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TRI life
Österreichs wohl erfolgreichste Age-Group-Athletin im Interview
Von „A wie Alcatraz“ bis „X wie Xterra“
Sabine Greipel gilt als Fixstarterin und Stammgast auf dem Podium bei internationalen Bewerben. Alleine im vergangenen Jahr holte sie für Österreich insgesamt acht Medaillen bei Europa- bzw. Weltmeisterschaften, im heurigen Winter konnte sie bereits dreimal Silber erreichen.
Aktiv ist die Multisportlerin längst nicht nur im Triathlon, sondern vor allem auch in den Disziplinen Wintertriathlon, Crosstriathlon, Duathlon, Aquabike, Aquathlon und Swimrun. Im Interview erzählt sie über den Start ihrer unglaublichen sportlichen Karriere, auf welche Highlights sie besonders gerne zurückblickt und welches große Ziel sie sich für das Jahr 2024 gesteckt hat.
Liebe Sabine, lass uns kurz gemeinsam zurückblicken, wie alles begonnen hat: Wie bist du zum Triathlon gekommen?
Genau vor 30 Jahren, nämlich 1992, habe ich bei einem Bewerb auf der Wiener Donauinsel, der von einem Arbeitskollegen veranstaltet wurde, zum ersten Mal Duathlon-Luft geschnuppert. Rennrad hatte ich damals noch keines, das musste ich mir ausleihen. Der Bewerb hat mir damals wirklich viel Spaß gemacht und ich habe vor allem die anderen Athletinnen und Athleten bewundert, die schon sehr professionell unterwegs waren … das wollte ich auch machen! Mein Background war damals schon recht sportlich, ich habe Fußball, Tennis und Squash – auch bei Meisterschaften – gespielt. Im darauffolgenden Winter habe ich mir dann zehn Schwimmstunden in der Stadthalle genommen, um zunächst einmal die Basis zu erlernen. In der darauffolgenden Saison stand ich dann schon bei den ersten Triathlons am Start. Tja … und daraus wurden bis heute unter anderem 25 Ironmans, vier Hawaii-Slots und drei Staatsmeistertitel.
Was für eine Bilanz! Wie sieht denn dein Alltag aus, wie viel Platz nimmt das Triathlontraining ein?
Meinen Alltag habe ich komplett dem Training untergeordnet. Ich arbeite im Schichtdienst und konnte mir das aufwendige Training immer ganz gut einteilen, wobei rund 20 Trainingsstunden trotz Fulltime-Job aber natürlich schon eine Herausforderung waren und für anderes nur wenig Zeit blieb. Mittlerweile trainiere ich nur mehr zehn bis zwölf Stunden. Das Training absolviere ich meist alleine, weil es schwierig ist, geeignete Trainingspartner zu finden. Natürlich unternehme ich auch gerne mal Bergtouren oder Radausfahrten mit Freunden, aber das würde ich nicht als Training bezeichnen.
Du bist ja international sehr viel bei Bewerben unterwegs, bleibt da noch Zeit für Erholungsurlaube?
Neben Triathlon ist auch das Reisen eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Meine Hauptwettkämpfe plane ich deshalb immer so, dass ich damit auch gleich einen Urlaub verbinden kann. Ich muss sagen, durch den Sport bin ich an Orte gekommen, die ich sonst wohl gar nie entdeckt hätte. Bei meinen Reisen versuche ich aber immer, möglichst kostengünstig unterwegs zu sein, ich campe viel und schlafe auch oft im Auto.
Gibt es Bewerbe, an die du dich besonders gerne zurückerinnerst?
Sportliche Höhepunkte gibt es natürlich einige, wenn man schon so lange aktiv ist. Zum Beispiel mein erster HawaiiStart 1994, die „Crocodile Trophy“ als härtestes Mountainbike-Etappenrennen in Australien im Jahr 2000, aber auch die Xterra-WM in Maui, bei der ich 2001 den Sieg in meiner Altersklasse holen konnte. 2003 war ich bei der „Trans Rocky“, einem Mountainbike-Etappenrennen über die Rocky Mountains in Kanada, dabei. Unvergessen bleiben für mich aber auch der dritte Platz bei der 70.3-Weltmeisterschaft in Clearwater in Florida, die Teilnahme am legendären Triathlon „Escape from Alcatraz“ in San Francisco und die drei WM-Titel, die ich bei World-Triathlon-Bewerben holen konnte.
Gibt es bei so vielen Highlights überhaupt noch etwas, was du in den nächsten Jahren noch erreichen willst?
Ein großes Ziel, auf das ich hinarbeite, ist die MultisportWeltmeisterschaft in Townsville in Australien 2024. Wenn ich dort innerhalb der acht Tage vier verschiedene Bewerbe finishe – Duathlon, Crosstriathlon, Aquathlon und Aquabike –, dann darf ich mich „Multisport-Legende“ des World Triathlon nennen. Dafür gibt es sogar eine eigene Medaille, und das schaffen weltweit jährlich nur wenige. Das wäre schon etwas ganz Besonderes für mich, das möchte ich unbedingt noch schaffen.
Wie hat sich die Situation rund um Covid-19 auf dein Training und deine Motivation ausgewirkt?
Das Einzige, was für mich wirklich schwierig war, waren die geschlossenen Hallenbäder, denn Lauf- und Radtraining war ja problemlos möglich. Als Ausgleich habe ich daheim viel Kraft- und Zugseil-Training gemacht und bin dann auch gleich Mitte April, sobald es die Temperaturen eben erlaubt haben, ins Freiwasser gegangen. Nachdem die Wettkämpfe in Österreich großteils abgesagt wurden, konnte ich mit dem Swimrun eine neue Sportart für mich entdecken – in dieser Disziplin fanden in Tschechien und Italien auch ein paar Wettkämpfe statt. So habe ich auch einen wirklich coolen Bewerb gefunden, den „Aquaticrunner“: ein Swimrun über 26 Kilometer von Grado nach Lignano.
Gibt es jemanden, der dich zu den Wettkämpfe begleitet, oder bist du meist alleine unterwegs?
Zu den Bewerben fahre ich inzwischen nur noch alleine. Ich würde sagen, die Eigenwilligkeiten des Alters machen mich zur Solistin. Ich kann aber technisch, etwa am Fahrrad, mittlerweile zum Glück fast alles selbst machen und bin generell in Hinblick auf die Wartung und Reparatur meines Equipments sehr selbstständig und unabhängig geworden. Bei den Wettkämpfen selbst trifft man dann ohnehin immer wieder auf bekannte Gesichter.
Was bedeutet es für dich, bei internationalen Wettkämpfen für Österreich an den Start zu gehen oder sogar auf dem Podest zu stehen?
Wenn ich im rot-weiß-roten Trisuit am Start eines internationalen Bewerbes stehe, dann lautet mein Ziel natürlich immer, auch eine Medaille in meiner Altersklasse zu holen und gleichzeitig einen guten Wettkampf abzuliefern. Schon ein schlechter Wechsel kann bei diesen Bewerben zwischen dem Podium und den Plätzen dahinter entscheiden. Internationale Bewerbe sind für mich immer sehr attraktiv, weil ich dort auf starke Konkurrenz stoße und mich messen kann. National wird es leider mittlerweile in den höheren Altersklassen, insbesondere bei den Frauen, schon etwas dünn. Aber mich wird man auch hier so lange am Start finden, wie es mir möglich ist, Triathlon beziehungsweise Multisport auszuüben.
ERFOLGE
RUND 50 ÖSTM/ÖM-MEDAILLEN (davon 3 x Staatsmeisterin Langdistanz)
ALTERSKLASSEN-EUROPAMEISTERSCHAFTEN, diverse Distanzen: 9 x Gold, 7 x Silber, 6 x Bronze
ALTERSKLASSEN-WELTMEISTERSCHAFTEN, diverse Distanzen: 3 x Gold, 7 x Silber, 6 x Bronze
20 x IRONMAN-PODEST ALTERSKLASSE
15 X IRONMAN 70.3 PODEST ALTERSKLASSE, (davon 3 x Ironman-EM Wiesbaden, 1 x Ironman-EM Elsinore, 1 x Ironman-WM Clearwater)
8 x XTERRAPODEST (davon 1 x Altersklassen-Sieg WM Maui, 2 x EM Zittau, 1 x EM Prachatice)