Libelle März 2012

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Libelle Die Zeitschrift der ÖH Uni Graz

Dahoam is Dahoam. Schwerpunkt Heimat

intervieW SePP fOrcher O tirOl braSilierO StraMMeS verlagSPrOgraMM diagOnale filMfeStival

znr 02z032680 Verlagspostamt 8010 graz

WWW.libelle.Me März 2012


HIMMER, BUCHHEIM & PARTNER

IM ORIGINALEN WORTLAUT: JETZT 3 WOCHEN GRATIS TESTEN.

Weltoffenheit. Tag für Tag den Horizont erweitern. Der Qualitätsjournalismus des STANDARD lässt Sie die Welt immer wieder neu sehen. Zum Beispiel jeden Montag mit der Beilage der New York Times im originalen Wortlaut. Blättern Sie rein.

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Die Zeitung für Leserinnen


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Libelle März 2012

Inhalt scHwerpunKt heiMat

bildung

8 8 8 9

9

Vorsitz

Klarheit gefordert sozialreferat

Mindestsicherung = Minisicherung

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fotoreportage eisenerz

Wasser und Erde formen sich ihren Menschenschlag

Die ÖH stellt sich vor Und täglich murmelt das Gebührentier

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diagonale

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tHeater

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fotograpHie

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Kolumnen

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comic

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10 tipps

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Autoren / Autorinnen Editorial Impressum

Das österreichische Dorf Dreizehnlinden in Brasilien

was macH‘ icH?

autonome studiengeBÜHren

gut integriert

POP

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Kommentar

Wer braucht denn schon Heimat? 22

strammes programm

Literatur mit politischer Schlagseite im Ares-Verlag

frag die franzi!

Studienberatung

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spurensucHe

Die Narbe meiner Mutter 25

interView

Sepp Forcher über Heimat, Volksmusik und Kitsch

Festival des österreichischen Films Impro in der Brücke „Lasst ihnen ihre Seele.“ Musik & Nerd & Sex

E N I L N O H C U A T JETZ E M . E L L E B I L . W WW VOLLTEXTONLINESPECIALS E NIM ALLEAUSAGBZAEHBNETENMÄRZFACEBOOK.COM/LIBELLE.M

illuStrAtion: hJ mediA StudioS / flickr.com cc-bY-SA 2.0


Festival des österreichischen Films Graz, 20.–25. März 2012 Programminfo & Tickets ab 14. März im Festivalzentrum Kunsthaus Graz, im Café Promenade, unter www.diagonale.at und der Infoline 0316 - 822 81 822 ab 21. März in den Festivalkinos

www.diagonale.at

Autorinnen & Autoren cengiz Kulac

studiert Rechtswissenschaften und Soziologie an der Universität Graz. Der frühere Vorsitzende der ÖH Uni Graz absolviert derzeit ein Auslandssemester am Mercy College in New York.

alexander KOch

studiert Geographie/Informatik auf Lehramt. Schon länger begleitet ihn die Fotografie, auch Eisenerz kennt er seit seiner Jugend. Naheliegend, beides zusammenzufügen und eine subjektiv-persönliche Fotoreise in den Ort zu unternehmen.

herWig g. hÖller

Karla brO‘ShOW

foto: J.J. kucek

foto: AboutpiXel.de/pink lAdY © mArShi

ist Kunstkritiker, Journalist, und Slawist. Aktuell Veröffentlichungen im Falter, im Standard, in der Wochenzeitung Die Zeit, in der slowenischen Tageszeitung Dnevnik und im russischen openspace.ru

studiert für euch das Paarungsverhalten von Humanoiden. Als gleichberechtigte Frau wundert sie sich oft über verstaubte Ansichten und falsche Vorstellungen. Ihre Erlebnisse reflektiert sie deshalb (selbst-)ironisch in der Sex-Kolumne.


www.kado.co.at

Illustration: Dominika Kalcher Titelbild: Christian Schärmer <proxi.me>

liebe leSerin, lieber leSer!

In deinen Händen hältst du die umfangreichste Libelle aller Zeiten. 36 Seiten, die sich hauptsächlich dem Schwerpunktthema „Heimat“ widmen. Eine Definition, was denn Heimat nun genau sein soll, bleiben wir trotz des Umfangs allerdings schuldig – wir wissen es (immer noch) nicht. Das breite Spektrum der Texte und Fotos eröffnet einen mannigfaltigen Blick darauf, was Heimat sein kann. Und die vielfältigen Ansichten zum Thema spiegeln die Brüche im Heimatbegriff wider.

Verbunden mit dieser Ausgabe startet auch unser Webauftritt. Unter www.libelle.me findest du ab 10. März alle Ausgaben im Volltext sowie OnlineSpecials, die in den Druckausgaben keinen Platz mehr fanden. Wer lieber sozialen Netzwerken frönt, kann uns unter www.facebook.com/libelle.me liken. Zu gewinnen gibt’s in dieser Ausgabe auch einiges. Für das Filmfestival Diagonale verlosen wir Kinotickets (Seite 30) und für die Ausstellung „Schauplatz Annenviertel“ Eintrittskarten (Seite 29).

Wir wünschen viel Glück beim Gewinnen und angenehme Lektüre!

Martina, Patrick & Fuchsy


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1.000.000 *

* Stellt die ÖH für Klagen gegen die Studiengebührenregelung zur Verfügung. Mit diesem Budget unterstützt die ÖH jene Studierenden, die gegen die Einhebung von autonomen Studiengebühren an ihren Unis berufen. Foto: Jon Down / photocase.com


Bildung

Klarheit gefordert

Bildung als Opfer eines unwilligen Gesetzgebers Autonome Studiengebühren

Und täglich murmelt das Gebührentier Mindestsicherung = Minisicherung!

Einjähriges Jubiläum ist kein Grund zum Feiern

Studiengebühren

In dem ständigen Auf und Ab des ewigen Themas Studiengebühren erleidet die Staatskasse derzeit ein Tief, die Studierenden also ein Hoch: Derzeit sind sie abgeschafft, gibt es keine, studieren wir hoffentlich nicht umsonst aber gratis. Die hübschen Erlagscheine des Bundesrechenzentrums bitte dennoch nicht freudig in den Müll werfen: Sie enthalten die Zahlungsvorschreibung für den ÖH-Beitrag und die Versicherung. Also bitte einzahlen, sonst werdet ihr flugs zwangsexmatrikuliert – und die Libelle könnten wir dann auch nicht mehr finanzieren.

STEOP

Die Studieneingang- und Orientierungsphase – kurz STEOP – sollte eigentlich StudienanfängerInnen einen Überblick ermöglichen. Vermieden werden sollten damit Studienplanwechsel in weiteren Semestern. Der Frust über die STEOP entzündet sich allerdings daran, dass die STEOPLehrveranstaltungen als Knock-OutPrüfungen gesehen werden, verschärft durch eine reduzierte Anzahl an Prüfungsantritten. Der Protest formiert sich auf Facebook und die Bundes-ÖH hat eine Umfrage zum Thema gestartet. www.fb.com/groups/209084532517426/

Stipendien

Das diesjährige Europäische Forum Alpbach wird unter dem Generalthema „Erwartungen – Die Zukunft der Jugend“ von 16. August bis 1. September 2012 stattfinden. Der Club Alpbach Steiermark ermöglicht aufgrund der Unterstützung steirischer Institutionen und FörderInnen auch in diesem Jahr wieder Studierenden der steirischen Universitäten und Fachhochschulen, durch ein Stipendium am Forum Alpbach 2012 teilzunehmen. Details zur Bewerbung unter: www.clubalpbachsteiermark.at/stipendien


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Klarheit gefordert Wie ihr ja alle wisst, geht am 21. Dezember 2012 vermutlich die Welt unter. Ganz so weit ist es mit unserem Bildungssystem vorläufig noch nicht gekommen, jedoch sind wir diesbezüglich auf einem „guten“ Weg. Text Vorsitz der ÖH Uni Graz (Thum, Berger & Bitterer)

Leider hat sich in puncto Studiengebühren seit der letzten Ausgabe der Libelle kaum etwas zum Guten gewendet. Nach wie vor ist sich die Regierung uneins darüber, ob und wie Studiengebühren eingehoben werden können oder sollen. Während noch im Dezember Bundeskanzler Faymann Studiengebühren kategorisch ausschloss, kritisiert nun die SPÖ Wissenschaftsminister Töchterle (ÖVP), bei der Einführung von Studiengebühren untätig gewesen zu sein. Ob dieser politischen Grabenkämpfe bleibt zum Leidwesen der Studierenden wenig bis gar kein Raum für ein inhaltliches und konstruktives Miteinander. Zu den Leidtragenden dieses Disputs gesellen sich nun, aufgrund der unsicheren und daher kaum planbaren finanziellen Situation, auch die Universitäten als Opfer des unwilligen Gesetzgebers. Diese Situation wird dahingehend

verschärft, dass versucht wird, mittels autonomer Studiengebühren die Verantwortung der Gewährleistung einer fundierten Ausbildung im tertiären Bildungssektor von der Politik auf die Universitäten abzuwälzen. Das Vorsitzteam der ÖH Uni Graz wird sich auch in Zukunft gegen die Einführung von Studiengebühren starkmachen, und – sollten diese tatsächlich im Wintersemester eingeführt werden – auch rechtlich dagegen vorgehen. Nicht um den Universitäten Schaden zuzufügen, sondern um im Interesse der Studierenden rechtliche Klarheit zu schaffen und die Politik dazu zu zwingen, Verantwortung für den Hochschulsektor zu übernehmen. In diesem Sinne wünschen wir euch dennoch einen guten Start in das studiengebührenfreie Sommersemester.

Mindestsicherung = Minisicherung! Einjähriges Jubiläum ist kein Grund zum Feiern. TEXT Sozialreferat ÖH Uni Graz

Die Bedarfsorientierte Mindestsicherung ist das letzte finanzielle Sicherungsnetz des Sozialstaates. Als Unterstützung für Menschen gedacht, die in eine finanzielle Notlage geraten sind und ihren Lebensunterhalt mit eigenen Mitteln nicht mehr abdecken können,

hält sie ein Jahr nach ihrer Einführung nicht, was sie verspricht. Der Arbeitskreis Bedarfsorientierte Mindestsicherung wird am 16.3.2012 ab 13 Uhr in der Schmiedgasse vor dem Amtshaus mit einem Infostand auf die Probleme aufmerksam machen.

Was mach‘ ich? Über 300 Menschen sind in verschiedensten Funktionen an der ÖH Uni Graz tätig. Wir wollen dir einen Einblick in die unterschiedlichen Bereiche geben.

WER BIN ICH:

Iris Trost, 29, ich bin die Systemadministratorin der ÖH Uni Graz. WAS MACH‘ ICH: Ich arbeite seit 2006 für die ÖH Uni Graz, mein Arbeitsplatz ist im ÖH-Sekretariat in der Schubertstraße. DAS MACH‘ ICH: Ich kümmere mich um die Computer und Drucker in den ÖH-Büros, um unsere Server und die Hardware, die dazu benötigt wird. Von mir bekommen die MitarbeiterInnen der ÖH Ihre Computerzugänge, E-Mailadressen, Schlüssel für unser elektronisches Schließsystem und vieles andere, das irgendwie mit Computern oder Technik zu tun hat. Außerdem arbeite ich bei campusboard.at mit, wo ich unter anderem den technischen Support übernommen habe. WARUM: Die Arbeit auf der ÖH ist sehr abwechslungsreich. Wenn langjährige, engagierte MitarbeiterInnen „in ÖH-Pension“ gehen ist das dann immer sehr schade, aber es kommen dadurch auch immer wieder neue Leute mit neuen Ideen nach, die wieder frischen Wind in die ÖH bringen. Und Sonst? Mir ist es ein Anliegen, dass campusboard.at von den Studierenden noch mehr genutzt und der UGO-Verteiler somit nicht mehr zur Wohnungs- oder NachmieterInnensuche verwendet wird. Ich lade alle ganz herzlich ein, dieses Angebot ausgiebig zu nutzen!


Bildung

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Und täglich murmelt das Gebührentier. Weil die Regierung nichts tut, müssen wir klagen. Text ÖH Bundesvertretung

Bei einer außerordentlichen Sitzung der ÖH Bundesvertretung wurde am Freitag, dem 2. März, die Auflösung von Rücklagen in der Höhe von einer Million Euro mit großer Mehrheit beschlossen. „Gemeinsam mit den Universitätsvertretungen werden wir Studierende bestmöglich im Kampf gegen Studiengebühren unterstützen und nicht zulassen, dass die Unfähigkeit der Politik einmal mehr auf dem Rücken der Studierenden ausgetragen wird“, bekräftigt Peter Grabuschnig, ÖH Generalsekretär, den Beschluss. „Ohne Rechtsgrundlage darf es keine Studiengebühren geben. Studierende die gegen unrechtmäßige Studiengebühren klagen wollen, werden wir daher durch alle Instanzen unterstützen.“ Des Weiteren wurde bei der Sitzung der Sozialausschuss der ÖH beauftragt ein Konzept für die Aufstockung des Sozialfonds auszuarbeiten. „Auf diesem Weg soll sichergestellt werden,

Hallo Franzi! Im Sommer bekommt meine Freundin ihr Kind und ich möchte für das Kind die Betreuung übernehmen. Gibt es da irgendwelche Möglichkeiten, im Studium zu pausieren? Liebe Grüße! Günter

dass sozial schwächere Studierende, die von etwaigen Studiengebühren besonders hart getroffen werden würden, unterstützt werden können.“ „Die Universitäten dazu zu nötigen im rechtsleeren Raum zu agieren ist absolut letztklassig“, kommentiert Martin Schott vom Vorsitzteam der ÖH das Vorgehen des Wissenschaftsministers. „Töchterle lagert seine politische Verantwortung auf die Gerichte aus, anstatt einzusehen, dass es für Studiengebühren keine parlamentarische Mehrheit gibt. Die Reparatur des Gesetzes hat er von Anfang an kategorisch abgelehnt und in seiner Sturheit mit dem Finger immer nur auf andere gezeigt. Die Rechtsicherheit der Studierenden und der Universitäten scheint ihm offensichtlich kein Anliegen zu sein, so lange er nur seinen Kopf durchsetzen kann.“ „Unser Ziel ist keinesfalls die Universitäten finanziell zu schädigen, sondern die Interessen der Studierenden zu wahren, die Universitäten aus Töchterles Klammergriff zu befreien und die Rechtssicherheit wieder herzustellen“, erklärt Angelika Gruber die Beweggründe der ÖH. „Als gäbe es keine wichtigeren hochschulpolitischen Fragen, versucht Töchterle Studiengebühren mit der Brechstange durchzusetzen. Ein derartiges Vorgehen ist nicht länger tragbar. Es liegt nun in der Verantwortung der Politik, diese rechtsleere Situation in Abstimmung mit allen HochschulpartnerInnen zu klären und das Gesetz zu reparieren.“

Ständig Auf Nahrungssuche: Das GebührenTier Foto: bit.it / photocase.com

Frag die Franzi!

Auch die ÖH Uni Graz bereitet die Auflösung von Rücklagen vor, um Studierende bei möglichen Klagen gegen etwaige Studiengebühren an der Uni Graz zu unterstützen.

Hallo Günter!

Ja, es gibt sogar verschiedene Möglichkeiten, ein Studium kurz oder auch etwas länger zu unterbrechen – je nachdem, wie lange du unterbrechen willst. Du kannst dein Studium unterbrechen, indem du es schließt und später neu inskribierst. Während dieser Zeit bist du kein Student mehr. Außerdem kann es passieren, dass du dann in einen neuen Studienplan einsteigen und dir die bereits absolvierten LVen umrechnen lassen musst – das ist furchtbar viel Verwaltungsaufwand und du musst wahrscheinlich LVen aus früheren Semestern nachholen. Die für dich interessantere Variante ist die Beurlaubung vom Studium. Du kannst dich in der Studien- und Prüfungsabteilung für bis zu einem Jahr vom Studium beurlauben lassen. In der Zeit werden keine Semester für Studiengebühren oder Familienbeihilfe weitergezählt, allerdings kannst du in der Zeit auch keine Prüfungen ablegen. Die Uni will, dass der Antrag auf Beurlaubung gut begründet ist, auf jeden Fall gelten aber Kinderbetreuung, Schwangerschaft, Präsenz- und Zivildienst und längere Krankheit. Informationen zur Beurlaubung findest du auf der Homepage der Studienund Prüfungsabteilung unter http://www.uni-graz.at/stpawww/ Es grüsst deine Franzi

Schick‘ deine Fragen zum Studium an: franzi@oehunigraz.at

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25.000.000 *

* Geschätzte Anzahl von Gartenzwergen in Deutschland. Für Österreich lassen sich keine Zahlen recherchieren. Quelle: Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Gartenzwerg) Foto: Wikinoby / commons.wikimedia.org / CC-BY-SA 3.0


Heimat

Gut integriert

Das österreichische Dorf Dreizehnlinden in Brasilien Eisenerz

Wasser und Erde formen sich ihren Menschenschlag Kommentar

Wer braucht denn schon Heimat? Strammes Programm

Literatur mit politischer Schlagseite im Ares-Verlag Spurensuche

Die Narbe meiner Mutter Interview

Sepp Forcher über Heimat, Volksmusik und Kitsch

Prolog

Den Begriff „Heimat“ zu definieren, haben wir uns hier wohl schon immer schwer getan. Viele haben es versucht, und ein/e jede/r ist wohl auf seine/ihre Weise gleichzeitig erfolgreich und auch daran gescheitert. Grundsätzlich ist es schwierig. Gehen wir doch mal von der Prämisse aus, Heimat nicht im Sinne vom Elternhaus, sondern etwas erweitert als den durch Grenzen und kulturelle Eigenheiten definierten Lebensraum zu sehen, in dem wir uns hauptsächlich aufhalten.

Hier bei uns wäre das also die geographische Region Graz-SteiermarkÖsterreich-Europa-Erde. Der Bereich Heimat sollte theoretisch derjenige Bereich sein, in dem wir uns am allerwohlsten fühlen, wo wir uns eben fühlen „wie daheim“, wo wir hingehören, uns zugehörig und geschützt fühlen – also ein an und für sich massiv individueller Ort, für jede/n anders. Eine Stufe darüber definieren wir Heimat auch gerne über kulturelle Gemeinsamkeiten, und greifen hier sehr gerne in die Klischeekiste.

Über diesen Tellerrand sehen wir ungern hinaus, und das dann auch nur, um festzustellen, dass wir ja auch Nachbarn haben. Abschließend denken wir an Sissi und Franz und ein herzzerreißend wahres Zitat von Joseph Roth, mit der Bitte an alle Leser und -innen, sich zurückzulehnen und an ihre eigene, ganz individuelle Heimat zu denken: Österreich ist kein Staat, keine Heimat, keine Nation. Es ist eine Religion. Die Klerikalen und klerikalen Trottel, die jetzt regieren, machen eine sogenannte Nation aus uns; aus uns, die wir eine Übernation sind, die einzige Übernation, die in der Welt existiert.


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Gut integriert Alpenbarocke Häuser, geschmückt mit Wetterhahn und Balkonblumen, säumen die Hügel. Heimatliche Postkartenidylle mit Irritationen: Im Obstgarten stehen Palmen und die Leute unterhalten sich auf Portugiesisch. Wir befinden uns mitten in Brasilien, im Dorf Dreizehnlinden, gegründet von österreichischen AuswanderInnen. Text Franz Fuchs Fotos Franz Kölbl

1926. Tirol, noch rein agrarisch geprägt, bietet kaum Arbeitsplätze für vom Hof weichen müssende Kinder. Die Wirtschaftskrise erreicht noch nicht ihren Höhepunkt und Andreas Thaler wird Landwirtschaftsminister in Österreich. Hofnachfolger wird nur der erstgeborene Sohn, familiäre Spannungen und Preisverfall landwirtschaftlicher Produkte sind Realität. Thaler, selbst aus einer Tiroler Bauernfamilie stammend, hat eine Idee: eine Siedlung in Brasilien für die arbeitslosen tiroler Bauernkinder. Dreizehnlinden soll sie heißen. Österreichisches Honorarkonsulat

Umzug beim Tirolerfest

Unumstritten ist das Vorhaben nicht: Die erforderlichen Geldmittel für den Land- und Maschinenerwerb sind inmitten der Wirtschaftskrise schwer aufzustellen. Hilfreich ist Thalers Beziehung zum Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, dieser stellt ihm eigenmächtig eine halbe Million Schilling aus dem Bundesbudget zur Verfügung. Verbunden mit der Besiedelung ist auch ein kulturmissionarischer Anspruch: Dreizehnlinden soll die italienischen KolonistInnen zurückdrängen und bestehende deutschsprachige Siedlungsprojekte in Brasilien stärken. Mit der Gründung der „Österreichischen Auslandssiedlungsgesellschaft“ beginnt 1933 die Organisation; schon im Oktober erreicht die erste SiedlerInnengruppe, angeführt von Thaler, Brasilien. Der Traum von einer österreichischen Kolonie zerplatzt bei der

Ankunft: Statt Wiesen finden die AuswandererInnen Urwald vor, der erst gerodet werden muss. Auch das Klima setzt ihnen zu und vom rein genossenschaftlichen Prinzip muss Thaler nach Protesten der SiedlerInnen abrücken. 1939 stirbt Andreas Thaler bei einem Hochwasser. Er erlebt nicht mehr, wie die NSDAP versucht, gegen den Widerstand der Kolonie Dreizehnlinden als Siedlungsgebiet für Sudetendeutsche zu nutzen. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verhindert das Vorhaben. Brasilien, ab 1942 auf Seiten der Alliierten in den Weltkrieg eintretend, ändert seine anfänglich siedlungsfreundliche Politik: Die Verwendung der deutschen Sprache wird verboten, die SiedlerInnen enteignet und Dreizehnlinden, wie alle anderen Einwanderungsdörfer, umbenannt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird das zuvor enteignete Land den SiedlerInnen zurückgegeben, auch der Zuzug von SiedlerInnen aus Österreich setzt wieder ein. Bis in die 1950er Jahre, als sich in Österreich die Wirtschaft erholt und in Tirol der Tourismus beginnt, gibt es Einwanderungswellen nach Treze Tílias, wie die Siedlung in portugiesischer Übersetzung nun heißt. Namensgeber des Dorfes waren keine dreizehn Lindenbäume, sondern ein Epos des deutschen Dichtes Friedrich Wilhelm Weber, zur Gründungszeit ein bekanntes Werk.


Heimat 15

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Das Ortstor von Dreizehnlinden/Treze Tilias

Schuhplattler

und

Caipirinha

Bis in die 1980er Jahre fristet Dreizehnlinden ein Schattendasein. Fernab gelegen von Großstädten ist eine wirtschaftliche Entwicklung kaum gegeben. Der Aufschwung setzt ein, als mit Unterstützung aus Österreich eine Molkerei gegründet wird, die zur zweitgrößten in Brasilien aufsteigt. Die Molkerei trägt den bezeichnenden Namen „Tirol“, auch sonst wird die kulturelle und nationale Herkunft hochgehalten: Die österreichische Fahne hängt gleichberechtigt neben der brasilianischen am Gemeindeamt. Der Kontakt mit Verwandten aus der alten Heimat ist gut, der Lebensstandard ist vergleichsweise hoch, dank kräftiger Subventionen der Tiroler Landesregierung. Franz Kölbl, der mit einer österreichischen Trachtenmusikkapelle Dreizehnlinden besuchte, war über den

hohen Stellenwert des Brauchtums erstaunt: „Die Blasmusikkapelle, die die ersten SiedlerInnen schon am Schiff nach Brasilien gründeten, besteht noch immer. Die Schuhplattlergruppe ist in ganz Brasilien bekannt.“ Die Holzschnitzer sind ein Begriff und die Volkstanzgruppe wird von vielen gerne eingeladen. Eine Woche im Jahr steht das Dorf Kopf: Wer kann, kommt zum „Tirolerfest“. Dreizehnlinden, mit seinen 6.000 EinwohnerInnen, profitiert vom Charme des Exotischen und vermarktet sich selbst als „O Tirol Brasileiro“. Gesprochen wird offiziell portugiesisch und doch können sehr viele Deutsch – mit kräftigem Tiroler Dialekt. „Ältere BewohnerInnen bezeichnen sich noch heute als BrasilianerInnen und ÖsterreicherInnen gleichzeitig“, sagt Kölbl. „Da die meisten selbst nie in Österreich waren,

haben sie kitschige Bilder im Kopf und verwirklichen sie: In der Edelweißbar prangen Bergpanormafresken, vor denen doch mehr Caipirinha statt Bier getrunken wird.“ Und Dreizehnlinden hat nicht nur Tirolerhäuser, der Ort ist auch ein Remix der Kulturen. Dreizehnlinden ist nicht die einzige Siedlung, die österreichische AuswandererInnen in Südamerika gründeten. Ein anderes Beispiel ist Pozuzo, schon 1857 von ÖsterreicherInnen in Peru gegründet. Das inmitten des Urwaldes gelegene Dorf wirbt heute mit „Abseits der Zivilisation, inspiriert vom einfachen Leben“ um TouristInnen – ein Slogan, der im vom Massentourismus erschlossenen Tirol nicht mehr funktioniert.


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Wasser und Erde der Heimat formen sich ihren Menschenschlag. Sprichwort aus China

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text & fOtOS aleXander KocH

Menschen von besonderem Schlag besitzt Eisenerz ohne Wenn und Aber. Geprägt durch Umwelteinflüsse und Gegebenheiten, die es nicht immer leicht machen, entwickelte sich der Ort auf seine eigene Art und Weise. Gab es am Ende des 2. Weltkrieges noch knapp 16.000 Einwohner, leben heute nur mehr knapp 4800 Menschen hier. Vertrieben von Entbehrung und aus Mangel an Arbeitsplätzen. Zukunftsperspektiven existieren kaum. Die Bevölkerung überaltert, die Jungen müssen weg, um anderswo Arbeit zu finden. Die wenigen, die bleiben können, hausen in einer Stadt, die ihre Blütezeit schon hinter sich hat. Wenn der Winter jedes Jahr aufs neue Eisenerz in seinem Atem hält, beginnt die Zeit, in der die Stadt im Schnee versinkt. Wenn die Berge, die das Stadtgebiet begrenzen, das Sonnenlicht manchmal für mehrere Wochen nur in Teile der Stadt vordringen lassen und der Schnee die Außenwelt fern hält, versinkt alles in Grau.


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An Tagen, die einem Wunder gleichen können, zeigt sich der Winter manchmal dennoch von seiner schönsten Seite. Dann taucht der Ort in ein Winterwunderland mit strahlend blauem Himmel und schneebedeckten Bäumen und Gipfeln. Die Sonne erwärmt die Stadt und die Menschen, und aus dem Grau der Tage zuvor erhebt sich Eisenerz in ein wenig Glanz vergangener Zeiten. Selbst die Gipfel rings umher verlieren dann ihre drohende Stimmung und aus dem allgegenwertigen Erzberg wird wieder der goldene Brotleib, der er einst für die Region war. Und wenn man an einem dieser Tage mit der Kamera bewaffnet auf Streifzüge geht, kann man so manchen Blick auf sich spüren, der einem bewusst macht, von welch besonderem Schlag die Menschen dieses Ortes sind.

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20 Heimat

BINDESERVICE

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Wer braucht denn schon Heimat? Ein persönlicher Kommentar

Text Cengiz Kulac Mir fällt es schwer zu fassen, was Heimat ist. Heimat war für mich immer wie ein Gewand, das mir nicht passte, zu eng geschnitten, einzwängend. Ich passte einfach nicht hinein. Lange Zeit habe ich mich persönlich mit Fragen bezüglich fremd sein und vertraut sein, Ferne und Nähe, Fremde und Heimat, fremde Heimat, neue und alte Heimat auseinandergesetzt. Oft bin ich an diesen Begriffen hängen geblieben. Und sie machen mich noch heute wild, wie mit ihnen gekämpft wird und wie sie umkämpft sind. So wie der Begriff heutzutage fungiert, hat er die politische Funktion, die einen darin zu integrieren und andere auszuschließen, etwas als anders zu definieren, damit es überhaupt als anders erscheint, und vom Vertrauten abzugrenzen. Das ist die Realität. Alleine das ist aber nicht die Frage. Irgendwann stolpert man als vermeintliche/r Linke/r über die Frage, ob Heimat immer negativ besetzt sei, also von den Rechten, den Völkischen, den Nazis und so weiter. Oder gibt es auch einen positiven Begriff oder im Links-Sprech: einen emanzipatorischen Begriff. Die Frage kann nicht mit Ja oder Nein beantwortet werden, weil sie falsch gestellt wird; mehr noch, diese Frage ist Teil des Problems. Man betrachte die AkteurInnen der Debatte darum. Einerseits die „soziale Heimatpartei“ FPÖ, deren Übersetzung für Heimat Nation, Nationalismus und ethnische „Reinheit“ ist und alles, was anders erscheint, durch Hetze, Rassismus und Antisemitismus ausgegrenzt wird. Der Heimatbegriff ist ein Brandbeschleuniger. Anstatt den „sozialen

Heimatparteien“ mit ihrer nationalen Antwort auf die soziale Frage zu kontern, kämpfen viele Linke mit ihnen um einen integrativeren Heimatbegriff, plakatieren MigrantInnen, lassen sie „weil Österreich auch meine Heimat ist“ sprechen. Hier wird aber den Menschen das Recht auf Heimat und nicht das Recht, dort zu leben, wo man leben möchte, gewährt. Nicht jeder Mensch ist auf der Suche nach einem Ort, wo er/ sie in eingebildeter Einheit mit anderen leben kann. Das Recht auf Heimat ist das verkrüppelte Menschenrecht, den Ort wählen zu können, wo man zu leben wünscht. In eben dieser Frage bin ich auf keiner Seite. Ich kann mich nur selbst als Beispiel nehmen. Ist Österreich meine Heimat, weil ich hier geboren bin, hier aufgewachsen bin, weil ich deutsch spreche oder weil ich einen österreichischen Elternteil habe? Ist die Türkei meine Heimat, weil ich einen türkischen Elternteil habe oder weil ich einen türkischen Namen habe? Bevor ich ein Auslandsjahr in den USA begonnen habe, habe ich an keinem anderen Ort gelebt als in Graz. Gleichzeitig wurde ich in Österreich als Fremder betrachtet, man hat mir aufgrund meines Namens die Frage gestellt, warum ich den so gut Deutsch könne, woher ich komme und was meine Sitten so wären, und ob ich vorhätte, in einer Vielehe zu leben, was so nebenbei in der Türkei verboten ist. Das war Alltag, neben Übergriffen. In der Türkei wurde mein schlechtes Türkisch zwar als mittlere Schande betrachtet, Türke war ich aber den-

noch; mehr noch, zumindest 51 Prozent Türke, auch wenn ich dort nie lebte, da ist der türkische Nationalismus tolerant, oder umgekehrt, es ist gerade sein Element, alles für türkisch zu erklären. Oder sind gar mein Umfeld, FreundInnen, Familie meine Heimat? Lange Zeit wollte ich diese Frage beantworten. Doch ich kann es einfach nicht. Da ich selbst oft als das Fremde gestempelt werde, verwirrt einen die Erkenntnis in dieser Frage, wenn einem das vermeintlich Fremde als vertraut und das Vertraute als fremd erscheint. Ziel im politischen Diskurs um den Heimatbegriff muss es meines Erachtens nach sein, den Begriff selbst aus dem Diskurs zu verbannen und Heimat eine individuelle Ausgestaltung jenseits kollektiver Identitäten wie Nationalität angedeihen zu lassen, den Begriff einen neutralen Begriff werden zu lassen, aber nicht einen solchen, der nur vorgibt, dies zu sein und eine entsprechende Debatte tabuisiert. Heimat erscheint vielen als ein Ort von Vertrautheit. Viel eher ist aber an der Zeit, das Vertraute im vermeintlich Fremden zu betrachten und das verdrängte Fremde in sich selbst zuzulassen. Wer braucht dann noch so einen Begriff wie Heimat?


22 Heimat

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Strammes Programm Nach Außen gibt sich der Grazer Leopold-Stocker-Verlag neuerdings vor allem traditionsbewusst und unverdächtig: Ratgeber zur Obstbaumpflege oder Mutterkuhhaltung erwartet man von einem Agrarverlag. Der Tochterverlag publiziert jedoch weiterhin Literatur mit eindeutiger Schlagseite.

Text Herwig g. Höller

„Gigantische Visionen. Architektur

Auszug aus dem VerlagsProgramm Foto: Höller

Es ist in der Tat ein sehr eigenartiges Universum, das dieser Verlag aufspannt – zwischen Nazi-Esoterik und praktischen Tipps, wie man Menschen abknallt. Hinzu kommen Bücher über Spionage, etwa von Helmut Roewer, einem Ex-Chef des Thüringer Verfassungsschutzes, der wegen Ermittlungspannen im Zusammenhang mit den deutschen „Döner-Morden“ heftig kritisiert worden war. Bei Ares veröffentlicht aber auch der rechte FPÖ-Rand, Martin Graf und Barbara Rosenkranz. Hier erscheint auch die spröde Rechtsaußenzeitschrift Neue Ordnung. In der UB ist diese übrigens nicht frei zugänglich, die neuen Ausgaben sind in einem Büro versperrt und werden gegen Abgabe eines Ausweises ausgehändigt. Ausgaben der Zeitschrift seien, so erzählen UB-MitarbeiterInnen, häufig gestohlen worden.

und Hochtechnologie im Nationalsozialismus“, „Arktos. Der polare Mythos zwischen NS-Okkultismus und moderner Esoterik“, „Charakterwäsche. Die Re-Education der Deutschen und ihre bleibenden Auswirkungen“ aber vor allem „Wie man einen Militärputsch inszeniert“ oder „Sniper. Militärisches und polizeiliches Scharfschützenwissen kompakt“: Eigentlich könnte es man es fast mit der Angst zu tun bekommen, wenn man sich an der Universitätsbibliothek Graz die Produkte des Ares-Verlags ausborgt. Und bekäme man es gar mit VerfassungsschützerInnen zu tun, hätte man mit diesem Buchgepäck unter gewissen Umständen womöglich auch ein wenig Erklärungsbedarf.

Obwohl am Cover dieser Produkte stets der Name des griechischen Kriegsgottes prangt, verbirgt sich dahinter der Leopold-Stocker-Verlag. Es handelt sich dabei um eine jener Institutionen, die Graz seit Jahrzehnten den Ruf eines Zentrums der deutschsprachigen Rechtsaußenpublizistik eingebracht hat: 1917 von Leopold Stocker (18861950), einem Agraringenieur, gegründet, spezialisierte sich der Verlag auf landwirtschaftliche Fachliteratur. Gleichzeitig publizierte Stocker von Beginn an aber auch antisemitische Hetzschriften wie Karl Paumgarttens „Juda“ und später auch Hardcore-Nazipropaganda. Auch nach 1945 blieb man stramm rechts: Selbst nachdem David Irving wegen Wiederbetätigung in Österreich gesucht wurde, hatte man ein Werk des zeitweiligen HolocaustLeugners im Verlagsprogramm. Nichtsdestotrotz regnete es offizielle Anerkennungen, die auf steirische Initiativen zurückzuführen waren – die lokale ÖVP hatte zwischen den Landeshauptmännern Josef Krainer Senior und Josef Krainer Junior traditionell nie Berührungsängste mit Rechtsaußen: Noch 1992 wurde Wolfgangs Mutter Ilse Dvorak-Stocker (1922-2011) vom Bundespräsidenten zur Professorin und 1996 zur Bürgerin der Stadt Graz erklärt, 2002 folgte das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Nachdem der Verlag aber Anfang des vergangenen Jahrzehnts ob fragwürdiger Veröffentlichungen und Verbindungen nach ganz Rechts zunehmend politischer Kritik ausgesetzt war,


Heimat 23

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suchte Wolfgang Dvorak-Stocker die Flucht nach vorne. Einerseits lagerte er 2004 bisweilen fragwürdige historische, militärische und rechtsaußenesoterische Publikationen in den neuen Ares-Verlag aus. Im Unterschied zu landwirtschaftlichen Publikationen macht er damit aber keine Gewinne: Laut der letzten veröffentlichten Jahresbilanz hat Ares seit seiner Gründung mehr als eine halbe Million Euro an Verlusten kumuliert. 2006 entzog er politischen GegnerInnen schließlich eine weitere Angriffsfläche: Dvorak-Stocker verzichtete auf die von Josef Krainer Junior 1993 verliehene Ehre, das steiermärkische Landeswappen führen zu dürfen. Beide Schritte, Wappenverzicht und Ares-

Ausgliederung, lassen sich als Versuch interpretieren, wirtschaftlichen Kollateralschaden vom Stammhaus fernzuhalten. Im Landwirtschaftssektor zählt man nach wie vor zu den führenden österreichischen Verlagen. Dvorak-Stocker selbst erklärt nun gerne, dass er mit der NS-Ideologie nichts zu tun haben möchte. Er versucht sich als wehrhafter und rechter Katholik zu positionieren. Und er empörte sich über die islamophoben Äußerungen der FPÖ-Politikerin Susanne Winter und rief im Jänner 2008 sogar JournalistInnen an, um seinem Protest dagegen Ausdruck zu verschaffen. Gleichzeitig klagt er zivilrechtlich, wenn auch zumeist vergeblich, KritikerInnen, die polemisch auf

fragwürdige Publikationen seiner Verlage hinweisen. Und Dvorak-Stockers Neue Ordnung schreibt etwa davon, dass Gerd Honsik „wegen dissidenter Äußerungen zur Zeitgeschichte“ verurteilt worden sei. Eine deutliche Distanzierung von NS-WiederbetätigerInnen und Neonazis á la Honsik würde anders klingen. Aber auch eine Fehlstelle wirft Fragen auf: Obwohl Wolfgang DvorakStocker nunmehr bereits 15 Jahre den Verlag leitet und somit, wenn er es ernst meinte, auch Zeit gehabt hätte, gibt es nach wie vor keine kritische Aufarbeitung der Verlagsgeschichte mit einer umfassenden Publikation. Eine solche hatte der Firmenchef 2005 explizit für das Neunzigjahrjubiläum des Verlags im Jahr 2007 angekündigt. Passiert ist aber nichts.

Die Narbe meiner Mutter Zwischen den untersten Rippen zieht sie sich bis ins Zentrum des Bauches, mündet hier im Nabel. Sie erinnert an einen Stacheldraht, hautfarben, der mit der Haut verwachsen ist. Ohne dieses Wundmal wäre es nicht der Bauch meiner Mama. Die Narbe ist da seit ich denken kann, länger als meine kleine Schwester, länger als ich, sogar länger als Papa. Und schon als kleines Kind hab ich meine Mama gefragt, warum sie diese Narbe hat. „Vom Krampus“, hat sie gesagt und mir ihre Geschichte erzählt. Text & Fotos Julia Slamanig Es war Krampustag, der 5. Dezember 1976. Elfi war neun Jahre alt.

Anfang Dezember plagt ihre Geschwister und sie wie jedes Jahr ständig die Angst vor dem Krampus. Wenn sie nicht – wie von ihrer Mami aufgetragen – Holz holen, wenn sie nicht im Stall helfen oder die Schulaufgaben machen, droht die Mami immer: „Der Krampus kommt und nimmt dich mit in die Hölle!“ Und er kommt. Unaufgefordert tauchen sie auf, zwei Meter große Gestalten mit Masken wie Teufelsfratzen oder kleinere Figuren mit Kartons über dem Kopf, auf die Gesichter gemalt sind. Die Angst vor ihnen ist groß. Wer nicht davonkommt, wird

aus dem Haus gezerrt, mit der Rute gehauen, von lautem Gebrüll und Glockengeläut in Schrecken versetzt. Elfi ist das jüngste von sieben Kindern auf einem Bergbauernhof in Südkärnten. Zwei Buben und fünf Mädchen hat ihre Mami Maria zur Welt gebracht, die Jüngste neun, die Älteste neunundzwanzig. Im Stall stehen dreizehn Pferde und mindestens doppelt so viele Kühe. Alle müssen mit anpacken am Hof, Holz holen, Tiere füttern, die Stuten zum Hengst bringen – ohne Sattel durch die Wälder festgeklammert an der Pferdemähne. Es gibt wenig Lob, dafür umso mehr Tadel. Im Winter streiten sich die Kinder um den heißen


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Ziegelstein, den sie zum Wärmen mit ins Bett nehmen. Zur Krampuszeit möchten alle möglichst nahe bei Mami und Tati sein. Es ist sechs Uhr Abend am 5. Dezember 1976. Elfi ist mit den beiden jüngsten Geschwistern Luzi und Jakob im Stall. Aus Angst vor dem Krampus wollen sie nicht allein in der Stube bleiben, sind ständig hinter ihrer Mami her, hängen ihr am Rockzipfel. Die Eltern arbeiten im Stall. Sie füttern die Tiere. In dem langen, schmalen Gebäude stehen fünfundzwanzig, dreißig Kühe nebeneinander, braun weiß gefleckt. Es ist dunkel, Licht kommt nur von der Glühbirne an der Decke. In der Mitte wird die Kuhreihe von einem Durchgang mit Geländer unterbrochen. Ständig muss

jammert die Kleine. Sie kann nicht einatmen, nicht Luft holen. Maria zieht sie unter der Kuh hervor, schleppt ihre Jüngste zum Wasserbottich und gibt ihr zu trinken. Tati und die beiden Geschwister rennen zu ihr. Er trägt seine Tochter aus dem Stall über den Hof in die Stube. „Wir rufen die Rettung“, beschließt Tati, während er das Mädchen aufs Sofa bettet. Ein halber Meter Schnee und Eis bedecken die Straße. Das öffentliche Telefon hängt beim Nachbar, einen Kilometer weit entfernt. Tati macht sich zu Fuß auf den Weg. In der Zwischenzeit wäscht Mami ihr Mädchen und zieht sie an.

Raum mit Glasscheibe abgestellt. Ein Mann mit weißem Mundschutz bindet Beine und Arme des Mädchens am Bett fest. Sie kann sich kaum bewegen, fühlt sich eingesperrt und wehrlos. Der Assistent stülpt ihr einen Trichter über den Mund an dessen Ende ein Blasebalg ist. Elfi will das nicht, keinen Trichter, keine festgebundenen Glieder, kein Bett, kein Krankenhaus. Durch die Glasscheibe sieht sie ihren Tati und denkt nur: „Ich will raus. Ich will zum Tati.“ In diesem Moment drückt der Assistent den Trichter fest auf ihr Gesicht und pumpt den Blasebalg. Sie wird müde und schläft ein.

Über eine Stunde später betritt der Rettungswagenfahrer die Stube. Elfi zeigt ihm ihren Bauch. Rechts neben

Als das Mädchen aufwacht, steht Gerti am Bett, ihre zweitälteste Schwester. Unter Gertis Augen verläuft Wimperntusche. Tränen ziehen schwarze Spuren über ihre Wangen und die Schultern beben heftig. Elfi ist noch immer angebunden. In ihren Nasenlöchern, im Mund und neben dem Nabel stecken Schläuche. Auf dem Bauch haftet ein weißes riesengroßes Pflaster. Gerti setzt sich neben die kleine Schwester und hält ihre festgebundene Hand. Sie spürt den Puls, schnelles, heftiges Pochen. Einen grünweißgestreiften Rollkragenpulli, eine Strumpfhose und eine Puppe hat Gerti als Geschenk mitgebracht. Das Mädchen hat hohes Fieber, schläft wieder ein.

Heute ist meiner Mama klar, warum ihre Schwester so heftig geweint hat. „Wir wussten, dass sie sterben könnte“. man hier durch, um Heu für die Tiere zu holen. Elfi, Luzi und Jakob rennen im Stall herum. Sie tragen schwarze Gummistiefel. Schließlich ist der Bereich hinter den Kühen mit Kuhfladen übersät, die man in der Dunkelheit kaum sieht. Es schmatzt laut, wenn man in eine reintritt. Elfi piekst etwas Spitzes in den linken Fuß. Sie hat Heu in den Stiefel bekommen. Das Mädchen ärgert sich, bleibt im Durchgang zwischen den Kühen stehen und setzt sich aufs Geländer. Mit den Händen stützt sie sich dabei ab und versucht, mit dem einen Stiefel den anderen abzustreifen, um ihn auszuleeren. Der Stiefel steckt fest am Fuß, saugt sich fest. Elfi steigt mit dem rechten Stiefel auf die Ferse des linken, um ihn abzustreifen, fest. In diesem Moment verliert sie das Gleichgewicht, kippt nach hinten und rutscht unter die Kuh hinter ihr, zwischen den Vorder- und Hinterbeinen hindurch. Sie kommt unter dem Bauch zum Liegen. Das Tier erschrickt und springt mit den Hinterbeinen auf den Bauch des Mädchens, rechts neben dem Nabel. Elfi schreit laut auf, ihre Mami Maria rennt zu ihr hin. „Ich krieg keine Luft, ich krieg keine Luft“,

dem Nabel schwillt ein blauer, blutiger Fleck an. „Schaut nicht schlimm aus“, meint der Rettungswagenfahrer, „Sollen wir sie überhaupt ins Krankenhaus bringen?“ „Egal was ist, wir führen sie rauf!“, entgegnet ihr Tati laut, „und wenn nichts ist, dann können wir sie ja wieder heimbringen.“ Er hebt Elfi vom Sofa auf die Trage. Der Rettungswagenfahrer bindet sie fest. Quer über den Hof tragen sie das Mädchen bis zur Straße. Es war zu glatt, um mit dem Wagen bis zum Haus zu fahren. Der Weg ins Krankenhaus dauert lange. Elfi ist kalt, sie zittert und schwitzt zugleich. Über die gefährliche Fahrt wegen dem vielen Schnee und Eis auf der Straße sprechen ihr Tati und der Rettungswagenfahrer ständig. Im Krankenhaus angekommen wird die Kleine aus dem Wagen in ein Bett gehoben und zum Röntgen gebracht. Alles ist neu für sie und unbekannt. Nach dem Röntgen ändert sich die Mine der Menschen um sie herum. Die Ärzte und Assistenten flüstern miteinander, gestikulieren heftig und hektisch. Das Bett wird im Laufschritt durch die Gänge geschoben. Niemand spricht mehr mit Elfi. Sie wird in einem

Heute ist meiner Mama klar, warum ihre Schwester so heftig geweint hat. „Wir wussten, dass sie sterben könnte“, erinnert sich Gerti, „sie hatte innere Blutungen. Der Darm war geplatzt und ihr Bauch voll mit Blut. Nach einer langen Operation lag Elfi tagelang auf der Intensivstation.“ Eines wird sie ihrem Vater seit damals nie vergessen: „Wär mein Tati nicht so stur gewesen und hätt darauf bestanden, ins Krankenhaus zu fahren, wär ich heute nicht mehr hier.“ Heute spürt Mama keine Auswirkungen mehr. Einziges Überbleibsel ist die Narbe, ohne die sie kaum jemand kennt, nicht einmal ich.


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„Wer mir Kitsch unterstellt reibt am Watschenbaum.“ Sepp Forcher (81) ist seit 1986 Moderator der traditionellen Volksmusiksendung „Klingendes Österreich“ im ORF. Der gebürtige Südtiroler sprach im Libelle-Interview über Heimat, Volksmusik und Josef Cap.

Interview Franz Fuchs Fotos Romy Sigl

Libelle: Herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben für das Interview. Sie sind Moderator der Sendung „Klingendes Österreich“. Was bedeutet eigentlich der Begriff „Heimat“ für Sie? Forcher: Ja, Heimat, das kann man einfach beantworten. Dort, wo man sich wohl fühlt und – wenn man davon getrennt ist – immer Sehnsucht hat, dorthin zurückzukommen. Es ist nicht so einfach. Eine Definition von Heimat kann man von verschiedenen Seiten angehen. Für mich ist es einfach die Umgebung, in der ich mich wohlfühle. Wo Menschen sind, mit denen ich mich gut vertrag‘. Vor allen Dingen ist

es wichtig, dass – wenn man länger fort ist – man das Gefühl hat: Jetzt möch‘ ich wieder heim. Ich bin sehr viel und gern unterwegs. Seit vierzig Jahren sind wir zum Beispiel über Weihnachten wochenlang in der Schweiz – wunderschöne Berggegend in Graubünden. Wenn ich hier beim Fenster rausschau, sehe ich keine Berge. Aber ich weiß, dass sie da sind. Und wenn ich lange weg bin, fühl ich mich wieder ungeheuer wohl, wenn ich wieder daheim bin. Jetzt gibt‘s die Globalisierung, immer mehr Menschen ziehen herum. Lässt das nicht den

Begriff „Heimat“ verschwimmen? Kann man mehrere Heimaten haben? Also ich glaube nicht. Weil der Mensch, was seinen Platz in der Welt betrifft, nicht so sehr zur Promiskuität neigt. Ich bin Südtiroler und bin als Zehnjähriger mit meinen Eltern nach Salzburg gekommen, spreche aber heute noch, wenn ich nach Südtirol komme, meinen Heimatdialekt von damals. Aber ich bin nicht mehr „daheim“, wenn ich heute nach Südtirol komme. Ich fühle mich wohl, habe Verwandte dort, aber ich könnte nicht sagen, dass das meine zweite Heimat wäre.


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Wenn die Politik den Begriff „Heimat“ in den Mund nimmt, kommt das meist aus einer bestimmten politischen Richtung. Wird der Begriff heute missbraucht? Wenn man zum Beispiel an bestimmte Wahlplakate denkt. Forcher: Die Zeiten sind vorbei, wo man politisches Geschäft mit dem Begriff gemacht hat. Ich kann das verstehen, wenn‘s um landwirtschaftliche Erzeugnisse geht. Dass man sagt: Leute, denkt dran, ihr seid Steirer und Styria-Beef ist halt das beste Fleisch. Oder ihr seid Oberösterreicher, denkt an den Schärdinger-Käse. Aber dass man damit Wählerstimmen fangen kann, dafür ist meiner Meinung nach die Zeit nicht mehr gegeben. Es gibt ja schon Tendenzen in Richtung „Ausländer raus“. Das ist wieder etwas ganz anderes. Das hat sehr viel mit Neid zu tun. Weil jeder, der ungebeten zu uns kommt, uns – so glauben manche – ein Stück von der Heimat streitig macht. Dass

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Ihre Sendung zeigt Österreich in schönen Bildern. Besteht die Gefahr, dass man die Heimat etwas verkitscht? Wer mir unterstellt, dass ich Österreich verkitsche, reibt bei mir am Watschenbaum! (lacht) Die Volksmusik ist eine Musikform, ohne die eine Wiener Klassik gar nicht möglich gewesen wäre. Ein Schönberg, ein Webern, ein Bartok, ein Kodaly, ein Mahler hätten keine Note geschrieben, wenn‘s keine Volksmusik gegeben hätte. Mit ihrer Sendung waren Sie auch schon in Südtirol und Bayern. Könnten Sie sich vorstellen, dass Sie auch andere Länder bereisen? Dass man zum Beispiel Volkskultur in benachbarten Ländern zeigt? Nein. Warum ich nach Südtirol fahre, liegt in der Tiroler Landesverfassung begründet. Wo‘s im Artikel eins heißt: Südtirol ist ein unbeschadet politischer Grenzen ständiger Bestandteil des Landes Tirol. Und als Südtiroler ist das für mich eine Legitimation. Es war

„Wenn ich eine Menschenansammlung sehe, können Sie sich sicher sein, dass ich verschwinde. Das Bad in der Menge suche ich zu vermeiden, wo‘s nur geht“ der, der zu uns kommt, vielleicht seine Heimat verlassen hat und ungern verlassen hat, das wollen wir nicht so wahr haben. In der Zeitschrift „Datum“ ist ein Interview mit Ihnen, wo Sie sehr offen über Ihre Vergangenheit, die Hitlerjugend und die NS-Zeit sprechen. Glauben Sie, dass die Verführung der Jugend, die damals stattgefunden hat, heute wieder möglich wäre? Das ist immer möglich. Die schlechten Dinge, zu denen die Menschheit fähig ist, seit sie existiert, lassen sich immer wieder aufwecken. Da bin ich kein Zweckpessimist, sondern bin überzeugt davon. Es hängt nur von gewissen Konstellationen ab. Solange ein Volk im Wohlstand lebt, ist der einzige Feind die Dekadenz. Unter der leiden wir derzeit etwas, aber es ist noch erträglich. Nur, wenn‘s zu viele Arbeitslose gibt, wenn soziales Elend dazukommt, dann ist der Demagogie wieder Tür und Tor geöffnet.

meine Bedingung, als ich mit „Klingendes Österreich“ angefangen habe, einmal im Jahr nach Südtirol zu fahren. Das ist die Verbeugung vor meiner alten Heimat. Bayern hat historische Gründe. Wenn man bedenkt, dass das Innviertel vor 250 Jahren noch zu Bayern gehörte und der Rupertiwinkel vor 200 Jahren zu Salzburg, dann bekommt man einen anderen Blick. Oder Passau: der Passauer Bischof war ein Suffragan des Salzburger Erzbischofs. Ich könnte mir Slowenien vorstellen mit der Krainer-Musik. Ich war in Slowenien und zwar in den Steiner Alpen. Das war ja das Kronland Krain. Bergsteigen war ich natürlich auch in den Julischen Alpen. Dort kenne ich eine Gruppe, die diese Oberkrainische Musik machen, die ich sehr schätze – allerdings nicht, wenn sie singen. Gesungen ist das ein furchtbarer Slang und hat viel beigetragen zum Missverständnis der Volksmusik und Entstehung der volkstümlichen Musik.

Wir haben über Heimat und nationale Kultur gesprochen. Vereint oder trennt das mehr? Man darf das nicht so großzügig, so universitär betrachten. Man braucht nur an ein Tal bei uns in den Alpen denken, wo der eine Ort schon anders spricht als der Nachbarort. Wo die Idiome von Ort zu Ort unterschiedlich sind, wo Vorurteile ewig sind. Wo man sagt: mit den Kindern von dem Nachbarn brauchst du nicht spielen, weil der hat mit unserem Großvater mal irgendeine Gemeinheit gehabt. Dieses kleinräumige Denken wird nur zugedeckt durch die kirchliche Tradition. Wenn man in einer Musikgruppe ist, sieht man viel von der Welt. Das ist doch eigentlich ein verbindendes Element. Musik ist im besten Sinne eine Weltschöpfung, eine Gottesgabe sondergleichen, in jeder Form. Da lass ich auch die volkstümliche Musik, die im „Klingenden Österreich“ keinen Eingang findet, gelten, als verbindendes Glied. „Klingendes Österreich“ ist eigentlich eine Sendung, die im heutigen Fernsehen nicht funktionieren dürfte. Sie ist unaufgeregt, mit langen Kamerafahrten, bodenständig und nimmt sich die Zeit – sie ist nicht hektisch. War es schwierig, das Konzept umzusetzen? Es ist ja seit 1986 mehr oder weniger gleich. In den ersten fünf Jahren haben noch viel mehr Leute mitgeredet. Seit 21 oder 22 Jahren habe hauptsächlich ich das Sagen und da geschieht eben das, was ich mir vorstelle. Die Texte, die von mir gesprochen werden, sind meine Texte, die auch nicht vorgeschrieben werden. Der Text muss aus dir selbst kommen und als Vater muss er deine Überzeugung und dein Wissen haben. Das ist nicht für jeden so leicht. Man muss sich identifizieren – das tue ich im weitesten Sinn mit Österreich, weil ich begeisterter und überzeugter Österreicher bin. Ich finde, all das, was von mir gezeigt wird, hat Authentizität. Auch, was ich dazu sage. Und genauso ist es mit der Volksmusik. Die langen Kamerafahrten und mein langsames Sprechen braucht man, damit die Leute mitkommen. Sie müssen überlegen: wenn jemand schnell spricht, was bleibt da im Hirn hängen? Genauso viel, wie ausgesagt wurde: ein Schaas!


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„Klingendes Österreich“ richtet sich nicht dezidiert an ein jüngeres Publikum. Vor dem Interview fragte ich jüngere Leute über Sie: Jeder kennt Sie, sie haben große Sympathien, keiner sagt was Schlechtes über Sie. Woher kommt das? Das begegnet mir oft und macht mich sehr zufrieden. Mich sprechen die Leute nicht schulterklopfend an, sondern mit freundlichem Respekt. Das ist das Höchste, was einem passieren kann. Besser kann‘s dir nicht gehen! Ich denke, jeder Politiker beneidet mich darum. Das ist Popularität. Dessen bin ich mir schon bewusst, obwohl ich nicht danach geiere. Wenn ich eine Menschenansammlung sehe, können Sie sich sicher sein, dass ich verschwinde. Das Bad in der Menge suche ich zu vermeiden, wo‘s nur geht. Und die Helli, meine Frau, passt immer auf, wenn wir irgendwo sind und es kommt ein Autobus, sagt sie: So Alter, jetzt musst‘ verschwinden! Es ist ja nett, die Leute haben eine Freude mit mir, aber alles hält man doch nicht aus.

wurden selten benutzt, aber abgestaubt hat man sie und die Regale wurden damit geschmückt, aber es steht alles drin. Es gibt auch heute kein Computersystem, in dem mehr drinsteht, als im Großen Brockhaus. Aber für den Gebrauch musstest du ins Wohnzimmer gehen, die Glastüren aufmachen, den großen Band runterfassen, nachschlagen – das ist ein Handling, das sehr umständlich ist. Und heute geht‘s mit einem Plättchen, da fährt man mit dem Finger drauf herum und man hat die Information. Zwei Minuten später hat man aber wieder eine ganz andere Information – und diese Fülle stimmt

Forcher: Natürlich, aber das kann ich nicht sagen. So viele Bücher, wie ich gelesen hab, wird selten jemand gelesen haben. Meine Beobachtungen sind diese Überfülle an Information. Da muss man differenzieren können! Wenn das einmal in die falschen Hände kommt, na frage nicht! Da kannst du anfangen, dich zu fürchten! Sie haben in Ihrem Leben schon so viel erreicht. Wovon träumen Sie? Früher hätte man gesagt: Von einer guten Sterbestunde! Aber das tu ich nicht! Ich bin immer noch einer, der verwirklichen möchte. Ich hab mei-

Sie haben‘s erwähnt: Die Politiker beneiden Sie. Ich fand ein Interview mit Josef Cap, in dem er Sie als „österreichische Kulturidentität“ bezeichnet. Ich schätze ihn sehr. Wird sind uns schon begegnet und ich war ganz verblüfft, weil ich zu ihm gesagt hab: Herr Cap, Sie werden einer der wenigen sein, die meine Sendung nicht kennen. Da hat er geantwortet: Täuschen Sie sich nicht! Der weiß, was gut für Österreich ist. Was man so hört, sind Sie nicht nur begeisterter Österreicher, sondern auch begeisterter Europäer. Absolut! Ich bin immer gegen Vorurteile gewesen. Ich bereise heute noch Europa mit Begeisterung – ich möchte nicht darüber hinaus. Was man halt so in Nepal und in Ladakh und in Bhutan war – aber sonst bin ich mit Europa höchst zufrieden. Sie haben eine bewegende Lebensgeschichte. Was würden Sie aus Ihrer Erfahrung heraus heute jungen Menschen raten? Einerseits tun mir die jungen Leute ja fast leid, weil sie unter einer Überfülle von Information leiden. Deren Großeltern waren ja stolz, wenn sie alle Bände des Brockhaus erwerben konnten. Sie

Sepp Forcher mit Seiner Frau Helli in der stube „Neugierig sein und eine Freude haben damit“

mich bedenklich. Im Wesentlichen ist es aber diese Überfülle an elektronischem Drumherum, das heute unser Wissen eher beeinträchtigt als fördert. Ich hab viele gute Gedanken in meinem Leben gehabt und die besten sind mir gekommen, wenn ich stundenlang am Berg unterwegs war, wo man nichts hat zum Herumspielen. Die heutige Jugend, die nicht besser und nicht schlechter ist wie alle Jugenden vor ihr, wird aber auch mit dem fertig werden. Ich wünsche der heutigen Jugend nur das eine: Dass sie sich bewusst ist, dass wir im Frieden leben! Das hatte keine Jugend vorher. Einwurf Helli: Und das sie wieder anfangen zu lesen!

nen Terminkalender, da steht für heuer drin: im März Kappadokien, im April Barcelona über Land – und ich muss immer die Strecken suchen, die ich noch nicht kenne. Aber das ist in Österreich für mich immer schwieriger, da muss ich Slalom fahren. Ich muss ja neugierig sein und eine Freude haben damit.


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27.900.000*

* Einspielergebnis von „König der Löwen 3D“ am ersten Startwochenende alleine in den USA. Quelle: Spiegel-Online (http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,787006,00.html) Foto: Ltshears / commons.wikimedia.org / CC-BY-SA 3.0

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Diagonale 2012

Das Festival des österreichischen Films Theater

Impro in der Brücke „Lasst ihnen ihre Seele.“

Der etwas andere Reisebericht mit Schwerpunkt Fotografie. Kolumnen & Comic & 10 Tipps

Heimat für Musik & Nerds, geteiltes Sexleben,Top-WG-Casting und Frühling

Berlin

Die diesjährigen Internationalen Filmfestspiele Berlinale warteten mit einem Trash-Juwel auf: Als absurd-komisches Actionspektakel scharrt die Dark Fiction-Crowdfunding-Produktion mit „Iron Sky“ die Nerds aller Länder um sich – die lechzend darauf warten, was passiert, wenn 2018 Nazis die Erde von ihrem Mondstützpunkt „Schwarze Sonne“ attackieren. Obwohl (oder sogar weil) dies keine Hollywoodproduktion ist, wurden die Trailer vor der Filmpremiere 8 Millionen Mal angeklickt und die Facebook-Seite zählt mittlerweile um die 100.000 Fans.

Annenviertel

Die Ausstellung „Schauplatz Annenviertel“ im Grazer Stadtmuseum widment sich der Verteilung von Ressourcen, Teilnahme und Nutzung des öffentlichen Raumes. Dabei wird gezeigt, wie das Annenviertel den städtischen Transformationsprozess erlebt und erlebt hat, sei es im wirtschaftlichen, infrastrukturellen oder zwischenmenschlichen Bereich. Verschiedene Initiativen und Organisationen unterstützen dieses Projekt. Dazu verlosen wir 3x2 Eintrittskarten. Das Gewinnspiel läuft bis 18. März; einfach eine E-Mail an gewinnspiel@oehunigraz.at

Island

Wer beim Essen ungestört sein will und eine Abneigung gegenüber großen Restaurants pflegt, findet in Island jetzt sein Glück. Das „Eldhús“ ist mit seinen Abmessungen von knapp 2x4 Metern nicht nur die kleinste Gaststätte Islands, sondern wohl der ganzen Welt. Auch ist das Gourmettempelchen mobil: Geplant ist in ganz Island herumzuziehen um TouristInnen das spezielle – manchmal gewöhnungsbedürftige – isländische Essen näherzubringen. Anmeldungen für max. sechs Gäste je Abend nimmt die Website inspiredbyiceland.com entgegen.


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Mit GEWINNSPIEL

Diagonale 2012: Mutig & Streitbar Sechs Tage Film, Diskussionen, Ausstellungen, Konzerte und DJ-Lines erwarten die Besucher/innen der Diagonale heuer von 20.–25. März in Graz. Ob Kurz- oder Lang-, von Spiel- über Dokumentar- bis zu Experimentalfilm – auch heuer präsentiert sich das Festival des österreichischen Films betont vielschichtig.

Text Diagonale Interessant erweist sich zum Bei-

spiel Gabriele Mathes’ aktueller Kurzspielfilm Flaschenpost, der in Graz als Uraufführung gezeigt wird. Wie in einer Glasflasche haben Aufnahmen der Filmemacherin aus den 1980er Jahren im Schutz einer alten HomevideoKamera ins Heute überdauert. Mathes montiert die Aufnahmen aus vergangenem Alltag, Anti-Waldheimdemos und Studierendenprotesten zu einer filmischen Reflexion über ihre damalige Beziehung und deren ungewöhnlich heftiges Ende. Private Geschichte trifft hier auf Zeitdokument, gewitzt zusammengehalten von den Erzählungen der Filmemacherin selbst. Auch Clara Sterns Festivalbeitrag Die Inseln, die wir sind behandelt das Ende einer Beziehung – allerdings etwas weniger drastisch. Zurück in Wien blickt die Hauptdarstellerin, gespielt von Nachwuchstalent Emily Cox (Die Vaterlosen), zurück auf die gemeinsame Zeit mit Liza in Amsterdam. Sehnsüchtig begibt sie sich noch einmal in die Stadt ihres Erasmus-Jahres, um zu erfahren, dass sich die Uhr nicht zurückdrehen lässt, manche Gefühlszustände einfach unwiederbringlich zurückgelassen werden müssen. Die Inseln, die wir sind wird gemeinsam mit Flaschenpost und Maximilian Liebichs Das Labyrinth unter der Sonne im Kurz-

spielfilmprogramm 2 zu sehen sein. Liebich, im Vorjahr ausgezeichnet mit dem Preis für den besten Nachwuchsfilm, begleitet ein junges Mädchen bei ihren Erkundungen im Wald. Selbstvergessen verlieren sich Protagonistin und Bild in der Tiefe der mystischen Licht- und Schattenwelt. Ein Highlight in der diesjährigen

Langspielfilm-Sektion ist Stillleben von Regisseur Sebastian Meise. Protagonist Bernhard ertappt darin seinen Vater beim Bordellbesuch und kommt dessen pädophilen Gefühlen für die eigene Tochter auf die Schliche. Parallel zu den Dreharbeiten zu diesem mutigen Langfilmdebüt hat das Team um Regisseur Sebastian Meise den Dokumentarfilm Outing realisiert und darin einen jungen pädophilen Mann über Jahre hinweg begleitet. Seit seinem 15. Lebensjahr weiß der Protagonist von seiner Veranlagung, deren Ausleben er aber strikt verweigert. Mit zunehmender Filmdauer verschwimmen die selbst auferlegten Grenzen, die er sich hinsichtlich des Umgangs mit Minderjährigen gesteckt hat. Er bricht sein Schweigen, stellvertretend für rund 250.000 Personen, die laut Studien alleine in Deutschland mit pädosexuellen Präferenzen leben ohne jemals übergriffig zu werden. Beide Filme von Regisseur Meise sind im Auswahl-

programm der Diagonale vertreten. Neben Outing zeugt eine Vielzahl von Arbeiten von der bemerkenswerten Qualität des dokumentarischen Filmschaffens in Österreich. Eine davon porträtiert das streitbare Regie-Enfant terrible Peter Kern, dessen aktueller Spielfilm Glaube, Liebe, Tod bereits auf der Berlinale gefeiert wurde und auch im Diagonale-Programm vertreten ist. Kern thematisiert die ungewöhnliche Biografie des Wiener Filmemachers und seine Einstellung zu Politik, Leben und filmischer Ausdrucksweise. Seit Jahren erfreuen sich bei der

Diagonale auch die kurzen dokumentarischen Formate regen Publikumsinteresses. Insgesamt 5 Kurzdokumentarfilmprogramme versammeln 11 Arbeiten unter 60 Minuten Spielzeit, darunter auch Das persische Krokodil von Houchang Allahyari (Bock for President). Allahyari beobachtet eine ungewöhnliche Auseinandersetzung ungleicher Rivalen: Zwei Wildfänger bemühen sich um die Rettung eines in einer Wasserzisterne gefangenen Krokodils, das die eigentlichen Retter naturgemäß als Bedrohung wahrnimmt. Ein ungewöhnlich respektvolles Kräfteringen Mensch gegen Tier nimmt seinen Lauf – und mitunter komische Wendungen.


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Libelle März 2012

Foto: Aus dem FILM „Stillleben“ © Freibeuterfilm

Auch bei Regisseur Nikolaus Geyrhalter steht wieder das genaue Beobachten des Alltags im Vordergrund. Nachdem er das Diagonale-Eröffnungspublikum im Vorjahr mit dem bildgewaltigen Film-Essay Abendland begeistern konnte, präsentiert er 2012 seinen neuesten Film Donauspital als Weltpremiere. Dieses Mal richtet er seinen konzentrierten Blick auf das Wiener SMZ Ost und die Vorgänge im Inneren des faszinierenden Mikrokosmos. Gewohnt kommentarlos verfolgen wir die routinierten Abläufe im hoch technologisierten Krankenhausbetrieb – zwischen OP-Tisch, Hubschrauberlandeplatz und Kantine. Als internationaler Filmgast der Diagonale wird 2012 der bedeutende israelische Dokumentarfilmemacher Avi Mograbi erwartet. Neben einer exklusiven, begehbaren Installation in der Grazer ESC im LABOR werden sämtliche seiner Langfilme und ein Querschnitt seines Kurzfilmschaffens zur Aufführung kommen. Die diesjährige Personale ist dem österreichischen Avantgardefilmemacher Ferry Radax gewidmet. In seinen 60 Schaffensjahren hat Radax knapp 130 Filme realisiert. Gemeinsam ist ihnen das radikale Unterlaufen von Erwartungshaltungen und der Wille zum Experiment, der dem 80-jährigen Film-Solitär bis heute attestiert werden kann. Die Retro-

spektive im Rahmen der Diagonale ist eine seltene Gelegenheit das Kino Radax’ in der Fülle seiner Ausdrucksformen kennenzulernen. Der Filmemacher wird in Graz anwesend sein. Neben der natürlich zentralen Film-

schau bietet die Diagonale außerdem ein breit gefächertes Angebot an Diskussionsveranstaltungen und Partys. So zum Beispiel im Rahmen der allabendlichen Nightline in der Grazer Postgarage mit einem Livekonzert von Lonely Drifter Karen und dem Live Film Konzert „Fool’s Island Project“. Auch dafür muss im Rahmen eines Festivals schließlich Platz sein. Es freut uns ganz besonders, dass wir auch in diesem Jahr fünf Goodies zur Verfügung gestellt bekommen haben. Die Libelle verlost in Kooperation mit der Diagonale folgende Preise: 1. Preis:

1 x 6er Block für die Diagonale 2012 (max. 2 Tickets pro Vorstellung) 2. Preis:

1 Falter-Halbjahres-Abo 3. Preis:

1 x 2 Diagonale Tickets + 1 Katalog 4. Preis:

ein Jahresabo von „the gap“ 5. Preis:

1 Falter Tasche

Das alles gibt’s natürlich nicht geschenkt, sondern ist mit einer kniffligen Gewinnfrage verbunden. (Diese lässt sich aber durch einen Besuch auf der Diagonale-Homepage sehr schnell lösen). Gewinnfrage:

Wie heißt die Regisseurin des letztjährigen Diagonale-Preisträgerfilms „Die Vaterlosen“? Die Antwort bitte bis spätestens Sonntag, 18. März 2012 per E-Mail mit dem Betreff „Diagonale 2012“ an gewinnspiel@oehunigraz.at senden. Die Preise werden unter den richtigen Einsendungen verlost. Die Verständigung der GewinnerInnen erfolgt per E-Mail. Alle Infos zur Diagonale 2012 unter www.diagonale.at. Das detaillierte Filmprogramm wird am 9. März bekanntgegeben. Programminfos & Tickets: 0316 822 81 822 – der Ticket-Vorverkauf startet am 14. März.


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Impro in der Brücke TEXT Kulturreferat ÖH Uni Graz

Jeden Mittwoch findet in der Brücke die Reihe „Impro in der Brücke“ statt, wo abwechselnd das Theater Stockwerk, blankTon und das theater mobil zu sehen sind. Neu ist, dass auch sogenannte Newcomer der Grazer Improtheaterszene geladen sind, um ihr Können dem Publikum zu präsentieren. Diese Woche waren „Hubers Erben“ an der Reihe, der erste Auftritt für die junge, achtköpfige Gruppe. Moderiert und musikalisch begleitet wurde der Abend von Mitgliedern aus dem Theater Stockwerk. Nach einer kurzen Einführung der ModeratorInnen, die dem Publikum die „Spielregeln“ des Abends erklärten, ging es los. Keineswegs war es ein Stück, bei dem man sich zurücklehnt und sich berieseln lässt. Das Publikum war gefordert, sich am Geschehen aktiv zu beteiligen. Schon vor Beginn wurden die BesucherInnen nach Orten und Sätzen gefragt, die dann später von der Moderation zur Gestaltung der Szenen verwendet wurden. Dies zog sich durch den gesamten Abend und sorgte für eine heitere und gelöste Stimmung. Die SchauspielerInnen setzten die Einwürfe aus dem Publikum spontan um und daraus entstanden alle möglichen und unmöglichen, realistischen und unrealistischen, traurige wie heitere Szenen. Platz ist für alles: Jeder Einfall und jede Idee darf vorgetragen werden. Das Improtheater lebt vom Input des Publikums und in der Interaktion der SpielerInnen und dem Publikum entsteht dauerhaft Neues. In Kooperation mit Das andere Theater stellt die Libelle in jeder Ausgabe eines der zahlreichen Freien Theater in Graz vor. Den Spielplan der Freien Theater und weitere Infos findet ihr unter www.dasanderetheater.at.

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„Lasst ihnen ihre Seele.“ Der etwas andere Reisebericht. Schwerpunkt: Fotografie.

Text & Fotos Ruperta M. Steinwender

Während meines mehrjährigen Aufenthaltes in Mexiko hatte ich die Möglichkeit, viel durch das Land zu reisen, auch abseits von touristischen Pfaden. Infolgedessen lernte ich nicht nur Land, sondern auch einzelne Menschen, Bräuche und Sitten näher kennen. Meine Reiseziele waren Destinationen, die mir mexikanische ArbeitskollegInnen und hiesige Freunde empfohlen haben. So konnte ich den einen oder anderen Winkel Mexikos für mich entdecken und schätzen lernen. Eines Tages verschlug es mich in ein Bergdorf, das keineswegs unbekannt ist. Es nennt sich San Cristobál de las Casas, kurz San Cristobál. Für mich persönlich eines der schönsten Dörfer Mexikos. Für unsere österreichischen Größenordnungsverhältnisse vielleicht auch eine Stadt: Rund 140.000 Einwohner-Innen leben in dieser auf 2100 m Höhe gelegenen „Dorfstadt“, die im zentralen Hochland Chiapas liegt. Chiapas wiederum befindet sich im Südosten Mexikos, an der Grenze zu Guatemala. Für MexikotouristInnen ein unverzichtbarer Halt auf dem Weg von

Mexiko Stadt Richtung mexikanischer Karibik. In San Cristobál angekommen, hatte ich meine Kamera schon gezückt und begann unbekümmert darauf los zu knipsen. Die Kolonialarchitektur ist beeindruckend schön. Das Bunte in den Straßen erscheint schon fast kitschig und die Gerüche sind berauschend. Es duftet nach frisch gemahlenem Kaffee, getrockneten Kräutern, Tacos und gekochtem Mais. Meine Kamera lechzte nach dem Foto des Tages. All diese Eindrücke mussten bildlich festgehalten werden. Ein Augenblick nach dem anderen wurde in meiner Kamera eingefangen. Obwohl ich beim Fotografieren von fremden Menschen von Natur aus zurückhaltend bin, scheute ich mich in diesem Moment nicht, die Geschichten der indigenen Bevölkerung Chiapas einzufangen. Besser gesagt: ihre Gesichter. Und ihre unverwechselbaren Gesichtsausdrücke. Diese Augen, die ganze Geschichtsbücher füllen könnten. Unerwartet wird es laut um mich herum. Die Dorfbewoh-

ner und Dorfbewohnerinnen wenden sich von mir ab. Es wird immer lauter. In dieser Geräuschlawine vermittelten mir einige der DorfbewohnerInnen mit Bestimmtheit, meine Kamera wegzustecken. Was geschah um mich herum? Es gibt indigene Stämme im Hochland Chiapas, die davon ausgehen, dass man ihnen ihre Seele stiehlt, wenn man sie fotografiert. Andere DorfbewohnerInnen, die keine Angst haben, dass ihre Seele gestohlen wird, nutzen dies, um ihren Geldbeutel etwas aufzubessern. Das heißt, ein Foto für rund 50 Cent. Dies wiederum bedeutet, in Bilder festgehaltene Erinnerungen können bei einem mehrtägigen Aufenthalt etwas teuer werden. Als fotografierende/r TouristIn sollte man ohnehin mit dem Fotoapparat sehr sensibel umgehen und nicht mit der „Brechstange“ versuchen die DorfbewohnerInnen zu fotografieren und sie in ihrer Privatsphäre belästigen. Hier muss jeder Gast selbst die Entscheidung treffen.


34 pop

Libelle März 2012

Musik

Nerd

Text Manuel Borovsky

Text Herwig Riedl

Text Karla Bro‘Show

Am 26. Mai dieses Jahres findet der zum 57. Mal ausgetragene Eurovision Song Contest in Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans, statt. Wo im Alltag gerne mal die Menschenrechte mit Füßen getreten werden, wird an diesem Tag also das „Beste“ der europäischen Musik auf unsere Ohren losgelassen. Für Österreich treten die Trackshittaz mit „Woki mit deim Popo“ an, nachdem sie sich im Vorjahr noch Nadine Beiler geschlagen geben mussten. Der Song ist typisch Lukas Plöchl – er spaltet mit Sicherheit auch die europäischen ZuseherInnen. Die Wahl an sich ist mutig und es hätte Schlimmeres passieren können, als dass in Baku Party gemacht wird.

In welcher Heimat fühlt sich ein Nerdchen wohl? Welches fiktive Universum erfüllt das Nerdherz mit unendlicher Sehnsucht? In den USA sind gerade zwei fiktive Welten unausweichlich: Steampunk und Doctor Who.

Eine der vielen Lebensumstände, die das Studierendenleben so mit sich bringt sind Wohngemeinschaften. Mit Menschen zusammen zu leben bringt mannigfaltige Vorteile, die nicht zuletzt darin bestehen, Essen zu „borgen“ oder Zahnpasta mitzubenutzen. Auch haben die MitbewohnerInnen meist ein offenes Ohr (oder zumindest ein kühles Bier) für Probleme. Es ist jemand da und im Gegensatz zu Zimmerpflanzen vertrocknen MitwohnerInnen nicht so schnell.

Kolumne

Musikalisch wahrscheinlich bedeutsamer ist der seit 2004 jährlich ausgetragene ProtestSongContest im Wiener Rabenhoftheater. Bewertet werden Lieder, die sich mit (gesellschafts-)politischen Themen wie Umweltschutz, Überwachungsstaat, Globalisierung oder AusländerInnenfeindlichkeit beschäftigen. Unter den TeilnehmerInnen waren in den vergangenen Jahren auch schon der großartige Binder-Krieglstein, Christoph und Lollo sowie Rainer von Vielen. Heuer trug eine Band mit dem sensationellen Namen Rotzpipn & Das Simmeringer Faustwatschenorchester den Sieg davon, die mit „Hymne 2.0“ eine laut eigener Aussage besonders „schiache“ Hymne kreieren wollte. Herausgekommen ist ein sozialkritisches Machwerk, das mit Textzeilen wie „Land der Kellerkinderzimmer, Stenzeltown und Komatrinker / schunkeln hinterm Gartenzaun, ins ORF-Loch einischaun“ zum Schmunzeln und Nachdenken anregt. Auch „Wie hat die Börse reagiert“ von Wait for the B-Side, it´s better kann sich hören lassen.

Kolumne

Im Eiltempo hat der 11. Schauspieler in der Rolle des Time Lord, der schlaksige Dandy Matt Smith, die Nerds und Geeks der United States verzaubert. Waren doch SciFi-Serien im Programm amerikanischer Sender mit der Lupe zu suchen und die Kids starrten mit traurigen Augen in ihre Flimmerkisten, wartend auf dass sich die Leere in ihren Geekherzln fülle. BBC America erhörte das Leiden und brachte den quirligen und verspielten Doctor in die Staaten. Die vernachlässigten SciFi-Fans hatten eine neue Heimat – und der Hype konnte starten. Einen vollkommen anderen Weg beschreibt unser zweiter Hype. Bau dir deine Fantasieheimat einfach selbst: Aus Zahnrädern und Dampfmaschinen basteln sich die TüftlerInnen einfach ihre Jules-Verne-Kitschwelt. Tastaturen werden durch alte Schreibmaschinen ersetzt, Hochräder zum Pendeln ins College verwendet und der Zylinder als bevorzugte Kopfbedeckung wiederentdeckt. Hauptsache selber gemacht und Retro-Chic. Doch welche fiktive Welt ist für mich mein heimlicher Favorit? Eine Runde durch Raum und Zeit im TRADIS? Auf Deep Space Nine im Quark‘s einen trinken? In Kings Landing mit Tyrion in die Schlacht ziehen? Nein, keine dieser fiktiven Welten erfüllt mein Nerdherz mit so viel Freude wie ein Ort: Für mich wird es immer der Midbulk transport, standard radion-accelerator core, classcode 03-K64, Firefly bleiben. „Ship like this, be with ya ‚til the day you die.”

Sex

Kolumne

Leider verschwinden sie aber auch nicht, wenn man sie nicht da haben will. So sitzen sie in Wohnzimmern, wenn jemand zum „DVD-Abend“ kommt, besetzen Badezimmer, die eigentlich mit Rosen dekoriert werden sollten oder lungern in Küchen, in denen Liebesmahle zubereitet werden. Sie sind sozusagen die Ersatzeltern, die sich in dein (Sexual-)Leben einmischen. Und spätestens wenn sie entnervt an Zimmer klopfen, in denen gerade etwas anderes geklopft wird, kommen die ersten Gedanken an die eigenen 4 Wände auf. Als Single steht somit der eigene Lebenswandel unter Beobachtung. Und vor allem Frauen werden hier von männlichen Mitbewohnern kritisch beäugt, wenn am Sonntagmorgen der Aufriss vom Vorabend aus dem Zimmer schleicht, denn es gilt immer noch: Jungs mit wechselnden Geschlechtspartnerinnen: voll cool, Mädchen: Schlampen. Dass im 21. Jahrhundert Frauen ein Recht auf selbstbestimmte Sexualität haben, scheint dabei in Vergessenheit zu geraten. Oder vielleicht ist es nur der Neid in den unfreiwillig zölibatären Wohnungsbereichen?


pop 35

Libelle März 2012

10 Tipps festzustellen,

1

Die freien Fahrradständer an der Uni werden wieder knapp.

2

Auf den Campuswiesen liegen keine Schneemassen, sondern Studierende.

3

4

Im Stadtpark sprießen nicht nur Blumen zwischen den Bäumen, sondern auch Slacklines. Winterschlaf paart sich mit Frühjahrsmüdigkeit.

5

6

7

dass der Frühling nach Graz kommt.

Der emotionalen Diskussion ob Raucher- oder NichtraucherLokal bietet sich plötzlich der Kompromiss „Gastgarten“ an.

8

Modisch ersetzt die „Single-TShirt-Solution“ den Zwiebellook.

9

Neo-GrazerInnen entdecken, dass der Himmel hier auch Blau sein kann.

Bus & Bim glänzen mit kaum geglaubten Platzangebot (bis zum nächsten Regentag).

10

Die häufigste Verletzung ist nicht mehr „auf Eisplatte ausgerutscht“ sondern „im Stadtpark von Frisbee getroffen“.

Liegengebliebenen UniviertelBesucherInnen droht nicht mehr der Kältetod.

impressum Medieninhaberin, Herausgeberin und Verlegerin: Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft an der Universität Graz Schubertstraße 6a, 8010 Graz Tel: 0316 380 2900; vorsitz@oehunigraz.at

Redaktion: Franz Fuchs (Chefredakteur), Martina Winkler, Patrick Kloiber Layout: Franz Fuchs und Beatrix Lorber Druck: Universitätsdruckerei Klampfer Lektorat: Bettina Pint

Dank an: Katharina Kiss, Anna Hutter, Kathrin Quatember Kontakt zur Redaktion: presse@oehunigraz.at www.libelle.me


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