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Neue Bauprojekte im Blick: Was das für Mieter und Käufer bedeutet

SCHWERPUNKT | NZZ AM SONNTAG, 27 OKTOBER 2024

Ihre Hypothek. Unsere Expertise.

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Gut überlegen!

In der Schweiz wird Wohnraum eher gemietet als gekauft. Sich zwischen den beiden Alternativen zu entscheiden, ist nicht mehr so einfach. Und es hängt nicht nur von den Finanzen ab. Von Erik Brühlmann

ieten oder kaufen?

MDiese Frage wird in der Schweiz in den meisten Fällen mit «Mieten!» beantwortet. Denn die Wohneigentumsquote ist mit gerade mal knapp 36 Prozent die niedrigste aller europäischen Länder Dies hat auch mit der Grösse der Schweiz zu tun, wie Fredy Hasenmaile, Chefökonom von Raiffeisen Schweiz, sagt. «Der Wohnraum ist begrenzt, und das bedeutet, dass die Bodenpreise und damit die Preise für Wohneigentum von Haus aus relativ hoch sind», fasst er die allgemeine Gemengelage zusammen. Dass die Wohneigentumsquote zwischen 1970 und 2015 dennoch beständig zugenommen hat, lag denn auch vor allem an der raschen Zunahme des Stockwerkeigentums

Hinzu kommt der Umstand, dass in der Schweiz – im Gegensatz zu vielen anderen Ländern– die Qualität der Mietwohnungen überdurchschnittlich hoch ist. «Wer in anderen Ländern in einer qualitativ guten Wohnung leben möchte, muss sich oft ein Kaufobjekt suchen», so der Experte.

Weitere Gründe für die bescheidene Wohneigentumsquote sieht er darin, dass WohneigentumsförderunginderSchweiz nicht übermässig gross geschrieben wird und die Regulierungen für Menschen, die sich Wohneigentum kaufen möchten, sehr strikt sind. Man denke nur an jene zur Tragbarkeit von Hypotheken.

Der Traum lebt

Dennoch ist es nicht so, dass die Menschen in der Schweiz den Traum vom Wohneigentum ad acta gelegt haben Und das gilt nicht nur für Erwachsene. «Bei verschiedenen Untersuchungen und Umfragen, die wir in Auftrag gegeben haben, zeigte sich: Auch die heutige Jugend träumt noch vom Eigenheim», sagt Fredy Hasenmaile. Die Traumvorstellungen seien zuweilen aber recht illusorisch – zum Beispiel ein freistehendes Einfamilienhaus im Grünen, das dann aber doch in unmittelbarer Nähe einer Stadt sein soll Dass der Traum vom Eigenheim für viele jedoch nur sehr schwer oder gar nicht zu erfüllen ist, kann für Frustration sorgen. «Wir sehen es deshalb nicht gern, dass Wohneigentum immer öfter nur noch gut Betuchten vorbehalten ist», so Hasenmaile. Nicht ewig warten

In der Vergangenheit war es seit vielen Jahren günstiger Wohnraum zu kaufen als zu mieten – jedenfalls wenn wir uns nach den monatlichen Wohnkosten für ein Eigenheim bzw. eine Mietwohnung richten. Dies änderte sich schlagartig mit der Zinswende 2022, als die Hypothekarzinsen plötzlich in die Höhe schnellten. Für kurze Zeit war es deutlich günstiger sich für eine Mietwohnung zu entscheiden. «Das zeigte sich auch in einer Verunsicherung am Markt», weiss Fredy Hasenmaile, «die Nachfrage nach Wohneigentum brach regelrecht ein.» Bereits 2023 begann sich dieses Verhältnis jedoch wieder zu ändern. Dies nicht nur, weil die Hypothekarzinsen wieder günstiger wurden – ohne jedoch auf Vor-PandemieNiveau abzusacken –, sondern auch, weil die Mietpreise teilweise drastisch anstiegen und wohl weiterhin ansteigen werden Derzeit beträgt das jährliche Miet-

zinswachstum bei Neumieten 6 Prozent. Einen perfekten Zeitpunkt für einen Kauf gebe es nie, so Fredy Hasenmaile. Wer darauf wartet, kommt nie zum Kauf Auf das viel beschriebene Platzen einer Immobilienblase zu warten, sei für Suchende jedenfalls nicht zielführend, sagt der Experte. «Diese These höre ich schon seit 15 Jahren, aber einen Crash sehe ich definitiv nicht am Horizont.» Eng beieinander

Die Frage, ob man nun Wohnraum kaufen oder mieten soll, lässt sich in der heutigen Situation nicht mehr pauschal beantworten. Denn die Unterschiede sind gegenwärtig marginal. In einem Rechenbeispiel für eine typische Neubau-4-Zimmer-Wohnung mit 100 m² im Stockwerkeigentum im Vergleich mit einer gleichwertigen Mietwohnung errechnet Raiffeisen beim Kauf eine monatliche Wohnkosteneinsparung von gerade mal 87 Franken Das heisst nichts anderes, als dass jeder und jede Eigenheiminteressierte die Rechnung für sich selbst und auf das jeweilige Objekt der Begierde bezogen machen muss. «Man sollte sich dabei auf keinen Fall nur auf das aktuelle

Zinsniveau konzentrieren», warnt Fredy Hasenmaile. Denn Zinsprognosen auf mehrere Jahre hinaus seien im Prinzip nur ein Blick in die Glaskugel, der wenig verlässlich ist. Den jüngsten Zinsschub der beinahe zu einer Verdreifachung der Hypothekarzinsen führte, hatte zum Beispiel kaum einer auf dem Radar Eigentümer und Eigentümerinnen müssen mit solchen Eventualfällen umgehen können. «Man sollte auf jeden Fall nicht nur das Ist-Szenario sondern auch ein Worst-Case-Szenario durchrechnen, um zu sehen, ob man ein solches überstehen könnte», so der Experte. Es lohnt sich zudem, wenn es die Lebenssituation erlaubt, den geografischen Suchradius zu erweitern. Denn es gibt noch Gegenden, in denen Eigenheime erschwinglich und deutlich günstiger als urbane Mietwohnungen sind Doch liegen diese Gegenden eben nicht in den Ballungszentren.

Stabil

Überhaupt geht es bei der Frage, ob man sein Zuhause mieten oder kaufen soll, nicht ausschliesslich ums liebe Geld. Denn die «richtige» Antwort lässt sich nicht allein vom Kontostand ableiten. In

einem ersten Schritt vielleicht sogar noch wichtiger ist die Frage nach dem eigenen Lebensmodell. Familienmenschen, die sich Stabilität wünschen, langfristig planen und eventuell schon an die nächste Generation denken, sind eher in der Kategorie «Kaufen» anzusiedeln. «Sie sollten sich aber darüber im Klaren sein, dass es beim Eigenheim immer etwas zu tun gibt», gibt Fredy Hasenmaile zu bedenken Auch dafür muss man sich begeistern können. Manche Menschen suchen dies sogar, denn das «Herumwerkeln» gibt ihnen die Möglichkeit, ihre Kreativität auszuleben und ihre persönlichen Wohnvorstellungenumzusetzen.Diesgilt im Einfamilienhaus noch mehr als im Stockwerkeigentum. WeralsMiteigentümermitanderenzusammenineinemMehrfamilienhauslebt, ist relativ stark von seinen Nachbarn abhängig. Denn wichtige Entscheidungen müssen gemeinsam getroffen werden Beim Einzug stellt dies meist kein Problemdar dochmitderZeitkönnensichdie Interessen oder finanziellen Umstände auseinanderentwickeln. Das könnte zu einem «Erneuerungsstau» führen, so Experte Hasenmaile. Immerhin haben Stockwerkeigentümerinnen und -eigen-

tümerzumindesteineSicherheit,dieMietende in Mehrfamilienhäusern nicht haben: Es kann ihnen nicht aus heiterem Himmel das Zuhause gekündigt werden …oder mobil?

Wer oft seine Stelle wechselt, sehr mobil sein will oder muss oder nicht gerade eine Familie mit Kindern in seiner näheren Zukunft sieht, braucht die Frage nach mieten oder kaufen nicht in Angriff zu nehmen – es sei denn, man sehe eine Immobilie als reines Investitionsobjekt. Wie bei fast allen anderen Investments ist auch bei Immobilien ein langer Atem und Geduld in der Krise von Vorteil «In einem prosperierenden Land wie der Schweiz ist es jedoch immer eine gute Idee, in irgendeiner Form in Grund und Boden zu investieren», sagt Fredy Hasenmaile. Wer lang genug dabei bleibt, wird auf lange Sicht fast sicher mit einem Gewinn aus dem Investment hervorgehen «Man muss nur sicherstellen, dass man Dellen überstehen kann, ohne zum Verkauf gezwungen zu sein», so der Experte. In dieser Hinsicht ist es mit dem Immobilienmarkt fast wie mit der Börse – nur ein gutes Stück weniger hitzig.

Eigenheim oder Mietwohnung? Der Lebensentwurf bestimmt oft die Richtung, in die das Pendel ausschlägt

Zehn kreative Ansätze gegen Wohnraumknappheit

In der Schweiz werden zu wenig Wohnungen gebaut. In den Zentren ist der Mangel an Wohnraum offenkundig. Auf dem Weg zur 10-Millionen-Schweiz sind daher neue Ideen gefragt: Zehn Hypothesen – was sie bringen und wie sie umzusetzen wären. Von David Strohm

1 In den Zentren verdichten

Mit dem Mantra der Raumplanung – verdichten dort, wo die Nachfrage am höchsten ist – soll neuer Wohnraum geschaffen werden. Die Umsetzung ist allerdings schwieriger als sich die Fachleute wünschen. «Nicht hinter meinem Gartenzaun», fordern rekurrierende Nachbarn schnell und oft mit Erfolg. Besonders sinnvoll ist die bauliche Verdichtung an urbanen, gut erschlossenen Lagen. Derzeit sind rund 15 Prozent der ausgeschiedenen Bauzonen noch unbebaut. Allein diese schon bestehenden Bauzonen könnten ohne weiteres 1,6 Millionen zusätzliche Menschen aufnehmen, heisst es in verschiedenen Studien. Doch auch im bebauten Teil der Bauzonen besteht ein grosses Potenzial für Nachverdichtungen. Wenn man es denn nutzen würde – und kann.

2.Bestand aufstocken

In den Zentren heisst das vor allem, näher und höher bauen. Vorstösse wie eine kürzlich von «FDP Urban», der Vereinigung liberaler Stadtparteien in der Schweiz, lancierte Idee, gehen in diese Richtung. Die zulässige Gebäudehöhe soll demnach um drei Meter erhöht und ein oder zwei zusätzliche Stockwerke geschaffen werden. Ausnahmen gibt es bei denkmalgeschützten Bauten oder Ortsbildern. In Zürich erhoffen sich die Initianten 10 000 neue Wohnungen. In Genf ist seit 2008 dank einem entsprechenden Gesetz eine Aufstockung um bis zu drei Stockwerke möglich So entstehen pro Jahr etwa 150 zusätzliche Wohnungen. Das hat in der Stadt Calvins Tradition: Bereits im 17 Jahrhundert liess man dort Häuser höher bauen, um Wohnraum für geflüchtete Hugenotten zu schaffen.

3.Kleinere Einheiten schaffen

Während die Gesellschaft älter wird, die Lebensentwürfe diverser und die Haushaltsgrösse kleiner beginnen Bauherrschaften und Entwickler, sich auf Wohneinheiten mit geringerer Fläche zu konzentrieren. Manche trauen sich sogar an zeitgemässe Formen des Zusammenlebens. Gemeinschaftsräume, Clusterwohnungen oder Mehrgenerationen-Angebote finden Einzug selbst in sonst überwiegend konventionellen Projekten. Doch Wohnungsgrössen und Grundrisse orientieren sich immer noch am klassischen Familienmodell und nicht unbedingt an den Bedürfnissen der Wohnungssuchenden. Nachgefragt werden denn auch vor allem die kleineren Wohn-

einheiten. Die grossen müssen sich am Markt beweisen, auch (oder vor allem) der hohen Preise wegen.

4.Umzugsanreize setzen

Wer komfortabel wohnt, tut sich oft schwer, von einer grösseren in eine kleinere Einheit umzuziehen. Eine vergleichbare neue Bleibe zu finden ist schwer, der Preis dafür oft deutlich höher als zuvor EinkürzlichvomPräsidentendesSchweizerischen Baumeisterverbands, GianLuca Lardi, geäusserter Vorschlag steuerliche Anreize für die Nutzung von weniger Wohnfläche zu setzen und letztere besser zu bewirtschaften, löste eine Debatte aus. Als Denkanstoss zielt er in die richtige Richtung. Andernorts kennt man Abgaben, die unternutzten Wohnraum verteuern, oder Tauschbörsen, die den Wohnungswechsel vereinfachen An Ideen mangelt es also nicht.

5.Bauland mobilisieren

Der Mangel an Bauland wird gerne als UrsachedesWohnungsmangelsbeklagt.Obwohl davon mancherorts genügend vor-

handen ist, liegt ein Teil entweder am falschen Ort oder ist nicht verfügbar, weil es gehortet wird, also Grundstücke betrifft die der Bauzone zugewiesen, erschlossen und baureif sind, aber nicht innerhalb angemessener Frist überbaut werden. Statt fortwährend neues Bauland einzuzonen, soll solches Bauland «mobilisiert» werden, also tatsächlich bebaut werden Einzelne Kantone haben bereits Massnahmen gegen die Baulandhortung eingeleitet, und zwar nicht nur für unbebaute, sondern auch für unternutzte Parzellen die an zentralen, für die Innenentwicklung geeigneten Lagen liegen. Im Kanton St. Gallen werden diese «Schwerpunktzonen» genannt, im Kanton Wallis heissen sie «Entwicklungsperimeter»

6.Industrieflächen wandeln

Laut Schätzungen existieren landesweit rund 400 ehemalige Industrieareale. Insgesamt umfassen diese nicht mehr genutzten Gewerbeflächen 17 Millionen Quadratmeter Land Etwa 80 Prozent davon liegen in urban geprägten gut erschlossenen Lagen des Mittellands. Die Transformation solcher Flächen in Wohnraum ist allerdings komplex. Oft sind es die bauzonenspezifischen Rah-

menbedingungen, die eine gewünschte Nutzung der Bestandsgebäude (vorerst) nicht zulassen. Ältere wenig isolierte Industriegebäude weisen häufig eine schlechte Energiebilanz auf und verursachen hohe Betriebskosten. Bis ein Umbau oder ein Abriss mit Neubebauung möglich wird, vergeht viel Zeit mit hohen Leerständen und fragilen Zwischenlösungen. Aber: Zahlreiche erfolgreiche Entwicklungen solcher Areale zeigen: Das Potenzial ist enorm. Es wartet nur darauf, genutzt zu werden.

7.Bewilligungsverfahren vereinfachen

Am sogenannten runden Tisch, an den Bundesrat Guy Parmelin die Interessenverbände der Immobilienwirtschaft mehrmals geladen hatte, kamen auch die komplexen, langwierigen und zum Teil widersprüchlichen Planungs- und Bewilligungsverfahren zur Sprache. Einig war man sich, den Behörden für die Einhaltung von Fristen verpflichtende Vorgaben zu machen und genügend Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Private Akteure sollen dabei unterstützt werden, die nötigen «Unterlagen solide und konform vorzulegen und so zu einem robusten, verlässlichen Verfahren

beizutragen». Wo möglich sollen Planung und Bewilligung von Bauvorhaben mit digitalen Verfahren vereinfacht und beschleunigt werden.

8.Einsprachen zurückdrängen

Auch wenn sie häufig der Optimierung von Projekten dienen, wird hierzulande die Möglichkeit, Bauvorhaben mittels Rekursen zu verhindern oder zu verzögern, zu rege genutzt. Einsprachen werden denn auch als fünfte Landessprache bezeichnet. Die ZKB schätzt, dass deswegen im Schnitt jede zehnte geplante Wohneinheit, rund 4000 pro Jahr, nicht realisiert werden kann. Regierung und Parlament wollen deshalb die Hürden für Verhinderer höher setzen, etwa durch die Einschränkung der Rechte auf schützenswerte Interessen oder Gebühren für Einsprachen. Idealerweise trägt dies dazu bei, dass sich Rekurse auf die wesentlichen Punkte fokussieren.

9.Systembau fördern

Wo schneller und günstiger gebaut werden kann, entsteht innerhalb kurzer Zeit zusätzlicher, hoch willkommener Wohnraum. Ein Hebel hierzu ist der sogenannte Systembau, der mit vorgefertigten Elementen und Modulen und grösseren Stückzahlen arbeitet. Dank der Fortschritte im Brandschutz eignen und rechnen sich hierfür insbesondere Holzkonstruktionen Gegenüber der konventionellen Massivbauweise mit ihrem hohen Personal- und Materialeinsatz ist der Fertig- oder Systembau, bei dem vorgefertigte und gerade rechtzeitig auf die Baustelle gelieferte Teile nur noch zusammengesetzt werden, deutlich überlegen. Unter dem Strich bleiben die Baukosten je Einheit deutlich tiefer 10.Wohnbau unterstützen

Direkte staatliche Wohnbauförderung gab es in der Schweiz bis in die Nullerjahre. Nun werden Stimmen lauter, diese Stützmassnahme zu reaktivieren. Indirekt fördern Bund, Kantone und Gemeinden den gemeinnützigen Wohnungsbau durch die (vergünstigte) Abgabe von Bauland, durch den Fonds de Roulement, dank dem sich Bauträger günstiger finanzieren können, und durch Vorgaben bei Umzonungen und an Projektentwicklungen. Weitergehende Vorschläge, die an manchen Orten bereits umgesetzt werden, sehen Vorkaufsrechte vor für Städte und Gemeinden, Fonds für Land- und Liegenschaftskäufe oder direkte Subventionen an Bauvorhaben, die zusätzlichen Wohnraum schaffen.

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Aufwertung bestehender Gebäude – ein Sinnbild für die Metamorphose der Stadt.

Zukunft des Einfamilienhauses: Ein Modell am Scheideweg

Trotz ökologischer und finanzieller Bedenken halten viele Schweizerinnen und Schweizer am Traum vom Einfamilienhaus fest. Eine tiefer gehende Analyse zeigt die wichtigsten Fakten zu diesem besonderen Markt auf und beleuchtet die Hintergründe Von Marius Leutenegger

Mit dem Einfamilienhaus ist es ein bisschen wie mit James Bond: berühmt für einen unverwechselbaren Stil, aber nach und nach aus der Zeit gefallen. Einfamilienhäuser verbrauchen eine Menge an Ressourcen und Boden – das passt schlecht ins Hier und Jetzt, wo Verdichtung wegen des Bevölkerungswachstums als unbestrittenes Gebot gilt. Einfamilienhäuser haben pro Person, die darin wohnt, mehr Oberfläche und einen grösseren Unterhaltsbedarf als Mehrfamilienhäuser Sie stehen und entstehen oft am Rand von Siedlungen was zu längeren Wegen und mehr Verkehr führt. Ergo: Der CO2-Fussabdruck eines Einfamilienhauses ist viel zu gross und verschärft zudem die Zersiedlung, die seit Jahren in der Kritik steht. Und das Sündenregister des Einfamilienhauses liesse sich fast beliebig verlängern

Mit Abstand

begehrteste

Wohnform

Dennoch – und auch hier ist das Einfamilienhaus durchaus mit James Bond zu vergleichen – bleibt die Faszination bestehen, trotz aller Gegenargumente. Das zeigt die Wohntraumstudie, mit der die Versicherungsgesellschaft Helvetia und der Hypothekenvermittler MoneyPark jährlich die Zufriedenheit und die Wünsche der Schweizer Bevölkerung hinsichtlich Wohnen erkunden In der aktuellen Ausgabe äusserten sage und schreibe 53 Prozent aller Befragten, das freistehende Einfamilienhaus sei ihr grösster Wohntraum Warum diese Wohnform so begehrt ist, liegt auf der Hand: Im Einfamilienhaus ist man König oder Königin über ein kleines Reich, das man mit niemandem teilen muss und in dem einen niemanden stört, das viel Gestaltungsspielraum lässt und das erst noch über vielfältig nutzbaren Aussenraum verfügt. My home is my castle – das scheint dem Menschen eindeutig näher zu liegen als die Mietkaserne, zu der sich nicht so einfach eine emotionale Bindung aufbauen lässt. Zudem gilt ein Eigenheim als gute Wertanlage. Und da wir alle das Bauerngen in uns haben, schätzen wir den Gedanken, unseren Nachfahren einmal eine Art Hof überlassen zu können.

Immer exklusiver

Allerdings bleibt der Traum vom eigenen Haus heute für die allermeisten Menschen Schaum. Weniger als 20 Prozent aller Haushalte der Schweiz leben in einem Einfamilienhaus, und daran wird sich vor allem aus Kostengründen wohl nicht mehr viel ändern. «Im Vergleich zur Situation vor 20 Jahren, als sich noch 60 Prozent der Haushalte ein mittleres Objekt leisten konnten, sind es heute nur noch 15 Prozent», kommentiert die UBS eine ihrer Studien zu Wohnmarkttrends Diese Aussage bezieht sich generell auf Eigenheime, schliesst also Eigentumswohnungen mit ein Ein freistehendes Einfamilienhaus ist noch viel exklusiver, theoretisch haben nur noch 3 Prozent

Ein privater Rückzugsort im Grünen: Ein Lebensstil, der immer exklusiver wird.

der Haushalte ein genügend hohes Einkommen um sich ein solches leisten zu können. Die entsprechende Rechnung lautet so: In den letzten 20 Jahren stiegen die Preise für Einfamilienhäuser um durchschnittlich 3,4 Prozent pro Jahr – das kommt über die ganze Zeit nahezu einer Verdoppelung gleich. Als Richtwert für das Durchschnittshaus gilt heute 1,25 Millionen Franken, natürlich mit enormen regionalen Unterschieden. Um sich die Hypothek dafür leisten zu können, braucht es – bei 20 Prozent Eigenmitteln – ein Haushaltseinkommen von rund 200000 Franken.

Kurzum: Wer im freistehenden Einfamilienhaus wohnen will muss entweder bereits ziemlich vermögend oder

ein Spitzenverdiener, eine Spitzenverdienerin sein. Von diesen Leuten gibt es aber offensichtlich genug: Die Nachfrage nach Einfamilienhäusern bleibt ungebrochen. Zwischen September 2023 und 2024 kamen gemäss «Online Home Market Analysis» des Immobilienportals Immoscout24 rund 75000 Einfamilienhäuser auf den Markt, von schweizweit insgesamt etwa einer Million solcher Objekte. Das waren 36 Prozent mehr als ein Jahr zuvor Ein Grund für das kurzzeitige Plus an Angeboten war die Beruhigung an der Zinsfront: Viele Eigentümerinnen und Eigentümer hatten mit dem Verkauf zugewartet, bis die Hypotheken wieder sanken – und Immobilien dadurch wieder begehrter und teurer

wurden. Doch der Markt sog die kleine Schwemme an Einfamilienhäusern wie ein Schwamm auf: Die Inserate auf Immoscout24 blieben durchschnittlich nur 13 Prozent länger hochgeschaltet als üblich, dann waren die neuen Besitzerinnen und Besitzer gefunden. Auch wenn sich nur ein kleines Segment der Bevölkerung Einfamilienhäuser leisten kann, bleibt die Nachfrage nach solchen Immobilien hoch Das hat auch damit zu tun, dass in der Schweiz tendenziell immer weniger Einfamilienhäuser gebaut werden. Von 2012 bis 2021 sank die Zahl jährlich neu erstellter Einfamilienhäuser von fast 9000 auf weniger als 5400 Der Grund dafür ist, dass der Bodenpreis massiv gestiegen ist. Es lohnt

Heute können sich nur noch 15 Prozent der Haushalte ein Einfamilienhaus leisten.

sich deshalb eher, auf einer Parzelle ein grosses Gebäude mit Stockwerkeigentum oder Reihenhäuser zu errichten–falls das überhaupt möglich ist, denn viele der klassischenEinfamilienhausquartierebefindensichinderWohnzoneW2,unddort darf höchstens zweigeschossig gebaut werden. Wird ein Stück Land vererbt, ist es einem Geschwister mittlerweile oft nicht mehr möglich, die anderen auszubezahlen und darauf ein eigenes Haus zu bauen. Immer häufiger auch werden freistehende Einfamilienhäuser abgerissen und durch mehrere Bauten ersetzt Das alles hat zur Folge, dass Einfamilienhäuser noch rarer, noch prestigeträchtiger–und damit noch teurer werden.

Vom Traum verabschieden?

Daran werden auch kurzzeitige Entwicklungen nicht viel ändern. Seit bald einem Jahr gibt es immer wieder Hinweise, dass die Preise für gewisse Immobilien – darunter auch Einfamilienhäuser – nicht mehr so stark steigen wie in der Vergangenheit. Berücksichtigt werden muss dabei aber die regionale Verteilung Es gibt tatsächlich Gegenden, wo man noch relativ günstig an ein Haus kommt. Der Grund dafür ist ganz einfach der dass aufgrund der unattraktiven Lage die Nachfrage klein ist. Und selbst wenn der Preis für ein Einfamilienhaus in den Ballungszentren um ein paar Prozent sinken sollte, bleibt es für Normalos unerschwinglich. Das ist aber keine neue Erkenntnis. Es ist bereits zehn Jahre her dass Köbi Gantenbein, der Gründer der Architekturzeitschrift «Hochparterre» und einer der meistbeachteten Kritiker der baulichen Entwicklung der Schweiz, in einem Interview festhielt: «Die Schweizer müssen sich vom HüsliTraum verabschieden.» Müssen sie das? Träumen darf man, und für den einen oder die andere wird der Traum ja auch tatsächlich in Erfüllung gehen. Aber dass sie ihre Kinder dereinst im freistehenden Einfamilienhaus aufziehen werden, davon sollten junge Leute heute nicht mehr ausgehen.

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Die 10-Millionen-Marke wird zur Herausforderung

Die Nachfrage nach Wohnraum steigt, doch zugleich verharrt der Neubau auf tiefem Niveau: Immobilienökonomen erklären die Konsequenzen restriktiver Vorschriften auf den Wohnungsmarkt. Von Jürg Zulliger

DieSchweizerWohnbevölkerung wächst schneller als erwartet. Die 10-MillionenMarke ist nicht mehr allzu weit entfernt. Allein letztes Jahr verzeichneten wir eine Zunahme von rund 150000 Personen – eine Grössenordnung wie zuletzt in den 1960er Jahren. Zum Teil handelt es sich dabei um einen Sondereffekt, weil UkraineFlüchtlinge nach einer gewissen Zeit zur Wohnbevölkerung gezählt werden. Auch die neuesten Trends zeigen aber dass das Wachstum nach mehr Wohnungen verlangt. Doch die Wohnungsproduktion liegt mit gut 40000 Einheiten pro Jahr weit unterdenSpitzenwerten wiesieimBoom der 1970er Jahre erzielt wurden. Damals kannten die Baugesetze noch wenig Einschränkungen, und es gab noch mehr als genug Reserven an preisgünstigem Bauland. Was passiert aber, wenn die Nachfrage überdurchschnittlich stark ausfällt und das Angebot auf dem Wohnungsmarkt zu knapp bleibt? Dabei müssen wir uns vergegenwärtigen, dass heute nicht mehr

Der Wohnungsneubau erreicht nicht mehr das Niveau früherer Boomjahre

Neubauwohnungen pro Jahr 1970–2024 (linke Skala) Leerwohnungsziffer (rechte Skala)

ohne Weiteres zusätzliches Bauland für NeubautenzurVerfügunggestelltwerden kann. Die meisten Richtpläne der Kantone, die die längerfristige Strategie vorgeben, lassen dies nicht zu oder erfordern

teilssogarRückzonungenvonLand «Eine höhere Nachfrage schlägt sich unweigerlich in höheren Bodenpreisen nieder», sagt dazu Frank Bodmer Ökonom und Privatdozent an der Universität Basel Da

der Produktionsfaktor Boden wesentlich ist für die Erstellung von Wohnraum, führt eine Teuerung beim Bauland selbstverständlichzuhöherenImmobilienpreisen und zu höheren Mieten. Soll der Auftrieb bei den Bodenpreisen limitiert werden,müsstemehrBaulandzurVerfügung gestellt werden. Denn: «Je grösser die AngebotsausweitungimVergleichzurgestiegenen Nachfrage, desto kleiner fällt der Anstieg der Preise aus, das ist die grundlegendeökonomischeLogik»,führtFrank Bodmer weiter aus. Er weist auch darauf hin, dass internationaleStudiendiesenuniversellenEffekt belegen:«Länder,diedieGrünzonenrund um die Städte streng schützen und das Angebot an Bauland trotz steigender Nachfrage nicht vergrössern, weisen einen höheren Anstieg von Immobilienund Bodenpreisen auf», fasst Frank Bodmerzusammen.LangewarinderSchweiz dagegen das Gegenteil der Fall. Die wachsende Bevölkerung siedelte sich hauptsächlich in den Agglomerationen der grossen Städte und auf dem Land an, wo Boden in genügender Menge erhältlich war und die Preise entsprechend er-

schwinglich blieben In zahlreichen Schweizer Städten, insbesondere in Winterthur Zürich und Basel, konnte in den letzten Jahrzehnten zudem das Angebot auf dem Wohnungsmarkt deutlich verbessert werden, weil grosse Industrieareale umgenutzt werden konnten.

Reserven in den Bauzonen

DieseReservengehennunallerdingsnach Einschätzung der meisten Expertinnen und Experten zur Neige. Seit dem neuen Raumplanungsgesetz von 2014 liegt der Fokus in der Schweiz auf der InnenentwicklungderStädteundderbestehenden Siedlungsgebiete. Im Prinzip könnte mit Verdichtung allein zusätzlicher Wohnraum für mehr als zwei Millionen Personen geschaffen werden, wie eine Studie von Wüest Partner für den Schweizerischen Städtebund gezeigt hat. Ob dieses zusätzliche Angebot in der Praxis aber innertnützlicherFristmobilisiertwerden könnte, ist eine andere Frage. Die berechneten Zahlen stellen aber oft nur Potenziale aus rein «technokratisch-planeri-

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NachhaltigkeitimBauwesen:

WieBetonKreislaufwirtschaft und CO2-Reduktionvereint

In derheutigen Bauwirtschaft wirdNachhaltigkeitimmer wichtiger.RessourcenschonendesBauen und dasSchliessen vonMaterialkreisläufensindzentraleElementedieses Wandels.Besonders Betonspielt dabei eine Schlüsselrolle, da er nicht nurvollständig recycelbar ist,sondern auch als CO2-Senkedienen kann.

Schonung wertvoller Ressourcen undkurze Transportwege

Beton ist ein vielseitiger Baustoff,der seitJahrhunderten im Bauwesen verwendetwird. Was viele jedochnicht wissen: Beton lässtsich– im Vergleichzuanderen Baustoffen, diethermisch verwertetwerden müssen –nahezu vollständig recyceln.Durch den Einsatz recycelterGesteinskörnungen in Beton können wertvolleRessourcengeschont undStoffkreisläufe werterhaltend geschlossen werden. Woher stammen dieRessourcen? DieseGesteinskörnungen stammenaus rückgebauten Gebäuden und anderen Betonbauten,die zerkleinertund wiederverwertet werden. Ein entscheidender Vorteil für Bauprojekteinder Schweiz ist, dass das gesamte Material lokalgewonnen und weiterverarbeitet wird. Diesführt nicht nur zu einer Schonung derRessourcen, sondern auchzuerheblichreduzierten Transportwegen und verhindert die Belastungder sonst schon stark belasteten Infrastruktur. Dadurch werden nichtnur Kostengesenkt, sondernauchCO2Emissionen, die bei langen Transportenanfallen würden, deutlichvermindert

Hochwertig, nachhaltigund wettbewerbsfähig

Ein Vorurteil gegenüberBeton mitrecycelter

Gesteinskörnungist dervermeintliche Qualitätsverlust. Diese Bedenken sind jedochunbegründet. Recyclingbeton,der sowohl primäre als auch sekundäreGesteinskörnungenenthält, erfüllt insbesondereimHochbaudie gefordertenEigenschaften zuverlässig. Dies zeigt, dass nachhaltiges Bauenmit Recyclingbeton ohne Qualitätseinbussen möglichist und zugleichRessourcenschont.Auchpreislichbleibt der Beton durchdas Beimischenvon sekundärenGesteinskörnungen wettbewerbsfähig und kann zusätzlich nochindie Lage versetzt werden,CO2 aktiv zu speichern.

Der Kreislaufgedankeinder Praxis Bei Bauprojekten sollten Bauherrenund Planer prüfen, ob bestehendeStrukturenerhalten und Gebäude umgenutztwerdenkönnen. Betonstrukturenzeichnensichdurch ihreLanglebigkeit undRobustheit aus, waseine Umnutzung vonGebäuden möglichmacht. IsteineUmnutzung jedochnicht möglich, muss dasGebäude rückgebaut werden.Dabei falleninder Schweiz jährlich ungefähr 7,5MillionenTonnen Betonabbruch an.Obwohldiese Menge nicht ausreicht, um dengesamten Betonbedarf in derSchweiz zu decken, istdas recycelte Material wertvoll,da es nahezu vollständig wiederverwertet werden kannund somitden Bedarf an Primärmaterial,

alsoneuer Gesteinskörnungen und den Bedarf an Deponieraum reduziert.

Erfolgreiche Beispiele: Papieri-Areal und «LäbeimBurgereziel» Ein exemplarisches Projektfür den Einsatzvon Beton mitrezyklierter Gesteinskörnung istdas Papieri-ArealinBiberist. Künftig wird dasAreal zueinemZentrum für Gewerbeund Industrie ausgebaut, wobei ein Teil neu erstelltund ein Teildes Bestands dank robusten Tragstrukturen aus Betonumgenutztund somit erhalten bleibenkann.

Aufdem ehemaligen Industriearealmit 260000 m² Fläche undrund zwei Millionen KubikmeternRaumvolumen wurdeder rückgebaute Beton vorOrt zerkleinert und fürdie Wiederverwertung aufbereitet. Durch eine mobile Speicheranlagekonnte CO2 im recycelten Material aktiv gebunden werden –etwa10kgproTonne Gesteinskörnung.Das CO2 stammt aus einer Kläranlage im Raum Bern und bleibt durcheinechemische Reaktion permanentinder rezykliertenGesteinskörnung gebunden Ein Teil diesesinBiberist aufbereiteten Materials wirdgleichwiedervor Ort als neuerBeton eingesetzt. DerRest wird für Projekte in dernahenUmgebungeingesetzt

Einweiteres innovativesBeispiel istdas Stadterneuerungsprojekt «Läbe im Burgereziel» in

Bern, realisiert vonder Immobilienentwicklerin Losinger Marazzi. Es zähltzuden erstenWohnbauprojekteninder Schweiz, beidem diese Technologie der aktiven CO2-SpeicherunginrezyklierterGesteinskörnung zur Anwendung kam. Die Kombination ausrezyklierter Gesteinskörnungund der aktivenCO2-Speicherung bringt nicht nurRessourceneinsparung mitsich, sondern führt auch zu einem Betonmit gleichwertigenstatischenEigenschaften.

Nachhaltiges Bauenals Zukunftsmodell DerEinsatz vonBeton mitrecycelter Gesteinskörnung istein wesentlicherSchritt hinzueiner nachhaltigen Bauwirtschaft.ErschontRessourcen, reduziertBauabfälle und trägtzur Senkung vonCO2-Emissionen bei.Die Zukunft liegt in der konsequentenWeiterentwicklung dieserTechnologien,wie siebereits in Projekten wiedem Papieri-Areal und dem BurgerezielinBernumgesetzt werden.Mit lokal gewonnenen Materialienund innovativenAnsätzen bietensolche Bauprojektesowohl ökologische alsauchwirtschaftlicheVorteile,die Investoren eine attraktive Möglichkeitbieten, in nachhaltige und zukunftsorientierte Bauvorhabenzuinvestieren.

beton2030.ch

Beim Projekt «LäbeimBurgereziel» wurde Beton mitrecyceltemBetongranulat und gespeichertemCO2 verwendet.
Bild: Losinger Marazzi.

scher Sicht» dar so Bodmer In der Praxis sei das Angebot unter den bestehenden RegelnderRaumplanungundderZonenordnung zu wenig flexibel

Christian Hilber, Professor für Economic Geography an der London School of Economics und der Universität Zürich, hältdazufest:«RaumplanungunddieEinteilung von Stadtgebieten in unterschiedliche Nutzungen sind zwar unerlässlich.»

DochwennPlanungsbeschränkungendas

Wachstum einfrieren und Grünzonen um jeden Preis schützen, treibt dies die Landpreise und Mieten in die Höhe. Eine Studie zu englischen Städten zeigt, dass Immobilienpreiseohnejeglicheplanungsrechtliche Beschränkungen um durchschnittlich 35 Prozent niedriger wären. Dasselbe Phänomen lässt sich in Städten wie Zürich und Genf beobachten. «Wenn das Siedlungsgebiet nicht wachsen kann, steigen die Preise. Das ist ein universelles Prinzip», fügt Hilber hinzu

Der Experte warnt nun aber davor, dass die Schweiz längerfristig mit ähnlichen Problemen konfrontiert sein könnte wie Grossbritannien und speziell London. Derzeit sind die Mieten in der Schweiz alles in allem durchaus tragbar Laut Hilber geben viele Schweizer Haushalte nicht mehr als rund 20 Prozent ihres EinkommensfürdasWohnenaus.MitderErschwinglichkeit sieht es in Grossbritannien aber deutlich schlechter aus «In London muss ein Durchschnittsbürger etwa 50 Prozent des Einkommens für die Miete ausgeben», sagt Hilber Das hat zur Konsequenz, dass sich zum Beispiel jüngere Menschen und Haushalte mit tiefem Einkommen das Leben in der Stadt nicht mehr leisten können.

Parallel zu einer solchen Entwicklung gibt es viele Fälle, wie etwa diese: 35-jäh-

In

rige Erwachsene wohnen im Haus ihrer Eltern, weil sie sich die Preise auf dem Wohnungsmarkt nicht leisten können

Viele berufstätige Leute sind frustriert, weil sie zwar 100 Prozent arbeiten, aber dasEinkommendochnichtreicht,umein Leben in London oder allgemein im teuren Südosten des Landes finanzieren zu können. Hinzu kommen viele weitere unerwünschte Effekte: Von allen entwickel-

ten Nationen hat kaum eine andere ein derart gravierendes Problem mit Obdachlosigkeit wie Grossbritannien. Klar ist auch, dass sich angesichts der ungenügenden Wohnungsproduktion und hoher Preise kaum jemand die eigenen vier Wände leisten kann. «Die Schweiz steht am Scheideweg», so das Fazit von Christian Hilber Es wäre einer der grössten Fehler wenn

Faltscherenläden. Design trifft Individualität.

sich die Schweizer Baugesetze und das System der Raumplanung in Richtung englische Verhältnisse entwickeln würden. Tatsache ist schon heute, dass das Schweizer Raumplanungssystem weniger flexibel ist als noch vor 15 oder 20 Jahren. Die Grün- und Freiflächen an den Stadträndern, wo Wohnraum sehr gefragt ist, sind weitgehend geschützt. Und meist sind weder Kantone noch

Städte und Gemeinden willens über neue Einzonungen von Bauland zu diskutieren. Wobei schon allein die Frage offen ist, ob sich politische Mehrheiten dafür finden würden. Denn es gibt einen breiten Konsens, dass die sogenannte Innenentwicklung der Städte und der schon bestehenden Bauzonen absolute Priorität hat. «Wenn diese Innenentwicklung aber nicht gelingt, droht der Schweiz eine Krise der Erschwinglichkeit von Wohnraum», analysiert Christian Hilber weiter

Die Stadt der Ökonomen

Aus Sicht der Immobilienökonomen ist dabei vor allem eines wichtig: Die Politikerinnen und Politiker aber auch die zuständigen Behörden und die Raumplaner müssen zur Kenntnis nehmen, dass Einschränkungen der Bautätigkeit und jede Art von Restriktionen mit Kosten verbunden sind. Natürlich hat es einen hohen Stellenwert, kulturhistorisch wertvolle Ortsbilder zu schützen. Und viele Menschen haben nach wie vor eine Präferenz, in Wohnzonen zu leben, wo eben nur zwei oder drei Geschosse zulässig sind und die Baugesetze Hochhäuser nicht zulassen. Dabei darf aber nicht einfach ausser Acht gelassen werden, dass diese Beschränkungen immer auch Effekte auf die Immobilienpreise und die Mieten haben. Es ist dies eine grundlegende Erkenntnis, die sich mit Daten in verschiedenen Ländern und Städten immer wieder bestätigt: Wenn die Städte weder in die Höhe noch in die Breite wachsen können, wird sich ein immer grösserer Teil der Bevölkerung die Wohnkosten nicht mehr leisten können.

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London geben viele Menschen die Hälfte des Einkommens für die Miete aus.

Herr Wyss, Sie wechselten aus einer anderen Branche zu Implenia Üben Sie als Konzernchef hauptsächlich eine Managementfunktion aus, oder haben Sie sich auch in spezifische Fachthemen der verschiedenen Geschäftsfelder eingearbeitet?

ANDRÉ WYSS: Schon bei Novartis habe ich als Leiter der weltweiten Produktion grosse Anlagen und auch Forschungsbauten realisiert, das Gebiet war also nicht ganz neu. Um strategische Unternehmensentscheide treffen zu können, aber auch für Kundengespräche, muss sich ein CEO immer gezielt und laufend neu in Fachthemen einarbeiten können. Dafür greife ich jeweils auf die umfassende Kompetenz und Erfahrung unserer Expertinnen und Experten zurück

Die Baubranche und Projektentwicklungen stehen weltweit vor grossen Herausforderungen Wie schätzen Sie die aktuelle Lage in der Schweiz ein?

Die Megatrends Bevölkerungswachstum, Urbanisierung Energiewende und Investitionen in neue oder modernisierte Verkehrsinfrastruktur treiben die Nachfrage an. Auch in einem herausfordernden Marktumfeld sind grosse Immobilienprojekte an attraktiven urbanen Lagen gefragt. Zudem werden spezialisierte Gebäude für Wachstumsbranchen wie Gesundheit, Forschung und Entwicklung oder Daten- und Logistikzentren stark nachgefragt. Es besteht auch grosser Bedarf nach Tiefbau-Infrastruktur für den Bahn- und Strassenverkehr sowie für die Energieproduktion und deren Verteilung. Die Teuerung und die Zinsen gingen in den letzten Monaten zurück, die Anzahl Baugesuche nimmt in der Schweiz wieder zu Wir sind also sehr zuversichtlich.

Sind wir in der Schweiz darauf vorbereitet, um mit der technischen Entwicklung und dem dynamischen Wachstum Schritt zu halten?

Implenia schon! (lacht) Wir sehen den Bedarf Mit unserem integrierten Leistungsangebot haben wir uns auf grosse, komplexe Projekte im Bereich Immobilien und Infrastruktur spezialisiert. Was ist also konkret zu tun?

Wohnraum für die wachsende Bevölkerung muss vor allem in den Städten geschaffen werden. Im Fokus sind Verdichtung die Anpassung des Altbestandes an die modernen Bedürfnisse sowie energetische Sanierung. Um das zu ermöglichen, müssen alle Beteiligten, also Investoren, Politik und Behörden, Bauunternehmen sowie weitere Gruppen eng zusammenarbeiten Bau- und Zonenpläne sowie weitere Regulierungen sollten angepasst und Bewilligungsprozesse vereinfacht werden. Gleichzeitig muss die Verkehrsund Energieinfrastruktur ausgebaut und vielerorts modernisiert werden, um die Bedürfnisse der wachsenden Bevölkerung und auch die Anforderungen der Energiewende abzudecken

Welches Ihrer aktuellen Bauvorhaben ist Ihnen besonders wichtig? Sind Sie kürzlich mit dem Auto durch den Gotthardtunnel gefahren? Dort baut Implenia in einer Arbeitsgemeinschaft die zweite Röhre des Strassentunnels. Das ist anspruchsvolle und komplexe Verkehrsinfrastruktur

«Partikuläre Interessen verzögern und

Der Druck auf die Baubranche wächst: Mehr Wohnraum in den Städten und die Modernisierung der die Herausforderungen durch die Baubürokratie, und er spricht über Ästh

für die Zukunft. Dieser eindrückliche Tunnel trägt langfristig zur Verbesserung der Sicherheit des Strassenverkehrs auf der vielbefahrenen Nord-SüdAchse bei. Bei Immobilien sind es nachhaltige und spezialisierte Bauten wie beispielsweise der Neubau «Dreiklang» des Kantonsspitals Aarau wo wir den derzeit grössten Spitalneubau der Schweiz erstellen. Dabei werden Flächen konsolidiert und Abläufe für Personal und Patienten optimiert.

Bauen wir aber nicht oft zu teuer und zu perfekt? Schweizerinnen und Schweizer müssen zunehmend länger sparen, um sich ein Eigenheim leisten zu können Für viele bleibt dieser Traum unerreichbar

An attraktiven, urbanen Lagen und in Agglomerationen sind die Nachfrage nach Wohnraum und damit die Preise hoch weil die meisten Menschen dort leben wollen und die Wohnfläche pro Person steigt. In ländlicheren Gebieten gibt es auch in der Schweiz noch erschwinglichere Eigenheime und Wohnungen. Der Preis hat – wie immer – mit Angebot und Nachfrage zu tun. Teuer wird das Bauen bei sehr individuellen, erhöhten Anforderungen an die Nutzung

«An attraktiven Lagen sind die Preise hoch, weil die meisten Menschen dort leben wollen.»

und die Qualität. Verdichtetes, modulares und industrialisiertes Bauen hat viel Potenzial für Skalierung.

Was meinen Sie mit Skalierung –können Sie dies konkret ausführen?

Eine industrialisierte, modulare Bauweise lässt sich leichter und damit auch kostengünstiger auf andere, ähnliche Projekte übertragen. Für bestimmte Nutzungen, zum Beispiel Hotels, Best Age-Living, studentisches Wohnen oder sozialen Wohnungsbau können so eigentliche Immobilienprodukte entwickelt werden. Durch diese Standardisierung lassen sich die entsprechenden Immobilien an unterschiedlichen Standorten rascher und günstiger realisieren.

Bautätigkeiten bewegen sich heute in einem Spannungsfeld: Städte wollen zum einen ihr Gesicht und ihre Identität bewahren – Stichwort Denkmalschutz. Zum anderen brauchen wir dringend mehr Wohnraum Welche Lösungsansätze sehen Sie?

Es gibt durchaus Möglichkeiten, in städtischen Gebieten durch Verdichtung neuen Wohnraum zu erstellen. Das kann, muss nicht immer Abriss und Neubau bedeuten. Geschickte

Sanierungen – etwa mit Aufstockungen – verändern das Stadtbild oft weit weniger Wie erwähnt, braucht es dafür aber eine partnerschaftliche Zusammenarbeit aller Beteiligten, und insbesondere die Politik ist gefordert, um die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Die Schweiz hat zudem eine grosse Tradition und hervorragende Köpfe in Architektur und Städtebau –gute gestalterische Lösungen können zur positiven Weiterentwicklung städtischer Identitäten beitragen.

Viele Bauherren ob privat oder professionell, beklagen die Baubürokratie und die immer strengeren Regulierungen. Ist die Situation wirklich so problematisch, oder gibt es Projekte und Standorte, an denen effizienter und einfacher gebaut werden kann?

Es ist richtig Beschwerdemöglichkeiten und Auflagen stehen der Umsetzung von guten Projekten oft im Weg oder verzögern sie. Beim Lärmschutz beispielsweise sind die Auflagen in den Städten sehr streng. Dabei gibt es zum Beispiel Menschen, die wegen der guten Verkehrsanbindung neben einen Bahnhof ziehen und dafür mehr Lärm in Kauf nehmen würden. Zudem kann mit neuen Technologien und Materialien bereits sehr guter Lärmschutz erzielt werden. Da wünschen wir uns also mehr Flexibilität. Zudem müssen die Verfahren vereinfacht und beschleunigt werden. Deregulierung und vermehrt auch partizipative Verfahren bei grösseren Projekten wären förderlich.

Bauen ist nach wie vor eine personalintensive, manuelle Arbeit Welche Möglichkeiten sehen Sie mit dem technischen Fortschritt?

Ich sehe viele Möglichkeiten, Effizienz und Qualität zu steigern sowie zugleich Ressourcen zu sparen also nachhaltiger zu bauen. Stichworte sind zum Beispiel digitales Bauen mit Building Information Modeling (BIM) und der Einsatz von Lean Construction-Methoden Mit BIM erstellen wir bereits in der Initiierungs- und Planungsphase digitale Zwillinge, die nach der Ausführung an den Bauherrn übergeben und im Betrieb genutzt werden Alle haben so in Echtzeit Zugriff auf dieselben Informationen und die Daten sind durchgängig. Das verbessert die Zusammenarbeit, minimiert Fehler und reduziert Nacharbeiten. Zudem ermöglicht BIM eine präzisere Kosten- und Zeitplanung sowie die

Zur Person

André Wyss absolvierte bei Sandoz (heute Novartis) eine Chemikanten-Lehre. Weiter studierte er Wirtschaftswissenschaften an der HWV und stieg ab 2014 in die Konzernleitung von Novartis auf. 2018 wurde Wyss CEO der Implenia-Gruppe Der international tätige Baukonzern zählt rund 9000 Mitarbeitende, die 2023 einen Umsatz von 3,6 Milliarden Franken erwirtschafteten. Per Ende März 2025 wird der bekannte Manager als Konzernchef von Implenia zurücktreten und in den Verwaltungsrat der SBB wechseln. Ein Jahr später soll er dessen Präsidium übernehmen.

Seit 2018 lenkt André Wyss die Geschicke des Baukonzerns Implenia mit rund 9000 Mitarbeitenden.

können Projekte stark d verteuern»

Infrastruktur sind gefragt. Der Implenia-Chef André Wyss gibt Einblicke in bedeutende Projekte, hetik in der Architektur sowie die Erschwinglichkeit von Eigenheimen.

gesamte Realisation möglichst «lean» zu koordinieren. Auch in standardisierten Immobilienprodukten und durch modulares Bauen mit einem hohen Grad an industrieller Vorfertigung sehe ich grosses Potenzial. Schliesslich hält künstliche Intelligenz (KI) Einzug und ermöglicht es, auf der Basis grosser Datenmengen zahlreiche aufwendige Schritte zu vereinfachen und mit mehr Szenarien bessere Entscheide zu fällen.

Viele machen sich Sorgen, dass sie die Schweiz in 15 oder 20 Jahren nicht mehr wiedererkennen werden Initiativkomitees und Verbände sammeln vielerorts Unterschriften gegen Neubauten Hochhäuser und Verdichtungen. Verstehen Sie diese Bedenken, oder sind sie in der Praxis eher hinderlich? Es braucht den Bedürfnissen der Menschen entsprechende Wohnungen am richtigen Ort. Menschen ziehen in die Städte, gleichzeitig will man keine

weitere Zersiedelung. Verdichten – das kann in die Höhe oder in die Tiefe sein – ist daher ein guter Ansatz. Partikuläre Interessen von unterschiedlichen Anspruchsgruppen können Bauprojekte stark verzögern und damit auch verteuern. Mitspracherechte sind Teil unserer Demokratie und wichtig für unser Zusammenleben als Gesellschaft. Der Dialog mit den Anspruchsgruppen ist daher ein zentraler Erfolgsfaktor für Bauprojekte. Eigentümer Mieter, Investoren, Politik, die öffentliche Hand, Stadtplaner, Verkehrsexperten Entwickler Baudienstleister müssen gemeinsam nach Lösungen suchen, damit Wohnraum und auch Infrastruktur für künftige Generationen gebaut werden kann.

In der Schweiz gibt es unterschiedliche Meinungen darüber was gutes Bauen und gute Architektur ausmacht. Manche Kritiker sagen, es werde zu oft ohne

«Menschen ziehen in die Städte, gleichzeitig will man keine weitere Zersiedelung. Verdichten ist daher ein guter Ansatz.»

gestalterischen Anspruch gebaut Ist diese Kritik berechtigt? Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, das ist nicht nur in der Schweiz so Für uns stehen die Bedürfnisse der Kunden und schliesslich der Nutzerinnen und Nutzer von Immobilien und Infrastruktur im Zentrum. Ein Bauwerk muss so gestaltet sein, dass es dem Leben und Arbeiten, der Mobilität oder Versorgung der Menschen entspricht. Die reine Ästhetik ist ein Faktor von vielen, gute Bauten finden eine Balance zwischen Form und Funktion. Die Herstellung und Logistik bei Projektentwicklungen ist sehr aufwendig. Können Neubauten und Gesamtsanierungen überhaupt nachhaltig sein? Ja wir machen diese Erfahrung Gerade bei unseren eigenen Projektentwicklungen stellen wir diesbezüglich höchste Anforderungen. Es ist wichtig, hier Nachhaltigkeit von Beginn weg sehr

umfassend zu denken und in der Realisation sowie weit darüber hinaus zu handeln. So beziehen wir eine gesunde, durchmischte Nutzung ebenso ein, wie die Mobilität, die Energieversorgung und die gesamtheitliche Betrachtung der einzelnen Bauobjekte über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Die Investitionskosten sind möglicherweise etwas höher wenn nachhaltige Materialien und Technologien verwendet werden beim Bau. Später können aber durch tiefere Betriebskosten Einsparungen erzielt werden gegenüber einer herkömmlichen Bauweise. Ebenso integrieren wir Überlegungen zur Nutzungsänderung oder die Sanierung und den Rückbau. Wir haben auch immer mehr private sowie öffentliche Kunden, die hohe Anforderungen an die Nachhaltigkeit ihrer Immobilien oder Infrastrukturen stellen, die unsere Expertinnen und Experten in allen Phasen umsetzen können.d Interview: Jürg Zulliger Beton

Hypothek:Drumprüfe, wer sich ewig bindet.

Mit derStaffelungvon Festhypotheken in Tranchen mitverschiedenen Laufzeitenbegeben sich vieleHypothekarnehmendeineinelangjährige Abhängigkeitihres Finanzierungsinstituts.Die gute Nachrichtist,dass esAuswege gibt –wennauchnicht deneinen Richtigen, derfür alle passt.

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Beider Hypothekarberatung empfehlen vieleFinanzierungsinstituteeine Staffelung oder einSplitting vonFesthypotheken,wie dieseAufteilungin Tranchen auch genanntwird. Sieüberzeugen dieHypothekarnehmenden mitdem Argument,dassdurch eine zeitlicheStaffelungvon Festhypothekennicht dieganze Hypothek aufeinmalineiner Hochzinsphaseerneuert werden muss.Die Idee ist, dass nur einTeilder Hypothek zu ungünstigen Konditionenrefinanziertwerdenmuss undweitere Tranchen dann zu einem späteren Zeitpunktverlängertwerden können,wennsichdie Zinssituation anders darstellt. Dafürempfehlen sie mehrereJahre zwischen dieFälligkeitender einzelnenTranchenzulegen Eine gute Idee?Ehernicht

«Auchwenn dieSituation bei einer Hypothekarstaffelung aussichtslos erscheint, gibt es oftMöglichkeiten,sichaus der Verpflichtungzulösen.»

Staffelungals Instrument zurKundenbindung

Nehmen wirals Beispiel einjunges Paar,welches vorsechs Jahren zwei Hypothekartranchen zu sechsund zehn Jahren Laufzeit abgeschlossen hat. Dieerste Trancheläuft im kommendenSommeraus unddie zweite entsprechend erst vier Jahrespäter. Die Hausbank machtdem Paar für dieauslaufende Trancheein unattraktivesAngebot.Wieso?Ein Wechselzu einemanderen Anbieter istaufgrund derzweiten Tranchekaummöglich Denn einenAnbieterzufinden, der nureineTranche ablöst,ist schwierig, weil dieser damiteinen Rangrücktritt akzeptierenmuss. Mitder Staffelung der Festhypothek hatsichdas Paar in dieAbhängigkeitdes Finanzierungsinstitutsbegeben.Die Staffelung istdaherzumeist einInstrumentzur Kundenbindung undmacht nurinseltenen Fällen wirklich Sinn

Laufzeiten angleichen

ZumGlück gibt es Auswege: Dereinfachste, aber wohl nichtgünstigste: DasPaarverlängertdie auslaufende Tranchemit einerzwei- bisvierjährigenFesthypothekodereiner SaronHypothek,sodassnachAblaufder zweitenTranche zu einemneuen

Anbieter gewechselt werden kann

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Dabeidürfendie Tranchen eine Laufzeitdifferenzvon biszuzweiJahren aufweisenund können trotzdem auf einmal verlängert werden

Amortisation der auslaufenden Tranche

DasPaarkannseine Ausgangslage auch nutzen,umdie gesamteoder einenTeilder auslaufenden Tranche zu amortisieren.Mit einergeringeren Hypothekarsummetut einunattraktiverZinssatzweniger weh. DieAmortisation istübrigensaucheiner der wenigenGründe, weshalbein Splitting überhauptSinnmachenkann. Wenn dasPaarzum Beispiel nach wenigen Jahren einenErbschaftsvorbezug erwartet,kannesdiesenzur Amortisation einsetzenund eine zweite Tranchedarüber hinaus laufen lassen

Wechseltrotz Strafzahlung günstiger Eine weitereOptionbesteht darin, dass diebeidenberechnen,wie hoch diezubezahlendeVorfälligkeitsentschädigung ist, wenn siedie zweite Trancheimkommenden Sommer kündigen.Dafür gibt es im Internet spezielleRechner.Die Vorfälligkeitsentschädigungkannder Zinseinsparung durcheinen Anbieterwechsel gegenübergestelltwerden. Lässtesdie

Belehnungzu, lohntessichzuprüfen, ob dieVorfälligkeitsentschädigung über dieneueHypothekfinanziertwerdenkann. Erfahrungsgemäss lassen sich durcheinen Anbieterwechsel0.4 bis0.8 ProzentZinskosteneinsparen, wasdurchschnittlichrundCHF 3000 proJahrbedeutet. Dies istdie durchschnittliche Differenzzwischendem günstigstenAnbieteramMarkt und demDurchschnittszins allerAnbieter.

DasBeispielzeigt:Wer sich miteinem Hypothekarsplittingandas Finanzierungsinstitutbindet, zahltdrauf.Kein FinanzierungsinstitutamSchweizer Marktbietetzujedem Zeitpunktund fürjedeLaufzeitdie attraktivsten Konditionen. Auch ändern sich die Kundenbedürfnisseüberdie Zeit und einAnbieterdeckt in derRegel nicht alle Bedürfnissegleichgut ab.Die Wahrscheinlichkeit,dassdie Offerte derHausbankfür diezuverlängernde Tranchezinsgünstiger oder zumindest auch nurgenauso attraktivist wiedie desjeweils günstigstenAnbieters am Markt, istdefacto gleich null

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Auch ältere Häuser lassen sich automatisieren

Etwa die Hälfte des Gebäudeparks in der Schweiz hat ein Alter erreicht, das eine Renovation nötig macht. Erneuerungen eröffnen die Chance, mit der Zeit zu gehen und eine Hausautomation einzubauen Es lohnt sich Von Manuela Talenta

Familie Ziegler wohnt und arbeitet in einem ruhigen Einfamilienhausquartier in Hettlingen, einem beschaulichen Dorf bei Winterthur. Sowohl Christian als auch Manuela Ziegler sind gelernte Elektroinstallateure. Sie führen zusammen ein Unternehmen, das auf Gebäudeautomation spezialisiert und im Haus der Familie domiziliert ist. Familie Ziegler hat in ihrem Haus, das sie vor rund neun Jahren gekauft hat, alles Mögliche automatisiert: die Reglung der Raumtemperatur, die Beschattung, die Multimedia-Anlagen, Geräte wie den elektrischen Rasenmäher, der im Garten vor dem Sitzplatz selbständig seine Runden dreht, oder die Beleuchtung.

Vernetzt dank KNX

Zieglers haben für ihre Hausautomation auf KNX – ein Kunstwort, adaptiert von Konnex – und die dazugehörige Automatisierungssoftware ETS gesetzt. Das Bussystem trennt die Gerätesteuerung und die Stromversorgung voneinander auf zwei Netze: das Stromnetz zur Energieversorgung mit Wechselspannung und das Feldbus oder Busleitung genannte Steuerungsnetz mit Gleichspannung. Über diesen Bus sind alle zu steuernden Geräte verbunden, und sie tauschen darüber Daten aus. Eingebaute Aktoren, also antriebstechnische Baueinheiten, wandeln ein elektrisches Signal in mechanische Bewegungen um So werden zum Beispiel die Jalousien automatisch hochgezogen, wenn die draussen angebrachte Wetterstation meldet, dass ein Gewitter naht. Das Bussystem ist standardisiert und seit 30 Jahren auf dem Markt. Deshalb können mit ihm alle möglichen Gewerke verschiedener Hersteller vernetzt werden Bernhard Caviezel leitet bei ABB das Produktmarketing von Smart Buildings der lokalen Geschäftseinheit Electrification. Er sagt: «Es ist vorhersehbar, dass Internet-of-Things-Lösungen Einzug in etablierte Systeme halten werden und eine Verschmelzung mit etablierten Bussystemen wie KNX stattfinden wird.» Eine Folge von Matter, einem neuen Standard, der die Zusammenarbeit von

Geräten verschiedener Hersteller erleichtert. «So entstehen neue Möglichkeiten, um die Wohnung, das Gebäude oder ganze Quartiere noch intelligenter aufeinander abzustimmen. Erste Lösungen sind bereits verfügbar.» Bei Zieglers funktioniert diese Abstimmung sehr gut, wie eine Führung durch dasHauszeigt.Diemeistenkonventionellen Lichtschalter wurden durch KNX-Taster ersetzt, deren LEDs gelb, blau und violett leuchten. Anders als ein Lichtschalter schliesst ein Taster keine Stromkreise, sondern gibt nur Impulse, um einen Prozess zu aktivieren – oder eine Szene wie Christian Ziegler dies nennt. Er erklärt: «Bei uns bedeutet Gelb Licht, Blau Jalou-

sien und Violett Szenen.» Letztere hat der Elektroinstallateur selbst programmiert. «Das ist nicht wirklich schwierig sondern eher eine Fleissarbeit», sagt er dazu. «Wenn wir eine neue Szene definieren oder eine bestehende verändern möchten, können wir das ganz einfach am Laptop Tablet oder Handy erledigen.» Aber ein einwöchiger KNX-Grundkurs sei trotzdem keine schlechte Investition. «Der Rest ist Learning by doing.» Im Essbereich drückt Christian Ziegler auf unterschiedliche Szenen. Die Szene fürs EssenlässtdieLampenüberdemEsstisch heller leuchten, die Dinner-Szene dimmt es wieder, die Alltags-Szene schaltet zusätzliche Lampen in der Küche ein. All diese Szenen können auch am Smartphone oder Tablet via App aktiviert oder deaktiviert werden. Christian Ziegler zückt sein Smartphone und öffnet eine App. Das Menü zeigt die Geschosse und die einzelnen Zimmer an. Er navigiert zum Spielzimmer seiner zwei Töchter und tippt auf die Spielzimmer-Szene, woraufhin dort Licht und Musik eingeschaltet werden.

Unvollständige Pläne, veraltete Techniken

Die Führung zeigt: Eine nachträgliche Hausautomation ist mit wenig bis gar keinen baulichen Massnahmen machbar Christian Ziegler: «Wir haben baulich gar nichts verändert, nur da und dort ein paar Löcher gebohrt. Ich habe keinen Fäustel in die Hand genommen und Schlitze in die Wände geklopft.» Aber es gebe schon einige Tücken. «Uns standen zum Beispiel lediglich Apparatepläne zur Verfügung also Pläne mit eingezeichneten Steckdosen, Schaltern und Abzweigdosen, aber ohne Leitungsführung Deshalb mussten wir in jedem Raum zuerst die installierten Geräte wegschrauben, um

Er navigiert auf dem Smartphone zum Spielzimmer seiner zwei Töchter und tippt auf eine passende Szene.

herauszufinden, was wir brauchen. Dann bestellten wir das Material und verbauten es. Wegen der Kinder konnten wir die Elektroinstallationen nicht offenlassen. Wir haben also alles zwei Mal gemacht: Zuerst aufgeschraubt und geschaut, was benötigt wird, dann wieder zugeschraubt, bestellt, wieder aufgeschraubt, eingebaut und am Schluss programmiert.» Auch veraltete Bautechniken können eine Herausforderung sein. «Früher wurden bei Elektroinstallationen dünnere Rohre für die Kabel verbaut. Wenn nun noch ein Buskabel hinzukommt, kann es eng werden.DasisteineArbeit,dievielZeitinAnspruch nimmt. Und Zeit ist Geld.» Zieglers selbst investierten im Lauf der Jahre «locker einige zehntausend Franken».

Der Blick aufs grosse Ganze

Bei den Kosten sieht der Elektroinstallateur einen Hauptgrund, weshalb sein Unternehmen nur wenige Kundinnen und Kunden hat, die ihr Haus nachträglich automatisieren wollen. Turan Babuscu, bei Siemens verantwortlich für das Produktportfolio im Bereich Gebäudeautomation, zählt drei weitere auf: In Gesprächen mit Bauherrschaften stellt er oft fest, dass diese gar nicht wissen, was eigentlich alles möglich ist. Andere würden die Gebäudeautomation lediglich als technische Spielerei betrachten. Wieder andere hätten lediglich einzelne Gewerke automatisiert – zum Beispiel die Beleuchtung. «Aber wenn das Augenmerk nur darauf liegt, verschenkt man sehr viele Synergien», so Turan Babuscu. Denn Sensoren, welche die Beleuchtung und vielleicht noch die Storen steuern können auch für die Steuerung von Komponenten anderer Gewerke genutzt werden. «Dieser integrale Ansatz geht aber leider oft unter.»

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Wie Begrünung

Dachflächen neu definiert

Gastbeitrag In urbanen Gebieten sind begrünte Dächer eine willkommene Lösung gegen Überhitzung. Sie kühlen das Mikroklima, fördern die Biodiversität und können die Lebensdauer von Dächern verlängern. Von Isabella Kübler

Dicht bebaute und stark versiegelte Quartiere neigen zurÜberhitzung,daAsphalt und Beton Wärme lange speichern. Mit der fortschreitenden Klimaerwärmung müssen wir Sorge tragen, dass auch urbane Quartiere lebenswert bleiben. Eine mögliche Lösung ist die verstärkte Begrünung. Vegetation hat durch die Verdunstung von Wasser einen kühlenden Effekt auf das Mikroklima Ausserdem filtern Pflanzen Schadstoffe und Staub aus der Luft, fördern die Biodiversität und verzögern den Abfluss von Niederschlagswasser. Aber wo sollen diese Grünflächen entstehen, wenn der Platz sowieso schon knapp ist? Schon vor über 100 Jahren wusste der Schweizer Architekt Le Corbusier, dass die Zukunft einer Stadt auf dem Dach liegt. Im Jahr 1923 prophezeite er: «Der Dachgarten wird zum bevorzugten Aufenthaltsort des Hauses und bedeutet ausserdem für eine Stadt den Wiedergewinn ihrer bebauten Fläche.» In der heutigen Zeit ist diese Aussage treffender denn je, denn die Dachbegrünung ist eine wirksame Massnahme gegen Überhitzung Dies gilt gerade dort, wo Flachdächer vorherrschen, denn diese lassen sich relativ einfach begrünen. Flachdächer kommen vor allem in den grösseren Städten und in den Agglomerationsgemeinden vor Das Potenzial für Dachbegrünung ist somit dort am grössten, wo die Sommer in Zukunft besonders schweisstreibend sein werden: in urbanen, dicht bebauten Wohngebieten.

Dachbegrünung messen

Die positiven Effekte der Dachbegrünung wollen sich manche Gemeinden im Kanton Zürich zunutze machen. In der Stadt Zürich ist die extensive Dachbegrünung bei Neubauten und Sanierungen von Flachdächern bereits seit 1991 Pflicht Die ökologische Umgestaltung von Kiesdächern wird sogar mit kostenlosen Beratungen und finanzieller Unterstützung gefördert. Auch in anderen Gemeinden wie Winterthur, Kloten, Opfikon, Küsnacht oder Dietlikon gibt es Vorgaben für die Dachbegrünung

Diese Vorschriften lassen in den genannten Gemeinden bunte und lebendige Dachlandschaften erwarten. Doch wie sieht es in der Realität aus? Mithilfe spezieller Luftbilder mit Infrarotaufnahmen des Kantons Zürich aus dem Sommer 2020 haben wir die Begrünung auf Flachdächern identifiziert. Dies erfolgte

Grüne Oasen: In dicht bebauten Quartieren bieten begrünte Dächer Schutz vor Überhitzung und verbessern die Luftqualität.

über die Auswertung des Infrarotkanals, da gesunde Pflanzen stark in diesem Bereich reflektieren Diese Methode des «normierten differenzierten Vegetationsindex» (NDVI) zeigt detailliert auf, ob und wie stark ein Flachdach begrünt ist.

Gemeinden haben

Aufholpotenzial

Für einen Vergleich haben wir pro Gemeinde für alle Flachdächer die begrünte Fläche berechnet (siehe Grafik unten). Die Anteile sind generell nicht sehr hoch Zu beachten ist aber, dass eine vollständige Begrünung nahezu unmöglich ist, da bei den meisten Dächern noch Photovoltaikanlagen oder weitere Aufbauten vorhanden sind Vor allem aber gibt es noch viele ältere Dächer gänzlich ohne Begrünung.

Zwischen den untersuchten Gemeinden zeigen sich dabei deutliche Unterschiede: Kloten schneidet mit einer Dachbegrünung von über 12 Prozent am besten ab Ein Paradebeispiel für gute Dachbegrünung ist der Flughafen Zürich. Auf dem neu gebauten Circle wird diese sogar mit Photovoltaikanlagen kombiniert. AuchdieWohngebäudesindinKlotengut

Deutliches Verbesserungspotenzial bei der Dachbegrünung

Anteil begrünte Fläche auf Flachdächern pro Gemeinde und Nutzung (in %)

begrünt. Dies ist wichtig, weil die Grünfläche nur die unmittelbare Umgebung kühlt und selbst eine grosse Fläche wie am Flughafen wenig Einfluss auf das Mikroklima in den Wohngebieten der Gemeinde hat. In der Stadt Zürich ist der Anteil begrünter Dachfläche trotz Pflicht hingegen eher tief Ein genauerer Blick auf die Luftbilder zeigt, dass die Vegetation vielfach bereits abgestorben ist. Eines muss man sich eingestehen: Auch eine extensive Begrünung mit widerstandsfähigen Pflanzen funktioniert nicht ohne eine gewisse Pflege.

Gerade in den Städten kommt es auf den Dächern zu immer mehr Nutzungskonkurrenzen, denn die Aussenflächen gewinnen an Wert. Auf Bürogebäuden oder Einkaufszentren entstehen Terrassen für Mitarbeitende oder für Restaurants. Bei Neubauten von Wohngebäuden werden auf dem obersten Stockwerk oft Attikawohnungen mit grosszügigen Terrassen realisiert, die den Preis deutlich erhöhen. Grüne Dächer sind in den Augen von Immobilienentwicklern folglich eher von sekundärer Bedeutung.

Auch die im Jahr 1991 eingeführte Pflicht zur Dachbegrünung in der Stadt Zürich kann diesem Nutzungskonflikt

nur bedingt entgegenwirken. Zwar sind die Dächer von Gebäuden der Baujahre 1991 bis 2000 auch heute noch häufiger begrünt als ältere Gebäude (siehe Grafik unten rechts), seit der Jahrtausendwende scheint aber die zunehmende Nutzungskonkurrenz die positive Entwicklung gebremst zu haben. Begrünung zahlt sich aus

Der initiale finanzielle Aufwand für die Begrünung eines Daches kann abschreckend wirken Die Statik des Gebäudes muss die zusätzliche Last der Substratschicht tragen, deshalb lohnt sich die Begrünung in erster Linie bei Sanierungen oder Neubauten. Auch die Pflege, vor allem von intensiv begrünten Flächen, muss konsequent umgesetzt werden, damit das Zusammenspiel zwischen Pflanzen und Dach funktioniert. Langfristig gesehen bringt die Dachbegrünung aber finanzielle Vorteile: Vegetations- und Substratschicht schützen die Dachabdichtung vor UV-Einstrahlung und Witterungseinflüssen wie Hitze und Hagel. Die Lebensdauer eines Daches lässt sich damit fast verdoppeln.

Nutzungskonflikte verhindern Dachbegrünung

Anteil zu mindestens 20 Prozent begrünter Flachdächer in der Stadt Zürich nach Bauperiode (in %)

Des Weiteren führt die isolierende Wirkung der Vegetation zu geringeren Kühlund Heizungskosten. Die höheren Ausgaben für die Pflege können dadurch mindestens zum Teil kompensiert werden. Auch in Kombination mit Photovoltaikanlagen wurden vorteilhafte Wechselwirkungen beobachtet. Der kühlende Effekt der Vegetation hat einen positiven Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der Anlagen, die Stromproduktion nimmt zu. All diese Vorteile sollten Immobilienbesitzer dazu motivieren, ihr Dach zu begrünen und zu pflegen. Viele Gemeinden haben die Weichen für grünere Dächer mit Vorgaben oder Förderprogrammen schon gestellt. Mehr als hundert Jahre später könnte sich die Prophezeiung von Le Corbusier doch noch bewahrheiten: Die fünfte Fassade hat das Potenzial, zur natürlichen Klimaanlage unserer Städte zu werden.

Gastbeitrag Isabella Kübler ist Immobilienexpertin bei der Zürcher Kantonalbank; die Konzeption der Analyse erfolgte in Zusammenarbeit mit Esri Schweiz.

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Die Zürcher Kantonalbank fördert umweltfreundliches Bauen und Sanieren mit dem ZKB Umweltdarlehen und einer attraktiven Zinsvergünstigung. Für Fragen zu energetischen Sanierungsmassnahmen oder zur Immobilienfinanzierung stehen Expertinnen und Experten unter der Telefonnummer 0844 843 823 zur Verfügung.

zkb.ch/umweltdarlehen

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