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Paris wir kommen
Der Countdown läuft: Nur noch ein gutes halbes Jahr trennt uns von den 33. Olympischen Sommerspielen (26. Juli bis 11. August 2024) und den 17. Paralympischen Spielen (28. August bis 8. September 2024) in Paris.
Gute Ausgangslage
Zum bereits dritten Mal nach 1900 und 1924 wird die französische Hauptstadt Gastgeber für die besten Sportler:innen der Welt sein.
Die Chancen für Österreichs Triathlet:innen, am Ende der Qualifikationsphase (27. Mai 2024) einen Quotenplatz zu erreichen, stehen aus heutiger Sicht ganz gut!
„Nach derzeitigem Stand hätten wir zwei Damen und zwei Herren bei den Olympischen Spielen in Paris am Start“, zieht ÖTRV-Sportdirektor Robert Michlmayr nach drei Vierteln der Qualifikationsphase Zwischenbilanz. Er gibt aber im gleichen Atemzug zu bedenken, dass diese noch lange ist. Und so simpel und klar die Qualifikationskriterien im Triathlon auf nur etwas mehr als zwei DIN-A4-Seiten auf den ersten Blick erscheinen mögen, gibt es doch noch ein paar Fragezeichen und Eventualitäten, die uns noch den einen oder anderen Platz kosten könnten. Denn: Fix vergeben werden die Quotenplätze erst Ende Mai 2024.
„Wir haben gute Möglichkeiten, das Optimalziel in Bezug auf die Qualifikation (Anm.: zwei Damen und zwei Herren und damit auch die Teilnahme im Teambewerb) zu erreichen“, so Michlmayr weiter. Vor allem bei den Damen ist die Ausgangslage sehr gut: „Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass Julia Hauser einen Quotenplatz für den ÖTRV holen wird. Auch Lisa Perterer ist in einer sehr guten Position. Bei den Herren hat Luis Knabl den Platz relativ abgesichert und auch Tjebbe Kaindl liegt sehr gut. Auch Leon Pauger wäre noch in Schlagdistanz.“ Unter dem für einen Olympia-Einsatz in den Kriterien definierten 140. Platz im unbereinigten Qualifikationsranking sind aktuell zudem auch noch Tanja Stroschneider, Therese Feuersinger und Sara Vilic bei den Damen sowie Martin Demuth und Lukas und Philip Pertl.
Während Kaindl mit einer richtig guten zweiten Saisonhälfte heuer viele wichtige Punkte machen konnte, lief es bei Pauger bis auf einen 11. Platz beim Weltcup in Weihai (CHN) so gar nicht nach Wunsch: „Ich denke, die Chance ist noch vorhanden, auch wenn es schwierig wird. Es sind nächstes Jahr noch einige Rennen und sollte die Form passen, ist sicher noch einiges drinnen.“
Nur 55 Athletinnen und 55 Athleten werden im Triathlon, einer der insgesamt 32 Sportarten bei diesen Spielen, die Chance haben, ihr Land zu vertreten. Was eine Prognose aus aktueller Sicht so schwierig macht, ist die Ungewissheit, wo am Ende des Tages der „Cut“ liegen wird. Einfluss darauf haben noch einige Faktoren, wie Michlmayr anmerkt: „Wie viele Nationen schaffen drei Quotenplätze (Anm.: haben drei Athleten unter den Top 30 der unbereinigten Qualifikationsliste)? Wer qualifiziert sich neben den bereits fix qualifizierten Teams (Anmerkung: Deutschland und Großbritannien haben sich neben Gastgeber Frankreich bereits bei den Team-WMs qualifiziert) noch beim
letzten Team-Qualifikationsrennen von 17. bis 19. Mai 2024 in Huatulco (MEX) und bekommt dadurch Athlet:innen auf die Startliste der Individualrennen? Wie performen Österreichs Athlet:innen – und vor allem auch ihre direkten Konkurrent:innen – noch in den letzten Qualifikationsrennen 2024? Fragen über Fragen, die es eben nicht leicht machen, aktuell eine Aussage zu treffen.
Schwitzen für das große Highlight
Österreichs Kaderathlet:innen sind nach einer langen Saison und einer kurzen „Off-Season“ bereits wieder voll im Training. Seitens des Verbandes werden in den nächsten Monaten zwei zentrale Trainingsmaßnahmen angeboten: Im Dezember geht es wieder nach Fuerteventura und im Februar, nach den verpflichtenden Athletenchecks in der Südstadt, wieder zum Klimalehrgang nach Thailand. Schwitzen für das große Highlight ist also angesagt, auch wenn die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit in Paris kein so großes Thema sein werden wie vor zwei Jahren in Tokio.
Die Strecke
Der Start zu den Bewerben erfolgt um 8.00 Uhr Früh und zu absolvieren ist, nomen est omen, eine Olympische Distanz (1.500 Meter Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen) im Zentrum der Stadt. Vor allem das Schwimmen in der Seine, wo es auf zwei Runden zweimal gegen die Stromrichtung anzukämpfen gilt, hat so seine Tücken. Julia Hauser, Tanja Stroschneider und Luis Knabl haben diese beim OlympicTestevent am 17. und 18. August bereits erlebt.
„Das Schwimmen in der Seine bzw. die Strömung ist sehr speziell. Es ist in der Mitte mehr Strömung und das ist beim Zurückschwimmen sehr ausschlaggebend“, so Hauser, die im kommenden Jahr noch versuchen wird, im Ranking weiter vorzurücken, um eine bessere Startposition auf dem Ponton unterhalb der „Pont Alexandre III“-Brücke zu bekommen. Die Sonne steht zudem in den Morgenstunden sehr tief. Auch für Tanja Stroschneider stellte das Schwimmen in vielerlei Hinsicht eine besondere Herausforderung dar: „Nicht nur weil die Strömung doch deutlich stärker war als erwartet, sondern natürlich auch aufgrund der Wasserqualität. Ich wurde nach dem Schwimmen in der Seine leider krank.“
Die Rad- und auch die Laufstrecke, die über lange Kopfsteinpflasterpassagen unter anderem auf den Champs Élysées (Rad) verlaufen, waren für die Eliteathlet:innen kein Thema. Sehr wohl aber im Parabereich: „Der Grip zwischen Handschuhen und den Treibreifen ist bei uns eine ganz wichtige Sache und der hat in Paris aufgrund des Regens abgebaut und das Ganze massiv erschwert. Ich hoffe auf gute Wetterbedingungen, wenn schon die Straßenbedingungen für uns Parasportler zu wünschen übriglassen“, so Tokio-Silbermedaillengewinner Florian Brungraber, der auf seiner „Road to Paris“ hervorragend liegt.
Die großartige Stimmung beim Testevent haben aber alle Athlet:innen schon sehr genossen: „So etwas habe ich in der Form selten erlebt“, so Stroschneider. Und die Vorfreude auf einen möglichen Einsatz im kommenden Jahr wurde dadurch noch verstärkt: „Ich glaube, das wird nächstes Jahr der Wahnsinn, und ich möchte in Paris am Tag der Spiele meine beste Performance abrufen. Rio und Tokio sind ja nicht so gut verlaufen. Es werden sicher viele Freunde und die Familie kommen und das ist nochmals eine Extra-Motivation“, so Hauser, die vor ihrer dritten Teilnahme steht. Auch Kaindl kommt ins Schwärmen: „Das, was ich gesehen habe, war megageil. So eine geile Location! Das wird nächstes Jahr unglaublich und da werden so viele Zuseher sein!“
Wer aus rot-weiß-roter Sicht letztendlich das Rennen um die heiß begehrten Startplätze machen und Österreich im Zentrum von Paris vertreten wird, wissen wir in rund 230 Tagen. (CT)