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Vom Olympioniken zum Unternehmer

Andreas Giglmayr im Interview

Mit 12 Jahren absolvierte der Salzburger Andreas Giglmayr seinen ersten Triathlon. In den darauffolgenden 22 Jahren erreichte er nicht nur unzählige Podestplätze und Top-10-Platzierungen im In- und Ausland, sondern vertrat Österreich auch bei den Olympischen Spielen in London (2012). Was seine ganz persönlichen Highlights in seiner Triathlonkarriere waren, wie er sich beruflich verwirklicht hat und ob er sich für seine beiden Söhne ebenfalls eine TriathlonKarriere vorstellen könnte, hat er uns im Interview verraten.

Lieber Andreas, du bist mit 12 Jahren bei deinem ersten Triathlon gestartet. Wo war das und war es sozusagen „Liebe auf den ersten Blick“?

Genau, das war bei einem kleinen Triathlon in Bürmoos, im Norden von Salzburg. Ich bin damals einfach nur zum Spaß beim Kindertriathlon gestartet, konnte meinen Bewerb aber an diesem Tag gleich gewinnen und ja, das TriathlonFieber hat mich tatsächlich sofort gepackt.

Wie ging es danach weiter? Wann wurden die Olympischen Spiele für dich ein Thema?

Triathlon war damals noch eine Randsportart und mit Anton Kesselbacher habe ich einen Spitzentrainer gefunden, der mich bis zur Eliteklasse begleitet hat. Schon damals war ich immer wieder unter den Top 3 in Österreich, mit dem Aufstieg zum Juniorenathleten kamen dann auch viele internationale Erfolge dazu, etwa 2002 mit Rang 3 bei der Junioren-EM in Györ/HUN und einem 6. Platz bei der Junioren-WM in Cancun/ MEX. Eigentlich hatten alle, die damals in den Top 10 waren, einen Start bei Olympia in London im Visier, insofern war das natürlich auch mein großes Ziel.

Wie war dann die konkrete Vorbereitung für London?

Nur wenige wissen, wie lange der Weg zu Olympischen Spielen letztendlich ist. Die Qualifikationsphase dauert ja zwei Jahre. Nach meinen Erfolgen als Junior war ich zwar weiterhin recht erfolgreich, aber definitiv noch nicht in der Form für die Spiele. Deshalb bin ich 2009 nach Australien gegangen, um mein Trainingsumfeld zu optimieren. Ich habe dort in der Trainingsgruppe von Darren Smith trainiert, in der unter anderem auch Lisa Norden und Daniele Ryf waren, und wirklich alles in den Triathlonsport investiert. So habe ich damals auch mein Medizinstudium aufgegeben und auch zu Hause für eine Zeit lang eigentlich alle Zelte abgebrochen, um mein großes Ziel „London 2012“ zu erreichen.

Wie hast du die Olympischen Spiele dann erlebt? Du warst aus österreichischer Sicht der einzige Athlet, der sich qualifizieren konnte.

Die Spiele in London waren aus meiner Sicht absolut einzigartig, gerade für uns Triathlet:innen: Die beiden Brownlee-Brüder als Top-Favoriten sorgten für eine unglaubliche Aufmerksamkeit für den gesamten Triathlon und für enorme Zuschauermassen. Mein eigenes Rennen war leider nicht mein bestes, am Ende wurde es Rang 40.

Danach bist du dann auf die längeren Distanzen gewechselt –und das sehr erfolgreich.

Das stimmt. Nach London war klar, dass ich mich entscheiden musste, wie es weitergeht. Die darauffolgenden Jahre waren sehr intensiv, weil ich einerseits sportlich weiterhin aktiv sein wollte, aber gleichzeitig auch in meine berufliche Zukunft investiert habe. Ich habe mich für ein Physiotherapie-Studium an der FH entschieden und mich auf Mittel- und Langdistanz-Rennen konzentriert, und das eigentlich von Anfang an sehr erfolgreich. Bei meiner ersten Langdistanz beim Ironman Klagenfurt wurde ich mit einer Zeit von 8:09 Stunden auf Anhieb Vierter.

Gibt es ein Rennen, das du als dein bestes bezeichnen würdest bzw. an das du dich besonders gerne zurückerinnerst?

Puh, das ist eine schwierige Frage. Ich denke, die bereits angesprochene Junioren-WM in Cancun war mit Sicherheit eines meiner besten Rennen, aber zum Beispiel auch Rang 15 beim Finale der ITU World Championship Series (WCS) 2010 in Budapest. Aber es gibt zum Glück tatsächlich viele Bewerbe, die für mich richtig gut gelaufen sind, wie die Challenge Rimini 2014, die Challenge Walchsee 2015 und der Ironman Zell am See 2017, bei denen ich jeweils die Silbermedaille holen konnte. In Erinnerung bleiben mir natürlich auch die Heimrennen beim Trumer Triathlon, wo ich 2013 Staatsmeister auf der Kurz- und 2018 auf der Mitteldistanz wurde und bei meinem Abschiedsrennen 2019 noch einmal den Sieg –damals auch mit Streckenrekord – holen konnte.

Was ich aber schade finde, ist, dass es viele der kleinen Veranstaltungen von damals heute gar nicht mehr gibt.

Triathlon hat sich in den letzten Jahren immer mehr zum Breitensport entwickelt. Freut dich das persönlich?

Das freut mich natürlich, weil ich ja doch sehr lange aktiv dabei war. Was ich aber schade finde, ist, dass es viele der kleinen Veranstaltungen von damals heute gar nicht mehr gibt. Als Salzburger denke ich da an die Rennen am Fuschlsee, Bürmooser See, Wallersee – das waren alles wirklich gut organisierte, lokale Rennen, bei denen es gar nicht um die Einnahmen gegangen ist, sondern der Sport wirklich im Vordergrund gestanden ist. Natürlich ist es super, wie sich der Triathlon entwickelt hat, aber es wäre schön, wenn es auch wieder mehr kleinere, lokale Bewerbe geben würde.

Mit deiner Physiopraxis und deinem Bikefitting führst du heute gleich zwei erfolgreiche Unternehmen. Sind deine Patienten und Kunden dort in erster Linie auch Triathleten?

Die Bandbreite ist vor allem in der Physiopraxis sehr groß – vom ganz normalen Nicht-Sportler, der nach einem Unfall oder mit einer Überlastungserscheinung zu mir kommt, bis hin zum Spitzenathleten. Wir sind inzwischen sechs Therapeuten in der Praxis. Und auch beim Bikefitting ist alles dabei – von jemandem, der sich sein erstes Rennrad gekauft hat, bis hin zum Ironman-Weltmeister. Es kommen auch Radprofis und ganze Radteams mit ihren Athleten zu mir.

Das klingt nach viel Arbeit und dementsprechend wenig Freizeit. Wie verbringst du die Zeit, die da noch bleibt?

Privat steht bei mir die Familie absolut im Vordergrund. Meine Frau Anna und ich haben mittlerweile zwei Söhne, Luis ist jetzt drei Jahre und Felix sechs Monate. Wenn es sich dann noch ausgeht, verbringe ich die Zeit am liebsten mit Trailrunning, Skitouren oder am Rad, egal ob Rennrad, Gravel- oder Mountainbike.

Reizt es dich, eines Tages wieder selbst bei einem Triathlon an den Start zu gehen?

Triathlon ist für mich gar kein Thema mehr, da habe ich auch tatsächlich keine Lust mehr auf Wettkämpfe, sondern konzentriere mich auf die Betreuerrolle. Meine Erfahrung und mein Wissen aus der Karriere als aktiver Athlet und im Zuge der Ausbildung und den Jahren als Physiotherapeut gebe ich gerne weiter. Was mich schon reizt, wäre ein Mountainbike-Marathon oder ein Gravelrennen, und ich war beispielsweise auch im Jänner bei der Mountain Attack am Start. Das mache ich aber alles einfach zum Spaß und ohne viel Vorbereitung.

Wenn deine Söhne einmal selbst Triathlon betreiben möchten, würdest du dich da freuen und das aktiv unterstützen?

Grundsätzlich finde ich es einfach wichtig, dass Kinder sich bewegen, und ich möchte Luis und Felix einfach die Freude am Sport vermitteln. Es gibt für mich einen großen Unterschied zwischen Fördern und „Pushen“ – ich beschränke mich auf Ersteres und würde mich aber natürlich freuen, wenn sie sich für eine Sportart entscheiden, die wir gemeinsam ausüben können. Aber auch Dinge wie etwa soziale Kompetenz, Kreativität etc. sind uns in der Erziehung wichtig.

Wenn dich jemand, der 2024 den ersten Triathlon absolvieren möchte, nach deiner Empfehlung fragen würde – was wäre deine Antwort?

Einem Rookie würde ich auf jeden Fall raten, rechtzeitig mit der Vorbereitung zu starten und sich idealerweise einen Verein zu suchen, der Trainingseinheiten anbietet. Gerade beim Schwimmen ist es wichtig, die richtige Technik zu erlernen. Und auch sonst sollte man schon jetzt den Winter nutzen, um die Form langsam aufzubauen. In meiner Praxis habe ich leider immer wieder Patienten, die viel zu schnell die Umfänge erhöht haben und dann irgendwann die Freude verlieren. Wichtig ist es, trotz allem locker zu bleiben und auch sonst das Leben zu genießen.

Gibt es in Österreich einen Bewerb, bei dem man unbedingt am Start gestanden haben sollte?

Als Salzburger empfehle ich hier natürlich den Trumer Triathlon: eine perfekt organisierte Veranstaltung mit verschiedenen Bewerben für jedes Alter und Niveau in einer einzigartigen Umgebung. Aber auch die Challenge Walchsee ist wirklich schön – und, wie bereits erwähnt, auch die vielen kleineren, lokalen Triathlons wie etwa Mondsee, Kirchbichl und viele mehr sind aus meiner Sicht definitiv einen Besuch wert. (LH)

Andreas Giglmayr wird bei den Olympischen Spielen in London den 40. Rang (© GEPA pictures)
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