaufsbeschränkungen u.a. für Europa, Hongkong, Singapur, die USA und US-Personen (die Emission unterliegt schweizerischem Recht). Vor dem Kauf empfiehlt sich eine fachkundige Beratung durch Ihre Hausbank. Die Angaben in diesem Inserat erfolgen ohne Gewähr. © UBS 2021. Alle Rechte vorbehalten.

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Tun was nötig ist: nachhaltiger leben Die Bereiche Wohnen, Mobilität und Ernährung verursachen die grössten Umweltbelastungen. Als Konsumierende haben wir die Möglichkeit, durch unsere Entscheidungen einen nachhaltigen Wandel herbeizuführen. Doch wie ist dies konkret möglich? bei, die Inhaltsstoffe und Zusammensetzungen von Lebensmitteln und Kosmetika zu erkennen. Auch die grössten Emittenten in den Bereichen Wohnen, Mobilität und Textilien erkennen dieses Potenzial. Materialkataster wie Madaster für den Bau- und Immobiliensektor helfen dem Eigenheimbauer, komplette Transparenz über den finanziellen und zirkulären Wert der in der Liegenschaft verbauten Materialien zu erhalten. Noch sind die verschiedenen Branchen nicht so weit, um das volle Potenzial solcher Tools zu nutzen. Doch wir als Konsumierende können bei der Wahl von Kleidung, Fahrzeug oder Wohnung dem Anbieter die Frage nach Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung stellen und somit für eine Veränderung der Nachfrage sorgen. Dies hat wiederum Auswirkungen auf das Angebot, da Zwischenhändler im Einkaufsprozess die Konsumentenfragen an die Hersteller weitergeben.

Gebrauchen statt besitzen

Als Konsumierende wollen wir verstehen, woher das Produkt kommt, was es enthält und was die Folgen unseres Konsums sind.

Alte Gummistiefel als Blumentopf: Bei der Wiederverwendung von Materialien sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. UNSPLASH

MARLOES FISCHER

Die Schweiz liegt mit einer Recyclingquote von 53 Prozent für Siedlungsabfälle im europäischen Vergleich weit vorne. Das ist grundsätzlich positiv. Besorgniserregend ist jedoch, dass das Siedlungsabfallaufkommen mit durchschnittlich 716 Kilogramm pro Person eines der höchsten der Welt ist. Tendenz steigend. Verantwortlich dafür sind nicht nur die Unternehmen, welche in ihrem Produktdesignprozess die Entstehung von Abfall in Kauf nehmen, sondern auch wir Konsumenten und Konsumentinnen mit unserem Konsumverhalten.

Auf Zirkularität ­ der Produkte achten Der grösste ökologische Fussabdruck entsteht in der Phase der Produktentwicklung. Hier entscheidet sich, welche Materialien verwendet werden und somit auch, wie langlebig ein Produkt sein soll und was die damit verbundenen Kosten für Transport- und Lageraufwände sind. Bei zirkulär gestalteten Produkten können im optimalen Fall alle Komponenten repariert werden. Der Materialeinsatz kann so reduziert werden, dass weniger oder einfacher rezykliert werden kann. Im Idealfall ist es ein stoffliches Nullsummenspiel: Nichts geht verloren, alles wird wiederverwendet und in den Materialkreislauf zurückge-

führt. Dazu werden Materialien eingesetzt, die am Ende der ersten Nutzungsphase wiederaufgearbeitet, umgenutzt und wiederverwendet werden können. Beispiele für langlebige und multifunktionelle Produkte sind etwa Taschen aus Bananenfaser-Textilien oder ein modulares Sofa. Erstere sind über den biologischen Kreislauf rezyklierbar und können somit theoretisch wieder zu Ressourcen für den nächsten Bananenbaum werden. Das Projekt Cloud Sofa nutzt den technologischen Kreislauf, indem gebrauchtes Füllmaterial als Sofapolsterung verwendet wird. Das Sofa ist zudem so designed, dass die Kundschaft Reparaturen selbst durchführen kann, wodurch die Lebensdauer des Produkts verlängert wird.

Konsumieren, was wirklich nötig, nicht was möglich ist Kaufe ich mein Take-away im EinwegPlastikbehälter oder bringe ich einen rezyklierbaren Behälter mit? Als Konsumenten müssen wir im Alltag eine Vielzahl solcher Entscheidungen fällen. Einweggeschirr oder Plastiktüten haben eine sehr kurze Lebensdauer und sind verantwortlich für 70 Prozent des gesamten Meeresmülls in EU-Gewässern. Ein gravierendes Beispiel des linearen Wirtschaftens nach dem Motto «Take-make-waste». Durch ein steigendes Bewusstsein in der Bevölkerung für umweltschonende Produkte haben

sich bereits heute führende Nahrungsmittelkonzerne, der Detailhandel, Verpackungshersteller und Gastronomieund Hotelmanagementunternehmen zusammengeschlossen. In der Initiative PRISMA wollen sie vermehrt Prinzipien der Kreislaufwirtschaft in Verpackungen integrieren. Als Konsumierende können wir etliche Plattformen und Shops wie MoveTheDate, Rrrevolve oder Circle Shop nutzen, welche uns helfen, Ressourcen zu sparen. Tools wie Footprint-Rechner schaffen nicht nur Transparenz über den eigenen ökologischen Fussabdruck, sondern bieten auch Tipps und Tricks, um das eigene Konsumverhalten auf das wirklich Notwendige auszurichten.

Die bessere Frage stellen Welchen Einfluss auf die Umwelt hat meine Entscheidung, ob ich die Gurke mit oder ohne Plastikverpackung kaufe? Welche Auswirkungen auf das Ökosystem in den Meeren ergeben sich durch den Kauf einer Gesichtscreme mit Mikroplastik? Als Konsumierende wollen wir verstehen, woher das Produkt kommt, was es enthält und was die Folgen unseres Konsums sind. Transparenz über die relevanten Daten ist die Grundlage, damit wir Antworten auf diese Fragen und mögliche Lösungswege finden. Auch hier kann auf digitale Tools zurückgegriffen werden. Die Plattform Codecheck beispielsweise hilft da-

Benötige ich eine Bohrmaschine als Eigentum oder kann ich sie mit meinen Nachbarn teilen? Nüchtern betrachtet ist für uns nur das Ergebnis, das ein Produkt liefert, nützlich. Eigentum als solches bringt in der Regel keinen Mehrwert – höchstens ein Gefühl von Macht und Status. Indem wir unser Verhalten hin zu einer Sharing-Economy ändern, können wir die Grundlage für ein neues Wirtschaftssystem legen. Bei diesem Modell – auch Product as a Service genannt – übernimmt der Hersteller die Verantwortung dafür, was mit dem Produkt und den darin enthaltenen Materialien während des gesamten Lebenszyklus geschieht. Unternehmen können so die Kontrolle von Lieferketten gewährleisten und länger auf qualitativ hochwertige Materialien zugreifen, wodurch mögliche Rohstoffengpässe verhindert werden können. Gleichzeitig reduzieren sich die Auswirkungen der verwendeten Ressourcen auf das Klima und die Umwelt. Als Konsumierende profitieren wir von diesem Modell, da Verpflichtungen, die mit dem Eigentum entstehen, wie beispielsweise die regelmässige Wartung eines Fahrzeugs, entfallen. Beispiele dafür aus dem Bereich der Mobilität sind die Sharingangebote Mobility und PubliBike. Alltagsgegenstände können über die Plattform Sharely.ch gemietet werden, weitere Beispiele solcher Mietmodelle finden sich für Jeans, Tintenpatronen, Waschmaschinen oder Kleider.

In Zirkularität investieren Wie kann sich ein nachhaltiges, zirkuläres Wirtschaftssystem nicht nur in Nischen, sondern auch gesamtgesellschaftlich entwickeln? Wie lässt sich wirtschaftliches Wachstum von der Ressourcenverschwendung entkoppeln? Um die Antwort darauf zu finden, braucht es Mut und Innovation, um zu der Wertschöpfung auch die Werterhaltung als Geschäftsmodell zu etablieren. Pioniere in diesem Bereich können wir als Konsumierende fördern. Immer mehr Banken und Investmentfirmen bieten Circular-Economy-Anlagestrategien. Das Start-up Inyova bietet auf seiner Investmentplattform die Möglichkeit, auch mit kleineren Geldbeträgen sinnvolle Anlagemöglichkeiten zu tätigen. Als Konsumierende und Anlegende haben wir es in der Hand, die Finanzströme in eine nachhaltige Richtung zu lenken. Wenn wir unermüdlich die bessere Frage stellen, können wir für eine nachhaltige Veränderung des Wirtschaftssystems sorgen. Marloes Fischer ist Founder & CEO bei Circular Hub.


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Von der Abfall- zur Energie- und Ressourcenwirtschaft Die energetische Verwertung von organischen Abfällen steht für eine beispiellose Kombination von Kreislaufwirtschaft und Dekarbonisierung. Die Biogasanlagen von Hitachi Zosen Inova setzen dies weltweit in industriellem Massstab um. Das Schweizer Industrieunternehmen ist ein Erfolgsbeispiel praktizierter Kreislaufwirtschaft. ALENA SIBRAVA UND MANUELA HÖLLINGER

Einige Ansätze der Kreislaufwirtschaft sind in der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie bereits gut etabliert. Durch Wartung, Reparatur, Remanufacturing und dem Wiederverwenden von Produkten können Produktkreisläufe geschlossen und der Bedarf an Rohstoffen gesenkt werden. Ein weiteres Vorzeigebeispiel zur Kreislaufwirtschaft bietet das Schweizer Unternehmen Hitachi Zosen Inova (HZI): Durch die Verwertung organischer Abfälle erzeugt es

CO2-neutralen Treibstoff für Gasmotoren, Ökostrom sowie Dünger, der wiederum Obst und Gemüse gedeihen lässt – und so den Kreislauf schliesst.

Bioabfälle energetisch nutzen In den letzten Jahren rückten organische Abfälle in ihrer Funktion als erneuerbare natürliche Ressource immer stärker ins öffentliche Interesse. Mit Biogasanlagen wie den Kompogas®-Anlagen von HZI können aus organischen Abfällen wie Grün- und Schnittgut, Küchenab-

fällen oder Essensresten in einem anaeroben Vergärungsprozess Biogas sowie hochwertiger Kompost und Dünger gewonnen werden. Das Biogas wird entweder verstromt oder zum grünen Energieträger Biomethan aufbereitet. Hierfür wird im Biogas enthaltenes CO2 vom Methan abgetrennt. Letzteres wird anschliessend ins Gasnetz eingespeist oder dient zur Betankung von Gasfahrzeugen. Dabei ersetzt das CO2-neutrale Biomethan fossile Brennstoffe.

Am Anfang steht die Abfalllogistik Aus einer Tonne Grünabfälle entsteht im Bioreaktor von HZI ein Treibstoffäquivalent von rund 60 Litern Kraftstoff. Je nach Fahrzeug ermöglicht dies eine CO2-neutrale Fahrt von ca. 1000 km. Aber wie landet die Bananenschale im Autotank? Möglich wird dies in Zusammenarbeit mit Gemeinden und Logistikbetrieben respektive einer funktionierenden Grüngutsammlung. Während dies in ländlichen Regionen seit Langem praktiziert wird, hat zum Beispiel die Stadt Zürich erst im Jahr 2013 eine Grüngutsammlung eingeführt.

Bioabfälle halten den öffentlichen Verkehr am Rollen Eine integrierte Infrastruktur unterstützt das Ressourcenmanagement.

PD

In der schwedischen Stadt Jönköping fahren die kommunalen Müllfahrzeuge mit Biogas aus der lokalen Kompogas®-

Anlage von HZI. Die schwedische Regierung will bis 2045 als eine der ersten Industrienationen ganz ohne fossile Brennstoffe auskommen. Mit entsprechenden politischen Rahmenbedingungen sowie Subventionszahlungen für Infrastrukturprojekte, die direkt zur Umsetzung der neuen Energiestrategie beitragen, werden diese Ziele vorangetrieben. So entstand auch das Projekt «HZI Biogas Jönköping» – eine Trockenvergärungsanlage mit nachgelagerter Gasaufbereitung und Biogastankstelle. Die über 40 000 Tonnen organische Abfälle der rund 125 000 Einwohner des ländlich geprägten Jönköping werden zu Biogas vergoren, zu Biomethan aufbereitet, verdichtet und betreiben als Biokraftstoff insgesamt 52 Stadtbusse, 23 Müllfahrzeuge und gut 500 Erdgasautos der Region. Durch diese Ressourcenverwertung werden jährlich rund 15 000 Tonnen CO2 aus dem Strassenverkehr eingespart.

Technologien sind verfügbar Biogasanlagen haben das Potenzial, weitere Pfade zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors zu erschliessen. So lässt sich durch Biomethanverflüssigung sogenannter LNG-Treibstoff für den Schwerlast- und Langstreckenverkehr auf der Strasse und zu Wasser produzieren. Zudem kann das CO2 aus der Gasaufbereitung mit Power-to-

Gas-Technologie zur Erzeugung von synthetischem Methan verwertet werden, welches ebenfalls in komprimierter oder verflüssigter Form als erneuerbarer Kraftstoff eingesetzt wird. Technologien zur «Dekarbonisierung» sind also vorhanden. Alena Sibrava ist Projektleiterin bei Swissmem. Manuela Höllinger ist Head of Communication bei Hitachi Zosen Inova AG.

Hitachi Zosen Inova Als Schweizer Cleantech-Unternehmen mit Hauptsitz in Zürich hat sich Hitachi Zosen Inova (HZI) den Themen Kreislaufwirtschaft und Dekarbonisierung verschrieben. Seine Technologien spielen in den Bereichen Abfallverwertung und erneuerbare Energien eine tragende Rolle. Das Produktportfolio des Unternehmens beinhaltet komplementäre Technologien für die energetische Abfallverwertung. Neben dem thermischen Prozess und der Kompogas®-Technologie zur Verwertung biogener Abfälle zu Biogas verfügt HZI über ein eigens entwickeltes Verfahren zur Gasaufbereitung zu Biomethan sowie Technologien zur CO2-Abscheidung und Power-to-Gas-Konzepte.

Von Sustainability zu Impact Kann Impact-Aktivismus institutioneller Investoren einen inklusiveren Kapitalismus fördern? ADRIAN ACKERET UND STEFAN KAPPELER

Die Auswirkungen der immer stärkeren anthropogenen Beeinflussung auf die Entwicklung unseres 4,5 Milliarden Jahre alten Planeten können wir nicht umfassend beurteilen. Es wird jedoch immer klarer, dass nachhaltige Lösungen notwendig sind, um den Risiken irreversibler Schäden entgegenzuwirken. Mit der UN-Nachhaltigkeitsagenda hat sich die Weltgemeinschaft auf 17 konkrete Ziele geeinigt, um die drängendsten globalen Herausforderungen gemeinsam anzugehen. Diese findet auch an den Kapitalmärkten immer mehr ihren Niederschlag: Nachhaltige Investitionen mit ESG-Fokus dürften von heute USD 37,8 Billionen bis 2025 auf USD 53 Billionen ansteigen und damit rund ein Drittel der weltweit verwalteten Anlagen von USD 140,5 Billionen ausmachen. So sehr diese Entwicklung zu begrüssen ist, dürfte die Anwendung von ESG-Kriterien nicht ausreichen, um die UN-Nachhaltigkeitsziele zu realisieren. Immer mehr institutionelle Investoren gehen deshalb einen Schritt weiter und fördern Impact-Investitionen.

Starkes Momentum von Impact Investing Die Anlageklasse «Impact Investments» hat sich seit 2012 auf über USD 700 Milliarden (2019) rund verzwanzigfacht. Die Weltbanktochter IFC unterscheidet Impact- von ESG-Investitionen anhand von drei Kriterien: 1) Die Asset-Auswahl erfolgt aufgrund von klar definierten, signifikanten Impact-Zielen, die ein Unternehmen oder ein Fonds verfolgt; 2) Impact-Investoren leisten mit ihren Investitionen einen direkten Beitrag zum Erreichen des erwünschten Impacts; 3) die Impact-Ziele können objektiv gemessen werden. Mit den Operating Principles for Impact Management trägt der IFC massgeblich zur Verbreitung und Einhaltung dieser Kriterien bei. Mittlerweile zählen über 130 meist institutio-

nelle Investoren zu den Unterzeichnern dieser Prinzipien. Auch elea hat sich ihnen angeschlossen und lebt ihnen mit ihrem professionellen Investitionsansatz seit ihrer Gründung im Jahr 2006 nach. Die Rolle einer philanthropischen Organisation wie elea ist es, Innovationen zu testen – in unserem Fall mit dem Zweck, absolute Armut mit unternehmerischen Mitteln zu bekämpfen –, um damit den Weg für Lösungen in grösserer Skala zu bereiten. Die Investitionen von elea beruhen auf artikulierten, in Geschäftsmodelle integrierten «Theories of Change» (Wirkungsmodellen). Der Impact wird konsequent gemessen, und ein intensiver, systematischer Due-Diligence-Prozess stellt sicher, dass das von elea eingesetzte Kapital einen Unterschied bezüglich Impact macht. Dabei spielt die enge, partnerschaftliche Zusammenarbeit anhand konkreter Themen mit den Unternehmerteams der Portfoliounternehmen eine zentrale Rolle. Vermehrt stossen Investitionen von elea und anderen Impact-Investoren auch systemische Veränderungsprozesse über die Grenzen einzelner Organisationen hinaus an.

Institutionelle Investoren als Impact-Aktivisten? Wir sehen in unserer Arbeit, dass Impact-Orientierung auch bei Grossunternehmen immer mehr «Mainstream» wird. So stellt unser akademischer Partner, IMD, eine stark wachsende Nachfrage nach Inhalten zu Impact Investing in ihren Führungsentwicklungskursen fest. Viele dieser Initiativen scheinen derzeit primär vom Management getrieben, und es stellt sich die Frage, inwiefern diese auch seitens der Eigentümer, insbesondere durch institutionelle Investoren, gefördert, legitimiert und mitgetragen werden. Noch sind Impact-Investitionen überwiegend auf den Private-Equity-Bereich beschränkt. Die globale Netzwerkorga-

Coffee Circle, ein elea Portfolio Venture, arbeitet seit 2010 mit Kaffeebauern in Äthiopien zusammen.

Die Rolle einer ­philanthropischen Organisation wie elea ist es, Innovationen zu testen.

nisation für Impact-Investitionen GIIN beschreibt in einem öffentlich zugänglichen Arbeitspapier, wie Erfahrungen von Pionieren des Impact Investing im institutionellen Anlageprozess mit börsenkotierten Titeln eingebettet werden könnten. Zentral dafür sind eine stärkere Berücksichtigung relevanter, inhaltlicher Kriterien sowie intensives Engagement aktiver Investoren in ihren Kontakten mit Verwaltungsräten und Managements grosser Firmen über reines «box ticking» im Sinne von Governance Correctness hinaus. Immer mehr institutionelle Investoren dürften in Zukunft eine aktive

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Impact-Agenda entwickeln und umsetzen, um börsenkotierte Unternehmen in die Richtung eines inklusiveren Kapitalismus zu bewegen. Eine solche Bewegung könnte, wenn sie inhaltlich fundiert und ethisch verantwortungsvoll ist, einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft und unseres Planeten leisten – nicht zuletzt auch, indem sie die Akzeptanz des Kapitalismus in der breiten Gesellschaft fördert. Adrian Ackeret ist CFO, Stefan Kappeler COO der elea Foundation for Ethics in Globalization.


Sustainability

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Die Vision auf den Boden bringen Das Themenfeld «Kreislaufwirtschaft» ist eines der zentralen Bausteine eines Unternehmens und ein vielversprechender Erfolgsfaktor für die nachhaltige Ausrichtung unserer Gesellschaft. mer mehr durch zusätzliche, auf neue Bedürfnisse und neue Anforderungen ausgerichtete Dienstleistungen ergänzt. Das «Betongold» wird dabei längst nicht mehr nur von den Immobilieninvestoren geschürft.

MARTIN PFENNINGER UND URS BAUMANN

Den Unternehmenszweck und die Stärken eines Unternehmens vor Augen, bildet die intensive Auseinandersetzung mit der Vision den Ausgangspunkt einer Transformation. Denn diese schafft Orientierung und zeigt auf, wofür das Unternehmen in der Zukunft stehen soll. Es ist erst fünf Jahre her, als das Management von Swiss Prime Site seine Vision puncto Nachhaltigkeit neu formulierte und damit die unternehmerische Verantwortung und eine mehrdimensionale Wertschöpfung ins Zentrum seines Handelns rückte. Die Integration erfolgte schrittweise. Die Basis bildeten die gemeinsamen Unternehmenswerte, der Fokus auf einen bestimmten Zeithorizont und die Entwicklung strategischer Ziele. Damit fing eine Reise an, die noch längst nicht abgeschlossen ist.

Neue, mehrdimensionale Geschäftsmodelle Immobilien sind ein langfristig orientiertes Investitionsgut. Kaum eine andere Branche arbeitet mit vergleichsweise langen Lebenszyklen. Gebäude werden als Teil der Umwelt und Infrastruktur innerhalb einer sich rasch ändernden Gesellschaft mit vielschichtigen Stakeholder-Anforderungen wahrgenommen. Das Geschäftsmodell einer Immobiliengesellschaft muss einerseits auf das Spannungsfeld zwischen langfris-

Wachsende Bedeutung der Kreislaufwirtschaft

Zürich, Müllerstrasse 16, 20: Bei der Totalsanierung wird der Fokus auf Nachhaltigkeit gelegt und Pionierarbeit bei der Zirkularität geleistet.

tiger Anlage und kurzfristig ändernden Anforderungen reagieren. Andererseits muss es unter Wahrung der gesellschaftlichen und ökologischen Verantwortung sicherstellen, dass die zu erwartenden Erträge höher ausfallen als die prognostizierten Finanzierungs- und Eigentümerkosten. In der Vergangenheit konnten sich Immobilieninvestoren stets darauf verlassen, dass dieses Zinsdifferenzgeschäft funktionierte. Die Frage, ob es immer so weitergehen wird und inwiefern die Vermietung

SPS

von Immobilien eine künftige Daseinsberechtigung hat, darf und sollte gestellt werden. Gut erschlossene Grundstücksflächen sind ein sehr limitiertes Gut. Es dürfte immer eine Zahlungsbereitschaft für Wohn-, Arbeits- und Lebensräume geben. Inwiefern aber die Zurverfügungstellung von Flächen und die daraus resultierenden Mieteinnahmen ausreichen, um für die Zukunft fit zu bleiben, hängt auch von vielen äusseren Faktoren ab. Denn das Angebot der reinen Quadratmetermiete wird im-

Dass die Einsparung von CO2 im Betrieb und im Bau für ein Immobilienunternehmen von hoher Bedeutung ist, versteht sich von selbst. Die starke Fokussierung auf die CO2-Bilanz begründet sich in erster Linie aber mit der heute im Vordergrund stehenden Klimadebatte. Künftig dürfte eine dahingehend erweiterte Bilanzierung an Bedeutung gewinnen. Zum Beispiel, inwiefern Materialien ein Wert beigemessen werden kann, der den gesamten Lebenszyklus reflektiert und in einem optimierten Ökosystem durch Up- und Downcycling in Summe klimaund mindestens wertneutral im Kreislauf verbleibt. Die Themen Ressourcenschonung, Ressourceneffizienz und technische Kreisläufe gewinnen weiter an Relevanz und stellen insbesondere für ressourcenintensive Branchen gleichermassen Herausforderung wie Chance dar. Letztere besteht darin, ­diesen Trend zur ganzheitlichen Betrachtung von Materialkreisläufen zu erkennen und ein neues Rollen- und Verantwortungsbewusstsein über den

Lebenszyklus von Immobilien hinweg zu entwickeln. Die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens lässt sich mehrdimensional an vielen Faktoren messen. Idealerweise lässt sie sich immer aus der Vision ableiten und wieder darauf zurückführen. Die Vision von Swiss Prime Site, nachhaltigen Lebensraum zu schaffen, verpflichtet dazu, insbesondere an Lagen, an welchen die Bedürfnisse der Anspruchsgruppen besonders komplex und vielschichtig sind, Entscheide herbeizuführen, welche die beste und nachhaltigste Lösung darstellen. Dafür müssen auch die Planungsinstrumente weiterentwickelt werden. Wenn es darum geht, Materialkreisläufen eine besondere Beachtung zu schenken, bietet es sich an, gerade bei Umbau- und Redevelopment-Projekten entsprechende Vorgaben zu formulieren und diese mittels auf Building Information Management (BIM) basierten Materialpässen zu dokumentieren. Lesen Sie mehr:

Martin Pfenninger ist Head Group Sustainability & Innovation bei Swiss Prime Site, Urs Baumann ist Chief Investment Officer bei Swiss Prime Site Immobilien.

Nachhaltigkeit voranbringen Schweizer KMU wie auch der Finanzsektor sind sich einig, dass die Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft vorangetrieben werden muss. Der Finanzsektor spielt hierbei eine zentrale Rolle. vestitionsprojekte die Transformation in eine nachhaltigere Welt zu beeinflussen vermag. Finanzintermediierende können nämlich mitbestimmen, ob und zu welchem Preis sie Kapital in potenziell umweltschädliche oder sozial problematische Aktivitäten leiten oder ob sie dieses stattdessen in innovative, umweltschonendere Aktivitäten reallozieren.

DANIEL KALT

Es mag für viele überraschend sein, dass das Thema Nachhaltigkeit für Schweizer Unternehmen im Verlauf der Corona-Pandemie, einer Zeit teilweise existenzbedrohender Herausforderungen, nicht etwa an Bedeutung verloren, sondern gewonnen hat. Eine von uns im Frühjahr 2021 durchgeführte Umfrage bei 2500 Firmen zeigt, dass Schweizer Unternehmen heute nicht nur der Umwelt, sondern auch den sozialen Dimensionen eines nachhaltigen Wirtschaftens mehr Bedeutung zumessen als noch vor der Pandemie. Ebenso befürwortet eine klare Mehrheit das Netto-Null-Emissionsziel von Treibhausgasen bis Mitte dieses Jahrhunderts. Schweizer Firmen sehen Nachhaltigkeit somit definitiv nicht mehr als «Luxusproblem», sondern als wesentlichen Aspekt ihres unternehmerischen Handelns.

Der Finanzsektor als Vermittler Genauso hat Nachhaltigkeit auch im Finanzsektor einen zentralen Stellenwert erlangt. Zum einen geht es um das Verhalten der Unternehmen im Finanzsektor selbst. So hat UBS beispielsweise den Ausstoss von Treibhausgasen seit 2004 bereits um 79 Prozent gesenkt und will per 2025 die ­direkten und indirekten auf Energie bezogenen Emissionen auf netto-null zurückfahren, indem zu 100 Prozent erneuerbarer Strom bezogen und produziert wird. Zweitens – und viel bedeutender – geht es darum, wie der Finanzsektor in seiner Rolle als Vermittler von Spargeldern in realwirtschaftliche In-

Nachhaltige Anlagelösungen

Schweizer Firmen sehen Nachhaltigkeit somit definitiv nicht mehr als «Luxusproblem», sondern als wesentlichen Aspekt ihres unternehmerischen Handelns.

Bereits recht weit fortgeschritten ist hier die Entwicklung im Bereich der Intermediation über die ­Kapitalmärkte. Denn für die wirtschaftlichen Aktivitäten grösserer, kapitalmarktfähiger Unternehmen wird die Datenlage und damit die Transparenz ­bezüglich ihrer Nachhaltigkeit laufend v ­erbessert. Dies erlaubt es Finanzdienstleistern, Anlagelösungen aufzulegen, die sich an Nachhaltigkeitskriterien ausrichten. Zudem – und oft noch wirkungsvoller – können Finanzintermedi­ierende im Rahmen einer Engagementstrategie ­ auch grosse Firmen zu einer nachhaltigeren Ausrichtung bewegen. Ein aktuelles Beispiel ist ­jenes der kleinen aktivistischen Investmentfirma Engine No. 1, der es gelang, drei von ihren portierten Kandidierenden in den Verwaltungsrat von ExxonMobil, dem grössten und hinsichtlich Nachhaltigkeit zögerlichsten US-Energiekonzern, zu hieven. Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass das über die letzten Jahre massiv gestiegene Interesse der Anlagekundschaft in Kombination mit dem laufend erweiterten Angebot an nachhaltigen Anlagelösungen für ein imposantes Wachstum dieser Anlagekategorie sorgte.Auch

wenn wir in einzelnen Bereichen erst am Anfang einer Entwicklung stehen, werden weiterhin mit Hochdruck neue Standards, sogenannte grüne Taxonomien, entwickelt. Auf deren Basis kann die Transparenz und Vergleichbarkeit bezüglich der Nachhaltigkeit aller wirtschaftlichen Aktivitäten erhöht und damit auch die Effektivität nachhaltiger Anlagen gesteigert werden. Wie die vielen von uns befragten KMUs ist dem ­Finanzsektor seine zentrale Rolle bei der Transformation hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft und Gesellschaft bewusst. UBS hat sich als führende Bank in diesem Bereich zum Ziel gesetzt, die Entwicklung in diese Richtung weiter voranzutreiben.

Dr. Daniel Kalt ist Chefökonom und Chief Investment Officer bei UBS UBS Switzerland.

QUELLE: UBS OUTLOOK SCHWEIZ (MAI 2021) UNFRAGE BEI 2 500 CH UNTERNEHMEN


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Sustainability

18. September 2021

Von Paketen, Motoren und Drohnen Exakte Grösse

SARAH FORRER

Temperaturen über 33 Grad in Lappland. Starkregen im Juli in der Schweiz und Deutschland. Hitzerekorde in Kanada. In diesem Sommer spielte das Wetter auf der Welt verrückt. Zwar ist es schwierig, einzelne Wetterphänomene dem Klimawandel zuzuschreiben. Klar aber ist: Mit der globalen Erwärmung werden extreme Wetterereignisse mittelfristig zunehmen. Da sind sich die Fachleute einig. Was tun? Politik und Gesellschaft reagieren (zu) langsam – erst im Juni 2021 hat die Schweizer Bevölkerung das CO2-Gesetz bachab geschickt. Die Hoffnungen liegen unter anderem bei der Wirtschaft. «Diese nimmt eine zentrale Rolle ein», ist ETH-Professor und Klimaphysiker Reto Knutti überzeugt. Dass sich dort vieles tut, zeigt der «Green Business Award» (vgl. Box), der wieder eine Vielzahl von spannenden Geschäftsmodellen nominiert hat. Und zwar egal, ob in der Industrie, in der Dienstleistung oder in der Logistik. Egal, ob alte Familienunternehmen oder junge Start-ups – sie helfen mit, den Planeten für die nächste Generation zu erhalten. «Die Finalisten des ‹Green Business Award› liefern mit ihren innovativen Lösungen einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der Klimaziele von Paris», ist Knutti überzeugt. Durchgesetzt haben sich in diesem Jahr folgende drei Unternehmen.

Der Onlinehandel boomt. Seit Ausbruch der Coronakrise noch mehr. Dabei werden nicht nur Bücher, Kleider und Co. ins Wohnzimmer geliefert – sondern auch übergrosse Pakete und Füllmaterial aus Plastik. Überflüssig befand das Berner Familienunternehmen Kern AG und suchte Alternativen. Vor drei Jahren wurde aus der Idee ein konkretes Verpackungssystem: «PackOnTime 2box stellt massgeschneiderte Pakete her, die ganz ohne Verpackungsmaterial auskommen», sagt Marketingleiterin Stefanie Kern. In einem vollautomatisierten Prozess wird die Ware ausgemessen, die Daten weitergeleitet. Aus recycelter Wellpappe stellt die Maschine ein passendes Paket her. Und das alle sieben Sekunden. Der nachhaltige Nutzen liegt auf der Hand: kleinere Pakete, weniger Volumen, weniger Lastwagen auf der Strasse. Und der Endkunde muss sich nicht mit schädlichem Füllmaterial rumschlagen.

Effizienter Einsatz Zwei Jahre Basisforschung haben ETHIngenieure betrieben. Dann gründeten sie die Firma Wingtra. Ihr Produkt: Flugroboter, die fast alles können; senkrecht starten und landen, autonom, benutzerfreundlich, zuverlässig und höchst präzise in der Luft. Mittlerweile fliegt Wingtra in 80 Ländern, täglich sind Hunderte Hightech-Drohnen im Einsatz, um Objekte zu digitalisieren und auszumessen. Dank der

Daten können Ressourcen wie Wasser, Dünger und Pestizide sehr gezielt statt flächendeckend eingesetzt werden. Kommt dazu: Die Drohnen lösen bemannte Diesel betriebene Vermessungsflugzeuge ab. Das führt zu Einsparungen von mehreren Zehntausend Tonnen CO2 pro Jahr. «Effizientes Wirtschaften heisst, mit weniger Ressourcen mehr zu fertigen», bringt es Finanzchef Olivier Oberle auf den Punkt.

Elektrische Nachhaltigkeit Vor drei Jahren arbeiteten 25 Menschen bei Designwerk. Heute sind es 110 Mitarbeitende. Ein rasantes Wachstum, was die grosse Nachfrage nach elektrischen Nutzfahrzeugen wie dem Lastwagen der Marke Futuricum widerspiegelt. Kurze Ladezeiten, zuverlässige Energieversorgung und Reichweiten bis zu 500 Kilometer bei voller Zuladung überzeugen die Kundschaft in unterschiedlichen Branchen. Und die Entwicklung geht rasant voran: Grosskonzerne wie VW investieren Milliarden in die Forschung von Feststoffbatterien, welche in Zukunft eine noch längere Laufzeit versprechen. «Da ist unglaublich viel Potenzial vorhanden», sagt Geschäftsführer Adrian Melliger. Seit Jahren glaubt Designwerk an die nachhaltige Elektromobilität. Melliger: «Wir leben mit jeder Faser Elektro. Das ist die Mobilität der Zukunft!»

FOTOS: PD

Nachhaltig und erfolgreich. Geht das? Ja! Das zeigen die diesjährigen Finalisten des «Green Business Award» deutlich. Sei es mit effizienten Lieferungen, umweltschonenden E-Lastwagen oder schlauen Bemessungen – sie alle tragen ihren Teil dazu bei, die Klimaziele von Paris zu erreichen.

Designwerk: E-Lastwagen erobern die Strasse.

Kern AG: Clever verpackt ist das A und O in Zeiten des Online-Shoppings.

Green Business Award Der «Green Business Award» ist der bedeutendste Umweltpreis der Schweiz und prämiert jedes Jahr innovative Unternehmen, die ökonomischen Erfolg mit ökologischem Impact verbinden. Der Award wird am 22. September 2021 in Bern am «CE2 – Circular Economic Entrepreneurs» vergeben. Dies ist eine Plattform des Swiss Economic Forums. Getragen wird der Preis durch die Schweizerische Umweltstiftung sowie dem Verein «Go for Impact»; welcher u. a. das Bundesamt für Umwelt (BAFU), economiesuisse, Verband für nachhaltiges Wirtschaften (öbu), Pusch, scienceindustries, Swissmem, Swiss Textiles, die Schweizerische Umweltstiftung und WWF Schweiz vereint. www.greenbusinessaward.ch

www.forrersarah.ch Wingtra: Intelligente Flugdrohnen verringern den Ressourcenverbrauch.

Sarah Forrer ist freie Journalistin.

HEUTE SCHON WAS ERFUNDEN? Innovatoren, Designer und Entwicklerinnen treffen sich am Swiss Innovation Forum, 18. November 2021. Sei auch du mit dabei.

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Sustainability

18. September 2021

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Nachhaltige Geldflüsse in Entwicklungsländern Wie gelingt nachhaltiges Investieren in Entwicklungs- und Schwellenländern? Die Rolle der wirtschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit des SECO. MARIE-GABRIELLE INEICHEN-FLEISCH

Nachhaltige Investitionsanlagen sind stark im Trend. Sie sind weltweit über die letzten zwei Jahre um satte 15 Prozent auf 35,3 Trillionen Dollar gestiegen, in der Schweiz im letzten Jahr um rund 31 Prozent auf 1,52 Billionen Franken. Dies entspricht etwa einem Drittel der in der Schweiz verwalteten Vermögen.

Gut für Umwelt, Gesellschaft und Unternehmen Solche Anlagen berücksichtigen die drei Nachhaltigkeitsdimensionen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, die sogenannten ESG-Kriterien. Diese spielen für den langfristigen Erfolg von Unternehmen eine zentrale Rolle. So leistet etwa der Schutz der Biodiversität enorme, vermeintlich oft unsichtbare Dienstleistungen: Ein Hotel lebt dank der Tauchangebote zum nahe gelegenen Korallenriff. Die Textilindustrie braucht Wasser, die Landwirtschaft die Bestäubung durch Insekten. In diesem Zusammenhang hat das SECO die Methodologie ENCORE mitentwickelt. Diese hilft Banken, die Biodiversitätsrisiken zu verstehen und sie in Investitionsentscheide und Kreditvergaben einzuspeisen. Marktweit angewandte ESG-Kriterien sind auch im Finanzsektor wichtig. Sie internalisieren die damit verbundenen Kosten und Risiken und tragen so zu effizienten und stabilen Finanzmärkten bei.

Nachhaltiges und auf Wirkung fokussiertes Investieren in Entwicklungsländern ist ein integrales Ziel der wirtschaftlichen Entwicklungs­ zusammenarbeit des SECO. Nachhaltige Kapitalflüsse unterstützen Um die Situation von Menschen und Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern zu verbessern, ist eine nachhaltige Infrastruktur zentral. Diese ist ein wichtiger Faktor für ein Wirtschaftswachstum, das möglichst allen zugutekommt. Für die Infrastrukturfinanzierung braucht es langfristiges Kapital zu guten Konditionen. Öffentliche Gelder reichen dafür nicht aus. Deshalb soll der Privat- und insbesondere der Finanzsektor eine grössere Rolle spielen und mit Anleihen auf dem Kapitalmarkt solches Kapital bereitstellen. Wie aber kann der private Kapitalfluss aus OECD-Ländern über den Kapitalmarkt in nachhal-

tige Projekte in Entwicklungsländern gefördert werden? Bei der Emission von grünen Anleihen agierten zuerst multilaterale Entwicklungsbanken wie die Weltbank als Pioniere. Das SECO übt in der Weltbank eine Aufsichtsfunktion aus und stellt alternierend mit Polen einen Direktor im Verwaltungsrat. Später zogen kommerzielle Banken und Firmen nach. Zum Teil wurden sie von multilateralen Banken durch Risikokapital und technische Assistenz begünstigt. Ein Beispiel dafür ist der vom SECO unterstützte Emerging Green One Fund. Damit Private über den Kapitalmarkt in Nachhaltigkeit investieren, braucht es unter anderem glaubwürdige Labels. Anlegende sollen sicher sein, dass in ihren Finanzprodukten auch tatsächlich Nachhaltigkeit drinsteckt. Deshalb hat das SECO schon 2016 internationale Standards über die Climate Bonds Initiative unterstützt. Diese Standards informieren Investierende, was grün ist und was nicht. In Kolumbien und Peru hat sich das SECO zusammen mit der Interamerikanischen Entwicklungsbank für erste grüne Anleihen von lokalen Entwicklungsbanken eingesetzt. Zusammen mit der Finanzmarktaufsicht Kolumbiens hat es entsprechende Richtlinien entwickelt, die auf den internationalen Standards basieren. Diese analysieren Risiken und Opportunitäten für die Umwelt im lokalen Kontext: Für eine Windanlage braucht es beispielsweise formelle Landtitel, elektrische Busse sind sinnvoll für einen grünen Strommix.

Nachhaltige Wirkung nachweisen Einen Schritt weiter als Sustainable Finance geht Impact Investing. Dabei geht es um Anlagen, die neben einer finanziellen Rendite auch eine messbare gesellschaftliche und ökologische Wirkung erzielen sollen. Impact Investing stellt im globalen und im schweizerischen Finanzgeschäft noch eine Nische dar, in den letzten Jahren ist aber auch hier ein stark wachsender Trend zu beobachten. Die wirtschaftliche Entwicklungszusammenarbeit des SECO hat auch dank der bundeseigenen Entwicklungsfinanzierungsgesellschaft SIFEM eine Pionierrolle gespielt. Die Schweiz ist heute beim Impact Investing weltweit führend, ein Drittel aller entsprechenden Investitionen wird hierzulande verwaltet. Das wachsende Interesse zeigt sich auch in aktuellen Anlässen wie der Konferenz Building Bridges in Genf, dem NZZ Impact Finance Forum sowie in neuen Plattformen wie der vom SECO mit unterstützten Swiss Impact Finance Initiative.

Bestandteil der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit Die aktuelle Botschaft des Bundesrates zur internationalen Zusammenarbeit der Schweiz 2021–2024 sieht explizit ein Engagement der Schweiz im Bereich Impact Investing vor. Dazu gehören etwa zusätzliche Finanzen für messbare Entwicklungsresultate, ein starkes Ökosys-

Das SECO mobilisiert private Investitionen, um die UNO-Nachhaltigkeitsziele zu BLUE ORCHARD erreichen. tem von Akteuren im Bereich Impact Investing und eine Stärkung des Schweizer Standorts in diesem Bereich. Impact Investing spielt auch eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, private Mittel zu mobilisieren, um die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 zu finanzieren. In der Botschaft sind für die Aktivitäten des SECO rund 1,5 Milliarden Franken reserviert. Davon sind 364 Millionen Franken für klimarelevante Projekte vorgesehen. Zudem werden Überlegungen zum Klima systematisch in alle Projekte einbezogen. Mehr Informationen zur wirtschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit des SECO finden sich unter www.seco-cooperation.ch. Staatssekretärin Marie-Gabrielle IneichenFleisch ist Direktorin des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO.

Nachhaltigkeit geht durch den Magen Alternativen zu tierischen Produkten und das Vermeiden von Lebensmittelabfällen sind zentrale Aspekte nachhaltiger Ernährungssysteme

«Soziale Innovationen, Konsumveränderungen wie auch grundlegend neue Technologien sind für nachhaltigere Ernährungssysteme unerlässlich.»

ALEXANDER MATHYS UND BARBARA DUBACH

Die globale Nahrungsmittelnachfrage wird bis zum Jahr 2050 um bis zu 56 Prozent ansteigen. Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion haben schon heute grossen Einfluss auf die weltweite Ressourcennutzung und somit auch auf ökologische Nachhaltigkeit. Gleichzeitig führt eine schlechte Ernährung zu signifikanten gesundheitlichen Beeinträchtigungen und ernährungsbedingte Erkrankungen sind zudem global eine häufige Todesursache. Eine angemessene Ernährung sicherzustellen und gleichzeitig die Umweltbelastung so klein wie möglich zu halten, wird daher immer wichtiger. Ernährungssysteme weltweit müssen sich dieser Herausforderung stellen, um mehr Nachhaltigkeit in der Ernährung der Menschen zu erreichen. Im Rahmen des Nationalen Forschungsprogrammes «Nachhaltige Wirtschaft: ressourcenschonend, zukunftsfähig, innovativ» (NFP 73) hat unsere Forschungsgruppe für nachhaltige Lebensmittelverarbeitung an der ETH Zürich eine Nachhaltigkeitsbeurteilung globaler Ernährungssysteme durchgeführt. Sie kam zum Ergebnis, dass Alternativen zu tierischen Produkten und die Vermeidung von Lebensmittelabfällen zentrale Aspekte nachhaltiger Ernährungssysteme darstellen.

Welche Ernährung ist nachhaltiger? Einfach kein Fleisch mehr essen: das wäre zwar in vielen Bereichen für die Umwelt gut, aber eine vegetarische oder vegane Ernährung führt bei Menschen oft dazu, dass gewisse Mikronährstoffe fehlen (z.B. Vitamin B12) welche wir hauptsächlich über tierische Produkte zu uns nehmen. Solche Mikronährstoffe sind für eine ausgewogene Ernährung unerlässlich. Unsere Forschungsergebnisse zeigen für die Schweiz auf, dass eine Ernährung mit begrenzten Mengen an tierischen Le-

Prof. Dr.-Ing. Alexander Mathys, ETH Zürich

Nationale und globale politische Entscheidungsträger*innen sollten Schlüsselbereiche für die Verbesserung der Ernährungssysteme auf Basis ganzheitlicher Nachhaltigkeitsanalysen definieren und diese zugunsten der Gesundheit der Menschen und unseres Planeten priorisieren.

Eine Ernährung mit begrenzten Mengen an tierischen Lebensmittel verringert den ökologischen Fussabdruck um 36 Prozent.

bensmitteln gemäss den Empfehlungen der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung die nachhaltigste ist: Sie verringert den ökologischen Fussabdruck um 36%, die Ausgaben um 33% und die negativen Gesundheitsfolgen im Vergleich zum aktuellen Ernährungsstil um 2,67%. Vegetarier*innen und Veganer*innen können die fehlenden Mikronährstoffe mit Quellen aus Pflanzen, Einzellern und/oder Nahrungsergänzungsmitteln abdecken, wenn die Bioverfügbarkeit und Aufnahme gewährleistet werden kann. Eine signifikante Umstellung von

tierischen Produkten auf Lebensmittel, die auf Pflanzen und Einzellern wie Mikroalgen basieren, wäre in Ländern wie der Schweiz vorteilhaft.

Reduktion der globalen Lebensmittelverschwendung Angesichts begrenzter Ressourcen braucht es allerdings nicht nur nachhaltigere Ernährungsquellen, sondern auch eine Reduktion der globalen Lebensmittelverschwendung. Pro Jahr geht rund ein Drittel aller Lebensmittel

SHUTTERSTOCK

weltweit verloren oder wird vernichtet (1,3 Milliarden Tonnen weltweit und 2,6 Millionen Tonnen in der Schweiz ). Dies entspricht im Durchschnitt 65 kg pro Person und Jahr auf Konsumentenebene weltweit. Es braucht daher dringend innovative Ansätze, um Lebensmittelabfälle zu vermeiden oder zu verringern und aussortierte Lebensmittel weiterzuverwenden. Damit unsere Ernährungssysteme nachhaltiger gestaltet werden können, lauten die Empfehlungen:

Schweizer Konsumierende sollten mehr Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen, Kerne, Früchte und Gemüse essen, den Fleischkonsum auf ein gesundes Mass einschränken und signifikant weniger Lebensmittel wegwerfen.   Die Lebensmittelindustrie sollte entlang der gesamten Lieferketten auf ganzheitliche Nachhaltigkeit setzen. So könnten sie geschäftlich profitieren und gleichzeitig das Wohl der Gesellschaft fördern. Prof. Dr.-Ing. Alexander Mathys ist Assistenz­ professor (Tenure Track) für Nachhaltige Lebensmittelverarbeitung bei der ETH Zürich. Dr. Barbara Dubach ist Leiterin Wissenstransfer bei NFP 73 sowie Gründer und Geschäftsführerin bei engageability.



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