Libelle Oktober 2011

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Znr 05z76725950 Verlagspostamt 8010 Graz

Libelle Die Zeitschrift der ÖH Uni Graz

Interview Rektorin Christa Neuper Streitgespräch Zugangsbeschränkungen Occupy Tel Aviv Campen für Gerechtigkeit BRettspiel Go statt Schach

Wir können auch anders. Schwerpunkt Veränderung

Oktober 2011


Universalmuseum Joanneum

Studierenden-Tag am 7. November im Kunsthaus Graz

Ein besonderes Angebot zum Semesterbeginn: Die Jahreskarte 2012 schon jetzt an allen Kassen des Universalmuseums Joanneum erwerben und ab sofort nutzen – für Studierende unter 27 Jahren um einmalige 21 € Leistungen: Vol • 15 Monate lang freier Eintritt in alle Ausstellungen Prog les • Bis zu 10% Ermäßigung auf alle Artikel ramm z der Museumsshops Vort um eilsp • Zusendung des Monatsprogramms reis • Kostenlose Mitgliedschaft im Club Kunsthaus • Monat für Monat ein neuer exklusiver Jahreskarten-Bonus Kunsthaus Graz • Schloss Eggenberg • Landeszeughaus • Volkskundemuseum • Museum im Palais • Joanneumsviertel mit Neuer Galerie Graz und Multimedialen Sammlungen • Schloss Trautenfels • Jagdmuseum und Landwirtschaftsmuseum Schloss Stainz • Österreichischer Skulpturenpark Und so bekommst Du Deine Jahreskarte: Bis 31.10.2011 Anmeldeformular an allen Kassen des Universalmuseums Joanneum ausfüllen und 21 € bezahlen. (Achtung: Studierendenausweis mitbringen, Angebot gilt nur für unter 27-Jährige.) Save the dates! Club Kunsthaus Exkursion zur Biennale Venedig von 04.–05.11.2011

12–20 Uhr, Kunsthaus Graz, Camera Austria, Eintritt und Teilnahme an allen Angeboten kostenlos!

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Sondertermine für Führungen von Gruppen gegen Voranmeldung möglich.

Es ist wieder soweit – nimm dir Zeit für den exklusiven Studierenden-Tag im Kunsthaus Graz! Am Montag, 07. November 2011, öffnen wir unser Haus mit einem spannenden Spezialprogramm kostenlos für alle Studierenden und Mitarbeiter/innen aller Grazer Universitäten. Nutz die Gelegenheit, abseits des Uni-Betriebs Vorder- und Hintergründiges über das Kunsthaus Graz und seine Ausstellungen zu erfahren! Programm: 12 Uhr: Rundgang Architektur 13 Uhr: Im Untergrund - Hightech Kunsthaus Graz 14 Uhr: Das Haus der Architektur mit Eva Guttmann 15 Uhr: Science Talk: Ai Weiwei mit Peter Pakesch 16 Uhr: Camera Austria kunsttext.WERKSTATT spezial 17 Uhr: Artist‘s Talk: Die Gimel-Welt mit Antje Majewski 19 Uhr: Gespräch mit Markus Hengstschläger, Josef Penninger und Michael Fleischhacker („Die Presse“)

Gewinnspiel: Die Libelle verlost 4 Jahreskarten für Studierende!

Studierendentag am 07.11.2011 im Kunsthaus Graz

Gewinnfrage: Welches runde Jubiläum feiert das Universalmuseum Joanneum dieses Jahr? Sende die richtige Antwort mit dem Betreff „Joanneum“ bis 7. November via E-Mail an gewinnspiel@oehunigraz.at

Universalmuseum Joanneum T +43–316/8017–9716 F +43–316/8017–9846 www.museum-joanneum.at/jahreskarte

pr ä sen t iert

Cirque noËl * * Die Zirkusg e sChiCht en in g r a Z

URBi-contacta Berufseinstiegsmesse 25. Oktober 2011 10:00 - 17:00 Aula der Karl-Franzens-Universität Graz

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Inhalt Bildung

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VOrsitz

Veränderung? Da könnte ja jeder kommen! VORABMELDUNG

Der Flop der Voranmeldung Was mach ich?

Die ÖH stellt sich vor (Keine) Tränen zum Geleit

Ein Nachruf auf das Wirken von Hans Sünkel

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Frag die Franzi!

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„Mängel verwalten“

Schwerpunkt veränderung

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Veranstaltungskalender

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Schach war Gestern

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Kolumnen

40 Jahre erlaubte Liebe

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Comic

Vom Appartement ins Zelt

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6 Dinge

4 5 26

Autoren / Autorinnen Editorial Impressum

„Sichtbarkeit Verbessern“

Die neue Uni-Graz Rektorin Christa Neuper im Interview

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Religion

Das Kreuz mit dem Kreuz 19 20

Pop

Homosexualität

Die Protestbewegung in Israel

Das japanische Brettspiel „Go“ Musik & Nerd & Sex

Studienberatung

Ein Streitgespräch über Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen

26 25

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Autorinnen & Autoren Herwig Riedl

studiert Chemie und liest gerne Comics. Als NerdKolumnist der Libelle verfasst er diesesmal eine emotionale Abrechnung mit George Lucas.

Stefan Parzer

studiert Doktorat SoWi und ist seit 2002 in der ÖH in verschiedenen Funktionen tätig. Beruflich ist er seit 2007 Projektmanager bei verschiedenen Unternehmen.

Anna Maria Steiner

ist promovierte Theologin und Chefredakteurin von DENKEN+GLAUBEN, der Zeitschrift der Katholischen Hochschulgemeinde Graz. Im August 2011 bereiste sie die Westbank in Palästina.

Anna-Maria Jung

zeichnet den neuen LibelleComic „Eschenbachweg 42“. Derzeit lebt und arbeitet sie als Cartoonistin und Illustratorin in New York. Ihre preisgekrönten T-ShirtDesigns kann man unter www.jung-shirts.com erwerben.


Liebe Leserin, Lieber Leser!

„Nanu?“ fragst du dich jetzt vielleicht. Die „Libelle“ schaut ganz anders aus? Und wer sind die komischen Köpfe, die dies verantworten? Beginnen wir mit letzterer Frage: Im Juli wechselte das Team im Pressereferat: Bettina, Manuel und Verena gingen – Fuchsy, Martina und Patrick kamen. Orientiert man sich nun an den Worten des alten Machiavelli („Eine Veränderung bewirkt stets eine weitere Veränderung.“), beantwortet dies auch schon fast die andere Frage. Den Sommer über wurde am Layout gefeilt, an Konzepten gebastelt und neue Ideen gebacken. Ziel war es, ein lesenswertes Magazin zu gestalten, welches neben Berichten zu Bildung

und Studium, den Blick auch abseits der Universität schweifen lässt. Das Ergebnis unserer Arbeit hältst du nun in Händen. Wir hoffen, dass es dir gefällt und würden uns sehr freuen, wenn du deine Meinung zur neuen „Libelle“ kundtust. Ob konstruktive Kritik, gnadenlose Polemik oder liebliches Lob – unsere Mailbox freut sich auf dein Feedback: libelle@oehunigraz.at

Wir wünschen dir einen guten Start ins neue Semester und angenehmes Lesevergnügen!

SOLLTE ES DICH IN DEN FINGERN JUCKEN und du Ideen für Texte haben:

Komm doch zu unseren Redaktionssitzungen! Die Termine findest du angekündigt unter: www.oeh.uni-graz.at/ de/deine_oeh/referate/pressereferat/

Titelbild: Markus Hall Illustration oben: Beatrix Lorber Zeichnung Pressereferat: Jutta Tynkkynen

Martina, Patrick & Fuchsy


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32.108 *

* Studierende an der Karl-Franzens-Universität Graz inkl. mitbelegenden, beurlaubten, noch nicht vor Ende der Zulassungsfrist rückgemeldeten und außerordentlichen Studierenden. Stichtag 9.10. Quelle: UniGrazOnline Foto: Xandl


Bildung

Voranmeldung

Ein Problemfall ohne Wiederkehr (Keine) Tränen zum Geleit

Ein Nachruf auf das Wirken von Hans Sünkel Zugangsbeschränkungen

Ein Streitgespräch über Beschränkungen und Gebühren

Neue ÖH

Wart ihr brav wählen? Im Juli traten die im Mai neu gewählten Mandatarinnen und Mandatare an der ÖH ihr Amt an. Seit 1. Juli sind die neuen Mitglieder der Studien-, Fakultäts- und Universitätsvertretung in Amt und Würden. Alle neuen Vertretungsmitglieder findest du auf unserer Website (www. oeh.uni-graz.at) vorgestellt, auch die neu gewählten ReferentInnen der einzelnen ÖH-Referate sind dort aufgelistet. Um die eingangs gestellte Frage ein wenig zu beantworten: An der Uni Graz sank die Wahlbeteiligung leicht – entgegen dem Bundestrend.

Neue Broschüren

Wer frisch an der Uni anfängt, steht wohl vor vielen Fragen: Wann, Was? Und Wohin überhaupt? Die ÖH bietet zahlreiche Broschüren und Leitfäden an, die dir diese Fragen beantworten. Neben dem „Allgemeinen Studienleitfaden“ gibt es auch die studienspezifischen Leitfäden deiner Studienvertretung. Die „Rechte und Pflichten“-Broschüre informiert dich darüber, was du an der Uni darfst und was deine Rechte bei Prüfungen und Co. sind. Die Leitfäden und Broschüren findest du zum Durchblättern auf www.issuu.com/oehunigraz

neuer Dialog

Bei dem von Bundesminister Töchterle angekündigten Hochschulplan wurde nicht an die Meinung von Studierenden und Lehrenden gedacht. Mit dem „Forum Hochschule“ will die ÖH daher einen lösungsorientierten Hochschulplan entwickeln, der gemeinsam mit allen betroffenen Gruppen zusammengestellt und breit diskutiert werden soll. In fünf Arbeitsgruppen sollen alternative Antworten erarbeitet werden, Resultat soll dabei ein konkretes Maßnahmenpapier sein. Sei auch du dabei, und gestalte die Hochschule mit: www.oeh.ac.at


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Veränderung? „Des hamma scho immer so gemacht, da könnt ja jeder kumma, wo kaemma ma den do hin.“ Text Vorsitz der ÖH Uni Graz (Thum, Schifko & Bitterer) Das einzige, was sich in der österrei-

chischen Bildungspolitik ändert, sind die Namen der MinisterInnen. Ansonsten steht die Bildungspolitik still. Die einzige Antwort von Wissenschaftsminister Töchterle auf die Misere der Universitäten ist die gebetsmühlenartige Forderung nach Zugangsbeschränkungen und Studiengebühren. Selbstverständlich müsse dann auch das dringend reformbedürftige Stipendiensystem angepasst werden, betont er. In der Realität sieht es leider so aus, dass es schon elaborierte Pläne für die Studiengebühren gibt, nämlich bis zu 1 000 Euro, für internationale Studierende bis zu 10 000 Euro oder mehr pro Jahr, für das Stipendiensystem gibt es außer kosmetischer Korrekturen leider nichts. Nun sind schon 1 000 Euro im Jahr für die meisten von uns ein Haufen Geld, den man nicht ohne weiteres bezahlen kann. Das bedeutet, dass noch mehr Studierende zusätzlich zum Studium arbeiten müssen, was die Studiendauer verlängert. Die 10 000 Euro für internationale Studierende sind für

diese absolut unbezahlbar, womit sich Österreich schon auf dieser Ebene von der internationalen Scientific Community verabschiedet.

Über 300 Menschen sind in verschiedensten Funktionen an der ÖH Uni Graz tätig. Wir wollen dir einen Einblick in die unterschiedlichen Bereiche geben.

Leider ist für die Politik das Lösen

kurzfristiger Probleme wichtiger als ein langfristig tragfähiges Konzept. Denn zu so einem Konzept würde neben dem Ausbau des Stipendiensystems und einem Fördersystem für NachwuchswissenschaftlerInnen auch eine Reform des Schulwesens und der Kinderbetreuung in allen Altersgruppen gehören, genauso wie eine Idee, wo Österreich in zwanzig Jahren mit seinen Universitäten stehen will. Aber die österreichische Politik schafft es seit Jahrzehnten, dass junge, erfolgversprechende WissenschaftlerInnen an ausländische Universitäten abwandern. Wenn man so mit der Bildung der Jugend eines Landes umgeht, darf man sich nicht wundern, wenn Österreich ein bildungspolitisches Entwicklungsland bleibt.

Vorabmeldung Die verpflichtende Voranmeldung für Studierende war der Flop des Jahres. Anstatt Planung schuf man Chaos. TEXT Franz Fuchs Foto kodomut

Noch vor Start der Inskription sollten die Unis durch die Ein falscher Klick und am Ende V o r a n m e l d u n g steht man ohne Studienplatz da wissen, wie viele Studierende sich für welche Studien entscheiden werden. Der Gedankengang klang verlockend, ging aber an der Realität vorbei: Die Planungen sind im Sommer schon längst abgeschlossen. Selbst bei einem unüblichen hohen Ansturm könnten so keine zusätzlichen Lehrveranstaltungen angeboten werden - was nicht zuletzt durch das begrenzte Budget verschuldet wird.

Was mach‘ ich?

Hinzu kamen technische Probleme: Das Voranmeldesystem an der Uni Graz zeigte sich fehlerhaft: Studien wurden teilweise nicht zur Auswahl angeboten und BenutzerInnenfehler quittierte das System mit falschen Erfolgsmeldungen. Der bürokratische Aufwand frustete auch die Universitäten: Außer zusätzlichen Kosten sei kein Nutzen erkennbar, war der eindeutige Tenor aus den Rektoraten. Durch die Ablehnung von allen Seiten zeigte sich auch Bundesminister Töchterle einsichtig. Er versprach, dass die Voranmeldung in der jetzigen Form nicht mehr fortgeführt wird.

WER BIN ICH:

Anita Lämmerer, 22, studiere Geschichte und Englisch auf Lehramt. WAS MACH‘ ICH: Derzeit bin ich Mandatarin der Studienvertretung Lehramt und Mitglied der CuKo Lehramt Lebende Fremdsprachen. Bis vor kurzem war ich auch in der Fakultätsvertretung Urbi tätig. DAS MACH‘ ICH: Im Konkreten heißt das viele Beratungen (z.B. Erstsemestrigen- und MaturantInnenberatung, Sprechstunden, E-Mails beantworten), Mitgestaltung der Curricula, Organisation diverser Veranstaltungen (z.B. Lehramtsbrunch, Erstsemestrigentutorium) und alles Mögliche, das sonst noch so anfällt wie der Lehramtsleitfaden oder die Mitarbeit bei der Orientierungslehrveranstaltung. WARUM: Ich bin davon überzeugt, dass es immer eine starke Studienvertretung geben sollte, welche die Interessen der Studierenden in allen Bereichen vertritt – und irgendwer muss es schließlich machen. Wenn sich dann wieder jemand für die Hilfe bedankt und ganz erleichtert aus der Sprechstunde spaziert, freue ich mich auch immer. UND SONST: Ich denke, dass es gerade im Lehramtstudium noch viel zu tun gibt. Wenn ihr also Verbesserungsvorschläge habt oder einfach gerne einmal bei Veranstaltungen mithelfen wollt, dann meldet euch. Helfende Hände sind immer willkommen.


Bildung

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(Keine) Tränen zum Geleit Ein Nachruf auf das Wirken von Hans Sünkel

Hans Sünkel war 8 Jahre lang Rektor der TU Graz. In dieser Funktion hatte er nicht nur auf die gemeinsame NAWI Fakultät erheblichen Einfluss. Von 2010 an war er als Vorsitzender der UNIKO auch formelles Sprachrohr der Rektoren aller österreichischen Universitäten. Zeit, einen Blick auf sein Wirken zu werfen. Text Stefan Parzer

Schon mit Antritt dieses Amtes

machte der geborene Obersteirer und Professor für Geodäsie eine seiner wichtigsten Positionen fest. Die Universitäten müssen besser finanziert werden. Er konnte darin auf erfolgreiche eigene Erfahrung zurück greifen, ist „seine“ TU Graz doch ein Vorzeigebeispiel im Bereich der Geldbeschaffung für Forschung und Entwicklung. In den acht Jahren seiner Rektorenschaft hat die TU Graz eine rasante budgetäre Entwicklung gemacht, die sich hauptsächlich auf zusätzliche Forschungsförderungen und Kooperationen mit der Industrie und Wirtschaft begründet. Sünkel ist aber auch ein vehementer Vertreter von Studiengebühren und Zugangssteuerung. Als UNIKO-Vorsitzender nahm er sich kein Blatt vor den Mund und forderte immer wieder die „Reparatur“ der derzeitigen Studienbeitragsregeln, höhere und autonome Studiengebühren. Auch die Idee des Sozialbeitrags bei Studienbeiträgen stammt aus seinem Mund. Eine wie auch immer geartete Verteilung der Studierendenströme soll dazu führen, mehr junge Menschen für wenig attraktive technische Studien zu interessieren und sie davon abzubringen für die Unis wenig lukrativen „Mode“-Studien zu wählen. Man darf Hans Sünkel durchaus als „Medienrektor“ bezeichnen. Er etablierte die TU Graz als Marke in der österreichischen Medienlandschaft. Durch seine Person brachte er alle Universitäten noch stärker in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit und wusste geschickt, jede Möglichkeit für seine Agenda zu nutzen.

So umtriebig er war, so kritisch muss man leider doch sein Wirken betrachten. So ist die gemeinsame NAWI Fakultät der Uni und TU Graz seit 2004 eine Baustelle, noch weit davon entfernt, von echtem Vorteil für ForscherInnen oder Studierende zu sein. Die Öffnung der Unis gegenüber der Wirtschaft kann auch als Ausverkauf von Forschung und Studierenden gesehen werden. Erfindungen von Uni-MitarbeiterInnen werden für ein Butterbrot „verschenkt“, Konzerne nehmen massiven Einfluss auf die Lehr- und Forschungstätigkeit der Universität, wünschen sie sich doch AbsolventInnen nach Maß. Und als die UNIKO mit Sozialabgaben auf Studienbeiträge die SPÖ dahingehend einlullen wollte, der vollständigen Wiedereinführung von Studienbeiträgen zuzustimmen, fiel diese zum Glück nicht auf diesen plumpen Trick hinein. Hans Sünkel nahm im Rahmen der 200

Jahre Feier der TU Graz seinen Abschied. Gefeiert von Politik und Wirtschaft hinterlässt er seinem Nachfolger eine finanziell gut aufgestellte Universität. Zum Abschied darf man ihm alles Gute wünschen. Der scheidende „oberste“ Rektor hinterlässt ein Erbe, auf das er stolz sein darf. Wohin er aber die TU Graz im Speziellen und die österreichischen Unis im Allgemeinen in den letzten Jahren geführt hat, wird erst die Zeit zeigen. Neoliberales Jammertal oder modere zukunftsorientiere Forschungsstätte?

Frag die Franzi! Hallo, liebe Franzi! Bei einer meiner Vorlesungen sind sehr viele Termine eingetragen, die einen immer am Montag um 8 und die anderen am Donnerstag um 11. Muss ich da zu allen gehen oder kann ich z.B. nur am Do. kommen? Stefan Hallo STefan, wenn die Termine in deiner Gruppe eingetragen sind, gehören sie auch alle zur Vorlesung dazu. Aber hingehen musst du nicht! Du musst ja auch nicht deine Schnürsenkel binden oder mehr als einmal die Woche duschen, dazu kann dich niemand zwingen. Ob das eine gute Idee ist, kannst du ja selber herausfinden. Und wenn die Vorlesung langweilig ist, kannst du ja die Menschen neben dir anplaudern (aber nicht zu laut bitte) ob sie das auch langweilig finden – und so neue Freunde finden.

Hallo, Franzi! Jetzt ist das Semester erst los gegangen und bei einer Vorlesung ist in zwei Wochen schon eine Prüfung eingetragen. Ich kann doch niemals so schnell den ganzen Stoff lernen! Muss ich da jetzt schon antreten? Melanie Liebe Melanie, natürlich ist es noch viel zu früh im Semester, um schon jetzt den ganzen Stoff zu beherrschen. Die Prüfung ist für die Leute, die die Vorlesung im letzten Semester gemacht haben und noch keine Zeit zum Lernen hatten. Die Uni bietet nämlich zu Vorlesungen jedes Semester 2-3 Prüfungen an. Wie viele das genau sein müssen, kannst du zum Beispiel in der „Rechte und Pflichten“-Broschüre der ÖH nachlesen.

Es grüsst deine Franzi

Schick‘ deine Fragen zum Studium an: franzi@oehunigraz.at

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„Wir können den Mangel nur mehr verwalten“ Zugangsbeschränkungen und Studiengebühren zählen zu den am häufigsten genannten Vorschlägen jeder Bildungsdebatte. Zahlreich sind auch die Meinungen darüber. Die Libelle bat zwei Lehrende der Uni Graz zum Streitgespräch hierzu. INterview Patrick Kloiber & Franz Fuchs Fotos Xandl

Die Universitäten stöhnen unter dem Ansturm der Studierenden. Ist es nicht positiv, dass möglichst viele junge Menschen eine gute Ausbildung bekommen wollen? Poier: Auf jeden Fall. Es ist nur zu begrüßen, wenn viele junge Leute studieren. Eine andere Frage ist natürlich, wie die Bedingungen sind. Die Studierenden sollen schließlich auch Voraussetzungen vorfinden, die notwendig sind, um ein qualitatives Studium abschließen zu können. Wohlfahrt: Natürlich ist es gut, wenn in einer bildungsorientierten Gesellschaft mehr Menschen eine höhere Bildung anstreben. Die Uni braucht aber auch die Ressourcen, um sinnvolle Studienbedingungen zu ermöglichen. Hierbei steckt sie in der Zwickmühle, und das müssen wir uns genauer ansehen. Poier: Auch wenn Zugangsbeschränkungen eingeführt werden, müsste gewährleistet sein, dass nicht weniger Studienplätze zur Verfügung stehen. Man müsste dabei aber flexibler werden. Wo wird was in welcher Größenordnung angeboten? Wir haben in Österreich das Problem, dass wir wenig mobil sind. Wenn diese Hürde überwunden werden könnte, dann wäre es möglich im universitären Wettbewerb zu sagen, dort gibt es 200 Plätze für jenes und hier gibt es 200 Plätze für dieses. Das Ziel sollten nicht weniger Studierende sein, sondern den Universitäten mehr Planung zu ermöglichen, damit diese die Qualität anbieten können welche notwendig ist. Und letztendlich auch mehr Geld, das ist keine Frage. Hört man hier mehr Wettbewerb, auch zwischen den Universitäten, heraus? Poier: Wenn die Universitäten selber entscheiden können, was sie, in welcher Größenordnung, anbieten wollen und können, dann wird auch

ein Wettbewerb entstehen. Das wirkt letztendlich nicht nur national, sondern auch international befruchtend: Man könnte sagen „Wir bieten genau hier dieses Studium in hoher Qualität“ und ziehen dadurch auch vom Ausland gute Studierende an. Wir haben das in Österreich zum Teil schon, als Beispiel sei die Montanistik genannt, wo niedere Studierendenzahlen auf sehr gute Betreuungsverhältnisse treffen. Bei Massenstudien, die schwer planbar sind, ist es schon schwieriger. Wohlfahrt: Wenn man es richtig angeht, gibt es in der Schwerpunktsetzung sicher Verbesserungspotential. Beim Wettbewerb wird es schon schwieriger: Reden wir nicht über Wettbewerb, ohne dass die Spielregeln klar sind. Natürlich muss eine Universität auch ihre Studierendenströme organisieren können und hier braucht es vor allem mehr Ressourcen. Ich verstehe nicht, warum es diese Ressourcen nicht gibt. Wir reden jetzt über Notmaßnahmen, ohne zu klären, wie es überhaupt dazu kam. Zuerst haben wir alle gesagt: „Mehr Bildung und mehr Ressourcen“. Warum hat die Politik diese Ziele nicht umgesetzt? Vor jeder Wahl wird uns „mehr Bildungsbudget“ versprochen und am Ende der Legislaturperiode kommen wir drauf, es ist schon wieder weniger geworden. Warum geben wir in Österreich so wenig für den tertiären Sektor aus? Wenn wir ausreichend Mittel haben, dann kann es immer noch zu Engpässen in einzelnen Bereichen kommen. Aber ich wüsste momentan keinen Bereich an der Uni wo Mittel abzuziehen wären – wir brauchen in allen Bereichen mehr Mittel. Und das ist eine gesellschaftspolitische Entscheidung, diese wird nicht an der Uni getroffen. Wir können nur mehr den Mangel verwalten.

„Nicht Wettbewerb um weniger Studierende, Wettbewerb um Qualität“ Klaus Poier

Prof. Klaus Poier ist Verfassungsrechtler und Politikwissenschaftler am Institut für Öffentliches Recht, Politikwissenschaft und Verwaltungslehre

„Bildung ist ein denkbar schlechter Bereich um Steuern einzuheben.“ Gerhard Wohlfahrt

Prof. Gerhard Wohlfahrt lehrt und forscht am Institut für Volkswirtschaftslehre über Einkommensverteilung, Bildungsökonomie und Wirtschaftspolitik.


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Es wurde die Planbarkeit angesprochen. Wenn es die Nachfrage gibt, soll man nicht einfach das Angebot schaffen? Poier: Die Universität ist natürlich nicht in der Lage gesellschaftspolitisch zu entscheiden, wie viele JuristInnen wir brauchen. Was hier geplant werden muss, ist wie viele Lehrveranstaltungen und wie viel Lehrkräfte benötigt werden. Und genau hier erfordert es eine Planbarkeit. Wenn nicht geplant wird, steckt man möglicherweise Geld, das gerade in Sparzeiten für sozial Bedürftige benötigt wird, in eine Massenausbildung, bei der am Ende Fachkräfte herauskommen, die nicht beschäftigt werden können. Es ist daher auch eine Allokationsfrage, die man sich überlegen muss. Auch in der Verantwortung jungen Menschen gegenüber – man bildet sie gut aus und dann können sie vielleicht den angestrebten Job gar nicht ausüben, weil kein passender Arbeitsplatz in diesem Sektor zur Verfügung steht. Wohlfahrt: Die Frage ist schon gerechtfertigt: „Nehmen wir es den sozial Schwachen weg und stecken es auf die Uni?“. Nie im Leben würde ich daran denken. Es gibt nicht nur die sozial Schwachen, denen zurzeit schon zu viel weggenommen wird. Wäre es nicht besser, die Erbschaftssteuer wieder einzuführen, mit dem Ziel damit allen jungen Menschen annähernd gleich gute Startchancen in die Bildung zu ermöglichen? Die lächerlich geringe Erbschaftssteuer, welche es in Österreich gegeben hat, brachte gleich viel ein wie die Studiengebühren. Die Erbschaftssteuer jedoch schaffte man kommentarlos ab, anstatt sie zu erhöhen. Bei den Studiengebühren jammert man diesem Geld nach. Natürlich fehlt es, aber es war die falsche Quelle! Machen wir eine vernünftige Erbschaftssteuer, die diesen Namen auch verdient. Dann brauchen wir über Studiengebühren nicht mehr diskutieren. Poier: Das Erbe, in der Form wie es jetzt ist, schafft ungleiche Startbedingungen und ist leistungsfeindlich. Aber selbst wenn Geld da ist, gibt es durchaus Argumente für gewisse Regelungen. Sollte man alles offenlassen, würde die Planbarkeit wieder nicht gewährleistet werden. Planbarkeit, hohe Qualität und Wettbewerb! Nicht Wettbewerb um mehr oder weniger

Studierende sondern Wettbewerb um die Qualität, sowohl der Köpfe, als auch des Angebots. Eine gewisse Ausdifferenzierung würde insgesamt das Niveau heben. Oft kommt der Vorwurf, Zugangsbeschränkungen seien sozial selektiv. Poier: Das Interessante ist, dass an zugangsbeschränkten Fachhochschulen die soziale Durchmischung besser ist, als an den Universitäten. Möglicherweise ist es sogar so, dass der völlig offene Zugang – verbunden mit der Ressourcenknappheit – eine negative Auslese fördert. Wenn man länger studieren muss, weil die Bedingungen ein schnelles Studium nicht ermöglichen, dann wird sich das jemand, der ein gutes soziales Umfeld hat, länger leisten können, als jemand, der das nicht hat. Im Grund schaffen wir so informelle Zugangsbeschränkungen. Sind die Plätze in den Seminaren beschränkt, dauert das Studium eventuell länger. Fallen Studierende dann aus Stipendienregelungen raus, trifft es sozial Benachteiligte noch härter als andere. Wohlfahrt: Einen Teil kann ich nur unterschreiben. Ressourcenknappheit ist ein ganz schlechtes Selektionssystem und hochproblematisch. Schlechte Studienbedingungen schrecken Leute, die schon finanzielle Probleme haben, nochmals ab. Natürlich könnte man die Studiengebühren so ausgestalten, dass sie sozial verträglich sind. Aber haben die Leute dann das Vertrauen, dass dies wirklich so passiert? Außerdem schaffen wir dann auch ein massives anderes Problem. Wenn wir Studiengebühren sozial staffeln, und was anderes kommt zum Glück ja nicht in Frage, dann kommt raus: „Leistung lohnt sich nicht“. Wenn die Eltern mehr verdienen, zahlen sie schon höhere Steuern, ihr Kind erhält keine Stipendien und muss an der Uni dann auch noch Studiengebühren zahlen. Deswegen ist mein Zugang: Bitte keine Studiengebühren, auch nicht für die, die es sich vielleicht leisten könnten. Ansonsten kommen nachher die Studierenden und sagen „Leistung lohnt sich nicht“. Und ich glaube, Bildung ist es in unserer Gesellschaft nicht wert besteuert zu werden. Bildung ist das, wovon wir mehr haben wollen. Legen wir Steuern

dort drauf, wo wir weniger haben wollen, zum Beispiel im Energieverbrauch oder beim CO2-Ausstoß. Aber Bildung ist ein denkbar schlechter Bereich, um dort Steuern einzuheben. Poier: Bei den Studiengebühren ist das so eine Sache, da stimme ich Ihnen durchaus zu. Grade dort, wo die Schwelle zu den Stipendien überschritten ist, wird es besonders sozial ungerecht. Was mir aber schon auffällt in der Praxis, ist das vorherrschende Prinzip des „Was nichts kostet, ist nichts wert“. Ein gewisser symbolischer Beitrag könnte dazu führen, dass Studierende anfangen, Leistung einzufordern. Derzeit ist dies leider nicht sonderlich ausgeprägt – als es die Studiengebühren jedoch gab, kam öfters das Argument „Bitte, wir zahlen für die Universität, jetzt will ich auch was dafür haben“. Wie man die Gebührenfrage löst, müsste man sich überlegen. Ein mögliches Beispiel wäre, dass man einen Kredit bekommt und erst wenn man ein entsprechendes Einkommen hat, diesen zurückbezahlt. Studiengebühren als rein pekuniärer Aspekt für die Unifinanzierung sind für mich nicht zulässig. Das Geld für die Unis hat aus Steuermitteln zu kommen. Eher sehe ich dadurch einen gewissen positiven Lenkungseffekt, auch was das Verhältnis zwischen Studierenden und der Universität betrifft. Wohlfahrt: Ich kann das bestätigen und ich finde es traurig, wenn erst durch Studiengebühren die Studierenden mutiger werden Dinge auch einzufordern. Die Leute, die herkommen, sollen gut betreut werden – sie haben ein Recht darauf. Natürlich haben wir Probleme, die Leute kommen beispielsweise an die Uni, ohne ernsthaft studieren zu wollen. Ich bin der Letzte, der diese Probleme nicht sieht. Aber ob diese gerade über Gebühren gelöst werden sollen, ist die große Frage. Wie Sie sagten, um einen pekuniären Effekt geht es nicht. Vielleicht gibt es andere Modelle, darüber kann man debattieren. Ermuntern wir aber die Leute zu mehr Selbstbewusstsein, mehr einzufordern und zu mehr Selbstdisziplin. Studierende haben auch ihre Verpflichtungen, was sie leisten und bringen müssen.


ERGÄNZUNGSPRÜFUNGEN ALLE STUDIENRICHTUNGEN

ZIVILGERICHTLICHES VERFAHREN

Kurszeiten: 16.11., 17.11. (18.00 – 22.00), 19.11. (9.00 – 13.00), 23.11., 24.11.2011 (18.00 – 22.00)

LATINUM FÜR ALLE UNIVERSITÄTEN

EUROPARECHT

Kurs 1: 7.11.2011 – 11.1. 2012 (Mo, Mi 8.00 – 12.00) Kurs 2: 7.11.2011 – 11.1. 2012 (Mo, Mi 18.00 – 22.00) Kurs 3: 8.11.2011 – 12.1. 2012 (Di, Do 18.00 – 22.00)

VÖLKERRECHT

Prüfungstermin Jänner

Prüfungstermin März

Kurs 1: 6.2. 2012 – 28.2. 2012 (Mo, Di, Do, Fr 8.30 – 12.30) Kurs 2: 6.2. 2012 – 28.2. 2012 (Mo, Di, Do, Fr 13.30 – 17.30) Kurs 3: 6.2. 2012 – 28.2. 2012 (Mo, Di, Do, Fr 18.00 – 22.00)

LATINUM FÜR DIE LINZER RECHTSSTUDIEN Kurs für den Prüfungstermin Herbst 2012 Kurszeiten: August bis September 2012 (Mo, Mi, Fr 18.00 – 21.00)

Kurszeiten: 24.10., 27.10., 3.11., 7.11.2011 (18.-30 – 21.30) Kurszeiten: 1.12., 2.12., 5.12., 6.12.2011 (18.00 – 21.00)

ENGLISCH FÜR JURISTEN

Kurszeiten: 7.12., 12.12., 14.12.2011 (18.00 – 21.00)

NATURWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT PSYCHOLOGISCHE STATISTIK I

Kurszeiten: 11.11., 14.11., 16.11., 18.11., 21.11.2011 (18.00 – 21.00)

PSYCHOLOGISCHE STATISTIK II

GRAECUM

Kurs für den Prüfungstermin Frühjahr 2012

Kurszeiten: 11.11., 14.11., 16.11., 18.11., 21.11.2011 (18.00 – 21.00)

Kurszeiten: Februar 2012

SOZIALWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT

VORBEREITUNG AUFNAHMETESTS

Kurszeiten: 14.11., 16.11., 21.11.2011 (18.00 – 21.00)

Kurszeiten: 8.11.2011 – 9.2. 2012 (Di + Do 18.00 – 20.30)

ERGÄNZUNGSPRÜFUNG BIOLOGIE Medizin, FHs, Psychologie

EBW

EINFÜHRUNG VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE

siehe www.studentenkurse.at!

RECHTSWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT AUSGEWÄHLTE KAPITEL DES RECHTS (SCHWERPUNKT FALLLÖSUNG) Modul 1 Privatrecht

Kurszeiten: 17.11. (14.00 – 18.00), 24.11.2011 (14.00 – 18.00)

Kurszeiten: 17.11., 22.11., 25.11.2011 (18.00 – 21.00)

RECHNUNGSWESEN

Kurszeiten: www.studentenkurse.at

WIRTSCHAFTSMATHEMATIK VO

Kurszeiten: 27.10., 3.11. (19.00 – 21.00), 4.11. (13.30 – 16.30), 5.11. (9.00 – 13.00), 7.11., 8.11., 9.11.2011 (16.00 – 19.00)

STATISTIK VO

Modul 2 Strafrecht

Kurszeiten: 15.11., 16.11. (16.00 – 19.00), 17.11. (19.00 – 21.00), 21.11., 22.11., 28.11., 29.11.2011 (16.00 – 19.00)

Modul 3 Öffentliches Recht

GRUNDLAGEN ACCOUNTING

Kurszeiten: 26.11., 29.11.2011 (14.00 – 18.00)

Kurszeiten: 16.11., 17.11., 22.11.2011 (18.00 – 21.00)

BÜRGERLICHES RECHT

GRUNDLAGEN FINANCE

Kurszeiten: 25.11., 28.11.2011 (14.00 – 18.00)

Kurszeiten: 9.11. (9.00 – 11.30), 11.11. (18.00 – 20.30), 16.11. (9.00 – 11.30), 18.11.2011 (18.00 – 21.00)

Kurszeiten: www.studentenkurse.at

VERFASSUNG

Kurszeiten: 18.11. (14.00 – 18.00), 19.11. (9.00 – 13.00), 25.11. (14.00 – 18.00), 26.11. (9.00 – 13.00), 2.12. (14.00 – 18.00), 3.12.2011 (9.00 – 13.00)

MIKROÖKONOMIK MAKROÖKONOMIK auf Anfrage!

VERWALTUNG

NEU: HLEN , 3 ZA N E M M

auf Anfrage!

Kurszeiten: 24.11., 28.11., 30.11., 5.12., 7.12., 12.12.2011 (18.00 – 22.00)

ACCOUNTING VU

STRAFRECHT

FINANZWISSENSCHAFTEN

4 KO

Kurszeiten: www.studentenkurse.at

Kurszeiten: 11.11., 14.11., 16.11., 18.11., 21.11., 23.11.2011 (14.00 – 18.00)

Kurszeiten: www.studentenkurse.at

UNTERNEHMENSRECHT

Kurszeiten: 4.11. (17.00 – 20.00), 5.11. (8.30 – 11.30), 7.11.2011 (19.00 – 22.00)

FINANZRECHT

Kurszeiten: 25.11. (18.00 – 22.00), 26.11., 27.11.2011 (9.00 – 13.00+14.00 – 16.00)

ARBEITS- UND SOZIALRECHT

Kurszeiten: 21.11., 23.11., 24.11., 28.11.2011 (17.00 – 20.00)

FÜR ALLE STUDIERENDEN LATEX

Für alle, die ihre (Diplom)Arbeiten rascher verfassen möchten. Kurszeiten: 21.10.2011 (18.00 – 22.00)

10-FINGERSYSTEM IN 5 STUNDEN

Kurszeiten: 18.11., 25.11.2011 (17.00 – 19.45)

BABYSITTER-KURS

Qualifizierung zur Kinderbetreuungsperson nach EStG 2008 Kurszeiten: 12.11., 19.11.2011 (9.00 – 13.00)

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Libelle 10/11

640 *

* RadfahrerInnen queren den Sonnenfelsplatz pro Stunde. Den Platz teilen sie sich jetzt mit 3.400 FuĂ&#x;gängerInnen pro Stunde und 15.000 Fahrzeugen pro Tag. Quelle: steiermark.orf.at Foto: Xandl


Veränderung

„Sichtbarkeit nach AuSSen Verbessern“

Rektorin Christa Neuper im Interview Das Kreuz mit dem Kreuz

Schwierige Reformbemühungen in der Kirche Gleichheit ist nicht Normal

Der lange Weg zur Gleichstellung Homosexueller Vom Appartement ins Zelt

Die Sozialproteste in Israel

Prolog

Ohne Veränderung gibt es keinen Fortschritt und damit auch keine Verbesserung. Was aufgeklärten Menschen heute als selbstverständlich erscheint, war vor 40 Jahren noch unzüchtig und verboten, die Aufhebung ebendieser Paragraphen ein heftig umstrittener Akt (Seite 19). Natürlich weiß man nie, was eine Veränderung mit sich bringt. Einschnitte in den Sozialstaat zeigen, dass das Neue ein Risiko zum Schlechten in sich bringt. Dass es immer so sein wird, sei nie gewiss: In den noblen Straßenzügen von Tel Aviv campten anfangs nur Studierende um gegen die

hohen Mieten zu protestieren, später entwickelte sich daraus eine Protestbewegung, die 450.000 Leute – 6% der gesamten Bevölkerung des Landes – auf die Straßen von Israel brachte (Seite 20). Man mag die Situation in diesem Lande als speziell ansehen, die Proteste jedoch liefern eine Blaupause für jenes, was derzeit in den Parks von New York unter dem Schlagwort „Occupy Wallstreet“ passiert. Wir Menschen lieben das Gewohnte, das Beständige, das Sicherheit gibt. Veränderungen sehen wir oft als Bedrohung, dass Liebgewonnenes kritisch hinterfragt: Warum etwas Neues probieren, wenn

es immer schon so war? Insbesondere Religionen können ein Lied davon singen, wie schwierig es ist, Veränderung einzuleiten. Kritisiert man doch nicht nur den Stillstand als solches, sondern die Unfehlbarkeit des Glaubens als Ganzes (Seite 18). Der Physiker Georg Christoph Lichtenberg fasste es in folgende Worte: „Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber so viel kann ich sagen, es muss anders werden, wenn es gut werden soll.“ Er sagte dies um 1780 herum, in der Blütezeit der Aufklärung, die das europäische Denken radikal verändern sollte.


16 Veränderung

Libelle 10/11

„Sichtbarkeit nach Außen verbessern“ Christa Neuper (53) ist seit 1. Oktober 2011 neue Rektorin der Universität Graz. Zuletzt leitete sie hier das Institut für Psychologie . Im Interview mit der „Libelle“ legte sie ihre Meinung zu Zugangsbeschränkungen und Studiengebühren, sowie zum Bild der Hochschule in der Gesellschaft dar. INterview Franz Fuchs & Michael Schabhüttl Fotos Xandl

Herzlichen Glückwunsch zur Wahl! Sie sind die erste Rektorin an der Uni Graz. Ein Zeichen, dass die gläserne Denke langsam bröckelt? Ich denke es ist schon ein Signal, dass Frauen an die Spitze von Universitäten treten können, letztendlich zählt jedoch die Qualifikation für diese Position und es ist für jeden Kandidaten und jede Kandidatin etwas ganz Besonderes mit dieser Funktion betraut zu werden. Bemerkenswert ist auch, dass sie Familie und Karriere unter einen Hut bringen. Welche Tipps können Sie jungen Frauen geben, die ähnliches wollen? Wichtig ist, dass man Frauen Unterstützung gibt und die Vereinbarkeit von Familie und Karriere gewährleistet. Dazu zählen Kinderbetreuung, flexible Arbeitszeitmodelle und zum Teil auch Arbeitsplätze zu Hause für junge Mütter. Entsprechende Angebote gibt es bereits und es wird ver-

stärkt Anstrengungen von Seiten der Universität in diesem Bereich geben. Am Beginn meiner Karriere gab es so etwas noch nicht, ich hatte aber das Glück von meiner Familie unterstützt zu werden. Die Baustelle vor der Uni am Sonnenfelsplatz ist fast beseitigt. Auf der Baustelle Bildungspolitik wird aber weiter ein Loch nach dem anderen gegraben. Warum denken Sie, geht nichts weiter? Das Hauptproblem liegt darin, dass man nicht in der Lage ist eine Gesamtlösung für die Hochschulen zu schaffen. Von der Politik wird vor allem bei Einzelthemen die Diskussion angefacht. Es geht um Einzelaspekte wie Studiengebühren oder Zugangsbeschränkungen. Wir müssen uns endlich die entscheidende Frage stellen: Was wollen wir von den Universitäten und den anderen Hochschulen und wo liegt die Wertigkeit der Universitäten und der Bildung in unserem Land?

Einer der vielen Vorschläge in letzter Zeit war, dass Universitäten autonom Studiengebühren einheben sollten. Was halten Sie davon? Gegen mehr echte Autonomie der Universitäten ist nichts einzuwenden, ich habe aber bedenken, wie sich das dann auswirken könnte. Einerseits kann ich mir schwer vorstellen, dass ähnliche Studienrichtungen an unterschiedlichen Universitäten unterschiedlich viel kosten. Ich halte es auch für problematisch zu entscheiden, welche Studien mehr Wert sind und bei welchen man zusätzliche Hürden schaffen will. Ich glaube nicht, dass wir damit Probleme lösen, wir würde wahrscheinlich zusätzliche Probleme schaffen. Sehen Sie Studiengebühren als adäquate Finanzierungsform für eine Universität? Natürlich brauchen die Universitäten eine Finanzierung und wir brauchen jedes Geld, dass wir bekommen können, aber Studiengebühren allein würden nicht unsere Probleme lösen.


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Libelle 10/11

Es stellt sich die Frage der sozialen Abfederung. Zusätzliche Beihilfen wären notwendig. So ist fraglich, ob überhaupt noch ein finanzieller Gewinn durch die Gebühren bleibt. Ein positiver Aspekt wäre die Steigerung der Verbindlichkeit des Studierens und der Planbarkeit für die Universitäten. Hier stellt sich aber die Frage, ob es hierfür nicht andere Lösungen gibt.

im Forschungsbereich Impulse zu setzen. Was darf man sich konkret darunter vorstellen? Die Universität hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt. Seit der Autonomie der Universität wurden neue Strukturen und Verwaltungsabläufe aufgebaut. Es ist kein Stein auf dem anderen geblieben. Vor allem in der Lehre ist durch die Umstellung auf Bologna sehr viel umgekrempelt worden.

„Ich halte es für problematisch zu entscheiden, welche Studien mehr Wert sind und bei welchen man zusätzliche Hürden schaffen will. Ich glaube nicht, dass wir damit Probleme lösen, wir würde wahrscheinlich zusätzliche Probleme schaffen.“ Neben Studiengebühren sind auch Zugangsbeschränkungen ein vieldiskutierter Dauerbrenner. In Graz ist derzeit nur Psychologie zugangsbeschränkt, können Sie sich Ausweitungen vorstellen? Das Thema ist ein wichtiges, ich nenne es lieber Zugangsregelung. Als Lehrende am Psychologieinstitut habe ich die Situation sowohl vor als auch nach der Zugangsregelung miterlebt. Das Betreuungsverhältnis hat sich deutlich verbessert und die durch die Regelungen ausgewählten Studierenden finden eine spürbar bessere Situation vor. Sinnlose Stehzeiten und die darauf entstehende soziale Belastung werden dadurch vermieden. Ich kann mir bei Studien mit nicht ausreichenden Kapazitäten ähnliche Regelungen vorstellen. Fachhochschulen und Universitäten nähern sich immer mehr an. FHs wollen mehr Forschung betreiben, Unis führen mehr und mehr verschulte Studienpläne ein. Was zeichnet das Profil einer Universität noch aus? Es gibt weiterhin deutliche Unterschiede. Gerade eine Universität wie die KF Uni Graz bietet einen breiten Fächerkanon und damit ein breites Angebot für die Studierenden. Die forschungsgeleitete Lehre ist an Universitäten wesentlich besser aufgestellt als an Fachhochschulen. Neueste Forschungserkenntnisse fließen unmittelbar in die Lehre ein und dies kommt den Studierenden zugute. Hinzu kommt das aktive Miteinbeziehen von Studierenden in Forschungsprojekte. Nach Ihrer Wahl zur Rektorin bekräftigen Sie,

Im Bereich der Forschung haben wir bereits gute Leistung an unserer Universität. Es geht jetzt darum zusätzliche Unterstützung zu geben und trotz schwieriger Budgetsituation Freiräume für die ForscherInnen zu schaffen. Man kann zB Unterstützung bei der Einwerbung von Drittmitteln schaffen. Mir ist auch die Sichtbarmachung nach Außen wichtig. Wir müssen der Gesellschaft und somit auch den SteuerzahlerInnen klar machen was Forschung bringt. Mit der 7. Fakultät wurde unter Rektor Gutschelhofer eine Basis geschaffen auf der man aufbauen kann. Studierendenvertretung und Rektorat kämpfen oft für die gleiche Sache, aber mit verschiedenen Mitteln und auf verschiedenen Wegen. Wo sehen Sie das Verbindende, wo das Trennende? Ich sehe vor allem das Verbindende. In meiner Funktion als Institutsleiterin der Psychologie hatte ich immer sehr guten Kontakt zu StudierendenvertreterInnen. Wir sollten auch in Zukunft den Blick auf die gemeinsamen Ziele bewahren und an einem Strang ziehen. Wir wollen die Universität entsprechend weiterentwickeln und die Hauptaufgabe der Universität ist es Studierende zu bilden. Dass wir nicht immer die gleichen Ansichten über

die zu beschreitenden Wege haben, ist kein Geheimnis. Es gibt aber auch innerhalb des Universitätspersonals unterschiedliche Standpunkte und Sichtweisen, genauso wie bei den Studierenden auch. Welchen Rat würden Sie heute jungen Menschen geben, die sich ein Universitätsstudium überlegen? Nach wie vor ist ein Studium eine gute Ausgangsbasis für das spätere Berufsleben. Auch wenn im Zusammenhang mit dem Massenandrag viel negatives in den Medien transportiert wird. Unsere AbsolventInnen werden sehr gut in den Arbeitsmarkt integriert. Man erhält eine breit gefächerte Ausbildung und ist beruflich flexibel. Die Arbeitsmarktzahlen sprechen für sich. Die Situation der AkademikerInnen ist besser als die der anderen Gruppen am Arbeitsmarkt.

Wenn Sie sich an Ihre Studienzeit zurückerinnern, was blieb ihnen besonders in Erinnerung? Wir waren damals eine relativ kleine Gruppe von Studierenden der Psychologie. Es gab deutlich mehr Zusammenhalt als heute. Der Kontakt zwischen den Studierenden war deutlich enger. Bezeichnend hierfür ist, dass sich mein damaliger Jahrgang immer noch alle paar Jahre trifft. Studierten Sie in Mindeststudienzeit? Das lässt sich so für mein damaliges Doktoratsstudium nicht beantworten. Ich war bei jenen dabei, die eher schnell studiert haben.


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Das Kreuz mit dem Kreuz Die österreichische Pfarrerinitiative ruft zum „Ungehorsam gegenüber Rom“ auf. Ihre Forderungen klingen für Laien grundvernünftig: Die Zulassung zum Priesteramt für Frauen und Verheiratete, sowie neue Befugnisse für Laien scheinen die Antworten der Kirche auf moderne Zeiten zu sein. Und doch stoßen die Forderungen auf innerkirchlicheren Widerstand. Wieso tun sich Religionen so schwer mit dem Menschen? Text Martina Winkler Foto Weigand

Die Basis von Religionen lautet also

Das Himmelreich: Sonntags geschlossen

Das Thema Religion ist eines, das die Menschheit seit jeher beschäftigt. Der Grund dafür ist denkbar einfach: Was passiert mit uns, wenn wir sterben? Und wieso sind wir überhaupt? Die Religion versucht nun, diese Fragen zu beantworten und das philosophische Schwarze Loch zu füllen, das aus diesen Fragen heraus entsteht, was ja grundsätzlich nach einem sehr einfachen Prinzip klingt – allerdings hat die Sache einen kleinen Haken: Es gibt mehrere Religionen, jede hat andere Antworten parat und jede beansprucht für sich, die Wahrheit gepachtet zu haben. Dieser Anspruch auf Vollkommenheit hat die Menschheit durchaus schon in die eine oder andere Krise geführt, in der AnhängerInnen diverser Religionen ihre GegnerInnen dadurch von ihren Argumenten zu überzeugen versuchten, indem sie sie zwecks empirischer Grundlagenforschung mal mehr, mal weniger flott ins Jenseits befördert haben, auf dass sie dort von der jeweils verehrten Entität eines Besseren belehrt werden.

in den meisten Fällen „Wir haben immer Recht und wir haben als Einzige Recht.“. Diese Botschaft wird geliefert in einem Komplettpaket inklusive Lebensanleitung: Tu das, tu dies, vermeide das, unter keinen Umständen mach jenes, et cetera, et cetera. Eine Religion ist also etwas, nach dem man getrost sein ganzes Leben ausrichten könnte. Befolgt man das aufgestellte Regelwerk nach Strich und Faden, sollte dies ein direktes First-ClassTicket ins Paradies/Nirvana/Elysium/… sein. Dies stellt den Menschen nun allerdings manchmal vor ein gewaltiges Problem: Da die meisten Religionen durchaus schon länger auf Erden verweilen und teilweise ein paar tausend Jährchen auf dem Buckel haben, kann es durchaus vorkommen, dass die eine oder andere im Paket vorhandene Lebensweisheit nicht mehr so ganz zeitgemäß ist, wie sie das vor z.B. 2000 Jahren einmal war. Dieses Problem des Menschen stellt nun wiederum die Religion vor ein Problem: Wie verändere ich ein Gesetz, von dem ich seit Jahrtausenden behaupte es sei unumgänglich und es nicht zu befolgen ein direkter Weg in die Hölle/Wiedergeburt/den Tantalos/…? Denn was für den einen Gläubigen heutzutage ein archaisches unterdrückendes Konstrukt ist, das es aufzubrechen und zu verändern gilt, ist für den anderen vielleicht ein aus seinem Glauben nicht wegdenkbarer essentieller Kernpunkt. Deshalb ist Veränderung für die Religion ein schwieriges Thema: Muss die Religion, die den Menschen seit Jahrtausenden leitet, sich der Moderne beugen? Darf sie das? Kann sie das überhaupt, ohne dadurch ihren Anspruch auf Vollkom-

menheit zu verlieren, und damit den Grundstock, auf den sie baut? Ob dieser gedanklichen Basis wird jede kleine Veränderung für eine Religion oftmals zu einer Frage der Existenz. Ein paar Beispiele: Als Martin Luther 1517 seine 95 Thesen anschlug, mit denen er hoffte einige Veränderungen zu bewirken und die Kirche etwas moderner zu gestalten, führte dies – von ihm unbeabsichtigt – zu einer äußert blutigen Spaltung der katholischen Kirche, politischen Erschütterungen und Kriegen. Auch der Versuch Heinrich VIIIs, eine Reform des Eherechts zu initiieren, kostete mehr als nur einen Kopf. Die Stadt Jerusalem fiel mehrmals in ihrer Geschichte der Tatsache zum Opfer, dass mehrere Religionen der Meinung sind, sie sei eine heilige Stätte. Das Problem ist bis heute ungelöst. Für Religionen mehr als nur schwierig ist, sich einem Veränderungsprozess zu unterziehen, da dieser oft mit einem immens hohen Risiko verbunden ist. Noch immer sind überall auf der Welt Menschen bereit, in den Tod zu ziehen, vorzugsweise um noch so viele Menschen wie möglich mitzunehmen, um ihre religiösen Überzeugungen zu verteidigen. Wenn es sein muss, auch die AnhängerInnen desselben Glaubens. Natürlich ist das die extreme Variante. Veränderung in einer Religion kann durchaus auch gewaltlos geschehen. Doch sie dauert und ist ein langwieriger, sehr zäher Prozess. Denn wenn man den Anspruch darauf erhebt, die Welt erschaffen zu haben, ist es eben schwierig zu argumentieren, dass sie sich von einem wegentwickeln könnte.


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Gleichheit ist nicht normal Vor gut 40 Jahren wurde in Österreich der Paragraph 129, der die „Unzucht wider die Natur mit Personen desselben Geschlechts“ unter Strafe stellte, abgeschafft. Ab diesem Zeitpunkt war Homosexualität an sich kein Verbrechen mehr – eine Liebe zweiter Klasse ist sie allerdings bis heute.. Text Toni Janosch Krause & Franz Fuchs Foto MYS

Das 1971 aufgehobene Totalverbot

Kulturelle Traditionen anderswo: Männer in Röcken.

wurde durch vier neue Bestimmungen ersetzt, welche Homosexuelle weiterhin diskriminierte. Man durfte sich weder in Vereinen organisieren, noch Publikationen veröffentlichen. Gleichgeschlechtliche Prostitution war verboten und das Schutzalter, im Vergleich zu Heterosexuellen, stark angehoben. Obwohl Homosexualität nun per se nicht mehr strafbar war – unzüchtig war es noch immer. Eine positive Darstellung von Homosexualität war in der Gesellschaft noch lange nicht gern gesehen. Drei dieser Bestimmungen wurden im Laufe der Zeit aufgehoben. Erst vor rund 9 Jahren fiel, nach mehreren parlamentarischen Anläufen und unter starkem Druck der Europäischen Union, der §209 und damit der letzte im Bezug auf diese klare Menschenrechtsverletzung. Die Schutzbestimmungen wurden infolge einer längst fälligen Gerichtsentscheidung angeglichen. Am 1. Jänner 2010 wurde die eingetragene Partnerschaft für gleichgeschlechtliche Paare eingeführt. Damit wurde zwar eine Richtung zur Regenbogenfamilie gewiesen, bei einer Gleichstellung sind wir dadurch noch lange nicht angekommen. Dies findet auch Kurt Zernig von den RosaLila PantherInnen: „Die eingetragene Partnerschaft ist ein ganz großer Schritt hin zur rechtlichen Gleichbehandlung von gleich- und verschiedengeschlechtlichen Partnerschaften, denn lesbische bzw. schwule Paare sind nun in fast allen Rechtsbereichen mit heterosexuellen Ehepaaren gleichgestellt. Die noch bestehenden Ungleichbehandlungen müssen aber in einem nächsten Schritt beseitigt werden.“ Denn auch

wenn sich in den letzten Jahren gesetzlich viel in Österreich getan hat, bei der Gleichstellung von Homosexuellen innerhalb der Europäischen Union nimmt das Land keinen Spitzenplatz ein. Es geht dabei nicht nur um gesetzliche Vorschriften, sondern auch um Normalität im Alltag. Gerade hier gibt es in der Öffentlichkeit noch deutlichen Aufholbedarf. Als bei der ORF-Sendung „Dancing-Stars“ Alfons Haider mit einem Mann tanzte, empörte sich Niki Lauda lautstark darüber, dass dies „Traditionen in diesem Land zerstört“. Wenn es zum Skandal reicht, dass ein homosexuelles Paar öffentlich im Fernsehen zusammen tanzt, kann von Akzeptanz oder Normalität schwerlich die Rede sein. Daher verschweigen viele weiterhin aus Angst vor Anfeindungen ihre Homosexualität. Dass dieser Druck zu Belastungen führt, weiß auch Harald Loidolt, Referent des Queer-Referates an der ÖH Uni Graz: „Für SportlerInnen ist es beinah schier unmöglich, sich öffentlich zu outen, da Sport zumeist Stereotype transportiert und Vorurteile hochleben lässt. Fast jeder dritte Suizidversuch in Österreich wird von Homosexuellen begangen. Gesetze sind wichtig und gut, aber viel wichtiger sind Akzeptanz und Verständnis.“


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Vom Appartement ins Zelt In Israel protestieren Menschen, die der Staat seit Jahrzehnten gegen die arabische Bevölkerung aufgehetzt hat. Nun richtet sich der Zorn einer erstarkenden Zivilgesellschaft endlich auch gegen die Politik der eigenen Regierung.

Text Anna Steiner FotoS Andreas Kreuzeder

Im Mittelmeerstaat Israel hat sich eine Marktlücke aufgetan: Statt Wohnungen werden seit Anfang Juli verstärkt Zelte gekauft. Ob in Einkaufszentren oder in größeren Bahnhofshallen– überall im Land werden faltbare Behausungen zu fairen Preisen angeboten und in mehr als 100 Städten auch schon bewohnt. Grund hierfür ist nicht etwa eine neue Wohnungspolitik des für den Bau illegaler Siedlungen bekannten Nahost-Staates; vielmehr wollen Israeli aufmerksam machen auf den seit Jahren betriebenen Sozialabbau im Land. Mittelschicht-Protest

Auf die Frage, wogegen sich die gegenwärtigen Proteste in Israel denn richten würden, antwortet ein Student aus Haifa vorerst allgemein: Gegen eine Ökonomie, die lediglich auf Gewinnmaximierung aus wäre. Bekannt kapitalismuskritisch setzt er auseinander, dass es ähnlich wie in Europa und den USA nur wenige Gewinner des Kapitalistischen Systems gäbe: „51 der 100 wichtigsten Wirtschaften weltweit sind Firmen, nicht Staaten.“ Das wäre auch in Israel so, und dagegen müsse man sich erheben. Die Regierung Netanyahu spare im Speziellen im Bereich von Bildung und Ausbildung, bei den Pensionen und treibe gleichzeitig die Mieten in die Höhe. Von den Auswirkungen dieser Politik am stärksten betroffen sei hier in Israel vor allem die so genannte Mittelschicht. Während der durchschnittliche Monatsverdienst

um die 1.400 Euro betrage, seien 900 Euro monatliche Wohnungskosten nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Aktivisten wie Amram, Bewohner einer Zeltstadt in Jerusalem, haben daraufhin ihre Wohnung kurzerhand gegen ein Zelt getauscht. „Ich könnte mir eine Mietwohnung zwar leisten, aber ich sehe nicht ein, warum ich so viel Geld dafür ausgeben soll“, verrät der 60-Jährige, der sich von Beginn an als Teil der heterogenen Bewegung versteht, die als eine bunt zusammengewürfelte Menge in Erscheinung tritt und breite Schulterschlüsse innerhalb der Mittelschicht erkennbar werden lässt: Links Orientierte und Konservative kämpfen in Israel Seite an Seite für mehr soziale Gerechtigkeit. Der Protest werde nicht von einer einzelnen Partei gepusht, sondern vielmehr getragen von einer Basis, die vom Sozialabbau in den vergangenen Jahren besonders stark betroffen war und es gegenwärtig ist: Studierende, PensionsbezieherInnen, Alleinerziehende und junge Erwachsene im Allgemeinen, erklärt Aktivistin Noa aus Haifa. Illusorische Besiedelungspolitik

Dass die Bevölkerung Israels mit Wohnungsnot zu kämpfen hat, scheint paradox, zumal das Land für seine militant vorangetriebene Besiedelungspolitik bekannt ist. Im Jahr 1948 war Israel auf einem Teil des Gebietes des historischen Palästina gegründet worden. Die Westbank – ein Gebiet, das in


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etwa 30 % der Fläche der Steiermark ausmacht, – sowie Gaza, das seit Jahren mit einem Embargo belegt und von der Außenwelt praktisch unerreichbar ist, wurden den PalästinenserInnen als Autonomiegebiete zugesprochen. Allerdings eignete sich Israel im so genannten Sechs-Tage-Krieg von 1967 beides völkerrechtswidrig an. Dass der 1993 im Rahmen der Oslo-Erklärung beschlossene Autonomie-Status Gazas und der Westbank bis heute von Israel missachtet wird, beweist der eisern vorangetriebene Siedlungsbau in Gebieten, deren Verwaltung laut Staatengemeinschaft klar Palästina obliegt. Für Israeli mit Weitblick erweist sich die Besiedelung dieser Gebiete nicht nur aus ethischen Gründen bedenklich: Abgesehen vom Leid und Leiden der palästinensischen Bevölkerung, das die Vertreibung unweigerlich nach sich zieht, stellt die Besiedelung einen hohen Kostenfaktor im israelischen Haushaltsbudget dar: Wasser- und Stromversorgung, ausgedehnte Infrastruktur, moderne Wohnungen und ein gut ausgebautes Straßennetz sollen den Israeli das Leben im Palästinensergebiet schmackhaft machen. Damit

die Besiedelungspolitik auch nach den Vorstellungen der Regierung funktioniert, nämlich nach Möglichkeit flächendeckend, müssen teuer errichtete Wohnanlangen zu niedrigen Preisen angeboten werden. Dabei begeht Israel, das sich seine Politik einiges kosten lässt, jedoch einen entscheidenden Fehler: Durch die Weitergabe der durch illegale Besiedelungspolitik und die Aufrechterhaltung eines übertriebenen Sicherheitsapparates anfallenden Kosten an die eigene Bevölkerung wird der Staatsapparat womöglich nicht mehr lange mit der politischen Unterstützung der Israeli rechnen können. Die rechte Regierung müsse weg, ist man sich in den Zeltstädten mittlerweile einig. Wenn bereits jetzt Israeli und Araber gemeinsam gegen den Sozialabbau protestieren, könnte es passieren, dass die israelische Bevölkerung sich mit Letzteren irgendwann sogar solidarisiert. Noch tut die Regierung alles, um das zu verhindern, doch womöglich hat – so paradox das auch klingen mag – durch das Erstarken einer israelischen Zivilgesellschaft der Arabische Frühling auch in Israel Einzug gehalten.


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2,4 *

* Durchschnittsbewertung von „Star Wars: The Complete Saga [Blu-ray]“ auf amazon.com. Die Rache der Fans: Über 1000 von 1750 Reviewern vergaben mit einen Stern die schlechteste Note. Foto: Tomas Castelazo

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Schach War Gestern

Das japanische Brettspiel „Go“ Kolumnen

„Fuck!“ – „Nooooo!“ – „Stöhn!“ Comic

Der Neue

Elevate

Mit einer außergewöhnlichen Kombination aus elektronischer Musik und politischem Diskurs lockt das Elevate Festival jährlich tausende BesucherInnen in die Veranstaltungsräume in und um den Grazer Schlossberg. Das siebte Festivaljahr steht unter dem Motto „Elevate the 21st Century“: Zukunftsvisionen, die es für dieses Jahrtausend gab und gibt. In insgesamt 26 Veranstaltungen werden der rasante Fortschritt in Bereichen wie Technik, Internet und Erneuerbare Energie thematisiert. Das Festival dauert von 20. bis 26. Oktober. Programm und Tickets gibts unter www.elevate.at

hoergeREDE 11

Als Programmspezial des Elevates findet das neue Grazer Literaturfestival hoergeREDE von 20. bis 23. Oktober statt. Präsentiert werden an vier Tagen sechs einmalige Uraufführungen akustischer Kunststücke, die eigens für diesen Anlass von je einer/einem AutorIn und einer/einem MusikerIn erarbeitet wurden. Das gesamte Literaturprogramm kann bei freiem Eintritt besucht werden, jeweils vor dem Musikprogramm vom Elevate zwischen 20h und 22h im Dom im Berg und in den Minoriten. Infos online: www.hoergerede.at

Queerulantinnen-Party

LesBiSchwules-Unifest goes queer. Was früher gut war, wird jetzt noch besser. Wir verabschieden uns von ausgrenzenden Begrifflichkeiten, wie Lesbisch, Bisexuell und Schwul mit einem rauschenden Fest und begrüßen die Queerness für alles und jede/n. Ort und Zeit, sowie weitere Verantstaltungen findet Mensch auf den nachfolgenden Seiten.


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Libelle 10/11

Veranstaltungskalender oktober 2011

November 2011

20. – 26. Oktober Elevate

5. November

Festival für zeitgenössische Musik, Kunst & politischen Diskurs

www.elevate.at 20. – 23. Oktober

hoergeREDE Festival für Sprachklang-Kunst und Geräusch

impressum Medieninhaberin, Herausgeberin und Verlegerin: Hochschülerschaft an der Universität Graz Schubertstraße 6a 8010 Graz Tel: 0316 380 2900 E-mail: vorsitz@oehunigraz.at Redaktion: Franz Fuchs, Martina Winkler, Patrick Kloiber E-Mail: presse@oehunigraz.at Layout: Franz Fuchs und Beatrix Lorber Lektorat: Bettina Pint Dank an: Anna Hutter, Katharina Kiss und Kristina Sax Druck: Universitätsdruckerei Klampfer GmbH

Detailierte Bild- & Lizenznachweise für nicht eigene Fotos und Illustrationen: Seite 8: kodomut / flickr.com / CreativeCommons Attribution 2.0 Seite 18: Weigand / photocase.com Seite 19: MYS / photocase.com Seite 22: Tomas Castelazo / commons. wikimedia.org / Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Seite 25: Luis de Bethencourt / flickr.com / Creative-Commons Attribution 2.0 Icons Seite 26: The Noun Project / Creative-Commons Attribution 3.0

www.hoergerede.at 25. Oktober

1x1 im Journalismus Eintägiger Schnupperkurs für angehende JournalistInnen und MedienInteressierte. Anmeldung und Infos unter steiner@khg-graz.at Anmeldeschluss ist Ende Oktober! 7. November Studierendentag Kunsthaus Graz

Ganztägig freier Eintritt für Studierende und ein vielseitiges Programm

URBI Berufseinstiegsmesse 10.00 Uhr / Aula Universität Graz

www.museum-joanneum.at

www.uni-graz.at/urbi/

LesBiSchwules-Unifest goes queer 21.00 Uhr / Foyer Hauptgebäude Uni-Graz

11. November

20. November

International Tea Der „International Tea“,soll Gelegenheit dazu geben, dass junge Gäste aus dem Ausland Grazer und Grazerinnen kennen lernen. 17.00 Uhr / Meerscheinschlössl 21. November.

Montagsakademie: Die Welt in der Tasche? Revolution in unserer Informationsgesellschaft durch mobile Kommunikation 19.00 Uhr / Aula Universität Graz


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Schach war gestern Das komplexe japanische Brettspiel „Go“ erfreut sich in Österreich an immer größer werdender Beliebtheit und ist inzwischen auch weltbekannt. Doch das war nicht immer so: Trotz zahlreicher Etablierungsversuche gelang der Durchbruch erst im 21. Jahrhundert. Text Patrick Kloiber Foto Luis de Bethencourt

Wie ein Brettspiel seinen Siegeszug antritt.

1877 veröffentlichte ein gewisser Herbert Giles einen Text unter dem Titel ‚Weichi or the Chinese Game of War‘. Es soll die erste Spielbeschreibung im europäischen Raum zu Go gewesen sein. Doch die breite LeserInnenschaft interessierte sich nicht dafür. Drei Jahre später veröffentlichte Oskar Korschelt ‚Das japanisch-chinesische Spiel Go, ein Konkurrent des Schach‘, womit er das Interesse und die Skepsis der Schachwelt auf sich zog, da er ein anderes Spiel auf die gleiche Ebene mit Schach hob. Vielleicht wurde auch Leopold Pfaundler von Hadermur, von 1891 - 1910 Leiter des Physikalischen Instituts der Universität Graz, durch diese Publikation auf das japanische Brettspiel aufmerksam. Jedenfalls sollte er die erste bekanntere Persönlichkeit in der österreichischen Go-Geschichte werden, schrieb er doch ein Lehrbuch und veröffentlichte die erste deutsche Go-Zeitung. Durch seinen persönlichen Einsatz in Sachen Go verbreitete sich das Spiel schnell, vor allem in PhysikerInnenkreisen. Die Zahl der wirklich Interessierten vergrößerte sich zwar rasch, stagnierte jedoch bald und so gab Pfaundler schlussendlich seine Arbeit an der deutschen Go-Zeitung aufgrund der (zu) wenigen AbonnentInnen auf. Direkt in Verbindung mit ihm stand angeblich auch Artur Jonak von Freyenwald, ein Offizier der k.u.k.Kriegsmarine, dem ein Go-Wahn nachgesprochen wurde und der seinen Offizieren sogar das Schachspielen verbot, damit sich diese ebenfalls für Go begeisterten.

Nach dem ersten Weltkrieg wuchs die Go-Szene sehr stark in Deutschland, wo es nach längerem Stagnieren erst wieder unter dem nationalsozialistischem Regime gefördert wurde, indem man eine Fernpartie zwischen Felix Dueball, einer der besten deutschen Spieler und dem ehemaligen japanischen Minister für Kultur, Ichiro Hatoyama, arrangierte, die man im völkischen Beobachter veröffentlichte. Es wurde als völkerverbindend im Zuge der Allianz mit Japan gesehen. Nichtsdestotrotz kam der Go-Boom zum Erliegen, da eine Mehrheit der aktiven SpielerInnen jüdischen Glaubens war. Erst Anfang 2000 kam es dann zu einem neuen Hype, der bis jetzt andauert, da durch Manga- und Animeserien das Spiel verstärkt den Zutritt in überwiegend jugendliche Köpfe fand. was ist Go überhaupt?

Go soll das einfachste und doch komplexeste Spiel sein, das es gibt. Praktisch gibt es nur 3 Regeln: 1.) Ein Zug besteht darin, einen Stein auf einen Eckpunkt zu setzen, dieser Stein darf jeoch nicht mehr verschoben werden. 2.) Die freien Eckpunkte um einen Stein oder Steingruppe derselben Farbe zählen als Freiheiten, sind diese alle besetzt, stirbt der Stein bzw. die Gruppe. 3.) Das Spiel endet, wenn beide Spieler hintereinander passen. Gewinner ist, wer mehr Freiheiten in seinem Gebiet hat. Gebiet ist der Bereich, in dem kein Stein des Gegners lebt/leben kann. Leben kann ein Gebiet nur dann, wenn der Gegner die Steingruppe nicht zer-

stören kann, ohne einen ungültigen Zug zu machen. Ein ungültiger Zug ist, einen Stein in ein Gebiet zu setzen, in welchem er/die Gruppe stirbt, da er/ sie keine Freiheiten mehr hat und dabei keine gegnerischen Steine tötet. was macht so ein einfach klingendes Spiel so verführerisch?

Nun, man hat ein Brett mit 19 mal 19 Punkten, auf das man pro Zug einen Spielstein legen kann. Im ersten Zug hat man also 361 Möglichkeiten, im zweiten 360. Man sieht, wenn man sich das Ganze ein wenig durch den Kopf gehen lässt, dass theoretisch eine Unzahl an Zügen möglich ist. Wenn man die ersten Male dieses Spiel spielt, erkennt man die Komplexität, die ihm zugrunde liegt, sowie die Vielzahl an Möglichkeiten, die den menschlichen Geist herausfordern. Ausprobieren kann man das Spiel in

Graz im Brot & Spiele bzw. Karmeliterhof (Ludovico), mittwochs um 17:00 Uhr oder Online unter www.gokgs.com


26 pop

Libelle 10/11

Musik

Nerd

Text Manuel Borovsky

Text Herwig Riedl

Text Karla Bro‘Show

Aus musikalischer Sicht darf beim Thema „Veränderung“ ein Album auf keinen Fall fehlen: „Rage Against The Machine“ von der gleichnamigen Band aus dem Jahr 1992. Man kann dieses Werk getrost als Meilenstein der Musikgeschichte bezeichnen, da nicht nur bezüglich der Soundqualität neue Maßstäbe gesetzt wurden – auch und vor allem waren die Texte von einer solch aggressiven und anprangernden Auflehnung gegen herrschende Missstände geprägt, dass man fast schon von einer Kriegserklärung auf musikalische Art sprechen kann. „Fuck you, I won’t do what you tell me“ schleudert uns Sänger Zack de la Rocha in der ersten Singleauskopplung “Killing In The Name“ entgegen und meinte damit ursprünglich rassistische Cops. Weitere Songs wie „Bullet In The Head“ oder „Know Your Enemy“ kritisieren die Macht der Medien bzw. die amerikanische Regierung.

Erstmals Mitte der neunziger Jahre des vorigen Jahrtausends nutzte GEORGE LUCAS die Möglichkeiten moderner Computereffekte um seine leicht angestaubte klassische Trilogie aufzupolieren. Niedliche CGI-Änderungen sollten Fans wieder in die Lichtspielsäle zu locken. Und das Ende der Wiederverwertungskette (ZynikerInnen gehen eher von „Leichenfledderei“ aus) ist noch lange nicht erreicht: Ab 2012 werden alle „StarWars“-Teile nochmal in einer überarbeiten 3D-Version gezeigt.

Brüste. Als essentieller Bestandteil

Kolumne

Von der amerikanischen CrossoverBand zurück nach Österreich: Hubert von Goisern, eine der interessantesten Persönlichkeiten österreichischer Musikgeschichte, hat Anfang September sein neues Album „ENTWEDERundODER“ auf den Markt gebracht. Der Kosmopolit aus Bad Goisern hat sich in seiner Karriere unzählige Male neu erfunden und vor allem afrikanische und fernöstliche Einflüsse in seiner Musik verarbeitet. Aber nicht diese stehen nun im Vordergrund, sondern vor allem westliche Pop- bzw. BluesElemente. Die sehr abwechslungsreiche Platte bietet für jeden Geschmack etwas, wobei mit „Indianer“ (eine Kombination aus Ska, Kuhglocken und Wilder Westen) sowie „Suach Da An Andern“ zwei Stücke besonders hervorstechen.

Kolumne

Steven Spielberg gab vor kurzen zerknirscht zu, dass seine digitalen Änderungen an E.T. ein ziemlicher Fehler waren. Sein Freund Lucas ist von dieser Erkenntnis noch verschont, bei jeder neuen Auflage seiner Werkte pfuscht er weiter und dreht am Special-EffectsSchalter. Langsam regte sich ein leiser Verdacht bei den Fans: Ist Lucas etwa gar kein Wunderkind? Beweise hierfür wären seine drei Prequel-Filme, deren Kritiken von Fans vernichtend waren. Nun macht er sich unbeirrt daran die alte Trilogie zu ruinieren. Hier führten – im Gegensatz zum Prequel – andere Personen Regie, auch die Drehbücher stammten nicht von ihm. Selbst Lucas eigenes Drehbuch von Episode IV New Hope hatte er von Akira Kurosawa abgeschrieben. Die Veränderung von Schlüsselszenen in der alten Trilogie sei ein bitterer Beweis für Lucas Unvermögen. Wer Darth Vader plötzlich einen „Noooo!“-Schrei am Ende von Return oft the Jedi (Blu-ray-Edition) in den Mund legt, dürfte den Film sowieso nicht verstanden haben. Lucas wird so mit jeder sinnlosen Änderung immer verhasster bei den Fans. Und reiht sich ein in die immer längere Liste von angeblichen Großmeistern des SciFi, die nur mehr enttäuschen. Help us Joss Whedon, you are our only hope now. http://bit.ly/12hMeP

Sex

Kolumne

nahezu jeder Frau stehen Brüste oft im Mittelpunkt der Vorbereitung oder auch langfristigen Anbahnung einer sexuellen Begegnung, die im Koitus münden kann oder auch nicht. Zu Beginn der Geschlechtsreife nannten wir diesen Teil „Schmusen bis Petting“. Eben in dieser vorbereitenden Phase haben diese ihren „großen“ Auftritt. Das natürliche Habitat des Busens ist in den meisten Fällen der Büstenhalter, nur wenige Exemplare der weiblichen Gattung verzichten auf diesen. Meist werden sie sorgfältig ausgewählt und auf die restliche Unterbekleidung abgestimmt. Besonders an Tagen, an denen sie nicht nur abends von der Trägerin selbst gesehen werden. Die Unart, die ich eigentlich gerne behandeln möchte, nenne ich „Der unüberlegte Griff“. Büstenhalter liegen meist eng an, um den idealen Halt zu gewährleisten. Von unten rein endet so oft mit einem unangenehmen Quetschbusen, der eher an eine Langsemmel erinnert und nicht wirklich sexy ist. Aber am schlimmsten ist die Variante „von oben rein“. Angenommen, zwei Erwachsene sitzen sich gegenüber: Wie soll ein Mensch, ohne abartigste Verrenkungen, verbunden mit Schmerzen für die BH-Trägerin, in ihrem BH an ihre Brüste kommen? Es ist unmöglich. Auch wenn es euch, liebe Männer, oft als der plausibelste Weg erscheint: Es funktioniert nicht! Runterziehen geht noch, aber mit der Hand rein ist anatomisch unmöglich. Macht ihn auf, wenn ihr ans Fleisch wollt. Wer verliebt ist, hat keinen schlechten Sex, er/sie bemerkt es erst später.


pop 27

Libelle 10/11

6 Dinge die du nicht in Graz tun solltest

1

2

Bei Regenwetter mit den Öffis fahren. 95% der RadfahrerInnen (lediglich 5% – vorrangig GeographInnen – lassen sich nicht durch Regen aufhalten) wollen dann Bus & Bim benützen. Und leider wachsen Öffis nicht, selbst wenn es gießt.

3

Eine Korrelation zwischen der angezeigten Ziffer an der Haltestelle und Ankunftszeit des Busses an derselbigen vermuten – vor allem bei Regen (siehe oben)

4

Den Unterschied zwischen „GAK“ und „Sturm“ nicht kennen. (Merke: GAK = rot/Sturm = schwarz). „Sturm“ ist in Graz nicht nur ein Getränk für die Nicht-mehr-Sommerspritzer-undGlühweinstände-haben-noch-nichtoffen-Übergangszeit. Samstagabends barfuß durch die Elisabethstraße laufen. (Eigentlich: Überhaupt Samstagabends durch die Elisabethstraße laufen)

5

Zweifelhafte Liebesangebote zu später Stunde im Club Q annehmen.

6

Am Hauptplatz stehen und „I bin lei a echta Karntna!“ schreien (schlimmstenfalls erhältst du noch eine Einladung auf ein Hirter-Bier)


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