St. Galler Festspiele (D)

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Premiere:Die St.Galler Festspiele gastieren auf dem Flumserberg.

EinFestfürdieKönigin

mentierteMusik bietet einFeuerwerk an Harmonien,Melodien,beschwingten Rhythmen. Kurzum: «The FairyQueen» istbestesEntertainment, mehr Revueals Drama, leichtverdaulichund doch gehaltvoll.Das Londoner Publikum jener Zeit verlangtenachsolcher Kost; nicht zufällig hatPurcell nureineeinzige VollOper («Dido undAeneas»,1689), aber mehrereSemi-Opern geschrieben. Das Librettofür «TheFairy Queen» beruht auf WilliamShakespeares «Sommernachtstraum», einerder schönstenund tiefsinnigsten romantischen Komödien derWeltliteratur.Allerdingsist deranonyme Textdichtermit derVorlagesehr frei verfahren: Nichtein einziger Vers von Shakespeareist in Purcells Vertonung zu hören, keineseiner Hauptfiguren hateine tragende Rolle. Die Handlungsteht bei Purcell nichtimVordergrund;esgehtum festliche, unterhaltsame, teilszarte,teils auch burleskeSzenen. Im Schlussakt fehltvon der Chinoiserie bis zumAffentanz keineAttraktion.

DieSt.Galler Festspiele bringendiesmal Purcells Barockoper «The FairyQueen» –ineiner spektakulärenFreilichtaufführung.Erstmals nichtimKantonshauptort, sondernauf demFlumserberg: ein Augenscheinvor Ort.

«Komm,lass uns die Stadt verlassenund im angenehmen Schatten auf dem Grase liegen»: So heisstesimersten Duettvon HenryPurcells Barockoper «The Fairy Queen». Raus aus der Stadt, zurück zur Natur:Sokönnte auch dasMotto der diesjährigen Festspiele der Genossenschaft Konzert und TheaterSt.Gallen lauten. Denn deren 19.Ausgabe findet nichtwie gewohntauf dem Klosterplatz im Stiftsbezirk der Stadt statt,der zum Unesco-Weltkulturerbe zählt, sondern auf dem Flumserberg, in 1400 Metern Höhe, in einer höchst eindrucksvollen Naturkulisse, zu der dieschroffen Churfirsten ebenso gehören wieder tiefeund entsprechend dunkle Walensee OrganischesGesamtkunstwerk Die Luftseilbahn bringt den Besucher vonUnterterzen über knapp eintausend Höhenmeter bequem zur Station Tannenboden.ZwanzigMinuten dauertdie Fahrt. In sattem Grün leuchtennach dem verregneten Mai die Matten.Die Freilichtbühne erreichtman locker in fünf Gehminuten. Obwohl sie stolze32Meter breitist und auf eine gedeckteStahlrohrtribüne schaut, die 750Besuchern Platz bietet, verschwindet der temporäre Aufbau fast in der Gebirgslandschaft. Das ist ganz im Sinn vonGeorgesHanimann, dem technischen Leiter des Theaterbe-

St.GallerFestspiele2024

Werk: «The FairyQueen», eine Semi-Oper vonHenryPurcell

Musikalische Leitung: CorinnaNiemeyer

Inszenierung: Anna Bernreitner

Spielort: Tannenboden, Flumserberg (Tribüne gedeckt)

Vorstellungen: 21.6., 22.6., 28.6.,29.6.,5.7., 67., jeweils 20:00 bis22:30 Uhr

Tickets: 65 bis 155Franken proPerson

triebs. Er will nicht klotzen, sondernein stimmiges, organisches Gesamtkunstwerk bieten.Man kann nurdarüber staunen, wieeresmit seinem Team geschafft hat, an diesem idyllischen OrtHightech undNatur diskret zu verbinden. Währendringsum Kuhglockengeläut ertönt undhin und wieder einBauer auf demTraktorvorbeirumpelt,wirdinden Kulissen vonHannah Oellingerund Manfred Rainereifrig geprobt. IhrBühnenbild will nicht dieNatur ringsumübertrumpfen, sondern sorgt mitstilisiertenorganischen Formen und Pastellfarben für einen reizvollen Kontrast. Noch tragen die Sängerinnen und Sänger nichtihre festlichen Kostüme, sondern Jeans, Pullover,Schals und –des kräftigenWindes wegen–sogarWollmützen. Sie werden auch noch nicht vomSinfonieorchester St.Gallen unterder Leitungvon Corinna Niemeyer begleitet, sondernvon einem unsichtbaren KorrepetitoramKlavier MancheSzenen werden dutzendmal geprobt, bis sie exaktsositzen, wie die geduldige, aber bestimmteösterreichische Regisseurin Anna Bernreitner sie haben will. Sie fühltsich wohl hier oben; schliesslich hatsie mit«OPER RUND UM»schon verschiedentlichbewiesen, dass siedie besonderen Gegebenheitenverschiedenster Spielorte in ihreProduktioneneinzubeziehen weiss

Anreise mitdem ÖV: via Unterterzenmit derGondelbahn namensSeeJet, FahrtimTicketpreis inkludiert;nachden Vorstellungen werdenSonderfahrtender Gondelbahn angeboten, derAnschluss an die letzten Zugverbindungen Richtung St.Gallen, Zürichoder Churist gewährleistet

Anreisemit demAuto: Parkmöglichkeiten beim Bahnhof Unterterzen oder direkt beim Festspielgelände

QR-Code scannen, mehrerfahrenund Ticketsbestellen

DieSemi-Oper «TheFairy Queen» wurde 1692 am Queen’sTheatre in London uraufgeführt.

Die Stimmungist blendend, das junge Ensemblevollbei der Sache, die fokussierteArbeitmündetbisweileninhelles Gelächter. AlsZuschauer spürt man augenblicklich die Energie, diesich in Spielund Gesangentfaltet. Vuvu Mpofu (Helena) kommtaus Südafrika, Kali Hardwick (Hermia) ausKalifornien, MatthiasHoffmann (Lysander) ausTirol undRobert Bartneck (Demetrius) aus Hannover;dochsie sind wandelnde Beispiele dafür,dassMusik keineGrenzenkenntund dass dasLiveerlebnis durchnichtszuersetzen ist.

Die St.GallerFestspiele habensichseit ihrer Gründung im Jahr 2006 immer wie-

derdurch originelleOpernprogrammierungen hervorgetan, statt,wie bei Open Airsoft üblich, aufdie allerbekanntesten Werkezusetzen: So kamen etwavon Verdineben dem «Trovatore»und «Giovanna d’Arco» auch «Attila»,«ILombardi» und «I dueFoscari»zur Aufführung,von Donizetti neben «Lafavorita» auch«Il diluvio universale».Nachdem letztes Jahr dieveristischeRevolutionsoper «AndreaChenier» vonUmberto Giordano auf demKlosterplatz dasPublikum bewegte, setzen dieVeranstalter diesmal auf ein leichteres, ganz zauberhaftes Werk:HenryPurcells «The FairyQueen» Die Semi-Oper, die1692amQueen’s TheatreinLondon uraufgeführt wurde, vermutlich zu Ehren vonQueen Mary, warzuLebzeitendes Komponisten ein grosser Erfolg.Kurz nach seinemTod gingjedochdie Partitur verloren;erst zu Beginn des20. Jahrhunderts wurde sie wiedergefunden. Seither wird das Märchenspielglücklicherweise alle zehn oderzwanzig Jahreneu entdeckt Teilsgesungen, teilsgesprochen Eigentlichist Purcells Geniestreich nur eine halbeOper,dasie teilsgesungene, teilsgesprochene Passagenenthält,dazu auch Zwischenspiele, Chöreund Tänze. Miteinigem Rechtkönnteman sieals Musical bezeichnen. Dieoriginellinstru-

Doch beim blossen Spektakelbleibt dieSt.GallerProduktion auf demFlumserberg nichtstehen: Siebieteteine Fassungder Oper,inder vier Liebende sowiedie FeenköniginTitania,der Feenkönig Oberon und dasFabelwesenPuck dieBühne beherrschen: In derMenschenweltsollHochzeit gefeiert werden, doch alsein StreitzwischenTitaniaund Oberoneskaliert, kommteszum Liebeschaos,das nichtnur beimBrautpaar, sondernauch im Zauberreich der Feen für Turbulenzensorgt.Gesungenwird auf Englisch, gesprochenwirdDeutsch; in dertrefflichen Übertragung vonFrank Günther.

EinSpielortmit Anforderungen DerTannenboden aufdem Flumserberg istein besondererSpielort, und er stellt besondere Anforderungen: an dieKünstlerinnen undKünstler, aber auchandie Licht- undTonregiesowie an dieganze Logistik.«Wenn wirimTheater St.Gallen bei denProben merken, dass ein Teil fehlt»,sagtGeorgesHanimann, «dann gehenwir schnellindie Werkstätten hinüber undholen es. Vonhier auf dem Flumserbergaus ist das eine mehrstündige Reise.»

Eine Herausforderung sind dieFreilichtaufführungen beiWindund Wetter auch fürdas Orchester,namentlichfür so empfindliche Instrumentewie das Cembalo. Deshalb hatHanimann das dreissigköpfigeEnsemble nichtvor oder unter der Bühne platziert, sondern in einem geschützten, klimatisierten Container nebender Bergstationder Seilbahn. «Von hier aus»,soder technische Leiter,«wird der Klangvia Glasfaserkabel ohne Zeitverlust aufdie 220Meter entfernte Bühne übertragen.Die Dirigentin siehtauf zwei Bildschirmen, wasdort gerade passiert.Der eine zeigtdie Totale, der andere in Nahaufnahme dieSolistinnen und Solisten,die gerade im Einsatz sind.» DasSoundboardder Tonregie findet sich zuoberst auf der Tribüne;hier wird der Tonliveabgemischt. DieSängerinnen undSängertragenHeadsets, dieman kaumsieht. FürFansder St.GallerFestspiele istdie Orchesterboxübrigens nichts Neues: Siekam auchschonauf dem Klosterplatzzum Einsatz Besondersgespanntist Hanimann darauf,wie sich diesechs Aufführungen im Abendlichtpräsentieren werden.Die Premierefindet tatsächlich am längsten Tagdes Jahres statt, und einmalwird auch bei Vollmond gespielt. Wenn um 20 Uhr dasSpielbeginnt,ist es nochhell Erst im Lauf der folgenden zweieinhalb Stunden senktsich dieNacht über das Geschehen. DieLichtregiemuss deshalb spontanund subtil reagieren. Ohnehin machtdas einen wesentlichen Teil des Zaubersvon «The FairyQueen» aufdem Flumserbergaus: Nichts lässt sich bis ins Letzteplanen, jede Vorstellungwird einmaligsein. Währendinternationale Grossproduktionen mitidentischer Ausstattungund auswechselbarem Personal synchron rund um den Erdballpräsent sind,regiert hier dieMagie desAugenblicks,für densowohl dieRegisseurin als auch dieDirigentin mitihrem ganzen Ensembleleben

Dieser Inhaltwurde vonNZZ Content Creation im Auftrag derSt.Galler Festspiele erstellt

NZZamSonntag 16.Juni 2024 SponsoredContent fürSt.GallerFestspiele Werbung
SUSI REINHARD
des
URS BU CHE R
Georges Hanimann, technischer Leiter
Theaterbetriebs.

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