Raiffeisen (D)

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Der Schweizer Franken hat in den vergangenen Monaten sowohl gegenüber dem Euro als auch dem Dollar erneut zugelegt Worauf führen Sie dies zurück?

Rosario Loria: Die Schweizerische Nationalbank SNB hat sicherlich eine Rolle gespielt: Sie hat den Kampf gegen die Inflation noch nicht für beendet erklärt Derzeit ist ihr ein etwas stärkerer Franken lieber, um möglichst wenig Inflation aus dem Ausland zu importieren Gleichzeitig hat der Franken, angesichts der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten für Investoren weiterhin die Funktion eines «sicheren Hafens»

Sind denn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nach wie vor so instabil?

Insgesamt scheint auch 2023 ein kritisches Jahr zu werden, selbst wenn sich inzwischen die Lieferketten normalisiert und die Energiekrise entschärft haben

Es gibt unverändert viele Unruheherde und die Folgen der drastischen Zinserhöhungen des letzten Jahres für die Konjunktur sind noch sehr ungewiss Die Stimmung kann damit jederzeit wieder kippen Währenddessen bleibt der starke Franken für Schweizer Exporteure eine grosse Herausforderung

2022 schwankte der Euro-Franken-Kurs um

12 Prozent Beim Dollar lag die Differenz zwischen Höchst- und Tiefststand im Verhältnis zum Schweizer Franken bei 8 Prozent Sind solche starken Bewegungen eigentlich üblich?

Nein Ausschläge, wie wir sie in den vergangenen Monaten gesehen haben, waren in der Vergangenheit eher selten Die Volatilität war 2022 beträchtlich Blickt man auf die Entwicklung im laufenden Jahr, scheinen die Kursschwankungen allerdings zur neuen Normalität zu werden

Was erwarten Sie für das laufende Jahr?

Die hohe Volatilität dürfte tendenziell erhalten bleiben Alleine der Ukraine-Krieg kann für grössere Ausschläge sorgen: Ein Ende des Konfliktes – was wir alle hoffen – hätte einen sprunghaft positiven Einfluss auf den Euro, eine Verschärfung würde den Druck noch weiter erhöhen

Wie wird sich die im Juni erwartete Zinserhöhung durch die SNB auf den Franken auswirken?

Die Erhöhung dürfte kaum mehr allzu stark ausfallen Derzeit spricht man von einem kleineren Schritt von 0,25 Prozent, auch weil die Notenbank die Inflation zusätzlich über Devisenverkäufe steuert Da aber auch die Europäische Zentralbank allmählich auf die Zielgerade einbiegt und ihr Straffungstempo drosselt sollte es im Zuge der Zinserhöhungen keine abrupten Wechselkursbewegungen geben

Was bedeuten die erwähnten Währungsschwankungen für die hiesigen KMU?

Die Folgen können beträchtlich sein Ein Beispiel: Erzielt ein Kleinunternehmen einen Umsatz von 1000000 Euro im Jahr und die Schwankungen erreichen wie im Vorjahr 12 Prozent so ergibt sich ein potenzielles Verlustrisiko von 120000 Franken

Die starken Wechselkursschwankungen der vergangenen Monate haben vielen Unternehmen in der Schweiz zu schaffen gemacht Raiffeisen-Devisenexperte Rosario Loria empfiehlt ihnen, eine massgeschneiderte Währungsstrategie zu definieren und mit Budgetkursen zu arbeiten.

Ist der Betrieb in einer tiefmargigen Branche aktiv, kann dies das ganze Geschäft ruinieren Deshalb erachten wir das Management von Währungsrisiken vor allem bei KMU als ein sehr ernstzunehmendes Thema da sie meist nicht über die entsprechenden Fachabteilungen verfügen, wie es bei Grosskonzernen der Fall ist

Wann lohnt sich eine Währungsabsicherung für ein Schweizer KMU?

Das hängt stark vom Geschäftsmodell ab Reiseanbieter beispielsweise sind besonders stark betroffen: Sie kaufen ihre Leistungen oftmals in Euro oder Dollar ein und publizieren anschliessend die Kataloge, bevor sie die Reisen im Verlaufe des Jahres veräussern Das Geschäft muss gut geplant sein und darf nicht durch die Währungsschwankungen gefährdet werden Für Autoimporteure auf der anderen Seite ist es einfacher, da Ein- und Verkauf preislich flexibler abgestimmt werden können Für KMU, die mit Fremdwährungen operieren ist entscheidend dass sie sich einen Budgetkurs setzen und im Hinblick darauf ihreWährungstransaktionen optimieren Eine gute Planung ist das A und O Dadurch werden die Risiken minimiert, damit das Grundgeschäft nicht gefährdet wird

Von welchem Budgetkurs sprechen Sie?

Es geht um einen Referenzkurs Viele KMU legen diesen – in der Regel zusammen mit ihrer Kundenberaterin oder ihrem Kundenberater – gegen Ende des Jahres fest Dabei stützen sie sich auf den aktuellen Wechselkurs, die Prognosen der Experten und rechnen zum Schluss eine Sicherheitsmarge ein Letztere hängt vom jeweiligen Geschäftsmodell und der Risikofähigkeit des Unternehmens ab Der Budgetkurs ist wichtig,damit die Unternehmen im Folgejahr entscheidungsfähig sind und bei günstigen Gelegenheiten Fremdwährungen kaufen können Wenn ein

KMU als Budgetkurs 1,03 Franken zum Euro festgelegt hat,dann kann es beruhigt Devisen kaufen,wenn der Kurs bei 0,97 Franken liegt

Können Sie hierzu ein Beispiel aus Ihrer beruflichen Praxis schildern?

Ochsner Hockey beispielsweise importiert Eishockey-Artikel aus Nordamerika Um dieWährungsrisiken unter Kontrolle zu haben, arbeitet das Unternehmen mit Budgetkursen,die eine Sicherheitsmarge enthalten Bei der grossen jährlichen Saisonbestellung setzt das Unternehmen auf Devisentermingeschäfte und Swaps zur Absicherung Den Rest wickelt Ochsner Hockey aufTagesbasis ab Dazu versucht der Ausrüster im Jahresverlauf möglichst unter dem Plankurs zu kaufen Diese Flexibilität hat das KMU, weil es nur rund die Hälfte des Bestellwerts mit Devisentermingeschäften absichert

«Wir können den Unternehmen viel Unterstützung bieten, aber gewisse Vorgaben müssen sie selbst definieren.»

Wie funktionieren die Devisentermingeschäfte genau?

Das KMU verpflichtet sich an einem bestimmten Datum in Zukunft Dollar zu einem vorher fixierten Kurs zu kaufen Dadurch ist eine seriöse Planung ohne Überraschungen möglich Falls nötig, lässt sich der vordefinierte Kauftermin mithilfe von Swaps nach hinten oder vorne verschieben

Welche weiteren Möglichkeiten gibt es sonst noch?

In 99 Prozent der Fälle reichen die erwähnten Massnahmen aus – das Kassengeschäft, die Devisenter-

mingeschäfte sowie die Swaps für das Liquiditätsmanagement

Ochsner kauft in Nordamerika ein Da profitiert das KMU doch von einem schwächeren Dollar?

Weshalb braucht es dennoch eine Absicherung? Tatsächlich waren 2022 einige KMU zu vorsichtig und haben so nicht von der Dollarschwäche profitiert Wenn 80 bis 90 Prozent des Bestellwerts an Termingeschäfte gebunden ist, sind die Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt Daher empfehle ich, eine gewisse Flexibilität beizubehalten und nicht sämtliche Transaktionen abzusichern

Soll man also doch lieber auf eine Absicherung verzichten?

Ich vergleiche die Situation mit dem Abschluss einer Versicherung: In einem Schadensfall ist man froh wenn man diese eingegangen ist – insbesondere, wenn es sich um Beträge handelt, die das gesamte Geschäft gefährden könnten Auf eine Währungsabsicherung würde ich nicht verzichten Allerdings sollte man sich genau überlegen,welchen Betrag man absichern möchte und wie viel Risiko man selber tragen kann Eine pauschaleAussage ist dazu nicht möglich Vieles hängt von der Branche vom Geschäftsmodell und der Risikofähigkeit der Firma ab und wie viel Flexibilität gewünscht ist

Ein Beispiel?

Die Reiseanbieter können kaum darauf verzichten Sind die Kataloge gedruckt, können sie die Preise nicht mehr anpassen Hat ein KMU dagegen die Möglichkeit die Preise an die Währungssituation anzupassen ist es weniger eingeschränkt

Wie unterstützen Sie die Unternehmen bei diesen schwierigen Entscheiden? Wie genau funktioniert die Zusammenarbeit im Bereich Währungsmanagement zwischen einem KMU und der Bank?

Erfolgreiches Devisenmanagement beinhaltet bei Raiffeisen drei Schritte: Zuerst erfassen wir zusammen mit den Kunden sämtliche Zahlungsströme die Wechselkursrisiken ausgesetzt sind In vielen Fällen erkennen die Verantwortlichen erst dann, wie gross ihrWährungs-Exposure tatsächlich ist Davon ausgehend eruieren wir die Risiken für das zugrunde liegende Kerngeschäft, die durch Veränderungen der Wechselkurse entstehen Sind das Exposure und seine Risiken bekannt, werden in einer Devisenstrategie die entsprechenden Massnahmen zur Reduktion der Risiken definiert

Wie läuft eine solche Beratung ab?

Im Normalfall treffen wir uns mit unseren Kunden im Vorfeld, lernen uns kennen und definieren anschliessend eine Strategie für das kommende Jahr Wenn die Zusammenarbeit länger andauert,agieren die Unternehmen meistens unabhängiger und brauchen weniger Unterstützung

Wie sehr muss sich ein KMU selber mit Devisenkursen auseinandersetzen?

In der Regel reicht es, wenn man gegen Ende des Jahres für das Folgejahr eine Strategie und einen Budgetkurs festsetzt Mit Hilfe von Devisentermingeschäften sowie limitiertenAufträgen setzen wir die Strategie anschliessend um Somit brauchen die Unternehmen die Devisenkursentwicklung nicht eng zu überwachen Bei unerwarteten Kursbewegungen suchen wir den Kontakt zu unseren Kunden, um offene Fragen proaktiv zu klären

Wozu raten Sie Unternehmern, die noch keine Erfahrung mit dem Währungsmanagement haben?

Kann die Aufgabe gänzlich der Bank delegiert werden?

Wir können den Unternehmen viel Unterstützung bieten, aber gewisse Vorgaben müssen sie selbst definieren Auch wenn sämtliche Fremdwährungstransaktionen abgesichert sein sollen, braucht es dazu die entsprechenden Anweisungen

Wie schätzen Sie allgemein das Währungsmanagement bei Schweizer KMU ein? Sehen Sie Nachholbedarf?

Heute betreiben vor allem die grösseren KMU ein aktives Währungsmanagement Auf der anderen Seite wird das Thema bei kleineren Unternehmen oftmals unterschätzt Wenn eine Zahlung in einer Fremdwährung fällig wird, wird sie zum aktuellen Kurs beglichen – ohne über die Konsequenzen nachzudenken Besonders bei Einzelfirmen staune ich manchmal, wie wenig sich die Verantwortlichen der Fremdwährungsrisiken bewusst sind

Abschliessend: Welche drei Tipps geben Sie KMU bezüglich Währungsmanagement mit auf den Weg? Sie sollen zuallererst einen Budgetkurs definieren Zudem sollten sie sich ein Bild davon machen, wie viele Fremdwährungstransaktionen sie pro Jahr tätigen und um welche Beträge es sich handelt Nur so lässt sich das Fremdwährungsrisiko definieren Und schliesslich braucht es eine Strategie

Donnerstag, 1 Juni 2023 WERBUNG SPONSORED CONTENT FÜR RAIFFEISEN
Raiffeisen-Devisenexperte Rosario Loria: «Die hohe Volatilität bei den Fremdwährungskursen dürfte tendenziell erhalten bleiben » FOTO PD
«KMU müssen Währungsrisiken ernst nehmen»
Dieser Inhalt wurde von NZZ Content Creation im Auftrag von Raiffeisen erstellt.

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