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TRI international
Von Klagenfurt in die weite Welt
Vor 24 Jahren veranstaltete Stefan Petschnig gemeinsam mit Helge Lorenz und Georg Hochegger den ersten IRONMAN Kärnten-Klagenfurt, Austria. Petschnig blieb dem Triathlonsport und der Marke IRONMAN treu. 2021 trat er seine neue Position als IRONMAN Chief Business Development Officer an. Wir haben mit dem Klagenfurter über neue Herausforderungen, Ziele und die letzten 25 Jahre gesprochen.
Herzliche Gratulation zu deiner neuen Position! Was sind die Herausforderungen, die jetzt auf dich warten?
Die Marke IRONMAN ist im Triathlon verankert. Aber es gibt so viel mehr Sportarten, etwa Mountainbiken, Straßenrad-Sport oder Trail Running – und genau dort wollen wir jetzt Fuß fassen. Wir möchten nicht nur im Triathlon weiter die Rennen organisieren und das Potenzial in neuen Märkten prüfen, sondern auch in all diesen anderen Sportarten globale Serien auf die Beine stellen und dort wachsen.
Die Starterfelder werden immer größer und die Zahl der Rennen steigt. Doch IRONMAN ist inzwischen, wie auch du gerade gesagt hast, weitaus mehr als „nur“ Triathlon. Wohin soll sich die Marke entwickeln? Was sind deine persönlichen Ziele?
Ich bin in dieser neuen Position jetzt eher mit Bereichen abseits von Triathlon betraut. Doch wenn ich das hinsichtlich IRONMAN betrachte, dann ja: Die Rennen entwickeln sich und immer mehr Athletinnen und Athleten machen mit. Aber gleichzeitig gibt es noch so viele weiße Flecken auf der Landkarte. Wenn ich an Nordafrika, Südamerika oder den asiatischen Raum denke: Da gibt es noch viel, das man machen kann. Sobald man einen neuen Markt betritt, weckt man dort das Interesse und motiviert immer mehr Menschen, die zuerst lokal und dann weltweit teilnehmen. Das ist das Schöne daran. Mit dem IRONMAN Austria sind wir als neuntes Rennen in die Weltserie aufgenommen worden. Schon beim zehnten oder elften haben die Leute gesagt, dass es zu viel wird und IRONMAN sich übernimmt. Heute haben wir 160 Veranstaltungen und warum sollten da nicht noch weitere Rennen Platz haben?
Erstmalig fand die IRONMANWeltmeisterschaft nicht auf Hawaii statt. Wie schwierig war diese Entscheidung und welche Auswirkungen sind hier für die Marke zu spüren?
Die Entscheidung war weniger schwierig als die ganzen Umstände durch die Pandemie. Die Athleten waren für ein Rennen qualifiziert, das nicht stattfinden konnte. Als man glaubte, Hawaii findet statt, wurden wieder neue Qualifikationsplätze vergeben und schlussendlich haben wir uns vielen Teilnehmern gegenübergesehen, aber nur diesem einen Rennen in Kona. Da mussten wir wirksam werden und eine Möglichkeit finden, allen ihr WM-Rennen zu bieten. Für die Profi-Athleten war uns wichtig, dasssie nach so langer Zeit, wo sie ihren Beruf nicht ausüben konnten,unbedingt eine Weltmeisterschaft haben. Bei den Amateuren ging es unsdarum, dass jeder kann, aber niemand muss. Jeder kann selbstverständlich seinen IRONMAN-WM-Start auf Hawaii in Anspruch nehmen. Es war aberschön, dass viele dem Aufruf gefolgt sind und bei der WM im Mai 2022 in Utah am Start waren!
Was bedeutet dies für kommende Weltmeisterschaften?
Derzeit einmal gar nichts, weil wir natürlich wissen, dass Hawaii ein Mythos ist. Hawaii ist eine Destination für uns, an der wir festhalten werden. Ein Wechsel der Destinationen wie bei der 70.3.-WM im Jahresrhythmus: Ich denke nicht, dass wir das auch mit Hawaii tun werden.
1999 fand der erste IRONMAN Austria in Klagenfurt statt, im Jahr davor hattet ihr mit der TriMania erstmalig einen Triathlon über die volle Langdistanz organisiert. Inzwischen steht das Rennen bei 3.000 Athlet:innen und ist im Normalfall unter 24 Stunden ausverkauft. Wie resümierst du die letzten 25 Jahre?
[lacht] Das war, wie die Amis sagen würden, „a rollercoaster ride“. Wir sind sehr blauäugig und sehr grün hinter den Ohren in die Planung gegangen. Wir waren selbst alle Triathleten, lieben den Sport nach wie vor und natürlich haben wir uns die eine oder andere blutige Nase geholt und durch Fehler auch viel gelernt. Schön war, dass uns die Sportler, die bei anderen Veranstaltungen dann selbst mit uns an der Startlinie gestanden sind, immer alle Fehler verziehen haben. So sind wir immer professioneller geworden und haben dann auch im Ausland Rennen organisiert. Das war eine interessante Zeit. Aber ich brauche nach fünf, sechs oder sieben Jahren immer mal wieder einen Wechsel im Leben. Mir macht es Spaß, an neuen Dingen zu arbeiten. Je runder und unkomplizierter Sachen werden, je mehr Automatismen sich einstellen, desto mehr juckt es mich,wieder etwas Neues in die Hand zu nehmen. Diese Möglichkeit hatte ich mit IRONMAN. Jede neue Situation, jede neue Kultur und jeder neue Markt ist eine neue Herausforderung und das hält mich in dem Job. Vieles, dasich gelernt habe, kann ich weiterverwenden, aber eben nicht hundert Prozent davon. Jede Sportart ist anders. Diese ständigen Herausforderungen machen es sehr bewegt, sehr spannend – gespickt mitvielen schlaflosen Nächten, aber auch mit vielen Partys hinterher, mit den Menschen, mit denen man das verwirklicht hat.
Und was wünschst du dir für das nächste Vierteljahrhundert?
Für mich privat wünsch ich mir, dass meine Familie, die Kinder, alle gesund sind und jeder ein tolles Leben hat. Was den Triathlonsport betrifft, wünsche ich mir, dass die Fahrt genauso weitergeht, wie sie in den letzten Jahren war. Dass immer wieder was Neues kommt und dass wir weiter Menschen zu einem Lebenswandel und einem sportlichen, fitnessorientierten Lifestyle inspirieren können. Das ist das, was uns Spaß macht. Ich habe nie das Gefühl, ich muss in die Arbeit gehen. Ich steh auf und mach die Dinge, die ich mit Leidenschaft mache. Ich hoffe, das bleibt so.
2022 wird das Profi-Starterfeld in Klagenfurt erstmals ein rein männliches sein. Was waren die Gründe und was erhofft sich IRONMAN von dieser Änderung?
Ich denke, das Ganze ist eine Wechselwirkung. Über die Jahre sind immer neue Rennen dazugekommen, aber nicht im gleichen Maße mehr Profi-Athleten. Die Preisgelder, die bei einzelnen Rennen ausgeschüttet wurden, waren dann eben nicht so, wie sie sein könnten, wenn man sie bündelt. Auch die Medien waren ein großes Thema. Bei einem Rennen mit Herren- und Damen-Profis wird meinem Gefühl nach mehr Zeit der Berichterstattung den Herren gewidmet als den Damen. Wir haben das analysiert und überlegt, was wir machen können. Durch die Trennung gibt es Rennen mit Herren-Profifeld, Rennen mit Damen-Profifeld und auch reine AG-Rennen. So können wir das Preisgeld bündeln und gleichzeitig führt es zu einer noch besseren medialen Berichterstattung. Auch im Livestream über die diversen Kanäle können wir uns dann auf ein Geschlecht konzentrieren.
Du hast viele Rennen gesehen. Hand aufs Herz: Was ist dein Lieblings-IRONMAN-Rennen? Bleibst du der Heimat treu?
[lacht] Ich bleib der Heimat treu. Ich denk da so gern zurück. Jedes Mal bei dem Rennen packt’s mich emotional zugegebenermaßen doch mehr als bei anderen Veranstaltungen. Ehrlich gesagt, das hat für mich sehr viel mit Emotion und Leidenschaft zu tun, und das „Blut, Schweiß und Tränen“-Element war einfach in Klagenfurt das Größte.
Wo wirst du am 3. Juli sein, wenn der Startschuss des 24. IRONMAN KärntenKlagenfurt, Austria fällt?
[lacht] Ich hoff, irgendwo im Strandbad-Gelände.