Spitzbarth Juwelier (D)

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Zürich und Region

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Samstag, 29. Januar 2022

«Die Natur hat sonst niemanden, der sie beschützt»

Wie Zürcher Polizisten gegen Tierquälerei ankämpfen MARK BAER (TEXT), ANNICK RAMP (BILDER)

Die Lichter in den Büros der Sicherheitspolizei-Spezialabteilung Tier-/Umweltschutz der Kantonspolizei an der Lessingstrasse gehen jeden Morgen früh an. Emil Ott ist als Bauernsohn das frühe Aufstehen gewohnt. Mit seinen acht Mitarbeitenden hatte er letztes Jahr 160Tierschutzfälle auf dem Tisch. 1989, als die spezielle Division der Kantonspolizei geschaffen wurde, hiess sie noch Umweltschutzdienst. Zürich war neben Bern der erste Kanton, der einen solchen Fachdienst einsetzte, um gegen Tier- und Umwelt-Delinquenten vorzugehen.Auslöser war vor allem ein Fall in Schweizerhalle bei Basel. Der Rhein war nach einem Chemieunfall stellenweise flora- und faunafrei geworden. Nachdem dieser gravierende Vorfall viele Kantone wachgerüttelt hatte, wurde das Umweltschutzgesetz eingeführt. Mit dem Tierschutz-, dem Tierseuchen-, dem Umweltschutz- oder dem Waldgesetz gibt es unterdessen über zwanzig Gesetze, deren Inhalt die tier- und umweltfreundlichen Beamten beherrschen müssen. Die Fälle betrafen vor allem den Heimtier- und Nutztierbereich, wenn beispielsweise Schweine in Verhältnissen «unter aller Sau» gehalten wurden. Im Bereich Tierseuchen kam es 2020 zu etwa 90 Fällen. Hier ging es zum Beispiel um Hunde,

Emil Ott leitet die Sonderabteilung Tier- und Umweltschutz bei der Kantonspolizei Zürich.

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die ungeimpft und mit gefälschten Heimtier-Pässen eingeführt wurden. Im Umweltschutz- und Gewässerbereich gingen 45 Anzeigen ein. Im Arznei- und Lebensmittelsektor gab es fast 70 Fälle, und im Bereich Jagd und Fischerei investigierte die Spezialabteilung der Kantonspolizei 2020 aufgrund von rund 40 Anzeigen. Emil Ott, der Dienstchef dieser sicherheitspolizeilichen Truppe, betont, dass in den genannten Bereichen eine beträchtliche Anzahl weiterer Anzeigen von der Grundversorgung der Kantonspolizei sowie von den diversen Stadt- und Gemeindepolizeien bearbeitet würden.

Mehrheitlich Büro-Cops

Wie sieht unser Handwerk in 100 Jahren aus? Die Firma Spitzbarth blickt in die Zukunft ft und erstellt als erster Juwelier eine limitierte Edition digitaler Kunstwerke (NFT) zum Sammeln und Schenken. Das Zürcher Traditionsunternehmen Spitzbarth Juwelier feiert dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Anlässlich ihres Jubiläums ist die Goldund Silberschmiede der Frage nachgegangen, wie sich ihre Zunft in den nächsten 100 Jahren wohl entwickeln könnte: Ob sie immer noch mit Hammer, Feile und Feuer am Material arbeiten oder aus Crypto-Gold die nächste Generation von Sammlerstücken für das Metaverse schmieden, bleibt abzuwarten? Jedenfalls hat Spitzbarth Juwelier gleich selber Hand angelegt und eine Serie von 100 Non-Fungible Token (NFT) kreiert und auf dem Ethereum Mainnet «gemintet». Jedes der Crypto-Gold-Nuggets wurde von Marco Spitzbarth individuell gestaltet und mit verschiedenen Merkmalen ausgezeichnet. Die limitierte Auflage der Crypto-Gold-Nuggets macht die digitalen Kunstwerke bereits heute zu kostbaren Sammlerstücken. www.spitzbarth.com

Die Idee, bei der Umsetzung auf die Blockchain-Technologie zu setzen, liegt laut Marco Spitzbarth in den Parallelen der beiden Industrien. So steht bei einer Blockchain wie bei dem Goldschmied das Vertrauen im Zentrum. Arbeiten aus dem Hause Spitzbarth sind von Natur aus einzigartig, non-fungible, nicht ersetzbar und spätestens seit 1921 als Liebhaber-, Gebrauchs- und Sammlerobjekte geschätzt. Sei es ein Siegel- oder Wappenring aus Roségold mit persönlicher Gravur oder eine exklusive Kleinplastik wie die abgebildeten Krippenfiguren. Ursprünglich als Besteckschmied im Zürcher Seefeld gestartet, wurde aus dem Gold- und Silberschmied ein Juwelier mit eigener Werkstatt. Heute, am Neumarkt 8 in der Zürcher Altstadt, ist Spitzbarth für seine Faustbecher, Familienringe sowie die fundierte Beratung bei der Erfüllung individueller Wünsche bekannt und steht wie vor 100 Jahren für Qualität, die bleibt.

«Bei uns machen alle alles», sagt Ott, der schon zwanzig Jahre in diesem Fachbereich tätig ist. Er ist zudem seit vierzig Jahren Jäger und führt nebenher einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb. Ob mit oder ohne fachlichen Hintergrund, jeder Mitarbeiter könne sich mit der Zeit das nötige Fachwissen aneignen. Als Beispiel nennt der 58-jährige Adjutant mit besonderen Aufgaben seinen Stellvertreter Martin Sinniger.Dieser musste sich immer wieder um vergiftete Falken kümmern.Durch diverse Fälle von Taubenzüchtern,die giftige Köder auslegten, um ihre Tauben vor den Raubvögeln zu schützen, sei Sinniger im Laufe der intensiven Ermittlungsarbeiten zu einem veritablen Ornithologen geworden. Laut Sinniger weiss man seit 2011, dass Wanderfalken systematisch vergiftet werden. «Dabei handelt es sich um eine Art, die vor vierzig Jahren fast ausgestorben war.» Bisher konnte der 57-Jährige zwei Taubenzüchter überführen, welche inzwischen rechtskräftig verurteilt worden sind. Einen Grossteil ihrer Arbeitszeit verbringen die Kantonspolizistinnen und -polizisten des Tier- und Umweltschutzes im Büro. Neben der oft zeitintensiven Ermittlungstätigkeit unterstützen sie als Spezialisten die Frontpolizei bei der Bearbeitung vonTier- und Umweltschutzdelikten. Wird zum Beispiel eine Gewässerverschmutzung oder ein Vorfall mit einem Haustier gemeldet, sind es normale Patrouillen, die ausrücken. «Wir helfen ihnen dann, indem wir erklären, wie sie zum Beispiel bei der Rapportierung oder der Spurensicherung vorgehen müssen, weil es oft Gesetzgebungen betrifft, von denen niemand wirklich eine Ahnung hat», sagt Ott. Schwierig wird es vor allem auch, weil sich viele Verordnungen jährlich ändern.

2020 beantworteten die Zürcher Tierund Umweltpolizisten über 600 schriftliche Anfragen. Dann kamen noch unzählige telefonische Beratungen hinzu. Komplex können die Lebensmittelfälle sein, die beim Fachdienst auf dem Tisch landen.Die Spezialistin in diesem Bereich ist MarianneThomson.Obschon die meisten «Täter» grundsätzlich bemüht seien, qualitativ gute Produkte anzubieten,gebe es im Bereich der Lebensmittelsicherheit trotz gesetzlicher Regelung immer wieder Missstände. So kommt es zum Beispiel öfter zu Anzeigen wegen der Einfuhr und des Vertriebs von übermässig mit Schwermetallen belasteten Fischen. Dabei vernachlässigen die Beschuldigten häufig die Selbstkontrolle, zeigen sich danach aber laut Thomson meistens gewillt, ihre Abläufe zukünftig zu verbessern. «Gerade bei Raubfischen wie dem Thunfisch ist die Schwermetall-Problematik bestens bekannt. Diese ist auf die Verschmutzung der Meere zurückzuführen», dies gibt die frühere Chemielaborantin und heutigeWachtmeisterin zu bedenken. Die Anzeigen im Bereich der Lebensmittelsicherheit gehen in der Regel vom kantonalen Labor aus, das die Betriebe kontrolliert. Sie würden dann den strafrechtlichen Sachverhalt ermitteln, erklärt die 50-Jährige, die seit 2014 im Fachdienst der Kantonspolizei arbeitet.Beurteilt werden sämtliche Fälle je nach Schweregrad entweder von der Staatsanwaltschaft oder in leichten Fällen vom Statthalteramt.

«Oft einfach dumm gelaufen» Bei der «Klientel», gegen welche die Tierund Umweltpolizei Untersuchungen einleitet, handle es sich oftmals um rechtschaffene Bürger. «Es sind meistens nicht die Schwerkriminellen, gegen die wir ermitteln», sagt Feldweibel Sinniger. Laut Thomson werde in jedem Fall nach beund entlastenden Beweisen gesucht. So komme man in manchen Fällen auch zu dem Schluss,dass es einfach nur dumm gelaufen sei und niemandem ein fahrlässiges Verhalten und damit eine Schuld angelastet werden könne. Ob schuldig oder nicht schuldig, seine Abteilung habe eine wichtige Ressource zu verteidigen, führt Ott ins Feld: «Die

Marianne Thomson Sachbearbeiterin Lebensmittelsicherheit

Natur hat sonst niemanden, der sie beschützt.» Der Dienstchef versteht auch keinen Spass, wenn Personen zu Unrecht verdächtigt werden. Seit geraumer Zeit komme es immer wieder zu haltlosen Anzeigen. «Die Denunziation ist zur Mode geworden.» Beispielsweise wenn der Nachbar seinen Hund nicht richtig ausführe oder wenn Beschwerden hereinkämen, dass Rinder auf der Weide keine Möglichkeit hätten zu trinken, obwohl irgendwo hinter einem Hügel ein Zuber mit Wasser stehe. Das sei oft sehr ermüdend. «So muss ein Rottweiler, der ein Fehlverhalten zeigt, von seinem Besitzer sicher anders angepackt werden als ein Chihuahua.» Dies werde dann fälschlicherweise oft als zu grob angeschaut. Ebenfalls ein Dorn im Auge sind dem Chef der Spezialabteilung auch die Geschichten, welche über vergiftete Hunde im Internet kursieren. Damit würden falscheÄngste geschürt,so dass jedes herumliegende Fleischstück der Polizei als vermeintlicher Vergiftungsversuch gemeldet werde. «Dabei ist das zu 99 Prozent nichts!» So lasse ein Vogel einmal ein Möcklein Fleisch fallen, oder ein Fuchs habe etwas aus einem Abfallsack stibitzt. Zu Fällen mit wirklichen Giftködern komme es zum Glück nur ganz selten.


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