Märzausgabe der Libelle

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ZNR 02Z032680 Verlagspostamt 8010 Graz www.libelle.me / M채rz 2015


INHALT 04

LEITARTIKEL

We are young. We are Y.

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PORTRAIT Josef S.

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ÖH

Vorsitz (09) Alternativ Referat (10) Referat f. feministische Politik (10) Referat f. ausländische Studierende (11) Referat f. Bildungspolitik (12)

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UNI-LEBEN

Science Park Graz (14) Der gesunde Pluspunkt (14) Buchhandel 2.0 (16) Generation Praktikum (17)

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KATEGORIE X

EDITORIAL

Liebe Leserinnen, liebe Leser, wir sind schwer fassbar: Keine Generation vor uns war aufgrund ihres Reichtums an Individualität, ihrer Vielfalt und ihrer ungewissen Zukunft so schwer zu beschreiben wie wir – so hat es zumindest den Anschein. Dennoch versuchen wir in dieser Ausgabe der Libelle uns, die „Generation Y“, einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Auf unterschiedlichste Art und Weise: Was macht denn unsere Generation aus? Mit welchen Phänomenen werden wir konfrontiert? Und wie gehen wir mit diesen um? Auf den kommenden Seiten findet Ihr deshalb Ausschnitte, die zusammengesetzt verschiedene Facetten unserer Generation darstellen. Um einer Definition näher zu kommen, begaben wir uns auf die Suche nach Gefühlen, die uns bewegen, nach Widerständen, die uns antreiben und nach Alternativen, die uns verändern. Dabei ist uns eines klar geworden – die Frage nach dem „Why“ lässt sich nicht beantworten. Und das ist gut so. Viel Vergnügen beim Lesen – Auf dass wir weiterhin Fragen aufwerfen.

Maximilian und Tamara

It‘s a Match! (18) Haben oder nicht haben (19) Young hearts run free (20)

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OUT OF THE BOX

Portrait (22) Interview < rotor > (24) 10 Dinge (27) Impressum (27)

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KUNST & KULTUR Diagonale

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KOLUMNEN

Musik, Buch, Sex

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ART WORK „Chillin“


LEITARTIKEL

LEITARTIKEL

Unsere Liebe kommt von Tinder, unser Selbstwertgefühl von Selfies und unsere Bildung von kompetenzorientierten Universitäten. Ein Definitions-Versuch unserer Generation.

WE ARE YOUNG. WE ARE Y.

Wenn wir an vergangene Generationen denken, erzeugt das Bilder in unseren Köpfen. Die goldenen 20er Jahre der Bohémiens, die Hippies, die wilden 70er und die RockerInnen. Hinter all den Bezeichnungen steht ein Programm: Der Begriff der „68er-Generation“ ist auf die Studierendenbewegungen der späten 1960er zurückzuführen, unsere Elterngeneration heißt „Baby Boomer“, weil wiederum deren Eltern das Motto der zukünftigen 68er „Make Love Not War“ bereits ein wenig vorausnahmen. Und dann kamen wir: Die Generation Y. Geboren ab 1977 und erwachsen geworden in den 90er bis 00er Jahren. Ausgesprochen nicht „Ypsilon“, sondern „Why“. Eine Generation, die also schon mit ihrem Namen Fragen aufwirft. Warum „warum“? Weil wir vieles hinterfragen, den Sinn in vorgefertigten Systemen suchen, ihn aber nicht finden können.

Foto: Friedrich Simon Kugi

Wir wollen einfach mehr. Am besten alles. Alles und noch mehr. Das können wir auch haben. Von dem sind wir fest überzeugt. Schließlich bekommen wir ständig von allen Seiten gesagt, dass wir etwas Besonderes sind. Doch was passiert, wenn die Zahl der Möglichkeiten schier unbegrenzt erscheint? Was passiert, wenn alle Türen offenstehen? Man verliert sich. Denn sich für keine Tür zu entscheiden, weil man alle öffnen möchte, führt dazu, dass man zum Schluss nicht einmal durch eine hindurch geht. Was uns antreibt, anzuhalten? Vielleicht ist es die Angst, eines Tages alt zu sein und, oh baby, an all die Geschichten zu denken, die wir hätten erzählen können – wenn wir doch die eine oder doch die andere Tür genommen hätten. Was uns dabei aber eigentlich entgeht, entgeht uns. 4

Generation Ego. Wir lieben uns. Generation Ego. Ein weiteres Synonym für unsere Generation. Nicht sehr schmeichelhaft, dennoch hart verdient. Unterstützt durch eine Selfie-Kultur, in der ein Match auf Tinder mehr zählt als alles andere. Und sollte aus dem Match mehr als ein Mate werden, so ist man maximal „mingle“, eine wunderbare Kombination aus den Wörtern „mixed“ und „single“. Sich selbst zu lieben ist gut, jedoch lassen all diese Unverbindlichkeiten eines missen: Tiefe.

FÜR WEN? oder FÜR WAS? Aus Angst, etwas zu verpassen, möchte unsere Generation sich auch in diesem Bereich nicht mehr festlegen. Wir hetzen durch das Leben und übersehen so leicht das Wesentliche. Sind das die Liebesgeschichten, die wir erzählen wollen? Von Hedonismus und Kurzlebigkeit getränkte Short Storys ohne Happy End? I like. Not! Das ist FOMO, die „Fear of Missing Out“, also die Angst, etwas zu verpassen. Diese ist übrigens auch die treibende Kraft hinter sozialen Netzwerken: Die Kraft, die uns im Minutentakt auf unsere Smartphones schauen lässt. Dieses sozio-kulturelle Phänomen FOMO konstituiert sich aus der Unendlichkeit der verfügbaren Mög5

lichkeiten, die, egal wie wir handeln, uns immer das Gefühl geben werden, etwas zu verpassen. Wir fühlen uns wie ein Kind in einem bunten Süßwarengeschäft, das unzählig viele Münzen in der Tasche hat. Was wir dagegen tun können? Nicht viel, außer uns in die Wiese zu setzen und zu erkennen, dass unser Gras auch grün ist. Denn das Bessere ist bekanntlich der Feind des Guten. Die Bildung der YpsilonerInnen Oberflächlichkeit begegnet uns leider auch tagtäglich auf der Universität. Denn sogar hier will man nicht mehr in die Tiefe gehen. Bildung wird, so der Philosoph Konrad Paul Liessmann in seiner „Theorie der Unbildung“, auf ökonomisch Verwertbares reduziert. Es geht darum, Kompetenzen zu erwerben, die sich im zukünftigen Berufsleben anwenden lassen. Doch sollte nicht gerade die Uni ein Ort sein, an dem man lernt, sich mit Dingen intensiv auseinanderzusetzen? Oder ist ein Studium heutzutage nur mehr ein Game-Boy-Spiel, bei dem es darum geht, so schnell wie möglich alle vorgegebenen ECTS-Coins zu sammeln? Hauptsache wir funktionieren. Die Frage ist nur – für wen? Oder für was? Why? That’s why! Doch wir könnten unserem Namen gerecht werden. Wir können anfangen, wirklich zu hinterfragen – auch uns selbst. Einen kritischen Blick auf uns werfen, auf unser Denken und vor allem auf unser Handeln. Damit eines Tages, wenn uns die nachfolgende Generation fragt, warum denn eigentlich „Generation Why“, wir auf etwas zeigen und ihnen antworten können: That’s why. Tamara Sill


PORTRAIT

JOSEF S. – EINER AUS „UNSERER GENERATION“ Der Fall Josef S. beschäftigt seit über einem Jahr die österreichischen Gerichte: Der junge Deutsche wurde 2014 im Zuge der Demonstrationen gegen den Wiener Akademikerball festgenommen. Er selbst behauptet nach wie vor, unschuldig zu sein.

In

unserer vergangenen Ausgabe haben wir Josef Hader zu einem Interview getroffen. Diesmal geht es um einen anderen Josef, und zwar um den 24 jährigen Josef S., besser bekannt unter #freejosef. Er soll im vergangenen Jahr beim sogenannten Wiener Akademikerball randaliert haben und sogar der Rädelsführer der Ausschreitungen gewesen sein. Josef aus Jena Josef S. wuchs in Jena auf und studiert an der dortigen Universität. Die frühere DDR-Stadt Jena geriet in den 90er Jahren aufgrund zahlreicher Straftaten mit rassistischem Hintergrund in das Blickfeld einer

breiten Öffentlichkeit. Mehrere Angehörige der Jenaer Neonaziszene waren Mitglieder der rechtsextremen und terroristischen Vereinigung Nationalsozialistischer Untergrund (NSU), die unter anderem für neun Morde an Menschen mit Migrationshintergrund, Bombenanschläge und den Mord an einer Polizistin verantwortlich sein dürfte. Ein mutmaßlicher Helfer der NSU lebte in unmittelbarer Nachbarschaft zu Josef. Für Josef ist klar, dass er sich gegen Rechtsextremismus engagieren will. Er ist Mitglied der „Sozialistischen Jugend Deutschlands – die Falken“ und nahm vor dem Akademikerball 2014 bereits mehrmals an Demos gegen Rechtsradikale teil.

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Josef in Wien 2014 demonstrierte Josef in Wien. Er reiste dafür, wie viele andere, BallbesucherInnen wie DemonstrantInnen, extra aus Deutschland an. Während des Abends wird Josef von einem Polizisten in Zivil verfolgt, dem er wegen seines Pullovers mit der Aufschrift „Boykott“ aufgefallen ist. Später wird Josef aufgrund der Aussagen dieses Polizisten verurteilt. Der Beamte bezichtigt ihn mehrerer Straftaten, widerspricht sich aber während des Prozesses selbst, eine seiner Aussagen kann durch ein Stimmgutachten sogar widerlegt werden. Bizarres Detail am Rande: Der Polizist wird während seiner Verfolgung

FOTOS DER NOWKR DEMO 2015 IN WIEN

Fotos: Friedrich Simon Kugi

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ÖH UNI GRAZ

ÖH-WAHL: 19. bis 21. Mai

Foto: Friedrich Simon Kugi

selbst kurzzeitig von der Polizei festgenommen. Josefs Anwalt meint dazu, dass dies nur passiert sein kann, weil der Polizist entweder ein strafbares Verhalten an den Tag gelegt habe, oder weil die Polizei an jenem Abend Leute festgenommen habe, die sich nichts zu Schulden kommen lassen haben. „Beides wäre“, so der Anwalt, „jedenfalls kein Ruhmesblatt für die Exekutive.“ Josef im Knast Nach seiner Verhaftung verbringt Josef bis zu seiner erstinstanzlichen Verurteilung im Juli 2014 ein halbes Jahr in der Justizanstalt Josefstadt. Bei der Inhaftierung muss er sich nackt ausziehen und wird fotografiert. Im Gefängnis sitzt Josef in einer Zelle, die er sich mal mit einem, mal mit drei Mithäftlingen teilt. Mahlzeiten nimmt man in der Zelle ein, auch das Klo befindet sich im selben Raum. Zweimal die Woche kann man sich duschen. Eine Stunde täglich darf Josef mit mehreren Mithäftlingen in einem kleinen Innenhof spazierengehen. Um der Langeweile in der Zelle zu entkommen, hilft er eine weitere Stunde dem Gefängnispfarrer

als Ministrant. Während er in Österreich im Gefängnis sitzt, wird Josef in seiner Heimatstadt Jena in absentia ein Preis für Zivilcourage verliehen.

Vergangenen Juli wurde Josef wegen Landfriedensbruch in Rädelsführerschaft, versuchter schwerer Körperverletzung und schwerer Sachbeschädigung zu einer Haftstrafe von 12 Monaten verurteilt, acht davon bedingt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, Josefs Verteidigung meldet Berufung und Nichtigkeitsbeschwerde an. Allerdings kann der junge Student das Gericht nach der Urteilsverkündung als freier Mann verlassen, da er die viermonatige Haftstrafe bereits durch das halbe Jahr in Untersuchungshaft abgesessen hat. Josef fällt es jedoch laut eigenen Angaben heute 8

noch schwer, sich wieder in den Alltag in der Freiheit einzuleben. Aufgrund seiner Haftstrafe hat er zwei Semester verloren, die er nun nachholt. Die Prozesskosten werden sich am Ende vermutlich auf eine fünfstellige Summe belaufen, die Josef nur dank zahlreicher Spenden aufbringen können wird. Das Urteil und die lange Untersuchungshaft wurden national und international heftig kritisiert, da es erhebliche Zweifel an der Schuld Josefs gibt. Trotz unzähliger Bilder von den Ausschreitungen konnte die Anklage kein einziges Foto finden, auf dem Josef eine Straftat begeht. Er selbst beteuert nach wie vor seine Unschuld, bereut aber nicht, nach Wien gekommen zu sein, da er zu den Inhalten der Proteste steht. In einem Interview mit der deutschen Wochenzeitung „DIE ZEIT“ erklärte Josef zudem, dass er es als seine Pflicht empfindet, sich gegen Neonazis und gegen jegliches rassistisches Gedankengut starkzumachen und fügt hinzu: „Aber glauben Sie mir: Ein Straftäter bin ich deswegen noch lange nicht.“

mit dem Beginn des Sommersemesters schickt der junge Frühling den alten Winter für ein paar Monate wieder in den Ruhestand. Die ÖH Uni Graz beschäftigt sich mit den unterschiedlichen „Generationen“ und ihren Widersprüchen: So fand Anfang Jänner eine der größten antifaschistischen Demonstrationen der letzten Jahre in Graz statt, die sich gegen eine „ewig gestrige“ Generation richtete: Das deutschnationale burschenschaftliche Milieu. Im Jänner gab es von uns, für die aktuelle Studierendengeneration, abermals die sehr beliebten ÖH-Lerntage in der Vorklinik, um alle Lernhungrigen bei ihren Prüfungsvorbereitungen zu unterstützen. Für die zukünftige Hochschulgeneration gab es im Februar wieder von uns, der ÖH Uni Graz, die MaturantInnenberatung. Somit konnten sich SchülerInnen schon vor dem Studium über Studienmöglichkeiten und Rahmenbedingungen informieren.

Der ÖH Uni Graz steht übrigens im Sommersemester ein ganz besonderer Generationenwechsel bevor: Von 19. bis 21. Mai findet nämlich die ÖH-Wahl 2015 statt. Ihr könnt dabei eure Studierendenvertretung wählen oder selbst kandidieren – heuer ist dies, aufgrund des Einsatzes der ÖH, erstmals auch für Nicht-EWRStudierende möglich. Alle Infos zur ÖHWahl, zur Kandidatur, wie und wann ihr euch dazu anmelden müsst, findet ihr auf unserer Homepage: oehunigraz.at. Ihr könnt bei dieser Wahl auch zeigen, ob ihr mit unserer Arbeit zufrieden wart. Auf jeden Fall finden wir es wichtig, zur Wahl zu gehen, um den eigenen ehrenamtlichen VertreterInnen den Rücken zu stärken. Also gleich mal im Kalender vormerken: Von 19. bis 21. Mai wählen gehen!

Markus Schicker 9

Wir wünschen euch einen tollen Start ins Sommersemester, euer ÖH-Vorsitzteam

Florian Ungerböck Catherine Vlay Sanel Omerovic


REFERATE DER ÖH UNI GRAZ

Referat für feministische Politik

Alternativreferat VONEINANDER LERNEN, UM NICHT ZU VERGESSEN

FAIR-TRADE-ORGASMUS

In der Küche ist es laut: Es wird geredet, geschnitten, gekocht. Wir nehmen bei einem Kochworkshop des AfroAsiatischen Instituts (AAI) teil, wo Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Alters zusammen gerettete Lebensmittel zubereiteten und gemeinsam verspeisten.

Es gibt kaum jemanden, der noch nie einen Porno gesehen hat und genauso wenige, die noch nie davon angeekelt waren. Anstatt dem ein Ende zu setzen, versuchen feministische Filmemacherinnen eine attraktive Alternative zu zeigen.

Es sollte gezeigt werden, wie mit wenig Geld und internationalen Einflüssen kreative und wohlschmeckende Gerichte kreiert werden können – und das mit Lebensmitteln, die sonst im Müll gelandet wären. Ein lehrreicher Abend: Rezepte werden getauscht, Geschichten erzählt und Kontakte geknüpft. Wenn über unsere Generation geschrieben wird, werden häufig Pauschalisierungen vorgenommen. Wir seien faul, wissen nicht, was wir wollen, engagieren uns nicht etc.

Bereits in den 80ern wurden Pornos zum gesellschaftsfähigen Thema erklärt. Bald stritten sich „PorNO“- und „PornYes“FeministInnen um den richtigen Umgang damit. Aus den Geschichten der ersten Porno-Superstars, wie die von Linda Lovelace oder Bodil Joenson, die Jahre später verzweifelt versucht haben, ihre wahren Schicksale zu erzählen, lernte das Mainstream-Porno-Business wenig. Ein Blick auf gratis Pornoseiten verrät schnell, wie Frauen im Business behandelt werden. Demütigung, Ausbeutung, Gewalt – alles auf Videos gebannt.

Hier sei das Engagement hervorgehoben, das viele Menschen, egal ob Studierende oder Nicht-Studierende, an den Tag legen. Wir stehen vor großen Herausforderungen. Die fortschreitende Globalisierung, geopolitische Konflikte, Überwachung, Klimawandel und vieles mehr. Keine rosigen Aussichten, dennoch unsere Zukunft. Zahlreiche Menschen zeigen mit ihren Initiativen aber, dass sie etwas verändern wollen und können. Ein wesentlicher Aspekt davon ist das Voneinander-Lernen, dabei spielen immer gemeinsame Aktivitäten eine große Rolle. Egal ob beim Lebensmittelanbau im Gemeinschaftsgarten, beim „Dumpstern“ oder beim gemeinsamen LebensmittelKochen und Essen: Unsere Generation bringt frischen Wind in die konservative Landschaft an Lösungsansätzen. Wir wollen nicht schubladisieren und ausgrenzen. Wir wollen mit den Veränderungen umgehen und Gesellschaft dementsprechend gestalten, ohne in alte Denkmuster zu verfallen.

Demgegenüber stellen sich feministische Porno-Filmemacherinnen, wie Erika Lust, Petra Joy oder Annie Sprinkle. Sie versuchen, die weibliche Lust in den Vordergrund zu stellen, ohne aber dabei auf die männliche zu vergessen. Es sind Filme mit Menschen, die einvernehmlich guten Sex haben, sich zärtlich berühren und wo Lust und Freude sichtbar werden. PornYesRegisseurinnen legen Wert auf einen respektvollen Umgang, oft auch auf faire Arbeitsverhältnisse und Orgasmen für alle. Um mehr Aufmerksamkeit auf diesen Teil des Genres zu legen, wurden der „Feministische Pornopreis“ in Berlin und die kanadischen „Feminist Porn Awards“ ins Leben gerufen. Falls nun euer Interesse auf einen feministischen Porno mit fair-trade-Orgasmus geweckt wurde – Google gibt auch auf diesem Sektor viel her.

Zurück zum Abend: Das Kochen bringt Menschen zusammen. Wir erkennen, dass wir Grenzen selber machen, aber auch aufbrechen können. Das heißt auch, dass das StudentInnen-Leben nicht nur auf der Uni stattfindet, sondern alle Menschen unserer (Welt-)Gesellschaft inkludiert. Wir lernen Geschichten generationenübergreifend und von Menschen aus aller Welt. All das trägt dazu bei, dass wir nicht vergessen, sondern uns daran erinnern, was falsch läuft und wie es gut laufen kann.

REFERATE DER ÖH UNI GRAZ

"Und wann gehen Sie wieder zurück?"

Referat für ausländische Studierende Arbeit ist ein Menschenrecht. Über die Hürden ausländischer Studierender und AbsolventInnen aus den sogenannten Drittstaaten bei der Arbeitssuche.

Arbeitsmarkt konform geht. Unseren Forderungen wollen wir Nachdruck verleihen – konkret bedeutet das, dass wir ausländische Studierende über ihre Rechte informieren. Mittels Workshops möchten wir das Selbstbewusstsein für Behördengänge stärken und mit Hilfe eines österreichweiten legislativen Theater-Projekts die Öffentlichkeit sowie EntscheidungsträgerInnen für diese Thematik sensibilisieren. Im Rahmen des Projektes werden auf partizipative Art und Weise konkrete Lösungsansätze erarbeitet. Unser langfristiges Ziel ist es, diese den politischen Verantwortlichen in Wien zu präsentieren, damit ausländische Studierende und AbsolventInnen eine gerechte Behandlung erfahren.

„… bin eingeschüchtert, unerwünscht, fühle mich ausgeliefert, erniedrigt! Habe Angst …“ Sich während des Studiums so zu fühlen, wünscht man niemandem. Für Jana* wurde die Studienzeit aber zum wiederkehrenden Gefühlschaos: Als Studentin aus einem Drittstaat kämpfte sie während ihrer Ausbildung mit zahlreichen Behördengängen, bei denen jeder drastisch über ihre Zukunft in Österreich entscheiden hätte können. Nun, nach kurzer Freude über ihr abgeschlossenes Studium, ist die neuerliche Angst da, auf dem Arbeitsmarkt zu scheitern, da die Wahl zu studieren im Nachhinein betrachtet „falsch“ war, weil dies weder eine Arbeitsbewilligung noch den Aufenthalt in Österreich sichert.

*Name von der Redaktion geändert

UNSERE FORDERUNGEN BEZÜGLICH ARBEITSGENEHMIGUNGEN FÜR STUDIERENDE AUS DRITTSTAATEN SIND DAHER:

Ihrer Willenskraft, aber auch dem Glück, dem richtigen Arbeitgeber vertraut zu haben, ist es zu verdanken, dass Jana heute die Rot-Weiß-Rot-Karte in ihren Händen halten kann. Viele andere scheitern jedoch angesichts bürokratischer Hürden, fachlicher Inkompetenz und der Willkür mancher BeamtInnen sowie rassistischer und sexistischer Behandlung. Warum wollen AusländerInnen bei all diesen Hindernissen überhaupt noch in Österreich bleiben? Niemand verlässt seine Heimat ohne Grund. Diese Menschen wollen ein besseres Leben haben, sich entfalten und dem Staat Österreich etwas zurückgeben.

Arbeitsrechtliche Konsequenzen für BeamtInnen bei konkretem Fehlverhalten Während dem Studium: Kopplung der Arbeitsgenehmigung mit Aufenthaltsbewilligung Nach dem Studium: Rot-Weiß-Rot Karte: Auch mit BA-Abschluss Dauer der Arbeitssuche kann mit Arbeitsgenehmigung verlängert werden Realitätsnahe Gehaltsanforderung Nicht auf einen Arbeitgeber reduziert

Die ÖH Uni Graz will nicht länger hinnehmen, dass das Schicksal Einzelner von Zufällen und Glück abhängt. Fakt ist, dass Österreich junge und motivierte AkademikerInnen braucht. Fakt ist auch, dass die Gesetzeslage nicht mit der Realität am

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REFERATE DER ÖH UNI GRAZ

REFERATE DER ÖH UNI GRAZ

Scheiß’ auf Mindeststudienzeit und mach nur mehr so viele Lehrveranstaltungen pro Semester, dass du dich in jede interessante vertiefen kannst.

„KANN MAN ECTS PUNKTE AUCH IRGENDWO KAUFEN?” Es gibt kaum ein Posting in der Facebook-Gruppe „KF Graz-Wahlfächer“, dass so viel Resonanz erzeugt hat wie die Frage, ob man ECTS-Punkte auch kaufen kann. Ein harmloser Witz oder doch eher Symptom der Studienmentalität dieser, unserer Generation? €C TS

Witzig sei der Post gewesen, so Autorin Iris Stromberger, Lehramtsstudentin an der Uni Graz. Geboren aus einer Laune heraus am WG-Esstisch inmitten der anstrengenden Prüfungszeit. Doch der harmlose Scherz, der es auf unglaubliche 1449 Likes und 343 Kommentare bringt, trifft einen Nerv: ECTS-Punkte – nüchterne und unbarmherzige Kennzahlen des „Studienfortschritts“, zugleich verhasst und verherrlicht – käuflich erwerben zu können; ja, das wär’s. Keine STEOP-KnockOut-Prüfungen mehr bestehen, keine endlosen Seminareinheiten voller langweiliger Referate mehr ertragen müssen – einfach Geld auf den Tisch und gut is’. Und obwohl nicht ernst gemeint, so ist der Post und die Resonanz, die er hervorruft, auch symptomatisch für die Art, wie wir studieren: Augen zu und durch, möglichst

geradlinig und vor allem schnell. Besondere Kritik hat dieses Verhalten durch einen Artikel* in der „DIE ZEIT“ erfahren. Wir, die „angepassten Okay-Studenten“, würden nichts mehr wissen, nichts mehr diskutieren und uns nicht mehr positionieren wollen. Wir würden nur mehr Vorgekautes akzeptieren und uns auch noch erdreisten, die Vortragenden mit andauernden Mails nach Beurteilungskriterien zu nerven. Und doch, man möchte der Autorin Recht geben: Eine Anfrage nach leicht verdienten Wahlfach-ECTS jagt auf Facebook die nächste. Kurse, die hauptsächlich danach ausgesucht werden, wie viel Aufwand sie verursachen, und Seminare, die wieder abgewählt werden, weil – eh schon fast ein Anachronismus – wöchentlich Texte zu lesen sind, die nicht gelesen werden, außer sie werden geprüft.

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Nur Kritik an uns Studierenden ist nicht genügend. Doch alle, die aktuelle Studienerfahrung aufweisen, wissen, dass alleinige Kritik an uns Studierenden zu kurz greift. Die flammende und lesenswerte Reaktion einer Bloggerin** auf oben erwähnten „DIE ZEIT”-Artikel bringt die Sache auf den Punkt: Wo waren denn diese KritikerInnen der heutigen Studierenden, als die Studienpläne gemacht wurden, die uns Angst, Unsicherheit und Scheuklappen aufzwingen? Wo ihr Protest, als man uns „innerhalb von 6 Semestern 12 Hausarbeiten, 6 Präsentationen pro Semester, wöchentliche Hausaufgaben mit Abgabepflicht, Anwesenheitspflicht für Seminare und Vorlesungen, Praktika und mit 1,0 zu bestehende Prüfungen am laufenden Band aufbürdete“?

Referat für Bildungspolitik Als Resultat studieren wir geradlinig und sammeln fleißig ECTS wie Eichhörnchen Nüsse vor einem besonders harten Winter. Prüfungen bestehen wir mit nur mehr zwei Tagen Vorbereitung und Seminare gelangweilt und teilnahmslos. Nur vage ahnend, dass wir dann nach drei Jahren mit unserem Bachelorzeugnis in der Hand dastehen und uns denken werden, aus dem Studium doch wenig mitgenommen zu haben. Die Bloggerin dazu weiter: „Diese Art des Studierens bedeutet, dass unsere intrinsische Motivation (Leidenschaft) durch immer neue und zum Teil unsinnige Fleißarbeit erloschen wird, weil man uns die Zeit für eine eigene Lektüre oder die Kraft, um sich zu formatieren und gegen etwas anzugehen, ausgeblasen hat. Der Grund, warum wir nicht sind wie die Generation vor uns [...] ist, dass wir das Gefühl haben, ständig erpresst [...] zu werden.“ Viel

mehr als der reine Zeitaufwand ist es also die andauernde Zeitverschwendung durch die vielen großteils unnötigen Aufgaben, einer permanenten Beschäftigungstherapie, gepaart mit Anwesenheitspflicht, selbst bei den schlechtesten und uninteressantesten Lehrveranstaltungen, die uns zurückhält. Das Studium selbst in die Hand nehmen Alles Zeit, unsere Zeit, die wir sinnvoller verbringen könnten: Mit einem gutem Buch, mit Diskussionen und neuerdings sogar mit Lehrveranstaltungen im Internet – indem wir also unser Studium selbst in die Hand nehmen. Aber können wir das überhaupt noch, haben wir das nicht schon längst verlernt oder gar überhaupt nie gelernt? Ein gerechtfertigter Einwand, denn es erfordert Selbstorganisation, Durchhaltevermögen und letztlich auch Mut. Doch 13

es ist möglich: Trotz verschulter Studienpläne gibt es oft noch Wahlmöglichkeiten. Wähle die Lehrveranstaltungen, die dich wirklich interessieren und steigere damit den Nutzen deines Studiums. Scheiß’ auf Mindeststudienzeit und mach nur mehr so viele Lehrveranstaltungen pro Semester, dass du dich in jede interessante vertiefen kannst. Entschleunige! Verlange mehr Qualität von den Vortragenden, die diesen Namen oft gar nicht mehr verdienen, weil die Seminare nur aus mäßigen Referaten deiner Mitstudierenden bestehen – verlange also mehr Output (Bildung, und nicht etwa ECTS oder Stunden) bei gleichem Mittelaufwand. Auch das ist Effizienzsteigerung. * Den Artikel kann man unter folgenden Schlagworten im Internet finden: DIE ZEIT, Generation Y, Buch, Christiane Florin ** Den Blogbeitrag ist unter folgenden Schlagworten im Internet zu finden: Iranique, Generation Y, Die angepassten OkayStudenten


UNI LEBEN

UNI LEBEN

SCIENCE PARK GRAZ

DER GESUNDE PLUSPUNKT

Eine gemeinnützige Initiative unterstützt StudentInnen und AbsolventInnen bei der Gründung ihres eigenen Start-Up-Unternehmens: Der Science Park Graz.

Für viele hungrige StudentInnenmägen ist Fast-Food das beste Rezept. Doch wer behauptet, dass „schnelles Essen“ ungesund sein muss?

Viele haben während des Studiums eine Geschäftsidee, die sie gern selbstständig verwirklichen würden. Wenn aber nicht gerade Betriebswirtschaft studiert wird, fehlt es meist an Hintergrundwissen und der Traum vom eigenen Unternehmen wird noch in der Anfangsphase verworfen.

„Ich geh‘ mal an die Bar und hol‘ mir einen Couscous-Salat“ – das ist Fast-Food auf die gesunde Art. Möglich ist so eine Bestellung seit etwa einem Jahr in der Bio-Salatbar „Grünzeug“ in der Heinrichstraße. Ein völlig neues Konzept, das mitten ins hungrige Herz der Studierenden trifft: schnell, günstig – aber bitte gesund!

Abhilfe schafft der zur regionalen Wirtschaftsförderung gestartete Science Park Graz, der StudentInnen und AbsolventInnen beim Aufbau ihres eigenen Start-Up-Betriebes zur Seite steht. Gründungswillige aller Fachrichtungen können dort ihre Idee vorschlagen. Wenn diese innovativ genug ist und ein hohes Marktpotential aufweist, wird gemeinsam mit einem Team aus MentorInnen ein Businessplan erstellt. Neben der Auswahl einer geeigneten Finanzierung und der Unterstützung bei der Vermarktung werden Büroräume zur Verfügung gestellt. Zudem wird man in den wichtigsten wirtschaftlichen und in den für das Unternehmen relevanten Fächern ausgebildet. Bei Bedarf können sogar zinsfreie Darlehen gewährt werden. Vorteilhaft ist auch das Netzwerk aus potentiellen KundInnen und GeldgeberInnen, mit dem die jungen UnternehmerInnen in Kontakt kommen.

Während das Uni-Viertel auf den ersten Blick einem kulinarischen Bazar gleicht, bestehend aus Burger, Pizza und Kebab, geht der Trend in den Lokalen immer mehr in Richtung bewusste Ernährung auf low-Budget Ebene. „Zwar ist ‚bio’ nicht das absolute Kaufkriterium, aber ein guter Pluspunkt zum schnellen Fast-Food“, erzählt Alex Haas, der gemeinsam mit zwei Freunden die gesunde Bar betreibt. Vegane Suppen und Salate to-go werden mittlerweile sogar mit Lieferservice verschickt. Auch Studierende, die sich nicht vegan oder vegetarisch ernähren, achten immer mehr auf die Herkunft der Produkte und kosten gerne fleischlose Alternativen. Das bemerkt auch Thomas Gmoser, Küchenchef im Propeller, weshalb er die Speisekarte dementsprechend regional umgestaltete. Ein vegetarischer Backhendlsalat zum Beispiel hätte vor einigen Jahren nur die Wenigsten begeistert. Damit bietet er Studierenden ebenfalls eine gesunde Alternative für die kurze Mittagspause, denn „schnelles Essen muss nicht gleich ungesundes Fast-Food sein. Und billig ist nicht gleich schlecht!“

Der Science Park ist seit seiner Gründung im Jahr 2002 schon über 60 neugegründeten Unternehmen zur Seite gestanden und hat so 470 neue Arbeitsplätze geschaffen. Zu den erfolgreich verwirklichten Geschäftsideen zählen unter anderem „Reactive Reality“, eine Software, die es KundInnen von Online Stores erlaubt, die Kleidung vorher virtuell anzuprobieren. Auch „Sunnybags“, solarbetriebene Umhängetaschen, mit deren Hilfe von unterwegs Mobilgeräte aufgeladen werden können, gehen auf die Initiative von Science Park Graz zurück.

Katrin Rathmayr Twitter: @katrinrathmayr

Sara Del Negro

Fotos: Friedrich Simon Kugi

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UNI LEBEN

UNI LEBEN

BUCHHANDEL 2.0

GENERATION PRAKTIKUM IM WIDERSTAND

Die Entwicklungen der letzten Jahre stellen den traditionellen Buchhandel vor eine große Herausforderung, denn E-Book und Onlinehandel haben die Branche stark verändert.

Die „Generation Praktikum“ hat es nicht leicht: Beim Absolvieren eines Praktikums hat man sich des Öfteren mit prekären Verhältnissen und niedriger beziehungsweise gar keiner Entlohnung herumzuschlagen. Nun aber gibt es eine Plattform, die sich erfolgreich dagegen wehrt.

„Glücklich ist, wer liest

Ohne Frage: Kleine Buchhandel haben

es heute deutlich schwerer als noch vor 20 Jahren. Für das Jahr 2014 meldet der österreichische Buchhandel laut der Tageszeitung „Der Standard“ ein Umsatzminus von 3,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Kleinen werden von großen Konzernen geschluckt, der Onlinehandel ist eine Herausforderung, dem sich viele zu spät stellen. Amazon ist der allgegenwärtige Konkurrent, der die Regeln mittels Buchpreisbindung, Dumpingpreisstrategien und Kindle neu definieren will. Auch in Graz sehen wir Veränderungen: Kleine Buchhandlungen wie „Kienreich“ und „Pock” haben geschlossen, der zur Morawa-Gruppe gehörende „Leykam“ in der Stempfergasse wird demnächst zusperren und auch das universitätsnahe

„Dradiwaberl“ wurde nach dem Konkurs 2014 neu übernommen. Nun ist es unter dem Namen „Uni-Buchladen“ ein ÖHServicebetrieb. Dort blickt man allerdings optimistisch in die Zukunft und zählt auch zukünftig neben den Großkunden auf StudentInnen und die Nähe zur Universität. Die Verantwortung wurde also wieder einmal auf uns KonsumentInnen abgewälzt – denn mit unserem Einkaufsverhalten könnten wir ein Zeichen setzen und zumindest unser Gewissen beruhigen. Wir müssen ja nicht gleich zu Heiligen werden, aber ab und an die Kleinen zu unterstützen tut der Branche gut und kann vielleicht das Verschwinden kleiner Betriebe aufhalten. Bewusstsein schaffen ist übrigens auch so eine Methode, um Entwicklungen etwas

lenken zu können. Einige haben sich dafür schon etwas ausgedacht: Am 23. April findet der „Welttag des Buches“ statt, er feiert heuer übrigens sein 20. Jubiläum. Der noch sehr junge „Indiebookday“ ruft am 22. März dazu auf, ein Buch von einem unabhängigen Verlag zu kaufen und unter dem Hashtag #indiebookday auf einer Social-Media-Plattform zu posten. Im Rahmen der Aktion „Eine Stadt. Ein Buch“ werden in Wien zudem alljährlich 100.000 gratis Bücher an die Bevölkerung verteilt. Im kleinen Rahmen passiert das auch beim Grazer Literaturprojekt „Glücklich ist, wer liest“, das kleine Büchertauschbörsen an kulinarischen Orten einrichtet, zum Beispiel im „Ginko“, im „Le Schnurrbart“ und in der „Scherbe“. Stefanie Schweiger

ALTERNATIVEN ZU AMAZON WWW.ECOBOOKSTORE.DE Großer Online-Buchladen mit vielen Kategorien, Suchhilfen und Empfehlungen. WWW.FAIRBUCH.DE Bücher zu fairen Preisen erwerben und gleichzeitig die Kindernothilfe unterstützen.

BÜCHERSEGLER Liebevoll eingerichtete Buchhandlung mit einer feinen Auswahl an Klassikern, Coffeetable-Büchern, Zeitschriften und Kinderbüchern. Gewünschte Bücher und auch CDs kann man hier auch einfach telefonisch oder online bestellen. Mariahilferplatz 5 www.buechersegler.at

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UNI-BUCHLADEN Großes Angebot an Fachliteratur sowie kompetente Beratung, gut sortierte Belletristik-Abteilung. Alle Bücher kann man auch telefonisch oder per E-Mail bestellen. Zinzendorfgasse 25 www.uni-buchladen.at

Ob während oder nach einer Ausbildung,

an Praktika führt oftmals kein Weg vorbei. Knapp 182.000 SchülerInnen haben Pflichtpraktika in ihren Lehrplänen, dazu gesellen sich auch noch 60 Prozent aller Studierenden, die mindestens ein Praktikum absolvieren. Alleine daraus lässt sich schon auf über 320.000 Praktika schließen, die jedes Jahr durchgeführt werden. Sogenannte ,freiwillige Praktika‘, die außerhalb einer Ausbildung oder des Studiums stattfinden, sind in dieser Zahl noch gar nicht eingerechnet. Die Folgen dieser Entwicklung sind mitunter fatal. Aus den ursprünglich als Ausbildungs- und Arbeitsverhältnis gedachten Praktika sind billige Arbeitskräfte geworden, die alle paar Monate durch neue PraktikantInnen ersetzt werden. So wird ein beträchtlicher Teil der Arbeit von unbezahlten oder stark unterbezahlten jungen Menschen verrichtet. Mangelhafte Aufklärung über arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen Leider ist das Wissen über die arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen, die für Praktika gelten, nicht weit verbreitet. Oftmals wird zwar regulär gearbeitet, aber dafür nicht regulär bezahlt – eine reine Ausbeutung. Im österreichischen Arbeitsrecht ist nämlich nicht die Vertragsform

ausschlaggebend, sondern die tatsächlichen Verhältnisse, unter denen man arbeitet. Es ist daher nicht primär von Belang, was in einem Praktikumsvertrag steht: Sobald die gleiche Arbeit geleistet wird, wie die der normal Beschäftigten, gilt dies als Arbeitsverhältnis.In der Praxis wehren sich junge Menschen aber nur selten, wenn sie ungerecht behandelt werden. Zu groß ist die Angst davor, keinen Arbeitsplatz in dem gewünschten Unternehmen zu bekommen. Diese Angst ist verständlich und fallweise leider berechtigt.

kenkassen geprüft. Sollte sich herausstellen, dass es sich bei einem „Praktikum“ in Wirklichkeit um ein verstecktes Arbeitsverhältnis handelte, werden die Betroffenen rückwirkend angestellt. Das führt zum einen dazu, dass ArbeitgeberInnen alle Sozialversicherungsbeiträge für diesen Zeitraum nachzahlen müssen, und zum anderen bewirkt es, dass die Betroffenen das Gehalt, das ihnen vorenthalten wurde, einfordern können. Aktuell werden rund 200 Meldungen von den Gebietskrankenkassen in allen Bundesländern geprüft. Angefangen beim Baumarkt über Telefonanbieter bis hin zum Verlag: Überall scheinen PraktikantInnen als günstige Ersatzkräfte benutzt worden zu sein. Doch je mehr Unternehmen geprüft und gestraft werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ArbeitgeberInnen in Zukunft faire und sinnvolle Praktika-Gehälter zahlen. Veronika Kronberger Twitter: @V_Kronberger

Eine Watchlist, mit der man sich nun wehren kann Im Juli letzten Jahres gründeten wir watchlist-praktikum.at. Auf dieser Online-Plattform können PraktikantInnen anonym ArbeitgeberInnen melden. Daraufhin werden diese von den Gebietskran-

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Veronika Kronberger ist Vorsitzende der Plattform ,Generation Praktikum‘. Sie gründete außerdem watchlist-praktikum. at, auf der PraktikantInnen prekäre Arbeitsverhältnisse melden können.


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HABEN ODER NICHT HABEN – EINE FRAGE DES PREISES Max und Moritz tun es. Bibi hat es getan und Tina ist kurz davor es das erste Mal zu erleben. Die Rede ist von der Liebe auf den ersten Blick – per Klick. „Oberflächlicher Stumpfsinn“, murren die Einen, während sich die Anderen gerade zum ersten Date verabreden. Grund genug für ein Experiment? Let´s see what Tinder does to me!

Kaufen. Besitzen. Wegwerfen. Unsere Gesellschaft verstrickt sich fortwährend und immer tiefer in ein System globaler Marktwirtschaft, das vielfach durch die Faktoren Konsum und Wachstum bestimmt wird. Ist dieses System zukunftsträchtig oder gibt es wünschenswertere Alternativen? Ein bescheidenes Plädoyer. Auf der Suche nach einem neuen Sofa-

Vor zehn Jahren sammelte ich noch Mar-

geriten, wenn ich verliebt war. Begleitet durch das monotone Gestammel von „er liebt mich, er liebt mich nicht …“, ließ ich die Blütenblätter durch meine Finger segeln und hoffte, dass sich mein Traum von der großen Liebe erfüllen werde. Nun hat sich das Blatt gewendet. Dank heiß diskutierter Dating-Apps wie Tinder können Frauen und Männer ihr Schicksal heute selbst in die Hand nehmen. Mit einem Klick zum großen Liebesglück – LIKE! – denke ich mir und begebe mich auf eine virtuelle Erkundungstour. App öffnen: Check! Tinder erlauben, in meinem Namen auf alle meine Facebook-Daten zuzugreifen: Wenn es nicht anders geht – Check! Jetzt noch die Entdeckungspräferenzen einstellen und schon strahlt mir das Lächeln des ersten Kandidaten entgegen. Zu aufgesetzt, denke ich mir und verabschiede mich mit einem raschen Klick auf „X“. Da wartet schon der Nächste. Irgendwie süß in den Badeshorts. „i(nfo)“-Button for more de-

tails. „Carpe diem“ – Nicht mit mir! Zehn Vorschläge später vergebe ich das erste Häkchen. Break. „It´s a Match.“ „Du und Mr. X stehen aufeinander.“ Na bitte! Nur zwei Minuten später blinkt ein oranger Punkt auf dem Chat-Icon. „Hallo Barbara! :) bist du eine grüne Banane?“ – Da hat mein geheimnisvolles Profilbild wohl gefruchtet, denke ich mir stolz und freue mich, als zahlreiche Chatzeilen später der Plan gefasst ist, sich einmal auf eine Bananenmilch zu treffen. Mission completed! Bis auf die peinlichen 30 Sekunden bei der Begrüßung war die Begegnung mit Mr. X ausgesprochen unterhaltsam und machte Lust auf ein Wiedersehen. Im Zuge weiterer Recherchen lerne ich Menschen kennen, deren Erlebnisse mich das erste Mal auch auf die dunklen Seiten von Tinder aufmerksam machen. So höre ich von Student M., dass er in regelmäßigen Abständen von seinen „Matches“ auf Pornoseiten eingeladen wird. Bankkauf18

frau E. dagegen erinnert sich angewidert daran, dass sie beim verdeckten Fußfetischisten lieber nicht die Schuhe ausgezogen hätte. Und das ist nur der Anfang. Zum Glück bleibe von solchen Seltsamkeiten größtenteils verschont. Zwischen Versuch und Versuchung. Ein Fazit: Tinder hat mich überrascht. Und mal ehrlich – was ist bedenklich daran, den ersten Blick per Computer zu generieren? Die App macht sich ein Prinzip zu Nutze, das nicht erst seit gestern darüber entscheidet, ob man jemanden besser kennen lernen will oder nicht. Dennoch kehre ich Tinder den Rücken. Zum einen, weil mich die Rasanz erschreckt, mit der man darüber entscheidet, ob uns jemand gefällt oder nicht. Und zum anderen, weil das wahre Leben und echte Gefühle ohnehin erst da beginnen, wo Tinder aufhört. Barbara Jernejʼ

sessel schlendert man bei Ikea durch die Wohnabteilung. Nach ein paar Stunden kommt man mit etlichem Schnickschnack aus dem Laden. Zuhause ärgert man sich, den gewünschten Gegenstand nicht erworben zu haben. Aber immerhin ist man nun BesitzerIn eines neuen TischdekoSets aus dem Sonderangebot. Wenn wir uns ehrlich sind, hat jedeR von uns weitaus mehr, als man braucht. Die Hälfte des Gewands wird nicht angezogen, CDs verstauben im Regal und das Donauland-Bücherabo wollte man eigentlich schon vor einem Jahr kündigen. Aber warum decken wir uns mit Dingen ein, die im Grunde nur Platz und Zeit wegnehmen? Ein Grund für unseren teils willkürlichen Konsum liegt laut einigen SoziologInnen und ÖkonomInnen in der Symbolhaftigkeit von Waren. Die deutsche Sozialwissenschaftlerin Lucia A. Reisch zum Beispiel geht davon aus, dass Konsumsymbole in einem gesellschaftlichen Wertesystem verankert sind und uns scheinbar dabei helfen, Individualität, eine bestimmte Position und persönliche Kompetenzen auszudrücken.

Doch macht uns diese Lebensweise glücklich? Die wachsende Zahl an Menschen, die an Depressionen und Burn-outs leidet, spricht eher nicht dafür, dass die Zufriedenheit während der Industrialisierung, des steigenden Wachstums und Konsums angestiegen ist. Bei immer mehr Mitgliedern unserer Gesellschaft stellt sich darum Widerstand ein: Um Zeichen für mehr Lebensqualität und Umweltbewusstsein zu setzen, leben sie eine bewusste Alternative zu Geld und Überfluss. So wie manche ihren Konsum, radikalisieren sie ihre Besitzlosigkeit und fordern zugleich mehr Verantwortlichkeit, beispielsweise in der Energieindustrie und der Lebensmittelbranche. Sie möchten aufzeigen, wie sehr man Teil des Systems ist. Aber auch, wie stark man es verbiegen oder sich dagegenstemmen kann. Wäre es nicht aufschlussreich, sich selbst zu fragen, inwieweit einem die persönliche Lebens- oder Arbeitssituation die Freiheit geben könnte, auf alternative Lebensweisen zurückzugreifen? Aber warum überhaupt an unserem Konzept des ständigen Wachstums rütteln? 19

Noch steigen die Zahlen und der Markt wächst. Der deutsche Soziologe Harald Welzer sagt für die Zukunft allerdings einen Zerfallsprozess voraus. Mit dessen Symptomen sind wir bereits vertraut: Klimawandel, Ressourcenknappheit und Finanzkrisen sprechen für ein Ablaufdatum der Wohlstands- und Konsumgesellschaft und erzwingen nahezu eine Auseinandersetzung mit alternativen Lebens- und Verbrauchsformen. Doch vielleicht führt uns diese Veränderung in neue Gefilde, die zwar weniger materiellen Überfluss, dafür mehr Perspektiven und Platz für mehr Individualität und Selbstbewusstsein schaffen. Buchtipps: Welzer, Harald/Wieglandt, Klaus: „Wege aus der Wachstumsgesellschaft“, Fischer Taschenbuch 2013 (€ 10,30) Fellmer, Raphael: „Glücklich ohne Geld! Wie ich ohne einen Cent besser und ökologischer lebe“, Redline Verlag 2014 (als Gratis-Download erhältlich)

Marietta Schmutz


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Er wollte immer schon für die Menschen

da sein, die um ihn herum sind, sagt Manuel. Deshalb hat er sich schon in der Schule politisch engagiert, deshalb ist er dem Ring Freiheitlicher Jugend beigetreten. Im billigen Discolicht des Lindenwirts in Gössendorf, wenige Kilometer südlich von Graz, erzählt Manuel von der Enttäuschung über die Großparteien, vom Charisma „HC“ Straches, der Zukunftsgewandtheit seiner FPÖ und dass man „immer zuerst auf Unsere schauen“ muss. Die FPÖ ist heute bei den Unter30-Jährigen die führende Partei. Bei der Nationalratswahl 2013 war man mit 23 Prozent erstmals seit Jörg Haider wieder die stärkste Kraft bei jungen ÖsterreicherInnen. Eine Generation, die von einem harten Arbeitsmarkt, schwindender Pensionsaussicht und so vielen anderen Bedrohungen geplagt scheint, hat den Glauben in die „alten“ Parteien verloren – und wählt Opposition. Die, deren Eltern traditionell Rot gewählt haben, lassen sich heute von „HC“ Strache begeistern. Die FPÖ ist keine radikale Partei mehr. Und will so auch nicht gesehen werden.

Foto: Patrick Rieser

YOUNG HEARTS RUN FREE

Migrationsstopp, EU-Austritt und zuletzt sogar die Bibel. Die Themen der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) beharren auf Vergangenheit, die Vorfeldorganisationen sind vieles außer stark, das Durchschnittsalter unter den Abgeordneten liegt bei 50. Trotzdem ist Blau bei jungen Menschen die erste Wahl. Eine Reise in das junge Herz der FPÖ. 20

Beim „Blauen Ball“ in Gössendorf zeigt sich die FPÖ von ihrer zahmen Seite. Der EU-Parlamentarier Mayer ist da, die „nicht nur fesche, sondern auch fleißige“ Nationalratsabgeordnete Steeger auch, Landesparteiobmann Kurzmann und der „Hausherr“, der Nationalratsabgeordnete Kunasek sowieso. Zu schiefen Tönen einer Showband wird unter bunten Girlanden getanzt, geredet, Bier getrunken und Schnitzel gegessen. Auch viele junge Menschen sind heute gekommen. In Tracht und schlechtsitzenden Anzügen feiern sie ihre Partei und finden einhellig, „dass der Umschwung bald kommen wird“, wie es der junge Lederhosenträger Christian nennt. „Schlechter als jetzt kann es sowieso nicht werden.“ Dabei ist die politische Agenda der FPÖ weder am ersten noch am zweiten Blick allzu jugendlich: Im neusten Parteiprogramm kommt das Wort „Jugend“ dreimal vor, im 288

Seiten starken „Handbuch freiheitlicher Politik“ ist der Abschnitt zur Jugendpolitik ein wenig länger als drei Seiten – etwa gleich lang wie das Kapitel „Jagd und Fischerei“. Bildung hat ein bisschen mehr als fünf Seiten bekommen.

„ Wenn etwa eine SPÖ nur mehr für PensionistInnen plakatiert, darf sie sich nicht wundern, wenn eine andere Partei die Jungen abholt “ sagt Politologe Reinhard Heinisch. Das Vakuum, das von der Tristesse der großen Koalition übrig bleibt, hat die FPÖ zu einer sexy SPÖ werden lassen. Aber: „Ich empfinde die FPÖ als weniger stark, als sie schon war. Wir sehen eine massive Schwäche der anderen Parteien, die die FPÖ mit nicht sonderlich originellen Strategien ausnützt.“ Eine davon ist der „Faktor Disco“. Im Geiste Jörg Haiders streift „HC“ Strache regelmäßig mit seiner Entourage durch die Großraumdiscos Österreichs. Er liebt es, sich als atypischer Politiker, als „einer von uns“ zu präsentieren. „Diese jungen WählerInnen wollen als Politik eine Mischung aus konkreten Lösungen und erregender Gladiatorenkämpfe. Natürlich freut man sich, wenn dann einer der Gladiatoren vorbeikommt und eine Runde Bacardi-Cola spendiert und für Selfies zur Verfügung steht“, sieht Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier die Positionierung zwischen Party und Politik. Und sagt wei-

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ter: „Im Kern wollen die jungen WählerInnen ein nettes bürgerliches Leben mit ein paar Charismatikern, die sie mitreißen und begeistern.“ Zum Beispiel „HC“ Strache, zum Beispiel auf Facebook. Dort hat der FPÖ-Obmann 229.000 Likes und damit fast ein Social-Media-Monopol unter Österreichs PolitikerInnen. „Bei wenig politisch gebildeten Menschen kann man mit so etwas natürlich punkten“, sagt Politologe Heinisch. Überhaupt gilt die FPÖ als Königin der „bildungsfernen Schichten“ – in den Berufsschulen gefeiert, in den Gymnasien geschnitten. „Eine Theorie dafür ist, dass Lehrlinge schon fester im Leben stehen und die echten Probleme besser kennen als SchülerInnen in der AHS-Traumwelt“, erklärt der Pressesprecher des FP-Landtagsklubs, Michael Klug. Aber dann muss er zur Tombola, er hat fünf Lose gekauft. „Wer mit seinem Los noch dabei ist, bitte kurz die Hand heben“, macht Mario Kunasek die Vergabe des Thermengutscheins spannend. „Aber aufpassen, wir haben heute die ÖH hier, also bitte die linke Hand.“ Szenenapplaus. Bevor alle zu „I Am From Austria“ schunkeln, wird noch ein junger Mann vor die Bühne gebeten. Er ist gerade 18 geworden und bekommt, weil er das seit zwölf Minuten darf, eine Großflasche Wodka und ein paar Dosen Red Bull von seinem Firmpaten Kunasek geschenkt. „Wir sind eine Familie“, wird der junge Gemeinderatskandidat Andreas später sagen, als er neben der hohen Politik an der verrauchten Schank lehnt. In seinem Dorf gibt es eigentlich nicht viele Ausländer, sagt er. Da ist ein Türke, „der gute Pizza macht“ und „angeblich eine Asylantenfamilie“, die hat er aber selbst noch nie gesehen. „Hier hat ja niemand etwas gegen Ausländer, keiner von uns.“ Der Rosenverkäufer erntet trotzdem böse Blicke. Lukas Maria Matzinger Twitter: @LukasMatzinger


OUT OF THE BOX

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WENN KINDER INS STUDIERENDENLEBEN PLATZEN Während andere Studierende am Morgen vor einer Prüfung den Stoff noch mal wiederholen, weckt Magdalena Tendl ihre Kinder, richtet ihnen Frühstück und macht sie fertig für die Kinderbetreuung. Schnell noch dort vorbeigefahren, sitzt sie auch schon im Hörsaal, um die Prüfungsblätter entgegenzunehmen. Denn Magdalena ist nicht nur Studen-

lena. a d g a M t s i Das

tin der technischen Chemie, sondern auch Mama. Als sie mit 23 Jahren erfuhr, schwanger zu sein, war sie zwar sehr überrascht, konnte sich aber sofort darüber freuen. Vor allem deswegen, weil es für sie keinesfalls das Ende ihrer Ausbildung bedeutete. „Ich hatte eigentlich überhaupt keine Befürchtungen, das Studium nicht weitermachen zu können. Erst später habe ich gemerkt, dass es doch nicht so einfach ist, wie ich anfangs dachte. Es fordert schon einiges an Planung und Koordination“, erzählt Magdalena. So war es ihr zum Beispiel in der Schwangerschaft verwehrt, Labore zu machen. Das gleichzeitige Managen von Studium und Kind hätte sie ohne die Unterstützung ihrer Familie nicht geschafft. Anfangs waren es vor allem ihre Oma und ihre Schwester, die ihr tatkräftig zur Seite standen. Mittlerweile ist ihre Oma aber schon zu alt und ihre Schwester hat selbst Kinder. Dafür nimmt Magdalena jetzt „Fleki“, die flexible Kinderbetreuung der TU, in Anspruch. 15 Stunden pro Woche kann sie ihre Kinder dort gegen ein kleines Entgelt in Obhut geben. Ihr Freund unterstützt sie ebenfalls, arbeitet aber 40 Stunden die Woche in der IT-Branche. Für

Fotos: Friedrich Simon Kugi

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ihre Pflichtlabore nimmt er sich frei. Was die Anwesenheit in Laboren und Seminaren betrifft, gelten für Studierende mit Kindern nämlich die üblichen Bedingungen. Sonderregeln gibt es nicht. Aus diesem Grund nahm Magdalena ihr erstes Kind ab und zu mit in die Lehrveranstaltungen. Andere Mütter mit Kindern hat sie jedoch nie gesehen. „Ich war immer die einzige mit Baby auf der Uni. An der TU ist der Frauenanteil ohnehin schon gering, und der der schwangeren Studentinnen noch niedriger.“ Das Kind mitzunehmen ging nur, als es noch sehr klein war und hauptsächlich schlief. Mittlerweile ist Paula jedoch schon fünf Jahre alt und hat noch zwei Geschwister bekommen. Vorlesungen finden die drei einfach zu langweilig. Ein Urlaubssemester hat Magdalena nicht genommen, da währenddessen der Bezug von Studien- oder Familienbeihilfe nicht möglich ist. Trotzdem ging es erst nach einem Jahr Pause wieder voll los, denn lernen, wenn Kinder bei einem sind, ist nicht möglich. Nicht einmal wenn sie schlafen, dann schläft Magdalena nämlich – müde von der langen Nacht und dem vollen Tag – selber ein. 23

Ob Magdalena einmal an einen Studienabbruch gedacht hat? „Manchmal schon“, gibt sie zu, „vor allem, wenn alles wieder zusammenkam. Es ist schon ziemlich anstrengend, Studium und Kinder unter einen Hut zu bringen. Auf der anderen Seite ist es auch schön, nicht nur Mama zu sein.“ Auch der Gedanke es irgendwann zu bereuen, nie den Abschluss gemacht zu haben, hielt sie davon ab. Anderen (werdenden) Müttern unter Studierenden rät sie: „Man darf sich nicht übernehmen. Es stimmt nicht, dass es so leicht ist, alles zu vereinbaren. Man ist wirklich rund um die Uhr eingeteilt und übersieht oft, dass man auch mal Sachen nur für sich unternehmen sollte. Dafür muss man aber erst lernen, sich vom Kind zu lösen.“ Für Magdalena war es gar nicht so leicht, das Kind bei der Schwester „abzugeben“ und einen Abend einfach mal zu genießen. „Da fällt einem plötzlich auf, wie lange es schon her ist, dass man das letzte Mal nur mit Freundinnen in einem Restaurant zu Abend gegessen hat.“ Claudia Langer


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OUT OF THE BOX

„MAN MUSS JUNGEN KÜNSTLERINNEN RAUM BIETEN“ Junge KünstlerInnen streben nicht mehr nach Prestige, junge KünstlerInnen teilen gerne Wissen und eigentlich ist das Alter sowieso vollkommen egal. Ein Gespräch mit Margarethe Markovec, Leiterin des Vereins < rotor > für zeitgenössische bildende Kunst in Graz, über eine junge Grazer „KünstlerInnengeneration“.

Libelle: Du leitest seit längerer Zeit mit Anton Lederer den Verein < rotor > und hast schon unzählige Ausstellungen junger KünstlerInnen kuratiert. Kannst du etwas mit dem Begriff „Künstlergeneration“ anfangen? Margarethe Markovec: Von keiner und keinem einzigen der KünstlerInnen, die bei uns ausstellten, kann ich dir verlässlich sagen, wie alt sie sind. Wenn wir eine Werkauswahl treffen, ist das Alter der KünstlerIn nicht relevant. Bei unseren Recherchen steht das Werk, sprich der Inhalt und die Form, im Vordergrund. Die Konzentration auf das Alter, auf eine bestimmte Generation, gibt es bei uns nicht.

Das Alter spielt also in der Kunst keine Rolle? Doch. Es gibt Bereiche, wo das Alter eine Rolle spielt, zum Beispiel bei Artist-inResidence-Programmen. Da werden oft Altersvorgaben gemacht. Bei diesen Programmen ist es nicht egal, wie alt man ist. Man kann also sagen, dass mancherorts eine „jüngere Generation“ eingefordert wird. Und das ist auch gut so. Sonst würden nur etablierte KünstlerInnen, die über das notwendige Curriculum Vitae verfügen, an die Reihe kommen, immer und immer wieder.

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The SHARING of

Welche Unterschiede der heutigen jungen „KünstlerInnengeneration“ zu deiner Generation kannst du erkennen? Ich glaube, dass die jüngere Generation bei manchen Fragen bewusster handelt: Bewusster im Umgang mit Materialität, bewusster im Umgang mit Ressourcen. Das hat es Anfang der 90er Jahre in dieser Form nicht gegeben. Alleine, dass man sich heutzutage fragt, welches Material man in Bezug auf Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit einsetzt – das war vor 20 Jahren noch kaum ein Thema. Zudem stellen sich, glaube ich, KünstlerInnen heute auch viel stärker die Frage, in welchem Verhältnis ihr Werk zur gesamten

KNOWLEDGE lernen wir von den jungen

KÜNSTLERINNEN

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OUT OF THE BOX

Welt steht. Auch der Kult ums KünstlerInnen-Dasein hat sich verändert. KünstlerInnen sind heute weniger darauf erpicht, dass ihr Name unter einem Werk steht. Ich beobachte auch, dass viele der jungen KünstlerInnen in Kollektiven arbeiten: Man bringt sich in eine gemeinsame Sache ein und hat parallel vielleicht auch ein eigenständiges Werk. Damit wählt man einen ganz anderen Zugang zur Kunstproduktion, es fehlt mitunter die eindeutige AutorInnenschaft. Was unterscheidet die junge österreichische „KünstlerInnengeneration“ von anderen? Die Rahmenbedingungen, unter denen sie arbeiten können. In manchen Ländern gibt es keine Unterstützung für jüngere KünstlerInnen, in Österreich sehr wohl. Wir haben in Österreich eine ganz gute Förderlandschaft, vor allem, wenn wir das mit den Voraussetzungen in Süd- und Osteuropa vergleichen. Auch können österreichische KünstlerInnen sich frei bewegen – andere, ganze KünstlerInnengenerationen schier, mussten für jede Reise ein Visum beantragen. Zudem ist es noch nicht so lange her, dass Länder wie Serbien oder Bosnien von der Visumspflicht befreit wurden, da hat nun eine ganze Generation aufgeatmet. Leider gibt es noch immer viele junge Kunstschaffende, die nicht dieselben Mobilitäts-Voraussetzungen haben wie ihre KollegInnen aus Österreich. Selbst im europäischen Raum können sich ukrainische, russische, türkische und etliche andere KünstlerInnen nicht frei bewe-

gen. Die müssen sich Fragen stellen, mit denen sich die jungen bei uns im Alltag zum Glück nicht befassen müssen. Lässt du das Thema „Generationen“ im gesellschaftspolitischen Kontext, in dem du arbeitest, vorkommen? Ja. Das spiegelt sich aber in verschiedenen Haltungen wieder: Für uns ist es mittlerweile selbstverständlich, dass wir keine Ausstellung mehr nur mit männlichen Künstlern machen wollen, wir achten immer auf eine geschlechterspezifische Ausgewogenheit. Zudem haben wir von < rotor > immer ein großes Interesse dafür gezeigt, die Szene vor Ort zu stärken und KünstlerInnen, die hier leben und arbeiten, zu involvieren. So haben wir 2009 den „Vorort-Stammtisch“ gegründet, um in der Steiermark lebenden Kunstschaffenden eine Plattform zu bieten. Wir wollten Diskurs schaffen – mit KünstlerInnen aus verschiedenen Generationen. Da geht es nicht darum, dass man seine Werke vor Publikum präsentiert und diskutiert, sondern vor KollegInnen aus der Kunstszene. Bei Brezeln und Bier. Eine bewusste Förderung des Generationendialogs? Das ist in dem Fall schon intendiert. Zudem „riskierten“ wir die Offenheit gegenüber dem Jungen: Ich finde, man muss jungen KünstlerInnen Raum bieten. Würde das nicht passieren, wäre das traurig. Vielleicht haben mich hier die eigenen Erfahrungen geprägt: „Ältere“ AusstellungsmacherInnen oder auch KuratorInnen haben uns damals nicht ernst genommen,

sehr selten das Gespräch gesucht. Die haben nicht einmal hingesehen. Uns wurde schnell klar, dass wir den jungen KünstlerInnen nie so begegnen wollen. Wir wollen motivierend helfen, nicht mit Ignoranz und ständiger Kritik daherkommen. Was unternehmt ihr noch für junge Menschen? Wir kämpfen seit zwei Jahren für ein zukünftiges Ausbildungsmodell im Bereich der zeitgenössischen Kunst. Es gibt in Graz zwar eine Kunstuniversität, aber der Bereich Bildende oder Visuelle Kunst fehlt gänzlich. Deswegen haben wir und acht andere Kunstinstitutionen uns zum „Offenen Betrieb Graz“ zusammengeschlossen. Wir wollen darüber nachdenken, wie eine Ausbildung der zeitgenössischen Kunst im 21. Jahrhundert aussehen könnte. Im Juli starten wir auch das erste Modul dazu. Wie kann man das unterstützen? Daran teilnehmen und sich einklinken. Vielleicht ist das auch etwas, was wir viel stärker von der jungen Generation jetzt lernen: „sharing of knowledge“. Eine Wissensvermittlung auf jene Art und Weise, bei der Wissen ganz selbstverständlich geteilt wird und Netzwerke genützt und gebaut werden. Und dabei ist es ganz egal, zu welcher Generation man gehört. Maximilian H. Tonsern Twitter: @BlackBertl feuilletonsern.at

INFOBOX: Der „Offene Betrieb Graz“, bestehend u.a. aus „Camera Austria“, „Forum Stadtpark“, „Akademie Graz“ und „< rotor > Zentrum für zeitgenössische Kunst“ startet im Juli 2015 mit einem ersten drei- bis fünfwöchigen Modul. In der Pilotphase bis 2017 sind zweimal jährlich weitere Module geplant. Mehr Infos unter www.offenerbetrieb.mur.at

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10 dinge

…... warum unsere Generation die beste ist. 1. Weil wir uns mit Dreh & Trink den Magen verdorben haben 2. Weil wir mit der revolutionären Grafik eines Nintendo 64 groß wurden 4. Weil wir lauthals zu allen Liedern von „Worst of the 90s“ mitsingen können 5. Weil wir wissen, was wir letzten Sommer getan haben 6. Weil I say a hey a ha a hey a boogie woogie ashjkdhfeiulqfnmljdsf 7. Weil wir schlechte Tamagotchi-Eltern sind 8. Weil wir „Yps“ nicht nur wegen den Gimmicks gekauft haben 9. Weil das Drücken der Internettaste unseres Nokia 3310 Panikattacken verursachte 10. Weil wir wild und frech und wunderbar sind

IMPRESSUM Medieninhaberin, Herausgeberin und Verlegerin: Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft an der Universität Graz, Schubertstraße 6a, 8010 Graz, Tel: 0316 380 2900, E-Mail: vorsitz@oehunigraz.at Chefredaktion: Maximilian H. Tonsern, Tamara Sill Freie Mitarbeit: Markus Schicker, Sara del Negro, Katrin Rathmayr, Stefanie Schweiger, Veronika Kronberger, Lukas Maria Matzinger, Barbara Jernej, Claudia Langer, Marietta Schmutz, Sabrina Pirker, Violeta Zver Referate: David Steinwender (Alternativ Referat), Lena Marie Obermaier (Referat für feministische Politik), Munkhzul Ankhlan (Referat für ausländische Studierende), Andreas Fauler (Referat für Bildungspolitik), Florian Ungerböck (Vorsitzteam) Lektorat: Paulina Scheiring Layout: Tamara Sill Cover: Friedrich Simon Kugi Covermodels: Vanessa Angermann, Marco Öhlmann Fotografie: Friedrich Simon Kugi, Patrick Rieser, ÖH Uni Graz, Filmladen Filmverleih (S. 28) Illustration: Heidi Kofler (S. 3, 26) Druck: Universitätsdruckerei Klampfer Die Libelle erscheint 4x jährlich mit einer Auflage von 30.000 Stück. Kontakt: presse@oehunigraz.at, libelle.me, facebook.com/libelle.me

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KUNST & KULTUR

KUNST & KULTUR

DIAGONALE Von 17. bis 22. März bespielt die Diagonale zum bereits 18. Mal die Grazer Kinosäle. Etablierte Größen der österreichischen Filmszene treffen auf die neuesten Produktionen des Nachwuchses, internationales AutorInnenkino auf österreichische Filmgeschichte(n).* Aus

jährlich über 500 Einreichungen präsentiert die Diagonale im Wettbewerbsprogramm eine aktuelle Auswahl von Spiel- und Dokumentarfilmen sowie Kurz-, Animations- und Experimentalfilmen und -videos. Gezeigt werden rund 100 Produktionen, die im Laufe der letzten zwölf Monate entstanden sind, darunter starke Debüts, Österreichpremieren und Uraufführungen. Zu sehen gibt es zum Beispiel die österreichische Erstaufführung von HomeSick, der aktuellen Arbeit von Jakob M. Erwa. Nach seinem 2007 mit dem Großen Diagonale-Preis ausgezeichneten Debüt Heile Welt und der innovativen Miniserie tschuschen:power (2009) legt der Grazer

Regisseur nun ein feinfühliges und gleichzeitig verstörendes Psychogramm einer jungen Cellistin vor. Gefangen in einem Netz aus selbst gesteckten Zielen und äußeren Ansprüchen droht die aufstrebende Musikerin zusehends zu zerbrechen. Ein Film, in dem Realität und Einbildung zu verschwimmen scheinen und der das Gefühl, dass sich ständige Überwachung massiv negativ auf das Privatleben auswirkt, entstehen lässt. Zwischen Wirklichkeit und Illusion, Wahrheit und Lüge bewegen sich auch die ProtagonistInnen im neuen Film von Andrina Mračnikar. Die Kärntner Regisseurin, die mit ihren dokumentarischen Arbeiten Andri 1924–1944 (2002) und Der Kärntner spricht Deutsch (2006) viel

Beachtung erhielt und 2007 auch bei der Diagonale ausgezeichnet wurde, widmet sich in Ma folie einer fatalen Liebesbeziehung. Hanna und Yann verlieben sich in Paris. Doch zurück in Wien mutiert der anfangs so romantische Geliebte, der seiner Angebeteten gefilmte Liebesbotschaften auf das Smartphone schickt, zu einem eifersüchtigen Stalker. Facettenreich und berührend entfaltet sich die bittersüße Lovestory zu einem düsteren Psychodrama. Mutig, kompromisslos und politisch brisant ist die Regiearbeit von Alexandra Schneider in ihrem Dokumentarfilm Private Revolutions. Zwei Jahre lang begleitete sie vier politisch aktive Frauen in Ägypten während des Arabischen Früh-

lings. Den gängigen Stereotypen stellt die Filmemacherin Bilder starker Frauen entgegen, die mit ihrem Engagement zwar an die Grenzen einer rigiden patriarchalen Welt stoßen, sich aber nicht unterkriegen lassen. Von einem anderen Winkel der Erde, nämlich New York, berichtet Thomas Wirthensohn in seiner Dokumentation HOMME LESS. Gutaussehend und stets tadellos gekleidet knipst sich Mark als Modefotograf durch den New Yorker Straßendschungel. Doch nach dem Trubel erwartet ihn zu Hause keine Designerwohnung, sondern ein versteckter Schlafplatz auf dem Dach eines Apartmentblocks. Wirthensohn legt in seiner Doku die Schattenseiten des amerikanischen Traums offen und porträtiert New York mit all seinen Gegensätzen, seiner Schönheit und seinen Abgründen. In der Reihe Zu Gast, die alljährlich einer

spannenden internationalen Position gewidmet ist, kommt diesmal die junge französische Filmemacherin Mia Hansen-Løve nach Graz. Die 1981 in Paris geborene Drehbuchautorin und Regisseurin dreht realistische, sehr persönliche, autobiografisch inspirierte Filme, die durch eine ungewöhnliche Form des Erzählens bestechen. Die Zeit und ihr Verstreichen nehmen in ihrem Werk einen wichtigen Platz ein. Ihre jüngste Kinoarbeit Eden, die sich der Entwicklung eines enthusiastischen Ravers hin zum ausgebrannten GarageHouse-DJ widmet, wird sie in Graz persönlich präsentieren. Im Anschluss lädt der FM4 Club Eden zur Party! Mit Nikolaus Geyrhalter würdigt die diesjährige Diagonale einen der anerkanntesten und international erfolgreichsten österreichischen Dokumentarfilmautoren mit einer Personale. Eine spannende

(Wieder-)Entdeckung ermöglicht das von Mirjam Unger kuratierte Spezialprogramm Draußen in der Stadt, dass sich der gleichnamigen legendären TV-Serie des Wiener Schriftstellers, Texters und Musikjournalisten Günter Brödl widmet. Und auch das Feiern des österreichischen Kinos kommt nicht zu kurz. Gelegenheit dazu bietet die beliebte Nightline, bei der anregende Festivaltage spät in der Nacht ausklingen. * Dieser Beitrag wurde in Kooperation mit der Diagonale erstellt. Weitere Informationen und Online-Tickets unter www.diagonale.at. Das detaillierte Filmprogramm wird am 6. März bekannt gegeben. Der Ticketverkauf startet am 11. März. Programminfo und Tickets per Telefon: 0316/822 81 822.

Diagonale GEWINNSPIEL Es freut uns, dass wir auch in diesem Jahr vier Preise

Festival des österreichischen Films Graz, 17.–22. März

zur Verfügung gestellt bekommen haben. Die Libelle verlost in Kooperation mit der Diagonale: 1. Preis: 1 „ray Filmmagazin“-Jahresabo zur Verfügung gestellt von ray 2. Preis: 1 „the gap“-Jahresabo zur Verfügung gestellt von the gap 3. Preis: 1 FALTER-Halbjahresabo zur Verfügung gestellt von FALTER 4. Preis: 1 FALTER-Tasche zur Verfügung gestellt von FALTER

© Filmladen Filmverleih

Zur Teilnahme gilt es eine kurze Gewinnfrage zu beantworten: Wie heißt der neue Spielfilm von Jakob M. Erwa? Die Antwort bitte bis 22. März 2015 per E-Mail mit dem Betreff „Diagonale 2015“ an: presse@oehunigraz.at senden. Die Preise werden unter den richtigen Einsendungen verlost. Die Verständigung der GewinnerInnen erfolgt per E-Mail. Viel Glück! :)

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Programminfo & Tickets → ab 11. März www.diagonale.at/tickets | Infoline 0316 – 822 81 822 Festivalzentrum Kunsthaus Graz | Restaurant-Café Sperl & Frühwirth ab 18. März in den Festivalkinos www.diagonale.at

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KOLUMNEN

Violeta Zver

Lolita Love

MUSIK

BUCH

SEX

„My Generation“ besangen anno dazumal schon The Who. Allerdings schufen sie damit die Hymne einer anderen Generation. Denn in unserer Jugend - Anfang der 2000er-Jahre - tönten eher so manche, seither nahezu in Vergessenheit geratene Bands. Deren Neuveröffentlichungen sei der Beitrag dieser Kolumne gewidmet. So etwa The Subways, die unter eigenem (Album-)Namen kaum mehr als ein Revival des Soundtracks jedes damaligen, alternativen Teeniegirlies veröffentlichten. Funktioniert nur so lange, wie wir uns wieder als Rock’n’Roll Queens fühlen möchten. Auch Ok Go verhungern mit „Hungry Ghosts“ zunehmend im Alltagsphänomen viraler Youtube-Videos und spuken halbelektronisch durch kunterbunte Bildwelten. Gewohnter geht es bei Belle & Sebastian zu – wider allen Erwartungen nach ersten Singleauskopplungen. Denn das längst ausständige Album „Girls in Peacetime Want to Dance“ klingt zumeist nach einem abermaligen Zusammenschnitt an Songs, die man so auch auf vorhergehenden Platten finden könnte. Friede hin oder her: Getanzt werden darf partiell dennoch. Auch The Notwist machen mit den instrumentellen, filmografisch orientierten „Messier Objects“ Lust auf ihren baldigen Besuch Ende März in Graz.

Für viele einfach nur Wahnsinn: Sich vorzustellen, wie man allein eine Wanderung beginnt, die sich über drei Monate und über mehr als tausend Meilen erstreckt, um zu sich selbst zu finden, ist eine Sache. Eines Tages dann aber tatsächlich einen wirklich großen Rucksack zu packen und loszugehen, ist eine ganz andere. Autorin Cheryl Strayed stellte es sich nicht nur vor, sondern unternahm so eine Reise wirklich – im Buch „Der große Trip“ schreibt sie darüber. Strayed ist 26 Jahre alt, als sie das Gefühl überkommt, alles verloren zu haben: Mutter, Vater, Ehemann und vor allem sich selbst. Als ihr ein Outdoor-Führer mit dem Namen „Pacific Crest Trail“ in die Hände fällt, trifft sie die folgenreichste Entscheidung ihres Lebens: 1600 Meilen allein durch die Wildnis zu gehen, nur mit ihrem Rucksack, „Monster“ genannt. Die Reise führt sie von der Mojave Wüste zur Brücke der Götter in Oregon. Eine atemberaubende und wahre Geschichte, in der man die Protagonistin durch Höhen und Tiefen begleitet. Strayed über das Ende: „Es erschien mir jetzt wie eine Kleinigkeit und etwas Gewaltiges zugleich, wie ein Geheimnis, dass ich mir immer wieder selbst erzählte, obwohl ich seine Bedeutung noch nicht kannte.“

Mein kleiner Bruder hat ein Smartphone, dessen Bildschirm manchmal einfriert. Weiß ich. Dass er sich auf dem Handy Pornos reinzieht, wusste ich nicht. Als ich ihn dabei erwischte, konnte ich einen Blick auf eine splitternackte Dame sowie zwei erigierte Schwänze in ihrem Gesicht erhaschen. Das Problem dabei: Mein Bruder zählt erst elf Lenze. Ich höre euch alle gerade entsetzt aufschreien. Verwerflicher Porno-Konsum unter Teenies, die werden so früh schon verdorben, erlernen so eine grauenhafte Rollenvermittlung, werden verstört durch Gewaltfantasien und Zoophilie, können den ganzen Scheiß nicht reflektieren! Ja. Mag sein. Als besorgte Schwester recherchiere ich also. Und komme darauf, dass ein negativer Einfluss noch gar nicht bewiesen ist. Viel mehr, da lese ich sogar etwas von positiven Förderungen der Medienkompetenz. Und dass so richtig noch niemand weiß, was Pornografie eigentlich auslöst. Egal – ich sprach dennoch mit ihm. Aufklärend. Das meiste wusste er zwar schon, aber die Realität sieht doch ein bisschen anders aus. Und ist spannender, schöner, aufregender. Auch ohne Rohrverleger, bösen Polizistinnen und Stroh.

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© Andreas Schörkhuber (Concept Art/Illustration) www.khubers.com

Sabrina Pirker


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