Konzert und Theater St. Gallen (D)

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NZZ am Sonntag 22. Oktober 2023

Das Theater St.Gallen zeigt die Welturaufführung der Oper «Lili Elbe» von Tobias Picker. Höchste Zeit für ein Treffen mit dem Komponisten und seiner Hauptdarstellerin, der Baritonsängerin Lucia Lucas. Zudem ein Augenschein im frisch renovierten Bau.

Ist sie ein Mann? Ist er eine Frau? Die beiden Protagonisten vor dem Theater St.Gallen mit dem Plakat zur neuen Oper «Lili Elbe»: Hauptdarstellerin Lucia Lucas und Komponist Tobias Picker. Tobias Picker, der Schöpfer von bisher sieben Opern, drei Sinfonien, vier Klavierkonzerten und zahlreichen weiteren Werken, ist ein Komponist von Weltrang – und er ist New Yorker. Seine Bühnenwerke wurden an Häusern wie der Metropolitan Opera, der San Francisco Opera und dem Londoner Royal Opera House in Covent Garden gespielt. Wie kommt es, dass der 69-Jährige die Uraufführung seiner Oper «Lili Elbe» ausgerechnet dem Theater St.Gallen anvertraut? Dieses ist zwar der grösste Kulturbetrieb der Ostschweiz, am Bühnenhimmel, zumindest von Amerika aus gesehen, aber kaum ein Fixstern. «Die Antwort hat einen Namen», sagt Picker aufgeräumt während einer Probenpause im Grossen Haus, einem für die Saison 2023/24 frisch renovierten Vorzeigebau des Brutalismus (siehe Kasten unten). «Jan Henric Bogen, der visionäre junge Generalintendant des Hauses, hat sich für das Projekt begeistert und mich mit seiner Realisierung beauftragt. Seitdem das Tonhalle-Orchester Zürich vor 35 Jahren mein Tongedicht «Old and Lost Rivers» aufgeführt hat, habe ich die Schweiz oft besucht. Umso mehr freue ich mich, dass die Uraufführung von «Lili Elbe» in St.Gallen stattfindet.»

Geschlechtsanpassung «Lili Elbe» ist Tobias Pickers siebte Oper. Das Libretto hat sein Partner Aryeh Lev Stollman geschrieben, mit dem er seit 43 Jahren zusammenlebt. Es ist ihre zweite gemeinsame Produktion nach «Awakenings» (2020), die auf dem gleichnamigen Buch von Oliver Sacks basiert. Das neue Werk erzählt die Geschichte von Lili Elbe (1882–1931), einer der ersten Personen, die sich einer Geschlechtsanpassung unterzog. Vor der Operation war Lili Elbe ein dänischer Landschaftsmaler namens Einar Wegener und glücklich verheiratet mit Gerda Wegener (1886–1940), die selbst eine gefragte Porträtmalerin und Art-Deco-Künstlerin war. Die beiden wussten um ihre Besonderheiten: Einar um seine verborgene weibliche Identität, Gerda um ihre lesbische Orientierung. «Meine Oper erzählt die Geschichte einer Frau mit trans Hintergrund

in einer Zeit, in der geschlechtsangleichende Operationen noch gänzlich unbekannt, entsprechend gefährlich und zudem gesellschaftlich tabuisiert waren», sagt Picker. «Lilis Coming-out erforderte enormen Mut. Darüber hinaus ging es mir aber auch um eine scheinbar unmögliche Liebesgeschichte, die alle scheinbaren Schwierigkeiten überwindet.» Einar und Gerda Wegener zogen 1913 nach Paris, um ihre Neigungen freier ausleben zu können. 1930, mit 48 Jahren, unterzog sich Lili Elbe am Institut für Sexualwissenschaft von Magnus Hirschfeld in Berlin sowie an der Frauenklinik Dresden mehreren geschlechtsangleichenden Operationen. In der Folge wurde ihr ihre neue Identität sogar amtlich bescheinigt; der dänische König selbst annullierte ihre alte Ehe. Wenig später starb sie jedoch nach einem vierten Eingriff, vermutlich einer missglückten Uterustransplantation. In ihrem Todesjahr erschien ihr Lebensbericht «Frau mand til kvinde», «Vom Mann zur Frau», in dänischer Sprache, 1932 folgte eine deutsche, 1933 eine englische Übersetzung. Inzwischen gibt es auch eine textkritische Edition des Werks.

Kein unbekannter Stoff Tobias Picker ist nicht der erste Künstler, der den Stoff aufgreift: Im Jahr 2000 veröffentlichte der US-amerikanische Autor David Ebershoff den internationalen Bestsellerroman «The Danish Girl», die gleichnamige Verfilmung des Buchs durch Tom Hooper folgte 2015. Eddie Redmayne als Lili wurde für den Oscar als Hauptdarsteller nominiert, Alicia Vikander erhielt für ihre Verkörperung der Gerda den Oscar als beste Nebendarstellerin. Die Oper «Lili Elbe» von Tobias Picker und Aryeh Lev Stollman folgt jedoch weder dem Buch noch dem Film, sondern greift direkt auf die biografischen Quellen zurück. «Wo diese spärlich fliessen», erläutert Picker, «nimmt sich das Libretto dichterische Freiheiten. Es enthält aber nichts, das im Widerspruch zu den historischen Fakten stünde. Besonderes Gewicht haben wir auf die Rolle des dänischen Königs Christian X gelegt, der seiner Zeit weit voraus war. Als Kom-

ponist deutsch-jüdischer Abstammung ist Christian X umso faszinierender, weil ihm eine wichtige Rolle bei der Rettung der dänischen Jüdinnen und Juden vor Hitler zugeschrieben wird.» Picker überlegt einen Moment, dann fügt er lachend hinzu: «Wir hätten natürlich zeigen können, wie Lili im Einwohnermeldeamt ihren neuen Pass ausgestellt bekommt.» An der Welturaufführung in St.Gallen wird die Titelrolle der Lili Elbe von der Baritonsängerin Lucia Lucas verkörpert, die zudem als Dramaturgin an der Produktion beteiligt ist. Mit Tobias Picker bilden sie ein ideales Gespann, wie sich im Gespräch sogleich zeigt: Die beiden arbeiten intensiv zusammen, seit der Komponist die Sängerin 2019 einlud, in seiner Inszenie-

Wettbewerb Für die Vorstellung von «Lili Elbe» am 11. November 2023 von 19:00 bis 21:30 Uhr verlosen Konzert und Theater St.Gallen und NZZone 10 x 2 Tickets inklusive Backstage-Führung. Leserinnen und Leser, die am Wettbewerb teilnehmen möchten, schreiben bis spätestens 30. Oktober 2023 um 12 Uhr eine E-Mail mit dem Betreff «Lili Elbe» an wettbewerb@nzzone.ch. Eine Barauszahlung der Preise ist nicht möglich. Mehr zu den Teilnahmebedingungen unter: bellevue.nzz.ch/ld.1642502.

Renovation Das am 15. März 1968 eröffnete Grosse Haus ist das Herzstück des Theaters St.Gallen und wird nach dreijähriger Sanierung am 22. Oktober 2023 wieder eröffnet. Mehr als 400 Mal hebt sich jährlich der Vorhang in dem Bau von Claude Paillard im Museumsviertel, in dem rund 720 Gäste Platz finden. Die konsequent umgesetzte architektonische Grundidee des Theaterbaus ist das regelmässige Sechseck und somit der 120°-Winkel: konzertundtheater.ch.

rung von Mozarts «Don Giovanni» an der Oper von Tulsa die Titelrolle zu singen. Sie begegnen sich auf Augenhöhe, befeuern oder hinterfragen sich je nach Situation. «Diese Rolle ist die grösste Herausforderung in meiner bisherigen Karriere», sagt die Sängerin. «Es geht dabei nicht bloss darum, dass sie einen grösseren Stimmumfang verlangt als jede Wagner-Partie. Lili packt mich existenziell, weil sie so viel mit meiner eigenen Geschichte zu tun hat.»

FOTO: MICHELE LIMINA

«Lili Elbe»: Eine Liebesgeschichte, die alle scheinbaren Schwierigkeiten überwindet.

Transfrau in Titelrolle Das ist alles andere als übertrieben: Lucia Lucas ist eine Frau mit trans Hintergrund. Sie kam 1980 als Lucas Harbour im Bible Belt zur Welt; schon als kleiner Junge merkte sie, dass sie anders war. Beim Studium in Sacramento begann sie, verschiedene Geschlechterrollen auszuprobieren – eine Praxis, die in der Oper und im Theater (vergleiche Shakespeare) ohnehin seit 400 Jahren gang und gäbe ist. Lucas/ Lucia trug Frauenkleider und schminkte sich, lange bevor sie sich in den Jahren von 2014 bis 2016 zu geschlechtsangleichenden Operationen entschloss. Nun vermag die moderne Chirurgie zwar vieles; die Stimmbänder kürzen und höher stimmen kann sie aber nicht. Deshalb ist Lucia Lucas, die seit 2009 in Deutschland lebt und mittlerweile vor allem an deutschen Ensemblebühnen engagiert war, in ihrem Beruf ein Bariton geblieben. Sie will nicht als Kuriosität angestaunt, sondern als Künstlerin ernst genommen werden. Zum Glück ist die Gesellschaft, zumindest derjenige Teil von ihr, der in die Oper geht, inzwischen bereit, dies zu akzeptieren. Bisher hat Lucia Lucas, die seit 2009 mit der Opernsängerin Ariana Lucas verheiratet ist, weiterhin Männerrollen gesungen und sich entsprechend frisiert und verkleidet. Als Lili Elbe hat sie jedoch die Chance, sich ganz unverstellt auf die Bühne zu bringen. Dabei wird sie von einer hochkarätigen internationalen Crew unterstützt: Regie führt der Pole Krystian Lada, am Dirigentenpult steht der Litauer Modestas Pitrenas, für die Choreografie ist der Isländer Frank Fannar Pedersen zuständig. Das Bühnenbild zeigt im ersten Akt die Wohnung von Lili und Ger-

da, die zugleich als Atelier dient; von den Sängern und Tänzern werden die Möbel während des Spiels vor wechselnden Hintergründen umgestellt, sodass immer wieder eine neue Umgebung entsteht, die Lilis innere und äussere Reise zum Ausdruck bringt. Im zweiten Akt verwandelt sich die Bühne in eine Klinik in Dresden, einen Gerichtssaal in Kopenhagen, den Wartebereich eines Bahnhofs.

So klingt die Oper… Und die Musik, die noch niemand ganz gehört hat und an der Tobias Picker bis zum letzten Moment Änderungen anbringt? Der Komponist sagt, sie sei anders als alles, was er bisher geschrieben habe. Begonnen hat er vor einem halben Jahrhundert als strenger junger Tonsetzer unter dem Einfluss der Zweiten Wiener Schule. Elliott Carter und Milton Babbitt zählten zu seinen Lehrern. Später hat er sein Klangspektrum erweitert und auch die Scheu vor Anleihen aus den Epochen, in denen seine Werke spielen, abgelegt. Heute ist es sein Ziel, das Publikum mit Klängen zu gewinnen, die sowohl den Verstand herausfordern als auch durch ihre Sinnlichkeit faszinieren. Premiere im Theater St.Gallen am 22. Oktober 2023 um 19:00 Uhr; weitere Daten: 29.10., 02.11., 05.11., 11.11., 17.11., 03.12.

Dieser Inhalt wurde von NZZ Content Creation im Auftrag von Konzert und Theater St.Gallen erstellt.


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