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Mittwoch, 10. November 2021

Verlagsbeilage

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Pfade der Tugend: Wie der Gebäudesektor die Klimaziele doch noch erreichen kann Die Umsetzung des Pariser Abkommens ist eine Herkulesaufgabe für Portfoliomanager und Eigentümer von Liegenschaften, auch in der Schweiz. Aktuell liegt die Modernisierungsrate viel zu tief. Absenkpfade in der CO2-Bilanz zeigen auf, welche Massnahmen uns weiterbringen. reichend abgedeckt werden kann, muss der Fokus inskünftig auf der S ­ anierung liegen. Als deren wichtigste Auslöser gelten zum einen Alter und Zustand der Liegenschaft mit der technischen Lebensdauer der Bauteile als Krite­ rium, aber auch die zuletzt sprunghaft gestiegenen Energiekosten. Zum anderen g ­eben veränderte gesellschaft­ liche Erwartungen, neue Nutzungs- und Komfortansprüche sowie Renditeüberlegungen zusätzlichen Schub. In aller Regel rentieren Sanierungen für die Eigentümer. Vor allem in den Städten und an guten Lagen gelten entsprechende Massnahmen aufgrund des oft erheblichen (Miet-) Preiserhöhungspotenzials als rentabel und lukrativ. Für die Berechnung der Erneuerungszyklen spielen Kosten und die Refinanzierung eine wichtige Rolle. Als Hürde für eine (vorgezogene) Erneuerung eines Gebäudes erweist sich bei der Kalkulation, dass die Bauteile in einem Gebäude unterschiedlich schnell altern. Während ein Teil der veralteten Bausubstanz zweifellos zu ersetzen ist, weisen andere Elemente durchaus noch Restwerte auf.

DAVID STROHM

Die nackten Zahlen sehen auf den ersten Blick ernüchternd aus: Mehr als ein Drittel des globalen Energie­ bedarfs und, je nach Berechnungsgrundlage, rund 40 Prozent der globalen CO2Emissionen entfallen auf den Bau und den Betrieb von Gebäuden. Auch wenn die Anteile in der Schweiz in den vergangenen Jahren schon kontinuierlich gesenkt werden konnten: Fakt ist, dass sich auch hierzulande nach wie vor mindestens ein Viertel aller Treibhausgasemissionen dem Immobiliensektor ­zurechnen lässt. Das Ziel «Netto-Null», das der Bundesrat bis zum Jahr 2050 vorgibt, wird nicht einfach zu erreichen sein. Dieses Datum könnte sogar angesichts der zunehmend alarmierenden Daten zum Klimawandel und dem i­nternationalen Druck schon bald vorverlegt werden. Das hat sich zwar an der am Freitag zu Ende gehenden Klimakonferenz in Schottland, COP26, noch nicht in neuen, konkreten Zielsetzungen manifestiert, aber doch bereits angedeutet.

Eine Milliarde Quadratmeter Die Dimension der nötigen Anstrengungen ist gewaltig. Etwa 2,8 Millionen Gebäude unterschiedlichen Alters stehen heute in der Schweiz, davon sind rund zwei Drittel Wohnbauten. Allein Einfamilienhäuser machen rund eine Million aus. Rechnet man alles zusammen, ergibt dies im Gebäudepark Schweiz eine Geschossfläche von über einer Milliarde Quadratmeter. Beheizt und oder klimatisiert wird davon drei Viertel, was einer Energiebezugsfläche von 770 Millionen Quadratmetern entspricht. Auch in Bezug auf die materiellen Dimensionen zeigt sich die Bedeutung des Sektors: So beträgt der Marktwert aller Bauten in der Schweiz laut einer groben Schätzung von Wüest Partner etwa 3500 Milliarden Franken, knapp 500 Milliarden Franken davon ent­ fallen auf Geschäftsliegenschaften, der Rest dient dem Wohnen. Die Summe aller Gebäudeversicherungswerte, bei der die Grundstücke nicht mitgerechnet sind, beträgt gut 2800 Milliarden Franken. Wem diese Gebäude gehören, muss ihnen zum Werterhalt Sorge tragen. Grob geschätzt werden pro Jahr etwa 80 Milliarden Franken für Neubauten und Erneuerungen locker gemacht. Mehr als 80 Prozent dieses Investitions­ volumens entfallen auf den Hochbau, wovon wiederum deutlich über 80 Prozent aus den Taschen der Privaten stammen. Weit über die Hälfte der Summe machen Neubauten aus. Doch ein Teil dieses (privaten) Geldes, geschätzte 10 bis 11 Milliarden Franken pro Jahr, fliesst auch in Instandhaltungen und

Impressum NZZ Real Estate ist eine Verlagsbeilage der NZZ. Inhalt realisiert durch NZZ Connect. Verlagsbeilagen werden nicht von der Redaktion produziert, sondern von unserem Dienstleister für journalistisches Storytelling: NZZ Content Creation.

Projektmanagement NZZ Connect: Madeleine Nufer (Gesamtverantwortung); NZZ Content Creation: Norman Bandi (Inhalt) und Sara Sparascio (Layout); Kontakt: NZZ Connect, C.F.L. Lohnerstrasse 24, 3645 Gwatt (Thun), connect@nzz.ch. realestate.nzz.ch

Fokus Optimierung

Sanierungen und Optimierungen beim Betrieb eines Gebäudes zahlen sich in der Regel für die Eigentümer aus.

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I­ nstandsetzungen des Gebäudeparks – und trägt dort zum Erreichen der eingangs erwähnten Klimaziele bei.

Und was können Portfoliomanager und Eigentümer von Liegenschaften dafür tun?

Staatliche Anreize

Energieeffizienz im Neubau

Der gleichen Absicht dient auch das Gebäudeprogramm, das seit 2010 vom Bund vorangetrieben wird. Mit ihm werden Mittel für bauliche ­Massnahmen bereitgestellt, um Liegenschaften energetisch zu optimieren und zu modernisieren. Das Förderprogramm, aus dem jährlich mehrere hundert Millionen Franken fliessen, wird über teilweise zweckgebundene Mittel aus der CO2-Abgabe finanziert. Hinzu kommen ­kantonale Beiträge. Doch auch diese staatlichen ­Anreize vermögen der Gebäudeerneuerung nicht das nötige Tempo zu ­verleihen und die Sanierungsrate von derzeit unter einem Prozent auf die nötigen zwei oder besser noch drei Prozent anzuheben. Mit der aktuellen Sanierungsrate werde der Gebäudebestand erst in 80 bis 100 Jahren klimaneutral sein, warnen Kritiker. Wie aber lässt sich die zu tiefe Erneuerungsrate an­heben?

Absenkpfade in der CO2-Bilanz, wie sie inzwischen von vielen grösseren Immobiliengesellschaften oder Portfolioverantwortlichen institutioneller ­Eigentümer definiert worden sind, zeigen auf, welche Massnahmen den Sektor weiterbringen. Bei den N ­ eubauten ist mittlerweile ein hohes Mass an Energieeffizienz unumgänglich. Projekte müssen zumindest einem der ­etablierten Nachhaltigkeitslabels und -standards genügen. Zu nennen sind hier Minergie, Minergie-P oder SNBS aus der Schweiz, die international gängigen Label Breeam, DGNB oder Leed sowie firmenspezifische wie Greenproperty, das die Credit Suisse anwendet. Da aber im Neubau die im Bauprozess und in den Baustoffen enthaltene sogenannte graue Energie ebenfalls in die CO2-Bilanz einfliessen müsste und mit Ersatzneubauten das weitaus grössere Feld der Bestandsbauten nur unzu-

Platinpartner

Das Ziel «Netto-Null», das der Bundesrat bis zum Jahr 2050 vorgibt, wird nicht einfach zu erreichen sein.

Goldpartner

Neben Neubau und Sanierung ist als dritter Pfeiler der Absenkmassnahmen die Betriebsoptimierung zu nennen. Sie ist vergleichsweise einfach umzusetzen und kann doch erhebliche Wirkung ­entfalten. Vom Energiemanagement für Geräte, Beleuchtung und Haustechnik, über den Einsatz von Photovoltaik zur Wärme- oder Eigenstromerzeugung bis hin zum Ersatz fossiler Heizsysteme stehen zahlreiche Optionen zur Verfügung. Es fehlt also nicht am Wissen um die Möglichkeiten, den schweizerischen Gebäudepark schneller zu erneuern als bisher. Der Immobiliensektor wird in den kommenden Jahren seine Emissionen um weit mehr als die bisher im Raum stehenden und auch schon anspruchsvollen 55 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 verringern müssen, um dem Absenkpfad gemäss dem ZweiGrad-Ziel folgen zu können. Ohne den sprichwörtlichen Ruck, den sich die Verantwortlichen geben müssen, wird es nicht gehen, sollen die Ziele von Paris tatsächlich in erreichbare Nähe rücken. Werden die verkündeten Pfade und die teuer bezahlten Zertifikate nicht nur zur Verbesserung des eigenen Markenimages eingesetzt, sondern tatsächlich und überprüfbar umgesetzt, helfen die damit ­verbundenen Massnahmen, den Beitrag des Immo­ biliensektors zu leisten. David Strohm ist Wirtschaftsredaktor bei der «NZZ am Sonntag» und Senior Advisor für NZZ Connect.


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Die grosse Verpuffung Mit Milliardensummen aus Abgaben wollen Politik und Ämter das Klima nachhaltig verbessern. Ans Energiesparen wird selten gedacht. Alle wollen nur viel mehr, aber alternative Energie. BEAT KAPPELER

Beispiele beweisen nichts, sagen aber mehr als ­tausend Worte: Kurz nach dem Unfall im Stromkraftwerk Fukushima fiel meine Heizung aus, ich ­installierte eine höchst ölsparende neue, wollte aber den Boiler an den Strom anhängen. Aber nein, vom Kanton verboten, weil Strom jetzt das Schlimmste war. Nun wirft jedes Duschen den ganzen Sommer die Ölheizung an. Nicht gerade dekarbonisiert … Seither hat der Wind gedreht, und mein Dieselöl ist das Schlimmste. Mehrere tausend Einwohner meiner Gemeinde werden künftig mit einer strom­ betriebenen Wärmepumpe aus dem Wohlensee nicht nur duschen, sondern auch beheizt werden. Strom ist das Beste. Vom Beispiel zur Erkenntnis: Wenn Politiker selbst die Energietechnik auswählen, kommt kaum mehr heraus als Tagespolitik. Jedenfalls nicht Nachhaltigkeit auf Jahrzehnte hinaus. Der Hang der Politiker und Ämter, bei der Technikwahl selbst und im Detail einzugreifen, machte auch das edle Ziel der Dekarbonisierung im abgelehnten CO2-Gesetz schummrig, unkenntlich. Denn die Politiker setzten nicht auf eine einfache Verbrauchslenkung, sondern sie wollten Flugtickets besteuern, Grenzwerte weiterführen und vor allem einen Riesentopf aus den Abgaben einrichten, der ihnen freie Hand gegeben hätte, jährlich eine Milliarde zu verteilen – an irgendwelche Projekte, an Isolationen, an Karbonsenken im Ausland. Das Volk sah diesen Blanko­ check nicht gerne. Und viele Hausbesitzer ahnten, was mein Beispiel aufzeigte, dass Ämter und Politiker sich bis hinein in die Heizkeller einmischten.

Gewisse Interessen bedient Wenige beachten in der Schweiz ausserdem, dass mit den Treibstoffzöllen heute schon Milliardentöpfe aufgesetzt werden, um Autobahnen und teils auch die Bahn auszubauen. Diese vermeintlich grünen Treibstoffbelastungen dienen also direkt der Förderung und Verbilligung der allgemeinen Mobilität! Verständlicherweise können die Behörden ­immer weniger den Eindruck vermeiden, die Klima­ziele, die Dekarbonisierung rechtfertigten ziemlich wahllos aneinander gereihte Ausgabenpakete, die gewisse Interessen bedienen – immer natürlich schwer zu bekämpfen, da gut gemeint.

Zertifikatspflicht für alle Der Handel mit Emimssionszertifikaten wird von Experten (siehe Kasten) meist für das effizienteste Mittel der Dekarbonisierung gehalten. Heute sind in der Schweiz nur gerade industrielle Gross­emittenten zu deren Kauf verpflichtet. Sänke aber in der mit vielen Mitteln operierenden E ­ ­ nergiestrategie – Grenzwerte, Technikvorschriften, subventionierte Isolationen, Alternativquellen – der Verbrauch, ­würden die Zertifikate billiger. Man nennt dies den «rebound». Was an einem Ort gewonnen wird, verpufft am andern Ort. Daher soll die Dekarbonisierung – behutsam, bitte – mit Zertifikatspflicht für alle angegangen werden, und mit nichts anderem. Also mit Zertifikaten, die nach Schädlichkeit gewichtet sind,

Vollends beim Strom – jenseits der direkten Dekarbonisierung – zeigt sich die Scheu vor dem Einsparen deutlich. für Autos, SBB, Kühe, Flüge, Heizung, Industrie, ­methanblubbernde Stauseen, Deponien. Die Erträge sollen dann, wie schüchtern im CO2-­Gesetz vorgesehen, jedoch voll an die Bürger und die ­Industrie rückverteilt werden. Keine den Politikern frei zustehenden Töpfe werden so gefüllt. Die ­relativen Preise der Energieverbrauchsarten ändern sich, lenken sie, aber der Staatsanteil steigt nicht.

Mit Abfällen heizen Nun aber kann die Politik dennoch ihren Beitrag mit gezieltem Zugriff leisten. Denn fossile Energie lässt sich auch auf andere Weise sparen; mit den ­Infrastrukturen. Den Landverschleiss soll verdichtetes Bauen senken, sogar rückbauen. Schulhäuser kommen oft nur als Pavillons daher, die vier Ebenen meiner Sekundarschule – in einem Barock­ gebäude ohne Lift – waren sparender. Strassen muss man gar nicht verbreitern, man muss keine neuen bauen, der Stau rationiert den Verkehrsfluss der ­Unvernünftigen völlig demokratisch. Und ­warum den Privathäusern und den öffentlichen Bauten ­Garagen, Parkplätze vorschreiben? Oder dies: Mit den vertunnelten Schnellbahn­ strecken kann ein Zürcher in Lugano oder Mailand zu Mittag essen, spazieren, Museen besuchen und am Abend zuhause am Kamin sitzen. War das die Milliarden wert? Eine weiteres Feld des Sparens sind gute Abfallverwertungen. Die neue Anlage in Bern bringt aus Abfall, Holzresten und Gas ein Drittel des städtischen Stromverbrauchs auf und heizt damit ganze Quartiere.

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Strom für noch mehr Luxus Meine Heizung halte ich im Winter bei 20 Grad, ­breche aber überall in Schweiss aus, in Museen, Restaurants, Kirchen, Versammlungen, Bahnen, ­ ­Läden, weil ich an den Superwärmekomfort nicht gewohnt bin. Also könnten alle diese Räume eine Tafel aushängen: Hier wird wenig geheizt. Welch echtes Öko-Label! Welche Volksgesundheit! Ich könnte noch mit meinem Alter punkten – als Kinder zogen wir uns in den 1950er Jahren im holzgeheizten Büro des Vaters um, fassten die Bett­ flasche – bei der Grossmutter den heissen Kirschsteinsack aus dem Ofenrohr – und rannten in die kalten Schlafzimmer. Das ist nicht nur Romantik von früher, sondern mit Klimazertifikaten einerseits und individueller Heizverbrauchsmessung andererseits können wir dies wieder pflegen. Den Energieverbrauch wirklich zu senken, wird selten ins Auge gefasst. Alle wollen nur viel mehr, aber alternative Energie. Man darf nochmals zurück fragen: Ist das die Milliarden wert? Vollends beim Strom – jenseits der direkten Dekarbonisierung – zeigt sich die Scheu vor dem Einsparen deutlich. Auf alle Arten wird mehr Strom aus neuen Quellen erzeugt; mit vielen Kosten auch da. Aber ich schätze, dass aller hier erzeugte Strom aus Sonne und Wind seit 2000 einfach in die unzähligen Rolltreppen (jede braucht so viel wie zehn Haushalte) und in die bald zum Standard gehörenden Klimaanlagen fliesst. Nichts gewonnen, nur mehr Luxus. Beat Kappeler ist Ökonom, Autor und Kolumnist.

Wenn Politiker selbst die Energietechnik auswählen, kommt kaum mehr heraus als Tagespolitik.

Emissionshandelssystem «Die EU-Klimaziele können am effektivsten und am effizientesten durch ein Emissionshandelssystem erreicht werden», sagt cep-Experte Martin Menner. «Das gilt grundsätzlich auch für den Verkehrssektor. Ein Emissionshandelssystem sollte dann aber auch zum Hauptinstrument der CO2-Reduktion im Strassenverkehr werden.» Das cep ist das Centrum für ­europäische Politik in Freiburg im Breisgau – unabhängig, skeptisch, frei zugänglich im Internet.

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Mehr Transparenz dank Regulierung Der Markt für Finanzanlagen nach ESG-Kriterien boomt. Wie «grün» diese tatsächlich sind, müssen Banken und Asset Manager nun deutlicher aufzeigen. staltung nachhaltiger ­Anlagen gefordert. Die EU-Offenlegungsverordnung (Sustainable Finance Disclosure Regulation, SFDR), die sowohl auf Unternehmensals auch auf Produktebene Anwendung findet, soll Aufschluss geben, was als nachhaltige Aktivität beziehungsweise Finanzanlage gilt.

ANDREAS WIENCKE

Anlagen, welche die Kriterien «Environmental, Social, Governance» (ESG) berücksichtigen, entsprechen mehr denn je dem Zeitgeist. Gemäss Swiss Sustainable Finance (SSF) waren hierzulande im Jahr 2020 über 1500 Milliarden Franken in nachhaltige Finanzanlagen investiert. Das entspricht einem Plus von circa 30 Prozent gegenüber 2019, im Vergleich zu 2015 sogar von knapp 1000 Prozent. Zukünftig müssen solche Anlagen den zunehmenden Transparenz- und Offen­ legungspflichten gerecht werden. Dass der Finanzsektor ein entscheidender Erfolgsfaktor für eine nachhaltige Entwicklung ist, bestätigt der Bundesrat mit seinen Leitlinien zur Positionierung des Schweizer Finanzplatzes als führender Standort für nachhaltige ­Finanzdienstleistungen. Um die P ­ ariser Klimaschutzziele zu erreichen, ­ sollen Kapitalströme von privaten und in­ stitutionellen Anlegern in nachhaltige ­Finanzanlagen fliessen.

Nachhaltige Immobilien Banken und Asset Manager positionieren sich mit der ESG-Integration sowohl in bestehenden Anlagen als auch mit neuen, innovativen Produkten, die bereits heute klimaneutral sind und das Angebot an nachhaltigen Finanzan­ lagen erweitern. So können nachhaltige Unternehmen, nachhaltige Projekte oder nachhaltige Immobilien finanziert

Risiken ausweisen

Mithilfe von Finanzanlagen konkrete Klimaziele voranzutreiben, bietet sich insbesondere im Immobiliensektor an. werden, die einen Beitrag zu ambitionierten Klimaschutz- und Nachhaltigkeitszielen leisten. Mithilfe von Finanzanlagen konkrete Klimaziele und damit eine aktive Dekarbonisierung voranzutreiben, bietet sich besonders im Immo­ biliensektor an. Dieser ist für einen Grossteil der ­CO2-Emissionen verantwortlich. Wie «grün» ESG-Finanzanlagen tatsächlich sind, müssen Banken

ADOBE STOCK

und Asset Manager nun deutlicher aufzeigen. Die EU-Kommission etabliert mit ihrem Aktionsplan für ein nachhaltiges Finanzwesen ein umfangreiches Rahmenwerk. Mit ihrer EU-Taxonomie gibt sie zum ersten Mal ein einheitliches Klassifizierungssystem für nachhaltige Anlagen vor. Vor allem werden mehr Transparenz und Offenlegung bei der Ausge-

Der Finanzsektor ist aufgerufen, Nachhaltigkeitsrisiken im Rahmen der Berichterstattung auszuweisen. Dabei geht es um Risiken, die negative Auswirkungen auf den Wert einer Anlage haben könnten. Hierzu zählen die Folgen des Klimawandels, die für Finanzinstitute beziehungsweise Finanzanlagen bedeutende finanzielle Risiken haben k ­ önnen. Die eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA verpflichtet Finanzinstitute seit Juli 2021, qualitative und quantitative Angaben zu klimabezogenen Finanzrisiken zu machen. Sie lehnt ihre Offenlegungspflichten an die Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) an und schafft damit eine international kompatible Offenlegung. Darüber hinaus werden Nachhaltigkeitsrisiken betrachtet, die ausgehend vom Finanzprodukt potenziell negative Auswirkungen auf ESG-Faktoren haben könnten. Immobilienanlagen werden zukünftig nicht nur den Energieverbrauch, die CO2-Emissionen und weitere ESG-Kriterien ausweisen, sondern auch poten-

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zielle Klimafolgeschäden ermitteln und Anlegern transparent offenlegen. Die Folgen von sogenannten physischen Klimarisiken werden immer sicht­barer. Extremwetterereignisse nehmen in ihrer Häufigkeit und Intensität zu und sind mit erheblichen Risiken für die Gesellschaft und die Wertbeständigkeit von Liegenschaften und anderen Anlagen verbunden. Eine Herausforderung, die eine hochwertige Datengrundlage ­voraussetzt. Wie schnell der Transformationsprozess gelingt, wird von der zunehmenden Digitalisierung der ESGKriterien mitbestimmt.

Unsicherheit vermeiden Ziel der zunehmenden regulatorischen Anforderungen ist, mehr Transparenz und Vergleichbarkeit von nachhaltigen Finanzanlagen zu schaffen. Es gilt, Anleger transparent zu informieren, indem die nachhaltigen Eigenschaften von Finanzprodukten offengelegt werden. Gleichzeitig finden ESG-Kriterien Einzug in das Risikomanagement von Banken und Asset Managern. Unsicherheit über ­Risiken und Wertbeständigkeit von nachhaltigen Finanzanlagen sollten durch ­rasches Handeln auf global vernetzten Finanzmärkten vermieden werden. credit-suisse.com/am/esg Andreas Wiencke ist Leiter ESG-Solutions bei Credit Suisse Asset Management Global Real Estate.

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Nachhaltige Immobilien

Gesellschaftliche Bedürfnisse verändern Architektur

Wohnungen und Logistikflächen begehrt, Angebot jedoch begrenzt

Keine Nachhaltigkeit ohne Transparenz

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Ein klimaneutrales Portfolio Immobilien werden durch das Konzept der Kreislaufwirtschaft auf lange Sicht zu Materialdepots mit finanziellem Wert. Gefragt ist ein neues Denken. Kreislaufwirtschaft beschränkt sich jedoch nicht nur auf technische und ökologische Kreisläufe. Der Klimawandel erfordert weiter auch eine tiefgreifende Transformation des aktuell linearen Wirtschaftssystems. Für Swiss Prime Site bedeutet dies, dass das bestehende Geschäftsmodell mit neuen innovativen Methoden, kreislauforientierten Prozessen und neuen Kooperation weiterentwickelt wird. Der Schlüssel liegt in einer neuen Denkhaltung, die sich in den Unternehmenswerten und der Unternehmens­ kultur widerspiegelt. Dazu sind eine kontinuierliche Sensibilisierung, Wissensvermittlung sowie die Stärkung der Bestellerkompetenz notwendig.

MARTIN PFENNINGER

In verschiedenen Bereichen haben wir die Belastbarkeitsgrenzen der Erde bereits überschritten. Der Klimawandel – und die damit zusammenhängende Forderung zur Dekarbonisierung – ist eine der grössten globalen Herausforderungen unserer Zeit. Die Verantwortung von uns als Gesellschaft könnte facettenreicher nicht sein. Gleichzeitig fördert diese Situation ein neues, generationenübergreifendes Bewusstsein und schafft ein globales Zusammengehörigkeitsgefühl in einer volatilen, von Unsicherheit geprägten komplexen Welt. Swiss Prime Site hat die Dekarbonisierung als strategisch wichtiges Thema erkannt und als Teil der Unternehmensstrategie adressiert.

Die Zukunft gestalten

Vielseitige Strategie Voraussetzung für die Dekarbonisierung im Immobilienportfolio ist die Transparenz bezüglich des Treibhausgas-­ Fussabdrucks, der gemäss «Umweltatlas Lieferketten Schweiz» zu rund 68 Prozent in der Nutzungsphase anfällt (BAFU, 2020). Das bei Swiss Prime Site implementierte Energie- und CO2-Monitoring im Betrieb bildete die Basis für den im Jahr 2019 entwickelten CO2-Absenkpfad. Die damit geschaffene Kenntnis zur zukünftigen Entwicklung der Emissionen ist Grundlage für die Zielsetzung eines klimaneutralen Betriebs bis 2040. Und sie dient gleichzeitig als Kontrollinstrument. So klar das Ziel, so vielschichtig die dazu erforderliche Strategie. Der Fokus liegt dabei auf der Reduktion der direkt

Totalsanierung an der Müllerstrasse in Zürich – im Sinne der Kreislaufwirtschaft umgesetzt. beeinflussbaren Emissionen in der Nutzungsphase «Operational Carbon», der Weiterentwicklung des Absenkpfads in Richtung Klimaneutralität und dessen Operationalisierung. Dazu gilt es Instrumente und Prozesse zu implementieren, welche die erneuerbare Energieversorgung und -produktion sicherstellen. Neben der CO2-Reduktion innerhalb der eigenen Wertschöpfungskette dürfen die indirekten Emissionen in der Lieferkette – rund 30 Prozent aus Rohstoffgewinnung und durch Zulieferer (BAFU, 2020) – sowie im Materialkreis-

lauf nicht ausser Acht gelassen werden. Es gilt, die im Betrieb erreichte Transparenz auch in der Lieferkette und der im Gebäudepark enthaltenen Emissionen «Embodied Carbon» zu schaffen. Damit können auch in diesem Bereich eine Zieldefinition und Reduktionsstrategie entwickelt werden.

Neue Geschäftsmodelle Swiss Prime Site ist überzeugt, dass Gebäude durch das Konzept der Kreislaufwirtschaft langfristig zu Material-

PD

depots mit finanziellem Wert werden. Damit kann ein massgeblicher Beitrag zur Reduktion des Abfallaufkommens in der Schweiz geleistet werden, wovon 84 Prozent alleine aus der Bauindustrie stammen. Dazu gilt es, technische und biologische Kreisläufe bereits in der Planungsphase zu integrieren und die entsprechenden Informationen zu Materialien verfügbar zu machen. Bei Projekten wie zum Beispiel an der Müllerstrasse in Zürich setzt Swiss Prime Site die Ansätze zur Kreislaufwirtschaft praktisch um.

Albert Einstein hat es auf den Punkt gebracht: «Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.» Wir alle müssen etablierte Grenzen und lineare Systeme hinterfragen und mutig mit praktischen Beispielen in der Transformation vorangehen. Swiss Prime Site nimmt ihre unternehmerische Verantwortung wahr, fördert Innovationen und nutzt insbesondere die Chancen, die mit der erforderlichen Transformation verbunden sind. QR-Code scannen und mehr über Swiss Prime Site erfahren.

Martin Pfenninger ist Head Group Sustain­ ability & Innovation bei Swiss Prime Site.

Zukunftsweisende Immobilien: Vom Projekt zum Produkt Die Real-Estate-Branche befindet sich in einem Transformationsprozess. Neu steht die Interaktion zwischen Mensch und gebauter Welt im Zentrum. Sie etabliert sich zunehmend als klares Differenzierungsmerkmal. SEVERIN BOSER

Viele Branchen haben sich in den letzten Jahren grundlegend verändert. Produktions-, Vertriebs- und Verkaufskanäle befinden sich im Wandel und damit auch die Erwartungen und das Verhalten der Kunden. Unternehmen reagieren mit der Optimierung der digitalen Prozesse und der Transformation ihrer Businessmodelle. Entscheidende Erfolgsfaktoren sind Kundennähe, Anpassungsfähigkeit und Geschwindigkeit. Für die eher träge Immobilienindus­ trie erfordert dies einen Paradigmenwechsel und ein radikales Umdenken. Das ­Beratungsunternehmen McKinsey geht davon aus, dass Immobilienunternehmen bis in zehn Jahren nicht mehr «nur» Gebäude errichten, sondern vielmehr dazu übergehen, auf den Menschen als Nutzer der Gebäude zu fokussieren und ihn mit entsprechenden Produktund Dienstleistungen zu versorgen. Kundenzentrierung gilt als entscheidender Wettbewerbsvorteil in gesättigten und hoch kompetitiven Märkten. Dem wird sich auch die Real-EstateBranche nicht entziehen können. Die Interaktion zwischen Mensch und gebauter Welt etabliert sich zunehmend als klares Differenzierungsmerkmal.

Ganzheitliche Sicht Der Transformationsprozess führt dazu, dass Immobilien als umfassendes und integriertes Leistungsangebot betrach-

tet werden müssen. Der Nutzwert einer Immobilie in der Betriebsphase rückt ins Zentrum der Wirtschaftlichkeit und der Entwicklung. Projektorganisationen und Prozesse müssen fundamental und konsequent umgestaltet werden: Statt singulären Projektaktivitäten ist ein umfassendes Product-Life-Cycle-Management gefragt – also ein Shift vom Projekt zum Produkt. Implenia gestaltet Immobilienprodukte, die Wert schaffen in den Dimensionen «Raum» beziehungsweise «Fläche», «Services» und «Marke». Leistungen resultieren nebst dem Standort aus der physischen Struktur der Immobilie, aus datengestützten und auf die Bedürfnisse von Investoren, Betreibern und Nutzern optimierten Dienstleistungen sowie aus dem immateriellen Wert der Produktmarke. Begriffe wie CX/UX, PDfMA und MMC sind mit Immobilienprodukten logisch verknüpft. Das Kunden- beziehungsweise Nutzererlebnis (CX/UX) prägt das Angebotsprofil in der Entwicklungsphase, während «Platform Design for Manufacturing & Assembly» (PDfMA) die Planungsphase bestimmt. Die weitestgehend industrielle Produktion, sprich «Modern Methods of Con­ struction» (MMC), ist die logische Konsequenz des neuen, skalierbaren Produktansatzes. Auf den Markt kommt das Produkt mit einem massgeschneiderten Servicekonzept und integrierter Technologie, die ein fortlaufendes Tracking und Reporting der Nutzungs- und

Gebäudedaten und damit eine kontinuierliche Verbesserung der Immobilienprodukte über mehrere Versionen und in ­jeder Phase der Nutzung erlaubt. Aus wirtschaftlicher Perspektive ist ein Immobilienprodukt eine vielversprechende Investmentoption. Zu den Vorteilen gehören etwa ein überragendes Preis-Leistungs-Verhältnis, eine höhere Zukunftssicherheit und ein ­ besserer Markt-Fit, eine grössere Kosten-, Planungs- und Qualitätssicherheit, Transparenz sowie die Konformität mit ESG-Kriterien. Investoren haben ausserdem die Möglichkeit, die Immobilienprodukte individuell zu konfigurieren.

Langfristiges Wachstum Mit der Entwicklung von Immobilien­ produkten erweitert Implenia sein Leistungsportfolio und stärkt die strategische Positionierung als integrierter Immobilien- und Baudienstleister. Damit will das Unternehmen den sozialen, wirtschaftlichen und politischen Anforderungen verantwortungsvoll begegnen. Die Weichen für das Businessmodell der «Produktisierung» sind gestellt: Ein internationales Team hat in der ersten Jahreshälfte die tiefgreifende Transformation der Prozessarchitektur in Zusammenarbeit mit Porsche Consulting erarbeitet und implementiert. Die digitalen Strukturen für «Kit of Parts» und «Plattformen» sind aufgebaut und die

Der Ansatz von Implenia bietet spannende Möglichkeiten für zukunftsorientierte und clevere Investoren. Fähigkeiten für deren Konfiguration vorhanden. Die spezialisierte Unit «Real Estate Products» interagiert innerhalb eines internationalen Ökosystems aus den Bereichen Investment, Technologie und Produktion, aber auch Lehre und Forschung. Sie bündelt ausserdem verschiedene Kompetenzen innerhalb der Gruppe, darunter Hochbau und Holzbau, um die gesamte Palette an Lösungen und konzentrierter Expertise auf den Markt zu bringen.

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Der innovative Ansatz von I­ mplenia, Immobilien nicht als singuläre Ent­ wicklungs- oder Bauprojekte, sondern als systematisierte, skalier- und konfigurierbare Produkte zu denken, ist ein strategischer Vorstoss in Richtung Wachstum und Profitabilität. Er bietet spannende Möglichkeiten für zukunftsorientierte und clevere Investoren. Severin Boser MRICS ist Head Real Estate Products bei Implenia.


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«Die Dekarbonisierung ist eine Chance für die Baubranche» Jan Jenisch, CEO von Holcim, befürwortet das Ziel einer CO2-freien Wirtschaft. Sein Unternehmen will er zu einem Vorreiter dieser Transformation machen. Kohlenstoffarmes Bauen in grossem Massstab sei «der einzige Weg in die Zukunft», betont er im Interview. mehr bauen kann. Ein Beispiel dafür ist der 3D-Betondruck. Drittens sehen wir die Kreislaufwirtschaft als wichtiges Element, beispielsweise für das Recycling von Bauschutt für neue Produkte. Viertens werden Technologien der neuen Generation wie Carbon Capture, Utilization and Storage (CCUS) den CO2-Fussabdruck deutlich verkleinern. Aktuell haben wir bereits über 30 sogenannte CCUS-Projekte, die wir mit Partnern weiter vorantreiben.

«Wir alle müssen unseren Teil dazu beitragen, das Netto-Null-Ziel zu erreichen.»

Können Sie zwei, drei konkrete Beispiele für solche Projekte beschrieben? Ein wichtiges Projekt ist «Westküste 100»: Wir wandeln hier wir zusammen mit zehn Partner CO2 aus unserem Werk in Lägerdorf in Deutschland mit grünem Wasserstoff in einen synthetischen Kraftstoff für die Flugindustrie um. Ein weiteres spannendes CCUS-Projekt ist in Spanien: Im sogenannten ECCO2-LH-Projekt wird CO2 aus den Rauchgasen der Anlage in C ­ arboneras abgeschieden und für die landwirtschaftliche Nutzung zur ­Beschleunigung der Pflanzenproduktion verwendet. Die Effizienz der Landwirtschaft erhöht sich, da der Wasserund Bodenverbrauch pro Kilogramm Gemüseproduktion bei diesem Verfahren gesenkt wird.

Jan Jenisch, CEO von Holcim: «Seit 1990 haben wir unseren CO2-Fussabdruck pro Tonne zementgebundenes Material um 28 Prozent gesenkt.» Der Bundesrat möchte die Schweiz bis 2050 zu einem Null-Emissionsland machen. Finden Sie das richtig? Absolut! Die Bemühungen zu einer Netto-Null-Zukunft müssen alle Stake­ h older voranbringen, sowohl Staaten als auch Unternehmen. Nur gemeinsam können wir dieses Ziel erreichen. Gerade in Kreisen von Klimaschützern macht sich Ungeduld breit, weil man diesen zeitlichen Horizont als w ­ enig ambitioniert empfindet. Könnte es nicht auch schneller gehen? Das Netto-Null-Ziel zu erreichen, ist ein komplexer, aber wichtiger Prozess. Gerade wenn die Komplexität hoch ist, halten wir bei unseren Plänen stets drei Prinzipien ein. Erstens: Die Ziele müssen messbar sein, denn was gemessen wird, wird auch umgesetzt. Zweitens: Die Ziele müssen wissenschaftlich begründet sein und von einer glaubwürdigen dritten Partei – in unserem Fall der Science-Based Targets Initiative – validiert werden. Damit stellen wir sicher, dass wir wirklich etwas bewirken. Drittens: Wir haben eine Transparenz- und Rechenschaftspflicht gegenüber unseren Aktionären und Anspruchsgruppen, die wir über unseren Weg zu informieren und so auf dem Laufenden zu halten haben. Stellt dieses Netto-Null-Ziel nicht eine Bedrohung für die Baubranche dar? Bauen produziert doch direkt und ­indirekt viele Emissionen? Die Dekarbonisierung ist eine Chance für die Baubranche Wir sehen deshalb Nachhaltigkeit als positive Zielgrösse. Wir waren die ersten in unserem Sektor, die vor einem Jahr eine Netto-Null-Verpflichtung eingegangen sind, die klare, wissenschaftlich fundierte Ziele für das nächste Jahrzehnt beinhaltet. Wir glauben, dass kohlenstoffarmes Bauen in grossem Massstab nicht nur möglich, sondern auch der einzige Weg in die Zukunft ist. Und indem wir diesen Wandel an-

führen, sind wir am besten in der Lage, unsere Kunden zu unterstützen und unser Geschäft langfristig auszubauen. Sind ihre Kunden denn am Thema Nachhaltigkeit interessiert? Verschlechtert dieses nicht die Renditen auf ihren Investments? Die Kunden sind sehr an Nachhaltigkeit interessiert, und die Nachfrage nach unseren grünen Produkten ist weltweit bereits hoch. Wir gehen ­davon aus, dass Bauprojekte in der Zukunft standardmässig nachhaltige Kriterien erfüllen müssen. Gerade die Herstellung von Zement benötigt viel Energie. Muss die Welt lernen, weniger Beton zu verbauen? Wir sind davon überzeugt, dass Beton das Baumaterial für eine ­ ­wachsende, urbanisierte Welt ist. Kein anderes Material kann mit seinen ­ Leistungsmerkmalen mithalten. Er ist ­widerstandsfähig, langlebig, feuer- und erdbebensicher und schützt unsere Städte und ­ Infrastrukturen vor Naturkatastrophen. Beton ist vielseitig, erschwinglich, isolierend und überall verfügbar. Er ist unbegrenzt wieder­ verwertbar und absorbiert auf natür­ liche Weise CO2, wobei er während ­seiner Lebensdauer bis zu 25 Prozent seines Kohlenstoff-Fussabdrucks wieder aufnimmt. Aus all diesen Gründen ist Beton das ideale nachhaltige Baumaterial für die Zukunft. Nimmt denn die Verwendung von B ­ eton eher zu oder ab? Verläuft diese Entwicklung in der Schweiz anders als im ­Ausland? Die Nachfrage nach Beton wird weiter stark zunehmen, getrieben durch das weltweite Bevölkerungswachstum und die Urbanisierung. Ein paar Zahlen dazu: Die Weltbevölkerung wird von heute acht Milliarden auf etwa zehn Milliarden im Jahr 2050 anwachsen. Derzeit leben vier Milliarden Menschen in Städten, diese Zahl wird bis 2050 auf 6,5 Milliarden anwachsen.

PD

Zur Person Jan Jenisch (Jahrgang 1966) ist seit September 2017 CEO von Holcim (vormals LafargeHolcim). Dieses Jahr wurde er zudem in den Verwaltungsrat des Unter­ nehmens mit rund 70’000 Mitarbeitenden gewählt. Die Gruppe mit den ­Marken Holcim und Lafarge gehört zu den grössten Baustoffproduzenten der Welt und hat ihren Hauptsitz in Zug. Der Firmenname Holcim leitet sich aus der früheren ­Unternehmensbezeichnung Holderbank – nach dem gleich­namigen Solothurner Ort – und vom französischen Wort «ciments» für Zement ab. Schon heute haben 1,6 Milliarden Menschen keinen angemessenen Wohnraum und keine sanitären Einrichtungen, und wir erwarten, dass sich diese Zahl bis 2030 auf über drei Milliarden Menschen verdoppeln wird. 60 Prozent der Infrastruktur, die für dieses Wachstum benötigt wird, ist heute noch nicht vorhanden. Aus diesem Grund wird die Welt in den nächsten 30 Jahren jeden Monat ein neues New York City bauen. Beton wird beim Aufbau dieser Infrastruktur und der Gebäude einen zentrale Rolle spielen und deshalb weiter stark nachgefragt sein. Auch in anderen Baumaterialien steckt viel graue Energie. Wo muss man an­ setzen, um dem Ziel einer Dekarbo­ nisierung der Bauwirtschaft näher zu kommen? Wir sehen dabei vier Faktoren, die für eine Dekarbonisierung zentral sind: Erstens, grüne Baumaterialien wie unser grüner Beton ECOPact, der ein Jahr nach seiner Lancierung bereits in über 25 Märkten weltweit verkauft wird. Zweitens die intelligente Bauweise: Holcim konzentriert sich dabei auf die Frage, wie man mit weniger

Braucht es auf dem Weg zu einer NettoNull-Bauwirtschaft überhaupt staatliche Vorschriften? Oder empfinden sie dies eher als hinderlich? Kohlenstoffarmes Bauen in grossem Massstab ist bereits heute möglich. Staaten können deshalb eine Schlüsselrolle spielen, indem sie mit ihrer eigenen umweltfreundlichen Beschaffung vorangehen und durch die Entwicklung von Baunormen die richtigen Anreize setzen. Einzelne Städte in der Schweiz sind bereits weit voraus mit der Förderung von umweltfreundlichem Bauen, das trifft insbesondere auf die Stadt Zürich zu. Zudem ist die Schweiz das einzige Land, in dem unser grüne Zement Susteno, der 20 Prozent rezyklierten Bauschutt enthält, unbeschränkt zugelassen ist. Jetzt geht es darum, dass die anderen Länder nachziehen und ihre Bauvorschriften an die neuen Technologien anpassen. In diesem Sinn kann der Staat durchaus eine positive Rolle auf dem Weg zu einer Netto-Null-­ Bauwirtschaft spielen. Häufig hört man ja das «Argument», die Schweiz sei bloss für einen kleinen ­Anteil der weltweiten Schadstoffproduktion verantwortlich, weshalb es eigentlich egal sei, was wir in diesem Bereich tun. Was antworten Sie darauf? Wir alle müssen unseren Teil dazu beitragen, das Netto-Null-Ziel zu erreichen. Wir können nicht nur auf ­andere zeigen, sondern müssen selbst Initiative übernehmen – ob als Staat, als Unternehmen oder als einzelne Person. Welche Schritte hat Holcim konkret schon unternommen, um den CO2-­ Ausstoss zu senken? Seit 1990 haben wir unseren CO2Fussabdruck pro Tonne zementgebundenes Material um 28 Prozent gesenkt. Bis 2030 wollen wir diesen Fussabdruck um insgesamt 40 Prozent reduzieren. Zudem sind wir zu einem der grössten Recy­ cling-Unternehmen geworden. Im Jahr 2020 haben wir in unseren Betrieben 46 Millionen Tonnen Materialien wiederverwertet. Diese Menge soll bis 2030 auf 100 Millionen Tonnen ansteigen. Interview: Felix E. Müller

Felix E. Müller ist Senior Advisor für NZZ ­Connect und daneben publizistisch tätig.


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10  NZZ-Verlagsbeilage

NZZ Real Estate

10. November 2021

Effekte der Dekarbonisierung Verzicht auf Heizöl ist der Haupthebel für die Dekarbonisierung von Immobilienportfolios. Wie wirkt sich diese Umstellung auf die Investitionsplanung aus? wegen – umsichtig zu planen, wann in den kommenden Jahren welche Liegenschaft saniert wird.

DANIELA JORIO UND FABIAN GÄMPERLE

Knapp 100 Jahre: So lange dauert es gemäss dem Schweizerischen Ingenieurund Architektenverein SIA, um den Schweizer Immobilienpark vollständig zu erneuern. Gleichzeitig soll unser Land bis 2050 netto null CO2-Emissionen ausstossen. Da zwei Drittel der Schweizer Immobilien immer noch fossil beheizt werden (BFS, 2017), wird sofort klar: Im selben Tempo mit der Erneuerung fortzufahren, genügt nicht, um das Ziel von null Emissionen zu erreichen.

Herausfordernde Umstellung Die Umstellung auf erneuerbare Heizenergie ist keineswegs frei von Hindernissen. Viele Immobilien werden via Heizzentralen oder Wärmeverbünde beheizt. So müssen Dritte den Ersatz mittragen, was den Entscheid und die Umsetzung erschweren. Fernwärme ist oft teuer, was sich in höheren Mietnebenkosten niederschlagen würde. Sie hat heute zudem den Nachteil, dass sie teilweise (beispielsweise zur Spitzen­ deckung) fossil erzeugt wird; hier müssten Anbieter den Anteil erneuerbarer Energie erhöhen beziehungsweise rein erneuerbare Energieprodukte anbieten. Umfassende Sanierungen mit Gebäudedämmung und Heizungsersatz weisen zudem eine hohe Komplexität auf.

Treiber für Investitionen Eine Steigerung der Erneuerungsrate ist aber in Sicht, getrieben von der Nachfrage nach nachhaltigen Liegenschaften. Wurden bisher Heizungen auf Basis erneuerbarer Energien dann verbaut, wenn die fossile Vorgängerin ihr Lebensende erreicht hatte, so werden energetische Gebäudeoptimierungen immer mehr zum Treiber für Liegenschaftssanierungen. Eine direkte Wertsteigerung ergibt sich daraus zwar nur bedingt, der Werterhalt ist aber gegeben: «Nachhaltige» Flächen sind attraktiv – kommerzielle Mieter fragen diese aufgrund eigener Nachhaltigkeitsziele vermehrt nach. Investoren zeigen verstärkt Interesse an nachhaltigen Anlagen. Und nicht zuletzt zeichnen sich ­regulatorische Vorgaben zur Dekarbonisierung ab.

Im selben Tempo fortzufahren, genügt nicht, um bis 2050 das Ziel von null Emissionen zu erreichen. Aus diesen Gründen rückt der Heizungsersatz bei Sanierungsentscheiden vermehrt ins Zentrum. In Kombination mit einer vorgängigen Dämmung der Liegenschaft (energetische Sanierung) entfaltet die Sanierung ihre volle Wirkung, denn so kann die neue Heizung gemäss dem tatsächlichen, neuen Heiz-

ADOBE STOCK

bedarf dimensioniert werden. Diese Vorhaben beeinflussen die Investitionsplanung massgeblich: Neu kann es notwendig sein, aus N ­ achhaltigkeitsgründen eine fossile Heizung vor ihrem Lebensende durch eine erneuerbare Variante zu ersetzen. Aus wirtschaftlicher Per­ spektive ist trotzdem – oder genau des-

Einheitliche Anreize schaffen Anleger erwarten heute von institutionellen Investoren, dass sie über die Nachhaltigkeitsleistung ihrer Liegenschaften berichten. Im Ausland wird diese Offenlegung teilweise bereits reglementiert; hierzulande ist sie in Diskussion. Sich in der Schweiz auf einen ähnlichen Schritt vorzubereiten, ergibt daher Sinn. Diese Rahmenbedingungen gelten für private Immobilienbesitzer nicht im gleichen Masse; entsprechend

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haben sie weniger Anreiz, ihre Emissionen offenzulegen und/oder sie zu senken. Die CO2-Abgabe hingegen hat bei privaten wie institutionellen Immo­ bilienbesitzern nur beschränkt Wirkung: Sie trifft weniger die Vermieter, die Einfluss auf den Energieträger hätten, sondern vor allem die Mieterinnen und Mieter. Wünschenswert wären daher eine generelle Messung und Regulierung des Emissionsniveaus auf Objektebene; so wären Private wie Institutionelle gleichermassen motiviert, das Ende des fossilen Zeitalters in ihren Liegenschaften einzuläuten.

Zusammenarbeit ist gefordert Die Immobilienbranche steht erst am Anfang einer herausfordernden Transformation, die von diversen Faktoren getrieben wird: Steigende Nachfrage nach nachhaltigen Anlagen durch Umdenken der Investoren und angepasste Anlagerichtlinien, gesetzliche Vorgaben, (bau-)technische Entwicklungen, Fortschreiten des Klimawandels und noch viele mehr. Das kluge Setzen von Anreizen wird dabei ebenso eine Rolle spielen wie die Kooperation zwischen den betroffenen Parteien wie Immobilieneigentümern, Energieversorgern, Bauunternehmen und der öffentlichen Hand. Daniela Jorio und Fabian Gämperle sind Nachhaltigkeitsverantworliche bei der UBS ­ Fund Management (Switzerland) AG.


NZZ Real Estate

10. November 2021

NZZ-Verlagsbeilage

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Das Familienunternehmen des Jahres Der «Family Business Award» wurde kürzlich zum zehnten Mal an einen besonders nachhaltig agierenden Familienbetrieb verliehen. Nach dem detaillierten Auswahlverfahren durfte die Killer Interior AG die Auszeichnung entgegennehmen. Möbelwerkstätte in die Zukunft. Vor Augen haben sie eine firmenweit geteilte Vision: Das effizienteste Schweizer Unternehmen im Bereich Ladenund Innenausbau zu sein, alle Prozesse auf die Kundschaft auszurichten und dieser nachhaltig die besten Lösungen anzubieten. Dabei wollen sie stets Werte schaffen – durch unternehmerisches, partnerschaftliches, verantwortungsvolles sowie leistungsbereites und mitarbeiterorientiertes Handeln. Das ist nicht nur ambitioniert, sondern auch ressourcenintensiv. Doch der Erfolg gibt der international agierenden Killer I­ nterior AG recht. Erst 2018 zog sie von Turgi nach Lupfig in einen grosszügigen, ­attraktiven Neubau. Ein Jahr später gewann sie den Aargauer Unternehmenspreis – und am 22. September 2021 den «Family Business Award».

REBEKKA CHRISTEN

Sie bilden das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft: familiengeführte Unternehmen. Hierzulande machen sie 88 Prozent aller Firmen aus und beschäftigen rund zwei Drittel aller hiesigen Erwerbstätigen. Gemäss dem «Global Family Business Index 2021» erzielten alleine die 17 grössten Schweizer Familienunternehmen im vergangenen Jahr 255 Milliarden US-Dollar Umsatz und zählten 603 136 Mitarbeitende – der Corona-Krise zum Trotz. Dieser enormen wirtschaftlichen Bedeutung trägt der «Family Business Award» Rechnung. Er wird seit 2012 jährlich an besonders heraus­ragende familiengeführte Firmen verliehen. Dabei steht neben dem geschäftlichen Erfolg insbesondere ein nachhaltiges und werteorientiertes Wirken im Fokus. In dieser Hinsicht vermochte 2021 die Killer Interior AG die ­hochkarätige Jury um Dr. Karin Lenzlinger, Präsidentin der Zürcher Handelskammer, zu überzeugen. Entscheidend für den Sieg war «Walk the Talk»: Das Ladenund Innenausbauunternehmen mit Sitz im aargauischen Lupfig spricht nicht nur von Nachhaltigkeit und Werten, sondern lebt diese Tag für Tag. «Der Award ist eine grosse Anerkennung und eine hohe Motivation für unsere Mitarbeitenden – ein echter Meilenstein», sagt Marco Killer, Firmeninhaber in dritter Generation und Verwaltungsratspräsident.

Mitglieder der AMAG Group AG, der Award-Jury und Vertreter des Siegerunternehmens an der Verleihung des «Family Business Award».

Indirekt zur Nachfolge Auf die Frage, ob er den 1936 von seinem Grossvater gegründeten Betrieb schon immer übernehmen wollte, antwortet Killer: «Nein. Ein Einstieg ins Familienunternehmen war für mich zwar immer eine Option, jedoch wollte ich zuerst bewusst einen eigenen Weg einschlagen.» Daher arbeitete er nach seinem BWL-Studium an der Univer-

NZZ CONNECT

sität St. Gallen (HSG) als Wirtschaftsprüfer. 2008 trat er schliesslich ins ­Geschäft ein, 2011 übernahm er es. Seit 2016 steht Thomas Würtenberger als CEO an seiner Seite.

Lohnendes Engagement Mit grosser Leidenschaft und gemeinsam mit ihren Mitarbeitenden führen Killer und Würtenberger die einstige

Ein grosser Augenblick Der Prozess rund um die Auszeichnung für Familienunternehmen sei ­intensiv gewesen, schildert Marco Killer: «Das Zusammenstellen eines möglichst aussagekräftigen und faktenreichen Bewerbungsdossiers war mit einer detaillierten Auseinandersetzung mit unseren Wertvorstellungen, Kulturebenen und Nachhaltigkeitsleistungen in den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Soziales verbunden.» Den anschliessenden Jurybesuch in Lupfig sowie den Drehtag für das

während der Award-Gala im Kursaal Bern gezeigte Firmenportrait habe er als überaus spannend empfunden, die Preisverleihung selbst als sehr emotional. Und was war sein Highlight im Rahmen der Auszeichnung? «Der Moment, als Dr. Karin Lenzlinger uns zum Siegerunternehmen kürte», sagt Killer.

Family Business Award Der «Family Business Award» wird von der AMAG Group AG gestiftet. Er wurde anlässlich des 100. Geburtstags von Walter Haefner, dem Gründer der Gruppe, ins Leben gerufen. Die Auszeichnung soll die Denk- und Wertehaltung sowie das Engagement von Familienunternehmen fördern und ihre Relevanz für die Schweizer Volkswirtschaft betonen. Unter Familienunternehmen werden Firmen verstanden, deren Mehrheit bezüglich Kapital im Familieneigentum steht. Ausserdem ist das Verwaltungsratspräsidium oder die operative Geschäftsleitung durch ein Familienmitglied besetzt. family-business-award.ch

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12  NZZ-Verlagsbeilage

NZZ Real Estate

10. November 2021

Gesamtleister im Einsatz für die Klimaziele Wer ein Bauvorhaben frühzeitig und partnerschaftlich realisiert, kann einen wichtigen Beitrag zur angestrebten CO2-Reduktion leisten. Darauf kommt es an.

Die Dekarbonisierung des Immobiliensektors und der Bauwirtschaft ist komplex. Sie hängt von mehreren Faktoren ab. Wir gehen der Frage nach, wie ein geeignetes Zusammenarbeitsmodell dazu beitragen kann, das Ziel der CO2-Reduktion zu erreichen. Der Spielraum für die Beeinflussung des Ergebnisses ist umso grösser, je früher in der Planung eines Bauprojektes der Hebel am richtigen Ort angesetzt wird. Dies gilt für alle möglichen Anforderungen und somit auch für das Ziel eines klimaschonenden – oder gar klimaneutralen – Bauprojekts. In der Lebenszyklusbetrachtung einer Immobilie wird klassischerweise in ihrer jahrzehntelangen Betriebsphase am meisten CO2 emittiert. Mit dem Spielraum zur grösstmöglichen Beeinflussung der Betriebsphase verhält es sich aber gerade umgekehrt; in der frühen Planungsphase, in der die Bedürfnisse und Ziele definiert werden, ist die Hebelwirkung auf den gesamten Lebenszyklus des Objektes am grössten. Nebst der Bestimmung der Betriebselemente muss auch die graue Energie – also die Menge an nicht erneuerbarer Primärenergie in Baustoffen und Bauteilen sowie in der Bau­logistik – konsequent berücksichtigt werden. Von der Ideenfindung und Konzeption über die Planung bis hin zur Ausführung können die Emissionen markant verringert werden.

Optimierungspotenzial von Zusammenarbeitsmodellen Optimierungspotential von Zusammenarbeitsmodellen (Ausschreibungen) Idee (Konzept)

Vorprojekt

Bauprojekt

Entwicklung Schweiz

Ausführung

Optimierungspotential

GRAFIK: ENTWICKLUNG SCHWEIZ

Als Branchenverband repräsentiert Entwicklung Schweiz Unternehmen, die Gesamtleistungen in der Entwicklung, Planung und Realisierung von Bauund Immobilienprojekten anbieten. Die Unternehmen weisen langjährige Erfahrung und hohe Fachkompetenz im ­Bereich des Projektmanagements und der Gesamtleistungserbringung im Bauwesen aus. Die Empfehlung «Mit dem richtigen Zusammenarbeitsmodell zur erfolgreichen Projektrealisierung» ist auf www.entwicklung-schweiz.ch zu ­finden unter «Publikationen».

riertes Know-how. Die Übernahme der Gesamtverantwortung durch erfahrene Partner trägt viel zu einer qualitativ hochwertigen Entwicklung, Planung und Realisierung bei. Die frühzeitige, professionelle Beratung und Koordination aus einer Hand ­gewähren dem Bauherrn eine gesamtheitliche Entwicklung, Planung und Realisierung seines Projekts. Die regulatorischen ­Anforderungen sind zahlreich, teilweise sogar widersprüchlich. Die Bedürfnisse der Auf-

traggeber sowie von der Gesellschaft sind vielseitig und unterschiedlich. Sowohl Anforderungen wie Bedürfnisse müssen aber bestmöglich berücksichtigt werden können. Es ist daher essenziell, den Überblick zu bewahren und zu wissen, wer im jeweils richtigen Moment was und wie tun muss. Weitere wichtige Faktoren wie eine optimale Wirtschaftlichkeit und minimale Lebenszykluskosten können ebenfalls bereits in einem frühen Stadium mitberücksichtigt und wäh-

Projektablauf

GU-Ausschreibung Gesamtangebot Ausführung

FRANZISKA BÜRKI UND MAURICE LINDGREN

TU-Ausschreibung Gesamtangebot inkl. (Bauprojekt), Ausführungsplanung und Ausführung (funktionale) Ausschreibung von Gesamtleistungen Gesamtangebot inkl. (Idee (Konzept), Vor- und Bauprojekt sowie Ausführung

Leistungen für den späteren Betrieb können theoretisch bei allen GL- und TU-Modellen integriert werden

Schematische Darstellung der Optimierungspotenziale von Zusammenarbeitsmodellen (Ausschreibungen).

Überblick bewahren Für die Realisierung eines Bauvorhabens ist die gute Zusammenarbeit mehrerer Akteure ein wichtiger Erfolgsfaktor. Die Akteure können in Abhängigkeit vom Zeitpunkt ihres Einbezugs, ihres Wissens und ihrer Erfahrungswerte einen grösseren oder geringeren Anteil zur Optimierung beitragen. Wichtige Faktoren bei komplexeren und/oder grösseren Bauvorhaben sind die Gesamtsicht und integANZEIGE

Bewirtschaftung Leistungsoption

Graphik: Entwicklung Schweiz

rend des gesamten Prozesses konsequent mitverfolgt werden. Ein genügend grosser Handlungsspielraum ermöglicht es zudem, das gemeinsame Ziel auch unter Einbezug von Innovationen, neuesten Erfahrungs­werten und Technologien erreicht werden ­können.

Potenziale erkennen Die Optimierungspotenziale von Zusammenarbeitsmodellen sind in der Grafik dargestellt. Die frühzeitige und funktionale Ausschreibung beziehungsweise der Start der vertraglichen Zusammenarbeit mit Unternehmern ist umso wichtiger, je komplexer und/ oder grösser ein Projekt ist. Alle in einem Bauvorhaben involvierten Parteien verfolgen ein gemeinsames Ziel: die erfolgreiche ­ ­Realisierung eines Projekts. Potenzialerkennung und Optimierung liegen im beidseitigen Interesse. Mit einer möglichst reibungslosen Abwicklung dank einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit kann dies am besten erreicht werden. Ein Z ­ usammenarbeitsmodell auf der Basis eines Gesamtleisters oder eines Totalunternehmers ist auf eine solche Aufgabe zugeschnitten und den vielfältigen Herausforderungen ­gewachsen. Franziska Bürki ist Geschäftsführerin und ­Maurice Lindgren wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Entwicklung Schweiz.

Club Deal: Die individuelle Immobilienanlage Beim Club Deal spannen mehrere Investoren zusammen und profitieren regelmässig von attraktiven Renditen. Dabei gibt es steuerliche Aspekte zu beachten. STEPHAN PFENNINGER

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Wer als Alternative zu einer indirekten Anlage in kotierte Immobilienaktien oder in Fondsanteile eine massgeschneiderte direkte Immobilienanlage sucht, kann eine gute Lösung über einen sogenannten Club Deal finden. Eine kleine Gruppe von ­Investoren erwirbt gemeinsam eine Liegenschaft mit dem Ziel der Entwicklung und des Verkaufs des Objekts oder des Haltens als Kapitalanlage. Der Club Deal führt regelmässig zu attraktiven Renditen und erlaubt dem Investor durch das Zusammenwirken mit gleichgesinnten Co-Investoren im Vergleich zu einem Einzelinvestment eine Renditesteigerung durch ein breiter abgestütztes An­ lagevolumen. Aufgrund seiner individuellen Ausrichtung sind verschiedenste Immobilienprojekte über einen Club Deal realisierbar.

unterworfen sind oder in monistischen Kantonen auch der separaten Grundstückgewinnsteuer (von beispielsweise 58 Prozent). Gerade die nach relativ kurzer Haltedauer anfallende hohe Grundstückgewinnsteuer aus einem Entwicklungserfolg kann durch Verlustverrechnungen und Geltendmachung des Liegenschaftenhändlerstatus stark reduziert werden. Mit Blick auf ein Verkaufsszenario sind ­deshalb der Verkauf der Liegenschaft durch die ­Gesellschaft und der Verkauf von Aktien an der ­Immobiliengesellschaft vorsichtig gegeneinander abzuwägen. Der Verkauf von Aktien erweist sich dabei regelmässig als attraktiv. Die gute Planung des Club Deal führt gesamthaft zu erheblichen Steuereinsparungen. Dr. Stephan Pfenninger ist Partner Real Estate Taxation der Tax Partner AG in Zürich.

Steuerbelastung im Blick haben Für ein erfolgreiches Gelingen des Club Deal ist seine steuerliche Strukturierung entscheidend. Die Erfahrung zeigt, dass solche Projekte in der Regel effizient über eine durch die Investoren gemeinsam gehaltene Kapitalgesellschaft (AG, GmbH) realisiert werden. Wird der Club Deal im Privatvermögen abgewickelt, riskiert der Investor die steuerliche Qualifikation als gewerbsmässiger Liegenschaftenhändler, womit neben signifikanten Steuerfolgen auch Sozialversicherungsabgaben auf dem Immobilienerfolg erhoben werden. Wird für den Club Deal eine Kapitalgesellschaft eingesetzt, können diese Nachteile vermieden werden. Ausserdem wird die Steuerbelastung auf den laufenden Immobilienerträgen mittels einer Kapitalgesellschaft durch Abschreibungen, Rückstellungen sowie eine geeignete Finanzierungsstruktur optimiert. Gleiches gilt für einen Veräusserungs­ gewinn aus einem Club Deal. Hier ist zu unterscheiden zwischen Grundstückgewinnen, die in ­dualistischen Kantonen der normalen Gewinnsteuerbesteuerung (von beispielsweise 16 Prozent)

Stephan Pfenninger Partner Real Estate Taxation der Tax Partner AG

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NZZ Real Estate

10. November 2021

NZZ-Verlagsbeilage

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Von praktischen und visionären Ideen

Alexander Limpert ist Co-Founder und CEO von GuestReady, eines führenden ­Unternehmens für Kurzzeitunterkünfte mit über 1,5 Millionen verkauften Übernachtungen und Gewinner des diesjährigen «Swiss Economic Award», der am 1./2. September am Swiss Economic Forum (SEF) in Interlaken verliehen wurde. Limperts Herz schlägt für Unternehmertum, insbesondere in den Bereichen Immobilien, ­Technologie und Reisen. Er hat einen MSc von der London School of Economics und einen BA von der Universität St. Gallen (HSG).

GuestReady Beim Start dieses Jungunternehmens handelt es sich um eine typische St. Galler Geschichte: Drei Kollegen, die an der als HSG bekannten Universität in der Ostschweiz studieren, stossen – bei einem Bier? – auf eine Geschäftsidee. So erging es 2016 Patrick Degen, Christian Mischler und Alexander Limpert. Sie erkannten, dass der Trend zu kurzzeitigen Vermietungen von Immobilien stark zunahm – Stichwort Airbnb. Deswegen wollten sie ein Dienstleistungsunter­ nehmen lancieren, das den Besitzern das Vermieten einer Immobilie dank einem Rundum-Service möglichst einfach ­machen sollte. Dieser beginnt beim Marketing der Immobilie auf Plattformen wie Airbnb, Booking oder Expedia, beinhaltet das Management der täglich mithilfe eines Algorithmus aktualisierten Mietpreise, die Evaluation und Kommunikation mit den Gästen und endet bei ganz konkreten Dingen wie Reinigung oder Wäscheservice. Der Vermieter verfügt dank der Digitalisierung aller Prozesse stets über die volle Transparenz, was Buchungen oder Finanzen betrifft.

Der Anfang war hart, mit einem Hauch von Tellerwäscher-Karriere, putzten doch die drei Gründer zeitweilig die Immobilienobjekte selbst. Daraus ist mittlerweile ein Unternehmen von beachtlicher Grösse entstanden: Im Portfolio befinden sich 3000 Einheiten in über 30 Städten weltweit, die von rund 150 Mitarbeitenden betreut werden. «Unser Aussenumsatz», sagt Mitgründer und CEO Alexander Limpert, «beträgt ­momentan circa 50 Millionen Franken im Jahr, wovon rund ein Fünftel bei uns als Innenumsatz bleibt.» Ermöglicht wurde das rasche Wachstum durch verschiedene Finanzierungsrunden im Betrag von rund 20 Million. Ob die Tendenz zu einer stärkeren Regulierung von Airbnb-Vermietungen in grossen Städten ein Problem darstellen könnte? «Nein», antwortet Limpert. Dies werde zu einer Professionalisierung der Branche beitragen, was das Angebot von GuestReady attraktiver mache.

Nomoko Die Idee zu Nomoko kam dem Gründer Nilson Kufus 2015 auf einer Zugfahrt von Belgien in die Schweiz. Dem

FOTOS: PD

Es sind zwei sehr unterschiedliche Schweizer Start-ups: GuestReady will Immobilienbesitzern das Vermieten erleichtern, Nomoko nichts weniger, als die gesamte physische Welt digital erfassbar zu machen. Im Rahmen der Wachstumsinitiative SEF.Growth erhalten sie das Label «SEF.High-Potential KMU». Von Felix E. Müller

«Unser Aussen­ umsatz beträgt momentan circa 50 Millionen Franken im Jahr.» Alexander Limpert Co-Founder und CEO von Guest Ready

Nilson Kufus ist Co-Founder und CEO von Nomoko, einer Plattform, die ihren Kunden den Zugang zu einer digitalen Kopie unseres Planeten ermöglicht: Das junge Unternehmen fotografiert die Welt von oben gestochen scharf mithilfe von Drohnen und macht daraus 3D-Modelle. Der gebürtige Zürcher Kufus hat in Maastricht Arts and Science studiert und beendete mit 20 Jahren eine Eiskunstlaufkavvrriere. Nomoko gründete er 2015 zusammen mit dem Rechnungsprüfer Vincent Pedrini und dem ETH-Umweltingenieur Kevin Mersch.

zeitweiligen ETH-Mathematikstudenten schwebte vor, ein digitales Abbild der physischen Welt zu erstellen, womit diese dann digital verarbeitbar würde. In Zürich angekommen wusste er nicht nur, was er künftig tun wollte, sondern auch, dass er dafür einen Partner benötigte. Diesen fand er in Vincent Pedrini. Auf der Basis von Drohnenaufnahmen wollten die beiden sehr genaue 3D-­ Modelle der Erdoberfläche entwickeln, die sich in einem zweiten Schritt mit weiteren Daten jeder Art würden verknüpfen ­lassen. Die ursprüngliche Vision, so die ganze Welt für alle möglichen Zwecke zu erfassen – etwa für selbstfahrende Fahrzeuge –, musste für den p ­ raktischen Alltag natürlich etwas konkretisiert werden. Deswegen beschlossen die beiden, sich zunächst auf den Immobilienbereich zu konzentrieren und mit der Schweiz zu beginnen. Für Quartiere und ganze Städte sollten sämtliche relevanten Informationen über eine I­ mmobilie gewissermassen mit einem einzigen Mausklick greifbar werden. Architekten und Stadtpläner könnten so etwa visualisieren, wie sich ein geplantes Gebäude in seine Umgebung einfügt.

Als erste konkrete Anwendung l­ancierte Nomoko im Januar 2021 die Plattform «Praedia». Durch Zusammenführung von relevanten räumlichen ­Informationen wie Vermessungsdaten oder Baugesetze sowie einer 3D-Visualisierung lassen sich rasch die wichtigsten Informationen über ein Gebäude abrufen, was Immobilienentwicklern, ­ Investoren, Planern und Architekten die Arbeit erleichtern kann. Interessante Immobilienobjekte lassen sich beispielsweise auf diese Weise rasch identifizieren und evaluieren. Nomoko ist in Zürich domiziliert, hat in drei Finanzierungsrunden bis heute 7,5 Millionen Franken erhalten und beschäftigt etwa 30 Mitarbeitende. Doch die Ambitionen sind gross: «First we take Switzerland, then we take the world», liest man auf der Webseite. Auf dem Weg zur Welt ist jetzt der Sprung nach Luxemburg und damit in den ­EU-Raum geglückt, wo man kürzlich die Erlaubnis erhalten hat, die Drohnen aufsteigen zu lassen. CEO Nilson Kufus ist von seiner Vision nach wie vor überzeugt: «So disruptiv das Internet war: Diese Idee ist möglicherweise noch disruptiver», sagt der gebürtige Zürcher.

«So disruptiv das Internet war: Diese Idee ist möglicherweise noch disruptiver.» Nilson Kufus Co-Founder und CEO von Nomoko

SEF.Growth Das Swiss Economic Forum (SEF) hat es sich im Rahmen der ­Wachstumsinitiative SEF.Growth (vormals SEF4KMU) zum Anliegen gemacht, besonders erfolgsversprechende Start-ups und KMU zu fördern. Unabhängige Expertinnen und Experten beurteilen die Geschäftsidee und die Strategie von Schweizer Jungunternehmen und verleihen den besten unter ihnen regelmässig das Label «SEF. High-Potential KMU». sef-growth.ch

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14  NZZ-Verlagsbeilage

NZZ Real Estate

10. November 2021

Ausgezeichnete Lösungen In die Endauswahl des «TrendRadar» der NZZ Real Estate Days in Davos haben es dieses Jahr die intelligenten Leuchten von LEDCity und das durchdachte Digitalisierungstool Visits geschafft. ANDREA MARTEL

Büros und öffentliche Gebäude verbrauchen viel zu viel Energie für die Beleuchtung. Zu diesem Schluss ist Patrik Deuss während seines Studiums an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) gekommen. Gewisse Bereiche sind ständig beleuchtet, auch wenn das Licht oftmals nicht benötigt wird. Und selbst wenn mit Sensoren gearbeitet wird, führt dies nur zu kruden On-/Off-Lösungen. So schaltet etwa ein Bewegungssensor am Eingang eines Raums das Licht für eine vordefinierte Zeitspanne an, unabhängig davon, wie lange es tatsächlich gebraucht wird.

Vollautonome Leuchten Die Lösung, so war Deuss überzeugt, musste darin liegen, das Leuchtmittel selbst intelligent zu machen, so dass es autonom entscheiden kann, ob und wie viel Licht es spenden soll. In seiner Bachelorarbeit entwickelte der ange­ hende Energie- und Umwelttechniker ein Konzept und einen Prototypen. Auf dieser Basis entstand 2017 das Start-up LEDCity mit Sitz in Zürich. Die LED-Röhren von LEDCity sind ­allesamt mit diversen Sensoren bestückt, ebenso mit kleinen Computern, die die erhaltenen Informationen verarbeiten. So lässt sich das Licht lokal stufenlos steuern. Zusätzlich können die voll­ autonomen Leuchtmittel miteinander kommunizieren. Dadurch entsteht ein Datennetzwerk, das mithilfe Künstlicher

TrendRadar Seit 2014 findet im Rahmen der NZZ Real Estate Days jeweils der «TrendRadar» statt, bei dem Innova­tionen im Immobilienbereich gesucht w ­ erden. Eine Jury wählt aus den eingegangenen Bewerbungen ein bis drei Projekte aus, die jeweils im November dem anwesenden Branchenpublikum vorgestellt werden. Visits digitalisiert den Gebäudebestand.

Die smarten Leuchten von LEDCity in der Garage des Hotels Dolder Grand. FOTOS: PD

realestate.nzz.ch/trendradar

Intelligenz (KI) trainiert werden kann, um für alle möglichen Szenarien den geringsten Energieverbrauch, aber auch den grössten Komfort zu ermöglichen. Der erste Finalist des diesjährigen «TrendRadar» hat ein ambitioniertes Ziel: LEDCity will den Energie­verbrauch im Beleuchtungssektor um 80 Prozent senken. Aber das Potenzial der intelligenten Leuchten geht über die reine Beleuchtung hinaus. Zu wissen, wer wann einen Raum betritt, ist beispielsweise auch relevant für die Sicherheit oder die Reinigung. Auch weitere Sensoren sind möglich: etwa für die Messung der Luftqualität oder der Temperatur.

Qualicasa und Wüest Partner haben zusammen ein Tool entwickelt, das gute Chancen hat, zum Standard bei der digitalen Erfassung des Gebäudeparks zu werden – in der Schweiz und vielleicht auch in anderen Ländern. Die App selbst ist sehr benutzerfreundlich und erlaubt es, den Zustand von Liegenschaften bei einer Begehung einfach und intuitiv zu erfassen. Man läuft mit dem Handy durch das Gebäude, wählt die verschiedenen Bauteile aus, gibt Alter und/oder Zustand ein, macht ein Foto des Bauteils, und erhält am Schluss ein Gesamtbild des Zustands der Liegenschaft. Aber die App wäre nicht halb so viel Wert, wenn nicht zwei weitere Faktoren zusammenkämen. Zum einen wurde viel Aufwand in die Definition und Standardisierung der Begriffe gesteckt, seien das die Bauteile oder ihr Zustand. Denn für

Gebäudedaten mit Visits zu erfassen, kann die Daten nachher in sein eigenes System einspeisen. Man mag sich fragen, warum die ­Digitalisierung des Gebäudeparks nicht längst stattgefunden hat. Scheinbar gab es lange Zeit keinen Bedarf dafür. Nun aber ist der Druck auf die Eigentümer gestiegen, detailliert über die eigenen Liegenschaften Bescheid zu wissen, speziell auch aus energie- und umwelttechnischer Sicht. Denn wer nicht weiss, ­welche Heizung wo eingebaut ist und welches Gebäude wie viel CO2 ausstösst, kann auch keinen CO2-Absenkungspfad planen.

Innovative Gebäude-App Viel Potenzial hat auch der zweite ­«TrendRadar»-Finalist, die App Visits.

die Vergleichbarkeit ist es extrem wichtig, dass alle vom Gleichen sprechen. So haben nicht nur die Qualitätssicherer von Qualicasa und die Bewerter von Wüest Partner ihr langjähriges Experten­ wissen eingebracht. Die beiden Partner holten auch die Bewirtschafter an den Tisch, da diese wohl in vielen Fällen die Daten eingeben werden. Zum anderen wurde nicht einfach eine weitere proprietäre App entwickelt. Solche gibt es bereits; auch Qualicasa hat für sich selbst schon vor Jahren eine solche entwickelt. Ein Kernbestandteil von Visits ist die offene Schnittstelle namens Red-X (Real Estate Data Exchange Platform), über die sich die App nahtlos an die Software externer Geschäftspartner anschliessen lässt. Ein Immobilieneigentümer, der seinen Bewirtschafter beauftragt, die

Andrea Martel ist Wirtschaftsredaktorin der «Neuen Zürcher Zeitung» mit Schwerpunkt ­Immobilien und Mitglied der Jury des «Trend­ Radar».

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NZZ Real Estate

10. November 2021

NZZ-Verlagsbeilage

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Richtungsweisendes Gipfeltreffen der Schweizer Immobilienbranche Nachdem die Real Estate Days vergangenes Jahr aufgrund von Covid-19 nicht im gewohnten Rahmen durchgeführt werden konnten, fand die diesjährige Ausgabe im Alpengold in Davos statt – die Konferenz war mit 350 Teilnehmenden ausverkauft. EVA AMMANN

An den Real Estate Days am 4./5. November in Davos wurden die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Branche erörtert, über die Herausforderungen der Dekarbonisierung diskutiert und bezüglich Nachhaltigkeit neue Stossrichtungen gesetzt. Auch der internationale Immobilienmarkt und Trends von morgen wurden beleuchtet. Corine Blesi, Managing Director von NZZ Connect, blickt auf eine gelungene Konferenz zurück. «Die Freude über das Wiedersehen war gross. Und die Referierenden haben aufgezeigt, dass die Branche ihre Verantwortung beim Reduzieren von Emissionen wahrnehmen muss. Die Zukunft wurde an den Real Estate Days aktiv gestaltet.»

Neue Arbeitsformen Die Pandemie hat es gezeigt: Home Office und Remote Work funktionieren und werden von den Büroangestellten geschätzt. Katharina von Schacky, Head Strategy & Real Estate in Nordeuropa beim US-Konzern WeWork, zeigte in ihrer Keynote des ersten Tages an den

FOTOS: NZZ CONNECT

«Hybrides Arbeiten ist gekommen, um zu bleiben.»

«Kontrollverlust ist der Moment, wo Neues beginnt.»

Katharina von Schacky Head of Real Estate Strategy, Northern Europe, WeWork

Matthias Horx Trend- und Zukunftsforscher, Publizist und Visionär

Corine Blesi (links), Managing Director, NZZ Connect, und Sandy Oppliger, Sales Director KRT, Electrolux.

RED21 die Grenzen tradierter Konzepte auf. Das Büro der Zukunft ist hybrid. Studien belegen, dass neun von zehn Firmen Remote Work und Home Office mit der Arbeit im Büro kombinieren wollen – und müssen. Denn die Beschäftigten schätzen, dass man an dezentralen Arbeitsplätzen flexibler arbeiten kann und eine höhere Lebensqualität empfindet. Führungskräfte müssen sich die Frage stellen: Was treibt meine Mitarbeitenden (zurück) ins Büro? Werden Annehmlichkeiten und Dienstleistungen zur Verfügung gestellt, fühlen sie sich wohl und sicher. Von Schacky rät Unternehmen, ihren Mitarbeitenden aktiv zu ermöglichen, von überall aus zu arbeiten. «Kombinieren Sie das Beste aus beiden Welten», sagt sie. Daraus folgt: Büromieter brauchen eine höhere Agilität und mehr Flexibilität hinsichtlich Flächen, Standorten, Vertragsdauer und Ausstattung – all das ermöglicht ein Third-PlaceBüroanbieter wie WeWork.

Post-Corona-Zukunft Wie Individuen auf die Umbrüche reagieren, die wir gegenwärtig erleben, zeigt der bekannte Zukunftsforscher

Marius Humbel, Mitglied der Geschäftsleitung, smeyers, Larissa von Olnhausen, Real Estate Portfolio Manager, Baloise Asset Management, und Nadine Blättler, Projektmanagerin, Baloise Asset Management (von links nach rechts).

Patrick Schnorf (links), Partner & Mitglied des Verwaltungsrats, Wüest Partner, und Daniel Kuster, CEO & Partner, Fundamenta Group (Schweiz).

Stephan Lüthi, Head Real Estate, Swisscanto Invest, Andrea Martel, Wirtschaftsredaktorin, «Neue Zürcher Zeitung», Stefan Martin Dambacher, ­ ­Leiter Entwicklung & Mitglied der Gruppenleitung, Allreal (von links nach rechts).

Raffael Simone, Partner, PwC Switzerland, Angelica Casiero, CFO, Ledermann Management, und Patrik Deuss, CEO, LEDCity (von links nach rechts).

Ramon J. Kälin (links), CEO, Sanjo Management, und Anastasius Tschopp, CEO, Swiss Prime Site Solutions.

Michaela Brägger (links), Immobilienberaterin, Engel & Völkers, und Irene Brandi, Geschäfts­ führerin, Brandi Partner.

Florian Kuprecht, CEO Switzerland, CBRE, und Marie Seiler, Head Third Party Real Estate, Swiss Life Asset Management.

Matthias Horx im Eröffnungsreferat des zweiten Tages an den RED21. Darin nimmt er uns mit in eine Post-Corona-Zukunft. Aus Krisen entstehen neue Weltbilder, unsere Wahrnehmungen verschieben sich. Alte Gewohnheiten wandeln sich im neuen Kontext. Was in Zeiten des Übergangs mit uns Menschen geschieht, untersucht Horx in seinem Zukunftsinstitut. Zu den Megatrends, die wir derzeit sehen, zählt der Forscher unseren veränderten Bezug zur Natur und das Bedürfnis nach Co-Individualität. Dies verlange nach mehr individuellen Lebens- und Wohnformen. Horx erwartet auf dem Weg zu «Netto-Null» eine «Blaue Revolution». Die «Grüne Zukunft» gebe es mit neuen Technologien und intelligenten Systemen. Indem er seine Timeline in Möglichkeitsräume unterteilt, in denen dieser Wandel tatsächlich stattfinden könne, würden wir als kritische Menschen am Ende feststellen, dass es tatsächlich funktioniert habe. Heute sei so viel mehr möglich, was unser Gehirn bisher für unmöglich hielt. Und sagt: «Probleme müssen auf einer anderen Ebene gelöst werden, als wo sie entstanden sind.»

Marco Feusi, CEO, HIAG Immobilien, Raymond Rüttimann, Head Real Estate Switzerland, Credit Suisse Asset Management (Schweiz), Marcel Schneider, CEO, Nova Property Fund Management (von links nach rechts). Adrian Murer, CEO, Swiss Finance & Property Group, Adrian Wyss, Head Division Real Estate, Implenia Schweiz, Florian Lemberger, Head ­Corporate Finance & Banking, Swiss Finance & Property Group (von links nach rechts).



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