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SHOOTING STAR - Tjebbe Kaindl im Porträt
Im Alter von vier Jahren hat alles begonnen. Und solange er sich erinnern kann, hat er Triathlon gemacht. Die Rede ist vom Tiroler Tjebbe Kaindl, der auf dem besten Weg ist, in die Top 100 der Weltrangliste vorzustoßen. Sein großes Ziel? Die Olympischen Spiele! In Paris 2024 möchte der heute 23-Jährige für Österreich an den Start gehen. Wie hart und steinig der Weg bis dorthin sein kann, hat er bereits im Vorjahr zu spüren bekommen.
Historisch gesehen haben Tiroler Triathlet:innen sehr gute Chancen, bei Olympischen Spielen am Start zu stehen. Mit der Olympiasiegerin von 2004, Kate Allen, mit Eva Dollinger und mit Luis Knabl kamen drei von 13 rot-weiß-roten Teilnehmer:innen aus Tirol.
Bis dorthin ist es aber noch ein langer Weg für den Sohn von JOLsport-Gründer Martin Kaindl. Trainiert wird er mittlerweile vom deutschen Erfolgstrainer Roland Knoll. Zum Triathlon kam er aber über seine Eltern. Diese nahmen schon immer an (Ausdauer-)Bewerben teil und so wollte es Tjebbe natürlich selber auch einmal probieren und eiferte seinen Eltern nach. Der Tiroler Triathlon-Zug für den Nachwuchs, der heuer zum bereits 28. Mal durch Tirol dampft, war für ihn ein wichtiger Puzzlestein in seiner noch jungen Karriere – Rennen, die ihn gut auf die internationale Bühne vorbereitet haben. Für Tjebbe ist klar, dass diese Initiative der Grundstein für viele nationale und internationale Erfolge von Tiroler Athlet:innen ist.
Keine leichte Entscheidung
Noch bis 2016 stand der aus Bad Häring stammende Triathlet als Langläufer im ÖSV-Kader und zählte, wie auch im Triathlon, zur österreichischen Nachwuchsspitze. Im Winter nahm er an Langlauf- und im Sommer eben an Triathlonbewerben teil. Schulisch wählte er den Weg über die Handelsakademie und nicht etwa über eine Sportschule. Das Training musste also ausschließlich in der Freizeit absolviert werden. Und irgendwann kam dann der Punkt, wo er sich für eine Sportart entscheiden musste. Im Triathlon sah er sich einen Schritt weiter und auch die Sportarten Schwimmen, Radfahren und Laufen machten ihm mehr Spaß. Nach der Matura konnte er sich endlich zu hundert Prozent auf den Triathlonsport konzentrieren und sich kontinuierlich sehr gut steigern. Seine Wahl bereut der 23-Jährige daher bis heute nicht und die ersten internationalen Erfolge in der Elite, vor allem im Vorjahr, geben ihm Recht.
Dabei fing das Jahr 2021 so ganz und gar nicht nach Plan an. Zuerst wurde Tjebbe durch eine Corona-Infektion ausgebremst und danach folgte eine knapp dreimonatige Trainingspause, weil es körperlich einfach noch nicht möglich war, die entsprechende Leistung zu erbringen. In dieser mental schwierigen Phase hat er sehr viel gelernt und die Saison dann schon für beendet erklärt, bevor sie so richtig begonnen hatte. Diesen Rückschlag konnte er aber rasch verarbeiten, sich neue Ziele setzen und den Fokus auf sein langfristiges Ziel – die Olympischen Spiele – richten. Dank dieser mentalen Stärke konnte er danach wieder durchstarten, nachdem einem Wiedereinstieg nach sportärztlicher Untersuchung gesundheitlich nichts mehr im Wege stand.
Comeback zu Ende der Saison
Mit geringen Erwartungen ging es für Tjebbe im Oktober 2021 zu den zwei verbleibenden Weltcup-Bewerben nach Südkorea. Und siehe da: Bei seinem erst sechsten Weltcuprennen stürmte er in Haeundae gleich in die Top 20. Beflügelt von diesem Erfolg ging es für ihn zu seinem vermeintlich letzten Saisonbewerb weiter nach Tongyeong. Sein Ergebnis? Platz 4! Nur etwas mehr als eine halbe Minute fehlten ihm auf das Podest. Was für eine Talentprobe! Die anschließende Info von ÖTRV-Sportdirektor Robert Michlmayr, dass er damit auf die Startliste des WM-Serienbewerbs in Abu Dhabi (VAE) gerutscht war, der nur eine Woche später im Rennkalender stand, war ein Moment, den der damals 22-Jährige so schnell nicht vergessen wird. Der Flug nach München wurde kurzerhand umgebucht und so hieß es erstmals Rennluft in der Formel 1 des Triathlonsports zu schnuppern. Apropos Formel 1: Der Radbewerb dieses prestigeträchtigen Rennens wird auf der Formel-1-Strecke Yas Marina ausgetragen. Mit einem 20. Platz unter den besten Athleten der Welt konnte Tjebbe dann zum Saisonabschluss noch eins draufsetzen.
Seit 27. Mai läuft nun die zweijährige Qualifikationsphase für Paris 2024. Sechs richtig gute Rennen sollen es in der ersten Periode für den jungen Tiroler werden und natürlich genügend Punkte für einen Platz unter den besten hundert Athleten der Welt, um auch bei den großen, wichtigen Rennen auf die Startliste zu gelangen. Materialtechnisch steht Tjebbe heuer dank der Partnerschaft zwischen JOLsport und dem Österreichischen Triathlonverband erstmals mit einem Rennanzug an der Startlinie, den er selber mitentwickelt und ausgiebig getestet hat. Wenn das keine guten Vorzeichen sind!
FAMILY BUSINESS
Mit dem Tiroler Familienunternehmen JOLsport stattet zukünftig eine österreichische Marke den Österreichischen Triathlonverband und seine Athlet:innen mit Repräsentations sowie Wettkampfkleidung aus. Seit der Gründung im Jahr 2006 hat sich JOLsport stark weiterentwickelt und ist aus dem Triathlonsport hierzulande nicht mehr wegzudenken.
Welche Ziele verfolgt das Unternehmen mit dieser Kooperation? Wie kam es überhaupt dazu, Bekleidung für Triathlet:innen herzustellen, und woher kommt der Name? Welche Rolle spielt unter anderem der Sohn des Firmengründers, Tjebbe Kaindl, und wie können Österreichs Multisportler:innen davon profitieren? Gemeinsam mit Gründer Martin Kaindl haben wir uns die imposante Geschichte des Unternehmens angesehen und hinter die Kulissen des Familienbetriebs geblickt.
Weil er für den mit Freunden und Vereinskollegen organisierten Duathlonbewerb in Bad Häring kein vernünftiges Finishershirt bekommen konnte, begab sich Martin Kaindl auf die Suche nach einem Funktionsshirt. Auf der Messe eines Stoffherstellers in München wurde er fündig: Polypropylen! Ein Stoff, der kaum Feuchtigkeit aufnimmt und nicht wie Baumwolle den Schweiß aufsaugt. Und weil aus der gekauften Menge 5.000 Stückproduziert werden konnten, für die eigene Veranstaltung aber nur 300 benötigt wurden, übernahm Kaindl nach einigen Jahren das Risiko undgründete 2006 eine Firma: JOLsport wurde aus der Taufe gehoben. Der Namestammt übrigens vom Namen seines elterlichen Hofes ab. Obwohl er sechsGeschwister hat, wurde nur er Jol gerufen, und so war die Namensfindung für die eigene Firma schnell abgeschlossen. Der gelernte Tischler und Bauchemiker hatte bis dahin mit Bekleidung zwar nichts am Hut, die Nachfrage nach den Shirts und auch nach weiteren Produkten ließ das Unternehmen aber von Beginn an stetig wachsen.
JOLsport steht seit jeher für Leidenschaft und Fortschritt. Der Fokus liegt auf Triathlon. Weil „der Jol“ selber für diesen Sport brennt, seit er mit 29 Jahren seinen ersten Ironman in Almere gefinisht hat, und hier die meiste Entwicklung sieht. Begonnen hat alles mit einer Verkaufsfläche von 25 Quadratmeter im Kurort Bad Häring, wo auch heute noch der Firmensitz ist. Mittlerweile gibt es um die 10.000 Artikelnummern im Sortiment und österreichweit zehn Franchisenehmer.
Neben den knapp zehn Mitarbeiter:innen in der Firmenzentrale zählt vor allem die ganze Familie zu den Produkttestern. In der Familie Kaindl dreht sich alles um den Sport. Wie andere Familien gemeinsam ins Kino gehen oder ein Picknick machen, so betreiben die Kaindls Triathlon und nehmen an Ausdauerbewerben teil. Bei der Namensgebung für die Kinder hat sich Martins Frau Kitty durchgesetzt, die holländische Wurzeln hat. Während der jüngste Spross, Jelle, erst 13 Jahre alt ist und Radfahren dem Handyspielen vorzieht und Sanne als angehende Physiotherapeutin in ihrer Freizeit unter anderem bei der größten Skilanglaufveranstaltung der Welt, dem Wasalauf, über 90 Kilometer an den Start geht, ist Tjebbe, der älteste der drei, auf dem Weg, sich für seine ersten Olympischen Spiele zu qualifizieren. Da wird das eigene Material klarerweise ausgiebig getestet und strapaziert und all das fließt natürlich in die Entwicklung neuer Produkte ein. Die guten Kontakte, die in den letzten Jahren aufgebaut wurden und ohne die eine derart kleine Firma im Bekleidungssektor keine Chance hätte, helfen hier ebenfalls immens, wie Kaindl verrät.
Seit 2022 ist JOLsport offizieller Ausstatter des Verbandes. Die Partnerschaft mit dem ÖTRV ist dem Tiroler Unternehmen eine Herzensangelegenheit. Die österreichischen Athlet:innen sollen mit dem besten Material an den Start gehen, so der Antrieb. Dafür wurde eine hochfunktionelle und stylishe eigene Linie entworfen. Das erste Feedback der Athlet:innen bestärkt das Unternehmen auf seinem Weg. Und natürlich erfüllt es die gesamte Familie mit Stolz, wenn der eigene Sohn mit den eigenen Produkten, die er selbst mitentwickelt hat, bei internationalen Rennen am Start steht und die Marke repräsentiert. Vielleicht klappt es ja auch mit der Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Bis dahin ist JOLsport nämlich mindestens Ausstatter des Verbandes – und davon profitieren auch ÖTRV Lizenznehmer:innen mit tollen Aktionen und Preisvorteilen von bis zu 20 Prozent.