Reisen
NZZ am Sonntag 14. Mai 2023 Die neue Lust auf Ferien / Sommer 2023 CH-8021 ZÜRICH • TELEFON +41 44 258 16 98 NZZONE.CH
Verlagsbeilage WER MIT DEM VELO UNTERWEGS IST, ENTDECKT BEEINDRUCKENDE LANDSCHAFTEN WIE ETWA DIE KREIDEFELSEN AN DER NORDSEEKÜSTE FOTO: DANIEL VILLADSEN
Atemberaubende inLandschaften undKambodscha Vietnam
Weitere Flussreisen in Asien
16 Tage ab CHF 5690 p.P.
Laos und Thailand
VIENTIANE–LUANG PRABANG–CHIANG RAI RV MEKONG PEARL bbbk
BEEINDRUCKENDE TEMPELANLAGEN KUANG SI WASSERFÄLLE
Reisedaten 2023/24
Zauberhafter Mekong bis zum Delta SIEM REAP (–ANGKOR WAT)–PHNOM PENH–SAIGON
RV MEKONG NAVIGATOR bbbbb
1. TAG ZÜRICH–BANGKOK Individuelle Anreise zum Flughafen Zürich. Flug mit Thai Airways via Bangkok nach Siem Reap.
2. TAG BANGKOK–SIEM REAP Ankunft in Siem Reap. Transfer zum Hotel. Nachmittag zur freien Verfügung. Abendessen und Tanzvorführung.
3. TAG SIEM REAP Besichtigung von Angkor Wat und Besuch des Ta Phrom Tempels. Nachmittags Besuch von Angkor Thom. Abends Besuch der Phare Circus Show(2) mit Musik, Tanz und Akrobatik.
4. TAG KAMPONG CHAM Fahrt per Bus nach Kampong Cham. Unterwegs Mittagshalt. Einschiffung und Willkommen an Bord.
5. TAG KAMPONG CHAM–ANGKOR BAN Rundgang durch ein Dorf abseits der Touristenströme. Zurück an Bord Segnungsritual durch die Mönche. Weiterfahrt Richtung Kratie. Gemütlicher Nachmittag an Bord.
6. TAG KRATIE–PHNOM PENH Schifffahrt nach Kratie und Bootsausflug. Auf der Rückfahrt lernen Sie wie Kralan (typisches lokales Gericht) hergestellt wird.
7. TAG PHNOM PENH Ankunft in Phnom Penh am Morgen. Die Hauptstadt Kambodschas bewahrte sich über all die Jahre ihren französischen Charme. Nachmittags besichtigen Sie einige Sehenswürdigkeiten wie den Wat Phnom, den Königspalast und die Silberpagode.
8. TAG PHNOM PENH Ausflug zum ehemaligen Gefängnis der «Tuol Sleng» (S21), der «Roten Khmer». Bummel über den russischen Markt. Am Nachmittag Phnom Penh Cyclo Tour(3) inkl. Besuch einer Sky Bar mit spektakulärer Aussicht.
9. TAG PHNOM PENH–KAMPONG TRALACH–GRENZE Busausflug nach Oudong und Besuch des Vipassana Dhura Buddhisten Meditations Centers. Flussfahrt nach Kampong Tralach.
10. TAG LONG KHANH A–LONG XUYEN Zoll- und Passkontrolle an der vietnamesischen Grenze. Ausflug auf die Insel Long Khanh A. Besuch einer über 100-jährigen Weberei und eines Tempels, welcher der Vietnam-Hoa Hao Religion gewidmet ist.
11. TAG LONG XUYEN–CAN THO Einblick in das geschäftige Treiben mit landwirtschaftlichen Produkten des schwimmenden Marktes Long Xuyen. Stadtbesichtigung mit Besuch der Ong Bac Pagode sowie des architektonisch bedeutenden My Phuoc Tempels.
12. TAG CAN THO–SA DEC Fahrt mit lokalen Booten zum schwimmenden Markt von Cai Rang. Kurze Stadtbesichtigung in Can Tho und Besuch des Museums mit Ausstellung zum Leben am Mekong Delta. Besuch des im Kolonialstil gebauten Binh Thuy Ancient House. Nachmittags erholsame Schifffahrt.
13. TAG SA DEC–VINH LONG Ankunft in Sa Dec und Besichtigung des Ortes. Bootsausflug zum Cao Dai Tempel. Besuch des Sa Dec Marktes und der Pagoden Kien An Cung und Ong Quach.
14. TAG VINH LONG–BEN TRE Fahrt mit lokalen Booten zu einer der Inseln, wo Sie die traditionelle Herstellung von Ziegelsteinen oder Reiswaffeln kennenlernen. Mit einem Sampan (traditionelles Flachboot) fahren Sie durch den Mangrovenwald. Nach dem Besuch einer einheimischen Familie Rückkehr zum Schiff.
15. TAG BEN TRE–MY THO Fahrt im Tuk Tuk durch «das Königreich der Kokosnuss». Sie lernen, wie man Süssigkeiten, Reiswein oder Besen aus Kokosnussblättern herstellt. Rückfahrt zum Schiff durch die engen Kanäle. Start zur letzten Etappe nach My Tho.
16. TAG MY THO–SAIGON Ausschiffung und Bustransfer nach Saigon. Vietnamesischer Kochkurs. Stadtrundfahrt mit Fotostopp bei der Kathedrale Notre Dame und der prachtvollen Hauptpost. Check-in im Hotel.
17. TAG SAIGON–BANGKOK Freie Zeit am Vormittag. Nach dem Mittagessen Besuch des Künstlerdorfes Ky Long. Transfer zum Flughafen. Flug nach Bangkok.
18. TAG BANGKOK–ZÜRICH Abflug kurz nach Mitternacht. Ankunft in Zürich am Morgen. Individuelle Heimreise.
Reisedaten 2023 Es het solangs het Rabatt
21.10.–07.11. 1000 (7)
11.11.–28.11. 1000
(7) 50 % Rabatt auf Zuschlag Alleinbenutzung
Unsere Leistungen
• Kreuzfahrt in gebuchter Kategorie
• Übernachtungen im 4-/5-Sterne-Hotel in Siem Reap und Saigon
• Vollpension während der gesamten Reise
• Flüge ab/bis Zürich mit Thai Airways in Economy (G-Klasse) inkl. Flughafentaxen (höhere Klasse gegen Zuschlag)
Ausflüge und Transfers gemäss Programm
• Trinkgelder und lokale Getränke (ohne Wein) an Bord
• Lokale Deutsch sprechende Bordreiseleitung
• Thurgau Travel Reisebegleitung
Preise pro Person in CHF (vor Rabattabzug)
Superior Suite Hauptdeck 5990
Vista Suite Mitteldeck, franz. Balkon 7490
Signature Suite Oberdeck, Privatbalkon( 5 ) 7990
Prestige Suite Oberdeck, Privatbalkon( 5 ) 8990 Grande Suite Oberdeck, Privatbalkon( 5 ) 10 490
Zuschlag Alleinbenutzung Hauptdeck 1990
Zuschlag Alleinbenutzung Mitteldeck 2490
Zuschlag Business Class auf Anfrage Besuch Phare Circus Show 44 (5) Nicht zur Alleinbenutzung möglich
Nicht inbegriffen: An-/Rückreise zum/vom Flughafen Zürich, Versicherungen, übrige Ausflüge, Importgetränke/ Wein an Bord, Getränke bei Landprogramm, Trinkgelder auf Ausflügen, Visumgebühr Vietnam CHF 75, Visumgebühr Kambodscha ca. $ 35 (vor Ort), Auftragspauschale CHF 25 p.P. (entfällt bei Buchung über thurgautravel.ch)
Informationen oder buchen
thurgautravel.ch
Gratis-Nr. 0800 626 550
28.10.23–12.11.23 21.11.23–06.12.23
09.01.24–24.01.24 03.02.24–18.02.24
15 Tage ab CHF 5590 p.P.
Ursprüngliches Nordvietnam HOA BINH–HANOI–HALONG BAY–HANOI RV ANGKOR PANDAW bbbb
ATEMBERAUBENDE INSELLANDSCHAFT IN DER HALONG BAY UNBERÜHRTE LANDSCHAFTEN ENTLANG DEM RED RIVER Reisedaten 2023/24 11.10.23–25.10.23 13.03.24–27.03.24
22 Tage ab CHF 8990 p.P.
Auf Indiens heiligem Fluss (DELHI–) VARANASI–KALKUTTA RV THURGAU GANGA VILAS bbbbb
VARANASI – ZENTRUM DES HINDUISMUS FLUSSREISE FÜR ENTDECKER:INNEN Reisedaten 2023/24 Kalkutta–Varanasi 19.12.23–09.01.24 (7) Varanasi–Kalkutta 08.01.24–29.01.24 (7) 50 % Rabatt auf Zuschlag Alleinbenutzung
33 Tage ab CHF 15 290 p.P.
Bangladesch und Indien
KALKUTTA–SIBSAGAR (–DELHI)
RV THURGAU GANGA VILAS bbbbb
UNESCO-WELTNATURERBE SUNDARBANS –GRÖSSTE MANGROVENWÄLDER DER ERDE
HISTORISCHE MOSCHEENSTADT BAGERHAT
Reisedaten 2024 Kalkutta–Sibsagar 28.01.24–29.02.24
Sibsagar–Kalkutta 26.02.24–29.03.24
Ausflüge gemäss Programm inbegriffen | (2) Fak. Ausflug nur vorab buchbar | (3) Fak. Ausflug nur an Bord buchbar | Programmänderungen vorbehalten | * Günstigste Kategorie, Rabatt bereits abgezogen
18 Tage ab CHF 4990* p.P.
RV Mekong Navigatorbbbbb
Vista Suite Mitteldeck (ca. 26 m²), franz. Balkon
Schwimmender Markt
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Impressum
«Reisen»
ist eine Verlagsbeilage des Unternehmens NZZ im Auftrag von NZZone.
Verlagsbeilagen werden nicht von der Redaktion produziert, sondern von unserem Dienstleister für journalistisches Storytelling:
NZZ Content Creation.
Projektmanagement
NZZ Content Creation:
Christina Hubbeling (Inhalt), Armin Apadana und Sara Sparascio (Layout)
NZZone:
Nathalie Sačer-Ruklić (Verkauf)
Kontakt:
Neue Zürcher Zeitung AG, Falkenstrasse 11, 8021 Zürich, 044 258 16 98, sales@nzz.ch nzzone.ch/nzzcontentcreation
«Nachhaltigen Tourismus als solchen gibt es nicht»
Aufgrund der aktuellen Krisen muss auch in der Tourismusbranche ein Umdenken stattfinden. Monika Bandi Tanner, Co-Leiterin der Forschungsstelle Tourismus an der Universität Bern, erklärt, welche Massnahmen sinnvoll sind und weshalb auf das Reisen trotz allem nicht verzichtet werden soll. Interview: Maurice Müller
werden, die ökologisch verträglich und gleichzeitig gesellschaftlich akzeptabel sind. Eine weiterhin bestehende Tourismusakzeptanz in der lokalen Bevölkerung ist dabei entscheidend. Overtourismus tritt auf, wenn eine Region eine bestimmte Grenze überschreitet und es zu viel wird – für die Einheimischen ebenso wie für die Touristen. Alternativ kann auch die Resilienz des Systems erhöht werden. So könnte beispielsweise eine Stadt wie Venedig während einer gewissen Anzahl Tagen im Jahr für Touristen geschlossen werden, um sie der lokalen Bevölkerung vorbehalten sein zu lassen.
Gibt es Reiseziele, die Sie empfehlen können?
Die Wahl der perfekten Destination hängt von den individuellen Bedürfnissen der Reisenden ab. Im Luxussegment in den Alpen kommt mir, wie bereits erwähnt, das «Cervo» in Zermatt in den Sinn, während für ganze Länder Costa Rica oder Norwegen als Vorreiter in nachhaltiger Entwicklung gelten. Für Costa Rica muss man aber einen weiten Weg auf sich nehmen.
Nachhaltiger Tourismus – was halten Sie davon?
Monika Bandi Tanner: Nachhaltigen Tourismus als solchen gibt es nicht. Höchstens einen nachhaltigeren Tourismus. Eine kleine, aber relevante Differenzierung, denn Reisen ist immer unnachhaltig. Was man machen kann aus Gästesicht: das Reisen durch bewussteres Verhalten und Konsumieren nachhaltiger gestalten.
Wieso ist es trotzdem wichtig, beim Reisen auf Nachhaltigkeit zu setzen?
Tourismus wird oft als wichtiger Faktor für eine nachhaltige, regionale Entwicklung betrachtet, weil er ökonomische Vorteile bringen kann, indem er Regionen, die sonst wenig genutzt werden, neue Chancen eröffnet. Allerdings entstehen ökologische und soziale Kosten wie Landnutzung, Energieverbrauch, Abfall, CO2 und Abwasser. Angesichts der zunehmenden Ressourcenknappheit auf der Welt ist es notwendig, über eine verstärkte Kreislaufwirtschaft nachzudenken. Gleichzeitig muss der Input an Ressourcen für das Reisen verringert werden.
Ist es verantwortungslos, überhaupt noch zu reisen?
Nein, denn das Reisen bietet viele persönliche Vorteile. Es ist ein soziales und kommunikatives Erlebnis, das den Horizont erweitert und eine Abwechslung bietet. Ebenso fördert es die kulturelle Bildung und die Integration zwischen Gesellschaften. Damals war das beispielsweise auch ein wichtiger Faktor für das Zusammenwachsen der EU.
Können Sie Anlaufstellen für nachhaltige Reiseoptionen empfehlen?
Wenn man weit weg möchte, ist es am besten, sich an ein Reisebüro zu wenden, das sich auf nachhaltigeren Tourismus spezialisiert hat, zum Beispiel Kontiki oder Studiosus. Diese Unternehmen bieten Produkte an, die in Bezug auf Ökologie, Wirtschaft und Gesellschaft auf Nachhaltigkeit geprüft wurden. Wenn man die Reise selber plant, kann man etwa die Website Fairunterwegs.org nutzen, um sich mit Checklisten und Tools über möglichst faires Reisen zu informieren. Eine weitere Orientierungshilfe können Labels sein. Allerdings gibt es eine sehr hohe Vielzahl an sogenannten Gütesiegeln, von denen die meisten
nur bestimmte Aspekte abdecken. In der Schweiz geht das Label «ibex fairstay» am weitesten.
Mit solchen Gütesiegeln gibt es bestimmt auch Greenwashing-Probleme?
Das ist tatsächlich ein Problem. Auf Fairunterwegs.org gibt es eine Liste mit Labels, die Gäste nutzen können, um sicherzustellen, dass sie nachhaltige Betriebe wählen. Natürlich kann nicht garantiert werden, dass jeder Aufenthalt nachhaltig verläuft, weil es sich bei Dienstleistungen nicht um Maschinenproduktionen handelt. Dennoch schaffen solche Rahmenbedingungen die Grundlage dafür, dass der Aufenthalt in einer nachhaltigeren Art und Weise stattfinden kann – sowohl für den Gast als auch für die Region.
Wichtig ist, dass man eine verlässliche Referenz hat.
So ist es und deshalb spielen Reiseempfehlungen von Bekannten auch heute noch eine grosse Rolle bei der Entscheidungsfindung. Tourismus ist ein Vertrauensgut, und Vertrauen basiert auf Glaubwürdigkeit.
Im Segment der Fünfsternehotels gehört es zum Standard, dass die Handtücher jeden Tag gewechselt und das Bett immer frisch bezogen wird. Sind Luxus und Nachhaltigkeit nicht vereinbar?
Doch, Luxus und Nachhaltigkeit müssen Hand in Hand gehen, auch wenn Verzicht im Kontext des Reisens unpopulär ist. Es gibt gute Beispiele wie das Fünfsternehotel Cervo in Zermatt, das Teil der Kooperation Responsible Hotels ist und seinen Gästen eine luxuriöse vegetarische Küche anbietet. Nachhaltigkeit zeigt sich nicht nur darin, was man macht, sondern vor allem, wie man es macht.
Gibt es weitere konkrete Massnahmen, die Hotels treffen können? Ein durchdachtes Auslastungssystem, Verwendung von erneuerbarer Energie und regionale Wertschöpfungsketten sind bei der CO2Bilanzierung besonders wichtig. Dass Produkte lokal oder regional bezogen werden, ist neben attraktiven vegetarischen Optionen entscheidend. Ebenso wichtig ist der Gästemix. Es ist eine Sache, dass man vor Ort versucht, alles nachhaltiger zu gestalten,
doch wenn Gäste aus Übersee einfliegen, die ihr Reiseverhalten nicht ändern, nützt das wenig – ausser wir bekommen rasch synthetischen Treibstoff.
Wie sieht es bei wirtschaftlichen Verbesserungen aus?
Die ökonomische Nachhaltigkeit ist unerlässlich. Die Produktivität muss gesteigert werden, um Rentabilität zu gewährleisten, und in vielen Bereichen müssen wir uns auf Digitalisierung sowie Robotik einstellen. Ein Hotel kann es sich in Zukunft nicht mehr leisten, drei Rezeptionsmitarbeitende zu haben. Alles, was repetitive Arbeiten sind, müssen wir mit Robotik und Digitalisierung lösen können, weil wir ansonsten in Zukunft einfach zu wenig Menschen haben werden, die diese Arbeiten ausführen.
Beim Buchen von Flügen kann man mit einem Aufpreis die entstehenden Emissionen kompensieren. Muss man so kein schlechtes Gewissen mehr haben?
Es gibt den Dreiklang des bewussten Reisens: erstens vermeiden, zweitens verringern und drittens kompensieren. Das Kompensieren sollte dabei die letzte Möglichkeit sein, weil der Einfluss am kleinsten ist. Allerdings gibt es immer mehr Möglichkeiten, die Mittel, die durch Kompensation zusammenkommen, in die Forschung und Entwicklung emissionsärmerer Mobilität zu investieren, was durchaus Sinn ergibt.
Welche Auswirkungen hat der Massentourismus auf Umwelt und Kultur in den besuchten Reisezielen?
Tourismus ist ein zweischneidiges Schwert: Während er das Ziel hat, neue Orte und Kulturen zu entdecken, besteht auch die Gefahr, dass er sie durch Übernutzung und Überlastung zerstört. Landschaften, Kulturen und das städtische Ambiente sind öffentliche Güter und müssen geschützt werden. Daher ist es eine wichtige politische Aufgabe, Wege zu finden, um den Overtourismus zu bewältigen. Es ist jedoch ein zeitlich und räumlich begrenztes Phänomen. Es gibt viel mehr Zeiten und Regionen, in denen der Tourismus sich weniger ausgeprägt gestaltet.
Wie sieht es mit ganzjährig überfüllten Destinationen wie Venedig aus?
Dort müssen Massnahmen ergriffen
Die siebzehn globalen Ziele der nachhaltigen Entwicklung im Sinne der UNO können von verschiedenen Ländern unterschiedlich gut erfüllt werden, wodurch eine normative Entscheidung notwendig wird. Vielleicht punktet Neuseeland in diesen zehn Bereichen und Spanien in zehn anderen. Dann muss jeder für sich abwägen, welche zehn Punkte er als wichtiger empfindet. Es ist fast unmöglich, die Vor und Nachteile verschiedener Länder gegeneinander systematisch abzuwägen.
Zur Person
Monika Bandi Tanner (Jahrgang 1982) studierte an den Universitäten Bern und Bergen (Norwegen) Volkswirtschaft, Psychologie und Betriebswirtschaft. In ihrem Doktorat beschäftigte sie sich mit den Kultur- und Kongresszentren und ihrer tourismus- und regionalökonomischen Bedeutung. 2003 begann sie als Hilfsassistentin und später als wissenschaftliche Assistentin und Doktorandin am Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus (FIF) der Universität Bern. Seit 2012 leitet sie die Forschungsstelle Tourismus (CRED-T) im Zentrum für Regionalentwicklung, wo sie seit 2019 als Co-Leiterin beschäftigt ist.
Verlagsbeilage Reisen NZZ am Sonntag 14. Mai 2023 3
Hotel Lauterbad GmbH, Amselweg 5 72250 Freudenstadt-Lauterbad T: +49(0)7441-86017-0 Fax: 86017-10 www.lauterbad-wellnesshotel.de info@lauterbad-wellnesshotel.de Kuscheln for 4 days/nights ab 608€ p P inkl Verwöhnpension 5 Sterne Wellness-Stars. 2 Lilien Relaxguide 2 Hauben im Restaurant-Guide ANZEIGE
Wie nachhaltig ein Reiseziel ist, hängt von weit mehr ab, als von der Strecke, die zurückgelegt werden muss.
ADOOBE
Monika Bandi Tanner
STOCK
FLUSS- UND VELOREISE ZUR OSTSEE
Schiff exklusiv für Velofahrer
Maritime Kurorte und Sandstrände
Stadtführung in Berlin mit dem Velo Galadinner an Bord
1. Tag: Schweiz – Berlin Fahrt nach Berlin. Einschiffung auf unser Hotelschiff Excellence Coral.
2. Tag: Berlin Berlin birgt unzählige Sehenswürdigkeiten wie das Brandenburger Tor, den Potsdamer Platz und den Kurfürstendamm in sich. Stadtrundfahrt auf dem Velo. Gegen Mittag geht es mit dem Schiff durch den Oder-Havel-Kanal. (Velostrecke ca. 15 km)
3. Tag: Unteres Odertal Velotour auf dem Oder-Neisse-Radweg durch das einzige Naturschutzgebiet bis nach Mescherin. (Velostrecke ca. 65 km)
4. Tag: Oder-Neisse-Radweg
Die heutige Velotour führt uns weiter auf dem Ostseeküstenradweg durch die abwechslungsreiche Landschaft des Naturparks am Stettiner Haff bis nach Ueckermünde. (Velostrecke kurz: ca. 60 km, lang: ca. 90 km)
5. Tag: Wolgast – Greifswald – Stralsund
Start der Velotour auf dem Ostseeküstenradweg direkt ab dem Schiff in Wolgast bis nach Greifswald. Mit dem Bus erreichen wir Stralsund. Liebevoll restaurierte Bürgerhäuser und imposante Backsteinkirchen laden zu einem Bummel ein.
(Velostrecke kurz: ca. 55 km, lang: ca. 80 km)
6. Tag: Insel Rügen
Nach einem ausgiebigen Frühstück an Bord beginnen wir in Kreidefelsen bei Sassnitz unsere Tour auf Rügen. Die unberührte Natur und die Bäderarchitektur der mondänen Seebäder werden uns begeistern.
(Velostrecke kurz: ca. 50 km, lang: ca. 75 km)
7. Tag: Fischland-Darss-Zingst
Heute entdecken wir mit dem Velo die Halbinsel Fischland-Darss-Zingst. Sie ist umspült von Ostsee und Bodden und besitzt eine prächtige Küstenlandschaft. Am Abend geniessen wir unsere letztes Abendessen auf der Excellence Coral. (Velostrecke kurz: ca. 45 km, lang: ca. 70 km)
8. Tag: Stralsund – Leipzig
Ausschiffung in Stralsund und Busfahrt zur lebenswerten und modernen Lutherstadt Wittenberg. Auf dem Berlin-Leipzig-Radweg fahren wir nach Bad Schmiedeberg und mit dem Bus weiter bis zu unserem Übernachtungsort Leipzig. (Velostrecke kurz: ca. 40 km, lang: ca. 55 km)
9. Tag: Leipzig – Schweiz Rückfahrt zu den Einsteigeorten. Programmänderungen bleiben vorbehalten.
Schiffsbeschrieb und -plan: www.twerenbold.ch/iafcora
Abfahrtsorte: Informationen dazu finden Sie auf unserer Website. Inbegriffen: Leistungen und Touristikausflüge gemäss Programm.
VELO | SCHIFFSREISEN
REISEDATUM 2023 (SA – SO)
29.07.– 06.08.
UNSERE LEISTUNGEN
Fahrt im Komfortklasse-Bus mit Veloanhänger
● Flussreise in der gebuchten Kabinenkategorie
● 1 Übernachtung im Hotel NH Messe Leipzig
● Mahlzeiten:
7 x Halbpension an Bord, 1 x Halbpension im Hotel, 1 x Mittagessen, 4 x Picknick-Lunch
unterwegs
● Velo- & Touristikausflüge gem. Programm
● Twerenbold Veloshirt
● Erfahrene Veloreiseleitung & Reisechauffeur
● 100% CO₂-Kompensation
PRO
Online buchen und CHF 25 sparen.
Buchungscode: iafcora
KATALOGPREIS: Gültig bei starker Nachfrage (ab 50% Belegung) und 1 Monat vor Abreise. Es gelten die Allg. Reise- und Vertragsbedingungen von Twerenbold Reisen AG.
JETZT BUCHEN:
056 484 84 84 ODER WWW.TWERENBOLD.CH
Velofahren an der Ostsee
Schwimmendes Schweizer Grandhotel Excellence Coral
AKTIVFERIEN MIT E-BIKE UND FLUSSSCHIFF
2-Bett-Kabine, Hauptdeck
2995 2-Bett-Kabine, Oberdeck 3770 3395 2-Bett Junior Suite, Oberdeck 4110 3695 Zuschläge Einzelkabine Oberdeck hinten 795 2-Bett-Kabine zur Alleinbenutzung: Hauptdeck 1095 Oberdeck 1295 Miet-E-Bike inkl. Service & Reinigung 315 Nicht inbegriffen ● Annullationskosten- & Assistance-Vers. 99
Auftragspauschale (entfällt bei Online-Buchung) 25
PERSON IN CHF Katalogpreis Sofortpreis
3330
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9 Tage ab CHF 2835
022_300_TW_Ins_Reisespecial NZZ_iafcora_291x440mm_140523_PRINERGY 1 09.05.23 15:59
Auf dem Velosattel von Berlin nach Kopenhagen
Der 700 Kilometer lange Fernradweg zwischen den beiden Metropolen führt durch Wälder, entlang von Flüssen, Seen und der Ostseeküste –am Ziel lockt die faszinierende Velohauptstadt Europas. Von David Strohm
Wir stehen auf dem weissen Kreidefelsen, hoch über den Wellen, sind ergriffen von der Schönheit der Natur. Vor uns der Abgrund und das unendlich weite Meer. 70 Millionen Jahre alt ist das streng geschützte und für die Besuchermassen gut erschlossene Weltnaturerbe auf der dänischen Insel Møn. Ein Bild kommt einem rasch in den Sinn: Vor gut 200 Jahren hatte der Maler Caspar David Friedrich den Zauber solcher Kreidefelsen auf seine Leinwand gebannt. Was bleibt von einer mehrwöchigen Tour in Erinnerung? Was waren die Highlights? Für Eindrücke und Naturerfahrungen wie diese sind wir aufgebrochen
und haben dafür 1000 Kilometer auf dem Sattel unserer Velos zurückgelegt. Was wir auf Møn, und später erneut an den Stevns Klint und auf der Insel Rügen, wo Caspar David Friedrich sich für sein berühmtes Gemälde inspirieren liess, sahen und erlebten, war definitiv eine solche bleibende Erinnerung. Doch zurück an den Start. Der war hart. Nach neun Stunden Bahnfahrt entlässt uns der monumentale Berliner Hauptbahnhof in die raue Realität des Grossstadtverkehrs. In ein Dickicht von Autoschlangen, drängelnden Bussen und vielspurigen Strassen. Wir nehmen den Hinterausgang, nutzen die Gelegenheit und schauen uns das nahe Regierungsviertel Deutschlands an. Als Erstes kommt die Schweizer Botschaft ins
Blickfeld, die während Jahrzehnten einsam im Niemandsland an der Mauer stand und nun an ihrem prominenten Standort von allen Seiten zugebaut ist. Weiter geht es zum Kanzleramt, zum Reichstag mit seiner Kuppel und zum Brandenburger Tor, eines der ikonischen Wahrzeichen der Stadt.
1. Etappe: Am Fluss durch Brandenburg
Hier, in der Mitte Berlins, beginnt der Fernradweg zur Hauptstadt des nördlichen Nachbarlandes. Dessen vorbildliche Beschilderung wird uns für die nächsten
Wochen leiten. Die Route BerlinKopenhagen, kurz Beko, gehört zu den grossen europäischen Fernverbindungen für Tourenradler, die in den letzten Jahren entstanden sind oder ausgebaut wurden. Sie führt durch Brandenburg und MecklenburgVorpommern an die Ostsee –und nach kurzer Überfahrt – über die süddänischen Inseln Falster, Møn und Seeland bis an den Øresund.
Wir wollen uns Zeit lassen, ohne Eile fahren, auch mal einen Abstecher wagen und besichtigen, was es entlang der viel befahrenen Strecke zu sehen gibt. Aus Berlin hinaus geht es zügig, durch den Tiergarten und entlang der Spree, die von Osten nach Westen die Stadt durchquert, um schliesslich in die Havel zu münden. Der Havel werden wir nun bis zur Quelle folgen, welche dort auf einer Höhe von nur 60 Metern über Meer die Wasserscheide zwischen Ost und Nordsee bildet.
Wir zweigen in Richtung Norden ab und erreichen vor den Toren der Metropole die Ortschaft Oranienburg. Endstation der Berliner S-Bahn, mit Vorstadtcharme und Zeugen einer unrühmlichen Vergangenheit. Ein halbes Dutzend Gedenkstätten gibt es hier, die an Verbrechen der Nazizeit und der Sowjetischen Besatzung erinnern. Es wird nicht die letzte Begegnung mit einer wechselvollen Geschichte sein. Der Beko führt uns nun am ruhigen Flussufer der Havel entlang. Ein Graureiher steigt aus dem Schilf empor. Neben uns taucht ein Flusskreuzschiff mit Schweizer Flagge auf, vom Deck winken Passagiere, die sich in ihren Liegestühlen sonnen. Andere Wanderer sind im Kajak auf der gleichen Route wie wir unterwegs, nur eben zu Wasser: Bootswanderer.
Wir erreichen Zehdenick. Das pittoreske Städtchen ist Schauplatz der beiden umstrittenen BestsellerBücher «Deutschboden» von Moritz von Uslar. Uns interessiert jetzt weniger die jüngste Geschichte als vielmehr das Vermächtnis der Ziegelproduktion, die hier die Landschaft verändert hat. Vorbei geht es an Dutzenden von grossen Weihern, zwischen denen schmale Wege verlaufen. Hier wurde einst Ton gestochen. Am Ziegeleipark, einem Industriedenkmal, Museum und Abenteuerspielplatz für Gross und Klein, kehren wir im Café ein und schauen uns um.
In Himmelpfort, kurz vor Fürstenberg, bugsieren Freizeitkapitäne ihre dicken Hausboote vorsichtig durch eine der vielen Havelschleusen. Kurz darauf entdecken wir im Wald neben dem breiten Radweg ein kleines Schild, das auf eine Gedenkstätte hinweist. Es ist still, ab und zu ruft ein Vogel. Ergriffen lesen wir von den Schicksalen. 150 000 Menschen aus 40 Ländern, die allermeisten Frauen, Mädchen und Kinder, waren hier im Konzentrationslager Ravensbrück und in über 70 Aussenlagern von den Nazis interniert. Während wir weiterfahren, bleiben die Geschichten im Kopf. Stimmen nachdenklich, auch weil es wieder Krieg und Internierung gibt, und das gar nicht so weit von hier.
An einem der wenigen verbliebenen Klarwasserseen, eine in der letzten Eiszeit entstandene limnologische Besonderheit, legen wir eine Badepause ein. Die nährstoffarmen Gewässer bieten bei Sichttiefen von zehn und mehr Metern langen, seltenen Arten wie der Kleinen Maräne einen Lebensraum. Nach einem Abstecher zur Havelquelle sind wir abends im Fontanehaus untergebracht. Unter einem grossen Lindenbaum nehmen wir Platz und bekommen frisch gefangenen Fisch. «Seid willkommen, geniesst es», sagt Wirtin Bärbel Schäfer. Der Name ihres alten Gasthauses ist eine Referenz an Theodor Fontanes Roman «Der Stechlin». Schade, hatte der
Verlagsbeilage Reisen NZZ am Sonntag 14. Mai 2023 5 FOTOS: MARKUS TIEMANN
Fortsetzung
Seite 6
Gelegenheit für eine Abkühlung an einer Badestelle in Krakow am See.
auf
Grün, soweit das Auge reicht – die Strecke nach Norden verläuft durch endlose Felder und Wälder.
keinen Platz im Reisegepäck. Der Sonnenuntergang und ein Konzert von Wasservögeln und Zikaden am Grossen Stechlinsee bieten ein eindrückliches Schauspiel. Was wir nicht sehen: Hier muss die Natur Wunden heilen. Am anderen Ufer liegt, mitten im Naturschutzgebiet versteckt, ein seit 30 Jahren stillgelegtes AKW. Der Rückbau der Anlage wird ein halbes Jahrhundert dauern und mehr als eine Milliarde Euro an Steuergeldern kosten. Ausgang noch ungewiss.
2. Etappe: An den Seen durch Mecklenburg
Brandenburg lassen wir nun hinter uns und gelangen in die Mecklenburgische Seenplatte. Es folgen nun lange Strecken auf Forststrassen quer durch den Wald. Stundenlang nur Grün, so weit das Auge reicht. Mal Mischwald, mal eintöniger Nutzwald, ab und zu unterbrochen durch eine Lichtung, einen der vielen Seen oder einen scheinbar ausgestorbenen Weiler. Die Gegend ist dünn besiedelt.
Zum Übernachten nehmen wir, was sich am Wegesrand auftut: ein Zimmer mit Frühstück auf dem Biohof, einen Wohnwagen auf einem Campingplatz am See, auf dem uns der Platzwart morgens eines Sack frische Brötchen bringt, eine einfache Herberge, in der wir abends mit Handwerkern und anderen Fernradlern beim Bier sitzen. Zwei Tage später treffen wir dieselben Reisenden im 3-SterneHotel wieder. Der Weg ist gut, er verläuft über weite Strecken auf geteerten und mit einem eigenen Verkehrsschild ausgewiesenen
HERZ DER ALPEN
Velostrassen. Für Pausen stehen etliche Rastplätze bereit. Wir schaffen jetzt auch mal 70 oder 80 Kilometer am Tag, normal sind für uns 40 bis 50. Nur ab und zu kreuzen wir ein Auto. Plötzlich nimmt die Velodichte markant zu. Wir haben den MüritzNationalpark erreicht. Auf E-Bikes sind sie auf engen Wegen und in Gruppen unterwegs: rüstige Touristen in ihren besten Jahren. Spezielle Radlerbusse fahren auf abgesperrten Strassen mitten durch den Wald, um die Ausflügler in ihre Quartiere zurückzubringen. Die Müritz selbst ist ein riesiger flacher See. Wir rasten am Ufer, beobachten Vögel und werden von Mückenschwärmen attackiert. Auf einer Lichtung grasen Rehe. Nach Waren, der Stadt an der Müritz, drängt es uns an die Küste. Das Kilometerfressen geht umso einfacher, als es
der Landschaft nun an Reizen mangelt. In vielen Schleifen führt der Beko durch die Provinz. Endlich in Rostock, schnuppern wir Grossstadtluft und den Geruch des Meeres. Von der Innenstadt geht es zwölf Kilometer hinaus zum Hafen, vorbei an Industrie und Schwertransporten. Man fühlt sich verletzlich, ganz klein. Tschüss Festland, heisst es, als wir auf eine der regelmässig verkehrenden Fähren für die zwei Stunden dauernde Überfahrt rollen. Mit dem Velo darf man stets zuerst aufs Schiff. Wir grüssen die ankommenden Fernradler aus der Gegenrichtung, dann geht es hinein in den Bauch des Dampfers, hinter uns heulen die Motoren der Lastwagen auf, die uns folgen. Oben auf dem Deck geniessen wir bei Sonnenschein und frischer Brise die Verschnaufpause.
3. Etappe: An der Küste durch Süddänemark
am Wegesrand auftut: ein Zimmer auf dem Biohof, einen Wohnwagen auf dem Campingplatz.
Eben noch waren wir ganz im Norden, jetzt sind wir ganz im Süden des neuen Landes. Auf Falster weht ein anderer Wind, viel ruhiger ist es, überall Ferienhäuschen, aber kaum eine Herberge. Dafür finden wir eine gute Infrastruktur vor. Schon der erste Umweg birgt eine Überraschung. Ein neu auf dem Dünenkamm der Ostküste angelegter Radweg führt an einem endlosen Sandstrand entlang. Gut, haben wir eine App dabei mit aktuellem und detailliertem Kartenmaterial, auf dem auch Feldwege und
NZZ am Sonntag 14. Mai 2023 6 Verlagsbeilage Reisen www.tirol.at
Einfach
Einfach
bleiben.
wir.
Blick auf die Binnenmüritz in Waren.
Am Hafen von Waren an der Müritz kommen alle Fernradler vorbei.
Zum Übernachten nehmen wir, was sich
FOTO: FELIX GÄNSICKE FOTO: MARKUS TIEMANN
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lokale Markierungen verzeichnet sind. Dänemark empfängt uns mit gutem Wetter. In Marielyst, etwas abseits der offiziellen BekoRoute, haben wir ein schönes Hotel mit typisch dänischem Design gefunden. Es ist richtig hygge. Die Leute sitzen in der Abendsonne bei Drinks und Musik vor den Bars und schauen aufs Meer. Ab jetzt gibt es täglich Fisch, oft schon zum Frühstück. Von Stubbekobing auf Falster geht es mit einer kleinen Fähre hinüber nach Boge, der Verbindung zur Insel Møn. Von anderen Reisenden erhalten wir wertvolle Übernachtungstipps. Mal ist es ein YogaRetreat mit WellnessAngebot, aber ohne Nachtessen, mal ein feines B&B mit eigener Küche, dann wieder ein kleines Hotel mit vollem Service. Sehr gut gefallen hat es uns im liebevoll eingerichteten und geführten Hotel Stege Nor, eine ehemalige Fabrik, die etwas ausserhalb des Ortes Stege an einer Lagune liegt. Wir erhalten ungefragt das beste Zimmer zum Wasser hin, obwohl wir nur eine Nacht bleiben. Die Etappen hier gehören zu den schönsten der ganzen Tour, immer nahe am Wasser entlang, mit sehr guter Wegführung. Sanfte Hügel, Felder, Wiesen, Wald, in der Ferne die nächste Insel – und
dann die weissen Kreidefelsen. Zuerst auf Møn und später auf Seeland diejenigen von Stevns. Auf der Halbinsel kommen wir vorbei an einem Weltkriegsmuseum. Stevnsfort war eine grösstenteils unterirdische Festung aus der Zeit des Kalten Krieges. Sie sollte den südlichen Eingang zum Öresund kontrollieren. Heute kann man hier Ausschau nach russischen AtomU-Booten halten.
Bevor wir die dänische Hauptstadt erreichen, folgt ein Tag im Regen und mit viel Gegenwind, der uns bis dahin zum Glück erspart geblieben war. Dann endlich haben wir sie erreicht, Europas Velohauptstadt. Standesgemäss rollen wir ins Zentrum, überqueren die eleganten, eigens für Zweiräder gebauten Brücken.
Die hohe Velodichte erfordert volle Aufmerksamkeit. Immer wieder kommt es zu heiklen Annäherungen mit anderen Rädern.
Vier Tage haben wir uns für Kopenhagen Zeit gelassen, um einzutauchen in das Lebensgefühl und alles anzusehen, was die Stadt zu bieten hat: zum Beispiel das Museum für moderne Kunst, Copenhagen Contemporary, den Stadtstrand am Øresund oder CopenHill, das Skigebiet auf dem Schrägdach einer Kehr
richtverbrennungsanlage. Natürlich auch Ofelia Beach und Nyhavn, das Postkartenidyll mit den bunten Fassaden. Den Freistaat Christiania, heute mehr eine gut besuchte Touristenattraktion, durchstreift man besser ohne Velo. Schliesslich die Christiansborg und das Schloss Rosenborg.
Mit Jasmin, unserer Bekannten in Dänemarks Hauptstadt, treffen wir uns gleich zweimal zum Apéro. Sie schlägt die Torvehallerne vor, schicke, neue Markthallen am Israels Plads in Nørreport, in denen es alle erdenklichen Köstlichkeiten gibt. Beim zweiten Mal geht es nach Kødbyen, in den ehemaligen SchlachthofDistrikt, wo sich Jung und Alt nach der Arbeit auf einen Feierabenddrink treffen.
Eingeplant haben wir für unseren KopenhagenTrip die Mittsommerfeier, die in Dänemark am 21. Juni begangen wird (in Schweden allerdings erst jeweils am 23. Juni, siehe nebenstehend). Mit zehntausenden Einheimischen und ihren Gästen befinden wir an Islands Brygge, Treffpunkt am Hafenufer mit Kulturzentrum. Es gibt Buffet und Musik, ein grosses Feuer und eine ausgelassene Stimmung. Wir sind am Ziel.
Bevor wir die dänische Hauptstadt erreichen, folgt ein Tag im Regen und mit viel Gegenwind.
Der Beko auf einen Blick Gesamtlänge ca. 700 km, 10 bis 14 Tagesetappen, überwiegend auf ausgewiesenen Velowegen oder verkehrsarmen Nebenstrassen. Streckenführung: bike-berlin-copenhagen.com. An- und Abreise mit der Bahn, Direktverbindungen ab Basel bis Berlin und zurück von Kiel und Hamburg. Frühzeitige Reservationen für eigene Velos nötig, insbesondere auf dem dänischen Teil. Die beiden EuroCity-Kompositionen der SBB auf der Strecke Hamburg–Basel bieten oft noch Last-Minute-Plätze für Velos. Organisierte Touren mit Hotel, Leihvelo und Gepäcktransport unter anderem durch Baumeler Reisen und Rad-Reisen, Konstanz. Einweg-Velomiete bei Fahrradstation Berlin in beide Richtungen möglich. Zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten auf den deutschen Etappen, dünner gesät sind sie in Dänemark. Für Sightseeing in Berlin und Kopenhagen jeweils ein paar Tage einplanen. Kartenmaterial: Bikeline-Radtourenbuch Berlin–Kopenhagen, Verlag Esterbauer, 2023. (dst.)
Rückweg an Sandufern
Durch Südschweden, Bornholm und Rügen
Statt von der dänischen Hauptstadt aus in vollen Zügen zurückzufahren, haben wir uns entschieden, die Tour zu verlängern. Zwei Varianten standen zur Wahl, beide mit einer kurzen Überfahrt über die ØresundBrücke nach Malmö (mit Velo nur per S-Bahn möglich): Entweder nach Norden auf dem 2015 eingeweihten Kattegattleden, Schwedens erstem nationalen Fernradweg, und von Göteborg mit der Fähre zurück nach Kiel. Oder nach Süden und Osten entlang dem 2019 fertiggestellten Sydkustleden (Südküstenweg) bis Trelleborg oder Ystad und von dort weiter mit einer der zahlreichen Fährverbindungen.
Wir wählten die Südvariante und genossen einen Badetag an Schwedens Riviera. Besonders schön ist der lange weisse Sandstrand von Skanör auf der Halbinsel Falsterbonäset. Im Hotel Smygehus Havsbad, direkt am Strand an der Südspitze des Landes gelegen, sassen und assen wir so gut wie sonst nirgends in Skandinavien. Von Ystad mit seiner als Weltkulturerbe geschützten Altstadt setzten wir über nach Bornholm, Dänemarks östlichstem Eiland, das sich auf einem Küstenradweg in vier Tagen umrunden lässt. Auch hier verbrachten wir herrliche Tage an einsamen Sandstränden. Die letzte Überfahrt ging dann von Bornholms Hauptort Rønne nach Sassnitz, dem Fährhafen auf Rügen. Gelegenheit für einen Besuch bei Freunden, die dort ihre Sommerferien verbrachten. Heim ging es dann wieder mit dem Zug. (dst.)
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Endlose Strände an der Ostsee: Zeit für eine Rast in den Dünen.
Dänemarks Velorouten sind gut ausgebaut und verlaufen oft direkt am Wasser entlang.
FOTOS: DANIEL VILLADSEN
Schloss Amalienborg in Kopenhagen, die Stadtresidenz von Königin Margrethe II., mit der Frederiks Kirke.
FOTO: VISIT COPENHAGEN
Cityportrait: Tel Aviv
Kosmopolitische Oase
Unter den Grossstädten der Welt ist die erst vor gut hundert Jahren gegründete Stadt Tel Aviv wohl eine der jüngsten.
Zahlreichen Einwanderungswellen haben sie zu einer vibrierenden und multikulturellen Metropole werden lassen. Von George Szpiro
An einem Apriltag im Jahre 1909 fand sich eine kleine Menschenmenge am Strand nördlich der vier Jahrtausende alten Hafenstadt Jaffa ein, um an einer Lotterie teilzunehmen: Auf sechzig weissen Muscheln standen die Namen der versammelten jüdischen Familien, auf sechzig schwarzen Muscheln die Nummern von Parzellen, die auf dem Sand vergeben werden sollten. Es war der Gründungstag der Stadt Tel Aviv. Ein Jahrhundert später ist Tel AvivJaffa (1950 wurde die biblische Stadt Jaffa integriert) zu einer Metropole geworden.
Die paar Dutzend Familien wuchsen auf fast eine halbe Million Einwohner, die sechzig Parzellen auf 52 Quadratkilometer. Heute ist Tel Aviv eine kosmopolitische, multiethnische Stadt. Junge Eltern mit Kinderwagen treffen auf gebrechliche Grosseltern mit Gehhilfen – darunter noch zahlreiche Holocaustüberlebende.
Hundeausführer spazieren auf breiten Alleen, die leider auch von elektrischen Velos und Trottinetten benützt werden.
Hunde sind in Tel Aviv übrigens sehr beliebt: Auf 1000 Einwohner kommen 189 Hunde, in Zürich beispielsweise sind es nur deren 29.
An jeder Strassenecke gibt es Kaffeehäuser, an manchen Kreuzungen gleich
vier. An 330 Tagen im Jahr scheint die Sonne, und der Strand, wo vor 114 Jahren die Lotterie stattfand, ist oft in wenigen Gehminuten erreichbar. Über die Jahrzehnte hinweg haben sich in der Stadt viele Quartiere gebildet. Jedes weist seinen ganz eigenen Charakter auf. Dazu gehören der gutbürgerliche Alte Norden, die von der UNESCO zum Welterbe erhobene Weisse Stadt mit 4000 im BauhausStil errichteten Gebäuden, das Zentrum mit modernen Wolkenkratzern und die südlichen Viertel Florentin, Neve Zedek, Givat Herzl, Shapira – ehemalige Slums, die sich in jüngster Zeit zu den coolsten Wohn und Vergnügungsvierteln entwickelt haben. Zentrum dieser HipsterGegend ist der LevinskyMarkt in der gleichnamigen Strasse. Bekannt für seine Mischung aus neuen und alten Geschäften, werden hier Gewürze, Heilpflanzen, Tee, Kaffee, Oliven, Käse, Marmeladen, türkisches Halwa sowie eine immense Auswahl an Nüssen und Trockenfrüchten angeboten. Im Gegensatz zu Gebräuchen in der Schweiz ist es hier durchaus üblich, die eine oder andere feilgebotene Olive und Nuss zu kosten, bevor man sie kauft.
In einer Passage bei der Jaffastrasse führt Ksenia Koroleva den Laden EcoLogika. Die in Moskau geborene Französin, die sieben Jahre zwischen
Genf, Neuenburg und Biel lebte, stellte bei ihrer Einwanderung nach Israel fest, dass das Umweltbewusstsein hier noch wenig entwickelt war und dass es an umweltfreundlichen Lösungen mangelte. Der Handel mit SecondhandKleidung schien ihr eine gute Möglichkeit zu sein, Kunden eine umweltfreundlichere Möglichkeit für den Kleiderkauf zu bieten. So eröffnete sie ihren Laden für VintageKleidung und umweltfreundliche Produkte.
Das kulinarische Erbe Israels
Die Lilienblumstrasse war früher, als der Handel mit Devisen in Israel noch streng reguliert war, als inoffizieller (das heisst: schwarzer) Fremdwährungsmarkt bekannt. Diskrete Herren mit Krawatten und eleganten Hüten produzierten jeweils die diversen Währungen aus den Taschen ihrer Sakkos. Ironischerweise gibt es heute an der Nummer 37 ein Museum der offiziellen israelischen Zentralbank. Einige Schritte weiter befindet sich das Café Asif, das allerdings weit mehr ist als ein Kaffeehaus: Es beherbergt das Culinary Institute of Israel und verfügt nebst Café und Feinkostladen mit lokalen Produkten auch über eine Bibliothek mit rund 1500 kulinarischen Büchern sowie einer Galerie für temporäre Ausstellungen. Auf der Versuchs
farm auf dem Dach des Gebäudes wird mit horizontal und vertikal angebauten Gemüsen und Kräutern experimentiert. Eine neuartige Erfindung namens Crops Guard soll, sobald die behördliche Bewilligung erteilt wird, Schädlinge umweltfreundlich mit Radiowellen anstatt mit Pestiziden von den Pflanzen fernhalten.
Im Park Hamesila (BahngeleisePark), der von der New Yorker Highline inspiriert ist, führt ein Rad und Wanderweg, gesäumt von Bäumen und Pflanzen, auf einer etwa eineinhalb Kilometer langen Strecke zum Strand. Mehrere Restaurants säumen den Weg, aber man kann auch im Schatten auf dem Rasen picknicken, während sich die Kinder auf den Spielplätzen vergnügen, und anschliessend im Gemeindezentrum Simtat Schlush eine Ausstellung besuchen, an einer Yogastunde teilnehmen oder einer Aufführung beiwohnen.
Am Ende des Spazierganges landet man bei Ha Tachana (die Bahnstation), einem Einkaufs und Vergnügungszentrum am ehemaligen Kopfbahnhof der 1892 in Betrieb genommenen und 1948 stillgelegten Bahnlinie nach Jerusalem. In den alten Bahnhofsgebäuden und den Werkstätten der Fabrik des deutschen Templers Hugo Wieland, die von 1905 bis Ende der 1930erJahre neben dem Bahnhof Fliesen, Ziegel und andere Pro
NZZ am Sonntag 14. Mai 2023 8 Verlagsbeilage Reisen
In Tel Aviv scheint an 330 Tagen die Sonne, und der Strand ist oft in wenigen Gehminuten erreichbar.
FOTO: UNSPLASH/LEVARTRAVEL
Sharing-Dishes und lokale Weine gibt es im «Par Derrière».
Diese Adressen sollte man sich merken
Einkehren
Cafélix Dieses Hipster-Café liegt einige Schritte abseits des legendären Gemüsemarktes auf der Levinskystrasse. Hier treffen sich Einheimische, Künstler und Touristen, um gemütlich abzuhängen.
Merkhavya Street 6.
Park Hamesila
Entlang dem der New Yorker Highline nachempfundenen Bahngeleise-Park befindet sich das Restaurant Mirage sowie das Teder.fm, eine Radiostation mit lokalen und internationalen DJs, die abends als Biergarten und Pizzeria fungiert. Derech Jaffa 9.
Par Derrière, Garden and Wine Bar
Etwas abseits, in einer Nebenstrasse unweit des Uhrenturms von Jaffa, trifft man auf eine Oase mit sehr entspannter Atmosphäre. «Par Derrière» mit Innenbedienung in geschmackvoller Atmosphäre und Aussenbedienung in einem üppigen, gedeckten Garten, bietet israelische Weine und Speisen an, die gerne von den Gästen geteilt werden. Während der Woche ist nachmittags und abends geöffnet, am Freitag und Samstag gibt es ab 11 Uhr auch Brunch. Spezialität des Hauses sind die hauchdünnen Pizzen. Als Aperitif zu empfehlen ist der Lychee-Cocktail.
Bat Ami Street 7.
Anschauen
Das angesagte Drisco Hotel hat eine bewegte Geschichte hinter sich.
dukte für das Bauwesen und die Landwirtschaft herstellte, befinden sich heute Restaurants, Cafés und Boutiquen. Der Enkel des Fabrikgründers war Offizier der WaffenSS Kurt Wieland, Leiter der Hitlerjugend in Palästina. Hotel mit bewegter Geschichte Ein etwa zehnminütiger Spaziergang führt zur AmerikanischDeutschen Kolonie. Das dort gelegene Hotel Drisco widerspiegelt die bewegte Geschichte dieser Kolonie. 1866 war eine Gruppe von vierzig amerikanischen Familien aus Maine im Hafen von Jaffa gelandet. Sie hatten vor, das Heilige Land für das Zweite Kommen von Jesus vorzubereiten. Die Brüder George und John Drisco wollten ein Hotel erstellen, das Pilgern auf dem Weg nach Jerusalem eine Bleibe bieten sollte. Doch das Geld ging ihnen aus, und 1870 verkauften sie das Gebäude Ernst Hardegg, einem Mitglied des deutschen Templerordens, der es fertigstellte und wohlhabenden Pilgern als Hotel mit «biblischer Einfachheit und evangelischer Reinheit» anpries. Während sieben Jahrzehnten galt das Jerusalem Hotel als prestigereichstes Hotel Palästinas. Nicht nur Mark Twain hatte hier genächtigt, sondern auch Kara Ben Nemsi, besser bekannt als Karl May. Während seiner eineinhalbjährigen Ori
George and John Restaurant
Auf der Liste der besten Restaurants im Nahen Osten und in Nordafrika landete das George and John Restaurant auf dem sechsten Platz. Inspiriert von Tel Avivs Multikulturalität, repräsentiert die Küche unter Leitung von Chef Tomer Tal die lokale Vielfalt in Kombination mit modernen Kochtechniken und der Verwendung lokaler Kräuter. Auerbach Street 6.
Culinary Institute of Israel Café Asif
Das Café hat sich zum Ziel gesetzt, die eng mit der vielfältigen Geschichte und den Traditionen der israelischen Bevölkerung verbundene kulinarische Welt Israels zu erkunden – und zu feiern. In der Versuchsküche werden von regionalen levantinischen und lokalen palästinensischen Traditionen geprägte Workshops veranstaltet. Auch werden alte Rezepte aus der gesamten jüdischen Diaspora aufgefrischt, und jüdische, arabische sowie drusische Köche für Pop-up-Mahlzeiten eingeladen. Lilienblumstrasse 28.
Einkaufen
FOTO: PD
entreise 1899 und 1900 wohnte er mehrmals im Jerusalem Hotel. Offenbar war der abendliche Betrieb etwas lebhaft, denn in einem Brief nach Hause beklagte sich der Schriftsteller über das Klavierspiel, das bis in seine Stube zu hören war. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Templer von der britischen Armee nach Australien ausgeschafft, und das Hotel wurde als MilitärHauptquartier übernommen. Später diente es als Heim für jüdische Flüchtlinge, und ab 1960 stand das Gebäude während sieben Jahrzehnten verlassen und vernachlässigt als blosse Erinnerung an seine glorreiche Vergangenheit leer.
Heute ist das Drisco Hotel eines der führenden Boutiquehotels von Tel Aviv. Im Aufenthaltsraum im Untergeschoss, wo am Nachmittag Tee und Kaffee serviert wird, erinnern die restaurierten Fresken mit deutschen Trinksprüchen an die ehemaligen Besitzer und Gäste.
Das im Parterre gelegene Restaurant George and John gilt als eines der führenden Speiselokale der Stadt. Da Tel Aviv und das israelische Tourismusministerium erst dieses Jahr die 1,5 Millionen Euro aufbrachten, die verlangt werden, damit der Guide Michelin eine Stadt in seine Rangliste einbezieht, darf Chef Tomer Tal nun Hoffnung auf mindestens einen Stern hegen.
An jeder Strassenecke gibt es Kaffeehäuser. An manchen Kreuzungen gleich vier.
Eco-Logika So geht umweltbewusstes Einkaufen
heute: Bei Eco-Logika findet man Secondhand-Kleidung, naturverträgliche und abfallfreie Produkte, Biokosmetik, ökologische Haushaltsreiniger oder Wellnessprodukte, die in Israel in kleinen lokalen Manufakturen hergestellt werden. Derech Jaffa 44.
Maor Aharon Studio
Im Kunstatelier des Designers und Künstlers Maor Aharon kann man farbenfrohe Werke kennen lernen und erwerben, die er aus selbst entwickelten Gussmaterialien und Techniken herstellt. Auf Voranmeldung bietet das Atelier auch Workshops an. In diesen kann man während vier Stunden mit der schon in der griechischen und römischen Antike entwickelten Terrazzo-Technik Objekte gestalten. Shvil Ha Merets 1.
Nachum Gutman Museum
Gleich neben den Bahngeleisen des Park Hamesila ist in einem restaurierten Gebäude aus dem Jahr 1887 ein Museum untergebracht. Dieses ist dem Werk von Nachum Gutman gewidmet. Der Maler, Bildhauer, Schriftsteller und Illustrator von Kinderbüchern gilt als einer der Begründer der hebräischen Kunst in Israel. Shimon Rokach Street 21.
Suzanne Dellal Center
Das Suzanne Dellal Center beherbergt die Batsheva Dance Company sowie die Inbal Theater Dance Company und hat sich die Förderung des zeitgenössischen Tanzes in Israel zum Ziel gesetzt. Dargeboten werden in vier Sälen sowie auf der Plazza im Freien pro Jahr über 600 Aufführungen und Veranstaltungen in- und ausländischer Ensembles. Yehieli Street 5.
Übernachten
FOTOS: PD
Gaya
Galit und Eli Gillor-Bago bieten in ihrem
Laden Gaya – The Art of Thinking unter dem Motto «Wir hören nicht auf zu spielen, weil wir alt werden; wir werden alt, weil wir aufhören zu spielen» eine erstaunliche Vielfalt an Spielen an: Das Sortiment besteht ausschliesslich aus natürlichen Materialien wie zum Beispiel aus Holz hergestellten Puzzles sowie Denkspielen, die teilsweise selbst produziert sind.
Koifman Street 2.
The Drisco Hotel Das im 19. Jahrhundert von amerikanischen Pilgern gegründete und später von Angehörigen des deutschen Templerordens geführte ehemalige Jerusalem Hotel wurde zwischen 2006 und 2018 aufwändig restauriert. Der Wiederaufbau konzentrierte sich auf die Restaurierung und Erhaltung der ursprünglichen Architektur und der einzigartigen Wandmalereien, die in lebhaften Farben die Geschichte des Hotels und der amerikanisch-deutschen Kolonie erzählen. Auerbach Street 6.
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FOTO: OVLAC
Von der HippieDestination zum luxuriösen Hotspot
Taghazout Bay im Südwesten von Marokko, einst ein Geheimtipp unter Surfern, hat sich in eine mondäne Traumdestination für Badeferien verwandelt. Zu Besuch im Fairmont Resort, wo Luxus auf entspannte Art zelebriert wird. Von Christina Hubbeling
Es gibt sie also noch, diese Orte, die wie ein ungeschliffenes Juwel nur darauf zu warten scheinen, entdeckt, poliert und zum Funkeln gebracht zu werden. Dass hier nicht schon viel früher der Tourismus im grossen Stil Einzug gehalten hat, ist erstaunlich, denn Taghazout Bay bietet ideale Bedingungen: ausladende, saubere Strände mit Sand, der sich an den Füssen anfühlt wie feingemahlenes Hirsemehl. Verschwenderisch viel Platz für grosszügige Hotelanlagen und Golfplätze ist auch vorhanden. Und mit der Kleinstadt Agadir gibt es einen Flughafen ganz in der Nähe.
Taghazout Bay an der Südwestküste Marokkos hat vom (Luxus)tourismus bis vor Kurzem tatsächlich kaum etwas mitbekommen und wurde unter Surfern als Geheimtipp gehandelt. Seit wenigen Jahren findet hier nun aber eine wundersame Transformation statt: Die einstige HippieDestination hat sich in ein schickes Traumziel für Badeferien verwandelt. Vom Hyatt Regency über Hilton, Sheraton oder Marriott haben sich hier mittlerweile fast sämtliche international bekannten Hotelbrands niedergelassen.
Oder sind im Begriff, zwischen Atlantik und den mit Arganbäumen bewachsenen
Hügeln im Hinterland Fuss zu fassen, um eine internationale Klientel mit Ansprüchen in der Bucht von Taghazout willkommen zu heissen.
Das eingangs erwähnte Funkeln gibt es hier am Atlantik nicht nur im übertragenen Sinne, sondern auch ganz real: wenn sich die Sonne auf der tiefblauen Wasseroberfläche des Ozeans spiegelt und ihre Strahlen wie kleine Glitzersterne auf den Wellen tanzen lässt. Doch davon bekommen wir gerade überhaupt nichts mit. Wir sind mit anderem beschäftigt. Nämlich damit, auf dem Surfbrett eine «bella figura» zu machen, was gerade ganz und gar nicht der Fall ist: Wer zum ersten Mal auf einem Surfbrett steht, um die Wellen zu reiten, reitet vorerst mal nicht, sondern fällt. Wenn man es denn überhaupt schafft, auf dem Brett in die Senkrechte zu gelangen. Denn Surfen, so cool es auch aussieht, ist schwieriger als gedacht. Des Snowboardens auf Schweizer Pisten mächtig, erhofften wir uns immerhin einen gewissen Vorteil, was das Gefühl für die Körperbalance anbelangt. Wasser ist aber nicht Schnee, Brett ist nicht gleich Brett und surfen etwas anders als snow
boarden. Zum Glück gibt es Neoprenanzüge. Denn der Atlantik fühlt sich bei unserem Besuch im Februar auch nicht viel wärmer an als ein Gletschersee. Nach einer Stunde sind wir fix und fertig. Aber der Funke ist übergesprungen: Es war bestimmt nicht das letzte Mal, dass wir auf einem Surfbrett gestanden sind.
Die Architektur passt sich der Umgebung an Nach der sportlichen Anstrengung ist die Vorfreude auf den bevorstehenden Hammambesuch im Spa des Fairmont Resorts umso grösser. Das Fairmont Taghazout Bay ist ein Paradebeispiel dafür, wie sich mit einem dem nachhaltigen Zeitgeist verpflichteten Hotelkonzept und einer gelungenen Architektur eine luxuriöse Anlage errichten lässt, die nicht wie ein Störfaktor daherkommt, sondern sich nahtlos in die Landschaft einfügt – farblich wie gestalterisch. In Anlehnung an ein Berberdorf konzipiert, besteht das Fairmont Taghazout Bay Resort aus mehreren Gebäuden, die in
eine parkähnliche Umgebung eingebettet sind. Die Grosszügigkeit der Anlage sorgt für Freiraum und gibt einem das Gefühl von Privatsphäre, selbst wenn das Hotel wie zur Zeit unseres Aufenthalts komplett ausgebucht ist. Die Klientel ist sehr international, darunter viele Franzosen, Engländer und Amerikaner. Auch eine grosse jüdische Hochzeitsgesellschaft aus Paris ist angereist, um an diesem schönen Flecken den Hochzeitsbaldachin aufzustellen.
Ob in der grosszügigen Lobby oder im Hotelzimmer: Die Räumlichkeiten im Fairmont Resort sind dank Überhöhe und grosser Fensterflächen lichtdurchflutet und zeugen von Grandezza und mondäner Eleganz. Die 146 Zimmer, Suiten und Villen sind in Sachen Luxus kaum zu übertreffen. Jedes Zimmer misst im Minium 46 Quadratmeter. Es ist alles da, was es braucht, um die hohen Ansprüche des internationalen Jetsets an eine standesgemässe Ferienresidenz zu befriedigen: erlesene Materialien, stylisches Design, viel Platz, eine atemberau
bende Meersicht. Die Villen verfügen obendrein über einen eigenen Garten mit privatem Pool. Allein deren Küchen, die wohl eher für den Störkoch und seine Crew gedacht sind, muten fast so gross an wie eine durchschnittliche Familienwohnung in Zürich. Dass jedes Schlafzimmer auch mit einer Nasszelle ausgerüstet ist, versteht sich von selbst.
Den Gästen stehen mit dem «Beef & Reef», dem «Morimoto» und dem «Commons» drei Restaurants zur Verfügung.
Daneben gibt es die «Beach Bar» mit typischem StrandFoodAngebot wie Burger oder Salate, das «Iris», um allfällige Gelüste nach Süssem zu stillen, und mit dem «Junipers» und dem «Nola» zwei Bars, wo sich bei einem Cocktail in stimmigem Ambiente – im «Nola» bei LiveJazzMusik – der Tag ausklingen lässt.
Lokale Elemente in der Architektur, im Design oder in der Küche sind im Fairmont Resort oft erst auf den zweiten Blick sichtbar, ist das Konzept doch bewusst international und zeitgemässreduziert gehalten. So ist das Signature
Authentisches Feeling gibt es am nächsten Tag: Auf dem Programm steht ein Ausflug in die Hafenstadt Essaouira.
NZZ am Sonntag 14. Mai 2023 10 Verlagsbeilage Reisen
Das Spa verfügt auch über einen traditionellen Hammam. Abends liegt ein Hauch von Orientzauber in der Luft.
Die Zimmer des Fairmont Taghazout Bay sind lichtdurchflutet und zeugen von einer zeitgemäss-eleganten
Dish im Restaurant Beef & Reef nicht etwa Couscous oder Tajine, sondern Paella, und das Fine Dining Restaurant ein Ableger des gefeierten japanischen Küchenchefs Morimoto. Serviert wird eine hochkarätige japanische Küche vom Feinsten.
Und wer bei japanischem Essen an Sushi und Sashimi denkt, kommt unter marokkanischem Himmel in den Genuss einer kulinarischfernöstlichen Horizonterweiterung. Während man sich das zarte WagyuBeef auf der Zunge zergehen lässt und sich schon auf den YuzuCheesecake zum Dessert freut, sorgt der DJ mit seinen wummernden Sounds für eine hippe ClubAtmosphäre. Die Terrasse des Restaurants ist umgeben von Wasser, auf dessen Oberfläche Bojenähnliche Leuchten schwimmen und für eine stimmungsvolle Atmosphäre sorgen.
Und wenn einem dann aus der traditionellen marokkanischen Kanne Minzetee serviert wird, wähnt man sich in diesem exquisiten JapanRestaurant für einen Moment wie in einem globalisierten Märchen aus 1001 Nacht. Märchenhaftorientalisch fühlt man sich auch im
Hammam, der wie das ganze Spa wunderschön gestaltet ist. Nicht gerade zimperlich wird an einem beim traditionellen Hammamritual geschrubbt, was das Zeug hält. Belohnt wird man mit einem ganz neuen Gefühl absoluter Sauberkeit und – was noch viel besser ist – einer tiefenentspannenden Arganölmassage.
Man darf wählen, ob das Öl nach Lavendel oder Verveine duften soll.
Der Arganbaum ist allgegenwärtig
So richtig viel authentisches Marokko
Feeling gibt es am nächsten Tag: Auf dem Programm steht ein Ausflug in die Hafenstadt Essaouira. Bevor sich das Taxi aber für die nächsten drei Stunden auf der kurvenreichen Landstrasse Richtung Norden schlängelt, legen wir einen Zwischenstopp im TargantMuseum ein. Hier dreht sich alles um den Arganbaum. Dieser bildet für viele Einheimische die Lebensgrundlage, wird doch aus seinen Früchten das wertvolle Arganöl gewonnen. In gerösteter Form findet es Eingang in die Küchen, etwa zum Abschmecken
von Gerichten oder zur Herstellung von Dressings. Kalt gepresst, wird es dank seiner pflegenden und antioxidativen Wirkung für die Gesicht und Körperpflege geschätzt. Ziegen übernehmen bei der Arganölproduktion einen wichtigen Part: Sie klettern auf die Bäume, essen von den Früchten und übergeben die Samen hinterher wieder der Natur. Auf diese Weise entstehen neue Bäume. Die traditionelle Ölproduktion ist fest in Frauenhand. Im Museum kann man live miterleben, wie die Frauen aus den kleinen Früchten in extrem aufwendiger Handarbeit das kostbare flüssige Gold gewinnen. Da der Arganbaum über spitze Dornen verfügt, muss man darauf warten, bis seine Früchte von selbst vom Baum fallen, was jeweils von Juli bis September geschieht. Dann müssen zuerst die nussartigen Schalen mit Steinen geknackt werden, anschliessend werden die Samen über offenem Feuer geröstet und in einer Steinmühle gemahlen. Um einen Liter Arganöl herzustellen, braucht es 30 Kilogramm Früchte. Es lohnt sich, den Museumbesuch mit einem Essen im
Beim Hammamritual wird geschrubbt, was das Zeug hält. Belohnt wird man mit einem Gefühl absoluter Sauberkeit.
Museumsrestaurant abzuschliessen, kommt man doch hier in den Genuss einer hervorragenden marokkanischen Küche. Auf der Weiterfahrt nach Essaouira wird man die Flora und Fauna nun mit anderen Augen betrachten. Und sieht man unterwegs Hirten unter Bäumen stehen, deren Ziegen auf den Ästen herumklettern, weiss man, dass dies nicht nur zum Vergnügen geschieht, sondern einem wichtigen Zweck dient. Schmuck, Gewürze und «Berber-Viagra»
So mondän es in Taghazout Bay zu und her geht, so quirlig ist die Atmosphäre in den Gassen der Medina von Essaouira. Man taucht ein in eine faszinierende Welt voller Farben und Gerüche. Von weitem sticht der Geruch des Fischmarkts in die Nase, der von den wilden Katzen umzingelt wird, die, in der Hoffnung, etwas abzubekommen, vor den Marktständen lauern. Wo einst die Karawanserei aus Timbuktu haltgemacht hat, um Handelswaren aus dem Orient zu bringen, werden Gewürze, Seifen, Schmuck, Kleider, Tücher oder Korbflechtwaren feilgeboten. Man kann sich kaum sattsehen an dem kunterbunten Treiben. In den Körben lagern zahlreiche Berberprodukte wie Shampoos, Tees oder das legendäre «BerberViagra», auch marokkanisches Viagra genannt. Dieses Aphrodisiakum wird, wie könnte es anders sein, aus den Früchten des Arganbaumes gewonnen. Zurück im Resort, haben wir das Bedürfnis, die vielen Eindrücke des Tages bei einem erfrischenden Drink und in entspannter Atmosphäre in der «Juniper»Bar unter freiem Sternenhimmel Revue passieren zu lassen. Am liebsten würden wir jetzt etwas vom «Amlou» naschen, das wir im TargantMuseum erstanden haben. «Amlou» ist so etwas wie das marokkanische Pendant zu Nutella und wird aus Arganöl, Mandeln und Honig hergestellt. Es sättigt allerdings sehr. Daher bleibt das Glas vernünftigerweise verschlossen, schliesslich wartet noch ein exquisites japanisches Überraschungsmenu im «Morimoto» auf uns.
Flugverbindung
Edelweiss fliegt von September bis Mai ein- bis zweimal wöchentlich von Zürich nach Agadir (mit kurzem Zwischenstopp in Marrakesch).
flyedelweiss.com
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zeitgemäss-eleganten Architektur.
Touristen können auf dem Rücken eines Kamels einen Strandspaziergang unternehmen.
Eine geschwunge Treppe führt in die grosszügige Spa-Landschaft. FOTOS: PD
Ein Zeichen vom Himmel
Im «Passalacqua» am Comersee macht man Ferien wie anno dazumal – und damit zeitgemässer denn je. Hinter dem Projekt steckt die Hoteliersfamilie De Santis, die ein zweites Zuhause für ihre Gäste geschaffen hat. Von Tina Bremer
Manchmal weist der Himmel eben doch den Weg. Valentina De Santis erinnert sich genau an jenen Herbsttag Ende Oktober, von dem man – wäre man abergläubisch – annehmen könnte, dass höhere Mächte ihre Finger im Spiel hatten. Über den Köpfen hingen Wolken, dick wie Daunenmäntel. In Sturmwettergrau, das ebenso trüb war wie die Gemütslage von Valentina und ihrem Vater Paolo. «Wir trafen zur Versteigerung der Villa Passalacqua am Tor ein, aber unsere Hoffnung tendierte gegen null. Wir hatten bereits vorab ein Gebot abgegeben, welches der damalige Besitzer, ein WallStreetBanker, abgelehnt hatte», erzählt die Hotelierin. Und dann gab es das, was man im Englischen passenderweise «ray of hope» nennt: Genau in jenem Moment, als sie den Klingelknopf drückten, riss auf einmal die Wolkendecke auf und es brach ein Sonnenstrahl hindurch. «Die Leute von der Auktion sagten: Das ist ein Zeichen, wir sind uns sicher, ihr bekommt den Zuschlag!» Sie sollten recht behalten. Ein knappes Jahr nach seiner Eröffnung startet das Hotel Passalacqua diesen Frühling in seine erste volle Saison. Im Örtchen
Moltrasio, das sich an der Westseite des Sees den Berg hochstapelt, kleine Häuser in Baiser und Sahnetortenfarben, keine fünfzehn Minuten Fahrt von Como entfernt. Rund drei Jahre lang restaurierten Valentina und ihre Eltern den ehemaligen Privatbesitz, um ihn in ein Hotel umzufunktionieren, das eigentlich ein Paradoxon ist: «Uns war es wichtig, dass die Gäste sich nicht wie einem Hotel fühlen. Sie sollen das Gefühl haben, in einem Privathaus zu nächtigen. Schliesslich war die Villa auch immer eines», sagt Valentina. Dabei sind es Hotels, mit denen ihre Familie sich bestens auskennt. Ihr Grossvater kaufte
1975 das ikonische Grand Hotel Tremezzo, vergangenes Jahr wurde Valentina von der Vereinigung Virtuoso zur «Hotelier of the Year» gekürt, der Titel gilt als Oscar der Branche. «Das Grand Hotel Tremezzo ist ein bisschen wie aus dem Film <The Grand Budapest Hotel>, im besten Sinne. Es ist etwa drei Mal so gross wie das Passalacqua. Hier wollten wir etwas völlig anderes kreieren.»
Herzblut und Handwerkskunst
Rund 20 Millionen Euro steckten die De Santis’ in die Aufarbeitung von Fresken und Stukkaturen, gaben Kronleuchter
aus Muranoglas bei Barovier & Toso in Auftrag, handgefertigte Spiegel beim venezianischen Traditionsunternehmen Barbini, liessen den Textilprofi Beltrami Bettwäsche aus norwegischer Birke entwickeln, die so weich ist, dass sie leider einen Haken hat: Durfte man einmal in ihr schlummern, fühlt sich Seide fortan für immer wie zweite Wahl an. Sessel und Sofas wurden mit Stoffen von Rubelli und Dedar bezogen, die Möbel selbst stammen grösstenteils von Antikmärkten und Auktionen. «Meine Eltern sind durchs ganze Land gefahren und haben Unikate gekauft, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen», erzählt Valentina. «Wir wollten etwas kreieren, das nicht aus der Mode kommt. Wenn man sehr moderne Möbel hat, altern sie recht schnell.» Den üppigen Stil des 18. Jahrhunderts, der an die reiche Tante und ihre Brokatkleider denken lässt, wollten sie aber auch nicht rekreieren. «Das Design sollte hell und fröhlich sein, mit jeder Menge Farbe. Unser Gedanke war stets: Würde ich es so auch einrichten, wenn ich selbst hier leben würde?»
Der Grund und Boden gehörte einst Papst Innozenz IX., der im Jahr 1591 über den Vatikan herrschte, wenngleich auch
nur zwei Monate. 1787 liess Graf Andrea Lucini Passalacqua auf ihm die heutige Villa errichten. Seinen Namen verdankt der Aristokrat vermutlich den vielen Wasserfällen in Moltrasio – bedeutet Passalacqua doch «vorbeifliessendes Wasser». Und auf dem Wappen des Hauses sind nicht etwa ein Schwert oder Schild zu sehen, sondern drei Fische, geködert auf Türgriffen und Schlüsselanhängern.
Für die Dekoration der Innenräume be
auftragte Graf Passalacqua den Schweizer Architekten und Bildhauer Giocando Albertolli, der sich mit Ornamenten einen Namen gemacht hatte und an den Figuren des Pariser Triumphbogens mitwirkte. «Die Grafenfamilie lebte in Como. Im Sommer zogen sie stets ein paar Kilometer weiter in die Villa Passalacqua, um dem Trubel und der Hitze der Stadt zu entfliehen», erzählt Valentina. «Man las viel, kümmerte sich um den Garten. In
NZZ am Sonntag 14. Mai 2023 12 Verlagsbeilage Reisen Bogotá und Cartagena. Jetzt buchen in Ihrem Reisebüro oder auf flyedelweiss.com Leave rain. 612x218mm_EDW_LeLo_AZ_Kolumbien_NZZaS_DE_RZ_NP26.indd Alle Seiten
Von der Villa schweift der Blick über die Gartenanlage und den Comersee.
Italien nannte man den Sommeraufenthalt Villeggiatura.» Eine kurze Anreise, viel Zeit an der frischen Luft, und als Hauptattraktion kein Netflix oder Social Media, sondern der See, der in der Sonne funkelt, als hätte jemand eine Packung Lametta über ihm verstreut: Nie war diese Form der Sommerfrische zeitgemässer als heute. «Durch die Pandemie hat sich unsere Art, Ferien zu machen, grundlegend geändert. Reisende suchen heute
wieder Langsamkeit. Mit dem Passalacqua hatten wir genau das vor Augen. Es funktioniert so gut, weil es die Antwort auf ein neues Bedürfnis ist.»
Zeitreise am Comersee
Natürlich gibt es jede Menge WowOrte auf der Welt, die sich mit Sehenswürdigkeiten und Superlativen übertrumpfen, für Valentina wohnt dem Comersee jedoch ein besonderer Zauber inne: «Wenn
man die Augen schliesst und seine Fantasie spielen lässt, fühlt man sich in alte Zeiten zurückversetzt», so die Hausherrin. In jene, als Napoleon Bonaparte und Winston Churchill durch das schmiedeeiserne Tor am Fusse des Anwesens stolzierten oder als Vincenzo Bellini in der grössten Suite des Hotels die Opern «Norma» und «La sonnambula» komponierte. Und wäre es nicht hellichter Tag, könnte man tatsächlich meinen zu schlaf
wandeln: Auf den Treppenstufen zum Haupteingang picknickt eine Familie im Sonnenschein, weiter unten spielt ein junges Paar Boules, während ein Küchenhelfer im Gemüsegarten Salat und Brokkoli fürs Abendessen zupft und die Eier der Hühner einsammelt. Im Hof, vor den ehemaligen Stallungen, in denen heute weitere Zimmer und das Spa untergebracht sind, arrangiert Blumenfrau Daniela kleine Bouquets für die neu ankommenden Gäste. Die Kulisse für ein italienisches «Bridgerton» oder «Downton Abbey»? Certo, treten Sie ein!
Viele Villen mit schönen Gärten
Eingelullt vom Duft des Jasmins, beginnt man sich allerdings zu fragen, wie viel Pracht die ohnehin schon angezählten
Sinne noch verkraften können. Der fünf Hektar grosse Garten fällt terassenförmig zum See hin ab, Kaskaden aus Grün, auf denen Zedern und Olivenbäume wachsen, Magnolien und Rosenstöcke blühen.
Durch die Trotteln des Sonnenschirms blinzelt man gegen die Sonne an und schaut vom Pool aus zu, wie Rivas durch das Saphirblau des Sees pflügen. In die 200 Jahre alte Orangerie nebenan ist ein Bistro eingezogen, mit Kissen und Polstern in Apfelgrün und Zitronengelb, eingerichtet von der Mode und Interiordesignerin J. J. Martin, die gerade vom Magazin «Architecture Digest» zu den 100 wichtigsten Gestaltern unserer Zeit gekürt wurde. «Am Comersee gibt es viele Villen mit schönen Gärten, und alle sind unterschiedlich», erzählt Valentina. Während der Garten der Villa del Balbianello als besonders malerisch gilt, ist das Gelände rund um die Villa Carlotta thematisch angelegt, die Villa Melzi wiederum besitzt einen klassischen Garten direkt am See. «Die Privatvillen am Comersee wurden zu Beginn des 18. Jahrhunderts gebaut, die Grand Hotels kamen erst Ende des 19. Jahrhunderts, weil
man merkte, was für eine beliebte Ferienregion es war.»
Inzwischen ist der Grossteil von ihnen in der Hand von reichen Ausländern oder Investoren. Kleinlaut muss aber selbst die neidgeplagteste Seele zugeben: Wer mag es ihnen verdenken? Auch im Passalacqua war Italienisch gut hundert Jahre lang nicht die Muttersprache: Nachdem der Erbe des Namensgebers die Villa verkaufte, nannte sie eine schwedische Baronin, ein ungarischer Philosoph und zuletzt jener besagte US-Banker ihr Eigen. «Wir verlieren unsere Schätze», bedauert Valentina die Entwicklung. In Moltrasio ging auch die einstige Villa des Modedesigners Gianni Versace nach seinem Tod an einen wohlhabenden Russen. An einem trüben Oktobertag vor fünf Jahren aber schlug das Schicksal dem Ausverkauf ein Schnippchen: «Es ist das erste Mal, dass eine wichtige historische Villa den umgekehrten Weg nimmt und wieder zurück an die eigene Bevölkerung geht», so Valentina. Keine Frage: Der Himmel hat es definitiv gut gemeint mit dem «Passalacqua».
Love rainbow.
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Neu ab November direkt nach Kolumbien 02.05.23 15:39
In den Bädern wurde italienischer Marmor verarbeitet. FOTOS: RUBEN ORTIZ
FOTO: TINA BREMER
Inhaberin Valentina De Santis wurde 2022 zur «Hotelier of the Year» gekürt.
Wenn sich der Tag dem Ende zuneigt und sich der Himmel so tiefblau verfärbt wie der Ozean, ist die blaue Stunde gekommen. Ein perfekter Moment, um die Gedanken schweifen zu lassen und von fernen Ländern zu träumen, von der Meeresbrise, die einem um die Nase weht, oder von duftenden Lavendelfeldern. Geht es dann konkret ums Verreisen, will der Koffer wohlüberlegt gepackt sein: Praktisches und Schönes finden gleichsam Platz nebst Nützlichem und Stylischem. Von Christina Hubbeling
L’ heure bleue
Durch die blaue Linse
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Reisen im Kopf
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Verlagsbeilage Reisen
FOTOS: PD
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VOR UNS DIE WELT
Hapag-Lloyd Cruises, eine Unternehmung der TUI Cruises GmbH, Heidenkampsweg 58, 20097 Hamburg
Eine verrückte Baustelle
Die Reederei Swan Hellenic hat soeben ihr drittes Expeditionsschiff, die SH Diana, fertig gebaut – das nachhaltigste seiner Art. Ein Augenschein auf der renommierten Helsinki Shipyard. Von Christina Hubbeling
Dieses Schiff soll tatsächlich in drei Wochen mit den ersten Gästen an Bord in Palermo ablegen? Wie ist das möglich? Denn erstens liegt es noch in Helsinki, zweitens ist es eine riesige Baustelle. Ein Gewusel an Kabeln, Rohren und an Menschen. Dazu ein ohrenbetäubender Lärm, von kreischenden Sägen über lautes Hämmern, begleitet von einem Vielklang an Sprachen – Italienisch, Polnisch, Litauisch, Finnisch, alles bunt durcheinander.
Dennoch lässt sich die Grandezza des Schiffes bereits erahnen: Majestätisch liegt die «Diana» in der Werft und wird von Stunde zu Stunde immer mehr zu einem Schiff der Extraklasse. Ein kleines, feines, das Platz für maximal 192 Passagiere bietet und das als «EisbrecherLight» zwischen Nord und Südpol durch die Weltmeere kreuzen soll, mit dem Fokus auf Expeditionskreuzfahrten sowie auf ExplorerReisen.
Ein Hauch von Abenteuer
Bei dieser neuen Form des Reisens werden Destinationen angesteuert, die sowohl kulturell und geschichtlich als auch landschaftlich besonders interessant sind und nicht zu den typischen touristischen Hotspots zählen. Die ExplorerReisen sind etwas weniger abenteuerlich als die Expeditionskreuzfahrten und führen auch in nahegelegene Gewässer wie das Mittelmeer, nach Westeuropa oder in die Nordsee.
Swan Hellenic gilt als Pionier im Bereich kultureller Expeditionsreisen. Gegründet vor über 70 Jahren, setzt das Unternehmen – damals wie heute – auf kulturell Interessierte, die auf den Spuren der Geschichte die Welt bereisen, um interessante archäologische Stätten zu besichtigen oder noch weitgehend unberührte Naturlandschaften zu erkunden.
Die drei Schiffe von Swan Hellenic, die «Vega», die «Minerva» und die «Diana», bieten in Sachen Luxus alles, was der anspruchsvolle Gast erwarten darf, wenn er sich aufmacht, die Erde vom Wasser aus zu entdecken. Ein Fitnessraum gehört genauso dazu wie das Spa, die Bibliothek, der geheizte OutdoorPool, die gemütliche ClubLounge oder das gepflegte «SwanRestaurant». Der Luxus ist diskret: Wer eine Reise mit Swan Hellenic unternimmt, tut dies in erster Linie der Natur wegen und nicht, um auf dem Schiff in den Genuss von Rambazamba zu kommen. «Unsere Schiffe sind elegant und komfortabel, aber die Show soll draussen stattfinden und nicht an Bord», erklärt Andrea Zito, CEO von Swan Hellenic, das Konzept. So gibt es anstelle eines Kasinos ein Labor, und die Unterhaltung manifestiert sich in der Form kulturoder naturwissenschaftlicher Vorträge. Auf den Expeditions und ExplorerReisen sind jeweils auch Experten mit an Bord, darunter Wissenschaftler wie Meeresbiologen, Geologen oder Astrophysiker. Als Gast hat man die Möglichkeit, Einblicke in ihre Arbeit zu nehmen und auch selbst den einen oder anderen Beitrag im Sinne der Wissenschaft zu leisten. Etwa, indem man Wasserproben nimmt oder die Finnen von Walfischen fotografiert. «Die Flosse eines Wals ist so einzigartig wie ein Fingerabdruck», erklärt Zito. «Unsere Gäste können beim Walbeobachten Fotos schiessen und diese an die Forschungsstationen weiterleiten, die dann die Bewegungen der Wale notieren und so Aufschluss über ihre Reisen durch die Meere erhalten.»
Junge Spitzenköche an Bord
Die Reederei geht aber nicht nur Partnerschaften mit renommierten Universitäten und Forschungseinrichtungen ein, sondern achtet bei Kooperationen auch darauf, dass das leibliche Wohl der Gäste
nicht zu kurz kommt: Als Partner von «Jeunes Restaurateurs d’Europe» reisen etappenweise junge Spitzenköche mit und sorgen mit ihren kulinarischen Kreationen für Genuss an Bord. Die Zusammenarbeit läuft unter dem Namen Maris und steht für eine Haute Gastronomie, die auf nachhaltig produzierte, lokale Produkte setzt. Ein Ziel von Swan Hellenic ist, neue Routen fernab der vielbereisten Hotspots aufzuspüren. Dank der überschaubaren Grösse ihrer drei Expeditionsschiffe gelangen diese denn auch bequem in
Gewässer, die für grosse Kreuzfahrtschiffe unerreichbar sind. Das können Inselchen in der Ägäis oder kleinere schmucke Hafenstädte an der Côte d’Azur sein.
Selbst Trinkwasser produzieren
Eine der neusten Routen führt mit der «Vega» entlang der Süd und Westküste
Afrikas – von Kapstadt nach Luanda, von Luanda nach Accra. Von dort nach Dakar und schliesslich von Dakar bis nach Santa Cruz auf Teneriffa. Die Schiffe von Swan Hellenic sind auch punkto
Nachhaltigkeit State of the Art: Jedes verfügt nicht nur über eine Entsalzungsanlage und kann somit selbst Trinkwasser produzieren, sondern ist auch mit einer Kläranlage ausgestattet, damit nur gereinigtes Wasser ins Meer gelangt. Obschon das Abwasser sauber ist, werden die Tanks nicht in die Häfen geleert. Zudem sind die Schiffe praktisch frei von Plastik. Und als ElektroDieselHybride können sie bis zu sieben Stunden im Hafen liegen, ohne dabei die Gewässer zu verunreinigen. Und: Sie können bei geringer Geschwindigkeit bis zu drei
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Die «Diana» ist das jüngste Schiff von Swan Hellenic und befindet sich zurzeit auf Jungfernfahrt in den norwegischen Fjorden.
Ausflüge mit Zodiacs gehören bei einer Expeditionskreuzfahrt dazu.
auf hoher See
Nachgefragt
Philipp Reutener, Schweizer Hoteldirektor bei Swan Hellenic Wofür steht Swan Hellenic (SH) und inwiefern unterscheiden sich die Schiffe von anderen Kreuzfahrtschiffen?
Philipp Reutener: Wir besitzen kleine Schiffe, für maximal 152 respektive 192 Gäste und fahren Häfen und Destinationen an, bei denen grosse Kreuzfahrtschiffe nicht hinkommen und die nicht so bekannt, aber trotzdem reich an Geschichte und Kultur sind – frei nach unserem Motto: «See what others don’t.»
Die «Diana» ist das jüngste der drei Schiffe. Was sind ihre Besonderheiten?
Die SH Diana ist ein bisschen grösser als ihre kleineren Geschwister. Sie hat zudem 14 Mark V Zodiacs und etwas, was die Schwestern nicht haben: zwei Tenderboote, die 48 Gäste mitführen können und nach den griechischen Brüdern Castor und Pollux benannt sind.
Sie sind seit vielen Jahren als Hoteldirektor auf den Weltmeeren unterwegs. Was fasziniert Sie an dieser Arbeit?
FOTOS: PD
Ein Ziel von Swan Hellenic ist, neue Routen fernab der vielbereisten Hotspots aufzuspüren.
Stunden im Ruhemodus übers Wasser gleiten. Dies ist insbesondere in Naturschutzgebieten von Bedeutung, um die Tierwelt möglichst wenig zu stören. Dank neuster GPS-Technik haben die Schiffe darüber hinaus die Möglichkeit, an Ort und Stelle zu liegen, ohne dabei den Anker setzen zu müssen, was wiederum die fragile Unterwasserwelt schont.
Wie auf einer Privatjacht Während die neue SH Diana diesen Sommer Richtung Mittelmeer unterwegs sein wird, steuern die «Vega» und die «Minerva» nördlichere Gefilde an. Weil der Grossteil der Arktis jedoch zu Russland gehört, können zurzeit nur Routen zwischen Kanada und Norwegen angepeilt werden. Was allen drei Schiffen gemein ist: Sie sind intim und überschaubar. Man wähnt sich fast wie auf einer privaten Jacht und findet schnell Gleichgesinnte. Eine Expeditionsschiffsreise ist eben keine gewöhnliche Kreuzfahrt. Auch ist es nicht jedermanns Sache, in die entlegensten Winkel der Erde vorzustossen. Wer sich aber für Flora und Fauna interessiert und gerne in der rauen Natur unterwegs ist, für den wird eine solche Reise zum unvergesslichen Erlebnis.
«Achtung, Kopf einziehen», ruft Philipp Reutener und macht uns auf eine Querstange aufmerksam, die beim Erklimmen der provisorischen Treppe von Deck 2 auf Deck 3 den Weg versperrt. Zwar tragen wir vorschriftsgemäss einen Helm und Stiefel mit Stahlkappen, doch eine Baustelle kann bekanntlich gefährlich sein. Der gebürtige Schweizer weiss dies aus Erfahrung, lebt er als Hoteldirektor der «Diana» doch bereits seit einer Woche auf dem Schiff. Er kennt fast alle Arbeiter, schliesslich ist er seit zwei Jahren für Swan Hellenic auf hoher See unterwegs und hat schon den Bau der «Minerva» und der «Vega» miterlebt.
Zuvor war er viele Jahre für andere Kreuzfahrtanbieter im Einsatz und kennt das Metier wie kaum ein anderer. Seine Kabine befindet sich auf Deck vier und ist bereits voll eingerichtet – einfach und zweckmässig. Reutener arbeitet jeweils drei Monate am Stück auf dem Schiff, dann verbringt er drei Monate zu Hause am Vierwaldstättersee. «Vor 18 Monaten kam die SH Diana in Form von grossen Stahlteilen aus Polen nach Helsinki, wo die einzelnen Stücke wie Legosteine zusammengeschweisst wurden», erzählt Reutener.
Über Swan Hellenic
Die Wurzeln von Swan Hellenic reichen bis in die 1950er-Jahre zurück. Vor drei Jahren hat sich das Unternehmen mit Hauptsitz in Zypern und Niederlassungen auf vier Kontinenten neu positioniert und ist seither auf Expeditionskreuzfahrten im Luxusbereich spezialisiert. Die Flotte von Swan Hellenic umfasst drei Schiffe: die SH Vega, die SH Minerva und die SH Diana. Die «Vega» und die «Minerva» verfügen über 76 Suiten und Kabinen und bieten Platz für 152 Gäste. Sie sind mit einem Polar-Code 5 ausgestattet, die «Diana» mit einem Polar-Code 6. Somit sind alle drei Schiffe polartauglich und gelten als «Eisbrecher-Light». Die SH Diana ist nicht nur das jüngste, sondern mit einer Kapazität von maximal 192 Passagieren auch das grösste Expeditionsschiff. Eine rund 130-köpfige Crew kümmert sich um die Gäste, mit an Bord ist jeweils ein Team aus zirka zwölf Expertinnen und Experten, die sich einerseits um die Exkursionen an Land kümmern, andererseits Vorträge halten und Einblicke in ihre Forschungsgebiete wie Meeresbiologie, Astronomie oder Astrophysik geben.
Das Schiff wurde in erster Linie als Eisbrecher konzipiert, damit es sicher durch die tückischen Gewässer der Arktis und Antarktis fahren kann. Für die Innenausstattung im angesagten ScandiDesign ist die auf den eleganten Jachtbau spezialisierte Firma Tillberg Design of Sweden zuständig. Auffallend sind die vielen grossen Fenster. Schliesslich soll man so viel wie möglich von der Landschaft draussen mitbekommen – ob man nun auf dem Sofa in seiner gemütlichen Suite sitzt, auf der Massageliege entspannt oder gerade in der Sauna oder im dampfenden Whirlpool relaxt, die echte «Show» findet wie gesagt immer draussen statt und nicht auf dem Schiff. Doch solange die «Diana» noch in der Werft liegt, ist es definitiv umgekehrt: So eine verrückte Baustelle sieht man schliesslich nicht alle Tage. Seit unserem Besuch in Helsinki sind sieben Wochen vergangen. In dieser Zeit hat sich die «Diana» vom hässlichen Entlein in einen wunderschönen, eleganten Schwan verwandelt, der vor gut einer Woche in Amsterdam feierlich getauft worden ist. Begleitet wurde die Zeremonie von einem Galadinner, für das fünf aufstrebende Jungköche von JRE verantwortlich zeichneten. Nun ist das kleine FünfsterneKreuzfahrtschiff unterwegs in die norwegischen Fjorde.
Mit an Bord ist Terje Leiren, emeritierter Professor für Skandinavistik und Geschichte sowie Buchautor zahlreicher Fachpublikationen. Gäste, die sich nicht nur für die bezaubernde Fjordlandschaft, sondern auch für die nordische Kulturgeschichte interessieren, werden auf der Jungfernfahrt der «Diana» voll und ganz auf ihre Kosten kommen.
Diese Recherche wurde von MCCM Master Cruises unterstützt, dem Spezialisten für erstklassige Kreuzfahrten und Expeditionen mit kleinen Schiffen. mccm.ch
Fast jeden Tag an einem anderen Ort aufzuwachen sowie die Herausforderungen neuer, unbekannter Häfen. Zudem lernt man sehr viele interessante Menschen kennen, ob CrewMitglieder oder Gäste. Auch gewährt mir dieser Beruf viel Freizeit, wenn ich nicht auf dem Schiff bin. Swan Hellenic ist unter anderem auf Explorer-Reisen spezialisiert. Wie muss man sich eine solche Reise vorstellen und an welche Klientel richtet sich diese neue Art des Reisens?
ExplorerReisen sind Reisen an Orte, wo man mit normalen Kreuzfahrtschiffen nicht hinkommt. Sie haben einen Touch von Abenteuer und sind für Menschen geeignet, die etwas Neues, NichtsoTouristisches sehen und den Massen entfliehen wollen. Für Gäste, die nicht auf die gleiche Insel wie ihre Nachbarn fahren möchten. Aber auch für Menschen, die sich mit der Natur und Tierwelt verbunden fühlen. Sie kennen fast jeden Winkel dieser Welt. Welche Gegend hat Sie bisher am meisten fasziniert?
Zweifelsohne die Antarktis: ein gewaltiger, eindrucksvoller Kontinent, von dem man als Besucher nur sehr wenig sieht und trotzdem spürt, wie klein und irrelevant man eigentlich ist. Ein Kontinent, auf dem immer noch die Natur und die Tierwelt das Sagen haben, wo es weder Licht noch Lärmverschmutzung gibt und wo, wenn man einmal da gewesen ist, ein Stück von einem selbst zurückbleibt. Eine Destination, die man einmal im Leben gesehen haben muss!
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Das Kaminfeuer sorgt für Gemütlichkeit, wenn draussen die Eisberge vorbeiziehen.
«Die Antarktis muss man einmal im Leben gesehen haben»
Philipp Reutener in der Antarktis.
INDIVIDUELLE REISEERLEBNISSE NACH MASS
Erleben Sie die Magie Asiens
THAILAND BALI
Die Inselwelt von Krabi
Geniessen Sie die Ruhe am feinsandigen Strand und den Blick auf die schroffen Kalksteinfelsen, die aus dem Wasser ragen. Tauchen Sie ein in das bunte Treiben auf dem Nachtmarkt in Krabi und bestaunen Sie die Aussicht nach dem Aufstieg auf den Dragon Crest Mountain.
Entschleunigung auf Bali
Entdecken Sie die Insel der Götter beim Wandern entlang Tempeln, Vulkanen und Reisfeldern und verwöhnen Sie Ihren Gaumen in einem exquisiten Kochkurs. Für die nötige Entspannung sorgt eine balinesische Spa-Behandlung.
Lust auf Asien?
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Geheimtipp Nordisland
Auf die Besucher warten spektakuläre Naturschönheiten abseits der Touristenströme. Sieben davon stellen wir hier vor. Von Tina Bremer
Endlich ist sie da, erhellt den Himmel bis spät in die Nacht In den Sommermonaten wirft die Mitternachtssonne fast 24 Stunden lang ihr Licht auf Vulkane, Gletscher und Geysire. Auf eine Landschaft, unter der es brodelt und blubbert. Wie ein Scheinwerfer strahlt sie auf der grössten Vulkaninsel der Welt auch das an, was lange im Schatten lag, abseits der Touristenströme: den Norden Islands.
Während die meisten Besucher den Süden bereisen, entlang des legendären «Golden Circle» von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit fahren, führte der Norden lange ein Dornröschendasein. Zu abgelegen erschienen den meisten Touristen die kleinen Ortschaften an den Fjorden, die nicht mehr im Dunstkreis der Hauptstadt Reykjavík liegen. Dabei entpuppt sich ihr vermeintlicher Nachteil inzwischen als ihr grösster Trumpf:
In Zeiten, in denen die Sehnsucht nach Stille und unberührter Natur nie grösser war, punktet die Region mit idyllischen Fischerdörfern, spektakulären Lavafeldern und tosenden Wasserfällen, bei denen man garantiert nicht Schlange stehen muss, um ein Selfie ohne fremde Menschen im Hintergrund zu schiessen. Nur wenige Kilometer vom nördlichen Polarkreis entfernt, führt die neue Reiseroute «Diamond Circle» auf rund 250 Kilometern zu einmaligen Naturschauspielen. Aber auch rechts und links des Weges lohnt ein Abstecher, um Geheimtipps zu entdecken.
Hverir Er ist seit Menschengedenken ein Sehnsuchtsziel, wurde besungen und angebetet: der Mond. Um eine derart spektakuläre Szenerie zu bestaunen, muss man aber kein Astronaut sein. Die Mondlandschaft von Hverir ist mindestens genauso beeindruckend wie die des fernen Him
melsgestirns. Das Geothermalgebiet ist durchzogen mit Öffnungen in der Erdkruste, aus denen heisser Schwefelwasserstoff entweicht. Wie Wolkenfetzen ziehen die Nebelschwaden über die ockerfarbene Landschaft, die zu dampfen scheint. In kleinen Kratern blubbert Schlamm, Bachläufe zeichnen organische Muster durch dieses surreal schöne Gebiet. An den Ausläufern der Ebene, die einem Hexenkessel gleicht, ragt der Bergrücken Námafjall in die Höhe.
Mývatn
Nur wenige Kilometer entfernt liegt Mývatn. Der sogenannte Mückensee macht seinem Namen zweifelhafte Ehre, trotzdem sollte man sich von den kleinen Blutsaugern nicht abschrecken lassen. Der viertgrösste See Islands liegt inmitten eines Naturreservats und ist durchzogen mit Schären. Mit etwas Glück bekommt man im Vogelschutzgebiet auch den Flórgoði, den Schwarzhalstaucher, zu sehen. Es ist jedoch nicht nur die grosse Artenvielfalt, die die Besucher anzieht. Der See ist berühmt für seine Naturbäder und bietet eine attraktive Alternative zur berühmten Blauen Lagune im Süden des Landes. Das Wasser ist reich an Mineralien und Spurenelementen und wird auf eine Temperatur von etwa 50 Grad Celsius «heruntergekühlt».
Húsavík
Der pittoreske Ort mag klein sein, die Tiere, zu denen man von hier aus aufbricht, sind hingegen gross: Húsavík gilt als Zentrum für Walbeobachtungen. Etliche Walarten schwimmen regelmässig in die SkjaldfandiBucht. Die Erfolgsquote, einen Wal bei einer der Touren zu sichten, liegt bei nahezu 100 Prozent. All jenen, denen das Schicksal zürnt, dient das Walmuseum als kleines Trostpflaster.
Húsavík ist übrigens die älteste Stadt Islands. Um 870 soll der schwedische Wi
Hier muss man garantiert nicht Schlange stehen, um ein Selfie ohne fremde Menschen im Hintergrund zu schiessen.
kinger Garðar Svafarsson hier den Winter über gestrandet sein. Er umschiffte Island als Erster und bewies, dass es sich um eine Insel handelte. 2020 war das Fischerdorf der Hauptschauplatz des Films «Eurovision Song Contest: The Story of Fire and Saga».
Deplar Farm
Der renommierte «Condé Nast Traveller» kürte dieses Hotel 2023 zu einem der besten der Welt. Die ehemalige Schaffarm aus dem 18. Jahrhundert liegt im abgelegenen FjótTal auf der TrollHalbinsel. Die Dächer der Gebäude sind mit Gras überwachsen und fügen sich nahtlos in die umgebende Natur ein. Trekkingtouren, Kajakfahren, Fliegenfischen – die Deplar Farm, die zu den exklusiven Lodges von Eleven Experience gehört, ist der ideale Ausgangspunkt, um die Schönheiten Islands in nahezu völliger Isolation zu erkunden.
Goðafoss
Nicht umsonst heisst er Wasserfall der Götter. Mit 30 Metern Breite und 12 Metern Höhe zählt er zu den grössten Wasserfällen des Landes. Gespeist wird er vom Fluss Skjálfandafljót, der durch ein Jahrtausend altes Lavafeld fliesst. Seinen Namen verdankt der Goðafoss – wie sollte es auch anders sein – einer alten Sage: Als um das Jahr 1000 debattiert wurde, ob in Island das nordische Heidentum oder Christentum praktiziert werden sollte, sprach der Gesetzessprecher Þorgeir Ljósvetningagoði sich für Letzteres aus – und liess sämtliche Götzenbilder in den Wasserfall werfen. Er stürzt über hufeisenförmige Klippen in die Tiefe und gilt als einer der schönsten Orte Islands.
Dimmuborgir
Nein, Bjúgnakrækir, den Wurststibitzer, oder Gáttaþefur, den Türschlitzschnüffler, wird man im Sommer nicht entde
cken. Erst ab dem 12. Dezember machen sich die 13 Weihnachtsgesellen, die in der «dunklen Festung» leben sollen, hinab ins Tal, um die Menschen zu necken. Dennoch lohnt ein Besuch von Dimmuborgir, auch wenn die Sonne hoch am Himmel steht. Vor rund 2300 Jahren gab es hier einen See, der bei einem Vulkanausbruch mit Lava überzogen wurde. Als diese erkaltete, bildeten sich aus dem Gestein und dem Wasserdampf dunkle Säulen, die wie Skulpturen in der Landschaft stehen. Die Formationen bilden Türme, Brücken, Bögen und Gesichter. Die mystische Landschaft diente auch als Drehort für Szenen in «Game of Thrones».
Siglufjörður
Um in die nördlichste Stadt Islands zu gelangen, muss man den «Diamond Circle» verlassen. Vor allem im Hochsommer lohnt der Abstecher aber. Im Juli findet in dem verschlafenen Örtchen das jährliche Volksmusikfestival statt, bei dem einheimische und internationale Musiker auftreten. Zu verdanken ist es dem Priester und Komponisten Bjarni Þorsteinsson (1861–1938), der als Bewahrer der isländischen Volksmusik gilt. Mehr als 25 Jahre lang sammelte er fast vergessene Lieder für die Nachwelt. Im August steht hingegen alles im Zeichen eines Fisches – dann findet in Siglufjörður das Heringsfestival statt. Das Heringsmuseum hat den ganzen Sommer über geöffnet.
Flugverbindung
Edelweiss fliegt im Juli und August einmal wöchentlich von Zürich nach Akureyri. Nach Reykjavík gibt es ganzjährig mehrere Flugverbindungen in der Woche. flyedelweiss.com
Verlagsbeilage Reisen NZZ am Sonntag 14. Mai 2023 19
Im Norden Islands scheint die Mitternachtssonne während der Sommermonate fast 24 Stunden lang.
Das Geothermalgebiet Hverir – surreal schön.
Die Deplar Farm ist ein idealer Ausgangspunkt, um Nordisland zu erkunden.
FOTO: DEPLAR FARM FOTO: TINA BREMER
FOTO: EDELWEISS
Hüter der Kultur und Natur
Welterbestätten stehen als Reiseziele hoch im Kurs und haben eine magische Wirkung auf viele Menschen. Doch nicht jedes der 1157 Kultur- und Naturmonumente verkraftet den Sturm, den das Unesco-Label auslöst. Von Claus Schweitzer
Vom Botanischen Garten in Singapur bis zur Museumsinsel Berlin, von der Savannenlandschaft der Serengeti bis zu den historischen Zentren von Bern, Istanbul und Salamanca, von der königlichen Abtei Fontevraud im Loiretal bis zum Opernhaus in Sydney, von der Kasbah in Algier bis zu den Weinbergterrassen des Lavaux am Genfersee – alle diese Orte haben in ihrer ganzen Vielfalt eine Gemeinsamkeit: Sie zählen zum Welterbe und haben damit einen «herausragenden universellen Wert», den es für kommende Generationen zu schützen gilt.
1157 Kultur und Naturdenkmäler in 167 Ländern sind derzeit von der Unesco mit dem Prädikat «Welterbe» ausgezeichnet, darunter 13 Stätten in der Schweiz. Und die Liste wächst jedes Jahr um 20 bis 34 Neuaufnahmen. Die Bewerber stehen Schlange, und wer einmal mit dem Ehrentitel ausgezeichnet ist, kann mit deutlich mehr Besuchern rechnen. Touristisch gesehen, ist der WelterbeStatus ein international wirksames Marketinginstrument und bares Geld wert. So verzeichnete beispielsweise die jordanische Felsenstadt Petra nach ihrer Auszeichnung 1985 einen rapiden Anstieg des Interesses: Liessen sich vorher rund 40 000 Besucher pro Jahr durch
die legendäre Anlage im Wüstensand führen, so sind es heute weit über eine Million – an manchen Tagen rund 8000 Besucher.
Versprechen auf universellen Wert Das UnescoLabel ist für viele Kulturreisende und Weltenbummler zum Navigationssystem rund um den Globus geworden. Zwar verstehen laut Untersuchungen nur die wenigsten WelterbeTouristen, worin die Bedeutsamkeit der einzelnen Stätten wirklich besteht. Die volksnahe Vermittlung des komplexen Welterbes ist ein klares Manko der Unesco. Doch immerhin steht das Emblem für
das Versprechen auf unvergleichliche Kulturstätten, magische Landschaften und gebaute Wahrzeichen aller Art.
Allerdings verkraftet nicht jede Stätte den Sturm, den der Touristenmagnet «Welterbe» auslösen kann. So ist es kaum mehr möglich, das toskanische Hügelstädtchen San Gimignano zu besuchen, zumindest im Sommer nicht: Mit mehr als drei Millionen Besuchern pro Jahr ist es einfach zu überlaufen, und aus den authentischen Werkstätten sind austauschbare Souvenirläden geworden. Ähnliches lässt sich über die peruanische Ruinenstadt Machu Picchu, die buddhistischen Tempelanlagen in Kyoto und den UluruKataTjutaNationalpark in Australien sagen, die sich nach der Aufnahme in die UnescoListe zu Hotspots des Massentourismus entwickelt haben. Ganz zu schweigen vom Taj Mahal in Agra oder der Tempelanlage von Angkor in Kambodscha.
Vor gänzlich neue Herausforderungen werden zudem so manche Welterbestätten gestellt, die sich im Umkreis einer Ausflugsbusstunde eines Kreuzfahrtenhafens befinden oder die als historische Hafenstädtchen gleich selber Unescoziel sind, wie etwa im griechischen Rhodos, im italienischen Portovenere oder im malaysischen George Town. Die kroatische Küstenstadt Dubrovnik schiebt den Massen neuerdings freiwillig den Riegel vor, indem sie die Anzahl akzeptierter Schiffe auf zwei pro Tag limitiert, mit insgesamt nicht mehr als 5000 Passagieren, die gleichzeitig in die Altstadt gelassen werden.
Grenzen der Vermarktung
Mittlerweile verlangt das Welterbezentrum verbindliche Managementpläne als Teil der Bewerbung und versucht, bestehenden Stätten zu vermitteln, dass Vermarktung Grenzen hat. Nur: Wer setzt das durch, solange an den berühmten Orten rund um die Erde die Kassen klingeln? Und wer schaut den Vertragsstaaten auf die Finger, wenn sich diese ihrer Verantwortung zum Schutz und
Das Unesco-Label ist für viele Reisende zum Navigatonssystem rund um den Globus geworden.
NZZ am Sonntag 14. Mai 2023 20 Verlagsbeilage Reisen
Von den 13 Welterbestätten in der Schweiz ragen die Weinbergterrassen des Lavaux heraus.
Italien ist mit 58 Stätten auf der Liste der Kulturgüter vertreten. Das historische Zentrum Roms mit
FOTO: MAUDE RION/MONTREUX-VEVEY-TOURISME
zum Unterhalt der Stätten zu entziehen versuchen?
Die Heritage Division am UnescoHauptsitz in Paris hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die nachhaltige Entwicklung vieler Welterbestätten. Ein Vierteljahrhundert lang war die deutsche Wissenschafterin Mechtild Rössler das gute Gewissen der Organisation, der sie in den letzten Jahren auch als Direktorin vorstand. Mit nicht nachlassender Hartnäckigkeit und angemessenem Verständnis für die oft langwierigen Prozesse staatlicher Institutionen hatte sie ein wachsames Auge auf die Entwicklung der Kultur und Naturgüter von aussergewöhnlichem Wert. Als beispielsweise im Jahr 2020 die Planung eines Autotunnels in England fortschritt, dessen Eingang am Geländerand der steinzeitlichen Kultstätte Stonehenge projektiert war, setzte sich Rössler rabiat dafür ein, dass ein Gericht in London die Genehmigung für das ganze Bauvorhaben aufhob, obschon viele Millionen Pfund in den Sand gesetzt werden mussten.
Ähnliche Erfolge erzielten die UnescoInterventionen in St. Petersburg, wo ein GazpromTower im historischen Zentrum gebaut werden sollte, und in Venedig: Der Druck einer Aberkennung des Welterbetitels (und des damit einhergehenden Gesichtsverlusts) trug wesentlich dazu bei, dass die vom Klimawandel besonders betroffene Lagunenstadt endlich Massnahmen gegen den jahrzehntelang ungebremsten Touristenansturm ergriff, etwa mit dem konsequenten Stopp von Schiffskolossen, deren Wellen die Bausubstanz der Serenissima konstant beschädigten. Um die Staaten nachdrücklich zu schnelleren Umsetzungen konkreter Taten aufzurufen, hat die WelterbeKommission fest umrissene Richtliniendokumente erarbeitet. Diese zeigen klipp und klar auf, was zum Beispiel bei den akut bedrohten Korallenriffen in Belize, auf den Seychellen und vor allem im australischen Great Barrier Reef erforderlich wäre, um die Wasserqualität und damit den besorgnis
erregenden Zustand des Naturerbes zu verbessern. Bis zum Ende des Jahrhunderts, so sagen es Umweltexperten voraus, könnten alle Korallenriffe und die Hälfte der Gletscher verschwinden, die unter dem Schutz der Konvention stehen.
Spitzenreiter
Italien
«Es ist paradox», sagt Rössler, «für Nominierungen sind immer Gelder da, zum Schutz nicht.» Die engagierte UnescoAdvokatin ging unlängst in Pension, ihr einstiger Vizedirektor, der gebürtige Kameruner Lazare Eloudou Assomo, rückte
nach. Zwei grosse Themen stehen in seinem Fokus: Zum einen will er der geografischen Ungleichverteilung schützenswerter Stätten entgegensteuern und den benachteiligten globalen Süden stärken. Denn ein Grossteil des Welterbes liegt in Europa: Allein Italien ist mit 58 Stätten in der Liste vertreten, Deutschland mit 51, Frankreich mit 49, Grossbritannien mit 33 Stätten. Zum anderen steht das Thema Nachhaltigkeit, das den Tourismus in jüngster Zeit fundamental verändert hat, ganz oben auf der Agenda: die Suche nach einleuchtenden Lösungen zur Abkehr vom Massenmarkt zugunsten einer besseren Wertschöpfung der einzelnen
Kultur und Naturziele, was letztlich allen Besucherinnen und Besuchern zugutekommt.
Wachsende
Bedrohung
Parallel zum ständigen Zuwachs neuer Stätten wächst das «Welterbe in Gefahr».
55 Orte sind derzeit wegen bewaffneter Konflikte, Diebstahl, Wilderei, Naturkatastrophen, Klimawandel, Verfall oder Bausünden als «besonders gefährdet» eingestuft. Dazu zählen je 6 Stätten in Syrien und in Libyen, je 4 im Kongo und im Jemen sowie je 3 im Irak und in Mali.
Auch die Altstadt von Jerusalem, das his
torische Zentrum von Wien, der EvergladesNationalpark in Florida und das SelousWildreservat in Tansania stehen auf der Gefahrenliste.
In einem beispiellosen «Notfallverfahren» hat die Unesco im Januar 2023 die von Russland mehrfach beschossene Altstadt der ukrainischen SchwarzmeerHafenstadt Odessa, die Internationale Messe Rachid Karami im libanesischen Tripolis und die Wahrzeichen des alten Königreichs Saba im Jemen in die WelterbeListe aufgenommen und alle drei Stätten sogleich zum gefährdeten
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FOTO: VISIT JORDANIEN
mit der Piazza Navona ist eine davon. Wahrzeichen Australiens: Uluru-Kata-Tjuta-Nationalpark.
Kein Parisbesuch ohne Fotoshooting vor dem Louvre.
Fortsetzung auf Seite 22
Die jordanische Felsenstadt Petra ist ein touristischer Hotspot.
FOTO: LONGITUDE FOTO: ATOUT FRANCE
FOTO: ENIT
Fortsetzung von Seite 21
Menschheitserbe erklärt – mit der Perspektive, dass diese Zugang zu verbesserter technischer und finanzieller Unterstützung haben.
Langjährigen Sorgenkindern den Welterbestatus als letztes Sanktionsmittel tatsächlich abzuerkennen, fällt den UnescoVerantwortlichen jedoch überaus schwer. Die Hauptaufgabe der UNKulturorganisation ist ja gerade, sich um den Schutz bedrohter Stätten zu kümmern, damit diese ihre Integrität wahren können. Werden sie fallen gelassen, gibt es am Ende nur Verlierer.
In drei Fällen haben in der Vergangenheit alle Warnungen und aller gute Wille der Unesco nicht geholfen: In Oman wurde 2007 der WelterbeStatus des Wildschutzgebiets gestrichen, nachdem das Reservat wegen Erdgas und Ölförderung um 90 Prozent verkleinert worden war und der Bestand der seltenen OryxAntilope auf wenige verbleibende Tiere sank. Das Dresdner Elbtal verlor den Titel 2009 nach jahrelangem Streit um eine irrsinnige Brücke, und der einst wegweisenden historischen Hafenanlage von Liverpool wurde der universelle Wert im Jahr 2021 wegen «gravierender baulicher Eingriffe» und der Planung eines Fussballstadions am BramleyMooreDock aberkannt.
1600 potenzielle Kandidaten in der Warteschlange
Gegründet wurde die WelterbeKonvention im November 1972 mit dem Ziel, Natur und Kulturstätten von herausragender universeller Bedeutung unter die Obhut der gesamten Menschheit zu stellen. Den Anstoss zu dieser Erfolgsgeschichte gab ein Aufruf der Unesco in den Sechzigerjahren, als die Errichtung eines Staudamms am Nil diverse ägyptische Monumente zu überfluten drohte. Aus dieser Notlage entstand eine globale Solidaritätsbewegung, die sich insbesondere dafür einsetzte, die beiden Felsentempel von Abu Simbel zu zerlegen und an einer höher gelegenen Stelle wieder aufzubauen – 50 Länder beteiligten sich damals an der Rettungsaktion.
Inzwischen haben 194 Mitgliedstaaten das WelterbeAbkommen ratifiziert und sich zumindest theoretisch dazu verpflichtet, die Stätten zu schützen und zu erhalten – und den notwendigen Aufwand zu finanzieren. Für Staaten, die dazu nicht genug Mittel haben, wurde der WelterbeFonds eingerichtet, der mit Beiträgen der Vertragspartner und mit Spendengeldern gespeist wird. Bemerkenswert ist das Engagement von Monaco, das selber kein Welterbe zu bieten hat, doch mit Fürst Albert II. einen wichtigen Botschafter für die gute Sache hat. Umgekehrt bezahlen die USA und Israel keine Beiträge mehr, nachdem die Unesco 2011 Palästina als Vollmitglied aufgenommen hat.
Welche Orte die Kriterien erfüllen, um neu in die UnescoListe aufgenommen zu werden, entscheidet im Normalfall einmal jährlich das 21köpfige Welterbekomitee. Das ist stets eine grosse Herausforderung und birgt Diskussionspotenzial, weil man etwas letztlich Subjektives kaum objektiv bewerten kann. Entgegen der weitverbreiteten Meinung schlägt dabei nicht die Unesco potenzielle neue Stätten vor – die Bewerbungen kommen immer direkt von den Staaten, die sich zuvor auf nationaler Ebene oftmals mit einem regelrechten Lobbying von Gemeinden und Interessenverbänden auseinandersetzen müssen. Weltweit sind derzeit über 1600 mögliche zukünftige Kandidaten in der Warteschlange, doch darf seit 2018 jeder Vertragsstaat nur noch eine Nominierung pro Jahr (statt zwei wie zuvor) einreichen.
Kontrollierter
Zuwachs
In den jüngsten Nominationsrunden hat Deutschland das jüdischmittelalterliche Erbe in der Altstadt Erfurt sowie das SchlösserEnsemble Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee des Bayerischen Königs Ludwig II. vorgeschlagen. Frankreich hat unter anderem die mittelalterliche Festungsstadt Carcassone im Languedoc und die Klosterinsel Île SaintHonorat gegenüber der Bucht von Cannes ins Rennen um den begehrten Titel geschickt.
Neben den Entscheiden über die aktuellen Neuaufnahmen und eventuellen Suspendierungen wird das Komitee an
Die Verantwortlichen haben erkannt, dass die Inflationierung des Welterbe-Labels nicht unbedingt von Nutzen für den Wert der einzelnen Orte ist.
der nächsten Versammlung im Sommer 2023 auch über Reformen beraten. So kann man davon ausgehen, dass in Zukunft deutlich weniger weitere Stätten pro Jahr aufgenommen und strengere Anforderungen an das Management der Kultur und Naturobjekte gestellt werden. Die Verantwortlichen haben erkannt, dass die Inflationierung des WelterbeLabels nicht unbedingt von Nutzen für den Wert der einzelnen Orte ist – und dass unsinnigerweise mehr Geld in die Prüfung neuer Anträge gesteckt wird als für den Erhalt des bereits bestehenden Welterbes oder für Soforthilfen in Kriegs und Katastrophenfällen.
Identitätsstiftende
Traditionen erhalten
Ein Wildwuchs an Vorschlägen setzte ein, als die Unesco im Jahr 2003 die zusätzliche «Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit» schuf. Die Auszeichnung als «Intangible Cultural Heritage» soll kulturelle Traditionen sowie überliefertes Wissen und Können bewahren, die sich nicht in physischer Form ausdrücken.
Zu diesen «nicht greifbaren» Menschheitsschätzen zählen beispielsweise der argentinische Tango, die türkische Kaffeezubereitung oder der vietnamesische CatrùGesang. Auch der «Kunst des neapolitanischen Pizzabackens», der
Kultur des französischen Baguettes und dem in Deutschland geprägten Modernen Tanz wurde inzwischen der gebührende Respekt gezollt. Und zu den aktuell insgesamt 677 immateriellen Schutzgütern gesellten sich vor zwei Jahren das Uhrmacherhandwerk im grenzüberschreitenden Raum des französischschweizerischen Jurabogens sowie die Saunakultur in Finnland: Gesaunt wird laut UnescoBegründung zwar auch anderswo auf der Welt. Jedoch nirgendwo, so die Begründung, gehöre die Saunakultur so integral zum Lebensalltag, wie es bei den Finninnen und Finnen der Fall sei.
Die goldene Liste
Interessanter als die Listen zum immateriellen und konkreten Welterbe ist für manche erfahrene Reisende die sogenannte Tentative List (whc.unesco.org/en/tentativelists/).
Diese Bewerberliste für das Welterbeprädikat versammelt derzeit über 1600 Kandidaten in 185 Ländern und ist eine Goldgrube voller weniger bekannter Ziele, die allemal sehenswert sind – ob sie nun eines Tages Unesco-Status erreichen oder nicht.
NZZ am Sonntag 14. Mai 2023 22 Verlagsbeilage Reisen
Auch die Berner Altstadt steht unter Unesco-Kulturgüterschutz.
Die finnische Saunakultur steht auf der «Repräsentativen Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit».
FOTO: WELCOME BERN
FOTO: VISIT FINNLAND
Roadtrip durch Ecuador
Die «Schweiz Südamerikas» lockt mit atemberaubenden Landschaften und actionreichem Programm. Doch wie steht es um Sicherheit und Komfort? Warum das Land auf dem Äquator das perfekte Reiseziel für Familien ist und welche Highlights es zu bieten hat. Von Rachel Fassbind
Südamerika ist ein Ort der Kontraste. Schönheit trifft auf Brutalität, Sexismus auf Tradition. Während stündlich in der Kirche Messe gehalten wird, rauchen Leute auf der Strasse Crack. Weiss man aber, wo es sicher ist und welche Orte zu meiden sind, kann man auch als junge Individualtouristin sicher durch den südlichen Teil des amerikanischen Doppelkontinents reisen. Insbesondere die Anden und der Amazonas sind ein fantastisches Abenteuer, bei dem man herzliche Menschen und spektakuläre Naturschätze kennen lernt.
Grün ist der neue Luxus
Unsere viermonatige Reise beginnt in Ecuador. Das Land gilt als die «Schweiz Südamerikas», weil es relativ sicher ist und mit atemberaubenden Berglandschaften lockt. Beeindruckend ist vor allem der Mix aus Dschungel und Meer, Inseln und schneebedeckten Vulkanen. Einheimische und Besucher schätzen die Vielfalt der Natur gleichermassen, weshalb das Land über ein breites Ökotourismusangebot verfügt.
Nachhaltig unterwegs zu sein ist nicht nur die neue Form des Luxus, sondern garantiert einen verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen – und unterstützt lokale Projekte. Pablo Romero ist Gründer einer nachhaltigen Reiseagentur. Seit 2009 führte er mit EcuaTraveling Hunderte umweltbewusste Trips durch. Stolz sagt er über sein Heimatland: «Ecuador ist der perfekte Ort für alle, die Natur, Tierwelt und Tradition erleben wollen.» Er empfiehlt, mindestens zwei Wochen im Land zu verbringen, um eine möglichst grosse Vielfalt zu erleben. «Nur schon, um einen Bruchteil der 146 traditionellen Suppen zu probieren, braucht es genügend Zeit», sagt er lachend über die nationale Küche. Zu den liquiden Speisen wird übrigens nicht Brot, sondern Popcorn serviert.
Spaziergang durch die Geschichte
Die Entdeckungsreise startet entweder von Guayaquil oder Quito aus: An beiden Orten wird man von chaotischen Grossstädten empfangen, die weitaus moderner sind als erwartet. «Die meisten Ecuadorbesucher sind OutdoorLiebhaber
und oft überfordert von den Städten. Da gilt es, besonders vorsichtig zu sein und gerade auf das Reisegepäck gut Acht zu geben. Auch sollte man klug wählen, zu welcher Tageszeit man in welcher Gegend unterwegs ist», so Romero. Da das Land auf dem Äquator liegt, wird es schon abends ab sechs Uhr dunkel. Quito, die Hauptstadt, ist der etwas kleinere Ort und ein optimaler Ausgangspunkt für Abenteuer. Wer sich erst an den Höhenunterschied gewöhnen möchte, kann auf den «Akklimatisierungsgipfel» des Ruccu Pichincha steigen. Mit der Seilbahn TelefériQo erreicht man in kurzer Zeit eine Höhe von 4000 Metern über dem Meer und kann in rund zwei Stunden auf die 4700 Meter hochwandern.
Wer es gemütlicher angehen möchte, kann erstmal durch Quitos verträumte Altstadt flanieren. Häufig begegnet man dabei Portraits oder Statuen von Jesus, der meist sehr gutaussehend dargestellt wird. Neben «Hollywood Jesus» wird ein anderer Hüne oft gezeigt: Simón Bolívar. Der Nationalheld befreite das Land 1822 von den Spaniern, die es 1534 erobert und dabei grosse Teile des Inkareiches zerstört hatten.
Das ecuadorianische Pendant zu Willhelm Tell hat auch andere Länder wie Venezuela, Kolumbien und Panama aus der Kolonialisierung befreit.
Trotz der spanischen Invasion blieben erstaunlich viele InkaMonumente erhalten. Auch alte Bräuche überlebten durch die indigenen Völker, was besonders bei Trips in die Amazonasregionen oder etwa den MindoRegenwald erlebbar wird.
Romero gibt ein Beispiel: «Wird ein Tier bei der Jagd getötet, folgt ein Gebet für dessen Seele.» Zubereitet werden die Speisen dann meist eingewickelt in Bananenblättern. Eine beliebte Speise ist «Maito»: Fisch an Yuca und scharfer Sauce. Der respektvolle Umgang mit der Natur inspiriert die Touristen – sogar die ganz Kleinen. Geht man beispielsweise im Dschungel Papageien beobachten, herrscht gar bei den wildesten Kindern stundenlang Stille.
Tourismus trifft Tradition «Von Quito aus kann man entweder per Bus oder Mietauto in den Dschungel reisen. Einfacher ist es natürlich mit einer organisierten Tour, gerade wenn man kein Spanisch spricht», führt Romero aus. Das gilt auch für andere Reiseziele, wie das AbenteuerMekka Banos oder den 5870 Meter hohen CotopaxiVulkan. Gerade in dieser Gegend sind die Strassen übersät von Schlaglöchern und können für ungeübte Touristen zur Herausforderung werden. Ohne grossen Jeep kommt man die schlammigen Wege
ohnehin kaum herunter. «Es gibt grossartige zweitägige Touren zum aktiven Vulkan. Wer mag, bricht sehr früh auf und ist vor Sonnenaufgang oben», schlägt Romero vor. Zur Belohnung gibt es auf 5000 Metern Höhe eine unglaubliche Aussicht und den wohl besten heissen Kakao überhaupt. Das Geheimrezept ist eine Prise Pfeffer und Chili, die man frisch auf einem lokalen Markt bekommt, wie etwa dem in Pujilí oder Otavalo. Wer Lust auf richtig ecuadorianisches Landleben verspürt, bleibt am besten etwas länger in der Gegend. Sehr empfehlenswert sind dabei Farmstays, also auf einer Ranch zu übernachten, um Einblicke in Kultur und Küche zu erhalten. Ein Gericht, welches unbedingt probiert werden muss: Locro de Papa, eine Kartoffelsuppe mit köstlichem Frischkäse und Avocado. Bei einem Aufenthalt in einer «Hacienda» kann man den Farmern und ihren Familien im Alltag über die Schultern schauen. Beeindruckend ist der herzliche Umgang miteinander.
Die Familie geniesst in Ecuador einen sehr hohen Stellenwert. Geldtransfers von Auslandecuadorianern sind sogar eine tragende Wirtschaftsgrösse im Land. Laut Weltentwicklungsbericht der Weltbank ist das hier die zweitgrösste Einnahmequelle nach dem Ölexport. Übrigens darf man sich bei einem solchen Farmstay
Hat die Grossmutter Geburtstag, kann es schnell passieren, dass 80 Familienmitglieder auftauchen.
auf Überraschungen gefasst machen: Sollte die Grossmutter Geburtstag haben, kann es schnell passieren, dass 80 Familienmitglieder auftauchen, die Ranchers auf dem Pferderücken Gitarre spielen und selbst der Grossvater das Tanzbein mitschwingt.
Singen und Tanzen sind tief verwurzelt in der ecuadorianischen Kultur. Gerade Salsa oder Bachata werden gerne getanzt, ein Kurs lohnt sich allemal. Typischerweise führt der Mann – ein Sinnbild für den «Machismo», der laut Romero «das Gegenteil von Feminismus ist und sich bis vor wenigen Jahren hartnäckig hielt». Doch inzwischen öffnen sich die Einwohner der moderneren Lebensweise, «auch in den kleineren Städten und Dörfern, wo die Zeit lange stillzustehen schien». Als Grund hierfür sieht Romero den Ausbau des Tourismus.
Paradies ohne PET-Abfall Nach dem Zusammenbruch der Wirtschaft im Jahr 2000 setzte die Regierung immer mehr auf den Ausbau dieses Sektors und die Förderung von Ökotourismus. Dass sich diese Investitionen lohnten, sieht man vor allem am Beispiel Galapagos. Wer nicht von Quito oder Guayaquil per Flugzeug anreisen möchte, kann auch von der ecuadorianischen Küste aus dorthin segeln. Das Inselarchipel besteht zu 95 Prozent aus Naturschutzgebieten. Strände und Meer werden bestens gehegt und gepflegt. Die wunderschönen Sandstrände gehören somit zu den wenigen auf der Welt, die frei von Müll sind. Wohl deshalb scheinen Tiere wie Riesenschildkröten oder Leguane hier so glücklich zu sein: Bei der Artenvielfalt fühlt es sich wie in einem Freiluftzoo an.
Die Galapagosinseln locken mit zahlreichen weiteren unvergesslichen Erlebnissen: surfen mit wilden Seehunden oder für besonders Mutige sogar tauchen inmitten von Hammerhaien. Wer es lieber gemütlich angehen möchte, kann die Inseln auch mit dem Velo entdecken und in wunderschönen «Ecolodges» entspannen. Romero schwärmt: «Gerade für Familien mit Kindern ist Galapagos ein wahres Paradies und gehört auf jede Bucketlist.»
Verlagsbeilage Reisen NZZ am Sonntag 14. Mai 2023 23
Die Hauptstadt Quito ist der ideale Ausgangspunkt für einen Roadtrip.
Ecuador beeindruckt mit seiner abwechslungsreichen Natur, mit seinen Bergen und seiner Tierwelt. Eine der artenreichsten Regionen der Welt: Der Mindo-Regenwald.
FOTOS: PD FOTO: ADOBE STOCK
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Musikalische Höhepunkte in eindrucksvollen Kulissen –erleben Sie Mozarts «Zauberflöte» im Schlosshof, das ABBA-Musical «MAMMA Mia» auf der Seebühne, ein Schleusenkonzert an Deck und ein exklusives Konzert im Budapests spektakulärem «House of Music».
Tag 1 Schweiz > Regensburg
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Tag 5 Budapest
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Tag 6 Budapest
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