Zermatt Unplugged (D)

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Seit Ihrem Durchbruch mit «Liquid Spirit» im Jahr 2013 haben Sie Millionen von CDs verkauft und Hunderte von Konzerten rund um den Globus gegeben Wie gehen Sie mit dem Ruhm und Reichtum um?

Gregory Porter: Meine Mutter hat mich zum Glück gelehrt immer bescheiden zu bleiben Aber tatsächlich ist für mich ein Traum wahr geworden Seit ich ein kleiner Junge war, wollte ich mich in der Musik ausdrücken, aber ich wusste nicht, wie ich das anstellen sollte Dann ist es einfach passiert Ich bin überwältigt davon

Was ist das Besondere an Ihrer Stimme?

Das müssen andere sagen Für meine Begriffe hat sie sich ziemlich verändert Ich hatte eine schöne Stimme, als ich ein kleiner Junge war Natürlich war sie damals noch höher und weicher Dann ist mein Brustkasten breiter geworden, der Resonanzraum hat sich vergrössert Seither hat sie an Stärke, Tiefe und Fülle gewonnen, aber auch eine gewisse Schwere erhalten

Was meinen Sie damit?

Es fällt mir gar nicht leicht, das in Worte zu fassen Nehmen wir zum Beispiel Nina Simone Ich bewundere sie sehr Sie hat ihre Stimme auch dafür eingesetzt, kraftvoll ihren Protest auszudrücken Deshalb wirken selbst ihre Liebeslieder ernst; man hört bei ihr auch eine unterschwellige Botschaft, wenn sie einen Song wie «I Need A Little Sugar In My Bowl» singt

Sie sind nicht nur ein genuiner Sänger, sondern schreiben viele Ihrer Songs selbst Wie gehen Sie beim Komponieren vor? Fliegen die Verse und Melodien Ihnen zu, oder ist das harte Arbeit?

Ich trickse ein bisschen, wenn ich sage, die Songs fielen mir einfach so ein Es stimmt zwar in dem Sinn, dass die Musikalität und der Sinn für Poesie in mir drin sind Deshalb habe ich diese spontanen Einfälle Aber hinter ihnen steckt eine lange, auch unbewusste Arbeit. Ich will mich nicht mit den grossen Meistern der Malerei vergleichen, aber vielleicht kann das Bild doch weiterhelfen: Der Maler taucht den Pinsel in die Farbe und setzt mit einer spontanen Bewegung etwas auf die Leinwand Das geht schnell und kommt einem unglaublich leicht vor, aber vielleicht musste etwas jahrelang in dem Künstler arbeiten, bis es zu diesem einen Strich kam

Bei welchen Ihrer Songs ist es Ihnen so ergangen?

Als ich etwa dreissig war, begann ich, Songs über meinen Vater zu schreiben Damals merkte ich, dass ich als Komponist dann am besten bin wenn ich mir Themen vornehme, die mich wirklich im Inneren bewegen Unerschütterliche Liebe – das ist etwas, auf das ich immer wieder zurückkomme

Sie sind mit Gospel und Swing grossgeworden, mit Platten von Mahalia Jackson und Nat King Cole Am Anfang Ihrer Karriere wurden Sie dann vor allem als Jazzsänger wahrgenommen bevor Sie Ihre Palette in Richtung Soul, R&B, Blues, Funk und Pop erweiterten Wo stehen Sie heute?

Die Stilrichtungen gehören für mich alle zusammen. Weder den Jazz noch den Gospel habe ich je aufgegeben Sie alle sind Mittel, die ich in meinen Songs einsetze, um das Publikum so gut wie möglich zu erreichen Ich will mich nicht auf Swing im Vierviertel-Takt beschränken sondern die verschiedensten Elemente in meine Musik einspeisen

Die Botschaft ist für mich wichtiger geworden als das Genre Aber die Kraft und Energie kommen in jedem Fall vom Stil der schwarzamerikanischen Prediger her

Können Sie das etwas ausführen? Geht es um Rede und Gegenrede?

Genau Diese Prediger fordern immer Antworten der Gemeinde heraus: «Schau Deinen Nachbarn an, sag ihm, dass Du ihn liebst, klatsch in die Hände, tu dies, tu das»: So laufen diese Gottesdienste ab Sie haben gerade gesagt, die Botschaft werde für Sie immer wichtiger Was meinen Sie damit?

Wenn ich etwa «Everything Is Not Lost» «When Love Was King» oder sogar «Liquid Spirit» interpretiere, verwandle ich die Songs in tanzbare Musik

Zermatt Unplugged

Das Musikfestival am Fusse des Matterhorns findet vom 9 bis 13 April 2024 zum 15 Mal statt, unter anderem mit Auftritten von Gregory Porter, Birdy, James Arthur, Angus & Julia Stone oder Michael Patrick Kelly Für weitere Infos, Programm und Tickets:

«Ich

will nicht bloss unterhalten»

Der US-amerikanische Sänger Gregory Porter verbindet in seiner Kunst Jazz, Blues, Gospel, Soul und Pop.

Mit seinem sonoren Bariton hat er die Welt erobert

Am 13 April tritt er am Festival Zermatt Unplugged auf

Zur Person

Gregory Porter wurde 1971 in Sacramento, Kalifornien geboren 2013 gelang ihm mit dem Album «Liquid Spirit» der internationale Durchbruch Seine Markenzeichen sind die mächtige, dabei schmiegsame Baritonstimme und eine Ballonmütze mit Schlauchschal; diese bedeckt Narben, die er von Operationen in seiner Kindheit zurückbehielt

einer schwarzen Familie zu legen fand ich sehr ermutigend Obamas Kabinett spiegelte sozusagen die Farben des Regenbogens, den die Bevölkerung Amerikas bildet

Aber es mischte sich schon damals Skepsis in Ihre Freude?

Am Tag als Obama gewählt wurde wusste ich dass es einen Rückschlag geben würde Es ging eine Zeitlang, bis es soweit war, aber er kam, und er war heftig Ohne Obamas Präsidentschaft hätte es keinen Präsidenten Donald Trump gegeben Dass er jetzt vielleicht vier weitere Jahre regieren kann, erschreckt mich zutiefst Es gibt so viele Beweise für seine kriminellen Machenschaften, und seinen Wählern ist das einfach egal Das ist doch unglaublich! Ich dachte immer unsere Prinzipien seien Freiheit und Aufrichtigkeit Wir haben eine Verfassung, in der der Satz «All men are created equal» steht Darauf konnte sich auch die Bürgerrechtsbewegung berufen Aber wir leben nicht mehr nach diesen Grundsätzen

Was ist Ihrer Meinung nach falsch gelaufen? Ehrlichkeit Freundlichkeit Anstand – «the basic stuff»: Zu all dem ist Trump überhaupt nicht fähig Sollen wir jetzt unsere Gesetze für diesen einzelnen Mann ändern? Sollen wir sagen: Du kannst Verbrechen begehen und ein schrecklicher Mensch sein – macht alles nichts? Keine andere Person könnte sich das erlauben Obama durfte sich nicht den kleinsten Fehltritt leisten Aber Trump ist völlig ausser Kontrolle Das ist gefährlich Wir spielen mit dem Feuer

Können Sie sich in Ihrem Wohnort in Kalifornien unbehelligt bewegen, oder werden sie auf Schritt und Tritt erkannt?

Es passiert, aber in einem erträglichen Mass, und es gehört zu meiner Rolle Lustigerweise sprechen mich dort wo ich wohne weniger Leute an als in den grossen Städten Wenn ich in New York, London oder Berlin bin, vergeht kein Tag, wo ich mich nicht für Fotos mit Fans hinstellen muss Aber ich denke, das ist ok, ich habe sie mit meiner Musik erreicht

Sind Sie ein Familienmensch?

Auf alle Fälle! Wenn es irgendwie geht versuche ich, meine beiden Kinder auf Tournee mitzunehmen Sie waren sicher schon in 15 oder 20 Ländern Der Zweijährige liebt japanisches Essen; der hat schon jetzt einen teuren Geschmack!

Sie geben dieses Jahr wieder etliche Konzerte Was können Sie über Ihre Band sagen?

zermatt-unplugged ch

Die Leute bewegen sich, sind fröhlich, und gleichwohl erreicht sie der Text Nicht umsonst sage ich «Let Love Flow in the Path of Least Resistance» Mir ist es egal welcher Beat unter diese Botschaft gelegt wird Hauptsache, sie kommt an

Welche Art von Protest formulieren Sie in Ihren Songs?

Es geht oft um einen subtilen Protest Nehmen Sie einen Song wie «Mister Holland» Dort bedankt sich jemand dafür dass er wie ein normaler Teenager behandelt wird Das impliziert dass das bisher nicht der Fall war Er bedankt sich für etwas, das eigentlich selbstverständlich sein müsste, und das wirft Fragen auf Manchmal kann man meine Botschaften zudem auf verschiedenen Ebenen lesen Fällt Ihnen gerade ein Beispiel dazu ein?

Meinen Song «A Consequence of Love» kann man auf die Liebe im Allgemeinen auf die Liebe zwischen Menschen verschiedener Hautfarbe oder auf die Liebe zwischen Menschen gleichen Geschlechts beziehen «Ich werde die Konsequenzen dieser Liebe tragen, komme was wolle», heisst es im Text; «mein Gewinn bist du »

Sie haben in Ihren frühen Jahren krassen Rassismus erlebt Sie wurden als Nigger beschimpft, Ihr Bruder wurde sogar angeschossen Wie sieht es in Ihrem heutigen Alltag damit aus?

Entschieden besser Aber subtile Diskriminierung gibt es weiterhin In manchen Hotels werde ich vom Personal immer noch gefragt, ob ich etwas suche, wenn ich zu meiner Suite gehe

Sie haben auch schon beobachtet, dass in teuren Restaurants nur Ihre Frau Victoria angesprochen wird die aus Russland stammt und weiss ist Die Kellner denken: Da hat eine vornehme Dame jemanden mit einer komischen Ballonmütze im Schlepptau, dem sie ein bisschen höhere Lebensart beibringen will Ja, solche Dinge passieren, und darauf reagiert jemand mit meiner Geschichte natürlich empfindlich Wir haben so viele Jahre in einer gewissen Dunkelheit zugebracht Ich finde gerade kein besseres Wort dafür Und ich weiss dass es Zeit braucht, bis Respekt und Gleichberechtigung selbstverständlich werden Mit der Emanzipation der Frauen ist es das Gleiche Es geht dabei nicht nur um die anderen Auch ich selbst muss lernen, mich in meiner Haut wohlzufühlen und überzeugt zu sein, dass ich überall hingehen kann, wo andere Leute hingehen

Wenn Sie Ihr Leben unter den Präsidentschaften von Barack Obama, Donald Trump und Joe Biden vergleichen: Welche Bilanz ziehen Sie? Ich muss es leider immer wieder sagen: Donald Trump hat den Menschen einen Freipass gegeben, ihre Bigotterie und ihren Rassismus auszuleben Er ermutigt sie sogar dazu! Ich war so stolz auf mein Land als Obama Präsident wurde Ich dachte natürlich nicht, dass nun sofort eine Ära ohne rassistische Vorurteile anbrechen würde, aber ich hatte das Gefühl, wir hätten einen wichtigen Schritt vorwärts gemacht Die Idee, dass eine Mehrheit in meinem Land es richtig fand, die Regierungsgewalt in die Hände eines schwarzen Mannes, mehr noch:

Ich habe das Glück seit langem mit den gleichen hervorragenden Leuten zu arbeiten Einige kommen aus St Louis, einige aus New York, einer aus Tschechien Meinen Pianisten Chip Crawford kenne ich schon seit zwanzig Jahren Wir sind eine Familie Ich singe ja über sehr persönliche Dinge, etwa über meine früh verstorbene Mutter Da braucht es auf beiden Seiten Zuneigung, Aufmerksamkeit Respekt

Wer ist für die Arrangements zuständig?

Den Rahmen lege ich fest, aber die Ausarbeitung liegt bei der Band. Ich kann nicht jede einzelne Stimme ausschreiben, aber ich kann sagen, was mir in etwa vorschwebt Manches ändern wir auch im Lauf der Tournee Ich sage zum Beispiel, dass ich hier ein langsameres Tempo haben und dort eine Strophe wiederholen will und das setzen wir dann um

Was haben Sie sich für Ihr Konzert am Zermatt Unplugged im Arpil vorgenommen?

Die Welt ist derzeit in Aufruhr Das kann ich nicht einfach ignorieren Ich muss die Probleme ansprechen will aber auch meinem Optimismus dass die Liebe stärker ist Ausdruck verleihen und den Menschen Mut machen. Ich will zeigen, dass wir mit Liebe und Ausdauer alle Schwierigkeiten überwinden können Wie gesagt: Meine Songs haben eine Botschaft Ich will nicht bloss unterhalten Meine Musik soll Nahrung für die Seele sein Nur deshalb nehme ich den ganzen Stress auf mich und mache weiter

Dieser Inhalt wurde von NZZ Content Creation im Auftrag von Zermatt Unplugged erstellt

Samstag, 9 März 2024 WERBUNG SPONSORED CONTENT FÜR ZERMATT UNPLUGGED
ER K UMPHERY

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