Ein Lebenselixier der modernen Welt
Aluminium in Autos, Kobalt in Akkus, Kohle zur Stromversorgung, Kupfer für eine bessere Leitfähigkeit: Mineralische Rohstoffe sind in unserem Alltag omnipräsent und ihr Bedarf steigt –verantwortungsvolles Handeln entlang der gesamten Lieferkette ist entsprechend zentral. Von Norman Bandi
Die jährliche globale Rohstoffförderung ist in den vergangenen fünfzig Jahren von etwa 30 Millionen Tonnen (1970) auf fast 107 Milliarden Tonnen (2024) angestiegen – und gemäss Schätzungen der Vereinten Nationen wird der Verbrauch natürlicher Ressourcen bis 2050 voraussichtlich rund 140 Milliarden Tonnen pro Jahr erreichen.
Gleichzeitig hat laut dem Weltressourcenrat auch der globale Materialund Rohstoffbedarf pro Kopf seit 1970 zugenommen. Damals verbrauchte ein Mensch im Durchschnitt 7 Tonnen jährlich, heute sind es etwa 12 Tonnen. Dabei muss beachtet werden, dass die Verteilung sehr ungleich ist: Wohlhabende Länder konsumieren zirka zehnmal so viel pro Kopf wie ärmere Länder. Die wichtigsten Einflussfaktoren für den weiterhin steigenden Bedarf sind das Bevölkerungswachstum, Konsumtrends der entwickelten Länder und die Transformation der Entwicklungsländer.
Die Schweiz im globalen Vergleich
Die Schweiz wiederum verbraucht aktuell 163 Millionen Tonnen neue Materialien pro Jahr, wovon rund 40 Prozent auf nicht erneuerbare Rohstoffe wie Metalle, Gesteine, Chemikalien, Glas und Kunststoff entfallen. Alles in allem sind es 19 Tonnen pro Kopf – mehr als der europäische Durchschnitt, der bei nicht ganz 18 Tonnen pro Kopf liegt. Dies ist weit mehr als das geschätzte nachhaltige Niveau von 8 Tonnen pro Kopf, wie der «Circularity Gap Report Switzerland» festhält, der vergangenes Jahr erstmals veröffentlicht wurde – ein gemeinsames Projekt des Vereins Circular Economy
Switzerland und des Beratungsunternehmens Deloitte. Dem Bericht zufolge beträgt der Anteil der Materialien, die nach ihrer Nutzung wieder in die Wirtschaft zurückgeführt werden, knapp 7 Prozent. Das ergibt eine Zirkularitätslücke von 93 Prozent. Das heisst: Der weit überwiegende Teil der in der hiesigen Wirtschaft eingesetzten Materialien und Rohstoffe stammt aus primären Quellen, also neu abgebauten Materialien. Als kleines Land mit wenig Bergbau oder Steinbrüchen weist die Schweiz eine relativ geringe Entnahme auf. Dies bedeutet, dass unser Bedarf durch die Förderung im Ausland gedeckt wird.
Ohne Rohstoffe keine Wende(n)
Um Abfälle und Emissionen zu reduzieren und die nachhaltige Nutzung mineralischer Rohstoffe sowie das konsequente Schliessen von Kreisläufen zu erreichen, fordert das Bundesamt für Umwelt (Bafu) auf nationaler Ebene: «Produkte müssen so gestaltet werden, dass sie bei der Herstellung und im Gebrauch weniger Material und Energie beanspruchen, lange nutzbar bleiben und sich gut reparieren, weiterverwenden oder rezyklieren lassen. Und die Abfallwirtschaft muss stärker zur Plattform für (Sekundär)Rohstoffe werden.»
Es ist sinnvoll, möglichst auf sekundäre Quellen zu setzen – die primären Quellen wird es jedoch weiterhin brauchen, und dies aufgrund der geschilderten Prognosen in noch grösseren Mengen als zuvor. Ein oft genanntes Beispiel: Ohne ausreichende Verfügbarkeit mineralischer Rohstoffe ist der geplante massive Ausbau erneuerbarer Energien nicht möglich. Die Sicherstellung der Versor
gung wird zu einer zentralen Herausforderung für das Gelingen der Energiewende. Lösungsansätze umfassen die Erschliessung neuer Vorkommen, verstärktes Recycling, Innovationen zur Effizienzsteigerung und die Suche nach Substituten für kritische Rohstoffe.
Konkret: Gemäss der Eidgenössischen Materialprüfungs und Forschungsanstalt (Empa) erfordert ein typisches Elektrofahrzeug sechsmal so viele mineralische Rohstoffe wie ein Auto mit Verbrennungsmotor – hauptsächlich Kupfer, Graphit, Kobalt und Nickel für das Batteriesystem sowie Aluminium für das Gehäuse. Oder in einer mittelgrossen Offshore Windturbine sind fast 67 Tonnen Kupfer enthalten. Um diese Menge an Material zu gewinnen, müssen rund 50 000 Tonnen Erde und Gestein bewegt werden, was etwa dem fünffachen Gewicht des Eiffelturms entspricht.
Verantwortungsvolle
Standards
Verschiedene Organisationen und ihre Marktteilnehmer setzen hier an: Sie wollen den Bergbau und den Handel entlang der gesamten Lieferkette verantwortungsvoller gestalten, auch mit Blick auf die vor Ort betroffenen Menschen und ihre natürliche Umgebung. Zum einen sollen die Arbeitsbedingungen in den Förderländern verbessert werden: Die Vereinten Nationen haben Leitprinzipien zur Wahrung der Menschenrechte entwickelt, die auch für den Bergbausektor gelten. Zum anderen spielen Klima sowie Umweltaspekte eine immer zentralere Rolle. Dies gilt inzwischen auch am Ende des Lebenszyklus einer Mine: Dank Renaturierung werden Landschaften wieder aufgebaut.
Und was macht die Branche noch? Ganz aktuell befindet ein konsolidierter Bergbaustandard in Konsultation – ein Gemeinschaftswerk der Organisationen
The Copper Mark, International Council on Mining and Metals (ICMM), Mining Association of Canada und World Gold Council, die sich zur Consolidated Mining Standard Initiative (CMSI) zusammengeschlossen haben. Der Plan lautet, die verschiedenen freiwilligen Standards für verantwortungsvollen Bergbau in einem globalen Standard zusammenzufassen, der jedem Unternehmen zugänglich ist, das sich den federführenden Organisationen verpflichtet hat.
Die angestossene Transformation soll mit nachvollziehbarem Handeln einher
Rohstoffe
Rohstoffe sind unbearbeitete oder nur geringfügig bearbeitete Grundstoffe aus der Natur. Sie werden durch Primärproduktion gewonnen und dienen als Ausgangsmaterial für die weitere Verarbeitung oder den direkten Verbrauch. Nach Herkunft betrachtet unterscheidet man:
Biologische Rohstoffe
• pflanzliche Rohstoffe (z.B. Holz, Baumwolle)
• tierische Rohstoffe (z.B. Wolle, Leder)
Mineralische Rohstoffe
• metallische Rohstoffe (z.B. Kupfer, Nickel)
• nicht-metallische Rohstoffe (z.B. Salz, Kies)
• Energierohstoffe (z.B. Erdöl, Erdgas)
gehen. Die Extractive Industry Transparency Initiative (EITI) beispielsweise ist ein internationaler freiwilliger Standard zur Offenlegung von Steuerzahlungen und Einnahmen, Lizenzen, Fördermengen und anderen Daten rund um die Förderung von Öl, Gas und mineralischen Rohstoffen. Das erklärte Ziel der EITI ist es, die Finanztransparenz und die Rechenschaftspflicht im rohstoffgewinnenden Sektor zu stärken. Es tut sich etwas – und alle Seiten sind gefordert: Schliesslich stehen hinter jedem Konsumgut Rohstoffe. Deshalb wird es umso wichtiger, dass sowohl Dienstleister als auch Endverbraucher ihnen Sorge tragen. Denn Bodenschätze sind eines unserer Lebenselixiere.
Verarbeitet sind Rohstoffe essenziell für die Wirtschaft –sowohl aufseiten der Dienstleister als auch aufseiten der Endverbraucher. Sie dienen als Ausgangspunkte für die Herstellung von Gütern oder zur Gewinnung von Energie. Mit Fokus auf mineralische Rohstoffe: Aluminium in Autos, Kobalt in Akkus, Kohle zur Stromproduktion, Kupfer in Elektroinstallationen, Nickel in Edelstahl, Zink als Korrosionsschutz – die sogenannten Bodenschätze sind in unserem Alltag omnipräsent. Und weil es sich dabei um nicht-erneuerbare Ressourcen handelt, wird ihre nachhaltige Nutzung und effiziente Ver waltung entscheidend für die Zukunft sein.
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«Mineralische Rohstoffe sind Schlüsselelemente der Zukunft»
Der Physiker und ehemalige Empa-Direktor Gian-Luca Bona über die Abhängigkeit der modernen Welt von mineralischen Rohstoffen, nachhaltige Materialgewinnung – und die Chancen der Schweiz als Vorreiterin der Kreislaufwirtschaft.
Herr Bona, China hat dieses Jahr weitere Beschränkungen für den Export von Rohstoffen erlassen. Nun sorgen sich Experten und Politiker, dass der Westen bei der Beschaffung von seltenen Erden und anderen Rohstoffen in Rückstand geraten könnte. Zu Recht?
GIAN-LUCA BONA : Durchaus. Denn der Bedarf an mineralischen Rohstoffen steigt seit Jahren. Als ich noch jung war, kannte man Batterien fast nur aus der Taschenlampe oder als Bleiakkus aus dem Auto. Heute sind sie allgegenwärtig: in der Unterhaltungselektronik, in Sensoren, in der Medizinaltechnik. Und sie bestehen zum Teil aus Lithium, Nickel, Kobalt und weiteren seltenen Mineralien. Noch deutlicher zeigt sich die Entwicklung bei den Halbleitern. Als ich bei IBM meine Laufbahn startete, bestanden diese aus Silizium, mit wenigen Dotierstoffen, beispielsweise Phosphor, und einigen Goldleiterbahnen. Die heutigen, viel leistungsfähigeren Chips sind deutlich komplexer und enthalten zahlreiche mineralische Rohstoffe.
Die Relevanz der Rohstoffe nimmt weiter zu?
Das Thema ist extrem wichtig, vielschichtig und politisch. Auf volkswirtschaftlicher Ebene zeigt sich, dass industrialisierte Länder, die Zugang zu Rohstoffen und Energie haben, einen hohen Lebensstandard aufweisen. Anhand des Human Development Index der UNO lässt sich dies gut belegen. Gleichzeitig steigt der Bedarf immer weiter – durch das anhaltende Bevölkerungswachstum und den zunehmenden Wohlstand in den Schwellenländern.
Ohne eigene Bodenschätze könnte die Schweiz durch den zunehmenden Rohstoffbedarf ins Hintertreffen geraten?
Tatsächlich verfügt die Schweiz kaum über eigene Bodenschätze und ist auf den Import angewiesen. In der Regel werden hierzulande vor allem Vorprodukte, die mineralische Rohstoffe beinhalten, dank der industriellen Technologie sowie der Bildung und Forschung zu spezialisierten Endprodukten veredelt. Der Rohstoffhandel wiederum ist gleichzeitig ein wichtiger Wirtschaftszweig, der Arbeitsplätze schafft und Steuereinnahmen generiert. Als Standort vieler globaler Handelsfirmen übernimmt die Schweiz deshalb auch eine wichtige Rolle in der globalen Rohstofflieferkette.
Könnten zukünftig organische Rohstoffe eine Alternative für Mineralien und Metalle sein?
Bei Sensoren existieren Anwendungsmöglichkeiten für organisches Material. Bei Batterien und vor allem bei Halbleitern ist die Siliziumtechnologie dagegen klar im Vorteil. Zukünftig wird entscheidend sein, dass die passende Technologie für die richtige Anwendung eingesetzt wird. Ein
Beispiel: Im Brückenbau ist Stahl nach wie vor unersetzlich, obwohl man bereits seit den 1970er Jahren an karbonverstärkten Fasern forscht, die viel leichter sind und eine höhere Zugfestigkeit aufweisen. Anders sieht es in der Aviatik aus. Dort sind karbonverstärkte Fasern etabliert. Denn jedes eingesparte Gramm sorgt für zusätzliche Nutzlast.
GIAN-LUCA BONA
Gian-Luca Bona (67), emeritierter Professor, studierte Physik an der ETH Zürich, wo er 1987 promovierte. Anschliessend arbeitete er für IBM: zuerst in der Schweiz, danach in den USA. Von 2009 bis 2022 war er Direktor der Eidgenössischen Materialprüfungsund Forschungsanstalt (Empa) in Dübendorf
Kann man mineralische Rohstoffe unendlich rezyklieren, ohne dass deren Qualität abnimmt?
Die Atome kann man unendlich oft wiederverwerten. Doch Stahl beispielsweise besteht nicht nur aus Eisen, sondern enthält Zusatzstoffe. Die Qualität von rezykliertem Eisen hängt von der Prozesstechnologie ab. Schon heute könnte qualitativ hochwertigeres Material gewonnen werden. Doch welchen Preis sind wir bereit, dafür zu bezahlen? Würde man die Nachfolgekosten mit einrechnen, die für das Schürfen und das Entsorgen der Abfälle entstehen, könnten er sogar tiefer liegen als für neue Mineralien. Oftmals fehlt es aber an einer Incentivierung – insbesondere auf internationaler Ebene. Leider werden kaum ganzheitliche Betrachtungen gemacht.
Demgegenüber braucht es die Versorgungssicherheit, wenn die Elektromobilität ausgebaut werden soll.
In den neuen Kohlekraftwerken werden immerhin Abgase gereinigt und damit die Emissionen reduziert. Doch dies verteuert die Kilowattstunde. Oder in Deutschland: Dort werden hochmoderne Gaskraftwerke abgestellt, während die Kohlekraftwerke weiterhin betrieben werden. Ein Grund ist, dass mit Kohle Energie für wenige Eurocent produziert wird. Das ist doch symptomatisch.
Es geht auch um Autonomie, solange Russland als Lieferant nicht mehr in Frage kommt?
techniken sollten sich zumindest verbessert haben.
Es gibt grosse Fortschritte bei den umweltverträglichen technologischen Lösungen. Trotzdem führt mehr Nachhaltigkeit kurzfristig zu höheren Kosten – unter anderem für die Umwelt. Längerfristig gehen die Ausgaben indes zurück, weil wir weniger für die Umweltschäden aufwenden müssen. Es reicht ein Blick nach Deutschland, wo zum Beispiel für den Kohleabbau ganze Dörfer versetzt werden. Nachträglich werden die Gruben wieder renaturiert und es entstehen oftmals interessante Landschaften. Doch für die betroffene Generation ist dies eine grosse Herausforderung.
Müssen wir uns auf steigende Preise einstellen?
Erstaunlicherweise ist der Preis für Kupfer in letzter Zeit beispielsweise gesunken, obwohl wir immer mehr davon benötigen. Derzeit scheinen die Rohstoffpreise eher politisch motiviert zu sein als durch die Nachfrage. Viele Länder nutzen sie, um ihre politischen Ziele zu erreichen oder ihre geopolitische Position zu stärken. Denn gewisse Rohstoffe sind im Moment noch in vernünftigen Mengen vorhanden. Dennoch sind Kupfer, Lithium oder auch Kobalt und andere mineralische Rohstoffe Schlüsselelemente der Zukunft.
Sind Rohstoffe heute zu günstig? Sowohl Rohstoffe als auch fossile Energie sind viel zu günstig. Das verhindert auch, dass man wirklich nachhaltige Lösungen fördern und aufbauen kann.
Sie setzen Ihre Hoffnungen auf die Kreislaufwirtschaft. Kann sie als zukünftige Rohstoffmine dienen? Hier sehe ich tatsächlich die grössten Chancen. Die Kreislaufwirtschaft kann den Abbau neuer Rohstoffe reduzieren und die vorhandenen Materialien vermehrt im Wirtschaftskreislauf halten. Dadurch werden Ressourcen geschont – und auch die Abhängigkeit von knappen Primärrohstoffen verringert. Wir sollten diese Opportunität selbst nutzen und könnten unsere Technologielösungen auch gewinnbringend exportieren.
Mineralische Rohstoffe zu schürfen, ist somit alternativlos?
Nein, das würde ich nicht sagen. Gewisse Rohstoffe kann und muss man weiterhin schürfen. Vor allem in der Schweiz müsste man den Fokus aber viel stärker auf Rohstofftrennung und Recycling legen. Heute beschränkt man sich weitgehend auf die mechanische Trennung. Das funktioniert relativ gut, solange die Teile gross sind. Sobald es aber um kleinere Elemente – beispielsweise aus der Elektronik – geht, braucht es auch chemische Trennverfahren. Insgesamt besteht die Herausforderung darin, einen geschlossenen Kreislauf aufzubauen. Wenn wir unsere Stärken beim Recycling ausspielen, können wir eine Vorreiterrolle übernehmen. Hier sehe ich eine grosse Opportunität für die Schweiz. Für mich sind geschlossene Kreisläufe alternativlos.
Laut eigenen Angaben setzen auch die Minengesellschaften verstärkt auf Nachhaltigkeit. Könnte der steigende Rohstoffbedarf damit ebenfalls nachhaltiger gedeckt werden?
Da habe ich meine Zweifel, obwohl es Bekundungen und Bestrebungen zu mehr Nachhaltigkeit gibt. Es ist ein Dilemma, wie wir es auch in anderen Bereichen sehen: Wollen wir die Problematik aus Rohstoffen, Energie und Klima in den Griff bekommen, müssen wir investieren.
Ein Beispiel?
China baut viele Kohlekraftwerke und auch Atomkraftwerke, um die eigentlich nachhaltigere Elektromobilität voranzubringen. Denn in den Städten leidet die Bevölkerung unter der Umweltbelastung. Wie nachhaltig jedoch Kohlekraftwerke sind, darüber lässt sich streiten.
Sicher. Man hat in den vergangenen Jahren gemerkt, dass man Russland nicht als verlässlichen Partner einbinden konnte, und benötigt nun andere Lösungen.
In der Zwischenzeit nimmt der Rohstoffbedarf weiter zu. Wie lässt sich dieser abdecken?
Es werden Unmengen an mineralischen Rohstoffen benötigt, für die unterschiedlichsten Anwendungen, etwa für Batterien, InfrastrukturGrossprojekte wie die neue Seidenstrasse oder für Megastädte. Heute leben knapp 55 Prozent der Bevölkerung in Städten, in Zukunft dürften es 70 bis 80 Prozent sein. Man wird entsprechend viele Rohstoffe für den Bau benötigen. Gleichzeitig streben auch weniger entwickelte Länder mehr Wohlstand an. Umso mehr sollten wir die Kreislaufwirtschaft ausbauen. Parallel dazu müssen wir weiter Rohstoffe abbauen – und zwar möglichst umweltverträglich.
Ist denn der Rohstoffabbau nicht nachhaltiger geworden? Die Abbau
Wäre denn ein Land wie die Schweiz als Standort für Recycling überhaupt geeignet?
Nur, wenn die Prozesse voll industrialisiert und roboterisiert sind. Ansonsten sind unsere Arbeitskräfte zu teuer. Auch die Kreislaufwirtschaft kostet etwas. Wenn wir ein neues Produkt kaufen, zahlen wir damit auch die Rohstoffgewinnung. Für das Recycling existiert hierzulande die vorgezogene Recyclinggebühr. Das ist aber nur eine lokale Lösung, die global keine Wirkung zeigt.
Weshalb kann die Schweiz dennoch Erfolg haben?
Wir verfügen über eine zuverlässige Infrastruktur, haben die nötige Energie und die Maschinen sowie die ausgebildeten Fachkräfte. Auf diese Stärken müssen wir uns besinnen. Wir brauchen wieder Pioniere, wie wir sie vor 100 Jahren hatten. In der Startup Szene gibt es erfolgversprechende Ansätze.
Interview: Sophie Zellweger
Wichtige Bodenschätze –
Kohle
Gattung/Gruppe
Sedimentgesteine
Erläuterung
Kohle ist ein schwarzes oder bräunlichschwarzes, organisches, festes, brennbares Sedimentgestein, das in erster Linie aus Kohlenstoff sowie variablen Mengen an anderen Elementen wie Wasserstoff, Schwefel, Sauerstoff und Stickstoff besteht. Es entsteht durch die Umwandlung (Inkohlung) von pflanzlichem Material, das vor Millionen von Jahren abgestorben und unter hohen Druck sowie Temperaturbedingungen in der Erdkruste umgewandelt wurde. In der Praxis unterscheidet man zwischen zwei Kohlearten: Kraftwerkskohle spielt in vielen Ländern nach wie vor eine wichtige Rolle bei der Stromerzeugung. Für die Herstellung von Stahl wird hingegen häufig Stahlkohle verwendet.
Vorkommen Die Länder mit den weltweit grössten Kohlereserven sind Australien, China, Indien, Russland und die USA.
Verwendungsbeispiele
• zur Stromproduktion in Kohlekraftwerken als Brennstoff in der Schwerindustrie zur Zementherstellung oder in Eisenhochöfen
• zur Beheizung
Wissenswertes
1. China ist aktuell der weltweit grösste Produzent und Verbraucher von Kohle.
2. Obwohl die Zukunft den erneuerbaren Energien gehört, muss die Infrastruktur dafür vielerorts erst noch gebaut werden. Das braucht viel Strom, Stahl und Zement. Kohle spielt bei diesem Wandel also eine tragende Rolle.
3. Rund 770 Kilogramm Stahlkohle wird für die Herstellung von einer Tonne Stahl benötigt.
Aluminium
Gattung/Gruppe
Leichtmetalle
Erläuterung
Aluminium ist ein chemisches Element (Ordnungszahl 13). Das silbrige, leichte Metall zeichnet sich durch eine hohe Korrosionsbeständigkeit und eine gute Leitfähigkeit für Elektrizität sowie Wärme aus. Aufgrund seiner Kombination aus geringem Gewicht und hoher Festigkeit wird Aluminium in einer Vielzahl von industriellen Anwendungen eingesetzt.
Vorkommen
Aluminium kommt in der Natur nicht in reiner Form vor, sondern als Bestandteil von Mineralien, insbesondere von Bauxit, dem wichtigsten Erz für die Aluminiumherstellung. Die weltweit grössten Bauxitreserven werden in Australien, Brasilien, China, Guinea, Indien sowie Jamaika verortet.
Kobalt
Gattung/Gruppe
Übergangsmetalle
Erläuterung
Kobalt ist ein chemisches Element (Ordnungszahl 27). Kobalt ist silbrigblau und glänzend, oft hart und eher spröde. Es ist ein wichtiger Bestandteil in vielen industriellen Anwendungen. Zum Beispiel schützt es wiederaufladbare Batterien vor Überhitzung und macht sie dadurch sicherer und langlebiger.
Vorkommen
Kobalt kommt nicht als reines Metall in der Natur vor, sondern oft in Verbindung mit anderen Elementen in Mineralien wie Cobaltin (Glanzkobalt) und Erythrin (Kobaltblüte). Es wird überwiegend als Nebenprodukt der Nickel und Kupferproduktion gewonnen. Die weltweit grössten Kobalt reserven befinden sich in Australien, Kanada, Kongo Kinshasa,
Verwendungsbeispiele für Transportmittel (zum Beispiel Autos, Fahrräder, Flugzeuge oder Raketen) als Verpackung für Lebensmittel (Alufolie)
• für Küchengeräte für Spiegel und Möbel für Elektroinstallationen
• für Heizelemente für Treibstoff von Feststoffraketen
Wissenswertes
1. Aluminium ist nach Sauerstoff und Silizium das dritthäufigste Element und das häufigste Metall in der Erdkruste.
2. Das Recycling benötigt etwa 5 Prozent der Energie der Primärgewinnung; sowohl ökono misch als auch ökologisch vorteilhaft.
3. Zudem kann Aluminium immer wieder ohne Qualitätsverlust recycelt werden – ein weiterer Vorteil im Sinne der Kreislaufwirtschaft.
Stahlkohle wird häufig bei der Herstellung von Stahl verwendet. Diesen braucht man oft, um Infrastrukturen zu schaffen.
Kuba, Madagaskar, Philippinen, Russland oder Sambia.
Verwendungsbeispiele
• in Akkus, insbesondere für EMobilität in Batterien für Diamantwerkzeuge
• als Bestandteil von Superlegierungen als Katalysator • in Magneten
Wissenswertes
1. Kongo Kinshasa ist derzeit der weltweit grösste Produzent von Kobalt und besitzt geschätzt 60 bis 70 Prozent der globalen Reserven.
2. Kobalt ist ein essenzielles Spurenelement und Bestandteil des Vitamins B12, das für die Bildung von roten Blutkörperchen notwendig ist.
3. Als Bestandteil von Superlegierungen ist Kobalt für die Luft und Raumfahrt von Bedeutung.
Die Temperaturstabilität von Legierungen mit Kobalt macht sie für Turbinenschaufeln von Flugzeugtriebwerken geeignet.
und was sie leisten können
1881 war der Zwanzigräppler die erste Münze aus reinem Nickel – heute sind es noch 25 Prozent, der Rest ist Kupfer.
Nickel
Gattung/Gruppe
Übergangsmetalle
Erläuterung
Nickel ist ein chemisches Element (Ordnungszahl 28). Es ist ein silbrigweisses Metall, das sowohl eine hohe Korrosionsbeständigkeit als auch eine gute Leitfähigkeit für Wärme und Elektrizität besitzt. Es gibt hauptsächlich zwei Arten von Nickelerzen: Lateriterze und Sulfiderze. Erstere sind vor allem in tropischen Regionen zu finden und enthalten Nickeloxide und Nickelsilikate. Letztere sind seltener und enthalten Nickel als Sulfid. Nickel wird häufig in Legierungen verwendet, um die Festigkeit und Korrosionsbeständigkeit der Materialien zu erhöhen, zum Beispiel in Edelstahl. Es spielt auch eine Rolle in der Produktion von Industrieanwendungen.
Vorkommen
Ohne Kupfer keine Energiewende: Für Stromnetze und zur Stromübertragung benötigt es Unmengen des Metalls.
Nickelvorkommen sind weltweit verbreitet, aber es gibt einige Länder, die besonders reich an
Kupfer
Gattung/Gruppe
Übergangsmetalle
Erläuterung
Kupfer ist ein chemisches Element (Ordnungszahl 29). Es hat eine rötlichmetallische Farbe. Der mineralische Rohstoff ist bekannt für seine hervorragende Leitfähigkeit für Wärme und Elektrizität, seine Korrosionsbeständigkeit sowie seine gute Verformbarkeit – er wird deshalb in vielen Bereichen verwendet. Kupfer spielt auch eine Rolle in biologischen Systemen und ist ein Spurenelement für viele Organismen.
Vorkommen
Kupfer kommt in vielen Ländern vor. Einige der wichtigsten Länder mit nennenswerten Reserven sind Australien, Chile, China, Kanada, Kasachstan, KongoKinshasa, Mexiko, Peru, Russland, Sambia und die USA.
Reserven sind und zu den grössten Produzenten zählen, etwa Australien, Indonesien, Kanada, Neukaledonien, Philippinen oder Russland.
Verwendungsbeispiele zur Stahlproduktion (Edel und Hochleistungsstahl) in Batterien als Bestandteil von Legierungen • in Münzen in chemischer Industrie
Wissenswertes
1. Indonesien ist aktuell der weltweit grösste Produzent von Nickel.
2. 1881 wurde die erste Münze aus reinem Nickel geprägt: ein Schweizer 20 RappenStück.
3. Weil Nickel dazu beiträgt, die Energiedichte von Batterien zu erhöhen, können diese mehr Strom speichern – dadurch werden beispielsweise E Autos leistungsstärker und ihre Reichweite nimmt zu.
Zinkbasierte Korrosionsschutzsysteme erlauben den nahezu wartungsfreien Betrieb von Offshore-Windkraftanlagen.
ADOBE STOCK(6)
Zink
Gattung/Gruppe Übergangsmetalle
Erläuterung
Zink ist ein chemisches Element (Ordnungszahl 30). Es ist ein blaugraues, sprödes Metall, das in der Natur oft in Verbindung mit anderen Elementen vorkommt, vor allem in Erzen wie Zinkblende (Sphalerit). Zink ermöglicht eine Reihe von Industrieanwendungen, darunter Galvanisierung (Verzinkung zum Schutz von Eisen und Stahl vor Korrosion) oder Legierungen (wie Messing, das aus Zink und Kupfer besteht). Zudem ist es ein Bestandteil von Batterien oder chemischen Verbindungen. Zink ist auch ein Spurenelement im menschlichen Körper, das für zahlreiche biologische Funktionen erforderlich ist.
Vorkommen
Zinkvorkommen sind weltweit verstreut, aber die bedeutenden Lagerstätten und Förderländer konzentrieren sich auf einige Regionen, etwa Austra
Verwendungsbeispiele für Elektroinstallationen (Kabel oder Spulen) in Elektro und Elektronikgeräten • in Maschinenbauteilen für Legierungen (Messing oder Bronze) in Wasserleitungen • in Münzen in Musikinstrumenten
Wissenswertes
1. Chile ist derzeit der weltweit grösste Produzent von Kupfer.
2. Weil der Rohstoff auch antimikrobiell ist, haben Türklinken in Krankenhäusern und Pflegeheimen oft kupferne Oberflächen. Das hilft, die Keimbelastung und somit Infektionen zu reduzieren.
3. Kupfer ist zu fast 100 Prozent recycelbar, ohne dass seine chemischen oder physikalischen Eigenschaften beeinträchtigt werden.
und die USA.
Verwendungsbeispiele als Korrosionsschutz im Bauwesen, zum Beispiel für Fassadenmaterial für Legierungen • für Medikamente für Kosmetika für Düngemittel
Wissenswertes 1. China ist derzeit der weltweit grösste Produzent von Zink.
2. Beim Abbau von Zink wird Blei oft als Nebenprodukt gewonnen. Die Verarbeitung von Zink und Blei sowie deren Preise sind daher stark aneinandergekoppelt.
3. Zinkoxid hilft, die Haut vor UVStrahlung zu schützen, und kommt in vielen Sonnenschutzmitteln vor.
Quellen: u.a. eigene Recherche, Perplexity, de.statista.com, focusTerra (ETH Zürich), Glencore
Herr Dhawan, der ICMM setzt sich für einen verantwortungsvollen Bergbau ein. Was heisst das?
RO DHAWAN: Rohstoffe müssen abgebaut werden, aber nicht um jeden Preis. Die Auswirkungen auf die Umwelt und die Menschen müssen so weit wie möglich minimiert werden. Dies wird dadurch unterstützt, dass Bergbauunternehmen sich an die Bergbauprinzipien des ICMM halten und somit den Richtlinien für einen verantwortungsvollen Bergbau folgen.
Können Sie diese Bergbauprinzipien näher erläutern?
Die Bergbaugrundsätze des ICMM dienen unseren Mitgliedern als Leitfaden für die tägliche Praxis. Sie decken eine Reihe verschiedener Nachhaltigkeitsanforderungen ab. Dazu gehören Themen wie Wassernutzung, biologische Vielfalt, Menschenrechte, Klima sowie die Beziehung zu den indigenen Völkern. Wir unterstützen unsere Mitglieder bei der Umsetzung ihrer Pläne und Verpflichtungen in diesen Bereichen, indem wir Leitfäden für bewährte Verfahren erstellen.
Was sind Ihrer Meinung nach die dringlichsten Themen?
Klimawandel, Natur und die damit verbundenen ökologischen Herausforderungen sowie die Frage, wie Bergbauunternehmen mit indigenen Gemeinschaften zusammenarbeiten.
Was ist dabei die grösste Herausforderung?
Als Gesellschaft müssen wir einen Weg finden, unseren ständig steigenden Bedarf an Rohstoffen und die damit verbundene Ausweitung des Bergbaus mit den Bedürfnissen aller Betroffenen in Einklang zu bringen. Dazu gehört, dass der Dialog mit indigenen Völkern auf Augenhöhe stattfindet. Ihre Rechte, Lebensweise und Kultur können durch den Bergbau erheblich beeinträchtigt werden –sowohl negativ als auch positiv.
Wie kann die indigene Bevölkerung Ihrer Meinung nach vom Bergbau profitieren?
Wenn sich in Gebieten, in denen indigene Völker leben, Möglichkeiten für den Bergbau ergeben, kann dies eine Chance sein, die soziale und wirtschaftliche Situation der indigenen Völker zu verbessern. Dies ist aber nur möglich, wenn der Bergbau auf faire, respektvolle und integrative Weise durchgeführt wird. Die gleichberechtigte Beteiligung der indigenen Völker an den Entscheidungsfindungen sollte berücksichtigt werden.
Können Sie ein Beispiel für einen verantwortungsvollen Bergbau nennen? Als eines unserer Mitglieder die rechtliche Genehmigung für eines seiner Bergbauprojekte erhielt, fehlte ihm die Unterstützung der Gemeinden. Anstatt sofort mit dem Projekt fortzufahren, verschob das Unternehmen es um mehr als ein Jahr, um einen Dialog mit den Gemeinden zu führen und einen soliden Konsens zu erreichen. Diese Entscheidung verursachte sicherlich kurzfristige Kosten. Die Gemeinden sind heute aber weitgehend der Meinung, dass auch sie vom Projekt profitiert haben, und unterstützen das Unternehmen.
Wer kontrolliert, ob Gesetze und Abmachungen zwischen dem Bergbauunternehmen und der Bevölkerung eingehalten werden?
Vereinbarungen finden immer im Rahmen der nationalen Gesetze des jeweiligen Landes statt, in dem der Bergbau betrieben wird. Letztlich erteilen die Regierungen den Bergbauunternehmen die Betriebsgenehmigungen. Damit diese Genehmigungen erteilt werden können, müssen Bergbauunternehmen beispielsweise nachweisen, dass Umweltauflagen und Arbeitsgesetze eingehalten werden. Zuständig für die Kontrolle ist die Regierung.
«Rohstoffe
müssen abgebaut werden, aber nicht um jeden Preis»
Das erklärte Ziel des International Council on Mining and Metals (ICMM) ist es, die steigende Nachfrage nach Rohstoffen mit einer sicheren, fairen und nachhaltigen Welt in Einklang zu bringen. Rohitesh «Ro» Dhawan, CEO des ICMM, erzählt, wo die Herausforderungen liegen und wie der Weg in eine nachhaltige Zukunft aussehen könnte.
Internationaler Rat für Bergbau und Metalle ICMM
Der International Council on Mining and Metals (ICMM) mit Sitz in London wurde 2001 gegründet. Der weltumspannende Rat bringt aktuell 24 Bergbauund Metallunternehmen –darunter Glencore – sowie 45 nationale und regionale Bergbauverbände und globale Rohstoffverbände zusammen, um die zentralen Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung anzugehen. ICMMMitgliedsfirmen müssen sich öffentlich verpflichten, ihre Nachhaltigkeitsleistung zu verbessern und jährlich über ihre Fortschritte Bericht zu erstatten.
Was passiert, wenn der Verdacht besteht, dass sich ein Bergbauunternehmen nicht an die Gesetze oder andere Verpflichtungen hält? Wenn der Verdacht besteht, dass ein Bergwerk die Anforderungen, die Voraussetzung für die Erteilung einer Genehmigung waren, nicht erfüllt, können die Behörden Ermittlungen einleiten oder das Unternehmen kann vor Gericht gestellt werden. In den USA und in Schweden gab es beispielsweise Fälle, in denen indigene Gemeinschaften vor Gericht geltend gemacht haben, dass ein Bergwerk seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen ist oder dass die Regierung die Rechte der indigenen Gemeinschaften bei der Erteilung der Genehmigung nicht ausreichend gewahrt hat.
Welche Rolle spielt der ICMM in diesem Zusammenhang?
Wir setzen Standards für einen verantwortungsvollen Bergbau. Unsere Mitglieder verpflichten sich, diese Standards einzuhalten. Natürlich sind unsere Bergbaugrundsätze kein Ersatz für Gesetze. Vielmehr sollen sie die Bergbauunternehmen ermutigen, die Best Practices zu berücksichtigen. In vielen Fällen geht das, was wir unseren Mitgliedern empfehlen und von ihnen verlangen, über das hinaus, was gesetzlich vorgeschrieben ist.
Wie viele Bergbauunternehmen gehören dem ICMM an?
Es handelt sich um 24 Bergbauunternehmen, die zusammen rund ein Drittel der weltweiten Bergbauindustrie aus
Das Thema Wasser steht auch immer wieder im Fokus und hat ein gewisses Konfliktpotenzial … Absolut, Wasser ist ein wichtiges Thema! Der Bergbau findet oft in Ländern statt, in denen Wasser knapp ist. Viele Bergwerke haben die Möglichkeit, auf Meerwasser umzusteigen. Dieses wird entsalzt und für den Betrieb aufbereitet, um den Bedarf an anderen lokalen Wasserquellen zu verringern. Das Entsalzungsprojekt des CollahuasiJointVentures zwischen Anglo American, Glencore und Japan Collahuasi Resources B.V. in Chile beispielsweise plant eine Kapazität von 1050 Litern pro Sekunde.
Wie sieht es mit der Biodiversität aus? Führt der Bergbau zu einem Artensterben?
Bergbau kann die biologische Vielfalt beeinträchtigen, wenn er nicht verantwortungsvoll betrieben wird. Deshalb bin ich stolz darauf, dass sich mit dem ICMM Nature Position Statement ein Drittel der weltweiten Bergbauindustrie dazu verpflichtet hat, Massnahmen zu ergreifen, um eine naturfreundliche Zukunft zu unterstützen. Dabei sollen auch die Gesundheit, Vielfalt und Widerstandsfähigkeit von Arten, Ökosystemen und natürlichen Prozessen gefördert werden. Unsere Verpflichtungen bauen auf den Zielen und Massnahmen unserer Mitglieder auf. Das beinhaltet die Erhaltung von Lebensräumen, Artenschutz und die Wiederherstellung von Landschaften. Ein wichtiger Punkt in unserer Stellungnahme ist, dass es an allen bestehenden Bergbaustandorten bis zum Abschluss der Stilllegung im Vergleich zum Jahr 2020 zumindest keinen Nettoverlust an biologischer Vielfalt geben soll.
Was geschieht mit den Arbeitern, wenn ein Bergwerk seinen Betrieb einstellt? Sind diese dann arbeitslos und stehen auf der Strasse?
machen – unsere Mitglieder betreiben etwa 650 Standorte in über 50 Ländern.
Was ist mit denjenigen Bergbauunternehmen, die nicht Mitglied des ICMM sind?
Unser übergeordnetes Ziel ist es, die gesamte Bergbauindustrie dabei zu unterstützen, ihre Praktiken weiter zu verbessern. Wir arbeiten mit verschiedenen Bergbauverbänden zusammen, um eine breitere Anwendung dieser Praktiken zu fördern. Aus diesem Grund stellen wir unsere Informationen auch allen zur Verfügung, nicht nur den ICMMMitgliedern.
Was muss ein Bergbauunternehmen beachten, um beim Abbau umweltverträglich zu sein?
Ein wichtiges Thema sind die Auswirkungen des Bergbaus auf den Klimawandel und die Treibhausgasemissionen. Man muss den Bergbauunternehmen zugutehalten, dass sie viel getan haben, um ihren Stromverbrauch zu senken.
Können Sie ein konkretes Beispiel nennen, was die Unternehmen tun, um Treibhausgasemissionen zu verringern?
Indem sie sich beispielsweise auf erneuerbare Energiequellen konzentrieren. Zudem arbeiten wir im Rahmen unserer Initiative «Innovation for Cleaner Safer Vehicles» mit unseren Mitgliedern und einigen der weltweit grössten Erstausrüster zusammen, um zu untersuchen, wie die Energieeffizienz durch den Einsatz von Elektrofahrzeugen und anderen technologischen Fortschritten noch weiter gesteigert werden kann.
Die Schliessung von Bergwerken ist eine der grössten Herausforderungen für Bergbauunternehmen, Arbeitnehmende, lokale Gemeinden und Regierungen auf der ganzen Welt. Eine verantwortungsvolle Stilllegung beinhaltet die Planung und Gestaltung der Schliessung in Zusammenarbeit mit diesen verschiedenen Gruppen. Ein verantwortungsvolles Bergbauunternehmen arbeitet mit den Gemeinden zusammen, um die Widerstandsfähigkeit gegen Veränderungen wie die Schliessung eines Bergwerks zu stärken. Damit soll sichergestellt werden, dass sie über die nötigen Mittel verfügen, um an den Möglichkeiten nach dem Bergbau teilzuhaben.
Was heisst das konkret?
Solange ein Bergwerk in Betrieb ist, müssen unbedingt Massnahmen zur Schaffung von anderen Arbeitsplätzen und wirtschaftlichen Aktivitäten vor Ort ergriffen werden, die eigenständig und nicht vom Bergwerk abhängig sind. Viele Bergbauunternehmen stellen finanzielle Mittel für lokale Unternehmen zur Verfügung, damit sich die regionale Wirtschaft entwickeln, ihre Abhängigkeit vom Bergwerk verringern und langfristig florieren kann.
Kann man auf dem Land, das für Bergbauzwecke gebraucht wurde, einfach so Landwirtschaft betreiben? Ist das Land nicht verunreinigt? Es ist in der Tat möglich, Land zu bewirtschaften, das zuvor für den Bergbau genutzt wurde. Dennoch müssen wir uns auch darüber im Klaren sein, dass es weltweit eine Reihe historischer und stillgelegter Bergwerke gibt, die nicht verantwortungsvoll geschlossen wurden, was zweifellos Auswirkungen auf das umliegende Land hat. Aus diesem Grund müssen Bergbauunternehmen, Gemeinden und Regierungen weiterhin zusammenarbeiten, um die kritische Herausforderung der Schliessung anzugehen. Interview: Anna Winter
Ein afrikanisches Land im Wandel
Kongo-Kinshasa ist reich an natürlichen Bodenschätzen –trotzdem hinkt der Ausbau von Infrastruktur und Governance hinterher. Doch seit der Unterzeichnung der Initiative für Transparenz in der Rohstoffwirtschaft macht sich eine Transformation bemerkbar. Von Cécile Hana-Maurer
Aufbruchstimmung: Das Bruttoinlandprodukt ist in den letzten zwanzig Jahren um 250 Prozent auf 67
Mit einer Fläche von über 2 Millionen Quadratkilometern und mehr als 100 Millionen Bewohnern ist Kongo Kinshasa, auch Demokratische Republik Kongo genannt, der flächenmässig zweitgrösste und in der Einwohnerzahl viertgrösste Staat Afrikas. Als eines der weltweit rohstoffreichsten Länder spielt der Bergbausektor in Kongo Kinshasa eine bedeutende Rolle. Global führend in der Produktion von Kobalt und ein bedeutender Produzent von Kupfer, hat sich das Land seit der Unterzeichnung der EITI, eines freiwilligen Transparenzstandards für den Umgang mit natürlichen Ressourcen, als bedeutender Rohstoffproduzent etabliert. Im Jahr 2021 machte der Sektor knapp 46 Prozent der Staatseinnahmen und 98,9 Prozent der Exporte aus.d Kongo Kinshasa paraphierte die EITI während des Rohstoffbooms im Jahr
Transparenzinitiative EITI
Die Initiative für Transparenz in der Rohstoffwirtschaft (Extractive Industry Transparency Initiative, kurz EITI) ist ein internationaler freiwilliger Standard zur Offenlegung von Steuerzahlungen und Einnahmen, Lizenzen, Fördermengen und anderen Daten rund um die Gewinnung von Öl, Gas und mineralischen Rohstoffen. Die Initiative wurde 2002 ins Leben gerufen und basiert auf einer engen Zusammenarbeit von Regierungen, Unternehmen und Zivilgesellschaften in mittlerweile über 50 Ländern, darunter seit 2007 KongoKinshasa. Seit 2009 ist auch die Schweiz aktiv dabei. Das erklärte Ziel der EITI ist es, die Finanztransparenz und die Rechenschaftspflicht im rohstoffgewinnenden Sektor zu stärken.
2007, seit zehn Jahren ist das Land konform mit den Standards der internationalen Initiative. Seitdem habe sich vieles getan, es stehe aber noch ein langer Weg bevor, sagt JeanJacques Kayembe, EITI National Coordinator in KongoKinshasa. «Die Bevölkerung hatte ein ernsthaftes Bedürfnis, zu verstehen, was sich im Bergbausektor tut und was er dem Staat und schliesslich der Bevölkerung bringt.»
Offener Informationsfluss
Seit siebzehn Jahren hat KongoKinshasa deshalb grosse Anstrengungen auf staatlicher sowie lokaler Ebene unternommen, um den Anforderungen der EITI in Bezug auf Transparenz in der Rohstoffwirtschaft gerecht zu werden. «Wir haben ein Gremium gebildet, das nebst der Politik aus je fünf Vertretern aus dem öffentlichen und privaten Sektor besteht. Wir haben uns dazu verpflichtet, alle Verträge zu veröffentlichen und die Zahlen offenzulegen.»
Dieser offene Informationsfluss führt zu einer öffentlichen Debatte, der, wie die Vergangenheit gezeigt hat, den Privatsektor und den Staat dazu bringen kann, gewisse Verträge neu zu verhandeln und für bessere Arbeitsbedingungen sowie eine gerechtere Verteilung der finanziellen Erträge zu sorgen. «Die Bilanz ist in Fragen der Transparenz mehrheitlich positiv», erklärt Kayembe. Zudem führte der Beitritt zur EITI und das im Jahr 2018 revidierte Bergbaugesetz wichtige Reformen ein, die schliesslich auch die ausländischen Investitionen förderten. «Anfang des Jahrtausends wurden hierzulande 100 000 Tonnen Kupfer produziert. Heute fördern wir rund 2 500 000 Tonnen – und etwa 100 000 Tonnen Kobalt.»
Die Entwicklung weist also in eine positive Richtung und widerspiegelt sich auch im Bruttoinlandprodukt, das mit 67 Milliarden USDollar (Stand 2023) in den letzten zwanzig Jahren um 250 Prozent gestiegen ist. «Die erzielten Fortschritte für die Arbeitnehmenden zeichnen sich beispielsweise durch die
Anfang der Nullerjahre wurden in Kongo-Kinshasa knapp 100 000 Tonnen Kupfer produziert – heute sind es rund 2 500 000 Tonnen.
Schaffung von Arbeitsplätzen und die Vergabe von bergbaubezogenen Verträgen an kongolesische Unternehmer ab», sagt Kayembe. Ausländische Investoren hätten nicht nur direkte Auswirkungen auf die Produktionskapazität und Effizienz des Sektors, sondern brächten auch indirekt Vorteile für die lokale Infrastruktur. China zählt zu den bedeutendsten Investoren und Handelspartnern des Landes.
Wege aus der Armut
Dennoch leben trotz der enormen natürlichen Reichtümer fast zwei Drittel der Bevölkerung in Kongo Kinshasa immer noch in Armut. Die Gründe seien komplex: «Der Weg aus der Armut ist lang und erfordert viele Mittel», ergänzt JeanJacques Kayembe. «Momentan sind wir nur im Abbau und Export der Rohstoffe aktiv. Der Reichtum liegt aber in der Wertschöpfungskette. Wenn wir beispielsweise die Verarbeitung von Kobalt für Elektrofahrzeugbatterien nach Kongo Kinshasa holen würden, würde das höhere Umsätze und mehr Arbeitsstellen bedeuten.» Dafür brauche es aber die richtige Infrastruktur, die sehr teuer und aufwendig sei und nur mit der Hilfe ausländischer Investoren gebaut werden könne.
Eine weitere Herausforderung sei die Sensibilisierung des privaten Sektors zu einer besseren Governance und der Einhaltung der Best Practices sowie die immer noch vorherrschende Korruption.
«Wir haben grosse Fortschritte in Sachen Transparenz gemacht, aber in Fragen Governance stehen wir noch vor sehr vielen Problemen», fasst Kayembe zusammen. Mit dem Beitritt zur EITI und zum neuen Bergbaugesetz habe KongoKinshasa aber gezeigt, dass der Staat motiviert und in der Lage sei, Fortschritte zu machen.
«Unser langfristiges Ziel ist es, nicht nur den Mindestanforderungen zu genügen, sondern diese zu übertreffen. Wir möchten eines Tages als Land wahrgenommen werden, das beispielhaft in allen Nachhaltigkeitsbelangen agiert. Und dessen Bevölkerung von den
Glencore in Kongo-Kinshasa
Seit 2007 ist Glencore in KongoKinshasa aktiv und betreibt dort zwei bedeutende industrielle Kupfer- und Kobaltbetriebe: die Kamoto Copper Company SA (KCC) – eine Partnerschaft zwischen Glencore und Gécamines – und Mutanda Mining Sarl (MUMI) – eine Partnerschaft zwischen Glencore und der kongolesischen Regierung –, beide in der südlichen Provinz Lualaba gelegen. Seither hat das Unternehmen über 8 Milliarden US-Dollar in die Entwicklung der Betriebe investiert. Per Ende 2023 beschäftigte Glencore vor Ort mehr als 17 000 Mitarbeitende und Auftragnehmende, wobei 95 Prozent der Belegschaft kongolesische Staatsangehörige sind.
Reichtümern ihres Landes profitiert.» Um dieses Ziel zu erreichen, gelte es nun folgende Punkte zu befolgen:
Bekämpfung der Korruption und gerechte Verteilung der Bergbaurente. Effizientes Budgetieren und bessere Haushaltsprognosen des Staates. Investitionen in die Infrastruktur mit Fokus auf die Energiewende und inländische Wertschöpfungskette. Klare Regelwerke und Prüfung der inländischen und ausländischen Akteure.
«Dies sind unsere Prioritäten», sagt Kayembe. «Um diese einzuhalten, fordern wir, dass sich der Privatsektor und die Bergbaukonzerne aktiv beteiligen.» Einige Bergbauunternehmen täten dies bereits. «Wir möchten, dass diese weiterhin am Prozess beteiligt bleiben und durch ihre Vorbildfunktion kleine, lokale Unternehmen mitziehen. Das hilft unserem Land wirtschaftlich voranzukommen.»
Lebenszyklus eines
Die Reise vieler mineralischer Rohstoffe beginnt in einem Bergwerk – manche überirdisch, andere unter der Erdoberfläche. Doch was braucht es eigentlich, damit ein industrieller Abbau überhaupt betrieben werden kann? Und was passiert mit einem Bergwerk, wenn es einmal ausgeschöpft ist? Von Anna Winter
Wir alle nutzen mineralische Rohstoffe in unserem täglichen Leben. Gemeint sind Materialien, die durch geologische Prozesse gebildet werden. Rohstoffe sind in unserem Alltag nicht nur unverzichtbar, sondern auch so selbstverständlich, dass wir uns kaum je Gedanken darüber machen: Woher kommt das Kupfer im Elektrokabel des Haarföhns, das Kobalt im Smartphone oder das Nickel in unserem Kochgeschirr? Diese Rohstoffe werden von Unternehmen wie Glencore gefördert und vermarktet.
Planung dauert
mehrere Jahre
In industriellen Bergwerken werden Rohstoffe aus natürlichen Vorkommen gewonnen, und je nach Grösse der Vorkommen können Bergwerke mehr als hundert Jahre betrieben werden. Bevor ein Bergwerk gebaut werden kann, muss der Betreiber verschiedene Genehmigungen einholen, zum Beispiel Bau, Umwelt, Sozial und Betriebsgenehmigungen. Neben Machbarkeitsstudien beispielsweise zur technischen und finanziellen Umsetzung sind Umweltund Sozialverträglichkeitsprüfungen sehr wichtige Bestandteile des Genehmigungsverfahrens. Umfangreiche Planungen und Untersuchungen sind erforderlich, bevor der Betrieb starten kann. Ihre Pläne müssen die Betreiber dann bei den lokalen oder regionalen Behörden einreichen, die diese prüfen und je nachdem eine Betriebskonzession erteilen.
In der Explorationsphase werden unter anderem geologische Gutachten erstellt. Der Untergrund wird dabei mit verschiedenen Methoden genau untersucht. Je umfassender die Geologen und
Bergwerk
Mineralische Rohstoffe werden in Bergwerken gewonnen. Je nach Lagerstätte und Rohstoff sind unterschiedliche Förderverfahren und Maschinen nötig, um die Bodenschätze zutage zu fördern.
Beim Untertagebau handelt es sich um unterirdische Stollen und Schächte, in denen Rohstoffe abgebaut werden, die in tieferliegenden Lagerstätten vorkommen. Man unterscheidet hier zwischen Stollenbergwerken und Tiefbaugruben. Beim Stollenbau erfolgt der Abbau über waagrechte Hohlräume, die in das Gestein vorgetrieben werden. Diese Form des Bergbaus ist die älteste Form des Untertagebaus. Um eine Tiefbaugrube zu bauen, wird ein senkrechter Schacht in den Boden gebohrt und von dort aus horizontale Schächte erstellt. In den Vertikalschacht werden Aufzüge eingebaut, welche die
Geophysiker eine Lagerstätte im Vorfeld analysieren, desto genauer kann geplant werden. Oft dauert dieser Prozess mehrere Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte. Doch diese Abklärungen sind massgebend, um festzustellen, ob ein Gebiet für die industrielle Förderung überhaupt geeignet ist und, wenn ja, wie gross das vermutete Volumen der Rohstoffvorkommnisse ist. In einem weiteren Schritt werden Testbohrungen gemacht, Proben entnommen und im Labor untersucht. Kommt ein Rohstoff in ausreichender Menge und Qualität vor, sodass die Förderung wirtschaftlich sinnvoll erscheint, spricht man von einer Lagerstätte. Wenn ein Mineralienvorkommen identifiziert ist, wird eine detaillierte Prüfung der potenziellen positiven und negativen Auswirkungen auf die Umwelt und Gesellschaft durchgeführt. Es werden verschiedene Alternativen zur bestmöglichen Bewältigung dieser Auswirkungen bewertet und man entscheidet dann, ob ein Antrag auf Inbetriebnahme eines Bergwerks gestellt werden soll. Die Wirtschaftlichkeit wird stark durch Nachfrage und Angebot beeinflusst, aber auch die politischen Rahmenbedingungen im Fördergebiet haben einen Einfluss darauf, ob man sich für den Bau eines Bergwerks entscheidet. Die Einschätzung bezüglich der Wirtschaftlichkeit einer Lagerstätte kann sich somit im Laufe der Zeit auch ändern.
Neue Infrastruktur entsteht
Zum Planungskonzept eines Bergwerks gehört auch die Infrastruktur, die direkt für die Arbeiten im Bergwerk benötigt wird. Dazu gehört beispielsweise der Bau von Werkstätten und Anlagen, Zufahrtsstrassen und Büros. Auch die Anpassung oder Erweiterung der örtlichen Wasser
Arbeiter ins Erdinnere befördern und auch dazu dienen, die Rohstoffe an die Oberfläche zu transportieren.
Beim Tagebau werden die Bodenschätze nahe der Erdoberfläche gewonnen, zum Beispiel in Hartsteinbrüchen oder auch Lockergesteinbrüchen wie in Kies-, Kohle-, Sand- oder Torfgruben. Dazu muss der Boden abgetragen und die Gruben ausgehoben werden. Sind die Bodenschätze einmal aus der Erde geholt, werden sie mithilfe von gigantischen Fahrzeugen oder über Förderbänder vom Abbauort abtransportiert. Im Gegensatz zu zum Beispiel Kiesvorkommen müssen die meisten Metalle erst aus dem abgebauten Erz extrahiert werden. Diese mechanischen und chemischen Prozesse sind aufwendig, hochkomplex und variieren je nach Zusammensetzung des Gesteins.
1. Studien zur Machbarkeit
In der Explorationsphase werden ausführliche Studien zur Machbarkeit sowie Umwelt und Sozialverträglichkeitsprüfungen durchgeführt. Diese bilden die Basis, um die Betriebsgenehmigungen für den Bergbau zu erhalten. Bis eine Mine in Betrieb genommen werden kann, können bis zu zwanzig Jahre vergehen.
2. Art des Bergwerks
Man unterscheidet zwischen Tagebau und Untertagebau. Beim Tagebau werden die Bodenschätze nahe der Erdoberfläche gewonnen. Der Untertagebau findet unterirdisch statt.
Bergwerks
3. Engagement vor Ort
Der Austausch mit den lokalen Gemeinden ist sehr wichtig. Verantwortungsvoller Bergbau nimmt Rücksicht auf die Menschen, die vom Bergbau betroffen sind, und versucht zudem, Beschäftigungsmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung zu generieren.
4. Entwicklung der Infrastruktur
Bergbau kann die Entwicklung neuer Infrastrukturen unterstützen, wie beispielsweise den Bau von Strassen.
5. Nach der Stilllegung
Wie die Landfläche nach der Stilllegung eines Bergwerks genutzt werden soll, ist Teil der langfristigen Stilllegungsund Schliessungsplanung, in die verschiedene Interessensgruppen involviert sind.
6. Monitoring und Begleitung
Auch nach der Schliessung werden die Umwelt und das lokale Ökosystem weiterhin überwacht. Die lokalen Gemeinden werden zudem beim sozioökonomischen Übergang begleitet.
und Stromversorgung sowie die Wasserbewirtschaftung und aufbereitung gehören dazu. Zudem werden in der Nähe von industriellen Betrieben häufig auch Unterkünfte für die Mitarbeitenden und manchmal auch Wohnmöglichkeiten für deren Familien errichtet. Jenseits solcher direkten Auswirkungen geben Bergbauprojekte oft auch Anstoss zu einer noch weiterreichenden Entwicklung der Region. Es können neue Arbeits und Einkommensmöglichkeiten entstehen, sei es durch direkte Anstellungsverhältnisse des Bergwerks oder aufgrund von neu entstandenen beziehungsweise wachsenden Wirtschaftszweigen. Das Strassennetz wird ausgebaut, es können sich neue Einkaufsmöglichkeiten ergeben, Restaurants, und die lokale Nachfrage nach gewissen Dienstleistungen und Angeboten kann steigen. Diese Entwicklungen haben oftmals nur indirekt mit dem Bergwerkbetreiber zu tun. Es kann aber vorkommen, dass gewisse Einrichtungen, wie Schulen oder die medizinische Versorgung, mit der Beteiligung des Betreibers des Bergwerks auf und ausgebaut werden. In Kongo Kinshasa beispielsweise sind Bergbauunternehmen im Rahmen des «Cahier des Charges» verpflichtet, in sozioökonomische Projekte zu investieren. Welche Projekte das sind, bestimmen die Bergbauunternehmen zusammen mit den lokalen Gemeinden.
Die Zukunft nach dem Abbau
Es liegt in der Natur der Sache, dass ein Bergwerk eine begrenzte Lebensdauer hat, sind die Bodenschätze in einer Lagerstätte doch irgendwann ausgeschöpft.
Was mit dem Bergwerk und insbesondere mit den Mitarbeitenden und der Umwelt geschieht, wenn es dereinst geschlossen wird, ist heutzutage ebenfalls Teil der Planungsphase. Denn nicht nur der Betrieb selbst, sondern auch dessen Stilllegung hat einen grossen Einfluss auf das Leben vor Ort – sowohl auf die Natur und die Menschen als auch auf die dortigen Geschäfte und Dienstleister. In den meisten Ländern sind die Unternehmen verpflichtet, bereits bei der Beantragung der Bergbaulizenz das Konzept für die Stilllegungspläne einzureichen. Diese beinhalten unter anderem Vorschläge für alternative Beschäftigungsmöglichkeiten für die Zeit nach dem Bergbau und die Umnutzung des stillgelegten Abbaugebiets. Ein zentraler Aspekt dieser Stilllegungspläne ist auch die Renaturierung des genutzten Gebiets. Wo möglich, beginnen die Re naturierungsmassnahmen bereits während des Bergbaubetriebs. In den Planungsprozess sind normaler weise sowohl die Regierung als auch die Gemeinden involviert, und es finden Informationsveranstaltungen und Gespräche statt. Diese dienen dazu, die betroffenen Gemeinden über die voraussichtlichen Veränderungen zu informieren, einschliesslich der Dauer der Stilllegungsphase, die Auswirkungen auf das Landschaftsbild und künftige Arbeitsplätze.
Quellen: u.a. Ulrike Kastrup, Bettina Gutbrodt, Gillian Grün, Andrea Dähler, Martine Vernooij und Iris Thurnherr: «BodenSchätzeWerte – Unser Umgang mit Rohstoffen», 2017, herausgegeben von focusTerra (ETH Zürich), vdf.ch/ bodenschatzewerte.html; Paul Manalo: «Discovery to production averages 15.7 years of 127 mines», spglobal.com; Mineral Council of Australia: «Mine Rehabilitation», minerals.org.au; Glencore.
Londoner Metallbörse fordert
mehr Transparenz ein
Mit der Einführung eines Programms zur verantwortungsvollen Beschaffung setzt die London Metal Exchange neue Massstäbe. Wer seine Produkte dort handeln will, muss nebst qualitativen Merkmalen nun auch verantwortungsvolle Produktionsbedingungen nachweisen können.
Die 1877 gegründete London Metal Exchange (LME) ist eine der ältesten und global bedeutendsten Börsen für den Handel mit Industriemetallen. Sie konzentriert sich vor allem auf Transaktionen mit Basismetallen wie Kupfer, Nickel, Zink oder Blei. Ein wesentlicher Aspekt ist dabei die Festlegung von Referenzpreisen für die gehandelten Metalle. Diese dienen als globaler Massstab und werden weltweit von Produzenten, Verbrauchern und Händlern zur Absicherung ihrer Verträge und gegen mögliche Risiken genutzt.
Nicole Hanson, Head of Sustainability bei der LME in London, ist für das Programm der Börse für verantwortungsvolle Beschaffung dieser Metalle zuständig. Die Nachhaltigkeitsexpertin verwaltet und kontrolliert DueDiligenceProzesse, die sicherstellen, dass die Produzenten internationale Standards vor allem in Bezug auf Umweltbelange, Arbeitsbedingungen, Einhaltung der Menschenrechte und ethische Geschäftspraktiken einhalten. 2019 hat die LME ihr eigenes Programm zur verantwortungsvollen Beschaffung lanciert. Für Hanson markiert dies einen Wendepunkt in der bald 150 jährigen Geschichte der Börse. Zuvor habe der Fokus ausschliesslich auf der
Qualität und Reinheit der gehandelten Metalle gelegen. Jetzt würden auch die Wertschöpfung und die damit verbundenen Produktionsbedingungen in der gesamten Lieferkette berücksichtigt.
«Diese erweiterte Sichtweise spiegelt die wachsende Bedeutung nachhaltiger und ethischer Praktiken in der globalen Metallindustrie wider», erklärt Hanson. Lieferketten auf dem Prüfstand
Die Londoner Metallbörse stellt klare Anforderungen an Produzenten, die ihre Metalle an der Börse listen wollen. Dazu gehört beispielsweise die Einhaltung des OECD Leitfadens «für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht zur Förderung verantwortungsvoller Lieferketten für Minerale aus Konflikt und Hochrisikogebieten».
Die LME stellt aber keine Zertifikate aus. «Wir streichen Marken, wenn sie unsere Anforderungen nicht erfüllen, was bedeutet, dass für diese Marke keine Optionsscheine mehr ausgestellt werden können», sagt Hanson.
Darüber hinaus müssen die Standorte, die Metall gewinnen, Managementsysteme in den Bereichen Umweltschutz sowie Arbeitssicherheit und Betriebs
gesundheit etablieren und sie auch zertifizieren lassen. Diese Auflage hat weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Lieferkette in der Metallindustrie. Produzenten müssen nun nicht nur technische Spezifikationen erfüllen, sondern auch darlegen, inwiefern sie ihre Wertschöpfungsprozesse verantwortungsvoll und nachhaltig managen. «Ein notwendiger Schritt», wie Nicole Hanson einräumt. Zwar habe man sich schon lange mit der verantwortungsvollen Beschaffung von Metallen beschäftigt, bevor die LME ins Spiel kam. Letztlich hätten aber Missstände wie Kinderarbeit in gewissen Minen den Ausschlag gegeben, endlich Nägel mit Köpfen zu machen. «Wir haben den Dialog mit dem Markt, den Lieferanten und den Stakeholdern gesucht. Dieser Prozess dauerte rund zwei Jahre und mündete 2019 in die Verabschiedung einer neuen Richtlinie für verantwortungsvolle Beschaffung namens LME Policy on Responsible Sourcing of LMEListed Brands.»
Die Umsetzung erfolgte dann Schritt für Schritt. Eine Herkulesaufgabe, wie sich schnell herausstellte, da weltweit sehr unterschiedliche Rahmenbedingungen bezüglich Prüfung und Zertifizierung für die Produzenten berück
sichtigt werden mussten. Die LME sah sich dabei als eine Art Vermittlerin zwischen den Interessen: «Wir bieten Produzenten vier Wege, um zu beweisen, dass die Standards für verantwortungsvolle Beschaffung tatsächlich umgesetzt werden. Deshalb mussten wir auch verschiedene Fristen festlegen. Die letzte lief im Dezember 2023 ab. Ein erster Meilenstein ist also erreicht», erklärt die Nachhaltigkeitsexpertin der LME. Den Hauptweg, den die Mehrheit der Partner beschreitet, ist die Umsetzung des OECD konformen Standards.
Hebelwirkung für die Branche
Mit derzeit 364 gelisteten Brands in 54 Ländern und einer langen Geschichte verfügt die Londoner Metallbörse über eine besondere Anerkennung in der Branche. «Weil wir schon so lange dabei sind, zählt die LMERegistrierung einer Marke als Zeugnis», sagt Hanson. «Selbst wenn man nie die Absicht hat, sein Metall an der Börse zu handeln, ist es von grossem Vorteil, eine LMEgelistete Marke zu haben.»
Die Börse selbst hat eine digitale Plattform namens LMEpassport eingeführt,
um Transparenz und Nachhaltigkeit in der Metallindustrie weiter zu fördern. Dabei handelt es sich um ein öffentliches Datenregister mit Analysezertifikaten, welche die Qualität und Reinheit von Metallen bescheinigen und Unternehmen auch die Möglichkeit bieten, zusätzliche Nachhaltigkeitsinformationen zu veröffentlichen. Dies können zum Beispiel Daten zum Wasserverbrauch, zu CO2Emissionen oder zu Personalthemen sein. Die Plattform hilft, die LME als zentrale Stelle für Nachhaltigkeitsdaten in der Branche zu positionieren. Sie erleichtert es insbesondere Stakeholdern, relevante Informationen zu finden und zu vergleichen.
«Man darf allerdings den Einfluss der Börse nicht überschätzen», stellt Hanson fest. Schliesslich muss die LME global wettbewerbsfähig bleiben. «Wir müssen immer wieder alle Beteiligten an einen Tisch bringen, um die Branche voranzubringen. Und es ist unsere Aufgabe, dabei immer beide Seiten des Handels im Auge zu behalten.» Das bedeutet im Klartext: Hier ist viel Vermittlungsarbeit zu leisten.» Diese erfordert grosses Verhandlungsgeschick, wie die Nachhaltigkeitsexpertin bestätigt. Sophie Zellweger
Warum es für den Kohleausstieg
Kohle braucht? Es ist verzwickt.
Die Zukunft braucht Rohstoffe.
Eins ist klar: Kohle stellt die Welt vor ein Dilemma. Der fossile Rohstoff ist eine der grössten Quellen von Treibhausgasemissionen. Doch Kohle ist nicht gleich Kohle. Kraftwerkskohle spielt in vielen Ländern nach wie vor eine wichtige Rolle bei der Stromerzeugung. Und Stahlkohle wird häufig bei der Herstellung von Stahl verwendet. Diesen braucht man oft, um Infrastrukturen zu schaffen. Zum Beispiel für erneuerbare Energien. Kurz gesagt: Um aus Kohle rauszukommen, braucht es Kohle. Noch. Erfahren Sie mehr über Rohstoffe im Alltag auf glencore.ch
Weltweit wächst der Druck auf Unternehmen, ihre Lieferketten und die damit verbundenen Prozesse, Produkte, Akteure und Aktivitäten transparent zu machen. Diese Forderung ergibt sich nicht nur aus regulatorischen Anforderungen und internationalen Standards, sondern auch aus freiwilligen Verpflichtungen der Industrie und wachsenden Erwartungen der Kunden. Die Menschen möchten Produkte von der Rohstoffgewinnung bis zum Endprodukt zurückverfolgen können. Transparenz wird insbesondere bei der Identifizierung und Bewältigung negativer sozialer, ethischer und ökologischer Auswirkungen in den Lieferketten erwartet. Kunden und Verbraucher möchten wissen, ob die Produkte, die sie kaufen, verantwortungsvoll hergestellt wurden. Bei Glencore ist die Umweltingenieurin Ilse Schoeters mit der Aufgabe betraut, zusammen mit ihrem Team Transparenzpflichten in der Beschaffung von Metallen und Mineralien zu erfüllen. Die gebürtige Belgierin hat mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Metall und Bergbauindustrie. Bevor sie zum Schweizer Unternehmen kam, war sie in verschiedenen Funktionen bei Rio Tinto, der European Copper Association und bei Eurometaux in den Bereichen Produktverantwortung, Chemikalienmanagement und Compliance tätig. Im Interview erklärt sie, wie Glencore die Anforderungen an ein verantwortungsvolles Beschaffungswesen umsetzt.
Frau Schoeters, Verantwortungsbewusstsein in der Wirtschaft ist ein grosser Begriff, der mittlerweile schon inflationär gebraucht wird. Was verstehen Sie darunter – bezogen auf die Beschaffung von mineralischen Rohstoffen?
ILSE SCHOETERS: Glencore ist nicht nur ein Bergbau, sondern auch ein Handelsunternehmen. Wir kaufen geförderte und rezyklierte Metalle und Mineralien von anderen Firmen, verarbeiten diese in unseren Anlagen oder verkaufen sie weiter. Sinn und Zweck ist es dabei, auf verantwortungsvolle Weise die Metalle und Mineralien zu produzieren und zu vermarkten, die das tägliche Leben voranbringen. Das heisst, dass wir soziale, ethische und ökologische Erwägungen in Bezug auf unsere Produkte und bei der Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten berücksichtigen.
Was heisst das konkret? Die Aufgabe meines Teams ist es, relevante Risiken in der Lieferkette der von uns gekauften Metalle und Mineralien zu identifizieren und zu bewerten. Zu den von uns bewerteten Risiken gehören Menschenrechtsverletzungen wie Zwangsarbeit, Kinderarbeit und Verstösse gegen internationale Arbeits Sozial und Umweltstandards bei der Gewinnung und Verarbeitung unserer Produkte. Es gibt bestimmte Faktoren, die mit höheren Risiken einhergehen, entsprechend führen wir in solchen Fällen genauere Prüfungen durch. Wenn Risiken identifiziert werden, bewerten wir, welche Massnahmen ergriffen werden müssen, um sie zu managen oder zu mindern. Oder vereinfacht gesagt: Wir wollen, dass unsere Lieferketten sauber und fair sind.
Haben Sie dazu eigene Standards definiert?
Basis für unsere Arbeit ist unser Rahmenwerk für verantwortungsvolle Beschaffung, das von der Geschäftsleitung verabschiedet wurde. Zu diesem Rahmenwerk gehören unsere Richtlinie für verantwortungsvolle Beschaffung, der Glencore Verhaltenskodex für Lieferanten, der unsere Anforderungen und Erwartungen an die Lieferanten festlegt, sowie interne Standards und Verfahren, die beschreiben, wie wir in der Praxis vorgehen.
«Wir setzen auf Kooperation, um Risiken zu managen»
Ilse Schoeters, Co-Head of Responsible Sourcing Metals and Minerals bei Glencore, gibt Einblicke, wie Unternehmen auf die wachsende
Nachfrage nach Transparenz in der Lieferkette reagieren – und warum die verantwortungsvolle Beschaffung kritischer Rohstoffe Teamarbeit ist.
«Kunden und Verbraucher möchten wissen, ob die Produkte, die sie kaufen, verantwortungsvoll hergestellt wurden.»
Und wie muss man sich das nun in der Praxis vorstellen?
Wir nutzen verschiedene Instrumente, um Risiken in unseren Lieferketten zu ermitteln und zu bewerten. Wir beginnen mit Desktop Recherchen über unsere Lieferanten, senden ihnen Fragebögen zu, führen je nach Notwendigkeit und Möglichkeit Bewertungen vor Ort durch und stützen uns auf Überprüfungen durch unabhängige Dritte. Wie von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) empfohlen, wenden wir hierbei einen risikobasierten Ansatz an und konzentrieren uns zunächst auf Lieferanten, die in Konfliktund Hochrisikogebieten tätig sind. Denn der Abbau und der Handel von Mineralien aus solchen Gebieten kann mit besonderen Risiken verbunden sein. Dazu gehören Menschenrechtsverletzungen wie Zwangsarbeit, Kinderarbeit und die Finanzierung von bewaffneten Konflikten.
Sorgfaltsprüfung gewinnt als Thema weltweit rasant an Bedeutung Aus gutem Grund. Die Nachfrage nach Rohstoffen steigt beträchtlich, unter anderem durch die Energiewende. Es
importierten Mineralien nicht zur Finanzierung von Konflikten oder Menschenrechtsverletzungen beitragen oder die Umwelt erheblich beeinträchtigen. In der Praxis bedeutet dies, dass Bergwerke und mineralverarbeitende Betriebe, deren Materialien in die Europäische Union exportiert werden oder in Produkte fliessen, die in die Europäische Union exportiert werden, Umwelt, Arbeitsund Sozialanforderungen erfüllen müssen, die in der Gesetzgebung der EU festgelegt sind.
Sind diese Anforderungen in den metallproduzierenden Ländern überhaupt umsetzbar?
In Europa hat man über Jahrzehnte hinweg schrittweise strenge Umweltgesetze und Arbeitsschutzgesetze entwickelt und umgesetzt. Länder mit einer schwächeren Regierungsführung, die erst kürzlich in die Metallproduktion eingestiegen sind, hatten nicht die gleiche Zeitspanne, um vergleichbare Vorschriften zu etablieren. Risiken können systemischer Natur sein, wie Kinderarbeit in Gebieten mit hoher Armut oder Erpressung in Konfliktgebieten. Solche Risiken sind für einzelne Unternehmen schwer zu kontrollieren und erfordern Zeit und eine enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Behörden und der Zivilgesellschaft, um Lösungen zu finden, die eine schrittweise Verbesserung bewirken. Was passiert, wenn ein Zulieferer die Anforderungen nicht erfüllt?
Bei Glencore kommt ein mehrstufiges Verfahren zur Anwendung. Wenn wir feststellen, dass es Lücken oder Bereiche gibt, in denen Risiken nicht gemanagt werden, suchen wir mit den jeweiligen Lieferanten gemeinsam nach einer Lösung. Wir setzen also zuerst auf Kooperation, um ihre Leistung zu verbessern. Wenn ein Lieferant jedoch nicht bereit ist, die erforderlichen Massnahmen zu ergreifen, um erhebliche soziale, ökologische oder Governance Risiken zu mindern, können wir das Vertragsverhältnis beenden.
dauert jedoch viele Jahre, neue Bergwerke und Verarbeitungsanlagen zu errichten und alle erforderlichen Lizenzen und Genehmigungen einzuholen.
In Ländern mit einer schwächeren Regierungsführung sind die Anforderungen an Genehmigungen und Lizenzen oftmals weniger streng, und Bergwerke und neue Verarbeitungsanlagen werden schneller gebaut als üblich. Das kann erhebliche Auswirkungen auf die lokalen Gemeinden, die Bergwerkarbeiter und die Umwelt haben. Nachhaltige Beschaffungsprogramme sind daher wichtig, um eine verantwortungsvolle Produktion und Versorgung mit Metallen und Mineralien zu fördern, die wir für die Energiewende benötigen.
Welche Rolle spielt Europa in diesem Zusammenhang? Europa spielt eine Schlüsselrolle. Die EU hat in den vergangenen Jahren mehrere Rechtsvorschriften eingeführt, die umfassende Sorgfaltspflichten für die Lieferketten von Mineralien vorschreiben. Für Importeure in die EU bedeutet dies, dass sie Sorgfaltspflichten ausüben müssen, um sicherzustellen, dass die von ihnen in die EU
Und was ist in Ihrem Arbeitsalltag besonders wichtig? Verantwortungsvolle Beschaffung ist Teamarbeit. Glencore ist ein grosses Unternehmen. Die Koordination von Massnahmen und Entscheidungen ist für die Umsetzung unseres Programms im gesamten Unternehmen unerlässlich. Dazu gehört die interne Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden aus verschiedenen Abteilungen und Fachbereichen. Wir sind zudem im ständigen Austausch mit Lieferanten, Kunden, Branchenverbänden und anderen Interessengruppen vor Ort. Die Förderung von Partnerschaften mit verschiedenen Interessengruppen wird immer wichtiger, um Risiken im Zusammenhang mit Materialien aus Konflikt und Hochrisikogebieten zu minimieren. Es ist eine fortlaufende Herausforderung, aber auch eine Chance, weltweit positive Veränderungen voranzutreiben.
Interview: Sophie Zellweger
Glencore
Glencore ist eines der bedeutendsten Rohstoffunternehmen der Welt. Es fördert, verarbeitet, vermarktet und recycelt eine breite Palette von Rohstoffen. Zu seinem Portfolio von mehr als 60 Rohstoffen zählen sowohl Metalle und Mineralien als auch Energieprodukte. Glencore ist mit über 150 000 Mitarbeitenden und Auftragnehmenden in mehr als 35 Ländern vertreten. An ihrem Hauptsitz in Baar beschäftigt die Unternehmensgruppe über 1000 Mitarbeitende.
Die Natur erobert sich ihr Gebiet zurück
Die Minengesellschaft Cerrejón betreibt im Nordosten Kolumbiens einen Steinkohletagbau und gilt als ein Vorzeigebeispiel in Sachen Renaturierung ausgeschöpfter Gruben. Zu Besuch in La Guajira und bei den Clans der Wayuu. Von Anna Winter
Wir kämpfen uns durch den dichten Blätterwald, immer tiefer ins Dickicht hinein. Bei jedem Schritt sinken die Füsse geräuschvoll in die feuchte Erde ein, die vollgesogen ist mit Wasser nach den heftigen Gewittern der letzten Nacht. Hat die Sonne soeben noch unbarmherzig auf unsere Köpfe niedergebrannt, so ist es unter dem Blätterdach in diesem tropischen Trockenwald fast schon angenehm kühl. In Einerkolonne marschieren wir hinter Luis Francisco Madriñan her.
Die Spannung steigt, je weiter wir in den Wald gelangen. Auf uns soll nämlich eine Überraschung warten. Was für eine, will uns der Umweltverantwortliche und Renaturierungsexperte von Cerrejón nicht verraten. Auf einmal lichtet sich das Dickicht – und bevor wir es merken, finden wir uns am Ufer eines Sees wieder.
Aguas Blancas heisst das Gewässer, auf dessen Oberfläche Hunderte weisse Seerosen schwimmen und zwischen den Pflanzenblättern Sonnenstrahlen funkelnd aufblitzen.
Kein Mensch käme auf die Idee, dass dieser verwunschene Wald mit seinem idyllischen See vor 25 Jahren noch ein gigantisches Loch war, aus dem Kohle abgetragen wurde. Denn der Wald ist Bestandteil des 69 000 Hektar grossen Konzessionsgebiets, für das die kolumbianische Minengesellschaft Cerrejón die Förderrechte hält. 2023 wurden hier in La Guajira, im Nordosten Kolumbiens, im Grenzgebiet zu Venezuela, auf etwa 16 000 Hektar Land um die 22 Millionen Tonnen Kohle gefördert. Die ursprüngliche Konzession für die Gewinnung wurde der Minengesellschaft in den 1970er Jahren vom kolumbianischen Staat erteilt. Seit 2022 gehört Cerrejón vollständig zu Glencore.
Bis zu 100 Millionen Jahre alt ist die Kohle, die hier aus den offenen Gruben
geholt wird. Mehrmals pro Woche wird in den Gruben gesprengt. Dazu wird ein zehn Meter tiefes Loch in die Erde gebohrt und Sprengstoff eingefüllt. Die Mine ist rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, in Betrieb. Gigantische Trucks mit Rädern von bis zu 3 Metern Durchmesser transportieren die Kohle aus den Gruben. Per Bahn wird der Rohstoff sodann zum etwa 150 Kilometer weit entfernten Hafen gebracht, wo er für den globalen Export verladen wird. Die Luftqualität wird von Cerrejón ständig überwacht, da durch die Sprengungen und den Einsatz grosser Lastwagen Staub entstehen kann. Das Minengelände ist mit Messgeräten ausgestattet. Wird ein gewisser Grenzwert überschritten, wird die Erde mit Wasser besprenkelt, um Staubbildung zu verhindern. Gegebenenfalls können relevante Anlagen für einen bestimmten Zeitraum ausgesetzt werden.
Das Ergebnis jahrelanger Erfahrung
Was einfach klingt, ist eine hochkomplexe Angelegenheit und das Ergebnis jahrelanger Forschungsarbeit. Entscheidend ist nämlich auch das Timing: Zuerst müssen eher anspruchslose, schattenspendende und schnellwachsende Pflanzen gesetzt werden und in den Folgejahren die sensiblen, die langsam gedeihen und keine direkte Sonneneinwirkung vertragen. Um zum nährstoffreichen Mutterboden zu gelangen, muss dieser beim Ausheben einer Kohlengrube sorgfältig abgetragen und aufbewahrt werden. Damit der Boden einer renaturierten Mine bei starkem Regen nicht erodiert, haben Madriñan und sein Team an den Hängen in regelmässigen Abständen breite Kanäle angelegt, in denen sich das Regenwasser sammeln und abfliessen kann. Diese Kanäle sind mit einer Art Stoffwabe ausgekleidet, in die Flüssigbeton gespritzt wird. Dazwischen gibt es eine Vielzahl kleinerer, aus Holzästen gebaute Kanäle. «Sieben Jahre haben wir getüftelt, bis wir unser ideales Entwässerungssystem gefunden haben», sagt der Umweltverantwortliche. Luis Madriñan war früher Dozent in den USA und in Kolumbien. «Viele meiner Bekannten konnten nicht nachvollziehen, warum ich damals meine Stelle als Lehrbeauftragter aufgegeben habe, um in die einsame, ärmliche Gegend von La Guajira, ans gefühlte Ende der Welt, zu ziehen», erzählt er und fährt fort: «Ich schätze an meiner Arbeit für Cerrejón, dass ich viel bewirken kann. Ich vergleiche eine Kohlengrube vor der Renaturierung mit einem Patienten, den wir pflegen und aufpäppeln, um aus ihm wieder einen gesunden Athleten zu machen.»
Die über dreissigjährige Erfahrung in der Renaturierung von Kohlengruben
Wird eine Grube renaturiert, wird erst einmal das gigantische Loch teilweise aufgefüllt. Dann werden die steilen Hänge abgeflacht, der Mutterboden wieder ausgebracht und das Areal wird aufgeforstet. Cerrejón ist verpflichtet, pro Hektar abgebauter Fläche durchschnittlich sechs Hektar Kompensationswald anzupflanzen. Die Natur erobert sich ihre Räume schnell wieder zurück: Schon nach zwei Jahren kann man als Laie keinen Unterschied mehr erkennen zwischen einem natürlich gewachsenen und einem renaturierten Landstrich. Luis Francisco Madriñan, von allen Pacho genannt, arbeitet seit acht Jahren für Cerrejón. Er trägt das knallgelbe Uniformhemd der Minengesellschaft und einen Panamahut aus dunkelbraunem Leder auf dem Kopf. Der Wald ist sein ganzer Stolz. Er kennt hier praktisch alle Pflanzen und Tierarten und kann Vogelstimmen ihren gefiederten Urhebern zuordnen. «Damit die Renaturierung funktionieren kann, braucht es in erster Linie nährstoffreiche Erde sowie die richtige Kombination von Pflanzen», so Madriñan.
im tropischen Trockenwald hat ergeben, dass sich für die Aufforstung rund vierzig autochthone Baum und Pflanzenarten besonders gut eignen. Inzwischen hat die Natur die Regie übernommen und das Repertoire um weitere Pflanzenarten erweitert. «Zudem leben hier wieder Tierarten, die in dieser Region als ausgestorben galten», berichtet Madriñan. So ist beispielsweise seit 2015 der Jaguar wieder ansässig. «Jaguare sind die Könige der Nacht und des Nebels. Sie verstecken sich vor uns, aber anhand ihrer Spuren wissen wir, dass sie sich wieder in unseren Wäldern niedergelassen haben.»
Zurückgekehrt ist auch der «Purpurkardinal» (Cardinalis Phoenicius), ein kleiner Vogel von intensivroter Farbe. «In ganz Kolumbien leben fast 2000 Vogelarten, davon sind rund 270 auf dem Gelände von Cerrejón zu Hause.» Während der Umweltexperte von diesem kleinen Vogel erzählt, fliegt eine «Piratentaube» an uns vorbei. Luis Madriñan nennt sie so, weil sie aussieht, als trage sie eine Augenklappe.
Lebenswelten treffen aufeinander
Cerrejón erhielt die erste Konzession für die Kohleförderung in den 1970er Jahren. Das Gebiet galt damals offiziell als Niemandsland, über das der Staat frei verfügen konnte. Einige kleinbäuerliche Gemeinden und die dort seit Generationen lebenden Indigenen Wayuu mussten ihre Dörfer teils verlassen oder wurden umgesiedelt. Zwar wurden sie gemäss damalig anwendbarem Recht entschädigt, ein Teil von ihnen fordert aber mehr Gerechtigkeit. Cerrejón setzt sich heute intensiv mit den Forderungen der Gemeinden auseinander – kein einfaches Unterfangen. Denn es treffen dabei nicht nur unterschiedliche Interessen aufeinander, sondern auch
zurück
gänzlich verschiedene Lebenswelten. «Wir mussten lernen, dass sich unsere Vorstellungen von Reichtum und Fortschritt komplett von der Lebenseinstellung der Wayuu unterscheiden», erzählt Inés Andrade, Leiterin Standards und Unternehmensverantwortung bei Cerrejón. «Es hat Zeit gebraucht, bis wir verstanden haben, dass eine Begegnung auf Augenhöhe nur dann stattfinden kann, wenn wir uns von unseren westlichen Wertvorstellungen lösen und versuchen, die Welt aus Sicht der Wayuu zu sehen.» Was die Kommunikation zusätzlich erschwert: «Die Wayuu leben in sehr grossen Familiengemeinschaften, die als Clans organisiert sind. Allein auf dem Territorium, auf dem Cerrejón tätig ist, sind 427 Gemeinschaften zu Hause. Jeder Clan ist autonom organisiert. Die Autorität wird jeweils durch die mütterliche Seite der Familie weitergegeben. «Wir müssen mit jeder Gemeinschaft einzeln Gespräche führen und verhandeln. Bei diesen Gesprächen über die Auswirkungen des Betriebs von Cerrejón können bis zu 300 Clanmitglieder anwesend sein», sagt Andrade. «Derzeit nehmen über 400 Wayuu Gemeinden an diesem Konsultationsprozess teil, und es liegen Anträge von über 600 weiteren Gemeinden vor, die in den Prozess einbezogen werden wollen. Die nationalen Behörden sind dabei, diese Anträge zu überprüfen.» In der Zwischenzeit hat Cerrejón Abkommen mit über 330 Wayuu Gemeinden etroffen und eine Vielzahl von sozialen Projekten abgeschlossen. Mit den meisten Familien steht Cerrejón in einem guten Austausch. «Wir versuchen, die Gemeinschaften zu unterstützen so gut es geht, indem wir beispielsweise die Zugänge zu Trinkwasser verbessern oder in die Bildung, die Infrastruktur sowie in soziale oder wirtschaftliche Projekte investieren», erklärt Luis Marulanda, Vizepräsident für Public Affairs und Kommunikation.
Die Minengesellschaft hat 2023 rund 24 Millionen USDollar investiert – zusammengesetzt aus obligatorischen und freiwilligen Beiträgen –, um der lokalen Bevölkerung zu helfen, eine bessere Lebensgrundlage aufzubauen. «Gleichwohl gibt es Familien, mit denen wir Meinungsverschiedenheiten haben. Wir respektieren jedoch ihre Ansichten und Standpunkte. Sie sehen in uns den Feind, der ihnen ihr Land und ihre Lebensgrundlage weggenommen hat», sagt Marulanda. «Wir wollen eine friedliche Koexistenz mit allen Gemeinschaften schaffen, damit in Zukunft beide Seiten voneinander profitieren können.»
Gemeinschaftliche Baumschulen
Gute Beispiele für die gegenseitige Unterstützung sind die vier Baumschulen, die auf Initiative von Cerrejón ins Leben gerufen wurden und heute von Wayuus autonom betrieben werden. Im Offroader fahren wir zum PushainaClan, wo uns Lorenza Mercedes Perez Pushaina auf der Veranda ihres Hauses empfängt. Das Dorf besteht aus einer Handvoll einfacher Häuser, die nach traditioneller Methode aus Lehm erbaut sind. Überall liegt Plastikmüll herum und auf dem Gartenzaun hängt Wäsche zum Trocknen. Hühner spazieren zwischen den Häusern und zwei magere Hunde streifen uns um die Beine.
Die Gastgeberin bittet uns, auf den grünen Plastikstühlen Platz zu nehmen und offeriert süssen Kaffee in weissen Plastikbechern. Sie spricht Wayuunaiki, die Sprache der Wayuu. Ein CerrejónMitarbeiter aus dem PushainaClan übersetzt ins Spanische – eine Formsache, denn eigentlich spricht Lorenza Mercedes Perez Pushaina fliessend Spanisch. «Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, ich sei mit allem glücklich», gesteht das Clanoberhaupt. «Doch ich freue mich, dass wir bald
zusätzliches Landgut bekommen, damit wir mehr Platz zur Verfügung haben.» Wenige Meter von ihrem jetzigen Haus entfernt, befindet sich eine der vier Baumschulen. Geführt wird sie von der 25jährigen Maria José Fragoso. 50 bis 70 verschiedene Pflanzenarten werden hier herangezogen – gemäss Maria ganz ohne Einsatz von Pestiziden. «Wir haben dieses Jahr rund 45 000 Pflanzen für die Aufforstungsprojekte von Cerrejón produziert», erzählt die junge Managerin. 45 Männer und Frauen arbeiten in der Baumschule. Während der Pflanzzeit, wenn es viel zu tun gibt, werden weitere 35 Mitarbeitende temporär beschäftigt. Maria José Fragoso hat ehrgeizige Pläne: «Mit unserer Baumschule haben wir bewiesen, dass wir zuverlässig und professionell arbeiten. Nun möchten wir einen Schritt weitergehen und expandieren», sagt die Jungunternehmerin. Cerrejón hat eine Liste mit einheimischen Pflanzen erstellt, die sich für die Aufforstung der Kohlengruben eignen. Die vier Baumschulen arbeiten eng mit Cerrejón zusammen und können in gegenseitiger Absprache selbst wählen, welche Pflanzen sie züchten möchten.
Zwischen Aufbruch und Versöhnung
Die Seerosen auf dem See Aguas Blancas, zu dem uns Luis Francisco Madriñan geführt hat, gehören nicht zum Sortiment der Baumschule. Die Blumen haben ihren Weg von selbst auf die Wasseroberfläche mitten im Wald gefunden. Die Beziehung zwischen Cerrejón und den lokalen Gemeinschaften ist wohl so vielschichtig, wie die zarten weissen Blüten dieser Wasserpflanzen. Glencore scheint bestrebt zu sein, einen Nährboden zu schaffen, damit in Zukunft nicht nur die Natur, sondern auch das Verhältnis zwischen der Minengesellschaft und den lokalen Gemeinschaften aufblühen kann.
«Soziale Aspekte berücksichtigen»
Nachgefragt bei Luis Francisco Madriñan, Environmental Manager von Cerrejón.
Seit wann finden die Aufforstungsprojekte auf dem Gelände von Cerrejón statt? LUIS FRANCISCO MADRIÑAN: Die Aufforstungsprojekte bei Cerrejón haben 1991 begonnen.
Geschieht die Renaturierung auf freiwilliger Basis oder ist Cerrejón von Gesetzes wegen dazu verpflichtet? Bis 1995 war die Renaturierung freiwillig. Es gab zu dieser Zeit noch keine Gesetze, welche die Renaturierung vorschrieben. Heute ist die Renaturierung gesetzlich geregelt.
Wie viele Bäume werden pro Jahr auf dem Gelände von Cerrejón abgeholzt und wie viele werden angepflanzt? Zurzeit werden mehr Bäume gepflanzt als gefällt. Das Verhältnis liegt bei vier zu eins.
Gute Beispiele für die gegenseitige Unterstützung sind die Baumschulen, die auf Initiative von Cerrejón entstanden sind.
Wie gross ist die gesamte Waldfläche, die Cerrejón dank ihrer Aufforstungsprojekte bisher geschaffen hat? Bis 2023 hat Cerrejón über 5000 Hektar ehemaliges Bergbauland wieder nutzbar gemacht. Neben der Renaturierung von Bergbauflächen muss Cerrejón pro Hektar Bergbaufläche sechs Hektar Wald ausgleichen. Cerrejón arbeitet schrittweise daran, diese Anforderung zu erfüllen und hat bisher die Genehmigung für über 2500 Hektar Umweltausgleichsflächen erhalten. Der von Cerrejón gewählte Ansatz zielt darauf ab, die ökologische Renaturierung unter Berücksichtigung sozialer Aspekte zu optimieren und zu fördern.
Wie gross ist eine Kohlengrube?
Die durchschnittliche Grösse einer Grube bei Cerrejón – einschliesslich Deponien – beträgt aktuell etwa 1 300 Hektar. Die Konzessionen von Cerrejón erstrecken sich über rund 69 000 Hektar. Aktuell ist der Betrieb etwa 10 900 Hektar gross.
Wie lange dauert es durchschnittlich, bis eine Kohlengrube ausgeschöpft ist? Das hängt vom Betrieb und dessen Minenplan ab.
Und wie lange dauert es, bis die ausgediente Kohlengrube wieder vollständig renaturiert ist?
Kolumbien rechnet für den gesamten Rehabilitationsprozess mit einem Zeitraum von etwa vier Jahren. Cerrejón rechnet hingegen mit neun Jahren, da ab dem neunten Jahr davon ausgegangen werden kann, dass sich das Gebiet selbst versorgen kann. Entsprechend beobachtet Cerrejón das renaturierte Gebiet freiwillig neun Jahre lang.
Interview: Anna Winter
Kritische Rohstoffe – die Zukunft der Kreislaufwirtschaft
Aluminium, Kobalt, Kupfer, Lithium und Nickel gehören zu den spezifischen strategischen Rohstoffen, die von Versorgungsengpässen betroffen sein könnten. Umso wichtiger wird es, sie zurückzugewinnen und in der Kreislaufwirtschaft zu halten. Von Norman Bandi
Stand heute gibt es gemäss einem neuen EU Gesetz 34 kritische Rohstoffe – Tendenz steigend (siehe Kasten). 17 dieser ermittelten kritischen Rohstoffe wurden zudem auf eine Liste spezifischer strategischer Rohstoffe gesetzt, weil sie wirtschaftlich besonders gefragt sind. Entsprechend dürfte ihre Nachfrage exponentiell wachsen. Da ihre Produktion jedoch sehr aufwendig ist, besteht bei diesen Rohstoffen ein grösseres Risiko von möglichen Versorgungsengpässen.
Mit Aluminium/Bauxit, Lithium, Kobalt, Kupfer und Nickel sind es deren fünf, die allesamt in der Batterieherstellung für Elektroautos eingesetzt werden können: entweder in LithiumFerrophosphatAkkumulatoren, kurz LFPAkkus, oder NickelMangan CobaltAkkumulatoren, kurz NMCAkkus. Letzteres ist auch ein Typ eines LithiumIonen Akkumulators. Wie sämtliche aufladbaren Batterien dient er dazu, elektrische Energie zu speichern und wieder abzugeben.
Kein Wunder, machen sich im Sog der nachhaltigen Entwicklung und ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft immer mehr Branchen und ihre Player Gedanken, wie sie nebst der Rohstoffsicherung auch das Recycling aus Produkten vorantreiben können. Laut dem Bundesamt für Statistik hat die Schweiz über sämtliche Rohstoffquellen betrachtet bereits eine Gesamtrecyclingquote von 52 Prozent (Stand 2022) – im europäischen Vergleich gehört sie damit zu den Spitzenreitern. Gemäss Swiss Recycle, der Dachorganisation der hiesigen Recycling und Kreislaufwirtschaft Systeme, ist eine konsequente Separatsammlung für die Zukunft jedoch entscheidend – denn die Wiederverwertung von Primärrohstoffen schont Ressourcen, spart Energie, reduziert den CO2Fussabdruck und schafft Sekundärrohstoffe.
Paradebeispiel
Aluminium
Auf der Liste der sogenannten spezifischen strategischen Rohstoffe steht auch Aluminium. Im Fall der Batterien von Elektroautos kommt es in der Regel im Gehäuse vor und kann theoretisch einfach extrahiert werden. Allgemein funktioniert der Sekundärmarkt beim Aluminiumrecycling schon relativ gut, weil Aluminium nahezu vollständig wiederverwertet werden kann. Nur: Die Verwertungsquote ist, global betrachtet, noch weit von 100 Prozent entfernt. Konkret lässt sich das für Getränkedosen sagen: Weltweit beträgt deren durchschnittliche Recyclingquote geschätzte 70 Prozent. In der Schweiz liegt sie dem Bundesamt für Statistik zufolge bei rund 90 Prozent. Deutschland bringt es laut dem Statistischen Bundesamt auf nahezu 100 Prozent – was nicht zuletzt auf das Einwegpfand zurückzuführen sein dürfte.
Wie Swiss Recycle betont, lohnt es sich in vielerlei Hinsicht, die Quote weiter zu steigern: Bei der Wiederverwendung von Aluminium werden im Vergleich zur Ersterstellung pro 1 Kilogramm Aluminium 9 Kilogramm CO 2 und bis zu 95 Prozent der ursprünglich aufgewendeten Energie eingespart.
Gleichzeitig lässt es sich ohne Qualitätseinbussen unendlich oft rezyklieren.
Die Herstellung von Sekundäraluminium ist somit auch ökonomisch interessant. Und was ist mit den anderen kritischen Rohstoffen? Mit dem neuen EUGesetz ist eine Verwertungsquote für Lithium von mindestens 85 Prozent bis 2040 vorgesehen. Bei Kobalt, Kupfer und Nickel spricht Brüssel sogar von 95 Prozent bis im Jahr 2030. Hier kommen Akteure wie Glencore ins Spiel. Das Schweizer Unternehmen ist einer der bedeutendsten Produzenten und Händler für Nickel, Kobalt und Kupfer – dies in erster Linie aus Primärmaterial, aber zunehmend auch aus Sekundärmaterial, also recycelten Rohstoffen.
Batterierohstoffe separieren
Hendrik Fitschen, der bei Glencore für den Aufbau des Geschäfts mit dem Batterierecycling in Europa zuständig ist, erklärt am Beispiel von Kupfer, warum: «Kupfer ist ein Material, das sich sehr gut recyceln lässt – und wir tun dies schon seit Jahrzehnten in eigenen Schmelzanlagen und Raffinerien in Nordamerika oder auch in Betrieben von
Partnern – sowohl in Europa, Nordamerika und Asien. Wir produzieren neue Kupferkathoden aus Kupfer von alten Kabeln, Auto und Haushaltsbatterien, ausgedienten elektronischen Ge räten sowie geförderten Kupferkonzentraten aus Bergwerken. Dieses Kupfermetall wird dann weiterverarbeitet.» Was für Kupfer gilt, trifft ebenso auf Nickel und Kobalt zu, und zwar spätestens seit die ersten nickel und kobalthaltigen Batterien in Laptops und Mobiltelefonen auf den Markt gekommen sind. Wie Fitschen erklärt, werden zum Beispiel Elektroautobatterien nach dem Schreddern in vier Hauptströme für das Rohstoffrecycling eingeteilt: die NickelKobaltLithiumMasse (auch Schwarzmasse genannt), die Kupferfraktion, die Aluminiumfraktion und die Eisenfraktion. «Kupfer, Kobalt und Nickel können wir in unseren eigenen Schmelzanlagen und Raffinerien weiterverarbeiten. Über unser Netzwerk recyclen wir zum Beispiel die Aluminium und Eisenfraktion.»
Ein herkömmlicher NMCAkku weist im Durchschnitt zirka 3 Prozent Lithiuminhalt auf, einen Kobaltinhalt von 6 bis 10 Prozent und einen Nickel
So läuft die Wertschöpfungskette im Kreis
inhalt von 15 bis 22 Prozent – dies jeweils in Form von Metall, so Fitschen. Dazu kommen etwas Kupfer und Plastik im Innern sowie vor allem Aluminium im Gehäuse (siehe Grafik unten). Für einen SUV wiegt eine Elektroautobatterie etwa 600 Kilogramm. Hochgerechnet mit den Marktpreisen ergibt sich daraus der Rohstoffwert.
Ein Markt mit Potenzial
Das Geschäft mit dem Recycling von Elektroautobatterien hat global Anfang der 2020er Jahre an Fahrt aufgenommen, erklärt Fitschen. «Wenn wir in Zukunft mehrheitlich elektrisch fahren, wird dies in zehn, zwölf Jahren ein bedeutender Markt sein, sobald die ersten Fahrzeuge das Ende ihres Lebenszyklus erreicht haben.» Fitschen zufolge sollte es für die Branche bis 2030 möglich sein, 90 bis 95 Prozent gewisser Metalle und Mineralien wiederzuverwerten, die in der Batterie eines Elektroautos stecken.
«Die Weichen sind richtig gestellt, doch es ist ein Wandel, und ein Wandel braucht Zeit.»
Beim Recycling werden wertvolle Bestandteile aus Elektroautobatterien zurückgewonnen (vereinfacht dargestellt)
Quelle: Glencore
So viel Wertvolles steckt in einer Batterie
Je nach Verfahren lassen sich bis zu 95 Prozent der gebrauchten Elektroautobatterie recyceln (Beispielgewicht)
Quelle: Volkswagen
«Tools for Circularity» des ICMM
Mineralien und Metalle werden als Grundstoffe für Produkte, Technologien und Infrastrukturen in fast allen Sektoren verwendet. Die Kooperation entlang der Wertschöpfungskette bei der Förderung der verantwortungsvollen Nutzung und Rückgewinnung von Mineralien und Metallen kann dazu beitragen, die Kreislaufwirtschaft voranzubringen. Um dies weiter zu fördern, veröffentlichte der International Council on Mining and Metals (ICMM) Anfang Oktober 2024 neue Werkzeuge, die den Bergbau- und Metallunternehmen dabei helfen sollen, ihre Bemühungen zu verbessern. Beispielsweise, Abfälle zu minimieren sowie die Lebenszyklen ihrer Materialien zu verlängern. Die «Tools for Circularity» des ICMM liefern Geschäftsszenarien für eine wachsende Kreislaufwirtschaft in der Bergbauindustrie und stellen bereits bewährte Verfahren und detaillierte Fallstudien aus verschiedenen Betriebskontexten zur Verfügung, um Bergbau- und Metallunternehmen bei der Festlegung von Konzepten zu unterstützen.
EU-Gesetz zu kritischen Rohstoffen
Am 23. März 2024 ist das EUGesetz zu kritischen Rohstoffen in Kraft getreten. Es handelt sich um mineralische Rohstoffe, die von grosser wirtschaftlicher Bedeutung für Europa sind und bei denen aufgrund der Konzentration der Bezugsquellen und des Mangels an guten, erschwinglichen Ersatzstoffen ein hohes Risiko von Versorgungsunterbrechungen besteht. Darauf zielt das Gesetz ab: Verbesserung und Diversifizierung der Versorgung der EU mit kritischen Rohstoffen; Stärkung der Kreislauffähigkeit, einschliesslich des Recyclings; Unterstützung von Forschung und Innovation in den Bereichen Ressourceneffizienz oder Entwicklung von Ersatzstoffen. Von den 34 ermittelten kritischen Rohstoffen wurden 17 auf eine Liste spezifischer strategischer Rohstoffe gesetzt. Grund dafür ist, dass die Nachfrage nach diesen 17 Rohstoffen exponentiell wachsen dürfte und ihre Produktion sehr aufwendig ist. Entsprechend besteht bei diesen Rohstoffen ein erhöhtes Risiko für Versorgungsengpässe. Zu den spezifischen kritischen Rohstoffen gehören beispielsweise Aluminium/Bauxit, Lithium, leichte seltene Erden, Kobalt, schwere seltene Erden, Kupfer und Nickel.
«Die GBA hilft dabei, Regeln für nachhaltige Batterien aufzustellen»
Inga Petersen, Executive Director der Global Battery Alliance (GBA) mit Sitz in Brüssel, über die Einführung eines weltweiten Batteriepasses. Parallel dazu treibt die EU ihren digitalen Produktpass für Elektronik und Textilien voran.
Frau Petersen, die 2017 gegründete Global Battery Alliance hat die Vision, bis 2030 zum Aufbau einer nachhaltigen Wertschöpfungskette im Zusammenhang mit Batterien beizutragen –wo stehen Sie heute?
INGA PETERSEN: Die weltweite Batterieindustrie muss vorwärtsmachen. Auch sie trägt dazu bei, die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Auf dem anspruchsvollen Weg dorthin gibt es mehrere Herausforderungen: soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz und die Einhaltung von entsprechenden Leitlinien. Das erfordert die Zusammenarbeit verschiedenster Interessensgruppen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Unsere Mission beruht auf drei Grundpfeilern: Das Ziel der Global Battery Alliance ist es, Herstellung und Handel mit Batterien nachhaltig, verantwortungsvoll und zirkulär zu gestalten.
Wie will die GBA das sicherstellen?
Um die Transparenz in der Wertschöpfungskette von Batterien zu erhöhen, hat die GBA den sogenannten Batteriepass entwickelt. Dieser enthält wichtige Informationen über die Herkunft und Verarbeitung von Materialien wie Kobalt, Nickel, Grafit oder Lithium. Er gibt Einblick in die CO2Bilanz und bewertet die Einhaltung der Sorgfaltspflichten in Bezug auf Kinder und Zwangsarbeit. Diese Angaben ermöglichen es Verbrauchern und Investoren, die Nachhaltigkeit von Batterien aller Art durch Scannen eines Barcodes zu beurteilen.
Wo setzt der Batteriepass an?
Die Global Battery Alliance konzentriert sich beim Batteriepass auf zwei Hauptaspekte: Erstens zielt der Batteriepass darauf ab, was eine gute Leistung in Bezug auf Nachhaltigkeit ist und wie man diese messen und vergleichen kann. Zweitens plant die GBA mithilfe des Batteriepasses ein Zertifizierungssystem, ähnlich wie das FSCLabel des Forest Stewardship Council für Holz oder das Zertifikat der Rainforest Alliance für Lebensmittel. Unser System soll die Transparenz entlang der gesamten globalen Lieferkette sicherstellen. Dies hilft
Digitaler Produktpass der EU
Der geplante digitale Produktpass im Rahmen des Green Deal der Europäischen Union (EU) ist ein Datensatz, der die Komponenten, Materialien, Substanzen und Rohstoffe oder auch Informationen zu Herkunft, Reparierbarkeit, Ersatzteilen oder fachgerechter Entsorgung für ein Produkt zusammenfasst. Die Strukturierung umweltrelevanter Daten in einem standardisierten, vergleichbaren Format ermöglicht allen Akteuren in der Wertschöpfungs- und Lieferkette, gemeinsam auf eine Kreislaufwirtschaft hinzuarbeiten. Der digitale Produktpass ist zugleich eine wichtige Grundlage für verlässliche Konsumenteninformation und nachhaltige Konsumentscheidungen. Geplant ist, dass er ab 2026 fix auf Textilien, Automobile und Elektrogeräte angewendet wird. Ab 2027 soll er verpflichtend für alle Produkte eingeführt werden.
So sieht die Etikette des geplanten Batteriepasses aus, wie sie von der GBA am WEF 2023 lanciert wurde.
Unternehmen konkret, die unterschiedlichen Erwartungen umzusetzen, die an sie gestellt werden – nicht nur von gesetzlicher Seite, sondern auch von Nichtregierungsorganisationen und der breiten Öffentlichkeit.
Weil die Gesetzesgrundlagen nicht ausreichen?
Freiwillige Nachhaltigkeitsinitiativen wie der Batteriepass der GBA ersetzen niemals gesetzliche Vorgaben für nachhaltigere Produktion. Während die Anforderungen an eine nachhaltige Produktion derzeit hauptsächlich von Ländern am Ende der Wertschöpfungskette – zum Beispiel für Elektroautos – bestimmt werden, hält es die GBA für wichtig, diese regulatorische Sphäre zu ergänzen, indem Sensibilität für die Besonderheiten der Länder am Anfang der Wertschöpfungskette geschaffen wird.
Und wie kommen Sie voran?
Die GBA hat bereits wichtige Fortschritte gemacht, zum Beispiel mit der Vorstellung des ersten Prototyps eines Batteriepasses im Januar 2023 auf der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in Davos. Um zur Harmonisierung von Standards sowie von Investitionskriterien beizutragen und einen Markt für nachhaltige Produkte zu schaffen, arbeitet die GBA mit internationalen Institutionen wie den Vereinten Nationen und der Internationalen Finanz Corporation der Weltbankgruppe zusammen.
Was macht die GBA im Moment konkret?
In den letzten Wochen lag der Fokus auf der zweiten Welle von Pilotprojekten für den Batteriepass. Zehn Konsortien, geleitet von sieben führenden Batteriezellherstellern, haben daran teilgenommen. Die Unternehmen haben für die Pilotprojekte ihre Lieferketten mobilisiert, um über ihre Nachhaltigkeitsbemühungen zu berichten:
über ihren CO2Fussabdruck, die Einhaltung der Menschenrechte, die Vermeidung von Kinder und Zwangsarbeit, die Rechte indigener Völker, die Biodiversität und das kreislaufwirtschaftliche Design der Batterien. Die Ergebnisse dieser Bemühungen sind in Form von Batteriepässen auf unserer Website für alle Interessierten einsehbar. Ich denke, das sind klare Zeichen für die Bedeutung und Reichweite unseres Projekts.
Warum ist diese global umfassende Einordnung nachhaltiger Batteriewertschöpfungsketten so wichtig? Die deklarierten Materialien für diese Batterien stammen aus verschiedenen Teilen der Welt, was die Produktion zu einem hochgradig globalisierten Prozess macht. Unsere Pilotprojekte umfassen Aktivitäten auf fünf Kontinenten. Zum Beispiel wird Lithium oft in Australien oder Argentinien abgebaut, während Kobalt meist aus KongoKinshasa kommt. Produziert werden die Batterien dann meistens in China und verarbeitet werden sie dann unter anderem auch in Europa. Das veranschaulicht das Geflecht der internationalen Lieferketten. Deshalb sind Harmonisierung, Transparenz und Sichtbarkeit in diesem Zusammenhang wesentlich.
Welche Unterschiede gibt es bei der Einführung von solchen Pässen zwischen den Ländern?
Die Europäische Union treibt die Einführung ihres eigenen digitalen Produktpasses voran, wobei Batterien einen der ersten Einsatzbereiche darstellen. Der digitale Produktpass der EU wird jedoch nicht nur für Batterien, sondern auch für andere Bereiche wie Elektronik und Textilien eingeführt. Angesichts des raschen Wachstums der Batterieindustrie weltweit zeichnet es sich ab, dass erhöhte Anforderungen an diese Industrie gestellt werden. Zum Beispiel gibt es in China bereits eine staatliche Version des digitalen Batteriepasses, der in Zukunft um weitere Kriterien erweitert werden soll. In den USA wirkt sich der Inflation Reduction Act auf unseren Batteriepass aus – er sieht Steuererleichterungen und Subventionen für Unternehmen vor, die in saubere Energie investieren und ihre Lieferketten in die USA verlagern. Wie bewegt die GBA Unternehmen dazu, daran aktiv mitzuwirken? Wir setzen auf positive Anreize, um Unternehmen zu motivieren, ihre Nachhaltigkeitsleistung zu verbessern und den Batteriepass zu nutzen. Das Ziel ist, dass ein Unternehmen mit dem Batteriepass dereinst nachweisen kann, dass es ein umweltfreundliches und sozial verantwortungsvoll hergestelltes Produkt auf den Markt bringt. Diese Zertifizierung der Wertschöpfung wird es ihm beispielsweise ermöglichen, das Produkt vorteilhaft auf dem Markt zu positionieren, bei Käufern von elektrischen Autos Vertrauen in die Nachhaltigkeit des Produkts zu schaffen und sich für nachhaltige Investitionen zu qualifizieren. Was sind im Moment Ihre grössten Herausforderungen?
Der Kontext der globalen Batterieherstellung ist zunehmend politisiert und er polarisiert. Dies könnte die Ziele des
schnellen und nachhaltigen Wachstums des Batteriesektors gefährden. Die GBA hat eine einzigartige Plattform geschaffen, dank der globale Unternehmen, Regierungen, internationale Organisationen, Nichtregierungsorganisationen und andere für Dialog und gemeinsames Handeln in einem neutralen Raum zusammentreffen können. Wir arbeiten daran, diese einzigartige Plattform auch in der Zukunft zu schützen und zu erweitern.
Welche Rolle spielen Regulierungsbehörden bei der Nachhaltigkeitsförderung in der Batterieindustrie? Regulierungsbehörden stellen sicher, dass sich alle an die Regeln halten. Sie setzen feste Grenzwerte, die Unternehmen einhalten müssen. Wenn sie sich nicht daran halten, können die Behörden Massnahmen ergreifen. Während die GBA Anreize bietet, damit Unternehmen freiwillig besser werden –quasi das Zuckerbrot –, übernehmen die Regulierungsbehörden die Rolle der Peitsche.
Was wäre Ihnen lieber? Ich denke, es braucht von beidem etwas. Die GBA hilft dabei, Regeln für nachhaltige Batterien aufzustellen. Sie schafft keine technischen Lösungen, sondern konzentriert sich darauf, nachzuweisen, was eine gelungene Nachhaltigkeitsleistung ausmacht und wie man diese zertifizieren kann. Dadurch können verschiedene Anbieter, egal ob gross oder klein, einheitliche Standards nutzen. Und die Verbraucher können nachvollziehen, wie verantwortungsvoll und fair die Lieferkette des Produkts ist, das sie kaufen.
Interview: Alexander Vitolić
Global Battery Alliance
Die Global Battery Alliance (GBA) ist eine öffentlich-private Kooperationsplattform, die im Rahmen des Sustainable Development Impact Summit des World Economic Forum (WEF) am 19. September 2017 in New York lanciert wurde. Ihr Ziel ist es, bis 2030 zum Aufbau einer nachhaltigen Wertschöpfungskette im Zusammenhang mit Batterien beizutragen. Die GBA vereint mehr als 170 Unternehmen, Regierungen, Wissenschafter, Akteure aus der Industrie sowie internationale und nichtstaatliche Organisationen. Glencore ist seit 2020 Mitglied und war eine der treibenden Kräfte für das erste, 2023 gestartete BatteriepassPilotprojekt. Gemeinsam arbeiten die Mitglieder der GBA daran, systemische Veränderungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette voranzutreiben und Kreislaufwirtschaft, Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung zu fördern. Gemäss Inga Petersen, Executive Director der GBA mit Sitz in Brüssel, geht es darum, die Schlüsselrolle von Batterien für die Energiespeicherung und den Klimaschutz in den Fokus zu rücken, sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich. «Dazu gehört unter anderem der vermehrte Einsatz von Elektrofahrzeugen und von erneuerbaren Energien.»
Wer hilft Ihnen, die Einkäufe hochzubringen? Nickel.
Die Zukunft braucht Rohstoffe.
Einkäufe nach Hause zu tragen, kann ziemlich mühsam sein. Vor allem, wenn man in einem höher gelegenen Stockwerk wohnt. Hat man Glück, gibt es einen Lift. Was das mit Nickel zu tun hat? Nun, Liftkabinen sind meistens aus Edelstahl. Und in dem steckt Nickel. Dieser Rohstoff macht Edelstahl korrosionsbeständig und erhöht dessen Festigkeit. Erfahren Sie mehr über Rohstoffe im Alltag auf glencore.ch