NZZ Connect (D)

Page 1

Samstag, 20. November 2021

Verlagsbeilage

WWW.SWISS-INNOVATION.COM

Innovation

CH-8021 Zürich  ·  Telefon  +41 44 258 16 98  ·  www.nzzone.ch


2  NZZ-Verlagsbeilage

Innovation

Samstag, 20. November 2021

Inno-was? Es ist eines der Buzzwords schlechthin und wir sind stolze Weltmeister darin. Doch was versteht man unter Innovation, was haben Kriege damit zu tun – und warum können Innovationen gerade jetzt die Zukunft retten? bemerkt er. Und wie steht es mit weniger gravierenden Ausnahmesituationen? Gruhl-Bégin sieht Chancen. «Krisen können ein Wachstumsfaktor sein, weil sie eine totale Umwälzung des Status quo mit sich bringen können, bei der Regeln neu überdacht werden und finanzielle sowie personelle Ressourcen nach neuen Prioritäten zugewiesen werden. Auch ohne Krisen, wie beispielsweise Covid-19, sollten wir eine Kultur des Wandels pflegen und so flexibel und offen wie möglich bleiben.» Aus diesem Grund findet sie, dass wir davon profitieren würden, die Start-up-Kultur in unsere Institutionen aufzunehmen, um Flexibilität, Anpassungsfähigkeit, Risikobereitschaft und Widerstandsfähigkeit zu fördern.

RACHEL FASSBIND

«Für mich bedeutet Innovation, Bedürfnisse auf eine völlig neue Art und Weise oder wesentlich besser als bisher zu erfüllen», erklärt Dominique GruhlBégin. Dabei unterscheidet man zwischen inkrementellen, radikalen oder disruptiven Innovationen. Erstere erfolgt schrittweise, zweitere schafft neue Absatzmärkte und die Disruptiven stellen die ganze Welt Kopf. Gruhl-Bégin, die Leiterin der Abteilung Gründerszene und Nachwuchs bei Innosuisse, fährt fort mit dem wichtigsten Merkmal: Den Auswirkungen. Dem stimmt auch der Projektleiter des Swiss Innovation Forum 2021, Hansjörg Thalmann, zu: «Innovation ist für mich qualitative Erneuerung, welche wirklichen Kundennutzen schafft und auf dem Markt Erfolg hat». Wenn wir uns etablierte Unternehmen als träge Supertanker vorstellen wollen, dann agieren Start-ups im Gegensatz dazu wie Schnellboote. Sie bringen eine dynamische und offene Denkhaltung mit, welche sich positiv auf die ganze Wirtschaft auswirken kann, indem sie eine andere Richtung vorgeben und vorangehen. Als Jurymitglied des Swiss Technology Award, welcher auch in diesem Jahr im Rahmen des Swiss Innovation Forum verliehen wird, ist es Dominic Sturms Aufgabe, umfänglich zu prüfen, wer den beliebten Technologiepreis gewinnt. Der Designer ist auch in diesem Jahr wieder in die Entscheidung eingebunden. Die Chancen zu gewinnen stehen gut, wenn ein Produkt eine Kombination aus Neugierde, Kreativität und Tatendrang mitbringt und dabei den Status Quo herausfordert. Für ihn ist Innovation «ein gezielter Transformationsprozess hin zu etwas Neuem.»

Die Schweiz als Innovations­ weltmeisterin – doch warum? Sturm fährt fort: «Neues wagen kann nur, wer die Sicherheit hat, dabei zu scheitern und nicht alles zu verlieren – wirtschaftlich und sozial. Die Schweiz bietet das. Bildung, genügend Kapital und die Freiheit, Bestehendes radikal neu zu denken sind weitere Voraussetzungen.» Hansjörg Thalmann ergänzt: «Liberale Gesetze und niedrige Unternehmenssteuern gehören zu den weiteren Faktoren. Da wir in der Schweiz wenige Rohstoffe haben, mussten wir schon immer innovativ sein und alternative Einnahmequellen suchen. Das führte dazu, dass wir beinahe jedes Jahr Weltmeisterin bei den Patentanmeldungen sind.» Gruhl-Bégin hebt dabei die Exzellenz unserer Forschungsinstitutionen hervor, welche auch Talente aus dem Ausland anziehen.

Impressum

Langfristig erfolgreich: Was zählt in Zukunft? Als Projektleiter der innovativsten Konferenz der Schweiz ist Thalmann überzeugt: «Nachhaltig zu wirtschaften ist jetzt und in Zukunft nicht mehr nur ein «nice-to-have», sondern ein absolutes Muss. Die Bedürfnisse der Menschen haben sich geändert und die Kreislaufwirtschaft ist dabei der Megatrend schlechthin.» Projekte wie Climeworks nutzen neuste Technologie, um sich für den Klimaschutz einzusetzen. Eine Inspiration für die nächste Generation an Founders.

Zürcher Start-Up saugt CO² aus der Luft

ZOE SLONGO

Von der Idee zum Projekt. Wie läuft der Prozess? Das Märchen von der Million-DollarIdee zum lukrativen Start-Up meist nicht über Nacht wahr. Wer daran interessiert ist, Founder zu werden, sollte sich auf eine intensive Reise einstellen. GruhlBégin beschreibt es so: «Gründerinnen und Gründer erleben Phasen der Euphorie, gefolgt von Solchen der Enttäuschung, geprägt von scheinbar unüberwindbaren Schwierigkeiten, von Chaos und der Notwendigkeit, sich anzupassen und manchmal den Kurs völlig zu ändern.» Resilienz und Widerstandsfähigkeit werden oft unterschätzt. Überschätzt hingegen wird der Wert einer Idee. Dazu Sturm: «Ideen allein sind flüchtig und somit nicht viel wert. Die Herausforderung ist es, diese begreifbar zu machen. Designer beispielsweise haben die Fähigkeiten und Werkzeuge, Ideen zu visualisieren, zu modellieren und zu prototy-

«Neues wagen kann nur, wer die Sicherheit hat, dabei zu scheitern und nicht alles zu verlieren.» Dominic Sturm, Jurymitglied Swiss Technology Award

Main-Partner

Innovation ist eine Verlagsbeilage der NZZ. Inhalt realisiert durch NZZ Connect. Verlagsbeilagen werden nicht von der Redaktion produziert, sondern von unserem Dienstleister für journalistisches Storytelling: NZZ Content Creation.

Projektmanagement NZZ Connect: Madeleine Nufer (Gesamtverantwortung); NZZ Content Creation: Norman Bandi (Inhalt) und Sara Sparascio (Layout); Kontakt: NZZ Connect, C.F.L. Lohnerstrasse 24, 3645 Gwatt (Thun), connect@nzz.ch. swiss-innovation.com

Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra Innosuisse – Schweizerische Agentur für Innovationsförderung

pisieren. Erst wenn diese Form, Körper und Substanz erhalten, kann mit Stakeholdern verhandelt werden.» Ist es dann endlich soweit, schauen Investoren auf Kennzahlen und qualitative Aspekte. Gerade beim Swiss Technology Award zählt für Sturm das Team. «Wie divers ist es zusammengesetzt? Was sind das für Menschen - was ist ihre Motivation? Auf welcher Story basiert ihre Innovation? Und vor allem: Wie ganzheitlich und belastbar ist ihre Version einer wünschenswerten nahen Zukunft?»

Ist Krieg wirklich der ultimative Innovator? Thalmann steht dieser Aussage kritisch gegenüber, obwohl historisch gesehen Kriege Innovationen extrem vorangetrieben haben. «Kurzfristig mag das ein Wachstumstreiber sein, aber langfristig bringen Kriege Zerstörung, Leid und grosse Schulden für Volkswirtschaften»,

Die Vision von Climeworks? Eine Milliarde Menschen zu inspirieren, Kohlendioxid aus der Luft zu entfernen. Denn das ist eine der grössten Herausforderungen unserer Zeit: Wir schütten zu viele Treibhausgase aus und erwärmen so das Klima. Und das wiederum zerstört Ökosysteme, Biodiversität und Lebensraum. Die Idee entstand während eines Doktorats an der ETH Zürich, als die Gründer Jan Wurzbacher und Christoph Gebald das Thema der CO2-Abscheidung aus der Luft erforschten. Zu diesem Zeitpunkt konnte die Technologie «Direct Air Capture» lediglich ein paar Milligramm CO2 pro Tag aus der Luft filtern. Die erste kommerzielle Anlage wurde 2017 in Hinwil eröffnet – und konnte 900 Tonnen CO2 pro Jahr herausfiltern. Orca, die neuste Anlage, schafft inzwischen über 4 000 Tonnen. Doch was passiert mit diesem Kohlendioxid? Das luftgefilterte CO2 kann dauerhaft im Gestein gespeichert werden oder als pures Gas weiterverarbeitet werden, beispielsweise als Baustein für erneuerbare Kraftstoffe oder etwa für die Herstellung von kohlensäurehaltigen Getränken wie Coca-Cola. Die perfekte Kombination aus Innovation und Nachhaltigkeit – made in Switzerland.


Innovation

Samstag, 20. November 2021

NZZ-Verlagsbeilage

3

Er will nichts Geringeres, als mit Design Leben verbessern Seine ersten Entwürfe setzte der Industriedesigner Yves Béhar im elterlichen Zuhause in Lausanne um. Heute zählt der Wahlamerikaner zu den weltweit führenden Persönlichkeiten seiner Disziplin.

«Design is never done»

REBEKKA CHRISTEN

Alle Objekte unseres Alltags stehen am Ende eines Designprozesses. Menschen haben sich Gedanken zu deren Ästhetik, Funktion, Nachhaltigkeit, gesellschaftlichen Relevanz oder der sie umgebenden Kultur gemacht. Einer davon ist Yves Béhar. Wer hierzulande etwa mit PayPal bezahlt, sich mit Nivea-Produkten pflegt oder Rivella trinkt, kommt unweigerlich mit seiner Handschrift in Berührung. Die von ihm gegründete Designund Branding-Firma Fuseproject hat in den Zehnerjahren den Auftritt dieser Marken modernisiert. Die drei Rebrandings sind jedoch nur ein Fragment aus dem reichen Schaffen Béhars und des Unternehmens mit Sitz in San Francisco.

Der Schweizer Designer Yves Béhar über innovatives und spezialisiertes Design. NZZ Connect: Wie definieren Sie Innovation? Yves Béhar: Innovation ist, wenn Design den Einsatz der wichtigen neuen Ideen des 21. Jahrhunderts beschleunigt. Was kann die Schweiz Ihres Erachtens in den Bereichen Design und Innovation von den USA lernen? In den USA ist die Idee verbreitet, dass Design eine eigene strategische Waffe darstellt. Genau wie Marketing, Finanzen oder Technik muss es eine eigene Führungsfunktion innerhalb von Unternehmen haben und im Vorstand vertreten sein. Das ist, was Apple in den späten Neunzigerjahren anders gemacht hat. Mittlerweile ist es Standard, dass Designschaffende Positionen wie Chief Design Officer oder Chief Creative Officer innehaben.

Von Lausanne an die US-Westküste Der 1967 geborene Yves Béhar wuchs in Lausanne auf. Schon früh begann er, selbst Dinge zu bauen. Erst mit Legosteinen, in seinen Jugendjahren an der eigenen Werkbank. Er konstruierte etwa Möbel oder ein Windsurf-Skifahr-Gerät, mit dem er über gefrorene Seen fuhr. Inspirieren liess sich der erfindungsreiche blonde Lockenkopf von der Do-it-yourself-Bewegung der Punk-Ära. Mit seinem Ideenhorizont wuchs auch sein Wunsch, die ihm zunehmend klein erscheinende Schweiz zu verlassen. Zwar begann er Ende der Achtzigerjahre sein Industriedesign-Studium im Ableger des ArtCenter College of Design in Vevey, beendete es jedoch ab 1990 am HauptCampus in Pasadena, Kalifornien.

Werfen wir einen genaueren Blick auf Ihre Arbeit: Wann wissen Sie, dass ein Design fertig ist und keine weiteren Verfeinerungen mehr benötigt? Charles und Ray Eames sagten «design is never done» (dt. «Design ist nie fertig»), und das gilt auch für mich. Heute ein Erlebnis oder Produkt erfolgreich zu machen und dafür zu sorgen, dass es relevant bleibt und sein Versprechen hält, besteht darin, es ständig zu verbessern – auch wenn es bereits auf dem Markt ist.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort Mit dem Bachelor-Abschluss in der Tasche zog Yves Béhar ins rund sechs Autostunden vom College-Campus entfernte San Francisco. Im Silicon Valley südlich der Stadt fasste er bei den renommierten Designberatungsfirmen Lunar Design (heute McKinsey Design) und Frog Design Fuss. Was die Verwebung von Design und Technik betrifft, hätte der Romand zu kaum einer besseren Zeit an einem besseren Ort landen können. Denn während in den 1990erJahren Design als Geschäftsstrategie allmählich ins Bewusstsein der US-TechUnternehmen gelangte, war Yves Béhar bereits fest von dessen Wert überzeugt. Seit 1999 bringt er der Geschäftswelt die Bedeutung von Gestaltung mit Fuse­ project näher. Im Studio werden Projekte jeder Art und Grössenordnung realisiert. Dabei ist der Firmenname Programm: Yves Béhar und sein Team lassen Design und Tech sowie verschiedenste Disziplinen zu ganzheitlichen Markenauftritten, Produkten und Erlebnissen verschmelzen (engl. «to fuse»), für welche sie weltweit gefeiert werden. Bei einigen Projekten ist Béhar nicht nur als Designer, sondern auch als Unternehmer und Investor involviert. Dieses Geschäftsmodell bringt ein grösseres Risiko, aber auch mehr Verantwortung und Kreativität mit sich – Fuse­project ist dadurch Teil des Partnerunternehmens. Um das Konzept weiter auszubauen, hat der Gründer sein Geschäft vor vier Jahren vollständig an den chinesischen Agenturriesen BlueFocus veräussert. Béhar selbst agiert weiterhin als CEO und Hauptdesigner.

Zwischen hoher Anerkennung und Kritik Über die Jahre hinweg hat Fuseproject zahlreiche Preise gewonnen, gleichzeitig wurde Yves Béhar in der Designbranche zunehmend infrage gestellt. Kritikerinnen und Kritiker sagen ihm nach, dass er

Vereint schweizerische Präzision und kalifornische Coolness: Yves Béhar. seinen Namen auf so gut wie alles anbringen würde. Während die einen bewundernd fragen, ob es etwas gebe, das Béhar nicht designen kann, sagen die anderen, dass die von Fuseproject gestalteten Produkte zwar als Innovationen vermarktet werden, in Wahrheit aber oft nur kostspielige Annehmlichkeiten seien. Ein Projekt, mit dem das Unternehmen in dieser Hinsicht für grosses Aufsehen sorgte, war das Design einer 699-Dollar-Saftpresse, deren Beutel gerade so gut mit den Händen ausgedrückt werden konnten.

Projekte mit positiver sozialer Wirkung Mit den meisten Arbeiten jedoch werden Yves Béhar und seine Mitarbeitenden ihrem Bestreben, das Leben von Menschen zu verbessern, gerecht. Solch ein Projekt war es auch, das Béhar in den Nullerjahren zum grossen Durchbruch verhalf: der «XO-1» für die Bildungsinitiative «One Laptop per Child» (dt. «Ein Laptop pro Kind»). Die 100-Dollar-Laptops brachten vor allem im globalen Süden Kindern Zugang zu Computern sowie Internet. Des Weiteren entwarf er mit Fuseproject etwa kostenlose Korrekturbrillen für mexikanische Schulkinder, einen pflegebegleitenden Roboter für ältere Menschen, erschwingliche 3-Dgedruckte Häuser, oder auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie in Rekordzeit ein Beatmungsgerät.

«Wir versuchen, uns an Projekten zu beteiligen, die von Bedeutung für die Zukunft sind.» Yves Béhar, CEO und Gründer, fuseproject

FUSEPROJECT

Dass Design bei Fuseproject Hand in Hand mit Technik geht, verwundert aufgrund von Béhars ersten Berufsjahren und dem Firmensitz nicht. Der CEO hat sich aber nie vom schier grenzenlosen Tech-Optimismus des Silicon Valley mitreissen lassen. Indessen hat er früh erkannt, welchen Unterschied Technologie für die gesamte Gesellschaft oder einzelne Bevölkerungssegmente machen kann – sofern dabei stets der Mensch im Zentrum steht. Daher macht Fuseproject kein überbordendes Design für Designer, sondern für Individuen oder bestimmte Personengruppen und die Erfordernisse ihres Alltags. Technik soll ihnen dienen, nicht umgekehrt, und eingebettet in unaufgeregten wie nuancierten Farben, Formen und Strukturen daherkommen.

Weiterhin auf zukünftige Bedürfnisse reagieren Das Fuseproject-Team ist bemüht, die Problemstellungen von morgen zu antizipieren, um – sobald diese drängend werden – entsprechende Lösungen anbieten zu können. Dass nicht jede gleichermassen gefeiert wird, gehört dazu. Davon wird sich der heute 54-Jährige auch in der Zukunft nicht entmutigen lassen und stattdessen noch einige Jahre weiter gestalten. Denn in unserer zunehmend schnellen und vielschichtigen Zeit entstehen ständig neue, individueller werdende Bedürfnisse. Und die Reduktion dieser Komplexität ist, was ihn antreibt.

Ihre Projekte sind sehr divers. Wie wählen Sie diese aus? Ich würde sagen, sie wählen mich aus! Wir bei Fuseproject schätzen uns glücklich, ein multidisziplinäres Team zu haben. Das ermöglicht uns, Projekte zu übernehmen, die sich stark voneinander unterscheiden. So bleiben wir kreativ, agil und lernen ständig dazu. Doch gerade die Diversität Ihrer Projekte ist einigen Kritikerinnen und Kritikern ein Dorn im Auge. Sie sagen beispielsweise, dass Sie Ihren Namen auf jedes Produkt anbringen würden. Was denken Sie über diese Kritik? Wir versuchen, uns an Projekten zu beteiligen, die von Bedeutung für die Zukunft sind. Die Notwendigkeit, unsere Namen auf die Projekte zu setzen, sehe ich nicht – das tun wir eigentlich nie. Gerne unterstützen wir aber die Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, indem wir Teil ihres Storytellings sind. Bei etwa der Hälfte unserer Kooperationen sind wir auch Investoren. Dadurch wissen wir auch, dass unser volles Engagement und unsere Unterstützung Teil des eingebrachten Wertes sind. Und wir sind uns dabei bewusst, dass nicht alle Unternehmungen am Ende erfolgreich sind: «No risk, no gain» (dt. «Ohne Risiko kein Gewinn»). Zu guter Letzt: Was raten Sie jungen oder angehenden Designerinnen und Designern? Mein Rat an Designschaffende ist, sich auf eine Designdisziplin zu spezialisieren. Das ist der erste Schritt, der dazu führt, dass wir zu immer bedeutenderen Projekten eingeladen werden und unsere Design-Flügel über eine Vielzahl von Bereichen ausbreiten können.


4  NZZ-Verlagsbeilage

Innovation

Samstag, 20. November 2021

Talente für eine innovative Schweiz Die Generation Z steht dafür, Verantwortung übernehmen zu wollen. Unternehmen müssen sich neu erfinden, um für die nächste Generation attraktive Arbeitgebende zu sein. Innovative Formate bringen die beiden Seiten zusammen. Branchenspezifische Innovationsförderung

SERAINA BRANSCHI

Diverse Umfragen zeigen: Die junge Generation sucht Verantwortung und will gut verdienen. Erfolg ist der Generation Z (Jugendliche mit Jahrgang 1997– 2012) wichtiger als flexible Arbeitsformen. Sie sprudeln vor Innovationsgeist und neuen Ideen. Im Gegensatz zu den als verweichlicht geltenden Millennials macht sie das für Unternehmen als Arbeitnehmende besonders attraktiv. Gemäss «NZZ am Sonntag» vom 29. Mai 2021 gehören internationale Firmen wie Google, Microsoft oder IBM und Schweizer Grossunternehmen zu den attraktivsten Unternehmen. Die jungen Talente wollen gefördert und gefordert werden. Internationale Grosskonzerne bieten Talent­programme an und versprechen entsprechende Karrieremöglichkeiten. Um dagegen anzukommen, müssen Schweizer KMUs und Jungunternehmen besonders initiativ und innovativ sein – oder kreative Angebote nutzen, um die Talente auf sich aufmerksam zu machen.

Innovative Förderprogramme für den Nachwuchs

Das Format ist aber nicht nur für Unternehmen attraktiv, sondern eignet sich auch für Verbände oder Dachorganisationen, welche ihrer Branche einen Innovationsschub verpassen wollen, um so für künftige Arbeitnehmende attraktiv zu bleiben. So geschehen dieses Jahr, als HotellerieSuisse das NextGen-Hospitality-Camp durchführte und innovative Konzepte für die Hotel- und Gastrobranche generierte. «Unsere Branche ist immer auf der Suche nach innovativen Ideen und neuen Konzepten. Gerade hier ist die Sichtweise der Generation Z sehr spannend und kann neue Gästegruppen erschliessen oder teils nicht mehr aktuelle Strukturen erneuern. Die Hemmschwelle, Neues auszuprobieren,

Die Camp-Teilnehmenden arbeiten mit unterschiedlichen Methoden am Teambuilding. FOTOS: NZZ CONNECT

Eines dieser Angebote, bei welchem Talente und Unternehmen zusammengebracht werden, ist die SEF.NextGen Community von NZZ Connect / Swiss Economic Forum. Jährlich finden zwei Camps statt, in welchen sich jeweils rund 30 Teilnehmende mit realen Fragestellungen von Unternehmen auseinandersetzen. In einer Woche erarbeiten die Jugendlichen dazu Lösungsvorschläge. Ein Alumni der SEF.NextGen Community ist Gianmarco Hodel. Er nahm 2019 an einem SEF.NextGen-Camp teil und hat zusammen mit Venus Mijatovic, ebenfalls eine SEF.NextGen-Alumni, das Kaffeerestaurant Juice 1 gegründet. Für ihn war das Camp eine Inspiration, welche er zuvor noch nie hatte. «Für junge Leute kann es sehr wertvoll sein, wenn

«Im Endeffekt hat mich diese Erfahrung im Entscheidungs­ prozess beeinflusst, ein eigenes Start-up zu gründen.»

Gianmarco Hodel, Co-Founder, Juice 1

Im Rahmen der SEF.NextGen-Camps erhalten die Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Ideen vor Publikum zu präsentieren.

wird durch die erfrischende Herangehensweise der NextGen gesenkt und Hoteliers können einfacher neue Konzepte und Ideen einführen», so Lukas Gasser, Fachspezialist Bildungsmarketing bei HotellerieSuisse. Für die HotellerieSuisse resultierten neben neuen Konzepten auch zufriedene Teilnehmende, welche neue Ideen in ihre Unternehmen mitnehmen und diese so auch für weitere Talente attraktiv machen. «Durch das Camp habe ich zusätzliche Motivation und neue Inspiration für meine berufliche Zukunft gefunden», erläutert Salome Isenschmid, 22-jährige Studentin der Hotelfachschule Thun und Teilnehmerin des NextGen-Hospitality-Camps. SEF.NextGen fördert so auch das Interesse an einer Branche, welche durch Corona stark gelitten hat, und sorgt dafür, dass auch nach der Krise neue innovative Ideen weiterentwickelt werden können.

SEF.NextGen

Salome Isenschmid, Teilnehmerin des NextGen-Hospitality-Camps

man die Möglichkeit erhält, sich in einer Gruppe von Gleichgesinnten spannenden und vielseitigen Challenges zu widmen», so Gianmarco weiter. Auch Christian Cadisch, 23-jährig, konnte von der Teilnahme profitieren. Zusammen mit drei anderen Alumni hat er den Swiss Sequoia Club, ein Verein zur Vernetzung unternehmerischer Studenten der Schweizer Unis, ins Leben gerufen. «Mir hat das SEF.NextGen-Camp den nötigen Mut gegeben, meine eigenen Träume zu verfolgen. Aus dem Zusammenbringen von Gleichgesinnten kann vieles entstehen», erklärt Christian. Doch auch die Unternehmen profitieren. Die Lösungsvorschläge aus den Camps können und sollen von den fallgebenden Unternehmen umgesetzt werden. So hat Rivella konkret mit Ideen diverser Gruppen weitergearbeitet und steht aktuell in der Entwicklungsphase eines darauf basierenden neuen Getränkekonzepts. Dieses soll bereits nächstes Jahr auf dem Markt lanciert werden können. Unternehmen ohne eigene Programme, welche der nächsten Generation trotzdem innovative Produkte

«Programme wie SEF.NextGen ermöglichen den Austausch zwischen Jugendlichen und Unternehmen.»

Die ehemaligen SEF.NextGen-Camp-Teilnehmenden erhalten die Möglichkeit, an den NZZ-Connect-Konferenzen teilzunehmen. und Dienstleistungen anbieten oder als Arbeitgebende attraktiv sein wollen, schätzen die niederschwellige Möglichkeit, Zugang zur SEF.NextGen-Community zu erhalten und sich die Brain-Power der Generation Z zu sichern. Unternehmen wie die Schweizerische Post nutzen die Gelegenheit,

mit den künftigen Kundinnen und Kunden in Dialog zu treten. «Die Post handelt vorausschauend für die Gesellschaft und bezieht die Generation von morgen mit ein, um auch in Zukunft einen wünschenswerten Service Public anbieten zu können», so Kim Haldemann, Spezialistin Sponsoring der

Schweizerischen Post. Die Schweizerische Post ist Partnerin des SEF.NextGen-Programms und fördert mit den Unternehmensfällen sowohl das unternehmerische Denken und Verantwortungsbewusstsein der Generation Z und öffnet sich gleichzeitig für innovative Lösungsansätze der Jugendlichen.

SEF.NextGen fördert unternehmerisch denkende Talente und stellt ihre Brain-Power innovativen Unternehmen zur Verfügung. Das Angebot ist breit: Unternehmen können Fragestellungen im Rahmen eines SEF.NextGen-Camps einreichen und von ausgewählten Talenten der Generation Z während einer Woche Lösungsansätze erarbeiten lassen. Ebenso können firmeneigene Talente am Camp teilnehmen oder eine Gruppe von NextGens für einen Workshop «gemietet» werden. Die SEF.NextGen-Community wächst kontinuierlich, so können interessierte Unternehmen immer wieder vom frischen Wind profitieren und die Kreativität und andere Perspektiven der jungen Generation in ihre Strategien und Konzepte einfliessen lassen. SEF.NextGen ist eine Initiative des Swiss Economic Forum / NZZ Connect. Bisher wurden 8 Camps durchgeführt. Die Alumni-Community verfügt über rund 150 SEF.NextGen-Mitglieder. Das Angebot wächst weiter und bietet seit 2021 auch branchenspezifische Camps an. Interessierte Unternehmen können sich via Webseite informieren und Kontakt aufnehmen. sef-nextgen.ch


Innovation

Samstag, 20. November 2021

NZZ-Verlagsbeilage

5

3-D-Druck statt Chemiefabrik Die einstige Industriestadt Basel ist heute – wie alle Schweizer Städte – ein Wirtschaftsstandort mit überwiegendem Dienstleistungssektor. Doch neue Technologien und ein sich veränderndes Konsumverhalten eröffnen auch in Basel neue Möglichkeiten für die urbane Produktion. MARTIN STRICKER

Wo heute im Norden Basels Zwischennutzungen und Freizeittreibende die Stadt beleben, zeugen alte Industriebauten und stillgelegte Werkareale von einer Zeit, in der noch im grossen Stil produziert wurde. Über die Jahrzehnte verschwand die schwere Produktion aus Basel und aus der chemischen Industrie wuchs das forschungsintensive Life Sciences Cluster von heute. Über 80 Prozent der Arbeitnehmenden in BaselStadt sind heute im Dienstleistungssektor tätig. Auch räumlich ist die Entwicklung erkennbar. Die Industrieareale von früher wurden von der Stadt aufgesogen, viele sind unternutzt oder stehen leer. Mit Blick auf die Transformation dieser Areale stellt sich die Frage, inwiefern die Produktion künftig noch Teil der Schweizer Städte sein wird.

Neue Lust auf urbane Produktion Der Erhalt des Gewerbes und die Reintegration von produzierenden Nutzungen beschäftigen derzeit weltweit zahlreiche Städte. Barcelona zum Beispiel hat sich dazu bekannt, bis 2054 alle Produkte für die eigene Stadtbevölkerung selbst fertigen zu wollen. 33 weitere Städte sind dieser weltweiten «FabCity-Initiative» bisher gefolgt. Genährt wird diese neue Lust auf städtische Produktion vor allem durch technologische Entwicklungen. Automatisierte und

durch Roboter unterstützte Fertigung macht die Produktion in Hochlohnländern wieder konkurrenzfähig. Digitale Produktionsmethoden wie 3-D-Druck dezentralisieren die Produktion und machen sie stadtverträglicher. Und nicht zuletzt zwingt die Frage der Nachhaltigkeit die Gesellschaft, vermehrt über lokale und geschlossene Produktionskreisläufe nachzudenken, anstatt sich auf globalisierte Warenströme zu verlassen. Die Nachfrage nach lokalen Gütern steigt. Ein Teil der Produktion könnte in Zukunft also dort stattfinden, wo das nötige Wissen, die Technologien sowie die Konsumentinnen und Konsumenten zusammenkommen: in Städten. Dies würde auch der sozialen Durchmischung der städtischen Arbeitsmärkte zugutekommen, wie Dieter Läpple, emeritierter Stadtforscher an der HafenCity Universität Hamburg, 2016 in einem Plädoyer für die produktive Stadt in der Bauwelt schrieb.

Die Zukunft hat bereits begonnen Nebst klassischen Gewerbebetrieben, die seit jeher in der Stadt verankert sind, gibt es auch in Basel einige Vorboten von neuartigen Produktionsnutzungen. Ein Beispiel ist das Medizinaltechnikunternehmen Medartis, das seine Produkte in einer hochautomatisierten Fertigung in Basel herstellt. «Die Planung und Herstellung von patientenspezifischen Implantaten erfordert hoch qualifizierte Mitarbeitende, einen engen Aus-

Für uns aussergewöhnlich gewöhnlich.

tausch mit dem behandelnden Chirurgen und der Produktentwicklung sowie eine gute Anbindung an die weltweite Logistik. Dies finden wir aktuell an unserem Standort», bekräftigt CEO Christoph Brönnimann. Die Nähe zu Forschung und erstklassigen Spitälern und Universitäten sei ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Denn die Wissenschaft befasst sich in der Region Basel intensiv mit der Zukunft der Herstellung von Gesundheitsprodukten. Das Universitätsspital Basel betreibt seit mehreren Jahren ein eigenes 3-D-Print-Lab und arbeitet unter anderem mit der Fachhochschule Nordwestschweiz daran, die Technologie auch für individuell designte Implantate einsetzen zu können. Für Dr. Florian Thieringer, Gesichtschirurg und Co-Direktor des 3-D-Print-Lab, ist klar: «Digitale Produktionstechnologien werden die Wertschöpfungsketten in der Medizinaltechnik stark verändern und bieten enorme Chancen für die Behandlungen von Patientinnen und Patienten.»

Raum zum Hand anlegen und für Experimente Ein ganz anderes Beispiel für die neue Produktion befindet sich im Herzen des Basler Gundeli-Quartiers, wo in den Werkstätten von Revendo gebrauchte Mobiltelefone und Laptops aufgefrischt werden. Das Unternehmen versteht seine Arbeit als Beitrag an eine nachhaltigere Konsumgesellschaft und fühlt sich sehr wohl im urbanen Umfeld. Aurel Greiner, Mitgründer und Geschäfts-

Das 3-D-Print-Lab des Universitätsspitals Basel.

UNIVERSITÄT BASEL, CHRISTIAN FLIERL

Technologien und Pilotanlagen sowie ein Herantasten an neue Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten erlaubt. Die Stadt Basel verfügt über das nötige Know-how, den Innovationsgeist und den Raum, um diese Entwicklungen für sich zu nutzen und sich getreu ihrer Tradition weiterhin neu zu erfinden.

leitungsmitglied, weist auf die notwendigen Rahmenbedingungen hin: «Um dieses arbeitsintensive Geschäftsmodell betreiben zu können, brauchen wir sowohl ein Bewusstsein bei den Kundinnen und Kunden als auch bezahlbare Mietflächen für Werkstatt und Lager.» So unterschiedlich die Formen dieser neuen Produktion im urbanen Umfeld sein mögen, bleibt das Vorhandensein von geeigneten Flächen eine Grundvoraussetzung. Gerade junge Firmen benötigen bezahlbaren Raum, der Experimente mit neuen

www.awa.bs.ch/standortfoerderung Martin Stricker ist Co-Leiter der Standortförderung Basel-Stadt.

Wir erleben Inspiration in der täglichen Arbeit mit unseren Kunden und Partnern, in Gesprächen mit anderen Experten und Expertinnen. Für uns ist es ganz alltäglich, ständig neu zu denken. Aber eines bleibt für uns ganz gewöhnlich: unsere außergewöhnlich hohen Ansprüche. Als eines der führenden Ingenieur- und Beratungsunternehmen für technologische Innovation und Business Consulting unterstützen wir Sie mit Kopf, Herz und Tatkraft dabei, Visionen mit neuen Ideen und Innovationen zu realisieren. Besuchen Sie unsere Website, um mehr über uns und unsere Leistungen zu erfahren: www.helbling.ch

www.helbling.ch

Helbling Technik

Innovation, together we do it Aarau Bern Wil SG Zürich München Boston San Diego Shanghai ■

HEL_Inserat_291x218_211005_SIF_NZZ_v3.indd 1

18.10.21 10:56


6  NZZ-Verlagsbeilage

Innovation

Samstag, 20. November 2021

Innovationsland Schweiz: Swiss Technology Award 2021 Innovationen sind für die Schweizer Wirtschaft eine der entscheidenden Treiber des Fortschritts. Mit der Verleihung des Swiss Technology Award wird diese Innovationskultur unterstützt und gefördert. Die diesjährigen Gewinner und Finalisten im Porträt. Von Sandrina Estrada

Kategorie Innovation Leaders EcoRobotix

ew

in

ne

r

Der Pflanzenschutz in der Landwirtschaft wird zunehmend stärker reguliert und erfordert neue Lösungen. Auf Pflanzenschutzmitteln kann nicht gänzlich verzichtet werden, sonst ist eine gewinnbringende Bewirtschaftung nicht mehr möglich. Hier kommt die umweltschonende Präzisionsfeldspritze ARA von ExoRobotix zum Einsatz. Die digitale Technologie bietet einen zielgerichteten und bedarfsorientierten Pflanzenschutz und zeichnet sich durch seine hochpräzise Einzelpflanzenbehandlung auf der Basis von künstlicher Intelligenz aus. ARA erkennt Schadpflanzen, behandelt diese mit einer Mikromenge an Herbizid und bietet so eine Pflanzenschutzmittelreduktion von bis zu 95 Prozent.

G

FOTOS: SANDRA BLASER

Belimo Automation

Kern

Belimo ist ein innovatives und börsenkotiertes Schweizer CleanTech-Unternehmen mit rund 2000 Mitarbeitenden in über 80 Ländern. Das Unternehmen ist Weltmarktführer bei der Entwicklung, der Herstellung und dem Vertrieb von Regelventilen, Klappenantrieben und Sensoren. Das für den Swiss Technology Award nominierte «Belimo Energy Valve™» misst und regelt mittels intelligenter Software den Wasserdurchfluss von Heizungs-, Lüftungsund Klimaanlagen. Digitale Workflows, Power over Ethernet und Internet of Things sind inkludierte Features. Damit werden die Energiekosten minimiert und die Energieeffizienz von Gebäuden optimiert.

Kern ist bestrebt, mit innovativen und fortschrittlichen Lösungen die Bedürfnisse von Kunden zu erkennen und zu befriedigen. Das weltweit tätige Familienunternehmen hat seine Kompetenzen seit 1947 im Maschinenbau und verschaffte sich mit qualitativ hoch stehenden Kuvertiermaschinen weltweit einen bekannten Namen. Vor drei Jahren wurde aus einer neuen Produktidee ein konkretes Verpackungssystem. «PackOnTime 2box» vermisst versandbereite Bestellungen aller Art in 3-D und legt die Artikel anschliessend in die massgefertigte Verpackung. Das System hilft, die Prozesse im Versand zu optimieren, die Produktivität zu steigern und gleichzeitig die Ressourcen umweltschonend zu nutzen.

Kategorie Inventors Hoursec

G

ew

in

ne

r

Intelligenz der Dinge (AIoT) wird in alltäglichen Anwendungen eingesetzt. Doch damit Maschinen lernen können, müssen sie mit grossen Datenmengen gefüttert werden, was eine enorme Menge an Strom verbraucht und gleichzeitig sechstausendmal mehr CO2 an die Umwelt abgibt als ein Flug von Los Angeles nach New York. Hier setzt die Innovation von Hoursec an: Die Plattform reduziert die Datenmenge, die zum Trainieren und Ausführen eines maschinellen Lernmodells benötigt wird, um den Faktor 3000. Hoursec wendet einen vom Gehirn inspirierten Berechnungsansatz mit einem bahnbrechenden Modell an und macht damit das AIoT nachhaltig.

Alivion

Procavea Biotech

Alkoholische Getränke und Handdesinfektionsmittel, die mit giftigem Methanol verunreinigt sind, führen jedes Jahr zu Erblindung und sogar zum Tod von Tausenden von Opfern. Dank Alivions bahnbrechenden Entwicklungen in der Nanotechnologie konnte ein Methanol-Detektor im Taschenformat entwickelt werden, der es Verbrauchern, Brennern, Gesundheitsexperten und der Polizei ermöglicht, in wenigen Minuten zu überprüfen, ob Getränke oder Desinfektionsmittel sicher sind. Alivion ist ein Spin-off-Unternehmen der ETH Zürich, das «schnüffelnde» Elektronik für Anwendungen in den Bereichen Medizin, Umwelt und Lebensmittelsicherheit entwickelt.

Procavea Biotech hat sich das Ziel gesetzt, die Verabreichung von RNATherapeutika und niedermolekularen Arzneimitteln zu revolutionieren. Ihre innovative und patentgeschützte Proteinkäfig-Plattform hat das Potenzial, neue Massstäbe in der molekularen Medizin zu setzen, existierende Therapien zu verbessern und ungedeckte klinische Bedürfnisse zu adressieren. Die Vision des Teams ist die Anwendung ihrer einzigartigen Technologie, um die nächste Generation von RNA-Therapien und Präzisionsonkologie zu ermöglichen. Die Proteinkäfig-Technologie von Procavea wurde im Departement für Chemie und Angewandte Biowissenschaften der ETH Zürich entwickelt.


Innovation

Samstag, 20. November 2021

NZZ-Verlagsbeilage

7

Kategorie Start-ups Embotech

G

ew

in

ne

r

Wenn Sie wollen, dass ein Auto autonom fährt, ein Roboter sich in die richtige Richtung bewegt, eine Industriemaschine mit exakter Präzision vorgeht, liefert Embotechs Technologie die Magie hinter diesen Aktionen: Wir liefern Entscheidungssoftware, die komplexe Optimierungsprobleme in Höchstgeschwindigkeit löst. Wir sorgen dafür, dass sich Fahrzeuge, Roboter, Industriemaschinen und Raketen sicher, effizient und mit Höchstleistung bewegen. Embotech ist ein führender Entwickler von KI-Software für autonome Systeme und arbeitet mit Unternehmen aus den Bereichen Automotive, Industrieautomation und Luft- und Raumfahrt sowie mit der akademischen Gemeinschaft zusammen.

Creal

Synhelion

Intelligente Brillen, die virtuelle Objekte mit der Realität verschmelzen lassen, werden Teil unseres Alltags sein. Die Realität ist jedoch dreidimensional, während die heutige virtuelle Realität es nicht ist, oder zumindest nicht vollständig. Alle aktuellen Virtual- und Augmented-Reality-Headsets verwenden flache Bildschirme, die nur die Illusion einer dritten Dimension erzeugen, was zu visuellen Konflikten und unangenehmen Augenbelastungen führt. CREAL löst d ­ ieses Problem mit seinem Lichtfeld-Display, das authentische dreidimensionale virtuelle Bilder erzeugt. Diese Technologie ist das fehlende Glied auf dem Weg zu erfolgreicher und angenehmer intelligenter Augenbekleidung.

Synhelion ist ein Schweizer Cleantech-Unternehmen, das Solartreibstoffe produziert, um den Verkehrssektor zu dekarbonisieren. Solartreibstoffe können fossile Treibstoffe in allen Einsatzbereichen ersetzen, da sie wirtschaftlich und mit der weltweit bestehenden Infrastruktur kompatibel sind. Die einzigartige Technologie nutzt HochtemperaturSolarwärme, um CO2 in Treibstoff umzuwandeln. Die Solartreibstoffe von Synhelion ermöglichen eine Welt, die durch saubere, nachhaltige Mobilität verbunden ist. Das Unternehmen wurde 2016 als Spin-off der ETH Zürich gegründet und arbeitet bereits mit internationalen Partnern wie Lufthansa Group, CEMEX und dem Flughafen Zürich zusammen.

«Wir sind sehr stolz darauf, dass HeiQ innerhalb von zehn Jahren zweimal mit dieser Auszeichnung geehrt wurde. Dies bestärkt uns in unserer Mission: Den Alltag der Menschen mit intelligenten und nachhaltigen Technologien zu verbessern.» Carlo Centone, Mitbegründer und CEO von HeiQ

Der Swiss Technology Award

Award-Partner

Im Rahmen des Swiss Innovation Forums wurde der Swiss Technology Award 2021 bereits zum 33. Mal vergeben. In drei Kategorien werden jedes Jahr herausragende technologiebasierte Innovationen und Entwicklungen von Start-ups, Hoch- und Fachhochschulen sowie etablierten Unternehmen prämiert. Belimo Automation (Kategorie Innovation Leaders), Procavea Biotech (Kategorie Inventors) und Embotech (Kategorie Start-ups) durften in diesem Jahr die Trophäe entgegennehmen.

Das gewinnen die Finalistinnen und Finalisten   Marken- & Bühnenpräsenz an der Schweizer Innovationskonferenz mit internationaler Ausstrahlung   Businesskontakte zu über 1100 Entscheidungstragenden aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft   Hohe Reichweite dank Qualitätsmedien wie der «Neuen Zürcher Zeitung»   Hochwertiger Imagefilm über Firma und Innovation   Zusätzliche Tickets fürs Swiss Innovation Forum   Aufnahme ins exklusive SEF.Founder-Netzwerk www.swiss-innovation.com

Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra Innosuisse – Schweizerische Agentur für Innovationsförderung

Innovation durch Selbstoptimierung Biohacking kann helfen, Stress zu reduzieren und Krankheiten vorzubeugen. Doch was steckt hinter dem Begriff? Was bedeutet Biohacking? Rolf Duda: Biohacker streben danach, das Optimum aus uns herauszuholen und zur jeweils besten Version unserer Selbst zu werden. Es geht dabei nicht um das Maximum, sondern darum, wie man seine individuellen Ressourcen bestmöglich einsetzen kann, um der Gemeinschaft zu dienen. Um dies zu erreichen, müssen wir verstehen, wie unsere Körper und das System Mensch überhaupt funktionieren. Haben wir dann bestimmte Mechanismen erkannt und deren Funktionsweise verstanden, können wir mit den «Hacks» eingreifen und die gewünschten Veränderungen herbeiführen. Plötzlich wandert man dann bei minus 18 Grad in Badehose durch den Schnee. Das Ziel ist also, die Natur zu überlisten und so leistungsfähiger zu werden? Absolut nicht. Im aktuellen Zeitgeist schreien wir nach immer mehr, immer weiter, immer besser. Biohacker wissen aber, dass dies so nicht funktionieren wird. Wie fast alles im Universum unterliegen auch wir Menschen natürlichen Rhythmen. Damit etwas langfristig funktionieren kann, folgen auf Phasen von Leistung auch immer Phasen der Entspannung. Ein Grossteil des Biohackings beschäftigt sich daher mit der Regeneration. Diese Rhythmen sind nichts Neues. Wo steckt hier die Innovation? In den vergangenen 100 Jahren haben wir unvorstellbare Fortschritte in nahezu allen Bereichen gemacht. Wir konnten die Produktivität erhöhen, die Sicherheit verbessern, den Wohlstand steigern. All diese Innovationen haben aber ihren Preis. Ein Blick in die Schweizer Statistik zeigt: Fast 50% leiden an Rückenproblemen, 42% haben Übergewicht und 21% stehen unter erhöhter psychischer Belastung. Auf der anderen Seite war der Zugang zu Informationen noch nie so einfach. Veröffentlichte Studien sind umgehend online verfügbar. Menschen wie ich brechen die Erkenntnisse dann in verdaubare Happen oder Methoden herunter, testen die Wirksamkeit am

Peakwolf im Eisbad.

PD

«Gesundheit beginnt mit Eigenverantwortung und Selbstliebe.» Rolf Duda, Biohacker und CEO von Peakwolf

eigenen Leib und geben dieses Wissen weiter. Durch Biohacker kommen fundierte Informationen aus der Wissenschaft heute viel schneller in der Gesellschaft an und können in einen gesunden Lebensstil integriert werden. Biohacking hilft, Stress zu reduzieren, und beugt somit Krankheiten vor. Schlussendlich geht es immer darum, dem System Mensch zu helfen und unsere Gesundheit wieder selbst in die Hand zu nehmen. Interview: Eva Ammann


8  NZZ-Verlagsbeilage

Innovation

Samstag, 20. November 2021

Innovationen für eine nachhaltige Zukunft der Textilindustrie Die Innovationen des Schweizer Technologiekonzerns Oerlikon haben enorme Auswirkungen auf die Effizienz und das Nachhaltigkeitspotenzial in der Textilindustrie, so Jochen Adler, Chief Technology Officer (CTO) der Business Unit Oerlikon Manmade Fibers Solutions. Jochen Adler, als Chief Technology Officer (CTO) entwickeln Sie mit Ihrem Team nachhaltige Technologien für die Textilindustrie. Wo setzen Sie an? Jochen Adler: Grundsätzlich besteht unser Ziel seit jeher darin, in sämtlichen Branchen und Industrien, in denen wir weltweit tätig sind, einen effizienteren und damit umweltschonenderen Betrieb zu fördern. Das Einsatzspektrum für unsere Expertise ist grundsätzlich sehr breit und reicht bis zu den produzierenden Industrien in der Kunststoffverarbeitung, derzeit mit einem Schwerpunkt in der Textilbranche. Gerade dieses Segment birgt ein hohes Nachhaltigkeitspotenzial, welches wir für unsere Kundschaft mit unseren e-save-Technologien gezielt erschliessen. Wie gehen Sie dafür vor? Unser Fokus liegt dabei auf den Produktionsprozessen von Textilien, genauer gesagt von Garnen und Fasern: Bereits 2007 konnten wir in diesem Bereich mit unserer «WINGSTechnologie» einen veritablen Quantensprung einleiten: Die Prozesskomplexität wurde erheblich reduziert, die Energieeffizienz der Komponenten optimiert und damit die Produktionseffizienz auf über 99,8 Prozent gesteigert. Dadurch konnte unsere Kundschaft unvermeidbare Produktionsabfälle signifikant reduzieren und den Energieverbrauch bei der Garnproduktion im Laufe verschiedener Produktgenerationen um bis zu 40 Prozent senken. Dies entspricht bis heute einer kumulierten Einsparung aller installierten Oerlikon-Anlagen von

über zehn Millionen Tonnen CO2. So viel wie der jährliche Energieverbrauch einer Million Haushalte. Das ist in der Tat ein grosser Schritt. Doch 2007 ist bereits lange her. Natürlich haben wir uns in der Zwischenzeit nicht auf unseren Lorbeeren ausgeruht, sondern uns intensiv mit den Anforderungen unserer Kunden an die Materialien auseinandergesetzt, die für die Herstellung von Kleidung notwendig sind. Dabei zeigt sich, dass auch Naturfasern wie Baumwolle eine durch aus negative «Ökobilanz» aufweisen können. Denn laut dem «World Resources Institute» werden für die Herstellung eines Baumwollhemds rund 2700 Liter Wasser benötigt. In einer Welt, die heute von Fast Fashion geprägt ist, und in der sauberes Wasser eine zunehmend rare Ressource darstellt, ist das unhaltbar. Auch Viskose benötigt zur Herstellung noch vermeidlich viele Ressourcen. Wir fokussieren uns mit unseren Maschinen- und Anlagentechnologien auf Produktionslösungen speziell einer Faser, die über deutlich mehr Potenzial verfügt: Polyester. Inwiefern ist Polyester der Baumwolle überlegen? In vielerlei Hinsicht. Zum einen kann mit dieser synthetischen Faser der weltweite Textilbedarf vollumfänglich gedeckt werden. Und andererseits kann Polyester relativ einfach recycelt werden. Wir engagieren uns darum intensiv an der Lösungsfindung, um Polyesterfasern auch in eine Kreislaufwirtschaft zu überführen. Das Prinzip ist bestechend und wird in den nächsten drei

Das Herzstück: WINGS-Technologie im Einsatz in einer hochmodernen Fertigungsfabrik.

bis fünf Jahren zur Marktreife gelangen: Anstatt gebrauchte Kleidung wegzuwerfen, werden die Fasern geschreddert, aufbereitet und anschliessend in neuen Produkten eingesetzt. Damit bewegen wir uns von Fast Fashion hin zu Sustainable Fashion. Welche technologischen Hürden müssen Sie dafür überwinden? Die Krux besteht darin, die gebrauchten Fasern sortenrein in den Materialkreislauf zurückzuführen. Darum arbeitet Oerlikon derzeit an Innovationen, um das Recycling zu erleichtern. Und das ist nicht unser einziges Handlungsfeld im Textimaschinenbereich: Ebenso verfolgen wir die

Entwicklung neuer Technologien für die Garnherstellung aus sogenannten Biopolymeren, die zusammen mit verwandten Materialien in den nächsten fünf bis zehn Jahren die nächste Generation nachhaltiger Textilien darstellen dürften. Allerdings muss man festhalten, dass weder wir als Technologiehersteller noch die Textilproduzenten oder die Konsumierenden den nachhaltigen Wandel des Bekleidungssektors alleine herbeiführen können – dazu ist das Engagement sämtlicher Stakeholder notwendig. Gleiches gilt auch für alle anderen Branchen, in denen wir tätig sind. Nachhaltige Lösungen erzielt man am besten gemeinsam. Interview: André Wissenberg

Bienen mit Wärme vor Varroa-Befall retten Vatorex hat eine nachhaltige Technik entwickelt, um die parasitäre Varroamilbe zu bekämpfen, die weltweit eine der Hauptursachen für das Verschwinden der Bienen ist. JOHANNE STETTLER

Die Bienenpopulationen gehen weltweit aufgrund verschiedener Bedrohungen zurück. In der Schweiz haben 13 Prozent der Bienenvölker oder jeder achte Bienenstock den Winter 2019/2020 nicht überlebt. Eine Situation, die laut apisuisse, dem Dachverband der Schweizerischen Bienenzüchtervereine, schon seit mehreren Jahren anhält. Die grösste Gefahr für die Bienengesundheit und die Hauptursache für die Winterverluste ist nach Angaben des Schweizer Bienengesundheitsdienstes der weitverbreitete Befall der Bienenstöcke durch die räuberische Var-

Stärkere Bienen­ völker bedeuten eine grössere Artenvielfalt. roamilbe. Das Weibchen dieser Milbe klammert sich an den Rücken der Biene und durchsticht ihre Haut, um sich von Fettkörpern zu ernähren. Diese Stiche schwächen die Biene und können die Verbreitung verschiedener Viren, Bakterien oder Pilze in der Kolonie zur Folge haben. Dieses Phänomen wird mit verschiedenen Methoden bekämpft, die nicht unumstritten sind. «In den letzten 40 Jahren haben Imkerinnen und Imker Akarizide verwendet, um gegen die verheerenden Auswirkungen der Varroamilbe anzukämpfen. Der hohe physische Tribut, den Mitizide von den Bienen-

FOTOS: PD

Oerlikon Die international tätige Unternehmensgruppe entwickelt innovative Technologien und Lösungen, um Produkten optimale Eigenschaften zu verleihen. Die führenden Hightech-­ Lösungen zielen auf Anwendungen in Wachstumsmärkten wie Polymerverarbeitung, Automobilbau, Luftfahrt, Energie, Werkzeugindustrie und additive Fertigung ab. Oerlikon beschäftigt weltweit mehr als 10 600 Menschen (Stand Ende 2020).

dass das Unternehmen bereit für nachhaltiges Wachstum ist. Gleichzeitig führt das Start-up ein Innovationsprojekt durch, mit dem es seine Entwicklung beschleunigen und seine Forschungstätigkeit ausweiten will. Das Unternehmen zählt bereits Freizeit- und Profi-Imkerinnen und -Imker in 14 europäischen Ländern zu seinen Kunden und expandiert auch bereits nach Neuseeland. 2022 will Vatorex eine neue Technologie auf der Basis der jüngsten Forschungsergebnisse auf den Markt bringen.

Förderung für KMU und Start-ups

Die Technologie von Vatorex schützt Bienen und förder damit auch die Artenvielfalt. populationen und der Umwelt fordern, hat jedoch viele dazu veranlasst, sich zu fragen, ob das wirklich die richtige Lösung ist», sagt Pascal Brunner, Mitgründer und CEO des Zürcher Start-ups Vatorex. Vor diesem Hintergrund beschloss er 2016 gemeinsam mit seinem Vater Willi Brunner, eine alternative Lösung zur Chemie zu entwickeln.

Wärme gegen Milben Vatorex hat ein System entwickelt, das ausschliesslich auf Wärmeenergie beruht. «Wir verwenden eine Hyperthermie-Behandlung, da eine vorüberge-

hende Erhöhung der Temperatur im Bienenstock die Milben abtötet», erklärt Grant Morgan, Senior Marketing Manager bei Vatorex. Solarbetriebene Heizspiralen werden um die Brutzellen gelegt, in denen die Milben ihre Eier ablegen. Anschliessend werden sie drei Stunden lang auf 42° erhitzt. Dauer und Temperatur sind ausreichend, um die Milben zu vernichten, ohne die Bienen und deren Brut zu schädigen. Dieser vollautomatische Zyklus wird alle 16 Tage wiederholt, um einen anhaltenden Schutz gegen die Varroamilbe zu gewährleisten. Die Reduktion der verheerenden Auswirkungen des Schädlings

INNOSUISSE

wirkt sich positiv auf die Umwelt aus, so Pascal Brunner. «Da bis zu 70 der Nutzpflanzen von der Bestäubung durch Bienen abhängen, bedeuten stärkere Bienenvölker eine grössere Artenvielfalt und eine bessere Bestäubung der landwirtschaftlichen Nutzpflanzen.» In der Anfangsphase hat Vatorex das Innosuisse-Start-up-Coaching absolviert. «Innosuisse ist die beste Förderplattform in der Schweiz für ein Start-up. Sie bietet eine breite Palette von Dienstleistungen an, die für Jungunternehmer sehr nützlich sind», meint Pascal Brunner. In diesem Jahr erhielt das Start-up das Innosuisse-Zertifikat, das garantiert,

Innosuisse fördert als Schweizerische Agentur für Innovationsförderung Start-ups, KMU und Grossunternehmen bei ihren Innovationsvorhaben. KMU ermöglicht Innosuisse durch den Innovationsscheck und die Unterstützung durch Innovationsmentorinnen und -mentoren einen einfachen Einstieg in die wissenschaftsbasierte Innovation. Ausserdem finanziert die Agentur Innovationsprojekte mit, die Industriepartner sowie private oder öffentliche Organisationen zusammen mit einem Forschungspartner durchführen – in allen Themengebieten. Start-ups und Gründungsinteressierte unterstützt Innosuisse mit Trainings dabei, ihr unternehmerisches Wissen aufzubauen und weiterzuentwickeln. Ausserdem werden Jungunternehmen durch individuelle Coachings bei der Gründung, Entwicklung und Sicherung des nachhaltigen Wachstums unterstützt. Das Video zum Start-up Vatorex finden Sie auf YouTube.


Innovation

Samstag, 20. November 2021

NZZ-Verlagsbeilage

9

Prototypen machen die Zukunft begreifbar Wie Sie mit Prototypen die Zukunft begreifbar machen und interdisziplinär zusammenarbeiten. THOMAS SIEGRIST

Kinder hören den Satz «Schau mit den Augen – nicht mit den Händen!» wohl tausendmal. Kinder wollen alles mit ihren Händen anfassen, um es zu verstehen. Erwachsene sind gar nicht so viel anders: Wir wollen verstehen und es hilft uns, den Gegenstand der Diskussion wirklich be-greifen zu können. Wir sind begeistert, wenn wir ein zukünftiges Produkt in den Händen halten oder uns durch eine Software klicken können, die es noch gar nicht gibt.

Innovation heisst, die Zukunft zu antizipieren Wer in der Gestaltung von Innovation erfolgreich sein will, muss die Zukunft antizipieren und ein Team darauf ausrichten. Doch wie mache ich das Produkt der Zukunft begreifbar, das per Definition noch nicht da ist? Wie hole ich Feedback ein? Wie treffe ich im Team Entscheidungen?

Der Prototyp links testet die technische Machbarkeit, der Prototyp rechts die Usability.   HELBLING

Prototypen machen die Zukunft greifbar Ein Prototyp ist per Definition «ein unfertiges System, das hilft, eine Frage zu beantworten». In der Innovation sind 3 Grundfragen zu beantworten:   Desirability: Erfüllt die Innovation ein Kundenbedürfnis?   Feasibility: Ist sie technisch machbar?   Viability: Ist sie wirtschaftlich tragfähig? Jede dieser Fragen ist so unterschiedlich, dass sie eine eigene Art von Pro-

totypen braucht. Ein Prototyp, der die Kundenattraktivität abtestet, bildet die Produktoberfläche nach, um den Nutzer in die Entscheidungssituation für oder gegen das Produkt zu führen (z. B. eine Fake Website, ein Flyer von einem Produkt, das es noch nicht gibt, ein Theaterstück, das die Kundschaft in eine bestimmte Situation versetzt usw.). Ein Prototyp, der die Machbarkeit testet, reproduziert die technisch kritische(n) Funktion(en). Ganz ohne schöne Benutzeroberfläche oder sonstigen Schnickschnack, nur reine Technik.

Zu guter Letzt wird ein Prototyp, der die Wirtschaftlichkeit testet, die finanziellen Eckdaten in einem BusinessCase zusammenfassen. Er erlaubt uns, eine Aussage über die wirtschaftliche Attraktivität zu treffen, zunächst grob und dann immer differenzierter.

Interdisziplinär arbeiten – Missverständnisse vermeiden Um schnell und ganzheitlich voranzukommen, empfiehlt es sich, verschiedene Prototypen parallel zu bauen. Je-

Wer in der Gestal­ tung von Innovation erfolgreich sein will, muss die Zukunft antizipieren.

der Prototyp hat einen klaren Fokus, eine klare Fragestellung und beantwortet diese eine Frage möglichst effizient ohne unnötige Details. So kann jede Disziplin in ihrem Fachgebiet ungestört und effizient vorankommen und trotzdem die anderen Disziplinen miteinbeziehen, um Zusammenhänge zu verstehen. Thomas Siegrist ist Fachgruppenleiter im Bereich Ideation bei Helbling und spricht am Swiss Innovation Forum zum Thema «Purpose driven Prototyping».

Im Innovationsgefängnis Wir haben ein Innovationsproblem. Es verändert sich nicht zu viel zu schnell, sondern zu wenig – und das auch noch in einer veralteten Innovationslogik. JOËL LUC CACHELIN

Kein Begriff fällt im wirtschaftlichen Small Talk öfters als jener der Innovation. Noch nie hätte sich so viel so schnell verändert wie heute. Wir klopfen uns auf die Schulter, die Schweiz ist Innovationsweltmeisterin. Genauso könnte man das Gegenteil behaupten und unsere Gegenwart als zermürbende Zwischenzeit im Innovationsgefängnis beschreiben. Wir haben kein europäisches Netz für Highspeed-Züge etabliert, keine papierlosen Bürokratien errichtet, weder neuartige Energiequellen erschlossen noch ausserirdisches Leben entdeckt. Wir haben den Ständerat nicht reformiert und noch immer keine Geschlechterparität in unseren Verwaltungsräten. Der inflationäre Innovationskurs überdeckt, dass sich selbst im Digitalen, seit der Lancierung des iPhones (2007), des Bitcoins (2009) und Instagram (2010), wenig getan hat.

Die Pfade beginnen in den 1950er-Jahren Unser Stillstand gründet in der Tatsache, dass Innovation an Pfadabhängigkeiten gebunden ist. Für unsere Gegenwart sind die 1950er-Jahre massgeblich. Es ist die Anfangszeit der immer häufiger zitierten «Great Acceleration». Deren exponentielle Wachstumskurven setzten den Zugang zu billiger Energie, billiger Natur, billigem Geld und billiger Arbeitskraft aus dem Ausland voraus. Weiter kann man den Kurvenverlauf mit den Kräften des Kalten Kriegs erklären. Sie etablierten kompetitive Beziehungen. Dem anderen misstraut man, dessen Systemlogik will man übertrumpfen. Daraus resultierte ein Innovationsverständnis, das sich auf die rasche Er-

Joël Luc Cachelin erklärte am Swiss Innovation Forum, wie der Ausbruch aus dem Innovationsgefängnis gelingt. schliessung von Räumen und damit Wachstum stütze. Disziplinär folgte es der Physik, politisch einer komplexitätsreduzierten binären Freund-Feind-Logik. In der Gedankenwelt des soziologischen Beschleunigungstheoretikers Hartmut Rosa bewirkten die Innovationen des 20. Jahrhunderts den Drang des «Verfügbarmachens». Die Welt soll erreichbar, beherrschbar, nutzbar und planbar sein. Auch den Plattform- oder eben den Überwachungskapitalismus der chinesischen und amerikanischen Valleys kann man problemlos in dieser Linie ansetzen. Uber, Facebook, Netflix und die Telemediziner wollen alle so schnell wie möglich zum Monopolisten skalieren. Sie unterscheiden binär zwischen hofierten Nutzerinnen und unbeachteten Nicht-Nutzern. Ganz im Sinne der Verfügbarkeit vermessen sie unser Verhalten, halten es

CARLOS MEYER

Kein Begriff fällt im wirtschaftlichen Small Talk öfters, als jener der Innovation. in Datenbanken fest und machen es so beeinflussbar: unsere Beziehungsnetze, unsere Konsum- und Kulturgewohnheiten, unsere psychische Gesundheit. Das Weltbild der digitalen Innovatoren bleibt physikalisch. Das Virtuelle ist ein Raum, den es einzunehmen gilt. Menschen sind Datenpunkte, die Algo-

rithmen speisen, die wiederum die Kapitalbestände maximieren. Auch die Dualität von westlichem Freund und östlichem Feind ist wieder da. Was aber, wenn die kalte Innovationslogik die Probleme unseres Jahrhunderts nicht lösen und dadurch langfristig auch keine Zukunftsmärkte aufzuzeigen vermag? Es sind Probleme, die auf die langen 1950erJahre zurückgehen. Das Auto für jeden Kleinhaushalt. Die Atomkraftwerke. Der Konsum tierischer Proteine. Die Resistenzen, die aus dem gedankenlosen Verschreiben von Antibiotika resultierten. Die durch die sozialen Medien verstärkten Einsamkeitspandemien, gesellschaftlichen Trennlinien und Verschwörungserzählungen. Dem 21. Jahrhundert würde ein neues Innovationsverständnis gut stehen – um die eingetretenen Pfade des Innovierens endlich verlassen zu können. Sollten wir uns beim Erfinden und Konzipieren künftig disziplinär an der Ökologie orientieren? In einer hypervernetzten Welt kann man längst nicht mehr eindimensional physikalisch maximieren. Im Ökosystem gleicht jedes übermässige Wachstum einer Zerstörung, wobei reduzierte Diversität mit einer geschwächten Immunabwehr einhergeht. Eine neue Innovationslogik könnte dem Aufbau gesellschaftlicher Antikörper dienen, uns auf künftige ökonomische, mediale, medizinische und digitale Infekte vorbereiten. Sie könnte sich an Verletzlichkeiten statt an Kraft orientieren, an Kooperation statt an diffamierender Propaganda, an Resonanz statt Verfügbarkeit – wie Rosa schreiben würde. Um die neue Logik zu konkretisieren, könnten wir zu den Ursprüngen unserer Probleme kehren. Als kontrafaktische Wendestelle betrachtet, entdecken wir

in den 1950er-Jahren alternative Versionen unserer Zukunft, bei den Lebensreformerinnen, bei den Futuristen. Beide setzten die Pflanzen als zentrale Bausteine ihrer Zukünfte ein, für die Energiegewinnung, die Ernährung, die Verpackung, die Medizin. Sollten auch wir das Übermorgen retrofuturistisch designen, mit Pflanzen in den Hauptrollen für den Bau schwimmender Städte, das Design von Supercomputern, die Nahrungsmittelversorgung? Bäume könnten CO2 binden, Sandknappheiten überwinden und sich im Wind bewegend, Strom produzieren. Algen könnten tierische Proteine ersetzen, um eine wachsende Weltbevölkerung zoonosefrei und umweltgerechter zu ernähren. Es gibt noch einen weiteren Grund, die 1950er-Jahre zu besuchen. Man hatte noch Lust auf Fortschritt und Neuanfänge. Man dachte wild und wagte, zu fantasieren.

Die Wissensfabrik Joël Luc Cachelin inspiriert und begleitet mit seiner Wissensfabrik Unternehmen in Zukunftsfragen. Studium, Promotion und Weiterbildung führten ihn an die Universitäten St. Gallen und Bern, an die HWZ Zürich und momentan für einen Master in Geschichte an die Universität Luzern. Sein aktuelles Buch setzt sich mit der Zukunft der Innovation auseinander (Antikörper – ­Innovation neu denken, 2021, Stämpfli). www.wissensfabrik.ch


10  NZZ-Verlagsbeilage

Innovation

Samstag, 20. November 2021

Innovation braucht Raum und Austausch Dieser Raum wurde am Swiss Innovation Forum mit viel Inspiration und Kreativität gefüllt. Auch an der diesjährigen Ausgabe erhielten die rund 650 Teilnehmenden ihre «annual dose of inspiration». Von Rebekka Christen und Rachel Fassbind

FOTOS: SANDRA BLASER / ROMEL JANESKI

Design als Schlüssel für Innovation

An Nebenwirkungen unseres historischen Erfolgs ersticken

Er sieht zwar aus wie ein kalifornischer Surfer, ist aber in der Schweiz geboren und aufgewachsen: Yves Béhar. Vor 25 Jahren ist der Industrie-Designer von Lausanne in den Westen der USA gezogen, vor 20 Jahren gründete er in San Francisco «fuseproject». Das Design- und Branding-Unternehmen fusioniert Designdisziplinen im Dienste grosser Ideen. In den vergangenen 15 Jahren es mit über 70 Startups gearbeitet, entsprechende Projekte teils mitfinanziert und dabei fantastische Partnerinnen und Partner gefunden.

«Wir haben keine Zukunft», sagte Philipp Blom. Denn unser lineares Denken ist dysfunktional. Der Historiker, Philosoph und Schriftsteller untermauerte seine dystopische Zukunftsperspektive mit einigen eindrücklichen Zahlen: Beispielsweise sind erst seit kurzer Zeit rund 6 Millionen Vögel aufgrund von Nahrungsmangel in Europa verschwunden. Wenn wir uns weiterhin in dieselbe Richtung entwickeln, betreiben wir Innovation auf dem Deck der Titanic. Wir müssen also den Kurs und somit unser Denken ändern. Aber woher kommt diese lineare Denkweise überhaupt? Seit Generationen wachsen wir mit dem biblischen Spruch «Macht euch die Erde untertan» auf. Klar: Die westliche Mentalität hat auch Demokratien oder Menschenrechte hervorgebracht. Aber nun machen sich die

Am Swiss Innovation Forum illustrierte Yves Béhar einige paradoxe Erwartungen seitens der Konsumierenden mit denen er bei seiner Arbeit wiederholt konfrontiert wird. Dazu zählen etwa Open Finance vs. Vertrauen, Technologie vs. Humanität, Exklusivität vs. Inklusion oder Klimaangst vs. Vergnügen. Anhand einiger fuseproject-Projekte zeigte er auf, wie er und sein Team stets versuchen, diese scheinbar unauflöslichen Widersprüche zusammenzubringen und die verschiedenen Herausforderungen der heutigen Zeit zu bewältigen. Der Schlüssel dazu? Design.

Nebenwirkungen unseres historischen Erfolgs bemerkbar. Blom appellierte an das Publikum, damit aufzuhören auf der Erde und stattdessen in einer kritischen Zone zu leben. Einer kritischen Zone mit zahlreichen Akteurinnen und Akteuren, die sich nicht daraus herausziehen können und allesamt miteinander verbunden sind. Dieser Paradigmenwechsel wäre die eigentliche Innovation. Im Anschluss könnten wir darüber sprechen, welche Technologien wir benötigen. Schliesslich haben wir überall enorme Potentiale für Veränderung – die wir aber aufgrund unseres linearen Denkens nicht sehen. Während der Österreicher sein Referat mit einem ernüchternden Ausblick begann, schloss er es mit ermutigenden Worten: «Versuchen wir, gemeinsam ein wahnsinniges Projekt zu starten.»

Traditionsunternehmen trifft auf Start-up

Unsere Phantasie kann uns überall hinbringen

Im Swissness Slot trafen Christoph Birchler, CEO des Traditionsunternehmens Masetrani, und Dr. Patrick Rühs, Head of Science des Start-ups Planted, aufeinander. Die Maestrani Schweizer Schokoladen AG feiert kommendes Jahr ihr 170. Jubiläum. Seitdem konnte sie einige Produkte zu Klassikern etablieren. Die Geschichte der Planted Foods AG begann dagegen hat erst 2018. Das ETH-Spin-off stellt Fleischersatz her. Wieso? Die Tierwirtschaft ist ein massgeblicher Treiber des Klimawandels. Die Diskussionsrunde mit Moderator Tobias Müller wurde durch Begriffe bestimmt, welche auf den BühnenBildschirmen eingeblendet wurden. Es zeigten sich zahlreiche Unterschiede wie auch Gemeinsamkeiten der beiden Unternehmen. Das Thema «GenZ» etwa ist für beide wichtig, wobei die junge Generation zur

Anousheh Ansari weiss: Die Macht der Gedanken hat es in sich. Sie glaubt, dass wir so lange über unsere Leidenschaften und Wünsche sprechen müssen, bis sie Wirklichkeit werden. So erfüllte sie sich den Wunsch, den Sternen nahezukommen: «Als ich von einem Wettbewerb hörte, bei dem es darum ging, Raumschiffe zu bauen die ins Weltall fliegen sollten, war ich sofort dabei.» Sie war schliesslich die erste iranische Austronautin, erste private Weltraumforscherin und erste muslimische Frau, die zu einer elftägigen Weltraumexpedition aufbrach. Heute führt sie mit XPRIZE diese gross angelegten Wettbewerbe selbst durch. Von der entsprechen-

Hauptkundschaft von Planted zählt. Für Maestrani ist es dagegen schwierig, diese zu erreichen, da Schokolade an sich eine relativ konservative Kategorie darstellt. Mit dem Begriff «Sustainability» beispielsweise können sich beide voll und ganz identifizieren. Das ist schliesslich das, was das Team um Planted antreibt. Es verkauft Nachhaltigkeit nicht nur, sondern lebt sie durch und durch. Auch bei Maestrani steht das Thema ganz weit oben. Der CEO ist sich bewusst: Kakao etwa ist ein sehr sensibler Rohstoff und hierbei kann und muss das Unternehmen seinen Teil leisten. Abschliessend demonstrierte Tobias Müller, wie Innovation ablaufen kann: Er wollte wissen, was die beiden von einem Planted-Produkt mit Schokoladenüberzug halten. Rühs wie auch Birchler fanden: Eine spannende Idee.

den Förderung neuer Technologien profitiere die ganze Welt. «Wir konzentrieren uns auf Probleme, welche die Wirtschaft noch nicht zu lösen vermag. Alle, die sich für die Herausforderungen unserer Zeit interessieren, sind herzlich eingeladen, mitzumachen. Bislang wurden über 300 Millionen Dollar investiert – um die Luft zu reinigen, den Weltraum zu erforschen oder Menschen zu ernähren.» Eine verrückte Technologie, an der ihr Team aktuell arbeitet: Das Drucken von Organen zur Spende. Oder an einer Gehirnwellenmaschine, die durch Gedanken gesteuert werden und Menschen mit Behinderungen ungemein helfen kann.


Innovation

Samstag, 20. November 2021

FutureExpo

NZZ-Verlagsbeilage

11

Warum braucht es das Swiss Innovation Forum?

«Der wichtigste Rohstoff der Schweiz ist die Bildung, davon hängt wiederum der Erfolg unserer Wirtschaft ab. Plattformen wie das Swiss Innovation Forum helfen, diesen Rohstoff langfristig zu sichern.»

Die integrierte Networking-Zone des Swiss Innovation Forum eröffnet interessante Kontakte, branchenübergreifenden Austausch, persönliche Dialoge mit ausgewiesenen Innovationsexperten sowie neue Impulse für Ideen. Spannende Start-ups und Unternehmen zeigen interessante Cases aus dem Innovationsland Schweiz.

Daniel Kallay, Global Head of New Business Development, Red Bull

Was war Ihr persönliches Highlight am Swiss Innovation Forum?

«Dass man wieder gemein­ sam vor Ort sein durfte und netzwerken konnte. Der persönliche Kontakt verleiht dem Ganzen eine besondere Kraft.» Gabriela Manser, CEO und VRP, Goba Mineralquelle und Manufaktur Was war Ihr persönliches Highlight am Swiss Innovation Forum?

«Das Versprechen ‹your annual dose of inspiration› wird jedes Mal gehalten: Jahr für Jahr gehe ich mit neuen Ideen und inspirie­ renden Erfahrungen nach Hause.» Emanuel Probst, CEO, JURA Elektroapparate

Eine einmalige Chance Das Potenzial der Blockchain-Technologie ist immens – das Schweizer Crypto Valley steht weltweit an der Spitze. HEINZ TÄNNLER

Diese Chance gilt es jetzt zu packen. Zwischen Zug, Zürich, Lugano und Genf wird eine bahnbrechende Technologie entwickelt. Blockchain erlaubt es, Informationen dank einer dezentralen, von Teilnehmenden gemeinsam genutzten Datenbank kryptografisch verschlüsselt und fälschungssicher zu übermitteln. Dies hat dazu geführt, dass in der Schweiz das Crypto Valley mit 1000 Unternehmen und 5400 Arbeitsplätzen entstanden ist.

Die Schweiz bietet Rechtssicherheit Nebst Start-ups entdecken Konzerne die Vorzüge dieser Technologie: Sie

bilden Lieferketten auf der dezentralen Infrastruktur ab oder verwenden sie zur Aufbewahrung von digitalen Sachwerten. Wenn ich mit ausländischen Beobachtern spreche, werde ich häufig gefragt, wie es überhaupt zur Blockchain Nation Switzerland gekommen ist. Ein wichtiger Faktor sind die Offenheit und die Weitsicht unseres Landes. Das Parlament hat einstimmig und in Rekordzeit punktuelle Anpassungen bestehender Rechtsstrukturen beschlossen. Die neue DLT-Gesetzgebung bietet Rechtssicherheit und Raum für Innovationen und neue Geschäftsmodelle. Diese Herangehensweise wird im Ausland bewundert. Zahlreiche Firmen wollen sich im Crypto Valley ansiedeln.

Ein zweiter Erfolgsfaktor ist die Zusammenarbeit. Die Swiss Blockchain Federation ist Sinnbild dieses fruchtbaren Zusammenwirkens. Sie wurde von zwei Bundesräten, Ueli Maurer und Johann N. Schneider-Ammann, angestossen, um die treibenden Kräfte im Crypto Valley unter ein Dach zu bringen und deren Anliegen besser zu verstehen. Aus der Taskforce wurde eine Private Public Partnership, die Industrie, Start-ups, Wissenschaft, Kantone und Politik vereint.

tensiv, der Standortwettbewerb harsch, der Kampf um die besten Ideen und Start-ups hart. Vor 30 Jahren wurde im Cern bei Genf das Internet entwickelt, doch der Siegeszug fand weder in der Schweiz noch in Europa statt, sondern im Silicon Valley. Deshalb braucht es jetzt das Bewusstsein von Bevölkerung, Wirtschaft, Investoren und Regulatoren, dass im Crypto Valley die Zukunft und für die Schweiz ein immenses Potenzial entsteht. Diese Chance müssen wir packen.

Die Fehler vor 30 Jahren verhindern Wir haben einiges erreicht, doch dürfen wir uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Der technologische Wandel ist in-

Heinz Tännler ist Präsident der Swiss Blockchain Federation.

PD

Heinz Tännler ist Präsident der Swiss Blockchain Federation und Finanzdirektor des Kantons Zug. Die Swiss Blockchain Federation setzt sich für den Erhalt und Ausbau der Attraktivität und der Konkurrenzfähigkeit des Blockchain-Standorts Schweiz ein.


DAS JAHRESABO

8 The Red Bulletin-Ausgaben + 2 Innovator-Specials

FÜR NUR 35 CHF getredbulletin.com

TRBi_KombiAbo_291x440mm_ISOnewspaper26V4.indd 133

12.10.21 15:25


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.