Grand Basel (D)

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Samstag, 25. August 2018

Verlagsbeilage

Automobile Meisterwerke

RENÉ STAUD

Grand Basel vom 6. bis 9. September 2018

CH-8021 Zürich · Telefon +41 44 258 16 98 · www.nzzcontentsolutions.ch


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Automobile Meisterwerke

Samstag, 25. August 2018

NZZ-Verlagsbeilage

Werden an Autosalons lediglich Weltpremieren vorgestellt, zeigt die Grand Basel in Frames genannten Boxen die bedeutendsten Fahrzeuge aus der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

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COURTESY OF GRAND BASEL

Eine neue Show für Auto-Aficionados

Was die Art Basel für die Kunstszene ist, soll die Grand Basel für automobile Meisterwerke werden – ein Schweizer Messeleuchtturm mit globaler Strahlkraft. SANDRA MONN

Besucht man eine Galerie, wurde jedes der darin gezeigten Objekte von einem Kurator sorgfältig ausgewählt. Nichts anderes erwarten Kunstliebhaber. In die­ sen Genuss kommen nun auch Karosse­ riefreunde. Im September empfängt die Grand Basel zum ersten Mal ihre Besu­ cher. Eine gezielt komponierte Show, in der die Fahrzeuge in einer eigens für sie kreierten Architektur präsentiert wer­

den. «Die Grand Basel ist sozusagen eine Automobilgalerie», erklärt Mark Backé, Global Director der Grand Basel. Die Bezüge der Fahrzeugindustrie zu Design, Kunst und Lifestyle werden klar ersichtlich. Die Mitglieder des Advisory Board sind keine Automobil­ menschen (siehe Artikel auf Seite 6). Sie kommen beispielsweise aus dem Kreativbereich, so wie die Schweizerin Sylvie Fleury, die sich als Künstlerin ganz anders auf das Thema einlässt. Backé fügt hinzu: «Ohne vorhergehen­ den Diskurs kommt kein Modell in die Show. Das ist es, was die Grand Basel von anderen Automobilausstellungen unterscheidet und sie somit auch zu einem Kulturevent macht.»

Courtesy of Grand Basel

100 Modelle selektioniert

«Sämtliche automobilen Meisterwerke haben ihren Grund, warum sie ausgewählt wurden.» Mark Backé Global Director der Grand Basel

Die Art und Weise wie die Fahrzeuge präsentiert werden, ist ebenfalls an das Konzept einer Galerie angelehnt. Wie das Bild, das gerahmt an einer weissen Wand hängt, oder ein Diamant, der beim Juwelier auf einem Kissen präsentiert wird, sind die Autos in Frames genannten Boxen parkiert, die nur aus Rahmen be­ stehen. «Der Betrachter wird durch nichts vom Objekt abgelenkt», sagt Backé. Es ist eine homogene Architektur, die sich durch die gesamte Show zieht.

Für die Premiere der Ausstellung wur­ den rund 100 Modelle selektioniert. «Jedes einzelne von ihnen ist ein automo­ biles Meisterwerk. Es ist das Besondere, ausgefallen und wertvoll, aber nicht unbe­ dingt teuer, das die ausgewählten Stücke auszeichnet.» Bei den früheren Jahr­ gängen handelt es sich um Modelle, die zu ihrer Zeit etwas Spezielles ausgestrahlt haben und in ihren Epochen einen Ein­ fluss auf das Design der Fahrzeuge hatten. Mit Blick in die Zukunft freut sich Backé, dass nicht nur stilbildende Klassiker oder historische Unikate zu sehen sein werden, sondern auch ein paar Visionen, die erst noch auf den Markt kommen. Gewöhnliche Alltagsautos wird der Besucher an der Grand Basel nicht vor­ finden. «Es sind Kunstobjekte, die den­ noch strassentauglich sind.» Einige wer­ den sogar von ausserhalb Europas zur Messe Basel verfrachtet. Die teuersten unter ihnen haben einen stolzen acht­ stelligen Wert. Eines besonders hervor­ heben möchte Backé nicht. «Ich bin stolz auf jedes einzelne Stück, das wir zeigen dürfen. Sämtliche automobilen Meister­ werke haben ihren Grund, warum sie ausgewählt wurden.» Die Fahrzeuge, die gezeigt werden, stammen von Händlern und Privatperso­ nen. «Es sind Besitzerstolz und Bedau­ ern, weil niemand sie sieht, wenn sie nur

in der Garage stehen, die einen Auto­ besitzer dazu anregen, seinen Liebling an einer Ausstellung zu präsentieren. Kommt hinzu, dass es von manchen Exemplaren nur wenige auf der Welt gibt», ergänzt Mark Backé, Global Direc­ tor der Grand Basel. Eine weitere Besonderheit, auf die sich Designaffine freuen dürfen, wird ein Eins­zu­eins­Modell des italienischen Architekten und Designers Gio Ponti

Premiere der Grand Basel Datum

6. bis 9. September 2018

Öffnungszeiten

Donnerstag Freitag Samstag Sonntag

Ort

Messe Basel Messeplatz 10 4005 Basel

Veranstalter

MCH Messe Schweiz

Eintrittspreise

1-Tageskarte 45 Franken 2-Tageskarte 85 Franken Dauerkarte 110 Franken Abendkarte 23 Franken (Eintritt ab 16.30 Uhr)

Informationen

www.grandbasel.com

Expansion nach Übersee In der Schweiz feiert die Grand Basel diesen September Premiere. Nächstes Jahr zieht sie zuerst weiter nach Miami (Februar 2019), bevor sie im Frühling in Hongkong (Mai 2019) gastiert, wo der Geschmack bezüglich Autos laut Backé deutlich heterogener ist. Die Eckpfeiler der Ausstellung bleiben überall die glei­ chen, einzig die Zusammensetzung der Exponate variiert, eben wegen der unter­ schiedlichen Geschmäcker. «Ich denke, das Automobil hat wenig von seiner Fas­ zination verloren. Gleichwohl habe ich den Eindruck, dass man diese Faszina­ tion heute an wenigen Orten spüren kann. Die Grand Basel soll genau das wieder ermöglichen.»

Impressum

Inhalt GIO PONTI

ADVISORY BOARD

FRITZ KAISER

HALLENPLAN

Seite 4

Seite 6

Seite 8

Seite 10

Seine vor 65 Jahren detailliert skizzierte «Linea Diamante» wird endlich enthüllt.

11.00–21.00 Uhr 11.00–18.00 Uhr 11.00–18.00 Uhr 11.00–18.00 Uhr

sein, der in den 1950er­Jahren eine Skizze eines Autos angefertigt hatte (siehe Artikel auf Seite 4). «Bisher hat es das Fahrzeug nie in der Dimension eins zu eins gegeben. Es veranschaulicht, wie ein Automobil ausgesehen hätte, hätte Gio Ponti es produzieren können. Nur so viel, es wäre avantgardistisch gewesen. Ob schön, liegt im Auge des Betrachters», schmunzelt Backé. Neben dem 3D­ Modell wird ein Alfa Romeo platziert, um den Unterschied bezüglich Design aufzuzeigen.

Paolo Tumminelli, Sylvie Fleury und Lapo Elkann über Auto-Lifestyle.

Der Vermögensberater und Oldtimer-Fan über sein Ranking der besten Sammler.

Das sind die fünf Hauptbereiche an der Premiere der Grand Basel.

«Automobile Meisterwerke» ist eine Verlagsbeilage der NZZ-Mediengruppe. Inhalt realisiert durch NZZ Content Solutions in Kooperation mit Grand Basel. Projektmanagement: Norman Bandi, Leiter NZZ Content Solutions, c/o NZZ Media Solutions AG, Falkenstrasse 11, Postfach, 8021 Zürich. www.nzzcontentsolutions.ch


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Eine noch nie Realität gewordene Vision Er war einer der ganz grossen Architekten und Designer Italiens und hat unter anderem das ikonische Pirelli-Hochhaus in Mailand gebaut. Aber Gio Ponti hat 1953 auch ein Automobil skizziert. Nun wird die «Linea Diamante» an der Grand Basel erstmals eins zu eins gezeigt.

Es ist eine erstaunliche Geschichte des Industriezeitalters: 1953 wurde der bedeutende Architekt, Designer, Künstler und Autor Giovanni «Gio» Ponti (1891– 1979) vom Institute of Contemporary Art in Boston angefragt, ob er nicht eine Autostudie zeichnen wolle. Anlass sollte eine für 1954 geplante Werkschau dieses italienischen «Meisters der Moderne» sein. Ponti konzipierte für das Projekt auf Basis der Dimensionen des damals neuen Alfa Romeo 1900 eine aerodynamische Tropfenform mit 14 auffälligen, innovativen Designmerkmalen. Um das Fahrzeug von der Skizze zu einem dreidimensionalen Modell zu entwickeln, wandte sich der Gestalter zunächst an die Carrozzeria Touring in seiner Heimatstadt Mailand, bevor er mit Fiat in Turin zusammenkam. Die speziellen Gummiteile des endgültigen Prototyps sollten vom Reifenhersteller Pirelli kommen. Dass sich ein hochdekorierter Industriedesigner von Weltruhm mit Automobilen beschäftigte, war in den 1960er-Jahren ungewöhnlich – die individuelle Mobilität war für Gestalter vom Format eines Gio Ponti keine besonders prestigeträchtige Disziplin. Zwar wurde seine Idee 1954 im Buch «Aria d’Italia, Espressione di Gio

Ponti» erstmals veröffentlicht, das Projekt wurde aber, aus verschiedenen Gründen, nicht vorangetrieben und ist deshalb bis heute nahezu unbekannt.

In seiner bewegten Karriere war Ponti künstlerischer Leiter einer Porzellanmanufaktur, Mitbegründer der Triennale von Monza oder Professor für Innenraumgestaltung. Nach dem Zweiten Weltkrieg prägte er das italienische Design, zum Beispiel mit einer Kaffeemaschine für La Pavoni oder mit seinem wohl bekanntesten Entwurf, dem Stuhl Superleggera. Neben Alltagsgegenständen realisierte er auch stilprägende Bauten wie den 127 Meter hohen PirelliTurm in Mailand, eine Ikone der modernen Architektur, oder das Denver Art Museum mit einer Fassade aus über einer Million Glasfliesen.

Vom Tropfen zum Diamanten Trotzdem bleibt Pontis Entwurf faszinierend. Die ursprüngliche Tropfenform hatte er zur «Linea Diamante» verfeinert, eine Fliessheck-Limousine mit fünf Türen und einer steil und tief nach unten gezogenem Heckscheibe. Das Diamantendesign sollte eigentlich als Idee in verschiedene Fahrzeuge integriert werden: den Fiat 500 Topolino, die Weiterentwicklung des Alfa Romeo 1900 sowie ein nicht näher bezeichnetes grösseres amerikanisches Fahrzeug – doch keines der Projekte erreichte je den Status eines Eins-zu-eins-Modells. Gio Ponti war eine Art gestalterisches Universalgenie, sein Architekturstudium, das er 1913 begonnen hatte, musste er unterbrechen, um als Soldat in den Ersten Weltkrieg zu ziehen. 1921 schloss er sein Studium schliesslich ab, 1927 eröffnete er sein erstes Architekturbüro und im Jahr darauf gründete er mit einem Partner die Kunst-, Architektur- und Designzeitschrift «Domus», die er mit Unterbrechungen bis zu seinem Tod 1979 leitete.

Form ihrer Zeit weit voraus

GIO PONTI ARCHIVE

DAVID SCHNAPP

Wird anlässlich der Premiere der Grand Basel enthüllt: Das erste 3D-Modell in Originalgrösse der von Gio Ponti vor 65 Jahren skizzierten «

Giovanni «Gio» Ponti Architekt, Designer, Künstler und Autor

Gio Pontis Automobildesign mit seinen klaren Linien war eine Reaktion auf die Fahrzeuge der 1950er- und 1960er-Jahre: «Aufgebläht, voll von ungenutztem Raum», schreibt Lisa Licitra Ponti im Buch «Gio Ponti: The Complete Work, 1923–1978». Den «schmalen Fenstern und dunklen Interieurs» setzte Ponti ein lichtes, durchlässiges Design mit viel Fensterflächen gegenüber. Die Form war ihrer Zeit weit voraus mit der niedrigen Motorhaube und einer Karosserie, die nicht kurvig, sondern flach modelliert war. Die

Die Form der «Linea Diamante» war ihrer Zeit weit voraus mit der niedrigen Motorhaube und einer Karosserie, die nicht kurvig, sondern flach modelliert war.

Rücksitze waren längs verstellbar, der Kofferraum bot trotz der für heutige Verhältnisse sehr überschaubaren Dimension des Autos erstaunlich viel Platz.

Für 3D-Modell dechiffriert PaoloTumminelli,Chairman desAdvisory Board (siehe Artikel auf Seite 6), hat die Geschichte des Ponti-Automobils basierend auf Zeichnungen, Korrespondenz und Bildern aus den Mailänder PontiArchiven eingehend rekonstruiert. 2017 hat er in diesem Kontext die Non-ProfitKollaboration «The Automobile by Ponti» ins Leben gerufen. Unter der Schirmherrschaft von Salvatore Licitra, einem Enkel von Gio Ponti und dem Leiter der PontiArchive, entstand in Zusammenarbeit mit der Klassikabteilung des Fiat-ChryslerKonzerns, dem Verlag Editoriale Domus sowie Grand Basel nun ein Eins-zu-einsModell auf der Basis von Pontis Zeichnungen. Roberto Giolito, der das Projekt bei FCA Heritage (siehe Kasten) geleitet hat, sieht Pontis Entwurf als «Architektur in Bewegung», er hält das «helle und ätherische Design noch heute für bahnbrechend», wie er auf Anfrage sagt. An der Grand Basel wird erstmals überhaupt ein dreidimensionales, massstabgetreues Abbild im Sinne Pontis

GIO PONTI ARCHIVE


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«Linea Diamante».

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Vision zu sehen sein. «Auf Basis dieses Modells wäre es möglich, einen voll funktionstüchtigen Prototyp zu entwickeln», erklärt Giolito. Dafür müsste aber vor allem das Interieur vollständig ausgearbeitet werden, denn dieses sei seiner Meinung nach das Herz von Pontis Entwurf und der Grund für die von ihm gewählten Proportionen und Linien.

Industriedesign-Geschichte

COURTESY OF GRAND BASEL

In der Entwicklung des 3D-Modells sei insbesondere die Analyse der von Ponti beabsichtigten Materialien eine zentrale Aufgabe gewesen, sagt Giolito. «Es hat Zeit gebraucht, die verschiedenen Skizzen und Studien zu dechiffrieren.» Für den Projektleiter, selber ein preisgekrönter Automobildesigner, ging es vor allem darum, ein Team zusammenzustellen, das heute – «immerhin 65 Jahre später» – in der Lage war, Pontis Ideen zu realisieren. «Ich kenne den Wert dieser Umsetzung aus eigener Erfahrung: Die Leute, die als Vermittler zwischen Kreativität und industrieller Fertigung agieren, sind entscheidend», so Giolito. Von einer Skizze zu einem lebensgrossen Fahrzeug sei es ein langer Weg. Das unbekannte Automobil

des Gio Ponti ist aus verschiedenen Gründen ein hochinteressantes Stück Industriedesign-Geschichte. Ponti war offensichtlich ein Querdenker, sein Entwurf hob sich komplett vom bestehenden Fahrzeugdesign seiner Zeit ab. Es ist sehr wohl denkbar, dass die Vision auf seine Gesprächspartner aus der Automobilbranche so verstörend gewirkt haben muss, dass sie nicht viel damit anzufangen wussten. Das wäre eine wei-

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tere Erklärung, warum die «Linea Diamante» nicht weiterverfolgt wurde. Und angesichts der Tatsache, dass die (Automobil-)Welt Jahrzehnte darauf warten musste, bis aus einem genialen Entwurf auf Papier eine materialisierte Form werden konnte, ist es nicht einmal unrealistisch anzunehmen, dass in vielleicht weiteren 20 Jahren aus der PontiIdee sogar noch mehr wird als bloss das bahnbrechende Modell eines Autos.

FCA Heritage nzzcs. · FCA Heritage ist ein Projekt

von Fiat Chrysler Automobiles (FCA) – gewidmet den Modellen und Fahrzeugen, die für die italienischen Konzernmarken Geschichte geschrieben haben: Alfa Romeo, Fiat, Lancia und Abarth. Zu den Aufgaben der Klassikabteilung wird festgehalten: «Wir fördern die Geschichte unserer Automarken und kümmern uns mit Hilfe unseres Expertenteams um die Fahrzeuge aus den Sammlungen des Unternehmens und die unserer Kunden.Wir berichten über ihre Vergangenheit und die Ursprünge der

einzelnen Modelle und nehmen an den wichtigsten internationalen Events teil, um die Erinnerung an die legendären Modelle und einzigartigen Erfolge dieser vier Marken der FCA-Gruppe zu bewahren.» Sammler, die einen Classic Car von Alfa Romeo, Fiat, Lancia oder Abarth besitzen, können ihre Oldtimer von FCA Heritage prüfen und zertifizieren lassen. Neu werden seit diesem Jahr Autos der FCA-Familie direkt zum Verkauf angeboten. Weitere Informationen unter www.fcaheritage.com/de-de/autoszum-verkauf.

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Das Beste von gestern, heute und morgen Die Premiere der Grand Basel zelebriert rund 100 automobile Meisterwerke aus der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Dabei sollen bewusst die Grenzen zwischen Kunst, Design, Architektur und Lifestyle verwischt werden. Was ist die Idee hinter dieser neuen Show? Von David Schnapp Was zeigt man an einer exklusiven Autoausstellung, die es in dieser Form zuvor noch nie gegeben hat? Diese nicht ganz einfache Frage mussten die Macher der ersten Grand Basel beantworten. Denn die neue Show soll eine Lücke schliessen oder eine Brücke bauen, um im Strassenjargon zu bleiben: Auf der einen Seite zwischen den klassischen Handelsmessen, wo Hersteller von Automobilen ihre neuesten Produkte zur Schau stellen; auf der anderen Seite zu den Schönheitswettbewerben, wie sie jährlich am Comersee oder in Kalifornien abgehalten werden und wo Besitzer klassischer Automobile um die Gunst einer Jury buhlen. Dort aber bestimmen letztlich Händler und Besitzer, was dargeboten wird. Die Grand Basel ist Handelsplattform und sorgfältig komponierte Show in einem. Ausgewählte Händler zeigen Autos, die man schon lange nicht mehr gesehen hat, bekannte Klassiker oder Marken, die man kaum noch kennt. Gleichzeitig wollen die Macher aber sicherstellen, dass nicht ein halbes Dutzend Mercedes 300 SL Flügeltürer zu bewundern sein werden, sondern vielleicht nur ein ganz besonderes Exemplar mit einer aussergewöhnlichen Geschichte – handverlesen, exklusiv, selektioniert. Das ist das Leitmotiv der Show.

Die Grand Basel ist Handelsplattform und sorgfältig komponierte Show in einem.

Dem Publikum sollen aber auch Dinge gezeigt werden, die es nicht zu kaufen gibt: Etwa den Formel-1-Rennwagen von Benetton, mit dem Michael Schumacher 1994 erstmals Weltmeister wurde. Und es gibt Dinge zu sehen, die man noch nicht kaufen kann, weil es sich um Concept Cars handelt, die in ein, zwei Jahren lanciert werden. Insgesamt werden 100 automobile Meisterwerke zu bewundern sein.

Sechsköpfiges Advisory Board Bei der Grand Basel soll das Auto zudem in einen gesellschaftlichen und kulturellen Kontext gestellt werden. Man will zeigen, dass vier Räder unter einer Karosserie mehr sind als bloss Blech und PS. Hier übernimmt Prof. Paolo Tumminelli das Steuer. Der Gründer des GoodbrandsInstituts lehrt Designkonzepte an der Fakultät für Kulturwissenschaften der Fachhochschule Köln und ist Autor einer ganzen Reihe von Büchern über Fahrzeugdesign und -kultur. «Gutes Automobildesign fängt bei der Perspektive des Nutzers an», bringt er seine Vorstellung davon auf einen schlichten Nenner.

Seinen Gedanken illustriert Tumminelli gleich mit einem praktischen Beispiel: Der Zagato-Entwurf der Alfa Romeo Giulietta SZ von 1959 sei deshalb intelligent, weil das Auto perfekt auf den Fahrer zugeschnitten wurde. So habe es zum Siegermodell auf Rennstrecken und – im übertragenen Sinn – auch auf normalen Strassen werden können. Vielen modernen Supersportwagen fehle diese Nutzerperspektive. Sie hätten so wenig Bodenfreiheit, dass man damit kaum durch eine Stadt mit ihren Temposchwellen fahren könne, oder seien so breit, dass eine kurvige Alpenstrasse bald einmal zu schmal werde, um sie entspannt durchfahren zu können.

Drei Exekutivmitglieder . . . Paolo Tumminelli ist der Chairman des Advisory Board der Grand Basel, das aus einem aktiven und einem ehrenamtlichen Gremium besteht. Zu den Exekutivmitgliedern gehört ausserdem die Schweizer Künstlerin Sylvie Fleury, die sich in ihrem Werk immer wieder mit Automobilen beschäftigt und den schönen Schein der Luxuswelt thematisiert: Indem sie beispielsweise einen abgewrackten US-Strassenkreuzer mit einem nagellackartigen Pink-Ton von Givenchy überzieht. So stellt sie hinterlistig die glitzernde Oberfläche, und was sie durch einen kosmetischen Eingriff zu überdecken versucht, zur Debatte. Für die 1961 geborene Genferin, die kürzlich mit dem Grand Prix Kunst des Bundesamtes für Kultur ausgezeichnet wurde, sind Autos zum einen «grosse Spielzeuge» und zum anderen aber auch eine zentrale Inspirationsquelle. «Meine wichtigen Träume habe ich ausschliesslich in Fahrzeugen», sagt die Künstlerin. Sie habe nicht viele Autos besessen in ihrem Leben, aber zu jedem von ihnen habe es eine Art Liebesbeziehung gegeben. Auch für Lapo Elkann, das dritte Exekutivmitglied des Advisory Board, sind Autos eine lebenslange Liebesbeziehung. Der Enkel von Fiat-Patriarch Gianni Agnelli wurde in eine Automobildynastie hineingeboren, sein Bruder ist Präsident der Fiat-Chrysler-Gruppe, und Lapo selbst designt mit seiner Firma Uhren, Brillen oder Kleider und sagt: «Bewegung ist meine grösste Inspiration.» Die Grand Basel sei für ihn «Begeisterung im Kopf und Begeisterung im Herzen». Der lebenslustige Italiener mit Jahrgang 1977 peppt seine Liebe zum Automobil gerne mit einer Tankfüllung voller Exzentrik auf. So posiert er beispielsweise in einem perfekt sitzenden knallroten Zweireiher und einem in mattgrünen Tarnfarben lackierten Ferrari 458 aus seiner Manufaktur Garage Italia, die individuelle Autos, Flugzeuge, Boote oder Möbel für Kunden mit besonderen Ansprüchen gestaltet.

. . . und drei Ehrenmitglieder Zum konzeptionellen Herz der Grand Basel gehört schliesslich der ehrenamtliche Vorstand. Dieser Beirat widerspiegelt das Ziel der Show, das Automobil in einem erweiterten Kontext von Kunst, Design,Architektur und Lifestyle zu präsentieren. Die Ehrenmitglieder des Beirats sind der Kulturkritiker und Journalist Stephen Bayley, der Designtheoretiker Prof. Dr. Michael Erlhoff und der «Automobildesigner des Jahrhunderts», Giorgetto Giugiaro. Jedes der insgesamt sechs Mitglieder des Advisory Board wird an der ersten

Die drei Exekutivmitglieder des Advisory Board (von links nach rechts): Lapo Elkann, Sylvie Fleury und Paolo Tumminelli.

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Fünf der hundert Prachtstücke Diese automobilen Meisterwerke veranschaulichen stellvertretend den Qualitäts- und Leistungsanspruch der Grand Basel vom 6. bis 9. September 2018.

Ausstellung diesen September in Basel seine persönliche Idee von gutem, aussergewöhnlichem oder exklusivem Automobildesign präsentieren und Fragen aufwerfen, die ihm essenziell erscheinen (siehe Kasten). «Für mich stehen die Schnittstellen im Zentrum», sagt Paolo Tumminelli. Es gebe keine Wert-, Geschmacks- oder Konzeptgrenzen zwischen Design, Architektur oder Kunst. «Das heisst nicht, dass ein schöner Wagen schon Kunst ist», erklärt er. «Aber den Wert der verschiedenen gestalterischen Disziplinen kann man nicht gegeneinander ausspielen.» Tumminelli erzählt dazu eine Anekdote aus seiner eigenen Biografie: Als der 1965 in Mailand geborene Italiener sein Architekturstudium mit einer Dissertation über die Verwandtschaft von Architektur und Automobildesign abschliessen wollte, fand er zunächst keinen Professor, der die Arbeit betreuen wollte. «Automobildesign hat man damals nicht als vollwertige Disziplin betrachtet», sagt er. Schliesslich entstand die Arbeit dann doch in einer Zusammenarbeit mit dem Centro Stile Alfa Romeo und wurde mit einem ATA-Preis (Associazione Tecnica dell’Automobile) ausgezeichnet.

Das Auto wird zudem in einen gesellschaftlichen und kulturellen Kontext gestellt.

Mit anderen Augen sehen Der Designexperte hat die Vermischung der Disziplinen seither immer mehr vertieft und plädiert dafür, das Auto mit andern Augen zu sehen. Es gehe um Form, Identität und Symbolik und natür-

lich auch um den Nutzwert. Er will die Bandbreite erhöhen und an der Grand Basel Autos zeigen, die man auf einer exklusiven Show vielleicht nicht vermuten würde, wie Vans oder ähnliche familientaugliche Fahrzeuge, und wieder andere, die die Besucher zum Schmunzeln bringen sollen. «Ich sehe im Automobil die Vollendung des ursprünglichen Bedürfnisses des Menschen nach Kommunikation», sagt Tumminelli, um zu veranschaulichen, warum es ihm um tiefere Fragen geht als bloss den Sprintwert von 0 auf 100 km/h. «Das Automobil macht uns zu aktiven Teilnehmern am Kommunikationsprozess mit Menschen, es verbindet uns mit der Welt, mit anderen Kulturen – und das schon zu Zeiten, als es noch keine Telefone und Handys gab», führt der Wissenschaftler weiter aus. Tumminelli macht ein Beispiel aus der Literatur. Im Buch «Der klimatisierte Alptraum» (The Air-Conditioned Nightmare) von 1945 erzählt der grosse US-Autor Henry Miller von seiner einjährigen Erkundungsreise durch die Vereinigten Staaten von Amerika, die er nach einem längeren Paris-Aufenthalt neu entdeckt. Im Reisebericht bringt Miller die tiefere Bedeutung des Automobils auf folgenden Punkt: Sein Wert liege darin, dass es die Menschen zwinge, miteinander höflich und rücksichtsvoll umzugehen. Das Automobil wird also zur zivilisierenden Kraft. Es bringt uns zwar nur von A nach B, und doch gibt es auf dem Weg dorthin so viel mehr zu entdecken.

Lieblinge des Advisory Board In ihren persönlichen Frames zeigen die sechs Mitglieder des Gremiums der Grand Basel besondere Sichtweisen auf das Automobil. Prof. Paolo Tumminelli Italienischer Professor für Design

Sylvie Fleury Schweizer Künstlerin

Lapo Elkann Italienischer Kreativunternehmer

Ein verfallener, 38-jähriger Fiat Panda, der nach langer Entdeckungsreise 2008 auf Sardinien gerettet und von dort in die Neue Sammlung der Münchner Pinakothek der Moderne gefahren wurde, soll als Beispiel eines Automobils dienen, das konsequent aus der Perspektive des Nutzers gestaltet wurde. Aufgezeigt werden auch Parallelen zwischen dem nie verwirklichten Konzept des grossen italienischen Architekten und Designers Gio Ponti von 1963 (siehe Artikel auf Seite 4) und dem Panda von 1980.

Das letzte Automobil von Pablo Picasso – ein grosser Lincoln Continental – zeigt die Schnittstelle zwischen Kunst und Design. Picasso war ein Auto-Connaisseur, sein Lincoln Continental mit Jahrgang 1963 ist bis heute im Besitz der Familie. Und wie die Schweizer Künstlerin hatte der spanische Maler und Bildhauer eine Vorliebe für amerikanische Wagen.

Die mediterrane Leichtigkeit kommt in einem Spiaggina zum Ausdruck: Aus dem Kleinwagen Fiat 500 wird in Kollaboration mit Pininfarina ein Strandwagen, der die schöne und freudige Seite des Automobils in einer träumerischen Landschaft mit Meer und Palmen zeigt. Dazu gibt es eine kleine Ausstellung von drei historischen Spiaggine, die veranschaulichen, dass im Italien der 1950er-Jahre Reichtum und Glamour eine durchaus humorvolle Dimension hatten.

Giorgetto Giugiaro Italienischer Industriedesigner

Prof. Dr. Michael Erlhoff Deutscher Designtheoretiker und Autor

Stephen Bayley, Britischer Kulturkritiker und Journalist

Der geniale Schöpfer von Modellen wie dem Fiat Panda, dem VW Golf oder dem Lotus Esprit zeigt im Jahr seines 80. Geburtstags seinen jüngsten Entwurf, das Elektroauto Sibylla (siehe Artikel auf Seite 11). In Basel ist das erste für die Strasse zugelassene solche Fahrzeug zu sehen, das als eine Art Fortsetzung von Giugiaros erstem Concept Car überhaupt gesehen werden kann, dem Chevrolet Corvair Testudo (1962). Thematisiert wird damit auch die Beständigkeit von Design.

Statt grosser, Blech gewordener Träume zeigt Erlhoff in seinem Frame jeden Tag ein anderes Spielzeugmodell: Porsche, Citroën DS, Goggomobil und weitere Meilensteine der Automobilgeschichte. Mit diesem charmanten Perspektivenwechsel soll die Schnittstelle zwischen Mensch und Fahrzeug zur Diskussion gestellt – und etwas humoristische Leichtigkeit provoziert werden.

Der Ford Consul Capri von 1962 ist wie eine Grabinschrift für das British Empire. Bayley sieht das Auto als Reaktion auf die Suez-Krise und als Ablenkung von der dunklen Realität. Der Entwurf kam aus England, die Inspiration aus Amerika, wo man verwandte Formen im Ford Galaxie oder Lincoln Continental findet. Der Ford Consul Capri ist ein Auto mit Heile-Welt-Qualitäten und gutem Design.

Der Cisitalia 202 SC (1947) ist als eines der zehn besten Automobildesigns aller Zeiten nicht nur im Museum of Modern Art (MoMa) in New York zu sehen. RENÉ STAUD

Der Z-102 (1951) der spanischen Marke Pegaso galt als schnellster Serienwagen der Welt, aus Kostengründen wurden nicht einmal 90 Fahrzeuge gebaut. DAN SAVINELLI

Der Porsche 550 1500 RS Spyder (1953) wog nur 550 Kilogramm, begründete die Ära der Roadster und bleibt auf ewig mit Filmstar James Dean assoziiert. PAOLO CARLINI

Der Lamborghini Miura (1966) schrieb Sportwagengeschichte und erlangte dank der Filmkomödie «The Italian Job» (1969) Kultstatus: Im Bild das Original. PAUL HAMMER

Der legendäre Lancia Delta (1979) feiert dieses Jahr als Integrale Futurista von Automobili Amos ein Comeback – Weltpremiere anlässlich der Grand Basel. AUTOMOBILI AMOS


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«Wir wollten nicht einfach eine Liste

Der Liechtensteiner Vermögensberater und Oldtimer-Aficionado Fritz Kaiser hat als Erster ein globales Ranking der Der Unternehmer und Investor spricht über Marktforschung, Transparenz, Nachhaltigkeit, Generationenwechsel und

Autos stehen für Schönheit, Motorengeräusch und Geschwindigkeit. Welche Emotionen lösen Classic Cars bei Ihnen aus? Mich begeistern besonders das Design, die technische Innovation der damaligen Zeit und nicht zuletzt die wunderbare Handwerkskunst. Der Motorensound vollendet für mich das automobile Kunstwerk. Wir selber haben vor allem Sportwagen-Ikonen der 1950er- und 1960er-Jahre in unserer Sammlung. Welche persönliche Erfahrung hat Ihre Leidenschaft für Autos beziehungsweise Classic Cars geweckt? Ich war in den 1980er- und 1990er-Jahren unter anderem im Motorsport engagiert. Als Partner von Dietrich Mateschitz und Peter Sauber im Schweizer Formel1-Team Red Bull Sauber. Vor etwa zehn Jahren suchte ich eine persönliche Abwechslung zu meinen Finanz- und Beratungsgeschäften und so begann ich Oldtimer-Rallyes zu fahren.Als ich dann mit meiner Frau Birgit im Mercedes 300 SL Roadster die Marokko-Rallye gewann, war es um mich geschehen – bis heute. In diesem Jahr bin ich mit meinem Sohn Benedikt im Porsche 550 Spyder die Mille Miglia gefahren, ein fantastisches Erlebnis in einem nur gerade 550 Kilogramm schweren Rennwagen. Dieser leichte und schnelle Porsche aus dem Jahr 1956 ist bekannt als «Giant Killer», weil er damals gegen die Grossen gewann; und gleichzeitig traurig-berühmt, weil James Dean in seinem «Little Bastard» tödlich verunglückte. Welcher Classic Car ist Ihr absolutes Lieblingsauto? Ich habe verschiedene Lieblinge. Aber der Aston Martin DB4 GT aus dem Jahr 1960 ist schon etwas sehr Besonderes. Er wurde in einer kleinen Auflage mit verkürztem Chassis in Aluminium gebaut und erhielt einen fantastischen 300 PS starken Motor, um gegen den Ferrari 250 GT SWB anzutreten. Er ist ein englischer Gentleman-Strassenrenner im perfekten italienischen Massanzug der Mailänder Karosserieschmiede Touring Superleggera. James Bond hätte dieses Auto wohl sofort gegen seinen DB5 getauscht. Schnell kommt bei meinen Lieblingen dann auch der Ferrari 250 GT Spyder California aus dem Jahr 1960, für mich das schönste Ferrari-Cabriolet. Mit welchem Auto sind Sie persönlich im Alltag am liebsten unterwegs? Mit dem Range Rover SVR und im Nahverkehr mit dem BMW i3. 2013 gründeten Sie The Classic Car Trust im Sinne einer Plattform von Sammlern für Sammler, Liebhaber und Experten. Im Mai nun haben Sie erstmals «The Key – Top of The Classic Car World» veröffentlicht. Was hat Sie an der umfassenden Marktanalyse am meisten überrascht? Alles hat damit begonnen, dass wir festgestellt hatten, wie wenig Konkretes wir über diesen Markt bisher wussten. Mit unserer Marktforschung konnten wir erstmals wertvolle Analysen liefern. Mit unserer Liste der Top-100-Besitzer wollen wir jenen Menschen öffentlich Anerkennung geben, die zum Teil ihr Leben

Fritz Kaiser mit seinem Aston Martin DB4 GT aus dem Jahr 1960: «James Bond hätte dieses Auto wohl sofort gegen seinen DB5 getauscht.»

«Die 100 bedeutendsten Sammler der Welt besitzen gemeinsam Classic Cars im Wert von rund 8 Milliarden Franken.»

lang leidenschaftlich fantastische Autos gesammelt und historische Werte gepflegt haben. Interessant ist unter anderem, dass die 100 bedeutendsten Sammler der Welt gemeinsam Autos im Wert von rund 8 Milliarden Franken besitzen. Von den derzeit in unserer Datenbank erfassten rund 5000 historisch bedeutendsten Fahrzeugen steht über die Hälfte in den USA. Die vorgestellten 100 Sammler sind im Durchschnitt 72 Jahre alt und wir stehen vor einem grossen Generationenwechsel. Was raten Sie Sammlern konkret, die vor einer Nachfolgeregelung stehen? Frühzeitig innerhalb der Familie die Leidenschaft und Verantwortung für die Sammlung zu nähren und feststellen, ob es eine familieninterne Nachfolge gibt,

sowie sich mit anderen Sammlern auszutauschen und Lösungen anderer zu beobachten.Vor allem aber, sich rechtzeitig mit diesem Thema zu befassen, solange man noch selbst in der Lage ist, eine Nachfolge für das zu schmieden, was einen so viele Jahre voller Emotionen und schöner Erfahrungen begleitet hat. Wenn man dann weiss, was man will, sollte man die Emotion mal auf die Seite legen und mit professionellen Partnern eine pragmatische Umsetzung einleiten. Welches waren die bisher markantesten Reaktionen auf die Publikation? Das Kompliment von Jean Todt, dem FIA-Präsidenten, an unseren Chefredaktor Antonio Ghini ist auffallend grosszügig ausgefallen. Ghini war 20 Jahre Kommunikationschef bei Ferrari und Todt war damals Ferrari-Rennleiter. Ich selbst kenne Todt aus meiner Formel-1Zeit. Wir haben sozusagen gemeinsam den Ferrari-Kundenmotor erfunden und konnten so bei Red Bull Sauber erstmals Motoren von Ferrari erhalten. Ghini und ich waren überrascht, dass Todt solche Komplimente machen kann. Und sonst? Wichtige private Sammler haben sich bedankt und benutzen ihre Placierung nun in der Werbung für ihre Museen. Beim Concorso d’Eleganza der Villa d’Este ist ein Sammler aus Kalifornien freudig zu mir gekommen und meinte: «Fritz, you make me famous.» Und jemand hat mir gesagt, dass dieses Ranking ihm hilft, zu verstehen, wo er als Sammler im internationalen Vergleich steht und dies Ansporn für ihn ist. Solche Classic-Cars-Sammlungen sind normalerweise privat und ihre Besitzer diskrete Menschen. Wie sind Sie trotzdem an die Daten herangekommen? Durch professionelle Internetsuche. Wir alle hinterlassen unseren digitalen Fussabdruck, wenn wir kaufen und verkaufen oder wenn unsere Autos bei ConcoursVeranstaltungen oder bei Oldtimer-Rallyes teilnehmen. Einzelne Besitzer haben

PAOLO CARLINI

uns auch Daten ihrer Sammlung gegeben. Unsere Datenbank ist bereits gut und wird sich laufend verbessern.

«Sammler von bedeutenden Automobilen verstehen sich auch als Verwalter von wertvollen Kulturgütern auf Lebzeiten.»

Sie haben es erwähnt: 50 Prozent aller Sammlungen in den Top 100 befinden sich in den USA. Warum eigentlich? Dies ist eine interessante Frage, mit der ich mich mal vertieft befassen muss. Was wir wissen, ist, dass nach dem Zweiten Weltkrieg europäische Hersteller die USA als wichtigen Exportmarkt für Premiumfahrzeuge sahen. So finden wir auch heute noch viele der bedeutenden Ferraris, Mercedes 300SLs, Porsches und dergleichen aus den 1950er-Jahren vor allem in den USA. Der Ranking-Sieger 2018 ist der Amerikaner Miles Collier. Hat Sie das überrascht? Für mich war zu Beginn Ralph Lauren mit seiner Sammlung ein Favorit. Ich hatte seine Sammlung in Paris gesehen und er sammelt Autos, die mir persönlich gefallen. Auch belegt seine Sammlung wertmässig einen Spitzenplatz. Wir wollten jedoch nicht einfach eine Reichstenliste von Sammlern machen und haben ein Scoring-System entwickelt, in dem neben dem ökonomischen Wert einer Sammlung die historische Bedeu-

Zur Person jjs. · Fritz Kaiser (Jahrgang 1955) ist

Gründer des Start-ups The Classic Car Trust und bezeichnet sich selber als Unternehmer, Investor und Philanthrop. Tatsächlich ist Kaiser Mitbegründer, Hauptaktionär und Executive Chairman von Kaiser Partner, einem Vermögensberater in Familienbesitz mit internationaler Kundschaft. Zur Gruppe mit Sitz in Vaduz FL gehören unter anderem ein Trust-Dienstleister und eine Privatbank. Kaiser ist Mitglied beim Davoser Weltwirtschaftsforum (WEF) und befasst sich dort mit Fragen zur Verantwortung

grosser Privatvermögen. Zu seinen persönlichen Geschäftsinteressen gehören Beteiligungen an Finanzdienstleistungen, Internetunternehmen, OffshoreWindenergie und Immobilien. Der gebürtige Liechtensteiner hat Freude am Entdecken von wichtigen Trends und sammelt Sportwagen aus den 1950erund 1960er-Jahren sowie zeitgenössische chinesische Kunst. Fritz Kaiser ist mit Birgit verheiratet und Vater von vier Kindern. 1976 nahm er als Judoka an den Olympischen Sommerspielen in Montreal teil.


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Samstag, 25. August 2018

NZZ-Verlagsbeilage

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der reichsten Sammler machen»

Top-100-Besitzer von Classic Cars herausgegeben. überraschende Erkenntnisse. tung von Fahrzeugen, die Reputation der Sammlung und der öffentliche kulturelle Beitrag bewertet werden. Miles Collier ist einer der weltweit bedeutendsten Sammler in der dritten Generation, dessen Fahrzeuge in Florida öffentlich zugängig sind. Zudem hat er in Zusammenarbeit mit der Stanford University das Revs Institute gegründet. Dort entsteht eines der grössten Archive zur Historie des Automobils. Das Institut offeriert auch Ausbildungen für die nächste Generation. Collier gilt in Sammlerkreisen deshalb als gebührender Sieger. Auf den ersten Plätzen der Sammler rangieren drei weitere Amerikaner, der aus den Niederlanden stammende Evert Louwman und auch der Schweizer Albert Spiess ist vorne mit dabei. Hierzulande werden keine Autos produziert. Wie kommt ein Schweizer Sammler trotzdem in die Top Ten? Albert Spiess hat mit seiner Frau Rita in über 40 Jahren eine fantastische Sammlung zusammengestellt: Die bedeutendste Lamborghini-Sammlung der Welt sowie wunderbare Bugattis, Maseratis, Alfa Romeos und vieles mehr, mit denen er immer wieder höchste Auszeichnungen bei den wichtigen Veranstaltungen in den USA und in Europa erhält. Er hat bisher unter Ausschluss der Öffentlichkeit gesammelt und sucht persönlich das Rampenlicht nicht. So gesehen ist er eine Art Prototyp der grossen echten Sammler der letzten Jahrzehnte.

Wir haben uns sehr gefreut, dass er uns für unsere Publikation «The Key – Top of The Classic Car World» das Vertrauen geschenkt hat und wir seine Geschichte erzählen durften. Was macht eine nachhaltige Sammlung aus – der Marktwert, die Modellmischung, die Präsentation oder andere Kriterien? Nachhaltig bedeutet für mich, dass Fahrzeuge selbst in 20 Jahren und danach noch ihre historische Bedeutung als automobiles Kulturerbe haben werden und Menschen faszinieren können. Ich glaube, dass die wichtigsten Fahrzeuge einer Periode mit einer Geschichte und in zertifiziertem, originalem Zustand nachhaltige Werte sind, die es zu pflegen gilt. Sammler von bedeutenden Automobilen verstehen sich oft auch als Verwalter von wertvollen Kulturgütern auf Lebzeiten. Im Unterschied dazu kaufen Investoren solche Fahrzeuge und Sammlungen eher als Renditeobjekte oder als kurzfristigere emotionale Vermögensanlagen mit Prestigewert und Freude. Wir haben bis vor ein paar Jahren bei solchen Anlagen traumhafte Wertzuwachsraten in einem relativ intransparenten Markt gesehen. Dabei wissen wir, dass sich Marktwerte laufend ändern und von verschiedenen Faktoren beeinflusst sind. Was heute gefällt und bei Auktionen Höchstpreise erzielt, wird in drei bis fünf Jahren von anderen Leuten anders beurteilt werden – ähnlich wie im Kunstmarkt.

Die Kaufmuster bei Auktionen und anderen Verkäufen zeigen seit einigen Jahren eine Veränderung. In welche Richtung geht das? Wir sehen, dass vermehrt eine neue Generation von Käufern am Markt teilnimmt. So erzielen im obersten Segment heute neben den wichtigen Klassikern auch Supercars des 21. Jahrhunderts erstaunliche Preise. Zudem steigt das Interesse an Autos des späten 20. Jahrhunderts. Im mittleren und unteren Preis-

segment besteht ein anhaltend breites Interesse an klassischen Automobilen. Man kauft, was Spass macht, und will die Autos nutzen. Mit dem Ranking der Top-100-Besitzer von Classic Cars bringen Sie zusätzliche Transparenz in den Markt. Wie wichtig ist sie für die Zukunft? Die neue Generation von Sammlern erlebt und bewahrt klassische Automobile wie selbstverständlich in einer transpa-

Aus diesen Ländern stammen dieTop-100-Besitzer weltweit

USA

55

Grossbritannien

11

Italien

10

Schweiz

7

Deutschland

5

Niederlande

3

Andere

9 Quelle: classiccartrust.com

renten Welt. Das Internet hat unsere Privatheit fundamental verändert. Der gläserne Mensch aus «1984» von James Orwell ist bereits eine Tatsache. Und täglich werden mehr Daten verknüpft, meist ohne dass uns dies privat oder im Geschäft bewusst wird. Damit wird Transparenz zu unserer neuen Realität. Über die rasant schwindende Privatheit wird man geteilter Meinung sein. Doch mehr Transparenz bringt letztlich Vorteile. Denn mehr Information ermöglicht bessere Entscheidungen und bringt neue Möglichkeiten. Wird es das Auto in der jetzigen Form in 20 Jahren noch geben? Ich glaube schon. Aber neue Mobilitätskonzepte werden den Alltag beherrschen und das Strassenbild merklich verändern. Werden Classic Cars dann noch auf den Strassen frei fahren dürfen? Das hoffe ich. Kann sich ein leidenschaftlicher Liebhaber von Classic Cars vorstellen, dereinst in einem selbstfahrenden Fahrzeug herumzufahren? Das kann ich mir sehr gut vorstellen, und ich werde dies auch nutzen, um bequem und effizient von A nach B zu kommen. Umso mehr freue ich mich dann wieder auf einen richtigen Fahrspass – mit einem schönen Classic Car auf einer Bergstrecke oder einer Küstenstrasse. Interview: Johannes J. Schraner

Rich in history, young at heart.

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Automobile Meisterwerke

NZZ-Verlagsbeilage

Samstag, 25. August 2018

Die fĂźnf Hauptbereiche

An der Premiere der Grand Basel werden 100 exklusive automobile Meisterwerke präsentiert, die vom 6. bis 9. September 2018 in der Halle 1 der Messe Basel zu sehen sein werden.

Gallery

Collectors Lounge

5 3

Site of Excellence

Mall

2 4

3 Gio Ponti

1 Gallery

COURTESY OF GRAND BASEL


Samstag, 25. August 2018

Automobile Meisterwerke

NZZ-Verlagsbeilage

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Meisterwerke mit Ecken und Rundungen «Automobildesigner des Jahrhunderts»: Die Grand Basel zeigt einige spektakuläre, historische Modelle des Italieners Giorgetto Giugiaro sowie einen aktuellen, modernen Entwurf, der noch zum Klassiker werden könnte. Eine Auswahl von stilbildenden Fahrzeugen mit Geschichte. Von David Schnapp

Giorgetto Giugiaro, «Automobildesigner des Jahrhunderts», anlässlich der Vorpremiere der Grand Basel vor gut einem Jahr mit seinem legendären Chevrolet Corvair Testudo anno 1963 für Bertone. DIEPHOTODESIGNER.DE

GFG Style Sibylla Zusammen mit seinem Sohn Fabrizio gründete Giorgetto Giugiaro, der «Automobildesigner des Jahrhunderts», 2015 die Firma GFG Style für Industrie- und Automobildesign. Ihr prominentestes und zugleich ein sehr persönliches Projekt ist die Sibylla, eine grosszügige Limousine mit Glaskuppel und Elektroantrieb, die in Zusammenarbeit mit dem chinesischen Unternehmen Envision entstanden ist – und eine Art Geschenk zu Giugiaros 80. Geburtstag dieses Jahr darstellt. Das erste je gebaute Exemplare nämlich gehört dem Designer selbst, und es wird an der Grand Basel zu sehen sein.

GFG STYLE

Fiat Panda Italiens Gernegross war anno 1980 ein weiterer grosser Giugiaro-Wurf, der Form und Funktion genial zusammenbrachte. Die Idee eines kompakten, einfachen Autos ist schon an der Schlichtheit der Linien und Form erkennbar. «Die tolle Kiste», wie sie in der Werbung hiess, wurde rund 4,5 Millionen Mal verkauft – 23 Jahre lang praktisch unverändert. Die Besitzer bekamen ein Auto, das übersichtlich, klar, wendig und gleichzeitig robust war und dazu erst noch sehr günstig. In seiner schlichten Funktionalität ist der Panda ein Meilenstein des Minimalismus, der das Auto als Gebrauchsgegenstand in den Mittelpunkt rückt. Giorgetto Giugiaro selbst nannte den Panda «Haushaltsgerät auf Rädern».

PD

Iso Rivolta Fidia Der Autohersteller Iso ist längst Geschichte, aber zu seinem ästhetischen Nachlass gehört diese viertürige Limousine, die 1967 als Konkurrentin zum erfolgreichen Maserati Quattroporte aufgestellt wurde. «Die vier schnellsten Sitze der Welt», wurde die Sportlimousine genannt. Gezeichnet wurde der Wagen von Giorgetto Giugiaro für die Carrozzeria Ghia. Die massive C-Säule als Gestaltungselement findet sich ironischerweise viele Jahre später bei der Neuauflage des Quattroporte wieder, der in den 1960er- und 1970er-Jahren dem Rivolta Fidia in Sachen Verkaufserfolg klar überlegen war. Bloss 192 Exemplare wurden vom Iso verkauft.

ROMAN RAETZKE / AUTO BILD

Iso Rivolta Grifo Dieser Sportwagen anno 1964 ist technisch und optisch ein bemerkenswertes Automobil. Zunächst ist es eine frühe Arbeit des jungen Giorgetto Giugiaro, der kurz zuvor zum Designchef von Bertone ernannt wurde und eine niedrige, katzenhafte Fliessheck-Karosserie entwarf. Das Konzept darunter stammt vom früheren Ferrari-Ingenieur Giotto Bizzarini, der unbedingt den eigenen Sportwagen bauen wollte. Dafür kaufte er verschiedenste Technikkomponenten zusammen:V8-Motoren von Chevrolet – mit bis zu sieben (!) Litern Hubraum –, Getriebe von ZF, Bremsen von Dunlop . . . Der Grifo, benannt nach dem antiken Fabelwesen Greif, bleibt ein Exot. Aber gerade das macht ihn aus.

Lancia Delta HF Der Lancia Delta mit Jahrgang 1979 ist bis heute eines der erfolgreichsten Fahrzeuge im Motorsport: In der goldenen Ära der Rallye-Rennen gewann es gleich sechsmal in Folge die Konstruktionsweltmeisterschaft (1987–1992). Basierend auf einem weiteren genialen Entwurf von Giorgetto Giugiaro wurden vom Delta eine ganze Reihe sportlicher Varianten gebaut wie der Lancia Delta HF Integrale Martini 6 (1992). In Italien heisst er liebevoll «Königin der Rallyes». Und auch wenn die technische Konstruktion mit Allradantrieb und Turbomotor nicht ohne sorgfältige Wartung auskommt, haben sich die Preise für gute Klassiker verdoppelt. Für Sondermodelle wie den Evo werden heute sechsstellige Summen bezahlt.

BMW M1 Group 5 Italienisches Design von Giorgetto Giugiaro und deutsche Ingenieurskunst von BMW: Der M1 war immer eher Rennsportwagen als alltagstauglich und wurde bloss zwischen 1978 und 1981 gebaut. Eine absolute Rarität ist der sogenannte Group 5, der von Sauber für die gleichnamige Rennserie von Grund auf entwickelt wurde, und der unter anderem die 24 Stunden von Le Mans bestritt. Der Schweizer Rennfahrer Marc Surer erreichte dort mit dem M1 auf der Mulsanne-Geraden eine Höchstgeschwindigkeit von 330 km/h. Zwei Group 5 wurden gebaut, ein Exemplar ist davon übriggeblieben – und an der Grand Basel zu sehen.

Maserati Ghibli Spyder Der erste Entwurf überhaupt, den Giorgetto Giugiaro für die Carrozzeria Ghia zeichnete, hält dessen Schöpfer bis heute für seine gelungenste Arbeit: Die lange Motorhaube des Maserati Ghibli Coupé (1966) und eine nach unten gezogene Hecklinie waren stilbildend. Für die 1969 lancierte offene Spyder-Variante, ein reiner Zweisitzer, wurde das Heck von Giugiaro modifiziert, das Stoffverdeck verschwindet vollständig unter einer Abdeckung. Vom Spyder wurden lediglich 125 Stück produziert, er bleibt deshalb für viele nicht nur der schönste, sondern auch eines der exklusivsten Maserati-Modelle überhaupt. Ghias Spyder-Prototyp wurde vor wenigen Jahren für knapp 1 Million Dollar bei Sotheby’s ersteigert.


6. BIS 9. SEPTEMBER 2018 MESSE BASEL

DER TREFFPUNKT FÃœR LIEBHABER AUTOMOBILER MEISTERWERKE

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Entdecken Sie 100 einzigartige Fahrzeuge der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Ticketvorverkauf auf www.grandbasel.com


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