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NZZ am Sonntag 27. Dezember 2020
Das Thema ist wohl zu eng gefasst. Sicherlich gibt es Firmen, beispielsweise in der Pharmaindustrie, die wegen Corona einen Kurssprung machten. Noch ist aber offen, zu welchen Preisen sie die Impfstoffe verkaufen können und wie hoch die Kosten für die Entwicklung ausfallen. Zudem waren nur sehr wenige Impfstoffh f ersteller überhaupt erfolgreich. Anders sieht es aus, wenn man sich fragt, welche gesellschaftlichen Entwicklungen mit der Pandemie verbunden sind. Hier gibt es sicher spannende Themen wie beispielsweise die verstärkte Digitalisierung. Allerdings sind auch hier bereits hohe Erwartungen in den Kursen der entsprechenden Firmen abgebildet. Immer mehr Vermögen fl f iesst in nachhaltige Anlagen. Sollte man solche Investments bevorzugen? Dieser Trend ist nicht neu: Bereits 2001 hat Raiffeisen ihren ersten Futura Fonds zusammen mit Inrate lanciert. Mittlerweile hat sich der Trend beschleunigt und wird anhalten. Doch es braucht globale Standards und eine erhöhte Transparenz, damit ein seriöser Vergleich der Anlagen möglich ist. Klar scheint uns, dass nachhaltige Unternehmen langfristig erfolgreicher sein werden als ihre Konkurrenten.
FOTO: PD
Auch im Jahr 2021 kann es immer wieder zu Rückschlägen an den Finanzmärkten kommen. Deshalb empfiehlt Matthias Geissbühler, Chief Investment Officer (CIO) von Raiffeisen Schweiz, den Anlegern mehr denn je eine breite Diversifikation und eine konsequente Umsetzung der Anlagestrategie. Das Coronavirus und seine Folgen haben im Jahr 2020 tiefe Spuren in der Gesellschaft und der Wirtschaft hinterlassen. Nur die Börse scheint immun. Worauf führen Sie dies zurück? Matthias Geissbühler: Dafür sind drei Faktoren verantwortlich: Im Vordergrund steht die Zins- und Geldpolitik der Notenbanken. So hat die US-Notenbank Fed im März beispielsweise die Leitzinsen von 1,75 auf 0,25 Prozent gesenkt. Gleichzeitig pumpen die Zentralbanken viel Geld ins System, um die Wirtschaften zu stützen. Die Bilanz der Fed hat sich 2020 um 3 Billionen Dollar ausgeweitet, jene der Europäischen Zentralbank um 2,3 Billionen Euro. Weiter haben die Staaten zur Unterstützung der Wirtschaft Rettungspakete und Fiskalstimulusprogramme geschnürt. Denken Sie nur an die Kurzarbeit, welche die Firmen massiv entlastet. Für einen zusätzlichen Schub an den Börsen sorgt seit einigen Wochen auch die Aussicht auf einen wirksamen Impfstoff. Diese Hoffnungen haben bereits zu entsprechenden Kursgewinnen geführt. Die Folgen der Krise dürften sich in den Jahresabschlüssen der Unternehmen widerspiegeln. Welche Resultate erwarten Sie? Die Ergebnisse werden ingesamt kaum Freude bereiten. Zum Teil erwarten wir deutliche Gewinneinbrüche. Dies ist nicht überraschend und hat sich bereits im Laufe des Jahres abgezeichnet. Je nach Branche werden die Resultate allerdings sehr unterschiedlich ausfallen: Im Tourismus, in der Aviatik, beim zyklischen Konsum und zum Teil auch in der Industrie dürfte ein markanter Gewinnrückgang bis hin zu hohen Verlusten resultieren. Auf der anderen Seite gibt es Corona-Gewinner: Hierzu zählen unter anderem Technologiefirmen, Onlineplattformen wie Amazon oder Firmen, die vom HomeofficeBoom profitieren. Weiter dürfte der Gesundheitssektor oder die Nahrungsmittelindustrie unbeschadet, wenn
nicht gar gestärkt durch die Krise gekommen sein. Wie sollen sich die Anleger im Hinblick auf das Jahr 2021 verhalten? Aus unserer Sicht hat 2020 exemplarisch gezeigt, dass ein Festhalten an der Anlagestrategie für den Erfolg entscheidend ist: Nach dem Absturz im März ist es an der Börse zu einer schnellen Gegenbewegung gekommen. Wer damals aus Panik ausgestiegen ist, muss hohe Verluste verschmerzen. Man darf sich von Schwankungen an den Aktienmärkten nicht beunruhigen lassen. Dies gilt auch in Zukunft. Darüber hinaus hat 2020 gezeigt, wie wichtig eine breite Diversifikation ist. Welche Alternativen haben Anleger, die ihre Schäfchen ins Trockene bringen wollen? Das sollte man sich gut überlegen. Fakt ist, dass man auf dem Sparkonto oder auch bei Staatsanleihen nichts verdienen wird. Es gibt derzeit kaum Alternativen zu den Aktienmärkten. Zumal wir 2021 wieder eine leichte Infl f ation erwarten. Dadurch dürfte das Geld real an Wert verlieren. Es lohnt sich deshalb, an einer langfristigen Anlagestrategie festzuhalten. Allenfalls könnte man ein Rebalancing vornehmen, sprich bei Anlagen, die sich sehr positiv entwickelt haben, die Gewinne teilweise realisieren und diese in andere aussichtsreiche Werte investieren. Was halten Sie von Gold? Gold eignet sich gut zur Diversifikation. Das hat man 2020 eindrücklich gesehen. In den letzten zwölf Monaten ist der Preis für eine Unze Gold um gut 20 Prozent auf über 1850 Dollar gestiegen. Zudem ist die Korrelation zu den Aktienmärkten tief. Und auch die Aussichten f offsind intakt: Sollten die Impfstoffh nungen nämlich enttäuscht werden und es zu Rückschlägen kommen, wird das Edelmetall gefragt sein. Dasselbe gilt, wenn wir die Pandemie in den Griff bekommen. Dann ist Gold ein guter Infl f ationsschutz. Wir empfehlen in unserer
«Neben einer konsequenten Umsetzung der Anlagestrategie sind eine breite Diversifikation und ein Fokus auf Qualität zentral.»
Vermögensallokation deshalb einen Goldanteil von 6 Prozent, mit einem Zielpreis von 2000 Dollar pro Unze. In welchen Anlageklassen sehen Sie ansonsten noch Chancen? Mit Obligationen wird man kaum Geld verdienen können, das Renditepotenzial ist gering. Wir erwarten zwar keine Zinswende. Am langen Ende könnten die Zinsen aber leicht ansteigen, wenn sich die Konjunktur wie erwartet erholt. Anleihen haben wir deshalb untergewichtet. Zur Diversifikation und Stabilisierung im Portfoliokontext verzichten wir aber nicht gänzlich auf die Anlageklasse. Wir setzen dabei auf Unternehmensanleihen mit Investmentgrade, also qualitativ hochwertige Obligationen. Bei den Hochzinsanleihen erscheinen uns die wieder deutlich gesunkenen Kreditaufschläge zu tief. Anleger werden damit nur noch ungenügend für die höheren Ausfallrisiken entschädigt. Eine erfreuliche Entwicklung zeigten auch Immobilienanlagen. Wird der Trend anhalten? Schweizer Immobilienfonds haben sich 2020 sehr erfreulich entwickelt und gut 9 Prozent zugelegt. Für die Zukunft sehen wir weiteres Potenzial. Mit einer Ausschüttungsrendite von 2,3 Prozent weisen sie einen Aufschlag von rund 3 Prozent gegenüber Staatsanleihen auf. Wir empfehlen deshalb ein Übergewicht in Immobilienfonds zulasten der Staatsanleihen. Innerhalb der Anlageklasse bevorzugen wir Wohn- gegenüber Büroliegenschaften: Mit dem Homeoffice-Trend sind grössere Wohnliegenschaften gesucht, auch ausserhalb der Städte. Die Leute brauchen nicht mehr ins Zentrum zu fahren und können ein Objekt auf dem Land suchen. Bezüglich der Finanzierungsmöglichkeiten erwarten wir keine Verschlechterung der Lage. Lohnt es sich für Anleger, gezielt auf die Corona-Pandemie und deren Bekämpfung zu setzen?
Erwarten Sie im Jahr 2021, angesichts der Corona-bedingten Unsicherheiten, an der Börse erneut eine hohe Volatilität? Tatsächlich wird sie kaum auf das Niveau von vor der Krise zurückgehen. Dafür sind noch zu viele Fragen offen. Wie wirken die Impfstoffe? Gibt es Nebenwirkungen? Wie stabil sind die Lieferketten? Es kann immer wieder zu Rückschlägen kommen. Somit ist eine breite Diversifikation entscheidend. Gleichzeitig lohnt sich für Anleger ein Rückblick auf 2020. Sie sollten sich die Frage stellen, wie sie auf die Verluste im März reagiert haben, und auf dieser Grundlage allenfalls ihre effektive Risikobereitschaft hinterfragen und gegebenenfalls anpassen. Wie unterstützt Raiffeisen ihre Kunden dabei? Wir haben eine breite Produktpalette im Angebot – von digitalen Lösungen über die Anlageberatung oder eine Vermögensverwaltung. Im Jahresendgespräch analysieren die Kundenberater das Risikoprofil und die strategische Vermögensallokation der Kunden. Häufig lohnt sich ein sogenannter Vermögens-Check, in dem wir die gesamte Vermögenssituation analysieren, inklusive Immobilien, Finanzierungen, Liquiditätsplanung und Vorsorge. Diese ganzheitliche Vermögensanalyse bieten wir unseren Kunden, aber auch externen Privatkunden an.
Vermögens-Check Raiffeisen Schweiz legt Wert darauf, dass das Vermögen ihrer Kundinnen und Kunden für die Zukunft vielversprechend aufgestellt ist. Die drittgrösste Bankengruppe des Landes empfiehlt daher, jeweils zum Jahresauftakt einen individuellen Vermögens-Check mit dem Kundenberater durchzuführen. So können Enttäuschungen vermieden werden. Gemeinsam wird geprüft, ob das Vermögen immer noch auf die Kundenbedürfnisse abgestimmt ist und die Anlagen weiterhin mit der persönlichen Anlage- und Vorsorgestrategie übereinstimmen. Der Rück- und Ausblick auf die persönliche Vermögenssituation soll Anlegerinnen und Anlegern zudem das gute Gefühl verschaffen, das eigene Geld für die nächsten Monate bestmöglich allokiert zu wissen. Zusammen mit dem Raiffeisen-Experten werden im Vermögens-Check Optimierungsmöglichkeiten identifiziert, Chancen thematisiert und die Portfoliostruktur auf das Marktumfeld abgestimmt. raiffeisen.ch/vermoegens-check
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