1 minute read

Militär geht, Kultur kommt

Dank einer kurzweiligen Dokumentation wird auf dem einstigen Kasernenareal in der Oststadt Geschichte lebendig

Die Basis hat Uwe Schellinger mit „Eine Kaserne und ihre Menschen“ 1998 gelegt. Zentrale Inhalte seiner Promotion sind auf Tafeln festgehalten. Anlässlich der Heimattage wurde die Dokumentation vor Ort erneuert. Ein Rundgang.

Advertisement

Seit 1898 besteht die Kaserne auf dem Gelände zwischen der Weingartenstraße, der Moltkestraße, der Brachfeldstraße und der

Fessenbacher Straße. Nahezu acht Jahrzehnte diente das Areal als Standort militärischer Einheiten: Von 1898 bis 1919 für die Kaiserliche Armee, von 1936 bis 1945 für die deutsche Wehrmacht und von 1945 bis 1992 für die französischen Streitkräfte. Nach dem Abzug der französischen Truppen gelang der Stadt Offenburg die Konversion des Militärgeländes in ein Gebiet für kulturelle Institu- tionen und privaten Wohnraum. In dessen Mittelpunkt steht seit 1997 das Kulturforum, das unter anderem die Stadtbibliothek, die Kunstschule, die Volkshochschule, Musikschule sowie Städtische Galerie und den Kunstverein Offenburg-Mittelbaden beherbergt.

1939 erhielt das Areal einen eigenen Namen: Auf Anordnung des Oberkommandos des Heeres wurde die Kaserne nach dem preußischen Offizier Oberst Otto Richard Ludwig von Ihlenfeld benannt – die neuerstarkte Wehrmacht sollte in die Tradition der alten Armee des Kaiserreichs gestellt werden. Offiziell trug die Kaserne den Namen „IhlenfeldKaserne“ lediglich bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs.

Während die einfachen Soldaten des Regiments 170 in großen Mannschaftsräumen untergebracht waren, hatten die verheirateten Offiziere und Beamte eigene Wohnungen. Die vier Latrinenhäuser sind nicht mehr vorhanden. Später gab es Zentralheizung sowie Duschen und Klosetts direkt in den Häusern. Viele französische Soldaten lebten mit ihren Familien dann außerhalb der Kaserne. Trotzdem blieb der Austausch mit der Offenburger Bevölkerung auf wenige Begegnungen beschränkt.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs herrschte in Offenburg eine erschreckende Wohnungsnot. Die nunmehr leer stehende

Eigenes Stadtviertel

Kaserne bot sich zur Einrichtung von Notwohnungen an. Diese wurden anfangs hauptsächlich an Flüchtlingsfamilien aus ElsassLothringen vergeben. Allmählich entwickelte sich ein eigenes Stadtviertel. Eine prominente Bewohnerin war Wilhelmina Döserich (1886-1962), die als erste Frau in den Offenburger Stadtrat gewählt wurde: Im Dezember 1930 gelangte sie als Abgeordnete der KPD in das Ratsgremium.

1935 war die Kaserne das Zuhause für etwa 180 Familien. Mitte der 1990er Jahre baute die Wohn- und Stadtbau GmbH vier ehemalige Mannschaftsunterkünfte (Brachfeldstraße und Franz-Ludwig-Mersy-Straße) erneut zu Privatwohnungen um.

This article is from: