Lombard Odier (D)

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Philanthropie heute: Erkundung

aller Wege zur Wirkung

Im neuen Jahr werden wir zwei Drittel der eingeplanten Zeit zur Erreichung der siebzehn Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen bis 2030 aufgewendet haben. Aber nur 18% der SDGs sind auf einem guten Weg. Das heisst aber auch, dass philanthropisches Engagement mehr denn je gefragt ist. Indem sie neue Chancen auf Wirkung und ihr Stiftungsvermögen konsequent nutzen, können Philanthropen und gemeinnützige Stiftungen sich den aktuellen Herausforderungen gewachsen zeigen, findet Maximilian Martin, Global Head of Philanthropy bei Lombard Odier.

In der Schweiz haben wir das Glück, fast 14’000 gemeinnützige Stiftungen zu zählen.

Die Stiftungsdichte – die Anzahl der Stiftungen pro 10’000 Einwohner – ist mit 15,5 ferner ungefähr sechsmal höher als die von gemeinnützigen Stiftungen in Deutschland oder den USA. Ihre Vermögenswerte sind bedeutend und werden auf derzeit insgesamt CHF 139,5 Milliarden geschätzt. Das ist auch gut so, denn die gesellschaftlichen Herausforderungen sind in den letzten Jahren zahlreicher geworden. In einem Umfeld, das international immer stärker von Klimawandel, kriegerischen Konflikten, schrumpfendem Vertrauen in etablierte Institutionen und sozialen Spannungen geprägt wird, gilt es, die verfügbaren Mittel möglichst wirkungsvoll für das Gemeinwohl einzusetzen. Und hier sind derzeit vielversprechende neue Möglichkeiten am Entstehen.

Die Nutzung des gesamten Vermögens, um eine Wirkung zu erzielen

Philanthropische Stiftungen sind in allen Bereichen des Gemeinwohls aktiv. Sie fördern Armutsbekämpfung, Bildung, Kunst und Kultur, Medizinforschung und die öffentliche Gesundheit sowie den Schutz unserer Umwelt, um nur einige ihrer gemeinnützigen Zwecke zu nennen. Als gemeinnützige juristische Personen sind sie von Steuern auf die Gewinne und das Stiftungskapital befreit, das ausschliesslich und unwiderruflich diesen Zwecken gewidmet ist.

Um gesellschaftliche Wirkung zu entfalten, gewähren philanthropische Stiftungen in der Regel wohltätige Mittel an ihre Empfänger in der Zivilgesellschaft. Manche führen Projekte für das Gemeinwohl auch in Eigenregie durch. Um noch mehr Wirkung zu erreichen, rücken nun zwei weitere Möglichkeiten der Mittelverwendung in den Fokus.

Erstens können Stiftungen einen Teil ihres Vermögens gezielt zur Erreichung sozialer oder ökologischer Ziele bei der gleichzeitigen Erwirtschaftung einer Rendite investieren. Wenn Stiftungen einen Teil ihres Kapitals für Wirkungsinvestitionen einsetzen, können sie über ihre jährlichen Vergabungen hinaus einen Beitrag zum Gemeinwohl leisten. Führende

Themen bei diesem auch «Impact Investing» genannten Vorgehen sind etwa die nachhaltige Landwirtschaft, erneuerbare Energien, der Naturschutz, die Mikrofinanzierung oder erschwingliche und zugängliche Grundleistungen wie Bildung, Gesundheitsversorgung oder Wohnen. Der weltweite Markt für derartige Wirkungsinvestitionen wurde 2024 auf USD 1,571 Billionen geschätzt; davon waren 53% in Europa investiert. Besonders vielversprechend ist in diesem Zusammenhang zweitens eine neue Entwicklung des letzten Jahres: über die Anlageseite hinaus kann eine Stiftung ferner erwägen, auch auf der Vergabeseite über Vergabungen hinaus weitere Finanzierunginstrumente wie etwa Darlehen, Garantien oder Equity-Investitionen einzusetzen – sofern das hilft, ihre gemeinnützigen Wirkungsziele besser zu erreichen. Neue Richtlinien des kantonalen Steueramts Zürich vom Februar 2024 haben seither eine schweizweite Diskussion unter gemeinnützigen Stiftungen ausgelöst, ob und wie derartige sogenannte unternehmerische Fördermodelle mittels unterschiedlicher Finanzierungsinstrumente auf der Vergabeseite angewandt werden können.

Zur Einschätzung des Potenzials hilft ein Blick über den Atlantik: in den USA sind seit einer Gesetzesnovelle aus dem Jahr 1969 sogenannte programmbezogene Investitionen («Program-related Investments») übliche Stiftungspraxis. Dabei handelt es sich um Investitionen, die die steuerfreie Tätigkeit der Stiftung wesentlich fördern und die diese ohne Bezug zu den steuerbefreiten Zwecken nicht getätigt hätte. Die Anwendungen sind vielfältig: man denke etwa an zinsgünstige oder zinslose Darlehen für bedürftige Studierende, riskante Investitionen in gemeinnützige Wohnprojekte für einkommensschwache Menschen, oder an zinsgünstige Kredite an kleine Unternehmen im Eigentum von Angehörigen wirtschaftlich benachteiligter Gruppen, für die kommerzielle Mittel zu angemessenen

Zinssätzen nicht ohne weiteres verfügbar wären. Zur Dynamisierung der lokalen Wirtschaft können amerikanische Stiftungen programmbezogene Investitionen auch in Unternehmen in einkommensschwachen Gebieten

im Inland und im Ausland tätigen. Analytisch spricht alles dafür, diese Chance auf ein Mehr an Wirkung auch in der Schweiz zu nutzen. SwissFoundations, der Verband der Schweizer Förderstiftungen, hat daher in Zusammenarbeit mit der Fondation Lombard Odier eine Pilotstudie initiiert, um mögliche Anwendungsund Umsetzungsoptionen für Schweizer Stiftungen zu prüfen. Ab Januar wird SwissFoundations ferner eine Pilot-Informationsstelle einrichten, bei der sich Stiftungen über die richtige Anwendung unternehmerischer Fördermodelle informieren können.

Informationstechnologie und künstliche Intelligenz verändern die philanthropische Praxis

Die Lancierung von ChatGPT und vergleichbarer grosser Sprachmodelle (LLMs) ist dabei, auch in der Philanthropie eine Modernisierung des Umgangs mit Daten und Stakeholdern auszulösen. Neben dem umfassenden Einsatz des Stiftungskapitals für Wirkung stellt die konsequente Anwendung von Fortschritten in der Informationstechnologie und der künstlichen Intelligenz (KI) auf Förderpraxis und Fundraising eine weitere wichtige Chance zum zielgenaueren und schnelleren Einsatz philanthropischer Ressourcen dar. Folgende Trends aus der internationalen Praxis sind für uns in der Schweiz besonders relevant.

Zunächst erlaubt es die KI-gestützte Personalisierung, Geber intelligenter gemäss ihrer Präferenzen zu gruppieren und diese vorausschauender anzusprechen. So arbeitet beispielsweise der Non-Profit-Sektor-Dienstleister StiftungSchweiz an einem KI-Assistenten für Fundraising und Philanthropie, der auf die Bedürfnisse im Sektor zugeschnitten ist.

Philanthropisches Engagement lebt ferner seit Jahrhunderten von der Verknüpfung von Emotionen mit objektiven Gegebenheiten und konkreten, durch Projekte erreichten, Ergebnissen. Auch hier kann der Fortschritt uns helfen, neue Wege bei der Verknüpfung von persönlichen und kollektiven Erfahrungen mit Emotionen zu gehen. Zum Beispiel: Storytelling durch virtuelle Realitäten und augmentierte Realitäten liefert immersive Erlebnisse,

um so das generelle Commitment gegenüber einem philanthropischen Projekt oder einer Organisation zu fördern. Dies wird nach und nach weite Anwendung finden, gerade auch um jüngere Philanthropinnen und Philanthropen anzusprechen.

Die Geschwindigkeit der Anpassung bleibt unsere grosse Herausforderung Viele unserer Herausforderungen scheinen immer komplexer und globaler zu werden. Gleichzeitig war das Sprichwort „Global denken, lokal handeln“ vielleicht noch nie so relevant wie heute. Wenn wir an Probleme wie den Klimawandel, Armut oder Gesundheit denken, gilt es jetzt, besonders ambitioniert zu sein und die Stiftungen und Non-Profits im Ökosystem optimal zu unterstützen. Unbürokratische, innovative philanthropische Förderung ist ein gutes Rezept, um Vertrauen zu schaffen und Teilhabe zu fördern. Denken Sie in diesen besinnlichen Tagen an ein Laufband, das 2025 plötzlich schneller läuft, oder plötzlich 15% Steigung aufweist. Neue Lösungspfade kommen wie gerufen, um auf Track zu bleiben: die Informationsrevolution erlaubt ein genaueres Targeting. Und das auf internationaler Ebene in den letzten Jahrzehnten zunehmend zum Mainstream gewordene Impact Investing und programmbezogene Investitionen stehen nun auch an der Schwelle der umfassenden Anwendung in der Schweizer Stiftungslandschaft. Es ist an der Zeit, alle Wirkungspfade zu nutzen.

Dr. Maximilian Martin ist Global Head of Philanthropy bei Lombard Odier, Vorstandsmitglied bei SwissFoundations und Senior Fellow bei der IMD Business School.

Die Kunst der Philantropie

Lombard Odier baut mit der philanthropischen Beratung durch eine spezielle Dienstleistungseinheit auf der integralen Rolle auf, die die Philanthropie seit über 200 Jahren in den Aktivitäten und im Erbe des Unternehmens spielt. Dies geschah bisweilen in Form spezifischer, weitreichender Aktionen der geschäftsführenden Partner, wie zum Beispiel, als diese Henry Dunant bei der Gründung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz im Jahr 1863 unterstützten. Im Laufe der Jahre und auf Wunsch der Kunden hat Lombard Odier eine aktive philanthropische Beratungskompetenz entwickelt, um diese bei der Gründung, Strukturierung, strategischen Ausrichtung und Führung von philanthropischen Instrumenten und den von ihnen unterstützten Projekten zu unterstützen.

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