Brand Relations (D)

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Verlagsbeilage

NZZ am Sonntag 30. Juni 2019

Zukunft Bauen

Movers & Shakers der Digitalisierung

NEUBAU: JABEE TOWER, DÜBENDORF – DER HÖCHSTE WOHNTURM DER SCHWEIZ; ARCHITEKTUR: SATTLERPARTNER ARCHITEKTEN + PLANER AG, SOLOTHURN – A PART OF MIC.MIND.SET; ERSTVERMIETUNG/PROMOTION: VARIOSERV AG, DÜBENDORF; FOTO: GORAN POTKONJAK, USTER

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Verlagsbeilage Zukunft Bauen

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NZZ am Sonntag 30. Juni 2019

Editorial

Appetizer

Chance digitales Bauen nutzen

Zukunftsmusik = Gegenwartsmusik! First Movers der Digitalisierung in der Schweizer Bauwirtschaft reflektieren über «The Next Big Thing». Das Amuse-Bouche serviert Regierungsrat Martin Neukom, Baudirektor des Kantons Zürich.

Monika Rühl ist Vorsitzende der Geschäftsleitung von economiesuisse.

«Alle Sektoren der Schweizer Wirtschaft müssen und können die Chancen der Digitalisierung packen.»

Mein Hauptanliegen im Bereich Bauen, Wohnen und Umwelt ist die Klimaverträglichkeit. Die Dekarbonisierung unserer Energieversorgung ist daher eines meiner wichtigsten Ziele. Wir alle tragen Verantwortung für die Zukunft, für die nachfolgenden Generationen. So richtig es ist, an die Zukunft zu denken, so kontraMartin Neukom produktiv ist es aber, sie als Raum einer nebulösen Verheissung zu behandeln: «Irgendwann» werden wir über Technologien verfügen, die uns von fossilen Energieträgern unabhängig machen, aber noch ist das «Zukunftsmusik». Nein, ist es nicht! Diese Techniken sind schon heute verfügbar, wir müssen sie nur einsetzen. Das ist für mich «The Next Big Thing»! Es sind Technologien, die nicht allein der Senkung des Energieverbrauchs dienen, sondern auch der Energiegewinnung durch Photovoltaik, systematisch clever kombiniert mit einer modernen Haustechnik und der saisonalen Speicherung der Sommerwärme. Den hierfür benötigten Langzeitspeicher gibt es längst: Es ist der Boden unter unseren Häusern, in den die Sommerwärme mittels Erdsonden und bidirektionalen Wärmepumpen eingeleitet wird. Für den Kanton Zürich mit seinen vielen historischen Bauten ist dies besonders interessant, denn isolierende Gebäudehüllen sind mit dem Denkmalschutz oft unvereinbar. Ganz generell ist der alte Gebäudebestand unser Sorgenkind. 80 Prozent unseres Gebäudeparks wurden vor 1980 gebaut oder saniert. Dieses Volumen zu transformieren, das heisst, CO2-frei und unabhängig von Strom aus AKWs zu machen, ist eine riesige Herausforderung und gelingt nur, wenn die Hauseigentümer mitmachen. Die Zahlen müssen stimmen, und das tun sie auch! Mit den eingesparten Energiekosten lassen sich die Kapitalkosten der Investitionen oftmals kompensieren, sodass im Fall von Mietobjekten auch keine höheren Bruttomieten zu befürchten sind. Anstelle punktueller Sanierungsmassnahmen lässt sich ein ganzheitliches Energiesystem für Wärme, Kälte und Strom erstellen, mit allen Vorteilen für den Komfort und die Umwelt! Martin Neukom, Regierungsrat und Baudirektor des Kantons Zürich

Weitere Kolumnen zu «The Next Big Thing» Seiten 18 und 19

Interviews

IMPRESSUM

Digitalisierung ist Chefsache – oder? FOTOS: MICHELE LIMINA

«Zukunft Bauen» ist eine Verlagsbeilage der NZZ-Mediengruppe in Kooperation mit Sarah Schlagenhauf, Inhaberin Brand Relations.

ten und die «Hardware» mit neuen Services verknüpft. Dies betrifft einerseits die Baufirmen selbst, die ihre Geschäftsmodelle anreichern können. Aber auch Immobilieninvestoren könnten sich überlegen, nicht mehr nur bauen zu lassen und zu vermieten, sondern die Bauten mit einem Dienstleistungsbündel zu verknüpfen. Dies hat natürlich Rückwirkungen auf die Art, wie ein Haus gebaut werden soll. Ein Vermieter könnte zum Beispiel dafür sorgen, dass immer genug Essensvorräte im Haus sind, dass bei Bedarf rasch Putz- oder Wartungsleistungen erbracht werden. Dies bedingt den Einbau von Sensoren, die dem Vermieter den Bedarf des Mieters melden, sowie weiterer Infrastrukturen, um einen solchen Service sicherzustellen. Es gilt also auch über den Tellerrand der eigenen Branche zu schauen. Darin liegt viel Innovationspotenzial. Alle Sektoren der Schweizer Wirtschaft müssen und können die Chancen der Digitalisierung packen. Die Aufgabe von economiesuisse ist es, als Dachverband dafür zu sorgen, dass die Rahmenbedingungen optimal ausgestaltet sind. Dabei sind die Anforderungen in der digitalen Gegenwart und Zukunft gar nicht so viel anders als früher: Gute Rahmenbedingungen, die den Unternehmen möglichst grosse Freiheiten in einer funktionierenden und international vernetzten Marktwirtschaft lassen, sind der Innovation am dienlichsten. In Bezug auf die Digitalisierung ist eine spezifische, zentrale Forderung, dass die Basisinfrastruktur weiterentwickelt werden muss. So ist beispielsweise eine vollständige Netzabdeckung durch 5G unabdingbar. Ebenso müssen die digitalen Kompetenzen aufgebaut werden – und zwar nicht nur in der Wirtschaft, sondern in der gesamten Gesellschaft. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Schweizer Wirtschaft und speziell auch die Bauwirtschaft eine Gewinnerin der digitalen Transformation sein wird. Ich bin mir sicher, dass sie die anstehenden Herausforderungen meistern und die vielen Chancen packen wird. Die Zukunft des Bauens verspricht spannend und vielfältig zu werden.

FOTO: PD

In Zeiten der Digitalisierung, der «fancy» Apps und der starken Ausrichtung der Schweizer Wirtschaft auf den Dienstleistungssektor mag man sich fragen, wie es um die Zukunft der Baubranche steht. Braucht es in den kommenden Jahrzehnten überhaupt noch Bauten aus Beton, Stahl und Holz? Wie wird die Zukunft des Wirtschaftszweigs aussehen? Mit einer jährlichen Wertschöpfung von rund 35 Milliarden Franken ist die Schweizer Baubranche ein wirtschaftlich bedeutender Sektor. Zudem erstellt sie die für unser Land so wichtige Infrastruktur, und dies im internationalen Vergleich in einer ausserordentlich guten Qualität. Diese Infrastruktur – wenn auch in angepasster Form – wird die Schweiz weiterhin brauchen. Ebenso müssen nach wie vor Wohn- und Gewerbegebäude erstellt und renoviert werden. Die Baubranche ist aber auch einer jener Sektoren, der seit Anfang der 1990er-Jahre keine Steigerung der Produktivität aufweist. Neben der Margenschwäche hängt dies wohl damit zusammen, dass sie weniger stark von der Digitalisierung erfasst wurde als andere Wirtschaftszweige. Hier liegt noch viel Potenzial brach. Wenn man genauer hinschaut, erkennt man, dass es in der Baubranche bereits viele spannende Innovationen mit grossem Veränderungspotenzial gibt. Ganze Häuser können mittels 3D-Druckern produziert werden, im Holzbau sind neue Formen möglich und innovative Baustoffe eröffnen interessante Perspektiven. In der Planung und Optimierung der Prozesse liegt wohl das grösste Potenzial zur Produktivitätssteigerung. Building Information Modelling (BIM) bietet hierzu spannende Möglichkeiten nicht nur in der Planung und der Bauausführung, sondern auch über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes. In nächster Zeit werden diese und andere neuen Methoden immer flächendeckender zur Anwendung kommen und die Prozesse beim Bauen verändern. Verändern werden sich zudem die Berufsbilder und Geschäftsmodelle. So werden in Zukunft wahrscheinlich ebenfalls bei Bauten und Infrastrukturen immer mehr Dienstleistungen Einzug hal-

FOTO: PD

Leitartikel von Monika Rühl, Vorsitzende der Geschäftsleitung von economiesuisse, dem Dachverband der Schweizer Wirtschaft.

Inhalt realisiert durch NZZ Content Solutions im Auftrag von Brand Relations. www.brandrelations.ch Projektmanagement Inhalt: Norman Bandi, Leiter NZZ Content Solutions Layout: Armin Apadana, Graphic Designer & Konzepter Kontakt: NZZ Creative Solutions, c/o NZZ AG, Postfach, 8021 Zürich www.nzzcreativesolutions.ch

Benedikt Koch, Direktor des Baumeisterverbands

Seiten 3 und 22

Nick Traber, CEO von Holcim Schweiz & Italien

Seiten 5 und 22

Peter Staub, CEO von pom+ Consulting

Seiten 7 und 22

André Wyss, Konzernchef von Implenia

Seiten 9 und 22


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«Wir haben vor kurzem eine Drohne gekauft und ausprobiert – die Steuerung ist nicht die eigentliche Herausforderung.»

viel in eine moderne IT-Infrastruktur investiert und unsere Geschäftsprozesse unter Ausnutzung der digitalen Möglichkeiten optimiert. Wir sind aber noch nicht am Ziel, es ist weiterhin viel Potenzial vorhanden. So haben wir vor kurzem eine Drohne gekauft und ausprobiert. Wie sich gezeigt hat, ist nicht die Steuerung der Drohne die eigentliche Herausforderung, sondern die Schnittstellenanbindung und der Datentransfer. Die Bilder, die man mit der Drohne aufnimmt, müssen im richtigen Format am richtigen Ort gespeichert werden. Und zwar so, dass man später auch Zugriff darauf hat.

Benedikt Koch ist Direktor des Schweizerischen Baumeisterverbands (SBV). Der 1897 gegründete Verein ist die nationale Berufs-, Wirtschafts- und Arbeitgeberorganisation der Unternehmungen des Hoch- und Tiefbaus sowie verwandter Zweige des Bauhauptgewerbes. FOTO: MICHELE LIMINA

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«Den Blick in die Zukunft wagen» Benedikt Koch, Direktor des Schweizerischen Baumeisterverbands (SBV), betont die Wichtigkeit der Digitalisierung für die Bauwirtschaft. Dafür müssten Trends beobachtet, Initiativen gestartet und passende Rahmenbedingungen geschaffen werden. Es werde aber immer gut qualifizierte Handwerker brauchen. Benedikt Kochs Selbsteinschätzung Auf einer Skala von 1 bis 10: Als wie «digital fit» bezeichnen Sie: sich selbst?

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Wann kamen Sie im Alltag zum ersten Mal mit digitalen Technologien in Kontakt? Benedikt Koch: Das Thema Digitalisierung ist in meinem Leben seit vielen Jahren präsent. Mein erstes wirklich intelligentes Gerät habe ich mir als Gymnasiast im Jahr 1988 gekauft. Es war ein Taschenrechner der Marke Casio mit einem mehrzeiligen Punktmatrix-Display. Dieser Rechner war in der Lage, Funktionsgraphen darzustellen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass er mir bei der schriftlichen Maturitätsprüfung in Mathematik etwas geholfen hat. Irgendwann habe ich mir dann das erste Mobiltelefon angeschafft, ein Ericsson GA 628. Das war ein grosses, schweres Handy, ausschliesslich zum Telefonieren. Wenn ich das heute meinem elfjährigen Sohn erzähle, macht er nur grosse Augen und

fragt sich, wie man mit so einfachen Geräten leben konnte. Aktuell benutze ich ein Surface Pro, ein iPhone und zwischendurch ein iPad. Und alle Daten sind in der Cloud gespeichert. Nur die privaten Fotos habe ich zusätzlich auf einer Festplatte gesichert. Und wie arbeiten Sie beim SBV? Für den Schweizerischen Baumeisterverband ist die IT primär ein Mittel zum Zweck. Sie muss die Geschäftsprozesse so unterstützen, dass wir möglichst effektiv und effizient arbeiten können. Sehr wichtig sind inzwischen die sozialen Medien. Visitenkarten werden heute kaum mehr ausgetauscht, die Geschäftskontakte laufen vielmehr über LinkedIn oder Xing. Auch für die Berufswerbung sind die Social Media von zentraler Be-

deutung. So richten wir Kurzfilme mit schnellen Schnitten zielgruppenorientiert auf die junge Generation aus und verbreiten sie beispielsweise über YouTube. Facebook ist bei unserem Berufsnachwuchs schon längst out, das ist nur noch was für die Ü40- oder sogar die Ü50-Altersgruppe. Und dann verfolge ich nach wie vor die Idee des papierlosen Büros. Einzelplatzdrucker und Fax-Geräte sind bei uns vor geraumer Zeit verschwunden. Das war jedoch nicht eine technische, sondern vor allem eine unternehmenskulturelle Herausforderung. Welche Bedeutung hat die Digitalisierung für den Baumeisterverband? Wir haben zwei wichtige Standbeine. Einerseits ist die Digitalisierung ein zentraler Treiber bei der Neuausrichtung der

Aus- und Weiterbildung im Bauhauptgewerbe. Mit dem Masterplan «SBV-Berufsbildung 2030» sind wir im Moment daran, die künftigen digitalen Kompetenzen für jeden Beruf und jede Funktionsstufe möglichst genau zu definieren. Dabei müssen wir uns bewusst sein, dass sich das technologische Umfeld sehr schnell ändern kann. Für die Revision einer Berufslehre oder einer Berufsprüfung benötigen wir in der Regel mehrere Jahre. Darum ist es umso wichtiger, dass wir uns überlegen, wie in fünf oder zehn Jahren auf den Baustellen gearbeitet werden könnte. Braucht es noch einen Kranführer? Oder übernimmt dessen Aufgaben ein Computer? Hat jedes Bewehrungseisen dereinst eine eigene Identität, so dass es ohne Planlesen und Überlegen fast von selbst am richtigen Ort montiert wird? Auch wenn wir keine Hellseher sind und unsere Prognosen mit grossen Risiken behaftet sind, müssen wir den Blick in die Zukunft wagen. Wie wollen Sie konkret vorgehen? Wir müssen die Trends beobachten, und zwar im In- und Ausland. Als Verband haben wir den Vorteil, dass wir über ein grosses Netzwerk verfügen – sei dies zu Mitgliedern, Lieferanten, Hochschulen oder anderen Branchenverbänden. Oft beobachten wir eine Innovation in einer anderen Branche und überlegen uns, ob das auch für die Bauwirtschaft von Interesse sein könnte. Unsere Aufgabe ist es jedoch nicht, Innovationen auf Betriebsebene zu fördern. Das können die guten Unternehmer viel besser. Wir müssen das grosse Ganze im Fokus haben und regelmässig prüfen, ob die politischen, rechtlichen und normativen Rahmenbedingungen für die Bauunternehmer innovationsfördernd oder innovationshemmend sind. Entsprechend organisieren wir Fachveranstaltungen, bringen uns bei Vernehmlassungen ein oder arbeiten aktiv in Organisationen mit, die sich der Digitalisierung in der Bauwirtschaft annehmen. So sind wir beispielsweise im Vorstand von Bauen digital Schweiz vertreten oder engagieren uns bei CRB, der Zentralstelle für Baurationalisierung. Auf welcher Stufe ist die Digitalisierung beim SBV angesiedelt? Seit 2018 haben wir einen Leiter Digitalisierung, der direkt mir unterstellt ist. Um bei der Digitalisierung glaubwürdig mitzusprechen, müssen wir digital fit sein und selber erfahren, was die neuen Technologien können – oder eben nicht. So haben wir in den letzten drei Jahren

War eine Reorganisation nötig? Mit der IT-Infrastruktur sind wir vor einem Jahr mit einem neuen Ansatz – «IT as a Service» – in die Cloud gegangen und haben konsequent auf mobiles Arbeiten umgestellt. Ein neues Customer Relationship Management, kurz CRM, ermöglicht uns, Kundendaten nicht in 20 Excel-Tabellen, sondern in einem einzigen System zu pflegen. Die Kommunikation kann dadurch viel besser auf die verschiedenen Zielgruppen ausgerichtet werden. Das nutzen wir auch bei unseren Dienstleistungen. Bis vor kurzem haben wir die Lizenzen für die Nutzung von Normpositionen und Preisanalysen noch über USB-Sticks vertrieben. Heute können die gewünschten Daten innert Minuten von unserem Webservice bezogen werden. Der SBV hat mit «Baumeister 5.0» ein Digitalisierungskonzept lanciert. Was steckt dahinter? Die «Industrie 4.0» hat die digitale standardisierte Fabrikation von Produkten mit smarten Maschinen zum Ziel. Wo aber kommt in diesem Konzept der Mensch vor? Im Gegensatz zu einer durchoptimierten Fabrik brauchen wir auf den Baustellen nebst Maschinen und Materialien immer auch noch Menschen, die Hand anlegen. Maschinen werden miteinander kommunizieren können. Bauteile werden aufgrund des Internet of Things, kurz IoT, eigene Identitäten erhalten. Über allem steht jedoch der Mensch, der Maschinen und Materialien plant, miteinander vernetzt und alles überwacht. Die Verbindung der drei M ist ein zentraler Bestandteil des Konzepts «Baumeister 5.0». Um unsere Mitglieder bei der Digitalisierung zu unterstützen, können wir als Verband den Hebel primär bei einer modernen Aus- und Weiterbildung ansetzen. Die Bauunternehmer und ihre Mitarbeitenden müssen fähig sein, mit den digitalen Instrumenten umzugehen. Besser früher als erst später. Wie kann die Umwelt von der Digitalisierung in der Bauwirtschaft profitieren? Das grösste Potenzial sehe ich in der Förderung der Kreislaufwirtschaft. Weil in der Schweiz immer weniger Kiesgruben und Deponien bewilligt werden, müssen wir vermehrt aufbereitetes Recyclingmaterial als Baustoff verwenden. Da sind Datenbanken wichtig, damit Bauherren, Planer und Unternehmer überhaupt wissen, an welchem Standort welches Material in welcher Qualität und Menge vorhanden ist. Ist der Erfolg garantiert? Nein. Eine absolute Sicherheit gibt es nicht. Pioniere sind sich nicht nur Erfolge, sondern auch Misserfolge gewohnt. Der zweimalige englische Premierminister Winston Churchill meinte einmal dazu: «Erfolg haben heisst, einmal mehr aufzustehen als hinzufallen.» Interview: Michael Baumann


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FOTO: WISSAM WAHBEH, INSTITUT DIGITALES BAUEN FHNW

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damit ihnen in der Realität proaktiv be­ gegnet werden kann. Der Begriff Digital Twin geistert aber auch in der Baubran­ che und im Architekturwesen schon seit längerer Zeit herum. Und weckt, so Manfred Huber, mitunter falsche Vor­ stellungen und Erwartungen. «Entgegen der landläufigen Meinung nämlich ist ein digitaler Zwilling nicht einfach eine dreidimensionale Abbildung der Reali­ tät – er ist eine Abstraktion der Wirklich­ keit, bei der der Faktor Zeit eine ganz zentrale Rolle spielt.» Ein Digital Twin berücksichtigt denn auch die Fakten und Daten bereits von der ersten Idee über die Planung und den Bau bis hin zum eigentlichen Unter­ halt und dem späteren Rückbau. Eine äusserst dynamische, lebendige Angele­ genheit also. Die über Sensoren gesam­ melten Informationen eines Gebäudes und das BIM-Modell werden zu einer einzigen Datenbank zusammengebracht – und dies in Echtzeit, womit der digita­ le Zwilling stets auf dem aktuellen Stand ist, was, wo, weshalb bei seinem realen Geschwister gerade stattfindet.

Alles vollautomatisch

Das Projekt «Digital Twin CMU» setzt den Hebel an einer für den Schweizer Lehr- und Forschungsbereich gänzlich neuen Stelle an.

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Ein digitaler Zwilling Letzten Herbst hat die Fachhochschule Nordwestschweiz ihren Campus Muttenz eingeweiht. Jetzt erhält das Gebäude ein Abbild – ein virtuelles. Mit dem Projekt «Digital Twin CMU» zeigt das Institut Digitales Bauen der FHNW praxisorientiert auf, wie das dynamische und nachhaltige Bauen der Zukunft aussehen kann. In Sachen Digitalisierung hinkt die Bau­ branche anderen Industriezweigen zum Teil beträchtlich hinterher. Das zeigt sich allein schon an der Tatsache, dass viele Gebäude in der Schweiz nach wie vor ohne Einsatz von Building Informa­ tion Modelling (BIM) erstellt werden, sondern konventionell, also anhand zweidimensionaler Pläne. Dabei bieten die neue Methode und die technologi­ schen Errungenschaften sowohl in der Planung als auch in der Erstellung und im späteren Betrieb grosse Vorteile. «Da­ ten und digitale Modelle sind unerläss­ lich, gerade wenn es um die nachhaltige Nutzung von Bauwerken geht», betont Professor Manfred Huber, Leiter des Instituts Digitales Bauen an der Hoch­ schule für Architektur, Bau und Geo­ matik der Fachhochschule Nordwest­ schweiz (FHNW).

«Nicht einfach eine dreidimensionale Abbildung der Realität – eine Abstraktion der Wirklichkeit, die den Faktor Zeit berücksichtigt.»

Fach erarbeiteten Resultate, das Projekt aber ist als solches disziplinenübergrei­ fend», sagt Huber, «wir sprechen in die­ sem Zusammenhang bewusst von Co­Kreationen.» Das Projekt «Digital Twin CMU» hat in den letzten Monaten Fahrt aufgenom­ men. Aktuell sind Studierende aus dem Bereich Geomatik damit beschäftigt, sämtliche Daten zum Campus zu erfas­ sen. Als nächstes an der Reihe sind dann die angehenden Energie­ und Umwelt­ ingenieure, die das reale Bauwerk mit dem virtuellen Replikat verknüpfen sol­ len. Dies geschieht in erster Linie mittels Sensoren, zur Anwendung gelangen gängige technologische Bausteine, die zu einer neuartigen Plattform aufgebaut werden. Ziel ist es, den bestehenden Campus Schritt für Schritt in einem digi­ talen Zwilling abzubilden. Dies wie er­ wähnt unter Einbezug der verschiede­ nen Fachbereiche und im Rahmen be­

Das von seinem Institut initiierte und von der Stiftung FHNW geförderte Pro­ jekt «Digital Twin CMU» setzt den Hebel an einer für den Schweizer Lehr­ und Forschungsbereich gänzlich neuen Stel­ le an: dem Erstellen, Betreiben und Un­ terhalten virtueller Abbilder von real existierenden Gebäuden, sogenannter digitaler Zwillinge. Und was bietet sich da Besseres an, als gleich den eigenen, im Herbst fertiggestellten Campus Mut­ tenz (CMU) mit einzubeziehen? «Der CMU ist zwar brandneu, wurde aber auf­ grund seiner langen Entstehungsge­ schichte noch unter Ausschluss der BIM-Methode geplant und gebaut, das ist das Eine», führt Huber aus. Das Ande­ re sei der Branchenmix, der dem Hause innewohne – unter anderem Architek­ tur, Bauingenieurwesen, Geomatik oder Energie­ und Umwelttechnik – und eine geradezu perfekte Plattform liefere für interdisziplinäres Lehren, Forschen und Gestalten. «Jede und jeder Studierende liefert die von ihr oder ihm im jeweiligen

FOTO: PD

Bewusste Co-Kreation

Professor Manfred Huber ist Leiter des Instituts Digitales Bauen an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW).

stehender Studiengänge. Laut Huber ist zu einem späteren Zeitpunkt die Lancie­ rung von spezifischen Digital­Twin­ Weiterbildungsmodulen geplant. «Der eigene Campus ermöglicht uns letztlich eine intuitive, praxis­ und anwendungs­ orientierte Lernumgebung, von der an­ gehende Berufskräfte genauso profitie­ ren können wie gestandene.» Der digita­ le Zwilling wird aber nicht nur für die Lehre genutzt, sondern dient auch zur Entwicklung von Lösungen mit Praxis­ partnern im Kontext der angewandten Forschung.

Von der Idee bis zum Rückbau Doch was genau ist eigentlich ein Digital Twin, ein digitaler Zwilling? Ursprüng­ lich entstammt das Konzept dem Ma­ schinen­, vorab dem Flugzeugbau. Dort hilft der digitale Zwilling, mögliche Pro­ blemstellungen frühzeitig zu erkennen,

Am augenfälligsten lässt sich der Nut­ zen der interaktiven Verbindung von physischem und digitalem Bauwerk wohl in Bezug auf den Bereich Unterhalt schildern: Wenn beispielsweise irgend­ wo in einem Gebäude ein Lüftungsagg­ regat ins Stottern gerät, so meldet der eingebrachte Sensor diesen Zwischen­ fall schneller seinem digitalen Abbild, als ein Mensch die Panne bemerken würde. Genauso sei es möglich, die Be­ legung von Studienräumen und Sit­ zungszimmern in Echtzeit zu koordinie­ ren, erklärt Huber. «Jedwede Verände­ rung am und im Gebäude, sei es ein bau­ licher Eingriff oder auch nur der Trans­ fer eines Beamers von A nach B, wird im digitalen Zwilling eins zu eins und in Echtzeit nachgeführt – vollautomatisch natürlich.» Das Projekt «Digital Twin CMU» rekla­ miert für sich eine bestimmte Signalwir­ kung. Denn nach wie vor ist der Einsatz von digitalen Zwillingen in der Schweiz, anders als etwa in nordischen Ländern, eine absolute Ausnahme. Huber räumt den Neubauten, die unter Verwendung von Digital Twin geplant und betrieben werden, hierzulande aktuell einen An­ teil von weniger als 1 Prozent ein – bis in 15 Jahren sollen es indes bereits 30 bis 40 Prozent sein. «Wir wollen nicht nur unsere Studie­ renden zur Auseinandersetzung mit dieser neuen methodischen und tech­ nologischen Möglichkeit auffordern, sondern eben auch private Bauherren, Architekten und weitere Partner aus der Praxis.» Den grossen Vorteil vom Zu­ sammengehen realer und digitaler Bau­ werke sieht man am Institut Digitales Bauen der Fachhochschule Nordwest­ schweiz in zielgerichteten und optimier­ ten Planungs­ und Bauprozessen mit weniger Doppelspurigkeiten oder Leer­ läufen und im anschliessenden Unter­ halt und Betrieb von Gebäuden. «Hier sind wir dank der digitalen Zwillinge sicherlich in der Lage, die Qualität zu steigern und die Kosten deutlich zu reduzieren», nennt Manfred Huber weitere Vorteile der Digitalisierung der Bauwirtschaft. Story: Flavian Cajacob

Definition

Institut Digitales Bauen

Ein digitaler Zwilling (Digital Twin) im Bau- und Immobilienwesen ist ein digitales Bauwerksmodell, das als digitales Replikat die Struktur und das Verhaltens eines Bauwerks (Real Twin) mit interaktiven Verbindungen zum physischen Zwilling aufzeigt. Diese Verbindungen übertragen Informationen wie Zustands-, Nutzungs- oder Analysedaten sowie Steuerungsbefehle. Je nach Detaillierung und Grad der Automatisierung sowie der Art der Verbindungen und Informationen kann ein digitaler Zwilling unterschiedliche Ausprägungen erreichen. Er bildet damit bauliche sowie betriebliche Zustände eines realen Bauwerks über die Zeit ab. Er kann ein bestehendes oder in der Realisierung befindliches Bauwerk abbilden.

Das Institut Digitales Bauen der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) beschäftigt sich mit der Digitalisierung des Bau- und Immobilienwesens, die eine grundlegende Veränderung von Prozessen, Organisationsformen und Werkzeugen bewirkt. Damit spielt das Institut eine führende Rolle in der Vermittlung, Erforschung und Anwendung fortgeschrittener Methoden und Technologien der interdisziplinären Zusammenarbeit in Planungs-, Bau- und Bewirtschaftungsprozessen über alle Anspruchsgruppen und sämtliche Phasen hinweg. Die Aktivitäten des Instituts fokussieren sich auf die systematische und bewusste Integration der Methoden des digitalen Entwerfens, Bauens und Betreibens in die Bereiche Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik sowie Energie- und Umwelttechnik. Auf Bachelor- und Master-Stufe werden Wahl- und Pflichtfächer in den verschiedenen Studiengängen der Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik angeboten. Im Bereich Weiterbildung ist das MAS Digitales Bauen hervorzuheben. Daneben wirkt das Institut in zahlreichen weiteren Weiterbildungsangeboten fachbezogen mit. Zudem entwickelt es eine rege angewandte Forschungstätigkeit, ist mit zahlreichen weiteren Fachhochschulen und Hochschulen wie zum Beispiel der Stanford University vernetzt und hat einen iRoom (Labor für Virtual Design and Construction). Das Institut Digitales Bauen gibt sein Wissen laufend auch an diversen Veranstaltungen und Tagungen weiter: www.fhnw.ch/idibau.


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FOTO: MICHELE LIMINA

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Firmen waren, die «G-Suite» von Google benutzt haben. Wir waren sogar Pilotkunden. Das ist schon eine Weile her, war aber intern ein Zeichen, dass wir auf die Cloud gehen und gewillt sind, die Art und Weise zu arbeiten zu verändern. Was heisst das konkret? Wir haben vier Schwerpunkte: Produktion, Lieferkette, Kundeninteraktion und interne Prozesse. Und es hat bei uns einen Hardware- und einen Software-Teil. Wir haben schon immer auf Standardisierung, Systeme und Prozesse Wert gelegt. Alle Fabriken laufen nach dem gleichen Muster. Das sollte uns nun bei der Digitalisierung der ganzen Firma zum Vorteil gereichen, auch dabei, wie wir intern kommunizieren. Hier setzen wir die App «Our Space» ein, eine Art internes Facebook, zu der jeder Mitarbeitende mit dem Mobiltelefon Zugang hat, egal, wo er gerade ist. Umfragen führen wir ebenfalls mit diesem Instrument durch – schnell und kostengünstig. Die App haben wir zusammen mit einer Schweizer Start-up-Firma entwickelt. Auch hier waren wir Pilotkunde. Gibt es andere Beispiele? Beim politischen Monitoring gilt dasselbe mit einer anderen Firma. Wir möchten uns grundsätzlich öffnen für Start-ups und ihre Entwicklungen testen, sofern sie für uns sinnvoll sind und ein Grundbedürfnis abdecken. Ich möchte hier von «Internet of Need» sprechen. Beton ist nach Wasser das weltweit am zweitmeisten verwendete Produkt. Es muss in entsprechender Qualität lokal in grossen Mengen verfügbar sein. Wir verkaufen kein Luxusgut. Deshalb ist die Digitalisierung gut für uns. Sie ermöglicht uns Effizienzsteigerung und die bessere Erreichbarkeit der Mitarbeitenden.

Nick Traber ist CEO von Holcim Schweiz & Italien. Die Tochtergesellschaft des global tätigen Baustoffkonzerns LafargeHolcim beschäftigt hierzulande rund 1200 Mitarbeitende an mehr als 50 Standorten.

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«Unsere Industrie ist wieder sexy» Für Nick Traber, CEO von Holcim Schweiz & Italien ist die Digitalisierung zentral, um den Baustoffkonzern für die Zukunft fit zu machen – und damit attraktiv für Mitarbeitende. Zudem könne die Effizienz der ganzen Wertschöpfungskette gesteigert werden, was sich positiv auf die Nachhaltigkeit auswirke. Nick Trabers Selbsteinschätzung Auf einer Skala von 1 bis 10: Als wie «digital fit» bezeichnen Sie: sich selbst?

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Als was würden Sie sich bezeichnen: als Digital Native oder Digital Immigrant, als Mover oder Shaker? Nick Traber: Ich würde mich zu den frühen Testern der Digitalisierung zählen, aber mit einem kritischen Blick bezüglich Relevanz und Vereinbarkeit mit persönlichen Werten. Das ist gerade heute ein wichtiges Thema, wenn man von Daten als Währung spricht. Weil ich selber international tätig war, habe ich die digitalen Möglichkeiten häufig genutzt, um Kontakt mit der Heimat zu halten. Das ist heute natürlich viel besser mög-

lich als vor 15 oder 20 Jahren. Interessant war für mich die Erfahrung in Ecuador, wo Technologiesprünge zu beobachten sind: Von den Checks geht es direkt zu digitalen Bezahllösungen. E-Banking wird dort übersprungen. Mich selber würde ich als Shaker bezeichnen, der seine Umgebung auch herausfordert und digitale Lösungen fördert. Was bedeutet die digitale Transformation für Holcim? Für Holcim sind die Digitalisierung und die Industrie 4.0 eine grosse Chance,

weil es unsere Branche wieder vermehrt ins Rampenlicht bringt, uns gerade auch bei Jungen zu einem attraktiven Arbeitgeber macht und es für Mitarbeitende interessanter wird. Wir können spannende Berufsbilder und Anwendungen anbieten. Man könnte überspitzt sagen: «Engineering Tech» ist wieder sexy. Wenn es um digitale Prozesse geht, sollte man das heutzutage bei uns auf dem Mobiltelefon erledigen können. Das ist ein Anspruch, den ich an mich selber habe und den ich von allen einfordere. Ich war sehr zufrieden, als wir eine der ersten

Wie sieht es in den Werken aus? Die ganze Wertschöpfungskette – vom Steinbruch bis zur Baustelle – ist von der Digitalisierung betroffen. Bei uns sind natürlich die Zementwerke wichtig, hier sind wir intern mit dem Programm «Plant of Tomorrow» daran, Zukunftstechnologien zu testen. Das fängt bei den Drohnen an, die wir einsetzen, um Strukturen zu inspizieren oder um Lagerbestände zu messen. Weil wir über sehr viele Daten verfügen, haben wir ein Tool entwickelt und in Italien ein Jahr lang testen lassen. Es zeigt visuell an, wie es zum Beispiel um die Qualität steht, und es schlägt bei Problemen gleich Massnahmen vor. Mittlerweile verwenden wir das Tool in 25 Werken. Wenn sich etwas bewährt, können wir schnell nach oben skalieren. Wir testen viel aus, einiges funktioniert, anderes nicht. Zudem setzen wir beim Kundenkontakt und auf der Baustelle auf die Digitalisierung. Sie ist für unsere Industrie eine grosse Chance. Weil immer Partner involviert sind, wird die Zusammenarbeit vereinfacht. Wird die Digitalisierung bei Holcim nur vom Chef oder von einem Team vorangetrieben? Das kann man heute nicht mehr so im Schwarz-Weiss-Schema erklären. Ich verlange Resultate und bin letztlich dafür verantwortlich. Man muss loslassen können und die Leute neue Anwendungen ausprobieren lassen. Hierarchien werden weniger wichtig. Ideen kommen schnell bis zu mir. Sowohl Top-down wie Bottom-up ist möglich. Meine Aufgabe ist es, eine Kultur zu schaffen, in der sich die Angestellten getrauen, etwas zu versuchen und auch Fehler zu machen. Und das in einer Branche, in der es keine Fehlertoleranz gibt, denn ein Bauwerk muss stabil sein. Wir können kein Update nachschicken. Man muss bei Holcim nicht darauf warten, bis ich sage, macht mal. Wir versuchen, die Mitarbeitenden zu motivieren, selbst Ideen zu entwickeln. Am liebsten ist es mir, wenn ich von einer Erfolgsgeschichte höre, von der ich gar nichts gewusst habe. Ich muss nicht überall involviert sein. Das macht das Führen aber nicht weniger anspruchsvoll. Wo sehen Sie die grössten Chancen in der Digitalisierung? Die ganze Firma für die Zukunft fit zu machen, ist die grosse Chance. Da sind wir gut aufgestellt. Es geht nicht nur um Effizienz, sondern auch um Arbeitssicherheit, Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sowie Qualitätssicherung. Hier hilft uns die Digitalisierung, um die

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«Mich selber würde ich als Shaker bezeichnen, der digitale Lösungen fördert.»

Prozesse zu kontrollieren. Und es bietet sich die Chance für neue Geschäftsmodelle und Anwendungen. Damit verbunden ist Wachstumspotenzial. Wir haben den Führungsanspruch, vorne dabei zu sein, denn wenn man es nicht selbst macht, macht es ein anderer. Gibt es auch Risiken? Ich möchte eher von Herausforderungen sprechen. Bei uns sind das nicht die Systeme und Prozesse, sondern es ist die Kultur. Man darf das Kerngeschäft nicht aus den Augen verlieren und muss daneben neue Geschäftsfelder aufbauen. Da liegt die Schwierigkeit. Und man muss heute gute Produkte liefern können, aber schon an Technologien arbeiten, die erst in fünf oder zehn Jahren zum Zuge kommen. Recycling, Entsorgung und alternative Brennstoffe sind zu einem wichtigen Pfeiler unserer Tätigkeit geworden. Wie kann in Ihrem Bereich die Umwelt von der Digitalisierung profitieren? Bei der Emissionskontrolle hilft sie uns sehr. Wir haben überall Online-Monitoring. Das heisst, wir können schnell reagieren, wenn es irgendwo ein Problem gibt. Ein anderes Feld ist die Logistik. Mit einem speziellen System sehen wir immer, welcher Bahnwagen wo ist und mit welchem Produkt er beladen ist. Mit neuen Algorithmen werden wir in der Lage sein, die Mühlen und Öfen in unseren Werken effizienter zu betreiben, um die Energie zu minimieren. Im Moment laufen die ersten Pilotversuche mit «Artificial Intelligence» zur Optimierung der Produktion. Ziel ist es, den Anteil an alternativen Brennstoffen auf 100 Prozent zu bringen. Wo steht die Schweiz im internationalen Vergleich? Unser Land ist gut positioniert, weil wir eine gesunde Mischung von Pragmatismus und Kompetenz haben. Der Druck zur Veränderung ist in anderen Ländern jedoch grösser. In Ländern mit einer jungen Bevölkerung, wo alle ein Handy haben und vieles nicht rund läuft, sind digitale Lösungen wichtiger. Für Innovationen braucht es immer eine Notwendigkeit zum Wandel. Deshalb müssen gerade wir als Teil einer internationalen Gruppe aufmerksam verfolgen, was sich anderswo intern und extern tut, und auch bereit sein, Neues zu übernehmen. Die Bescheidenheit der Schweizer ist keine schlechte Eigenschaft für die Digitalisierung. BIM wird bei uns zum Standard werden, das heisst aber nicht, dass digital gebaut wird. Es ist ein erster Schritt – ich bin überzeugt, da kommt noch mehr. Mit welchen Trends ist in nächster Zeit zu rechnen? Die E-Commerce-Plattform «holcimpartner.net» für unsere Kunden wird noch mehr an Bedeutung gewinnen, vor allem auch auf der Baustelle und bei der Planung. Drohnenapplikationen und künstliche Intelligenz sind für uns interessante Themen, um mehr aus den Anlagen herauszuholen. Die Analyse der Lebenszyklen wird dank digitaler Möglichkeiten noch besser, allenfalls in Kombination mit Blockchain. Dabei wird die Zusammenarbeit mit Partnern immer wichtiger. Und in der Schulung von Mitarbeitenden wird «Virtual Reality» an Bedeutung gewinnen. Interview: Michael Baumann


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The Circle ist zurzeit die grösste Hochbaustelle der Schweiz.

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Unten Niederdorf, oben Manhattan Gegen aussen urbane Kraft, im Innern verwinkelter Gassencharme und jede Menge Grün: Die neu aus dem Boden wachsende Flughafenstadt The Circle in Zürich-Kloten verblüfft und versprüht bereits als Grossbaustelle Lebensgefühl. Erklärbar ist es nicht wirklich. Man spaziert in höchster Stolperalarmbereitschaft über staubige Bretter und Schaufeln, vorbei an Schubkarren, aufgetürmten Beton- und Fassadenelementen. Rundherum wird gehämmert, gebohrt sowie gefräst – und trotzdem macht sich eine Art Wohlgefühl breit. Es ist fast wie beim Durchschlendern einer Altstadt. Natürlich fehlen die pittoresken Hausmauern und Minishops mit 1000 kleinen Überraschungen. Doch die Atmosphäre vom Gassenpromenieren ist vorhanden. Definitiv. Und wo das Ganze? Frühsommerlicher Baustellenbesuch in ZürichKloten. Hier entsteht die neue Flughafenstadt The Circle. Im Sommer 2020 soll sie ihre Tore öffnen. Dass die Stippvisite auf der zurzeit grössten Schweizer Hochbaustelle beim Besucher derartige Gefühle und Wahrnehmungen hervorruft, freut dessen Begleiter ganz besonders. «The Circle steht unter dem Motto seines Erfinders, den Flughafen als Tor zur Welt mit einer neuen Interpretation des Zürcher Niederdorfs zu ergänzen und zu bereichern», erklärt Daniel Scheifele, Chief Real Estate Officer (CREO) der Flughafen Zürich AG. Vor zehn Jahren vermochte der renommierte japanische Architekt Riken Yamamoto die Jury im Wettbewerb um The Circle mit der Geschichte seines Spaziergangs durch die Zürcher Altstadt am meisten zu faszinieren und zu überzeugen. Yamamoto kennt fast jede Hausmauer in Weltstädten wie Tokyo oder New York und sagte: «Ich würde gerne eine Flughafenstadt bauen, die den Charme der Zürcher Niederdorfgassen mit der Erhabenheit der Häuserschluchten Manhattans verschmelzen lässt.»

Nachhaltig gebaut und genutzt Die Idee war eine Punktlandung und traf, wonach die Bauherren Flughafen Zürich und Swiss Life, die das Grossprojekt gemeinsam realisieren, gesucht ha-

ben. Das bestätigt Stefan Gross, Chief Commercial Officer (CCO) der Flughafen Zürich AG. «Die Idee von Yamamoto hat uns aus atmosphärischer Sicht überzeugt, ist aber auch städtebaulich ein Meisterwerk, da auf einer beschränkten Bodenressource von rund 30 000 Quadratmetern dank verdichteter Bauweise das Sechsfache an Nutzungsfläche, also 180 000 Quadratmeter, entfaltet werden kann», sagt Gross. Ebenso nachhaltig wie das Raum- ist das Energiekonzept. Es greift vorwiegend auf erneuerbare Ressourcen zu und macht The Circle zum grössten Schweizer Gebäude mit Minergie-Zertifikat. Die ganze Flughafenstadt wurde auf über 1000 Pfählen gebaut, die mit Wärmepumpen verbunden sind. Die im Erdreich gespeicherte Wärme beziehungsweise Kälte wird über die Pfähle nach Bedarf in die Räumlichkeiten geleitet. «Wir werden den Wärme-Kälte-Kreislauf und damit die erforderliche Heizleistung der gesamten Anlage mit 850 aktivierten Pfählen bestreiten können», erklärt Scheifele. Genutzt wird für den Energiekreislauf neben der Erdwärme auch das Sonnenlicht. Dies mithilfe von diversen Photovoltaikanlagen auf den Dächern der verschiedenen Gebäude. Besonders stolz ist Scheifele auf die bevorstehende Verleihung des eher selten zugesprochenen Nachhaltigkeitszertifikats LEED Platinum. Verdient hat sich The Circle dieses US-amerikanische Label neben den genannten Punkten (verdichtete Bauweise, Energiesparsamkeit) unter anderem mit dem Einsatz von nachhaltiger Bausubstanz, einer cleveren Vorrichtung zum Sammeln und Verwerten von Regenwasser sowie einer perfekten Verkehrsanbindung. «Wir haben vor unserem Haupteingang nicht nur Pisten, sondern auch den grössten Schweizer Bushof», betont Gross. Wesentlich zum nachhaltigen Charme der neuen Flughafenstadt trägt schliesslich die grosszügige Grünfläche auf der

In der neuen Flughafenstadt verschmelzen Zürcher Niederdorfgassen und New Yorks Häuserschluchten.

«Auf einer beschränkten Bodenressource von rund 30 000 Quadratmetern kann dank verdichteter Bauweise das Sechsfache an Nutzungsfläche entfaltet werden.»

Rückseite des Gebäudekomplexes in Richtung Autobahn bei. Konzipiert wird der Park als Erholungs- und Begegnungsort für die Region, Besucher und Passagiere, Mitarbeitende und selbstverständlich die künftig rund 20 000 Menschen, die in The Circle täglich ein und aus gehen dürften. Waldabschnitte, Wiesen und Feuchtgebiete auf dem Hügel bleiben weitgehend unberührt und den Besuchern in ihrem natürlichen Zustand zugänglich. Einzig ein paar Begegnungszonen, allenfalls ein Waldspielplatz sowie eine kleine Fläche mit Wasser- und Dampfspiel auf dem höchsten Punkt im Park sollen sanft ergänzt werden.

Arbeit, Erholung und Genuss

Daniel Scheifele (links) und Stefan Gross sind CREO und CCO des Flughafens Zürich.

Das Innenleben von The Circle wird im Kern von zwei Hyatt-Hotels mit total 550 Zimmern sowie einem für die Flughafenregion überaus wertvollen Convention Center mit Kapazitäten für Kongresse und Events bis 2500 Personen bestritten. Dazu kommen ein modernes Gesundheitszentrum des Universitätsspitals Zürich, Gastronomieeinheiten sowie zahlreiche Büros. Für Leben und Innovation wird etwa Spaces, das grösste Schweizer Co-Working-Büro für Startups und KMU, sorgen, das sich schon fix in The Circle eingemietet hat. Darüber hinaus darf Shopping nicht fehlen. Hat es in den Flughafengebäuden nicht schon genug Shopping-Möglichkeiten? «Wir werden das bestehende Angebot keinesfalls konkurrenzieren, sondern es sinnvoll ergänzen», sagt Gross. In The Circle werde man deshalb nicht «Güter für den täglichen Bedarf» einkaufen, sondern eher nach etwas Speziellem, Ausgefallenem suchen. Künftige Mieter wie Omega oder Jelmoli stehen für ein Angebot, das sich eher im Premiumbereich bewegen wird. Dazu soll auch der aktive Genuss sowie die Pflege von Körper und Geist in The Circle einen hohen Stellenwert einnehmen. Dafür stehen laut Gross

die sorgfältige Auswahl von bevorzugt lokalen Gastronomiebetrieben oder die Ausrichtung des innovativen und ambulanten Gesundheitszentrums. Ein spannender Baustellenrundgang geht zu Ende. Ein Jahr noch bis zur Eröffnung. Man kann sich vorstellen, wie es dann hier abgeht, wo der Baulärm zurzeit den Ton angibt. «Die Aussenarbeiten werden in wenigen Monaten zu Ende sein, dann geht es an die Feinarbeit in den Gebäuden drin», sagt Scheifele. Im Moment seien rund 700 Arbeiter täglich auf Platz. «Spätestens im Winter wird es dann mit bis zu 1000 Handwerkern in den Innenräumen phasenweise wie in einem Bienenhaus zu und her gehen.» Er freut sich drauf. Denn dann wird der Eröffnungstermin nochmals viel näher gerückt sein. Daniel Scheifele und Stefan Gross strecken ihren Arm aus und zeigen mit einem Lächeln auf das Haus «H12». «Dort werden wir schon bald unsere neuen Büros beziehen.» Story: Robert Wildi

The Circle The Circle wird den Flughafen Zürich prägen und ihn als Zentrumsmagneten stärken. The Circle wird so zu einer kulturellen und wirtschaftlichen Bereicherung über die Flughafenregion hinaus. Ein medizinisches Kompetenzzentrum des Universitätsspitals Zürich, zwei Hotels der Hotelgruppe Hyatt, unterschiedliche Markenwelten, attraktive Büroflächen sowie Kunst, Kultur, Gastronomie und Bildung ergänzen das breite Angebot am Flughafen Zürich. Die Flughafen Zürich AG (51 Prozent) und die Swiss Life AG (49 Prozent) bilden eine Miteigentümergemeinschaft und verdichten an einem bereits perfekt erschlossenen Ort.


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«Wir müssen radikal denken und alles in Frage stellen» Für Peter Staub, CEO von pom+ Consulting, erlebt die Immobilienbranche durch die Digitalisierung gerade die spannendste Zeit. Entscheidend seien heute hochwertige und verlässliche Daten, um im ganzen Lebenszyklus von Liegenschaften das Potenzial zu nutzen.

Wie stehen Sie selbst zur digitalen Transformation? Peter Staub: Ich habe mich vor 25 Jahren an der ETH zum Bauingenieur ausbilden lassen, habe dann aber nie gebaut, sondern bin direkt mit der damals aufkommenden Informatik und Software-Entwicklung in Kontakt gekommen. Über ein Forschungsprojekt bin ich später an die ETH zurückgekehrt. Es ging darum, Daten im Bauprozess besser zu verarbeiten und in der Nutzungsphase wieder zu verwenden. Dieses Thema ist heute noch brandaktuell. Mit BIM ist nun eine brauchbare Technologie vorhanden. Wir hatten damals die Konzepte, die Ansätze, die Methodik und die Ziele, jedoch nicht die Technik. So bin ich immer am Thema drangeblieben, habe später von Digital Finance gelesen und diesen Ansatz als einer der ersten in unserer Branche in Digital Real Estate übertragen. Ich würde mich als Shaker bezeichnen, weil ich früh Inputs in die Branche eingebracht habe. Aber ich bin auch ein Mover, weil ich Unternehmen helfe, die Transformation umzusetzen. Welche Bedeutung hat bei pom+ die Digitalisierung bei der Beratungstätigkeit? Bei unseren Leistungen haben wir die Gesamtstrategie neu ausgerichtet auf die Unterstützung durch die Digitalisierung und darum herum neue Leistungen entwickelt. Dazu gehört unter anderem die Innovation Engine, mit der wir den Markt scannen und schauen, welche Trends und spannenden Start-ups für Unternehmen relevant sind. Ein mehr datenorientiertes Produkt ist der FM Monitor, der als Webservice Kosten-, Flächen- und Leistungskennzahlen enthält. Zudem überlegen wir uns, was mit Consultant 2.0 oder 4.0 passiert. Auch wir müssen immer radikal denken und uns hinterfragen: Wie könnte man uns durch die Digitalisierung ersetzen? Was ist dabei Ihre Rolle als Chef ? Bei uns gab es zwei Phasen. Initiiert habe ich die Digitalisierung selbst, habe mich entsprechend weitergebildet und die ersten Netzwerke aufgebaut. Jetzt ist bei uns die interne Transformation im Gange, bei der andere den Lead übernehmen. Verschiedene Teams, die wir intern entwickeln, sind mit dieser Aufgabe befasst.

«Ich bin ein Mover, weil ich Unternehmen helfe, die Transformation umzusetzen.»

Was alles macht die Digitalisierung im Real Estate aus und was treibt sie an? Zentral für uns ist, dass wir die Daten jederzeit und überall mobil zur Verfügung haben und damit arbeiten können. Mit der Einführung des 5G-Standards wird es noch besser. Im Gebäudebereich reden wir da etwa von Sensorik, die Dinge quasi intelligent macht. Das heisst, sie kann selbst gewisse Aktionen auslösen. Räume werden mit Sensoren ausgerüstet, die erfassen, ob eine Buchung effektiv wahrgenommen wird. Bleibt der Raum leer, wird er automatisch wieder freigegeben und steht für andere Buchungen zur Verfügung. Das tönt banal, hat aber einen grossen Nutzen – energetisch, finanziell und organisatorisch. Richtig spannend wird es dann, wenn man aus den Daten lernen kann und sie nicht nur zum reinen Reporting nutzt, sondern für Prognosen mit künstlicher Intelligenz. Weiteres Potenzial ergibt sich aus dem Sharing-Gedanken, wenn sich verschiedene Firmen in einem Gebäude gewisse Räume teilen und die Auslastung so optimieren. Wir selbst haben bei pom+ eingeführt, dass niemand mehr einen fixen Arbeitsplatz hat. Sonst hätten wir gar nicht mehr wachsen können. Dank einer Messung haben wir festgestellt, dass mein ehemaliges Büro nur zu 18 Prozent belegt war. Entweder war ich auswärts oder in Sitzungszimmern. Dieser Umstand gab den Anstoss, das System zu ändern. Wo sehen Sie Chancen für Ihre Branche? Die Digitalisierung bietet für Immobilien dann immense Chancen, wenn sie nicht Selbstzweck ist, sondern den Mie-

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ter und Nutzer und seine Bedürfnisse ins Zentrum stellt und Prozesse vereinfacht durch Übernahme und Automatisierung repetitiver Tätigkeiten. Um diesen Fokus konsequent umzusetzen, muss aber zuerst die Datenlage bereinigt oder aufbereitet werden. Ein Problem ist, dass es von älteren Gebäuden oft nur wenige oder gar keine Daten gibt, denn die Bereitstellung und Aktualisierung von Daten wurde bisher mehrheitlich stark vernachlässigt. Wenn man rückwirkend etwas digitalisieren will, muss man Nutzen und Verwendungszweck gut abklären, denn das kann teuer werden. Also muss man einfach Daten sammeln? Nur mit dem Erfassen der Daten ist es nicht getan, sie müssen auch im «Life Cycle» – also während der Planungs-, Bau-, Nutzungsphase bis hin zum Abbruch – laufend aktualisiert werden. Ohne eine gute Datenbasis kann man keine digitalen Geschäftsmodelle implementieren. Das betrifft alle Beteiligten im Management von Immobilien: Der Portfoliomanager kann damit die Qualität der Investmententscheidungen verbessern, der Bewirtschafter kann sich von mühsamem Papierkram entlasten, und der Facility Manager kann die Gebäude besser betreiben. Zu guter Letzt profitieren Mieter und Nutzer von guten Daten, indem sie beispielsweise ihre Wasserund Energieverbräuche besser erkennen und optimieren können. Sind auch Gefahren da? Ich sehe viel mehr Chancen als Risiken, denn was heute zum Teil noch in grossen Teilen der Branche abläuft, ist Steinzeit. Gefahren sehe ich am ehesten beim Datenschutz und -missbrauch. Zudem steigt die Abhängigkeit von Firmen, die mit Daten umgehen können. Und die ganze Entwicklung kann hohe Kosten mit sich bringen. Welche Interessen stehen dahinter? Auf der einen Seite haben Investoren, Bauherren, Bewirtschafter, Facility Manager und Vermarkter ein veritables Interesse an digitalen Fortschritten und damit verbundenen Effizienzsteigerungen. Investoren haben zum Teil ein grosses Datenportfolio und überlegen sich, was sie damit machen wollen, um Prozesse zu verbessern und neue Geschäftsmodelle aufzusetzen. Das Stichwort hier ist «Building as a Platform». Zum Beispiel kann man das Mieterverhalten analysieren und daraus die Nachfrage nach der Wohnform ableiten. Oder man kann mit intelligenten Algorithmen herausfinden, welche Services die Mieter nachfragen, oder Prognosen erstellen, wohin sich der Markt entwickelt. Bei den Bewirtschaftern geht es mehr um «Service on Demand», schnell und spezifisch nach Bedarf. Das wirkt sich auch positiv auf die Nachhaltigkeit aus, indem weniger Ressourcen verbraucht und weniger Leistungen gefordert werden. Auf der anderen Seite ist es die Proptech-Szene mit Start-ups, die neue, innovative Anwendungen entwickeln und auf den Markt bringen. Sie wirken in erster Linie als Shaker und zeigen auf, was effektiv machbar ist!

Peter Staub ist CEO von pom+ Consulting mit Hauptsitz im Technopark Zürich (Bild) sowie Niederlassungen in Basel, Bern, Lausanne, St. Gallen und Frankfurt. Das Team besteht aus über 80 Mitarbeitenden.

Peter Staubs Selbsteinschätzung Auf einer Skala von 1 bis 10: Als wie «digital fit» bezeichnen Sie: sich selbst?

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Welche kurz- oder mittelfristigen Agendapunkte gibt es? Die erste Phase der Digitalisierung, in der man es spannend fand, einzelne «Use Cases» – also Anwendungsfälle wie einen schlüssellosen Zugang – zu implementieren, ist vorbei. Es wird zukünftig darum gehen, die verschiedenen digitalen Angebote auf Plattformen zu bündeln. Wir nennen das plattformbasierte Ökosysteme, in denen auch Blockchain eine zentrale Rolle einnehmen wird. Die wichtigste Aufgabe dabei ist es, Daten wie Grundrisse, Flächen, Anlagedaten usw. so zu managen, dass sie konsistent sind. Ein aktueller Ansatz dazu ist der «Digital Twin» von Bauwerken. Da sind alle Informationen vereint, die in der Nutzungsphase von verschiedenen Beteiligten gebraucht werden. Das ist die grosse Welle, die auf uns zurollt. Die Firma Schindler investiert hier im grossen Stil und hat mit Building Minds ein hochinteressantes Start-up lanciert. Ist diese Entwicklung auch für die Nachhaltigkeit von Belang? Durch digitale Plattformen kann man generell den Ressourcenverbrauch reduzieren. Es fängt an beim Flächenkonsum durch Sharing-Modelle und geht bis zur Minimierung von energetischen Ressourcen. Durch flexible Bürolösungen,

mehr Homeoffice-Anteil und Skype-Konferenzen müssen die Mitarbeitenden weniger herumreisen. Oder es wird gemessen, wie viele Personen im Gebäude sind, und davon ausgehend wird die Anzahl Menüs in der Kantine zubereitet, um «Food Waste» zu verringern und den Ressourcenverbrauch anzupassen. Wie nehmen Sie die Zukunft konkret in Angriff ? Wir erstellen im Moment viele Digitalisierungsstrategien und zeigen den Kunden auf, welche Trends, Technologien und digitale Unternehmen es gibt. Dabei müssen zwingend Schwerpunkte basierend auf dem Nutzenpotenzial festgelegt werden, um sich in den vielen Themen nicht zu verlieren. Des Weiteren begleiten wir insbesondere den Umsetzungsprozess, bei dem die Sicherstellung der Qualität der Datenbasis jeweils ein zentraler Punkt ist. Es ist uns aber auch immer wichtig, zur Weiterentwicklung der Branche beizutragen. So veranstalten wir jährlich einen grossen Kongress, den Digital Real Estate Summit, und haben den Studiengang «Digital Real Estate» am Institut für Digital Business der Hochschule für Wirtschaft in Zürich (HWZ) aufgebaut. Im August startet der dritte Lehrgang. Interview: Michael Baumann


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Mit dem Tablet auf der Baustelle Implenia setzt erstmals auch bei der Sanierung eines Gebäudes ein OnlineProjektsteuerungstool ein – Stippvisite an der Überlandstrasse in ZürichSchwamendingen, wo gerade ein Doppelmehrfamilienhaus erneuert wird. Roland Bamert, Projektleiter bei Implenia Modernisation, mit Tablet auf der Baustelle in Zürich-Schwamendingen.

Implenia Implenia ist das führende Bau- und Baudienstleistungsunternehmen der Schweiz mit einer starken Stellung im Infrastrukturmarkt in Deutschland, Frankreich, Österreich, Schweden und Norwegen sowie bedeutenden Aktivitäten im deutschsprachigen Hochund Ingenieurbau. Das breite Angebotsspektrum von Implenia sowie die tiefe Erfahrung ihrer Spezialisten erlauben es der Gruppe, ein Bauwerk über seinen gesamten Lebenszyklus zu begleiten – wirtschaftlich, integriert und kundennah. Dabei steht eine nachhaltige Balance zwischen wirtschaftlichem Erfolg sowie sozialer und ökologischer Verantwortung im Fokus. Implenia mit Hauptsitz in Dietlikon bei Zürich beschäftigt europaweit mehr als 10 000 Personen und erzielte im Geschäftsjahr 2018 einen Umsatz von rund 4,4 Milliarden Franken.

waren Küchen, Bäder, Zimmer, Aufzüge und haustechnische Anlagen. Die Bauherrschaft hatte sich stets zum Ziel gesetzt, weiterhin erschwinglichen Wohnraum auf dem Platz Zürich anzubieten. Ein Teil der Mieter konnte wieder in die angestammten Wohnungen zurückziehen.

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Im Norden der Stadt Zürich schlägt das Bauunternehmen Implenia ein weiteres Kapitel in ihrer Digitalisierungsgeschichte auf. Erstmals setzt die Gruppe auch bei einer umfassenden Sanierung auf digitale Instrumente in der Ausführung. Ein Online-Projektsteuerungstool zeigt dabei laufend die Baufortschritte bei zwei Mehrfamilienhäusern mit insgesamt 180 Wohnungen an. Das Resultat sind weniger Leerläufe, höhere Qualität und ein eng abgestimmter Zeitplan. Aus der Ferne betrachtet sieht die Baustelle an der Überlandstrasse in Zürich-Schwamendingen aus wie jede andere auch: Ein 63 Meter langes Doppelmehrfamilienhaus ist teilweise eingerüstet, unzählige Bauarbeiter mit aufgesetzten Helmen sind an der Arbeit und verrichten ihr Tagwerk. Es wird gehämmert und gebohrt – so wie es auf einer Baustelle zu- und hergeht. Aber etwas ist doch anders: Mittendrin steht Roland Bamert, Projektleiter bei Implenia Modernisation, in der Hand ein Tablet. Damit kann er den Baufortschritt online jederzeit abrufen und überprüfen. Ausserdem sieht er auf einen Blick, wie viele Arbeiter an welchem Ort mit welcher Aufgabe beschäftigt sind. Früher musste er diese Informationen mit unzähligen Telefonaten in Erfahrung bringen. Das Gesamtprojekt umfasst zwei neungeschossige Gebäude aus den 1960er-Jahren mit je 90 Wohnungen unterschiedlicher Grösse, die den heutigen Anforderungen nicht mehr genügten und umfassend saniert werden mussten. «End of life» heisst das im Fachjargon. Von einem Ersatzneubau sah die Eigentümerin, die Siska Heuberger Holding aus Winterthur, aber ab. Wie Bamert sagt, bleiben die Nutzung und die Grundrisse der Wohnungen gleich. Zu erneuern

Komplett digitalisierte Bauprozesse Ein Autoreportsystem zeigt dem Projektleiter in roter oder grüner Farbe an, welche Aufträge erfüllt sind und welche nicht. Alle Bauprozesse sind dabei digitalisiert, die Subunternehmer müssen jeweils die Aufträge auf dem Computer, Tablet oder Mobiltelefon quittieren und die erbrachte Arbeitsleistung eintragen. Wenn etwas nicht erledigt werden konnte, war der Grund dafür mit einem schriftlichen Beschrieb anzugeben oder mit einer Fotografie zu dokumentieren. Jeweils täglich bis um 17.30 Uhr mussten die Subunternehmer ihre Einträge gemacht haben. Tags darauf schaute sich das Projektteam um Bamert vor Arbeitsbeginn die aktuelle Lage an. Zu Beginn erforderte dieses Vorgehen von allen Beteiligten einen zusätzlichen Effort und führte zu einem intensiven Austausch. Dank der funktionierenden Kollaboration stieg die Lernkurve schnell an, und alle profitierten vom effizienteren Ablauf. Bei der Sanierung gehen digitale Prozesse Hand in Hand mit Lean-Construction-Ansätzen. Bereits in der Projektanalyse hatte Implenia das Bauvorhaben in einzelne Arbeitspakete, sogenannte Lose, aufgeteilt. Beim Projekt Überlandstrasse umfasste ein Los je drei Wohnungen. Pro Tag wurde jeweils ein Los gestartet. Dank dem Autoreportsystem wurde der jeweilige Leistungsstand dokumentiert, und Probleme konnten frühzeitig behoben werden.

Kulturwandel dank Transformation Roland Bamert spricht im Zusammenhang mit Lean Construction von einem Kulturwandel. Basis dafür ist eine positive Grundeinstellung aller Partner und der Wille, kollaborativ und transparent zusammenzuarbeiten. Zudem sind eine präzise und vollständige Planung sowie Arbeitsvorbereitung zwingend. Beim Projekt Überlandstrasse wurden sämtliche Entscheide vor dem Baustart getroffen. Damit war der Fahrplan ab Beginn der Arbeiten klar. Durch die genaue Definition der Aufgabenpakete sind Produktionsund Lieferzeiten festgelegt. Kleinere Verzögerungen oder Leerläufe werden von den Verantwortlichen auf der Baustelle innert Tagesfrist erkannt und gemeinsam mit den Subunternehmern gelöst. «Pro Gebäude gab es rund 3500 Anweisungen», sagt Bamert. Durch diese exakte Planung sei alles reibungsloser sowie schneller abgelaufen und habe es

«Ein Autoreportsystem zeigt dem Projektleiter in roter oder grüner Farbe an, welche Aufträge erfüllt sind und welche nicht.»

weniger Schäden gegeben, was sich auf die Gesamtkosten auswirke. Mit dem Online-Projektsteuerungstool wird auch ganz genau vorgegeben, was wann geliefert und verbaut wird, so dass rund um die Baustelle nur wenig Material gelagert wird und dieses «just in time» nach Zürich-Schwamendingen kommt. Bamert ist zufrieden mit dem Verlauf. «Lean Construction hat sich im Praxistest bewährt», führt er aus. Alles in allem kam keine Hektik auf, weil alle Beteiligten wussten, was zu tun war. Jeder Tag war durchgetaktet. Zur Sicherheit gab es die Planung auch noch auf Papier, die per E-Mail verschickt wurde und die im sogenannten Taktleitstand an den Wänden hängt. «Ohne die Online-Plattform wäre es nicht möglich gewesen, die Häuser in je viereinhalb Monaten total zu sanieren», erklärt er weiter. Wichtig sei, dass das neue Hilfsmittel sinnvoll eingesetzt werde, damit es optimal funktioniere und die Subunternehmer nicht überfordere. Mit der digitalen Prozesssteuerung sei bei den Subunternehmern zudem die Verbindlichkeit für die Leistungserbringung gestiegen. «Das Online-Projektsteuerungstool unterstützt uns bei der Kommunikation, die nun auf Augenhöhe

stattfindet», sagt Bamert. Davon hätten auch die Stimmung und der Teamgeist auf der Baustelle profitiert.

Projektleitstand mit BIM-Technologie Das Projektteam von Implenia kann über das Tablet weitere Informationen über den Baufortschritt hinaus abrufen. So zeigt das System etwa an, wie viele Arbeiter an jedem Tag auf der Baustelle waren und ob weitere Vereinbarungen hinsichtlich Sicherheit und Baustellenordnung getroffen und eingehalten wurden. Roland Bamert kann sich vorstellen, bei zukünftigen Projekten einen digitalen Projektleitstand zudem mit Building Information Modelling (BIM) zu kombinieren. So kann der Ist-Soll-Vergleich des Bauzustands in Echtzeit in einem 3DModell anhand der aktuell quittierten Arbeitsanweisungen dargestellt werden. Das Ziel ist es gemäss Bamert stets, bessere Leistungen zu erbringen, um dem Kunden ein Projekt im Rahmen der vereinbarten Zeit, Kosten und Qualität abzuliefern. Story: Michael Baumann


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André Wyss ist seit Oktober 2018 CEO von Implenia, dem führenden Bau- und Baudienstleistungsunternehmen der Schweiz mit Hauptsitz in Dietlikon und europaweit mehr als 10 000 Mitarbeitenden.

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«Wir gestalten neue Standards aktiv mit» Für André Wyss, CEO von Implenia, hilft die Digitalisierung, bei der Qualität, der Termintreue und der Kostensicherheit noch besser zu werden. Ausserdem eröffneten sich im kompetitiven Marktumfeld Möglichkeiten für neue Geschäftsmodelle, um weiterhin zu den Vorreitern zu gehören. Wie würden Sie Ihr persönliches Verhältnis zur Digitalisierung und zur digitalen Transformation beschreiben? André Wyss: Bei Digital Natives spricht man in der Definition von den nach 1980 Geborenen. Da gehöre ich nicht mehr ganz dazu. Ich bin also eher ein Digital Immigrant. Ich bin aber überzeugt, dass dies nicht viel zur Sache tut. Veränderungen – auch fundamentale – hat es immer gegeben und wird es immer wieder geben. Die Frage ist also nicht, ob ich damit aufgewachsen bin, sondern wie ich zusammen mit meinem Team mit Neuem und mit Veränderungen umgehe. Ich bin von Natur aus sehr neugierig und interessiere mich für viele Themen. Die Digitalisierung verändert uns und unser Umfeld, nicht nur in der Bauindustrie, sondern in allen Wirtschaftszweigen und Lebensbereichen. Das finde ich extrem spannend und sehe hier für uns als Unternehmen klare Chancen. Welche Bedeutung hat bei Implenia die Digitalisierung? Die Digitalisierung ist für uns wichtig. In der Bauindustrie wird vieles nach wie vor wortwörtlich von Hand gemacht. Gleichzeitig nimmt die Komplexität in den Projekten stetig zu, vor allem bei Grossprojekten. Zudem bewegen wir uns in einem sehr kompetitiven Marktumfeld. Verbesserte Prozesse, die unseren Kunden Qualität, Termintreue und Kostensicherheit garantieren, sind für uns zentral. Die Digitalisierung hilft uns dabei, noch besser zu werden. Bereiche wie

Building Information Modelling, kurz BIM, das Internet der Dinge beziehungsweise Internet of Things oder künstliche Intelligenz, kurz KI, sind Beispiele für Treiber der Digitalisierung in der Bauindustrie. Gleichzeitig ergeben sich aus der Digitalisierung Chancen für erweiterte und neue Geschäftsmodelle. Ist die Digitalisierung bei Implenia Chefoder Teamsache? Ganz klar Teamsache – und mit einem klaren Platz auf der Agenda der Gruppenleitung, deren Aufgabe es ist, ein Arbeitsumfeld zu kreieren, das Innovation und Transformation fördert. Und natürlich müssen dafür personelle und finanzielle Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Digitalisieren kann man nicht in einem abgeschotteten Raum. Unsere Teams bestehen aus erfahrenen Digitalisierungsexperten und Vertretern aus der operativen Linie. So stellen wir sicher, dass neue Prozesse und Instrumente einen klaren Nutzen bringen und schnell Einzug in den Alltag halten. Wie gestalten Sie selber den Rahmen, um intern den digitalen Wandel voranzutreiben? Als CEO fördere und fordere ich den digitalen Wandel bei Implenia. Im Team der Geschäftsleitung stelle ich etwa substanzielle Mittel für die Transformation sowie die Digitalisierung unserer Gruppe zur Verfügung und sorge dafür, dass das Thema die nötige Aufmerksamkeit bekommt. Deshalb haben wir uns organisa-

André Wyss’ Selbsteinschätzung Auf einer Skala von 1 bis 10: Als wie «digital fit» bezeichnen Sie: sich selbst?

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«Meine Aufgabe liegt darin, gute Rahmenbedingungen zu schaffen, die uns eine rasche, fundamentale Digitalisierung ermöglichen.»

torisch eine neue Struktur gegeben, die kollaboratives, bereichs- und länderübergreifendes Arbeiten unterstützt. In dieser Struktur berichten die verantwortlichen Funktionen, die den digitalen Wandel in der Gruppe integriert vorantreiben und koordinieren, direkt an mich. Meine Aufgabe liegt vor allem darin, gute Rahmenbedingungen zu schaffen, die uns eine rasche, fundamentale Digitalisierung ermöglichen. Was macht Implenia besser als die Konkurrenz? In der Schweiz gehören wir beim Thema BIM zu den Vorreitern. Auch in Deutschland sind wir vorne mit dabei. Wir sind Gründungsmitglied der Interessensplattform Bauen digital Schweiz und gestalten neue Standards aktiv mit. Zudem pflegen wir enge Verbindungen mit akademischen Institutionen und unterstützen unter anderem einen Lehrstuhl an der ETH Zürich. Dies hilft uns, am Puls der Zeit zu sein. Mit zielgerichteten strategischen Initiativen harmonisieren wir unsere Prozesse sowie die Systemlandschaft. Dies erlaubt uns, unsere Entscheidungen stärker auf eine breite Datengrundlage abzustützen. Und trotzdem stelle ich fest, dass unsere Industrie in anderen Ländern beim Thema BIM und der Digitalisierung zum Teil einen Schritt weiter ist. Ich denke vor allem an die USA oder an Grossbritannien. Hier können wir sicher noch das eine oder andere vom Markt lernen. Was alles macht die Digitalisierung in der Bauwirtschaft aus und was befeuert sie darüber hinaus? Grosse Bauprojekte sind von Natur aus komplex. Sie sind ein Zusammenspiel von verschiedenen Gewerken, geprägt durch viele Partner und durch eine hohe Anzahl an Schnittstellen. Entsprechend hoch ist der Koordinationsaufwand. Parallel dazu steigen die Anforderungen der Bauherren. Dies zeigt sich etwa bei kürzer werdenden Phasen der Planung oder der Ausführung. Effiziente, digitale Prozesse auf einer gemeinsamen Daten-

grundlage verbessern in diesem Umfeld die Produktivität klar und ermöglichen eine bessere Beherrschung der Komplexität. Mit welchen Trends ist in nächster Zeit zu rechnen? Wir sehen klare Trends in der fortschreitenden Automatisierung, nicht nur auf der Baustelle, sondern auch im Backoffice-Bereich. Zudem wird der Einsatz von Vorfabrikaten und die Modularisierung weiter zunehmen, ebenso werden die Nutzung von Geodaten oder die digital unterstützte Steuerung beim Material-, Personal- und Maschineneinsatz Einzug halten. Wo sehen Sie Chancen, wo Risiken und wo Grenzen der Digitalisierung? Wie erwähnt bietet die Digitalisierung Chancen für eine gesteigerte Produktivität und eine bessere Beherrschung der Komplexität. Oft überschätzen wir aber, welche Verbesserungen die Digitalisierung kurzfristig bringen kann. Gleichzeitig unterschätzen wir das mittel- und langfristige Potenzial. Dabei gilt es, auch Herausforderungen wie den Datenschutz, technologische Schnittstellen und unterschiedliche Standards nicht ausser Acht zu lassen. Mit Blick auf eine nachhaltige Zukunft: Was ist Ihre Verantwortung? Wir nehmen unsere Verantwortung gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft wahr. Seit der Initiierung unserer Nachhaltigkeitsstrategie vor rund zehn Jahren haben wir viel erreicht, etwa bei der Reduktion des CO2-Ausstosses oder der sogenannten grauen Energie. Die Digitalisierung hilft uns, Material und Maschinen effizienter einzusetzen, etwa durch eine bessere Planung, Just-in-time-Anlieferungen und LeanConstruction-Ansätzen. Zudem helfen digitale Lösungen nicht nur bei der Entstehung eines Bauwerks, sondern optimieren auch den Betrieb. Interview: Michael Baumann


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Die Schrittmacher

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Das Totalunternehmen Losinger Marazzi treibt die Digitalisierung und die Kreislaufwirtschaft im Bausektor voran. Ob Automobilindustrie, Raumfahrt oder Maschinenbau: Immer mehr Branchen haben ihre Planungs- und Realisierungsprozesse auf digitale Tools umgestellt. Sie erzielen so höchst verlässliche, qualitativ hochstehende Ergebnisse und können ihre Kosten senken. Besser, schneller, effizienter: Auch im Bausektor bleibt buchstäblich kein Stein auf dem anderen. Die Prozesse beim Zusammenspiel der einzelnen Gewerke verändern sich radikal. Eine Schlüsselfunktion kommt dabei dem Building Information Modelling (BIM) zu, eine IT-gestützte Methodik, die beispielhaft für den Paradigmenwechsel in der gesamten Bauindustrie steht. Und Losinger Marazzi gehört hier zu den Vorreitern. Wie funktioniert dieses digitale Werkzeug? Im Grunde wird mit BIM zweimal gebaut: erst digital, und dann real. Bereits in der Planungsphase arbeiten alle Projektbeteiligten – Architekten, das Bauunternehmen, der Investor und möglichst sämtliche Dienstleister – an ein und demselben dreidimensionalen Gebäudemodell. Der Vorteil des «digitalen Zwillings»: Alle Beteiligten haben den gleichen Informationsstand, die Planung wird genauer, die Fehlerzahl sinkt, und die Kommunikation läuft schneller. Darüber hinaus stellt das Modell wichtige Daten für einen effizienten Betrieb nach der Fertigstellung zur Verfügung.

Projekte digitalisieren «Für uns ist das BIM eine grosse zentrale Datenbank für jedes Gebäude», erklärt Antoine Rérolle, Leiter Engineering bei Losinger Marazzi. Gearbeitet wird nicht mehr nacheinander, sondern simultan. «Besonders vorteilhaft sind die ständig aktualisierten Ansichten der Gebäudetechnik. Alle arbeiten stets am neuesten Stand des Projektfortschritts», so Rérolle. Und was haben die Kunden davon? «Sie können ihr Gebäude von Anfang an visuell verfolgen, sie profitieren von kürzeren Fristen und erhalten am Ende deutlich mehr Qualität.» Das erste Projekt in der Schweiz, das Losinger Marazzi ab 2012 mit BIM realisiert hat, ist der Neubau des Spitals Limmattal in Schlieren ZH. Die Architekten entwickelten das Digitalmodell gemeinsam mit Losinger Marazzi. So wurden erste Grundlagen für die Arbeit mit BIM definiert und eine BIM-Strategie für das Unternehmen entwickelt. Das Ergebnis ist preisgekrönt: Losinger Marazzi wurde für das Pilotprojekt 2015 mit dem «BIM d’Or» in der Kategorie «International» ausgezeichnet. Besonders positiv bewertete die Jury das zentrale Datenmanagement und den permanenten Informationsfluss zwischen allen Projektbeteiligten. Nach den ersten BIM-Gehversuchen folg-

Losinger Marazzi Losinger Marazzi hat gemeinsam mit der Netzwerkinitiative SwissPropTech den Future Living Contest lanciert. Ziel ist es, innovative Start-ups aus dem In- und Ausland zu entdecken und zu fördern. Fünf Finalisten erhielten die Chance, eine prominent besetzte Jury von ihrer Innovation zu überzeugen. Gewonnen hat das Luzerner Start-up eCarUP, das eine Verwaltungsplattform für Elektroauto-Ladestationen entwickelt hat. Als Preis erhält eCarUP ein Pilotprojekt mit Losinger Marazzi.

ten weitere Projekte wie das spiralförmige Gebäude VORTEX in Chavannes-près-Renens VD und Schönburg in Bern, bei denen die Erfahrungen des ersten Projekts konsolidiert und die Vorgehensweise standardisiert wurden. Sämtliche Pläne sind für alle Beteiligten in den Büros, aber auch auf den Baustellen jederzeit in Echtzeit sichtbar. Das verbessert und beschleunigt die Kommunikation untereinander, macht Prozesse schlanker und minimiert das Fehlerrisiko. Man erkannte zudem den Mehrwert, den die Digitalisierung der Daten in der Realisationsphase im Hinblick auf die Qualität leisten kann. Und bei aktuellen Projekten geht man noch einen Schritt weiter und verarbeitet die Daten zu einem einzigen Datencockpit, das beispielsweise auch die Logistik beinhaltet. Anlässlich der buildingSMART International Awards (bSI) wurden die Projekte VORTEX und Quai Vernets für die exemplarische Umsetzung des Open-BIMPrinzips sowie die Anwendung von BIM in der Realisation ausgezeichnet. Heute wird bei Losinger Marazzi mit 35 Projekten die Hälfte aller laufenden Aufträge mit BIM realisiert. Das entspricht rund 70 Prozent des Umsatzes. Die BIM-Abteilung hat sich von drei Mitarbeitenden im Jahr 2012 mittlerweile verzehnfacht. Nach den Erfahrungen, die man in der Konzeptions- und Realisationsphase eines Projekts gesammelt hat, arbeitet man heute daran, dem Kunden ein massgeschneidertes Datenpaket für den Betrieb und Unterhalt (BIM4FM) zur Verfügung stellen zu können. Denn es geht um nichts weniger als die digitale Transformation der gesamten Bauwirtschaft. Das bedeutet mehr als nur Kooperation beim eigentlichen Bau, sondern dauerhafte Zusammenarbeit über den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie hinweg. Denn an BIM, davon ist Antoine Rérolle überzeugt, kommt kein grosser Akteur der Baubranche mehr vorbei. Für Losinger Marazzi sei es «der Königsweg» in die Zukunft des Bauens.

Das schweizweit erste Projekt, das Losinger Marazzi mit BIM realisiert hat: Neubau des Spitals Limmattal in Schlieren.

BIM bietet ständig aktualisierte Ansichten der Gebäudetechnik.

«Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft sind heute Schlüsselfaktoren für neue Geschäftsmodelle.»

Digitales Ökosystem Nebst der Digitalisierung der Projekte steht die Entwicklung von Services und Dienstleistungen für den Endnutzer – mit Unterstützung der Digitalisierung – bei Losinger Marazzi im Zentrum. Denn die Digitalisierung eröffnet neue Perspektiven für das Kundenerlebnis. Seit mehreren Jahren liefert Losinger Marazzi den Grossteil ihrer Projekte mit einer App aus, die hauptsächlich der Kommunikation zwischen den Endnutzern dient. Ziel ist es, diese App zu einem digitalen Hub zu entwickeln, der den Bewohnern Dienstleistungen anbietet und die automatisierte Verwaltung von Infrastruktur und Material ermöglicht. «Als Immobilienentwicklerin ist es unser Ziel, so früh wie möglich die digitalen Innovationen, die den grössten Mehrwert für unsere Projekte, unsere Kunden und die künftigen Nutzer haben, zu identifizieren und mit den BIM-Daten in einem digitalen Ökosystem zusammenzuführen», sagt Rérolle. «So werden wir künftige Bedürfnisse noch besser antizipieren und neue Lebenswelten schaffen können, die den Anforderungen von morgen standhalten.»

Online-Bibliothek

Materialien wiederverwenden Digitalisierung revolutioniert nicht nur den Bauprozess, den Betrieb und die Vermarktung neuer Gebäude. Sie leistet

auch einen entscheidenden Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft. Etwa wenn es um die Wiederverwendung werthaltiger Materialien geht. In der Schweiz werden jährlich immerhin rund 40 Millionen Tonnen Beton verbaut. Das entspricht einem Gesamtgewicht von 4000 Eiffeltürmen. Die Rohstoffe für Beton stammen direkt aus der Natur: Kies und Sand – Materialien, die auch hierzulande immer knapper werden. Zugleich fallen gewaltige Mengen an Bauabfällen an. Sie machen in der Schweiz mehr als 80 Prozent der insgesamt 80 bis 90 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr aus. Was läge da näher als eine effizientere Nutzung der Ressourcen? Wie das geht, demonstriert Losinger Marazzi in Greencity in Zürich-Süd: Dort ist es bei den Wohnbauten gelungen, in der ersten Bauetappe 75 Prozent Recyclingbeton zu verwenden. Ziel mehr als erfüllt, denn die Vorgabe lag bei «nur» 50 Prozent. Man kann auch alte Bauteile einfach zweimal verwenden. So hat Losinger Marazzi bei der Renovierung des AXA-Hauptsitzes an der Römerstrasse 17 in Winterthur – eines der ersten zertifizierten «2000-Watt-Areale in Transformation» – die bestehenden Wandschränke, Stützenverkleidungen, Marmorbodenplatten, Brandschutzelemente und Monoblöcke repariert, «aufpoliert» und wieder eingebaut. Dabei arbeitete man mit der Online-Plattform SALZA zusammen, die Liegenschaften vor dem Rückbau dokumentiert und nutzbare Bauteile für eine spätere Wiederverwendung erfasst.

Antoine Rérolle ist Leiter Engineering bei Losinger Marazzi.

Auch die Stiftung Madaster hilft, im Bauund Immobiliensektor Altes wiederzuverwenden und Abfall zu vermeiden. Madaster erstellt Materialpässe, in denen alle ressourcenrelevanten Daten von Bauwerken und ihren Bauteilen inklusi-

ve der aktuellen Standorte aufgeführt sind und auf einer Online-Plattform zur Verfügung gestellt werden. Losinger Marazzi fördert dieses Engagement, ebenso wie Swiss Re, Raiffeisen, Eberhard, Swiss Prime Site, CRB und SBB. «Die Materialien von Gebäuden und Arealen werden auf diese Weise dokumentiert, was die Wiederverwertungsmöglichkeiten deutlich verbessert. Das grösste Potenzial liegt in der Planung und der Konstruktion für die Dekonstruktion», erklärt Pascal Bärtschi. Der CEO von Losinger Marazzi sieht sein Unternehmen in puncto Nachhaltigkeit in der Pflicht. Daher engagiert man sich auch in der Forschung. Schliesslich versteht sich Losinger Marazzi als echter Pionier der Baubranche.

Zukunftslabor LACE Wie nachhaltiges Wirtschaften in Form einer Kreislaufwirtschaft ökologisch sinnvoll und für Unternehmen gewinnbringend sein kann, soll das inter- und transdisziplinäre Forschungsprojekt LACE – Laboratory for Applied Circular Economy praxisnah aufzeigen. Dazu arbeiten das Forschungsinstitut EMPA sowie die Universitäten Lausanne und St. Gallen zusammen mit verschiedenen Partnerunternehmen an Geschäftsmodell-Innovationen. Neben Nespresso und V-Zug ist Losinger Marazzi einer der Praxispartner dieses Projekts. «Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft sind heute die zentralen Treiber des Wandels der Bau- und Immobilienbranche und Schlüsselfaktoren für neue Geschäftsmodelle», ist CEO Pascal Bärtschi überzeugt. «Gemeinsam gestalten wir Lebenswelten für uns und die Generationen von morgen und wollen dabei unsere ökologische und gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen.» Story: Elmar zur Bonsen


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FOTOS: MICHELE LIMINA

NZZ am Sonntag 30. Juni 2019

«Ein Projekt ist nicht alleine deshalb günstiger oder besser, weil BIM zum Einsatz gelangt» Anna Pàl ist als Geschäftsleitungsmitglied bei OOS zuständig für die Umsetzung von Building Information Modelling (BIM).

OOS-Gründer Andreas Derrer (links) und Christoph Kellenberger: «Ein neues Gebäude wirkt sich direkt auf die Kultur aus, also muss man schauen, dass man die Menschen in den laufenden Prozess integriert.»

Shakers

Die nahezu perfekte Architektur Ein Projekt im Regenwald und ein Bauherr ohne Drucker haben bei OOS vor zwölf Jahren eine neue Ära eingeläutet. Heute übersetzt das Zürcher Architekturbüro unter Einbezug zukunftsgerichteter Methoden die Werte seiner Kunden in massgeschneiderte, individuelle Lebens- und Arbeitswelten. Wie viel Zeit verbringen wir Zivilisationsangehörige in geschlossenen Räumen? 50 Prozent, 70 Prozent? «Wohl eher 90 Prozent», meint Christoph Kellenberger und schmunzelt. Für ihn, der zusammen mit Andreas Derrer vor gut 20 Jahren in Zürich das Architekturbüro OOS gegründet hat, ist klar: Kernaufgabe der Architektur ist es, den Menschen in einen direkten Kontext zu setzen mit dem Raum, der ihn umgibt. «Natürlich, das mag tatsächlich abgedroschen klingen. Vielen neueren Architekturen mangelt es jedoch genau daran, ganz bewusst oder auch unbewusst.» Raum ohne Inhalt ist Leere. Das mag schön sein, im Zusammenhang mit Wohnungen, Büros, Ortsbildern, Stadtentwicklung und – eben – Lebensräumen stellt sich dergestalt nach einiger Zeit allerdings eine gewisse Langeweile ein. Dementsprechend gilt es, den Freiraum bewusst und mit gestalterischem Fingerspitzengefühl zu füllen. So viel nur, dass eine Atmosphäre entsteht, in der ein positiv gestimmtes, produktives Leben möglich ist.

Corporate Architecture «Wir bewegen uns mit unserer Arbeit in einem Spannungsfeld», sagt Andreas Derrer. «Zum einen gilt es, die soziale, ökologische und ökonomische Dimension der Aufgabe in Balance zu halten. Zum anderen orientiert sich die Architektur an den Werten und Bedürfnissen von Kunden und Nutzern.» OOS hat sich der Schaffung von individuellen und massgeschneiderten Lebens- und Arbeitswelten verschrieben, kurz: der Corporate Architecture. Im Zuge dessen kommt der Beratung eine zentrale Rolle zu. «Architektur löst immer auch einen krassen Change-Management-Prozess aus, darauf müssen wir unsere Kunden häufig mit Nachdruck hinweisen», erklärt Christoph Kellenberger. «Ein neues Gebäude, ein neuer Raum – das wirkt sich direkt auf die Kultur aus, also muss

man schauen, dass man die Menschen in den laufenden Prozess integriert und sie nicht einfach vor vollendete Tatsachen stellt.» Der digitale Wandel, die Entwicklung neuer Technologien und Methoden wie Building Information Modelling (BIM), der Einsatz von 3D-Druckern oder Virtual Reality, sie ermöglichen es nach Ansicht von Kellenberger und Derrer, Auftraggeber, Partner und Bauherrschaften mit auf die Reise zu nehmen und sie frühzeitig ins Projekt miteinzubeziehen. «Die meisten unserer Auftraggeber haben anfangs ein Bild von dem, was sie realisiert haben möchten. Über eine intensive Auseinandersetzung mit der Vision, den Werten und Bedürfnissen unserer Auftraggeber und den zukünftigen Nutzern stossen wir letztlich zum Kern vor, zur Frage, was das Resultat leisten muss», sagt Andreas Derrer, «die neuen Technologien und Methoden unterstützen uns dabei, die verschiedenen Beteiligten von Beginn weg optimal einzubinden.»

Open Operating System Sich selber bezeichnen die beiden OOS-Gründer als «Early Adopter», als frühe Anwender in Sachen Digitalisierung. Die Initialzündung, sich intensiv mit den neuen Technologien zu befassen, hat vor gut zwölf Jahren ein Projekt im Regenwald von Brasilien geliefert. «Der Bauherr hatte keinen Drucker und wir konnten ja nicht jede Woche mit unseren Plänen nach Brasilien fliegen», führt Christoph Kellenberger aus. Per Zufall sei man darauf gekommen, dass der Sohn des Baumeisters eine hohe Affinität für Design und Technologie besitzt und über in der Architektur verbreitete Gestaltungsprogramme verfügt. «Also übermittelten wir dem Filius dreidimensionale Modelle in den Dschungel, von denen er dann die Masse ablesen und an den Vater weitergeben konnte, damit der wiederum wusste, wie viele Zentimeter des Baugestänges er hier und

«Architektur löst immer auch einen krassen Change-ManagementProzess aus.»

dort kappen musste. Das war eigentlich unser Einstieg ins BIM-Zeitalter.» Inzwischen sind 3D-Modelle und Bauwerksdatenmodellierung Alltag im OOSBüro im Zürcher Kreis 5. Mit Anna Pàl hat das Team eine ausgewiesene Fachfrau in Sachen BIM im Team (siehe Nachgefragt). «Wir wollen offen sein gegenüber neuen Ideen, wollen uns weiterentwickeln, deshalb von Anbeginn her der Name OOS», sagt Andreas Derrer. «OOS bedeutet Open Operating System und impliziert nicht allein unser Verständnis einer offenen und unvoreingenommenen Zusammenarbeit, sondern auch eine methoden- und prozessorientierte Arbeitsweise sowie die konstante Weiterentwicklung und Veränderung innerhalb der eigenen Firmenstruktur.» Selbstredend sei denn klar, dass die digitale Transformation in einem Unternehmen Chefsache sein muss.

«First low tech, then smart tech» OOS ist auf sämtlichen Gebieten der Baukunst tätig – von der Innen- über die Gebäude- und Landschaftsarchitektur bis hin zu städtebaulichen Eingriffen. Ganz besonders wichtig sind dem Büro mit

seinen rund 20 Mitarbeitenden die Aspekte «first low tech, then smart tech», also ein möglichst ausgeklügelter oder dann eben geringer Grad an Technik in Gebäuden. Für die auf Hörsysteme spezialisierte Phonak realisiert OOS in Murten einen neuen Gebäudekomplex, der nahezu gänzlich ohne Heizung, Kühlung oder Lüftungsanlage auskommt. «Anfänglich haben wir uns fast nicht getraut, diesem Hightech-Unternehmen unsere Idee zu präsentieren», verrät Christoph Kellenberger, «doch wider Erwarten waren die Auftraggeber rasch Feuer und Flamme fürs Projekt, das nicht nur in der Erstellung weniger teuer zu stehen kommt als vergleichbar dimensionierte Gebäude, sondern sich danach auch weitaus günstiger betreiben und unterhalten lässt.» Die Möglichkeit, seine Arbeit der ganzen Welt zu präsentieren, erhält das Team von OOS im nächsten Jahr anlässlich der Weltausstellung Expo 2020 in Dubai (VAE). Unter Einbezug modernster digitaler Tools und Methoden wie eben BIM realisiert OOS den Schweizer Pavillon. Eine planerische, koordinative und nicht zuletzt eine kreative Herausforderung. Motto und Sujet des Pavillons? «Da möchten wir natürlich noch nicht allzu viel verraten», sagt Andreas Derrer. «Nur so viel: Wir vermitteln die Werte der Schweiz, bauen Berge, setzen echten Nebel ein. Und möchten, dass die Besucherinnen und Besucher einen nachhaltig wirkenden Aha-Effekt erleben.» Vergleichbar, wie sie es eben auch mit ihrer alltäglichen Arbeit halten würden, ergänzt Christoph Kellenberger. «Wie eingangs erwähnt: Architektur muss Nutzen stiften. Erfüllt sie darüber hinaus den Anspruch, dass sie die Leute erfreut und begeistert, die sie effektiv nutzen, so ist sie wohl nahezu perfekt.» Story: Flavian Cajacob

Wie schwierig ist die Transformation von der klassischen Architektur zur Bauwerksdatenmodellierung, kurz BIM? Anna Pàl: Im Endeffekt ist es wohl wie bei so vielen methodischen Belangen eine Frage der Persönlichkeit, ob man sich der Herausforderung stellen will oder nicht. Für Leute wie mich, die gerne strukturiert denken und eine transparente wie transdisziplinäre Zusammenarbeit schätzen, ist die Annäherung sicherlich einfacher als für Individualisten, die felsenfest davon überzeugt sind, ganz genau zu wissen, wie es am besten geht. Mit BIM geht immer ein Kulturwandel einher – im Architekturbüro, aber auch bezüglich des Umgangs mit Partnern und Bauherrschaften. Wie reagieren Kunden, wenn sie erstmals mit BIM in Kontakt kommen? Durchwegs interessiert, weil sie sehen, dass die BIM-Methode Transparenz und Struktur schafft. Die Methodik bietet zuverlässige Entscheidungsgrundlagen und ermöglicht es, eine Sprache zu entwickeln, die alle Beteiligten verstehen. Wird Bauen dank BIM besser, vielleicht günstiger auch? BIM hilft in erster Linie, effektiver und effizienter zu werden. Zudem werden die Fehlerquellen schon in einer frühen Phase minimiert oder im besten Falle eliminiert. Aber ein Projekt ist letztendlich nicht alleine deshalb günstiger oder besser, weil BIM zum Einsatz gelangt. Genauso wichtig ist es, mit der Bauherrschaft und dem ganzen Planungsteam eine auf Vertrauen basierende Zusammenarbeit aufzubauen. Die Technologie und die Kultur der Zusammenarbeit müssen immer im Kontext stehen. Weshalb verschliessen sich viele Architekturbüros den Möglichkeiten, die BIM bietet? Veränderungen machen in erster Linie einmal Angst. Und wenn jemand kreativ tätig ist, dann wirken methodische und technologische Neuerungen vielleicht in zusätzlichem Masse bedrohlicher, als sie es in Wirklichkeit sind. Meine Erfahrung ist, dass die Anwendung der BIM-Methode nach einer Phase der Implementierung und Schulung selbstverständlich wird. Der Nutzen für den Kunden ist gross, für uns als Architekturbüro ebenfalls – und nicht zuletzt gewinnen wir als Arbeitgeber zusätzlich an Attraktivität. (fwc)

Anna Pàl ist BIM-Expertin bei OOS.


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Verlagsbeilage Zukunft Bauen

NZZ am Sonntag 30. Juni 2019

ECOSYSTEM

Kollaboration ist das neue Gold Die Wettbewerbsregeln in der gesamten Immobilienwirtschaft ändern sich gerade fundamental. Kooperation im Ökosystem statt konkurrenzierendes Denken und isolierte Zielbetrachtung heisst die Zukunft. Die Digitalisierung hat sie angestossen und eröffnet für alle Partner ganz neue Möglichkeiten.

Die eigentliche Zukunft liegt meistens dort, wo die stille Gegenwart übersehen wird. Ökosysteme sind eine lautlose Re­ alität, die immer wichtiger wird. Es ist davon auszugehen, dass bis 2025 rund ein Drittel aller Erträge in branchenüber­ greifenden Ökosystemen erwirtschaftet werden. Das ist das Ergebnis einer vor kurzem veröffentlichten Studie des Bera­ tungsdienstleisters Deloitte zu Schweizer Banken und Versicherungen. Demnach ist bereits über die Hälfte der befragten Unternehmen in Ökosystemen aktiv. Was für Finanzdienstleister sowie darüber hi­ naus vor allem für IT-Unternehmen eine grosse Chance ist, hat für die Immobilien­

Livit Livit ist ein traditionsreiches Schwei­ zer Unternehmen für Real Estate Ma­ nagement. Über 55 Jahre Erfahrung in der Bewirtschaftung von Immobilien, im Vermietungs­, Bau­ und Facility Management machen Livit zu einem grossen Kompetenzzentrum und stark aufgestellten Partner für private und institutionelle Eigentümer und ihre Mieter. Seit 1999 ist das Unternehmen eine hundertprozentige Tochter des Versicherungskonzerns Swiss Life. Mit Herzblut und Begeisterung engagieren sich über 1000 Mitarbeitende bei der Livit AG und der Livit FM Services AG für ihre Kunden. Die Gruppe betreut schweizweit an neun Standorten über 173 500 Mietobjekte, 1,6 Millionen Quadratmeter Gewerbefläche sowie Immobilien im Gesamtwert von 44 Milliarden Franken. Andreas Ingold (Jahrgang 1962) ist seit 2008 Vorsit­ zender der Geschäftsleitung der Livit AG und Verwaltungsratspräsident der Livit FM Services AG. www.livit.ch und www.livit-fm.ch

wirtschaft ein noch grösseres Zukunfts­ potenzial. In keiner anderen Branche verändern die neuen technologischen Möglichkeiten das bisherige Zusammen­ spiel von Unternehmen, Konsumenten und Institutionen so stark und rasant. Gleichzeitig ist keine andere Branche so zeitübergreifend definiert, sprich bewirt­ schaftet ihre Fundamente aus teilweise langer Vergangenheit, erneuert sie in der Gegenwart oder baut komplett neue für die Zukunft. Konkret führt auch in der Immobilien­ wirtschaft die Digitalisierung unweiger­ lich zu einer vertieften Spezialisierung aller Beteiligten und damit zu zuneh­ menden gegenseitigen Abhängigkeiten, also zu sensiblen Gesamtsystemen mit völlig neuen und faszinierenden Mög­ lichkeiten. Im Folgenden werden an kon­ kreten Optionen Werte und Wahrneh­ mungen beleuchtet und dargestellt, die für das Funktionieren und die konstruk­ tive Zusammenarbeit im künftigen Ge­ samtsystem Immobilienwirtschaft über­ lebensnotwendig sein können.

Sehr viele neue Fragen Ökosysteme oder neudeutsch Ecosys­ tems sind schlussendlich andere Ausdrü­ cke für Ganzheitlichkeit. Einen vertieften Überblick über sämtliche Details des ge­ samten Systems zu behalten, ist inzwi­ schen aufgrund des schnellen technolo­ gischen Fortschritts in allen Teilen und Branchen der Wirtschaft, auch in der Im­ mobilienwirtschaft, schwierig bis un­ möglich geworden. Was passiert zum Beispiel derzeit im Bereich Immobili­ eninvestments via Kryptowährungen? Wie werden neue Nachhaltigkeitsthe­ men umgesetzt? Welche Haftungs­ und Datenschutzregelungen gelten für wen in Sachen Smart Homes? Welche techni­ schen, personellen, organisatorischen und rechtlichen Voraussetzungen muss ich als Unternehmen erfüllen, um bei ei­ nem BIM-Grossprojekt erfolgreich mit­

wirken zu können? Welche Verantwort­ lichkeiten kann ich via mein neues Ser­ viceportal zum Kunden hin verschieben und welchen Mindestmehrwert muss ich ihm im Gegenzug dafür bieten? Das sind viele neuartige Fragen, die ein einzelner Player immer weniger gut beantworten kann. Immobilienunter­ nehmen brauchen deshalb ein Netzwerk zu Partnern und Kompetenzzentren, das neue Formen der Zusammenarbeit zu­ lässt und sich für neue Antworten auf neue Fragen öffnen kann. Diese neuen Fragen kommen in immer höherer Ka­ denz auf die Agenda. Es ist davon auszu­ gehen, dass sich global derzeit das tech­ nische Know­how und spezialisierte Fachwissen zum Beispiel nur schon im IT-Sektor alle neun Monate verdoppelt. Die Transformation des bisherigen Netz­ werks in der Schweizer Immobilienwirt­ schaft und die Stärkung seiner Belastbar­

keit aber brauchen Erfahrungswerte, was so viel wie Zeit bedeutet. Wir sollten des­ halb mit dem Wandel eher heute als mor­ gen beginnen. Sonst werden wir unter Umständen vom Wandel mitgerissen – ohne jede Möglichkeit, ihn selbst zu gestalten.

Die Chancen in der Disruption Ein zentraler Schlüssel für aktiven Wan­ del ist eine dynamische Kooperation zu­ gunsten höchster Qualität aller Services statt statischen Wettbewerbs. Bisherige Dienstleister und Lieferanten sollten da­ bei nicht mehr Konkurrenten sein, son­ dern sich zu verlässlichen und kompe­ tenten Partnern entwickeln können. Zur neuen Kollaboration im Ökosystem der Partnerschaften zwischen Investoren, Bewirtschaftern, Lieferanten und Mie­ tern gehört unter anderem eine neue Ver­

antwortlichkeits­ und Verhaltenskultur. Denn die Digitalisierung macht sämtliche Prozesse bei allen Playern im Ökosystem nicht nur schneller, es macht sie mit einem Schlag zudem transparenter. Das erlaubt Immobilienunternehmen, aber auch Investoren und Kunden ein agiles und ein immer wieder neu justierbares Vereinbaren, Vorgehen und Entscheiden. Wer weiss heute schon, was morgen genau sein wird? Niemand, denn Dis­ ruption ist der Zwilling der Digitalisie­ rung. Beide können ihr Potenzial im neu­ en Ökosystem voll entfalten, wenn alle Partner auftretende Entwicklungssprün­ ge als neue Chancen begreifen und ent­ sprechend reagieren können. Disruptiv ist derzeit zum Beispiel die Ausgestal­ tung von Wohn­, Arbeits­ und Freizeit­ räumen, weil einerseits eine komplett neue Generation künftiger Mieter mit neuen Bedürfnissen und Möglichkeiten


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Nachhaltig profitable, vernetzte Portfoliobewirtschaftung mit markt- und bedürfnisgerechten Investitionen im Blick auf die technologischen, gesellschaftlichen und regulativen Entwicklungen.

Menschen brauchen gute Häuser – ideal zum Leben, Wohnen, Arbeiten, flexibel nutzbar, zukunftstauglich ausgebaut, sicher, komfortabel und energieeffizient (New Work, Silver Society, Sharing Economy).

Digitalisierung macht Immobilien quasi zu lebendigen Organismen mit intelligenten Infrastrukturen: Vernetzt kommunizierende Anlagen und Geräte.

Neue Mobilitätstechnologien und -nutzungen stellen neue Anforderungen an Energiebereitstellung und Versorgungsinfrastruktur (E-Cars, Car-Sharing, E-Bikes usw.).

Energieversorgung und -effizienz werden zentral: Verbrauchsoptimierte Technologien für Wärme, Klima, Licht und Mobilität werden zum marktrelevanten Nachhaltigkeitsfaktor.

heranwächst, andererseits mit der Silver Society neue Ansprüche an die Raumge­ staltung und an Servicedienstleistungen entstehen. Die Customer Experience er­ hält generell eine neue Dimension und wird für künftige Geschäftserfolge ein zentraler Faktor. Wie schon Henry Ford (1863 bis 1947) sagte: «Wenn ich meine Kunden gefragt hätte, was sie benötigen, dann hätten sie gesagt: Schnellere Pfer­ de.» Der erfolgreiche Autobauer hörte schon damals genau hin und erfasste das eine, aber entscheidende Wort – also das Wort «schneller» und nicht das Wort «Pferde».

Gleichgewicht entscheidend Solcher neu aus dem Inside­Inside­Blick­ winkel verfolgter Working Progress auf Neuland braucht bisweilen Mut, der aber garantiert belohnt wird. Für den Erfolg entscheidend ist, dass die Ökosysteme insgesamt immer im Gleichgewicht blei­ ben. Das bedeutet unter anderem, dass neue Geschäftsfelder entstehen und bis­ herige Schritt für Schritt wegfallen. Da­ mit solche Veränderung gelingt, sind das Vertrauen und die Kommunikation in­ nerhalb der beteiligten Unternehmen im Ökosystem wichtig. Um ein gesundes Gleichgewicht geht es ebenso beim bis­ weilen aktiv nötigen Internalisieren und Externalisieren von Dienstleistungen. Ein gelungenes Verschieben von Verant­ wortlichkeiten zum Kunden hin und zu­ sätzliche Leistungsangebote für ihn bringt nicht nur Mehrwerte und Innova­ tionen, sondern es stärkt auch die Kun­ denbindung und das Vertrauen. Ein Beispiel dafür sind neue Angebote für Mieter, ihre Beschwerden auf Bewirt­ schaftungsportalen digital und direkt zu formulieren und zügig erledigen zu las­ sen. Das hat den Vorteil, dass das Anstos­ sen einer Beschwerde 24 Stunden und sieben Tage die Woche verfügbar ist, gleichzeitig überträgt es dem Mieter eine neue Eigenverantwortung. Dafür darf er aber auch neue Dienstleistungsangebote vom Vermieter erwarten, wie mehr per­ sönliche Beratung zum Beispiel im Ener­ gieverbrauch oder im Einrichten und dem Betrieb von digitalen Medien­ und Kommunikationstools.

Vertrauen ist der Passepartout Um die neuen Anforderungen an Liegenschaften umzusetzen, erweitern Spezialisten ihre Horizonte und arbeiten vernetzt mit unterschiedlichsten Anbietern.

Smart Buildings, Smart Home, Smart Office: Geräte kommunizieren miteinander und mit ihren Nutzern, Komfort ist IT-basiert, Vernetzung wird Standard.

Immobilienpolitik wird Energie-, Mobilitäts-, Infrastruktur- und Gesellschaftspolitik: Neue Strategien und Regeln sollen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zukunftsgerichtet in Einklang bringen.

Die Zukunftsplaner Wer gestaltet die Städte, in denen der Herzschlag der künftigen Welt pulsiert? In der Theorie sind es die Städteplaner und die Politik – in der Praxis ist es die Immobilienwirtschaft. Mit vereintem Wissen und Erfahrung und den nötigen Mitteln werden Transformationspro­ jekte realisiert. Die Immobilienwirt­ schaft hat das Potenzial, das dafür nöti­ ge Zusammenspiel aller Partner im Ökosystem anzustossen, zu lenken und zu einem erfolgreichen Endergebnis zu führen. Sie ist dem Puls der Zeit am nächsten, an dem sich die Zukunft mes­ sen lässt. Ein Beispiel dieser Zukunft ist

die Verdichtung von Wohnraum. Die derzeit eingezonten Flächen der Schweiz bieten eigentlich Platz für 11 Millionen Einwohner. Die Schweiz hat Potenzial zur Verdichtung, sie macht aber zu wenig, wird allenthalben fest­ gestellt. Feststellbar ist dagegen das ra­ sant steigende Bedürfnis nach Mik­ ro­Appartements beziehungsweise die weiterhin steigende Zahl von Sing­ le­Haushalten und die Überalterung der Gesellschaft. Der Markt hat zu­ kunftsrelevante Bedürfnisse, die Im­ mobilienwirtschaft sollte den Mut ha­ ben, diese innovativ abzudecken. ( jjs)

Mieter wollen ihre Vermieter darüber hi­ naus zunehmend mobil, sprich über Messangerdienste wie WhatsApp oder Threema erreichen. Dies für den Aus­ druck von Mietbestätigungen, die Ein­ sicht von Mietkontodaten oder für Be­ sichtigungstermine. Eine sichere und einwandfrei funktionierende Kommuni­ kation ist nicht zufällig ein Schlüsselwert für das Funktionieren des gesamten Ökosystems. Eine gelungene passive und aktive Kommunikation ist für echten di­ gitalen Mehrwert zugunsten aller Partner entscheidend, denn sie macht Innovati­ onen und Mehrwerte erst transparent und sichtbar. Was aber ist der matchentscheidende Passepartout für das Funktionieren eines künftigen Ökosystems Immobilienwirt­ schaft? Er heisst Vertrauen. Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten als Mitarbeiter, Vertrauen in meine strategische Ent­ scheidungsfähigkeit – sei es als Investor oder als operativer Verantwortlicher ei­ nes Bewirtschaftungsunternehmens –, Vertrauen in die Kompetenzen meines Partners im Ökosystem, Vertrauen schliesslich in meine Mieter, dass sie be­ reit und fähig für mehr Eigenverantwor­ tung sind.

Kooperation statt Konkurrenz

Kooperation konkret Stellt das Vermietungsmanagement fest, dass eine Liegenschaft mit smarten Küchen oder Anschlüssen für E-Mobilität in der Tiefgarage besser vermietbar wäre, wendet es sich an die Bewirtschaftung, diese kontaktiert sowohl Eigentümer als auch Baumanagement, um Machbarkeit und Finanzierung zu prüfen: Integrierte Kooperation ist alles – und dafür ist Livit mit den vier Unternehmensbereichen Bewirtschaftung, Bau-, Vermietungs- und Facility Management bestens für die Zukunft gewappnet.

Livit vertraut der Zukunft. Wie für alle Unternehmen in der Immobilienwirt­ schaft steht für den Real­Estate­Manage­ ment­Spezialisten Bestleistung und Be­ geisterung zum Wohle der Kundschaft im Mittelpunkt. Dies ist umso besser zu schaffen, je mehr im Ökosystem Immobi­ lienwirtschaft neue Formen der Zusam­ menarbeit gelebt, verlässliche Partner­ schaften aufgebaut und innovative Wege gewagt werden. Livit will seinen Beitrag dazu leisten, denn kooperieren statt kon­ kurrenzieren, heisst an einer spürbar besseren Zukunft für alle Beteiligten zu arbeiten. Und diese Zukunft sollten wir uns nicht entgehen lassen. Story: Johannes J. Schraner


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NZZ am Sonntag 30. Juni 2019

FOTOS: PD

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Mit BIM können die Projektleiter in Zukunft ohne Papier auf die Baustelle.

Tunnelanlage mit BIM: Im Rahmen der Expansion der Bahninfrastruktur bis 2035 planen der Bund und die SBB den Bau des 9 Kilometer langen Brüttenertunnels zwischen Winterthur und Zürich.

Projects

Die Welt von morgen ist aufgegleist Die SBB treibt die Einführung von Building Information Modelling energisch voran und entscheidet beim Setzen von internationalen Standards mit. BIM-Verantwortlicher Andreas Brunner spricht über den Mehrwert und die Herausforderungen. Die digitale Revolution im Hoch- und Tiefbau heisst Building Information Modelling (BIM). Wer aber sind die Revolutionäre, die die entsprechenden Kapitel in der Technikgeschichte schreiben? Die SBB zum Beispiel tut das gerade, bisher von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt. «Die internationalen Standards sind im Tiefbau noch nicht so weit wie im Hochbau. Derzeit entwickeln wir zusammen unter anderem mit China Railways einen Standard für den Bau und Unterhalt von Bahnanlagen, den sogenannten IFC-Rail Standard. Dies unter der Schirmherrschaft von buildingSMART International», erklärt Andreas Brunner, der BIM-Stratege bei der SBB und Geschäftsleitungsmitglied der Division Infrastruktur. Die SBB geniesse in diesem Projekt, auch dank ihrer Swissness, einen ausgezeichneten Ruf und so gelinge es dem Unternehmen, seine Erfahrung einzubringen, berichtet Brunner. «BIM für Schieneninfrastrukturen ist weltweit technologisches Neuland, auf dem wir Pflöcke für die Zukunft einschlagen, sie gestalten und neue Standards setzen können», sagt Brunner.

BIM für alles bis 2025 Grundlage ist das Anfang 2018 gestartete Programm BIM@SBB und dessen Roadmap mit einem straffen Zeitplan. Dieser sieht unter anderem vor, dass die SBB bis 2025 BIM-Methoden für sämtliche Infrastrukturanlagen anzuwenden hat. Für Immobilienneubauten gilt diese Verpflichtung bereits ab 2021. Der Hintergrund dieser Eckdaten sind im Übrigen die vergangenen September vom Bundesamt für Kommunikation (Bakom) erlassenen Umsetzungsmassnahmen zur Erreichung der Ziele «Strategie Digitale Schweiz» für die Bundesbetriebe. Wie gross die Bedeutung der SBB als Innovator und Standardsetzer für künftige BIM-Lösungen ist, zeigen allein schon die Grössenverhältnisse. Der Anteil der SBB am gesamten Umsatz in der Baubranche liegt bei 6 bis 8 Prozent. Zudem arbeitet ein Drittel aller 32 000 SBB-

Angestellten im Bereich Immobilien und Infrastruktur. Die SBB ist darüber hinaus einer der grössten Bauherren in der Schweiz mit einem Anlagevermögen von 100 Milliarden Franken und einem jährlichen Investitionsvolumen von 4 bis 5 Milliarden Franken. «Wir erachten es als unsere Pflicht, die notwendigen Investitionsmittel haushälterisch für die Erneuerung und Erweiterung unserer Infrastruktur einzusetzen. Das erkannte Potenzial der digitalen Transformation der Schweizer Bau- und Immobilienwirtschaft wollen wir rasch nutzen, die Implementierung von BIM fokussiert vorantreiben und unsere Interessen als bedeutender Infrastruktur- und Immobilieneigentümer aktiv einbringen», kündigt Andreas Brunner an. «Wir wollen für die Schweiz das Rückgrat der Mobilität in der digitalen Zukunft sein und ein bestimmender Teil davon werden. Damit bleibt die SBB auch wettbewerbsfähig», bringt es der BIM-Verantwortliche auf den Punkt. Tatsächlich ist die SBB auf gutem Weg, dieses strategische Zukunftsziel zu erreichen. So sind per Mitte 2019 insgesamt 25 BIM-Pilotprojekte im Tiefbau angelaufen. Bis Ende 2020 sollen diese Projekte Grundlagen bringen, um die Initialisierungsphase abzuschliessen. Eines dieser Pilotprojekte ist die Einführung von BIM für die Fahrbahnerneuerungen. Die SBB investiert jährlich 500 Millionen Franken in diese wiederkehrenden Erneuerungsprojekte. «Mit BIM können wir in diesem Bereich ein grosses Effizienzpotenzial freilegen», sagt BIM-Programmleiter Lukas Spengeler. Für die gleitende Einführung der BIM-Methoden müssten die Mitarbeitenden in den Pilotprojekten rund einen Fünftel ihrer bisherigen Arbeitszeit einsetzen. Effizienzsteigerung ist eines der operativen Ziele des Programms BIM@SBB. Kostenreduktion und Qualitätssteigerung im Planen, Bauen und Betreiben der Bahninfrastruktur sowie der Immobilien sind ebenso wichtig. Konkret werden unter anderem bei einem jährlichen Investitionsvolumen bei der Division Infrastruktur Kosteneinsparungen von jähr-

«BIM für Schienen­ infrastrukturen ist technologisches Neuland, auf dem wir Pflöcke einschlagen.»

gängige Datenverfügbarkeit der Infrastruktur ermöglicht zum Beispiel das autonome Fahren auf Schiene, sprich automatisiertes Bahnfahren oder Echtzeitinformation und Direktreservationen. «Die BIM-Welt eröffnet bisher unbekannte Möglichkeiten in der Projektierung und Bauausführung, aber auch im Anlagenmanagement», führt Andreas Brunner, Geschäftsleitungsmitglied der Division Infrastruktur, weiter aus. Mit der Unterstützung neuer, digitaler Technologien werde es gelingen, neue Anlagen zu visualisieren, zu optimieren, effizienter zu realisieren und so für den Kunden einen echten Mehrwert zu schaffen. Und dies erst noch zu tieferen Kosten, so Brunner. Was ist diesbezüglich die grösste Herausforderung für die SBB-Mitarbeitenden? «Es sind die Transformationsprozesse hin zur neuen, digitalen Welt. Darin wird das Bahnsystem als Ganzes bewirtschaftet und nicht mehr in den

bisherigen Anlagegattungen wie Fahrbahn, Fahrstrom oder Bauten», fasst BIM-Programmleiter Lukas Spengeler seine Erfahrungen zusammen. Das Gewinnen der Angestellten für die neue Welt sei jeweils eine Frage ihrer Einstellung. Die Neugier sei dabei entscheidend. Darüber hinaus spielten der Werdegang und der Bildungshintergrund eine Rolle, das Alter wiederum sei nicht wirklich entscheidend. «Meine Projektmitarbeitenden jedenfalls sind hell begeistert bei der Sache», meint Spengeler stolz. Dasselbe Feuer ist bei Andreas Brunner zu spüren: «Ich bin grundsätzlich ein neugieriger Mensch. Diese digitale Transformation bei der SBB zu verantworten und zu prägen, ist gleichermassen faszinierend und herausfordernd. Dies ist ein Ansporn fürs Kader und für mich selber, die Transformation erfolgreich zu gestalten.» Story: Johannes J. Schraner

Arbeitgeberin SBB

Andreas Brunner ist BIM-Verantwortlicher bei der SBB. lich 200 Millionen Franken angestrebt. Parallel dazu wird eine CO2-Reduktion von 15 Prozent durch einen optimierten Anlagenbetrieb kalkuliert.

Neue Dienstleistungen Effizienzgewinn ist die eine Konsequenz von BIM, neue Dienstleistungen für den SBB-Kunden ist die andere. Die durch-

Bei den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) arbeiten derzeit 2600 Ingenieure und Ingenieurinnen für Grossprojekte im Wert von 2,7 Milliarden Franken. Die Fachkräfte optimieren bestehende Anlagen und integrieren innovative Technologien und sichern so die Einsatzfähigkeit des grössten Mobilitätsdienstleisters des Landes. «Wir machen die Schweiz fit für die Zukunft. Um die notwendige Professionalität unseres Unternehmens im modernen Umfeld zu wahren, benötigen wir gut ausgebildete Ingenieurinnen und Ingenieure mit IT-Affinität. Sie sollten sich in dieser Transformationsphase hin zu einer digitalen Unternehmenskultur wohlfühlen und mithelfen, diese zu prägen», erklärt Andreas Brunner, Geschäftsleitungsmitglied der Division Infrastruktur. Berufe rund um das Ingenieurs- und Planungswesen der SBB sind zum Beispiel Gesamtprojektleiter, Anlagemanager und Entwicklungsprojektleiter. Weitere Berufssparten kommen aus den Bereichen Elektro, Maschinenbau und Bau. Gemeinsame Eckwerte der SBB für die Tätigkeit und Ausbildung aller Berufe sind flexibles Arbeiten, Selbstverantwortlichkeit und Unkompliziertheit sowie Ergebnisse, die alle sehen, und schliesslich Einklang von Beruf und Privatleben. Letzteres schätzt Claudia Schürch, Gleitschirmpilotin und Mutter. Die 28-Jährige ist zu 60 Prozent als Anlagemanagerin von elektronischen Stellwerken angestellt. Für die Arbeit sei technisches Verständnis nötig. Wichtig sei aber auch, dass man mit vielen verschiedenen Stakeholdern zusammenarbeite. Das heisse, verhandeln und Lösungen für einen möglichst optimalen Betrieb der Systeme finden können. Sie geniesse es sehr, dass sie trotz Teilzeit eine spannende Aufgabe und Verantwortung habe und für ein wichtiges Produkt – nämlich zum Bahnsystem Schweiz – einen Teil beitragen könne, so Schürch.


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Willkommen im Universum der Ideen

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FOTO: MICHELE LIMINA

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Bei fsp Architekten ist alles ein bisschen anders als in anderen Architekturbüros. Zu Besuch in der kreativen Denkstätte, wo der digitale Wandel in der Bau- und Immobilienbranche mit viel Entdeckergeist und kindlicher Neugierde in die Praxis umgesetzt wird. Ein lang gestrecktes Durchgangsdorf, hart an der Kante zwischen Aargau und Zürich: Spreitenbach. Der Mann mit dem rosafarbenen Einstecktuch am Jackett ringt kurz nach Luft, als er im zweiten Stock des ehemaligen Headquarters eines amerikanischen Pharmariesen ankommt. Das Limmattal sei ein hochdynamisches Gebiet, sagt Ivo Lenherr. «Und in Spreitenbach wird in den nächsten Jahren die Post abgehen.» Zusammen mit Christoph Kaech, Markus Schärer und Jürg Stöckli ist er Inhaber von fsp Architekten (Fugazza Steinmann Partner), einem Aargauer Traditionsbetrieb, der während 35 Jahren in einer Villa in Wettingen domizilierte und seit 2014 – eben – in Spreitenbach zu Hause ist.

Umzug gleich Weichenstellung Ist ein solcher Umzug bei anderen Unternehmen höchstens eine kurze Randnotiz in der Firmenvita wert, so steht die Dislokation bei fsp für ein fundamentales Bekenntnis zur Digitalisierung, zu neuen Arbeitsweisen und revolutionären Denkmustern. «Radikal» ist denn auch eines der Worte, die Lenherr beim Gang durch die über 1500 Quadratmeter verteilten Räumlichkeiten, die einer Erlebniswelt weit näherkommen denn einem klassischen Planungsbüro, regelmässig verwendet wird. «Veränderungen fruchten meiner Überzeugung nach nur, wenn sie radikal sind», sagt der 51-Jährige beispielsweise und verweist auf die Führungs- beziehungsweise Nichtführungskultur seines Betriebs mit 70 Angestellten. Das Stichwort hier: Holocracy. Jenes Prinzip also, bei dem sich herkömmliche Hierarchien auflösen und durch eine agile Organisationsstruktur abgelöst werden, in der wiederum sämtliche Mitarbeitenden über Rollen und Regeln mit eingebunden sind. «Das kann per se sicherlich nicht in jeder Branche klappen», gibt Lenherr zu bedenken, «wir als Architekturbüro machen aber sehr gute Erfahrungen mit den Zellstrukturen abseits traditioneller Organigramme.» Sowieso, mit fest zementierten Traditionen hat man bei fsp wenig am Hut. Ausser der Tatsache, dass sich die funktionale Ästhetik seit jeher durch die Fir-

Titelbild Neubau: Jabee Tower, Dübendorf – der höchste Wohnturm der Schweiz Architektur: sattlerpartner architekten + planer AG, Solothurn – a part of MIC.MIND.SET Erstvermietung/Promotion: Varioserv AG, Dübendorf Foto: Goran Potkonjak, Uster

men-DNA zieht und heute noch im Mittelpunkt steht (Claim: «Wir bauen nicht für uns») – und emotional eingerichtete Räume sich mit durchaus klassischen Arbeitsbereichen abwechseln. Hier ist alles ein bisschen anders als in anderen Architekturbüros. Fast scheint es, als schritte man durch einen Komplex, der sich mehr und mehr in einem Konglomerat bestehend aus Autowerkstätte, Chemielabor, Kunstgalerie und bond’scher Loft aufzulösen scheint. Ein Kosmos voller Überraschungen, die ganz bewusst inszeniert worden sind und vor allem eines wollen/ sollen: Den Weg weg von ausgetrampelten Pfaden weisen und damit frische, freche und erfolgreiche Ideen ermöglichen. Wir schreiten die Treppe zu einem luftigen Raum hinunter, in dem Kinderstühle und kleine Tische stehen, auf denen Legosteine darauf warten, zusammengesetzt zu werden. Daneben jede Menge Game Controller, VR-Brillen und Drohnen, aufgereiht in Warteposition. Sorry, aber ist das jetzt nicht ein bisschen infantil für ein Architekturbüro, geht die Frage. Ivo Lenherr zieht die Augenbrauen hoch. Es ist nicht das erste Mal, dass er sich mit diesem Statement konfrontiert sieht. Schmunzelnd fragt er zurück: «Seien Sie ehrlich, sind wir tief in uns drin nicht alle zwischendurch mal gerne wieder Kind und wollen lediglich von unserem Unterbewusstsein geführt werden?» Bei Partnern und Auftraggebern jedenfalls scheint die spielerische Herangehensweise an die jeweiligen Projekte bestens anzukommen. Auf der Kundenliste von fsp und der seit zwei Jahren zur Gruppe gehörenden sattlerpartner (spa) stehen nebst namhaften privaten Bauherrschaften, zahlreichen Spitälern und der öffentlichen Hand – unter anderem zeichnet spa aktuell verantwortlich für den Jabee Tower in Dübendorf, den höchsten Wohnturm der Schweiz – auch Technologiekonzerne wie Google. Das Spielen mit den Legosteinen übrigens, es diene dazu, den Beteiligten den Prozess mittels «lean construction» unverkrampft näherzubringen, erklärt der Architekt. «Das mag für den einen oder anderen vielleicht kindisch klingen. Im Endeffekt ist es ein sehr wichtiges Glied in der ganzen BIM-Kette.»

Neu denken, radikal umsetzen Ein gutes Dutzend aufwendig inszenierter Räume setzt der digitale Generalplaner ein, um im Team und gemeinsam mit Auftraggebern von der ersten Idee über die Planung bis hin zur Realisation zu gelangen. Dazu gehört ein im Stil der 1950er-Jahre gehaltenes Whiskey-Zimmer genauso wie ein mit rosarotem Flor bestückter Sitzungsraum oder ein Virtual-Reality-Raum, in dem Bauherren mit dem Game Controller um und durch ihre inskünftigen Gebäude «fliegen» können. Der unkonventionelle Ansatz hat dem Unternehmen in der Bau- und Immobili-

Ivo Lenherr ist Inhaber von fsp Architekten: Der unkonventionelle Ansatz hat dem Unternehmen in der Bau- und Immobilienbranche den Ruf eines «Shakers» eingebracht.

«Veränderungen fruchten meiner Überzeugung nach nur, wenn sie radikal sind.»

enbranche explizit den Ruf eines «Shakers» eingebracht. Von jemandem also, der Beständigkeit und Behäbigkeit mit neuen Ideen aufbricht und letztendlich etwas verändert. Virtuell wie real – in der Arbeit, im Alltag, im Leben. Er erläutere dies dahingehend gerne anhand der französischen Band Daft Punk, führt Lenherr aus. Diese sei in ihren Anfängen, als sie noch unter anderem Namen und als Punk-Formation aufgetreten ist, von britischen Kritikern als «a daft punky trash» abgetan worden, was in etwa so viel bedeutet wie dämlicher Punk. «Statt zu resignieren, nahmen

die Musiker das vernichtende Attribut auf, verwendeten es kurzerhand als Bandname und entwickelten sich zu Trendsettern der elektronischen Houseund Technomusik.» Was Lenherr damit sagen will? «Radikalität, Leidenschaft, Humor und Technologie, sie bringen uns letztendlich weiter und stehen schlussendlich für Erfolg. Das gilt für die Musik, genauso gilt es für die Architektur und den gesamten digitalen Umbruch.» Wenngleich die Mitarbeitenden von fsp vehemente Verfechter der Digitalisierung in der Architektur, in der Bau- und Immobilienbranche sind, ohne Post-itZettel, Pläne und Modelle geht es auch hier nicht. Ein Widerspruch? «Nein, überhaupt nicht. Genau das ist sogar ein Qualitätsmerkmal digitaler Shakers.» Der Mensch, dessen Träume, Fähigkeiten

und Wohlbefinden, müsste indes stets im Mittelpunkt stehen – in der Architektur wie im gesamten digitalen Prozess. Die Wand in seinem Rücken setzt grünes Moos an. Im Nebenraum riecht es nach Vanille. Einmal die Woche kommen eine Köchin und eine Yoga-Lehrerin vorbei. Dicke Ledersessel im Sitzungszimmer laden ein zum Zurücklehnen. In den Fluren erheitert Videokunst die Gemüter. «Wer zu uns kommt, wer mit uns arbeitet, den nehmen wir mit auf eine Expedition», sagt der Mann mit dem fröhlich rosafarbenen Einstecktuch im Jackett. Ständige Begleiter auf dieser Reise durch das Universum fsp? Technologie, Fantasie, Präzision und eine ganze Reihe Überraschungen. Story: Flavian Cajacob

MIC.MIND.SET Der digitale Wandel ist komplex, äusserst dynamisch und mit vielen Annahmen respektive Unsicherheiten verbunden. Um ihn zu bewältigen, braucht es einen richtunggebenden Nordstern. Und der heisst bei der fsp Architekten AG (Fugazza Steinmann Partner), zu der seit 2017 auch die sattlerpartner AG (spa) gehört, MIC. MIND.SET. Die «Firmenbibel» hat den Charakter eines – mit einem Augenzwinkern manifestierten – Glaubensbekenntnisses hinsichtlich der digitalen Kette im Bauund Immobilienwesen und steht für eine nachhaltige Entwicklung in der Landschaft der Architektur und des Bauens, heute genauso wie morgen. MIC.MIND.SET vereint aber auch im Sinne eines Netzwerks Denkerinnen und Visionäre, die das kollaborative Wirtschaften (Sharing, Prosuming, Cooperation usw.) als erfolgreiches ökologisches und ökonomisches Zukunftsmodell erachten.


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NZZ am Sonntag 30. Juni 2019

«Mein Credo ist, neue Dinge nicht nur zu denken, sondern sie auch umzusetzen.»

ElioT ist eine BIM-konforme SaaS-Plattform zur Erhebung, Speicherung und Auswertung von Gebäude- und Infrastrukturdaten. FOTOS: PD

Shaker

Digitale Infrastrukturen für eine bessere Schweiz Das Winterthurer Unternehmen Leicom wandelt sich vom Integrator von Gebäudeautomation zum Smart Building Provider. CEO Harald Störk gibt Einblick in die Dynamik der Welt von morgen. Harald Störk ist Mitgründer von Leicom – und er hat eine Vision: «Ich arbeite für eine bessere Schweiz, konkret für bessere Gebäude, für bessere Infrastrukturen, für modernste Spitaltechnik und für weniger Energieverbrauch», sagt der CEO. Von seinem Besuch im Silicon Valley vor ein paar Jahren habe er dafür etwas Entscheidendes mitgenommen. «Sie betreiben einen grossen Aufwand, um die besten verfügbaren Talente zu bekommen», so Störk. Seither sei der Bereich Human Resources und Rekrutierung bei Leicom ein strategischer Unternehmenspfeiler.

Schulung via Leicom Academy Zwei Drittel seiner Fachkräfte kann Störk im Inland rekrutieren. Mittlerweile ist Leicom auf dem Personalmarkt und in den sozialen Medien gut vernetzt. Ausserdem arbeitet das Unternehmen eng mit Hochschulen im In- und Ausland zusammen. Leicom wird bereits aktiv,

Harald Störk ist Mitgründer und CEO von Leicom.

wenn es um Bachelor- und Masterarbeiten oder Praktika geht. «In der digitalen Transformation, die wir durchlaufen, werden unsere Mitarbeitenden immer IT-lastiger und sie müssen selbstverantwortlich hochtechnologische Projekte in einem dynamischen Umfeld durchführen», stellt Störk fest. Um gute und kulturnahe Mitarbeitende zu gewinnen, bietet das Unternehmen gezielt Smart Working und individuelle Schulungen und Weiterbildungsangebote in der Leicom Academy an. Leicom beschäftigt neben Informatikern, Ingenieuren und Gebäudetechniker auch Betriebswirtschafter, Mathematiker und Physiker. Störk selber bezeichnet sich als Innovationsschmied. «Innovation ist mein Betriebssystem. Mein Credo ist, neue Dinge nicht nur zu denken, sondern sie auch umzusetzen», erklärt der Gründer. Was sind derzeit für ihn die grössten Herausforderungen? «Im Kontext der Digitalisierung die Be-

dürfnisse und die Ängste der Kunden in einem sogenannten Use-Case aufzufangen, sie mit der passenden Technologie abzudecken sowie dem Kunden helfen, daraus im besten Fall einen profitablen Business Case zu generieren», sagt Störk. Ausserdem möchte er möglichst viele Leicom-Mitarbeitende dazu befähigen, sich als Consultant für den Kunden zu etablieren, um mit ihm Lösungen zu entwickeln und den Wert seiner Infrastrukturdaten zu steigern.

Neue Big-Data-Plattform ElioT Und wohin entwickelt sich Leicom selbst? «Wir wandeln uns vom Gebäudeautomations-Integrator zum Smart Building Provider», kommentiert Störk. Leicom übernehme die Ausführung von Projekten und immer mehr digitalen Services, das Schwesterunternehmen ITEC die Konzeption und Beratung sowie die neue offene Big-Data-Plattform

steigerconcept ag Architektur | Planung

Was BIM bringt? Gut – Schnell – Günstig. Wähle davon zwei. Stefan Schüpbach, Architekt

steigerconcept.ch

ElioT das Datenmanagement und die Analyse. Letzteres ist eine BIM-konforme SaaS-Plattform – «Software as a Service» – zur Erhebung, Speicherung und Auswertung von Gebäude- und Infrastrukturdaten. Dies für Anwendungen in den Bereichen smartBuilding, smartCity, smartParking, smartTracking und smartMetering. ElioT vereint konkret Gebäudeautomation mit Sensoranbindung und IoT-Technologien. Sie ist unbegrenzt skalierbar und bildet den «digitalen Zwilling», um die kommerzielle und energetische Performance von Portfolios deutlich zu steigern. «Wir bieten sehr technische Produkte und Dienstleistungen an. Eines unserer Alleinstellungsmerkmale ist, dass wir dem Kunden am Ende des Tages ein echtes Nutzererlebnis bieten können», bringt es Harald Störk auf den Punkt. Wenn ein User künftig in seinem smarten Büro stehe und sage, «ich komme gerade vom Joggen und möchte jetzt arbeiten», dann wird sich die Raumsteuerung in einer IoT-Umgebung entsprechend und ohne weiteres Zwischenhandling so einstellen. «Einfachheit in der Komplexität ist das künftige Nutzerbedürfnis und ein Quantensprung, den wir mitgestalten wollen», kündigt der Leicom-CEO an. Story: Johannes J. Schraner

Leicom Der Anbieter für Systemlösungen in Gebäude- und Infrastrukturautomation ist 1996 in Winterthur gegründet worden, ITEC für IoT-Produkte (Internet of Things) seit 2014 im Markt. Mittlerweile arbeiten über 100 Ingenieure und Spezialisten an fünf verschiedenen Standorten an konzeptionellen und technischen Lösungen für den effizienten Umgang mit Ressourcen in der Industrie, aber auch in öffentlichen Einrichtungen wie Stadtwerken, Spitälern oder für digitale Infrastrukturen auf Verkehrswegen. Bisherige Projekte sind unter anderem die Gebäudeautomation im Suurstoffi-Areal in Rotkreuz und am Hauptsitz von Swissgrid, das Leit- und Störmeldesystem an über 1000 SBB-Bahnhöfen sowie das smartParking der Kaufland-Gruppe in Europa.


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Raummodulobjekt YOND in Zürich-Albisrieden.

Projekt JED (Join.Explore.Dare) an der Zürcherstrasse in Schlieren – sowohl Sanierung als auch autarker Neubau.

Entwicklungsprojekt ALTO Pont-Rouge in Genf.

Projects

«Wir setzen Massstäbe für die Zukunft» Für Peter Lehmann, CEO von Swiss Prime Site Immobilien, steht der Kunde als Mensch im Mittelpunkt. Die Projekte JED, YOND und ALTO Pont-Rouge lösen das auf verschiedene Weise ein. Wer sich mit Peter Lehmann unterhält, bekommt einen weiten Blick. Nicht nur weil das Gespräch im 34. Stock des Prime Tower mit grandioser Sicht auf die Stadt Zürich und das Limmattal stattfindet, sondern auch weil der CEO von Swiss Prime Site Immobilien in grossen Dimensionen und langen Zeitspannen denkt. «Wir schaffen Lebensräume für Menschen. Dabei steht für uns der Kunde immer im Mittelpunkt», formuliert Lehmann den ersten Anspruch seines Unternehmens. Tatsächlich herrscht rund um den Prime Tower, einem der Leuchtturmprojekte von Swiss Prime Site, die angenehme Atmosphäre eines urbanen Quartierkerns. Der direkt angrenzende Bahnhof Hardbrücke trägt ebenso dazu bei wie etwa Einkaufsmöglichkeiten, Restaurationsbetriebe sowie das dazugehörende Kultur- und Veranstaltungszentrum Maag. «Wir investieren in Büro- und Gewerbeflächen, um unseren Kunden optimalen Raum für die Entfaltung ihrer unternehmerischen Ziele zu bieten. Gleichzeitig haben wir aber bei unseren Projekten auch viele weitere Stakeholder im Blick. Dazu gehören Anwohner, Nachbarn, Stadtplaner, Kulturbetriebe sowie die Umgebung und Gesellschaft an und für sich. Sie sollen sich auf unseren Arealen wohlfühlen und sich gern dort aufhalten», fasst Lehmann eines der wichtigsten Merkmale der Immobilien des Branchenprimus zusammen. «Ein weiterer Aspekt sind die Perspektiven, die wir unseren Stakeholdern bieten», benennt er einen weiteren Anspruch. Die zentralen Lagen ihrer Liegenschaften und Areale sollen den Mietern den Vorteil bringen, die richtigen Mitarbeiter zu rekrutieren. Was Nachhaltigkeit bei Projekten und dem Bestand angeht, positioniert sich das Unternehmen gemäss Lehmann ebenfalls vorbildlich. Wenn möglich und sinnvoll würden bestehende Substanzen erhalten und nachhaltig weiterentwickelt. Tatsächlich ist die sogenannte graue Energie, die bei einem Abbruch und Neubau entsteht, drei Mal höher, als wenn eine bereits bestehende Immobilie für neue Mieterbedürf-

nisse und -ansprüche transformiert wird. Durch die Weiterentwicklung und Modernisierung eines Objekts werden zudem die Betriebskosten deutlich gesenkt. «Unter dem Strich benötigt dieser Ansatz nicht nur weniger Investitionen, sondern generiert auch eine höhere Rendite», bringt Lehmann die Perspektive aus Investorensicht auf den Punkt.

JED – autark und effizient Ein Beispiel für die nachhaltige Umnutzung und Erweiterung eines bestehenden Areals ist das Projekt JED (Join.Explore.Dare) an der Zürcherstrasse in Schlieren. Nebst der Sanierung des Bestands wird ein autarker Neubau erstellt. «Ein Projekt, das historische Bauweisen wieder aufnimmt und gleichzeitig Lösungen für aktuelle Brennpunkte wie Klimawandel und Temperaturanstieg in sich vereint», unterstreicht Lehmann die Vorzüge des Vorhabens. Die Immobilienbranche investiere immer mehr in Technologie, um energiesparend zu bauen und um die Gebäude möglichst ökologisch betreiben zu können. «Der Neubau auf dem JED-Areal ist unser Gegenentwurf zur technischen Aufrüstung von Immobilien. Dabei behalten wir jedoch alle Aspekte der Nachhaltigkeit bei», sagt Lehmann. Tatsächlich sieht das Konzept vor, dass die Oberflächen und Materialien so beschaffen sind, dass sie Temperaturschwankungen perfekt ausgleichen können. Das Gebäude wird ohne Heizung, künstliche Lüftung und Kühlung sowie ohne die Zuführung von Fremdenergie auskommen. Ziel ist es, die Temperatur in sämtlichen Innenräumen konstant zwischen angenehmen 22 und 26 Grad Celsius zu halten. «Unser Neubau- und Sanierungsprojekt in Schlieren setzt neue Massstäbe im Bereich Kosten-, Energie- und Flächeneffizienz. Zudem verknüpft das Vorhaben optimal ökonomische und ökologische Aspekte», erklärt Lehmann. Tatsächlich werden die Betriebs- und Unterhaltskosten im Vergleich zu herkömmlichen Immobilien bei lediglich 50 Prozent liegen. Der Energie-

Peter Lehmann ist CEO von Swiss Prime Site Immobilien.

«Wenn wir das Morgen in unsere Planung einfliessen lassen, sind wir bereits heute zukunftsfähig.»

verbrauch wird dadurch ebenfalls minimiert, dass sich die Haustechnik zur Hauptsache auf die Steuerungs-Software beschränken wird. Dies seien, unter anderen wichtigen Aspekten, sicherlich auch die Gründe dafür, dass man bereits vor dem ersten Spatenstich viel Interesse für den Neubau und eine hohe Vorvermietung des Bestands habe.

YOND – individuell und flexibel «Wir bauen Zukunft», erläutert Peter Lehmann den dritten Anspruch von Swiss Prime Site Immobilien. Ein Bei-

spiel dafür ist das Raummodulobjekt YOND an der Albisriederstrasse in Zürich-Albisrieden. Als Zielgruppe beziehungsweise Mieter sind kleine und mittlere Unternehmen sowie Start-ups aus den Bereichen Dienstleistung und Produktion definiert. Wichtige Kriterien für diese Kunden seien offene Räume, die die Kommunikation unterstützen und Wachstum ermöglichen, so Lehmann. Genau deshalb sind die 5,5 Meter hohen Raummodule im YOND in ihrer Ausstattung und Materialisierung roh sowie einfach konzipiert. Dadurch entstehen horizontal und vertikal individuelle Möglichkeiten der Gestaltung. «Flexibilität wird generell immer wichtiger», sagt Lehmann. Tatsächlich vereint das 2019 bezugsbereite Gebäude das, was den Zeitgeist der Millennials ausmacht: Räume und Flächen, die sich individuell und kreativ an die gegebene Marktlage der Unternehmen anpassen lassen.

ALTO – zentral und aufwertend «Im Vergleich zu anderen Immobilieninvestoren haben wir grössere unternehmerische Freiheiten. Dies spiegelt sich sehr gut in unserer Projekt-Pipeline wider», hält Lehmann fest. Tatsächlich hat das Unternehmen derzeit insgesamt 15 Projekte mit einem Investitionsvolumen von rund 1,7 Milliarden Franken in Vorbereitung. Dazu zählt unter anderem das Entwicklungsprojekt ALTO PontRouge unmittelbar bei der Station Lancy in Genf. Der 2017 eingeweihte Bahnhof ist die erste grosse Bauetappe des Genfer Stadtentwicklungsgebiets PrailleAcacias-Vernets. Auf einer Gesamtfläche von 230 Hektar soll auf dem ehemaligen Industriegelände ein völlig neuer Stadtteil mit Dienstleistungsimmobilien entstehen. «Diese Stadtentwicklung in Genf lässt sich sehr gut mit Zürich und der Hardbrücke vergleichen. Auch dort wurde der Bahnhof ausgebaut und das Quartier mit dem Maag-Areal aufgewertet», präzisiert Lehmann. Bereits damals war Swiss Prime Site mit dem Prime Tower

am Puls der Zeit und wirkte an der Zukunft einer Grossstadt mit. In Genf hat das Unternehmen eine Liegenschaft mit 15 Obergeschossen und attraktiven Nutzflächen projektiert. Das dafür verplante Investitionsvolumen liegt bei rund 280 Millionen Franken. Die Realisation ist für die Jahre 2020 bis 2022 vorgesehen. Fragt man Peter Lehmann nach der Zukunft des Bauens, strahlt er Zuversicht aus: «Indem wir den Menschen in den Mittelpunkt unseres Tuns stellen, decken wir die Bedürfnisse unserer Stakeholder ab. Unser Geschäftsmodell, massgeschneiderte Produkte auf den Markt zu bringen, stellt zudem sicher, dass wir innovativ und flexibel bleiben. Wenn wir das Morgen in unsere Planung einfliessen lassen, sind wir bereits heute zukunftsfähig!» Story: Norman Bandi

Swiss Prime Site Immobilien Swiss Prime Site Immobilien ist eine Gruppengesellschaft der börsenko­ tierten Swiss Prime Site, zu der unter anderem Wincasa, Tertianum und Jelmoli gehören. Das Portfolio von Swiss Prime Site Immobilien weist per 2018 einen Bestand im Wert von 11,2 Milliarden Franken sowie einen Ertrag aus Vermietungen von knapp 480 Millionen Franken aus. Der Anla­ gefokus liegt auf Investitionen in erstklassig gelegenen Qualitätslie­ genschaften in der Schweiz. Diese werden hauptsächlich von kommer­ ziellen Mietern genutzt. Ein starkes Standbein innerhalb des Geschäfts­ feldes sind Umnutzungen, Entwick­ lungen und Modernisierungen ganzer Areale. Swiss Prime Site wurde 1999 gegründet und ist nach eigenen Angaben die grösste börsen­ kotierte Immobiliengesellschaft der Schweiz.


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First Movers

«The Next Big Thing» Acht Akteure der Digitalisierung in der Schweizer Bauwirtschaft verraten, welche Dinge als Nächstes gross rauskommen und sowohl ihre Branche als auch die Gesellschaft prägen werden. Inquiry: Sarah Schlagenhauf Wird Building Information Modelling überschätzt? BIM ist angetreten, das Bauen zu revolutionieren. Viele sehen in der Methode ein Allerheilmittel, mit dem wir noch schneller, noch effizienter werden. Unsere Erfahrung zeigt, dass wir das Tool in der Branche tendenziell überschätzen. Die Komplexität beim Thomas Keller Bauen hat deutlich zugenommen. Dabei verlassen sich viele auf BIM. Die Methode soll es richten. BIM allein macht es aber nicht aus. Gerade bei zunehmender Komplexität ist der gegenseitige Austausch der Experten immer wichtiger. So haben wir bei einem Grossprojekt am

Erst mit IPD erschliesst sich das Potenzial von BIM Mit Building Information Modelling (BIM) wird ein digitales Modell bestenfalls für den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes erstellt. Ein BIM-Modell ist eine datenreiche, objektorientierte, intelligente und digitale Präsentation des Gebäudes. BIM ist daher nicht nur Markus Weber ein Modell, sondern eine Arbeitsmethode, die alle Beteiligten vernetzt. Die Ziele der BIM-Methode sind hochgesteckt: Die stagnierende Produktivität soll drastisch gesteigert, die unzureichende Qualität in der Fertigung wesentlich

«BIM ist angetreten, das Bauen zu revolutionieren.»

Flughafen Zürich erstmals alle Planer in einen grossen Baucontainerkomplex gesetzt. Die Wege sind kurz, der Austausch der Teams und mit den Spezialisten des Flughafens gewährleistet. Die opti-

verbessert und die Transparenz beispielsweise in Bezug auf die Life-Cycle-Kosten in frühen Phasen erhöht werden. Tatsache ist, dass aktuelle BIM-Projekte die hohen Potenziale in keiner Weise nutzen! Der Grund liegt vor allem darin, dass der mit der BIM-Methode einhergehende kulturelle Wandel längst nicht vollzogen ist: Die Bauwirtschaft muss sich von einer gewerblich zu einer industriell organisierten Wirtschaft entwickeln. Und das bedingt «strukturierte Informationen» und «durchgängige Prozesse», was die Bauwirtschaft vor grosse Herausforderungen stellt. Bislang wird der überwiegende Anteil der Informationen immer noch unstrukturiert mit Dokumenten weitergereicht, und die Abwicklung erfolgt nach veralteten, nicht digitalisierungskonformen Prozessen und Phasenmodellen. Während der Eigentümer höchste Qualität, tiefe Kosten und eine kurze Projektlaufzeit erreichen möchte, streben Planer und Generalunternehmer nach höheren Margen für ihre Leistungen.

4.0 war gestern! Die Baustelle der Zukunft ist digital. Der Baumeister von morgen auch. Tablets, intelligente Maschinen und Drohnen werden auf der Baustelle so selbstverständlich sein wie die digitale Vernetzung von Mensch, Maschine und Material. Investitionen in digitale Zafer Bakir Kollaborationsplattformen, nachhaltige Baustoffe und neue Technologien wie kollaborative Roboter, Wearables oder Smart Sensors gehören für den Bauunternehmer von mor-

«Die Megatrends Digitalisierung und Nachhaltigkeit weisen für die Baubranche grösste Relevanz auf.»

gen zum festen Bestandteil der Unternehmensstrategie. Wie implementiert man aber BIM im Bauunternehmen? Wie führt man im digitalen Zeitalter auf

male Planung hat also nicht primär mit der 3D-Welt zu tun, sondern mit optimaler Kommunikation. Das «M» von BIM steht nicht nur für Modelling, es steht auch für Management. Und Management hat noch immer zu einem grossen Teil mit Kommunikation zu tun – digitaler und analoger. Gerade mit BIM rate ich: «Organisiere dich auch analog.» Wir brauchen die 2D-Welt genauso wie die in 3D, sonst verlieren wir den Überblick. Wir nutzen Kanban-Boards, um langwierige Arbeiten in überschaubare Schritte zu portionieren. Wir treffen uns im Baucontainer regelmässig vor den Boards und lösen die Arbeitspakete. Die grösste Herausforderung dabei ist, die Schnittstellen wieder zu schliessen. Wir planen alles in 3D, Baumanagement oder Unternehmer sind aber oft nur analog unterwegs. Kein Zweifel, Unternehmer müssen 3D-fähig werden. Bis dahin müssen wir weiterhin Informationen aus dem 3D-Modell auf den 2D-Plan bringen. Weitere Heilsversprechen von BIM sind Kostenund Zeitersparnis. Doch Achtung: Die Methode er-

«IPD bietet das Umfeld, in dem BIM sein grösstes Potenzial entfalten kann.»

Diese alten Zöpfe müssen abgeschnitten werden: Der sogenannte Integrated-Project-Delivery-Ansatz (IPD) ist geeignet, die Probleme der klassischen Abwicklungsmethoden zu verringern oder gar zu beheben. IPD setzt Anreize für alle beteiligten Projekt-

der Baustelle? Welche Elemente zeichnen ein digitales Geschäftsmodell im Bauhauptgewerbe aus? Und wie kann ein Bauunternehmen mithilfe von neuen Technologien und BIM die Chancen der Kreislaufwirtschaft abschöpfen? Als Leiter Digitalisierung & IT beim Schweizerischen Baumeisterverband SBV stelle ich mich diesen und anderen drängenden Fragen rund um die digitale Zukunft der Schweizer Bauwirtschaft. Mein Ziel ist es, die Mitglieder, das Bauhauptgewerbe und die Schweizer Bauwirtschaft bei der digitalen Transformation zu unterstützen. Hierfür verfolgt der SBV im Rahmen seines Digitalisierungskonzepts «Baumeister 5.0» einen dreidimensionalen Ansatz mit unterschiedlichen Teilzielen, die sich im Wesentlichen an der digitalen Befähigung des Unternehmers (Mikroebene), der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmung (Mesoebene) und einer zukunfts- sowie

möglicht zwar effizientes Arbeiten, das effektive Arbeiten nimmt uns BIM aber nicht ab. Dafür müssen wir von Beginn an die Kernfragen eines Projekts definieren. Bauherren sind da oft überfordert. Das Gesamtbild vor Augen können wir die Problematik dann ganzheitlich analysieren mit wirtschaftlichen, rechtlichen, terminlichen, betrieblichen und technischen Rahmenbedingungen. Die DNA des Ergebnisses muss umfassend im ersten Konzept stecken. Je besser das gelingt, desto einfacher fallen spätere Entscheide. Vorher macht BIM keinen Sinn. Wenn uns der Bauherr dann auch noch genug Zeit gibt, BIM sauber aufzubauen und zu koordinieren, haben wir später auf der Baustelle weniger Fehler. Für Planer und letztlich für den Bauherrn ein Segen, weil sich die eingeplanten Kosten für Fehler reduzieren. Thomas Keller, Architekt und Mitglied der Geschäftsleitung bei steigerconcept

partner, ihre Wertschöpfung zu verbessern, Daten direkt zu teilen sowie Kommunikationsbarrieren aufzuheben. Analog zu den neuen Prinzipien des agilen Projektmanagements basiert IPD auf Zusammenarbeit und Vertrauen. Das führt dazu, dass alle beteiligten Parteien stärker am Projektergebnis (und weniger an individuellen Nutzenaspekten) interessiert sind. IPD bietet also das arbeitsorganisatorische Umfeld, in dem BIM sein grösstes Potenzial entfalten kann. Mit IPD lässt sich ein Arbeitsprozess ausgestalten, in dem alle Disziplinen eines Bauprojekts wie eine gemeinsame Firma arbeiten und auftreten. Und die BIM-Methode schafft die Voraussetzung für das vernetzte Arbeiten und das Teilen von Informationen über Organisationsgrenzen hinweg. Markus Weber, Stv. CEO bei Amstein+Walthert und Präsident von Bauen digital Schweiz

wettbewerbsfähigen Schweizer Bauwirtschaft (Makroebene) orientiert. Erfolgversprechende Geschäftsmodelle der Zukunft sind digital und zirkulär: Die Megatrends Digitalisierung und Nachhaltigkeit weisen für die Baubranche die grösste Relevanz auf. Für Bauunternehmen kann es daher sinnvoll sein, sich bereits heute an diesen Trends auszurichten und in diesen beiden Bereichen entsprechendes Know-how aufzubauen. Die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft, operationalisiert mit BIM, sind hier spannende Ansätze, um sich im Markt durch neue Wertversprechen zu positionieren. Zafer Bakir, Leiter Digitalisierung & IT beim Schweizerischen Baumeisterverband (SBV)


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PropTech – das Puzzeln hat begonnen Der Begriff PropTech setzt sich aus dem englischen Property (Immobilie) und Technology (Technologie) zusammen. Er steht für Unternehmen, die technologiebasierte Lösungsansätze für die Bau- und Immobilienwirtschaft anbieten. Ihr Ziel ist es, Probleme Mario Facchinetti an den Wurzeln zu beseitigen, um einen zehnfach höheren ökonomischen, ökologischen und sozialen Mehrwert zu schaffen. Weltweit existieren über 6000 PropTech-Firmen,

Lebensqualität durch Künstliche Intelligenz Was hat Künstliche Intelligenz mit Innenentwicklung zu tun? Kurz gesagt: KI ist ein Schlüssel zur Akzeptanz der Innenentwicklung durch die Bevölkerung. Und damit Voraussetzung für ihr Gelingen. Denn wie die politisch gewollte Innenentwicklung konkret gehen Joris Van Wezemael soll, wissen wir trotz ihrer politischen Erfolgstory heute noch kaum. Dies hat auch mit einem Zusammenhang zu tun, den die Systemwissenschaften seit rund vier Jahrzehnten mit dem sogenannten Conant-Ashby-Theorem beschrei-

«Die PropTech-Studie zeigt, dass Technologiefirmen auf dem Vormarsch sind.»

ben. Dieses besagt, dass die Komplexität des Steuerungssystems mindestens gleich hoch sein muss wie die Komplexität desjenigen Systems, das gesteuert werden soll. Räumliche Zusammenhänge sind durch die Innenentwicklung viel komplexer geworden: Der zu entwickelnde Raum ist schon überbaut, und die Anzahl der Betroffenen hat stark zugenommen. Die Planung im Sinne von Steuerung muss dies nachvollziehen. Kevin Lynch zeigt in seinem epochalen Buch «The Image of the City», dass kollektive Bilder der Stadt und ein allgemeines Bild von Orten bestehen, und dass wir diese erfassen können. Während Qualitätserhebungen bislang teuer und methodisch umständlich waren, stehen der Planung heute bessere Methoden zur Verfügung. Akzeptanz von Entwicklung im gewachsenen Bestand scheitert in der Praxis nicht etwa an hoher baulicher Dichte, sondern an minderer Qualität. Während es weiterhin unmöglich ist, «Behaglich-

Bildung neu entdecken Die digitale Transformation kommt in der Bauund Immobilienwirtschaft im Vergleich zu anderen Branchen nicht so recht vom Fleck. Chancen werden liegen gelassen, Potenziale zu spät erkannt. Das hat verschiedene Gründe. Von entscheidender Bedeutung ist die Andrea Leu Aus- und Weiterbildung: Die Digitalisierung wird von Menschen gemacht und vorangetrieben, digitale Kompetenzen sind unabdingbar, um sich in dieser neuen Welt zurechtzufinden und diese mitzugestalten.

Bildung ohne Sexismus Mitten in den Vorbereitungen zur Sensibilisierungskampagne «Math Dealer» der Schweizerischen Vereinigung Beratender Ingenieurunternehmen (usic) rund um die Themen-Cloud «Mädchen und Mathematik» war im «Tages-Anzeiger» kürzlich die Schlagzeile Bernhard Berger «Masturbation statt Multiplikation» zu lesen. Anlässlich des Frauentags vom 8. März 2019 kämpfte eine Gruppe Gymnasiastinnen

«Die digitale Transformation kann man nicht kaufen, wir müssen sie verstehen, planen und umsetzen.»

unter anderem mit diesem Slogan für alternative Bildungsinhalte und für eine Bildung ohne Sexismus. In ihrer Projektwoche traten auch führende GenderforscherInnnen auf, so zum Beispiel mit einem Referat zum Stichwort «Wissen und Geschlecht», das aufzeigte, weshalb an Schulen hauptsächlich «Männerwissen» gelehrt wird. «SRF» publizierte einige Monate zuvor einen langen und fundierten Artikel zur Geschlechterungleichheit in der Mathematik. Dieser zeigte anhand mehrerer Studien und Ländervergleiche auf, dass diese geschlechterspezifische Ungleichheit im Mathematikunterricht in der Schweiz eine eigentliche Abnormität darstellt und somit kulturell geprägt ist. Die Welt digitalisiert sich und dies branchenübergreifend. Berufsfelder werden verschwinden, neue werden entstehen und bestehende sich drastisch

Architektur als digitale Person Tageslicht und frische Luft sind schön und angenehm – draussen. Wir aber verbringen durchschnittlich 90 Prozent unserer Zeit in Architekturen. Da drinnen leben und arbeiten wir und stellen Überlegungen über die Natur, Ressourcen, Christoph Kellenberger Wirtschaftssysteme und uns selbst an. Währenddessen schreiten die Digitalisierung und der technische Fortschritt in so schnellem Tempo voran, dass sie wohl bald fähig sind, sich selbst weiterzuentwickeln, Stichwort Künstliche Intelligenz. Schon jetzt greifen diese Entwicklungen auch in unseren bevor-

«Dieser Mechanismus schreibt die Spielregeln der Immobilienwelt neu.»

die an Wertangeboten für den reifen Sektor arbeiten. Auf die Schweiz bezogen sprechen wir von rund 200 Unternehmen, die für alle Phasen des Immobilienlebenszyklus innovative Produkte und Dienstleistungen anbieten. Die Vielzahl an neuen Lösungsansätzen gleicht einem grossen Puzzlehaufen, dessen Firmen mithilfe neuer Technologien wie Virtuelle Realität, Maschinelles Lernen, Künstliche Intelligenz, Blockchain etc. Prozesse optimieren, Kosten senken, Risiken reduzieren und Kundenerlebnisse verbessern. Während die etablierte Branche ihr Tagesgeschäft erfolgreich managt, bleibt ihr wenig bis gar keine Zeit, den Puzzlehaufen in nötiger Sorgfalt zu ordnen, um mögliche Potenziale zu erkennen. Es stellt sich die Frage, ob fehlende Zeit eine vertretbare Begründung für das Vernachlässigen von über 200 landesweiten, durch hochmotivierte Unternehmerinnen und Unternehmer verfolgter Visionen ist.

«KI ist ein Schlüssel zur Akzeptanz der Innenentwicklung durch die Bevölkerung.»

Die von Credit Suisse und dem Innovationsnetzwerk SwissPropTech publizierte Schweizer PropTech-Studie zeigt, dass Technologiefirmen auf dem Vormarsch sind. Über die Hälfte der in der Schweiz aktiven Unternehmen haben die frühe Start-up-Phase hinter sich und weisen Wachstumszahlen in Personal und Umsatzvolumen auf. Ein Grossteil von ihnen sucht die Zusammenarbeit mit der etablierten Branche. Eine aus meiner Sicht optimale Gelegenheit, um mit dem Puzzeln zu beginnen. Das Innovationsnetzwerk SwissPropTech unterstützt die Bauund Immobilienwirtschaft bei diesem Vorhaben, indem es Brücken zwischen der etablierten und der aufstrebenden PropTech-Welt schlägt. Mario Facchinetti, Initiator und Leiter des Innovationsnetzwerks SwissPropTech

keit» oder «Sicherheit» im Raum «an sich» zu definieren, fällt es uns allen sehr leicht, konkrete Situationen mit Blick auf ihre Aufenthaltsqualität oder ihr Sicherheitsgefühl klar zu beurteilen und zu vergleichen. Künstliche Intelligenz macht sich dies zu Nutze: Mittels Crowdsourcing und lernenden Algorithmen kann systematisch geschätzt werden, wie räumliche Situationen, gebaute oder bloss visualisierte, von der Bevölkerung wahrgenommen werden. Die Qualitätsfrage, Achillesferse der Innenentwicklung und von Zynikern oft als «Geschmackssache» abgetan, wird damit objektivierbar.

Joris Van Wezemael, Partner bei Imhof Van Wezemael Odinga für Innenentwicklung und Co-Leiter der Spatial Transformation Laboratories an der ETH Zürich

Will die Bau- und Immobilienwirtschaft partizipieren und profitieren, muss sie digitale Technologien einsetzen können, und zwar in jeder Phase und über alle Bereiche hinweg – vom Planer über den Architekten, Eigentümer und Bauherr bis zum Facility Manager. Fachliches Können muss mit digitalem Verstehen kombiniert werden. Gefordert ist hier insbesondere die Ausbildung. Dort, wo die Gestalter von morgen trainiert und geformt werden, braucht es neue Konzepte. Dazu zählen die Fokussierung auf Kompetenzen, Lehrpläne, die auf Neues rasch reagieren können, das Denken über Grenzen hinweg, eine neue Zusammenarbeitskultur. Wissenssilos müssen aufgelöst und neu gemischt werden, Scheuklappen müssen verschwinden. Natürlich bleibt die Fachausbildung auch im BIM-Zeitalter eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Berufskarriere. Daneben werden aber Themen wie Prozessverständnis, Schnittstellenübersicht, übergrei-

«Mädchen sind in Mathe so gut wie Jungs!»

verändern. Wir brauchen Ingenieurinnen und Ingenieure – und davon viele. Wir können es uns schlicht nicht leisten, dafür das Potenzial der Frauen nicht voll auszuschöpfen. Es ist also nicht nur aus dem

zugten Lebensraum hinein, etwa in Form von Videoüberwachung mit Gesichtserkennung. Meistens zu unserem Wohl. Doch haben wir in den eigenen vier Wänden noch das Sagen oder treten bald digitale Personen an unsere Stelle und bestimmen über uns? Wir stehen vor einem zivilisatorischen Moment. Stellen wir bei der Digitalisierung die Devise des Machbaren über die des Sinnvollen, nehmen wir in Kauf, dass sich digitale Personen und damit unser Gebäudepark dereinst über unsere Interessen hinwegsetzen. Mit unbekannten Konsequenzen. Wir können die Digitalisierung aber auch in den Dienst der Menschheit stellen. Aus Architekturen werden digitale Personen, die sich selbst gehören. Mit Blockchain, Smart Contracts und dezentralisierten Systemen bietet die digitale Welt das entsprechende Gerüst. Die Architekturen designen, bauen, verwalten und unterhalten sich selbst. Wir Menschen müssen nur Ansprüche und Rahmenbedingungen definieren und die entsprechenden Codes

fendes Know-how, Definition von Strukturen, Datenverwaltung und -management an Bedeutung gewinnen. Es ist ganz einfach: Die digitale Transformation kann man nicht kaufen, wir müssen sie verstehen, planen und umsetzen. Mit Menschen, die über die notwendigen Kompetenzen verfügen. Und Ausbildungsinstitutionen, die das neue Denken in Wissen und Können übersetzen und Konzepte entwickeln, die die digitale Transformation aus der Schlagwortphase in eine Ära katapultieren, in der die vielen brachliegenden Chancen zu klingenden Erfolgen werden.

Andrea Leu, Managing Partner von Senarclens, Leu + Partner und Geschäftsführerin von IngCH Engineers Shape our Future

Prinzip der Chancengleichheit zentral, dass sich die Mindsets von Eltern, LehrerInnen und anderen Bezugspersonen ändern: Mädchen sind in Mathe so gut wie Jungs! Wir werden jeden Funken Kreativität brauchen, um die Phase des Umbruchs zu meistern. Es braucht Movers und Shakers, die kreativitätsund innovationshemmende Muster und Strukturen benennen und den Mut haben, diese zu brechen. Und das können Frauen mindestens so gut wie Männer. Darauf zielte auch unsere Kampagne «Math Dealer»: Aufräumen mit dem Märchen, dass Mädchen nicht gut genug in Mathe sind. Bernhard Berger, Präsident der Schweizerischen Vereinigung Beratender Ingenieurunternehmen (usic)

und Patterns schreiben. Die Architektur erfüllt dann weiterhin den Zweck, den Menschen Wohn- und Arbeitsraum zu bieten. Sie reguliert sich innerhalb ihrer Verfassung selbst und produziert beispielsweise Nahrung für ihre Bewohner oder erzeugt für sich selbst erneuerbare Energie. Der innovativste Beitrag aber, den die Architektur als digitale Person leistet: Sie muss keine Rendite erwirtschaften, abgesehen von Beiträgen an Unterhalt, Erweiterung und Rückbau. Dadurch kann sie auf dem Markt höhere Preise bezahlen und trotzdem günstigere Räume anbieten. Dieser Mechanismus schreibt die Spielregeln der Immobilienwelt neu. So entstehen fairere, diversere und lebenswertere Stadt-, Lebens- und Arbeitswelten. Das interessiert uns. Christoph Kellenberger, Founding Partner des Architekturbüros OOS


Verlagsbeilage Zukunft Bauen

Projects

Urbanes Wohnen mit hoher Lebensqualität

NZZ am Sonntag 30. Juni 2019

FOTO: MICHELE LIMINA

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Michael Schiltknecht, Leiter Immobilienentwicklung der Steiner AG, erklärt die Konversion von Industriearealen in attraktive Stadtquartiere anhand von drei beispielhaften Projekten.

Baubeginn in Bülach «Wir wollen das Glasi-Quartier zu einem lebenswerten, spannenden Teil von Bülach machen – ein qualitativ überdurchschnittliches Viertel mit einer zweckmässigen Infrastruktur, eigener Identität und einem breit gefächerten Leistungsangebot. Die Chancen dafür stehen sehr gut», erklärt Michael Schiltknecht. Als Leiter Immobilienentwicklung der Steiner AG hat er sich von Beginn an mit dem Leuchtturmprojekt im Zürcher Unterland befasst: Das Glasi wird von Steiner, einem der schweizweit führenden Immobilienentwickler, Totalsowie Generalunternehmer, gemeinsam mit der Baugenossenschaft Glattal Zürich (BGZ) und der Logis Suisse AG entwickelt, geplant und gebaut. Das ambitionierte Konzept sieht eine gemischte Nutzung vor mit 560 Miet- und Eigentumswohnungen sowie 20 000 Quadratmeter Gewerbefläche. Viel Platz zum Leben, Arbeiten und Wohnen für die 1500 Bewohner, die ab 2021 hierher zügeln werden. Und doch weist das künftige Quartier mit seinen 21 Gebäuden eine für Schweizer Verhältnisse ungewöhnlich hohe Dichte auf – für die Planer eine besondere Herausforderung. Für Schiltknecht ist das Glasi derzeit eines von mehreren Grossprojekten dieser Art. Auch in Rorschach und in Kriens hat Steiner den Auftrag erhalten, Industrieareale in attraktive neue Stadtviertel zu verwandeln. Was ihn an solchen Vorhaben besonders reizt? «Bei Einzelobjekten sind die Fragestellungen oft auf einige wenige Nutzer, das Objekt und die Architektur oder das Bauen selbst fokussiert. Das ist bei der Realisierung von Stadtquartieren anders, da spannt sich der Bogen noch viel weiter auf.» Ins Spiel komme die gesellschaftliche Dimension, so Schiltknecht. Es geht hier vor allem um die Gestaltung des öffentlichen Raums, an der die Bewohner mitwirken sollen, und damit um die künftige Lebensqualität der urbanen Bevölkerung. «Als Entwickler sind wir in solchen Fällen besonders herausgefordert, uns

Gedanken über die Welt von morgen zu machen, über das Leben nachfolgender Generationen und deren Zukunft.» Das entscheidende Stichwort heisst «soziale Nachhaltigkeit» – ein zentrales Qualitätskriterium, das für Steiner schon immer im Fokus stand, wie Schiltknecht betont. Dieses Thema liegt dem diplomierten Architekten und Betriebsökonom auch persönlich am Herzen. «Nachhaltigkeit hat ja neben der ökologischen und wirtschaftlichen eine soziale Dimension», bekräftigt er. «In Bülach Nord gehörte es zu unseren Aufgaben, zunächst unterschiedliche Stadt- und Verhaltensmuster im In- und Ausland zu studieren, den Dichtegrad in bereits bestehenden Quartieren zu ermitteln und daraus am Ende die richtigen Schlüsse für die Planung und Gestaltung eines neuen Stadtviertels zu ziehen.» Für das Glasi-Quartier wurden deshalb bewusst auch internationale Architekten zum Wettbewerb eingeladen. «Wir wollten über den Schweizer Tellerrand hinausschauen, um herauszufinden, wie andere Kulturen und Länder das Thema öffentlicher Raum interpretieren», berichtet der Leiter Immobilienentwicklung.

FOTO: PD

Blickt man auf das weitläufige Gelände entlang der Gleise, lässt sich kaum erahnen, dass auf diesem Brachland schon bald etwas Grosses heranwachsen wird. Nach jahrelanger Vorbereitung und detaillierter Planung soll hier, im Norden von Bülach, ein neues Stadtviertel entstehen: das Glasi. Nur der Name erinnert noch an die industrielle Vergangenheit des Areals, auf dem einst während mehr als 100 Jahren Glas geblasen wurde. Und zwar im grossen Stil, doch damit ist seit 2002 endgültig Schluss. Die Produktionshallen wurden abgerissen, übrig geblieben ist ein planiertes Terrain, 42 000 Quadratmeter gross und in verkehrsgünstiger Lage, direkt neben dem Bahnhof. Die perfekte Fläche also, auf der Stadtplaner, Architekten und Projektentwickler Zukunft schreiben können.

FOTO: PD

Michael Schiltknecht, Leiter Immobilienentwicklung und Mitglied der Geschäftsleitung der Steiner AG.

Visualisierung von Gebäuden des künftigen Glasi-Quartiers in Bülach.

«Als Entwickler sind wir herausgefordert, uns Gedanken über das Leben nachfolgender Generationen zu machen.»

Realität in Rorschach Die Realisierung derart grosser urbaner Vorhaben ist eine hochkomplexe Aufgabe, stellt Michael Schiltknecht klar. Die Division Immobilienentwicklung von Steiner übernimmt dabei sämtliche Leistungen, die für eine erfolgreiche Projektentwicklung erforderlich sind, beginnend mit der Marktanalyse und einer detaillierten Chancen- und Risikobewertung. Nach der Akquisition werden zuerst die Produkte definiert und geeignete Lösungen ausgelotet, um dann – oft einige Jahre später – in die Phase der klassischen Projektplanung und -umsetzung eintreten zu können. Das gilt auch für die Entwicklung der neuen Stadtquartiere in ehemaligen Industriegebieten. So wie in Rorschach am Bodensee: Anders als in Bülach Nord, wo die alten Fabrikgebäude schon abgebrochen waren, entsteht das Neue nicht auf einer Brache, sondern auf einer Bestandsfläche, dem Gelände der ehemaligen Feldmühle. Für die Hafenstadt ist dies ein geschichtsträchtiger Ort, denn hier hatte einst die grösste Stickereifabrik der Welt ihren Sitz. Nachdem zuletzt ein Klebeband-Hersteller 2016 den Standort verlassen hatte, standen die Hallen leer. Die Steiner Investment Foundation übernahm das Areal mit ihrer Anlagegruppe Swiss Development Residential. Geplant ist auch hier eine Mischnutzung mit Eigentums- und Mietwohnungen (80 Prozent) sowie Gewerbeflächen (20 Prozent). 2025 soll das neue Quartier bezugsfertig sein. «Wir werden den ursprünglichen Charakter des Rorschacher Industriestandorts in seinem Kern bewahren, wobei einige Gebäude bestehen

bleiben», sagt Schiltknecht. «Das kann nicht nur die Entwicklungszeit verkürzen, sondern ist auch ein wichtiger sozialer Nachhaltigkeitsfaktor – ein Aspekt, der in der heutigen Denkmalpflege-Debatte häufig verloren geht. Geschichte ist für die Bevölkerung sehr wichtig.»

Konzeption in Kriens In Kriens bei Luzern wird Steiner zusammen mit Logis Suisse ein neues Quartier an zentraler Lage entwickeln. Auf dem bisherigen Werksgelände der Firma Andritz sollen künftig statt Turbinenräder rund 450 neue Wohnungen sowie Räumlichkeiten für Gewerbebetriebe, Handwerker und Kulturschaffende stehen. Anfangs habe man noch über ein Nebeneinander von laufender Fabrikproduktion und Wohnen diskutiert, so Schiltknecht, sich dann jedoch auf eine Alternative verständigt. Es sei schwierig,

Illustration des Projekts auf dem Gelände der ehemaligen Feldmühle in Rorschach.

ein neues Stadtquartier mit qualitativ hochwertigem Wohnraum zu bauen, wenn nebenan gehämmert und gefräst werde. Transformationsprozesse dauern sehr lange. Oft entstehen über die Zeit vage Ideen, was eine neue Nutzung sein könnte. Vielfach sind solche Areale aber auch Orte, an denen lang ersehnte Wünsche wahr werden sollen. Die verschiedenen Vorstellungen liegen mitunter weit auseinander. Während sich die politischen Gremien in Bülach schon frühzeitig auf eine Nutzungsidee verständigt haben, sei dies in Kriens bisher noch nicht geschehen. «Hier ist es unsere Aufgabe, diesen Transformationsprozess anzustossen und zuerst gemeinsam tragende Ideen für die zukünftige Entwicklung zu suchen. Dazu haben wir in einem ersten Schritt Leitsätze aufgestellt und daraus einen Vorschlag entwickelt.» Nach der Vernehmlassung werde auch die breitere Bevölkerung einbezogen. «Das sind wie gesagt langwierige Verfahren, aber der Aufwand lohnt sich. Denn nur so gelingt es, Menschen mit divergierenden Ansichten und Wünschen ins Boot zu holen.» Um die Mitwirkung der Bürger zu optimieren, arbeitet Steiner derzeit an einer neuen IT-Plattform. Es geht darum, alle Projektbeteiligten, die sogenannten Stakeholder, noch früher und besser in den Prozess der Entscheidungsfindung einzubinden. «Im Laufe der Diskussionen entsteht nach und nach eine konkrete Idee, ein erstes Bild – die Grundlage für ein BIM-Modell vielleicht», sagt Schiltknecht. BIM? Die Abkürzung steht für Building Information Modelling: eine softwarebasierte Methode zur Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Bauwerken. Steiner nutzt diese routinemässig in der Planung und Realisation, vielleicht in Zukunft ebenfalls für die Entwicklung, also in der frühen Phase einer Projektentstehung. Auch in dieser Hinsicht ist ein Projekt wie das Glasi-Quartier beispielhaft für innovativen Städtebau: Es steht für hoch-

moderne digitale Planungsverfahren. Schiltknecht zufolge zählt das Projektbüro von Steiner in Bülach Nord derzeit zu den schweizweit grössten BIM-Labs. Hier wird das Projekt in allen Details nach dem Open-BIM-Standard koordiniert und abgewickelt, was ein durchgängiges Projektmanagement ermöglicht. «Unsere Mitarbeitenden wurden dafür zum Teil in den USA geschult», berichtet Schiltknecht. Ziel muss es sein, die Entwicklungs-, Planungs- und Bauprozesse mehr zu «industrialisieren», um nicht bei jedem Projekt wieder von vorne beginnen zu müssen. Auf dem Glasi-Areal werden Anfang Juli die Bagger anrollen, um mit dem Aushub zu beginnen. Gleich neben dem künftigen Areal befindet sich in einem unscheinbaren Gebäude das hochmoderne Planungsbüro. Hier ist das Glasi-Quartier schon vollendet – zumindest virtuell. Auf einem 2 Meter breiten Touchscreen erscheint der neue Stadtteil als dreidimensionales Modell. Die Technik macht̓s möglich. In Bülach Nord hat die Zukunft längst schon begonnen. Story: Elmar zur Bonsen

Steiner Die Steiner AG, einer der führenden Projektentwickler sowie Total- und Generalunternehmer (TU/GU) in der Schweiz, bietet umfassende Dienstleistungen in den Bereichen Neubau, Umbau sowie Immobilienentwicklung an. Das 1915 gegründete Unternehmen hat über 1500 Wohnbauprojekte, 540 Geschäftsliegenschaften, 45 Hotels und 200 Infrastrukturanlagen wie Universitäten, Schulen, Spitäler, Altersheime und Justizvollzugsanstalten errichtet. Die Steiner-Gruppe hat ihren Hauptsitz in Zürich und ist mit Niederlassungen in Basel, Bern, Luzern, Tolochenaz und Genf vertreten.


Verlagsbeilage Zukunft Bauen

Mover

Ein Allrounder als digitaler Booster Er kennt sich im Ingenieurwesen aus, ebenso mit modernsten Technologien. Zudem ist Mario Marti als Baurechtsanwalt mit allen juristischen Wassern gewaschen, was ihn zu einem prägenden Kopf der rasanten Digitalisierung in der Schweizer Bauindustrie macht. Der Bauindustrie eilt ein wenig schmeichelhafter Ruf voraus: altbacken, nicht gerade innovationsfreudig, kaum digitalisiert. So wird die Branche weitherum wahrgenommen. Doch das Bild ist überholt. «Es ist ein rasanter Wandel im Gang», sagt einer, der ebendiesen wesentlich mitprägt. Mario Marti ist Baurechtsanwalt und Partner der schweizweit tätigen Kanzlei Kellerhals Carrard, parallel ist er Vorstandsmitglied der Interessensplattform Bauen digital Schweiz und dazu Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung Beratender Ingenieurunternehmen (usic). Marti deckt also drei zentrale Kompetenzen ab, die für das Gelingen einer Modernisierung der Industrie wesentlich sind: Geschäftsprozesse, Technologie, Recht. Und diese Modernisierung sei bereits voll im Gang. «Neue Verfahren, Technologien und Vorgehensweisen halten Einzug in die Bauwirtschaft und führen teils zu tiefgreifenden Veränderungen im Planungs- und Bauprozess.» Als Stichworte

nennt Marti die digitale Planung (unter anderem BIM), Vermessungstechniken wie 3D-Scanning oder Drohneneinsatz, Produktionsmethoden wie Vorfabrikation, Robotik oder 3D-Printing, die Digitalisierung der Behördenkontakte (elektronische Baueingabe), den Aufbau digitaler Zwillinge von Gebäuden und Infrastrukturen, die Automatisierung von Planung sowie eine zunehmende Vernetzung dank Internet of Things (IoT), Smart Home oder Smart City. «Der Anpassungsdruck auf alle Akteure der Bauwirtschaft – von Besteller über Planer bis Unternehmer – ist gross und wächst laufend. Alle bestehenden Geschäftsmodelle, Beschaffungs-, Planungs- und Produktionsprozesse sind auf dem Prüfstand.»

Rückstand? Vorsprung! In Martis täglicher Arbeit als Baurechtsanwalt und zweifacher Verbandsfunktionär laufen die Fäden dieser Entwicklung zusammen. «Es bietet sich mir da-

«Letztlich sind fast alle Entwicklungen rund um die Digitalisierung im Bau auch rechtlich relevant.»

durch die grandiose Chance, stets am Puls der Aktualität zu sein, möglichst Potenziale früh zu erkennen und bei deren Ausschöpfung zum Wohle der ganzen Industrie eine aktive Rolle einzunehmen.» Vor allem Martis juristische Kompetenz ist in den vielschichtigen Diskussionen bei Bauen digital Schweiz und usic oft Gold wert. «Speziell an den rechtlichen Schnittstellen kann ich mich als Person gut einbringen und damit die Entwicklung der Digitalisierung im Bau gut mitprägen.» Und Martis Rat dürfte in Zukunft noch viel häufiger gefragt sein.

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«Letztlich sind fast alle Entwicklungen rund um die Digitalisierung im Bau auch rechtlich relevant.» Namentlich die Beschaffungsverfahren, die Verträge, die Zusammenarbeitsformen oder die Produktionsprozesse. Marti geht davon aus, dass sich künftig zunehmend vertragsrechtliche Überlegungen aus der Maschinenindustrie im Bauprozess niederschlagen werden. «Denn mit der vermehrten Vorfabrikation von Bauteilen werden industrielle Prozesse in der Baubranche Einzug halten.» Ferner erwartet er, dass künftig Alternativen zum gängigen SIA-Phasenmodell eingeführt und sich durchsetzen werden. «Dies wirft neue Fragen in der Vertragsgestaltung auf.» Tangiert vom Digitalisierungstrend sieht Mario Marti ebenfalls das öffentliche Recht: «Über kurz oder lang werden die Behörden Baugesuche auch digital entgegennehmen», prognostiziert er. Neue rechtliche Fragen seien die logische Konsequenz daraus. Und schliesslich erwartet er eine massive Zunahme der Bedeutung des Themas Cybersecurity. «Je stärker die Vernetzung, desto höhere Risiken ergeben sich für alle Beteiligten.» Diesbezüglich gebe es viel Aufklärungsbedarf, technisch sowie rechtlich. Noch vor einigen Jahren galt die Schweiz in Sachen Digitalisierung im Bauwesen als weit abgeschlagen hinter Ländern wie England oder den Niederlanden. Dieser Rückstand sei wettgemacht, so die Überzeugung von Marti. «Unsere Partner im Ausland diskutieren die gleichen Fragen wie wir.» Er habe nicht den Eindruck, dass sie wesentlich weiter seien. «Im Gegenteil beneidet man uns international teilweise, dass wir in der Schweiz mittlerweile erste Vertragsgrundlagen für den Umgang mit BIM haben.» Es erfülle ihn mit Genugtuung, diesen «Vorsprung» nicht unwesentlich mitverursacht zu haben. Altbacken, nicht gerade innovationsfreudig und kaum digitalisiert war definitiv gestern. Story: Robert Wildi

FOTO: PD

NZZ am Sonntag 30. Juni 2019

Mario Marti ist Baurechtsanwalt und Partner bei Kellerhals Carrard.

Kellerhals Carrard Mario Marti ist seit 2010 Partner bei der Anwaltskanzlei Kellerhals Carrard in Bern und unter anderem Experte für privates Baurecht mit Spezialisierung auf Ingenieur- und Architektenverträge. Kellerhals Carrard ist 2015 aus dem Zusammenschluss von Kellerhals Anwälte und Carrard & Associés entstanden. Mit über 200 Partnern, angestellten Anwälten, Juristen, Steuerberatern und Notaren sowie mehr als 300 Mitarbeitenden in Basel, Bern, Genf, Lausanne, Lugano, Sion und Zürich sowie Vertretungen in Binningen (Deutschland), Shanghai (China) und Tokyo (Japan) gehört sie zu den grössten Kanzleien der Schweiz.

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«Flughafenregion Zürich tritt gegen London und Shanghai an»

Christoph Lang, Geschäftsführer Flughafenregion Zürich, über Trends in der Standortentwicklung und Netzwerke ein Kongresszentrum mit einer Tagungskapazität von 2’500 Gästen.

Die Flughafenregion Zürich ist die dynamischste Wirtschaftsregion der Schweiz. Standortförderer und Netzwerker Christoph Lang spricht über zukunftsweisende Projekte und effektives Networking.

Gibt es Potenzial für weiteres Wachstum? Bereits die unmittelbare Umgebung des Flughafens Zürich verfügt über freie Flächen mit einem Potenzial von rund 30’000 neuen Arbeitsplätzen. In Dübendorf entsteht eine echte Skyline: Hier wird nun mit dem Jabee Tower das höchste Wohnhaus der Schweiz bezogen. Die Verdichtung führt zu einer weiteren erheblichen Bautätigkeit und Wachstum: In den nächsten zehn Jahren wird die Zahl der Einwohner und Arbeitsplätze in unserer Region um mehr als 20 Prozent steigen.

Die Flughafenregion Zürich erlebt einen wahren Boom. Weshalb? Christoph Lang: Die Flughafenregion Zürich ist mit den sehr kurzen Wegen und internationalen Headquarters der attraktivste Wirtschaftsraum der Schweiz. Der Flughafen bietet über 200 Direktverbindungen in die Welt an. Wichtig sind zudem auch die Hochschulen, die in internationalen Rankings Bestnoten erhalten. Das spiegelt sich in der Wirtschaft? Ja. Der Standort ist sehr gefragt – von national wie global agierenden Unternehmen. Das zeigt sich auch in der hohen Kaufkraft: Das Airport Center und das Glattzentrum sind die zwei umsatzstärksten Shoppingcenter der Schweiz. Gibt es weitere Fakten für diesen Trend? Gemäss dem Swiss Venture Capital Report gehört unsere Region zur dynamischsten Region der Schweiz und zu den Top 10 Europas. Viele innovative Start-ups werden im Umfeld von Empa, ETH und weiteren Hochschulen gegründet. Von Google, Microsoft und IBM, die Tausende von Arbeitsplätzen anbieten, geht eine hohe Ausstrahlungskraft aus. Ohne die HubFunktion des Flughafens wäre Google nicht in Zürich präsent. Mit welchen Standorten soll sich die Flughafenregion Zürich messen?

Phänomenales Wachstum: Christoph Lang von der Flughafenregion Zürich (FRZ). Einerseits wollen wir Klassenbester in der Schweiz sein. Immer wichtiger wird andererseits der internationale Wettbewerb. Und dort stehen wir in Konkurrenz mit Frankfurt, Berlin, Tallinn, Dublin, London sowie dem Silicon Valley und den asiatischen Wirtschaftsmetropolen wie Shanghai, Guangzhou oder Singapur. Welche Projekte sind wegweisend? Zweifelsohne sticht The Circle mit 180’000 m2 Nutzfläche direkt am Flughafen hervor – oft auch als futuristische Satelliten-Stadt beschrieben, wo Business auf Lifestyle und Medizin trifft. Im Endausbau werden hier über 6‘500 Arbeitsplätze angeboten sowie

Die pulsierende Flughafenregion Zürich lässt sich am Wachstum Ihrer gleichnamigen Organisation ablesen! Wir sind Ende 2011 mit 49 Mitgliedern gestartet und sind seither über 30 Prozent pro Jahr gewachsen. Mittlerweile haben wir uns zum zentralen Netzwerk und zur Wissensplattform für Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik entwickelt. Gegen aussen vertreten wir so gegen 200’000 Arbeitsplätze! Das heisst vor allem: Die wirtschaftlichen und politischen Akteure identifizieren sich mit dieser Region. Sie sind begeistert und wollen noch mehr erreichen. Unser Netzwerk bietet ihnen eine Basis für den persönlichen Austausch über verschiedene Branchen hinweg, der so intensiv sonst nicht stattfinden würde. Und wie steht es derzeit um Ansiedlungen? Auch da agieren wir erfolgreich. Soeben hat sich eine Firma aufgrund der intensiven Kommunikation über LinkedIn für eine Niederlassung in dieser Region entschieden.

5. Immobilien-Summit am 3. Juli 2019 mit den Themen Transformation, Innovation und Kollaboration in der Samsung Hall und im Innovationspark Zürich. Mit rund 500 Gästen und hochkarätigen Referenten wie Stefan Sagmeister – Grafikdesigner und Gewinner des Grammy Awards – sowie Michel Fornasier, Stefan A. Heitmann, Richard Jussel, René Kalt, Christoph Meili, Jan Schibli, David Schwaninger, Jürg Stöckli, Andrea Claudio Thöny und René Zahnd: www.flughafenregion.ch/ immobilien-summit 19. Wirtschaftsforum am 18. November 2019, im Salto Natale, Kloten. KeynoteSpeaker ist Hannes Schmid, Fotokünstler und Gründer des Hilfsprojekts «Smiling Gecko». Über 700 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung werden erwartet. Mehr dazu auf: www.flughafenregion.ch/wifo

Starkes Bedürfnis nach Vernetzung: Zahl der Unternehmen in der Organisation Flughafenregion Zürich (FRZ) 2012-2019.


Verlagsbeilage Zukunft Bauen

First Movers

Ihre Visionen 2050 Fünf Vorreiter der Digitalisierung in der Schweizer Bauwirtschaft sagen voraus, wie sie die Zukunft aus der Perspektive ihrer aktuellen Führungsposition sehen. Denn: «Nichts ist so beständig wie der Wandel.»

FOTOS: MICHELE LIMINA

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«Aus einem Quadratmeter Wohnfläche entstehen drei.»

Benedikt Koch

Bauen: Alle auf dem Bau sollten gemeinsam die Chance nutzen, durch Sanierungen, Um-, Neu- und Ersatzneubauten die Schweiz klimafreundlicher zu gestalten. Unter Berücksichtigung der

Nick Traber

Kreislauf: Im Jahr 2050 schliessen wir die Stoffkreisläufe in der Zement- und Betonproduktion vollständig, produzieren zu 100 Prozent mit alternativen

Inquiry: Sarah Schlagenhauf

Bauen: Gebäude und Infrastrukturen zu planen, zu bauen und optimal zu betreiben ist eine Commodity geworden. Wir befinden uns mitten im sechsten Kondratieff-Wirtschaftszyklus. Umwelt- und Gesundheitsthemen sind wichtig. Digitale Modelle unterstützen uns. Die Rohstoffverknappung hat uns zur radikalen Ehrlichkeit gezwungen. Bau- und Infrastrukturdaten tauschen sich miteinander aus. Unsere gebaute Umwelt verhält sich resilient und interagiert mit uns. Intelligente Systeme überwachen und bewerten sich laufend und zeigen an, welche baulichen Veränderungen sinnvoll sind. Umweltbelastete Materialien sind längst abgelöst. Neue Materialien haben die herkömmlichen Prozesse komplett verändert. Es ist Ruhe eingekehrt. Unser Fokus liegt nun auf der Qualität unserer Umwelt. Wohnen: Von 9 Milliarden Menschen leben zwei Drittel in Städten. Trotz knappen Platzverhältnissen wohnen wir befreiter. Hochhäuser sind mal vertikaler Bauernhof, mal Infrastruktur, mal Leisure- und mal Versorgungs-Hub. Nach Jahrzehnten von mehr Quadratmeter Wohnraum pro Person leben wir mit weniger Raum besser. Co-Sharing und neue intelligente Wohnservices erlauben uns, mit weniger «Besitz» unsere Räume zu gestalten und schneller beziehungsweise einfacher an Bedürfnisse anzupassen. Wichtig sind uns Qualität und sinnliche Erlebnisse geworden. Physische und virtuelle private Ruheräume haben an Bedeutung gewonnen. Community-Architektur bildet die Basis.

Prinzipien der Kreislaufwirtschaft und unter Beihilfe von neuen Technologien kann unsere Branche aussergewöhnliche und nachhaltige Bauwerke erstellen – zum Wohle heutiger und künftiger Generationen. Wohnen: Im 21. Jahrhundert erreichen wir eine hohe Wohnqualität nicht mehr

Brennstoffen und reduzieren die Emissionen auf ein Minimum. Das schaffen wir, indem wir den Kulturwandel hin zu einer nachhaltigen Baustoffindustrie erfolgreich meistern, digitale Chancen entlang der gesamten Wertschöpfungskette nutzen und mit viel Mut Neues testen. Dazu gehört der Einsatz von künstlicher Intelligenz und Virtual Reality für eine effiziente Produktion, was wir am Pilot «Plant of Tomorrow» in unseren Zementwerken testen. Ich bin überzeugt: Unsere Bestrebungen tragen heute und in Zukunft massgeblich zu einer nachhaltigen Bauwirtschaft bei. Dies wiederum führt zu höherer Wohn- und Lebensqualität für uns alle.

Peter Staub

Individualität heisst nicht mehr oder spezieller, sondern sozialer und bewusster. Wohnen steht für: Das «Momentum» zu nutzen und zu geniessen. Leben: Nach der «Rush Hour der Digitalisierung» haben wir durch den harten Transformationsprozess gelernt, dass es um uns Menschen geht und wie wir miteinander leben wollen. Aus der digitalen Verlockung ist «Nützliches» entstanden und hat uns von repetitiven Tätigkeiten befreit. Das neue Miteinander von Mensch und Maschine erlaubt uns, bessere Entscheide zu treffen. Entgegen der Angst ersetzbar zu sein, haben wir gelernt, mit Künstlicher Intelligenz autonomer zu werden. Unsere Intuition ermöglicht uns, «Bekanntes» und «Sicheres» als Teil unserer Komfortzone attraktiv zu finden. Unsere nächste Umgebung, die Menschen um uns herum, rücken ins Zentrum unserer Lebensstile. Mobilität bedeutet, sich nicht mehr schneller, sondern entspannter zu bewegen – und Sicherheit hat wieder mit Vertrauen und Gelassenheit zu tun. Birgitta Schock, Geschäftsführerin und Inhaberin von schockguyan partner, Vorstandsmitglied des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins SIA und der Interessensplattform Bauen Digital Schweiz sowie Chairperson Switzerland von buildingSMART International

Bauen: Für Gebäude – den effektiven Bedürfnissen entsprechend – wird von einem Roboter ein Standort gesucht und dort ein Bauwerk komplett digital entwickelt. Gleichzeitig werden die zukünftigen Nutzungsszenarien und -prozesse, Lebenszykluskosten, Erträge sowie Rendite und Nachhaltigkeitsindex evaluiert. Investoren können verschiedene Szenarien simulieren, die beste Variante auswählen und auf einer Plattform die noch zusätzlich erforderlichen Planer beauftragen, das Modell weiterzuentwickeln. Auch der anschliessende Bauprozess er-

André Wyss

durch Bauen auf grünen Wiesen, sondern durch Verbessern und Verdichten der Bausubstanz. Das schaffen wir vor allem mit Ersatzneubauten. Aus einem Quadratmeter Wohnfläche entstehen dadurch drei. So können in bestehenden Wohnquartieren deutlich mehr Personen wohnen, ohne dass wertvolle Erholungsräume und Kulturland verloren gehen. Leben: «Nichts ist so beständig wie der Wandel.» Die mehr als 2500 Jahre alte Aussage des griechischen Philosophen Heraklit trifft nicht nur auf die Bauwirtschaft, sondern auf das Leben im Allgemeinen zu. Es lebt sich wesentlich leichter und angenehmer, wenn man nicht permanent in den Rückspiegel blickt, sondern aufmerksam nach vorne schaut. Benedikt Koch, Direktor des Baumeisterverbands

«2050 schliessen wir die Stoffkreisläufe vollständig.»

Nick Traber, CEO von Holcim Schweiz & Italien

«Digitale Technologien rücken in den Hintergrund.»

«Unser Fokus liegt nun auf der Qualität unserer Umwelt.» Birgitta Schock

NZZ am Sonntag 30. Juni 2019

folgt massgeblich robotikunterstützt. Im Verlauf des Bauprozesses ist ein digitaler Zwilling entstanden, der sich auf einer Plattform einloggt und sich zur Vermarktung freigibt sowie mit Interessenten verhandelt. Wohnen: Menschen, die Wohnraum suchen, können aus einem breiten Spektrum an Wohnformen auswählen. Es wird möglich sein, sich je nach Lebenssituation zu entscheiden, ob man mit anderen Menschen zusammenleben will in dafür konzipierten Co-Living-Lofts, ob man auf sehr kleinen Flächen wohnen will, beispielsweise in einem Tiny House, ob man die Wohnung alle zwei Wochen

Kreislauf: Eine durchgängig digitalisierte Wertschöpfungskette sorgt beim Bauen für einen optimalen und energieeffizienten Ablauf bei der Realisation von Gebäuden und der Infrastruktur, die über ihren gesamten Lebenszyklus einen markant tieferen ökologischen Fussabdruck aufweisen. Innovative Wohnstrukturen erlauben rasche Anpassungen an individuelle Lebensentwürfe und -situationen. Digitale Lösungen unterstützen die Menschen bei der Organisation ihres Alltags. Der urbane Raum und die Mobilität ermöglichen den Menschen einen nachhaltigen Lebensstil und entlasten gleichzeitig das Umland, das sein Potenzial als Naherholungsgebiet voll entfaltet. André Wyss, Konzernchef von Implenia

wechselt will usw. Auch der Technologiestandard kann unterschiedlich gewählt werden, und dank Plattformen werden Mietverhältnisse maximal flexibilisiert. Intelligente Wohnungen melden sich auf einer Plattform bei passenden Usern und verrechnen sich abhängig von der Nutzung und Dauer. Leben: Das Leben wird geprägt sein von zunehmender Polarität zwischen virtuell und analog. Digitale Technologien werden in den Hintergrund rücken und teilweise kaum mehr offensichtlich wahrgenommen, und die Lebensqualität nimmt dadurch stetig zu. Man erkennt sofort Personen, kann sich problemlos überall orientieren und weiss über die Umgebung jederzeit bestens Bescheid. Leute werden mit allem kommunizieren, nur nicht mit dem Menschen nebendran. Die persönlichen Daten verkauft man über Plattformen und erhält dafür kostenlose Services im Netz. Ähnlich zum früheren Trend zu Wellness-Hotels wird es Digital-Detox-Hotels geben, in denen die Leute lernen, ohne Handys zu leben und mit anderen Menschen zu sprechen. Peter Staub, CEO von pom+ Consulting

«Der ökologische Fussabdruck wird markant tiefer.»


Brand relations präSentIert

#ZukunftBauen

Best-of Digital Movers & Shakers Brand relations kommuniziert, was die Schweizer Bau-, Immobilien- und Bankingbranche bewegt, und setzt Massstäbe im Storytelling disruptiver, digitaler Trendthemen.

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Verlagsbeilage

NZZ am Sonntag 30. Juni 2019

Zukunft Bauen

Movers & Shakers der Digitalisierung

04 NEUBAU: JABEE TOWER, DÜBENDORF – DER HÖCHSTE WOHNTURM DER SCHWEIZ; ARCHITEKTUR: SATTLERPARTNER AG, SOLOTHURN – A PART OF MIC.MIND.SET; FOTO: GORAN POTKONJAK, USTER

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Gestalten Sie die Zukunft der Schweizer Bau- und Immobilienwirtschaft mit uns! Als führende Plattform für die digitale Transformation vernetzen wir Menschen, Institutionen und Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Wir informieren und setzen Benchmarks - wir erarbeiten Anwendungshilfen aus der Praxis für die Praxis und engagieren uns für einen effizienten und nachhaltigen Weg in die Digitalisierung.

Gestalten Sie mit! Und sorgen Sie dafür, dass die Zukunft der Bau- und Immobilienwirtschaft jetzt beginnt. Wir freuen uns auf Ihr Engagement. www.bauen-digital.ch

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