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TRANSFORMATION

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Tessin

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Das stattliche Haus in Küsnacht war im Jahr 1976 vom Architekten Christoph Jung, dem Enkel des bekannten PsychoanalytikersC.G.Jung,geplant und gebaut worden. Es liegt auf einem grossenbegrüntenGrundstückmitBlickaufden Zürichsee.InseinerAufteilungundAusstattungentsprachesvordemUmbaunochweitestgehend der Entstehungszeit in den siebziger Jahren. Doch trotz der in die Jahre gekommenen Substanz entschieden sich die neuen Eigentümer, das geerbte Gebäude zu erhalten. Allerdings wünschten sie sich für den Bau ein frisches neues Gesicht.

Punkt für Punkt zu neuer Qualität

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Mit Stefan Müller, Inhaber und Geschäftsführer des Büros Raumtakt, beauftragten dieEigentümereinenInnenarchitekten,der bereitsvielErfahrungbeiderSanierungvon älteren Wohnhäusern hat. Neben einer Kernsanierung sollte er aus dem Zweifamilien-einEinfamilienhausmachen.Mitdem Wissen um die solide Substanz, aber auch dielauerndenSchwierigkeiteneinessolchen Baus erarbeitete Raumtakt einen Stufenplan, um die gewünschte Transformation Punkt für Punkt anzugehen.

Nicht zuletzt um dem Budget der Eigentümer gerecht zu werden, legte man sichgemeinsamaufeinengestaffeltenFünfJahres-Plan für den gesamten Umbau fest. Der Ablaufprozess startete mit einem Vorprojekt,dasMüllerstetsbeiProjektendieser Grössenordnung empfiehlt. Durch die folgende Bauprojektphase bis hin zur Schlüsselübergabe begleitete der Innenarchitekt das Projekt dann weiter als Generalplaner.

Die Hauptaufgabe war, das Haus familiengerecht umzubauen. Der Charakter des ursprünglichenGebäudessollteauchinden neuen Raumlösungen weiter spürbar sein und dementsprechend mitberücksichtigt werden. Um passende Lösungen zu erarbeiten, mussten die Innenarchitekten auf die ganzpersönlicheSituationderHausbewohnereingehenunddieseverstehen.Dienötige engeZusammenarbeiterklärtStefanMüller auch mit dem emotionalen Wert eines solchen Objekts: «Ein Haus prägt die Menschen, eine Familie sehr stark. Es ist eine Herzensangelegenheit,welchedievolleAufmerksamkeit von beiden Seiten erfordert.» Es gehe darum, Gebäude zu errichten, die eine «Kulisse für wunderbare Erinnerungen der Menschen schaffen».

Unter anderem sollte das Haus mit energetischen Massnahmen zukunftsfähig gemacht werden. Denn der ökologische AspektlagderEigentümerschaftbeimUmbau speziell am Herzen. Sukzessive sollen daher später auch noch weitere Aspekte für eineumweltfreundlicheLösunghinzukommen. «Das klappt natürlich nur, wenn von AnfanganeinArchitektalleDetailsmitberücksichtigt, damit man anfängliche Neuerungen nicht plötzlich wieder entfernen muss», sagt Stefan Müller.

Neuer, nachhaltiger Glanz

Doch was genau bedeutet zukunftsfähig? Schon in der ersten Phase des Projekts wurdeaucheinBauphysikerbeauftragt,der mithalf, umweltfreundliche Produkte für dieRenovationzuevaluieren.Dennfüreine energieeffiziente Bauweise spielt vermehrt auch der ökologische Fussabdruck der eingesetzten Bauteile, der Rohstoffe und der beim Bau verwendeten Energie eine wichtigeRolle.SowurdebeispielsweisedasDach mit Zelluloseflocken gedämmt, die aus wiederverwendbarem Papier bestehen.

BeimErsatzderaltenFensterimgesamten Haus griffen Energie- und ästhetische Sanierung ineinander. So wurde hier auf eine Dreifachisolierung gesetzt. Zudem wurde die gesamte Haustechnik erneuert, inklusive der Wasserzuleitung in das Haus hinein, denn die alten TrinkwasserleitungenundAbwasserrohrewarenmitKalkund Rostablagerungen belegt. Ebenso wurde dieStromverteilungvomVerteilungskasten bis zur Steckdose erneuert und die alten Radiatoren durch eine Fussbodenheizung ersetzt – was mit einer aufwendigen Erneuerung der Bodenplatten einherging.

Grundsätzlich ersetzte man die abgenutzte Oberfläche des Hauses durch neue Materialien, versah alles mit frischen, umweltfreundlichen Farben. So gelang es, neuen Glanz aus dem Bestehenden herauszukitzeln.DieBödenerhieltendurchgängig nachhaltigesundlanglebigesEichenparkett und Feinsteinzeugplatten.

Zwischen verändern und bewahren

VorallemabermusstensichauchdieGrundrisse der Stockwerke verändern, um neu für eine einzelne Familie anstatt für deren zwei zu passen. Mehr Raum, mehr Licht und klare Linien waren das Ziel. «Es gab klare Anforderungen an das Haus, etwa an die Küche, die halboffen werden sollte, an die AnzahlderZimmersowiedieErschliessung zumgrossenWohnzimmer»,erklärtStefan Müller. Dazu mussten unter anderem mehrere Durchbrüche im Haus vorgenommen werden. Gerade die schlichten Grund- und Aufrisse aus der Mitte des 20. Jahrhunderts bietendieidealeMöglichkeitfürsolcheAnpassungen. Die Lösung ergab sich aus einer Kombination von Durchbrüchen und bewährten Raumelementen im neuen Kleid.

So musste eine Schrankwand zwischen Küche und Esszimmer mit klassischer Durchreiche weichen. Doch von der traditionellen Lösung zur Raumgliederung inspiriert, entstand in Zusammenarbeit mit einem Schreiner eine neue, moderne Einbau-Schrankwand und eine platzsparende Sitzecke. Anstelle der Durchreiche und einer Tür erhielt die Kombination einen offenen Durchgang mit einer zweiteiligen Schiebetüre,derandenFlankenmitzusätzlichen Regalelementen abgeschlossen wird.

Die angrenzende Reihe von Sprossenfenstern mit Terrassentür wich einer raumhohen Glastürfront, die den ganzen Raum zum Garten und zum neu gestalteten Sitzplatz hin öffnet. Die Wand zwischen Ess-

Oben:

Offene Einbauschränke nutzen im Obergeschoss die Schrägen als Stauraum und sorgen für freie Flächen im begehbaren Raum.

Links:

Das ehemals finstere Treppenhaus mit Teppichen wurde mit Holzbelag und hellen Wänden zu einem freundlichen Blickfang.

zimmer und dem daneben liegenden Zimmer wurde entfernt und so ein grosses, lichtes Wohnzimmer geschaffen. Auch auf die Tür zum Treppenhaus wurde verzichtet. Treppenhaus und Wohnzimmer fliessen nun grosszügig ineinander.

Verspielte Elemente

DasehemalsfinstereTreppenhausmitTeppichbelag und einem Laufgriff aus KunststoffwurdemitHolzbelagundhellenWänden zu einem freundlichen Hingucker. Ebenso die beiden Bäder, die eine moderne Einteilung und Möblierung mit verspielten Elementen erhielten.

Für die weitere Zukunft sieht der von Raumtakt erstellte Plan vor, dass in fünf Jahren Erdsondenbohrungen gemacht werden und diese Technologie bei einer neuen Heizungeingesetztwird.DieBauherrschaft ist schon heute beeindruckt, welch fundamentaleTransformationdasGebäudeerlebt hat und dass es sich heute praktisch wie ein Neubau anfühlt.

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