Swiss Venture Club (D)

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20. Januar 2018

Verlagsbeilage

Wirtschaftsraum Zürich Schibli-Gruppe gewinnt den «Prix SVC»

MANUEL LOPEZ / PPR

Strahlender Sieger: Jan Schibli CEO der Schibli-Gruppe

CH-8021 Zürich · Telefon +41 44 258 16 98 · www.nzzcontentsolutions.ch


www.swiss-venture-club.ch

Der Swiss Venture Club gratuliert: Diplomrang

3. Platz

2. Platz

Diplomrang

Diplomrang

1. Platz


Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich

Samstag, 20. Januar 2018

NZZ-Verlagsbeilage

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KMU ins Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit rücken

Regierungsrätin Carmen Walker Späh.

ANDRÉ SPRINGER

Carmen Walker Späh · Keine Frage: Grossunternehmen und multinationale Konzerne sind für die Schweiz volkswirtschaftlich von zentraler Bedeutung. Sie bieten einem Drittel der berufstätigen Bevölkerung einen Arbeitsplatz, prägen unseren Ruf als konkurrenzfähiger Wirtschaftsstandort und generieren ein für die staatliche Tätigkeit unverzichtbares Steuersubstrat. Der enorme volkswirtschaftliche Nutzen kontrastiert jedoch mit der statistischen Tatsache, dass die Grossunternehmen weniger als 1 Prozent aller Schweizer Betriebe ausmachen. Über 99 von 100 Firmen in unserem Land sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Ungeachtet dieser Fakten sind es meist die Grossunternehmen, über welche die Medien berichten und die für die ergiebigsten Schlagzeilen sorgen. Entsprechend interessiert sich die breite Öffentlichkeit mehr für die Konzerne als für die KMU. Im Wirtschaftsraum Zürich mit seiner Ballung an Firmenhauptsitzen grosser nationaler und internationaler Unternehmen trifft dies besonders zu.

Garanten für Innovation und wirtschaftliche Stabilität Der «Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich» ist eine willkommene Gelegenheit, die KMU ins Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit zu rücken und ihren Stellenwert für unser Land und seine Bevölkerung in Erinnerung zu rufen. Unsere KMU gelten im internationalen Vergleich als überdurchschnittlich innovativ und tragen damit massgeblich dazu bei, dass die Schweiz bereits zum siebten Mal in Folge Innovationsweltmeisterin wurde. Eine wichtige Rolle spielen dabei die sogenannten «Hidden Champions», also Unternehmen, die sich unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung dank Innovation und Spezialisierung zum Weltmarktführer emporgearbeitet haben. Jedes zehnte Industrie-KMU und jedes zwanzigste DienstleistungsKMU in unserem Land ist mittlerweile globaler Marktführer in seinem jeweiligen Tätigkeitsgebiet. Dieses erfolgreiche Wirken zahlt sich auch volkswirtschaftlich aus. Die KMU bieten nicht nur zwei Dritteln der berufstätigen Bevölkerung in unserem Land einen Arbeitsplatz, sie zeigen auch ein herausragendes Engagement bei der Ausbil-

Inhalt

dung des eigenen Branchennachwuchses. Die Schweizer Berufslehre ist historisch bedingt stark in Industrie und Gewerbe verankert und trägt wesentlich zu unserer im internationalen Vergleich tiefen Jugendarbeitslosigkeit bei. Und in konjunkturell schwierigen Zeiten sind die KMU unverzichtbar zur Stabilisierung unserer Volkswirtschaft. Dass die Schweizer Wirtschaft den Frankenschock ohne Rezession überstanden hat, liegt auch an der Innovationskraft unserer KMU und ihrer enormen Leistungs- und Anpassungsfähigkeit.Auch wenn der starke Franken bei einigen Unternehmen zu schmerzhaften Restrukturierungen geführt hat, so haben zahlreiche andere Betriebe laufend neue Arbeitsplätze geschaffen.

Das Umfeld bedingt attraktive Rahmenbedingungen Die Anpassungsfähigkeit und Agilität unserer KMU wird auch in Zukunft gefragt sein. Die Schweiz wird ihren Status als Hochpreisland nicht von heute auf morgen verlieren, und unsere Unternehmen können im internationalen Konkurrenzkampf nur dann bestehen, wenn sie überdurchschnittlich innovativ oder produktiv sind. Hinzu kommt die Herausforderung der zunehmenden Digitalisierung, die den Grossteil der Unternehmen zwingt, ihre Geschäftsmodelle anzupassen. In diesem anforderungsreichen Umfeld und angesichts ihres unschätzbaren volkswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzens sollte es in unser aller Interesse sein, den KMU auch weiterhin attraktive Rahmenbedingungen bieten zu können. Das ist primär die Aufgabe der Politik, in einer direkten Demokratie aber immer wieder auch Aufgabe des Souveräns – etwa dann, wenn wirtschaftspolitische Vorlagen zur Abstimmung gelangen. Gerade weil die KMU oftmals unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung stehen, ist es wichtig, der Bevölkerung ihre Bedeutung immer wieder in Erinnerung zu rufen. Ich danke dem Swiss Venture Club, dass er mit der Verleihung des «Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich» dieses wichtige Anliegen unterstützt, und gratuliere den sechs Finalisten herzlich zur Nominierung.

Regierungsrätin Carmen Walker Späh ist Volkswirtschaftsdirektorin des Kantons Zürich.

1. PLATZ: SCHIBLI-GRUPPE

3. PLATZ: TRANSA

DIPLOM: PUMPSTATION GASTRO

Das beste KMU im Kanton lebt Unternehmertum vor.

Wie der Outdoor-Spezialist den Turnaround geschafft hat.

So mischt ein Buchhalter die Schweizer Beizenszene auf.

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AUSHÄNGESCHILDER

DIE QUAL DER WAHL

DIPLOM: QUALIPET

SVC Regionenleiter Steven Himmelsbach über Leistung.

Jurypräsident Michael Steinmann über Firmenbesuche.

Was den Besitzer der grössten Zoofachmarkt-Kette umtreibt.

Seite 5

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RUHMESHALLE

2. PLATZ: REICHLE & DE-MASSARI

DIPLOM: MEISTER ABRASIVES

KMU-WIRTSCHAFT SCHWEIZ

Hightech-Produkte aus dem Zürcher Oberland.

Mit Präzisionsschleiftechnik bis an die Weltspitze.

SVC Präsident Andreas Gerber über Chancen und Gefahren.

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PREISVERLEIHUNG

Das war der sechste «Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich».

Alle Gewinner der Auszeichnung seit 2006 im Überblick. Seite 5

IMPRESSUM: «Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich» ist eine Verlagsbeilage der NZZ-Mediengruppe. Inhalt realisiert durch NZZ Content Solutions in Kooperation mit Swiss Venture Club (SVC). Projektmanagement: Norman Bandi, Leiter NZZ Content Solutions, c/o NZZ Media Solutions AG, Falkenstrasse 11, Postfach, 8021 Zürich. www.nzzcontentsolutions.ch


Schadenskizze

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Samstag, 20. Januar 2018

Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich

NZZ-Verlagsbeilage

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Moment der Erlösung: Jan Schibli freut sich im Hallenstadion über die Auszeichnung.

Moderator Nik Hartmann (links) stellt die sechs Finalisten für den «Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich» vor. Diese stehen für bestes Unternehmertum in ihrer Region und weit darüber hinaus. BILDER MANUEL LOPEZ / PPR

Schibli-Gruppe gewinnt den «Prix SVC» Regierungsrätin Carmen Walker Späh, Volkswirtschaftsdirektorin des Kantons Zürich.

Am 18. Januar 2018 wurde der renommierte KMU-Preis in der Region Zürich zum sechsten Mal verliehen. Die Spannung war im Hallenstadion zu spüren – die Euphorie der sechs Finalisten ebenso.

Zürcher Ruhmeshalle

Rund 2200 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Medien im Hallenstadion.

Moderator Nik Hartmann (rechts) mit Thomas Gottstein, CEO Credit Suisse (Schweiz).

2018 1. Platz: 2. Platz: 3. Platz: Diplomrang: Diplomrang: Diplomrang:

Schibli-Gruppe, Zürich Reichle & De-Massari, Wetzikon Transa, Zürich Meister Abrasives, Andelfingen Pumpstation Gastro, Zürich Qualipet, Dietlikon

2016 1. Platz: 2. Platz: 3. Platz: Diplomrang: Diplomrang: Diplomrang:

Oetiker Gruppe, Horgen Kalaidos Bildungsgruppe, Zürich Trafag, Bubikon Bucher Leichtbau, Fällanden IE Industrial Engineering, Zürich Katadyn Gruppe, Kemptthal

2013 1. Platz: 2. Platz: 3. Platz: Diplomrang: Diplomrang: Diplomrang:

Baumann Federn, Ermenswil b. Rüti Zühlke Engineering, Schlieren Mageba, Bülach Antistress, Rapperswil-Jona SG Brütsch/Rüegger Werkzeuge, Urdorf Leuthold Mechanik, Samstagern

2011 1. Platz: 2. Platz: 3. Platz: Diplomrang: Diplomrang: Diplomrang:

Open Systems, Zürich Confiserie Sprüngli, Zürich Digitec, Zürich Bächli Bergsport, Nänikon Enea, Rapperswil-Jona SG Hocoma, Volketswil

2009 1. Platz: 2. Platz: 3. Platz: Diplomrang: Diplomrang: Diplomrang:

AutoForm Engineering, Zürich Hiltl, Zürich Eberhard Holding, Kloten Ernst Schweizer, Hedingen KA-TE PMO, Altendorf SZ Kuhn Rikon, Rikon

2006 1. Platz: 2. Platz: 3. Platz: Diplomrang: Diplomrang: Diplomrang:

Kistler Gruppe, Winterthur Avaloq Evolution, Zürich Wey Group, Unterengstringen Acutronic Switzerland, Bubikon Büchi Glas, Uster Derendinger Gruppe, Dietlikon

JOHANNES J. SCHRANER

Es knisterte förmlich im Zürcher Hallenstadion, und der Puls der 2200 gut gelaunten, geladenen Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Medien stieg merklich. Das Couvert mit dem Siegernamen klemmte noch ein wenig beim Öffnen, dann die Erlösung für alle. Jan Schibli, CEO seines in dritter Generation geführten Familienunternehmens, durfte als Gewinner des sechsten «Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich» strahlen und jubeln. «Ich hätte nie gedacht, dass wir mit einer so langweiligen Dienstleistung heute Abend gewinnen könnten», meinte der Sieger überrascht, bescheiden und mit trockenem Humor. Die Schibli-Gruppe sei eine unternehmerische Perle, die für weit mehr als die Elektrifizierung von Zürcher Wohnungen und Häusern stehe, würdigte Jurypräsident Michael Steinmann den frisch gekürten Sieger. «Geschäftssinn, Familiensinn, Förderung von Talenten und Respekt vor den individuellen Ambitionen der Mitarbeitenden: Das ist die Rezeptur des Unternehmens, die uns stark beeindruckt hat», so Steinmann. Die Schibli-Gruppe bietet umfassende Dienstleistungen in den Bereichen Elektrotechnik, Gebäudetechnik,Automatik, Kommunikation und Informatik. Als sportliche Zweit- und Drittplatzierte zeigten sich Michel Riva, CEO von Kabelbauer Reichle & De-Massari (R&M), sowie Daniel Humbel, CEO von Transa Backpacking, dem führenden Anbieter von Travel- und Outdoor-Ausrüstung in der Schweiz. «Das ist eine Auszeichnung für eine tolle Leistung meines Unternehmens und für uns alle Ansporn für mehr», erklärte Riva. «Die Anerkennung ist die grösste Freude», bedankte sich Humbel herzlich. Es war ein Abend, an dem sich der Unternehmergeist der Region mit den sechs Finalisten von seiner besten Seite zeigte und viele der zahlreich anwesen-

den Jungunternehmer begeisterte. Radio- und Fernsehprofi Nik Hartmann, der die Preisverleihung moderierte, trug mit seiner direkten und humorvollen Art zur gelungenen Gala bei. Die Politik wiederum war vertreten durch Regierungsrätin Carmen Walker Späh. Die Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin wies in ihrer Grussbotschaft der Kantonsregierung auf den hervorragenden Ruf des Wirtschaftsraums Zürich hin. «Auch die zahlreichen KMU mit ihren weitsichtigen Firmenchefs und ihren engagierten Mitarbeitenden begründen ihn. Der Prix SVC richtet den Scheinwerfer auf die Perlen unter den KMU und macht ihr erfolgreiches Wirken einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich», so Walker Späh. Der Swiss Venture Club (SVC) zeichne Unternehmen aus, die zur KMUElite der Schweiz gehörten. Nicht zuletzt solle die Aufmerksamkeit, welche die Preisträger erhielten, auch für andere Unternehmen Ansporn sein, doppelte Steven Himmelsbach, SVC Regionalleiter Wirtschaftsraum Zürich, nach. Der Blick richte sich auf vorbildliche Unternehmen, die Arbeitsplätze kreierten und die Schweizer Wirtschaft mitgestalteten. Die seit 2003 vergebenen «Prix SVC» schaffen nicht nur Öffentlichkeit. Die Preisverleihung ist zudem eine exzellente Gelegenheit für Unternehmer der Region, um sich zu vernetzen. «Wir bleiben vielfach unter uns. Ich bin heute Abend zum ersten Mal dabei und will vor allem Leute aus anderen Branchen kennenlernen», meinte beispielsweise Michel Aebi von CGC Energie SA Gebäudetechnik. Vor und nach der Preisverleihung mit einem Apéro riche bot sich dafür ausgiebig Gelegenheit. In zwei Jahren wird nicht nur Aebi wiederkommen.

Swiss Venture Club jjs. · Der KMU-Verein Swiss Venture Club (SVC) stellt sich seit 17 Jahren in den Dienst kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) und ist heute mit über 3000 Mitgliedern aus allen Branchen und Regionen eines der grössten und wichtigsten Netzwerke für Unternehmerinnen und Unternehmer der Schweiz. Dafür bringt er innovative Persönlichkeiten aus Wirtschaft,Wissenschaft, Politik, Medien sowie Kultur zusammen und ermöglicht ihnen das Knüpfen wertvoller Kontakte. Darüber hinaus schafft er mit der Verleihung des regionalen Unternehmerpreises «Prix SVC» öffentliche Aufmerksamkeit für ihre Leistungen. Mehr als 300 KMU wurden bereits ausgezeichnet. Auf diese Art und Weise fördert der «Prix SVC» das Unternehmertum und trägt so seinen Teil zu einer erfolgreichen Schweiz bei. www.swiss-venture-club.ch



Samstag, 20. Januar 2018

Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich

NZZ-Verlagsbeilage

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klärt, was er zu tun habe. «Wir waren enorm unter Druck.» Heute steht die Schibli-Gruppe auf soliden Füssen und erzielt einen jährlichen Umsatz von rund 80 Millionen Franken. Neben dem Hauptsitz in Zürich unterhält sie Standorte im Kanton Zürich sowie in Freienbach (SZ), Attinghausen (UR) und Dresden (DE). «Im Gegensatz zu früher rufen mich die Banken an und fragen, was sie für uns tun können», lacht Schibli. Nach bereits mehreren erfolgreichen Übernahmen würden auch jetzt noch Mittel zur Verfügung stehen, um weitere Akquisitionen zu tätigen, so Schibli. «Voraussetzung ist aber, dass es sich um ein hochmargiges Geschäft handelt oder wir durch die Übernahme eine neue Region erschliessen können.» Vor allem Ersteres bereitet Schibli manchmal Kopfzerbrechen. «Alle sprechen von Hochkonjunktur. Und trotzdem ist der Preisdruck enorm.» Dank dem ganzheitlichen Ansatz hat es die Schibli-Gruppe geschafft, sich den sinkenden Preisen zu stellen. Besonders gefragt seien derzeit Dienstleistungen im Bereich Informatik und Kommunikation sowie Gebäudeautomation.

Mitarbeiterförderung zentral

Jan Schibli (stehend in der Mitte) gemeinsam mit seiner Führungscrew am Hauptsitz der Schibli-Gruppe im Zürcher Seefeld-Quartier.

«Ohne guten Nachwuchs gibt es auch keine Spitzenkräfte» 1. Platz: Jan Schibli hat vor 14 Jahren die Schibli-Gruppe in dritter Generation übernommen. Für ihn gibt es keinen Ort, der mehr Charme versprüht als eine Baustelle. Er denkt schon ans 100-jährige Jubiläum 2037.

MARTINA WACKER

Es ist kurz nach Mittag: Mitten im Zürcher Seefeld-Quartier, vor einem grauen, unscheinbaren Gebäude, werden den Jurymitgliedern des «Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich» blaue Schutzhelme in die Hand gedrückt. Ein Schibli-Mitarbeiter sagt: «Bitte aufsetzen. Das Sakko können Sie im Car lassen.» Doch anstatt auf eine Baustelle geht es zuerst einmal hoch, mehrere Stockwerke zu Fuss. Oben angelangt wird man in einen Raum geführt, in dem eine Baustelle nachgestellt wird. Die Jury nimmt Platz – auf Kabelrollen und Holzbänken. Die Schibli-Gruppe, mit dem roten Schriftzug auf weissem Grund, wurde 1937 von Hans K. Schibli gegründet. Seither hat sich der Betrieb zu einem umfassenden Anbieter in den Bereichen Elektrotechnik, Gebäudetechnik, Informatik, Kommunikation und Automatik entwickelt. Eines blieb jedoch über die Jahrzehnte gleich – noch heute befindet sich die Firma im Familienbesitz. Die Tür geht auf und Jan Schibli (46) betritt den Raum. Der charismatische und bodenständige Inhaber führt das Unternehmen in dritter Generation. Wenn er spricht, dann mit purer Leidenschaft und Enthusiasmus. Sein Amt als Chef scheint für ihn nicht nur irgendein Job zu sein. Vielmehr wirkt Schibli, als hätte er eine Mission. Nach seiner Lehre als Elektromonteur und anschliessender Weiterbildung zum Kontrolleur/Chefmonteur flog er mit 25 in die USA. Zwei Jahre lang jobbte er als Reiseleiter, bis er sich 1998 bereit fühlte, das Lebenswerk zu übernehmen. Er absolvierte ein Nachdiplomstudium zum Betriebswirtschafter KMU mit eidgenössischem Diplom und trat 2003 in die Fussstapfen seines Vaters.

Die «Schiblianer» kommen «Keine Frage, der Job auf einer Baustelle ist hart.Wir starten jeden Tag um 7 Uhr – egal ob es regnet oder schneit», sagt Schibli. Aber es gebe keinen Ort, der dermassen viel Charme versprühe. «Nirgends, in keinem Büro, kommen so viele unterschiedliche Menschen zusammen, die gemeinsam etwas schaffen», ist der Patron überzeugt. Als wolle er seiner Aussage mehr Kraft verleihen, werden

PETER FROMMENWILER

immer wieder neue «Schiblianer», wie die Schibli-Gruppe ihre Mitarbeitenden nennt, hereingebeten und vorgestellt. Darunter befindet sich auch ein Flüchtling aus Eritrea, der mittlerweile eine Lehre zum Elektroinstallateur absolviert – mit Bestnoten. Mehrere Anläufe brauchte Schibli, bis er endlich die Zusage erhielt, vier Flüchtlinge ausbilden zu dürfen. «Die Bürokratie ist überwältigend.» Dennoch blieb Schibli hartnäckig. «Ich dachte mir, wir müssen hier Unterstützung bieten, den Flüchtlingen eine Aufgabe geben.» Doch auch er musste einsehen, dass die kulturellen Unterschiede in manchen Fällen einfach zu gross sind. «Von den vier Flüchtlingen mussten wir uns von drei wieder trennen. Das hat einfach nicht gepasst», sagt er.

Von heute auf morgen Chef Schiblis Hauptmotivation, die Firma zu übernehmen, bestand damals darin, frei Entscheidungen fällen zu können, eigene Ideen einzubringen und neue Strategien zu verwirklichen. Doch der Anfang war steinig. «Mein Vater hat mir das Unternehmen von einem Tag auf den anderen übergeben. Mit 32 war ich plötzlich Chef», erinnert er sich. Zwei Jahre brauchte er, um sich zurechtzufinden. Erschwerend kam hinzu, dass das damalige KMU finanziell in schlechtem Zustand war. «Das Personal hatte Existenzängste.» Die Banken hätten ihm immer wieder ins Geschäft reingeredet, ihm er-

Schibli-Gruppe Gründungsjahr: Firmengründer: Branche: Umsatz: Hauptsitz: Geschäftsleitung: Inhaber: Mitarbeitende: Website:

1937 Hans K. Schibli Elektrotechnik, Gebäudetechnik, Informatik, Kommunikation und Automatik 80 Millionen Franken (2016) Zürich Jan Schibli, CEO Jan Schibli, in dritter Generation rund 500, davon 90 Lernende www.schibli.com

Neben dem finanziellen Erfolg liegt ihm vor allem das Wohl seiner «Schiblianer» am Herzen. So bietet die Schibli-Gruppe Vaterschaftsurlaub, Ferienbatzen für Lernende und Mitarbeitende, die nicht im Kader sind, und auch der Wunsch vieler Angestellten, nach zehn Dienstjahren ein Sabbatical beziehen zu können, wurde umgesetzt.Von Letzterem machte Schibli 2017 selbst Gebrauch und verbrachte die gesamten Sommerferien mit seiner Familie. «Es hat gut getan, den Kopf mal zu lüften.» Aber auch die Nachwuchsförderung hat im Hause Schibli einen hohen Stellenwert. Von den rund 500 Mitarbeitenden sind 90 Lernende. Und von den 19 Lehrabgängern im vergangenen Jahr wurden 15 fest angestellt. «Ohne guten Nachwuchs gibt es auch keine Spitzenkräfte.» Wenn er so etwas sagt, blitzt der Fussballtrainer in ihm auf, der nach neuen Talenten sucht. Schibli spielt seit klein auf Fussball. Noch heute findet er genug Zeit, um die Junioren seines Heimclubs, den FC Uster, zu trainieren. «Sport lernt einem Ehrgeiz und Disziplin, zusammen zu gewinnen, aber auch zu verlieren. Das fasziniert mich sehr», ergänzt er. Aber nicht nur auf dem Rasen, sondern auch auf dem Eis engagiert sich Schibli für den Sport. Seit 40 Jahren sponsert das Unternehmen den EHC Kloten. Der Patron selbst amtete von 2007 bis 2012 im Verwaltungsrat des Vereins und durchlebte die turbulenten Zeiten, als die Klotener am finanziellen Abgrund standen, hautnah mit. «Anders als Fussball, ist Hockey sehr dynamisch und schnell», sagt er. Das begeistert ihn. Er selbst würde auch gerne mehr auf dem Eis stehen. «Ich kann aber nicht so gut Schlittschuhlaufen», lacht er. Dafür nimmt er den Schläger hin und wieder auf dem Unihockeyfeld in die Hand. Seit 2015 ist die Schibli-Gruppe Hauptsponsor beim Unihockeyclub Uster, wo auch Schiblis Söhne spielen.

Ein Team für neue Konzepte Ähnlich wie im Sport hat Kapitän Schibli in seinem Unternehmen ein sogenanntes A-Team gegründet. Dabei soll es sich aber nicht um einen Elite-Trupp handeln, wie Schibli versichert. «Das A-Team besteht aus fünf gewählten Abteilungsleitern der Schibli-Gruppe», sagt er. In gemeinsamen Workshops entwickelt es anschliessend Ideen und Konzepte, um alle zusammen noch besser zu machen. «Es ist wichtig, dass die Mitarbeiter nicht nur im, sondern auch am Unternehmen arbeiten», erklärt Schibli. Das schaffe ein Gefühl von Zusammengehörigkeit. Jan Schibli geht auf die Fünfzig zu. Ob er sich bereits Gedanken um seine Nachfolge macht? «Nein, eigentlich nicht. Vorerst ist es mein Ziel, 2037 das 100-jährige Bestehen der Schibli-Gruppe feiern zu können», sagt er. Ob er sich denn wünsche, dass einst auch eines seiner Kinder den Betrieb übernehme? «Schön wäre es, aber das überlasse ich ihnen. Derzeit sind sie noch etwas klein, um sich solche Gedanken zu machen», hält er den Ball flach.


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Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich

NZZ-Verlagsbeilage

«Aushängeschilder für ihre Branchen»

träger machen es vielleicht nicht primär besser, sondern anders – und dadurch auch erfolgreicher. Welche Erfolgsnachweise gaben bei der Qual der Wahl den Ausschlag? Aus meiner Sicht sind alle sechs Finalisten klare Gewinner und hervorragende Firmen im Wirtschaftsraum Zürich, deshalb haben sie es in den Final geschafft. Die Schibli-Gruppe hat uns bezüglich Einzigartigkeit, Innovation und ausgeprägt starker Unternehmenskultur innerhalb der Branchengattung mit langfristigem Leistungsausweis sehr überzeugt. Es ist eine anhaltende Erfolgsstory mit Ausstrahlungskraft über die Region hinaus.

CS-Manager Steven Himmelsbach, Regionenleiter Wirtschaftsraum Zürich des Swiss Venture Club (SVC), über Juryentscheidungen und Preisträger. Steven Himmelsbach, was unterscheidet kleine und mittlere Unternehmen aus dem Wirtschaftsraum Zürich von KMU in anderen Landesteilen der Schweiz? Das sind verschiedene Faktoren: Zum einen hat der Wirtschaftsraum Zürich im Vergleich zu anderen Regionen mehr Dienstleister und Handelsbetriebe. Zum andern ist er durch die direkte Flughafenanbindung internationaler. In gewissen Bereichen, etwa Start-ups oder Fintechs, ist Zürich auch besser vernetzt, nicht zuletzt aufgrund von ETH, Universität und anderen Bildungsinstitutionen – Zürich ist somit ein Magnet für nationale und internationale gut ausgebildete Fachkräfte. Alles in allem machen diese guten Rahmenbedingungen unseren Wirtschaftsraum sehr attraktiv. Stehen Zürcher Firmen nicht per se unter spezieller Beobachtung respektive unter höherem Leistungsdruck? Das würde ich so nicht sagen. Firmen profitieren stark von den guten Rahmen-

bedingungen in unserem Wirtschaftsraum und vom grossen Einzugsgebiet. Das ist auch der Grund für die höhere Branchendichte und -vielfalt. Das führt gleichzeitig zu einer grösseren Konkurrenz, was aber wiederum die Unternehmen und ihre Innovationskraft beflügelt. Der höhere Leistungsdruck ergibt sich aus meiner Sicht einzig durch die höheren Allgemeinkosten, zum Beispiel für Liegenschaften, Löhne und Zulieferer, die durch einen entsprechenden Mehrertrag kompensiert werden müssen. Aus hunderten potenziellen Kandidaten für den «Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich 2018» hat die Jury sechs Finalisten nominiert. Nach welchen Selektionskriterien? Wir nominieren etablierte Unternehmen, die einen grossen Leistungsausweis und einen reichen Erfahrungsschatz mitbringen. Nebst der unternehmerischen Exzellenz kommt die regionale Verankerung dazu. Oft sind die Finalisten wich-

Kraft durch Partnerschaft

Samstag, 20. Januar 2018

Steven Himmelsbach, Leiter Firmenkunden KMU Region Zürich der Credit Suisse, ist Jurymitglied des «Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich». CHRISTOPH RUCKSTUHL / NZZ tige Arbeitgeber in der Region und engagieren sich lokal über ihr eigentliches Tätigkeitsgebiet hinaus. Ihre Innovationsfähigkeit, die Firmenkultur, die Qualität der Mitarbeitenden und des Managements sind ebenfalls Faktoren, die wir bei der Auswahl der Finalisten berücksichtigen. Eine entscheidende Rolle spielt der nachhaltige Erfolgsausweis, der gegeben sein muss, um für den «Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich» nominiert zu werden. Was machen diese Firmen besser als die restlichen KMU im Kanton?

Zuerst einmal muss gesagt werden, dass wir im Kanton eine grosse Vielzahl an KMU und Unternehmern haben, die tagein, tagaus einen wichtigen und lobenswerten Beitrag zur Stärkung unserer Volkswirtschaft und für einen starken Wirtschaftsraum Zürich leisten. Ein allgemeines Urteil darüber abzugeben, was diese Firmen besser machen, kann man so pauschal nicht. Die Finalisten haben sicherlich alle in den obgenannten Dimensionen über Jahre einen hervorragenden Beitrag geleistet. Hinter jedem KMU steckt eine Vielzahl von Unternehmern mit viel Herzblut. Die Preis-

Die Jury hat die Schibli-Gruppe zum Sieger erkoren. Wie klar oder knapp ist Ihre Entscheidung ausgefallen? Es war eine hauchdünne Entscheidung, alle Finalisten hätten siegen können. Die Diskussionen in der Expertenjury waren entsprechend intensiv. Aber über alles hinweg hat uns die Schibli-Gruppe zum Schluss am meisten überzeugt. Aber auch die anderen fünf Finalisten haben Grund, stolz zu sein? Die sechs Finalisten wurden aus hunderten Firmen nominiert. Das ist bereits eine grosse Auszeichnung. Sie können diesbezüglich stolz auf ihre Unternehmen und Mitarbeitenden sein. Die Firmen sind innovativ und erfolgreich. Jeder der sechs Finalisten ist top in seinem Bereich. Sie sind sozusagen Aushängeschilder für ihre jeweiligen Branchen. In diesem Jahr gefällt mir insbesondere die Vielfalt der vertretenen Branchen am «Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich» – es ist ein beeindruckendes und ein schönes Abbild unserer KMU-Landschaft. Interview: Norman Bandi

Engineering und Business-Consulting sind unser Metier. Wir entwickeln innovative Lösungen, die es Unternehmen ermöglichen, erfolgreich neue Produkte und Services auf den Markt zu bringen. Die Voraussetzungen dafür sind vielfältig: Eine davon ist die Kombination von technischem und betriebswirtschaftlichem Wissen, eine weitere die optimale Zusammenarbeit mit externen Spezialisten. Um uns mit anderen innovativen Schweizer Unternehmen zu vernetzen und auszutauschen, ist unsere Partnerschaft mit dem SVC eine wertvolle Basis.

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Samstag, 20. Januar 2018

Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich

NZZ-Verlagsbeilage

Die Gründersöhne Peter Reichle (links) und Martin Reichle sind heute alleinige Besitzer von Reichle & De-Massari, kurz R&M.

2. Platz: Wegen des starken Frankens musste Reichle & De-Massari nach dem Währungsschock einen Teil der Produktion ins Ausland verlagern. Heute kann das Unternehmen wieder mehr Personal in der Schweiz beschäftigen.

Dass der Familienbetrieb den grössten Teil seines Umsatzes im Ausland erziele, habe einerseits mit neuen Marktchancen, anderseits aber auch mit dem hart umkämpften Wettbewerb zu tun, so Riva. «Die Preise sind stark unter Druck gekommen.» Hierzulande habe man die Produktion soweit wie möglich automatisiert. Die nicht automatisierbare Handarbeit sei jedoch einfach zu teuer, um sie national weiterzuführen. Deshalb habe man sie grösstenteils ausgelagert. «Hätten wir alles in der Schweiz belassen, würden wir heute rote Zahlen schreiben», sagt Riva. 2012 beschäftigte das Unternehmen in Wetzikon 320 feste und 50 temporäre Mitarbeitende. 2017 waren es noch 260. In der Fertigung produzieren mittlerweile Hightech-Maschinen im Sekundentakt kleinste Teilchen, die schliesslich zu Netzwerkkomponenten wie Stecker und Buchsen zusammengefügt werden. Die Entwicklung des Familienbetriebs ist typisch für viele Schweizer Industrieunternehmen. Der starke Franken, gepaart mit hohen Lohnkosten und der zunehmenden globalen Nachfrage, hat ihnen nach der Aufhebung des Mindestkurses keine andere Wahl gelassen, als einen Teil der Produktion ins Ausland zu verlegen und dort weitere Stellen zu schaffen. In Bulgarien etwa beschäftigt R&M mittlerweile 250 Angestellte. «Natürlich hat es geschmerzt, Stellen in der Schweiz zu streichen», sagt Riva. Die Auslagerung habe aber auch ihre positiven Seiten: «Weil wir durch die Produktion in Bulgarien wieder konkurrenzfähig wurden, können wir nun neue Stellen in Wetzikon schaffen.» Vielfach handle es sich dabei um höher qualifizierte Stellen als früher, so Riva.

MARTINA WACKER

Silicon Valley wird Realität

Verwundert nähert man sich dem Haupteingang des Verkabelungsspezialisten Reichle & De-Massari, kurz R&M. Umgeben von Mehrfamilienhäusern und Firmengebäuden steht ein hochmoderner Kubus. Der Bau erinnert an einen Bürokomplex, den man sonst eher im Silicon Valley erwartet – nicht aber in Wetzikon im Zürcher Oberland. Der Hauptsitz ist in einem der nachhaltigsten Firmengebäude der Schweiz untergebracht. Der 2010 bezogene Neubau verbraucht nur so viel Energie wie nötig. Dazu nutzt er die vorhandene Wärme in geschlossenen Kreisläufen. Auf die Zuführung kostbarer Energieträger wie Öl oder Gas wird komplett verzichtet. Dadurch erzeugt der Kubus verglichen mit einem konventionellen Konzept, das fossile Energieträger einsetzt, 80 Prozent weniger CO2-Ausstoss.

Dank der Internationalisierungsstrategie kann das Unternehmen nicht nur neue Stellen in der Schweiz schaffen, sondern auch die Zahlen deutlich verbessern. 2016 erzielte R&M ein Umsatzplus von 12 Prozent und die EBIT-Marge lag bei 6,6 Prozent, 2012 betrug letztere noch 0,2 Prozent. Darüber hinaus wurden Mittel geschaffen, um die Auslandsstrategie weiter zu forcieren. So steht mittlerweile nicht nur ein ans Silicon Valley anmutendes Gebäude in Wetzikon, sondern R&M ist seit 2016 mit einer eigenen Niederlassung in der Tech-Metropole präsent – dank der Übernahme des vormaligen Glasfaserspezialisten Realm Communications, heute R&M USA. «Damit erhalten wir Zugang zum grössten Connectivity-Markt der Welt und können gleichzeitig vor Ort produzieren», sagt Riva. Zudem erschliesse sich ein neues Grosskundensegment im Bereich Rechenzentren. «Zu den bekannten Kunden gehören einige der bekannten grossen Cloud Service Provider, aber auch Flughäfen und Universitäten.» Riva erhofft sich, dass durch die lokale Präsenz im Silicon Valley nicht nur Marktchancen genutzt, sondern auch die Innovationen im Betrieb weiter vorangetrieben werden. «Die Übernahme hilft uns dabei, Produktentwicklungen für die gesamte Gruppe zu beschleunigen», ist der CEO überzeugt.

Nur Kennern ein Begriff Aber nicht nur die Fassade, sondern auch das Innere ist Hightech. Für die wenigsten ausserhalb der sogenannten ICT-Branche (Information & Communications Technology) dürfte R&M ein Begriff sein, obschon sie deren Produkte tagtäglich nutzen. Der Familienbetrieb entwickelt und produziert Verkabelungssysteme für hochwertige Netzwerkinfrastrukturen. Die Lösungen kommen in Bürogebäuden, Rechenzentren, Wohnungen, bei Netzbetreibern sowie in der Industrie zum Einsatz. So verlegte R&M beispielsweise am Londoner Hauptsitz der UBS für deren Netzwerklösung rund 3000 Kilometer Kabel. Oder für die erste Etappe des Neubaus des Istanbuler Flughafens lieferte der Spezialist insgesamt 4500 Kilometer Kupferkabel und 1600 Kilometer Glasfaserkabel. Das leistungsstarke Kommunikationsnetzwerk wird die zentralen Systeme des Airports anbinden und unterstützen, darunter die Infrastruktur für die Sicherheits- und Polizeikräfte sowie für den Zoll. Gegründet wurde Reichle & De-Massari 1964 von Hans Reichle und Renato De-Massari. Seit 1999 sind alle Aktien in der Reichle Holding gebündelt und werden zu 100 Prozent von der Familie Reichle gehalten. Die Gründersöhne

PETER FROMMENWILER

Hightech aus dem Zürcher Oberland

PETER FROMMENWILER

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Michel Riva Geschäftsführer von Reichle & De-Massari

Peter Reichle (53) und Martin Reichle (50) sind alleinige Besitzer und aktive Verwaltungsräte.Als CEO wirkt seit fünf Jahren Michel Riva (53).

Handarbeit ist zu teuer Im Laufe der Zeit hat sich R&M zu einem globalen Dienstleister mit inzwischen mehr als 1000 Angestellten gemausert. Vergangenes Jahr erzielte man einen Umsatz von 229 Millionen Franken, davon 75 Prozent im Ausland. Die internationalen Kunden und Partner werden über zehn regionale Hubs in mehr als 40 Ländern betreut.Ausserhalb des Heimmarkts befinden sich Produktionsstandorte in Polen, Bulgarien, Indien, Dubai, Amerika und Brasilien.

Firmensprache Englisch

Reichle & De-Massari Gründungsjahr: Firmengründer: Branche: Umsatz: Hauptsitz: Geschäftsleitung: Inhaber: Mitarbeitende: Website:

1964 Hans Reichle und Renato De-Massari Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) 229 Millionen Franken (2016) Wetzikon Michel Riva, CEO Martin Reichle und Peter Reichle über 1000, davon 250 in der Schweiz (9 Prozent Lernende) www.rdm.com

Wegen der globalen Ausrichtung wurde am Hauptsitz mittlerweile Englisch neben Deutsch als zweite Sprache etabliert. Ob es denn nicht schwierig sei, alle diese verschiedenen Kulturen unter einem Dach zu vereinen? Einer der fünf Unternehmenswerte befasst sich deshalb mit der interkulturellen Zusammenarbeit. Dabei werde mit gezielter Ausbildung, globalen Meetings und internationalen Projekten die internationale Zusammenarbeit kontinuierlich gefördert. «Uns ist es wichtig, dass sich Mitarbeitende einbringen können und sich als Teil der Firma verstehen. Damit stellen wir sicher, dass das Unternehmertum, welches R&M erfolgreich gemacht hat, weitergelebt wird», so Riva.


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NZZ-Verlagsbeilage

Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich

Daniel Humbel (stehend in der Mitte) zusammen mit einem Teil seines Teams im Transa Flagship Store an der Zürcher Europaallee.

Aus der Krise mit neuen Ideen 3. Platz: Auch der Outdoor-Spezialist Transa überzeugt beim Zürcher Unternehmerpreis. Noch vor wenigen Jahren kämpfte er gegen schwerwiegende Probleme. Der Turnaround wurde mit unkonventionellen Mitteln erreicht.

MARTINA WACKER

Es ist heiss. Hochsommerlich heiss. Die Jurymitglieder in ihren Anzügen schwitzen ordentlich, aber auch die Geschäftsleitung der Transa Backpacking AG transpiriert – trotz betont lockeren Auftretens in T-Shirt und Shorts. Denn es geht um einiges an diesem Vormittag im August:Transa ist eines von sechs KMU, das für den prestigeträchtigen «Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich» des Swiss Venture Club nominiert wurde. Heute muss die Transa-Führungscrew die Jury von ihrem Unternehmen und ihren Ideen überzeugen. Noch vor sieben Jahren hätte kein Mensch auf Transa gewettet – geschweige denn, den Outdoor-Spezialisten für einen Unternehmerpreis vorgeschlagen. Die Firma war in ihrer Entwicklung an einem entscheidenden heiklen Punkt und der aufkommende Online-Handel veränderte die Konsumgewohnheiten. Als ob das nicht alles schon schwierig genug gewesen wäre, stand Transa auch noch vor dem grössten Bauprojekt seiner Geschichte. Mit dem neuen Flagship Store an der Zürcher Europaallee stiess der Detaillist in völlig neue Dimensionen vor: 3000 Quadratmeter Verkaufsfläche, massiv mehr Angestellte, die Aufnahme neuer Sortimentsbereiche und nicht zuletzt eine Verdoppelung des Lagervolumens und des Liquiditätsbedarfs.

Samstag, 20. Januar 2018

PETER FROMMENWILER

scheidenden Faktoren für die Zusage seien schliesslich die Menschen gewesen, die bei Transa die Kultur prägen und leben. «Ich wusste, dass sie mit mir am selben Strang ziehen werden.»

Aus der Chefrolle genommen Kultur, Team, Spirit, Sinn. Wörter, die im Gespräch mit Humbel oft fallen. Er setzte bei der Sanierung von Transa in erster Linie bei den Mitarbeitenden an, und damit den Kundenwünschen. Denn dass der Markt vorhanden ist und ein riesiges Potenzial hat, steht ausser Frage. Laut einer Studie des Bundesamts für Sport von 2015 sind Wandern und Bergwandern die beliebtesten Sport- und Bewegungsaktivitäten in der Schweiz. So hat sich der Anteil der Wanderer in der Gesamtbevölkerung zwischen 2008 und 2014 um beinahe 7 Prozent erhöht. Mittlerweile üben in der Schweiz ungefähr 3 Millionen diesen Sport aus. Besonders ausgeprägt zeigt sich die Zunahme bei Befragten unter 30 sowie von 30 bis 40 Jahren. Die Schweizer schwören ausserdem auf Qualität und sind bereit, dafür Geld locker zu machen. Humbel setzte

Bei Mitarbeitenden angesetzt Gefragt waren unkonventionelle Lösungen, gesucht ein unkonventioneller Geist. Gefunden wurde er in der eigenen Firma: Daniel Humbel (50), der seit 2007 für eine Tochterfirma von Transa das Schweizer Franchising-Geschäft der Jack Wolfskin Stores ausgebaut hatte. Die Wahl des neuen Geschäftsführers, der den Turnaround schaffen sollte, war nicht ohne Risiko. Er war ein ehemaliger Weltenbummler, der sich als Pantomime, Musiker, Koch und Matrose versucht hatte. Der Pleite ging mit einer Firma und doch den unbändigen Willen hatte, Transa auf einen neuen Kurs einzuschwören. «Ich hatte sehr grossen Respekt vor dieser Herausforderung und durchlief einen langen Entscheidungsprozess von mehreren Wochen», erinnert sich Humbel. Einer der ent-

Transa Gründungsjahr: Firmengründer: Branche: Umsatz: Hauptsitz: Geschäftsleitung: Inhaber: Mitarbeitende: Website:

1977 Jakob Huber, Till Lincke und Beat Stünzi Travel- und Outdoor-Ausrüstung 60 Millionen Franken (2016) Zürich Daniel Humbel, CEO Beat Zaugg, Mehrheitsaktionär rund 300, davon 19 Lernende www.transa.ch

also bei seinem Team an: Mehr Verantwortung für den Einzelnen, flache Hierarchien, vereinfachte Prozesse. «Ich versuche mich bewusst aus der Chefrolle rauszunehmen», sagt er. «Wenn die Hierarchien zu streng gelebt werden, fördert dies das Silodenken und kultiviert Abteilungen, die als kleine Königreiche funktionieren.» Dennoch sind ihm klare Strukturen wichtig. «In den Gründerjahren funktionierte Transa basisdemokratisch. Heute bilden wir entlang der Prozesslogik Teams, worin sich die Leute in dynamischen Rollen statt in statischen Funktionen bewegen können.» Und dann sagt er den Satz, der in seiner Radikalität verblüfft: «Im Detailhandel ist die Entwicklung der Mitarbeitenden das einzig wirklich Disruptive.» Wo andere den Kostenfaktor Personal abschaffen, setzt Humbel auf den Faktor Mensch. Damit Mitarbeitende motiviert seien, brauche es neben neuen Denkmodellen in der Führung vor allem eines – Leidenschaft und Sinnhaftigkeit. «Ich muss am Morgen aufstehen können und den Sinn in meiner Arbeit sehen. Erst dann bin ich bereit, mein Bestes zu geben», ist Humbel überzeugt. Heute ist es das Transa-Personal, das neue Produktideen einbringt und sie auch gleich testet. Im Winter reisen Transa-Spezialisten nach Schweden, um in der Kälte Ausrüstung, Schlafsack und Zelte auszuprobieren. Die Begeisterung der Mitarbeitenden soll nach Feierabend nicht im Geschäft gelassen werden: Wer wöchentlich 2 Stunden mehr arbeitet, erhält 1,5 Wochen zusätzliche Ferien oder 5 Prozent mehr Lohn. «Viele entscheiden sich für die Ferien», sagt Humbel. Und sind meistens draussen unterwegs.

Erfolgreiche Kooperationen Diese authentische Kompetenz kommt gemäss Humbel bei den Kunden extrem gut an. «Die Leidenschaft und Erfahrung, das Wissen um die Bedürfnisse der Kundschaft ist kein Selbstzweck.» Die einst gebeutelte Transa schaffte in den letzten sechs Jahren den Turnaround. Der Umsatz wuchs von 25 auf 60 Millionen Franken im Jahr, erarbeitet von rund 300 Angestellten. Transa zählt mit Filialen in Basel, Bern, St. Gallen,Winterthur und Zürich zu einem der grössten Outdoor-Fachmärkte der Schweiz. Darüber hinaus pflegt Transa erfolgreiche Kooperationen wie etwa mit Globetrotter. Der Spezialist für massgeschneiderte Reisen ist seit über 15 Jahren Partner und Transa-Aktionär. Im Mega Store in der Europaallee befindet sich neben Outdoor-Produkten deshalb auch ein Globetrotter-Reisebüro. Ein weiterer Meilenstein in der jüngsten Geschichte von Transa ist 2016 die Übernahme von Spatz Camping & Outdoor. Spatz ist vor allem unter Pfadfindern, Blauring, Cevi, Jungwacht und anderen Jugendorganisationen ein Begriff, die jeweils ihr Sommerlager in den unverwüstlichen Baumwollzelten verbringen. Nach gut einer Stunde ist die Präsentation vorüber. Die erste Nervosität von Humbel und seinem Team legte sich schnell. Überzeugend erklärten sie ihre Ziele, wie sie den Turnaround geschafft haben, erzählten von ihrer Führungsphilosophie. Locker und authentisch. Obwohl es für den Sieg beim Zürcher Unternehmerpreis nicht ganz gereicht hat, wissen sie, dass Transa auf dem richtigen Weg ist. Das zeigen die Zahlen.


Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich

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In der inszenierten Baustelle der Schibli-Gruppe in Zürich.

Die Jurymitglieder des «Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich» auf Achse: Roger Müller, Daniel Läubli, Steven Himmelsbach, Michael Steinmann, Marianne Fassbind, Felix Obrist, Bruno Odermatt (vordere Reihe von links); Roman Geiser, Dirk Schütz, Thomas Sauber, Christoph Rossacher, Antoine Berger, Andreas Gerber, Urs Seitz (hintere Reihe von links).

Auf KMU-Tour durch den Kanton Ein Tag im vergangenen Spätsommer voller guter Unternehmensgeschichten aus dem Blickwinkel vom Jurypräsidenten des «Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich», der am 18. Januar 2018 im Hallenstadion verliehen wurde.

vollautomatisierte Qualitätskontrolle hin, die von einem gelben Roboter ausgeführt wird. Bei R&M geschieht der manuelle Teil im Ausland, am modernen Hauptsitz in Wetzikon wird vornehmlich entwickelt. Denn wie jedes erfolgreiche KMU muss sich R&M durch Technologie, Funktionalität und Kundennähe differenzieren. Längst geht es nicht mehr nur um Kabel und Stecker, sondern um modulare Lösungen und auf den Kunden massgeschneiderte Produkte. Nach einer Phase der Stagnation stehen die Zeichen mit dem neuen Management seit fünf Jahren wieder auf Wachstum. Im Zürcher Oberland wurden Stellen geschaffen, und die Lehrlingsausbildung wird nicht nur in der Schweiz, sondern auch am Produktionsstandort Bulgarien betrieben. Wir nehmen mit auf den Weg, dass regionale Verwurzelung über die Schweiz hinaus gelebt werden kann.

Auf dem Rundgang bei Reichle & De-Massari in Wetzikon.

Präzision und Nüchternheit MICHAEL STEINMANN

Es ist kurz nach 8 Uhr an einem Montagmorgen Ende August, als uns Rolf Boffa im Untergeschoss eines noch dunklen Shoppingcenters in Hinwil durch sein Sortiment von 350 Katzenbäumen führt. Es ist die erste von sechs Stationen, welche die Jury des «Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich» an diesem Tag im Kanton besucht, um ein direktes Bild von den Unternehmen zu gewinnen, die sich für die letzte Runde des Wettbewerbs qualifiziert haben.

Eine Herzensangelegenheit Der Gründer und Inhaber von Qualipet sprüht vor Begeisterung. Es geht um eine Herzensangelegenheit, um die Liebe der Schweizer zu ihren Haustieren. Kunde und Endkunde, beides muss im Auge behalten werden. Denn der Tierhalter schätzt das reiche Angebot, legt Wert auf die nachhaltige Produktion von Nah-

rungsmitteln und die artgerechte Haltung und Zucht. Die Mitarbeitenden sprechen dieselbe Sprache, sind zumeist Tierhalter, kennen Bedürfnisse und Sorgen aus erster Hand. Am Ende gibt aber das Tier den Ausschlag, was gekauft wird. Auch nach 27 Jahren im Geschäft kennt Boffa keine Musse. Online-Handel, neues Logistikzentrum und der Ausbau von Eigenmarken müssen in diesem kompetitiven Umfeld angepackt werden. Tierfreund und Unternehmer, bei Boffa kommt das aus einem Guss.

Ansteckende Verwurzelung Es ist ja nicht so, dass wir noch nie einen Roboter gesehen hätten. Und doch schauen wir gebannt zu, wie beim Verkabelungsspezialisten Reichle & DeMassari (R&M) Stecker zusammengebaut werden. Das Management unter Leitung von CEO Michel Riva begleitet uns nicht minder fasziniert durch die Produktionshallen und weist uns auf die

Die Jury des «Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich» Zur 16-köpfigen Expertengruppe gehören neben Jurypräsident Michael Steinmann, Partner, McKinsey & Company (in alphabetischer Reihenfolge): Antoine Berger, Inhaber, Berger Gartenbau, Kilchberg; Silvio Bonaccio, Leiter Technologietransfer, ETH Zürich; Marianne Fassbind, Partner, Dynamics Group; Roman Geiser, CEO und Managing Partner, Farner Consulting;Andreas Gerber, Leiter KMU-Geschäft Schweiz, Credit Suisse (Schweiz); Steven Himmelsbach, Leiter Firmenkunden KMU Region Zürich, Credit Suisse (Schweiz);

Daniel Läubli, Partner, McKinsey & Company; Roger Müller, Partner und Sitzleiter Zürich, Ernst & Young; Felix Obrist, CEO, Hunziker Gruppe; Bruno Odermatt, Gründer und Partner, Value Solutions Group; Christoph Rossacher, Head of Sales Region East KMU, Swisscom;Thomas Sauber, Konsulent, Lustenberger Rechtsanwälte; Dirk Schütz, Chefredaktor «Bilanz», Ringier Axel Springer Schweiz; Urs Seitz, Inhaber, Eugen Seitz; Rolf Sonderegger, CEO, Kistler Gruppe. www.svc-event-77.ch

Bei Meister Abrasives in Andelfingen, unserer nächsten Station, herrscht so etwas wie Aufbruchsstimmung. Dieser Tage wird der Familienbetrieb in die Hände des Managements überführt. Die Nachfolgeregelung stellt viele KMU vor grosse Herausforderungen. Beim Hersteller von Präzisionsschleifwerkzeugen scheint man auf guten Wegen zu sein, gibt sich aber betont nüchtern. Dabei ist das Unternehmen ein Beispiel, wie durch Spezialisierung die Produktion in der Schweiz gehalten werden kann. Beim Rundgang durch die Werkhallen mit dem CEO Peter Beyer sehen wir aus erster Hand, wie vom Mischprozess bis zum Brennen in minutiösen Arbeitsschritten Schleifköpfe hergestellt und manuell weiterverarbeitet werden. 90 Prozent der Produktion geht ins Ausland, vornehmlich in die Zulieferindustrie der Automobilbranche. Das neue Management will nun verstärkt auf die Halbleiterindustrie setzen, bisher eine Domäne der Asiaten. Aber im Zürcher Weinland geht man auch diese Herausforderung mit Präzision und Nüchternheit an.

Der gelebte Faktor Mensch Der «Schiblianer» ist die Kundenzeitschrift der Schibli-Gruppe am Römerhof in Zürich. Als wir mit Helmen ausgerüstet auf einer inszenierten Baustelle am Hauptsitz der Elektrotechnik-Firma auf Kabelrollen Platz nehmen, wird uns aber schnell klar, dass ein «Schiblianer» weit mehr sein muss, nämlich Teil eines Betriebs zu sein, der trotz seiner Grösse Werte wie Loyalität und Vertrauen hochhält. Unternehmenskultur ist hier keine abstrakte Sache, sondern eine im Alltag gereifte Arbeitsform.Vielleicht steht dahinter auch das Bemühen, den Familienbegriff auf ein Unternehmen auszuweiten. Jan Schibli, in dritter Generation am

Im Basecamp von Transa an der Europaallee nahe des HB. Ruder, lebt das enthusiastisch vor. Aus den beengten Verhältnissen im Quartier hat sich ein unnachahmliches Konzept herausgebildet, das den Menschen ins Zentrum stellt: Sei er Hochleistungssportler, ungelernter Flüchtling oder langjähriger Mitarbeitender mit dem Wunsch nach einer Auszeit. Wir verlassen den Römerhof mit dem Eindruck, dass Schibli ganz offenbar etwas mit Menschen zu machen weiss.

Verkäufer als Teil der Reise In der umsatzstärksten Filiale des Outdoor-Ausrüsters Transa in der Zürcher Europaallee wurde der Haupteingang geschlossen, um uns im Basecamp, einer improvisierten Zeltstadt, willkommen zu heissen. Es ist heiss draussen und wir beneiden insgeheim die Belegschaft in ihren Shorts. Die legere Kleidung lässt alle jünger aussehen, und wir fragen uns, wer von denen nun eigentlich der Chef sei. Ferien- und Freizeitgefühle lassen sich nicht nur der Hitze wegen kaum vertreiben. Bei Transa wird das Outdoor-Gefühl zelebriert. Der Verkäufer ist Teil der Reise des Kunden. Seine Erfahrung ist das nächste Abenteuer des Käufers. Es scheint, sie würden am liebsten gemeinsam aufbrechen wollen. Doch die Realität des Detailhandels ist härter, wie CEO Daniel Humbel die Besucher aus ihren Gedanken zurückholt. Der stationäre Wiederverkauf kämpft ums Überleben, und Transa scheint eine gute Antwort

BILDER PETER FROMMENWILER

darauf zu haben, dem Kunden ein einprägsames Einkaufserlebnis zu schaffen.

Wie man den Erfolg erzählt Unser Tag hat bei einem Selfmademan begonnen. Und so endet er.Wir sitzen in Wollishofen im «Fischer’s Fritz» von Michel Péclard, dem «enfant terrible» der Zürcher Gastro-Szene. Jeder, der gedacht hätte, es sei schon alles ausprobiert worden, wird hier eines Besseren belehrt. Péclard, einnehmend und in prächtiger Laune, liebt es, gegen den Strom zu denken. Sushi aus Schweizer Fisch, Zuckerwatte auf der Dessertkarte, Gemüsekorb für die linienbewusste Kundin, Umsatzbeteiligung der Mitarbeitenden – mit solchen Konzepten hat er sich und seinem Beizen-Imperium einen Ruf geschaffen, der ihm guten Zulauf beschert. Dabei geht es ihm als Finanzfachmann vor allem um eines: Zu beweisen, dass Gastronomie kein Verlustgeschäft sein muss. Erfolg ist auch, wie man den Erfolg erzählt. Péclard ist ein hervorragender Geschichtenerzähler, mit sich in der Hauptrolle, aufrichtig und schlau im Kampf gegen gastronomische Spiesser und Behörden. Wir hören gerne zu, geniessen ein Glas Weisswein, blicken auf den Zürichsee und resümieren einen Jurytag voller guter Unternehmensgeschichten. Michael Steinmann ist Partner bei McKinsey & Company und Jurypräsident des «Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich».


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Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich

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Peter Beyer (links) und Thomas Meister von Meister Abrasives.

PETER FROMMENWILER

MARTINA WACKER

Geschliffen scharf Diplomrang: Egal ob Einspritzdrüsen in Automotoren, Hüftgelenkimplantate oder feinste Oberflächen in der Halbleiterindustrie, wenn es um Präzisionsschleiftechnik geht, dann gehört Meister Abrasives zur Weltspitze.

Es ist kurz vor Mittag, als die Jury des «Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich» in Andelfingen im Zürcher Weinland aus dem Car steigt. Peter Beyer (49) und Thomas Meister (59) führen die 16 Mitglieder in ein Sitzungszimmer. Gleich zu Beginn wollen sie klarstellen: Die Nachfolgeregelung wurde kürzlich erfolgreich abgeschlossen. Meister Abrasives wurde 1951 von Konrad Meister gegründet. Die damalige Handelsfirma importierte Schleifprodukte aus Deutschland und verkaufte sie an Schweizer Präzisionsunternemen weiter. Heute stellt das KMU selbst Präzisionschleifwerkzeuge her, die etwa in der Automobilindustrie oder Medizinaltechnik verwendet werden. 2002 übergab Konrad Meister den Familienbetrieb seinem Sohn Thomas Meister, der bis Ende 2011 als Geschäftsführer wirkte. Danach übernahm Peter Beyer das Zepter, und sein Vorgänger konzentrierte sich vor allem auf das Gruppenmanagement und auf strategische Projekte.

Samstag, 20. Januar 2018

der Dachgesellschaft von Meister Abrasives, zu erwerben. «Ich freue mich sehr, dass wir die Übernahme tätigen konnten. Und ich bin froh, dass Thomas Meister uns weiterhin zur Seite steht», erklärt Beyer. Meister bleibt vorerst am KMU beteiligt und engagiert sich weiterhin als Präsident des Verwaltungsrats. «Damit sorgen wir für Kontinuität», ergänzt Meister. Weltweit beschäftigt Meister Abrasives rund 200 Mitarbeitende und erzielte 2016 einen Umsatz von 43 Millionen Franken. Am Schweizer Hauptsitz arbeiten unter anderem Ingenieure, Mechaniker, technische Zeichner und kaufmännische Angestellte. Sie entwickeln und produzieren Präzisionswerkzeuge, die etwa zum Schleifen von kleinsten Bohrungen in der Autoindustrie, für präzise Oberflächen in der Halbleiterindustrie oder zur Herstellung modernster LED-Leuchtentechnik eingesetzt werden. «Nahezu jedes Auto der westlichen Hersteller wurde mit Schleifwerkzeugen bearbeitet, die wir hergestellt haben», so Beyer. Im Gegensatz zur Gründungszeit wird die Mehrheit der Produkte heute nicht mehr importiert, sondern exportiert. Dennoch sieht Beyer grosses Potenzial im Heimmarkt, zum Beispiel in der Uhrenindustrie. «Immer mehr Hersteller setzen auf Keramikgehäuse oder Keramikarmbänder», sagt er. Der Vorteil: Das Material ist praktisch unverwüstlich und somit kratzfest. Beim Rundgang durch die Produktionshallen sind nur wenige Mitarbeitende anzutreffen. Es ist 12 Uhr, und die meisten sind in der Mittagspause. Eine Angestellte füllt kleine Mengen eines dunklen Pulvers in eine Stanzform, um es zu pressen. Heraus kommt ein kleiner, feiner Stift – eine Art Bohraufsatz, wie

Interne Nachfolgeregelung «Letztes Jahr fasste ich schliesslich den Entschluss, das Unternehmen zu verkaufen», sagt Meister. Jetzt, wo er langsam ins Pensionierungsalter komme, habe er sich mehr Freizeit gewünscht. Einen Nachfolger in der Familie gab es nicht. Dafür aber im Betrieb: So entschied sich Geschäftsführer Peter Beyer zusammen mit Verkaufschef Alfred Zenczak (58) und Finanzchef Yves Surbeck (52) sowie mit einem privaten Investor, die Mehrheit der Aktien der Abraxos Holding,

Meister Abrasives Gründungsjahr: Firmengründer: Branche: Umsatz: Hauptsitz: Geschäftsleitung: Inhaber: Mitarbeitende: Website:

1951 Konrad Meister Präzisions- und Fertigungstechnik 43 Millionen Franken (2016) Andelfingen Peter Beyer, CEO Peter Beyer und Thomas Meister rund 200, davon 90 in der Schweiz (inklusive 3 Lernende) www.meister-abrasives.com

man ihn jeweils beim Zahnarzt sieht. Vorsichtig stellt sie ihn zum Wiegen zur Seite und pinselt feinste, unsichtbare Partikel von der Maschine, um sogleich den nächsten Aufsatz zu pressen. Für die Herstellung von Präzisionsschleifwerkzeugen, die sich für Materialien wie Keramik eignen, benötigt Meister Abrasives einen hohen Anteil an Diamanten und Handarbeit. «Der Grossteil unserer Produktion ist nicht automatisiert», betont Beyer. So wird etwa das Pulver, eine Mischung aus speziellen keramischen Rohstoffen und Diamanten, für das jeweilige Schleifwerkzeug von Hand gemischt. «Die Mischung muss auf das Milligramm genau stimmen», sagt er. Aber nicht nur bei der Produktion, sondern ebenfalls bei den dafür notwendigen Maschinen ist viel Handarbeit gefragt. So werden diese von Meister Abrasives individuell umgebaut und nachgerüstet. «Wir kaufen bestehende Maschinen sowie Steuerungen und passen sie anschliessend unseren Bedürfnissen an», führt Beyer aus. Das hat zur Folge, dass jeder Angestellte zuerst an der jeweiligen Maschine angelernt werden muss. «Unsere Produkte sind einzigartig, weshalb auch die Maschinen dafür nicht einem Standardprogramm entnommen werden können», sagt er.

Expansion in Deutschland Neben der Schweiz ist Meister Abrasives in diversen anderen Ländern präsent, etwa in Deutschland, Italien, Indien, China, Mexiko oder Amerika. Letzterer Produktionsstandort ist ursprünglich aus einer Marketingidee heraus entstanden. «Wir waren der Ansicht, dass es dem Unternehmen mehr Gewicht geben würde, wenn wir einen Standort in den USA vorweisen können. Heute sind die USA ein wichtiger Markt für uns», sagt Beyer. Wichtig ist beziehungsweise wichtiger wird Deutschland. Hier hat Meister Abrasives erst im vergangenen Jahr das Konkurrenzunternehmen Alfons Schmeier aus Bayern erworben. «Mit der Übernahme baut die Gruppe ihre Position als Weltmarktführerin im Innenschleifen weiter aus», sagt Beyer. «Die Produktepaletten von Alfons Schmeier und Meister Abrasives ergänzen sich ideal.» Das Innovationspotenzial sei immens. Zudem könne die globale Präsenz beim Kunden vor Ort durch gebündelte Anwendungskompetenz noch intensiviert werden, so der Geschäftsführer. Nach dem Rundgang ist die Jury hungrig und zugleich fasziniert von der Präzisionsarbeit, die trotz Hightech viel Handarbeit bedingt. Beyer versichert, dass unter dem neuen Management der bisher eingeschlagene Weg konsequent fortgesetzt wird. «Wir werden weiterhin als Marktführer und Trendsetter agieren», sagt er. Und auch am Produktionsstandort Schweiz werde festgehalten. «Wir sind hier sehr stark verwurzelt.» Beyer selbst fährt seit 17 Jahren täglich von Zürich nach Andelfingen zu Meister Abrasives zur Arbeit.

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Ein Buchhalter mischt die Beizenszene auf Diplomrang: Michel Péclard serviert in seinen Restaurants Erlebnisse. Auch nach 20 Jahren im Business gehen ihm die Ideen nicht aus. Sein nächstes Projekt ist ein spezielles Lokal, doch er träumt von einem Hotel.

Michel Péclard in seinem «Fischer’s Fritz» direkt am Zürichsee.

MARTINA WACKER

Eigentlich wollte er Banker werden. Doch seine Mutter fand, er solle etwas Richtiges lernen. Also absolviert er eine Lehre als Buchhalter und entschied sich, in die Gastronomie einzusteigen – obwohl er weder eine Ahnung vom Kochen noch von Wein hatte. Die Rede ist von Michel Péclard (49), dem wohl bekanntesten Gastronomen Zürichs. Auf die Idee, seine Ordner voll mit Bilanzen gegen Menükarten und Drinklisten einzutauschen, kam Péclard 1994 am «Züri Fäscht». Zusammen mit Freunden betrieb er dort einen Stand und verkaufte «Spiessli» en masse. Der Kilchberger kam auf den Geschmack und schrieb sich kurze Zeit später an der Hotelfachschule in Luzern ein. Nach seinem Abschluss gründete Péclard 1998 sein erstes Restaurant, die «Pumpstation» an der Zürcher Seepromenade. Die dafür benötigten 150 000 Franken erhielt er von der kleinen Brauerei Rosengarten in Einsiedeln (SZ). «Keine Bank wollte mir damals das Geld geben», sagt Péclard. Niemand glaubte daran, dass man die versprayte Location in eine Gartenbeiz umwandeln könne.

Lage, Lage und nochmals Lage Heute ist die «Pumpi» eine der meistfrequentierten Gartenbeizen im Sommer. Sein Erfolgsrezept? «Man muss den Gästen ein Erlebnis bieten. Am besten an einem bescheidenen Ort, der mit hoher Qualität aufwartet», meint er. An dieses Credo hält sich der Unternehmer für jeden seiner 12 Betriebe. So gibt es etwa im «Coco» am Paradeplatz keine Weinkarte. Die Gäste suchen im Keller eine Flasche aus. Und im «Fischer’s Fritz», auf dem einzigen Campingplatz der Stadt Zürich, wird nicht etwa Rindsfilet serviert, sondern «Fischknusperli» oder «Pouletflügeli». Ebenfalls durchsetzen konnte sich Péclard mit seiner Idee, rohes Gemüse (Crudités) statt Salat als Vorspeise anzubieten. «Als ich diesen Vorschlag meinen Köchen unterbreitete, fielen sie fast von den Stühlen», lacht Péclard. Alle hätten sich vehement dagegen gewehrt. «Doch bei den Gästen kommt dieser Gang sehr gut an.» Aber nicht nur bei seinen Köchen, sondern auch bei der Lage sei-

Pumpstation Gastro Gründungsjahr: Firmengründer: Branche: Umsatz: Hauptsitz: Geschäftsleitung: Inhaber: Mitarbeitende: Website:

1998 Michel Péclard Gastronomie/Restaurants 25 Millionen Franken (2016) Zürich Michel Péclard und Florian Weber Michel Péclard 250, davon 36 Praktikanten von Schweizer Hotelfachschulen und 2 Lernende www.peclard.net

ner Restaurants sorgt Péclard immer wieder für ungläubige Gesichter. «Viele haben mich gefragt, ob ich eigentlich spinne, als ich vor fünf Jahren bekannt gab, den Campingplatz in Wollishofen zu übernehmen.» Er würde damit nie Geld verdienen, waren sich die Kritiker sicher. «Stimmt nicht», entgegnet Péclard mit seinem kernigen Lachen. Seit der Übernahme habe sich der Umsatz für den ganzen Campingplatz versiebenfacht. Für ihn ist klar weshalb: «Gibt es einen perfekteren Ort als eine so schöne Location am See?» Für die perfekte Inneneinrichtung lassen sich Péclard und sein Geschäftspartner Florian Weber (33) regelmässig im Ausland inspirieren. In den grossen Metropolen schauen sie sich gemeinsam nach Konzepten um, die vielleicht auch in Zürich auf Anklang stossen. Für den Umbau engagieren sie Bühnenbildner statt Architekten. Letztere gingen weniger auf die Bedürfnisse des Gastes ein und verrechneten für die gleiche Arbeit viel mehr, so Péclard.

Generell liege ihm viel daran, nahe am Tagesgeschäft zu sein. «Wir statten den Betrieben täglich einen Besuch ab», sagt Péclard. Es sei wichtig, dass die Mitarbeitenden die Chefs spürten. Sein Rezept scheint zu funktionieren. Während in den letzten Jahren immer mehr Restaurants schliessen mussten, hat Péclard eine Beiz nach der anderen eröffnet. Selbst etablierte Gastrokonkurrenten attestieren ihm eine gute Nase fürs Geschäft.

Aktuell versucht er, seinen ältesten Sohn in seine Erfolgsgeheimnisse einzuweihen. Dieser soll einst mit Weber zusammen das Business übernehmen. Eine wichtige Erkenntnis, die er den beiden auf den Weg gibt: «Gewinne immer sofort reinvestieren.» Nur so bleibe man innovativ. Was ist denn sein nächstes Projekt? «Ein Restaurant, an dem acht Kleinproduzenten aus der Region beteiligt sind.» Damit will Péclard die lokalen Landwirte und Hersteller unterstützen.

Denn der Preisdruck beelende ihn. «Für eine von Hand gepflückte Schale Erdbeeren kriegt der Bauer nicht einmal 4 Franken. Das ist doch absurd.» Gibt es sonst noch etwas, dass er sich einmal leisten möchte? «Ich würde gerne ein Hotel übernehmen. Aber ich glaube, ich habe zu wenig Geld dafür», lacht Péclard wieder sein kerniges Lachen. Doch wer ihn so reden hört, ist sich sicher, dass es wohl nicht nur beim Träumen bleiben wird.

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Mitarbeiter sind erfolgsbeteiligt Péclards Imperium, die Pumpstation Gastro GmbH, generierte 2016 einen Umsatz von 25 Millionen Franken. Zu den Lokalen gehören in Zürich beispielsweise das «Schober» (Niederdorf), die «Milchbar» (Kappelergasse), das «Rooftop» (Bahnhofstrasse) oder der «Kiosk» (Hafen Riesbach) sowie der «Mönchhof» in Kilchberg, das «Beach» und das «Portofino» in Thalwil oder der «Alpenblick» in Arosa. Ein Teil des Erfolgs sieht Péclard neben guten Locations, feinem Essen und schönen Erlebnissen in seiner Lohnpolitik. Er bezahlt den rund 250 Angestellten kein fixes Salär, stattdessen lässt er sie am Ertrag teilhaben. So verdienen seine Servicemitarbeiter 9 Prozent des selbsterwirtschafteten Umsatzes. «Das ist mehr als der Mindestlohn und manchmal bis zu 8000 Franken», sagt der Patron. Seine lockere Haltung ist wohlkalkuliert. «Wenn man die interne Kommunikation durch Geiz oder Controlling unterbricht, ist dies kontraproduktiv.» Darüber hinaus lädt er jedes Jahr das gesamte Kader für zehn Tage ins Ausland an einen bestimmten Ort ein. 2017 standen Nizza und Monaco auf dem Programm. «Der Event kostet mich 100 000 Franken.Aber es ist wichtig, dass sich die Mitarbeiter der verschiedenen Restaurants kennen und austauschen», sagt er. Das schaffe Synergien und Solidarität.

Einfach mehr Freude ins Büro bringen ■ Büromaterial ■ Büroeinrichtungen ■ Geschäftsdrucksachen

■ Kopier- und Druck-Systeme ■ Tinten- und Toner-Nachschub ■ C-Artikel Management

Gewinne immer reinvestieren Obwohl Michel Péclard einst Buchhalter gelernt hat, sieht er sich und seinen Geschäftspartner nicht als Zahlenmenschen: «Wir haben noch nie für ein Lokal ein Budget erstellt.» Dafür würden sie monatlich die Abschlüsse kontrollieren. «So können wir schnell reagieren, wenn etwas aus dem Ruder läuft.»

PETER FROMMENWILER

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Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich

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zeigt sich an der Lebenserwartung. «Wie wir Menschen leben gleichfalls unsere Haustiere immer länger.» Ein Grund sei sicher die verbesserte Futterqualität, so der Qualipet-Gründer.

Verkaufen liegt ihm im Blut

Unternehmer Rolf Boffa in seiner Qualipet-Filiale in Hinwil.

PETER FROMMENWILER

MARTINA WACKER

Der Tierversteher Diplomrang: Qualipet steht für die erste und grösste Zoofachmarkt-Kette der Schweiz – nicht zuletzt dank seinem Gründer und Inhaber Rolf Boffa, der sich seit 30 Jahren mit viel Herzblut um das Wohl der Tiere sorgt.

Haustiere, vor allem Hunde und Katzen, haben einen hohen Stellenwert – dito in der Schweiz, wie Rolf Boffa (66), Gründer und Inhaber von Qualipet, bestätigt. Der Patron ist das, was man einen Selfmade-Millionär nennt.Vor 30 Jahren bei Null angefangen, erzielt er heute mit dem Verkauf von Tiernahrung, Hundebiskuits, Kratzbäumen oder Futternäpfen einen jährlichen Umsatz von rund 172 Millionen Franken. Zudem beschäftigt er 675 Mitarbeitende, davon 68 Lernende in 90 Filialen. Damit ist Qualipet mit Hauptsitz in Dietlikon hierzulande die klare Nummer eins, vor dem deutschen Zoofachmarkt-Rivalen Fressnapf mit 53 Schweizer Standorten. Einer seiner neusten Läden steht in Hinwil. Hier führt Boffa die 16 Jurymitglieder des «Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich» gleich zu seiner neusten Innovation: Einem Barf Shop. Hinter der englischen Abkürzung für «biologically appropriate raw food» verbergen sich viel gefrorenes Fleisch, Fisch und andere Zutaten, die Tierbesitzer für ihre Lieblinge zu Nahrung vermischen können. «Die modernen Ernährungstrends haben auch die Katze und den Hund erreicht», sagt Boffa. Neben der Barf-Theke säumen lange Futterregale den Laden. Es gibt Nahrung für Hundewelpen, Jungtiere, grosse Hunde und kleine Rassen. Oder Funktionsfutter für Hunde mit Magenbeschwerden, Laktoseintoleranz, Allergien sowie Vitaminmangel. Zwei Regale weiter hinten stehen dieselben Produkte – für Katzen. Dass das Funktionsfutter tatsächlich einen Nutzen bringt,

r g ng li l z rb en ch sc yin e ite d s m a n er u s re te n P u b ju r i s t i zog , Ve oz i a b t h e i e W n e S b c p e b i , e h e o s s en isc c ht ba n A rb t, L ung ng , axi Kom zog r ist Ver ech , pr l du e nt t s r e m e nt , he r e i u , i r z g c j b b s i e n z , n s r t s b i i e i n ng ge Ar ve r ion e ite ra x e te bby i l du ana zia l mp eW g, p rum i k at , Lo l o t o m t n n i b S s n K h e te r b , e nt re c nt , bb y c he P u a nd zog nzz eme , Lo erb e it s sb e e me e te g is n b V g r a p , e a axi n n A n r ist a om io an u m ge m t j K u s n m , a , r s d g u n bl i k un e nt ban he r a nd one nzz Ver e P u te r b i l d erb r s ic , e h e V t n c , v e i e l s p We ne n ion isti o z i a t , Kom a t i o ht , j u r e ne i k at l k g n i b l o e u ez ub re c ge m s c he P x i sb h e P r b e it s a i c r t s i i p l , A it o ing p ol um g, p en, nt r bby g e o z L n , en z er u c ht p et s re t m i o e t, K A rb um r t zen nt z il h h t m b r is

Abgesehen davon können Aquarien, Katzenspielzeuge, Fellpflegemittel, Terrarien und Kleintiere wie Kaninchen, Hamster oder Meerschweine gekauft werden. Letztere erleben gerade ein Revival. «Meerschweine sind wieder sehr gefragt», sagt Boffa.Aber auch exotische Tiere wie Echsen, Schlangen, Spinnen und eine grosse Auswahl an Insekten werden bei Qualipet verkauft. Eine Vielzahl davon züchtet das Unternehmen in Zusammenarbeit mit Lorica, einer auf Reptilien spezialisierten Firma. Mittlerweile ist Lorica die grösste Reptilienzuchtstation Europas. «Mit der Zucht ist die nachhaltige Erhaltung vieler wildlebender Arten gesichert», erklärt Boffa. Der Patron verkauft nicht nur Tierbedarf, sondern ist wie 90 Prozent seiner Angestellten selbst ein grosser Tierliebhaber. Seine Frau und er haben zwei Hunde, eine Katze und einen Teich mit Koi-Fischen. Doch neben seiner Liebe zu Tieren treibt ihn vor allem eines an: Seine Neugier, Neues auszuprobieren. Unternehmer zu sein heisse, etwas zu unternehmen, etwas zu riskieren. Mehr als scheitern könne man ja nicht. «Darum heisst es ja Unternehmer – und nicht Unterlasser», sagt er. Boffas Karriere fing an mit dem Inserate-Verkauf für den «Zürcher Ober-

Qualipet Gründungsjahr: Firmengründer: Branche: Umsatz: Hauptsitz: Geschäftsleitung: Inhaber: Mitarbeitende: Website:

1991 Rolf Boffa Tierbedarf/Zoohandlung 172 Millionen Franken (2016) Dietlikon Rolf Boffa und Fabian Boffa Rolf Boffa fast 700, davon 68 Lernende www.qualipet.ch

länder». Bald überzeugte er den Besitzer eines Hundemagazins aus Deutschland, ihm die Lizenz für eine Schweizer Version zu geben. Noch heute gibt Qualipet die Zeitschriften «Katzen-Magazin» und «Hunde-Magazin» heraus, die an jedem Kiosk erhältlich sind. Der QualipetKatalog wird darüber hinaus in einer Auflage von 450 000 Exemplaren gedruckt und allen Kunden zugestellt. 1991 gründete Boffa schliesslich die Qualipet AG und eröffnete die erste Filiale in Dietlikon. Seither hat er jedes Jahr drei bis vier Niederlassungen lanciert. 2000 übernahm Qualipet die Tierfreund AG und führte mit der QualiHorse-Linie ein Sortiment für Pferdebedarf ein. 2007 wurden alle Mitarbeitende des Zoofachmarkts MyFriends AG und deren 13 Standorte integriert. Aus dem Ausland kriegt der Schweizer Branchenprimus immer wieder Übernahmeangebote. Aber bisher liess Boffa die Finger davon. «In den letzten fünf Jahren sind wir jährlich 2 bis 4 Prozent gewachsen», sagt er. «Ich bin mir sicher, dass das Ende der Fahnenstange im Inland noch nicht erreicht ist.»

Neue Technologien begeistern Einer der Wachstumsmärkte sind neue Technologien. Immer öfter werden den Tieren Chips im Hals eingesetzt. Nicht nur, um sie wieder zu finden, falls sie weglaufen sollten, sondern auch, um sie ins Haus zu lassen. So öffnet sich etwa das elektronische Katzentor nur auf das Funksignal des Chips der eigenen Katze. Aber auch Futternäpfe lassen sich via Chip regeln. Je nachdem welche Katze sich dem elektronischen Futternapf nähert, öffnet sich nur eines der Törchen. Dadurch kann verhindert werden, dass die eine Katze der anderen die Mahlzeit wegfrisst. «Ich bin begeistert von den neuen Technologien.» Bald ist es 30 Jahre her, seit Boffa seine erste Qualipet-Filiale eröffnete. Ein Grund für seinen Erfolg sei, dass die Branche mehr oder weniger krisenfest sei. «Wenn die Leute weniger Geld haben, sparen sie eher bei den Ferien oder beim Auswärtsessen als beim Tier», weiss er. Dennoch wachsen die Bäume selbst beim Tierbedarf nicht unbegrenzt in den Himmel. Obwohl zum Beispiel immer mehr Schweizer einen Hund haben, verkauft Qualipet deshalb nicht mehr Futter – im Gegenteil: «Kleine Hunde liegen immer mehr im Trend», sagt er. So war der Chihuahua 2016 der meistgekaufte Hund. «Diese fressen natürlich deutlich weniger.» 2018 will Boffa ein Futterabo lancieren.Vielleicht wird er sich wieder als Pionier durchsetzen, wie er es schon mit dem ersten Fachmarkt in der Schweiz getan hat. Zeit und Geduld hat er. Denn auch wenn Boffa das Rentenalter bereits erreicht hat, denkt er noch nicht ans Aufhören. «Ich fühle mich fit und ziehe mich in Etappen zurück.» Er liebe seinen Beruf und habe seinen Nachfolger bestimmt. Dereinst wird sein Sohn Fabian Boffa (32), derzeit Chef Einkauf und stellvertretender Geschäftsführer, in seine Fussstapfen treten.

m e r r ik a ge ge n e it s u n g , j u u bl n o b P a z r e e m bby m A e r b i ld i s c h b a nd s x i sb , Lo t t a i l r t h i o r p c s Ve We s re g, p ng , ju r i en, yin by i b e i t du n g , g b b r n b o A u o l ti r ,L g, L r u m e ite r b i c he lika i t n b s n u r u e eP a lv e bi ld eW nzz oz i a g e n ol it i s c h a n d s m e te S o p , z m e b p o r en b , e K is un nt , ne n n, V ra x he r e o e c p i i g t , m s t e n r ika ch lv e er u u bl s re oz i a s ic h r S b e it i s c h e P e , nt i a lv st e me S oz ju r i g , a n n e ma ion nd s k at a b er n, V

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Samstag, 20. Januar 2018

Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich gegenseitige Verständnis. Ich bin der Meinung: Je globaler die Welt wird, desto höher ist das Bedürfnis für Unternehmer, regional Kontakte zu knüpfen und zu agieren. Das hat zum einen mit der Identifikation mit der Region zu tun, aber auch damit, dass es unkompliziert ist, mit Menschen in der Nähe langfristig zusammenzuarbeiten.

Andreas Gerber, was fasziniert Sie am Unternehmertum? Die ungeheure Leistungsfähigkeit und Innovationskraft. Die Schweizer KMUWirtschaft ist trotz Frankenschock, Finanzkrise und Globalisierung konkurrenzfähig geblieben. Mit der Aufhebung des Mindestkurses zum Beispiel ist für viele Schweizer Unternehmen von einem Tag auf den anderen ein Viertel der Marge weggefallen – das ist existenziell bedrohend. Dennoch haben die Unternehmen einen Weg gefunden, damit umzugehen. Es beeindruckt mich, wie viel Risiko einzelne Personen für ihren Betrieb eingehen und damit auch für die Erhaltung von Arbeitsplätzen, die Wirtschaft und den Wohlstand.

Und welche Rolle spielt eine solche Preisverleihung für die Gesellschaft? Die Bevölkerung erhält mit der Prämierung einen Einblick, was die Firmen im Ort leisten. Was mich immer wieder erstaunt: Es gibt in der Schweiz Hunderte von Firmen, die globale Marktleader sind – und niemand weiss es. Das muss man den Leuten doch mitteilen! Nicht zuletzt geht es darum, welches Image die Wirtschaft in der Gesellschaft hat.

Andere wählen lieber den sicheren Weg mit Festanstellung und einem fixen Gehalt. Natürlich. Will in der Schweiz jemand unternehmerisch tätig werden, heisst es oft: Bist du wahnsinnig? Denk doch an die Familie, die Freizeit, die Pensionskasse.

Sie möchten in den Regionen viel bewirken. Warum braucht es dann das nationale Dach des SVC? Den nationalen Verein braucht es, damit wir politischen Anliegen Gewicht verleihen können – eine schweizweite Organisation hat mehr Ausstrahlung. Unsere Veranstaltungen sind thematisch für alle Regionen und Mitglieder relevant. Und dann gibt es Themen, die zu gross sind, um sie regional anzupacken: Die Jungunternehmerszene zum Beispiel ist vor allem an der ETH, der EPFL und den Fachhochschulen. Als nationaler Verein kann der SVC Innovatoren mit Investoren zusammenbringen.

Ist sich die Gesellschaft zu wenig bewusst, was KMU leisten? Auf jeden Fall. Ich stelle oft fest, dass Menschen in unserer Gesellschaft nicht wissen, wie und wo Geld verdient wird – oder dass überhaupt Geld verdient werden muss. Profit zu machen ist, anrüchig geworden, dabei ist eine erfolgreiche Wirtschaft für die Gesellschaft essentiell. Man vergisst, dass die Wirtschaft zum Wohl einer Gesellschaft beiträgt. Diese Zusammenhänge werden meiner Ansicht nach zu wenig geschult und diskutiert. Auch darum braucht es eine Organisation wie den SVC, die eine Brücke baut und zeigt, welche Leistungen Unternehmungen in der Schweiz erbringen. Was ist der Swiss Venture Club? Wir sind eine Plattform für KMU. Mitglieder des SVC sind Unternehmer oder Führungspersonen in Unternehmen.Wir sind kein elitärer Verein, sondern eine breite Wirtschaftsvereinigung für alle Unternehmen. Auch ist der SVC kein Cüpli-Club, sondern eine Plattform, die hochwertigen Inhalt transferiert und hilft, Kontakte zu knüpfen und Wissen auszutauschen. Und wir stehen für den wirtschaftlichen Wettbewerb ein. Sie sind seit vergangenem September Präsident des Swiss Venture Club. Was wollen sie dort bewegen? Ich möchte den SVC noch bekannter machen und dafür sorgen, dass wir mehr Mitglieder gewinnen können. Momentan sind es 3000, schweizweit sind wir das grösste Netzwerk für KMU.Aber gemessen an den 300 000 KMU, die es in der Schweiz gibt, haben wir noch grosses Potenzial. Zudem möchte ich die nächste Generation mehr einbeziehen und erfahrene Unternehmer mit Jungunternehmern zusammenbringen. Und selbstverständlich gehört auch politisches Engagement zu meinem Amt: Ich setze mich dafür ein, dass KMU bei politischen Entscheidungen mehr berücksichtigt werden. Warum ist das wichtig? Weil KMU im Vergleich zu Grossunternehmen über viel weniger Ressourcen verfügen und sich dadurch im laufenden Gesetzgebungs- und Umsetzungsprozess weniger einbringen können. KMU sind sensibler auf der Kostenseite und es fehlt ihnen teilweise die Schlagkraft und Professionalität,Themen zu adressieren und sie politisch anzugehen. Bisher ist der SVC politisch kaum in Erscheinung getreten. Das stimmt, hier können wir uns noch mehr engagieren. Wir haben eine Partnerschaft mit dem StrategieDialog21, zusammen prämieren wir im Schloss Thun jedes Jahr politisch motivierte Ideen.Am «Wunschschloss» nehmen Politiker aus allen Parteien teil, um die Ideen der engagierten Bürgerinnen und Bürger zu diskutieren. Das ist ein guter Anfang, auf den wir aufbauen können. Wir müssen Sorge dazu tragen, dass die Nähe zwischen Gesellschaft, Politik und Wirtschaft bestehen bleibt. Ist das ein Grund, dass Ihre Organisation alle zwei Jahre in sieben Regionen den «Prix SVC» verleiht? Ja, die regionalen Preisverleihungen «Prix SVC» sind sehr wichtig für das

Andreas Gerber, Präsident des Swiss Venture Club (SVC).

MICHELE LIMINA

«Die Gesellschaft ist sich zu wenig bewusst, was KMU leisten» Andreas Gerber ist seit vier Monaten Präsident des Swiss Venture Club (SVC). Er will der Unternehmerplattform mehr politisches Gehör verschaffen und KMU dazu ermutigen, die Chancen der Digitalisierung zu erkennen.

Was ist die grösste Herausforderung für Start-ups? Die Geschwindigkeit, mit der sich das wirtschaftliche Umfeld entwickelt. Die Digitalisierung führt dazu, dass in kurzer Zeit ganze Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten auseinanderbrechen und neue entstehen.Auch als Weltmarktleader kann man heutzutage in einem knappen Jahr weg vom Fenster sein – denken Sie nur an Nokia oder Blackberry mit ihren verschwindend geringen Marktanteilen. Als Jungunternehmer muss man schneller und innovativer sein als die Konkurrenz, sich sehr rasch anpassen können und über einen grossen Durchhaltewillen verfügen – anders geht es nicht. Wie unterstützen Sie KMU in dieser enormen Aufgabe? Uns ist der Know-how-Transfer zwischen verschiedenen Unternehmern – erfahrenen und jungen – sehr wichtig. Das erreichen wir zum einen über Events mit spannenden Speakern. Zum anderen aber auch mit dem Netzwerk, das der SVC Mitgliedern bietet und erlaubt, dass sich Unternehmer im kleinen Kreis austauschen können. So versuchen wir, Kompetenzen zu vermitteln. In welcher Beziehung steht die Credit Suisse zum SVC? Sie ist strategische Partnerin für den SVC und stellt ihm personelle Ressourcen sowie finanzielle Mittel zur Verfügung. Die Credit Suisse versteht sich als Bank für Unternehmer und ist für viele KMU ein strategischer oder finanzieller Partner. Sie sind bei der Credit Suisse Leiter des schweizweiten KMU-Geschäfts, bei dem SVC Vereinspräsident. Ist diese Doppelrolle naheliegend? Ja. Ich beschäftige mich seit über 30 Jahren mit der KMU-Landschaft Schweiz, zuerst war ich im Mittelland, dann in der Romandie und zuletzt in Zürich tätig. Nun, als Leiter des schweizweiten KMUGeschäfts, treffe ich genau die gleichen Exponenten an wie im SVC. Ich masse mir an, dass ich die KMU-Landschaft Schweiz ganz gut kenne – das ist wichtig für meine Rolle als Präsident beim SVC, damit ich die Herausforderungen und Chancen für Unternehmer verstehe. Selbst waren sie aber nie unternehmerisch tätig? Ich wollte schon, aber ich habe es immer etwas verpasst. Natürlich kann man sagen: Wenn man Unternehmer sein will, dann muss man es durchziehen, es gibt nicht den passenden Moment. Aber ich habe das Glück, dass ich innerhalb der CS einen relativ grossen unternehmerischen Spielraum habe. Mich fasziniert es in der Breite des Firmenkundengeschäfts, über alle Branchen hinweg und mit all den Exponenten zu arbeiten

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– seien es Besitzer,Verwaltungsräte oder Finanzchefs. Durch die intensive Auseinandersetzung erfahre und verstehe ich, wie die Unternehmerwelt funktioniert. Ist die Schweiz unternehmerfreundlich? Im internationalen Vergleich ja. Dennoch müssen wir aufpassen, dass die Rahmenbedingungen für KMU nicht restriktiver werden. Wenn das passiert, geschieht das vermutlich wegen mangelnder Nähe zwischen der Politik und der Wirtschaft. Ist das Unternehmertum nach wie vor eine Männerdomäne? Es ist sich viel am Tun. Heute sehe ich bedeutend mehr Frauen, die unternehmerisch tätig sind, was sehr erfrischend und positiv ist. Übrigens stelle ich fest, dass sich nicht nur die Geschlechterverteilung, sondern auch die Altersdurchmischung bei Unternehmern verändert hat. Was können Schweizer Firmen besser machen? Sie tun gut daran, offen zu bleiben und Trends möglichst zügig aufzunehmen. Das geht leichter, wenn wir auch die Chancen, nicht nur die Nachteile der Digitalisierung sehen. Und es wäre gut, wir könnten uns etwas besser verkaufen: Das Schweizer Understatement kann in einem kompetitiven Markt ein Nachteil sein. Gilt das auch für den SVC? Auch wir sollten uns noch etwas besser an den Mann oder die Frau bringen und näher an Unternehmen herankommen. Ich freue mich darum darauf, unsere

«Ich setze mich dafür ein, dass KMU bei politischen Entscheidungen mehr berücksichtigt werden.» Plattform weiter in die Digitalisierung zu begleiten und uns in Politik und Gesellschaft bekannter zu machen. Was stimmt Sie nachdenklich? Ich finde es sehr wichtig, dass wir uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Die Schweiz hat seit dem 20. Jahrhundert keine grossen Krisen mehr durchstehen müssen. Das führt auch zu einer gewissen Genügsamkeit. So stelle ich fest, dass in der Gesellschaft teilweise der Hunger und die Motivation fehlen, sich wirtschaftlich und unternehmerisch voll einzubringen. Das ist das Ergebnis unseres Wohlstands, der teilweise zu Bequemlichkeit führt. Die Politik, die Unternehmen und der Staat haben eine gemeinsame Verantwortung, dass die Dynamik erhalten bleibt. Sonst wird uns unsere privilegierte Situation zum Verhängnis. Interview: Sandrine Gehriger

Zur Person sgh. · Andreas Gerber (49) trat 1989 in die Credit Suisse ein, 2009 wurde er zum Managing Director befördert und seit April 2015 leitet er das KMU-Geschäft Schweiz. Sein beruflicher Werdegang führte ihn von der Betreuung börsenkotierter Grosskunden über die Leitung des Firmenkundengeschäfts im Marktgebiet Bern zum Leiter KMU Region Mittelland. Im September 2010 wechselte er nach Zürich und führte dort während vier Jahren das Firmenkundengeschäft der Region Zürich und Schaffhausen. Andreas Gerber ist studierter Betriebsökonom FH und absolvierte das Executive Program am Swiss Finance Institute (SFI) in Zürich sowie an der Tuck School of Business at Dartmouth in Hanover, USA. Der bisherige Vizepräsident übernahm das Präsidium des Swiss Venture Club (SVC) per September 2017. Der KMU-Verein stellt sich seit 17 Jahren in den Dienst kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU). www.swiss-venture-club.ch


Wir gratulieren allen Schweizer Unternehmern. Und ganz besonders den Preisträgern des Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich 2018: Meister Abrasives AG Pumpstation Gastro GmbH QUALIPET AG Reichle & De-Massari AG Schibli-Gruppe Transa Backpacking AG

Als die Bank für Unternehmer und strategischer Partner des Swiss Venture Club fördern wir das Unternehmertum. Seit 1856. Sind auch Sie ein Unternehmer, eine Unternehmerin? Dann gratulieren wir auch Ihnen: weil Sie mit Ihren Ideen und Ihrer Leistung Wert schöpfen und Arbeitsplätze schaffen. credit-suisse.com/unternehmer

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