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Freitag, 28. Januar 2022

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ADOBE STOCK / FRAN_KIE

Finanzjahr 2022

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Finanzjahr 2022

NZZ-Verlagsbeilage

Freitag, 28. Januar 2022

Dividenden-Anlagen versprechen Renditen Die Inflation erschwert im Niedrigzinsumfeld Renditen und weckt Ängste. Gleichzeitig entziehen Notenbanken dem Markt Liquidität und die USA stellen Zinsanhebungen in Aussicht. Dividendeninvestitionen bieten in dieser Situation attraktive Renditechancen. Besonders, wenn es sich um zyklische und familiengeführte Werte handelt. CHRISTOS SITOUNIS UND THOMAS MEIER

Einen derartigen Inflationsauftrieb ha­ ben Europa und die USA seit Jahrzen­ ten nicht mehr erlebt. Er ist in allen Be­ reichen des täglichen Lebens spürbar und sorgt für Veränderungen und Un­ wägbarkeiten am Kapitalmarkt. Zudem ist die Inflation definitiv nicht transito­ risch, wie ursprünglich angenommen, sondern längerfristig. Die Pandemie hat nachgelagert für Verwerfungen in vie­ len Industrien gesorgt, besonders die Lieferengpässe und Materialknappheit machen sich bemerkbar. Einen historisch seltenen Effekt er­ leben wir derzeit auf dem Arbeitsmarkt. Die Nachfrage nach Arbeitnehmern ist hoch, gleichzeitig ist die Arbeitslosen­ quote gesunken. Dies ist einerseits den staatlichen Hilfsmassnahmen und der monetären Ausrichtung der Zentral­ banken geschuldet, andererseits der Umorientierung von durch die Pan­ demie gebeutelten Geschäftszweigen. Krisengewinner sind beispielsweise Lo­ gistikunternehmen, die nun eine LohnPreis-Spirale losgetreten haben. Die Mittel von Investoren und Kon­ sumenten werden gleichermassen von

der Inflation bedroht. Investoren soll­ ten ihre Anlageentscheidungen dahin­ gehend anpassen, real ihr Vermögen zu erhalten. Wir kommen im Kapitalmarkt aus einem Jahrzehnt, das durch nied­ rige Volatilität geprägt war. Diese Zei­ ten sind endgültig vorbei. Firmen sind in der Pandemie gezwun­ gen, auf Veränderungen zu reagieren. Aufgrund der Pandemie haben Unter­ nehmen Lieferketten von einem Justin-time-Prinzip mit global optimierten Kostenstandorten auf regionale Pro­ duktionsstandorte umgestellt. Dies stellt eine Gefahr für die Profitabilität dar.

Zykliker profitieren Die hohen Inputkosten, Lieferengpässe sowie Arbeitnehmerknappheit hinter­ lassen Spuren bei den operativen Ge­ winnmargen. Betriebe, die ihre Preise entsprechend höheren Kosten anpas­ sen und an die Konsumenten weiter­ geben können, sind im Wettbewerbs­ vorteil. Dieses Umfeld ist für zyklisch ausgerichtete Unternehmen von Vor­ teil. Diese Beobachtung steht im Kon­ trast zu den vergangenen Zeiten, als vor allem Firmen aus dem Technologiesek­

tor zu den Gewinnern am Kapitalmarkt gehörten. Zyklische Unternehmen wer­ den zudem von den staatlichen Hilfs­ massnahmen begünstigt. Die Debatte über die Zinsanstiege und die Verringerung der Anleihekauf­ programme trifft die Volkswirtschaften in einem geringeren Ausmasse. Das liegt an den Verschuldungshöchstständen vie­ ler Nationen. Ein Zinsanstieg von deut­ lich über 3 Prozent wäre mittelfristig schlichtweg nicht tragbar für diese Län­ der. Das Kapitalmarktumfeld von struk­ turell höherer Inflation und anhalten­ dem Niedrigzinsumfeld wird entgegen der Marktdoktrin von steigenden Zen­ tralbankzinsen laufen.

Dividenden als Ausweg Im Marktumfeld zwischen steigender Inflation und anhaltendem Niedrigzins­ umfeld sind Anleger mit dem Vermö­ genserhalt gefordert. Um real positive Renditen zu erzielen, bieten sich Divi­ dendenwerte als optimale Ergänzung an, da sie durch die starken zahlungsmit­ telgenerierenden Unternehmen eine ge­ ringere Schwankung als der breite Ak­ tienmarkt aufweisen.

In volatilen Phasen bleiben Familienunternehmen wie Kühne+Nagel oft besonnen. PD Weiter kombinieren diese Titel attrak­ tive Ausschüttungen mit mittel- bis lang­ fristigem Kurspotenzial. Dividenden leis­ ten einen wesentlichen Beitrag zur Ge­ samtrendite einer Investition. Historisch können Dividenden bis zu 40 Prozent eines Anlageerfolgs ausmachen. Inves­ toren sollten sie nicht vernachlässigen. Nach dem Annus horribilis 2020 ha­ ben viele Firmen ihre Dividende nach­ geholt oder an ihr Vorkrisenniveau angeknöpft. Das Schweizer Familien­ ­ unternehmen Schindler zum Beispiel hat die Dividende trotz der Pandemie zuver­ lässig an seine Anteilseigner ausgeschüt­ tet. Der Lift- und Fahrtreppenspezialist ist für uns ein Sinnbild einer familienge­ führten Firma und repräsentiert unsere Präferenz für klein- und mittelgrosska­ pitalisierte Unternehmen. Sie reagieren dynamischer und agiler bei den Kosten­ anpassungen und besitzen durch ihre füh­ rende Nischenpositionierung sowie Inno­ vationskraft grosse Preissetzungsmacht.

Vorteil Familienunternehmen Aufgrund ihrer langfristigen Ausrich­ tung und des Interessensausgleichs durch hohe Unternehmensanteile ist es sinnvoll, in familiengeführte Firmen zu investieren. Gerade in volatilen Phasen bleiben diese besonnen. Zudem halten Familienunternehmen ihre Forschungsund Entwicklungsbudgets meist kon­ stant bei. Ihre robusten Bilanzen haben die Erholung von KMU beschleunigt. Sinnvoll ist es heutzutage, bei der Vermögensallokation auf eine Mischung aus dividendenorientierten Werten, Unternehmensperlen in Nischenmärk­ ten sowie langfristig denkenden Fami­ lienunternehmen zu setzen. Dies bietet Investoren auch in Zeiten höherer Infla­ tion und strukturell niedriger Zinsen at­ traktive Renditechancen. Christos Sitounis und Thomas Meier, Portfoliomanager, MainFirst

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Finanzjahr 2022

Freitag, 28. Januar 2022

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Zuversicht trotz holprigem Start Nach dem Spitzenjahr 2021 befinden sich die Börsenindizes im laufenden Jahr auf Talfahrt. Sorgen um die Inflation, politische Unsicherheiten und schwächere Firmenergebnisse lasten auf den Märkten. Für die Anlageexperten Thomas Stucki von der St. Galler Kantonalbank und Felix Brill von der VP Bank bieten Aktien 2022 dennoch das grösste Potenzial.

Im laufenden Jahr zeigen die Aktienmärkte weltweit Ladehemmungen.   ADOBE STOCK

ROBERTO STEFANO

Das hätte Anfang 2021 wohl kaum je­ mand für möglich gehalten: Trotz der Pandemie und zusätzlichen Herausfor­ derungen für die Unternehmen durch weltweite Lieferengpässe oder hohe Energiepreise hat sich das vergangene Börsenjahr sehr erfreulich entwickelt. Der Swiss Market Index (SMI) bei­ spielsweise verzeichnete ein Plus von stolzen 20 Prozent im Jahr 2021. Sogar noch stärker fiel mit 26 Prozent die Per­ formance des amerikanischen Leitindex S&P 500 aus. Zwar hatten viele Beob­ achter mit einer Erholung gerechnet. Dass diese allerdings so markant und ziemlich störungsfrei vonstatten ge­ hen würde, kam dann doch eher über­ raschend. Deutlich weniger berauschend hat das neue Jahr begonnen. Mit einem Mi­ nus von knapp 6 Prozent beim SMI so­ wie über 7,5 Prozent beim S&P 500 zeigt der Trend nun klar nach unten. Der Schweizer Aktienmarkt hat mittlerweile wieder auf den Stand von Ende Okto­ ber 2021 korrigiert. Umso mehr stellt sich für die Anleger die Frage, ob die Märkte am Ende ihres Rekordrennens angelangt sind und nun gar ein Crash möglich ist.

Normalisierung erwartet Tatsächlich sind die Anlageexperten mit ihren Einschätzungen für das Jahr 2022 weniger euphorisch. «Eine Wiederho­ lung von 2021 mit einem Kursanstieg von 20 Prozent oder mehr zu erwarten wäre vermessen», sagt etwa Thomas Stu­ cki, Chief Investment Officer der St. Gal­ ler Kantonalbank. Für das laufende Jahr

erwartet er eine Normalisierung, sowohl im Wirtschaftswachstum als auch bei den Steigerungen der Unternehmens­ gewinne. In der Folge werde es auch ein «normales» Börsenjahr mit einem Potenzial von 5 Prozent plus Dividen­ den geben, ist er überzeugt. «Die hohen Inflationsraten, die Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed und politische Er­ eignisse wie die Machtspiele zwischen China und den USA werden vorüber­ gehend die Nervosität bei den Anlegern und damit die Schwankungen bei den

Kommt es wegen der Inflation zu Überraschungen, könnten die Märkte heftig reagieren. Kursen immer wieder erhöhen», begrün­ det er. 2022 seien gute Nerven gefragt. Für Felix Brill, Chief Investment Of­ ficer der VP Bank, bietet der wegen der steigenden Zinsen und Inflationssorgen holprige Jahresauftakt an den Aktien­ märkten einen guten Vorgeschmack für den weiteren Jahresverlauf. Gleichwohl ist er für das Gesamtjahr optimistisch: «2022 kann dennoch ein gutes Jahr für Anleger werden. Nämlich dann, wenn die Geldpolitik weiterhin glaubwürdig kommuniziert und agiert und wenn die Konjunktur wieder Fahrt aufnimmt», er­ klärt Brill.

Psychologie als grösstes Risiko Wie in den vergangenen Wochen, als die Inflation in den USA die 7-ProzentMarke erreichte, dürfte die Teuerung das wirtschaftliche Geschehen auch im laufenden Jahr beeinflussen. Denn nun ist eine abgeklärte Geldpolitik ge­ fragt, welche die Inflation eindämmt, ohne gleichzeitig die wirtschaftliche Erholung abzuwürgen. Erste Schritte zur Bekämpfung der Inflation wurden eingeleitet: Im Dezember hat die Fed für 2022 drei Zinsschritte angekündigt, während die Bank of England bereits ein erstes Mal an der Zinsschraube ge­ dreht hat. Fest steht, dass die Teuerung die Märkte noch weiter beschäftigen und von der Geldpolitik viel abverlan­ gen wird. «Das grösste Risiko ist aber nicht die Inflation selbst, sondern die Psychologie», schätzt VP-Bank-CIO Fe­ lix Brill. Komme es zu Überraschungen, könnten die Reaktionen an den Märk­ ten heftig ausfallen. «Deswegen ist es wichtig, das Portfolio breit genug aufzu­ stellen, um nicht auf dem falschen Fuss erwischt zu werden», rät er. Auch Thomas Stucki von der St. Gal­ ler Kantonalbank sieht in der Inflation ein Risiko für die Aktienmärkte – vor allem dann, wenn die auch von den Zentralbanken erwartete Beruhigung bei den Preissteigerungen nicht ein­ tritt. «Dann werden die Zinsen stärker steigen und die Aktienkurse belasten», sagt er. Im Gegensatz zum vergange­ nen Jahr kommen 2022 aber noch zu­ sätzliche Unsicherheitsfaktoren hinzu, welche die Märkte belasten könn­ ­ ten. Zu denken ist dabei an politische ­Risiken, sei es eine Eskalation rund um die ­Ukraine oder um Taiwan. Aber

auch die Wahlen in Frankreich und im Herbst in den USA seien potenzielle Gefahren. «Diese Risiken muss man beachten, aber es wäre falsch, sich des­ halb aus den Aktien zu verabschieden», ist Stucki überzeugt. Am besten schütze man sich davor durch eine gute Diversi­ fikation und die nötige Beachtung der ­Qualität der Firmen, in die man inves­ tiert. «Zudem ist wichtig, dass der An­ teil der Aktien im Portfolio nur so hoch ist, dass man vorübergehende Korrektu­ ren an der Börse aussitzen kann», emp­ fiehlt er.

Anleihen sind keine Alternativen Doch wie sollen sich risikoaverse In­ vestoren verhalten, die 2022 grössere Korrekturen an den Aktienmärkten befürchten? Wäre für solche Anleger die Rückbesinnung auf Anleihen ein probates Mittel? Die Anlageexperten ­winken ab. Im aktuellen Tiefzinsum­ feld erscheint dies als keine valable Al­ ternative, sind sie sich einig. «Für sich allein genommen, sind Schweizer Eid­ genossen alles andere als attraktiv und natürlich auch nicht risikofrei», gibt Fe­ lix Brill zu bedenken. Sie würden prak­ tisch keinen Ertrag abwerfen und wenn die Zinsen nur etwas steigen, tue es weh. Vielmehr schlägt er eine risikoop­ timierte Ergänzung von Aktien mittels Minimum-Varianz-Ansatz vor. Mit die­ sem Ansatz könne man die Schwankun­ gen und die Verlustrisiken im Vergleich zu ETFs auf die kapitalmarktgewich­ teten Aktienindizes wie den SMI oder den S&P 500 reduzieren. Thomas Stucki wiederum ist über­ zeugt, dass man im aktuellen Tiefzins­

umfeld Risiken eingehen müsse, wenn man etwas verdienen wolle. «Auch für risikoaverse Investoren empfiehlt es sich darum, einen Teil ihres Geldes in ein breit diversifiziertes Aktienportfolio zu investieren. Das ist besser, als auf der Suche nach hohen Renditen Obligatio­ nen von schlechten Schuldnern zu kau­ fen», erklärt er. Anleihen würden erst in ein oder zwei Jahren wieder interessant, wenn auch Papiere von Schuldnern mit einer guten Bonität und mit einer ver­ nünftigen Laufzeit zwischen fünf und zehn Jahren wieder eine positive Ren­ dite auf Verfall aufweisen und mehr ein­ bringen als das Geld auf dem Konto.

Gewinne nicht mehr so hoch wie 2021 Trotz der aktuellen Korrektur an den Märkten: Für das laufende Jahr favori­ sieren die Anlageexperten weiterhin In­ vestitionen in Aktien. «Die Konjunktur wird solide wachsen, die Unternehmen werden trotz höherer Kosten mehr ver­ dienen und die Alternativen zu den Ak­ tien sind nicht attraktiver geworden», er­ klärt Thomas Stucki. Die Anleger, die, wie die Pensionskassen, eine Mindest­ rendite erzielen müssen, würden daher nicht um Aktien herumkommen. Ähn­ lich sieht dies auch Felix Brill: «Ak­ tien haben grundsätzlich auch 2022 das grösste Potenzial, auch wenn die Ge­ winne nicht mehr so hoch sein dürften wie 2021.» Gleichwohl empfiehlt er den Anlegerinnen und Anlegern ein breites Portfolio, um nicht zu sehr von einer An­ lageklasse abhängig zu sein. In dieses ge­ hören neben Aktien und Festverzinsli­ chen auch Gold oder Insurance Linked Securities.

Impressum

Inhalt DIVIDENDEN

IMMOBILIEN

PRIVATE EQUITY

Weshalb sich 2022 ein Blick auf familiengeführte Werte besonders lohnt.

Weshalb es sich auch 2022 lohnt, indirekt in Immobilien zu investieren.

Neue Strukturen bieten auch Privatinvestoren einen Zugang zur Anlageklasse.

Seite 2

Seite 5

Seite 8

ASIEN

KRYPTOWÄHRUNGEN

BANKING

Asien und vor allem China: Kurzfristig herausfordernd – langfristig ein Muss?

Bitcoin und Co. locken immer mehr Investoren an. Lohnt sich jetzt noch ein Einstieg?

Wie die fortschreitende Digitalisierung die hiesige Finanzwelt bewegt.

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Seite 9

Finanzjahr 2022 ist eine Verlagsbeilage des Unternehmens NZZ. Inhalt realisiert durch NZZ Content Creation. Verlagsbeilagen werden nicht von der Redaktion produziert, sondern bei NZZone von unserem Dienstleister für journalistisches Storytelling. Projektmanagement NZZ Content Creation: Roberto Stefano (Inhalt) und Armin Apadana (Layout); NZZone: Karina Giger (Verkauf). Kontakt: c/o Neue Zürcher Zeitung AG Falkenstrasse 11, CH-8021 Zürich; +41 44 258 16 98, inserate@nzz.ch. www.nzzcontentcreation.ch


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Finanzjahr 2022

NZZ-Verlagsbeilage

Freitag, 28. Januar 2022

Der Blick nach Asien lohnt sich Weshalb die Anleger die asiatischen Märkte und insbesondere China trotz der aktuellen Herausforderungen genau im Auge haben sollten. VICTOR AERNI

Den meisten Investoren bleibt 2021 als herausragendes Anlagejahr in Erinne­ rung. Trotz der Pandemie haben die meis­ ten Aktienmärkte über 20 Prozent zuge­ legt und auch ausgewogenere Portfolios dürften knapp zweistellig performt ha­ ben. Wer hingegen eine grössere AktienExposure in China hatte, musste einen Verlust von über 20 Prozent (MSCI China) hinnehmen. Anleger mit Investi­ tionen in private Schulanbieter wurden durch massive Eingriffe der chinesischen Politik sogar faktisch enteignet. Wie ist als Anleger mit Asien und vor allem China angesichts des steigenden politischen Risikos umzugehen? Wir be­ urteilen dies in drei Schritten: Erstens anhand des unterliegenden Wirtschafts­ wachstums, zweitens der Bewertung und des Potenzials der Finanzmärkte und drittens der individuellen Risikoneigung des Investors.

Asien dominiert das globale Wachstum Den Covid-bedingten Konjunkturein­ bruch hat Asien hinter sich gelassen. Die aufstrebenden Volkswirtschaften der Region befinden sich wieder auf Wachstumskurs. Während sich westli­ che Industrienationen noch stabilisie­ ren, hat sich die Industrieproduktion der asiatischen Schwellenländer be­ reits erholt. Schon seit 2007 ist mehr als die Hälfte des globalen Wirtschafts­ wachstums allein China zuzuschreiben. Auch im Jahr des Ochsen werden die aufstrebenden Länder Asiens eine ro­ buste konjunkturelle Entwicklung an den Tag legen. Unsere Ökonomen pro­ gnostizieren ein reales Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von rund 5 Prozent. Der Vorsprung der asiati­ schen Volkswirtschaften weitet sich

aus. Mit dem Wirtschaftswachstum ist der Wohlstand in Asien in den vergan­ genen Jahrzehnten kontinuierlich ge­ stiegen. Wir sehen eine ausgeprägte Umverteilung von Vermögen. Schon Ende dieses Jahrzehnts wird Asien zur reichsten Region der Welt aufsteigen und die USA und Europa hinter sich lassen. Selbst wenn sich das Wachstum in Asien in den kommenden Jahren auf einem tieferen Niveau stabilisieren dürfte, vor allem bedingt durch die demografische Entwicklung in China, so wird es doch noch viele Jahre deut­ lich höher sein als in den Vereinigten Staaten und Europa. Entsprechend sollten sich die Anleger auf eine sol­ che Weise positionieren, dass sie von diesem höheren Wachstum profitieren können.

Tiefe Bewertung, höhere Zinsen, aber höhere Volatilität Am Obligationenmarkt kennen Schweizer und europäische Anleger positive Zinsen nur noch anekdotisch. Niedrige und negative Obligationen­ renditen sind zur – nicht mehr ganz neuen – Normalität geworden. Wer positive Rendite sucht, wird in Asien fündig. Das starke Wachstum er­ möglicht es der chinesischen Noten­ bank, an ihrer gemässigten Geldpoli­ tik festzuhalten. Das Resultat sind ein starker Yuan und attraktive Bondren­ diten. Mit einer Verzinsung von rund­​ 3 Prozent und einem Rating von A+ sind chinesische Staatsanleihen sowohl attraktiv als auch solide genug, um eine echte Alternative zu Obligationen der Industriestaaten darzustellen. Breiter abgestützte Staatsanleihen aus dem ganzen asiatischen Raum weisen sogar eine Rendite von knapp 4 Prozent aus. Verglichen mit vielen westlichen Staa­

Ein Jahr zum Vergessen für Aktienanleger in China Gesamtrendite per Anlageklasse im Jahr 2021

Schon seit 2007 ist mehr als die Hälfte des globalen Wirtschaftswachstums allein China zuzuschreiben.

ten ist dabei die Staatsverschuldung noch deutlich tiefer und die Korrelation zu Schweizer Zins- und Dividendentitel ist hingegen immer noch gering, was für diese Asset-Klasse auch unter Berück­ sichtigung des Währungsrisikos spricht. Der asiatische Aktienmarkt zeigt ein anderes Bild. Nach einem herausragen­ den Jahr 2020 folgte 2021 insbesondere der Einbruch des chinesischen Marktes, getrieben durch massive regulatorische Eingriffe. Langfristig erwarten wir von asiatischen Aktien trotzdem die attrak­ tivste Rendite. Wir gehen für die nächs­ ten zehn Jahre von einem durchschnitt­ lichen Wachstum von jährlich rund 8 Prozent, verglichen mit 5 bis 6 Prozent für die westlichen Aktienmärkte. Auch beheimatet der asiatische Ak­ tienmarkt verschiedene Weltmarktführer wie beispielsweise Samsung (Mobiltele­ fone, Unterhaltungselektronik), TSMC (Chip-Herstellung), Alibaba (Amazon des Ostens) oder Tencent (Gaming und soziale Netzwerke), die in einem diver­ sifizierten Aktienport­folio nicht fehlen sollten.

Implikation für den (Schweizer) Anleger QUELLE: PWM CIO OFFICE, BLOOMBERG 2021

Da sich auf absehbare Zeit die Zin­ sen im Schweizer Franken kaum in

den positiven Bereich bewegen dürf­ ten, muss jeder Obligationenanleger, der eine entsprechende Rendite sucht, über die Grenze schauen. Die asiati­ schen und insbesondere chinesischen Staatsanleihen bieten hier eine inter­ essante Ergänzung, da sie einerseits ein hochstehendes Rating aufweisen, ande­ rerseits eine attraktive Verzinsung bie­ ten und drittens der Yuan als Währung aufgrund des hohen Wirtschaftswachs­ tums ebenfalls eine der stärkeren Welt­ währungen bleiben dürfte. Eine Alloka­ tion kann entsprechend ohne substan­ zielle Verschiebung des individuellen Risikoprofils erfolgen. Für den Aktienanleger ist die Frage schwieriger zu beantworten. Einer­ seits scheinen Aktien, insbesondere in China, mit politischem Risiko behaf­ tet, andererseits ergibt sich die Mög­ lichkeit, über eine Investition in west­ liche Firmen indirekt vom Wachstum in Asien zu profitieren. Wir empfehlen Anlegern, die mit der erhöhten Volatili­ tät umgehen können, auch eine direkte Allokation in Asien. Einerseits sind die Bewertungen heute tief (gerade im Ver­ gleich mit den US-Technologiekonzer­ nen), andererseits gehen wir nicht da­ von aus, dass die chinesische Führung ihre Weltmarktführer bewusst gegen­ über der globalen Konkurrenz benach­

teiligen will. Angesichts der Unsicher­ heit ist aber wohl ein schrittweiser Ein­ stieg ratsam. Mit mehr als 30 Jahren Erfahrung im Grossraum Asien-Pazifik, Standor­ ten in Singapore, Hongkong, Shang­ hai, Taipei und Japan haben wir den Blick von innen. Viele Investoren überschauen nicht, wie gross die Fort­ schritte sind, die insbesondere der chi­ nesische Kapitalmarkt in den vergan­ genen Jahren gemacht hat. Der Zugang zu den Aktien- und Anleihemärkten hat sich dank der Connect-Programme signifikant verbessert. Der Einstieg in diese Anlageklassen ist für ausländi­ sche Investoren einfacher geworden. Das spiegelt sich auch in den hohen Kapitalzuflüssen. Dieser Trend wird sich fortsetzen und Asien als Anlage­ ziel immer wichtiger machen. Noch wird asiatischen Wertschriften in den bedeutenden Aktien- und Anleihe­ indizes nicht das Gewicht eingeräumt, das gemessen an Kapitalstock, Wirt­ schaftsleistung und Grösse der Bevöl­ kerung adäquat wäre. Die nötigen Kor­ rekturen werden nicht lange auf sich warten lassen. Das Potenzial für Inves­ toren und Vermögensverwalter ist so­ mit gewaltig. Victor Aerni, Equity Partner, Pictet

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Indirekte Immobilienanlagen: Auch 2022 verspricht stabile Cashflows Im Umfeld tiefer Zinsen stehen Immobilienanlagen glänzend da: Anleger profitierten in den vergangenen Jahren von attraktiven Ausschüttungen und dem Wertzuwachs am Markt. Drei Top-Immobilienfonds kamen letztes Jahr auf eine Performance von 18 bis 23 Prozent. Doch lohnt es sich auch diese Jahr, in einen Sektor zu investieren, der bereits teuer ist? Annahmen ab, doch mit einer gewissen Verzögerung führen steigende Diskont­ sätze zu tieferen Werten. Maciej Skoczek, Real Estate Ana­ lyst bei der UBS, erwartet vorerst keine allzu grossen Effekte: «Für das laufende Jahr rechnen wir nicht damit, dass die Zinsen wirklich zu einem ‹Game Chan­ ger› bei den Fonds werden.» Die Zin­ sen seien bereits 2021 tendenziell gestie­ gen, ohne dass dies bei den Kursen gross Spuren hinterlassen habe. Der Immobi­ lienanalyst der UBS rechnet eher mit einer Seitwärtsbewegung. Markus Lack­ ner vom VZ hat den Zinseffekt über die letzten Jahre genauer analysiert. Sein Fazit ist ähnlich: «Steigende Zinsen in einer Grössenordnung von 30 oder 40 Basispunkten oder auch einmal etwas mehr blieben meist ohne allzu grossen Einfluss.» Jedenfalls kam es bei solchen Zinsbewegungen nicht zu grösseren Ver­ werfungen bei den Immobilienfonds an der Börse. Deutlich nach unten gehen die Kurse der Immobilienfonds erfah­ rungsgemäss nur dann, wenn die Märkte fundamental von Unsicherheit erschüt­ tert werden oder wenn sich mehrere ne­ gative Faktoren summieren.

JÜRG ZULLIGER

Bei den indirekten Immobilienanlagen sind es vor allem die Fonds, die im Jahr 2021 überzeugt haben: Der Index der ko­ tierten Schweizer Immobilienfonds legte um 6,61 Prozent zu, die Immobilienak­ tien waren mit 3,7 Prozent im Plus. Der Erfolg der Fonds ist keine Selbstver­ ständlichkeit, zumal vergangenes Jahr die Zinsen leicht gestiegen sind - was norma­ lerweise die Nachfrage nach Immobilien­ anlagen eher dämpft. Selbst die rekord­ hohe Emissionstätigkeit mit Kapitalerhö­ hungen und neuen Anlageprodukten ist vom Markt offenbar gut absorbiert wor­ den. «2021 erreichten die Emissionen und Kotierungen bei den Fonds und Im­ mobilienaktien mit über sechs Milliar­ den Franken einen Rekordwert», erläu­ tert Johannes Schwab, Portfolio-Manager bei Swiss Finance & Property. Die Performance im Geschäftsjahr 2021 präsentiert sich allerdings sehr unterschiedlich: Den Markt deutlich überflügelt haben Fonds wie Baloise Swiss Property und «Good Buildings». Der Fonds der Basler Versicherung ist erst letztes Jahr an der Börse neu kotiert worden, was den Kurs auf das allgemeine Marktniveau angehoben hat. Beim Fonds «Good Buildings» dürfte die Steigerung der Dividendenrendite zu einem höhe­ ren Kurs beigetragen haben. Die beiden 2019 und 2021 kotierten Fonds hatten of­ fenbar ein gewisses Aufholpotenzial; bei den bereits etablierten Titeln hat sich im Lauf der Zeit bereits ein höheres Agio aufgebaut. Letzteres entspricht dem Auf­ preis an der Börse gegenüber dem Netto­ inventarwert eines Fondsanteils.

Einige AGs könnten Dividenden erhöhen

Wohnfonds sind gegenüber den Fonds mit kommerziellen Nutzungen um 25 Prozent höher bewertet.

AGs mit durchzogener Bilanz Bei den Immobilien-Aktien zeigt sich ein ähnliches Bild: Anlagegefässe mit einem Bezug zu Projektentwicklungen und Bewirtschaftung im Bereich Woh­ nen lassen 2021 die klassischen Immo­ bilien-AGs mit Büro- und Geschäftslie­ genschaften wie etwa Swiss Prime Site oder PSP hinter sich. Die beste Perfor­ mance erzielten Investis und Plazza, beides Wohnimmobiliengesellschaften. Viele Anleger halten Investis für viel­ versprechend, weil das Unternehmen in der Genferseeregion gut positioniert ist und aus seinem Bestand Ertragsstei­ gerungen verspricht. Ähnliches gilt für Plazza mit eigenen Projektentwicklun­ gen im Wohnungsbau. Ansonsten fällt die Bilanz bei den Aktien eher ernüch­ ternd aus, jedenfalls sind die Titel gegen­ über dem Gesamtmarkt und gegenüber anderen Immobilienanlagen zurückge­ blieben. Solange bei den kommerziel­ len Nutzungen wie Einzelhandel, Büro und Gewerbe gewisse Unsicherheiten das Bild prägen, bleibt wenig Fantasie

für Wachstum und bessere Mieterträge. Die hohe Bewertung der Immobilien­ fonds scheint zu einem guten Teil durch­ aus gerechtfertigt, weil sie sich auch im Umfeld von Pandemie und Mietzinsaus­ fällen als robust erwiesen haben. Der Index der kotierten Immobilienfonds kommt für den Zeitraum von Ende 2016 bis Ende 2021 auf einen stolzen Return (Summe aus Dividendenrenditen und Kapitalzuwachs) von rund 8 Prozent pro Jahr. Interessant ist dabei, dass ein­ ige Titel mit meist hohen Bewertungen respektive hohen Agios an der Börse auch überdurchschnittlich gut abschnei­ den: Bei den Top-Fonds im 5-Jahres-Ver­ gleich sind zum Beispiel der UBS Fon­ cipars, Immofonds, UBS Sima und der Westschweizer Fonds La Foncière – je mit einer stolzen Performance von rund 11 bis 13 Prozent pro Jahr. Bleibt natürlich die Frage, ob sich 2022 die hohen Agios halten oder im Zeichen steigender Zinsen eher ein Ri­

siko darstellen. Längerfristig orientierte Anleger werden wegen der stabilen Cashflows wohl weiter an den indirekten Immobilienanlagen festhalten. Denn ers­ tens sind es nicht die Schwankungen bei den Agios, die letztlich die Performance bestimmen, sondern vor allem die At­ traktivität der regelmässigen Ausschüt­ tungen. Das Wachstum bei den Bewer­ tungen ist die zweitwichtigste Kompo­ nente der längerfristigen Performance.

Philosophische Frage: Die Bewertung Auf einem anderen Blatt steht, ob die Fondsanteile an der Börse wirklich in dem Mass «überbewertet» sind, wie Agios von teils 50 Prozent und mehr vermuten lassen. Ein Blick in die Ge­ schäftsberichte zeigt, dass die von den Fonds früher erworbenen Liegenschaf­ ten hinsichtlich Ertrag und Nettorendite oft ausgezeichnet dastehen. Jedenfalls

Die zehn besten kotierten Immobilienfonds 2021 Name

ISIN

Premium Discount

Performance 2021

Dividende / Ausschüttung

Payout Ratio

Baloise Swiss Property

CH0414551033

32,99%

22,97%

2,11%

104,03%

Marktkapitalisierung in Franken 845 593 812

Good Buildings

CH0142902003

26,64%

18,56%

2,72%

104,31%

323 400 000

Immofonds

CH0009778769

68,97%

18,30%

2,21%

99,00%

2 140 286 068

Swissinvest

CH0026168846

40,59%

13,78%

2,12%

103,65%

1 134 889 600

Swiss Central City

CH0444142555

13,09%

13,32%

1,71%

98,57%

465 753 330

Immo Helvetic

CH0002770102

34,22%

13,15%

2,73%

92,56%

1 258 400 000

CS Hospitality

CH0118768057

3,34%

12,54%

3,14%

126,82%

676 259 039

Edmond de Rothschild (ERRES Swiss) CH0124238004

39,34%

12,27%

2,16%

95,49%

2 295 731 298

Dominicé Swiss Property

8,03%

12,22%

2,34%

99,12%

384 300 000

Procimmo Real Estate Commercial DATEN PER 31.12.2021

CH0215751527 CH0033624211

16,48%

11,24%

3,24%

109,15%

994 353 680

QUELLE: BLOOMBERG (PERFORMANCE)/SWISS FINANCE & PROPERTY

PEXELS

müsste ein Anleger auf dem heute über­ hitzten Markt für Direktanlagen einen sehr hohen Preis für die gleichen Invest­ ments zahlen – bei entsprechend tieferer Anfangsrendite. In Lausanne, Genf oder Zürich stellen die Marktbeobachter und Broker heute Anfangsrenditen von unter 2 Prozent fest. Natürlich sind die unabhängigen Schätzungsexperten der Fonds ver­ pflichtet, die Liegenschaften fair und nach den üblichen Standards zu be­ werten. Der Immobilienexperte JeanMarc Schneider hat dazu die Schätzun­ gen mit Zahlen des Transaktionsmarktes verglichen: «Wenn sich die Zahlen vom Transaktionsmarkt eins zu eins in den Bewertungen der Fonds spiegeln wür­ den, müssten wir einen steilen Anstieg der Nettoinventarwerte sehen.» Doch Preissteigerungen von 3 bis 5 Prozent pro Jahr finden sich in den Geschäfts­ berichten respektive den Bewertungen der Fonds in der Regel nicht. Das heisst: Die Fondsliegenschaften sind zumeist konservativer bewertet als diejenigen, die kürzlich die Hand gewechselt haben.

Prognosen für 2022 Markus Lackner, Head Research beim VZ VermögensZentrum in Zürich, sagt zu den Aussichten fürs laufende Jahr: «Steigende Zinsen stellen ohne Zweifel das grösste Risiko dar.» Wenn die No­ tenbanken ihre Geldpolitik ändern und die Zinsen anheben, sind die Immobi­ lienfonds gleich doppelt tangiert: Weil Immobilien für viele Anleger quasi ein Obligationenersatz sind, wird die Nach­ frage im Umfeld steigender Anleihen­ renditen zurückgehen. Zudem stellt der Diskontierungssatz in den üblichen Be­ wertungsstandards eine wesentliche Stellschraube dar. Die Schätzer stützen sich zwar auf mittel- und längerfristige

Zu den Zins- und Inflationserwartungen sagt Johannes Schwab von Swiss Finance & Property: «Das Potenzial für Kursver­ luste dürfte bei diversen hoch bewerte­ ten Wohnfonds grösser sein als bei An­ lagen mit kommerziellen Nutzungen.» Die Bewertungsunterschiede sind tat­ sächlich frappant, wie die von Schwab aufgeführten Zahlen zeigen: Wohnfonds sind gegenüber den Fonds mit kommer­ ziellen Nutzungen um 25 Prozent höher bewertet, gegenüber den Immobilienak­ tien sogar um 36 Prozent. Wer sich beim Anlageentscheid von der Dividende lei­ ten lässt, sollte im Licht solcher Bewer­ tungen auch die Immobilienaktien in Betracht ziehen. Die Dividendenren­ dite einzelner Titel wie etwa SPS oder Allreal liegt aktuell 1,7 Prozent über den direkten Renditen der Fonds. Nicht bei allen, aber doch bei einigen Immobilien­ gesellschaften ist damit zu rechnen, dass sie die Erträge und Dividenden in den nächsten Jahren steigern werden. Fazit: Wer einen längeren Anlageho­ rizont hat und auf stabile Erträge setzt, wird mit Vorteil in Wohnfonds wie Im­ mofonds oder Immo Helvetic investie­ ren. Aufgrund der vergleichsweise at­ traktiveren Bewertungen sind aber auch Gefässe mit Gewerbe- und Geschäftslie­ genschaften eine Überlegung wert, etwa Schroder Immoplus oder UBS Swissreal. Bei ausgewählten Aktien wie beispiels­ weise Allreal gehen Analysten davon aus, dass sie bei den Mieterträgen und den Bewertungen zulegen werden.

Die Top Ten Immobilien-AGs 2021 Name

Performance 2021 Dividende

Investis

17,29%

2,38%

PLAZZA

13,31%

1,79%

Fundamenta Real Estate 10,87%

2,84%

Novavest

10,34%

3,56%

Mobimo Holding

10,30%

3,30%

Immo Helvetic

13,15%

2,73%

CS Hospitality

12,54%

3,14%

Edmond de Rothschild (ERRES Swiss)

12,27%

2,16%

Dominicé Swiss Property 12,22%

2,34%

Procimmo Real Estate Commercial

3,24%

DATEN PER 31.12.2021

11,24%

QUELLE: BLOOMBERG / SWISS FINANCE & PROPERTY


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Finanzjahr 2022

NZZ-Verlagsbeilage

Freitag, 28. Januar 2022

Kryptowährungen ist jetzt die Zeit zum Investieren? Bitcoin und Co. locken immer mehr Investoren an. Der Markt für Kryptowährungen verliert langsam sein Wild-West-Image, doch nicht alle Heilsversprechen der Finanzalchemisten sind eingetroffen. Zeit also für eine Standortbestimmung.

CARSTEN PRIEBE

Der Traum vom schnellen Reichtum lockte zuerst Zocker, Betrüger, Träumer und Verzweifelte zur Spekulation mit Kryptowährungen. Inzwischen hat der globale Markt für diese digitalen Wäh­ rungen allerdings eine solche Dimen­ sion erreicht, dass professionelle Inves­ toren, Banken und Zentralbanken das Thema nicht mehr ignorieren können.

Das Krypto-Universum wächst Derzeit existieren etwa 9000 verschie­ dene Kryptowährungen. Nicht mitge­ zählt sind die eindeutig betrügerischen Projekte. Die globale Marktkapitalisie­ rung der an einer Kryptobörse gehan­ delten Kryptos lag Mitte Januar 2022 etwa bei 1800 Milliarden Franken. Das tägliche Handelsvolumen dieser Kryp­ towährungen erreicht pro Tag fast 100 Milliarden Franken. Über 40 Prozent davon entfallen allerdings nur auf eine einzige Kryptowährung: Bitcoin. Das Urgestein der Kryptos kommt alleine auf eine Marktkapitalisierung von rund 740 Milliarden Franken. Pro Tag wech­ seln Bitcoins im Wert von über 30 Mil­ liarden Franken den Besitzer. Auch hier zeigt sich die Dominanz von Bitcoin. Die Daten machen zudem deutlich, dass unter den Abertausenden Kryp­

towährungen die meisten entweder ab­ solute Nischenprodukte, weitgehend sinnfrei oder unseriös sind. Ausnah­ men bestätigen aber die Regel. ­Gerade risikofreudige Investoren erzielen mit weniger bekannten Kryptos oftmals enorme Renditen. Wer sich also für ein Investment in Kryptowährungen ent­ scheidet, sollte genau hinsehen, denn es gibt markante Unterschiede zwischen den digitalen Währungen. Fast alle Kryptos basieren auf ir­ gendeiner Form einer Blockchain. Die Blockchain von Bitcoin ist in der Zahl der gleichzeitig abwickelbaren Trans­ aktionen limitiert. Ausserdem erfordert das Mining von Bitcoin sehr viel Strom, doch dazu später mehr. Etherum und Solana wiederum basieren auf Block­ chains, die für Smart Contracts geschaf­ fen wurden. Im Gegensatz zur Block­ chain von Bitcoin, die für smarte Kon­ trakte nicht geeignet und im Web 3.0 daher unbrauchbar ist. Deshalb wird Bitcoin nach Ansicht einiger Experten wie Professor Carol Alexander von der University of Sussex zu einem reinen Spekulationsobjekt. Grossinvestor Bill Miller hingegen, der die Hälfte seines Milliardenvermö­ gens in Bitcoin investiert hat, schwört auf Bitcoin, weil diese Kryptowährung eine Absicherung gegen Finanzkata­ strophen bieten würde. Als Begrün­

dung führt Miller an, dass der Staat Bit­ coin im Gegensatz zu Gold nicht konfis­ zieren könne. Im Gegensatz zu Miller sollte man den Einfallsreichtum man­ cher Staaten nicht unterschätzen, wenn es um das Konfiszieren von Privatver­ mögen geht. Auf das Argument, Bitcoin und an­ dere Kryptowährungen würden über keinen intrinsischen Wert verfügen, ent­ gegnete Miller in einem Interview, dass Bitcoin das einzige Wirtschaftsgut sei, dessen Angebot durch die Nachfrage nicht beeinflusst wird. Selbst wenn man diese Aussage gelten lässt, so kann die Nachfrage nach Bitcoin immer noch gegen null sinken, und damit auch des­ sen Marktwert. Denn ausser einer ver­ alteten Blockchain und einem ho­ hen Bekanntheitsgrad hat Bitcoin auf Dauer wenig zu bieten. Die Akzeptanz als Zahlungsmittel hält sich immer noch in überschaubaren Grenzen.

Geopolitik und Bitcoin Die Causa Miller macht noch etwas deutlich: Da die Schöpfung neuer Bit­ coins einem Algorithmus folgt, bei dem die Zahl der neu auf den Markt kom­ menden Einheiten abnimmt, befindet sich die Mehrheit der Bitcoins in den Händen weniger Investoren. Das sind jene Early Adaptors, die frühzeitig eine

Bitcoin ist aufgrund seiner Marktdominanz so etwas wie die Referenz, an der sich andere Krypto

Ausser einem hohen Bekanntheitsgrad und einer veralteten Blockchain hat Bitcoin auf Dauer wenig zu bieten.

grosse Anzahl Bitcoins erworben haben und ihre Kryptos seither horten. Das bedeutet, dass sich geschätzte 98 Pro­ zent aller Bitcoins in den Händen von schätzungsweise 2 Prozent aller BitcoinInvestoren befinden. Diese Investoren setzten auf eine langfristige Wertsteige­ rung ihrer Bitcoins, denn wer in Bitcoin investiert, erhält weder Zinsen noch Dividenden. Auch profitiert man nicht vom Cashflow der Bitcoins. Dies spricht scheinbar nicht unbedingt für ein Enga­ gement in Bitcoin. Doch Bitcoin ist aufgrund seiner Marktdominanz so etwas wie die Re­ ferenz, an der sich andere Kryptowäh­ rungen messen müssen. Das ist auch ein Grund, warum El Salvador die Emis­ sion eines Bitcoin-Bonds plant, mit dem eine Bitcoin-City finanziert werden soll. Bis jetzt bescherte das Projekt El Salva­

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Finanzjahr 2022

Freitag, 28. Januar 2022

NZZ-Verlagsbeilage

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Über ETPs an Krypto-Boom teilnehmen An der SWX sind zahlreiche Exchange Traded Products (ETPs) kotiert, welche die Kursentwicklung von Kryptowährungen replizieren. ETPs fallen nicht unter das Kol­ lektivanlagengesetz und werden nicht von der Finma beaufsichtigt. Hier eine belie­ bige Auswahl von derzeit verfügbaren Krypto-ETPs an der SWX:

Name

Valor

Währung

Replikation

Verwaltungsgebühr

21Shares Crypto, Basket Index

44568920

USD

k.A.

2,50%

21Shares Bitcoin ETP

45466400

USD

k.A.

1,49%

VanEck Vectors, Ethereum ETN

110830519

USD

k.A.

1,00% QUELLE: SWX

Auch die SNB arbeitet am digitalen Franken. Im Dezember 2021 bewährte sich die Digitalwährung in einem Test mit fünf Banken in der Schweiz.

owährungen messen müssen.   UNSPLASH

dor nur heftige Verluste. Rio de Janeiro will rund 1 Prozent seiner städtischen Reserven in Bitcoin investieren und im Iran gab es Pläne, Kraftwerke zum Mining von Bitcoin zu nutzen, um die Wirtschaft des Landes zu unterstützen. Billiger Strom ist ein Schlüssel für das Mining von Bitcoin und Co. Wäh­ rend im September 2019 noch rund 75 Prozent aller neuer Kryptowährungen in China gemint wurden, führte das Verbot von solchen energieintensiven Mining-Operationen in China im Mai 2021 dazu, dass andere Länder in die entstehende Lücke einspringen. Vor al­ lem in den USA und Kasachstan wur­ den umgehend mehr Bitcoins geschürft. Mit den Unruhen in Kasachstan im Ja­ nuar 2022 und der damit verbundenen Abschaltung des Internets für einige Tage, weiteten die USA ihre Position

aus. Dies zeigt die geopolitische Dimen­ sion von Kryptowährungen. Neuen Schwung bekommen die Kryptowährungen vor allem durch zwei Entwicklungen: staatliche Digitalwäh­ rungen und Web 3.0. Weil sich Kryp­ tos der Kontrolle der Zentralbanken entziehen und sich mit geldpolitischen Massnahmen nicht beeinflussen lassen, schmieden immer mehr Zentralbanken an digitalisiertem Zentralbankgeld, um so die Kontrolle über die jeweilige Lan­ deswährung zurückzuerlangen und so­ gar auszuweiten. Auch die SNB arbei­ tet am digitalen Franken. Im Dezember 2021 bewährte sich die Digitalwährung der SNB in einem Test mit fünf Ban­ ken in der Schweiz. Das Beispiel zeigt, dass Kryptowährungen auf dem Sprung in unsere digitalen Portemonnaies sind. Für Krypto-Investoren hat dies zur

Vermögensverwaltung neu erleben

Schönes neues Metaverse Der nächste wichtige Treiber hinter Kryptos ist, wie erwähnt, das Web 3.0 oder die Welt des Metaverse. Jene bunte virtuelle Welt, die nach Meinung ihrer Verfechter grundlegend verändern wird, wie wir leben und arbeiten. Hier und in der ­Gaming-Welt können mit Krypto­ währungen digitale Besitztümer erwor­ ben werden. Insbesondere NFTs (NonFungible Token) erleben gerade einen Boom, der Investoren anlockt. Die beschriebenen Entwicklungen können als Argument gewertet werden, dass der Zeitpunkt für ein Investment in Kryptowährungen günstig sein dürfte. Die Investitionsmöglichkeiten wachsen beständig, denn nicht die erwähnten 9000 Kryptowährungen, sondern auch zahl­ reiche Finanzprodukte rund um Kryp­ tos bieten sich hier an. Inzwischen ist die Auswahl so gross, dass die verschiedens­ ten Präferenzen und Anlagehorizonte potenzieller Investoren abgedeckt wer­ den können. So bieten Bitcoin-ETNs die Möglichkeit, an der Wertentwicklung von Bitcoin zu partizipieren. Diese Exchange Traded Notes verbriefen die Forderung auf eine Kryptowährung. Die meisten börsengehandelten ETNs sind physisch besichert, das heisst, die Forderung des ETNs richtet sich gegen ein tatsächlich vorhandenes Asset. In der Schweiz werden vor allem ent­ sprechende Exchange Traded Products (ETPs) angeboten. Für potenzielle Inves­ toren empfiehlt es sich, genau zu überle­ gen, ob so ein Produkt Sinn macht. Be­ trachtet man Kryptos als Währung, so stellt sich die Frage, welche Logik hinter so einem Produkt steht. Es ist nur eine

Neu: online n simuliere

Frage der Zeit, bis weitere mehr oder weniger abenteuerliche Finanzprodukte mit dem Label Krypto oder Bitcoin um die Gunst der Investoren werben wer­ den. Hier dürfte generell genau zu prü­ fen sein, was in ein solches Finanzpro­ dukt verpackt wurde. Kostengünstiger kann es sein, sich direkt an einem Index auf Kryptowährungen via Kryptobörse zu beteiligen. Derartige Konstrukte fol­ gen der Wertentwicklung verschiedener Kryptowährungen. Solche handelbaren Indizes existieren bspw. für die Kryptos der wichtigsten Metaversen. Wer sich an Kryptos beteiligen möchte, dem aber ein Investment in eine Kryptowährung zu wenig fundamentale Sicherheiten bietet, der sollte sich die Aktien führender Blockchain-Firmen genauer anschauen. Eine weitere Mög­ lichkeit, sich indirekt an Kryptowährun­ gen zu beteiligen, ohne dass man deren notorischen Kursschwankungen ausge­ setzt ist, stellen die Aktien der Anbie­ ter von Mining-Computern dar. Ohne die zum Teil riesigen Mining-Farmen würde der Krypto-Boom schnell zum Erliegen kommen. Gerade der Fall Ka­ sachstan zeigt, wie sensibel dieses Seg­ ment des Krypto-Universums ist. In der kasachischen Staatskrise wurde in vie­ len Landesteilen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt der Strom abgeschal­ tet. Die ­Mining-Computer können durch die Kälte genauso wie durch Überhit­ zung einen dauerhaften Schaden erlei­ den. Der Bedarf für solche Computer dürfte seinen Höhepunkt noch nicht er­ reicht haben. Die Möglichkeiten für Investitionen in Kryptos nehmen zu und werden auch einfacher. Da Kryptowährungen blei­ ben werden, kann eine Positionierung in Kryptos zur Ergänzung des Anlageport­ folios durchaus sinnvoll sein. Auch hier gilt die Regel: «Buy the dips.»

© UBS 2021. Alle Rechte vorbehalten.

Folge, dass sich Investments in Kryp­ tos von einer alternativen Anlage hin zu einer Devisentransaktion v­ erlagern.

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Finanzjahr 2022

NZZ-Verlagsbeilage

Freitag, 28. Januar 2022

Private Equity für (fast) alle Während Private Equity historisch nur Grossinvestoren zugänglich war, ist die Nachfrage mittlerweile bei Privatinvestoren stark gestiegen. Rendite liefern zunehmend die Fondsmanager, die die Komplexitätsprämie abschöpfen können. NILS RODE

Professionelle Investoren wie Pen­ sionskassen und Versicherungen ha­ ben in den vergangenen Jahrzehnten bedeutende Summen in private Betei­ ligungen an Unternehmen investiert. Die Gründe dafür sind vor allem: die Diversifikation zu traditionellen An­ lageklassen, die tiefere Volatilität der ­Ertragsentwicklung als bei kotierten Finanzprodukten und die hohen, histo­ rischen Renditen. Mittlerweile gibt es weltweit rund 5900 Private-Equity-Ma­ nager, die im vergangenen Jahr mehr als 30 000 Transaktionen abgewickelt haben. Der Erfolg von Private Equity hat auch das Interesse von Privatanlegern geweckt. Doch bislang war ihnen der Zugang zur Anlageklasse mehrheit­ lich verwehrt. Zwar konnten sie Pri­ vate-Equity-Fonds und die Aktien von Anbietern kaufen, doch durch die Ko­ tierung ähneln diese Gefässe bezüg­ lich ihres Charakters eher klassischen Finanzmarktanlagen – so weisen etwa die Aktien von Private-Equity-Häusern eine signifikant höhere Korrelation zur Entwicklung an den Finanzmärkten auf als typische Private-Equity-An­ lagen und Private-Equity-Fonds han­ deln in der Regel zu einem Abschlag des Nettoinventarwerts. Der Zugang zu traditionellen Private-Equity-Struktu­ ren (vor allem über «limited partners­ hips») blieb Privatanlegern wegen der sehr hohen Eintrittshürden grundsätz­ lich verwehrt, denn der Anlagehorizont beträgt dort mindestens zehn, eher je­ doch 15 Jahre und die Mindestanlage­ summe mehrere Millionen Franken.

Königsweg semiliquide Fonds

Das Volumen an Private Assets ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten mas­ siv gewachsen. Stand Ende 2021 wird die Industrie auf 8 Billionen D ­ ollar ge­ schätzt. Die überwiegende Mehrheit der Fondsmanager ist im Small- und Mid­ cap-Bereich des Marktes tätig, in dem auch die meisten Transaktionen statt­ finden. Wenn das Fundraising insge­ samt stark zunimmt – wie aktuell auf dem Markt –, neigen Fondsmanager dazu, entsprechend das Fondsvolumen zu erhöhen. Nach Angaben von Preqin ist das Volumen eines durchschnittlichen Private-Equity-Fonds in den vergange­ nen fünf Jahren um 48 Prozent auf 336 Millionen Dollar gestiegen. Das ist an sich noch kein Problem, doch Anleger sollten dennoch auf steigende Fondsvo­ lumen achten, vor allem wenn dies zu einer strategischen Neuausrichtung der Fonds führt.

Der Erfolg von Private Equity hat auch das Interesse von Privatanlegern geweckt.

Zusätzlich bedingen sich Anbieter meist eine bestimmte Zeitdauer aus, in der sie die Auszahlung aufschie­ ben können. Das dient dem Schutz der Anleger, denn so soll verhindert wer­ den, dass Anlagen zu einem ungünsti­ gen Zeitpunkt zwangsveräussert wer­ den müssen. Nach der erfreulichen Entwicklung an den Finanzmärkten im vergange­ nen Jahrzehnt und vor allem 2021 dürf­ ten sich viele Privatanleger allerdings die Frage stellen, ob der Einstiegs­ zeitpunkt in Private Equity aktuell der richtige sei. Ebenso viele dürften sich fragen, ob die Bewertungsniveaus angemes­­sen sind oder ob die Rendite­ erwartungen nach unten korrigiert wer­ den müssen.

Von Illiquid zu komplex Die sogenannte Illiquiditätsprämie hat lange Zeit die Diskussion über die Ren­ diteerwartungen von Private Equity dominiert. Vereinfacht formuliert, wer­ den die Anleger dafür entschädigt, dass sie in Kauf nehmen, Gelder nur an be­

Dank semiliquiden Strukturen erhalten qualifizierte Anleger Zugang zu PrivateEquity-Anlagen, die bisher nur einem begrenzten Kreis offenstanden.

UNSPLASH

stimmten Zeitpunkten zurückziehen zu können. Doch der Markt wächst und entwickelt sich weiter und als Folge än­ dert sich auch die Art und Weise, wie Renditen erzielt werden. Da die Mittel­ beschaffung bei einigen Private-EquityStrategien weit über dem langfristigen Trend liegt und entsprechend viel «dry powder» im Markt ist, gerät die Illiqui­ ditätsprämie zunehmend unter Druck. Das ist einer der Gründe, warum der­ zeit im Markt die Komplexitätsprämie von grösserer Bedeutung ist als die Illi­ quiditätsprämie. Die Komplexitätsprämie bezeich­ net die Überschussrendite, die bei Pri­ vate Equity erzielt werden kann, wenn zwei Faktoren zusammentreffen: Ers­ tens, und nicht besonders erstaunlich, handelt es sich dabei um Opportuni­ täten, die in Bezug auf Zugang, Risi­ ken und Chancen besonders komplex sind. Typischerweise finden sich diese in den Small- und Midsize-Segmen­ ten des Marktes. Und zweitens müssen die Private-Equity-Manager über hoch spezialisierte Fähigkeiten verfügen und diese einzusetzen wissen, um geeignete

Anlagen zu finden, auszuwählen und letztlich abzuschliessen. Beide Fakto­ ren sind erforderlich, damit die Kom­ plexitätsprämie zum Tragen kommt. Auch wenn der Wettbewerb um Transaktionen im Gesundheitsbe­ reich, dem Technologiesektor und in der Konsumgüterindustrie als Folge der Pandemie zugenommen hat, sind hier unverändert viele attraktive In­ vestitionsgelegenheiten zu finden. Dank semiliquider Strukturen erhal­ ten nun auch qualifizierte Anleger Zu­ gang zu Private-Equity-Anlagen, die bis vor kurzem nur institutionellen An­ legern, Family Offices und sehr ver­ mögenden Privatpersonen offenstan­ den. Aber auch letztgenannten In­ vestoren bieten semiliquide Anlagen Vorteile, wie etwa eine grössere Fle­ xibilität im Portfoliokontext. Diese ­Erweiterung der Angebotspalette dürfte der Anlageklasse zu zusätzlicher Reife, mehr Transparenz und Akzeptanz verhelfen. Nils Rode, CIO, Schroders Capital ­Management (Switzerland) AG

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In Private Equity investieren


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«Entscheidend ist das digitale Kundenerlebnis» Marc Weber, CEO der VZ Depotbank, und Thomas Wüst, CEO des Schweizer Digital-Pioniers ti&m, sprechen über die schnell fortschreitende Digitalisierung der Finanzwelt, den Hype um Kryptowährungen und einen Markt, den starke Kräfte in Bewegung halten.

«Unser Portal soll mehr sein als ein modernes E-Banking. Deshalb finden die Kunden bei uns alle Aspekte der umfassenden Finanzberatung auf einer Plattform.» Marc Weber CEO VZ Depotbank

Marc Weber, CEO VZ Depotbank Marc Weber, worin liegen für die VZ Depotbank die dringendsten strategischen Herausforderungen? Marc Weber: Als Vermögenszentrum können wir mit den grossen Konkurren­ ten in der Finanzindustrie nur mithalten, wenn wir unsere Mittel sehr zielgerichtet einsetzen. Deshalb richten wir uns kon­ sequent am Kundennutzen aus. Die Di­ gitalisierung im Bankensektor geht tat­ sächlich schnell voran, die Erwartungen der Kunden in diesem Bereich sind ent­ sprechend hoch. Unsere digitalen Platt­ formen müssen deshalb möglichst flexi­ bel und beweglich sein. Wir haben zum Beispiel den Zugang zu Kryptowährun­ gen innerhalb von nur drei Monaten für unsere Kunden erschlossen und voll­ ständig mit dem traditionellen Banking verknüpft. Thomas Wüst, Sie zählen eine ganze Reihe etablierter Banken zu Ihren Kunden. In welche Richtung sollten sich die Banken bewegen, und welchen Lösungen können Sie als Digitalisierer bieten? Thomas Wüst: Der entscheidende Fak­ tor im Banking macht heute das Kun­ denerlebnis im Frontend aus, also an dem Ort, wo der Kunde in der digitalen Welt auf seine Bank trifft. Eine einheit­ liche persönliche Sicht auf die Dienst­ leistungen, hohe Nutzerfreundlichkeit für Smartphones und Desktop sowie ef­ fiziente Self-Service-Angebote sind die Erfolgsfaktoren einer digitalen Bank. Diese Elemente bieten wir mit unse­ rer «Banking Suite», auf der das neue VZ-Finanzportal aufgebaut ist. Unsere Banking Suite entkoppelt das Frontend vom Kernbankensystem und dank des modularen Aufbaus können neue Mo­ dule und Funktionen und sogar die In­ tegration von Leistungen von Dritten in einer schnellen Time-to-Market um­ gesetzt werden. Dagegen werden Back­ end-Systeme zu reinen kostengetriebe­ nen Abwicklungssystemen. Wie zeigt sich die Bedeutung von kundenzentrierten Frontend-Systemen im konkreten Fall der VZ Depotbank? Thomas Wüst: Wir haben das Finanzpor­ tal mit einem konsequenten «Front-toBack»-Vorgehen umgesetzt. Das heisst für die Bank als unseren Kunden, dass

Thomas Wüst, CEO ti&m

PD

sie auf Basis unserer flexiblen Ban­ king-Lösung «ti&m banking suite» und unserer agilen Vorgehensweise sämtli­ che Gestaltungsmöglichkeiten im Fron­ tend ausschöpfen kann, während die neue Funktionalität nahtlos in die be­ stehenden Backend-Services übertragen wird. Dies kann dank der offenen Archi­ tektur sowohl auf der Basis der klassi­ schen Kernbankensysteme als auch über «Banking as a Service»-Angebote wie Mambu oder Symitar realisiert werden.

«Eine einheitliche persönliche Sicht auf die Dienstleistungen, Nutzerfreundlichkeit für Smartphones und Desktop sowie effiziente Self-Service-Angebote sind die Erfolgsfaktoren einer digitalen Bank.»

Der erste Eindruck ist entscheidend, heisst es. Wie zeigt sich das beim Online-Banking? Thomas Wüst: Auch dort ist der erste Kontakt des Kunden mit der Bank ent­ scheidend. Wir haben deshalb einen Re­ gistrierungsprozess kreiert, der den in­ teressierten Webseite-Besucher schnell und einfach zum Kunden macht. Die vollautomatische Hologramm-Prüfung und der «Forgery Check» für die Iden­ titätsüberprüfung machen unsere On­ boarding-Lösung zur sichersten auf dem Markt. Und durch die Integration in die bestehende Umgebung der Bank wer­ den die Kundeninformationen direkt im Kernbankensystem und im CRM er­ fasst, was wiederum das Backoffice ent­ lastet.

rung auf diese Art ist aber auf jeden Fall eine höchst flexible Infrastruktur zwin­ gende Voraussetzung.

Welche Funktionen und Dienstleistungen suchen Kunden heute in der «digitalen Schalterhalle»? Marc Weber: Unser Anspruch ist im­ mer die ganzheitliche Betrachtung des Kunden. Deshalb soll auch unser P ­ ortal mehr als ein modernes E-Banking sein. Kunden finden bei uns sämtliche As­ pekte der umfassenden Finanzberatung auf einer Plattform. Das sind teilweise völlig unterschiedliche Themen wie Ver­ sicherungen, Vorsorgeausweise, Immo­ bilienbewertungen, Hypothekenüber­ wachung, Steuern, Willensvollstreckung und Nachlassplanung, Robo Advice, Säule 3a, sichere Dokumentablage, Pass­ wortsafe und einige mehr. Wir können uns sogar vorstellen, eine «GatewayFunktion» zum Ökosystem Gesund­ heit zu bieten, indem wir zum Beispiel den einfachen Zugang zum elektroni­ schen Patientendossier (EPD) ermögli­ chen. Für eine umfassende Digitalisie­

Digitales Onboarding und die Online-Identifikation als erste Schritte zur Etablierung einer Kundenbeziehung ­ gehören ins übergeordnete Thema digitale Identität. Was halten Sie von der Ein­führung einer staatlichen digitalen Identität? Thomas Wüst: Die digitale Identität ist die Grundvoraussetzung für eine sichere und effiziente digitale Wirtschaft. Spä­ testens die Volksabstimmung über die elektronische Identität hat aber auch ge­ zeigt, dass der Schutz der digitalen Pri­ vatsphäre ein sensibles Thema ist. Wir brauchen deshalb eine digitale Iden­ tität unter staatlicher Hoheit, die ein­ fach, ­sicher und flexibel den Benutzer als Bürger, aber auch als Teilnehmer des digitalen Geschäftslebens unterstützt. Aus unserer Sicht ist diese Technolo­ gie mit der Blockchain-gestützten Self Sovereign Identity (SSI) heute vorhan­ den und auf dem besten Wege, markt­

Thomas Wüst CEO ti&m

reife Lösungen zu ermöglichen. Zurzeit arbeiten wir intensiv mit der deutschen IDUnion und deren LISSI-Technologie an vielversprechenden Möglichkeiten in diesem Bereich. Der technologische Fortschritt durchdringt und verändert unsere Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Welche Anwendungen sind in den nächsten Jahren für das Finanzwesen wichtig, und wie wirken sie sich aus? Marc Weber: In transaktionsorientier­ ten Geschäftsfeldern des Finanzwesens sind meines Erachtens die DistributedLedger-Technologien (DLT) und darin der Teilbereich des dezentralisierten Fi­ nanzwesens (DeFi) von grosser Bedeu­ tung. In vielen sehr komplexen und teu­ ren Prozessen des klassischen Finanzwe­ sens sind bereits heute Anwendungen verfügbar, mit denen eine radikale Ver­ einfachung erzielt werden kann. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich solche neuen Ansätze durchsetzen werden. Et­ was skeptischer bin ich im Bereich von Beratungsprozessen. Hier zeigt sich, dass Kundinnen und Kunden gerade in komplexen Fragestellungen die persön­ liche Beratung in der klassischen Nie­ derlassung bevorzugen. Thomas Wüst: Nach Jahren des aus mei­ ner Sicht überbewerteten Hypes wird die Blockchain-Technologie doch noch spürbar das Bankengeschäft beeinflus­ sen: Krypto-Assets sind gerade dabei, selbstverständlicher Bestandteil vieler Portfolios zu werden, und Marc Weber hat bereits den steigenden Einfluss von «Decentralized Finance» angesprochen. Als grossen Treiber für Veränderungen sehe ich ausserdem die künstliche In­ telligenz (KI). Sie durchdringt bereits heute viele Bereiche der Lösungsent­ wicklung: Bei der kontextbasierten Per­ sonalisierung im Banking-Portal ebenso wie beim effektiven Management von komplexen Portfolios – besonders, wenn es um ökologische und sozialverträgli­ che Investitionsmöglichkeiten geht. Wir setzen KI bereits in vielen unserer Pro­ dukte ein, und es werden immer mehr. Sie sind nicht nur CEOs erfolgreicher Unternehmen, sondern auch Privatper-

PD

sonen. Wie digitalisiert sind Sie im persönlichen Bereich und wo ziehen Sie eine Grenze? Thomas Wüst: In Zeiten von aufgereg­ ten Shitstorms auf Social Media scheint es mir wichtig, sich im Privaten auf den Kern dessen zu besinnen, was das Menschsein ausmacht: persönliche Be­ ziehungen und wirkliches Erleben. Ein WhatsApp-Chat ersetzt kein Gespräch, bei dem man sich an einem Tisch gegen­ übersitzt. Und einen guten Barolo ge­ niesse ich immer noch ganz klassisch aus dem analogen Glas. Marc Weber: Privat nutze ich digitale Instrumente immer dort, wo es mir einen persönlichen Effizienzgewinn bringt. Bei Social Media ziehe ich eine Grenze. Dadurch gewinne ich sehr viel wertvolle Zeit, die andere im Netz ver­ bringen. Meinen Freundes- und Fami­ lienkreis treffe ich lieber in der wahren Welt. NZZ Content Creation

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Thomas Wüst ist CEO, Gründer und Inhaber von ti&m. Wüst hat an der ETH Zürich Informatik studiert, sitzt im Beirat des digitalen Wirtschaftsdachverbandes Swico und ist Mitglied im Steering Committee von Digitalswitzerland. ti&m steht für technology, innovation & management und ist das führende Schweizer Digitalisierungsunternehmen mit über 480 exzellenten Engineers, Designers und Consultants an den Standorten Zürich, Bern, Frankfurt am Main und Singapur. Marc Weber ist CEO der VZ Depotbank AG und Mitglied der VZ-Gruppenleitung. In dieser Funktion ist er unter anderem verantwortlich für die Digitalisierung der Kundenschnittstelle mit dem VZ-Finanzportal. Damit haben Sparer und Anleger einen in der Schweiz einzigartigen, vollständigen Überblick über alle Finanzen ihres Haushalts. Sie können Zahlungen auslösen, Börsengeschäfte tätigen sowie Hypotheken, Versicherungen und Ersparnisse in der Säule 3a und der Pensionskasse überwachen – am Computer, auf Tablet oder Smartphone.


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