Zürich und Region
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Samstag, 16. April 2022
Wer nicht gendert, wird bestraft
An Zürcher Hochschulen drohen Punkteabzüge, wenn keine geschlechtergerechte Sprache verwendet wird wendet würden, entschieden die Fakultäten und die Institute. Eine einheitliche Regelung gibt es also nicht. Die Universität verweist aber ebenfalls auf einen Leitfaden. Im Vorwort heisst es dort: «Lange war es üblich, dass Frauen in deutschen Texten nicht direkt genannt, sondern im ‹generischen Maskulinum› bloss mitgemeint waren. Dass das heute nicht mehr geht, ist nicht nur eine Frage des Respekts.» Die aktuellen Leitfäden der Hochschulen lassen indes Formulierungen wie die Verwendung der männlichen und weiblichen Form oder geschlechtsneutrale Begriffe offen. Die Richtlinien zwingen also niemandem die Verwendung des Gendersterns auf.
NILS PFÄNDLER
Die Diskussion um gendergerechte Sprache ist hochemotional. Die Gräben zwischen radikalen Sprachbewahrern und den unbeugsamen Gendersternbefürworterinnen scheinen unüberwindbar. Die einen sehen im Gendern eine Verhunzung der Sprache, die anderen den einzigen Weg zur Gleichstellung der Geschlechter.
Leitfaden der Bundeskanzlei Nüchtern betrachtet stellt sich in der deutschen Sprache die Herausforderung, dass die Grammatik männliche und weibliche Formen vorsieht, diese im Sprachgebrauch aber nicht immer mit dem Geschlecht aller benannten Personen übereinstimmen. Beim Wort «Schüler» können Buben und Mädchen gemeint sein, sagen die einen. Es müsste «Schülerinnen und Schüler», «Schüler*innen», «SchülerInnen» oder «Schüler_innen» heissen, meinen die anderen. Die Zürcher Hochschulen sind auf das Thema gendergerechte Sprache besonders sensibilisiert. Schon seit Jahren haben sich dort Begriffe wie «Studierende» oder «Dozierende» weitgehend durchgesetzt. Wie sich jetzt zeigt, kann der Sprachgebrauch sogar Auswirkungen auf die Note haben: Bei Prüfungen und schriftlichen Arbeiten drohen Punkteabzüge, wenn keine gendergerechte Sprache verwendet wird.
Anfrage beim Regierungsrat Beim Wort «Schüler» fühlen sich nicht alle Mädchen mitgemeint. Bei der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) könnten die Dozierenden die gendergerechte Sprache als Bewertungskriterium festlegen, heisst es auf Anfrage. Dies müsse jedoch vorher angekündigt werden. Ein neuer Leitfaden sei in Erarbeitung, der für die offizielle Kommunikation der Hochschule verbindlich, für alle anderen Bereiche eine Empfehlung sein werde, schreibt die Hochschule. «Jedoch ist das generische Maskulinum an der ganzen ZHAW explizit nicht erwünscht.»
KARIN HOFER / NZZ
Die ETH verweist als Institution des Bundes auf den Leitfaden zum geschlechtergerechten Formulieren der Bundeskanzlei. Grundsätzlich liege es im Ermessensspielraum der Dozierenden, die genauen Bewertungskriterien bei Leistungsnachweisen festzulegen. Der Medienstelle der Universität Zürich sind keine Fälle von Punkte- oder Notenabzügen bekannt. Die Notengebung sei jeweils Sache der Dozierenden, heisst es. Welche übergeordneten Kriterien hierfür festgelegt und ange-
SVP-Kantonsrat Claudio Schmid geht das trotzdem zu weit. Er sagt: «Ich will keine politische Indoktrination in einer öffentlichen Schule. Das hat an einer Bildungsinstitution nichts verloren. Wir haben renommierte Hochschulen. Die sollen der Wissenschaft nachgehen und nicht über den Genderstern diskutieren.» Gemeinsam mit zwei Ratskollegen von der FDP hat der Unternehmer deshalb eine Anfrage beim Zürcher Regierungsrat eingereicht. Die Kantonsräte verweisen darin auf den Rat für deutsche Rechtschreibung, der letztes Jahr die Aufnahme des Gendersterns und anderer verkürzter Formen «nicht empfohlen» hat.
Die Parlamentarier wollen von der Regierung wissen, welche Regeln gelten, wie die Rechtslage aussieht und wie sich Schülerinnen und Studenten gegen die Verwendung «einer so genannt ‹gendergerechten Sprache› zur Wehr setzen» können. Es ist von «Zwang», «obrigkeitlicher Sprachlenkung» und «politischer Vereinnahmung durch staatliche Funktionäre» die Rede. Philippe Wampfler ist anderer Meinung. Der Lehrer, Autor und Dozent für Fachdidaktik Deutsch äusserte sich auf Twitter zu dem Vorstoss. «Nun setzen sich auch in Zürich rechte Politiker*innen dafür ein, gerechte Sprache zu verbieten», kommentierte er. Wampfler verwies damit auf den Kanton Aargau. Dort hat der Regierungsrat den Kantonsschulen Anfang Jahr die Verwendung des Gendersterns verboten.Wampfler erkennt hinter der Anfrage in Zürich nun dieselbe Absicht. «Ein solches Verbot ist eine Sprachsteuerung», sagt der Gymilehrer auf Anfrage, «nicht die Verwendung von unterschiedlichen Sprachformen.» SVP-Kantonsrat Schmid bestreitet auf Nachfrage, ein solches Verbot anzustreben. «Verbote sind nie eine Lösung.» Wampfler versucht in seinem Unterricht ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen. Das sei auch für die Vorbereitung auf das Berufsleben wichtig. «Der Genderstern existiert nicht nur in den Köpfen von Aktivistinnen, er wird auch in der Privatwirtschaft bereits von vielen Firmen gebraucht», sagt Wampfler.
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Glück ist, zuhause alt zu werden Jeder Mensch erlebt das Älterwerden anders. Doch Fachleute sind sich einig: Lebensqualität im vertrauten Daheim ist bis ins hohe Alter möglich. Entscheidend ist die richtige Unterstützung. Laut Schweizerischem Gesundheitsobservatorium (Obsan) leben die Menschen hierzulande nicht nur länger, sie kommen auch länger ohne Hilfe im Alltag aus. «Die Mehrheit der Senioren, die wir betreuen, ist über 80 Jahre alt», bestätigt Tim Raeder, Niederlassungsleiter Zollikon bei Home Instead, dem grössten privaten Spitexdienst der Schweiz. Auf der anderen Seite nehmen mit zunehmendem Alter die sozialen Kontakte ab und das Risiko der Einsamkeit steigt. Doch woran erkennen Senioren und Angehörige, dass der Zeitpunkt für Unterstützung gekommen ist? Tim Raeder rät: «Informieren Sie sich rechtzeitig. Spätestens wenn Senioren kraftlos oder vergesslich werden, müssen Sie reagieren.
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