DIE SUBSTANZ DES STILS Herbstmode 2017
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PRODUKTE DESIGNERDÜF T E HINTERGRUND V I V I ANN A TORUN IM PORTRÄT CA R T IER DESTINATION AUST R A LIEN
ZU GAST DIANE K E ATON ZUTAT Z W E TSCHGE STADT-DESTILLAT LI V ERP OOL ROUND TABLE BODY-P OSIT I V IT Y
Im Anzug
DIE A K T UEL L E HE RRENMODE KOMBINIE R T K L A S S IS C H E S S C HN E IDE R H A ND W E R K MI T L Ä S SIGE R E L EG A N Z Seite 3 0
Im Widerstand
V I V IENNE W E S T WOOD ÜBE R MODE UND UM W E LT SCHU T Z Seite 2 6
Im Wandel
UN T E R BE Z A HLT UND UN T E R DRÜC K T: MODE L S W E R DE N SCHL ECH T BE H A NDE LT. JE T Z T Ä NDE R T SICH DIE BR A NCHE Seite 4 4
SEPTEMBER 2017
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PHOTOGRAPHED BY BRUCE WEBER
ZEUG
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Wie früher V O N G E S T E R N F Ü R H E U T E : WA R U M S I C H D E S I GN E R V O N F U N D E N A U S D E N A R C H I V E N IN S P I R I E R E N L A S S E N Tex t K I M DA N G
AUS A LT M AC H NEU
Bally: Die Modelle «Bekari» und «Georgette» sind inspiriert von Archivfunden aus den dreissiger Jahren. Roger Vivier: Die «Belle»Pumps mit Silberschnalle sind heute Bestseller. Catherine Deneuve trug sie schon 1967 in Luis Buñuels Film «Belle de Jour». Gucci: Handtaschen mit Bambusgriff zählen seit 1947 zu den Gucci-Klassikern.
F o t o J O N A S M A R GU E T
Heritage, eine reiche Historie, ist heute ein entscheidendes Merkmal im Kampf um den Kunden: Man kauft nicht nur ein Produkt, man kauft eine Geschichte. Im Falle der 90-jährigen Schuhmarke Salvatore Ferragamo ist das Archiv nicht nur ein Firmen- und Familienschatz des Inhabers – des Ferragamo-Clans –, sondern auch ein Stück italienische Designgeschichte. Als «Schuhmacher der Stars» wurde Firmengründer Salvatore Ferragamo im Hollywood der zwanziger und dreissiger Jahre gehandelt. Seine Kreationen von damals sind heute
Salvatore Ferragamo
Zeugen einer Zeit, als die Mode- und die Filmbranche noch in den Kinderschuhen steckten. Eine Foto von 1926 zeigt etwa die Stummfilm-Diva Lola Todd, ganz in Leopardenfleck eingekleidet, vom Mantel über die Strümpfe bis hin zum FerragamoSchuh «Indiana». Modemacher Azzedine Alaïa bestellte kürzlich für seine Haute-Couture-Schau eine Neuinterpretation dieses historischen Modells: einen modischen Overknee-Stiefel aus Baumwollstretch im Leo-Look. «Indiana Boot» (etwa 1320 Fr.), von Salvatore Ferragamo
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HERBSTMODE
INHALT
Seite 51, Destination: Zu Pferd im australischen Outback.
Seite 16, Produkte: Die Düfte der Luxushäuser.
51— DE S T IN AT ION
Im Sattel
Cowboys nennt man hier zwar Jackaroos – an grenzenloser Freiheit fehlt es aber auch in Australien nicht
5 4 — Z U T ISCH
Diane Keaton Als Stadtneurotikerin wurde sie bekannt. Doch die Schauspielerin tanzt auf vielen Bühnen
ZEITGEIST 13 — NEUE S AUS DER SCH W EIZ 14 — NEUE S AUS DER W ELT 16 — PRODUK T E 18 — SCHÖNHEI T
Seite 30, Im Bilde: Die Lässigkeit ist im Anzug.
3 0 — IM BIL DE
Unverkrampft
5 6 — Z U TAT
Zwetschge So süss sie auch ist, die violette Frucht läutet das Ende des Sommers ein
Der Mann von heute kleidet sich nonchalant, aber nicht nachlässig
2 0 — HIN T E R GRUND
Widerspenstig
2 4 — IM P OR T R ÄT
ZUGABE
Vor 100 Jahren schufen die Pariser Juweliere eine Uhr, die selbst Andy Warhol begeisterte
5 7— S TA DT-DE S T IL L AT 6 0 — IMPRE SSUM / BE ZUGSQ UEL L EN 6 1— ROUND TA BL E 6 2 — Z I TAT
Cartier
2 6 — IM GE SP R ÄCH
Vivienne Westwood Die britische Modedesignerin über Punk, Politik und chinesische Poesie
ZÄSUR 3 1— BICE CURIGER 3 2 — BA RBA R A V INK EN / M A L EN A RUDER 3 3 — RICH A RD K ÄGI 3 4 — DORO T HEE VOGEL
4 4 — Z E NI T
Couragiert Gegen Diskriminierung, für mehr Vielfalt – in der Model-Branche regt sich Protest
Seite 26, Im Gespräch: Vivienne Westwood.
Seite 57, Stadt-Destillat: Liverpool.
September 2017
FOTOS: DOUGLAS MANDRY, CYRILL MATTER, ORNELLA CACACE, LEONID ANDRONOV / FOTOLIA, DAVID M. BENETT / GETTY IMAGES
Die Gestalterin Vivianna Torun Bülow-Hübe hat mit vielen Konventionen gebrochen
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ZEITGEIST
NEUES AUS DER SCH W EIZ
AUSSTELLUNG
GENUSS
Neue Stoffe
CheCha Restaurant und Club
Textilmuseum St. Gallen bis 2. April 2018
Via Salastrains 10, St. Moritz
Medizintechnik und Energiegewin nung klingen im ersten Moment nicht nach Ausstellungsmaterie für das Tex tilmuseum St. Gallen. In der Schau «Neue Stoffe» realisiert man aber, wie weit über Kleidung und Wohnstoffe hinaus sich Textiltechnik durch alle Lebensräume zieht. Exponate aus den Bereichen Fahrzeugkonstruktion und Bauwesen neben solchen aus Mode und Interieur zeigen textiltechnische Innovationen auf und lassen Gemein samkeiten von verstärkt technisch oder ästhetisch wahrgenommenen Objekten erkennen. (aky.)
Nach einer kreativen Schaffenspause schwingt der Spitzenkoch Reto Mat his, bekannt als Gastgeber des Enga diner Bergrestaurants La Marmite, nun neu im «CheCha» hoch über St. Moritz den Kochlöffel. Diesmal nicht nur am Herd, sondern auch als Leiter von Kochkursen. (aky.)
Hocker «Isola» (Preis auf Anfrage), von This Weber für Very Wood.
Weste (790 Fr.), von Fuzz.
chechaclub.com
MODE
DESIGN Anpassungsfähig
Pelz für Tierfreunde www.textilmuseum.ch
«Faux fur», synthetischer Pelz, hat derzeit Hochkonjunktur. Die Genferin Nadja Axarlis, ehemalige Modeein käuferin bei Grieder, hat vor einem Jahr das KunstpelzLabel Fuzz ge gründet: kuschelige, modische und tierschonende Fellkreationen, ausge zeichnet mit dem «PetaApproved Ve gan»Zertifikat. (kid.)
Reto Mathis: Gastronom, Spitzenkoch und Kursleiter.
SCHMUCK
fauxfur.com «Stone Web», von Idalene Rapp und Natascha Unger, Weissensee, 2017.
Mit der Veränderung unserer Arbeits gewohnheiten steigt das Bedürfnis nach einem Mobiliar, das diesen ent spricht. Exemplarisch ist dabei die Kollektion «Isola», die der Zürcher Designer This Weber für die italieni sche Firma Very Wood entworfen hat, herauszustreichen. Auf dem gepols terten Hocker mit seitlich angebrach ter Ablagefläche lässt sich bei einem Gedankenblitz unmittelbar – und dies, ohne sich zu erheben – vom Entspan nungsmodus in die Schreibhaltung umschalten. Oder umgekehrt. (das.) verywood.it
Natürliches Farbenspiel Eveline Frischknecht Fine Jewellery
KUNST
Kugelgasse 2, St. Gallen
Ausgezeichnet
Bereits seit zehn Jahren residiert das Goldschmiedeatelier von Eveline Frischknecht im ältesten Gebäude St. Gallens. Zum Jubiläum wurden die Räume umgebaut. Im neuen, hellen, museal inszenierten Interieur kom men Kreationen wie die Linie «Bou doir», die inspiriert ist von St. Galler Spitze, noch besser zur Geltung. (rud.)
Wop Art Centro Esposizioni Lugano, 14. bis 17. September 2017
Einen Eindruck, wie vielfältig Papier in der Kunst eingesetzt wird, erhalten Besucher der zweiten Ausgabe der Papierkunstmesse «Work on Paper Art Fair», kurz Wop Art. (aky.)
evelinefrischknecht.ch
Papierkunst von Enrico Baj.
Pullover (595 Fr.), Schal (295 Fr.) und Hose (850 Fr.).
«Basic Chair» von Sebastian Marbacher.
Wer ein StrickEnsemble von Chris tina Krämer trägt, schmiegt sich in reinen Cashmere der mongolischen Hausziege. Trendfarben wird man in ihrer Kollektion nicht finden, denn die Farbpalette richtet sich nach den na türlichen Schattierungen des Ziegen haars. Mit Ausnahme der schwarzen Kreationen sind sämtliche Teile unge bleicht und ungefärbt. (aky.)
Während aufeinandergestapelte Stühle meist als praktische, aber visuell un erträgliche Objekte aus dem Blickfeld genommen werden, muss sich der «Basic Chair» von Sebastian Marba cher nicht hinter dem Vorhang ver stecken. Sein skulpturaler Entwurf hat dem jungen Gestalter gar eine Aus zeichnung bei den diesjährigen Swiss Design Awards beschert. (aky.)
christinakraemer.com
Schmuckstücke von der St. Galler Goldschmiedin Eveline Frischknecht.
September 2017
sebastian.marbacher.com
FOTOS: PD
wopart.eu
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ZEITGEIST
NEUES AUS DER W ELT
MODE
HOTEL
Schicke Preppies
The Williamsburg Hotel 96 Wythe Ave, Brooklyn N. Y.
Ein floraler Print hier, eine Rüsche da. Dazu etwas seidige Textur und eine ganz legere Haltung. Mehr bedarf es gar nicht, um mit der «White Line»Kollektion von Marc O’Polo bei den Anhängern des sportlich-eleganten «Preppy Chic» Festtagsstimmung zu verbreiten. (aky.) Leuchte «Yuh» (ab 390 Fr.), von Gam Fratesi für Louis Poulsen.
WOHNEN
marc-o-polo.com
DESIGN
Schlafen mit Stil Der deutsche Grafikdesigner Denis Hohmann arbeitete unter anderem für Adidas Y-3 by Yohji Yamamoto und Reebok. Ihm missfiel, was es an Bettwäsche auf dem Markt zu kaufen gab. Also rief er sein eigenes Label für coole Heimtextilien ins Leben. Uanmee steht für zeitgemässe Drucke auf Oeko-Texzertifizierter Baumwolle, made in Germany. (rud.)
Kreative Fusion Dänemark und Italien verbindet eine hohe Wertschätzung für gut gestaltete Objekte. Im Fall der Architekten Stine Gam und Enrico Fratesi kommen die beiden grossen Design-Traditionen gar an einem Esstisch zusammen. Das dänisch-italienische Ehepaar entwirft seit 2006 Möbel und Wohnaccessoires im Auftrag namhafter Unternehmen – zuletzt die Leuchte «Yuh» für Louis Poulsen, bei der Einflüsse aus beiden Kulturen auszumachen sind. (das.) louispoulsen.com
thewilliamsburghotel.com
uanmee.com Zimmer «Studio Terrace».
ACCESSOIRES
Bluse (229 Fr.), von Marc O’Polo.
AUSSTELLUNG
BUCH
Knautschzone Weiterträumen
Schöner fernsehen An Eames Celebration Egal, wie künstlerisch wertvoll das Programm auch sein mag, das man über die Mattscheibe flimmern lässt, der Fernseher an sich ist ein hässliches schwarzes Loch und somit einer stilvollen Einrichtung abträglich. Samsung löst nun dieses Problem: Wenn die Modelle der «Frame»-Serie nicht genutzt werden, zeigen die flachen, gerahmten Bildschirme Kunst oder Familienfotos. (rud.)
Bettwäsche (je Set ab 119 Euro), von Uanmee.
Das «Williamsburg Hotel» im gleichnamigen New Yorker Stadtteil ist brandneu. Der Umsicht der Architekten ist es jedoch zu verdanken, dass die Gaststätte dennoch an das historische Erbe des ehemaligen Arbeiterquartiers erinnert. Die Fassade aus rotem Backstein sowie die Stahl- und Messingelemente, die grosszügig eingesetzt wurden, verleihen dem Hotel einen sehr industriellen Charakter. Als Gegenpol beherbergt es aber auch einen atemberaubenden Ballsaal. DZ ab 220 Fr. (das.)
Vitra-Design-Museum, Weil am Rhein, 30. September 2017 bis 25. Februar 2018
Strenggenommen dürfte die «Hobo Bag» vom italienischen Label Hogan gar nicht so genannt werden, da sie über zwei Henkel verfügt anstelle nur eines Riemens. Man kann aber genauso hemmungslos viel in den grossen, weichen Beutel aus Leder werfen wie in originalgetreue HoboTaschen – der Name stammt übrigens von den nordamerikanischen Wanderarbeitern. (rud.) hogan.com Buch «51–100» (etwa 80 Fr.), von Dries Van Noten, von Lannoo.
samsung.com
Anlässlich seiner hundertsten Modenschau hat Dries Van Noten sein Buch «1–50» um den Band «51–100» erweitert. Der Betrachter taucht in die Wunderwelten jeder einzelnen Schau des belgischen Avantgarde-Designers ein und erfährt im Text Details über die jeweiligen gestalterischen Hintergründe. (aky.)
Ray und Charles Eames auf ihre populären und deshalb auch teilweise geringgeschätzten Stühle zu reduzieren, würde dem Designerpaar nicht gerecht. Welche visionäre Kraft ihrer Arbeit innewohnt, zeigt dagegen die Ausstellung «An Eames Celebration» im Vitra-Design-Museum. (das.) Wo ist der TV? «Frame» (ab 2199 Fr.), von Samsung.
design-museum.de
«Hobo Bag», Leder (etwa 400 Fr.), von Hogan.
September 2017
lannoo.be
FOTOS: PD
«Solar Do-Nothing Machine», 1957.
Akris Boutique auf www.akris.ch
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ZEITGEIST
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EINS TIEGSDROGEN DI E TA S C H E N U N D K L E I D E R V O N L U X U S M A R K E N M Ö G E N F Ü R V I E L E U N E R S C H W IN G L I C H S E I N . DI E D Ü F T E S I N D E S N I C H T. S I E A U F Z U T R A G E N , I S T O F T D E R E R S T E S C H R I T T IN S U N I V E R S U M G R O S S E R M O D E H Ä U S E R Re dak tion A N N A K A M I N S K Y U N D M A L E N A R U DE R
Fotos DOUGL AS MANDRY
A Gut betucht Ingwer, Tuberose und Sandelholz sollen junge Frauen ansprechen. Der Flakon macht vor, was der nächste Kauf sein könnte: ein Seiden-Carré. «Twilly», Eau de Parfum (ab 80 Fr. für 30 ml), von Hermès
B Voll Liebe Der Erfolgsduft von 1947, interpretiert von der Dior-Nase FranÇois Demachy, soll riechen wie Liebe auf den ersten Blick. Dafür sorgen Rosen, Zitrusnoten, Beeren und Rosenholz. «Miss Dior», Eau de Parfum (ab 95 Fr. für 30 ml), von Dior
D Im Jetzt Anders als die Roben des libanesischen Designers ziert dieser Gourmand-Duft mit Mandeln, Patschuli und Orangenblüte auch It-Girls mit kleinem Budget. «Girl of Now», Eau de Parfum (ab 72 Fr. für 30 ml), von Elie Saab
C Blau ins Grüne Wenn Miuccia Prada ihre Hände im Spiel hat, duftet ein blauer Duft nicht nach Meer, sondern nach einem Garten am Morgen. «L’eau bleue», Eau de Parfum (ab 84 Fr. für 30 ml), von Miu Miu
Produkte
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ZEITGEIST
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Alles geht glatt Pickel, Falten, Dellen – alles, was eine ebene Oberfläche verunziert, ist der Beauty-Industrie ein Greuel. Mit Peelings, straffenden Crèmes und technischen Hilfsmitteln werden Haare gebändigt, abgestorbene Zellen von der Haut entfernt sowie Zähne abgeschmirgelt Tex t M A L E N A R U DE R
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Zähne Beläge werden mit Sanddorn und Wasabi entfernt. Ätherisches Öl von Kardamom und Nelke sorgt für frischen Atem. «Toothpaste Dentifrice» (13 Fr.), von Aesop
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Il lus t r a t ion A L I C E T Y E
Haare Nach Glätteisen sind jetzt beheizbare Bürsten im Trend. Sie glätten die Haare, ohne sie dabei platt zu machen. «E-Styler Jet», (etwa 135 Fr.), von Ikoo
Hydra Facial «Das ist die nächste Generation der Gesichtsbehandlung», erklärt Marina Jovicic, Kosmetikerin und Inhaberin des Beauty Check in Zürich, bevor sie die Hydra-Facial-Maschine anwirft. Diese, ergänzt von Jovicics kundigen Händen, kann: Lymphdrainage, abgestorbene Hautzellen abtragen mit Dermabrasion (individuell einstellbar), Tiefenreinigung, Lichttherapie sowie Seren einschleusen. Haut mit Akne, Rosacea oder Hyperpigmentierung braucht mehrere Behandlungen, normale Haut profitiert bereits von einer einzigen – Komplimente sind danach so gut wie sicher. «Hydra Facial», 90 Min. (ab 230 Fr.), bei Beauty Check, Lindenstrasse 33, Zürich; beautycheck.ch
Schönheit
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Beine Keine Crème kann Cellulite wegzaubern. Aber mildern, etwa durch das Anregen der Kollagenbildung. «Anti-Cellulite» (etwa 80 Fr.), von Skin689
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Gesicht Diese PeelingMaske entfernt abgestorbene Hautzellen mit Jojoba-Samen und Zitrone. «Energie de Vie Le Masque Exfoliant» (etwa 80 Fr.), von Lancôme
Wie riecht denn das? «Irgendwie kommt mir das bekannt vor.» – «Ein typischer Damenduft.» – «Zitrusfrüchte. Und Blumen.» – «Erinnert mich an früher, wenn ich mit meinen Geschwistern in der Badewanne sass.» – «Déjà-vu!» – «Nur etwas für ganz junge Mädchen.» – «Lady Chatterley pflückt Anemonen, die an einem Berg aus Puder wachsen.» – «So riecht Parfum.» – «Johannisbeeren aus einer Kristallglasschale picken.» – «Irgendwie klassisch. Und irgendwie auch wild.» «Gabrielle», Eau de Parfum (ab 127 Fr. für 50 ml), blumig, Kopfnote: Mandarinorange, Grapefruit und Cassis, Herznote: Tuberose, Ylang-Ylang, Jasmin und Orangenblüte; Basisnoten: Sandelholz und Moschus, von Chanel
SOF T I S T H E N E W S T R O N G : LA D O UC EU R E ST UN E F O RC E .
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HINTERGRUND
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TEXT K I M D A N G
Ein wildes Leben
Eine Uhr ohne Minuten- und Stundenanzeige? Einen solch nutzlosen Zeitmesser realisier te die Silberschmiedin Vivianna Torun Bülow-Hübe 19 62 für eine Ausstellung zum Thema «Antipathie – hassenswer te Objek te» im Pariser Musée des Ar ts décoratifs. Die of fene Armspange mit runder Fläche am einen Ende – ein gebogener Löf fel soll Pate für das silberne Objek t gestanden haben – hat bloss einen Sekundenzeiger. Anstelle der Zeit erblick t man im spiegelglat ten Zif ferblat t sich selbst – eine Erinnerung daran, dass das Leben hier und jetzt stat t findet. Dieser philosophische Hintergrund ist ebenso t ypisch für die Arbeit der Schwedin wie der unkonventionelle Gestaltungsansatz. «Uhren waren damals nicht mehr als Chronometer, Messgeräte für eine Zeit, von der man ständig eingeholt wurde. Eine Uhr sollte uns nicht zu Gefangenen der Zeit machen, sondern uns Freiheit schenken», sagte die Designerin dazu und ver wies ausserdem darauf, dass sie mit einer Spangenuhr vermeiden wollte, dass sich die Trägerin von einem eng umschliessenden Armband eingeengt fühlen würde. «Diese Uhr hat kein Ende, und das symbolisier t, dass uns Zeit nicht binden sollte», erklär t Torun. Die «Vivianna»-Uhr ist ein Bestseller der dänischen Silberschmiede Georg Jensen, die Toruns Ent wür fe seit 5 0 Jahren produzier t. Dennoch ist die Gestalterin, die dahintersteck t, weitgehend unbekannt – zumindest ausserhalb Skandinaviens. Dabei war Torun die Erste ihrer Ar t, die internationalen Ruhm erlangte und nicht nur den Weg für ganze Generationen von Schmuckdesignerinnen ebnete, sondern auch eine Stilrichtung prägte, die damals alles andere als selbst verständlich war, heute aber selbst die Designsammlung des New Yorker Museum of Modern Ar t erober t: der sogenannte Anti-StatusSchmuck. Mit ihm soll die Trägerin nicht den Reichtum und die soziale Stellung ihres Gat ten präsentieren, sondern ihre eigene Schönheit unterstreiOBEN Die Silberringe mit Topas wurden 1963 von Ken Haak für die «Vogue» fotografiert. OBEN RECHTS Die junge Vivianna Torun Bülow-Hübe mit ihren Kreationen. Vivianna Torun Bülow-Hübe
FOTOS: KEN HAAK / VOGUE © CONDÉ NAST PUBLICATIONS, THE PICASSO MUSEUM, ANTIBES, GEORG JENSEN GMBH / PD
Vivianna Torun Bülow-Hübe (1927–2004) scherte sich nicht um Konventionen. Mit ihren Anti-Status-Kreationen wurde sie international bekannt. Die dänische Silberschmiede Georg Jensen verwaltet das gestalterische Erbe der talentierten Schwedin
HINTERGRUND
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chen. Diesem Gedanken bleibt Torun ein Leben lang treu: «Ein Schmuckstück sollte ein Symbol der Liebe sein. Es soll den Körper schmücken und sich mit ihm bewegen, so dass es Teil von dir wird. Es dar f einen nicht erdrücken, sondern soll einen auf wer ten, wobei es keine Rolle spielt, ob jemand 17 oder 87 Jahre alt ist.» Dafür arbeitet Torun auch mit Kie selsteinen, Bergkristallen und Treibholz – Hauptinspiration ihrer Ent wür fe ist stets die Natur, in der sie sich als Kind aus toben dur f te. Torun kommt 1927 in Malmö zur Welt. Die Tochter eines Stadtplaners und einer Bildhauerin ist ein Wildfang. Sie ver bringt viele Sommer auf einer Schäreninsel, wo sie tagsüber über Wochen auf sich allein gestellt ist. Unbeschwer t und nack t erkundet sie jeden Winkel des Eilands, spielt mit Phan tasiefreunden und erdichtet Geschichten. «Finde die Dinge in der Natur, du kannst immer et was daraus machen», ermutigt sie die freigeistige Mut ter. So lernt Torun, die Schönheiten der Natur zu erkennen, und versucht, diese in ersten Schmuck ent wür fen zu reproduzieren, et wa das goldene Git ter an der Meeresober fläche, das durch die Reflexion der Sonne auf dem Wasser entsteht. Im Mai 19 45 durchquer t die 17Jährige mit einem Bekann ten in einem kleinen Segelboot den Öresund von Malmö nach Kopenhagen – trotz den lebensbedrohlichen Sandminen, die den Strand überziehen. Doch Torun will unbedingt die Feier zur Befreiung Kopenhagens anlässlich der Kapitulation der deut schen Wehrmacht miterleben. Zurück in Schweden, geht es nicht minder stürmisch wei ter: Torun hat das Silberhandwerk für sich entdeck t und besucht die Kunst fachschule Konst fack in Stockholm. Dass die Studentin ein Kind von ihrer Jugendliebe Richard er war tet, ist ein Skandal. Unter dem Druck, einen Beruf zu erlernen, der ihr ein Einkommen für sich und ihre Tochter Pia sicher t, setzt sie das Studium for t und flicht nebenbei Körbe. Das Baby hüten die Eltern. 19 4 8 erbt Torun et was Geld und reist per Zug mit einer Freundin nach Paris. Die Reise durchs völlig kriegs versehr te Hamburg beeindruck t die junge Frau, umso stärker über wältigt sie dann das pralle Leben von Paris. Alles ist exotisch und aufregend, besonders die vollen Cafés und die Nachtklubs mit ihren wilden Tänzen. Torun kehr t in der Folge, wann immer möglich, in die fran zösische Metropole zurück, pflegt Kontakte mit Künstlern und Intellek tuellen wie Picasso, Braque, Matisse und JeanPaul Sar tre. Nach Abschluss ihres Studiums experimentier t sie auf grund der hohen Silberpreise mit Messingdraht, Holz, Rohr stock und anderen alternativen Werkstof fen, als Werkzeuge reichen ihr Bunsenbrenner, Polierstahl und Silberdraht. Formal gesehen, sind ihre Schmuckstücke Studien eleganter, fliessen der Linien. Die Gestalterin fühlt sich Künstlern wie Alexander Calder, Constantin Brancusi oder Hans Arp nahe. Stat t funk
OBEN Vivianna Torun Bülow-Hübe 1955 mit Pablo Picasso. RECHTS Hals- und Armreif mit Anhänger, aus Silber und Bergkristall, von 1968.
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«Statt funktionale Details zu verstecken, stellt Torun diese bei ihrem Schmuck in den Vordergrund.»
tionale Details zu verstecken, stellt Torun diese bei Schmuck stücken in den Vordergrund: Verschlüsse in Form von Ösen und Haken findet man bei ihren Arbeiten als Zierelement. Per fekt präsentier t werden die ungewöhnlichen Kreationen von Torun selbst, mit ihrem schönen Gesicht und dem langen, schmalen Hals ist sie das per fekte Model. Ein erstes Collier mit Citrin verkauf t Torun 19 4 8 an einem Pariser Flohmarkt an den Künstler Edward Hald, der die Glas manufaktur Orrefors leitet. Er order t gleich weitere Ent wür fe und stellt diese daraufhin anlässlich einer internationalen Glasausstellung im Musée du Louvre aus. 1952 folgt eine weitere Schau in Paris, und zwei Jahre später verhilf t ihr der renommier te LunningDesignpreis zu globalem Ansehen. Privat nehmen die Turbulenzen jedoch vorerst kein Ende. Nach der kurzen Vernunf tehe mit Pias Vater heiratet Torun 19 4 8 einen in Schweden stationier ten französischen Soldaten.
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Halsring mit Anhänger «Dew Drop», Gelbgold, blauer Topas und Brillanten.
«Vivianna»-Uhr, seit fünfzig Jahren ein Bestseller.
«Torun»-Armreif aus SterlingSilber.
Georg Jensen Georg Jensen (1866 – 1935) war ein dänischer Silberschmied und Künstler, der 1904 die gleichnamige Silbermanufaktur in Kopenhagen gründete. Unter Jensens Leitung machte sich das Unternehmen über die Landesgrenze hinaus einen Namen für Schmuck, Besteck und Silbergeschirr, inspiriert von der Natur und einer reduzierten Form des Jugendstils. Auf das erste Geschäft, das 1909 in Berlin eröffnet wurde, folgten bis in die dreissiger Jahre weitere Läden in London, Paris, Buenos Aires und New York sowie etliche internationale Preise, etwa die Goldmedaille der Weltausstellung von Brüssel 1910.
Kooperationen mit Künstlern und Designern haben bei Georg Jensen eine lange Tradition: Neben den Entwürfen des Firmengründers zählen jene des dänischen Künstlers Johan Rohde (1856 – 1935), von dessen Landsmann Henning Koppel (1918 – 1981) und der Schwedin Vivianna Torun BülowHübe zu den Klassikern der heutigen Designmarke Georg Jensen. Seit 2012 ist der Bahrainer Private-Equity-Fonds Investcorp Eigentümer, und seit Anfang 2016 ist Eva-Lotta Sjöstedt CEO von Georg Jensen. Hauptsitz ist weiterhin Kopenhagen. (kid.) georgjensen.com
Vivianna Torun Bülow-Hübe
Nur sechs Jahre hält diese Ehe, und Torun verlier t angesichts ihres unsteten Lebenswandels das Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn Claude. Sie siedelt Mit te der fünfziger Jahre nach Paris um und verliebt sich in den Künstler Walter Coleman. Das damals als exotisch angesehene Künstlerpaar – eine Weisse und ein Schwarzer in «wilder Ehe» – zieht aufgrund der angespannten Stimmung 195 8 in die südfranzösische Gemeinde Biot, zwischen Cannes und Nizza. Hier kommen die gemeinsamen Töchter Ira und Marcia zur Welt. In der marmornen Villa «Illusion» betreiben Torun und Coleman ein Studio und nehmen junge Kunsthandwerker auf. Die französische Riviera ist zu dieser Zeit ein Magnet für den amerikanischen Jetset, Toruns kunterbunte Künstleroase ist auch ihrer wilden Par t ys wegen ein beliebter Tref fpunk t. Ingrid Bergman, Brigit te Bardot und Billie Holiday tragen ihren Schmuck – Letztgenannte of t auch auf der Bühne. Torun kann im Picasso-Museum in Antibes ausstellen, und gemeinsam mit dem spanischen Künstler ent wir f t sie auch einige Schmuckstücke. 19 6 0 gewinnt sie die Goldmedaille der Triennale di Milano. Nach der Trennung von Coleman schliesst sich Torun 19 6 6 der spirituellen Bewegung Subud an und zieht ins deutsche Wolfsburg. Nach Jahren der finanziellen Unsicherheit folgt 19 67 die grosse Erleichterung: Die Silber- und Schmuckfirma Georg Jensen garantier t die exklusive Produktion ihrer Ent wür fe und somit ein stabiles Einkommen. Torun kann sich endlich auf die Kreation konzentrieren. Ab 1978 lebt die Schmuckmacherin in Indonesien und baut dor t einen eigenen Silberschmiedebetrieb auf. Nebst den Schmucklinien «Forget me Knot», «Marcia» und «Möbius» – alle in ihrer t ypischen Handschrif t mit elegant geschwungenen Linien – entstehen auch Handtaschen, Geschirr und Besteck. An Leukämie erkrank t, kehr t sie 20 02 nach Skandinavien zurück und stirbt 20 0 4 im Alter von 76 Jahren in Kopenhagen. Ein grosser Teil ihrer Ent wür fe wird von der Firma Georg Jensen, deren Designsprache Torun bis heute stark geprägt hat, nach wie vor produzier t. Der «Torun»-Armreif wurde gar millionen-
FOTOS: GEORG JENSEN GMBH / PD, NATIONALMUSEUM STOCKHOLM, CHRISTINE GUEST / MMFA
«Dass sie nicht vergessen wird, dafür hat Torun mit ihrer unorthodoxen Art selbst gesorgt.»
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HINTERGRUND
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OBEN Halsreif aus Messing, Holz und Elfenbein. Toruns Entwurf aus den frühen fünfziger Jahren ist im Nationalmuseum in Stockholm ausgestellt. LINKS Halsschmuck aus Silber und Rutilquarz (etwa 1954–1958), aus der Sammlung des Montréal Museum of Fine Arts.
fach verkauf t und gilt als ein signature piece der Firma. Passender weise werden Toruns Schmuckstücke heute anhand einer Kampagne mit Pionierinnen der Gegenwar t beworben – et wa der iranischen Motocross-Fahrerin Behnaz Shafiei oder der nor wegischen Boxweltmeisterin Cecilia Braekhus. Dass sie nicht in Vergessenheit geraten wird, dafür hat Torun mit ihrer unor thodoxen Ar t aber selbst gesorgt – sowohl was ihre Rolle als Frau anbelangt, die jegliche Konventionen ignorier te, als auch in Bezug auf ihre gestalterische Haltung, dank der Schmuckstücke geschaf fen wurden, die nicht der Epoche ihrer Entstehung verhaf tet, sondern darüber hinaus ak tuell geblieben sind: Zwar ist ihre Uhr «Vivianna» seit 19 67 in einer Version mit Minuten- und Stundenzeiger erhältlich. Aber ihr Design ist zeitlos geblieben.
UNTEN Vivianna Torun Bülow-Hübe beim Silberschmieden in ihrem Atelier.
IM PORTRÄT
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Cartier I M A U S G E H E N D E N 19 . J A H R H U N D E R T L E G T E D E R J U W E L I E R L O U I S - F R A N Ç O I S C A R T I E R I N PA R I S D E N G R U N D S T E IN F Ü R E IN H E U T E W E LT W E I T TÄT I G E S U N T E R N E H M E N . S E IN E N K E L L O U I S S C H U F V O R H U N D E R T J A H R E N E IN E U H R , DI E N I C H T N U R G E K R Ö N T E H Ä U P T E R B E G E I S T E R T Tex t DAV I D S T R E I F F C O R T I
Pionier geis t
C A R T I E R – DA S U N T E R N E H M E N Gr ünder
L OU I S - F R A N Ç O I S C A R T I E R
Gr ündungs or t Haup t si t z Louis-François Cartier
PA R I S
PA RIS
Ge schä f t s f el der
1917 Das weltpolitische Geschehen jener Zeit hat Spuren hinterlassen – nicht nur in Bezug auf den Namen, sondern auch, was das Design der «Tank» anbelangt. Gemäss der Legende hat Louis Cartier das Uhrenmodell nämlich einem Panzer nachempfunden. Während der Rahmen, der die Uhr umgibt, an die grossen Radketten erinnern soll, sei das Gehäuse vom Cockpit des Fahrzeugs inspiriert. Passend dazu überreichte man eines der ersten Exemplare 1918 dem USGeneral John J. Pershing zum Dank für die Befreiung Frankreichs durch amerikanische Truppen. Allerdings hat Cartier seiner Uhr keineswegs eine grobschlächtige oder gar martialische Gestalt verpasst, sondern eine überraschend reduzierte, geometrisch strenge und elegante Uhr geschaffen, die zu einem Referenzmodell für die ganze Uhrenbranche werden sollte. Was besonders erstaunt, ist die breite Kundschaft, die Cartier mit der «Tank» in den letzten hundert Jahren erreicht hat, was nur schon an ihren prominenten Trägern ersichtlich wird, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Es ist nur schwer vorstellbar, dass es viele andere Uhrenmodelle gibt, die Andy Warhol und Truman Capote, Alain Delon, Charlotte Rampling und Yves Saint Laurent, aber auch Patti Smith und Diana, die Prinzessin von Wales, mit derselben Wertschätzung getragen hätten.
Gr ündungs jahr Inhaber
P r oduk t ions s t andor t
L ouis C ar t ier (18 7 5 – 19 4 2 ) , der E nkel des F ir mengr ün der s , gi l t als P ionier i n S achen A r mbanduhr en . A u f A nr egung des br asi l ia nischen P il o t en A lber t o S an t o s - Dum on t hin , der sich über die U n z w eck mäs sigkei t einer Taschenuhr bei m F l iegen bek lag t e, en t w ar f er 19 0 4 ein er s t e s en t spr echendes M odell . Die P r äsen t a t ion der « S an t o s » um 19 11 s or g t e f ür gr o s ses A u f sehen und f ühr t e zur kom mer z iellen P r oduk t ion von A r mbanduhr en bei C ar t ier.
18 74
RICHEMONT SA
L A C H A U X- DE - F O N D S
UHREN UND SCHMUCK
BLAUES BLUT UND ROTER TEPPICH Cartier verbindet eine lange Beziehung mit dem europäischen Hochadel, fand mit seinen Kreationen aber auch Anklang bei indischen Maharadschas oder am ägyptischen Hof. 1856 kaufte PRINZESSIN MATHILDE, die Nichte Napoleon Bonapartes, zum ersten Mal bei Cartier ein. Nachdem man 1902 ein Geschäft in London eröffnet hatte, bedienten sich auch die britischen Royals gerne bei den französischen Juwelieren. KÖNIG EDWARD VII. machte sie gar zu seinem offiziellen Hoflieferanten, die Könige von Spanien und Portugal sollten seinem Beispiel folgen. Heute trägt nicht nur KATE MIDDLETON, die Herzogin von Cambridge, eine Cartier-Uhr am Handgelenk, auch die ehemalige First Lady MICHELLE OBAMA wurde schon mit einer solchen gesichtet.
Kate Middleton mit «Ballon Bleu» von Cartier.
«Tank» – Ikone für Ikonen
Andy Warhol
« I R E A L LY DO N ’ T WEAR IT TO TELL THE TIME.»
Patti Smith
Charlotte Rampling
«IF ALL TANKS W ERE MADE BY CARTIER, WE WOULD HAVE TIME TO LIVE IN PE ACE!» Jean-Charles de Castelbajac, 1994
Alle 5 Minuten
LINKS: «Jackie» mit ihrer «Tank». OBEN: Gravur auf der Rückseite.
FOTOS: CARTIER, PD
Sammlerstück
«Tank Louis Cartier».
Im letzten Juni hat das Auktionshaus Christie’s in New York eine «Tank» von Cartier für 379 500 Dollar versteigert. Der hohe Preis wurde allerdings nicht allein aufgrund des guten Zustands des Zeitmessers erzielt,
sondern auch deren prominenter Vorbesitzerin wegen. Die Uhr war 1963 ein Geschenk von Stanislaw Radziwill an seine Schwägerin Jacqueline Kennedy Onassis (Bild oben), wie die Gravur auf der Rückseite beweist.
September 2017
wird weltweit eine «Tank» verkauft
p.c. studio - photo tommaso sartori
MAXALTO IST EINE MARKE VON B&B ITALIA. KOLLEKTION VON ANTONIO CITTERIO KOORDINIERT. AGENTUR EINRICHTER MARCO LUTZ - T. +41 44 970 25 10 - MARCO.LUTZ@EINRICHTER.CH WWW.MAXALTO.IT
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IM GESPRÄCH
Vivienne Westwood Unsere Autorin traf die 76-jährige Designerin und Aktivistin am Preview-Event zur «Bread & Butter by Zalando». Bei diesem «Festival of Style and Culture» ist die «Queen of Punk» unter anderem als Rednerin zum Thema «Bold» geladen INTERVIEW L I S A T R A U T M A N N
FOTO I A N G AVA N / G E T T Y I M A G E S
Einmal Punk, immer Punk: Modedesignerin Vivienne Westwood in Kleidern von Vivienne Westwood.
Vivienne Westwood
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IM GESPRÄCH
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Sind Sie eher Modedesignerin ODER Umweltaktivistin?
Definitiv Modedesignerin. Ich bin aber auch Aktivistin und sage: «Buy less, choose well, make it last!» Qualität geht über Quantität. Liegt der Fokus auf gutem, durchdachtem Design, gibt es weniger, aber bessere Mode und vor allem weniger Müll. Wie muss man sich das konkret vorstellen?
Ich arbeite viel mit Grafiken und Schriftzügen, was mir hilft, sehr direkt zu kommunizieren. Schon während der Punk-Ära haben wir anhand von Slogans ausgedrückt, was wir für wichtig hielten. Wir befanden uns damals auf einer Art Kreuzzug, mit dem Ziel, die Menschen zu schockieren und aufzuwecken.
Kann man mit Mode die Gesellschaft verändern? Auf jeden Fall. Da ich lieber über den Klimawandel als ausschliesslich über meine Mode spreche, verbinde ich die beiden Themen und versuche, anhand meiner Entwürfe auch eine Botschaft zu vermitteln.
Meine Empathie. Sie treibt jeden Aktivisten an. Wir sind in der Lage, uns in andere Menschen hineinzuversetzen, und wir ertragen kein Leid. Wir ertragen es nicht, dass manche Menschen niemals die Gelegenheit bekommen, sie selbst zu werden, weil sie vorher umgebracht werden oder unter widrigen Umständen aufwachsen. Ich wache jeden Morgen um halb sechs auf, liege zwei Stunden wach und denke einfach nur nach. Ich möchte die Welt, in der ich lebe, verstehen. Das macht mich als Menschen aus.
Wo lassen Sie sich inspirieren?
Sicher nicht bei anderen Designern, denn ich habe keine Ahnung, was sie machen. Ich schaue keine Nachrichten, lese keine Zeitungen und besitze keinen Computer. Lieber zeichne ich oder lese Bücher.
M
Inwiefern manifestiert sich dies in Ihrer Meine Outfits müssen eine Geschichte haben und einen ganz bestimmten Charakter, der sie präsentiert und zum Leben erweckt.
?
Was tre i b t Sie heute an?
Haben Sie nie daran gedacht, in die Politik zu gehen
Das wurde ich schon oft gefragt, doch ich denke, ich mache einen besseren Job ausserhalb der Zudem ist es ohnehin ein wenig zu spät, über so etwas nachzudenken.
Politik.
Hilft Ihnen die Literatur, die Welt besser zu verstehen?
Absolut. Seien es
? ode
Die Models werden deshalb auch nie zufällig ausgewählt. Ausserdem hilft mir die Literatur dabei, Dinge auf die Quintessenz ihrer Aussage zu reduzieren. Ich analysiere alles so lange, bis ich das Gefühl habe, dass ich es durch und durch verstanden habe.
Pamphlete von Leuten wie John Pilger, Noam Chomsky oder Julian Assange, aber auch die alte chinesische Poesie, mit der ich mich gerade beschäftige. Ich lese, wann immer ich die Gelegenheit und Zeit dazu habe.
Wie sieht der E n t w u r f s p r o z e s s bei Ihnen aus?
Wie würden Sie Ihre Mode beschreiben? Ich möchte mit meiner Mode einen globalen Look erschaffen, den man in Afrika ebenso gut tragen kann wie am Nordpol. Einen demokratischen Look.
Ich zeichne meine Entwürfe nicht, ich erschaffe sie und lasse sie im Anschluss digital zeichnen. Wenn ich gestalte, ist es ein Prozess, der bis zum fertigen Teil in eine unbestimmte Richtung gehen kann. Ich habe vorab eine Idee, wohin ich gehen möchte, aber es kann am Ende alles komplett anders aussehen.
Vivienne Westwood
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CURRICULUM VITAE
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Vivienne Westwood REDAKTION J O C E LY N E I T E N
1941 Geburt ihres Sohns Ben Westwood, Vater: Derek Westwood
* Vivienne Isabel Swire in Derbyshire, England
1963 «The Godmother of Punk» erfindet die
Geburt ihres Sohns Joseph Corre, Vater: Sex-Pistols-Manager Malcolm McLaren
Punk-Mode.
1967 1970 1981
Erste Kollektion:
«Pirates»
Auf dem
«Tatler Magazine»
1989
1990
«British Designer of the
Zur Verleihung des «Order of the British Empire» kam sie
1992
ohne Slip.
2011 Sänger Pharrell Williams trägt einen Hut aus ihrer in den achtziger Jahren kreierten
Year»
Heirat mit einem ihrer Studenten, dem 25 Jahre jüngeren Andreas Kronthaler
70.
Geburtstag
2014
«Buffalo»-Kollektion an den Grammy Awards.
2015 widmete sie dem Wikileaks-Gründer
Julian Assange
ist die für ihren Aktivismus bekannte Designerin mit einem weissen Panzer vor das Haus des Ex-Premierministers David Cameron gefahren, um gegen die britische Fracking-Politik zu demonstrieren.
2016
eine Modeschau.
2017 September 2017
zeigt Westwood einige ihrer ikonischen Entwürfe auf der «Bread & Butter by Zalando» in Berlin (1.–3. September).
FOTOS: DPA / DPAWEB, LESTER COHEN / WIREIMAGE, PYMCA / UIG VIA GETTY IMAGES, KEYSTONE / CAMERA PRESS / KI PRICE, FLAVIO LO SCALZO / EPA / KEYSTONE, FOTOLIA, PD
als Margaret Thatcher
I N SPI R I E RT VOM W E SE N DE R Z E I T
shop.gubelin.com
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IM BILDE
Mannsbilder FOTOS C Y R I L L M AT T E R
STYLING P H I L IP P J U N K E R
MODEL M E E S V. ( R E - P U B L I C ) HAARE & MAKE-UP R A C H E L B R E D Y FOTO-ASSISTENZ E L I A S G M Ü N D E R
Herrenmode Herbst/Winter 2017/18
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ZÄSUR
AUS DEM AUGEN WINK EL
Stöbern, nicht surfen
Tex t un d F o t o gr a f ie BI C E C U R I G E R
BI C E C U R I G E R is t k üns t ler ische Dir ek t or in der F onda t ion V incen t van Gogh A r les und w ar C he f r edak t or in der K uns t pub l ik a t ion «Par ke t t » . Z u vor ha t t e sie w ähr end 2 0 Jahr en als K ur a t or in am K uns t haus Z ür ich gear bei t e t .
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ZÄSUR
K LEIDERORDNUNG
Augenschmaus Tex t B A R B A R A V I N K E N Il lus t r a t i o n J E A N - M I C H E L T I X I E R
kers bezifferbar zu sein. Stat tdessen sind allerorts die Lust an einer flamboyanten Opulenz, an üppigen Farben und raffinierten Mustern, aber auch ein gewisser Überdruss am Minimalismus zu beobachten. Glauben wir den Designern, müssen wir nicht mehr so aussehen, als wären wir gerade aus dem Bet t gefallen, sondern es darf deutlich wer den, dass wir den einen oder anderen Ge danken an unsere Kleider verschwenden: Kleid und Mantelkleid sind nicht zufällig aus dem Schrank gegriffen, sondern bis ins Detail aufeinander abgestimmt. Schräge Verschiebungen und Unterschiede im Mus ter sind nicht Spiel des Zufalls oder der Gleichgültigkeit, sondern wohlüberlegt. Passend. Im Ganzen ist nicht mehr «mehr Haut» mehr, sondern eine unbändige Lust an den Köstlichkeiten des Verhüllens zu bemer ken. Tex tilbegeisterung und Stof frausch. Damit nicht alles mit Schleifen, Kristallen, bunten Steinstickereien, Paillet ten, Silber, Gold und selbst verständlich Roségold durchwirkten Brokatstof fen als BlingBling rüberkommt, liegt die Kunst jetzt im Ent dramatisieren. Ein bisschen fadenscheinig sollte es sein, als hät te man es immer schon so getragen. Erleichter ter Brokat, vielleicht als Imitat gedruck t. Aber zum Anfassen unwiderstehlich.
Lange Zeit schien es in der Mode darum zu gehen, den anderen klarzumachen, dass wir Wichtigeres im Kopf haben als die Kleider, die wir tragen. Oder gar darum, so zu tun, als wären wir gar nicht sichtbar – die Musterung durch Fremde schlicht ver leugnend. Bloss keine Blicke austauschen. In der Stadt bewegt man sich wie im Dschungel. Es geht darum, die Gefahren möglichst zu parieren, für alle widrigen Eventualitäten gerüstet zu sein. Zielstre big. Kein Flanieren. Bloss nicht Blickfang sein. Der andere ist bestenfalls ein Hinder nis und schlimmstenfalls Bedrohung. Auf jeden Fall ist er zu vermeiden und gross räumig zu umfahren. Manchmal konnte es einem schon angst und bange werden um den zivilen, zivili sier ten Raum der Stadt, den Raum von Paa ren und Passanten. Den Raum, in dem auch
einmal zwischen einer, die vorüberging, den rüschigen Rocksaum schwenkend, und einem Flaneur auf der Terrasse eines Cafés ein schmachtender Blick der Liebe ge wechselt werden konnte. Ein Blick, der sehnsüchtig einer Amazone auf dem Fahr rad folgte. Oder ein Lächeln, weniger dra matisch, von Frau zu Frau, von Mann zu Frau und zurück, nur weil man sich gefällt, gratuit. Ein Lächeln, weil man gegenseitig of fenbar einen Geschmack am Anziehen gefunden hat und nicht zu denen gehör t, die – prak tisch, quadratisch, gut – in jeder Lebenslage mit Rucksack, Sneakers, Leg gings und Sweatshir t, wahlweise Kapuzen pullover, unter wegs sind. Jeans und Hemd: völlig overdressed. Von anderen Feinheiten ganz zu schweigen. Denen, die zielstrebig dem nächsten Termin zueilen, als wären sie eben aus ihrem Bet t im dormitory gefallen. Im CollegeLook, der – anscheinend ach so relaxed – de facto allein schon wegen der Kosten besagter Colleges, deren Namen überall aufgedruck t sind, nur anmassend sein kann. Sich so billig anzuziehen, das muss man sich leisten können. Kein Platz für die Mode, Campus nicht Stadt. Die Mode diesen Herbst verspricht an ders zu werden als im langweiligen Under statement, das sich sicher sein kann, von den Jogginghosen bis zu den FetischSnea
STILK RITIK
Te x t M A L E N A R U DE R
Grösse zeigen
Die karibische Sängerin Rihanna beweist, dass man selbst mit einem grauen Hosenanzug völlig danebenliegen kann
Tref fen sich zwei wichtige Frauen. Worüber wird be richtet? Über die Kleidung, die sie tragen. So tragisch das auch ist, in diesem Fall ist es gerecht fer tigt. Das Out fit, das Sängerin Rihanna trug, als sie sich mit Brigit te Macron, der Frau des französischen Präsiden ten, traf, um über eine Unterstützung für ihre Stif tung Clara Lionel Foundation zu sprechen, würde auch an einem Mann Aufsehen erregen. Man sollte meinen, mit einem grauen Hosenanzug könne man nichts falsch machen. Kann man aber doch. Wahrscheinlich dachte sich die sonst für ihre freizügi gen Out fits bekannte Sängerin, sie ziehe zu diesem Anlass et was Unaufgeregtes, Konser vatives an. Und gebe ihm dann einen coolen Dreh, indem sie den Mode knif f anwendet, der eigentlich immer dann funk tio nier t, wenn es darum geht, lässig aufzutreten: Over size, diesen coolen, entkörperlichten Look, den in den neunziger Jahren Skater und avantgardistische Mode designer wie Issey Miyake gleichermassen bedienten.
FOTO: EQ IMAGES
ÜBERDIMENSIONAL Wenn eine Jeans seriöser wirkt als ein Jackett, dann trifft Sängerin Rihanna die französische Präsidentengattin Brigitte Macron.
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B A R B A R A V IN K E N is t P r o f es s or in f ür A llgemeine L i t er a t ur w i s senscha f t und R omanische P hil ol ogie an der L M U i n M ünchen . E in br ei t es P ubl ik um er r eich t e sie m i t ihr en Über legungen z ur deu t schen F am i l ienp o l i t ik und z ur M ode .
Leider ist Rihannas Oversize oversized, sie sieht aus wie eine Fünfjährige, die sich am Kleiderschrank der Eltern bedient hat. Das Problem ist dabei nicht, dass sie die goldene St ylingRegel für Frauen ignorier t, immer ein weites mit einem engen Teil zu kombinieren. Damit man ja nicht dick aussieht – die schlimmste Modesünde überhaupt, wenn man jenen glauben will, die Diäten und schlech tes Selbstbewusstsein verkaufen wollen. Das Problem ist, dass die Ärmel über ihre Hände baumeln wie die einer Zwangsjacke. Das signalisier t Handlungsunfähig keit. Brigit te Macron wiederum wirkt in enger Hose und kleinem Blazer unangestrengt und ganz als Herrin der Lage. Jeans gehen anscheinend tatsächlich immer. M A L E N A R U D E R lei t e t das Magaz i n « Z » und schr eib t über M ode, S chmuck und S chönhei t . S ie i n t er es sier t s ich nich t nur f ür das , w as M enschen t r agen , s onder n vor allem da f ür, w ar um s ie es t un .
ZÄSUR
Wes Brot ich ess, des Lied ich sing Tex t R I C H A R D K Ä G I
Ach, so schön, gibt es euch. Das Leben ohne euch wäre langweilig wie Kaminfeuer in Full HD. Pausenlos lasse ich mich aus dem Unglück des Nichtwissens und der Ereignislosigkeit reissen, mit eurer gütigen Hilfe. Danke. Wie ihr Influencer das nur schaf f t, mühe- und kritiklos in Begeisterung auszubrechen über all die tollen Produkte und Services dieser Welt! Ihr müsst pausenlos auf Ritalin sein, natürlich auf veganem. Klar, darüber dürf t ihr kein Wor t verlieren, die Droge gibt es ja (noch) nicht beim Grossver teiler. Voller Bewunderung staune ich über euren sor timentsumspannenden Enthusiasmus. Über einen Grill, ist er noch so am Zweck vorbei konstruier t, Lippenstif te in den schrecklichsten Farben oder hausgemachten Sugo. Ist denn nicht sogar ein Maggi-Wür fel in irgendeinem Haus gemacht? Nun, das tut eurer Freude über die Produkte des Auf traggebers keinen Abbruch. Wes Brot ich ess, des Lied ich sing – hät te ich diese Weisheit doch bloss auch mehr intus! Längst nicht alles findet nämlich Gefallen bei mir, was mein Arbeitgeber auf all seinen Stockwerken feilbietet. Die Dispute darüber mit Vorgesetzten und Kollegen sind legendär und gäben Stof f für zehn dieser Kolumnen. Mein Credo seit je: Kein Unternehmen möchte Mitarbeiter, die zu allem nur nicken. Sicher, diese Denkweise füllt das Fundament meiner Glaubwürdigkeit mit här terem Zement, der eigene Geschmack und Stil stehen über der hohlen Hand. Und trotzdem beneide ich euch. Um euer Glück. Ihr strahlt, schreit und kicher t. In den Restaurants, die euch
einladen, in den Selfie-Filmchen, die ihr ohne Unterlass in die vir tuelle Welt setzt. Ihr habt, so scheint es, das Glück gepachtet. Ob neuer Smoothie, Broccolini, Müesli-Riegel, Nagellack, Bügeleisen oder Yogahose. Die Welt soll daran teilhaben, wie ihr es ausprobier t. Ganz egal, ob ihr dabei über einen bad hair day jammernd auf der Toilet te steht oder Acai-Mus mampfend in eurer Küche. Und ich dachte immer, man müsse ein E xper te sein, um anderen Menschen sagen zu können, was gut ist. Sogar auf Englisch wird gejubelt und sich dabei selber gefilmt, wie die Pakete der bekannten und weniger bekannten Händler geöf fnet werden, die der Postbote täglich anschleppt. Hey, jeden Tag Weihnachten! Ab und an poste selbst ich einmal et was auf Englisch für meine Freunde ausserhalb des deutschen Sprachraumes. Aber nur noch? Und als Video? Nehmt ihr vielleicht liebevoll Rücksicht auf die Insassen der philippinischen Altersheime, deren Follower-Adressen ihr gekauf t habt, um euren Markt wer t zu steigern? Dann wäre Spanisch die bessere Wahl. Doch auch in diesem Fall bestellen die Rentner dor t kein Schweizer Granola. Denk t besser an die potenziellen Kunden eurer Auf traggeber, die leben nämlich vor wiegend hier. Sicher ist: Das Erreichen von zehntausend Followern ist für Instagrammer, die niemand kennt, schon ein Ding der Un-
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möglichkeit. Steigt das Level massiv darüber, ohne dass DiCaprio oder Kardashian im Pass steht, geht ’s sowieso nicht mehr mit rechten Dingen zu. Wieso auch, 10 0 0 0 Adressen kosten gerade einmal 70 US-Dollar. Da ist die Versuchung gross, der eigenen Bekanntheit pekuniär et was nachzuhelfen. Blonde Haare und mit Photoshop gepimpte Bilder von Frühstückstellern mit aufgeschnit tenen Avocados reichen nämlich nicht aus, um ernstgenommen zu werden. Weder im richtigen Leben noch in der vir tuellen Welt. Als Koch schon gar nicht. Aber darum geht es euch ja auch nicht. Hauptsache, ein paar Franken, Spass und dass ihr uns daran teilhaben lasst. Doch geht es nach der berühmten Trendforscherin Li Edelkoor t, ist die Par t y bald zu Ende. Sie sieht den Einfluss der Blogger/-innen schon jetzt als entbehrlich an und in Kürze ganz verschwunden. Wir greifen Frau Edelkoor t vor und beant wor ten eure zahlreichen Anfragen nach Gratis-Produk ten zum Influencen negativ. Auch diejenigen auf Englisch. Und die erst recht.
R I C H A R D K Ä GI i s t F ood- Scou t bei Globus . Die Wel t der K ulinar ik leb t und er k lär t der Gas t ronau t au f seinem Blog r ichardkaegi .ch .
ZÄSUR
Eigenständig Tex t un d Illus t r a t ion D O R O T H E E V O G E L
«Kleider hat ten mich nie besonders interessier t; dennoch fand ich Vergnügen daran, mich nach meiner Fasson anzuziehen. Ich kauf te Mantel, Hut und flache Schuhe in Grau; dazu liess ich mir ein Kleid machen und ein zweites in Schwarz-Weiss. Nach all dem baumwollenen und wollenen Zeug, zu dem ich verur teilt gewesen war, wählte ich jetzt seidige Gewebe; Crêpe de Chine und einen sehr hässlichen Stof f, der in jenem Winter Mode war: Presssamt. Jeden Morgen schminkte ich mich ausgiebig und blindlings; einen roten Fleck auf jeden Backenknochen, viel Puder, viel Lippenstif t. Ich fand es sinnlos, dass man sich sonntags kostbarer kleidete als unter der Woche; für mich waren von nun an alle Tage Feiertage, und ich putzte mich zu jedem Anlass gleichermassen heraus.» S i mo ne de B eau v oir
bewusst. Mit ausgewählten Teilen. So machen Kleider wieder Spass. Danke, Simone de Beauvoir!
Alors mesdames et messieurs et tout le monde, seid diesen Winter und hof fentlich für immer Anhänger dieser phänomenalen Einstellung. Weg mit den schlappen und schlampig-lässigen Looks. Vergesst die Influencer und die Blogger. Ebenso die Twit ter-Sätze. Kleidet euch mit eigener Lust und E x travaganz. Mit Noblesse, Qualität und Phantasie, unique und selbst-
D O R O T H E E V O GE L is t eine der r enom m ier t e s t en M odede signer innen der S ch w ei z und ha t auch i n t er na t ional au f s ich au f mer k s am gemach t . B ek ann t w ur de sie als k r ea t i ver K op f der M odemar ke A nnex , 2 0 0 2 gr ünde t e sie ihr eigene s L abel D or o t hee Vogel .
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L INKS Doppelreihiger Anzug, Wolle (1599 fr.), Pullover, Wolle ( preis auf anfrage), und Schnürschuhe, Kalbsleder (599 fr.) BOSS OBEN Veston, Wolle (2090 fr.), und Hemd, Baumwolle (410 fr.) SAINT L AURENT bei TROIS POMMES THE STORE MEN, Béret, Kalbsleder (380 fr.) PR ADA
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OBEN Mantel, Schurwolle (565 fr.) SANDRO, Hemd, Baumwolle (79 fr.) ARKE T, Rollkragenpullover, Baumwolle ( fr. 69.90) STRELLSON RECH T E SEIT E Veston, Wolle und Mohair, Hose, Wolle und Cashmere, Oversize-Gürtel, Kalbsleder, und Hemd, Baumwolle ( alle preise auf anfrage) LOUIS VUIT TON, Halskette mit Perlanhänger, Silber ( etwa 235 fr.) STUDIO MASON
Herrenmode Herbst/Winter 2017/18
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OBEN Veston, Wolle und Seide (2660 fr.), Hose, Wolle und Seide (1050 fr.) GUCCI, Rollkragenpullover, Cashmere (68 fr.) ARKET, Chelsea-Boots, Kalbsleder ( etwa 920 fr.) DRIES VAN NOTEN RECH T E SEIT E Mantel, kariert, Wolle (1895 fr.), und Hose, Viskose und Wolle (615 fr.), L ANVIN bei TASONI, ZÃœRICH, Biker-Boots, Kalbsleder ( preis auf anfrage) LOE WE
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OBEN Tasche, Kalbsleder (2690 fr.) ERMENEGILDO ZEGNA L INKS Hemd, Lammleder ( preis auf anfrage) LOE WE, Rollkragen, Polyester ( fr. 39.95) H&M STUDIO UN T EN Rollkragenpullover, Cashmere und Seide (1070 fr.), und Hose, Viskose und Baumwolle (415 fr.) ERMENEGILDO ZEGNA , Tasche, Kalbsleder (1310 fr.), und Socken, Baumwolle (70 fr.) PR ADA , Uhr «Oyster Perpetual Datejust», Edelstahl und Weissgold, 41 mm (8900 fr.) ROLE X , Schuhe, Kalbsleder (599 fr.) BOSS
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GA NZ OBEN Doppelreihiger Veston, Wolle ( etwa 1430 fr.), Hose, Wolle ( etwa 490 fr.), Hemd, Baumwolle ( etwa 310 fr.), und Chelsea-Boots ( etwa 920 fr.) DRIES VAN NOTEN OBEN Brille, Edelstahl ( etwa 354 fr.) GIVENCHY RECH TS Uhr «Portofino Automatic», Edelstahl, 40 mm (4500 fr.) IWC COV ER Doppelreihiger Veston, Schurwolle ( etwa 1080 fr.), Hose, Schurwolle ( etwa 340 fr.), Rollkragenpullover, Wolle ( etwa 460 fr.), und Gürtel, Kalbsleder ( etwa 285 fr.) MICHAEL KORS COLLECTION
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L INK E SEIT E Veston, Cord und Kalbsleder (2730 fr.), Hose, Cord (750 fr.), und Krawatte, Cord (170 fr.) PR ADA , Hemd, Baumwolle (169 fr.) E TON bei GLOBUS, Uhr «Seamaster Aqua Terra ‹Railmaster› Master Chronometer», Stahl, 40 mm ( fr. 4950) OMEGA , Chelsea-Boots ( etwa 920 fr.) DRIES VAN NOTEN OBEN Karierter Mantel, Wolle (1895 fr.), und Hemd, Baumwolle (300 fr.) L ANVIN bei TASONI IN ZÜRICH
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Models an die Macht Jahrzehntelang wurden Diskriminierung, Ausbeutung und fragwürdige Schönheitsideale in der Model-Branche geduldet. Nun regt sich endlich Protest TEXT S I LV I A IH R IN G
Als im vergangenen März zahlreiche Medien über die Schauen für die Herbst/Winter-Mode 2017/2018 berichteten, überstrahlte ein Thema jede Kollektion, jeden Designer und jeden Star in der ersten Reihe: Vielfalt. Denn noch nie hatte man so viele Frauen unterschiedlicher Nationalitäten, Altersgruppen und Figurtypen auf den Laufstegen gesehen. Ein paar Beispiele in Zahlen: Von 7035 Models auf insgesamt 241 Modenschauen in den Städten New York, London, Mailand und Paris waren knapp 28 Prozent nichtweisser Hautfarbe. Nicht weniger als 30 Plus-Size- und 12 Transgender-Models liefen über die Laufstege, so viele wie noch überhaupt nie, zudem 21 Frauen, die älter waren als 50 Jahre. Drei der zwölf meistgebuchten Models entsprachen ausserdem aufgrund ihrer Herkunft oder ihrer Hautfarbe nicht den europäisch-westlich geprägten Schönheitsstandards.
Model-Business
FOTOS: GETTY IMAGES
Die angesagte französische Modemarke Vetements setzt bei der Auswahl ihrer Models bewusst auf Vielfalt und Alternativen zum gängigen Schönheitsideal.
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ZENIT
Fragwürdige Geschäftspraktiken, die über Jahrzehnte akzeptiert oder ignoriert wurden, werden öffentlich angeprangert. Kritiken ganz genau beobachteten, wie viele dunkelhäutige Models in welcher Schau zu sehen waren. Die heftigen Reaktionen spiegeln eine Branche wider, die sich im Umbruch befindet. Fragwürdige Geschäftspraktiken, die über Jahrzehnte geduldet, akzeptiert oder ignoriert wurden, werden öffentlich angeprangert, und es wird darüber diskutiert. Dabei geht es um Diskriminierung aufgrund von Herkunft, Alter oder Körpertyp, um die Ausbeutung und Demütigung von jungen Frauen, die – solange sie keine Superstars sind – in der Mode-Hierarchie ganz weit unten stehen. Es geht um eine Industrie, deren Schönheitsideal nicht die Kundschaft widerspiegelt, die sie ansprechen will, und schon gar nicht die Gesellschaft, die sie umgibt: Menschen aller Altersgruppen und Kleidergrössen, aller Nationalitäten und Geschlechter. Doch die mahnenden Stimmen werden lauter. Und die Idole, die für ein anderes, vielfältigeres und toleranteres Frauenbild stehen, immer mehr. Die neuen Stars des Model-Geschäfts heissen Hari Nef, das erste Transgender-Model, das von der MegaAgentur IMG (sie betreut auch Gisele Bündchen und Kate Moss) unter Vertrag genommen wurde. Oder Ashley Graham, ein Plus-Size-Model, das regelmässig auf den Covers wichtiger Modezeitschriften
eduard-dressler.com
Diese Zahlen stammen aus dem «Runway Diversity Report» des Mode-Nachrichtenportals Thefashionspot.com, welches die Model-Castings der vier wichtigsten internationalen Modewochen auf ihre ethnische Vielfalt hin analysiert und ausgewertet hat. The Fashion Spot führte eine solche Untersuchung erstmals im Herbst 2014 durch. Von Saison zu Saison stieg die Anzahl an Models, die nicht einfach blond, dünn und weiss waren, langsam, aber stetig an. Die Ergebnisse heizten in der Branche eine Diskussion über den heutigen Zustand des Model-Geschäfts an, die kurz zuvor bereits der renommierte amerikanische Casting-Agent James Scully mit einem Instagram-Post entfacht hatte. Darin beschuldigte er die zwei Casting-Direktorinnen der Marke Balenciaga, eine Gruppe Models während einer Vorstellungsrunde für die Schau drei Stunden lang in einem Treppenhaus ohne Licht eingeschlossen zu haben, während die Verantwortlichen zum Mittagessen verschwanden. Scully warf zudem dem Hause Lanvin vor, verschiedenen Model-Agenten die Anweisung gegeben zu haben, ihnen keine dunkelhäutigen Models anzubieten. Von denen wollten sie nicht repräsentiert werden, hiess es. Die Folge waren heftige Empörung und Proteste aus der Branche – sowie Journalisten, die in ihren
TILL BRÖNNER IN BUDAPEST
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erscheint, und Halima Aden, eine muslimische Amerikanerin mit somalischen Wurzeln, die eine Model-Karriere mit Kopftuch macht. Aden lief im vergangenen Februar mit Kopftuch auf der Modenschau von Max Mara. Wenige Tage zuvor hatte man Ashley Graham im eng anliegenden grauen Kleid samt Pelzjacke auf dem Laufsteg von Michael Kors in New York gesehen. Dries Van Noten zeigte seine neue Kollektion an älteren Models wie der 50-jährigen Britin Cecilia Chancellor. Die US-«Vogue» nannte die Schau eine «Würdigung altersloser Schönheit». Den Altersdurchschnitt der Frauen auf dem Laufsteg hob zudem die Designerin Simone Rocha in London – mit der 74-jährigen italienischen Model-Legende Benedetta Barzini. Eine bunte Mischung, die dem weissen LolitaEinheitsbrei entgegensteht, der die Schauen seit Jahren dominiert. Dürre, blasse «Kleiderständer» mit hohen Wangen- und hervorstehenden Hüftknochen, die alle hübsch, aber auch alle irgendwie gleich aussahen. Manchen von ihnen, wie Lara Stone, Doutzen Kroes oder Karlie Kloss, gelang der Durchbruch. Sie wurden zu Stars, die sich Extrawünsche erlauben dürfen und anderen ihre Regeln auferlegen. Doch selbst diese Topmodels werden im Laufe ihrer Karriere unangenehme Vorfälle wie jene erlebt haben, die Scully heute ans Licht bringt. Ihn nennt man inzwischen den «Whistleblower der Mode». Er sass im Dezember 2016 bei einer Konferenz des renommierten Nachrichtenportals «Business of Fashion» und prangerte dort die unwürdigen Methoden an, mit denen Models behandelt werden. «Dies geschieht auf systematische Weise. Seit über dreissig
FOTOS: FELIX KIM FOR CR FASHION BOOK, INEZ & VINOODH FOR CANDY, IRVING PENN / CONDÉ NAST, FRANCESCO SCAVULLO FOR VOGUE, GETTY IMAGES (3), INSTAGRAM, PD
LINKS Halima Aden, eine muslimische Amerikanerin mit somalischen Wurzeln, macht eine Model-Karriere mit Kopftuch.
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Jahren arbeite ich nun in dem Geschäft und beobachte, wie die Grausamkeit im Laufe der letzten sechs bis sieben Jahre eskaliert ist.» Auf Instagram rief Scully Models und Insider der Branche dazu auf, Missstände und schlechte Erfahrungen mit ihm zu teilen. Er will nichts mehr für sich behalten, sondern alles öffentlich machen. Sein Ziel: «Die Mädchen sollen endlich wieder eine Stimme haben.» Scullys Appell verhallte nicht im Leeren. Im Mai verschaffte sich das dänische Model Ulrikke Hoyer Gehör, als sie ein Erlebnis mit Louis Vuitton auf Facebook teilte. Die Marke hatte Hoyer im Mai eigens für die Louis-Vuitton-Cruise-Show nach Tokio eingeflogen. Dort befand man, sie sei zu dick für das Kleid, das sie vorführen sollte. Die Anweisung: Sie solle 24 Stunden vor der Schau nur Wasser trinken. Am Ende schickte man sie dennoch nach Hause – ohne Job. Laut der in London lebenden Schweizer ModelAgentin Esther Kinnear und ihrer britischen Geschäftspartnerin Tara Davies haben vor allem die sozialen Netzwerke die Welt des Modelns durchgerüttelt und Veränderungen angestossen. Kinnear und Davies führen in London die Agentur Linden Staub. «Dank Instagram ist es leichter geworden, solche Vorkommnisse zu melden. Endlich werden gewisse Menschen öffentlich für ihr niederträchtiges Verhalten, das hinter verschlossenen Türen stattfindet, zur Rechenschaft gezogen», sagt Davies. Zudem könnten sich junge Frauen dank Instagram oder Twitter viel besser selbst über das Geschäft informieren, indem sie beispielsweise Kontakt zu Kolleginnen knüpften. Linden Staub bezeichnet sich als eine «100-prozentige Mutteragentur». Was das bedeutet: «Eine Mutteragentur ist üblicherweise die, die ein Model entdeckt, aufgebaut und ausgebildet hat. Sie betreut es allerdings nur in dem Land, in dem sie selbst arbeitet. Sobald das Talent international arbeitet, vermittelt sie es an eine andere Agentur, mit der sie
Models im Laufe der Zeit Die 1940er bis 50er
Die 60er
Die 70er
Endlich berühmt
Hauptsache, jung
Gute Geschäfte
Nach dem Zweiten Weltkrieg professionalisiert sich das Geschäft mit Mannequins. Die ersten Model-Agenturen, wie die Agentur Ford, entstehen, und einzelne junge Frauen setzen sich als Stars durch. Zu ihnen zählen Bettina Graziani, Dovima oder Lisa Fonssagrives (Bild oben), die später den Fotografen Irving Penn heiratet und die heute als das erste Topmodel der Geschichte gilt.
Eine 16-Jährige bringt das kurvige Hausfrauen-Ideal der fünfziger Jahre zum Einstürzen. Twiggy ist mager, ihre Augen sind gross und die Haare kurz, der Körper perfekt geeignet für gerade Shift-Kleider und modische Miniröcke. Mit ihrem jugendlichen, androgynen Look spiegelt der «Zweig» (dt. für «twig») die aufkeimende Macht einer neuen, freiheitsliebenden Generation wider.
Die erfolgreichsten Models der siebziger Jahre, wie Lauren Hutton oder Marisa Berenson, stehen für einen natürlichen, weiblichen Look. Erstmals schliessen zudem Frauen wie Patti Hansen hochdotierte Verträge für Kampagnen mit Kosmetikfirmen ab. Beverly Johnson schafft es als erste Afroamerikanerin auf das Cover der US-«Vogue».
Model-Business
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RECHTS Die bereits 74-jährige Benedetta Barzini läuft für Simone Rocha über den Laufsteg. UNTEN TransgenderModel Hari Nef.
sich abspricht. Doch die Mutteragentur hat stets das letzte Wort», erklärt Davies. Das grosse Problem an dieser seit Jahrzehnten üblichen Praktik: «Die Mädchen werden gehandelt wie eine Ware. Es geht dabei dann oft nicht mehr um das Model, sondern um den Agenten, sein Ego und seine Ziele», erklärt Davies. Zwar vermittelt Linden Staub seine Models auch an andere Agenturen im Ausland, aber Davies und Kinnear nehmen selbst keine anderen jungen Frauen an, die sie nicht selbst entdeckt und gefördert haben. So entstehen keine Interessenkonflikte. «Nur auf diese Weise trifft man seine Entscheidungen wirklich im Sinne der Models und von deren Karriere.
Es ist der beste und einzige Weg, ihnen die Macht in die Hand zu geben», sagt Davies. Damit beschreibt sie, was sie mit ihrer Agentur erreichen will: Models stärken, sie zu mündigen, selbstbewussten Akteuren im Geschäft erziehen. Denn Zwischenfälle wie jene, die Scully öffentlich macht, seien gang und gäbe, sagen die beiden Agentur-Inhaberinnen. Das Ausmass an unfairer Behandlung zeige sich schon bei viel kleineren Vorfällen. Mädchen würden beispielsweise zu einem Casting geschickt, ohne zu wissen, für welche Art Job sie sich eigentlich vorstellen – niemand kläre sie auf. «Bei diesem Geschäft geht es ums Aussehen, nicht um Charakter oder Intelligenz. In einem solchen Umfeld können Frauen, die sich nicht gut auskennen, leicht ausgenutzt werden», sagt Esther Kinnear, die für ihren Job als Model-Agentin von der Schweiz nach London zog. Die jungen Unternehmerinnen zählen zu einer neuen Generation von Model-Agenten, die nicht einsehen, warum die unfairen Regeln ihrer erfahreneren Chefs auch im Jahr 2017 noch gelten sollten. Viele neue Agenturen spezialisieren sich inzwischen auf betont vielfältige Portfolios, junge Frauen und Männer unterschiedlichster Herkunft, mit interessanten Gesichtern und spannenden Geschichten. Sie scouten ihre Models auf Instagram und auf der Strasse, ihre Kunden sind meist junge Designer, die in einer anderen Realität leben als die Manager von Häusern wie Louis Vuitton oder Dior. Ihre Freunde
Die 80er
Die 90er
Heute
In bester Form
Geburt der Göttinnen
Gut vernetzt
Der Siegeszug der Fitness-Bewegung beeinflusst auch das Model-Geschäft sehr stark. Austrainierte, starke Frauen sind gefragt – so zum Beispiel die Australierin Elle MacPherson (Bild oben), deren definierter Körper ihr den Spitznamen «The Body» einbringt.
Es ist die Ära der Supermodels: Frauen wie Linda Evangelista, Naomi Campbell, Cindy Crawford (Bild oben) und Claudia Schiffer können es an Ruhm und Macht mit Hollywood-Schauspielerinnen aufnehmen. George Michael schafft ihnen mit dem Videoclip zu seinem Lied «Freedom» ein Denkmal.
Model-Business
Die neuen Stars werden nicht mehr von Agenturen oder Designern geformt, sondern von sozialen Netzwerken. Das Kapital von Frauen wie Cara Delevingne, Karlie Kloss (Bild oben), Gigi Hadid oder Kendall Jenner sind mehrere Millionen Follower auf Instagram, sie verleihen ihnen Macht und Einfluss. Die amerikanische «Vogue» taufte diese Generation die «Instagirls».
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Ursula Knecht 1987 gründete Ursula Knecht in Zürich ihre ModelAgentur Option. Sie gilt als die Entdeckerin der erfolg reichsten Schweizer Models und baute die Karrieren von Talenten wie Patri cia Schmid, Julia Saner und Manuela Frey, die alle für grosse Luxusmarken gearbeitet haben, auf. Gemeinsam mit der Agentur Elite New York initiierte sie in den neunziger Jahren den «Elite Model Look Schweiz», den wichtigs ten ModelWettbewerb des Landes, durch den jedes Jahr neue Gesichter entdeckt werden. option-model.com
Was muss ein Model heute alles mitbringen, um erfolgreich zu sein? Ursula Knecht Wer sich heute inter national durchsetzen möchte, braucht in erster Linie sehr viel Ehrgeiz. Die Konkurrenz ist so gross geworden, ohne eine tiefe innere Überzeugung und den nötigen Durchhaltewillen schafft man das nicht. Und es braucht eine eigene Persönlichkeit und sehr viele Follower auf Instagram. Fragen Auftraggeber regelmässig nach der Follower-Anzahl Ihrer Models? UK Sehr oft. Es ist einfach ein Thema, man muss als Model heute auf der Plattform aktiv sein. Und wenn wir es mit einer Anfängerin zu tun haben, wird ihre Präsenz dort Schritt für Schritt aufgebaut. Was meinen Sie genau mit Persönlichkeit? UK Ein Charaktergesicht. Man darf nicht zu fad oder einfach nur schön, aber langweilig aussehen, es braucht etwas Besonderes. Die Deutsche Anna Ewers ist extrem erfolgreich, weil sie einfach aussieht wie Brigitte Bardot damals.
Model-Agentin Ursula Knecht.
Viele Luxusmarken wie Vetements engagieren derzeit Models, die bei
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der breiten Bevölkerung eher als hässlich durchgehen. Woher kommt dieser Trend? UK Eine Marke baut sich mit einem ungewöhnlichen Gesicht ein Image auf, sie sorgt dafür, dass der Betrach ter aufmerksam wird und mehrmals hinschaut. Das war ja auch die Rolle der Supermodels in den frühen neunziger Jahren. Sie haben die alten Häuser entstaubt und mit ihrer Persönlichkeit Leben ins Geschäft gebracht. Später wurden sie dann von Schauspielerinnen abgelöst, und bis heute treten in ganz grossen Werbekampagnen, zum Beispiel von Louis Vuitton oder Kosmetikfirmen, vor allem Schauspielerinnen oder Töchter von berühmten Persönlich keiten auf. Die liefern schon eine Geschichte, bevor der Kunde das Produkt genauer kennt. Im Vergleich zu früher herrschen heute viel strengere Regeln beim Einsatz von Models bei den Modenschauen. Wie sehen die genau aus? UK Ein Model, das heute in den Beruf einsteigt, ist meist zwischen 15 und 16 Jahre alt. Wenn ein Mädchen in der Schweiz neben der Schule arbeitet, ist das kein Problem, aber wenn man in Paris oder Mailand auf den Schauen laufen möchte, muss man mindestens
15 Jahre alt sein. Am Wochenende arbeiten darf man erst ab 16. In New York ist es den Marken lieber, wenn die Models bereits 18 Jahre alt sind. Vor ein paar Jahren entdeckte ich Manuela Frey, die heute sehr erfolg reich ist. Sie war damals 15 Jahre alt, ich habe sie nach Paris zur Fashion Week begleitet, und Saint Laurent war so begeistert von ihr, dass man sie für die Schau an einem Sonntagabend buchen wollte. Zum Glück ist sie genau an dem Sonntag 16 geworden, sonst hätte sie den Job absagen müssen. Wie hat sich Ihr persönlicher Blick auf die Branche verändert? UK Ich finde, das Geschäft ist tougher geworden. Die permanente Vernet zung mit dem Internet sorgt zwar dafür, dass ein Model auf Reisen nicht so allein ist und mit Familie und Freunden Kontakt halten kann. Aber der ständige Druck, auf den sozialen Netzwerken präsent zu sein, dabei immer perfekt und schön auszusehen, das ist doch sehr an strengend. Immer muss man einen «Wow»Eindruck hinterlassen, auch wenn man nicht arbeitet. Wie es in Wahrheit aussieht, weiss niemand. Es ist schon auch eine falsche Welt. Interview: Silvia Ihring
More than a view. Since 1873.
A legend returns – buergenstock.ch
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stammen aus der ganzen Welt, sie vermischen Männer- und Frauenmode, ihre Identitäten sind ständig im Fluss. Die Londonerin Grace Wales Bonner zeigt ihre Entwürfe fast nur noch an dunkelhäutigen jungen Männern, und die französische Modemarke Vetements engagiert «Nodels»: Non-Models, also interessant aussehende Künstler, Fotografen, Barkeeper oder Freunde der Designer, die wenig Laufsteg-, aber viel Lebenserfahrung mitbringen. Auch grosse Marken haben verstanden, dass Charakter bei der so begehrten Zielgruppe der Millennials zu mehr Kaufentscheidungen führen kann als Perfektion. Dolce & Gabbana ersetzt bereits seit einigen Saisons professionelle Models durch junge Influencer mit Hunderttausenden Followern. Louis Vuitton hat mit der androgynen Schweizerin Tamy Glauser gearbeitet, und die Gucci-Pre-Fall-Kampagne 2017 zeigte ausschliesslich schwarze junge Menschen beim Tanzen und Feiern. Marken wie Balenciaga, deren auffällig «weisse» Castings zuvor kritisiert wurden, lernen dazu – und engagieren neuerdings überraschend viele Frauen und Männer dunklerer Hautfarbe. Lobenswerte Bemühungen, die einen kritischen Gedanken aber nicht verdrängen können: Folgt die Mode einfach wieder einem neuen Trend? Irgendwo müsse man anfangen, sagt Kinnear. «Und wenn wir
OBEN Präsentation des Modedesigners Dries Van Noten mit Models, die das idealtypische Alter überschritten haben. UNTEN Ashley Graham hat es mit Kleidergrösse 44 aufs Cover der amerikanischen «Vogue» geschafft.
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nicht einzelne, sehr erfolgreiche Beispiele hätten, wie Ashley Graham oder Hari Nef, würde sich nie irgendetwas ändern.» Die Branche habe aber noch einen sehr langen Weg vor sich. Schwarze und asiatische Models sind immer noch extrem unterrepräsentiert. Und wenn Kinnear und Davies ältere Kollegen von anderen Agenturen treffen, hören sie oft den immergleichen Satz. «So läuft das Geschäft seit dreissig Jahren, es wird sich nie etwas daran ändern.» Dabei hat der Wandel längst eingesetzt.
Kampf für mehr Kurven Das Ü bergrössen-Model Ashley Graham läuft erfolgreich über die Laufstege der grossen Modehäuser
FOTOS: INEZ & VINOODH FOR VOGUE, PHILIPP JEKER, PD
Eines der im Moment erfolgreichsten Models trägt nicht Kleidergrösse 34, sondern 44. Für die Amerikanerin Ashley Graham, die mit zwölf Jahren in den Beruf einstieg, war eigentlich die Laufbahn eines typischen Plus-Size-Models mit Sanduhr-Silhouette und hübschem Gesicht vorherbestimmt: Katalog-Shootings, Jobs bei Kaufhausketten, wenn es gut läuft, eine lukrative Werbekampagne für Unterwäsche. All das hat Graham erreicht und dabei viel Geld verdient. Sie wurde sogar für das Cover des Fitness-Magazins «Sports Illustrated» abgelichtet. Doch das reichte ihr nicht: Graham wollte in die Welt der High Fashion und Star-Fotografen. Gegen alle Widerstände und Entmutigungen durch skeptische Agenten ist ihr das gelungen. Als erstes Plus-Size-Model hat sie es auf das Cover der amerikanischen «Vogue» geschafft, sie wurde für «Elle», «Glamour» und «Harper’s Bazaar» fotografiert und lief für Micheal Kors über den Laufsteg. «Zehn Jahre lang wurde mir eingetrichtert, ich würde immer ein Katalog-Mädchen bleiben, nun bekam ich einen Vertrag bei IMG», sagt Graham. IMG zählt zu den wichtigsten Model-Agenturen weltweit, Übergrössen-Models fand man bisher keine in ihrer Kartei. Bis Graham kam. Die 29-Jährige repräsentiert einen Frauentypus, der im Prêt-à-porter lange ignoriert wurde, obwohl der Plus-Size-Markt seit Jahren wächst. Ihr gelang es jedoch wie keiner anderen, ihre Persönlichkeit gewinnbringend zu inszenieren und dabei zu einer wichtigen Botschafterin für ein vielfältigeres Frauenbild in der Mode zu werden. Denn Graham, die fast fünf Millionen Follower auf Instagram zählt und ein Buch über ihre Geschichte geschrieben hat, gilt vielen als ein Symbol für Stärke, Selbstachtung und Akzeptanz unterschiedlichster Figurtypen. Silvia Ihring
Model-Business
LIBANON
NZZ-REISEN EXKLUSIV Einblick in die Weltgeschichte am östlichen Mittelmeer
Beirut – Das Paris des Orients
• Ein Reise-Unikat, ausgearbeitet mit Landeskenner und -enthusiast Michael Wrase
Mit Nahost-Korrespondent und ehemaligem Beiruter Bürger Michael Wrase reisen Sie in den kleinen östlichen Mittelmeerstaat. Dessen Puls unbeirrt weiterschlägt – kräftig, prächtig, mit Lebenslust und weltmännisch wie einst. Wo die Phönizier das erste geschriebene Alphabet der Menschheit konzipierten, besuchen Sie biblische Wälder, prunkvolle Märchenpaläste und Stätten frühchristlichen Rückzugs. Und bekommen so einen Augenschein vergangener Grössen und zukunftsorientierter Gegenwart.
Termin: 15.10. – 21.10.2017 und 15.04. – 21.04.2018 Preis: Fr. 4250.– (Einzelzimmerzuschlag Fr. 690.–) Teilnehmer/innen: Min. 18, max. 25 Personen Tag 1: Morgenflug mit Lufthansa via Frankfurt in die Hauptstadt Libanons. Transfer zu Ihrem Mövenpick Hotel, direkt an der Corniche gelegenes *****-Haus mit internationaler Ausrichtung. Begrüssung durch Ihren Fachreferenten Michael Wrase. Gemeinsames Willkommensdinner mit ersten Informationen über das wieder aufsteigende einstige «Paris des Ostens». Tag 2: Tagesauflug ins antike phönizische Tyre. Von der südlichen, ursprünglich auf der vorgelagerten Insel gelegenen Handelsstadt setzten Handels- und Kolonialisierungsbewegungen in den ganzen Mittelmeerraum aus. Sie besichtigen den einstigen Stadteingangspunkt auf dem Festland mit seiner Nekropole, Triumphbogen und einem der weltgrössten Hippodrome, auf der Insel die Überreste von öffentlichen Bädern, Mosaiken, städtischen Gebäuden und Säulengänge. Tag 3: Stadtrundgang Beirut und damit einhergehend Einblick in das facettenreiche, multikulturelle und multikonfessionelle Wesen Libanons. Spaziergang entlang der kosmopolitischen Corniche, Fotostopp beim Wahrzeichen der Stadt, dem Pigeons Rock. In die Innenstadt zu schön erhaltenen römischen Gebäuderuinen, Gotteshäusern des Islam und Christentums, dem libanesischen Parlament. Michael Wrase gibt Ihnen Informationen über Solidere, die staatlich-private Aktiengesellschaft zu Wiederaufbau und Entwicklung der Beiruter Downtown. Am Nachmittag führt er Sie in interessante Stadtviertel mit historischen Wurzeln sowie moderner Dynamik: armenisches Quartier, christliche Nachbarschaft, trendiges Mar Mikhael-Viertel. Mittendrin: Besuch eines Kochkurses zur Einführung in die gewürzreiche libanesische Küche.
• Tyre, Byblos und Bcharré: Städte antiker phönizischer Weltgeschichte und letzter Rückzugsort des Aramäischen • Beirut – wo armenisches Viertel, der Orient und französische Worteinstreuungen aufeinander treffen • Frühchristliche Spuren im Heiligen Tal und Besuch einer der wenigen noch intakten christlichen Gemeinschaften der Chouf-Region • Beeindruckende Natur: weltberühmte, bibelzitierte Zedernwälder und zweiteilige Kalksteinhöhle
IHRE BEGLEITUNG MICHAEL WRASE Michael Wrase ist seit 1982 Nahost-Korrespondent und lebte früher lange in Beirut. Heute bereist er regelmässig die Länder des Mittleren Ostens und schreibt für verschiedene Schweizer und deutsche Tageszeitungen. Er begleitet Sie während der gesamten Reise und ermöglicht durch seine Kontakte Begegnungen und Gespräche.
LEISTUNGEN • Flüge mit Lufthansa in der Economy-Klasse (inkl. Taxen) • Alle Transporte, Eintritte, Gebühren, Trinkgelder • *****-Hotelunterkünfte, Frühstück, eine weitere Mahlzeit pro Tag • Fachvorträge und Begleitung durch Michael Wrase, lokale Deutsch sprechende sowie cotravel Reiseleitung • Ausführliche Reisedokumentation, Audiosystem auf Rundgängen
Tag 4: Zweitägiger Ausflug in Umgebung von Beirut mit Übernachtung in Byblos direkt am Meer. Im Tal des Nahr al-Kalb-Flusses Erkundung der berühmten Jeita-Grotten per Boot, Seilbahn deutscher Konstruktion und zu Fuss. In Byblos, antiker Exporthafen von Papyrus und Zedernholz sowie Geburtsort des phönizischen, ersten schriftlichen Alphabets der Menschheit, Besuch der UNESCO-klassierten Spuren aus Steinzeit, römischer Antike, persischer und Kreuzzugforts. Freizeit im gemütlichen Städtchen mit Fischerhafen, Übernachtung im eleganten *****-Hotel Byblos Sur Mer. Tag 5: Fahrt ins Qadisha-Tal – eine tiefe, wilde Schlucht mit steilen Kreidekalksteinhängen. Sie ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes, auch Heiliges Tal genannt. Seit dem Mittelalter fanden und finden hier Mönche aller Konfessionen Ruhe zur Kontemplation. Sie besuchen die Klöster des Mar Antonios Qozhaya und der Mar Lisha. Danach ins Dorf Bcharré, adrett an einem grünen Berghang eingebettet, kulturell aber einzigartig im Libanon aufgrund der dort weit bis ins 19. Jh. überlebten Verwendung des Aramäischen, was bis heute das nun gesprochene Arabisch mit einem starken Akzent prägt. Besichtigung des Museums über den hier geborenen Autor und Poeten Khalil Gibran. Weiter in den Wald Cèdres de Dieu, einer der letzten Überreste des ursprünglichen, einst das Libanongebirge bedeckenden Zedernwaldes, im Alten Testament erwähnt und heute UNESCO-Welterbe. Rückfahrt nach Beirut, Weindegustation in einer Weinkellerei. Tag 6: Besuch des Nationalmuseums Beirut mit 1300 Exponaten. Fahrt in die südlich gelegene Bergregion, Zentrum der libanesischen Drusen-Gemeinschaft, berühmt für ihre Wälder, Dörfer und Paläste. Zum Beiteddine-Palast des Emirs Bachir Chehab II mit aussergewöhnlichen Innendekorationen, türkischen Bädern und prachtvoller Gartenanlage. Halt in Deir el Qamar, eines der wenigen Chouf-Dörfer mit intakter christlicher Gemeinschaft. Am Abend zurück in Beirut. Abschiedsessen mit Michael Wrase. Tag 7: Rückflug mit Lufthansa via Frankfurt nach Zürich.
Anmeldung und Informationen: Organisierender Reiseveranstalter: cotravel
reisen.nzz.ch
reisen@nzz.ch
061 308 33 55
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DESTINATION
Pferdestark Fotos ORNELL A CACACE
Tex t DAV I D S T R E I F F C O R T I
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Zu stark sind Cowboys mit dem Wilden Westen verbunden, als dass man beim Anblick eines Reiters mit breitkrempigem Hut nicht unweigerlich an die Weiten des US-Gliedstaats Montana denkt. Doch auch der australische Outback wurde einst auf dem Rücken von Pferden kolonialisiert und bietet noch heute eine Szenerie, die von grenzenloser Freiheit träumen lässt. Gelegenheit dazu offeriert beispielsweise die LeconfieldRanch im Norden von New South Wales, deren Territorium sich über 18 Quadratkilometer trockenes Weideland erstreckt und seit über hundert Jahren von derselben Familie bewirtschaftet wird. Die Skerretts führen hier eine Schule, in der Einheimische und ambitionierte Touristen gleichermassen zu Jackaroos und Jillaroos, wie man die australischen Cowboys und -girls nennt, ausgebildet werden. Dies ist nicht einfach mit ein paar Reitstunden zu erreichen, sondern nur durch ein anspruchsvolles Training, das unter anderem die Aufzucht von Pferden, die Pflege des Bodens, Lektionen im Lassowerfen und Peitschenknallen sowie das Errichten von Zäunen umfasst. Schliesslich sollen die Ausbildungsgänge und Kurse beflissenen Schülern bestenfalls ermöglichen, dereinst richtig mit anzupacken – mangelt es den Rinderfarmen im Outback doch immer mehr an kompetentem Personal. Mitbringen müssen die angehenden Rancher nebst Reitstiefeln, viel Ausdauer und einer grossen Abenteuerlust auch Regenjacken, Taschenlampen und Fischerruten. Revolver und andere Feuerwaffen sind auf dem Gelände hingegen verboten.
Doch um sich wie ein echter Jackaroo oder eine echte Jillaroo zu fühlen, braucht es derartige Utensilien auch gar nicht. Spätestens beim Einfangen und Scheren von Schafen oder beim Markieren von Rindern bei 44 Grad Celsius dürfte einem bewusst werden, was ein Leben im Outback mit sich bringen kann – an Entbehrungen ebenso wie an Annehmlichkeiten. Zu diesen gehört neben dem Reiten vor allem eine Landschaft, die so menschenleer ist, dass man beinahe auf die Idee kommt, eines der vorbeihüpfenden Kängurus anzusprechen. Doch für einen Schwatz bleibt kaum Zeit – und wenn, dann wird man von den Kursleitern dazu angehalten, mit den Pferden zu flüstern, was unter das Kapitel natural horsemanship fällt und dazu dient, dem Pferd beizubringen, dass wir es nicht erlegen, sondern nur reiten möchten. Bei den riesigen Distanzen, die man hier zurücklegt, ist eine gute Beziehung zum tierischen Partner unerlässlich.
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7, 5 MIO.
15 1° 2 1’ O
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Das gemeinsame Lagerfeuer dient nicht allein der Romantik, sondern dazu, sich nach einem ereignisreichen Tag auf dem Pferd mit Rind-, Schaf- oder Kängurufleisch zu stärken. Das Bad im Teich hinter der Farm kommt hingegen vor allem dem Pferd zugute. New South Wales
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DESTINATION
Vor Einbruch der Dunkelheit werden mithilfe der Pferde die Schafherden ins Gehege getrieben. Wenn es nicht anders geht, ist Jackaroo Tim Skerrett, der mit seiner Familie die Leconfield-Ranch betreibt, auch einmal motorisiert unterwegs. New South Wales
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In der Klosterzelle Diane Keatons
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B Geboren in Los Angeles, Schauspielschule, Broadway und eine Rolle in «Der Pate»: Keatons Karriere liess sich gut an. Skulptur aus Metall (120 Fr.), von Antonino Sciortino, bei Limited Stock
«Ich hatte ein ungewöhnliches Leben. Sehr karriereorientiert.» Schale (260 Fr.), von Carl-Harry Stalhane, bei Raum 49
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D «Ich bin davon überzeugt, dass du als Frau heute beides haben kannst, Karriere und Familie.»
Neben zahlreichen Nominierungen kann sich Keaton über einen Oscar und zwei Golden Globes freuen.
Teller (29 Fr.), bei Artiana
Vase «Petit vase simple terre brut» (250 Fr.), von Astier de Villatte, bei Limited Stock
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F «Perfektion ist der Tod der Kreativität.» Vase aus Onyx (450 Fr.), bei Raum 49
«Humor hilft uns, mit einem Hauch von Würde durchs Leben zu kommen.» Tischdecke (198 Fr.), bei Artiana
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Tex t M A L E N A R U D E R U N D DAV I D S T R E I F F C O R T I F o t o s N I C O L E B A C H M A N N S t y l i ng A L E L I L E A L F Ü R S T U DI O L A R D O
Vor vierzig Jahren erhielt die Schauspielerin Diane Keaton (*1946) einen Oscar für ihre Rolle als Annie Hall im gleichnamigen Film ihres Lebensgefährten Woody Allen. Die Liaison ist längst vorbei, stattdessen steht sie derzeit als Nonne für die Serie «The Young Pope» vor der Kamera
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G Keaton hatte Beziehungen mit Woody Allen, Warren Beatty und Al Pacino. Schale «Nr. 8» (52 Fr.), von Ro, bei Neumarkt 17
H Mit über 50 Jahren entscheidet sich Keaton, zwei Kinder zu adoptieren, die sie dann allein aufzieht. Gipsfuss (Preis auf Anfrage), bei Limited Stock
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J «Erinnerungen sind einfach Momente, die sich widersetzen, gewöhnlich zu sein.» Schreibblock (28 Fr.), von Ito Bindery, bei Edition Populaire
K «Warum ich Schwarz und Weiss bevorzuge? Farbe kann sehr fordernd sein.» Notizheft (22 Fr.), bei Raum 49
Diane Keaton
L «In Hollywood gilt man schon als dick, wenn Fussketten nicht um die Taille passen.» Stift (25 Fr.), bei Raum 49
M Keaton betätigt sich auch als Regisseurin und Produzentin.
«Aufwachen ist der beste Weg, seine Träume wahr zu machen.»
Sessel «Butterfly Chair» (720 Fr.), bei Raum 49
Lampenfuss (ab 380 Fr.) und Schirm (ab 158 Fr.), bei Artiana
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ZUTAT
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Zwetschge (P R U N U S D O M E S T I C A ) DI E G E S U N D E N F R Ü C H T E V E R K Ü N D E N D E N S PÄT S O M M E R . U N D M A C H E N N I C H T D Ü M M E R . A U C H W E N N D E R V O L K S M U N D G E G E N T E I L I G E S B E H A U P T E T Tex t C H R I S T I N A H U BBE L I N G
Foto NICOLE BACHMANN
S t y l i ng A L E L I L E A L F Ü R S T U DI O L A R D O Illus t r a t i o n P E T E R J A M E S F I E L D
Sind die Zwetschgen reif, so ist klar: Bald ist die heisse Jahreszeit vorbei, gelten die violetten Früchte doch als untrügliche Boten des Spätsommers. In der Küche zeigen sich Zwetschgen meistens von der süssen Seite: zu einer saftigen Fruchtwähe oder einem Kuchen verarbeitet, zu Glace gefroren oder in der Form einer luftigen Crème. Gedörrt verleihen sie aber auch jedem deftigen Fleischeintopf ein betörendes Aroma. Zwetschgen sind eine Unterart der Pflaumen, daher werden die beiden Früchte meist in einem Atemzug genannt und im kulinarischen Sinne oft synonym verwendet. Im getrockneten Zustand fördern Zwetschgen (und Pflaumen) die Verdauung – daher fin-
det man sie oft auf dem Frühstücksbuffet in der Gesund-Ecke, neben ungezuckerten Getreideflocken, NatureJoghurt, Nüssen und Samen, wo sie aber zugegebenermassen wenig verlockend anmuten. Dass jemals seriöse Forschungen über den IQ dieser Früchte unternommen wurden, darf bezweifelt werden: Zumindest ist uns nicht bekannt, warum eine weibliche Person, die sich blöd anstellt, im Schweizerdeutschen als dumme Zwetschge bezeichnet wird. Dumm machen die Früchte bestimmt nicht. Im Gegenteil, sie tun uns sogar sehr gut, verfügen sie doch über Kalzium, Eisen, Magnesium, Phosphat, Kalium und Provitamin A sowie über fast alle B-Vitamine.
Chutney
Schnelles Dessert
Zutaten für zirka 4 Einmachgläser 500 g Zwetschgen, 400 g Zwiebeln, 3 cm frischer Ingwer, 2 EL Olivenöl, 250 g Rohrohrzucker, 3 dl Rotweinessig, Salz, je 1 Prise Zimt-, Chili- und Kurkumapulver
Zutaten für 2 Portionen 150 g reife Zwetschgen, 1 EL Agavensirup, 1 TL Zitronensaft, 1 Prise gemahlener Zimt, 2 EL Wasser, 200 g griechisches Nature-Joghurt, 2 TL feingehackte frische Zitronenmelisse
Zubereitung Zwetschgen entsteinen, klein schneiden. Zwiebeln und Ingwer schälen, ebenfalls klein schneiden. Mit Olivenöl andünsten. Zucker dazugeben, unter Rühren auflösen. Den Essig dazugeben, aufkochen, bei kleiner Hitze rund 40 Minuten einkochen lassen. Mit Salz und den Gewürzen abschmecken. Sofort in sterile Einmachgläser füllen und verschliessen.
Zubereitung Die Zwetschgen waschen, entsteinen und in kleine Würfel schneiden. Agavensirup, Zitronensaft, Zimtpulver und Wasser in den Standmixer geben und pürieren. Joghurt auf zwei Dessertschalen verteilen. Das Zwetschgenpüree darübergeben und mit der Zitronenmelisse bestreuen.
Zwetschgenkuchen Zutaten für 1 Springform (22 cm): 500 g knackige Zwetschgen (nicht zu reif), 5 Eier, 180 g weiche Butter plus 1 EL zum Einfetten der Form, 1 EL griechisches Nature-Joghurt, 180 g Zucker plus 1 EL zum Bestreuen, 180 g Mehl, 1 Prise Salz
1. Die Zwetschgen waschen, mit einem Tuch trocken reiben, entsteinen und der Länge nach halbieren. Die Eier aufschlagen und trennen.
2. Eigelbe, Butter, Nature-Joghurt und Zucker zwei Minuten mit dem Handmixer hellgelb und schaumig schlagen. Das Mehl dazusieben und gut verrühren.
3. Die Eiweisse mit einer Prise Salz mit dem Handmixer zu Eischnee schlagen. Den Schnee sorgfältig unter den Teig ziehen. Springform mit Butter einfetten.
Weitere Rezepte finden Sie online auf: bellevue.nzz.ch
4. Teigmasse in die Form füllen. Zwetschgenhälften auf der Masse verteilen, mit etwas Zucker bestreuen. Zirka 40 Minuten im auf 180 Grad vorgeheizten Ofen backen.
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City of Music D A N K F U S S B A L L U N D D E N F A B F O U R W U R D E A U S D E R H E R U N T E R G E K O M M E N E N A R B E I T E R S TA D T L I V E R P O O L E IN E S D E R S PA N N E N D S T E N R E I S E Z I E L E E U R O PA S
FOTO: GETTY IMAGES
Tex t S V E N W E N I G E R
Natürlich, die Beatles sind in Liverpool allgegenwärtig. Auf rie sigen Werbewänden, in Musikklubs, Museen, beim Essen und Trin ken – überall sind sie so präsent, als habe sich die berühmteste Band aller Zeiten nicht schon vor bald fünfzig Jahren aufgelöst. Und das ist auch gut so. Denn was wäre die Stadt am River Mersey heute ohne sie? Ein Sanierungsfall im industriellen Niedergang von Englands Norden. Ein Abglanz des florierenden Handelshafens von einst. Eine vom reichen Süden abgehängte Arbeiterstadt. Dagegen lehnte sie sich in den 1980er Jahren auf mit ihrem rebellischen Geist, für den Ikonen wie der Liverpooler FC und die Beatles bis heute stehen. Der eine Idol der hard-working people, die anderen das der frühen Bohème, beide ein Synonym für die Chance, es von unten nach ganz oben zu schaffen; wenn man es nur besser macht als die anderen. Diese Mentalität kennzeichnet die halbe Million Liverpudlians – oder Scousers, wie sie sich nach ihrem kaum ver ständlichen Dialekt Scouse selbstironisch nennen – noch immer. Im ewigen Rückenwind der Beatlemania erfand sich Liverpool neu. Das City Centre wurde in gut dreissig Jahren weitläufig sa niert. Im heruntergekommenen Zentrum entstanden gläserne
Shoppingmeilen, breite Fussgängerzonen, Boulevards. Dazu ge sellte sich eine alternative Szene mit SecondhandShops, Shisha Bars und Buchläden, deren Herz die Bold Street ist. Nebenan, wo früher Prostitution herrschte, gibt es nun Biergärten, Klubs und Cafés. Hotels, Restaurants, Kulturzentren und Galerien hauchten der grossartigen Architektur des 19. Jahrhunderts neues Leben ein. Das vom Verfall bedrohte Hafengebiet Albert Dock mit seinen Kanälen, Molen, Wasserbecken und Backsteinspeichern wurde runderneuert und mit visionärer Architektur durchmischt. Im Baltic Triangle, einer verwahrlosten Gewerbezone im Süden, siedelt sich gerade eine Gastronomie und Kunstszene an. Alles geht im City Centre – das der Eindruck, den Besucher aus aller Welt bekommen. Für jeden findet sich ein Song in der City of Music, wie sich die Stadt auch nennt. Gerade in diesem Jahr, wenn fünfzig Jahre «Summer of Love» mit Konzerten, Strassenfesten und Ausstellungen gefeiert werden. Und am Pier Head, beim Fähr anleger, grüssen in Bronze John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr. Denn eines ist klar: Sie sind und blei ben die wichtigsten Botschafter Liverpools.
Liverpool City Centre
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AUSGEHEN
01 – Oh Me Oh My: Tea-Time
KULTUR
04 Musik 08 – Bluecoat Display Centre
02 Kunst und Kino
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05 Grusskarten
06 Vintage-Look
07 Fussball
08 Kunsthandwerk
Utility Auf der Insel ist es überaus beliebt, Karten zu verschicken. Zum Geburtstag, zu Jubiläen, Festen oder einfach nur so. Eine gute Auswahl gibt es in den Läden der Kette Utility, zum Beispiel am Paradise Place im Shoppingcenter Liverpool One.
Sohoʼs Einst ein Geschäft für Punk-Gothic-Kleider, hat sich das Sohoʼs mittlerweile auf Mode spezialisiert, die aussieht wie aus den Jahren 1950 bis 1970. Männer und Frauen, die sich so kleiden möchten wie die Beatles, sind hier richtig.
Liverpool FC / Everton «Bist du rot oder blau, FC oder Everton, Freund oder Feind?» Der Verein kann hier das ganze Leben bestimmen. Umso erstaunlicher, dass beide Fan-Shops in trauter Nachbarschaft ihre Souvenirs verkaufen. Shoppingcenter Liverpool One,
Bluecoat Display Centre In einem ehemaligen College liegt das Kunsthandwerkszentrum mit Werkstätten für Geigenbau bis Textil: Es gibt Vernissagen, Vorträge, Künstlertreffen, einen hellen Shop mit Glas und Keramik sowie ein Café im grünen Innenhof.
liverpool-one.com/shops/utility
sohos.co.uk
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bluecoatdisplaycentre.com
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The Beatles Story Die Story der Beatles entfaltet sich in zwei Locations, eine am Pier Head, die andere im Albert Dock. Hier gibt es fast alles zum Leben der Fab Four. Präsentation und Vielfalt sind grossartig. Wer noch nicht genug hat, besucht das Museum of Liverpool gleich nebenan für einen Nachschlag.
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03 Popmusik
beatlesstor y.com
FOTOS: SVEN WENIGER, ALAMY, FOTOLIA, SHUTTERSTOCK, PD
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fact.co.uk
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cavernclub.org
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Oh Me Oh My An warmen Sommerabenden ist dies der ideale Ort für einen Sundowner. Im Lift geht es in den achten Stock des Africa House in der Water Street. Direkt auf der Dachterrasse werden Drinks und Cocktails gemixt. Dann geniesst man den Blick hinab bis zum River Mersey.
125 zwei Meter hohe Kreuzungen aus Banane und Lamm stehen an Plätzen, Wegen und Strassenecken. Superlambananas sind ein ironischer Kommentar zur Gentechnik und zur Stadt als Zentrum für Schafzucht und Überseehandel. 2008 – Liverpool war Europäische Kulturhauptstadt – wurden die bunt bemalten Plastiken aufgestellt.
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01 Dachbar
SUPERLAMBANANAS
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TRINKEN
FACT Das Kulturhaus ist mit moderner Fassade und viel Beton kein Blickfang, aber wegweisend für den Brückenschlag zwischen Kunst, Technologie und Medien. Programmkino, Online-Performances und Installationen, alles steht stets in einem aktuellen politischen Kontext.
ILLUSTRATION: GIULIO MIGLIETTA
04 – The Cavern
The Cavern In die Fassade des Cavern Pub gegenüber sind die Namen von 1801 Künstlern eingraviert, die von 1957 bis 1973 im «The Cavern» auftraten. Danach hörte man auf zu zählen. Im berühmtesten Musikklub der Welt spielten Stars von Adele bis The Who, und die Beatles starteten hier ihre Karriere. In der Mathew Street lehnt John Lennon als Bronzestatue an der Kneipenwand. Wochentags ist der Eintritt frei. Samstags spielt eine Beatles-Coverband.
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Food-Truck am Albert Dock
11– Camp and Furnace
Ein Eckpfeiler englischer Lebensart: Auf der dreistufigen Etagere lockt erst eine Sandwich-Variation aus Gurken, Lachs, Salat, Ei, dann folgen Scones mit Erdbeermarmelade und Clotted Cream, dicker Sahne, und zur Krönung süsse Leckereien, ähnlich den Petits Fours. Dazu wird meist Earl Grey gereicht. Das «London Carriage Works», 40 Hope Street, ist der ideale Ort, um den klassischen Afternoon-Tea in modernem Ambiente zu geniessen. Superlambanana
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BRITISH MUSIC EXPERIENCE BME ist die neuste Attraktion der Stadt. Im Cunard Building am Pier Head wird die Geschichte der britischen Popmusik auf tausend Quadratmetern kondensiert. Ein Besuch lohnt sich wegen Memorabilia von Glam-Rock bis Punk, aber auch der interaktive Zugang für Besucher zum Thema ist spannend und lehrreich. Ausgefeilte Digitaltechnik sorgt für stets wechselnde Optik. In Tonstudios kann man sich selbst als Rockstar versuchen.
Bronzestatuen der Beatles am Pier Head
SCHLAFEN
Joe Maryanji im Jacaranda Club
09 Museal
E IN TAG IM L EBE N VON JOE M A RYA N J I , M A N AGE R DE S J AC A R A NDA C L UB
Hard Days Night Hotel Der mitten im City Centre liegende Prachtbau von 1884 wurde mit Liebe zum Detail zum einzigen BeatlesThemenhotel der Welt umgebaut. Fotogalerien, Sound, Memorabilia prägen das Ambiente in den Zimmern, bei Frühstück und Dinner, in Lobby und Bar. Alle Highlights der Stadt sind vom Hotel aus zu Fuss in wenigen Minuten zu erreichen. Buchbar: ausgezeichnete Thementouren rund um die Fab Four.
06 – Soho’s
harddaysnighthotel.com
02 – Kulturhaus FACT
09 – Deluxe-Zimmer im Hard Days Night Hotel
Pump House am Albert Dock
«Das ‹Jac› ist der älteste Klub Liverpools. Die Kunststudenten John Lennon und Stuart Sutcliffe dekorierten hier die Wände und durften dafür im Keller üben. Das war der Beginn der Beatles. Wir wollen diesen Geist bewahren, junge Musiker können auf derselben Bühne wie die Fab Four spielen. Jeder kann dabei sein, wir nehmen keinen Eintritt. Oben haben wir einen Pub und darüber einen Vinyl-Shop, wo die Leute ihre Lieblingsplatten auflegen können. Ich habe sehr viel zu tun, da ist es toll, dass ich hier im Viertel alles habe, was ich brauche. Gleich um die Ecke bekommt man das beste Frühstück der Stadt im ‹Bold Street Coffee›, Pancakes, Salate, alles ist frisch gemacht. Ein Retro-Outfit für Events finde ich im Soho,s, oder ich gehe in die Gostins Arcade. Dort gibt es neben Sixties-Klamotten auch Kunst, Cartoons und Bücher. Mein Coiffeur, Root 69, ist auch dort zu finden. Wenn ein hektischer ‹Jac›-Tag vorbei ist, muss ich erst einmal runterkommen. Meine Favoriten dafür sind die Biergärten Modo und Soho auf dem Platz an der Wood Street. Dort ist bis spät in die Nacht noch etwas los.»
Destillate weiterer Städte finden Sie online auf: bellevue.nzz.ch 03 – The Beatles Story
ESSEN
Spezialität Sunday Roast
DAZZLE FERRY
10 English Fusion
11 International
12 Imbiss
13 Orientalisch
60 Hope Street Das Stadthaus liegt am ruhigen Ostende des Zentrums. Chef Gary Manning hat für seine anglofranzösische Küche Preise abgeräumt. Roast-ParsnipSuppe und SeeteufelSeafood-Bouillabaisse sind Extraklasse. Die Preise sind moderat. Ideal für einen ruhigen Lunch oder ein gepflegtes Dinner.
Camp and Furnace Als Pionier im Baltic Triangle hat das C&F Kultstatus. Hier isst man an langen Tischen in einer ehemaligen Lagerhalle. Am Wochenende gibt es abends Livemusik. Höhepunkt ist aber der Sunday Roast (im Voraus buchen), bei dem traditionell sonntags in lockerer Atmosphäre Rostbraten mit Gemüse und Saucen serviert wird.
Docklands Fish and Chips Ein Klassiker der englischen Küche: frittierter Fisch mit Pommes frites. In diesem Imbiss in den Arkaden des Albert Dock ist er leckerer als anderswo. Den Blick auf das Hafenbecken gibt es gratis dazu.
Leaf Das bei jungen Liverpudlians sehr beliebte Lokal liegt in der populären Bold Street. Leichte orientalische, auch vegetarische und glutenfreie Küche bestimmt die LunchKarte im himmelhohen Altbausaal im ersten Stock. Abends wird nur unten gegessen. Bestellt und bezahlt wird am Tresen.
60hopestreet.com
alber tdock.com/food-drink
thisisleaf.co.uk
campandfurnace.com
Liverpool City Centre
Eine Fährtour auf dem River Mersey gehört zum klassischen Besuchsprogramm. Vom Pier Head legt auch die «Snowdrop» ab, berühmt geworden als «Dazzle Ferry», kunterbunt bemalt von Pop-Art-Ikone Peter Blake. Er gestaltete 1967 das berühmteste Plattencover der Rock-Geschichte, «Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band», das achte Beatles-Album. Die «Dazzle Ferry» ist bis zum Wintereinbruch unterwegs.
«Dazzle Ferry» auf dem River Mersey
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ZU GEWINNEN Für Blumenkinder von heute
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Das Label der Stunde heisst ganz klar Gucci. Seit Designer Alessandro Michele 2015 als Creative Director eingestellt wurde, verzaubert die italienische Marke mit bunten, psychedelisch angehauchten Entwürfen Hippie-Mädchen und -Jungs von heute. Das erste Parfum unter Micheles Regie wurde denn auch sehnsüchtigst erwartet. Jetzt ist es da: «Bloom» heisst die Kreation mit einem überwältigenden Bouquet aus weissen Blumen. «Ich wollte einen kräftigen Duft kreieren, mit einem couragierten Charakter, der uns in einen weitläufigen Garten voller Pflanzen und Blumen
entführt», erklärt Michele. «Der Garten ist so wunderschön wie die Frauen: vielseitig, farbenfroh, ausgelassen.» Verwirklicht wurde diese Vision von Meister-Parfümeur Alberto Morillas. Tuberose Absolue aus Indien verbindet sich mit Jasmin Absolue und Jasminknospen-Extrakt. Die Blüten der Ranke Rangunschlinger verströmen einen leicht pudrigen, femininen Duft. Wir verlosen 20 «Bloom»Sets von Gucci mit «Eau de Parfum», «Body Lotion» und «Shower Gel». Am Wettbewerb teilnehmen können Sie online auf bellevue.nzz.ch Viel Glück!
Mitarbeiter der NZ Z-Mediengruppe sind zur Teilnahme am Wet tbewerb nicht berechtigt. Aus den richtigen Einsendungen werden eine Woche nach Erscheinen des Magazins in der Redak tion die 2 0 Lose gezogen. Die Gewinner werden schrif tlich benachrichtigt. Mit der Teilnahme am Wet tbewerb erklären Sie sich damit einverstanden, dass die Neue Zürcher Zeitung AG alle für die Durchführung und Abwicklung des Wet tbewerbs er forderlichen Daten erhebt und diese für den Zeitraum des
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September 2017
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ROUND TABL E R edak t io n J O C E LY N E I T E N
BODY-POSITIVITY – ALLES NUR SCHÖNREDEREI?
F R A N K BODI N Werber
CH I A R A T E ST ER A BOR R ELLI Leiterin Kantonale Aktionsprogramme
«Ein positives Körperbild bedeutet, dass wir unseren Körper grundsätzlich so akzeptieren, wie er ist. Unbelastet von äusserem Druck, können wir das Essen geniessen und Freude an Bewegung haben. Dank einem positiven Körperbild fällt es uns leichter, Freundschaften zu schliessen, selbständig zu werden und unsere spezifischen Stärken und Begabungen zu entwickeln.»
«Das Thema ist schon länger aktuell. Die Dove-Kampagne ‹Real Beauty› hat dieses Bedürfnis nach einem positiven Körpergefühl bereits 2004 entdeckt. Eine von neuen Technologien und Normen geprägte Welt weckt nun einmal die Sehnsucht der Menschen nach Natürlichkeit, nach Authentizität, nach Ursprünglichkeit.»
DAV E DOLLÉ Personal Trainer und ehemaliger Leichtathlet
«Ich habe noch nie eine schlanke, fitte Person sagen hören, sie hätte gerne etwas mehr Körperfett und wäre gerne weniger fit. »
MOR ENA DI A Z Primarlehrerin und Bloggerin
«Muss ich, wenn ich ‹body positive› bin, jeden schön finden? Nein, natürlich nicht. Body-Positivity ist kein Diktat, das allen befiehlt, alles und alle schön zu finden. Diese Bewegung bestärkt die Menschen, sich schön zu fühlen, auch wenn sie nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen, und sich nicht mehr davon unter Druck setzen zu lassen. Denn wer leidet unter der Body-PositivityBewegung, wenn sie je länger, je mehr Erfolg haben wird? Einzig die Schönheitsindustrie, die ihr Geld mit den Unsicherheiten der Menschen verdient.»
R A MONA K ELLER Designerin für das Unterwäschelabel Lyn Lingerie
«Hoffentlich ist dies nicht nur Schönrederei! Als Lingerie-Designer wollen wir die natürliche Schönheit der Frau zeigen und unterstützen. Aber auf unaufdringliche Weise und ohne sie in künstliche Silhouetten zu zwingen. Das ist herausfordernder, als einfach auf Push-up und Polster zu setzen.»
FA BI A N PLÜS S Gründer der Influencer-Agentur Kingfluencers
«Influencer sind Menschen, die über Inspirationskraft verfügen und einen grossen Einfluss auf Millionen von Followern in den sozialen Netzwerken haben. Dass Body-Positivity auch von einigen aufgegriffen wird, ist verständlich. Manche gewähren ihrer Community private und intime Einblicke und posten unbearbeitete Bilder, auf denen sie sich etwa komplett ungeschminkt zeigen. ‹Unperfekte› und unretuschierte Körper kommen je länger, je besser an, da sich die Follower mit ihnen sehr gut identifizieren können.»
LISA SCH M A LZR I ED Habilitandin am Philosophischen Seminar der Universität Luzern
«Die Body-Positivity-Bewegung wehrt sich zu Recht gegen einseitige, ungesunde und unrealistische Schönheitsideale und den Druck, diesen entsprechen zu müssen. Wir sollten lernen, unsere Körper in ihrer Unterschiedlichkeit wertzuschätzen. Zugleich ist meines Erachtens nicht jeder Körper schön, anders, als die Bewegung propagiert. Zugegebenermassen wird das mediale Schönheitsideal der Vielfalt von Schönheit nicht gerecht. Als rein körperbezogenes Ideal übersieht es, dass sich Schönheit erstens nicht definieren lässt und zweitens auch vom Ausdruck und von der Ausstrahlung einer Person abhängt. Doch auch wenn jemand schön sein kann, dessen Aussehen dem medialen Schönheitsideal nicht entspricht, sind dennoch nicht alle Menschen schön. Echte Schönheit ist selten und darum umso faszinierender.»
September 2017
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ZITAT A us ge such t un d ko m men t ier t v o n M A N F R E D PA P S T
« M ul t i t as k ing
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Tim Krohn (*1965), Schweizer Schriftsteller Dieser Satz steht im jüngsten Werk des ungemein produk tiven Erzählers und Dramatikers Tim Krohn. Genaugenommen sagt ihn nicht der Autor selbst, sondern eine seiner Figuren im Roman «Erich Wyss übt den freien Fall», der in diesen Tagen erscheint. Aber es ist einer jener Sätze, die, wie es bei Oscar Wilde geschieht, sofor t aus ihrem Kontex t herausspazieren. Und er will uns et was lehren. Dies nämlich: Wir tun zu vieles gleichzeitig und nichts richtig. Checken E-Mails, während wir am Telefon hängen, Müesli löf feln, Krümel von der Tischfläche streichen und dem Sitznachbarn durch Augenverdrehen signalisieren, dass uns das alles ner v t. Am Ende haben wir unsere Aufgaben hek tisch, aber mehr schlecht als recht bewältigt. Eine Sache richtig gut machen – zum Beispiel auf dem Markt Beeren kaufen, sie achtsam putzen und dann Marmelade kochen –, das wäre eine Idee. Oder einen richtig schönen Satz schreiben. Wie den da oben.
MEILENHOCH. DINERS CLUB MILES & MORE.
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AUSGEZEICHNETE PERSPEKTIVEN FÜR MEILENSAMMLER. Die einfachste Art, um Meilen zu sammeln. Weitere Informationen unter dinersclub.ch/de/milesandmore
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